1 RISIKEN VON FAMILIEN MIT KINDERN UND IHRE BEWÄLTIGUNGSSTRATEGIEN Heiner Keupp Vortrag bei der Fachtagung „Soziale Frühwarnsysteme in NRW“ am 5.11.2004 in Gelsenkirchen Deutschland erlebt einen dramatischen Kinderschwund und gleichzeitig wächst die Sorge um die Zukunft des „Generationenvertrags“. Wer soll denn die Renten in einer grau werdenden Gesellschaft bezahlen, wenn immer weniger Kinder geboren werden? Da wird uns bereits ein Generationenkrieg vorausgesagt. Aber warum werden immer weniger Kinder zur Welt gebracht? Dieser globalisierte Netzwerkkapitalismus wird als eine „entfesselte Welt“ beschrieben, die immer stärker unsere Lebensund Arbeitsformen prägt, also auch vor den privaten Lebensräumen nicht halt macht. Die traditionellen „einbettenden Kulturen“ für Heranwachsende und ihre Familien gehen verloren und es ist fraglich, ob neue entstehen. Die Anforderungen an Kinder und Eltern werden ständig höher – das gilt für materielle, soziale und symbolische Ressourcen. Kinder können auf diesem Hintergrund zum Risikofaktor werden und immer mehr Frauen und Männer verzichten deshalb auf Nachwuchs. Aus einem solchen Defizitprofil lassen sich aber auch Forderungen für die Entwicklung von gesellschaftlichen Rahmenbedingungen ableiten, die Kindern eine Chance geben. Wir sind ein alarmiertes Land, in dem sich die Horrormeldungen jagen und dazu gehört neben den Themen Gesundheit, Arbeitslosigkeit, Renten auch das Thema Kinder. Wer soll denn das ohnehin bedrohten Rentensystem noch absichern, wenn immer weniger Kinder zur Welt kommen, die in den „Generationenvertrag“ einsteigen könnten. Wenn man sich auf einen Vortrag wie diesen vorbereitet, sammelt man wie ein Eichhörnchen das, was die tägliche Lektüre zum jeweiligen Thema liefert. Zur Einstimmung will ich einen Einblick in mein Archiv geben. In der Süddeutschen Zeitung vom 23. Februar 2004 heißt die Hauptüberschrift im Lokalteil „Kinderfeindlichkeit in München“. Berichtet wird von einer Familie mit einem vierjährigen Mädchen, die per Klage von 2 anderen Mietern aus dem Mehrparteihaus verjagt werden soll. In einem 124-seitigen „Lärmprotokoll“ haben die Kläger die Aktivitäten des Kindes festgehalten, das ganztags in der Krippe ist. Die Mutter sagt, dass sie verstehen würde, dass sich die Bewohner unter ihnen gestört fühlen, die Decken seien sehr hellhörig. Der Vater fügt dann hinzu: „Aber es ist unmöglich, sich lautlos durch Wohnung zu bewegen“. Das Problem wird sich im Sommer erledigen, dann wird die Familie eine Eigentumswohnung beziehen können und der Wohnblock ist „kinderfrei“. Am 5. März 2004 kommt die SZ noch einmal auf dieses Thema zurück, denn der frühere Artikel, in dem auch die Kinderbeauftragte der Stadt München befragt wurde, hat bei ihr großen Wirbel ausgelöst. Sie bekam eine Reihe von Anrufen, die man als geballte Beweiskraft für eine steigende Kinderfeindlichkeit nehmen kann. Da wollen Anrufer wissen, welche rechtliche Handhabe gegen Kinderlachen und Kindergeschrei bestehen. Da wird berichtet, dass ein Nagelbrett auf den Spielplatz eines Kindergartens geworfen wurde. Da werden Anzeigen angedroht, weil Kinder auf dem Gehweg mit Kreide gemalt haben. Es entsteht ein Horrorgemälde und unterstreicht die Überschrift „Die Kinderfeindlichkeit in der Stadt nimmt zu“. Ist da nicht alles Belegmaterial schon angeliefert, mit dem meine Fragestellung belegt werden könnte? Natürlich nicht, denn das beschriebene skandalöse Verhalten ist ja nicht die Ursache, sondern selbst Symptom. Die Frankfurter Rundschau vom 27. Februar 2004 hat die Betreuung von Kindern unter drei Jahren zum Thema des Tages auf der Seite 2 gemacht. Da wird uns nicht nur eine aktuelle vergleichende Statistik über die Geburtenrate in Deutschland geliefert, sondern auch eine Erklärung, warum sie so niedrig ist. Der Anteil der Kinder unter drei Jahren, die in Tageseinrichtungen oder von Tagesmüttern betreut werden, liegt in Deutschland bei 8,5%. Im Vergleich dazu sind es beispielsweise in Dänemark 64%, in Großbritannien 34% und in Frankreich 29%: 3 Da es keinen linearen Zusammenhang zwischen Geburtenrate und Kinderbetreuungseinrichtungen gibt, bildet deren defizitärer Zustand nicht den einzigen Faktor, der es in Deutschland schwer macht, Kinder zu bekommen. DIE ZEIT versorgt uns in den letzten Wochen besonders intensiv mit Material zum Thema „Das kinderlose Land“ – so heißt eine ganze Serie und in der 29-teiligen Serie „Leben in Deutschland“ gab es einen Artikel von Susanne Mayer „Wie man in Deutschland die Kindheit erlebt“ (DIE ZEIT Nr. 42 vom 09.10.2003) und dort heißt es: „Kinder in Deutschland sind heute so selbstbewusst wie nie. Eltern in Deutschland, natürlich nicht alle, begegnen ihren Kindern mit einem Respekt, der noch vor einem halben Jahrhundert allein Erwachsenen vorbehalten war. Kinder lernen im Unterricht, dass sie Rechte haben, die in einer UN-Charta verankert sind. Sie werden gefragt, was sie essen oder welche Schule sie besuchen wollen, sie dürfen mitentscheiden, wohin es in den Ferien geht. Sie bekommen Geldgeschenke, alle zusammen in Milliardenhöhe. Und doch, Kinder in Deutschland haben Grund, sich zu den Erwachsenen zu drehen und zu rufen: Ihr seid ja alle nackt! Inmitten der Wohlstandsgesellschaft ist der Anteil der Kinder, die arm sind, doppelt so hoch wie unter Erwachsenen. Inmitten der Wissensgesellschaft erleben Kinder einen Bildungsnotstand: In den Schulen sind ihre Chancen, sich zu Höchstleistungen zu entfalten, nur halb so gut wie in europäischen Nachbarländern. In abgeblätterten Gebäuden werden sie gnadenlos in eine Hierarchie willkürlicher Noten sortiert. Nicht wenige 4 von ihnen macht die Schule so zu Versagern: Zehn Prozent der Schüler lagen laut der Pisa-Studie unterhalb der schlechtesten Leistungsstufe; so viele wie sonst nur in Brasilien oder Luxemburg. Inmitten einer Gesellschaft, die sich der Freizügigkeit rühmt, wurde der Streifradius des Grundschulkindes seit den siebziger Jahren von 20 auf 4 Kilometer gestutzt. Eine Gesellschaft, die von Fitness besessen ist, zieht Kinder auf, von denen über die Hälfte zum Zeitpunkt der Einschulung nicht mal 30 Sekunden auf einem Bein stehen kann“. Und etwa später heißt es: „Ja, den Deutschen