Konferenzprogramm Normen und Werte Zur Rolle sozialer Normen als Instrumente der Wertverwirklichung 1. ZIELE DER KONFERENZ Werte sind für das Selbstverständnis von Individuen und Kollektiven gleichermaßen konstitutiv. Die Identifikation mit grundlegenden Werten vermittelt sowohl dem Einzelnen als auch Gemeinschaften substantielle Ziele und verbindliche Orientierungen. Das Bestreben, identitätsstiftende Werte individuell und kollektiv zu verwirklichen, gibt dem Leben des Individuums und seiner sozialen Integration Sinn und Perspektive. Es gibt Werte, die praktisch universell anerkannt sind: Leben, Gesundheit, Liebe, Sicherheit, soziale Anerkennung. Andere Werte sind in einer bestimmten politischen Ordnung oder Kultur eingebettet: Freiheit, Autonomie, Selbstverwirklichung, Demokratie, Pflichterfüllung, Selbstkontrolle, Gleichberechtigung, materieller Wohlstand. Außerdem sind viele Werte einem mehr oder weniger dynamischen Wandel unterworfen. So wird heute häufig ein Wertewandel vom „Materialismus“ zum „Postmaterialismus“ oder vom „Kollektivismus“ zum „Individualismus“ diagnostiziert (Inglehart 1998; Inglehart & Welzel 2005; Klages et al. 1992; Meulemann 2002). Unabhängig aber von dem besonderen Inhalt und der Ausprägung ihrer jeweiligen Werte müssen Individuen und Gemeinschaften Mittel und Wege finden, um ihre Wertorientierungen so in das individuelle und kollektive Handeln umzusetzen, dass die gewünschten Werte auch realisiert werden. Das schließt einen Bedarf an möglichst effizienten Adaptionsprozessen angesichts des Wandels und der Veränderung von Werten ein. In diesem Zusammenhang haben soziale Normen eine zentrale Rolle: Soziale Normen sind Verhaltensvorschriften, die – künstlich geschaffen oder evolutionär entstanden – Menschen dazu motivieren sollen, in Übereinstimmung mit Werten zu handeln und als wertvoll erachtete Ziele zu realisieren. Normen sind in dieser Sichtweise Instrumente, die der Verwirklichung von Werte dienen. Die Fragestellung für die Konferenz ist auf diese Beziehung zwischen Normen und Werten gerichtet: Ihr Ziel ist es, unser Verständnis von Normen als Instrumenten der Wertverwirklichung aus unterschiedlichen wissenschaftlichen Perspektiven zu erweitern und zu vertiefen. Auf der Tagung soll insbesondere erörtert werden, unter welchen Bedingungen soziale Normen ihre Aufgabe der Verwirklichung von Werten erfüllen können und unter welchen Bedingungen sie an dieser Aufgabe scheitern. In diesem Kontext sind die möglichen Anpassungs- und Entwicklungsprozesse von sozialen Normen angesichts sich ändernder Bedingungen und Verhältnisse von besonderem theoretischen Interesse. Solche Änderungspotentiale sind im Hinblick auf die neuen Herausforderungen demokratischer Gesellschaften durch Globalisierung, Terrorismus, Fundamentalismus und kulturelle Spannungen aber auch von immenser praktischer Bedeutung. Aus dieser Zielsetzung ergeben sich die folgenden konkreten Leitfragen für die Konferenz. Sie beziehen sich auf drei Bereiche: Erstens auf den normativ-ethischen Bereich und die Möglichkeiten der Begründung und Rechtfertigung von Normen durch Werte. Zweitens auf den empirisch-explanativen Bereich, in dem es um Probleme der Entstehung, der Wirksamkeit und der Änderung von Normen als Instrumenten der Wertverwirklichung geht. Drittens auf den politischen Bereich mit den Varianten kollektiver Entscheidungen über Werte und Normen. A. Begründungsfragen 1. Welche konzeptuellen Beziehungen bestehen zwischen Normen und Werten? 2. In welcher Weise können Normen durch Werte begründet und gerechtfertigt werden? B. Wirksamkeitsfragen 3. Welche empirischen Faktoren beeinflussen die Evolution, Erhaltung und Entwicklung von sozialen Normen? 4. Wie steuern und stützen soziale Normen Koordinations- und Kooperationsprozesse zur Verwirklichung von Werten? C. Entscheidungsfragen 5. Welche Konsequenzen haben unterschiedliche Verfahren kollektiver Entscheidung für die Implementation von Normen und Werte? 6. Welche Werte sind in den Normen für kollektive Entscheidungsverfahren selber verkörpert? 2 Normen als Instrumente der Wertverwirklichung zu verstehen und nach den Bedingungen zu fragen, unter denen sie diese Funktion ausfüllen können, ist keine neue Fragestellung (Weber 1922; Parsons 1937). Aber es ist eine Fragestellung, die es lohnt, neu aufgegriffen und mit modernen Ansätzen und Methoden untersucht zu werden. Die aktuelle Forschung in diesem Bereich erscheint allerdings fragmentiert und voneinander isoliert: Auf der einen Seite existieren zahlreiche empirische Studien, die sich intensiv mit Werten und Wertewandel beschäftigen, auf der anderen Seite werden Erklärungsmodelle und Theorien zu Problemen der Durchsetzung und Wirksamkeit von Normen entwickelt. Selten sind jedoch die Beziehungen zwischen Werten und Normen und die Transfermechanismen zwischen ihnen ausdrücklich Gegenstand der Forschung. Es ist deshalb an der Zeit, die verschiedenen Disziplinen und ihre Einsichten unter diesem Blickwinkel zusammenzuführen. In der Konferenz sollen dementsprechend Theorien und Erkenntnisse der