7. Kammerabend - Staatskapelle Dresden

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7. kammerabend
S aison 2 01 2 20 13
S o n n tag 2 8 . 4 .13 11 U h R
I Semperoper Dresden
7. Kammerabend (als Matinee)
Ausführende
Friedrich Constantin Homilius
Kapell-Quintett
Bernhard Kury Flöte
Volker Hanemann Oboe
Christian Dollfuß Klarinette
Julius Rönnebeck Horn
Andreas Börtitz Fagott
(1813-1902)
Jochen Ubbelohde Horn
Harald Heim Horn
Miklós Takács Horn
Friedwart Christian Dittmann Violoncello
Martin Knauer Kontrabass
Quartett B-Dur op. 38
für vier Waldhörner
1. Alla Marcia
2. Andante
3. Presto
Jochen Ubbelode, Harald Heim,
Miklós Takács und Julius Rönnebeck
Pau s e
Jürgen Knauer (*1947)
»Ciacona frei nach Vitali«,
Duo für Violoncello und Kontrabass
– Uraufführung –
Friedwart Christian Dittmann
und Martin Knauer
Franz Danzi (1763-1826)
Carl Reinecke (1824-1910)
Quintett für Flöte, Oboe, Klarinette,
Horn und Fagott d-Moll op. 68 Nr. 3
1. Andante sostenuto – Allegretto
2. Andante
3. Minuetto. Allegretto – Trio
4. Allegro assai
Sextett für Flöte, Oboe, Klarinette,
zwei Hörner und Fagott B-Dur op. 271
1. Allegro moderato
2. Adagio molto – Vivace ma non troppo
3. Finale. Allegro moderato ma con spirito
Kapell-Quintett
Hans Werner Henze (1926-2012)
Quintett für Flöte, Oboe, Klarinette,
Horn und Fagott (1952)
1. Teil: I ntroduktion – Thema –
Variationen –
2. Teil: Sehr ruhig, ohne rubato –
Noch langsamer –
Sehr langsam, schleppend –
3. Teil: R asch, heiter – Noch rascher –
Galopp
Kapell-Quintett
Kapell-Quintett und Jochen Ubbelohde
Lieber Jürgen Knauer,
wenn in unserem heutigen Kammerkonzert Deine »Ciacona frei nach
Vitali« uraufgeführt wird, soll das ein besonderer Gruß an Dich sein!
Wir wollen Dir auch auf dieser Bühne zum Abschied nach 42 Jahren
als Kapellbratscher danken, Dich herzlich grüßen und Dir alles erdenklich Gute wünschen!
Dein Leben als Musiker in unserem Orchester reiht sich ja auf außer­
gewöhnliche Weise in die Kapellgeschichte ein, ist sie in Deinem
Falle doch auch zugleich Familiengeschichte. Es beginnt mit Deinem
Großonkel Heinrich Knauer. Er war ein vielgerühmter Pauker der
Kapelle. Dein Vater, Bruno Knauer, war von 1933 bis 1976 Geiger in
unserem Orchester. Und, damit nicht genug, heute folgt Dein Sohn
den Kapellspuren seiner Familie und ist als stellvertretender Solokontrabassist des Orchesters an der heutigen Uraufführung Deiner
»Ciacona« beteiligt.
Besonders ist unser Gruß aber auch, weil ein von Dir komponiertes
Stück aus der Taufe gehoben wird und der zeitlichen Begrenzung Deiner Tätigkeit als Bratscher gegenübersteht. Und als komponierender
Musiker unseres Orchesters stehst Du ebenfalls in einer langen Traditionslinie. Neben Deiner unermüdlichen Arbeit an einem umfangreichen Œuvre hast du Dich auch immer um die Wahrnehmung der
schreibenden Kollegen gekümmert; die Aufführung ihrer Werke war
Dir ein besonderes Anliegen.
Wir sind sicher, dass Dein Wirken in unserem Orchester in beiden
aufgezeigten Linien unsere Arbeit bereichert hat und in die Zukunft
wirken wird!
Friedwart Christian Dittmann
Für die Kammermusik
der Sächsischen Staatskapelle Dresden
Zum Programm
Für das »klassische« Bläserquintett hat der in Paris lebende Böhme Antonín Rejcha
schulbildend gewirkt, indem er für Blasinstrumente eine Art Äquivalent zum damals dominanten Streichquartett schuf. Zeitgenössische und spätere Komponisten griffen diese
Anregung auf. Bekannte Bläserquintette schrieb Franz Danzi, der Sohn eines in Mannheim und München wirkenden italienischen Cellisten und seinerseits vom Cellisten und
Theaterkomponisten zum Hofkapellmeister in Stuttgart und Karlsruhe aufgestiegen.
