Einführung in die Mikroökonomie Gewinnmaximierung und Wettbewerbsangebot Universität Erfurt Wintersemester 07/08 Prof. Dittrich (Universität Erfurt) Gewinnmaximierung und Wettbewerbsangebot Winter 1 / 25 Themen in diesem Kapitel Wiederholung Kosten Wiederholung Gewinnmaximierung Die kurzfristige Angebotskurve eines Wettbewerbsunternehmens Das Angebot im langfristigen Wettbewerbsgleichgewicht Die langfristige Branchenangebotskurve Prof. Dittrich (Universität Erfurt) Gewinnmaximierung und Wettbewerbsangebot Winter 2 / 25 Wiederholung und Übung: Kosten Die Produktionsfunktion einer Firma sei Q = KL. Der Preis für eine Einheit Kapital betrage 10 Euro und der Preis für eine Einheit Arbeit betrage 20 Euro. 1 Wie lautet die kostenminimale Inputkombination zur Produktion von 1.800 Einheiten Output? MPK = L; MPL = K ; 1.800 = K · L wK 10 MPK L 1 = = 0, 5; = = ⇔ L = 0, 5K wL 20 MPL K 2 1.800 = K · 0, 5K ⇔ K = 60 → L = 30 2 Was kostet die kostenminimale Produktion von 1.800 Einheiten Output? C = wK · K + wL · L = 10 · 60 + 20 · 30 = 1.200 Prof. Dittrich (Universität Erfurt) Gewinnmaximierung und Wettbewerbsangebot Winter 3 / 25 Wiederholung und Übung: Kosten Die Produktionsfunktion einer Firma sei Q = KL. Der Preis für eine Einheit Kapital betrage 10 Euro und der Preis für eine Einheit Arbeit betrage 20 Euro. 1 2 Wie lautet die kostenminimale Inputkombination (bei konstantem Verhältnis von K und L), wenn die Firma genau 1.000 Euro ausgeben möchte? 1.000 = wK · K + wL · 12 K = 10 · K + 20 · 12 K → K = 50 → L = 25 Wie viel kann sie dann produzieren? Q = 50 · 25 = 1.250 Prof. Dittrich (Universität Erfurt) Gewinnmaximierung und Wettbewerbsangebot Winter 4 / 25 Übung: Kosten Eine Unternehmung hat zwei Fabriken, in denen sie ein homogenes Gut produzieren kann. Fabrik A produziert mit der Kostenfunktion C (y1 ) = 2y12 + 90, Fabrik B mit der Kostenfunktion C (y2 ) = 6y22 + 40. Wie viel wird die Unternehmung in beiden Fabriken erzeugen, wenn sie insgesamt 32 Outputeinheiten des Gutes so billig wie möglich produzieren möchte? Lösung: Im Kostenminimum müssen die Grenzkosten in beiden Fabriken gleich sein: MC1 = 4y1 = 12y2 = MC2 y1 = 3y2 Die Produktion der 32 Einheiten verteilt sich also auf die Fabriken wie folgt: 32 = y1 + y2 32 = 3y2 + y2 = 4y2 8 = y2 → y1 = 3 × 8 = 24 Prof. Dittrich (Universität Erfurt) Gewinnmaximierung und Wettbewerbsangebot Winter 5 / 25 Vollkommene Wettbewerbsmärkte Preisnehmerverhalten Ein einzelnes Unternehmen verkauft nur einen sehr geringen Anteil der Gesamtgütermenge des Marktes und kann folglich den Marktpreis nicht beeinflussen. Der einzelnen Konsument kauft einen so geringen Anteil des Branchenoutputs, dass er keinen Einfluss auf den Marktpreis hat. Produkthomogenität Die Produkte aller Unternehmen sind vollkommene Substitutionsgüter. Beispiele: landwirtschaftliche Erzeugnisse, Öl, Kupfer, Eisen, Holz Freier Markteintritt und -austritt Die Käufer können leicht von einem Anbieter zu einem anderen wechseln. Die Anbieter können leicht in einen Markt eintreten bzw. diesen verlassen. Prof. Dittrich (Universität Erfurt) Gewinnmaximierung und Wettbewerbsangebot Winter 6 / 25 Grenzerlös, Grenzkosten und die Gewinnmaximierung 20 Formal: Kosten, Erlös, Gewinn 5 10 15 TR TC Die Gewinne werden maximiert, wenn: 0 Gewinn 5 q0 π(q) = R(q) − C (q) ∂π ∂R ∂C = − ∂q ∂q ∂q ∂C ∂R , MC = MR = ∂q ∂q 10 Output q* 15 20 Die Gewinne werden maximiert, wenn MC = MR. ∂π =0 ∂q MR − MC = 0 bzw. so dass gilt MR(q) = MC (q) Prof. Dittrich (Universität Erfurt) Gewinnmaximierung und Wettbewerbsangebot