Hashimoto- Thyreoiditis

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HashimotoThyreoiditis
Ihr Hashimoto-Thyreoiditis-Ratgeber
Ihr Hashimoto-
Thyreoiditis-
Ratgeber
Gut informiert – über
die chronische
Schilddrüsenentzündung
2
3
Leben mit der
Hashimoto-Thyreoiditis
Inhaltsverzeichnis
Die Schilddrüse ist eine der wichtigsten Schaltstellen im menschlichen Körper. Die von
ihr produzierten Hormone steuern viele Stoffwechselprozesse. Ist ihre Funktion
gestört, geraten Körper und Seele aus dem Gleichgewicht.
Die Schilddrüse
6
Die Schilddrüsenentzündung
8
Eine häufige Erkrankung der Schilddrüse ist die Hashimoto-Thyreoiditis. Wenn Ihr Arzt
bei Ihnen diese chronische Entzündung der Schilddrüse festgestellt hat, hilft Ihnen
die vorliegende Broschüre, Ihre Krankheit besser zu verstehen. Wir möchten Ihnen
mögliche Unsicherheiten im Umgang mit Ihrer Erkrankung und der Behandlung
nehmen.
Bei allen weiteren Fragen wird Sie Ihr Arzt gerne ausführlich beraten.
Wir wünschen Ihnen gute Besserung!
Die Symptome
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• Hashimoto-Thyreoiditis und Schilddrüsenüberfunktion
12
• Hashimoto-Thyreoiditis und Schilddrüsenunterfunktion
12
• Hashimoto-Thyreoiditis und Geschlechtshormone
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• Weitere Autoimmunerkrankungen
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Die Diagnose
17
• Die Diagnose der Hashimoto-Thyreoiditis
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• Überblick über Normwerte und mögliche Abweichungen
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Die Behandlung
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• Die Behandlung der Hashimoto-Thyreoiditis
21
• Hormontabletten und Wechselwirkungen
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• Hashimoto-Thyreoiditis und Ernährung
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Schilddrüse OK – ein gutes Gefühl
25
Service26
4
•Glossar
26
•Internet
28
5
Die Schilddrüse
vAuch wenn sie sehr klein ist und nur 15 bis 25 Gramm wiegt, hat die Schilddrüse eine
zentrale Bedeutung für den Körper. Mithilfe von Jod produziert sie die Hormone
Tetrajodthyronin (T4) und Trijodthyronin (T3). Diese Botenstoffe rufen in den Organen
ganz bestimmte Reaktionen hervor und regulieren so viele Stoffwechselprozesse.
Die Schilddrüse reguliert den Sauerstoffverbrauch, den Zucker-, Fett- und Eiweißstoffwechsel und damit den Energiehaushalt des Körpers. Sie beeinflusst den Wärmehaushalt und die Körpertemperatur, Herz und Kreislauf, den Magen-Darm-Trakt, die
Muskeln und das Nervensystem. Sie reguliert den Mineral- und Wasserhaushalt des
Körpers und nimmt Einfluss auf die Geschlechtsfunktionen des Menschen. Die gesamte
körperliche und geistige Entwicklung bei Kindern und Jugendlichen hängt von ihr ab
und sie spielt eine wichtige Rolle für die seelische Verfassung des Menschen.
Wenn die Schilddrüse zu viele Hormone ausschüttet, werden Grundumsatz und
Wärmeproduktion gesteigert. Gelangen zu wenig Hormone ins Blut und zu den
Organen, ist der gesamte Stoffwechsel verlangsamt.
Epithelkörperchen
Arterie
Kehlkopf
Schilddrüsenanschnitt
Schilddrüse
Luftröhre
6
7
Die Schilddrüsenentzündung
Entzündungen der Schilddrüse
In der medizinischen Fachsprache spricht man bei einer Schilddrüsenentzündung von
einer Thyreoiditis. Es gibt verschiedene Formen der Schilddrüsenentzündung: akute
und chronisch verlaufende.
