SAISON 2015 2016 16.9.15 1. AUFFÜHRUNGSABEND Gustavo GIMENO UBBELOHDE Jochen M I T T WO C H 16 .9.15 2 0 U H R I SEMPEROPER DRESDEN 1. AUFFÜHRUNGSABEND Gustavo Gimeno Dirigent Jochen Ubbelohde Horn György Kurtág (*19 2 6) »Merran’s Dream« für Streichorchester op. 34a Nr. 7, aus »New Messages« für Orchester »Brefs Messages« für kleines Ensemble op. 47 (Deutsche Erstaufführung) 1. Fanfare für Olivier Cuendet 2. Versetto: Temptavit Deus Abraham (apokrif organum) für László Dobszay 3. L igatura Y 4. Bornemisza Péter: Az hit ... György Ligeti (19 2 3 -2 0 0 6) »Hamburgisches Konzert« für Horn und Kammerorchester 1. P raeludium 2. Signale, Tanz, Choral 3. A ria, Aksak, Hoketus 4. Solo, Intermezzo, Mixtur, Kanon 5. Spektra 6. C apriccio 7. Hymnus PAU S E Joseph Haydn (17 3 2 -18 0 9) Symphonie G-Dur Hob. I:94 »Mit dem Paukenschlag« 1. Adagio – Cantabile – Vivace assai 2. A ndante 3. Menuetto. Allegro molto 4. Finale. Allegro di molto ZUM PROGRAMM »GLÜHEND VON EMOTIONALER INTENSITÄT« »In nur wenigen Tönen vermag er einen ganzen Kosmos des heutigen menschlichen Daseins, der Verzweiflung, aber auch der Hoffnung einzuschweißen«, heißt es über den diesjährigen Capell-Compositeur György Kurtág, dessen Werke vor allem durch ausgesparte, konzentrierte Texturen auf sich aufmerksam machen. Kurtág, der 1926 im heute rumänischen Logoj geboren wird und am Budapester Konservatorium Unterricht bei Sándor Veress nimmt, freundet sich bereits während seines Studiums mit György Ligeti an, dem er ein Leben lang verbunden bleibt. Beide stehen unter dem Eindruck des Schaffens von Béla Bartók. 1957, ein Jahr nach dem ungarischen Volksaufstand, geht Kurtág nach Paris, wo er u.a. Kompositionskurse bei Messiaen, Milhaud und Max Deutsch besucht. »Merran’s Dream« bildet den letzten Teil der siebensätzigen Reihe »New Messages«. Wie vieles bei Kurtág ist der Titel reichlich hermetisch und verdankt sich privater Querverweise. Der vollständige Titel lautet: »Merran‘s dream (Caliban detecting – rebuilding Mirranda‘s dream)«. Ein enger Vertrauter Kurtágs gibt an, die Musik sei nach der Erzählung einer Bekannten namens Merran geschrieben worden, die von Shakespeares »Sturm« geträumt habe. In dem Stück des englischen Dramatikers untersteht Caliban dem weisen Zauberer Prospero, der ihn beschuldigt, seine Tochter Miranda vergewaltigt oder zumindest verführt zu haben, als diese aus märchenhaftem Schlaf erwacht. Der Einbruch des Realen könnte nicht größer sein, nicht größer auch Mirandas Sehnsucht, wieder in den Zustand der Entrückung zurückzufinden. Daran scheint Kurtág anzusetzen. In äußerstem Pianissimo beginnend weitet er quasi Bewusstseinsräume. In der Mitte ragen Klänge im Fortissimo auf, denen ein stockendes Nachzittern folgt. Besetzung: Pauken, Schlagzeug, Klavier, Streicher // Dauer: ca. 4 Minuten Kurze, anspielungsreiche Nachrichten teilen sich in den 2011 entstandenen »Brefs Messages« mit, uraufgeführt am 1. November 2011 in Genf von dem Ensemble Contrechamps, dem auch der Zyklus gewidmet ist. Der erste Satz (Fanfare) ist Olivier Cuendet zugeeignet, dem Dirigenten der Uraufführung. Auch der zweite Satz trägt eine Widmung und gilt dem ungarischen Musikwissenschaftler László Dobszay, dessen Arbeiten über alte Musik Kurtág nicht unbekannt sind. Der Titel »Temptavit Deus Abraham« deutet auf Abrahams Versuchung durch die von Gott auferlegte Opferung seines Sohnes. Wie oft in Kurtágs Schaffen, greifen der dritte und vierte Satz auf frühere Kompositionen zurück. Ursprünglich findet sich »Ligatura Y« in »Játékok« (Spiele) für Klavier, »Bornemisza Péter: Az hit ...