sind ihre Kinder zum Problem geworden. Tippt man bei Google Kind+Ratgeber ins Suchfensterchen, spuckt die Suchmaschine 317000 Einträge aus. Alles muss anscheinend gelernt werden. Kinder wickeln und erziehen, Kinder gesund kriegen, mit Kindern Lieder singen, mit Kindern fernsehen, sie durch die Pubertät begleiten. Und als würden die Eltern nicht fleißig genug Ratgeber lesen, gibt es zugleich eine eigene Gattung von Büchern, in denen das Versagen der Eltern beschrieben und angeprangert wird. Schließlich gehört zu meiner notorischen Lektüre Susanne Gaschke, die einen moralgetränkten Bestseller diesen Typs geschrieben hat und mich mit ihren Texten immer wieder aufregt, die aber in ihrem Eröffnungsartikel „Das kinderlose Land“ (DIE ZEIT Nr. 4 vom 15.01.2004) einige interessante Befunde referiert. Sie fragt sich, warum Kinder immer weniger in die Lebenswelt junger Erwachsener passen: „Unterbelichtet … scheint bisher das Reich der persönlichen, generationstypischen, zeitgeistigen, arbeitsweltbedingten Frauen-und-Männer- Gründe, die gegen Kinder wirken. Die Gießener Familienwissenschaftlerin Uta Meier ermittelte in einer nichtrepräsentativen, gleichwohl aufschlussreichen Umfrage unter Studierenden und wissenschaftlichen Mitarbeitern der Universitäten Gießen und Marburg geschlechtsspezifische Antworten auf die Frage, was zum gegenwärtigen Zeitpunkt gegen ein Kind spräche: Die männlichen Befragten antworteten, sie müssten dann lebenslange Unterhaltsverpflichtungen akzeptieren; sie fürchteten die Unruhe, die ein Kind in ihre wissenschaftliche Arbeit bringen würde; sie hätten Angst, dass sie unliebsame neue Alltagsaufgaben übernehmen müssten. Die Frauen quälte in erster Linie die Sorge, nach der Geburt eines Kindes beruflich den Anschluss zu verpassen; und vielleicht 5 den falschen Partner zu haben, der, wenn das Kind da sei, ‚sicher nicht’ helfen werde“. „Sieht man genau hin, dann ist die Kinderlosigkeit in dieser Gesellschaft eher ein Trend, der von der Avantgarde der Gebildeten insgesamt ausgeht – mit besonders schlechten Ergebnissen für die Männer. 52 Prozent der Akademikerinnen zwischen 30 und 35 Jahren sind (noch) kinderlos, aber 59 Prozent der männlichen Hochschulabsolventen; bei den 35- bis 40-Jährigen sind es 34 Prozent der Frauen und 41 Prozent der Männer. Bei den Hauptschulabsolventen liegt die Quote der dauerhaft Kinderlosen weit darunter (siehe Grafik), auch hier sind es aber die Männer, die häufiger ohne Nachwuchs bleiben“. Alles spricht jedenfalls dafür, dass im Grundriss der Lebensgestaltung von Menschen in der heutigen Gesellschaft Kinder als normalitätsstiftendes Element nicht mehr selbstverständlich vorkommen und das hat Gründe und Konsequenzen für Kindheit. Man könnte von einer Krise des Aufwachsens im gesellschaftlichen Umbruch. Ich will damit den Versuch ankündigen, Krisen von Heranwachsenden nicht nur als individuelle Probleme anzusprechen, sondern auch in dem gesellschaftlichen Rahmen ihrer Entstehung sichtbar und verstehbar zu machen. Die Krisen von Kindern und Jugendlichen verweisen auf einen dramatischen gesellschaftlichen Strukturwandel, auf den unsere gesamte Gesellschaft desorientiert reagiert. Für Heranwachsende gehen damit aber traditionelle soziale Einbettungen und Schutzfaktoren verloren und es bleibt zu fragen, welche Ressourcen und Kompetenzen notwendig wären für eine produktive und souveräne Lebensbewältigung. 6 ÜR EINE PRODUKTIVE UND SOUVERÄNE LEBENSBEWÄLTIGUNG. Dem Begriff der Krise kann man immer weniger entgehen und die Diagnose eines „kinderlosen Landes“ ist natürlich eine Krisendiagnose. Wenn man sich in den aktuellen politischen und gesellschaftlichen Diskursen umhört, dann bekommt unter dem Stichwort „Krise“ eine reiche Ernte. Sich umhören heißt ja heute u.a., dass man seine InternetSuchmaschinen anwirft, so wie es auch Susanne Mayer getan hat. Ich habe das, was mir die Suchmaschine Google angeboten hat, zweimal ausgewertet. Das erste Mal am 01.02.2003 und ein zweites Mal am 01.03.2004. Mit der Eingabe des Stichworts Krise wird man mit Informationen überhäuft. Interessant sind die Kombinationen. Da bringt es die Liaison von Deutschland und Krise auf den absoluten Spitzenwert, wenn er auch im Abstand von einem Jahr deutlich zurückgegangen ist. Das bestätigt die aktuelle Befindlichkeit in Deutschland, die gegenwärtig wohl doch mit dem Begriff Krisenbewusstsein treffend charakterisiert ist. Der inhaltliche Spitzenwert ist unverändert die Arbeit und damit also die Krise der Arbeitsgesellschaft. In der Krise waren aber nicht nur Politik, Gesellschaft, Europa, Kultur, Umwelt, auch die USA hatte einen hohen krisenproduzierenden Wert, zu dem man dann noch die Kriegsgefahr hinzunehmen konnte. Ansonsten konnte man gesellschaftliche Teilbereiche wie Bildung, Schule, Familie, Jugend, Alter, Energie und Gesundheit als aktuell sehr krisenträchtig einordnen. Hohe Werte sind auch mit den Geschlechterrollen verbunden, wobei die Situation der Frau deutlich häufiger mit Krise in Verbindung gebracht wird wie die der Männer. Werte sind von Krisen erfasst, vor allem auch das, was man sich als Gemeinschaft vorstellt. Beruhigend scheint mir, dass die „geistig-moralische Krise“, die uns vor 20 Jahren eine „Wende“ beschert hat, ausgestanden scheint. Erstaunlich finde ich, wie häufig die Krise der Psychologie thematisiert, jedenfalls deutlich häufiger, als psychische Krisen. Themen wie Terrorismus oder Zuwanderung hätte man weiter oben in der Rangliste erwartet. Der Irakkrieg wirkt offensichtlich noch ungeheuer nach und daneben sind es die Krisendynamiken rund um die Wirtschaftskrise und die Turbulenzen um die „Reform“ des Gesundheitswesens, die im öffentlichen Bewusstsein an Dramatik zugenommen haben. Dass das Krisenbewusstsein im Zusammenhang mit Kindern von allen Themen, die mit dem privaten Lebensbereich verbunden sind, den höchsten Wert aufweist, möchte ich aus guten Gründen als letzten Punkt ansprechen. 7 DAS GOOGLE-KRISENTHERMOMETER Zeitpunkt 01.02.200 01.03.200 3 4 Krise und Schule 64800 58600 Kri- 23000 55100 24300 55000 se/Gemeinschaft Lust 5.060000 Spaß Krise und Werte 2.360000 Glück Krise und Gewalt 1.400000 Angst Krise 1.030000 sundheit 27900 44600 Krise und Männer 28000 44200 Krise und Jugend 29200 39400 Krise und Kirche 22000 38600 153000 Globalisier. 