Die akuten und subakuten Entzündungsformen heilen in der Regel entweder von
selbst oder mit Hilfe von Medikamenten aus. Die akute Entzündung der Schilddrüse
wird meist durch Viren oder Bakterien hervorgerufen. Sie kommt selten vor und setzt
ein geschwächtes Immunsystem voraus. Auch eine Bestrahlung der Halsregion wegen
eines Tumors kann zu einer akuten Schilddrüsenentzündung führen.
Die sogenannte subakute Schilddrüsenentzündung tritt meist einige Wochen oder
Monate nach einer Viruserkrankung (häufig einem Infekt der oberen Luftwege) auf.
Diese Entzündung, auch Thyreoiditis de Quervain genannt, ist schmerzhaft und wird
meist von einer Schwellung der Schilddrüse begleitet, außerdem klagen die Patienten
häufig über Allgemeinsymptome wie Fieber und Abgeschlagenheit. Die Symptome
können mit antientzündlichen Medikamenten behandelt werden, besser ist eine
kurzfristige Therapie mit Cortisonpräparaten. Diese beseitigen i­nnerhalb weniger
Stunden die Schmerzen sowie die Allgemeinsymptome und können die Destruktion
der Schilddrüse verhindern.
Die häufigste Ursache für eine chronische Schilddrüsenentzündung ist die HashimotoThyreoiditis.
Die Hashimoto-Thyreoiditis
Die Hashimoto-Thyreoiditis ist eine chronisch verlaufende Schilddrüsenentzündung,
die meist zu einer Unterfunktion der Schilddrüse führt. Die Betroffenen haben eine
familiäre Veranlagung, sodass sich in der Familie meist weitere Fälle finden.
Die Erkrankung wurde nach dem
japanischen Pathologen und Chirurgen
Hakaru Hashimoto (1881–1934)
benannt, der sie als Erster beschrieb.
Interessanterweise erschien seine
Arbeit im Jahr 1912 zuerst auf Deutsch,
da er einige Jahre in Berlin und
Göttingen gearbeitet hat, bevor er,
bedingt durch den Ausbruch des Ersten
Weltkriegs, wieder nach Japan zurückkehrte.
Der Erstbeschreiber der Erkrankung
Hakaru Hashimoto (1881–1934)
Die Ursachen der Hashimoto-Thyreoiditis
Man nennt die Hashimoto-Thyreoiditis auch chronisch lymphozytäre oder autoimmune
Thyreoiditis, weil ihr eine Autoimmunerkrankung zugrunde liegt. Die genauen
Faktoren, die zum Ausbruch einer Hashimoto-Thyreoiditis führen können, kennt man
noch nicht vollständig. Stress, schwere Virusinfektionen oder Umweltfaktoren (z. B.
hohe Zufuhr von Jodid durch Kontrastmittel) können das Immunsystem bei genetisch
veranlagten Menschen stimulieren, sodass eine Entzündungsreaktion ausgelöst wird.
Dabei zerstören körpereigene Abwehrzellen und spezielle Antikörper die Follikelzellen
in der Schilddrüse und führen im Laufe der Zeit zu einer Vernarbung der Schilddrüse.
Hauptbetroffene sind Frauen zwischen 20 und 60 Jahren. Sie erkranken insgesamt
etwa 8- bis 10-mal häufiger als Männer.
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Die Hashimoto-Thyreoiditis – der Verlauf
Die Hashimoto-Thyreoiditis kann sehr unterschiedlich verlaufen. Zu Beginn der
Erkrankung dominieren manchmal kurzzeitig die Symptome einer Schilddrüsen­
überfunktion (Hyperthyreose), weil durch den Untergang der Schilddrüsenzellen
vermehrt Schilddrüsenhormone freigesetzt werden. Im weiteren Verlauf entwickelt
sich eine Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose), weil die Schilddrüse vernarbt
und weniger funktionsfähig ist. Prinzipiell lassen sich zwei Formen unterscheiden:
• die klassische Hashimoto-Thyreoiditis mit Struma (vergrößerter Schilddrüse),
• die atrophische Form, bei der es zu einer Schrumpfung der Schilddrüse kommt.
Die Hashimoto-Thyreoiditis verläuft oft schleichend. Das Allgemeinbefinden wird
normalerweise zunächst nicht beeinträchtigt.
