7. kammerabend - Staatskapelle Dresden

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7. KAMMERABEND
S AI SO N 2014
2 015
M I T T WO C H 2 9. 4 .15 2 0 U H R
I SEMPEROPER DRESDEN
7. KAMMERABEND
Mitwirkender Gast
Felix Mendelssohn Bartholdy
Masumi Sakagami Klavier
(18 0 9 -18 47 )
Ausführende
Jörg Faßmann Violine
Anya Muminovich Viola
Jörg Hassenrück Violoncello
Christoph Bechstein Kontrabass
Sabine Kittel Flöte
Céline Moinet Oboe
Jan Seifert Klarinette
Thomas Eberhardt Fagott
Robert Langbein Horn
Christian Langer Schlagzeug
Petr Popelka
Leitung des Kammerensembles
(bei Sofia Gubaidulina)
Sonate für Violine und Klavier F-Dur
1. Allegro vivace
2. Adagio
3. Assai vivace
Jörg Faßmann und Masumi Sakagami
PAU S E
Sofia Gubaidulina
(*19 31)
»Concordanza«
für Kammerensemble
Jörg Faßmann, Anya Muminovich,
Jörg Hassenrück, Christoph Bechstein,
Sabine Kittel, Céline Moinet, Jan Seifert,
Thomas Eberhardt, Robert Langbein,
Christian Langer und Petr Popelka
Franz Berwald
(17 9 6 -18 6 8)
PROGRAMM
Clara Schumann
(1819 -18 9 6)
Drei Romanzen op. 22
für Violine und Klavier
1. Andante molto
2. Allegretto
3. Leidenschaftlich schnell
Jörg Faßmann und Masumi Sakagami
Septett B-Dur
für Klarinette, Fagott, Horn, Violine,
Viola, Violoncello und Kontrabass
1. Introduzione. Adagio – Allegro molto
2. Poco Adagio – Prestissimo – Adagio
3. Finale. Allegro con spirito
Jan Seifert, Thomas Eberhardt,
Robert Langbein, Jörg Faßmann,
Anya Muminovich, Jörg Hassenrück,
Christoph Bechstein
ZUM PROGRAMM
Dass Clara Schumann nicht nur eine bedeutende Pianistin, sondern auch kompositorisch hochbegabt war, ist bekannt. Sie hat vor allem Klavier-, Kammermusik
und Lieder (zum Teil gemeinsam mit ihrem Mann Robert) geschrieben, außerdem
ein Klavierkonzert. Es lag nicht nur an der vielfachen Belastung der Künstlerin,
Ehefrau und Mutter, dass ihr Schaffen allmählich verebbte, sondern auch an so
banalen Hindernissen wie hellhörigen Häusern, in denen nicht gleichzeitig sie und
ihr Gatte schöpferisch tätig sein konnten, ohne einander zu stören. Als sich die
Situ­ation in dieser Hinsicht besserte, nämlich in der letzten gemeinsamen Wohnung in Düsseldorf, schien Claras Schaffen wieder aufzublühen, doch brachten
Roberts Krankheit und Tod (1856) bald das endgültige Aus: Nun lastete die Ernährung der Familie auf Claras Schultern und erstickte alles, was nicht dieser Aufgabe
diente. Die Drei Romanzen op. 22, entstanden 1853, gehören zur letzten Gruppe
vollendeter Kompositionen und erweisen sich als ebenso fein empfundene wie meis­terlich ausgeführte Charakterstücke.
Felix Mendelssohn Bartholdy, ein Freund der Schumanns und nach seinem zu
frühen Tod von diesen tief betrauert, hat zahlreiche Werke unfertig hinterlassen,
so auch seine 1838 komponierte Violinsonate in F-Dur. Strengster Beurteiler seiner eigenen Kompositionen, gab er nichts frei, was seiner Kritik nicht standhielt.
Die Sonate ist zwar »zu Ende« geschrieben, aber trotz einer später begonnenen
Revision nicht eigentlich »vollendet« worden. Dass Yehudi Menuhin, der das Stück
1953 in New York uraufführte, die Zustimmung des Autors erhalten hätte, ist zu bezweifeln. Andererseits empfindet man angesichts der Schönheiten der Komposition
Dank dafür, ihr begegnen zu können – auch in der nicht völlig ausgefeilten Version.