« leitet sich von Kurtágs »Sprüchen des Péter Bornemisza« her, einem aus Ungarn stammenden lutherischen Bischof aus dem sechzehnten Jahrhundert, der stark von Philipp Melanchthon geprägt war. Besetzung: Englischhorn, Klarinette, Bassklarinette, Horn, Trompete, Posaune, Violine, Viola, Violoncello // Dauer: ca. 10 Minuten IM KLANGREICH DES HORNS Nach dem Volksaufstand in Ungarn führen György Ligetis Wege nach Wien, Köln und Berlin. Von 1973-1989 ist er Professor für Komposition an der Hochschule für Musik und Theater in Hamburg, wo er mit dem »Hamburgischen Konzert« für Horn und Kammerorchester eine Auftragskomposition der ZEIT-Stiftung erhält, die am 20. Januar 2001 von Marie-Luise Neunecker im Rahmen des Neuen Werks (NDR) uraufgeführt wird. Im Zentrum steht das Horn, dessen vielfältige Ausdrucksmöglichkeiten zeitgemäß durchleuchtet werden. Hinzu kommt eine eher ungewöhnliche Besetzung, mit der Ligeti weitere Klangeffekte erzielt. So bewirken im ersten Satz Röhrenglocken einen mystisch gefärbten Klang, während im zweiten Satz Hörner in verschiedenen Stimmungen spielen und Clusterakkorde aufbauen, die mit bündigen Rhythmen in einen langsamen Choral münden. Eine Klangfläche breitet sich im fünften Satz aus, der in seinem Titel »Spektra« auf Erscheinungen vielfältiger Art hinweist. Ligeti erkundet Zugänge zu traditionellen Formen wie Präludium, Choral, Arie, Intermezzo, Capriccio und Hymnus und verknüpft das klangliche Spektrum des Soloinstrumentes mit reichlich harmonischem Spürsinn. Besetzung: Solohorn, 2 Flöten (2. auch Picc.), Oboe, 2 Bassetthörner, Fagott, 4 Naturhörner, Trompete, Posaune, Pauken, Schlagzeug und 5 Streicher // Dauer: ca. 15 Minuten »… DAS PUBLIKUM DURCH ETWAS NEUES ZU ÜBERRASCHEN« Ihren Beinamen erhielt Haydns G-Dur Symphonie Nr. 94 relativ schnell. Der berühmte Paukenschlag ist Teil einer Überraschung, die am Beginn des zweiten Satzes – mitten in einer kinderliedartigen Melodie – einen plötzlichen Fortissimoschlag des Orchesters platziert und zur Uraufführung am 23. März 1792 in London nachweislich sensible Damen in Ohnmacht fallen ließ. Zu den Legenden zählt, Haydn habe sein Publikum aus dem Schlaf reißen wollen. Später gesteht er: »Es war mir daran gelegen, das Publikum durch etwas Neues zu überraschen, und auf eine brillante Art zu debütieren, um mir nicht den Rang von Pleyel, meinem Schüler, ablaufen zu lassen, der zur nämlichen Zeit bei einem Orchester in London angestellt war und dessen Konzerte acht Tage vor den meinigen eröffnet wurden.« Zugegeben, kein schlechter PR-Gag, um während der ersten Saison seiner erfolgreichen Londoner Konzerte 1791/92 auf sich aufmerksam zu machen. Doch nicht nur vordergründig arbeitet Haydn mit Überraschungen. Im ersten Satz wird das Thema erst in seinem Verlauf zur Grundtonart geführt, was keineswegs gewöhnlich ist. Der zweite Satz sorgt als Variationssatz durch die ihm eingeschriebenen Veränderungen per se für neue Höreindrücke des Hauptthemas. Der dritte Satz ist ein Menuett in Gestalt eines alpenländisch geprägten Ländlers. Schließlich bringt das Finale einen Kehraus, in dem Haydns subtiler Humor hörbar aufblitzt. Besetzung: 2 Flöten, 2 Oboen, 2 Fagotte, 2 Hörner, 2 Trompeten, Pauken, Streicher Dauer: ca. 25 Minuten Gustavo Gimeno Dirigent begann seine internationale