analytischen Philosophie, Ökonomik, Politikwissenschaft, Soziologie, Sozialpsychologie und Rechtswissenschaft präsentiert und in einem interdisziplinären Dialog diskutiert werden. Dabei soll es um grundlegende Fragen gehen wie konzeptuelle, erkenntnistheoretische und metaethische Analysen zur Beziehung von Normen und Werten, theoretische Modelle zur Evolution, Erhaltung und Änderung von Normen, Untersuchungen zur Rolle von Emotionen oder über die soziale Einbettung von Normen und Werten. Auf der Konferenz sollen aber auch anhand konkreter Beispiele praktische Vorschläge erörtert werden, wie angesichts aktueller Entwicklungen und gesellschaftlicher Veränderungen eine bessere Entsprechung zwischen Normen und Werten erreicht werden kann. 2. DIE BRÜCKENFUNKTION VON NORMEN 2.1 Das Brückenproblem: von Werten zu Verhalten Die erfolgreiche Verwirklichung individueller und kollektiver Werte setzt voraus, dass Individuen und Gemeinschaften das „Brückenproblem“ lösen: Sie müssen die „Kluft“ zwischen den für sie verbindlichen Werten einerseits und den konkreten Verhaltensweisen von Individuen und Kollektiven andererseits „überbrücken“ (Wallace et al. 2004). Das Brückenproblem lässt sich aus unterschiedlichen Perspektiven thematisieren. Es kann unter philosophischer Perspektive als konzeptuelles Problem betrachtet werden. Eine Version dieses Problems bezieht sich auf das notorische Prinzip „Sollen impliziert Können“. Wenn 3 etwa bestimmte Werte zu unerfüllbaren Verhaltensanforderungen führen, dann erscheint es als konzeptuell sinnlos zu sagen, dass man gute Gründe hätte oder dass es wertvoll wäre, sich um ein solches, prinzipiell unerreichbares Verhalten zu bemühen (Kant 1788; Brown 1977). Eine andere Version des konzeptuellen Problems ergibt aus der Frage, ob etwas nur dann als ein „Wert“ bezeichnet werden darf, wenn es in einer bestimmten Relation zu möglichen Verhaltensweisen steht, z.B. dass es sich in unserem Alltagsverhalten umsetzen lässt (Korsgaard 1996; Smith 1994). Wenn das zuträfe, dann müsste das Brückenproblem im Prinzip gelöst sein, damit man überhaupt von „Werten“ reden kann. Schließlich geht es um das grundsätzliche Problem der Begründung und Rechtfertigung moralischer und nicht-moralischer Werte und die Frage, inwieweit und in welcher Weise sich aus rechtfertigenden Gründen für die Akzeptanz bestimmter Werte entsprechende Gründe für Handlungen und Verhaltensweisen herleiten lassen (Brandt 1996; Kutschera 1973; Wright 1963a; b). Unter sozialwissenschaftlicher Perspektive verkörpert das Brückenproblem das praktische Problem, ob und wie sich Werte und Wertentscheidungen empirisch in tatsächliches Handeln und Verhalten umsetzen. Menschliche Akteure sind unvollkommene Entscheider und können aufgrund kognitiver, evaluativer oder motivationaler Schwächen die Handlungsweise verfehlen, deren Ausführung gut begründet und wertvoll ist. Im Fall kognitiver Urteilsschwäche erkennen Akteure die wertvollste Handlungsoption nicht (Owens 2002). Eine evaluative Schwäche drückt sich in inkonsistenten Präferenzen und Wertordnungen aus. Bei einer motivationalen Schwäche kann Willensschwäche vorliegen, wenn Akteure nicht in der Lage sind, die von ihnen erkannte wertvollste Handlung auch tatsächlich auszuführen. Es kann aber auch eine grundsätzlich unzureichende Motivation durch Werte und entsprechende Handlungsgründe bestehen (Fischer et al. 1998; Stroud & Tappolet 2003). Dabei kann es sein, dass Akteure in bestimmten Situationen überhaupt nicht durch Werte motiviert werden, oder es kann sein, dass Werte und wertbasierte Handlungsgründe im Vergleich mit anderen Handlungsanreizen zu schwach sind, um ein ihnen entsprechendes Verhalten hervorzurufen (Pettit 2003). Der praktische Aspekt des Brückenproblems hat seinen Niederschlag in langen Forschungstraditionen gefunden: in den ökonomischen Theorien der „unsichtbaren Hand“ (Brennan & Hamlin 1995; 2000) und der institutionellen Entwicklung (North 1990), den politikwissenschaftlichen Theorien institutionellen Designs und institutioneller Anreize (Brennan 2001a; Goodin 1996; Ostrom 4 1990) sowie in soziologischen Theorien der Sozialisation und sozialen Integration (Hurrelmann & Ulrich 1991). 2.2 Formale Institutionen Wertverwirklichung als Instrumente der Es ist eine der „klassischen“ und nach wie vor weit verbreiteten Auffassungen unter Sozialtheoretikern, dass die praktischen Varianten des Brückenproblems im Prinzip durch formale Institutionen lösbar sind. Formale Sanktionen und Anreize könnten demnach dafür sorgen, dass gesellschaftliche Werte respektiert und im Einzelfall tatsächlich beachtet werden. Hierarchien und formale Kontrollmechanismen machten Wertentscheidungen verbindlich und bekräftigten ihre Geltung. Ein institutionalisierter Prozess kollektiver Entscheidungsfindung könne die Anerkennung für bestimmte Werte durch Informationsbündelung und deliberativ gewonnene Überzeugungen unterstützen (Cohen 1989; Goodin 2000a). Aber auch wenn formale Institutionen bei der Durchsetzung von Werten eine wichtige Rolle spielen, so muss man doch ihre