Danzi hat ein umfangreiches, alle Gattungen einschließendes kompositorisches Œuvre
hinterlassen. Obgleich er sich der Entwicklung seiner Zeit nicht verschloss, blieb Mozart
zeitlebens sein Idol. Carl Maria von Webers und Danzis Lebenswege kreuzten sich als
Schüler bei Georg Joseph Vogler in Mannheim, auch später pflegten sie ein freundschaftliches Verhältnis in der gemeinsamen Stuttgarter Zeit. Danzis neun Bläserquintette entstanden in seinen späten Lebensjahren. Für ihre inhaltliche, formale und vor allem
satztechnische Reife bietet das Quintett op. 68 Nr. 3 ein exemplarisches Beispiel. Klassisch viersätzig angelegt, gibt es allen Instrumenten die Möglichkeit zu spielerischer
Entfaltung, zu separatem Hervortreten und zur Verschmelzung im Gesamtklang.
Aus der Frühzeit seines Schaffens stammt das Bläserquintett von Hans Werner Henze,
dem Capell-Compositeur in dieser Saison, der am 27. Oktober 2012 in Dresden verstarb.
Trotz der frühen Entstehungszeit kann das 1952 geschriebene Quintett jedoch nicht
als »Jugendwerk« bezeichnet werden. Henze hatte beizeiten mit dem Komponieren
begonnen und sich mit der Zwölftontechnik auseinandergesetzt, er hatte nicht nur in
Darmstadt vom Unterricht bei bedeutenden Zeitgenossen profitiert und Erfahrungen als
Wiesbadener Ballettkapellmeister gesammelt, sondern 1952 auch schon eine Reihe unterschiedlicher Kompositionen, zum Teil als Auftragswerke, vorzuweisen. Über diverse
Stationen war er nach München gelangt, wo Karl Amadeus Hartmann großen Einfluss
auf ihn ausübte. Zwölftönigkeit und tänzerischer Grundgestus charakterisieren das
Bläserquintett Henzes, das er kurz vor seiner Übersiedlung nach Italien schrieb. Auch
von der Bedeutung her im Mittelpunkt dieses Werkes steht der zweite Satz, der an die
Introduktion des ersten Satzes sowie an dessen vierte, ruhige Variation anknüpft und
zugleich auf den tänzerischen dritten Satz vorausweist. Im Grunde sind alle Sätze thematisch miteinander verbunden, Henzes souveräner Umgang mit den fünf Instrumenten
ist bewundernswert. In seiner Autobiografie beschreibt er, wie er sich von praktischen
Musikern die Spezifik ihrer Instrumente erläutern ließ und wie er bei Hartmann in die
Eigenart der orchestergerechten Instrumentenbehandlung eingedrungen ist.
Eine wahre »Delikatesse« der heutigen Matinee ist das Quartett für vier Hörner von
Friedrich Constantin Homilius, zum einen wegen der feinen, gekonnten Komposition,
zum anderen wegen der weitgehenden Unbekanntheit ihres Autors. Allem Anschein
nach stammt dieser aus Dresden und könnte der Nachkomme eines Verwandten des
Kreuzkantors Gottfried August Homilius (1714-1785) sein. Constantin erhielt in Dresden seine musikalische Ausbildung und diente zunächst als Militärmusiker, bevor er
nach St. Petersburg zog und dort erster Hornist im kaiserlichen Opernorchester wurde.
Diese Übersiedlung könnte sogar von einem Hornisten der Hofkapelle angeregt worden
sein, der nicht lange zuvor aus St. Petersburg nach Dresden gekommen war. Sein Quartett op. 38 hat Homilius beim Leipziger Verlag Hofmeister in Druck gegeben, womit er
vielleicht ebenso Verbundenheit mit seiner sächsische Heimat zeigte als auch, und vor
allem, auf das Erreichen eines breiten Interessentenkreises hoffen konnte.