Winter 7 / 25 Übung: Gewinnmaximierung In Ihrem Unternehmen können Sie Output durch den Einsatz von Arbeitskräften x1 und Maschinen x2 erzeugen. Ihre Technologie ist gegeben durch die Produktionsfunktion y (x1 , x2 ) = x10,5 x2 . Kurzfristig können Sie den Input von Maschinen nicht variieren und der aktuelle Bestand ist gegeben durch X2 = 10. Der Outputpreis beträgt p = 16 und der Lohnsatz für Arbeitskräfte beträgt w1 = 8. Wie viele Arbeitskräfte werden Sie einstellen, wenn Sie kurzfristig Ihren Gewinn maximieren wollen? Lösung: π = R − C = p · y (x1 , x2 ) − (w1 x1 + w2 x2 ) Mπ ∂π ∂x1 = MR − MC = p · MPx1 − w1 = 80x1−0,5 − 8 = 0 x1−0,5 = x1−1 x1 8 80 = = 1 100 ! 1 10 = 100 Prof. Dittrich (Universität Erfurt) Gewinnmaximierung und Wettbewerbsangebot Winter 8 / 25 Kosten Die kurzfristige Angebotskurve eines Wettbewerbsunternehmens MC ATC S p2 p1 Der Gewinn wird maximiert, wenn gilt MC = MR. AVC p = AVC Schliessung q1 q2 Output Die Angebotskurve S des Unternehmens entspricht seinen Grenzkosten oberhalb den durchschnittlichen variablen Kosten: S = MC oberhalb der AVC Prof. Dittrich (Universität Erfurt) Wenn P > ATC, erzielt das Unternehmen Gewinne. Wenn AVC < P < ATC, sollte das Unternehmen trotz eines Verlustes weiterproduzieren. Wenn P < AVC < ATC, sollte das Unternehmen schließen. Gewinnmaximierung und Wettbewerbsangebot Winter 9 / 25 Die Produzentenrente eines Unternehmens Die Unternehmen erzielen auf alle Einheiten der Gütermenge, außer auf die letzte, einen Überschuss. In q ? gilt MC = MR Preis Zwischen 0 und q ? gilt MR > MC bei allen Einheiten. MC AVC B A Produzenten− P rente D C Die Produzentenrente ist gleich der Summe der Differenz zwischen dem Marktpreis eines Gutes und den Grenzkosten der Produktion über alle produzierten Einheiten. Alternativ ist VC gleich die Fläche ODCq ? . 0 q* Menge Prof. Dittrich (Universität Erfurt) R ist gleich P × q ? bzw. OABq ? . Produzentenrente = R - VC bzw. die Fläche ABCD. Gewinnmaximierung und Wettbewerbsangebot Winter 10 / 25 Die Produzentenrente eines Marktes Gewinn = π = R − VC − FC In der kurzen Frist mit positiven fixen Kosten gilt also PS > π Q* Prof. Dittrich (Universität Erfurt) Produzentenrente = PS = R − VC D S Produzenten− rente P* Preis Menge Die Produzentenrente in einem Markt ist gleich der Differenz zwischen P* und S von 0 zu Q*. Gewinnmaximierung und Wettbewerbsangebot Winter 11 / 25 Gewinne in der langen Frist Erzielt der Produzent einen Gewinn, nachdem durch den erhöhten Output der Preis auf Euro 30 gesenkt wird? Preis LMC 40 C SMC SAC A LAC P E B G Buchhalterischer Gewinn = R − wL− Kapitalabschreibung Ökonomischer Gewinn = R − wL − rK F 30 wL = Arbeitskosten q1 q2 Prof. Dittrich (Universität Erfurt) q3 Menge rK = Opportunitätskosten des Kapitals (Abschreibung und Verzinsung) Gewinnmaximierung und Wettbewerbsangebot Winter 12 / 25 Das langfristige Wettbewerbsgleichgewicht Die langfristige Reaktion auf kurzfristige Gewinne besteht in einer Erhöhung der Gütermenge und der Gewinne. Die Gewinne bilden einen Anreiz für andere Produzenten in den Markt einzutreten. Durch mehr Produzenten steigt das Branchenangebot, wodurch der Marktpreis sinkt. Das Angebot steigt, bis der Gewinn = 0. Ein Unternehmen Die gesamte Branche Preis Preis LMC LAC P E 40 G 40 S2 F 30 S1 30 D q2 q3 Prof. Dittrich (Universität Erfurt) Menge Q1 Gewinnmaximierung und Wettbewerbsangebot Q2 Menge Winter 13 / 25 Das langfristige Wettbewerbsgleichgewicht MC = MR P = LAC I I Es besteht kein Anreiz, in den Markt einzutreten oder diesen zu