Der Bipolartransistor P. Walther, B. Dutoit, T. Kluter 18. März 2013 Inhaltsverzeichnis 1 Einleitung 2 Aufbau und Wirkungsweise des Transistors 2.1 Prinzipieller Aufbau des Transistors . . . 2.2 Wirkungsweise des Transistors . . . . . . 2.3 Spannungen und Ströme beim Transistor . 2.4 Nutzbarer Betriebsbereich des Transistors . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2 2 4 6 6 Grundschaltungen des Transistors 3.1 Die Emitterschaltung . . . . . . . 3.2 Die Basisschaltung . . . . . . . . 3.3 Die Kollektorschaltung . . . . . . 3.4 Kennwerten der Grundschaltungen 3 4 5 1 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8 8 9 9 9 Kennlinienfelder und Kennwerte 4.1 Das Eingangskennlinienfeld . . . . 4.2 Das Ausgangskennlinienfeld . . . . 4.3 Das Stromsteuerungskennlinienfeld 4.4 Das Rückwirkungskennlinienfeld . . 4.5 Das Vierquadrantenkennlinienfeld . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11 11 13 14 15 16 Der Bipolartransistor als Verstärker 5.1 Die Arbeitsgerade . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5.2 Arbeitspunkstabilisierung mit Basiswiderstand . . 5.3 Arbeitspunkstabilisierung mit Basisspannungsteiler 5.4 Temperaturstabilisierung des Arbeitspunktes . . . . 5.5 Die Verstärkerschaltung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19 19 24 24 25 29 1 Einleitung Der heute verwendete (Bipolar-) Transistor wurde von Bardeen Brattain und Shockley 1948 in den Bell Laboratorien auf der Grundlage der Gleichrichtertheorie von Schottky erfunden. Hierbei handelt es sich um eine Dreischichtenfolge. Als erstes Material wurde anfänglich Germanium verwendet. Später wurde es durch Silizium, wegen dessen höherer Temperaturbeständigkeit verdrängt, und ist bis heute das Grundmaterial für Halbleiterbauteile schlechthin. Der Transistor ersetzte die damals für Verstärker anwendungen üblicherweise verwendete Elektronenröhre. Heute ist der Transistor allgegenwärtig. Die Bezeichnung Transistor setzt sich zusammen aus Transfer und Resistor. Transistoren werden zur Verstärkung von Signalen und als Schalter benutzt. Die Transistoren lassen sich daher in zwei grobe Klassen aufteilen: • Bipolartransistoren (Bipolar Junction Transistor, BJT) • Feldeffekttransistoren (Field Effect Transistor, FET) Beide Klassen haben ihre speziellen Eigenschaften, die in der Praxis gezielt aus genutzt werden. Bipolartransistoren haben als einzelnes Bauelement jedoch einen viel höheren Verbreitungsgrad als Feldeffekttransistoren. Feldeffekttransistoren werden zum grössten Teil in digitalen IC’s verwendet. Für spezielle Anwendungen werden FET’s aber auch als Einzelbauteile verwendet. Ziel dieses Skipts ist einen Einblick in Aufbau und Wirkungsweise von Bipolartransistoren zu erhalten. Die FET Transistoren werden in ein anderes Skript beschrieben. 1 2 Aufbau und Wirkungsweise des Transistors Ziel dieses Kapitels: 1. Die Wirkungsweise eines Transistors verstehen lernen. 2. Aufbau eines Transistors kennen lernen. 3. Wichtigste Eigenschaften eines Transistors kennen lernen. Schlüsselworte: NPN-, und PNP Transistor. 2.1 Prinzipieller Aufbau des Transistors Der Aufbau eines Bipolar-Transistors sieht folgendermassen aus: E B C N P N <1u Und kann prinzipiell so dargestellt werden: B 2 C E N P P NPN−transistor B N N P E C PNP−transistor Ein Bipolartransistor besteht aus drei Schichtfolgen NPN oder PNP von dotiertem Halbleitermaterial. Beim heute verwendeten Silizium ist die Schichtfolge NPN am meisten verbreitet. Bei diesem Aufbau handelt es sich um zwei Dioden, die in Serie geschaltet sind. Die mittlere Zone muss dabei besonders dünn (ca 1 µm) sein. Nachfolgende Tabelle zeigt die Verhältnisse im Überblick. Transistortyp Halbleiterschichtfolge Diodenvergleich Schaltzeichen C C C N NPN-Transistor B P B B N E E E E E E P PNP-Transistor B N B B P C C C Die drei Elektroden werden Kollektor C, Basis B und Emitter E genannt. Der Name der Basis stammt von Basis, Grundlage, auf der der Aufbau des Transistors ursprünglich realisiert wurde. Emitter kommt von “aussenden”(von Ladungsträgern) und Kollektor von “einsammeln”von Ladungsträgern. Der heutige Aufbau ist nicht mehr wie zu Beginn und so hat die Basis nicht mehr die Bedeutung von Grundlage, die Bezeichnung Basis ist aber geblieben. 