29800 35900 138000 Krise 13600 31200 116000 se/Kapitalismus 101000 109000 Krise der Psycho- 13500 25900 89800 100000 9080 25300 10700 19600 17900 12100 5970 10100 577 8170 Krise 241000 Krise und Deutschland 198000 Krise und Politik 131000 Krise der Arbeit 139000 Krise und Gesell- 311000 schaft Krise und USA 93400 Krise und Medien Krise und Krieg Ge- und Kri- logie Krise und Europa Krise und Kultur der 53800 51500 Krise und Bildung Krise und Terro- 98500 rismus 96800 Pflegekrise 96800 Krise 77900 74900 und Wirt- schaft Psychische Krisen Krise und Kinder 50100 74400 Krise und Frauen 69400 71900 Zuwanderung 7930 7150 Krise und Sicher- 51100 69000 Paradigmakrisen 4970 5590 Quarterlife Crisis 22 1650 heit Krise und Alter 28900 Krise und Univer- 66400 62000 sität Midlife Crisis Krise/Heiner Keupp Geistig- Krise und Familie 46200 61800 Irakkrise 19900 61800 673 210 277 moralische K. Auf zwei notwendigen gedanklichen Pfaden könnte man jetzt weiter fragen, um das Krisenthema im Zusammenhang mit Kindern und Familien aufzuhellen. Auf dem einen Pfad geht man der Frage nach, welche gesellschaftlichen Förderstrukturen Kinder und Familien brauchen und warum es unsere Gesellschaft nicht schafft, für Kinder und Familien 8 solche förderlichen sozialen und materiellen Bedingungen zu schaffen. Auf dem anderen Pfad muss man sich auf die psychosozialen Entwicklungsbedingungen des Aufwachsens heute konzentrieren. Diesen zweiten Pfad werde ich vor allem verfolgen. Eine Krise ist dadurch gekennzeichnet, dass Menschen aus der Normalität ihrer gewohnten und verlässlichen alltäglichen Selbstverständlichkeiten herausfallen. In diesen Selbstverständlichkeiten bündelt sich unser jeweils erreichtes Balancierungsverhältnis von inneren Welten mit dem, was wir als Realität erleben. In unserer alltäglichen Identitätsarbeit arbeiten wir an dieser Integration oder Passung. Krisen können durch akute lebensverändernde Ereignisse ausgelöst werden, die für einzelne Personen oder Mikrosysteme die Alltagsnormalitäten gefährden können. Es gibt aber auch Krisen der Normalität selber, wenn sich die Grundlagen eines soziokulturellen Systems so verändern, dass bislang tragfähige Schnittmuster der Lebensgestaltung ihre Tauglichkeit verlieren. In einer solchen „Normalitätskrise“ befinden wir uns gegenwärtig und mit dem Blick auf Heranwachsende bedeutet diese Aussage, dass die Normalitätsannahmen, die in die Identitätsprojekte der Erwachsenengeneration eingegangen sind, von Kindern und Jugendlichen nicht selbstverständlich als Grundlage für ihre eigenen Entwicklungsaufgaben und deren Bewältigung übernommen werden können. Im weiteren Vorgehen werde ich zunächst fragen, was heute Identitätskonstruktionen zu leisten haben und welche Kompetenzen der Lebensbewältigung in einer Welt des globalisierten digitalen Kapitalismus erforderlich sind. Im weiteren versuche ich mich an der Beantwortung von vier zusammenhängenden Fragen: In welcher Gesellschaft leben wir? Welche Identitätskonstruktionen werden in einer solchen Gesellschaft notwendig? Welche Ressourcen brauchen Heranwachsende und ihre Familien zur produktiven Lebensbewältigung in einer solchen Gesellschaft? 1. IN WELCHER GESELLSCHAFT LEBEN WIR? Die großen Gesellschaftsdiagnostiker der Gegenwart sind sich in ihrem Urteil relativ einig: Die aktuellen gesellschaftlichen Umbrüche gehen ans „Eingemachte“ in der Ökonomie, in der Gesellschaft, in der Kultur, in den privaten Welten und auch an die Identität der Subjekte. In Frage 9 stehen zentrale Grundprämissen der hinter uns liegenden gesellschaftlichen Epoche, die Burkart Lutz schon 1984 als den „kurzen Traum immerwährender Prosperität“ bezeichnet hatte. Diese Grundannahmen hatten sich zu Selbstverständlichkeiten in unseren Köpfen verdichtet. Ihr zunehmender Verlust an gesellschaftlicher Tragfähigkeit hat auch erhebliche Konsequenzen für das, was eine Gesellschaft als ihr „soziales Erbe“ begreift und das an eine heranwachsende Generation weitergegeben werden soll. Wenn wir sicher wüssten, was uns die künftigen gesellschaftlichen Entwicklungen in diesem globalisierten, digitalisierten Kapitalismus bringen werden, dann könnten wir entsprechende Lernprozesse im klassischen curricularen Sinne organisieren. Auch wenn wir diesen gesellschaftlichen „Heilsplan“ nicht kennen, können wir doch im Sinne der „Streitschrift Zukunftsfähigkeit“ des Bundesjugendkuratoriums vom 17.12.2001 davon ausgehen, „dass die Gesellschaft der Zukunft eine Wissensgesellschaft sein wird, in der Intelligenz, Neugier, lernen wollen und können, Problemlösen und Kreativität eine wichtige Rolle spielen; eine Risikogesellschaft sein wird, in der die Biographie flexibel gehalten und Identität trotzdem gewahrt werden muss, in der der Umgang mit Ungewissheit ertragen werden muss und in der Menschen ohne kollektive Selbstorganisation und individuelle Verantwortlichkeit scheitern können; eine Arbeitsgesellschaft bleiben wird, der die Arbeit nicht ausgegangen ist, in der aber immer höhere Anforderungen an den Menschen gestellt werden, dabei zu sein; eine demokratische Gesellschaft bleiben muss, in der die Menschen an politischen Diskursen teilnehmen und frei ihre Meinung vertreten können, öffentliche Belange zu ihren Angelegenheiten machen, der Versuchung von Fundamentalismen und Extremen widerstehen und bei allen Meinungsverschiedenheiten Mehrheitsentscheidungen respektieren; als Zivilgesellschaft gestärkt werden soll, mit vielfältigen Formen der Partizipation, Solidarität, sozialen Netzen und Kooperation der Bürger, egal welchen Geschlechts, welcher Herkunft, welchen Berufs und welchen Alters; 10 eine Einwanderungsgesellschaft bleiben wird, in der Menschen verschiedener Herkunft, Religion, Kultur und Tradition integriert werden müssen, vorhandene Konflikte und Vorurteile überwunden und Formen des Miteinander-Lebens und –Arbeitens entwickelt werden müssen, die es allen erlauben, ihre jeweilige Kultur zu pflegen, aber auch sich wechselseitig zu bereichern“ (Bundesjugendkuratorium 2001, S. 17f.). Diese Liste lässt sich noch durch sechs weitere zentrale Bezugspunkte