verlassen. Gewinne = 0 Der Marktgleichgewichtspreis ist gleich den langfristigen Durchschnittskosten, der langfristigen Grenzkosten und dem Grenzerlös. Im langfristigen Marktgleichgewicht kann also keine Firma ihren Preis senken, um ihren Marktanteil zu vergrössern ohne Verluste in Kauf nehmen zu müssen. Prof. Dittrich (Universität Erfurt) Gewinnmaximierung und Wettbewerbsangebot Winter 14 / 25 Übung: Langfristiges Wettbewerbsgleichgewicht Wir kennen die Kostenfunktion eines Unternehmens und wissen, dass es sich im langfristigen Wettbewerbsgleichgewicht befindet. Können wir den Marktpreis und die Produktionsmenge des Unternehmens bestimmen? Bsp.: C (q) = q 3 − 4q 2 + 5q LAC: q 2 − 4q + 5 LMC: 3q 2 − 8q + 5 LAC=LMC (muss im Wettbewerbsgleichgewicht gelten) q 2 − 4q + 5 = 3q 2 − 8q + 5 0 = 2q 2 − 4q 2q 2 = 4q q=2 LAC=P 22 − 4 × 2 + 5 = 4 − 8 + 5 = 1 Kontrolle: P=MC (Gewinnmaximium) ? 1 = 3 × 22 − 8 × 2 + 5 = 12 − 16 + 5 = 1 Prof. Dittrich (Universität Erfurt) Gewinnmaximierung und Wettbewerbsangebot Winter 15 / 25 Übung: Langfristige Gewinnmaximierung Die Kostenfunktion einer Firma laute C (q) = q 3 − 7q 2 + 12q. Der Wettbewerspreis sei P = 4. Bei welchem Output maximiert die Firma ihren Gewinn? Wie gross ist der Gewinn? Wie lautet die Steigung der MC-Kurve? R = Pq = 4q ∂MC ∂R = 6q − 14 MR = =4=P ∂q ∂q MC = 3q 2 − 14q + 12 Im Gewinnmaximum gilt MR=MC: 4 = 3q 2 − 14q + 12 0 = 3q 2 − 14q + 8 Bei q = 2/3 ist die Steigung der MC −10, der Gewinn wird nicht maximiert. Bei q = 4 ist die Steigung der MC 10, der Gewinn wird also maximiert. π =R −C 0 = (3q − 2)(q − 4) 2 q= und q = 4 3 = 4q − q 3 + 7q 2 + 12q = −q 3 + 7q 2 − 8q = −64 + 112 − 32 = 16 Ist der Gewinn bei beiden q maximal? Prof. Dittrich (Universität Erfurt) Gewinnmaximierung und Wettbewerbsangebot Winter 16 / 25 Die langfristige Branchenangebotskurve Der Verlauf der langfristigen Angebotskurve hängt davon ab, zu welchem Ausmaß Änderungen des Branchenoutputs die von den Unternehmen zu zahlenden Preise für Produktionsfaktoren beeinflussen. Zur Bestimmung des langfristigen Angebots nehmen wir an: Alle Unternehmen haben Zugang zu den verfügbaren Produktionstechnologien. Es herrscht freier Marktein- und austritt. Die Gütermenge steigt durch die Verwendung einer größeren Menge von Inputs und nicht durch Erfindungen (technologischer Fortschritt). Der Markt der Produktionsfaktoren ändert sich nicht, wenn die Branche expandiert oder schrumpft. Prof. Dittrich (Universität Erfurt) Gewinnmaximierung und Wettbewerbsangebot Winter 17 / 25 Das langfristige Angebot in einer Branche mit konstanten Kosten und einer Nachfragesteigerung Ein Unternehmen Die gesamte Branche Preis Preis LMC D2 S1 LAC D1 S2 E G 30 F q1 q2 P LS 30 Menge Q1 Q3 Menge Ökonomische Gewinne ziehen neue Unternehmen an. Das Angebot steigt auf S2 , und der Markt kehrt zu seinem langfristigen Gleichgewicht zurück. Prof. Dittrich (Universität Erfurt) Gewinnmaximierung und Wettbewerbsangebot Winter 18 / 25 Das langfristige Angebot in einer Branche mit konstanten Kosten und einer Nachfragesteigerung Eine Änderung des Outputs habe keine Auswirkungen auf die Faktorkosten. Die gesamte Branche Ein Unternehmen Preis Preis S1 LAC LMC D2 D1 S2 E G 30 P F q1 q2 LS 30 Q1 Menge Q3 Menge Q1 steigt auf Q3 . Langfristiges Angebot = LS = LAC. In einer Branche mit konstanten Kosten bildet das langfristige Angebot eine horizontale Linie in einem Preis, der gleich den minimalen Durchschnittskosten der Produktion ist. Prof. Dittrich (Universität Erfurt) Gewinnmaximierung und Wettbewerbsangebot