Die Erkrankung wird daher meist erst erkannt, wenn ein Großteil der Schilddrüsenzellen untergegangen ist und sich die Symptome der daraus resultierenden Schilddrüsenunterfunktion bemerkbar machen.
Aufgrund der anfänglich schwach ausgeprägten und sehr unterschiedlichen Symp­tome
kann es Jahre dauern, bis die richtige Diagnose gestellt wird.
Wenn es zu einer Unterfunktion gekommen ist, besteht die Therapie in der Einnahme
von Schilddrüsenhormonen. Nach der richtigen Einstellung mit Schilddrüsenhormonen
können die meisten Patienten ein beschwerdefreies
Leben führen.
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Die Symptome
Folgende Symptome können sich bemerkbar machen:
• Müdigkeit, Abgeschlagenheit, Konzentrationsstörungen
HASHIMOTO-THYREOIDITIS UND
SCHILDDRÜSENÜBERFUNKTION
Wie schon erwähnt, beginnt die Hashimoto-Thyreoiditis bei einigen Patienten mit
Symptomen einer Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose). Durch den Entzündungs­
prozess gelangen vermehrt Schilddrüsenhormone aus den Zellen in den Blutkreislauf
und es resultiert eine Überfunktion. Dann können sich folgende Beschwerden zeigen:
• Trockene, kühle Haut, blass und gelblich
• Aufgedunsenes Gesicht, Hände und Füße
• Struppiges Haar, Haarausfall, brüchige Nägel
• Heisere Stimme, langsame Sprechweise
• Verdickung der Zunge
• Vergrößerte Schilddrüse
• Wärmeunverträglichkeit und warme, feuchte Haut
• Gewichtszunahme
• Haarausfall
• Langsame Reflexe
• Gewichtsabnahme bei gesteigertem Appetit
• Kälteintoleranz, Frieren
• Nervosität, Schlafstörungen
• Depression
• Unruhe, Zittern
• Erhöhtes Schlafbedürfnis
• Häufiger Stuhlgang und Durchfall
• Verstopfung
• Herzklopfen, evtl. Bluthochdruck
• Zyklusstörungen
• Zyklusstörungen, Potenzstörungen
• Muskelsteife und Muskelschmerzen
Falls solche Symptome zu Anfang der Hashimoto-Thyreoiditis bestehen, verlaufen
sie meist in einer milden Form und werden nicht mit der Krankheit in Verbindung
gebracht. Bei einem Großteil der Patienten bleibt diese Phase aber ganz aus.
HASHIMOTO-THYREOIDITIS UND
SCHILDDRÜSENUNTERFUNKTION
Die Hashimoto-Thyreoiditis ist die häufigste Ursache für eine Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose). Durch die Entzündung und Zerstörung der Schilddrüsenzellen
kommt es zu einer langsam einsetzenden, sich immer ausgeprägter entwickelnden
Schilddrüsenunterfunktion.
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Symptome im Rahmen einer Schilddrüsenunterfunktion
(Hypothyreose)
HASHIMOTO-THYREOIDITIS UND
GESCHLECHTSHORMONE
Die Schilddrüse hat auch einen Einfluss auf die Fruchtbarkeit. So besteht ein enger
Zusammenhang zwischen der Steuerung der Schilddrüsen- und der weiblichen
Geschlechtshormone.
Trockene,
strohige Haare
Antriebsarmut,
Leistungsabfall
Erhöhtes Schlafbedürfnis
Kälteintoleranz
Beide Regelkreise werden von denselben Bereichen des Gehirns gesteuert, nämlich
von einem Teil des Zwischenhirns (Hypothalamus) und der Hirnanhangdrüse (Hypo­
physe). (Siehe Abbildung auf Seite 20.)