Mendelssohn hat die Sonate nicht zur musikalischen Darstellung und Austragung von Problemen und »Kämpfen« genutzt, sondern eher als Ermutigung
zum Dasein. So strahlt der erste Satz Optimismus und Energie aus, der Mittelsatz
Trost, Beruhigung und Zuversicht (in ihm klingt auch Schmerzliches an), und der
virtuose dritte Satz ergeht sich in Fröhlichkeit. »Inhaltliches« hier zu verbalisieren,
dürfte berechtigt sein, sind doch Anklänge an die »Lieder ohne Worte«, wie bei
Mendelssohn meistens, so auch hier vorhanden.
Die aktuelle Capell-Compositrice Sofia Gubaidulina ist in den diesjährigen Konzertprogrammen der Sächsischen Staatskapelle vielfach präsent. Vor wenigen
Tagen erst brachte die Kapelle ihr neuestes Werk »O komm, Heiliger Geist« in der
Frauenkirche zur Uraufführung, kurz darauf erlebte ihr 2014 in Partitur gesetztes
Doppelkonzert »Warum?« seine deutsche Erstaufführung in den Aufführungsaben­
den in der Semperoper, wiederum dirigiert von Andres Mustonen. Im heutigen
Konzert nun erklingt ein Werk, das die russische Komponistin 1971, noch in der
Sow­jetunion, verfasst hat (seit 1992 lebt die Künstlerin in der Nähe von Hamburg):
»Concordanza« für Kammerensemble.
Über die Musik äußerte sich Sofia Gubaidulina selbst: »Der Titel des Werkes
entsprang dem Wunsch, inmitten einer von Dissonanzen erfüllten Klangwelt eine
Konsonanz zu finden. Formal fand dies seinen Niederschlag in den Wechselbeziehungen zwischen einzelnen Instrumenten und Instrumentengruppen sowie
zwischen verschiedenartigen Struktur- und Klangerzeugungstypen, wodurch der
Gegensatz Eintracht und Zwietracht thematisiert wird.«
Man darf wohl ergänzen, dass es um Dissonanzen nicht nur in der »Klangwelt«, sondern in unserer heutigen Welt ganz allgemein geht. Darüber klagen die
einzelnen Instrumentenstimmen ihr Leid ebenso wie kleinere und größere Instrumentengruppen. Dieselben chromatischen Läufe, die scheinbar friedlich nebeneinander herlaufen, reiben sich dissonant aneinander; die Intervallsprünge drücken
in lautstarkem Staccato Unmut aus, in leisem Legatogesang jedoch Betrübnis;
lang gehaltene Triller sind Protest, aber auch Besänftigung; Bläser, Streicher und
Schlaginstrumente treten gegen- wie auch miteinander auf. Etwa in der Mitte des
Stücks finden die Streicher zweimal zu einem milden Dreiklangsakkord, zunächst
in Dur, dann in Moll. Aber diese vertraute »Harmonie« bleibt Utopie, rasch »ausgezischt« von Sprechlauten, die die Spieler der Blasinstrumente hervorbringen.
Die Auseinandersetzungen zwischen rhythmusbetonten Attacken verschiedener
Gruppen und sich »espressivo« dagegen wendenden Soli nehmen ihren Fortgang,
bis die (ja letztlich dissonanten) chromatischen Parallelbewegungen des Beginns
wiederkehren und zum Anfangston E zurückgelangen.
Ist damit aber wirklich das angestrebte Ziel »Concordanza« erreicht oder
geht nicht vielmehr die Suche danach weiter? Wie auch immer: Außer Frage steht
die meisterliche Behandlung der Instrumente, die von der Komponistin sowohl in
die jeweiligen Extremlagen geführt als auch in ihren ausdrucksstärksten Bereichen
einsetzt werden.
Viel zu selten stößt man im Konzertsaal auf Franz Berwald. Blieb dem Autor schon
zu Lebzeiten die Anerkennung weitgehend verwehrt, so hat sich, außerhalb Skandinaviens, auch der Nachruhm nicht in angemessener Weise eingestellt. Seine vier
Symphonien, wohl Gipfel des vielseitigen und umfangreichen Gesamtschaffens,
konnten sich erst nach 1900 durchsetzen, die Zeitgenossen Berwalds fanden keinen Zugang zu ihnen, am wenigsten im eigenen Lande. Im Ausland, wo der Komponist von 1829 bis 1842 lebte und wohin er konzertgebend zurückkehrte, hat er
zwar ebenfalls nicht Fuß fassen, doch Zustimmung finden können, vor allem in
Österreich. Hier verlieh ihm das Salzburger Mozarteum 1847 die Ehrenmitgliedschaft. Heute steht Berwalds Rang als bedeutendster schwedischer Komponist
des 19. Jahrhunderts außer Frage.