grundsätzlichen Grenzen berücksichtigen. Sie liefern kein Patentrezept, um das Brückenproblem zu lösen. Formale Institutionen für Kontrollen und Sanktionen sind kostspielig und häufig uneffektiv (Popitz 1980; Brennan & Pettit 2004). Darüber hinaus verlangt ihre wirksame soziale Implementierung typischerweise, dass zumindest eine gewisse Anzahl der sie tragenden Personen sich aus eigenem Antrieb und freiwillig an den für diese Institutionen grundlegenden Werten orientiert (Goodin 2000b; Hart 1961; Kliemt 1985; Baurmann 2000a). Demokratische Systeme erfordern weiterhin, dass die Positionen in staatlichen und rechtlichen Institutionen von Personen besetzt werden, die von einer signifikanten Mehrheit der Bevölkerung autorisiert werden und dass diese Wahl wiederum wesentlich durch die Werte motiviert wird, die von den gewählten Personen vertreten und durchgesetzt werden sollen (Habermas 1992). Kurz gesagt: Die Lösung des Brückenproblems durch formale Institutionen setzt voraus, dass dieses Problem im Wesentlichen bereits gelöst ist. Institutionen, die die zentralen Werte einer Gesellschaft fördern und schützen sollen, können nur existieren, wenn diese Werte als Grundlagen für diese Institutionen selber schon eine ausreichende Wirksamkeit besitzen. Formale Institutionen können als „sekundäre Verstärker“ vorhandene Werte stützen, sie können aber nicht die primäre Quelle für die Existenz und Durchsetzung dieser Werte sein (Brennan, Kliemt & Güth 2003). Man muss deshalb auf der Hut sein vor 5 „Lösungen“ des Brückenproblems, die darauf hinauslaufen, das Problem unter der Hand bereits als gelöst zu unterstellen (Baurmann 2000b). Formale Institutionen scheitern aber möglicherweise in einem noch fundamentaleren Sinn an der Aufgabe, gesellschaftliche Werte in unserem alltäglichen Handeln zu verankern. H. L. A. Hart (1961) hat die wichtige Unterscheidung zwischen einem „internen“ und einem „externen Standpunkt“ gemacht. Einen externen Standpunkt gegenüber einem Wert nimmt demnach derjenige ein, der die Verwirklichung dieses Werts als eine von außen auferlegte Pflicht betrachtet, einen internen Standpunkt dagegen derjenige, der die Verwirklichung des Werts als eine von ihm selber akzeptierte Pflicht empfindet. Formale Institutionen mit ihren Kontrollen und Sanktionen legen Pflichten nur von außen auf und können damit auch nur zur Einnahme eines externen Standpunkts beitragen. Eine Verankerung gesellschaftlicher Werte in unserem alltäglichen Handeln wäre so nur in einer oberflächlichen, auf externen Anreizen und opportunistischer Anpassung beruhenden Weise möglich. Es spricht aber vieles für die Annahme, dass ohne einen internen Standpunkt gegenüber gesellschaftlichen Werten eine soziale Ordnung nicht dauerhaft lebensfähig ist (Kliemt 1987; Baurmann & Lahno 2002). 2.3 Soziale Normen als Instrumente der Wertverwirklichung Die begrenzte Wirksamkeit formaler Institutionen macht soziale Normen zu den entscheidenden Elemente für eine adäquate Lösung des Brückenproblems (Axelrod 1986; Bicchieri 1990; Brandom 1998; Elster 1989a; b; Gibbard 1990; Raz 1975; Sunstein 1996; Baurmann 1999). Soziale Normen etablieren eine informelle soziale Ordnung, die den Mitgliedern einer Gemeinschaft nicht von außen auferlegt wird, sondern von ihnen selbst in einem spontanen oder geplanten Prozess erzeugt und erhalten wird. Im Unterschied zu formal institutionalisierten Kontrollen und Sanktionen weisen soziale Normen sowohl eine interne als auch eine externe Dimension auf. Wir externalisieren Normen nicht nur, indem wir andere rechenschaftspflichtig gegenüber normativen Forderungen machen und sie für einen Normbruch sanktionieren (Horne 2001). Wir internalisieren Normen auch, indem wir unser eigenes Verhalten freiwillig an ihnen orientieren und kritisch im Licht ihrer Vorschriften reflektieren (Hart 1961; Elster 1989a). In dieser Weise können soziale Normen dazu dienen, einen internen Standpunkt gegenüber den Werten von Individuen und Gemeinschaften in einen 6 internen Standpunkt gegenüber den konkret Handlungen und Verhaltensweisen zu transformieren. geforderten Für den „Brückenschlag“ von Werten zu Verhalten sind die Aggregations-, Koordinations- und Kooperationsfunktionen von sozialen Normen zentral. Eine generelle Aggregationsfunktionen erfüllen soziale Normen, indem sie individuelles und kollektives Handeln so regulieren, dass als Ergebnis dieser Verhaltensweisen ein Gesamtzustand erzeugt wird, der die gewünschten Werte verkörpert (Coleman 1990; Esser 1993). In diesem Regulationsprozess können soziale Normen weiterhin eine Koordinationsfunktion wahrnehmen, wenn es um die wechselseitige Abstimmung interpersonalen Verhaltens zur Realisierung gemeinsamer, als wertvoll erachteter Ziele geht. Normen informieren dabei über gegenseitige Erwartungen und helfen, das Verhalten anderer zu antizipieren und das eigene Verhalten entsprechen anzupassen (Gouldner 1960; Axelrod & Keohane 1986; Elster 1989a; Ellickson 1991; Kuran 1998). Normen erfüllen außerdem eine Kooperationsfunktion in Situationen, in denen die Beteiligten aufgrund