Störungen des Schilddrüsenhormonhaushalts können sich somit auch auf den
­weib­lichen Hormonhaushalt auswirken. Folgende Beschwerden bzw. Störungen kann
man beobachten:
• Zyklusstörungen (verlängerte oder verkürzte Zyklen), verstärkte Blutungen,
Zwischenblutungen oder Ausbleiben der Blutung
• Unerfüllter Kinderwunsch
Teigige Schwellung
der Haut
• Erhöhte Fehl- und Frühgeburtsrate
Gewichtszunahme
Verstopfung
Brüchige
­Fingernägel
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• Kindliche Missbildungen
Bei Verdacht auf eine solche Störung sollten Sie Ihren Frauenarzt aufsuchen. Mit der
Normalisierung der Schilddrüsenfunktion reguliert sich normalerweise auch der
weibliche Hormonhaushalt und mit ihm der Zyklus, sodass eine normale F
­ rucht­barkeit
wiederhergestellt ist.
Unabhängig von einem bestehenden Kinderwunsch sollten Sie jedoch in jedem F
­ all
sicherstellen, dass Ihr Hormonhaushalt – sowohl der Schilddrüsen- als auch der
Geschlechtshormone – wieder ins Gleichgewicht kommt.
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WEITERE AUTOIMMUNERKRANKUNGEN
Die Diagnose
Die Hashimoto-Thyreoiditis ist eine Folge des aus der Balance geratenen Immun­
systems, das sich gegen körpereigene Organe richtet.
Bei Patienten mit einer Autoimmunerkrankung können parallel auch andere
­Auto­immunerkrankungen vorliegen bzw. auftreten, z. B.:
• Vitiligo (sog. Weißfleckenkrankheit)
• Atrophische Gastritis mit Vitamin-B12-Mangel
• Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit)
• Morbus Addison (eine Erkrankung, die mit einer Fehlfunktion
der Nebenniere einhergeht)
• Alopecia areata (kreisrunder Haarausfall)
• Rheumatische Beschwerden
• Zöliakie/Sprue
Das bedeutet, dass man bei allen Autoimmunerkrankungen ebenfalls an die Auto­
immunthyreoiditis denken muss und umgekehrt. Auch alle Allergien kommen häufiger
bei Autoimmunerkrankungen vor und umgekehrt; bei ­Allergikern ist die HashimotoThyreoiditis häufiger.
DIE DIAGNOSE DER HASHIMOTO-THYREOIDITIS
In der Eingangsuntersuchung erstellt der Arzt zunächst einen klinischen Be­fund und
nimmt Ihre Krankengeschichte auf. Er dokumentiert Ihre aktuellen Beschwerden,
informiert sich nach anderen Erkrankungen und Medikamenten. Außerdem ist wichtig,
ob in Ihrer Familie bereits Schilddrüsenerkrankungen vorgekommen sind.
Durch Abtasten kann der Arzt eine Vergrößerung der Schilddrüse (Struma) feststellen. Eine Struma wird nach ihrer Größe, Beschaffenheit, Verschiebbarkeit, nach
Komplikationen wie Heiserkeit, Atembeschwerden, Druckschmerz sowie nach dem
Zustand der Lymphknoten beurteilt.
Mit einer Ultraschalluntersuchung (Sonographie) stellt der Arzt die genaue Größe
der Schilddrüse fest. Auch verändertes Gewebe kann er erkennen. Insbesondere eine
echoarme Schilddrüse oder echoarme (im Ultraschall schwarze) Bereiche sind typisch
und wegweisend für die Diagnose einer Hashimoto-Thyreoiditis. Die Untersuchung ist
völlig schmerzlos und birgt keine Risiken.
Mithilfe einer Feinnadelpunktion können in unklaren Fällen Zellen aus der Schilddrüse entnommen und mikroskopisch untersucht werden. Die Punktion g
­ eschieht mit
einer sehr feinen Nadel und ist in der Regel mit weniger Schmer­zen verbunden als
eine Blutentnahme. Eine örtliche Betäubung ist daher auch nicht notwendig. Wenn
eine Entzündung der Schilddrüse vorliegt, sind mikroskopisch im Gewebe große
Mengen spezieller weißer Blutkörperchen zu sehen. Diese Lymphozyten werden bei
entzündlichen Prozessen im Körper produziert und dienen der Abwehr.
