Übungen zur Einführung in die Spieltheorie und experimentelle Ökonomie Prof. Dr. Aleksander Berentsen Tut Tutorium 24.1 24.11.2010 .11.2010 – Kapitel 11 Kapitel 11 im Überblick In den bisherigen Kapiteln wurden nur endliche, nicht wiederholte Spiele betrachtet. In der Realität findet man sich jedoch oftmals in einer Situation wieder, bei welcher man ein unendliches Spiel spielt (bzw. nicht weiss wann es enden wird) und dieses oftmals auch noch wiederholt gespielt wird. Genau mit solchen Interaktionen beschäftigt sich das Kapitel 11. Es soll ebenfalls untersucht werden, ob durch wiederholte Spiele Kooperation erreicht werden kann. Die Idee ist, dass nichtkooperatives Verhalten in der Folgeperiode bestraft werden kann. Bei (endlich oder unendlich) wiederholten Spielen erhalten die Spieler nach jeder Runde die Auszahlung gemäss ihrer Strategiekombination. Die Auszahlung nach der ersten Runde wird von den Spielern jedoch als wertvoller angesehen, als die identische Auszahlung nach t-Perioden. Diese Zeitpräferenz wird mit einem Diskontfaktor berücksichtigt. Die Auszahlungen der Spieler in dem wiederholten Spiel werden folglich als gewichtete Summe der Auszahlungen in den einzelnen Perioden modelliert. Kann Kooperation in einem endlich wiederholten Gefangenen Dilemma entstehen? Ist die Anzahl Wiederholungen bekannt, so werden die Spieler in der letzten Periode nicht-kooperieren, da sie anschliessend nicht mehr bestraft werden können. Folglich kann auch ein Abweichen in der zweitletzten Periode nicht mehr bestraft werden und die Spieler werden bereits in der zweitletzten Periode abweichen, usw. Es entsteht folglich in einem endlich wiederholten GD keine Kooperation. Kann Kooperation in einem unendlich wiederholten Gefangenen Dilemma entstehen? Wird ein GD unendlich wiederholt (bzw. das Ende ist unbekannt), so kann in jeder Periode glaubhaft mit einer Bestrafung in der nächsten Periode gedroht werden. Dies kann zu Kooperation führen. Kann, muss aber nicht. Je nach der Zeitpräferenz der Spieler lohnt es sich in einer Periode abzuweichen (grössere Auszahlung in dieser Periode) und anschliessend die Konsequenzen zu tragen (tiefere Auszahlung in der Zukunft). In diesem Zusammenhang wurden zwei Trigger-Strategien (Grim und tit-fortat) besprochen, welche jeweils die eigene Aktion für die nächste Periode vom vergangenen Verhalten des Gegenspieler abhängig macht. 1 Übungen zur Einführung in die Spieltheorie und experimentelle Ökonomie Prof. Dr. Aleksander Berentsen Discount factor Penalty Tit-for-tat (TFT) Effective rate of return Present value (PV) Trigger strategy Grim strategy Punishment Infinite horizon Repeated play Die aufgeführten Aufgaben sollten jeweils im Vorfeld der Veranstaltung bearbeitet werden. Aufgabe 1 Kreuze die korrekten Aussagen an: In endlichen Spielen kann Wiederholung zu Kooperation führen, wenn die Spieler die Länge des Spiels nicht kennen. Das endlich wiederholte Gefangenendilemma (mit n =2) hat ein eindeutiges teilspielperfektes Gleichgewicht, in welchem beide Spieler nie kooperieren. In endlich wiederholten Spielen entsteht immer Kooperation, weil es in jeder Periode eine „Zukunft“, d.h. die Möglichkeit eine Abweichung zu bestrafen gibt. Wiederholung ist die einzige Methode, welche zu Kooperation führen kann. Aufgabe 2 „Wenn ein Gefangenendilemma hundert Mal wiederholt wird, können sich die Spieler sicher sein, das kooperative Ergebnis zu erreichen“. Ist diese Aussage wahr? Erkläre anhand eines Beispiels. 