für eine Gegenwartsanalyse vervollständigen: Was im letzten Vierteljahrhundert begonnen wurde, steht auch weiterhin auf der Tagesordnung: Die Herstellung einer nachhaltig gesicherten Chancengleichheit der Geschlechter, die gegen eine unverändert fortwirkende patriachal geprägte Dominanzkultur durchzusetzen ist. Wir leben in einer Ungleichheitsgesellschaft, in der sich die Verteilung des ökonomischen, sozialen und symbolischen Kapitals immer mehr von dem Prinzip der Verteilungsgerechtigkeit weg bewegt und damit auch die Verteilung von Lebenschancen. Die Gesellschaft, in der wir leben ist auch eine Erlebnisgesellschaft, in immer mehr Menschen ihre Selbstentfaltungswünsche im Hier und Heute verwirklichen wollen und auf der Suche nach Lebensfreude und Authentizität sind. Wir leben in einer Mediengesellschaft, in der die Medien immer mehr die Funktionen der Erziehung, der Normvermittlung, der Vorbilder, aber auch der Gewöhnung an Gewalt übernommen haben. Die Gesellschaft, die sich immer mehr abzeichnet, wird auch eine globalisierte, kapitalistische Netzwerkgesellschaft sein, die sich als Verknüpfung von technologischen und ökonomischen Prozessen erweist. Für Castells bedeutet „die Netzwerkgesellschaft einen qualitativen Wandel in der menschlichen Erfahrung“ (1996, S. 477). Ihre Konsequenzen „breiten sich über den gesamten Bereich der menschlichen Aktivität aus und transformieren die Art, wie wir produzieren, konsumieren, managen, organisieren, leben und sterben (Castells 1991, S. 138).“ 11 Wir leben einer Welt hegemonialer Ansprüche, in der immer häufiger Mittel des Terrors, des Krieges und demokratisch nicht legitimierter Herrschaft zum Einsatz kommen. In diesen Bezugspunkten lässt sich die komplexe Mischung risikoreicher Potentiale der gegenwärtigen gesellschaftlichen Konstellation andeuten, auf die bezogen Subjekte heute ihre Identitätskonstruktionen entwerfen müssen. An den aktuellen Gesellschaftsdiagnosen hätte Heraklit seine Freude, der ja alles im Fließen sah. Heute wird uns ein „fluide Gesellschaft“ oder die „liquid modernity“ (Bauman 2000) zur Kenntnis gebracht, in der alles Statische und Stabile zu verabschieden ist. Reflexive Mod ernisierung: FLUIDE GESELLSCH A FT Ind iv id ua lisierung Grenzen gerat en in Fluss, Konst ant en w erden zu Variab len. Wesent liche Grund m ust er der FLUIDEN GESELLSCH AFT: Plura lisieru ng Dek onst ruk t ion von Geschlecht srollen Ent grenzung Fusion • Glob aler H orizont • A rbeit ~Freizeit (m obiles Bü ro) • Grenzenloser Virt ueller Raum • H ochk ult ur~Pop u lark u lt ur (Reich- Ranick i bei Got t schalk ) • Kult ur/N at ur: z.B. durch Gent echnik , Schönheit schirurgie • ‚Echt es‘/‚Konstruiert es‘ • Crossov er, Hyb rid- Form a t e • Medient echnologien k onv ergieren Wert ew a ndel Durchlässigk eit Disem bedding Globa lisieru ng Digit alisieru ng • Größere Unm it t elb ark eit : Int erak t ivit ät , E- Com m erce Wechselnde Konfigurat ionen • Flexible A rbeit sorga nisa t ion • Fernw irk ungen, Realt im e • Pat chw ork - Fam ilien, b efrist et e Com m u nit ies (z.B. Szenen) • Öffent lich/Priv at (z.B. W ebCam s) • Mod ulare Konzep t e (z.B. Technik ) • Lebensp hasen (z.B. ‚Junge A lt e‘) • Sam p ling- Ku lt ur (M usik , Mode) N eue Met a- H erausforderung BOUN DARY- MAN AGEMEN T überarbeitet nach: Barz, H., Kampik, W., Singer, T. & Teuber, S. (2001). Neue Werte, neue Wünsche. Future Values. Wenn wir uns der Frage zuwenden, welche gesellschaftlichen Entwicklungstendenzen die alltäglichen Lebensformen der Menschen heute prägen, dann kann man an dem Gedanken des „disembedding“ oder der Enttraditionalisierung anknüpfen. Dieser Prozess lässt sich einerseits als tiefgreifende Individualisierung und als explosive Pluralisierung andererseits beschreiben. Diese Trends hängen natürlich zusam- 12 men. In dem Maße, wie sich Menschen herauslösen aus vorgegebenen Schnittmustern der Lebensgestaltung und eher ein Stück eigenes Leben gestalten können, aber auch müssen, wächst die Zahl möglicher Lebensformen und damit die möglichen Vorstellungen von Normalität und Identität. Klar ist, dass die Grenzüberschreitungen nicht mehr das Devianzproblem darstellen, sondern sie beginnen zur Normalerfahrung unserer globalisierten Netzwerkgesellschaft zu werden. Andererseits sind die Freiheiten des einzelnen nicht grenzenlos. Er muss seine Grenzen selbst einziehen, er muss Grenzmanagement betreiben und dabei gibt es die neuen normativen Eckpunkte der (Hyper-) Flexibilität, der Fitness und der Mobilität, die nicht straflos vernachlässigt werden dürfen. Als ein weiteres Merkmal der „fluiden Gesellschaft“ wird die zunehmende Mobilität benannt, die sich u.a. in einem häufigeren Ortsund Wohnungswechsel ausdrückt. Die Bereitschaft zu diesen lokalen Veränderungen folgt vor allem aus der Logik der Arbeitsmärkte, die ein flexibles Reagieren auf veränderte Marktbedingungen erfordert und die immer weniger beständige Betriebszugehörigkeiten sichert. Der „flexible Mensch“ (wie ihn Sennett 1998 beschrieben hat) – so jedenfalls die überall verkündete Botschaft – muss sich von der Idee der lebenslangen Loyalität gegenüber einer Firma lösen, er muss sich in seinem Arbeitsmarktverhalten an die ökonomisch gegebenen Netzwerkstrukturen anpassen. Das ist die Botschaft der vom einzelnen geforderten geistigen, seelischen und körperlichen „Fitness“: Sei bereit, dich auf alles einzulassen! Auch aus diesem Diskurs werden Heranwachsende von der Botschaft erreicht, dass sie bislang gesetzte Grenzen überschreiten können, ja müssen, wenn sie erfolgreich an dem gesellschaftlichen Wettbewerb um Chancen und Macht beteiligt sein wollen. Und sie werden sich fragen, wie in ein solches Leben der hektischen Getriebenheit Kinder hineinpassen, die bekanntermaßen ihren eigenen Lebensrhythmus haben, der zwangsläufig zu Sand im Getriebe des Turbokapitalismus werden muss. Zusammenfassend können wir feststellen, dass wir in einer Gesellschaft leben, die gekennzeichnet ist durch 13 tiefgreifende kultureller, politischer und ökonomischer Umbrüche, die durch einen global agierenden digitalen Netzwerkkapitalismus bestimmt werden; sich ändernde biographische Schnittmuster, die immer weniger aus bislang