Normen und Werte

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Konferenzprogramm
Normen und Werte
Zur Rolle sozialer Normen als Instrumente der
Wertverwirklichung
1. ZIELE DER KONFERENZ
Werte sind für das Selbstverständnis von Individuen und Kollektiven
gleichermaßen konstitutiv. Die Identifikation mit grundlegenden
Werten vermittelt sowohl dem Einzelnen als auch Gemeinschaften
substantielle Ziele und verbindliche Orientierungen. Das Bestreben,
identitätsstiftende Werte individuell und kollektiv zu verwirklichen,
gibt dem Leben des Individuums und seiner sozialen Integration
Sinn und Perspektive.
Es gibt Werte, die praktisch universell anerkannt sind: Leben,
Gesundheit, Liebe, Sicherheit, soziale Anerkennung. Andere Werte
sind in einer bestimmten politischen Ordnung oder Kultur
eingebettet: Freiheit, Autonomie, Selbstverwirklichung, Demokratie,
Pflichterfüllung,
Selbstkontrolle,
Gleichberechtigung,
materieller Wohlstand. Außerdem sind viele Werte einem mehr oder
weniger dynamischen Wandel unterworfen. So wird heute häufig
ein Wertewandel vom „Materialismus“ zum „Postmaterialismus“
oder vom „Kollektivismus“ zum „Individualismus“ diagnostiziert
(Inglehart 1998; Inglehart & Welzel 2005; Klages et al. 1992;
Meulemann 2002).
Unabhängig aber von dem besonderen Inhalt und der Ausprägung
ihrer jeweiligen Werte müssen Individuen und Gemeinschaften
Mittel und Wege finden, um ihre Wertorientierungen so in das
individuelle und kollektive Handeln umzusetzen, dass die
gewünschten Werte auch realisiert werden. Das schließt einen
Bedarf an möglichst effizienten Adaptionsprozessen angesichts des
Wandels und der Veränderung von Werten ein. In diesem
Zusammenhang haben soziale Normen eine zentrale Rolle: Soziale
Normen sind Verhaltensvorschriften, die – künstlich geschaffen
oder evolutionär entstanden – Menschen dazu motivieren sollen, in
Übereinstimmung mit Werten zu handeln und als wertvoll erachtete
Ziele zu realisieren. Normen sind in dieser Sichtweise Instrumente,
die der Verwirklichung von Werte dienen.
Die Fragestellung für die Konferenz ist auf diese Beziehung
zwischen Normen und Werten gerichtet: Ihr Ziel ist es, unser
Verständnis von Normen als Instrumenten der Wertverwirklichung
aus unterschiedlichen wissenschaftlichen Perspektiven zu erweitern
und zu vertiefen. Auf der Tagung soll insbesondere erörtert werden,
unter welchen Bedingungen soziale Normen ihre Aufgabe der
Verwirklichung von Werten erfüllen können und unter welchen
Bedingungen sie an dieser Aufgabe scheitern. In diesem Kontext
sind die möglichen Anpassungs- und Entwicklungsprozesse von
sozialen Normen angesichts sich ändernder Bedingungen und
Verhältnisse von besonderem theoretischen Interesse. Solche
Änderungspotentiale sind im Hinblick auf die neuen Herausforderungen demokratischer Gesellschaften durch Globalisierung,
Terrorismus, Fundamentalismus und kulturelle Spannungen aber
auch von immenser praktischer Bedeutung.
Aus dieser Zielsetzung ergeben sich die folgenden konkreten
Leitfragen für die Konferenz. Sie beziehen sich auf drei Bereiche:
Erstens auf den normativ-ethischen Bereich und die Möglichkeiten
der Begründung und Rechtfertigung von Normen durch Werte.
Zweitens auf den empirisch-explanativen Bereich, in dem es um
Probleme der Entstehung, der Wirksamkeit und der Änderung von
Normen als Instrumenten der Wertverwirklichung geht. Drittens auf
den
politischen
Bereich
mit
den
Varianten
kollektiver
Entscheidungen über Werte und Normen.
A. Begründungsfragen
1. Welche konzeptuellen Beziehungen bestehen zwischen Normen
und Werten?
2. In welcher Weise können Normen durch Werte begründet und
gerechtfertigt werden?
B. Wirksamkeitsfragen
3. Welche empirischen Faktoren beeinflussen die Evolution,
Erhaltung und Entwicklung von sozialen Normen?
4. Wie steuern und stützen soziale Normen Koordinations- und
Kooperationsprozesse zur Verwirklichung von Werten?
C. Entscheidungsfragen
5. Welche Konsequenzen haben unterschiedliche Verfahren
kollektiver Entscheidung für die Implementation von Normen und
Werte?
6. Welche Werte sind in den Normen für kollektive
Entscheidungsverfahren selber verkörpert?
2
Normen als Instrumente der Wertverwirklichung zu verstehen und
nach den Bedingungen zu fragen, unter denen sie diese Funktion
ausfüllen können, ist keine neue Fragestellung (Weber 1922;
Parsons 1937). Aber es ist eine Fragestellung, die es lohnt, neu
aufgegriffen und mit modernen Ansätzen und Methoden untersucht
zu werden. Die aktuelle Forschung in diesem Bereich erscheint
allerdings fragmentiert und voneinander isoliert: Auf der einen
Seite existieren zahlreiche empirische Studien, die sich intensiv mit
Werten und Wertewandel beschäftigen, auf der anderen Seite
werden Erklärungsmodelle und Theorien zu Problemen der
Durchsetzung und Wirksamkeit von Normen entwickelt. Selten sind
jedoch die Beziehungen zwischen Werten und Normen und die
Transfermechanismen zwischen ihnen ausdrücklich Gegenstand der
Forschung. Es ist deshalb an der Zeit, die verschiedenen Disziplinen
und ihre Einsichten unter diesem Blickwinkel zusammenzuführen.