3 Base 2.2 Wirkungsweise des Transistors Im Normalbetrieb ist die Basis-Emitterdiode in Durchlassrichtung gepolt und die Kollektor-Basisdiode in Sperrrichtung, so dass eigentlich kein Kollektorstrom fliessen kann. Hier spielt aber die Geometrie des Aufbaus eine grosse Rolle. Die Dicke der Basisschicht beträgt nämlich nur etwa 1µm. Auf diese Weise sind die beiden Dioden im Transistor nicht unabhängig voneinander, siehe dazu nach folgende schematischer Aufbau. C N B UCE P UBE C depletion layer B UBE N UCE E E Betriebsbedingungen eines Transistors (hier NPN). Die Basis-Emitterdiode ist in Durchlassrichtung gepolt und es fliesst ein Basisstrom. Die KollektorBasisdiode ist in Sperrrichtung gepolt. Da die Basisschicht sehr dünn ist, gelangen Ladungsträger (beim NPN-Transistor die Elektronen, 4 beim PNP-Transistor die Löcher), die vom Emitter her in die Basis gelangen, in die ladungsträgerfreie Diffusionsschicht (depletion layer) der Kollektor-Basisdiode. Dort werden sie vom Kollektor ”eingesammelt”. So fliesst auch ein Kollektorstrom. Ja, es ist sogar so, dass die meisten dieser Ladungsträger in diese ladungsträgerfreie Zone gelangen und nur sehr wenige aus der Basis heraus fliessen. Das Verhältnis Kollektorstrom zu Basisstrom IIBC beträgt bei Kleinsignaltransistoren für allgemeine Anwendungszwecke etwa 100. Dieses Stromverhältnis nennt man Stromverstärkung. C IC ~ 99% N B B UCE P electron current N UBE C depletion layer E UBE e− IE = IB + IC E E P UBE h+ B IE = IB+ IC hole current depletion layer N UCE IB ~ 1% UBE UCE E UCE B IB ~ 1% C P C IC ~ 99% Stromverhältnisse beim Transistor. Fliesst kein Basisstrom (IB ), gelangen keine Ladungsträger vom Emitter her in die Basis, (man spricht in diesem Zusammenhang auch von Ladungsträgerinjektion), so fliesst auch kein Kollektorstrom (IC ). Es gilt also: IC = B · IB ⇔ B = IIBC (2.1) IE = IC + IB = (B + 1) · IB Wobei B der Gleichstromverstärkungsfaktor ist. 5 Wir stellen fest: • In einem Transistor kann der Strom nur in einer Richtung fliessen. • Die Basis-, Kollektor- und Emitterströme können nur in ihrer Intensität variiert werden. 2.3 Spannungen und Ströme beim Transistor Folgende Ströme und Spannungen spielen beim Transistor eine Rolle: IC UCB IB IE UBE UCE UCE IB UBE IE UCB IC Es gilt: Konvention: UCE = UCB + UBE IC = B · IB IE = IC + IB (2.2) A = UAB = − UBA Spannungspfeil: B Bedeutet: Spannung (od. Potential) gemessen am Punkt A bezüglich Punkt B. Die Strompfeile geben die konventionelle Stromrichtung an (vom Pluspol zum Minuspol der Speisung ausserhalb der Speisung). 2.4 Nutzbarer Betriebsbereich des Transistors Der zulässige Betriebsbereich (SOA – Safe Operating Area) eines Transistors ist durch mehrere Grenzen definiert. Im Wesentlichen sind dies der maximale Kollektorstrom ICE,max , die maximale Verlustleistung Ptot,max , und die maximale 6 Kollektor-Emitter-Spannung UCE,max . Diese Grenzwerte, die im Datenblatt des Transistors vermerkt sind (Maximum Ratings, Limiting Values), dürfen im Betrieb auf keinen Fall überschritten werden. Die nachstehende Abbildung zeigt als Beispiel diese Grenzwerte für den Transistor BC337–ICE,max = 500mA, Ptot,max = 650mW, und UCE,max = 45V. Verständnisfragen: 1. Wie funktioniert ein Transistor und was ist besonders entscheidend fürs Funktionieren? 2. Welche Arten von Transistoren gibt es? 3. Was bedeutet das Verhältnis IC IB ? 7 3 Grundschaltungen des Transistors Ziel dieses Kapitels: • Die Grundverstärkerschaltungen von Transistoren kennen lernen. Schlüsselworte: Emitterschaltung, Basisschaltung, Kollektorschaltung. Es gibt verschiedene Grundschaltungen mit Transistoren: Die Emitterschaltung, die Basisschaltung und die Kollektorschaltung. Der Name der Schaltung besagt, welcher Transistoranschluss signalmässig an die Speisung/Masse liegt. Diese Schaltungen sollen hier der Reihe nach kurz vorgestellt werden. 