bestimmenden normalbiographischen Vorstellungen bezogen werden können; durch Wertewandel, der einerseits neue Lebenskonzepte stützt, der aber zugleich in seiner pluralisierten Form zu einem Verlust unbefragt als gültig angesehener Werte führt und mehr selbst begründete Wertentscheidungen verlangt; veränderte Geschlechterkonstruktionen, die gleichwohl untergründig wirksame patriachale Normen und Familienmuster nicht überwunden haben; die Pluralisierung und Entstandardisierung familiärer Lebensmuster, deren Bestand immer weniger gesichert ist und von den beteiligten Personen hohe Eigenleistungen in der Beziehungsarbeit verlangt; die wachsende Ungleichheit im Zugang der Menschen zu materiellen, sozialen und symbolischem Kapital, die gleichzeitig auch zu einer ungleichen Verteilung von Lebenschancen führt; zunehmende Migration und daraus folgenden Erfahrungen mit kulturellen Differenzen und einem Patchwork der Verknüpfung dieser Differenzen zu neuen Hybriditäten, die aber von spezifischen Bevölkerungsgruppen als Bedrohung erlebt werden; wachsenden Einfluss der Medien, die nicht nur längst den Status einer zentralen Erziehungs- und Bildungsinstanz haben, sondern auch mit ihrem hohen Maß an Gewaltpräsentation zumindest die Gewöhnung an Gewalt wesentlich fördern; hegemonialen Ansprüche, die die Mittel von Krieg und Terror einsetzen, um ihre jeweiligen ideologischen Vorstellungen einer Weltordnung jenseits demokratischer Legitimation durchzusetzen. 2. WELCHE IDENTITÄTSKONSTRUKTIONEN ENTSTEHEN IN EINER SOLCHEN GESELLSCHAFT? Das Leben in der Wissens-, Risiko-, Ungleichheits-, Zivil-, Einwanderungs-, Erlebnis- und Netzwerkgesellschaft verdichtet sich zu einer verallgemeinerbaren Grunderfahrung der Subjekte in den fortgeschrit- 14 tenen Industrieländern: In einer "ontologischen Bodenlosigkeit", einer radikalen Enttraditionalisierung, dem Verlust von unstrittig akzeptierten Lebenskonzepten, übernehmbaren Identitätsmustern und normativen Koordinaten. Subjekte erleben sich als Darsteller auf einer gesellschaftlichen Bühne, ohne dass ihnen fertige Drehbücher geliefert würden. Genau in dieser Grunderfahrung wird die Ambivalenz der aktuellen Lebensverhältnisse spürbar. Es klingt natürlich für Subjekte verheißungsvoll, wenn ihnen vermittelt wird, dass sie ihre Drehbücher selbst schreiben dürften, ein Stück eigenes Leben entwerfen, inszenieren und realisieren könnten. Die Voraussetzungen dafür, dass diese Chance auch realisiert werden können, sind allerdings bedeutend. Die erforderlichen materiellen, sozialen und psychischen Ressourcen sind oft nicht vorhanden und dann wird die gesellschaftliche Notwendigkeit und Norm der Selbstgestaltung zu einer schwer erträglichen Aufgabe, der man sich gerne entziehen möchte. Die Aufforderung, sich selbstbewusst zu inszenieren, hat ohne Zugang zu der erforderlichen Ressourcen, etwas zynisches. Wie könnte man die Aufgabenstellung für unsere alltägliche Identitätsarbeit formulieren? Hier meine thesenartige Antwort: Im Zentrum der Anforderungen für eine gelingende Lebensbewältigung stehen die Fähigkeiten zur Selbstorga-nisation, zur Verknüpfung von Ansprüchen auf ein gutes und authentisches Leben mit den gegebenen Ressourcen und letztlich die innere Selbstschöpfung von Lebenssinn. Das alles findet natürlich in einem mehr oder weniger förderlichen soziokulturellem Rahmen statt, der aber die individuelle Konstruktion dieser inneren Gestalt nie ganz abnehmen kann. Es gibt gesellschaftliche Phasen, in denen die individuelle Lebensführung in einen stabilen kulturellen Rahmen "eingebettet" wird, der Sicherheit, Klarheit, aber auch hohe soziale Kontrolle vermittelt und es gibt Perioden der "Entbettung" (Giddens 1997, S. 123), in denen die individuelle Lebensführung wenige kulturelle Korsettstangen nutzen kann bzw. von ihnen eingezwängt wird und eigene Optionen und Lösungswege gesucht werden müssen. Gerade in einer Phase gesellschaftlicher Modernisierung, wie wir sie gegenwärtig erleben, ist eine selbstbestimmte "Politik der Lebensführung" unabdingbar. 15 Meine These bezieht sich genau darauf: Identitätsarbeit hat als Bedingung und als Ziel die Schaffung von Lebenskohärenz. In früheren gesellschaftlichen Epochen war die Bereitschaft zur Übernahme vorgefertigter Identitätspakete das zentrale Kriterium für Lebensbewältigung. Heute kommt es auf die individuelle Passungs- und Identitätsarbeit an, also auf die Fähigkeit zur Selbstorganisation, zum "Selbsttätigwerden" oder zur „Selbsteinbettung“. Kinder und Jugendliche brauchen in ihrer Lebenswelt „Freiräume“, um sich selbst zu entwerfen und gestaltend auf ihren Alltag einwirken zu können. Das Gelingen dieser Identitätsarbeit bemisst sich für das Subjekt von Innen an dem Kriterium der Authentizität und von Außen am Kriterium der Anerkennung. Identitätsarbeit hat eine innere und äußere Dimension. Eher nach außen gerichtet ist die Dimension der Passungsarbeit. Unumgänglich ist hier die Aufrechterhaltung von Handlungsfähigkeit und von Anerkennung und Integration. Eher nach ,innen', auf das Subjekt, bezogen ist Synthesearbeit zu leisten, hier geht es um die subjektive Verknüpfung der verschiedenen Bezüge, um die Konstruktion und Aufrechterhaltung von Kohärenz und Selbstanerkennung, um das Gefühl von Authentizität und Sinnhaftigkeit. IDEN TITÄ T A LS PA TCH W ORKIN G Biogra p hische Kernna rra t ionen Eb ene M et a id ent it ä t D om inierend e Teilid ent it ä t en Id ent it ä t sgefü hl A u t hent izit ä t s- und Kohärenzgefühl H a ndeln Ebene Teilid ent it ät en z.B. Geschlecht Unt erha lt u ng/ Freizeit A rb eit Körp er Polit ik E be n e sit u a t iv e Selb st t hem a t isieru ngen ( = Viele einzelne sit u a t iv e Selb st erfa hru ngen) Projek t e 16 3. WELCHE RESSOURCEN BRAUCHEN HERANWACHSENDE ZUR PROUKTIVEN LEBENSBEWÄLTIGUNG IN EINER SOLCHEN GESELLSCHAFT? Was bedeuten solche grundlegenden gesellschaftlichen Veränderungen für Kinder und Jugendliche? Die 13. Shell-Studie hat gezeigt, dass immerhin 35% der westdeutschen und 42% der ostdeutschen Jugendlichen eher düster in die erwartbare Zukunft blickt. Und bemerkenswert finde ich, dass sich nur 21% gut auf zukünftige Entwicklungen vorbereitet fühlen. Die PISA-Studie hat die