Sonographischer Querschnitt
durch eine normale Schilddrüse
R = Rechter Schilddrüsenlappen
L = Linker Schilddrüsenlappen
T= Luftröhre
V= Vene
A= Arterie
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ÜBERBLICK ÜBER NORMWERTE UND MÖGLICHE
ABWEICHUNGEN
U/l
= Units (Einheiten) pro Liter
μg
= Mikrogramm oder millionstel Gramm (10-6)
U/ml = Units pro Milliliter
ng
Mikroskopisches Bild einer normalen Schilddrüse (links) und einer Hashimoto-Thyreoiditis (rechts)
Die Blutuntersuchung gibt Aufschluss über die Menge der Schilddrüsenhormone
sowie wichtiger Botenstoffe im Blut.
= Nanogramm oder milliardstel Gramm (10-9)
Wichtiger Hinweis: Bitte beachten Sie, dass die angegebenen Werte nur zur
Orientierung dienen. Die Normwerte können von Labor zu Labor schwanken. Ihre
Ergebnisse sollten immer nur mit den Normwerten des jeweiligen Labors ver­glichen
werden.
Im Fall der Unterfunktion bei der Hashimoto-Thyreoiditis kommt es im Verlauf der
Erkrankung zu einer Verminderung der beiden Schilddrüsenhormone Trijodthyronin
(T3) und Tetrajodthyronin (T4). Diese Hormone sind teilweise an Trägerstoffe
gebunden, teilweise werden sie auch in freier Form im Blut transportiert (= fT3 und
fT4). Der Arzt misst in der Regel die Menge der freien Hormone. Die Werte für das
Hormon TSH (Thyreoidea-stimulierendes Hormon) sind aufgrund des Rückkopplungsmechanismus entsprechend erhöht (s. Grafik Seite 20).
Die oben erwähnte Verminderung der Schilddrüsenhormone tritt meist erst in der
Folge auf. Bevor es zu einer Hypothyreose kommt, lassen sich häufig schon spezielle
Antikörper nachweisen. Im Fall der Hashimoto-Thyreoiditis liegen bei 90 % der
Patienten sogenannte TPO-Antikörper vor. Diese Antikörper richten sich gegen ein
bestimmtes Enzym der Schilddrüse, die Schilddrüsenperoxidase (abgekürzt TPO).
TPO-Antikörper sind identisch mit der früher verwandten Abkürzung MAK (mikrosomale Antikörper). Bei etwa 60 – 80 %1 der Patienten liegen ebenfalls stark erhöhte
Die Blutuntersuchung allein reicht oft für die Diagnose nicht aus, weil die Werte für
die Antikörper sehr stark schwanken können. Für die Diagnose wegweisend ist neben
dem Nachweis der genannten Antikörper die auffällige Echoarmut im Schilddrüsensonogramm.
Quelle: T
homas, Lothar (Hg.) (2012): Labor und Diagnose. Indikation und Bewertung von Laborbefunden für
die medizinische Diagnostik. Frankfurt/Main: TH-Books Verlagsgesellschaft.
Band 2, Seite 1743
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Referenzbereich
T3
0,9 – 1,8 ng/ml (1,4 – 2,8 nmol/l)
fT3
3,5 – 8,0 ng/l (5,4 – 12,3 pmol/l)
T4
5,5 – 11,0 μg/dl (77 – 142 nmol/l)
fT4
0,8 – 1,8 ng/dl (10 – 23 pmol/l)
TSH
0,4 – 4,0 mU/l
TPO-Antikörper
Werte für die sogenannten Tg-Antikörper vor, die sich gegen ein von der Schilddrüse
her­gestelltes Protein richten, das Thyreoglobulin (abgekürzt Tg).
1 Hormon
<100 U/ml
negativ (unter 100 U/ml sind die Werte normal)
100 – 200 U/ml
Grenzbereich
>200 U/ml
positiv (weist auf Hashimoto-Thyreoiditis hin,
kann auch bei Morbus Basedow erhöht sein)
Tg-Antikörper2
<60 – 100 klU/l
negativ
>60 – 100 klU/l
positiv
Quelle: T
homas, Lothar (Hg.) (2012): Labor und Diagnose. Indikation und Bewertung von Laborbefunden für die medizinische Diagnostik. Frankfurt/Main: TH-Books Verlagsgesellschaft.