In der Konferenz sollen dementsprechend Theorien und
Erkenntnisse
der
analytischen
Philosophie,
Ökonomik,
Politikwissenschaft,
Soziologie,
Sozialpsychologie
und
Rechtswissenschaft präsentiert und in einem interdisziplinären
Dialog diskutiert werden. Dabei soll es um grundlegende Fragen
gehen wie konzeptuelle, erkenntnistheoretische und metaethische
Analysen zur Beziehung von Normen und Werten, theoretische
Modelle zur Evolution, Erhaltung und Änderung von Normen,
Untersuchungen zur Rolle von Emotionen oder über die soziale
Einbettung von Normen und Werten. Auf der Konferenz sollen aber
auch anhand konkreter Beispiele praktische Vorschläge erörtert
werden,
wie
angesichts
aktueller
Entwicklungen
und
gesellschaftlicher Veränderungen eine bessere Entsprechung
zwischen Normen und Werten erreicht werden kann.
2. DIE BRÜCKENFUNKTION VON NORMEN
2.1 Das Brückenproblem: von Werten zu Verhalten
Die erfolgreiche Verwirklichung individueller und kollektiver Werte
setzt
voraus,
dass
Individuen
und
Gemeinschaften
das
„Brückenproblem“ lösen: Sie müssen die „Kluft“ zwischen den für
sie verbindlichen Werten einerseits und den konkreten Verhaltensweisen von Individuen und Kollektiven andererseits „überbrücken“
(Wallace et al. 2004). Das Brückenproblem lässt sich aus
unterschiedlichen Perspektiven thematisieren.
Es kann unter philosophischer Perspektive als konzeptuelles
Problem betrachtet werden. Eine Version dieses Problems bezieht
sich auf das notorische Prinzip „Sollen impliziert Können“. Wenn
3
etwa bestimmte Werte zu unerfüllbaren Verhaltensanforderungen
führen, dann erscheint es als konzeptuell sinnlos zu sagen, dass
man gute Gründe hätte oder dass es wertvoll wäre, sich um ein
solches, prinzipiell unerreichbares Verhalten zu bemühen (Kant
1788; Brown 1977). Eine andere Version des konzeptuellen Problems ergibt aus der Frage, ob etwas nur dann als ein „Wert“
bezeichnet werden darf, wenn es in einer bestimmten Relation zu
möglichen Verhaltensweisen steht, z.B. dass es sich in unserem
Alltagsverhalten umsetzen lässt (Korsgaard 1996; Smith 1994).
Wenn das zuträfe, dann müsste das Brückenproblem im Prinzip
gelöst sein, damit man überhaupt von „Werten“ reden kann.
Schließlich geht es um das grundsätzliche Problem der Begründung
und Rechtfertigung moralischer und nicht-moralischer Werte und
die Frage, inwieweit und in welcher Weise sich aus rechtfertigenden
Gründen
für
die
Akzeptanz
bestimmter
Werte
entsprechende Gründe für Handlungen und Verhaltensweisen
herleiten lassen (Brandt 1996; Kutschera 1973; Wright 1963a; b).
Unter
sozialwissenschaftlicher
Perspektive
verkörpert
das
Brückenproblem das praktische Problem, ob und wie sich Werte
und Wertentscheidungen empirisch in tatsächliches Handeln und
Verhalten umsetzen. Menschliche Akteure sind unvollkommene
Entscheider und können aufgrund kognitiver, evaluativer oder
motivationaler Schwächen die Handlungsweise verfehlen, deren
Ausführung gut begründet und wertvoll ist. Im Fall kognitiver
Urteilsschwäche erkennen Akteure die wertvollste Handlungsoption
nicht (Owens 2002). Eine evaluative Schwäche drückt sich in
inkonsistenten Präferenzen und Wertordnungen aus. Bei einer
motivationalen Schwäche kann Willensschwäche vorliegen, wenn
Akteure nicht in der Lage sind, die von ihnen erkannte wertvollste
Handlung auch tatsächlich auszuführen. Es kann aber auch eine
grundsätzlich unzureichende Motivation durch Werte und
entsprechende Handlungsgründe bestehen (Fischer et al. 1998;
Stroud & Tappolet 2003). Dabei kann es sein, dass Akteure in
bestimmten Situationen überhaupt nicht durch Werte motiviert werden, oder es kann sein, dass Werte und wertbasierte
Handlungsgründe im Vergleich mit anderen Handlungsanreizen zu
schwach
sind,
um
ein
ihnen
entsprechendes
Verhalten
hervorzurufen (Pettit 2003). Der praktische Aspekt des
Brückenproblems
hat
seinen
Niederschlag
in
langen
Forschungstraditionen gefunden: in den ökonomischen Theorien
der „unsichtbaren Hand“ (Brennan & Hamlin 1995; 2000) und der
institutionellen
Entwicklung
(North
1990),
den
politikwissenschaftlichen Theorien institutionellen Designs und
institutioneller Anreize (Brennan 2001a; Goodin 1996; Ostrom
4
1990) sowie in soziologischen Theorien der Sozialisation und
sozialen Integration (Hurrelmann & Ulrich 1991).
2.2
Formale
Institutionen
Wertverwirklichung
als
Instrumente
der
Es ist eine der „klassischen“ und nach wie vor weit verbreiteten
Auffassungen unter Sozialtheoretikern, dass die praktischen
Varianten des Brückenproblems im Prinzip durch formale
Institutionen lösbar sind. Formale Sanktionen und Anreize könnten
demnach dafür sorgen, dass gesellschaftliche Werte respektiert und
im Einzelfall tatsächlich beachtet werden. Hierarchien und formale
Kontrollmechanismen machten Wertentscheidungen verbindlich
und bekräftigten ihre Geltung. Ein institutionalisierter Prozess
kollektiver Entscheidungsfindung könne die Anerkennung für
bestimmte Werte durch Informationsbündelung und deliberativ
gewonnene Überzeugungen unterstützen (Cohen 1989; Goodin
2000a).