dilemmatischer Anreizstrukturen in Gefahr laufen, einen suboptimalen Zustand zu realisieren. Soziale Normen fordern von ihren Adressaten in solchen Situationen, die Anreize zu einem opportunistischen Verhalten zu ignorieren und Verhaltensstrategien zu praktizieren, die zu einem effizienten Gleichgewicht und damit zu einem Zustand führen, in dem individuelle und kollektive Werte in einem höheren Masse als bei einem unnormierten Verhalten verwirklicht werden (Axelrod 1986; Goodin 2002; Ullmann-Margalit 1977; Coleman 1987; Kliemt 1993; Baurmann 1998). In der Wahrnehmung ihrer verschiedenen Brückenfunktionen verkörpern soziale Normen ihrerseits wiederum Werte wie Fairness, Vertrauenswürdigkeit oder Wahrhaftigkeit. Das heißt, dass Verhaltensregelmäßigkeiten in interaktiven Kontexten selber einen eigenständigen Wert erhalten können. Menschen sind deshalb häufig empört, wenn andere in bestimmten Situationen von der üblichen Verhaltensweise abweichen, wenn sie „die Norm brechen“. Diese Tatsache erinnert daran, dass Brücken normalerweise Verkehr in beide Richtungen transportieren und Werte nicht nur Anlass zur Herausbildung von Normen und Verhaltensregelmäßigkeiten geben, sondern Verhaltensregelmäßigkeiten ihrerseits „wertgeladen“ sein können. Infolgedessen zeigen in einer sich verändernden Welt bestimmte Verhaltensweisen mitunter auch dann noch Zähigkeit, wenn ihre ursprüngliche Wertbasis erodiert oder verschwunden ist. Normen 7 können unabhängig werden von den Werten, in denen sie einst begründet waren. Dabei kann es nicht nur passieren, dass existierende Normen nicht mehr länger die Werte fördern, die sie fördern sollen, sondern dass sie auch verhindern, dass sich wertadäquatere Verhaltensweisen entwickeln und etablieren. 3. FORSCHUNGSSTAND UND INNOVATIONSBEDARF Obwohl die Brückenfunktion von Normen in der Philosophie und den Sozialwissenschaften häufig thematisiert worden ist, wurde die Frage, wie und in welchem Masse Normen auch tatsächlich in der Lage sind, diese Rolle auszufüllen, nur partiell und unvollständig beantwortet. Untersuchungen zu dem „Brückenproblem“ haben sich in den verschiedenen Disziplinen voneinander isoliert und sind zunehmend eigene Wege gegangen – wie die Literaturverweise zu den verschiedenen Themenbereichen verdeutlichen. Der Konferenz liegt das langfristige Forschungsziele zugrunde, eine zwar interdisziplinäre, aber einheitliche Theorie der Brückenfunktion von Normen zu entwickeln, die sich sowohl auf philosophische als auch sozialwissenschaftliche Erkenntnisse stützt. Forschungen zur „Normativität“ aus der jüngeren Vergangenheit etwa in der theoretischen und praktischen Philosophie oder zu der Evolution von Normen in der Ökonomik und Soziologie setzen eine solche Interdisziplinarität auf die Tagesordnung. Allerdings handelt es sich um teilweise sehr divergente und in unterschiedliche Richtungen arbeitende Ansätze. Ein einheitliches und kohärentes Verständnis der Funktionsweise von sozialen Normen und Werten ist aber nicht nur von theoretisch-wissenschaftlicher Bedeutung. Es geht auch um praktisch-politische Interessen: Besser funktionierende soziale Normen verwirklichen auch die Werte besser, um die es in einem politischen Gemeinwesen letztlich geht. Die Initiatoren der Konferenz teilen die Überzeugung, dass eine einheitliche und erfolg versprechende Normen- und Werttheorie am besten simultan aus dem Blickwinkel unterschiedlicher Fachtraditionen und einer Kombination aus theoretischer Arbeit und der Analyse praktischer Beispiele entwickelt werden sollte. Eine ganze Reihe von Disziplinen beschäftigt sich mit der Untersuchung von Normen und Werten: Recht, Soziologie, Politikwissenschaft, Ökonomik, Logik, Moralphilosophie. Aber diese Untersuchungen werden nur selten in einen gemeinsamen Fokus gestellt. Die bisherige Arbeit zeichnet sich häufig durch eine starke Fragmentierung innerhalb und zwischen den verschiedenen philosophischen und sozialwissenschaftlichen Fächern aus. Philosophische Analysen werden häufig in Isolation von der Anwendungs- 8 ebene durchgeführt und vice versa. Auch methodisch entstehen häufig Polarisationen zwischen denjenigen, die philosophisch arbeiten und denjenigen, die mit den Methoden der Ökonomik, Sozialwissenschaft oder Soziobiologie forschen. Aber philosophische Untersuchungen ohne ein sozialwissenschaftliches Verständnis über die Funktions- und Wirkungsweise von Normen und Werten gerät in die Gefahr der Simplifizierung und Irreführung. Empirische sozialwissenschaftliche Forschung ohne adäquate philosophische Unterfütterung riskiert konzeptuelle und begriffliche Konfusion. Die Teilnehmer an der geplanten Konferenz sind deshalb unter dem Gesichtspunkt ausgewählt worden, dass sie sich in der Forschung über disziplinäre Grenzen hinweg ausgezeichnet haben und insgesamt einen Mix unterschiedlicher wissenschaftlicher Kompetenzen und Zugangsweisen repräsentieren. Die theoretischen Analysen sollen dabei ergänzt und profiliert werden durch konkrete Anwendungen und praktische Beispiele. Diese sind nicht nur für sich genommen von Interesse, sondern