Band 2, Seite 1742
2 19
Die Behandlung
DIE BEHANDLUNG DER HASHIMOTO-THYREOIDITIS
In manchen Fällen beginnt die Hashimoto-Thyreoiditis mit einer Überfunktion (Hyperthyreose). Zum Teil wird dann eine Therapie mit Schilddrüsenblockern zur Normali­
sierung der Stoffwechsellage durchgeführt. Engmaschige Blutkontrollen sind nötig,
da die Überfunktion meist nur vorübergehend besteht.
Gehirn
Wenn im Rahmen einer Hashimoto-Thyreoiditis ein Hormonmangel (Hypothyreose)
eingetreten ist, gilt es, diesen auszugleichen. Die fehlende Menge an Schilddrüsen­
hormonen muss dann in Form von Tabletten eingenommen werden. Ihr Arzt bestimmt
die richtige Dosis, abhängig von Ihren Symptomen und Untersuchungsergebnissen
sowie Ihrem Alter und Gewicht. Die Therapie muss meist für den Rest des Lebens
beibehalten werden und darf nicht unterbrochen werden, da sich sonst schnell wieder
ein Hormonmangel einstellt. Bei einer regelmäßigen Einnahme der Schilddrüsenhormone können die meisten Patienten mit Hashi­moto-Thyreoiditis beschwerdefrei leben.
TRH
Hypothalamus
TSH
Hypophyse
Stimulation
Hemmung
Stimulation
TSH stimuliert
die Produktion
von T4 und T3
T4 und T3
erhöht
T4 und T3
erniedrigt
Blutspiegel
20
Schilddrüse braucht
Jod, um die Hormone
T4 und T3 zu
produzieren
Abgabe der
Hormone ins Blut
Bei der täglichen Einnahme des Schilddrüsenhormons in der richtigen Dosierung sind
keine Nebenwirkungen zu befürchten, denn die Tabletten gleichen nur den natürlichen
Mangel in Ihrem Körper aus. Es wird normalerweise mit der Gabe g
­ eringer Mengen
von Schilddrüsenhormonen begonnen, um die Dosis dann langsam zu steigern. Es ist
wichtig, den Hormonspiegel lebenslang regelmäßig zu kontrollieren – zu Beginn der
Therapie alle 4 bis 6 Wochen, nach erfolgreicher Einstellung 1- bis 2-mal im Jahr. Eine
Behandlung mit Schilddrüsenhormonen muss auch während der Schwangerschaft oder
Stillzeit weitergeführt und gegebenenfalls angepasst werden.
Eine Operation der Schilddrüse wird bei der Hashimoto-Thyreoiditis nur selten vorgenommen. Nur bei Verdacht auf eine bösartige Erkrankung, bei einem sehr störenden
Schilddrüsenwachstum oder bei schweren Krankheitsverläufen wird die Schilddrüse
operativ teilweise oder ganz entfernt.
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HORMONTABLETTEN UND WECHSELWIRKUNGEN
HASHIMOTO-THYREOIDITIS UND ERNÄHRUNG
Bevor Sie mit einer Behandlung mit Schilddrüsenhormonen beginnen, sprechen Sie
bitte mit Ihrem Arzt über bestehende Vorerkrankungen. Er sollte auch über alle
Medikamente informiert sein, die Sie zu sich nehmen. Das gilt insbesondere für
Medikamente, die die Blutgerinnung hemmen. Wenn Sie Diabetiker sind, kann es
sein, dass Sie Ihre Insulindosierung anpassen müssen. Schilddrüsenhormone
regen den Kreislauf an und erhöhen den Blutzuckerspiegel. Deshalb sollten Sie zu
Beginn der Hormonbehandlung den Blutzuckerspiegel häufiger kontrollieren.
Schilddrüsenhormone regen den Stoffwechsel an und bewirken eher eine Gewichtsabnahme. Andererseits können sie auch den Appetit steigern. Bei normaler Nahrungsaufnahme dürfte das Körpergewicht stabil bleiben.