Dem 1828 beendeten Septett in B-Dur warf die zeitgenössische Kritik vor,
Beethovens berühmtes Opus 20 nachzuahmen. Davon kann jedoch keine Rede
sein: Über Viersätzigkeit (die bei Berwald angelegt ist) sowie Instrumentenwahl
und -behand­lung (der Kontrabass wird nicht obligat, sondern klangverstärkend
behandelt) geht die Übereinstimmung nicht hinaus. Nach Art und Charakter hingegen gehört das Werk durchaus in den Umkreis der Wiener Klassik.
Bemerkenswert ist das Hauptthema des ersten Satzes, bestehend aus einer
taktweise voranschreitenden melodischen Linie über lebhaften Pizzicato-Akkord­
brechungen. Die Akkordbrechungen kündigen sich bereits in der langsamen Einleitung des Satzes an. Beide gegensätzliche Bestandteile des Hauptthemas bestimmen dann die Entwicklung des gesamten Satzes, ja, in abgewandelter Form
noch das Finale. Das Adagio mit seiner ruhig ernsten Gefasstheit lässt bereits an
Brahms denken, erleidet aber eine »Störung« durch das in den Satz hereinbrechende rasante Scherzo (Prestissimo). Dieses wird seinerseits vom Scheinbeginn
einer Fuge unterbrochen, dann aber zu Ende gebracht, wonach auch das Adagio
seinen friedvollen Ausklang findet. Rondo-Charakter besitzen die drei Themen
des Finale, das aber dem Sonatensatz verhaftet bleibt und dem Werk einen heiteren und zugleich gewichtigen Abschluss gibt.
ORTRUN L ANDM ANN
MITWIRKENDER GAST
Masumi Sakagami Klavier
studierte zunächst in ihrer Heimat an der Osaka University of Arts, ehe sie nach
Berlin an die Hochschule der Künste wechselte und anschließend bei Amadeus
Webersinke an der Hochschule für Musik »Carl Maria von Weber« in Dresden
ihre Studien fortsetzte. Daneben besuchte sie Meisterkurse bei György Sebők in
den USA. Die Pianistin, die seit 2008 mehrfach in den Kammerabenden der Sächsischen Staatskapelle zu Gast war, ist Preisträgerin mehrerer Klavierwettbewerbe
und entfaltet eine rege Konzerttätigkeit – mit Solo-Klavierabenden, als Solistin in
Klavierkonzerten mit verschiedenen Orchestern sowie bei zahlreichen Kammermusikkonzerten in Japan und in Deutschland. Seit 1999 hat sie einen Lehrauftrag
an der Dresdner Musikhochschule inne.
VORSCHAU
9. Symphoniekonzert
S O N N TAG 17. 5 .15 2 0 U H R
M O N TAG 18 . 5 .15 2 0 U H R
S E M P ER O P E R D R E S D E N
Christian Thielemann Dirigent
Christian Gerhaher Bariton
Richard Wagner
»Blick’ ich umher in diesem edlen Kreise«
aus »Tannhäuser«
Franz Schubert
»Der Jäger ruhte hingegossen«
aus »Alfonso und Estrella« D 732
Richard Wagner
»Wie duftet doch der Flieder«
aus »Die Meistersinger von Nürnberg«
Franz Schubert
»Sei mir gegrüßt, o Sonne«
aus »Alfonso und Estrella« D 732
Anton Bruckner
Symphonie Nr. 4 Es-Dur »Romantische«
8. Kammerabend
D I E N S TAG 16 . 6 .15 2 0 U H R
S E M P ER O P E R D R E S D E N
Programm und Mitwirkende werden
unter www.staatskapelle-dresden.de
bekannt gegeben.
Kammermusik der Sächsischen
Staatskapelle Dresden
Gegründet 1854 als TonkünstlerVerein zu Dresden
Verantwortlich:
Friedwart Christian Dittmann,
Ulrike Scobel und Christoph Bechstein
IMPRESSUM
Sächsische Staatskapelle Dresden
Chefdirigent Christian Thielemann
Spielzeit 2014 | 2015
H E R AU S G E B E R
Sächsische Staatstheater –
Semperoper Dresden
© April 2015
R E DA K T I O N
Dr. Torsten Blaich
TEXT
Der Einführungstext von Dr. Ortrun Landmann ist ein Originalbeitrag für dieses Heft.
G E S TA LT U N G U N D S AT Z
schech.net
Strategie. Kommunikation. Design.
DRUCK
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nicht gestattet.
W W W. S TA AT S K A P E L L E - D R E S D E N . D E
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