auch unter dem Gesichtspunkt, dass sie Beispiele aus der großen Varietät an unterschiedlichen Lösungen des Problems darstellen, wie man die Kluft zwischen Werten und Verhalten durch Normen überbrücken kann. 4. THEMEN Die Beiträge und Diskussionen bei der Konferenz sollen auf einer theoretischen und einer angewandten Ebene angesiedelt sein. Auf einer theoretischen Ebene geht es um begriffliche und konzeptuelle Untersuchungen zur Natur von Normen und Werten und ihren möglichen Beziehungen. Solche Untersuchungen auf einer MetaEbene erfordern sowohl philosophische Analysen (Logik, Erkenntnistheorie, Meta-Ethik) als auch die formalen Instrumente ökonomischer, soziologischer und politikwissenschaftlicher Analysen (Entscheidungstheorie, Spieltheorie, Netzwerkanalyse). Auf der Anwendungsebene geht es um die Untersuchung konkreter Normen, die eine besondere theoretische und/oder praktische Herausforderung darstellen. Solche Untersuchungen müssen die Methoden und Erkenntnisse der angewandten Ethik und der empirischen Sozialwissenschaften integrieren. Die Ergebnisse der Untersuchung solcher konkreten Fälle von funktionierenden oder defizienten Normen können dann wiederum auf die theoretische Meta-Ebene reflektiert werden. Folgende Themen sind für die Fragestellung des Projekts insgesamt einschlägig. Aus ihnen werden sich die besonderen thematischen Schwerpunkte der Konferenz ergeben. 9 4.1 Theorie Werte als Gründe für Normen. In welcher Weise können Werte Normen begründen und ihre soziale Geltung als Instrumente der Wertrealisierung rechtfertigen? In diesem Zusammenhang ist die Begründbarkeit von Werten selber zu erörtern und zu klären, inwiefern mögliche Gründe für Werte ebenfalls Gründe für Normen sein können. Dabei ist zwischen begrifflichen Relationen zwischen „gut“ und „Sollen“ einerseits und den empirischen Relationen zwischen Wertungen und der Akzeptanz von Normen andererseits zu unterscheiden. Die Untersuchung dieser Fragen setzt u.a. philosophische Explikationen des Norm- und des Wertbegriffs sowie eine erkenntnistheoretische und logische Analyse der Beziehungen zwischen Normen und Werten voraus (Birnbacher 2003; Dancy 2000; Hare 1997; Schurz 1997; v.Wright 1994). Der interne Aspekt von Normen. Es ist eine charakteristische Eigenschaft von Normen, dass sie von ihren Adressaten internalisiert werden können (Elster 1989a; Margolis 1990). Was ist mit der Internalisierung von Normen aber genau gemeint? Das ist einerseits eine Frage der konzeptuellen Unterscheidung zwischen Normen und bloßen Verhaltensregelmäßigkeiten (Hart 1961; Smith 1994). Andererseits geht es um Erklärungen für den Prozess der Internalisierung, also etwa für die Bereitschaft, Normen freiwillig zu befolgen, die Rolle der Akzeptanz der zugrunde liegenden Werte oder den Einfluss der Normbefolgung durch andere Personen (Popitz 1980; Voss 1998; Cooter 2000). Evolution, Erhaltung und Änderung von Normen. Wie wird die Akzeptanz von Werten in die wirksame Geltung von sozialen Normen umgesetzt, wie werden Normen gesichert und wie werden sie an veränderte Werte angepasst (Axelrod 1986; Axelrod & Keohane 1986; Ostrom 2000; Sugden 1989; 1990)? Interessant ist in diesem Zusammenhang die Konfrontation von Modellen, die die Evolution, Erhaltung und Änderung von Normen mit der Annahme eigeninteressierter Akteur erklären wollen (Ullman-Margalit 1977; Posner 2000; Elster 1989a; Mansbridge 1998; Opp 1983), mit Modellen, die mit erweiterten Verhaltensannahmen wie der Existenz von altruistischen oder moralischen Motiven (Brennan 2001b; Lindenberg 1977; Peacock & Schefczyk 2005; Ziegler 2000), Vertrauenswürdigkeit (Güth/Kliemt 1994), dispositionellem Handeln (Vanberg 1994; Baurmann 1996) oder dem Einfluss von sozialer Anerkennung und Achtung operieren (Brennan & Pettit 2004; Baurmann 2002b). 10 Normen, Freiwilligkeit und Verantwortung. Damit Normen ihre Brückenfunktion zwischen Werten und Verhalten erfüllen können, ist auf seiten der Normadressaten eine freiwillige Kontrolle über das geforderte Verhalten notwendig (Alston 1989). Nur unter dieser Voraussetzung ist eine Zuschreibung von Verantwortung und Schuld möglich, werden Tadel und Lob vergeben (Strawson 1962). Eine genaue Klärung des Begriffs der Freiwilligkeit steht aber weiterhin aus. Die philosophische Debatte zwischen „Deterministen“ und „Indeterministen“ ist durch die Gehirnforschung wieder aufgeflammt (Singer 2006; Beckermann 2005). In der Strafrechtswissenschaft wird der Zusammenhang zwischen freiwilliger Normbefolgung und Strafdrohung thematisiert (Cooter 2000; Baurmann 1994). Für die Konferenz wären insbesondere Beiträge wünschenswert, in denen die Beziehungen zwischen Wertakzeptanz und Handlungsmotivation untersucht wird. Normen, Werte und Emotionen. Welche Rolle spielen Emotionen bei der Orientierung an Werten sowie bei der Befolgung und Durchsetzung der entsprechenden Normen? Normbrüche können starke emotionale Reaktionen hervorrufen (Elster 1996; Frijda 1986): Empörung, Wut, Verachtung und Ablehnung, wenn der Normbruch durch eine andere Person begangen