Auch hochdosierte Calcium- und Eisenpräparate können bei gleichzeitiger Einnahme
mit Schilddrüsenhormonen zu einer Wirkungsabschwächung des Präparates führen.
Bitte nehmen Sie Ihre Calcium- und Eisenpräparate zeitversetzt ein (mind. 2 Stunden
Abstand). Ähnliches gilt für Mittel zur Senkung hoher Blutfette. Hier sollte der
Einnahmeabstand 4 – 5 Stunden betragen.
Wenn Sie Medikamente einnehmen, welche die Magensäure blockieren wie Protonenpumpenhemmer (z. B. Omeprazol), oder aber eine atrophische Gastritis vorliegt, kann
eine Erhöhung der Dosierung von Schilddrüsenhormon notwendig sein. Gleiches gilt
bei einer Infektion durch Helicobacter Pylori.
Bei Einnahme östrogenhaltiger Medikamente kann der Bedarf an Schilddrüsenhormonen steigen. Auch in der Schwangerschaft muss die Schilddrüsenhormoneinnahme erhöht werden.
Schilddrüsenhormone müssen nüchtern eingenommen werden, da sie dann am besten
aufgenommen werden.
Es gibt noch weitere Medikamente, die die Wirkung der Schilddrüsenhormone beeinflussen können. Lesen Sie in jedem Fall die Gebrauchsinformation Ihres verordneten
Schilddrüsenpräparates durch und fragen Sie Ihren Arzt, wenn Sie sich unsicher sind.
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23
Um eine ausreichende Versorgung mit Jodid zu gewährleisten, wird im Allgemeinen
eine ausgewogene, jodreiche Ernährung empfohlen. Auch Patienten mit HashimotoThyreoiditis können Jodsalz verwenden und Fisch essen. Die Erkrankung kann durch
die in der Nahrung enthaltene Menge an Jod nicht beeinflusst werden.
Von Jodtabletten oder Kombinationspräparaten von Jod und Schilddrüsenhormonen ist
jedoch abzuraten, da die Jodidaufnahme der entzündeten Schilddrüse blockiert ist und
möglicherweise Jodid in hohen Dosen (mehr als 500 μg pro Tag) zu einer verstärkten
Entzündung führen kann.
Eine Ausnahme hiervon bilden Schwangere und stillende Frauen. Sie haben einen
erhöhten Jodbedarf, da sie auch das Kind mit Jod versorgen müssen. Ein Jodmangel
kann beim ungeborenen Kind und beim Säugling schwerwiegende Entwicklungs­
störungen verursachen. Wie andere Frauen in der Schwangerschaft sollten Patientinnen mit Hashimoto-Thyreoiditis regelmäßig Seefisch essen, viel Milch trinken
und jodiertes Speisesalz verwenden. Um eine ausreichende Jodversorgung zu
gewährleisten, kann zudem die tägliche Einnahme von Jodidtabletten notwendig sein.
Wenn keine Beschwerden oder Anzeichen für eine Entzündung vorliegen, sollten
täglich 100 μg Jod eingenommen werden. Sprechen Sie in jedem Fall mit Ihrem Arzt.
Schilddrüse OK – ein gutes Gefühl
Mit dieser Broschüre konnten wir sicherlich viele Ihrer Fragen zur Hashimoto-Thyreoiditis beantworten. Je mehr Sie über Ihre Erkrankung wissen, desto besser können Sie
die Symptome erkennen, die Therapie verstehen und aktiv an der Behandlung
mitwirken.
Im Serviceteil finden Sie ein kleines Lexikon mit den wichtigsten Begriffen rund um
die Erkrankung. Dort gibt es auch weiterführende Adressen, unter denen Sie Informationen erhalten oder sich mit anderen Betroffenen austauschen können.
Das persönliche Gespräch mit dem Arzt Ihres Vertrauens sollte alle Unklarheiten und
Unsicherheiten beseitigen. Lassen Sie sich dort umfassend beraten.
Wir wünschen Ihnen und
Ihrer Schilddrüse alles Gute!