Aber auch wenn formale Institutionen bei der Durchsetzung von
Werten eine wichtige Rolle spielen, so muss man doch ihre
grundsätzlichen Grenzen berücksichtigen. Sie liefern kein
Patentrezept, um das Brückenproblem zu lösen. Formale
Institutionen für Kontrollen und Sanktionen sind kostspielig und
häufig uneffektiv (Popitz 1980; Brennan & Pettit 2004). Darüber
hinaus verlangt ihre wirksame soziale Implementierung typischerweise, dass zumindest eine gewisse Anzahl der sie tragenden
Personen sich aus eigenem Antrieb und freiwillig an den für diese
Institutionen grundlegenden Werten orientiert (Goodin 2000b; Hart
1961; Kliemt 1985; Baurmann 2000a). Demokratische Systeme
erfordern weiterhin, dass die Positionen in staatlichen und rechtlichen Institutionen von Personen besetzt werden, die von einer
signifikanten Mehrheit der Bevölkerung autorisiert werden und
dass diese Wahl wiederum wesentlich durch die Werte motiviert
wird, die von den gewählten Personen vertreten und durchgesetzt
werden sollen (Habermas 1992). Kurz gesagt: Die Lösung des
Brückenproblems durch formale Institutionen setzt voraus, dass
dieses Problem im Wesentlichen bereits gelöst ist. Institutionen, die
die zentralen Werte einer Gesellschaft fördern und schützen sollen,
können nur existieren, wenn diese Werte als Grundlagen für diese
Institutionen selber schon eine ausreichende Wirksamkeit besitzen.
Formale Institutionen können als „sekundäre Verstärker“
vorhandene Werte stützen, sie können aber nicht die primäre Quelle
für die Existenz und Durchsetzung dieser Werte sein (Brennan,
Kliemt & Güth 2003). Man muss deshalb auf der Hut sein vor
5
„Lösungen“ des Brückenproblems, die darauf hinauslaufen, das
Problem unter der Hand bereits als gelöst zu unterstellen
(Baurmann 2000b).
Formale Institutionen scheitern aber möglicherweise in einem noch
fundamentaleren Sinn an der Aufgabe, gesellschaftliche Werte in
unserem alltäglichen Handeln zu verankern. H. L. A. Hart (1961)
hat die wichtige Unterscheidung zwischen einem „internen“ und
einem „externen Standpunkt“ gemacht. Einen externen Standpunkt
gegenüber einem Wert nimmt demnach derjenige ein, der die
Verwirklichung dieses Werts als eine von außen auferlegte Pflicht
betrachtet, einen internen Standpunkt dagegen derjenige, der die
Verwirklichung des Werts als eine von ihm selber akzeptierte Pflicht
empfindet. Formale Institutionen mit ihren Kontrollen und
Sanktionen legen Pflichten nur von außen auf und können damit
auch nur zur Einnahme eines externen Standpunkts beitragen. Eine
Verankerung gesellschaftlicher Werte in unserem alltäglichen Handeln wäre so nur in einer oberflächlichen, auf externen Anreizen
und opportunistischer Anpassung beruhenden Weise möglich. Es
spricht aber vieles für die Annahme, dass ohne einen internen
Standpunkt gegenüber gesellschaftlichen Werten eine soziale Ordnung nicht dauerhaft lebensfähig ist (Kliemt 1987; Baurmann &
Lahno 2002).
2.3 Soziale Normen als Instrumente der Wertverwirklichung
Die begrenzte Wirksamkeit formaler Institutionen macht soziale
Normen zu den entscheidenden Elemente für eine adäquate Lösung
des Brückenproblems (Axelrod 1986; Bicchieri 1990; Brandom
1998; Elster 1989a; b; Gibbard 1990; Raz 1975; Sunstein 1996;
Baurmann 1999). Soziale Normen etablieren eine informelle soziale
Ordnung, die den Mitgliedern einer Gemeinschaft nicht von außen
auferlegt wird, sondern von ihnen selbst in einem spontanen oder
geplanten Prozess erzeugt und erhalten wird. Im Unterschied zu
formal institutionalisierten Kontrollen und Sanktionen weisen
soziale Normen sowohl eine interne als auch eine externe
Dimension auf. Wir externalisieren Normen nicht nur, indem wir
andere rechenschaftspflichtig gegenüber normativen Forderungen
machen und sie für einen Normbruch sanktionieren (Horne 2001).
Wir internalisieren Normen auch, indem wir unser eigenes
Verhalten freiwillig an ihnen orientieren und kritisch im Licht ihrer
Vorschriften reflektieren (Hart 1961; Elster 1989a). In dieser Weise
können soziale Normen dazu dienen, einen internen Standpunkt
gegenüber den Werten von Individuen und Gemeinschaften in einen
6
internen Standpunkt gegenüber den konkret
Handlungen und Verhaltensweisen zu transformieren.
geforderten
Für den „Brückenschlag“ von Werten zu Verhalten sind die
Aggregations-, Koordinations- und Kooperationsfunktionen von
sozialen Normen zentral. Eine generelle Aggregationsfunktionen
erfüllen soziale Normen, indem sie individuelles und kollektives
Handeln so regulieren, dass als Ergebnis dieser Verhaltensweisen
ein Gesamtzustand erzeugt wird, der die gewünschten Werte
verkörpert
(Coleman
1990;
Esser
1993).
