Proteine Projekt 14 Verlauf Material S3 LEK Glossar Mediothek So werden die Aminosäuren miteinander verknüpft – die Peptidbindung Ein Protein besteht aus zahlreichen Aminosäuren, die durch sogenannte Peptidbindungen unter Wasserabspaltung miteinander verknüpft werden. III/B Eine Verbindung aus 2 Aminosäuren wird Dipeptid genannt. Oligopeptide sind eine Kette aus bis zu 10 Aminosäuren. Polypeptide enthalten bis zu 100 Aminosäuren und Polypeptide mit mehr als 100 Aminosäuren werden auch als Proteine bezeichnet. Entstehung der Peptidbindung aus 2 Aminosäuren: Aminosäure Aminosäure T H C I S N A R O V Dipeptid Wasser Abbildung 2: Verknüpfung von Aminosäuren zum Dipeptid Was macht Proteine aus? – die vier Ebenen der Proteinstruktur Die 20 proteinogenen Aminosäuren kommen in jedem Protein in unterschiedlicher Menge und Reihenfolge vor. Die Reihenfolge, in der die einzelnen Aminosäuren aneinandergereiht sind, bezeichnet man als Aminosäuresequenz. Sie bestimmt die Primärstruktur. Die Primärstruktur ist jeweils charakteristisch für ein bestimmtes Protein und enthält bereits die Information für dessen Eigenschaft und Funktion. Abbildung 3: Die Reihenfolge der Aminosäuren bestimmt die Primärstruktur Aber mit dieser Kettenbildung ist das Protein noch lange nicht fertiggestellt und funktionstüchtig. Durch Wasserstoffbrückenbindungen innerhalb der Polypeptidkette entstehen räumliche Strukturen, die man als Sekundärstruktur bezeichnet. Sie können als schraubenförmige α-Helix und als ß-Faltblatt ausgebildet sein, außerdem liegen ungeordnete Bereiche vor. α-Helix ß-Faltblatt Abbildung 4: Wasserstoffbrücken führen zur Ausbildung der Sekundärstruktur (z. B. α-Helix, ß-Faltblatt) 84 RAAbits Biologie März 2015 Proteine Projekt 14 S5 Verlauf Material LEK Glossar Mediothek Was versteht man eigentlich unter einer Denaturierung? III/B Abbildung 7: Beim Braten eines Spiegeleis bewirkt die Hitze das Gerinnen des Eiweißes Das Kochen von Fleisch, die Herstellung von Joghurt oder Dauerwellen sind einige Beispiele aus dem Alltag, bei denen Denaturierungen stattfinden. Auch im Zuge der Verdauung spielt sie eine entscheidende Rolle, denn nur in denaturierter Form kann der Körper die Nahrungsproteine verwerten. Wird die Faltungsform eines Proteins zerstört, spricht man von einer Denaturierung. Betroffen ist also die Sekundärstruktur bzw. die Tertiärstruktur des Proteins. Eine Denaturierung kann durch die Einwirkung von Hitze, Säuren, Laugen, Schwermetallsalzen oder Ethanol erfolgen. Beim Vorgang der Denaturierung werden die Bindungen und Wechselwirkungen zwischen den Molekülteilen aufgehoben. Die Primärstruktur bleibt dabei jedoch erhalten. Beim Braten eines Spiegeleis findet beispielsweise eine Denaturierung statt. Das Eiweiß gerinnt (denaturiert) durch die Hitze. Durch die Aufhebung der Wechselwirkungen kommt es zu einer Oberflächenvergrößerung des Proteins und einem Verlust von dessen biologischer Funktion. I S N V © www.Colourbox.de A R O Denaturierungsvorgänge sind manchmal umkehrbar. Vor allem kleine denaturierte Proteine können sich, wenn die Ursache für die Denaturierung wegfällt, spontan wieder in ihre Ausgangsstruktur falten und ihre Funktion aufnehmen. Diesen Prozess nennt man Renaturierung. T H C Der Trick bei der Dauerwelle Abbildung 8: Die Herstellung von Dauerwellen beim Frisör Bei einer Dauerwelle spielt die Denaturierung der Keratine des Haars eine entscheidende Rolle. Zur Herstellung von Dauerwellen dreht man zunächst einzelne Haarteile auf eine Reihe von Lockenwicklern auf. Durch ein Reduktionsmittel werden die Disulfidbrücken und Wasserstoffbrücken aufgebrochen und die α-Helix-Struktur der Keratine geht in die ß-Faltblatt-Struktur über. Die Einwirkzeit beträgt 10–30 Minuten. Durch Hitzeeinwirkung kann der Prozess beschleunigt werden. Das Haar nimmt dabei die Form der Lockenwickler an. Jetzt wäscht man das Reduktionsmittel gründlich mit Wasser aus, trägt ein Oxidationsmittel auf und lässt es etwa 10 Minuten einwirken. Dadurch bilden sich neue Disulfidbrücken in einer anderen Position aus und es entstehen erneut α-Helix-Strukturen. Die Haare sind dauerhaft gewellt. Als Oxidationsmittel kommt zumeist Wasserstoffperoxid (H2O2) zum Einsatz. 