Der Islam Die jüngste der Weltreligionen ist der Islam. Er zählt mit dem Judentum und Christentum zu den sogenannten abrahamitischen oder Buchreligionen. Ihre gemeinsame Wurzel liegt bei Abraham. Abraham hat nach Muhammads Vorstellung den wahren Eingottglauben gegründet. Die Menschen haben allerdings die Botschaft von Abraham und den Propheten verkürzt. Darum sandte Gott den Koran. Islam heißt „Hingabe“ an den Willen Gottes. Wer ist Muslim/a? Wirklich Muslim/a ist, wer das Glaubensbekenntnis ablegt und ganz nach Gottes Willen zu leben versucht. Das Glaubensbekenntnis des Islam lautet: „Es gibt keinen Gott außer Allah und Mohammed ist der Prophet Gottes.“ Entstehung des Islam Geburtsstätte ist Nordwestarabien. Der Handelsreisende Muhammad erlebt mit ca. 40 Jahren einen persönlichen Umbruch. Er wird im arabischen Polytheismus zu einem Gottsucher (hanif). Er tritt eines Tages mit der Mitteilung auf, von Gott durch den Engel Gabriel Offenbarungen erhalten zu haben. • Er spricht von einem einzigen Gott, der Schöpfer der Welt ist. • Er fordert die Gleichheit aller Menschen. • Er glaubt an ein Leben nach dem Tod und dass man sein Tun vor Gott rechtfertigen muss. 622 n. Chr. muss er von seiner Heimatstadt Mekka wegen zu großer Ablehnung seiner Offenbarungen nach Medina auswandern. Mit der Hidjra (Hedschra) beginnt die isl. Zeitrechnung. Muhammad wird dort zum Friedensstifter zwischen mehreren Stämmen. In Medina entsteht die erste islamische Gemeinde (Umma). Von Anfang an ist die religiöse Gemeinschaft auch eine politische Gemeinde (Theokratie). Damit ist Muhammad auch Staatsmann und Heerführer und führte auch Kriege gegen feindliche Stämme. Nach seinem Tod 632 übernahm sein Schwiegervater Abu Bakr als erster Kalif (Stellvertreter) die Leitung. Jerusalem mit dem Felsendom am Tempelberg An Gebäuden sind die Moschee als Gebetshaus mit der Gebetsnische (Mihrab), die immer nach Mekka gerichtet ist (qibla) und das Minarett als Turm der Moschee, von dem der Muezzin fünfmal täglich zum Gebet ruft, wichtig. • • • • Die 5 Grundpfeiler des Islam Glaubensbekenntnis (Schahada) Gebet (Salat) Fasten (Swam) Almosensteuer (Zakat) Wallfahrt (Haddsch) Gott – Allah Glaubensbekenntnis: „Es gibt keinen Gott außer Gott und Muhammad ist sein Prophet.“ Gott schuf Himmel und Erde, sorgt für die Welt, ist Richter über die Menschen. Eine Umschreibung Gottes findet man in den 99 schönen Namen Gottes. Der Prophet Muhammad ist der erste Muslim. Er ist der letzte Prophet, der von den Muslimen anerkannt wird, da in ihm alle früheren Propheten vereinigt sind. Schriften 1. Der Koran/Qu´ran („laut lesen“, Lesung) Er ist das heilige Buch des Islam, in arabisch verfasst und besteht aus 114 Suren. Im Unterschied zur Bibel ist es ein einziges Buch von Offenbarungen an Muhammad. Er ist zuerst mündlich weitergegeben worden. Die in Medina entstandenen Suren sprechen mehr von der islamischen Ordnung. Er ist wörtlich Gottes Wort und muss im Gebet arabisch rezitiert werden. Jede Form von Auslegung oder historisch – kritischer Analyse ist in den meisten muslimischen Schulen verboten, der europäische oder liberale Islam verlangt Auslegungsfreiheit 2. Sunna, besteht aus Hadithe sind Leben und Worte Muhammads 600.000 – 700.000 Aussprüche, Scharia Heilige Orte • • • Mekka mit dem schwarzen Stein der Kaaba. Medina -1- Darunter versteht man das religiöse Gesetz, das alle Bereiche des muslimischen Lebens regelt. Grundlage der Scharia sind der Koran und die Sunna. Die gesamte Rechtssprechung baut auf der Scharia auf. Man kann deshalb auch von einer Theokratie sprechen. Ziel ist es, die Rechte Gottes überall zur Geltung zu bringen. Es gibt nach der Scharia pflichtgemäße, empfehlenswerte, erlaubte, verpönte (z. B. Alkohol, Verstoßung der Frau) und verbotene Handlungen. Unterschiedliche Gruppen Sunniten (90%) – die 4 ersten Kalifen sind die rechtgeleiteten Schiiten (10%) – Ali (Schwiegersohn M.) ist rechtmäßiger Nachfolger – Iran, Irak, Libanon, Aserbaidschan Aleviten praktizieren einen weniger strengen Islam. So wird z. B. weder das tägliche noch das Freitagsgebet, der Ramadan (als Fastenzeit) oder die Wallfahrt nach Mekka als religiöse Pflicht angesehen; moderater Alkoholkonsum wird teilweise als erlaubt angesehen und religiöse Musik hat einen hohen Stellenwert. Der Koran wird weniger wörtlich verstanden, die innere, mystische Bedeutung tritt noch stärker als sonst bei den Schiiten in den Vordergrund. Der Sufismus hat einen großen Einflussauf den Glauben. Durch Migration türkischstämmiger Aleviten gibt es in Österreich eine relativ hohe Zahl. -2- Sufismus Neben dem nüchternen Studium der Gesetzeslehre gibt es den Weg der Mystiker und Asketen, arab. Sufis (suf = Wolle) genannt. Sie werden auch Fakir (Arme) oder Derwische genannt. Ihr Ziel ist, so wie bei den MystikerInnen der anderen Religionen das Streben nach direkter innerer Erfahrung von Gottes Wirklichkeit. Wege dazu sind: • Musik, • Ritueller Tanz (Derwischtanz) • Gedenken Gottes – Anrufung Allahs Vertretung In Österreich werden die Muslime von der Islamischen Glaubensgemeinschaft vertreten, deren Vertretung demokratisch gewählt wird, wobei zurzeit nicht alle muslimischen Vereine Mitglied sind (türkische Vereine nicht, auch nicht die Aleviten). Bei Glaubensfragen gibt es keine einheitliche Linie, sondern verschiedene Rechtsschulen von den sehr konservativen Wahabiten in Saudiarabien bis zu liberalen Strömungen, die vor allem von den Maghrebinern in Frankreich ausgehen.