2 Übungen zur Einführung in die Spieltheorie und experimentelle Ökonomie Prof. Dr. Aleksander Berentsen Aufgabe 3 (Prüfungsaufgabe) Kuppel 20.- 10.- 20.- 60, 60 36, 70 10.- 70, 36 50, 50 Babalabar Gegeben sei die abgebildete Normalform eines simultanen Spiels. Die zwei Diskotheken Babalabar und Kuppel haben jeweils pro Periode zwei Aktionen zur Auswahl. Sie können einen Eintrittspreis von 20.- oder einen Eintrittspreis von 10.verlangen. Das Spiel wird unendlich oft wiederholt. Nehme an, die Geschäftsleitung der Kuppel spielt die Strategie tit-for-tat. Zu Beginn des Spiels verlangt Sie 20.Eintrittsgebühr, d.h. sie kooperiert in der ersten Periode. a) Was ist eine tit-for-tat Strategie? Welche andere Trigger-Strategie ist Dir noch bekannt? b) Nehme an, dass der reale Zinssatz 100% beträgt. Berechne den Barwert für die Diskothek Babalabar, wenn sie die tit-for-tat Strategie spielt. c) Berechne den Barwert für die Diskothek Babalabar, wenn sie in der ersten Periode den Eintrittspreis auf 10.- senkt und danach wieder einen Eintrittspreis von 20.- verlangt. d) Lohnt sich diese Abweichung? e) Nehme weiterhin an, dass die Geschäftsleitung der Kuppel tit-for-tat spielt. Wie hoch muss der reale Zinssatz r mindestens sein, damit sich ein dauernder Eintrittspreis von 10.- (immer abweichen) für die Geschäftsleitung der Babalabar strikt lohnt? f) Kreuze die korrekten Aussagen an: Kooperation in allen Runden ist möglich, wenn die Spieler nicht zu ungeduldig sind, d.h. wenn der reale Zinssatz nicht zu gross ist. In endlichen Spielen führt, wenn die Spieler die Länge des Spiels kennen, Wiederholung zu Kooperation in allen Runden. 3 Übungen zur Einführung in die Spieltheorie und experimentelle Ökonomie Prof. Dr. Aleksander Berentsen Wenn Spieler zukünftige Auszahlungen genügend hoch bewerten, können sie es vorziehen, in allen Runden zu kooperieren. Wenn ein Spiel nach jeder Runde mit einer Wahrscheinlichkeit p < 1 fortgesetzt wird, haben zukünftige Auszahlungen weniger Gewicht als bei Sicherheit (p = 1). Aufgabe 4 Betrachte ein Spiel mit den beiden Spielern „Child’s Play“ und „Kid’s Corner“. Beide verkaufen identische Holzspielwaren. Beide Spieler können einen hohen oder einen niedrigen Preis festlegen. Wenn beide einen hohen Preis verlangen, erzielen sie einen Gewinn von 64'000 CHF (pro Jahr). Wenn der eine Spielwarenhändler einen niedrigen und der andere Spielwarenhändler einen hohen Preis festlegt, verdient der Erstere 72'000 CHF (pro Jahr) und der Letztere 20'000 CHF (pro Jahr). Wenn beide einen niedrigen Preis verlangen, erzielen sie einen Gewinn von 57'000 CHF (pro Jahr). a) Das simultane Spiel wird nur einmal gespielt. Zeige, dass dieses Spiel die Struktur eines Gegangenendilemma hat. Wie lautet das Nash Gleichgewicht und die dazugehörigen Auszahlungen? b) Das Spiel wird vier Mal gespielt (4 Jahre). Bestimme die Gesamtgewinne der Spielwarenhändler am Ende des Spiels. Der reale Zinssatz beträgt r = 0%. c) Begründe dieses Resultat. d) Nehme an, das Spiel wird unendlich oft wiederholt. Beide benutzen die Grim Strategie. Bestimme den einmaligen Gewinn sowie die Verluste in jeder zukünftigen Periode, die sich ergeben würden, wenn der eine Spielwarenhändler einmal abweichen würde (niedriger Preis) während der andere die Grim Strategie spielt. e) Für welche realen Zinssätze ist in diesem Fall Kooperation nachhaltig? f) Nehme an die Spieler spielen dieses Spiel Jahr für Jahr. Nach vier Jahren endet das Spiel überraschend. Bestimme die Gesamtgewinne der Spielwarenhändler am Ende des Spiels. Der reale Zinssatz beträgt r = 0%. Vergleiche das Resultat mit dem Resultat aus b). 4