84 RAAbits Biologie März 2015 Proteine Projekt 14 Verlauf Material S 12 LEK Glossar Mediothek M 3 Die Proteinaufnahme mit der Nahrung – auf die Menge und Qualität kommt es an Die körpereigenen Proteine bildet der menschliche Körper ausschließlich aus den Nahrungsproteinen. Er kann sie nicht aus anderen Nährstoffen selbst herstellen. Erfahre jetzt unter anderem, was bei der Ernährung zu beachten ist. III/B T H C © imago I S N Die Qualität der Nahrungsproteine ist unterschiedlich A R O Was passiert mit den Nahrungsproteinen im Körper? Die mit der Nahrung aufgenommenen Proteine werden im Zuge der Verdauung im Magen und Dünndarm denaturiert. Dadurch vergrößert sich ihre Oberfläche, sodass die Verdauungsenzyme an ihnen besser angreifen können. So wirkt im Magen das Verdauungsenzym Pepsin. In der Bauchspeicheldrüse werden sogar mehrere Verdauungsenzyme gebildet und in den Zwölffingerdarm abgegeben. V Im Dünndarm finden weitere wichtige Verdauungsprozesse statt. Dort werden Kohlenhydrate, Fette und eben auch Proteine gespalten. Die zur Spaltung der Proteine nötigen Verdauungsenzyme stammen von der Bauchspeicheldrüse und der Dünndarmschleimhaut. Dabei werden die Proteine in Di- und Tripeptide sowie freie Aminosäuren gespalten. Über die Darmschleimhaut werden diese dann ins Blut aufgenommen. Im Blut werden sie zusammen mit den Aminosäuren aus dem Abbau von Körperprotein zur Leber transportiert, dem zentralen Organ für den Auf-, Um- und Abbau von Aminosäuren (siehe Tabelle 1 zur Verdauung der Nahrungsproteine). Die Leber sorgt dafür, dass die Konzentration an freien Aminosäuren im Blut relativ konstant gehalten wird. Diese ist mit ca. 0,05 % aller im Körper vorkommenden Aminosäuren sehr gering. Bei einem Proteinmangel werden vor allem Proteine in der Muskulatur und den Organen abgebaut. Schon gewusst? Peptidasen: Enzyme, die eine Spaltung von Proteinen bewirken, werden als Peptidasen bezeichnet. 84 RAAbits Biologie März 2015 Proteine Projekt 14 Verlauf Material S 18 LEK Glossar Mediothek Lösungen (M 3) Aufgabe 1 Der Körper hat fast keine Eiweißspeicher. Es wird aber täglich Eiweiß für das Wachstum und für Reparaturleistungen benötigt. Zudem gehen Proteine über Ausscheidungen verloren. Dieser tägliche Bedarf bzw. Verlust muss ausgeglichen werden. III/B Aufgabe 2 Obst und Gemüse haben in der Regel einen sehr geringen Eiweißgehalt. Für die tägliche Eiweißversorgung spielen sie zumeist keine Rolle. Eine Ausnahme bilden allerdings die Hülsenfrüchte und Soja. Ihr Eiweißgehalt ist mit dem von Fleisch vergleichbar. Allerdings ist die Bioverfügbarkeit pflanzlicher Eiweißquellen geringer, sodass sie trotz des guten Tabellenwertes nicht mit Fisch und Fleisch mithalten können. Fisch und Fleisch besitzen einen hohen Eiweißgehalt und sind auch aufgrund der guten Bioverfügbarkeit hervorragende Eiweißlieferanten. Bei den Milchprodukten gibt es große Unterschiede: Milch und Joghurt haben einen geringen, Quark und Frischkäse einen mittleren und Hartkäse einen hohen Eiweißgehalt. T H C Der Eiweißanteil im Getreide liegt im Mittelfeld. Allerdings ist auch hier zu beachten, dass die Bioverfügbarkeit relativ schlecht ist. I S N Neben dem Eiweißgehalt spielt auch die biologische Wertigkeit eine Rolle. So hat Ei zwar nur einen mittleren