3.1 Die Emitterschaltung Die so genannte Emitterschaltung ist die in der Technik wichtigste Verstärkerschaltung. Dabei ist der Emitter der Referenzanschluss. Sowohl die Eingangs- (Ui ) als auch die Ausgangsspannung (Uo ) beziehen sich auf diese. Das folgende Bild zeigt dies schematisch. Io Ii Ui Ui Uo Ii Uo Io Die Emitterschaltung wird zur allgemeinen Verstärkung eines Signals verwendet, ist aber auch für einfache Schalteranwendungen geeignet. Mit dieser Schaltung können die grössten Spannungsverstärkungen erreicht werden. Über die speziellen Eigenschaften soll später ausführlicher die Rede sein. 8 3.2 Die Basisschaltung Die so genannte Basisschaltung hat die Basis als Referenzanschluss. Die Eingangsspannung (Ui ) liegt am Emitter gegenüber der Basis an. Diese Schaltung eignet sich besonders für Hochfrequenzanwendungen, da die Basis mit der Masse verbunden ist, was die Wirkung einer Schirmung hat, und einen möglichen Einfluss vom Aus- auf den Eingang vermindert. Ii Io Ii Ui Uo Io Ui Uo 3.3 Die Kollektorschaltung Als dritte Schaltungsmöglichkeit ist die Kollektorschaltung zu nennen. Zu beachten ist, das der Emitter mit dem Kollektor vertauscht ist. Io Ui Ii Uo Ii Uo Ui Io 3.4 Kennwerten der Grundschaltungen Die drei Schaltungen unterscheiden sich hauptsachlich bezüglich: • Eingangswiderstand Ri = Ui Ii . • Ausgangswiderstand Ro = • Stromverstärkung VI = Uo Io . Io Ii . 9 • Spannungsverstärkung VU = Uo Ui . • Grenzfrequenz f-3dB . Die nachfolgende Tabelle gibt eine Übersicht dieser Werte. Schaltung Emitter Basis Kollektor Ri mittel klein sehr hoch Ro hoch mittel niedrig Verständnisfragen: 1. Wozu dient die Emitterschaltung? 2. Wozu dient die Basisschaltung? 3. Was ist das Besondere an der Basisschaltung? 10 VI hoch <1 hoch VU hoch hoch <1 f-3dB niedrig hoch niedrig 4 Kennlinienfelder und Kennwerte Ziel dieses Kapitels: • Die Funktionsweise eines Transistors mit Hilfe von Kennlinien verstehen lernen. Schlüsselworte: Eingangswiderstand, Ausgangswiderstand, Gleichstromverstärkungsfaktor B, Kleinsignalverstärkungsfaktor β, Rückwirkungsfaktor D, h-Parameter. Der Transistor lässt sich durch die Grössen IE , IC , IB , UCE , UBE , und UCB beschreiben. Man stellt die für die Beschreibung des Transistors wichtigen Beziehungen unter diesen 6 Grössen grafisch in so genannte Kennlinienfeldern und Kennlinien dar. 4.1 Das Eingangskennlinienfeld Hierbei wird folgende Messschaltung zugrundegelegt: IB UCE UBE Die Eingangskennlinie eines Transistors entspricht in etwa der Kennlinie einer gewöhnlichen Siliziumdiode. Die Schwellspannung beträgt ca. 0.6V. Wie bereits von der Diode her bekannt, ist der differentielle Widerstand abhängig davon, wo sich der Arbeitspunkt (operating point) auf der Kurve befindet, dh. hier beim Transistor, bei welchem Arbeitspunkt der Transistor später betrieben wird. 11 Eingangskennlinienfeld des 2N2222 (IB = f (UBE )UCE =const ): uA -v1#branch Ib [µ A] 300.0 uA zoom -v1#branch Ib [µ A] 120.0 250.0 115.0 110.0 200.0 105.0 semi−linear 100.0 ∆IB UCE =2V 150.0 95.0 Operating point 90.0 ∆UBE 85.0 100.0 80.0 UCE =16V 75.0 654.0 656.0 50.0 658.0 660.0 662.0 664.0 666.0 UBE [mV] mV v-sweep Operating region -0.0 0.0 100.0 200.0 300.0 400.0 500.0 mV v-sweep 600.0 700.0 UBE [mV] Der differentielle oder dynamische Eingangswiderstand rBE entspricht der Tangente an die Kurve im jeweiligen Arbeitspunkt (wird später besprochen): rBE = ∆UBE ∆IB (4.1) rBE wird auch als differentieller Eingangswiderstand und als h-Parameter mit h11 bezeichnet. In der obig wiedergegebene Vergrösserung (zoom) des Arbeitsbereiches (operating region) is deutlich erkennbar wie die Eingangskennlinie, und 12 der Eingangswiderstand, von der Kollektorspannung (UCE ) abhängig ist. 4.2 Das Ausgangskennlinienfeld Hierbei wird folgende Messschaltung zugrundegelegt: IC UCE IB Ausgangskennlinienfeld des 2N2222 (IC = f (UCE )IB =const ): -v2#branch mA IC [mA] Operating point Saturation 40.0 IB =200 µA IB =180 µA 35.0 IB =160 µA 30.0 mA -v2#branch IC [mA] zoom IB =120 µA 26.0 25.0 IB =140 µA IB =120 µA 25.0 IB =100 µA 20.0 IB =80 µA IB =60 µA 15.0 IB =40 µA 10.0 IB =20 µA 5.0 24.0 23.0 IB=100 µA ∆IC 22.0 ∆UCE 21.0 20.0 IB =80 µA 19.0 0.0 18.0 4.0 Cut−off 4.2 4.4 4.6 4.8 i-sweep -5.0 0.0 1.0 2.0 3.0 4.0 i-sweep 5.0 6.0 7.0 V 8.0 9.0 5.0 5.2 5.4 V 5.6 5.8 6.0 UCE [V] 10.0 UCE [V] Aus dieser Kennlinienschar lässt sich der so genannte differentielle Ausgangswiderstand rCE ermitteln. Er lautet: rCE = ∆UCE ∆IC (4.2) 13 Der entsprechende h-Parameters h22 ist der Kehrwert des differentiellen Ausgangswiderstands rCE mit der Dimension [S] für Leitwert. h22 = 1 rCE ∆IC ∆UCE = (4.3) 4.3 Das Stromsteuerungskennlinienfeld Hierbei wird folgende Messschaltung zugrundegelegt: IC IB UCE Stromsteuerungskennlinienfeld des 2N2222 (IC = f (IB )UCE =const ): mA -v2#branch IC [mA] mA zoom -v2#branch IC [mA] 40.0 32.0 35.0 Operating point 30.0 semi−linear 30.0 28.0 UCE =16V 26.0 25.0 24.0 20.0 ∆IC 22.0 15.0 20.0 10.0 ∆IB 18.0 5.0 16.0 80.0 0.0 0.0 85.0 90.0 95.0 v-sweep 50.0 100.0 i-sweep 14 UCE =2V 150.0 uV 200.0 IB [µA] 100.0 105.0 uV 110.0 115.0 120.0 IB [µA] In dieser Kennlinie steckt der Gleichstromverstärkungsfaktor B, B= IC IB (4.4) sowie der Kleinsignalverstärkungsfaktor β, auch differentieller Verstärkungsfaktor β genannt. ∆IC (4.5) β= ∆IB Schaut man sich die Vergrösserung an, dann sieht mann dass der Gleichstromverstärkungsfaktor B stark abhängig ist von UCE , nämelich: 21mA BUCE =2V ≈ 100µA = 210 (4.6) 26mA BUCE =16V ≈ 100µA = 260 Der Kleinsignalverstärkungsfaktor β ist aber relativ unabhängig von UCE in der Umgebung des Arbeitspunktes und beträgt: β≈ 4mA 24, 2mA − 20, 2mA = = 160 115µA − 90µA 25µA (4.7) Der Kleinsignalverstärkungsfaktor β wird auch durch dem h-Parameter h21 dargestellt. 4.4 Das Rückwirkungskennlinienfeld Hierbei wird folgende Messschaltung zugrundegelegt: UCE IB UBE 15 Rückwirkungskennlinienfeld des 2N2222 (UBE = f (UCE )IB =const ): mV U BE v(2) Operating point [mV] 800.0 IB =200 µA 750.0 IB =40 µA IB =20 µA 700.0 ∆UBE 650.0 ∆UCE zoom 600.0 550.0 0.0 1.0 2.0 3.0 4.0 i-sweep 5.0 6.0 7.0 V 8.0 9.0 10.0 UCE [V] Hierbei handelt es sich um den differentiellen Rückwirkungsfaktor D vom Ausgang auf den Eingang. ∆UBE (4.8) D= ∆UCE Dieser Faktor D wird auch als h-Parameter h12 bezeichnet. Der Rückwirkungsfaktor ist in den meisten Fälle vernachlässigbar klein; für den 2N2222 beträgt sie: D≈ 0, 5nV 757745511, 0nV − 757745510, 5nV = = 312, 5 · 10−12 5, 8V − 4, 2V 1, 6V (4.9) 4.5 Das Vierquadrantenkennlinienfeld Diese vier beschriebenen Eigenschaften werden in der Regel in einem sog. Vierquadrantenkennlinienfeld dargestellt. Man erhält so einen Überblick über die Eigenschaften eines Transistors. 16 Das Vierquadrantenkennlinienfeld des 2N2222 im Überblick: IC II I 40mA I B =200µA I B =180µA 35mA I B =160µA Operating point 30mA I B =140µA I B =120µA 25mA I B =100µA 20mA I B =80µA 15mA I B =60µA I B =40µA 10mA ∆I h 21 = β = C ∆I B IB 200µA h 11 = r BE = ∆I C h 22 = 1 I=B =20µA r CE ∆U CE 5mA 150µA 100µA U CE 50µA 1V 2V 3V 4V 5V 6V 7V 8V 9V h 12 = D = ∆U BE ∆U CE 100mV ∆U BE ∆I B 10V 200mV 300mV 400mV 500mV 600mV 700mV III IV 800mV U BE Quadranten I II III IV Kennlinie Ausgang Stromsteuerung Eingang Rückwirkung Parameter Ausgangsleitwert Stromverstärkung Eingangswiderstand Rückwirkungsfaktor 17 Verständnisfragen: 1. Wie bestimmt man den Eingangswiderstand eines Transistors? 2. Wo liest man den Gleichstromverstärkungsfaktor eines Transistors ab? 3. Was ist der Kleinsignalverstärkungsfaktor und wie wird er bezeichnet? 4. Was ist der Ausgangsleitwert? 5. Was versteht man unter Spannungsrückwirkung? 