Dirigentenkarriere als Assistent von Mariss Jansons im Jahr 2012, als er noch Soloschlagzeuger beim Royal Concertgebouw Orchestra war. Maßgebliche Erfahrungen sammelte er zudem als Assistent von Bernard Haitink und Claudio Abbado. Nach Debüts beim Royal Concertgebouw Orchestra, den Münchner Philharmonikern und weiteren internationalen Klangkörpern wurde er im Juni 2014 zum neuen Musikdirektor des Orchestre Philharmonique du Luxembourg berufen und trat diese Position mit Beginn der Spielzeit 2015 / 2016 an. Gimenos musikalische Offenheit zeigt sich in der engen Zusammenarbeit mit Komponisten wie Pierre Boulez, Peter Eötvös, George Benjamin, der die Uraufführung von Ligetis »Hamburgischem Konzert« dirigiert hat, Theo Loevendie, Jacob ter Veldhuis oder dem jungen spanischen Komponisten Francicso Coll. Im Februar 2014 dirigierte er die Europäische Erstaufführung von Magnus Lindbergs zweitem Klavierkonzert, eine Auftragskomposition des Royal Concertgebouw Orchestra, gespielt von Yefim Bronfman. Mit dem 1. Aufführungsabend der Spielzeit 2015 / 2016 debütiert Gustavo Gimeno am Pult der Sächsischen Staatskapelle Dresden. Jochen Ubbelohde Horn erhielt in Karlsruhe seinen ersten Hornunterricht bei Thomas Crome, bevor er an die Frankfurter Musikhochschule wechselte und von Ursula Kepser und Marie-Luise Neunecker unterrichtet wurde. Schon früh nahm er an Kammermusik- und Meis­terkursen teil. Er war Stipendiat der Stiftung »Villa musica« und 1997 Gewinner des Yamaha-Stipendiumswettbewerbs. Sein erstes Engagement erhielt er 1998 als Solohornist der Nürnberger Philharmoniker, bevor er im darauf folgenden Jahr in das Museumsorchester der Oper Frankfurt aufgenommen wurde. Seit August 2000 ist er Solohornist der Sächsischen Staatskapelle Dresden und spielte zudem im Festspielorchester der Bayreuther Festspiele. VORSCHAU Sonderkonzert am Gründungstag der Sächsischen Staatskapelle Dresden D I E N S TAG 2 2 .9.15 2 0 U H R S C H LO S S K A P E L L E D E S D R E S D N E R R E S I D E N Z S CH LO S S E S Kammermusik der Sächsischen Staatskapelle Dresden Gegründet 1854 als TonkünstlerVerein zu Dresden Verantwortlich: Friedwart Christian Dittmann, Ulrike Scobel und Christoph Bechstein IMPRESSUM Alessandro De Marchi Dirigent Sächsische Staatskapelle Dresden Chefdirigent Christian Thielemann Johann Adolf Hasse Ouvertüre zu »Cleofide« György Kurtág »… a Százévesnek …« für kleines Streichorchester (Uraufführung) »Sinfonia breve per archi« für kleines Streichorchester (Deutsche Erstaufführung) Antonio Vivaldi Concerto g-Moll RV 577 »Per l’Orchestra di Dresda« Concerto F-Dur RV 568 Adolf Busch Divertimento für 13 Soloinstrumente op. 30 Spielzeit 2015 | 2016 H E R AU S G E B E R Sächsische Staatstheater – Semperoper Dresden © September 2015 R E DA K T I O N André Podschun B I L D N AC H W E I S Gustavo Gimeno: Marco Borggreve; Jochen Ubbelohde: Matthias Creutziger. TEXT Der Einführungstext von André Podschun ist ein Originalbeitrag für dieses Programmheft. G E S TA LT U N G U N D S AT Z schech.net Strategie. Kommunikation. Design. DRUCK Union Druckerei Dresden GmbH Private Bild- und Tonaufnahmen sind aus urheberrechtlichen Gründen nicht gestattet. 2. Symphoniekonzert S O N N TAG 2 7.9.15 11 U H R M O N TAG 2 8 .9.15 2 0 U H R D I E N S TAG 2 9.9.15 2 0 U H R S E M P ER O P E R D R E S D E N Myung-Whun Chung Dirigent Gustav Mahler Symphonie Nr. 6 a-Moll »Tragische« W W W. S TA AT S K A P E L L E - D R E S D E N . D E