Eiweißgehalt, aber die biologische Wertigkeit ist hoch. Weizen hat fast den gleichen Eiweißgehalt wie Ei, aber aufgrund der geringen biologischen Wertigkeit ist es – als alleiniges Lebensmittel betrachtet – ein schlechterer Eiweißlieferant. Es kann aber bei Lebensmittelkombinationen sehr wertvoll sein, da es dann andere Eiweißträger aufwertet. A R O Aufgabe 3 Einen hohen Eiweißgehalt mit guter Bioverfügbarkeit weisen vor allem tierische Produkte auf, die ein Veganer aber nicht zu sich nimmt. Um auch aus pflanzlichen Nahrungsmitteln gut versorgt zu sein – also alle Aminosäuren zu erhalten – ist eine Kenntnis über die Eiweißgehalte und besonders geeignete Lebensmittelkombinationen nötig. V Aufgabe 4 Tom benötigt die – oft teuren – Shakes nicht. Für den Muskelaufbau und die Gesunderhaltung reicht das Eiweiß aus der Ernährung aus, vor allem wenn Tom Fleisch, Fisch, Käse, Quark, Hülsenfrüchte und Eier auf dem Speiseplan hat. Eiweißshakes können dann leicht zu einer Überversorgung führen und sogar dick machen. Denn oft wird der Kalorienverbrauch beim Sport überschätzt und die Shakes werden zusätzlich zu den normalen Mahlzeiten genommen. Dabei wird vergessen, dass auch Eiweiß in Fett umgewandelt wird, wenn zu viel davon verzehrt wird. Noch kritischer sollte Tom sein, wenn in einem Shake einzelne Aminosäuren besonders angereichert sind. Das kann zu Ungleichgewichten im Körper führen. Aufgabe 5 Die Proben mit Mehl, Milch und Quark färben sich violett. Nur sie enthalten also Eiweiß. 84 RAAbits Biologie März 2015 Proteine Projekt 14 Verlauf Material S 19 LEK Glossar Mediothek M 4 Nahrungsmittelallergie, Zöliakie & Co. – Krankheiten, bei denen Eiweiße eine Rolle spielen Eiweiße sind für unseren Körper ein wichtiger Baustoff und haben als Biokatalysatoren eine große Bedeutung. Doch sie können auch die Ursache für bestimmte Erkrankungen sein. Erfahre jetzt mehr darüber. Was steckt eigentlich hinter einer Allergie? Bei einer Allergie reagiert das menschliche Immunsystem auf normalerweise harmlose Stoffe aus der Umwelt. Es bildet vermehrt Antikörper gegen die vermeintliche Gefahrenquelle. Der Körper zeigt verschiedene Symptome, die individuell verschieden sind und sich nicht auf bestimmte Organe begrenzen. Die Auslöser einer Allergie werden als Allergene bezeichnet. Allergene sind Antigene, gegen die sich die vom Immunsystem gebildeten Antikörper richten. Zumeist handelt es sich dabei um Proteine. Eine Allergie können unter anderem Pollen oder bestimmte Nahrungsmittel auslösen. In letzterem Fall handelt es sich um eine Nahrungsmittelallergie. Bei ihr ist eine Eiweißkomponente des entsprechenden Lebensmittels der Auslöser. T H C Wenn der Körper manche Proteine in Nahrungsmitteln nicht verträgt – die Nahrungsmittelallergie I S N Zu den häufigsten Symptomen einer Nahrungsmittelallergie gehören Reaktionen an Haut und Schleimhaut. Beispiele dafür sind Hautrötung, Juckreiz sowie Quaddeln (siehe Abbildung 1). Oft kommen auch Reaktionen im Hals-Nasen-Ohren-Bereich (Niesattacken, Fließschnupfen) und an den Bronchien (Husten, Atemnot, Verschleimung) vor. Auch der Magen-Darm-Bereich ist vielmals betroffen. Es kommt zu Blähungen, Durchfall, Erbrechen, Übelkeit oder Verstopfung. Die schwerste allergische Reaktion auf Lebensmittel ist der anaphylaktische Schock, der sich in Form eines lebensbedrohlichen Kreislaufzusammenbruchs äußert. A R O V © imago III/B Abbildung 1: Quaddeln sind punktartige Hauterhebungen Wer unter einer Nahrungsmittelallergie leidet – und das sind nach Schätzungen des Deutschen Allergie- und Asthmabundes rund sechs Millionen Deutsche – muss die betreffenden Lebensmittel und Zutaten strikt meiden. Schließlich können schon geringe Spuren die gefürchteten Symptome bis hin zum Tod auslösen. 