Heranwachsenden bestätigt. Es wird also zu fragen sein, welche Kompetenzen denn in einer Welt notwendig sind, deren lange Zeit (scheinbar) stabiler Grundriss aus den Fugen geraten und damit in hohem Maße krisenanfällig geworden ist – vielleicht sogar als Dauerzustand. Wer sich heute in Deutschland mit der Lebenssituation und den Zukunftschancen von Kindern und Jugendlichen beschäftigt und wer danach fragt, mit welchen Krisen sie konfrontiert sind und über welche Ressourcen zu deren produktiver Bewältigung sie verfügen, der wird dem Stichwort PISA nicht entgehen können. Die Panik, die durch PISA ausgelöst wurde, hat deren Kern verfehlt. Bei PISA geht es um Basiskompetenzen für Lebensbewältigung in einer widersprüchlichen Welt des digitalen Kapitalismus, „Basiskompetenzen, die in modernen Gesellschaften für eine befriedigende Lebensführung in persönlicher und wirtschaftlicher Hinsicht sowie für eine aktive Teilnahme am gesellschaftlichen Leben notwendig sind“ (Deutsches PISAKonsortium 2001, S. 29). Vielmehr kommt es darauf an Heranwachsende in ihren Ressourcen so zu stärken, dass sie ihre eigene Identitätspassung finden. Diese Empowermentperspektive ist unabdingbar an verbindliche und umfassende Partizipation gebunden, die von Erwachsenen nicht als Gnadenerweis aus der politischen Dominanzkultur der Erwachsenen eröffnet, aber auch wieder genommen werden kann, wenn es dieser politisch nicht mehr opportun erscheint. Welche Ressourcen benötigen nun Heranwachsende, um selbstbestimmt und selbstwirksam ihre eigenen Weg in einer so komplex gewordenen Gesellschaft gehen zu können? Ohne Anspruch auf Vollständigkeit lassen sich die folgenden nennen: Lebenskohärenz In einer hochpluralisierten und fluiden Gesellschaft ist die Ressource „Sinn“ eine wichtige, aber auch prekäre Grundlage der Lebensführung. Sie kann nicht einfach aus dem traditionellen und jederzeit verfügbaren Reservoir allgemein geteilter Werte bezogen werden. Sie erfordert einen hohen Eigenanteil an Such-, Experimentier- und Veränderungsbereitschaft. Im Rahmen der salutogenetisch ausgerichteten Forschung 17 hat sich das „Kohärenzgefühl“ (sense of coherence) als ein erklärungsfähiges Konstrukt erwiesen (vgl. Antonovsky 1998). Dieses Modell geht von der Prämisse aus, dass Menschen ständig mit belastenden Lebenssituationen konfrontiert werden. Der Organismus reagiert auf Stressoren mit einem erhöhten Spannungszustand, der pathologische, neutrale oder gesunde Folgen haben kann, je nachdem, wie mit dieser Spannung umgegangen wird. Es gibt eine Reihe von allgemeinen Widerstandsfaktoren, die innerhalb einer spezifischen soziokulturellen Welt als Potential gegeben sind. Sie hängen von dem kulturellen, materiellen und sozialen Entwicklungsniveau einer konkreten Gesellschaft ab. Mit organismisch-konstitutionellen Widerstandsquellen ist das körpereigene Immunsystem einer Person gemeint. Unter materiellen Widerstandsquellen ist der Zugang zu materiellen Ressourcen gemeint (Verfügbarkeit über Geld, Arbeit, Wohnung etc.). Kognitive Widerstandsquellen sind "symbolisches Kapital", also Intelligenz, Wissen und Bildung. Eine zentrale Widerstandsquelle bezeichnet die Ich-Identität, also eine emotionale Sicherheit in bezug auf die eigene Person. Die Ressourcen einer Person schließen als zentralen Bereich seine zwischenmenschlichen Beziehungen ein, also die Möglichkeit, sich von anderen Menschen soziale Unterstützung zu holen, sich sozial zugehörig und verortet zu fühlen. Die empirische Datenlage bei den Phänomenen Gewalt und Sucht zeigen deutlich, dass das Kohärenzgefühl sich auch in diesen Risikobereichen als Widerstandsressource erweist. Jugendliche, die das Gefühl haben, die Welt zu verstehen und im Griff zu haben, neigen wesentlich weniger zu gewaltförmigem Verhalten oder zum Drogenkonsum. 18 Boundary management In einem soziokulturellem Raum der Überschreitung fast aller Grenzen wird es immer mehr zu einer individuellen oder lebensweltspezifischen Leistung, die für das eigene „gute Leben“ notwendigen Grenzmarkierungen zu setzen. Als nicht mehr verlässlich erweisen sich die Grenzpfähle traditioneller Moralvorstellungen, der nationalen Souveränitäten, der Generationsunterschiede, der Markierungen zwischen Natur und Kultur oder zwischen Arbeit und Nicht-Arbeit. Der Optionsüberschuss erschwert die Entscheidung für die richtige eigene Alternative. Beobachtet wird – nicht nur – bei Jugendlichen eine zunehmende Angst vor dem Festgelegtwerden („Fixeophobie“), weil damit ja auch der Verlust von Optionen verbunden ist. Gewalt- und Suchtphänomene können in diesem Zusammenhang auch als Versuche verstanden werden, entweder im diffusen Feld der Möglichkeiten unverrückbare Grenzmarkierungen zu setzen (das ist nicht selten die Funktion der Gewalt) oder experimentell Grenzen zu überschreiten (so wird mancher Drogenversuch verstanden). Letztlich kommt es darauf an, dass Subjekte lernen müssen, ihre eigenen Grenzen zu finden und zu ziehen, auf der Ebene der Identität, der Werte, der sozialen Beziehungen und der kollektiven Einbettung. Soziale Ressourcen Gerade für Heranwachsende sind neben familiären Netzwerken ihre peer groups eine wichtige Ressource. Im Rahmen der BelastungsBewältigungs-Forschung stellen soziale Netzwerke vor allem einen Ressourcenfundus dar. Es geht um die Frage, welche Mittel in bestimmten Belastungssituationen im Netzwerk verfügbar sind oder von den Subjekten aktiviert werden können, um diese zu bewältigen. Das Konzept der „einbettenden Kulturen“ (Kegan 1986) zeigt die Bedeutung familiärer und außerfamiliärer Netzwerke für den Prozess einer gelingenden Identitätsarbeit vor allem bei Heranwachsenden. Dies kann im Sinne von Modellen selbstwirksamer Lebensprojekte erfolgen, über die Rückmeldung zu eigenen Identitätsstrategien, über die Filterwirkung kultureller und vor allem medialer Botschaften bis hin zur Bewältigung von Krisen und Belastungen. Ein zweiter Aspekt kommt hinzu: Netzwerke bedürfen der aktiven Pflege und ein Bewusstsein dafür, dass sie nicht selbstverständlich auch vorhanden sind. Für sie muss etwas getan werden, sie bedürfen der aktiven Beziehungsarbeit und diese wiederum setzt soziale Kompetenzen voraus. Sind diese