In
diesem
Regulationsprozess können soziale Normen weiterhin eine
Koordinationsfunktion wahrnehmen, wenn es um die wechselseitige
Abstimmung
interpersonalen
Verhaltens
zur
Realisierung
gemeinsamer, als wertvoll erachteter Ziele geht. Normen
informieren dabei über gegenseitige Erwartungen und helfen, das
Verhalten anderer zu antizipieren und das eigene Verhalten
entsprechen anzupassen (Gouldner 1960; Axelrod & Keohane 1986;
Elster 1989a; Ellickson 1991; Kuran 1998). Normen erfüllen
außerdem eine Kooperationsfunktion in Situationen, in denen die
Beteiligten aufgrund dilemmatischer Anreizstrukturen in Gefahr
laufen, einen suboptimalen Zustand zu realisieren. Soziale Normen
fordern von ihren Adressaten in solchen Situationen, die Anreize zu
einem opportunistischen Verhalten zu ignorieren und Verhaltensstrategien zu praktizieren, die zu einem effizienten Gleichgewicht
und damit zu einem Zustand führen, in dem individuelle und
kollektive Werte in einem höheren Masse als bei einem
unnormierten Verhalten verwirklicht werden (Axelrod 1986; Goodin
2002; Ullmann-Margalit 1977; Coleman 1987; Kliemt 1993;
Baurmann 1998).
In der Wahrnehmung ihrer verschiedenen Brückenfunktionen
verkörpern soziale Normen ihrerseits wiederum Werte wie Fairness,
Vertrauenswürdigkeit oder Wahrhaftigkeit. Das heißt, dass
Verhaltensregelmäßigkeiten in interaktiven Kontexten selber einen
eigenständigen Wert erhalten können. Menschen sind deshalb
häufig empört, wenn andere in bestimmten Situationen von der
üblichen Verhaltensweise abweichen, wenn sie „die Norm brechen“.
Diese Tatsache erinnert daran, dass Brücken normalerweise
Verkehr in beide Richtungen transportieren und Werte nicht nur
Anlass
zur
Herausbildung
von
Normen
und
Verhaltensregelmäßigkeiten
geben,
sondern
Verhaltensregelmäßigkeiten
ihrerseits
„wertgeladen“
sein
können.
Infolgedessen zeigen in einer sich verändernden Welt bestimmte
Verhaltensweisen mitunter auch dann noch Zähigkeit, wenn ihre
ursprüngliche Wertbasis erodiert oder verschwunden ist. Normen
7
können unabhängig werden von den Werten, in denen sie einst
begründet waren. Dabei kann es nicht nur passieren, dass
existierende Normen nicht mehr länger die Werte fördern, die sie
fördern sollen, sondern dass sie auch verhindern, dass sich wertadäquatere Verhaltensweisen entwickeln und etablieren.
3. FORSCHUNGSSTAND UND INNOVATIONSBEDARF
Obwohl die Brückenfunktion von Normen in der Philosophie und
den Sozialwissenschaften häufig thematisiert worden ist, wurde die
Frage, wie und in welchem Masse Normen auch tatsächlich in der
Lage sind, diese Rolle auszufüllen, nur partiell und unvollständig
beantwortet. Untersuchungen zu dem „Brückenproblem“ haben
sich in den verschiedenen Disziplinen voneinander isoliert und sind
zunehmend eigene Wege gegangen – wie die Literaturverweise zu
den verschiedenen Themenbereichen verdeutlichen. Der Konferenz
liegt das langfristige Forschungsziele zugrunde, eine zwar interdisziplinäre, aber einheitliche Theorie der Brückenfunktion von Normen zu entwickeln, die sich sowohl auf philosophische als auch
sozialwissenschaftliche Erkenntnisse stützt. Forschungen zur
„Normativität“ aus der jüngeren Vergangenheit etwa in der theoretischen und praktischen Philosophie oder zu der Evolution von
Normen in der Ökonomik und Soziologie setzen eine solche
Interdisziplinarität auf die Tagesordnung. Allerdings handelt es sich
um teilweise sehr divergente und in unterschiedliche Richtungen
arbeitende Ansätze. Ein einheitliches und kohärentes Verständnis
der Funktionsweise von sozialen Normen und Werten ist aber nicht
nur von theoretisch-wissenschaftlicher Bedeutung. Es geht auch um
praktisch-politische Interessen: Besser funktionierende soziale
Normen verwirklichen auch die Werte besser, um die es in einem
politischen Gemeinwesen letztlich geht.
Die Initiatoren der Konferenz teilen die Überzeugung, dass eine einheitliche und erfolg versprechende Normen- und Werttheorie am
besten
simultan
aus
dem
Blickwinkel
unterschiedlicher
Fachtraditionen und einer Kombination aus theoretischer Arbeit
und der Analyse praktischer Beispiele entwickelt werden sollte.
Eine ganze Reihe von Disziplinen beschäftigt sich mit der
Untersuchung von Normen und Werten: Recht, Soziologie,
Politikwissenschaft, Ökonomik, Logik, Moralphilosophie. Aber diese
Untersuchungen werden nur selten in einen gemeinsamen Fokus
gestellt. Die bisherige Arbeit zeichnet sich häufig durch eine starke
Fragmentierung innerhalb und zwischen den verschiedenen
philosophischen und sozialwissenschaftlichen Fächern aus. Philosophische Analysen werden häufig in Isolation von der Anwendungs-
8
ebene durchgeführt und vice versa. Auch methodisch entstehen
häufig Polarisationen zwischen denjenigen, die philosophisch
arbeiten und denjenigen, die mit den Methoden der Ökonomik,
Sozialwissenschaft oder Soziobiologie forschen. Aber philosophische Untersuchungen ohne ein sozialwissenschaftliches Verständnis
über die Funktions- und Wirkungsweise von Normen und Werten
gerät in die Gefahr der Simplifizierung und Irreführung. Empirische
sozialwissenschaftliche Forschung ohne adäquate philosophische
Unterfütterung riskiert konzeptuelle und begriffliche Konfusion.
Die Teilnehmer an der geplanten Konferenz sind deshalb unter dem
Gesichtspunkt ausgewählt worden, dass sie sich in der Forschung
über disziplinäre Grenzen hinweg ausgezeichnet haben und
insgesamt
einen
Mix
unterschiedlicher
wissenschaftlicher
Kompetenzen
und
Zugangsweisen
repräsentieren.