wird, Schuld, Scham und Trauer (Taylor 1985; Nussbaum 2004; Frank 1988), wenn man selber eine Norm gebrochen hat, die man als verbindlich anerkennt. In diesem Zusammenhang können neuere Studien aus der empirischen Psychologie (Haidt 2003), der experimentellen Sozialforschung (Lawler et al. 2000) und konzeptuell-philosophisch ausgerichtete Untersuchungen (Arpaly 2000; Jones 2003; Lahno 2002) herangezogen werden. Normen, Werte und Irrationalität. Welche Vorkehrungen gibt es dagegen, dass irrationales Verhalten uns daran hindert, das zu verwirklichen, was wir als wertvoll und erstrebenswert erachten? Zwei vieldiskutierte Beispiele sind Willensschwäche und Zwangshandlungen (Fischer et al. 1998; Stroud & Tappolet 2003). Normen können Instrumente sein, um irrationales Entscheiden und Handeln einzudämmen und zu überwinden. Auch auf diesem Wege können sie eine Verwirklichung von Werten fördern. In diesem Zusammenhang ist nach den Mechanismen für die Wirksamkeit von Normen gegenüber den Anreizen zu einem irrationalen Handeln zu forschen (Frank 1988; Schelling 1985). Die Rolle „defizienter“ Normen. „Defiziente“ Normen können ihre Brückenfunktion nicht adäquat erfüllen. Sie mobilisieren keine ausreichende Folgebereitschaft oder sind nicht hinreichend mit den zugrunde liegenden Werten verknüpft. Allerdings können Normen 11 eine gewisse Brückenfunktionen auch dann haben, wenn sie nicht oder nur teilweise befolgt werden (Finnemore & Sikkink 1998). Normen mit einem geringen Befolgungsgrad können eine wichtige Orientierung geben, sie können ein von vornherein kaum realisierbares „Ideal“ verkörpern, es kann ein Trade-off zwischen der Befolgung verschiedener Normen existieren oder die Erwartung der Normbefolgung kann wichtiger sein als die Normbefolgung selber (Popitz 1980; Luhmann 1993). Die soziale Einbettung von Normen. Die soziale Einbettung von Normen ist in zweierlei Hinsicht essentiell: zum einen im Hinblick auf ihre Fundierung in gesellschaftlich akzeptierten Werten – aus dieser Fundierung gewinnen sie ihre Rechtfertigung als auch Motive zu ihrer Befolgung; zum anderen im Hinblick auf ihre Verankerung in sozialen Beziehungen und Strukturen – durch diese Verankerung wird die Wirksamkeit und Anpassungsfähigkeit von Normen gewährleistet. Die Geltung sozialer Normen ist in starkem Masse von der Existenz gesellschaftlicher Institutionen (Ostrom 1990) funktionierender sozialer Netzwerke (Granovetter 1973; 1985), verlässlicher Reziprozität und Vertrauen abhängig. Dieses „soziale Kapital“ (Putnam 1993; 2000) ist in seiner Verbreitung und Ausprägung selber wiederum stark durch die Werte in einer Gesellschaft mitbestimmt (Baurmann & Zintl 2006). 4.2 Anwendungen Der Anwendungsbezug der Diskussionen bei der Konferenz soll – soweit er nicht durch die Papers selber ausdrücklich thematisiert wird – vor allem auch durch die Kommentare hergestellt werden. Die Leiter der Konferenz werden die Kommentatoren im Vorfeld dazu auffordern, die in den Papers thematisierten Problemstellungen möglichst immer auch im konkreten Bezug auf eines der folgenden Anwendungsfelder zu diskutieren. 1. Normen in der Demokratie. Wie können Normen ihre Brückenfunktion speziell im Hinblick auf die Werte in demokratischen Gesellschaften, unter den Bedingungen demokratischer Prozesse und eines dynamischen Wertewandels in modernen Gesellschaft erfüllen? Dabei geht es sowohl um Normen, die für die Konstitution einer Demokratie wesentlich sind, als auch um Normen, die aus dem demokratischen Prozess entstehen (Brennan & Hamlin 1999; Brennan & Lomasky 2000; Goodin 2003; Goodin & List 2001; Goodin & Niemeyer 2003; Habermas 1992). Demokratische Normen sind prozedural und können deshalb mit substantiellen Werten in Konflikt geraten. Sie verlangen außerdem Folgebereitschaft auch dann, wenn man den Wertentscheidungen 12 der Majorität nicht zugestimmt hat (Wollheim 1962; Baurmann 2003). Normen der Sicherheit. „Sicherheitsnormen“ sollen Angriffe auf Kollektive oder Individuen abwehren (Ignatieff 2004). Aus aktuellen Gründen sind dabei Normen der internationalen Sicherheit von besonderem Interesse. Traditionelle Normen für internationale Beziehungen und Konflikte – wie z.B. die Prinzipien eines gerechten Krieges – sind in der Folge des 11. Septembers zunehmend unter Rechtfertigungsdruck geraten (McMahan 2004). Die Werte, die von solchen Normen verkörpert werden, scheinen angesichts von Terrorismus und dem „Krieg gegen den Terrorismus“ mehr und mehr zu erodieren. Dabei besteht insbesondere die Gefahr, dass die Normen, die sich zur Bekämpfung des Terrorismus entwickelt haben, gerade die Werte unterminieren, die eigentlich gegen den Terrorismus geschützt werden sollen (Boyle et al. 2003; Dershowitz 2003; Elsthain 2003). Normen der historischen Gerechtigkeit. Die Frage nach einem angemessenen Umgang mit vergangenem Unrecht spielt in den letzten Jahren in vielen Gesellschaften eine wichtige Rolle: NaziDeutschland, DDR, Ostblockstaaten, Südafrika, Australien. Die Entwicklung angemessener Normen, um die hier relevanten Werte der Gerechtigkeit und Wiedergutmachung