Ein neuer möglicher Therapieansatz ist eine Einnahme von Selen. Selen ist wie Jodid
ein essenzielles Spurenelement. Selen schützt die Schilddrüsenzellen vor Sauerstoffradikalen, die ständig in der Schilddrüse gebildet werden, und verbessert die
Funktionsfähigkeit des Immunsystems. Es gibt Hinweise, dass Selen den chronischen
Entzündungsprozess in der Schilddrüse eindämmen kann.
Die hierfür notwendige empfohlene Selenmenge beträgt 200 μg Selen pro Tag.
Insbesondere bei Patienten mit ausgeprägter entzündlicher Aktivität und hohen
TPO-Antikörpertitern kann die Behandlung mit Selen sinnvoll sein. Sprechen Sie
darüber mit Ihrem behandelnden Arzt.
24
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Service
GLOSSAR
Antikörper
Eiweißstoffe, die vom Immunsystem des Körpers
gebildet werden, um Eindringlinge wie Viren und
Bakterien abzuwehren
Autoimmunerkrankung
Krankheit, bei der das Immunsystem des Körpers
Antikörper gegen sein eigenes Gewebe bildet
Hashimoto-Thyreoiditis
Autoimmunerkrankung, die zur chronischen En­­tzün­
dung der Schilddrüse mit Untergang von Schilddrüsengewebe führt. Damit kommt es langfristig zu einer
Schilddrüsenunterfunktion
Hormon
Substanz, die von einem Organ oder in einem Gewebe
gebildet wird und die Funktion von einem oder
mehreren Organen steuert
Hyperthyreose
Schilddrüsenüberfunktion
Hypophyse
Hirnanhangdrüse. Diese Drüse überwacht die wichtigsten Körperfunktionen mittels Hypophysenhormonen
wie z. B. TSH. So erfährt die Schild­­drüse, welche Menge
an Hormonen sie bilden muss
Hypothyreose
Schilddrüsenunterfunktion
Jodid
Essenzielles Spurenelement, das die Schilddrüse zur
Produktion von Schilddrüsenhormonen braucht
Kropf
Struma, vergrößerte Schilddrüse
Morbus Basedow
Autoimmunerkrankung, die mit Überfunktion,
­Schilddrüsenvergrößerung und Augenbeschwerden
einhergeht
Schilddrüse
Eine endokrine Drüse, die sich normalerweise vorne
am Hals befindet. Sie produziert die Hormone T3 und
T4, die den Stoffwechsel der Körperzellen regulieren
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T3
Trijodthyronin, ein Hormon, das drei Jodatome pro
Molekül enthält. Geringe Mengen davon werden in der
Schilddrüse produziert, der größere Teil wird aus T4
in den Geweben gebildet
T4
Thyroxin, das Haupthormon, das von der Schilddrüse
produziert wird. Es enthält vier Jodatome pro Molekül
Thyreoiditis de Quervain
Eine subakute Form der Schilddrüsenentzündung
Thyroxin
T4 ist das wichtigste Hormon, das die Schilddrüse
produziert. Es wird auch medikamentös zugeführt,
um eine Unterfunktion der Schilddrüse zu behandeln
und so fehlendes körpereigenes T4 zu ersetzen
TPO-Antikörper
Antikörper gegen ein bestimmtes Enzym der Schilddrüse. Kommen bei Hashimoto-Thyreoiditis und z. T.
beim Morbus Basedow vor
TSH
Thyreoidea-stimulierendes Hormon. Wird in der
Hypo­physe gebildet. Gibt der Schilddrüse den Befehl,
Schilddrüsenhormone zu bilden. Die von der Schilddrüse produzierten Hormone werden direkt ins Blut
abgegeben, um den notwendigen Hormonspiegel
im Blut aufrecht zu erhalten
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INTERNET
Hilfreiche Internet-Adressen rund um die Schilddrüse
www.autoimmun.org
www.forum-schilddruese.de
www.die-schmetterlinge.de
www.hashimotothyreoiditis.de
www.jodmangel.de
www.schilddruesenliga.de
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31
Tel.:06151 6285-0
Fax:06151 6285-821
[email protected]
www.merckserono.de
Communication Center Merck
Gebührenfreie Telefon-Hotline
0800 42 88 373
Stand: 11/2016
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