Die
theoretischen Analysen sollen dabei ergänzt und profiliert werden
durch konkrete Anwendungen und praktische Beispiele. Diese sind
nicht nur für sich genommen von Interesse, sondern auch unter
dem Gesichtspunkt, dass sie Beispiele aus der großen Varietät an
unterschiedlichen Lösungen des Problems darstellen, wie man die
Kluft zwischen Werten und Verhalten durch Normen überbrücken
kann.
4. THEMEN
Die Beiträge und Diskussionen bei der Konferenz sollen auf einer
theoretischen und einer angewandten Ebene angesiedelt sein. Auf
einer theoretischen Ebene geht es um begriffliche und konzeptuelle
Untersuchungen zur Natur von Normen und Werten und ihren
möglichen Beziehungen. Solche Untersuchungen auf einer MetaEbene
erfordern
sowohl
philosophische
Analysen
(Logik,
Erkenntnistheorie, Meta-Ethik) als auch die formalen Instrumente
ökonomischer,
soziologischer
und
politikwissenschaftlicher
Analysen (Entscheidungstheorie, Spieltheorie, Netzwerkanalyse).
Auf der Anwendungsebene geht es um die Untersuchung konkreter
Normen, die eine besondere theoretische und/oder praktische
Herausforderung darstellen. Solche Untersuchungen müssen die
Methoden und Erkenntnisse der angewandten Ethik und der
empirischen Sozialwissenschaften integrieren. Die Ergebnisse der
Untersuchung solcher konkreten Fälle von funktionierenden oder
defizienten Normen können dann wiederum auf die theoretische
Meta-Ebene reflektiert werden.
Folgende Themen sind für die Fragestellung des Projekts insgesamt
einschlägig. Aus ihnen werden sich die besonderen thematischen
Schwerpunkte der Konferenz ergeben.
9
4.1 Theorie
Werte als Gründe für Normen. In welcher Weise können Werte
Normen begründen und ihre soziale Geltung als Instrumente der
Wertrealisierung rechtfertigen? In diesem Zusammenhang ist die
Begründbarkeit von Werten selber zu erörtern und zu klären,
inwiefern mögliche Gründe für Werte ebenfalls Gründe für Normen
sein können. Dabei ist zwischen begrifflichen Relationen zwischen
„gut“ und „Sollen“ einerseits und den empirischen Relationen
zwischen Wertungen und der Akzeptanz von Normen andererseits
zu unterscheiden. Die Untersuchung dieser Fragen setzt u.a. philosophische Explikationen des Norm- und des Wertbegriffs sowie eine
erkenntnistheoretische und logische Analyse der Beziehungen
zwischen Normen und Werten voraus (Birnbacher 2003; Dancy
2000; Hare 1997; Schurz 1997; v.Wright 1994).
Der interne Aspekt von Normen. Es ist eine charakteristische
Eigenschaft von Normen, dass sie von ihren Adressaten
internalisiert werden können (Elster 1989a; Margolis 1990). Was ist
mit der Internalisierung von Normen aber genau gemeint? Das ist
einerseits eine Frage der konzeptuellen Unterscheidung zwischen
Normen und bloßen Verhaltensregelmäßigkeiten (Hart 1961; Smith
1994). Andererseits geht es um Erklärungen für den Prozess der
Internalisierung, also etwa für die Bereitschaft, Normen freiwillig
zu befolgen, die Rolle der Akzeptanz der zugrunde liegenden Werte
oder den Einfluss der Normbefolgung durch andere Personen
(Popitz 1980; Voss 1998; Cooter 2000).
Evolution, Erhaltung und Änderung von Normen. Wie wird die
Akzeptanz von Werten in die wirksame Geltung von sozialen
Normen umgesetzt, wie werden Normen gesichert und wie werden
sie an veränderte Werte angepasst (Axelrod 1986; Axelrod &
Keohane 1986; Ostrom 2000; Sugden 1989; 1990)? Interessant ist
in diesem Zusammenhang die Konfrontation von Modellen, die die
Evolution, Erhaltung und Änderung von Normen mit der Annahme
eigeninteressierter Akteur erklären wollen (Ullman-Margalit 1977;
Posner 2000; Elster 1989a; Mansbridge 1998; Opp 1983), mit
Modellen, die mit erweiterten Verhaltensannahmen wie der
Existenz von altruistischen oder moralischen Motiven (Brennan
2001b; Lindenberg 1977; Peacock & Schefczyk 2005; Ziegler 2000),
Vertrauenswürdigkeit (Güth/Kliemt 1994), dispositionellem Handeln
(Vanberg 1994; Baurmann 1996) oder dem Einfluss von sozialer
Anerkennung und Achtung operieren (Brennan & Pettit 2004;
Baurmann 2002b).
10
Normen, Freiwilligkeit und Verantwortung. Damit Normen ihre
Brückenfunktion zwischen Werten und Verhalten erfüllen können,
ist auf seiten der Normadressaten eine freiwillige Kontrolle über
das geforderte Verhalten notwendig (Alston 1989). Nur unter dieser
Voraussetzung ist eine Zuschreibung von Verantwortung und
Schuld möglich, werden Tadel und Lob vergeben (Strawson 1962).
Eine genaue Klärung des Begriffs der Freiwilligkeit steht aber
weiterhin
aus.
Die
philosophische
Debatte
zwischen
„Deterministen“
und
„Indeterministen“
ist
durch
die
Gehirnforschung wieder aufgeflammt (Singer 2006; Beckermann
2005). In der Strafrechtswissenschaft wird der Zusammenhang
zwischen freiwilliger Normbefolgung und Strafdrohung thematisiert
(Cooter 2000; Baurmann 1994). Für die Konferenz wären
insbesondere Beiträge wünschenswert, in denen die Beziehungen
zwischen Wertakzeptanz und Handlungsmotivation untersucht wird.