18 5 Der Bipolartransistor als Verstärker Ziel dieses Kapitels: • Verstehen lernen, was ein Arbeitspunkt einer Verstärkerschaltung ist. • Lernen, wie der Arbeitspunkt gewählt wird. • Eine Verstärkerschaltung berechnen lernen. Schlüsselworte: Arbeitspunkt, Kleinsignalverstärkung, Verstärkerschaltung. Die Verstärkerschaltung ist das Schulbuch Beispiel einer Emitterschaltung (erklärt in Kapitel 3.1). Damit ein Transistor als Verstärkerelement verwendet werden kann, muss ein so gennanter Arbeitspunkt festgelegt werden. Würde man einfach eine sinusförmige Spannung, symmetrisch um die null, auf die Basis eines Transistors anlegen, wäre das Ausgangssignal auf den Kollektor stark verzerrt. Um diese Verzerrung zu vermeiden wird den Transistor polarisiert. Dieser entspricht einer statischen Betriebsbedingung und bezieht sich nur auf Gleichstrom- und Spannungsgrössen. Diese Arbeitspunkteinstellung ist eine Voraussetzung für den Betrieb als Verstärker für Kleinsignale. 5.1 Die Arbeitsgerade Für die Diskussion wählen wir die nachstehende Schaltungen: IC R IE Uout IB V cc IB Uout Uin Uin UR IE V cc R UR IC 19 Die Ausgangsspannung (Uout ) beträgt: Uout = Vcc − R · IC (5.1) Daraus ergibt sich: IC = − Uout − Vcc 1 Vcc = − · Uout + R R R (5.2) Das ist die Gleichung von einer Gerade mit einer Steigung von − R1 . Diese Gerade wird Arbeitsgerade genannt. Die Arbeitgerade beschriebt das Verhalten der Ausgangsspannung Uout in abhängigkeit des Kollektorstromes IC gegeben einer Lastwiderstand R. Die Ausgangsspannung ist gleich an der Kollektor-Emittor Spannung (UCE ) im Falle des NPN-Transistors und an der Emittor-Kollektor Spannung (UEC ) im Falle des PNP-Transistors. Das Verhalten IC = f (UCE ) des Transistors ist im Ausgangskennlinienfeld dargestellt. Wir können deshalb die Arbeitsgerade im Ausgangskennlinienfeld des benutzten Transistors einzeichnen (siehe nächste Seite). Währe der Transistor Ideal würde die Ausgangsspannung Uout den ganzen Spannungsbereich der Arbeitsgerade (0V...Vcc ) abdecken können. In der Praxis aber, gibt es nur einen bestimmten Spannungsbereich wo der Transistor eine angelegte Eingangsspannung unverzert auf der Arbeitgerade abbildet. Dieser Spannungsbereich wird das Arbeitsbereich (undistorted working area) der Verstärkerschaltung genannt. Der Arbeitsbereich wird eingeschrängt durch: • Sättigung (Saturation). Für das “richtig” Funktionieren eines Transistors ist es wichtig dass die “Kolektor-Basis-Diode” im sperr Zustand ist und die “Basis-Emitter-Diode” im Durchlass. Dies ist nur der Fall wenn die Kollektor-Emitter Spannung (Uout ) genügent gross ist (Dies ist abhängig vom Transistoraufbau). Diese minimale Kollektor-Emitter Spannung wird die Sättigungsspannung (UCE,sat ) genannt. Die Sättigungsspannung ist eine Funktion des Kollektorstromes (IC ). Kommt die Ausgangsspannung in der Nähe der Sättigungsspannung fängt die “Kolektor-Basis-Diode” zu Leiten (ist also nicht mehr im Sperrzustand) und wird der Kollektorstrom (IC ) unabhängig von der Basisstrom(IB )/Bassisspannung(Uin ). Dies führ dazu das eine angelegte Eingangsspannung stark verzert am Ausgang abgebildet wird. Wir nennen dieser Situation eine Übersteuerung der Verstärkerschaltung. 20 Das Ausgangskennlinienfeld eines BC548C mit eingezeichneter Arbeitsgerade (DC load line). Zum Zeichnen der Arbeitgerade wurde die Schaltung aufgebaut mit Vcc = 4V und R = 8Ω. I C [mA] V cc R I C,max Transistor broken Saturation I B =4,0mA I B =3,5mA I B =3,0mA I B =2,5mA I B =2,0mA P max I B =1,5mA I B =1,0mA Operating point I B =0,5mA DC load line 1 2 1 2 Undistorted working area V cc U out [V] Cut−off IC 8Ω UR 4V IB Uout Uin BC548C IE 21 • Sperr (cut-off ). Der Sperrzustand kommt zustande durch das “sperren” der Basis-Emitter-Diode. Wenn die Eingangsspannung (Uout ) kleiner ist als die minimal notwendige Spannung (Uf ) um die Basis-Emitter-Diode im Leitzustand zu versetzen fliesst kein Basisstrom. Wenn kein Basisstrom fliesst gibt es auch kein Kollektorstrom und ist die Ausgangsspannung gleich an Vcc . Der Transistor verzert das Eingangssignal. Bei Digitalanwendungen (Ein-Aus-Schalter) wechselt man zwischen den Sättigungszustand und den Sperrzustand des Transistors. Bei Analoganwendungen wird der Transistor zum Beispiel als Verstärker betrieben. Die anlegende Wechselspannung an der Basis soll verstärkt und möglichst unverzerrt am Ausgang abgegriffen werden können. Um dies erreichen zu können sorgt man meist dafür, dass der Ruhebetriebszustand – der Arbeitspunkt (operating point) – etwa in der Mitte