Winter 19 / 25 Das langfristige Angebot in einer Branche mit zunehmenden Kosten und einer Nachfragesteigerung Ein Unternehmen Die gesamte Branche Preis Preis LMC2 D2 LAC2 S1 S2 D1 LS LAC1 P3 P2 P1 LMC1 q3 q1 q2 Q1 Q2 Q3 Menge Menge Aufgrund der Steigerungen der Faktorpreise tritt das langfristige Gleichgewicht bei einem höheren Preis ein. In einer Branche mit zunehmenden Kosten ist die langfristige Angebotskurve positiv geneigt. Prof. Dittrich (Universität Erfurt) Gewinnmaximierung und Wettbewerbsangebot Winter 20 / 25 Das langfristige Angebot in einer Branche mit abnehmenden Kosten und einer Nachfragesteigerung Ein Unternehmen Die gesamte Branche Preis Preis LMC1 LAC1 D2 D1 S1 S2 LAC2 P3 P2 P1 LS LMC2 q1 q3 q2 Menge Q1 Q2 Q3 Menge Aufgrund des Rückgangs der Faktorpreise tritt das langfristige Gleichgewicht bei einem niedrigeren Preis ein. In einer Branche mit abnehmenden Kosten ist die langfristige Angebotskurve negativ geneigt. Prof. Dittrich (Universität Erfurt) Gewinnmaximierung und Wettbewerbsangebot Winter 21 / 25 Die langfristige Elastizität des Angebots Branche mit konstanten Kosten I I I I Langfristige Angebotskurve verläuft horizontal. Geringe Preissteigerungen führen zu einer äußerst starken Erhöhung der Gütermenge. Langfristige Elastizität des Angebots ist unendlich groß. Produktionsfaktoren sind leicht verfügbar. Branche mit zunehmenden Kosten I I I Die langfristige Angebotskurve verläuft positiv geneigt und die Elastizität ist positiv. Die Steigung und damit auch die Elastizität hängt von der Steigerungsrate der Faktorkosten ab. Die langfristige Elastizität ist im allgemeinen größer als die kurzfristige Elastizität des Angebots. Prof. Dittrich (Universität Erfurt) Gewinnmaximierung und Wettbewerbsangebot Winter 22 / 25 Die Auswirkungen einer Produktionssteuer auf den Output eines Wettbewerbsunternehmens Wie reagiert ein Unternehmen auf eine Steuer auf seinen Output? Preis AC2 MC2=MC1+t AC1 t P1 MC1 q2 Prof. Dittrich (Universität Erfurt) q1 Durch eine Produktionssteuer wird die Grenzkostenkurve des Unternehmens um den Betrag der Steuer erhöht. Das Unternehmen reduziert seinen Output bis auf den Punkt, in dem die Grenzkosten plus der Steuer gleich dem Preis des Produkts sind. Menge Gewinnmaximierung und Wettbewerbsangebot Winter 23 / 25 Die Auswirkungen einer Produktionssteuer auf den Output einer Branche Preis D Durch die Steuer wird S1 auf S2 verschoben. t P2 P1 Der Output sinkt auf Q3 . Der Preis steigt auf P2 . S2 S1 Q3 Q1 Prof. Dittrich (Universität Erfurt) Menge Gewinnmaximierung und Wettbewerbsangebot Winter 24 / 25 Zusammenfassung Auf einem Wettbewerbsmarkt wird die Outputentscheidung unter der Annahme getroffen, dass die Nachfrage nach dem eigenen Output horizontal verläuft. Kurzfristig maximiert ein Wettbewerbsunternehmen seinen Gewinn durch die Wahl einer Gütermenge, bei der der Preis gleich den (kurzfristigen) Grenzkosten ist. Die kurzfristige Marktangebotskurve ist die horizontale Summe der Angebotskurven der Unternehmen in einer Branche. Die Produzentenrente für ein Unternehmen besteht aus der Differenz zwischen seinem Erlös und den minimalen Kosten, die zur Produktion des gewinnmaximierenden Outputs notwendig wären. Langfristig wählen gewinnmaximierende Wettbewerbsunternehmen die Gütermenge, bei der der Preis gleich den langfristigen Grenzkosten ist. Die langfristige Angebotskurve eines Unternehmens kann horizontal, positiv oder negativ geneigt verlaufen. Prof. Dittrich (Universität Erfurt) Gewinnmaximierung und Wettbewerbsangebot Winter 25 / 25