Das Aufführen von Stücken komponierender Kapellmitglieder ist so alt wie die Sächsische Staatskapelle selbst. Hatte man ursprünglich überhaupt keine Fremdkompositionen einbezogen, so änderte sich das im Laufe der Orchestergeschichte. Zum Komponieren verpflichtet sind auch die Kapellmeister seit 150 Jahren nicht mehr, trotzdem
aber ist noch immer so mancher Kapellmusiker kompositorisch tätig. Zu ihnen zählt
Jürgen Knauer, bis zum Sommer 2012 Bratschist der Sächsischen Staatskapelle. Seine
2010/2011 entstandene »Ciacona frei nach Vitali«, die heute ihre Uraufführung erlebt,
nimmt Bezug auf eine Chaconne für Violine und Basso continuo von Tomaso Antonio
Vitali, auch »Vitalino« genannt (1663-1745). Vitalis Variationenwerk ist als singuläre
Handschrift aus dem Besitz des Dresdner Konzertmeisters Johann Georg Pisendel
in der Sächsischen Landesbibliothek überliefert. Jürgen Knauer hat die Chaconne in
jungen Jahren bei seinem Vater, dem Kapellgeiger Bruno Knauer, studiert. Mit der
Verarbeitung dieser 300-jährigen Komposition greift er auf das eigene Erbe der Kapelle zurück. Jürgen Knauers Werke werden in der »SLUB« und somit am angestammten
Platz für Musikalien der alten Hof- und nunmehrigen Staatskapelle ihre endgültige
Aufbewahrung finden, in der Nähe der »Vitalino«-Chaconne.
Das Bläsersextett op. 271 von Carl Reinecke ist ein ausgesprochenes Spätwerk. Es
entstand in Leipzig, wo Reinecke 35 Jahre lang die Positionen des Gewandhandhauskapellmeisters und des Professors für Komposition und Dirigieren am Konservatorium
innehatte. Der gebürtige Norddeutsche, der Leipzig bereits als Konservatoriumsstudent kennengelernt hatte, stand so lange wie niemand anderes an der Spitze des Gewandhausorchesters. Zugleich ist sein kompositorisches Œuvre überaus umfangreich;
leider gerieten seine Leistungen auf dem schaffenden wie nachschaffenden Gebiet
sehr rasch in Vergessenheit.
Gegenüber den ersten beiden Werken des heutigen Programms um ein zweites
Horn bereichert, umfasst Reineckes Sextett op. 271 einen Sonatensatz sowie zwei
Folgesätze, die jeweils einen im Tempo abweichenden Mittelteil umschließen (der im
Finale auch in der Taktart abgesetzt ist). Neben der kompositorischen Reife und Geschlossenheit, die das gesamte Werk auszeichnet, ist ihm jene Art freundlicher Abgeklärtheit zu eigen, die auch dem alternden Komponisten nachgesagt wurde, ein Friedeschließen mit einer Umwelt und mit Vorgesetzten, die ihm nicht immer wohlgesinnt
waren. Und so haftet dem Sextett etwas serenadenartig Liebenswürdiges an.
Or t r u n L a n d m a n n
VORSCHAU
Mi t t wo c h 2 6 . 6 .13 2 0 U h R
S e m p er o p er D r e s d e n
8. kammerabend
Kammermusikaustausch mit dem
Gewandhausorchester Leipzig
Mitwirkende Gäste
Miho Tomiyasu-Palma Marques Violine
Lydia Dobler Violine
Immo Schaar Viola
Hendrik Zwiener Violoncello
Kammermusik der Sächsischen
Staatskapelle Dresden
Gegründet 1854 als TonkünstlerVerein zu Dresden
Verantwortlich:
Friedwart Christian Dittmann,
Ulrike Scobel und Christoph Bechstein
Impressum
Sächsische Staatskapelle Dresden
Chefdirigent Christian Thielemann
Spielzeit 2012 | 2013
Herausgeber:
Sächsische Staatstheater –
Semperoper Dresden
© April 2013
»Natur und Schöpfung«
R e da k t i o n
Knut Müller
Streichquartett Nr. 3 »Ragnarök«
Text
Joseph Haydn
Streichquartett B-Dur op. 76 Nr. 4
Hob. III:78 »Sonnenaufgang«
Tōru Takemitsu
Landscape I
Antonín Dvořák
Aus »Die Zypressen« o. op. B 152
Knut Müller
Streichquartett Nr. 4
Dr. Torsten Blaich
Der Einführungstext von Dr. Ortrun Landmann ist ein Originalbeitrag für dieses Heft.
G e s ta lt u n g u n d s at z
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PA R T N E R D E R S E M P E R O P E R U N D
D E R S TA AT S K A P E L L E D R E S D E N
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