des verfügbaren Bereichs (undistorted working area) liegt, dann ist der Aussteuerbereich gross. In der Schaltung der vorher gehende Seite liegt der Arbeitspunkt bei etwa 2,3V. Die zugehörige Kollektorstrom beträgt: IC = Vcc − Uout 4V − 2, 3V UR = = = 212, 5mA R R 8Ω (5.3) Zur bestimmung der Basisstrom IB im Arbeitspunkt, kann der Arbeitspunkt in dem Stomsteuerungskennlinienfeld übertragen werden wie unten dargestellt. I C [mA] 600 V cc R 500 U CE =2,3V I C,max 400 Transistor broken Saturation 300 I B =4,0mA I B =3,5mA I B =3,0mA 200 I B =2,5mA I B =2,0mA P max I B =1,5mA I B =1,0mA 100 Operating point I B [mA] 30.0 I B =0,5mA DC load line 25.0 20.0 15.0 10.0 5.0 4.0 mA 1 2 1 2 Undistorted working area 22 V cc Cut−off U out [V] Zum Schluss kann noch die benötigte Eingansspannung (Uin ) bestimmt werden durch den Arbeitspunkt im Eingangslinienfeld zu übertragen (wie unten dargestellt). I C [mA] 600 V cc R 500 U CE =2,3V I C,max 400 Transistor broken Saturation 300 I B =4,0mA I B =3,5mA I B =3,0mA 200 I B =2,5mA I B =2,0mA P max I B =1,5mA I B =1,0mA 100 Operating point I B [mA] 30.0 I B =0,5mA DC load line 25.0 20.0 15.0 10.0 5.0 1 2 0.0 1 2 Undistorted working area V cc U out [V] Cut−off 0.2 0.4 0.6 0.8 0.86V U CE =2,3V 1.0 U in [V] Für die gegebene Schaltung gilt deshalb für den Arbeitspunkt: IC = 212, 5mA Uout = UCE = 2, 3V IB = 4, 0mA Uin = UBE = 0, 86V B = IIBC = 212,5mA 4,0mA ≈ 53 (5.4) 23 5.2 Arbeitspunkstabilisierung mit Basiswiderstand Nun haben wir allen Arbeitspunkparameter bestimmt. Um diese Parameter festzulegen soll der Transistor korrekt durch die Basis gesteuert sein. Betrachten wir jetzt die folgende Schaltung: 212.5mA 212.5mA 8Ω RB 4V 4mA 4V−0.86V 8Ω 4V 4mA 2.3V 0.86V BC548C 2.3V 0.86V IE BC548C IE Die Basis-Emitter Spannung kann eingestellt werden durch ein Widerstand (RB ) der zwischen der Basis und die Speisespannung (Vcc ) geschalted wird. Durch der Basisstrom (IB ) wird eine Spannung über dem Widerstand abfallen. Der benötigter Widerstandswert lässt sich jetzt errechnen durch: RB = Vcc − UBE 4V − 0.86V UR B = = = 785Ω IB IB 4mA (5.5) Diese Methode um den Arbeitspunkt zu bestimmen ist die einfachste. Diese zeigt aber bezüglich Exemplarstreuungen ein schlechtes Verhalten. Verstärkungsfaktor B kann von Transistor zu Transistor stark variieren. Produktionstoleranzen von ±30% sind durchaus üblich! Deshalb eignet sich diese Schaltung nicht für eine präzise Dimensionierung und diese Art der Arbeitspunkteinstellung wird kaum verwendet. 5.3 Arbeitspunkstabilisierung mit Basisspannungsteiler Wir betrachten nun die Nachstehende Schaltung, wo die Basisspannung über einen Spannungsteiler aufbereitet wird, in der Idee, dass der Arbeitspunkt weniger von der Stromverstärkung abhängig ist. Man wählt den Basisspannungsteiler, bestehend aus R1 und R2 so, dass ein wesentlich grösserer Querstrom IR2 durch R2 fliesst (im Algemeinen ≈100x grösser), so dass der Basisstrom für die Berechnung der Widerstände von untergeordneter Bedeutung ist. 24 IB + IR 212.5mA 8Ω 4V−0.86V R1 4V 4mA 212.5mA 2 8Ω 4V 4mA 2.3V 2.3V 0.86V BC548C R2 IE IR BC548C 0.86V IE 2 Die Widerstände werden jetzt folgendermassen bestimmt: Vcc −UBE Vcc −UBE Vcc −UBE 4V−0.86V R1 = IB +IR2 = IB +100·IB ≈ 100·IB = 400mA = 7, 85Ω R2 = UBE IR2 = UBE 100·IB = 0.86V 400mA (5.6) = 2, 15Ω Diese Möglichkeit zur Arbeitspunkteinstellung ist auch wenig robust. Bei einer Modifizierung der Eingangskennlinie durch Austausch des Transistors oder nur durch Temperatureffekte verändert sich der Arbeitspunkt sehr stark. 