zu erfüllen, ist mit speziellen und schwierigen Problemen belastet (Waldron 1992; Ridge 2003; Elster 2004; Hart 1958; Radbruch 1999; Alexy 1993). Um sie zu lösen, bedarf es einer differenzierten Klärung der Werte, die mit einer Aufarbeitung der Vergangenheit verbunden sind, sowie den verschiedenen Möglichkeiten, eine solche Aufarbeitung zu verwirklichen. Normen der Sexualität. Normen, die sexuelles Verhalten in Bereichen wie Pornographie, Prostitution, Homosexualität, Transsexualität, Belästigung, Untreue, Inzest oder Verhütung regulieren, sind in Philosophie und Sozialwissenschaften in den letzten Jahren häufig ignoriert worden (Estlund & Nussbaum 1997; Scanlon 1998). Das entspricht aber nicht ihrer tatsächlichen Bedeutung und Verbreitung. Die Frage nach den Werten, denen solche Normen dienen, ist deshalb nicht überflüssig. In diesem Bereich ist vor allem auch die Frage nach der Anpassung von Normen an sich ändernde Bedingungen von besonderer Bedeutung. Doxastische Normen. Doxastische Normen schreiben vor, welche Meinungen man haben und vertreten soll und welche nicht (Feldman 1988; Miller 1995). Von Erkenntnistheoretikern ist häufig die Auffassung vertreten worden, dass es solche Normen nicht geben kann, weil Menschen keine Kontrolle darüber haben, was sie 13 glauben (Alston 1989). Das entspricht nicht den sozialen Tatsachen. Doxastische Normen spielen vielmehr eine wichtige und häufig unterschätzte Rolle, wie die Soziale Erkenntnistheorie (Coady 1992; Goldman 1999) und Ansätze zu einer ökonomischen Theorie des Wissens (Hardin 1997; 2002) verdeutlichen. Es ist von besonderem Interesse, ob man systematisch zwischen akzeptablen und abzulehnenden doxastischen Normen unterscheiden kann (Goodin & Brennan 2001). 5. ERWARTUNGEN Das „Brückenproblem“ in seinen verschiedenen Facetten steht im Mittelpunkt der Tagung: Wie können Individuen und Gemeinschaften die „Kluft“ zwischen den für sie verbindlichen Werten einerseits und den konkreten Verhaltensweisen von Individuen und Kollektiven andererseits „überbrücken“? Wie eingangs ausgeführt, hat die Lösung des Brückenproblems durch soziale Normen grundsätzlich drei Dimensionen: das Problem der ethischen Begründung von Normen durch Werte, das Problem der empirischen Wirksamkeit von Normen als Instrumenten der Wertverwirklichung und das Problem der kollektiven Entscheidung über Normen und Werte. Die sechs Leitfragen haben diese Dimensionen noch einmal weiter konkretisiert. Wir erhoffen uns von den an der Konferenz teilnehmenden Disziplinen folgende Ergebnisse: A. Begründungsfragen 1. Aus der Sicht der Philosophie und theoretischen Ethik eine Klärung des konzeptuellen Verhältnisses zwischen Normen und Werten. 2. Aus der Sicht der Metaethik und deontischen Logik eine Analyse der Begründungsproblematik. B. Wirksamkeitsfragen 3. Aus der Sicht der Soziologie, experimentellen Ökonomik und Psychologie Erkenntnisse zur Evolution, Erhaltung und Entwicklung von Normen. 4. Aus der Sicht der Spieltheorie und Institutionenökonomik Aufklärung von Koordinations- und Kooperationsfunktionen von Normen. C. Entscheidungsfragen 5. Aus der Sicht der Politikwissenschaft und Social Choice Theorie Analysen unterschiedlicher kollektiver Entscheidungsverfahren. 14 6. Aus der Sicht der Rechtswissenschaft eine Klärung der Beziehung zwischen Rechtsnormen, sozialen Werten und Legitimationsprozessen. Im Idealfall würde sich aus den kumulierten Erkenntnissen der verschiedenen Disziplinen eine Perspektive zur Entwicklung einer integrativen Normen- und Werttheorie eröffnen. Eine solche Theorie sollte die Problematik der ethischen Begründung von Normen durch Werte behandeln, unterschiedliche kollektive Entscheidungsprozesse und die Implementierung von ethisch begründeten Normen analysieren und bewerten und schließlich fundierte Annahmen über die empirischen Stabilitätsbedingungen für ethisch gerechtfertigte und kollektiv verbindliche Normen enthalten – wobei insbesondere Rück- und Wechselwirkungen zwischen den verschiedenen Bereichen von Interesse sind: Inwiefern hat etwa die ethische Rechtfertigung von Normen durch soziale Werte oder ihre Akzeptanz in kollektiven Entscheidungsverfahren Einfluss auf ihre empirische Stabilität? Oder in welcher Weise können empirische Kooperations- und Koordinationsleistungen in eine wertorientierte Begründung für Normen Eingang finden? Hoffnungen auf eine integrative Normen- und Werttheorie sind nicht unrealistisch. In den letzten Jahren wurden in den für ein solches Projekt relevanten Disziplinen Forschungsprogramme verfolgt und Erkenntnisse gewonnen, die eine systematische Zusammenführung unter einem einheitlichen thematischen Rahmen erfolgversprechend erscheinen lassen. Die Moralphilosophie und normative Ethik ist seit John Rawls durch eine Rückbesinnung auf Fragen der moralischen Rechtfertigung sozialer und gesellschaftlicher Institutionen gekennzeichnet. Dabei wurden insbesondere Möglichkeiten der Rechtfertigung verbindender Normen für Menschen mit unterschiedlichem kulturellen Hintergrund und unterschiedlichen Lebensplänen aufgezeigt. Die