Kompetenzen im eigenen Sozialisationsmilieu nicht aktiv 19 Sozialisationsmilieu nicht aktiv gefördert worden, dann werden die „einbettenden Kulturen“ auch nur ungenügend jene unterstützende Qualität für eine souveräne Lebensgestaltung erzeugen können, die ihnen zukommen sollte. Das gegenwärtig durchgeführte Kinderpanel des Deutschen Jugendinstituts zeigt, dass soziale Ressourcen in Form von guten Freunden und der Einbindung in Gruppen Gleichaltriger sozial ungleich verteilt sind und das führt dann auch gleich zum nächsten zentralen Punkt: 6,0 5,0 4,0 3,0 2,0 1,0 3,9 3,1 5,8 5,1 0,0 gute Freunde ohne Armut Peers armutsbetroffene Einkommenslage Materielle Ressourcen Die Armutsforschung zeigt, dass Kinder und Jugendliche überproportional hoch von Armut betroffen sind und Familien mit Kindern nicht selten mit dem „Armutsrisiko“ zu leben haben. Susanne Mayer hat es in DIE ZEIT so zusammengefasst: „In Deutschland sind Kinder zu 27 Prozent von Armut betroffen, das ist der zweithöchste Wert in Europa. Nur in Irland ist das Armutsrisiko der Kinder höher (28 Prozent), in Dänemark liegt es bei 11 Prozent. Widerfährt deutschen Kinder das Missgeschick, in einem Haushalt alleinerziehender Eltern zu landen, steigt ihre Chance, dass es äußerst ärmlich zugeht, auf 47 Prozent. Würden diese Kinder in Schweden bei Papa oder Mama leben, wären nur 19 Prozent von ihnen arm. Könnten Kinder sich ihr Geburtsland aussuchen, nun, Deutschland wäre vermutlich nicht die erste Wahl“. Das Kinderpanel des Deutschen Jugendinstituts kommt zu den folgenden Ergebnissen: 20 11 9 9 72 keine Armut strenge Armut Armutslage armutsgefährdet Tabelle: Sozialhilfeabhängigkeit von Kindern und Jugendlichen Quelle: Robert-Koch-Institut (Hg.) (2001). Armut bei Kindern und Jugendlichen. Da materielle Ressourcen auch eine Art Schlüssel im Zugang zu anderen Ressourcen bilden, entscheiden sie auch mit über Zugangschancen zu Bildung, Kultur und Gesundheit. Hier liegt das zentrale und höchst aktuelle sozial- und gesellschaftspolitische Problem. Eine Gesellschaft die sich ideologisch, politisch und ökonomisch fast ausschließlich auf die Regulationskraft des Marktes verlässt, vertieft die gesellschaftliche Spaltung und führt auch zu einer wachsenden Ungleichheit der Chancen an Lebensgestaltung. Hier holt uns immer wieder die klassische soziale Frage ein. Die Fähigkeit zu und die Erprobung von Projekten der Selbstorganisation sind ohne ausreichende materielle Absicherung nicht möglich. Von die Chance auf Teilhabe am gesellschaftlichen Lebensprozess in Form von sinnvoller Tätigkeit und angemessener Be- 21 zahlung ist für Heranwachsende kaum möglich, Autonomie und Lebenssouveränität zu gewinnen. Tabelle: Gesundheitliche Situation von Kindern und Jugendlichen (12 – 16 Jahre) nach der sozialen Lebenslage (in Prozent; gerundet) Quelle: HBSC-Survey 1998; Universität Bielefeld Die gesellschaftlichen „disembedding“-Erfahrungen gefährden die unbefragt selbstverständliche Zugehörigkeit von Menschen zu einer Gruppe oder einer Gemeinschaft. Die „Wir-Schicht“ der Identität – wie sie Norbert Elias nennt- , also die kollektive Identität wird als bedroht wahrgenommen. Es wächst das Risiko, nicht zu dem gesellschaftlichen Kern, in dem sich dieses „Wir“ konstituiert, zu gehören. Die Soziologie spricht von Inklusions- und Exklusionserfahrungen. Nicht zuletzt an der Zunahme der Migration wird der Konflikt um die symbolische Trennlinie von Zugehörigkeit und Ausschluss konflikthaft verhandelt. Rassistische Deutungen und rassistisch begründete Gewalt sind Teil dieses „Zugehörigkeitskampfes“. Anerkennungskulturen Eng verbunden mit der Zugehörigkeitsfrage ist auch die Anerkennungserfahrung. Ohne Kontexte der Anerkennung ist Lebenssouveränität nicht zu gewinnen. Auch hier erweisen sich die gesellschaftlichen Strukturveränderungen als zentrale Ursache dafür, dass ein „Kampf um Anerkennung“ entbrannt ist. In traditionellen Lebensformen ergab sich durch die individuelle Passung in spezifische vorgegebene Rollenmuster und normalbiographische Schnittmuster ein selbstverständlicher Anerkennungskontext. Diese Selbstverständlichkeit ist im Zuge der Individualisierungsprozesse, durch die die Moderne die Lebenswelten der Menschen veränderte und teilweise auflöste, in Frage gestellt worden. 22 Anerkennung muss – wie es Charles Taylor (1993, S. 27) herausarbeitet - auf der persönlichen und gesellschaftlichen Ebene erworben werden und insofern ist sie prekär geworden: "So ist uns der Diskurs der Anerkennung in doppelter Weise geläufig geworden: erstens in der Sphäre der persönlichen Beziehungen, wo wir die Ausbildung von Identität und Selbst als einen Prozess begreifen, der sich in einem fortdauernden Dialog und Kampf mit signifikanten Anderen vollzieht; zweitens in der öffentlichen Sphäre, wo die Politik der gleichheitlichen Anerkennung eine zunehmend wichtigere Rolle spielt." Taylors zentrale These ist für ein Verständnis der Hintergründe von Gewalt und Sucht zentral: Er geht davon aus, „dass unsere Identität teilweise von der Anerkennung oder Nicht-Anerkennung, oft auch von der Verkennung durch die anderen geprägt (werde), so dass ein Mensch oder eine Gruppe von Menschen wirklichen Schaden nehmen, eine wirkliche Deformation erleiden kann, wenn die Umgebung oder die Gesellschaft ein einschränkendes, herabwürdigendes oder verächtliches Bild ihrer selbst zurückspiegelt. Nichtanerkennung oder Verkennung kann Leiden verursachen, kann eine Form von Unterdrückung sein, kann den anderen in ein falsches, deformiertes Dasein einschließen" (S. 13f.). Interkulturelle Kompetenzen Die Anzahl der Kinder und Jugendliche, die einen Migrationshintergrund haben, steigt ständig. Sie erweisen sich als kreative Schöpfer von Lebenskonzepten, die die Ressourcen unterschiedlicher Kulturen integrieren. Sie bedürfen aber des gesicherten Vertrauens, dass sie zu dazu gehören und in ihren Identitätsprojekten anerkannt werden. In der schulischen Lebenswelt treffen Heranwachsende aufeinander, die unterschiedliche soziokulturelle Lern- und Erfahrungsvoraussetzungen mitbringen, die zugleich aber auch den Rahmen für den Erwerb interkultureller Kompetenzen bilden. Zivilgesellschaftliche Kompetenzen