5.4 Temperaturstabilisierung des Arbeitspunktes Eine weitere Unzulänglichkeit soll uns jetzt beschäftigen, nämlich die Beeinflussung des Arbeitspunktes und der Eigenschaften der Verstärkerschaltung durch die Temperatur. Aus der mathematischen Beschreibung der Diodenkennlinie wissen wir, dass die entsprechende Kennlinie temperaturabhängig ist. Und zwar leitet sie besser bei höherer und schlechter bei tiefer Temperatur: Uf If = IR,max (e m·UT − 1) mit: UT = k·T e k = 1, 38 · 10−23 KJ T =◦ C + 273K e = 1, 6 · 10−19 C (5.7) (5.8) Die Basis-Emitterdiode eines Transistors hat ein sehr ähnliches Verhalten. Nimmt die Temperatur des Kristalls des Transistors zu, steigt der Basisstrom IB bei gleichbleibender Basis-Emitterspannung UBE = Uin . Die Gleichstromverstärkung 25 B, bzw. die Kleinsignalverstärkung β sind selbst nicht sehr von der Temperatur abhängig, so dass mit zunehmendem Basisstrom IB durch eine Temperaturerhöhung auch der Kollektorstrom IC steigt. Dies verschiebt den Arbeitspunkt: I C [mA] 600 U CE =2,3V Distorted due to saturation 500 o 80 C o 60 C o 40 C o 20 C o 0 C o −20 C I C,max 400 Transistor broken 300 I B =4,0mA I B =3,5mA I B =3,0mA 200 I B =2,5mA I B =2,0mA P max I B =1,5mA I B =1,0mA 100 I B =0,5mA Real operating point at T=353K 20.0 15.0 10.0 5.0 U out [V] 0.0 Real operating point at T=253K 25.0 30.0 Calculated operating point I B [mA] −20 0.2 0 20 0.4 40 0.6 o 80 C o 60 C o 40 C o 20 C o 0 C o −20 C 60 0.8 80 Operating point deplacement due to temperature influence 0.86V 100 U CE =2,3V 1.0 T[o C] U in [V] Mit Hilfe einer Gegenkopplung im Emitter kann dieser Einfluss vermindert werden. Man schaltet einen Widerstand RE geeigneter Grösse in Serie zum Emitter, siehe dazu nachstehende Schaltung. 26 IB + IR 212.5mA 2 8Ω R1 BC548C 4mA 2 0.86V IR 4V 2.3V IE R2 RE 1Ω Dadurch dass ein Emitterwiderstand RE zugefügt wird, müssen die beiden Widerstände R1 und R2 neu bestimmt werden. Zur Errinnerung: für unsere Schaltung wurde der Arbeitspunkt bestimmt bei Raumtemperatur (T=20◦ C) mit folgenden parameter: IC = 212, 5mA Uout = 2, 3V (5.9) I B = 4, 0mA UBE = 0, 86V Um diesen Arbeitspunkteinstellung zu erreichen muss jetzt folgende Spannungen über R1 und R2 abfallen: UR2 = UBE + URE = 0, 86V + (IC + IB ) · RE ≈ 1, 08V UR1 = Vcc − UR2 = 4V − 1, 08V = 2.92V (5.10) Damit finden wir für R1 und R2 (gegeben dass IR2 = 100 · IB ): ( R1 ≈ R2 = UR 1 100·IB UR 2 100·IB = = 2,92V 400mA 1,08V 400mA = 7, 3Ω = 2, 7Ω (5.11) Der Einfluss des Widerstandes RE kann jetzt wie folgt erklärt werden: Durch den Widerstandsteiler, aufgebaut mit R1 und R2 , ist die Spannung die über R2 abfält fixiert auf UR2 =1,08V. Diese Spannung ist unabhängig von der Temperatur und fast unabhängig von dem Basisstrom IB (da IR2 = 100 · IB ). Damit 27 folgt für die Basis-Emitter-Spannung: UBE = UR2 − URE = UR2 − IE · RE = UR2 − (IC + IB ) · RE = 1, 08V − (B + 1) · IB · RE (5.12) Wie schon vorher gezeigt, wird der Basistrom grösser bei steigende Temperatur. Damit wird der Spannungsabfall über den Emitterwiderstand grösser und damit die Basis-Emitter-Spannung kleiner. Eine kleiner Basis-Emitter-Spannung drosselt den Basisstrom und wirkt dadurch den Temperatureinfluss entgegen (es stellt sich ein neues gleichgewicht ein wobei der Arbeitspunkteinstellung fast nicht verändert). Die Arbeitspunkteistellung in abhängigkeit der Temperatur ist unten dargestellt mit in Rot die Schaltung ohne Emitterwiderstand und in Blau die gleiche Schaltung mit zugefügter Emitterwiderstand. UCE [V] Calculated operating point Circuit with emitter resistor Circuit without emitter resistor T[ o C] Der Emitterwiderstand hat die Funktion der Temperaturstabilisierung. Er darf aber nicht die Funktionalität der Verstärkerschaltung beı̈nflussen. Die Verstärkerschaltung (wir wir nachher sehen werden) wird benutzt um “schnell” sich veränderende Eingangssignale zu verstärken. Diese Eingangssignale verändern den Basisstrom und somit die Spannung die abfällt über dem Kollektorwiderstand (URC ) und dem Emitterwiderstand (URE )! Die Veränderung von URC is gewollt, die Veränderung von URE verzert aber das gewollte Resultat und muss deshalb so klein wie möglich sein. Um dies zu erreichen hilft eine observation: Die Kristaltemperatur verändert sich nur sehr langsam (wird grösser). Wenn URE sich nur 28 langsam verändern kann, haben wir genau den Effekt erreicht den wir haben wollen, nämlich: (1) der Emitterwiderstand kompensiert die sich “langsam” veränderende Kristaltemperatureinfluss und (2) der Emitterwiderstand reagiert nicht auf sich “schnell” veränderende