Normen, Werte und Emotionen. Welche Rolle spielen Emotionen
bei der Orientierung an Werten sowie bei der Befolgung und
Durchsetzung der entsprechenden Normen? Normbrüche können
starke emotionale Reaktionen hervorrufen (Elster 1996; Frijda
1986): Empörung, Wut, Verachtung und Ablehnung, wenn der
Normbruch durch eine andere Person begangen wird, Schuld,
Scham und Trauer (Taylor 1985; Nussbaum 2004; Frank 1988),
wenn man selber eine Norm gebrochen hat, die man als verbindlich
anerkennt. In diesem Zusammenhang können neuere Studien aus
der empirischen Psychologie (Haidt 2003), der experimentellen
Sozialforschung (Lawler et al. 2000) und konzeptuell-philosophisch
ausgerichtete Untersuchungen (Arpaly 2000; Jones 2003; Lahno
2002) herangezogen werden.
Normen, Werte und Irrationalität. Welche Vorkehrungen gibt es
dagegen, dass irrationales Verhalten uns daran hindert, das zu
verwirklichen, was wir als wertvoll und erstrebenswert erachten?
Zwei
vieldiskutierte
Beispiele
sind
Willensschwäche
und
Zwangshandlungen (Fischer et al. 1998; Stroud & Tappolet 2003).
Normen können Instrumente sein, um irrationales Entscheiden und
Handeln einzudämmen und zu überwinden. Auch auf diesem Wege
können sie eine Verwirklichung von Werten fördern. In diesem
Zusammenhang ist nach den Mechanismen für die Wirksamkeit von
Normen gegenüber den Anreizen zu einem irrationalen Handeln zu
forschen (Frank 1988; Schelling 1985).
Die Rolle „defizienter“ Normen. „Defiziente“ Normen können
ihre Brückenfunktion nicht adäquat erfüllen. Sie mobilisieren keine
ausreichende Folgebereitschaft oder sind nicht hinreichend mit den
zugrunde liegenden Werten verknüpft. Allerdings können Normen
11
eine gewisse Brückenfunktionen auch dann haben, wenn sie nicht
oder nur teilweise befolgt werden (Finnemore & Sikkink 1998).
Normen mit einem geringen Befolgungsgrad können eine wichtige
Orientierung geben, sie können ein von vornherein kaum
realisierbares „Ideal“ verkörpern, es kann ein Trade-off zwischen
der Befolgung verschiedener Normen existieren oder die Erwartung
der Normbefolgung kann wichtiger sein als die Normbefolgung
selber (Popitz 1980; Luhmann 1993).
Die soziale Einbettung von Normen. Die soziale Einbettung von
Normen ist in zweierlei Hinsicht essentiell: zum einen im Hinblick
auf ihre Fundierung in gesellschaftlich akzeptierten Werten – aus
dieser Fundierung gewinnen sie ihre Rechtfertigung als auch
Motive zu ihrer Befolgung; zum anderen im Hinblick auf ihre
Verankerung in sozialen Beziehungen und Strukturen – durch diese
Verankerung wird die Wirksamkeit und Anpassungsfähigkeit von
Normen gewährleistet. Die Geltung sozialer Normen ist in starkem
Masse von der Existenz gesellschaftlicher Institutionen (Ostrom
1990) funktionierender sozialer Netzwerke (Granovetter 1973;
1985), verlässlicher Reziprozität und Vertrauen abhängig. Dieses
„soziale Kapital“ (Putnam 1993; 2000) ist in seiner Verbreitung und
Ausprägung selber wiederum stark durch die Werte in einer
Gesellschaft mitbestimmt (Baurmann & Zintl 2006).
4.2 Anwendungen
Der Anwendungsbezug der Diskussionen bei der Konferenz soll –
soweit er nicht durch die Papers selber ausdrücklich thematisiert
wird – vor allem auch durch die Kommentare hergestellt werden.
Die Leiter der Konferenz werden die Kommentatoren im Vorfeld
dazu auffordern, die in den Papers thematisierten Problemstellungen möglichst immer auch im konkreten Bezug auf eines
der folgenden Anwendungsfelder zu diskutieren.
1. Normen in der Demokratie. Wie können Normen ihre
Brückenfunktion speziell im Hinblick auf die Werte in
demokratischen
Gesellschaften,
unter
den
Bedingungen
demokratischer Prozesse und eines dynamischen Wertewandels in
modernen Gesellschaft erfüllen? Dabei geht es sowohl um Normen,
die für die Konstitution einer Demokratie wesentlich sind, als auch
um Normen, die aus dem demokratischen Prozess entstehen
(Brennan & Hamlin 1999; Brennan & Lomasky 2000; Goodin 2003;
Goodin & List 2001; Goodin & Niemeyer 2003; Habermas 1992).
Demokratische Normen sind prozedural und können deshalb mit
substantiellen Werten in Konflikt geraten. Sie verlangen außerdem
Folgebereitschaft auch dann, wenn man den Wertentscheidungen
12
der Majorität nicht zugestimmt hat (Wollheim 1962; Baurmann
2003).
Normen der Sicherheit. „Sicherheitsnormen“ sollen Angriffe auf
Kollektive oder Individuen abwehren (Ignatieff 2004). Aus aktuellen
Gründen sind dabei Normen der internationalen Sicherheit von
besonderem Interesse. Traditionelle Normen für internationale
Beziehungen und Konflikte – wie z.B. die Prinzipien eines gerechten
Krieges – sind in der Folge des 11. Septembers zunehmend unter
Rechtfertigungsdruck geraten (McMahan 2004). Die Werte, die von
solchen Normen verkörpert werden, scheinen angesichts von
Terrorismus und dem „Krieg gegen den Terrorismus“ mehr und
mehr zu erodieren. Dabei besteht insbesondere die Gefahr, dass die
Normen, die sich zur Bekämpfung des Terrorismus entwickelt
haben, gerade die Werte unterminieren, die eigentlich gegen den
Terrorismus geschützt werden sollen (Boyle et al. 2003; Dershowitz
2003; Elsthain 2003).