Zivilgesellschaft ist die Idee einer zukunftsfähigen demokratischen Alltagskultur, die von der identifizierten Beteiligung der Menschen an ihrem Gemeinwesen lebt und in der Subjekte durch ihr Engagement zugleich die notwendigen Bedingungen für gelingende Lebensbewältigung und Identitätsarbeit in einer offenen pluralistischen Gesellschaft schaffen und nutzen. „Bürgerschaftliches Engagement“ wird aus dieser Quelle der vernünftigen Selbstsorge gespeist. Menschen suchen in die- 23 sem Engagement Lebenssinn, Lebensqualität und Lebensfreude und sie handeln aus einem Bewusstsein heraus, dass keine, aber auch wirklich keine externe Autorität das Recht für sich beanspruchen kann, die für das Subjekt stimmigen und befriedigenden Konzepte des richtigen und guten Lebens vorzugeben. Zugleich ist gelingende Selbstsorge von dem Bewusstsein durchdrungen, dass für die Schaffung autonomer Lebensprojekte soziale Anerkennung und Ermutigung gebraucht wird, sie steht also nicht im Widerspruch zu sozialer Empfindsamkeit, sondern sie setzen sich wechselseitig voraus. Und schließlich heißt eine „Politik der Lebensführung“ auch: Ich kann mich nicht darauf verlassen, dass meine Vorstellungen vom guten Leben im Delegationsverfahren zu verwirklichen sind. Ich muss mich einmischen. Eine solche Perspektive der Selbstsorge ist deshalb mit keiner Version „vormundschaftlicher“ Politik und Verwaltung vereinbar. Ins Zentrum rückt mit Notwendigkeit die Idee der „Zivilgesellschaft“. Eine Zivilgesellschaft lebt von dem Vertrauen der Menschen in ihre Fähigkeiten, im wohlverstandenen Eigeninteresse gemeinsam mit anderen die Lebensbedingungen für alle zu verbessern. Zivilgesellschaftliche Kompetenz entsteht dadurch, „dass man sich um sich selbst und für andere sorgt, dass man in die Lage versetzt ist, selber Entscheidungen zu fällen und eine Kontrolle über die eigenen Lebensumstände auszuüben sowie dadurch, dass die Gesellschaft, in der man lebt, Bedingungen herstellt, die allen ihren Bürgerinnen und Bürgern dies ermöglichen" (Ottawa Charta 1986). Welche Kompetenzen also brauchen Heranwachsende, um in jener Gesellschaft handlungsfähig sein zu können, die sich im Gefolge des gesellschaftlichen Strukturwandels herausbildet. Viele Jugendlichen selbst fühlen sich durch Elternhaus und Schule ungenügend vorbereitet. Erwachsenwerden ist ein schwieriger werdendes Projekt. An welchen Modellen und Werten sollen sich Heranwachsende orientieren oder von welchen sich abgrenzen? Und welche Ressourcen brauchen sie dazu? Sie müssen ihre eigene Lebenserzählung finden, die für sie einen kohärenten Sinnzusammenhang stiftet. Sie müssen in einer Welt der universellen Grenzüberschreitungen ihr eigenes „boundary management“ in bezug auf Identität, Wertehorizont und Optionsvielfalt vornehmen. Sie brauchen die „einbettende Kultur“ soziale Netzwerke und die soziale Kompetenz, um diese auch immer wieder mit zu erzeugen. 24 Sie benötigen die erforderliche materielle Basissicherung, die eine Zugangsvoraussetzung für die Verteilung von Lebenschancen bildet. Sie benötigen die Erfahrung der Zugehörigkeit zu der Gesellschaft, in der sie ihr Lebensprojekt verwirklichen wollen. Sie brauchen einen Kontext der Anerkennung, der die basale Voraussetzung für eine gelingende Identitätsarbeit ist. Sie brauchen Voraussetzungen für den alltäglichen interkulturellen Diskurs, der in einer Einwanderungsgesellschaft alle Erfahrungsbereiche durchdringt. Sie müssen die Chance haben, in Projekten des bürgerschaftlichen Engagements zivilgesellschaftliche Basiskompetenzen zu erwerben. Meine Abschlussthese nimmt noch mal die Titelfrage auf: Die Mehrheit der jungen Erwachsenen hat den Wunsch, Kinder zu bekommen und gleichzeitig haben sie in ihrem Alltagsleben keinen Platz. Hier könnten gute Kinderbetreuungseinrichtungen wirksame Hilfe leisten. Wir wissen einigermaßen, was Heranwachsende brauchen, um selbstbestimmt ihr eigenes Leben in die Hand zu nehmen. Wir wissen aber auch, dass genau die Ressourcen, die dazu erforderlich sind, keine „nachwachsenden Rohstoffe“ sind. Der globalisierte Kapitalismus erzwingt immer mehr Leben- und Arbeitsformen, die solche Ressourcen benötigen und sie gleichzeitig vernichten. Die „Sperrigkeit“ und „Widerständigkeit“ von Kindern sollte Erwachsene ermuntern, „einbettende Kultur“ zu schaffen, in denen Eigensinn und Widerstand gefördert, gelebt und gegen die Imperative des „homo oeconomicus verteidigt wird. LITERATUR Antonovsky, A. (1997). Salutogenese. Zur Entmystifizierung der Gesundheit. Tübingen: dgvt-Verlag. Barz, H., Kampik, W., Singer, T. & Teuber, S. (2001). Neue Werte, neue Wünsche. Future Values. Düsseldorf/Berlin: Metropolitan. Bauman, Z. (2000). Liquid modernity. Cambridge: Polity Press. Böhnisch, L. & Schefold, W. (1985). Lebensbewältigung. Soziale und pädagogische Verständigung an den Grenzen des Wohlfahrtsstaates. Weinheim: Juventa. Bundesjugendkuratorium (2001). Streitschrift „Zukunftsfähigkeit sichern! – Für ein neues Verhältnis von Bildung und Jugendhilfe. Bonn. Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (2002). Elfter Kinder- und Jugendbericht. Castells, M. (1991). Informatisierte Stadt und soziale Bewegungen. In: M. Wentz (Hrsg.): Die Zukunft des Städtischen. Frankfurt: Campus, S. 137 - 147. 25 Castells, M. (1996). The rise of the network society. Vol. I von The information age: Economy, society and culture. Oxford: Blackwell (deutsch: (2001). Die Netzwerkgesellschaft. Opladen: Leske + Budrich). Deutsche Shell (Hrsg.) (2000). Jugend 2000. 13. Shell Jugendstudie. Opladen: Leske + Budrich. Deutsches PISA-Konsortium (Hrsg.) (2001). PISA 2000. Basiskompetenzen von Schülerinnen und Schülern im internationalen Vergleich. Opladen: Leske + Budrich. Höfer, Renate (2000). Jugend, Gesundheit und Identität. Studien zum Kohärenzgefühl. Opladen: Leske + Budrich. Keupp, H. (1997). Ermutigung zum aufrechten Gang. Tübingen: DGVT. Keupp, H. (2000). Eine Gesellschaft der Ichlinge? Zum bürgerschaftlichen Engagement Heranwachsender. München: SOS Kinderdorf. Keupp, H., Ahbe, T., Gmür, W., Höfer, R., Kraus, W., Mitzscherlich, B. & Straus, F. (2002). Identitätskonstruktionen. 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