Eingangssignale. Um dies zu realisieren wird ein genügent grosse Kapazität parallel zu dem Emitterwiderstand geschaltet: IB + IR 212.5mA 2 8Ω R1 BC548C 4mA 2 0.86V IR 4V 2.3V IE R2 RE 1Ω CE 5.5 Die Verstärkerschaltung Der Arbeitspunkt unseres Transistors ist jetzt festgestellt und ein kleines Signal zum Verstärken kann darüber überlagert werden. Gegeben sei die nachstehende Schaltung: IR IC 1 RC R1 iin Rin Uin IB V cc Cin Uout IE R2 IR CE RE 2 Wie funktionierts: Die Eingangsspannung (Uin (t)) setzt sich aus eine Gleichspannungs- (Uin , kann 29 0V sein) und Wechselspannungskomponente (ûin (t)) zusammen: Uin (t) = Uin + ûin (t) (5.13) Der Eingangskondensator (auch Koppelkondensator gennant) Cin bildet mit den Widerstände R1 und R2 ein Hochpassfilter. Anders gesagt: währe die Wechselspannungskomponente ûin (t)=0V, so würde der Koppelkondensator sich aufladen bis UR2 − Uin und danach passiert nichts mehr. Dieses Aufladen des Koppelkondensators führt zu einen hörbaren “plop” in billigen Audioverstärker. Ist die Wechselspannungskomponente ûin (t)6=0V, und sie wechselt “schnell” genug, so kann der Koppelkondensator sich nicht mehr Auf- resp. Entladen und sieht es so aus als währe der Koppelkondensator ein Kurzschluss für die Wechselspannungskomponente. Der Koppelkondensator lässt also nur die Wechselspannungskomponente von Uin (t) durch. Wie wir schon vorher gesehen haben ist die Spannung über den Widerstand R2 gleich an die Arbeitspunktspannung UR2 ,A . Durch die Wechselspannungskomponente der Eingangsspannung Uin (t) verändert sich jetzt die Spannung über den Widerstand R2 , und zwar: UR2 (t) = UR2 ,A + α · ûin (t) (5.14) Der Faktor α wird bestimmt durch den Eingangswiderstand Rin und ist kleiner oder gleich an 1 (α = 1 wenn Rin = 0Ω). Wenn UR2 sich verändert, muss zwangsmäsig sich die Basis-Emitter-Spannung des Transistors sich verändern. Dies ist ein direktes Resultat der Formel 5.12 und die Erklärung für das zufügen der Emitterkapazität CE (anders gesagt die Spannung URE kann schnelle Veränderungen nicht folgen und ist deshalb Konstant). Die Basis-Emitter-Spannung setzt sich deshalb zusammen aus die Arbeitspunktspannung UBE,A und die Wechselspannungskomponente der Eingangsspannung wie: UBE (t) = UBE,A + α · ûin (t) (5.15) Eine Veränderung der Basis-Emitter-Spannung verursacht eine Veränderung des Basisstromes (Eingangskennlinie) wie: IB (t) = γ · UBE (t) = γ · (UBE,A + α · ûin (t)) = IB,A + γ · α · ûin (t) = IB,A + ı̂B (t) 30 (5.16) Durch die Stromverstärkung führt dies zu eine Veränderung des Kollektorstromes (Stromsteuerungskennlinienfeld) wie: IC (t) = B · IB (t) = B · (IB,A + γ · α · ûin (t)) = IC,A + B · γ · α · ûin (t) = IC,A + ı̂C (t) (5.17) Und zum Schluss zu eine Veränderung der Ausgangsspannung (Arbeitsgerade) wie: Uout (t) = Vcc − IC (t) · RC = Vcc − (IC,A + B · γ · α · ûin (t)) · RC = (Vcc − RC · IC,A ) − RC · B · γ · α · ûin (t) (5.18) = Uout,A − RC · B · γ · α · ûin (t) = Uout,A + ûout (t) Zu beachten ist das Minuszeichen in der Wechselspannungskomponente der Ausgangsspannung was auf eine 180◦ Fasenverschiebung hinweist. Das ganze ist noch mal Grafisch dargestellt in der 4-Quadranten Darstellung. Eine Verstärkerstufe kann mit folgenden Grössen gekennzeichnet werden: • Spannungsverstärkung. Die Spannunsverstärkung vu wird definiert durch: ûout (t) vu = ûin (t) (5.19) • Stromverstärkung. Die Stromverstärkung vi wird definiert durch: vi = ı̂C (t) =β ı̂B (t) (5.20) Da der Faktor β nicht genau bekannt ist, lässt sich die Verstärkung einer oben beschriebenen Schaltung auch nicht präzis vorausberechnen. Falls die Verstärkung vu genau sein soll, muss die Schaltung anders aufgebaut werden (Rückkopplung), dazu später mehr. 31 Verständnisfragen: 1. Wozu braucht es einen Arbeitspunkt? 2. Wo beginnt man den Arbeitspunkt zu wählen? 3. Was ist bei der Wahl der Basiswiderstände zu beachten? 4. Wozu ist ein Eingangskondensator nötig? 5. Wie kommt Verstärkung einer Signalspannung zustande? 6. Was kann gegen den Einfluss der Temperatur auf den Arbeitspunkt getan werden? 32