Normen der historischen Gerechtigkeit. Die Frage nach einem
angemessenen Umgang mit vergangenem Unrecht spielt in den
letzten Jahren in vielen Gesellschaften eine wichtige Rolle: NaziDeutschland, DDR, Ostblockstaaten, Südafrika, Australien. Die
Entwicklung angemessener Normen, um die hier relevanten Werte
der Gerechtigkeit und Wiedergutmachung zu erfüllen, ist mit
speziellen und schwierigen Problemen belastet (Waldron 1992;
Ridge 2003; Elster 2004; Hart 1958; Radbruch 1999; Alexy 1993).
Um sie zu lösen, bedarf es einer differenzierten Klärung der Werte,
die mit einer Aufarbeitung der Vergangenheit verbunden sind,
sowie den verschiedenen Möglichkeiten, eine solche Aufarbeitung
zu verwirklichen.
Normen der Sexualität. Normen, die sexuelles Verhalten in
Bereichen
wie
Pornographie,
Prostitution,
Homosexualität,
Transsexualität, Belästigung, Untreue, Inzest oder Verhütung
regulieren, sind in Philosophie und Sozialwissenschaften in den letzten Jahren häufig ignoriert worden (Estlund & Nussbaum 1997;
Scanlon 1998). Das entspricht aber nicht ihrer tatsächlichen
Bedeutung und Verbreitung. Die Frage nach den Werten, denen
solche Normen dienen, ist deshalb nicht überflüssig. In diesem
Bereich ist vor allem auch die Frage nach der Anpassung von
Normen an sich ändernde Bedingungen von besonderer Bedeutung.
Doxastische Normen. Doxastische Normen schreiben vor, welche
Meinungen man haben und vertreten soll und welche nicht
(Feldman 1988; Miller 1995). Von Erkenntnistheoretikern ist häufig
die Auffassung vertreten worden, dass es solche Normen nicht
geben kann, weil Menschen keine Kontrolle darüber haben, was sie
13
glauben (Alston 1989). Das entspricht nicht den sozialen Tatsachen.
Doxastische Normen spielen vielmehr eine wichtige und häufig
unterschätzte Rolle, wie die Soziale Erkenntnistheorie (Coady 1992;
Goldman 1999) und Ansätze zu einer ökonomischen Theorie des
Wissens (Hardin 1997; 2002) verdeutlichen. Es ist von besonderem
Interesse, ob man systematisch zwischen akzeptablen und
abzulehnenden doxastischen Normen unterscheiden kann (Goodin
& Brennan 2001).
5. ERWARTUNGEN
Das „Brückenproblem“ in seinen verschiedenen Facetten steht im
Mittelpunkt
der
Tagung:
Wie
können
Individuen
und
Gemeinschaften die „Kluft“ zwischen den für sie verbindlichen
Werten einerseits und den konkreten Verhaltensweisen von
Individuen und Kollektiven andererseits „überbrücken“? Wie
eingangs ausgeführt, hat die Lösung des Brückenproblems durch
soziale Normen grundsätzlich drei Dimensionen: das Problem der
ethischen Begründung von Normen durch Werte, das Problem der
empirischen Wirksamkeit von Normen als Instrumenten der
Wertverwirklichung und das Problem der kollektiven Entscheidung
über Normen und Werte. Die sechs Leitfragen haben diese
Dimensionen noch einmal weiter konkretisiert.
Wir erhoffen uns von den an der Konferenz teilnehmenden
Disziplinen folgende Ergebnisse:
A. Begründungsfragen
1. Aus der Sicht der Philosophie und theoretischen Ethik eine
Klärung des konzeptuellen Verhältnisses zwischen Normen und
Werten.
2. Aus der Sicht der Metaethik und deontischen Logik eine Analyse
der Begründungsproblematik.
B. Wirksamkeitsfragen
3. Aus der Sicht der Soziologie, experimentellen Ökonomik und
Psychologie Erkenntnisse zur Evolution, Erhaltung und Entwicklung
von Normen.
4. Aus der Sicht der Spieltheorie und Institutionenökonomik
Aufklärung von Koordinations- und Kooperationsfunktionen von
Normen.
C. Entscheidungsfragen
5. Aus der Sicht der Politikwissenschaft und Social Choice Theorie
Analysen unterschiedlicher kollektiver Entscheidungsverfahren.
14
6. Aus der Sicht der Rechtswissenschaft eine Klärung der
Beziehung
zwischen
Rechtsnormen,
sozialen
Werten
und
Legitimationsprozessen.
Im Idealfall würde sich aus den kumulierten Erkenntnissen der
verschiedenen Disziplinen eine Perspektive zur Entwicklung einer
integrativen Normen- und Werttheorie eröffnen. Eine solche
Theorie sollte die Problematik der ethischen Begründung von
Normen durch Werte behandeln, unterschiedliche kollektive
Entscheidungsprozesse und die Implementierung von ethisch
begründeten Normen analysieren und bewerten und schließlich
fundierte Annahmen über die empirischen Stabilitätsbedingungen
für ethisch gerechtfertigte und kollektiv verbindliche Normen
enthalten – wobei insbesondere Rück- und Wechselwirkungen
zwischen den verschiedenen Bereichen von Interesse sind:
Inwiefern hat etwa die ethische Rechtfertigung von Normen durch
soziale
Werte
oder
ihre
Akzeptanz
in
kollektiven
Entscheidungsverfahren Einfluss auf ihre empirische Stabilität?
Oder in welcher Weise können empirische Kooperations- und
Koordinationsleistungen in eine wertorientierte Begründung für
Normen Eingang finden?
Hoffnungen auf eine integrative Normen- und Werttheorie sind
nicht unrealistisch. In den letzten Jahren wurden in den für ein
solches Projekt relevanten Disziplinen Forschungsprogramme
verfolgt und Erkenntnisse gewonnen, die eine systematische
Zusammenführung unter einem einheitlichen thematischen Rahmen
erfolgversprechend erscheinen lassen.