84 RAAbits Biologie März 2015 Proteine Projekt 14 Verlauf Material S 21 LEK Glossar Mediothek Keine Allergie – die Lactoseintoleranz Sind keine oder zu wenig Enzyme vorhanden, bleibt der Milchzucker unverändert und wird im Dickdarm von Darmbakterien abgebaut. Dabei entstehen Gase und Säuren, welche die typischen Symptome hervorrufen. Sie beschränken sich in der Regel auf den Magen-Darm-Trakt. Nachweisen lässt sich eine Lactoseintoleranz mit einem Atemtest. Dabei wird die Zusammensetzung der ausgeatmeten Luft nach Einnahme der Testsubstanz untersucht. Anhand der ausgeatmeten Luft kann man auf krankhafte Veränderungen im Magen-Darm-Trakt schließen. Bei einer Lactoseintoleranz muss der Konsum von Milchprodukten bis auf eine geringe Menge eingeschränkt werden. Wie viel man von welchem Lebensmittel verträgt, muss individuell ausprobiert werden. Es ist zu beachten, dass der Lactosegehalt in Milchprodukten sehr unterschiedlich ist. Doch Lactose ist nicht nur in Milchprodukten zu finden, sondern „versteckt“ sich noch in weiteren Nahrungsmitteln. Zum Beispiel in Schokoaufstrich, Fertigsuppen, Fertigpüree und vielem mehr. T H C I S N Viele Produkte werden inzwischen als „lactosefrei“ angepriesen und sollen einen besonders gesunden Eindruck machen. Aber lactosefreie – und somit auch teurere – Produkte machen nur Sinn, wenn wirklich eine Lactoseintoleranz festgestellt wurde und diese so stark ausgeprägt ist, dass man auch geringe Mengen an Lactose nicht verträgt. A R O Zöliakie – Schädigung der Darmzotten durch Gluten Etwa jeder 250. Deutsche leidet unter Zöliakie. Auch bei dieser Erkrankung ist es Eiweiß, das den Betroffenen gesundheitliche Probleme bereitet. Und zwar Gluten, das auch Klebereiweiß oder Kleber genannt wird und in vielen Getreidesorten vorkommt. V Zöliakie ist eine Autoimmunerkrankung, bei der die Darmzotten durch einen Bestandteil des Glutens geschädigt werden und sich zurückbilden. Dadurch schrumpft die Darmoberfläche und Nährstoffe, Mineralstoffe und Vitamine können nur noch beschränkt aufgenommen werden. Typische Symptome, welche Betroffene nach dem Verzehr glutenhaltiger Produkte haben, sind Bauchschmerzen, Durchfall und Blähungen. Manchmal treten aber auch weniger auffällige Symptome wie Appetitlosigkeit, Verstopfung, Gelenkbeschwerden, Müdigkeit und schlechte Laune auf. Zudem zeigt sich oft ein Eisen- oder Folsäuremangel im Blut. 84 RAAbits Biologie März 2015 Gluten – ein zum Backen wichtiges Eiweißgemisch im Mehl Gluten ist ein Stoffgemisch aus Proteinen. Es bestimmt die Backeigenschaften des Getreidemehls wesentlich. Bei Zugabe von Wasser verbinden sich die Eiweiße aus dem Stoffgemisch und können eine große Menge an Wasser aufnehmen. Dabei bestimmt der Anteil an Kleber im Mehl die Fähigkeit, Wasser zu binden, und dementsprechend auch die Teigausbeute. Das Gluten sorgt zudem dafür, dass aus dem Mehl bei Wasserzugabe ein gummiartiger und elastischer Teig wird. Beim Gären von Gebäck hält das im Weizenteig enthaltene Gluten das entstehende Kohlendioxid gut zurück und sorgt auf diese Weise dafür, dass der Teig gut aufgehen kann. © Petr Brož III/B Wer nach dem Genuss von Milchprodukten über Blähungen, Durchfall, Krämpfe oder Bauchschmerzen klagt, kann auch auf die Kohlenhydrate in der Milch – den Milchzucker (Lactose) – reagieren. Dabei handelt es sich nicht um eine Allergie. Die Symptome werden vielmehr durch einen Mangel an dem Verdauungsenzym Lactase hervorgerufen. Das Enzym sorgt normalerweise dafür, dass das Disaccharid Lactose (Milchzucker) im Dünndarm in seine zwei Bestandteile zerlegt wird. Diese können dann über die Darmschleimhaut in das Blut aufgenommen werden. Abbildung 2: Gluten macht den Teig elastisch und unterstützt den Gärprozess