Integration solcher normativer Bemühungen im engeren Sinne in eine umfassendere Perspektive unter Einbeziehung der empirischen und explanativen Sozialtheorie ist gerade deshalb aussichtsreich, weil auf eine Verankerung in metaphysischen oder religiösen Systemen verzichtet und eine rationale Begründung normativer Regelungen auf der Basis realer Lebenspraxis angestrebt wird. Gleichzeitig haben metaethische Untersuchungen in diesem Rahmen begriffliche Klärungen geleistet, die dazu beitragen können, normative und empirische Legitimationsprobleme bei der sozialen Integration von 15 Gesellschaften besser verstehen und präzise aufeinander beziehen zu können. In der Sozialtheorie ist in den letzten Jahren zunehmend die wesentliche Bedeutung informeller sozialer Normen für die Stabilität gesellschaftlicher Ordnung gegenüber formellen Institutionen bewusst geworden – man denke nur an die bahnbrechenden Untersuchungen über die Bedeutung des Sozialkapitals durch Robert Putnam, die Studien über die Möglichkeiten der Selbstverwaltung gemeinsamer Ressourcen durch Elinor Ostrom oder die Ergebnisse der evolutionären Spieltheorie über die Entstehung spontaner Ordnungen. Psychologie und in jüngerer Zeit insbesondere die experimentelle Ökonomik tragen in diesem Zusammenhang wichtige Erkenntnisse über die Rolle von Wertüberzeugungen und normativen Bindungen für die Stabilität solcher spontanen Ordnungen bei. Es ist deutlich geworden, dass man die Verhaltensmodelle aus der Tradition des Rational Choice Ansatzes erweitern muss und dass intrinsische Motivation, moralische Verhaltensprinzipien und „weiche“ Anreize wie soziale Anerkennung wichtige Faktoren für die Konformität mit sozialen Normen sind. Von hier aus lässt sich eine noch vor wenigen Jahren kaum für möglich gehaltene direkte Verbindung zur Ethik ziehen. Damit wird nicht nur das Verständnis der konkreten Wirkung von Normen und Werten auf das soziale Leben gefördert, es eröffnen sich gleichzeitig Perspektiven rationaler Steuerung durch angemessene soziale Institutionen und Verfahren. Wie sich individuelle Wertüberzeugungen und Interessenlagen unter unterschiedlichen institutionellen Rahmenbedingungen in kollektiven Entscheidungsprozessen ausdrücken, untersuchen allgemein die Social Choice Theorie und mit Blick auf politische Entscheidungen die Politikwissenschaft und Public Choice Theorie. Die Rechtswissenschaft hat sich darüber hinaus intensiv mit dem Verhältnis von Recht und Moral – Normen und Werten – im Prozess der Rechtsetzung und Rechtsanwendung beschäftigt. Die Einsichten dieser Disziplinen können wesentlich zur Klärung von Problemen der rationalen sozialen Verständigung über Wertorientierungen und normative Einschränkungen beitragen und Bedingungen einer reflektierten und insofern stabilen sozialen Praxis normativer Integration analysieren. Auch in diesem Bereich haben sich in den letzten Jahren in einzelnen Disziplinen innovative Entwicklungen gezeigt, die neue Anschlussmöglichkeiten eröffnen. So betonen aktuelle Ansätze in der Nachfolge der „klassischen“ Public Choice Theorie die Wirksamkeit expressiver und moralischer Motive bei demokratischen Wahlentscheidungen oder die Rolle von 16 Vertrauen und nicht-instrumentellen Präferenzen in der Politik. Diese Ansätze ergänzen in kongenialer Weise die oben genannten Entwicklungen in der modernen Sozialtheorie und Ethik. Insgesamt konvergieren diese Forschungsprogramme und Theorien also in einem für das Konzept der Konferenz zentralen Punkt: Sie gehen übereinstimmend von der Erkenntnis aus, dass formale Institutionen allein nicht in der Lage sind, die Verwirklichung zentraler gesellschaftlicher Werte zu garantieren, sondern dass dazu die auf informellen und spontanen Prozessen beruhenden sozialen Normen die entscheidende Rolle spielen. Weiterhin stimmen sie in der Annahme überein, dass die Evolution und Erhaltung sozialer Normen in diesen Prozessen wesentlich von der Existenz intrinsischer Motive und moralischer Bindungen auf Seiten der Individuen abhängen. Damit werden Probleme der ethischen Begründung von Normen durch Werte sowie die Frage nach der Legitimation und Rationalität kollektiver Entscheidungsverfahren auch aus der Perspektive einer deskriptiven Sozialtheorie unmittelbar relevant. Umgekehrt können die Erkenntnisse über die empirischen Stabilitätsbedingungen sozialer Normen in der Individual- und Sozialethik nicht ignoriert werden, wenn moralische Überzeugungen und Motive empirisch wichtige Faktoren sind und in der sozialen Realität wirksam werden sollen. Es ist demnach die Fokussierung auf die Rolle sozialer Normen als Instrumenten der Wertverwirklichung, auf die selbsttragenden und endogen gesteuerten Dynamiken bei der Entstehung und Entwicklung von Normen sowie auf die Rolle individueller Verhaltensdeterminanten in diesen Dynamiken, die als Klammer zwischen den Disziplinen eine Integration zu einer einheitlichen Normen- und Werttheorie heute denkbarer erscheinen lässt als es noch vor wenigen Jahren der Fall war. 6. 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