Die Moralphilosophie und normative Ethik ist seit John Rawls durch
eine Rückbesinnung auf Fragen der moralischen Rechtfertigung
sozialer und gesellschaftlicher Institutionen gekennzeichnet. Dabei
wurden
insbesondere
Möglichkeiten
der
Rechtfertigung
verbindender Normen für Menschen mit unterschiedlichem
kulturellen Hintergrund und unterschiedlichen Lebensplänen
aufgezeigt. Die Integration solcher normativer Bemühungen im
engeren Sinne in eine umfassendere Perspektive unter Einbeziehung der empirischen und explanativen Sozialtheorie ist gerade
deshalb
aussichtsreich,
weil
auf
eine
Verankerung
in
metaphysischen oder religiösen
Systemen verzichtet und eine
rationale Begründung normativer Regelungen auf der Basis realer
Lebenspraxis angestrebt wird. Gleichzeitig haben metaethische
Untersuchungen in diesem Rahmen begriffliche Klärungen
geleistet, die dazu beitragen können, normative und empirische
Legitimationsprobleme
bei
der
sozialen
Integration
von
15
Gesellschaften besser verstehen und präzise aufeinander beziehen
zu können.
In der Sozialtheorie ist in den letzten Jahren zunehmend die
wesentliche Bedeutung informeller sozialer Normen für die
Stabilität
gesellschaftlicher
Ordnung
gegenüber
formellen
Institutionen bewusst geworden – man denke nur an die
bahnbrechenden Untersuchungen über die Bedeutung des
Sozialkapitals durch Robert Putnam, die Studien über die
Möglichkeiten der Selbstverwaltung gemeinsamer Ressourcen
durch Elinor Ostrom oder die Ergebnisse der evolutionären
Spieltheorie
über
die
Entstehung
spontaner
Ordnungen.
Psychologie und in jüngerer Zeit insbesondere die experimentelle
Ökonomik tragen in diesem Zusammenhang wichtige Erkenntnisse
über die Rolle von Wertüberzeugungen und normativen Bindungen
für die Stabilität solcher spontanen Ordnungen bei. Es ist deutlich
geworden, dass man die Verhaltensmodelle aus der Tradition des
Rational Choice Ansatzes erweitern muss und dass intrinsische
Motivation, moralische Verhaltensprinzipien und „weiche“ Anreize
wie soziale Anerkennung wichtige Faktoren für die Konformität mit
sozialen Normen sind. Von hier aus lässt sich eine noch vor wenigen
Jahren kaum für möglich gehaltene direkte Verbindung zur Ethik
ziehen. Damit wird nicht nur das Verständnis der konkreten
Wirkung von Normen und Werten auf das soziale Leben gefördert,
es eröffnen sich gleichzeitig Perspektiven rationaler Steuerung
durch angemessene soziale Institutionen und Verfahren.
Wie sich individuelle Wertüberzeugungen und Interessenlagen
unter unterschiedlichen institutionellen Rahmenbedingungen in
kollektiven Entscheidungsprozessen ausdrücken, untersuchen
allgemein die Social Choice Theorie und mit Blick auf politische
Entscheidungen die Politikwissenschaft und Public Choice Theorie.
Die Rechtswissenschaft hat sich darüber hinaus intensiv mit dem
Verhältnis von Recht und Moral – Normen und Werten – im Prozess
der Rechtsetzung und Rechtsanwendung beschäftigt. Die
Einsichten dieser Disziplinen können wesentlich zur Klärung von
Problemen
der
rationalen
sozialen
Verständigung
über
Wertorientierungen und normative Einschränkungen beitragen und
Bedingungen einer reflektierten und insofern stabilen sozialen
Praxis normativer Integration analysieren. Auch in diesem Bereich
haben sich in den letzten Jahren in einzelnen Disziplinen innovative
Entwicklungen gezeigt, die neue Anschlussmöglichkeiten eröffnen.
So betonen aktuelle Ansätze in der Nachfolge der „klassischen“
Public Choice Theorie die Wirksamkeit expressiver und moralischer
Motive bei demokratischen Wahlentscheidungen oder die Rolle von
16
Vertrauen und nicht-instrumentellen Präferenzen in der Politik.
Diese Ansätze ergänzen in kongenialer Weise die oben genannten
Entwicklungen in der modernen Sozialtheorie und Ethik.
Insgesamt konvergieren diese Forschungsprogramme und Theorien
also in einem für das Konzept der Konferenz zentralen Punkt: Sie
gehen übereinstimmend von der Erkenntnis aus, dass formale
Institutionen allein nicht in der Lage sind, die Verwirklichung
zentraler gesellschaftlicher Werte zu garantieren, sondern dass
dazu die auf informellen und spontanen Prozessen beruhenden
sozialen Normen die entscheidende Rolle spielen. Weiterhin
stimmen sie in der Annahme überein, dass die Evolution und
Erhaltung sozialer Normen in diesen Prozessen wesentlich von der
Existenz intrinsischer Motive und moralischer Bindungen auf Seiten
der Individuen abhängen. Damit werden Probleme der ethischen
Begründung von Normen durch Werte sowie die Frage nach der
Legitimation und Rationalität kollektiver Entscheidungsverfahren
auch aus der Perspektive einer deskriptiven Sozialtheorie
unmittelbar relevant. Umgekehrt können die Erkenntnisse über die
empirischen Stabilitätsbedingungen sozialer Normen in der
Individual- und Sozialethik nicht ignoriert werden, wenn moralische
Überzeugungen und Motive empirisch wichtige Faktoren sind und
in der sozialen Realität wirksam werden sollen. Es ist demnach die
Fokussierung auf die Rolle sozialer Normen als Instrumenten der
Wertverwirklichung, auf die selbsttragenden und endogen
gesteuerten Dynamiken bei der Entstehung und Entwicklung von
Normen sowie auf die Rolle individueller Verhaltensdeterminanten
in diesen Dynamiken, die als Klammer zwischen den Disziplinen
eine Integration zu einer einheitlichen Normen- und Werttheorie
heute denkbarer erscheinen lässt als es noch vor wenigen Jahren
der Fall war.
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