Immer mehr depressive Jugendliche in Hessen Stationäre Behandlungen verdreifacht: DAK-Gesundheit erhöhte Sensibilität gegenüber seelische Leiden sieht Wiesbaden, 6. März 2014. Wenn junge Seelen leiden: In hessischen Krankenhäusern landen immer mehr depressive Kinder und Jugendliche. Innerhalb von acht Jahren hat sich die Zahl der stationären Behandlungen bei Patienten zwischen 10 und 19 Jahren verdreifacht. Darüber informiert die DAK-Gesundheit mit Bezug auf aktuelle Daten des Statistischen Bundesamts für die Jahre 2000 bis 2012. Als eine der Ursachen für den Anstieg sehen Experten eine größere Sensibilität in der Bevölkerung für seelische Leiden. 2012 zählten die hessischen Krankenhäuser 768 Fälle unter den 10- bis 19-Jährigen, 2000 dagegen nur 117. Der Anstieg in Hessen entspricht der Zunahme im Bundesgebiet. Im Verhältnis zur Gesamtzahl im Bund ist der hessische Anteil seit 2010 um 0,9 Prozent gestiegen, von 5,2 auf 6,1 Prozent (2012). Wie in sämtlichen Bundesländern gab es auch in Hessen deutlich mehr weibliche als männliche Betroffene. Im Bundesdurchschnitt sind zwei Drittel der Patienten entweder Mädchen oder junge Frauen, in Hessen wurde diese Zahl mit 68,1 Prozent (2012) sogar leicht übertroffen. Gute Therapie-Chancen bei früher Behandlung Die DAK-Gesundheit wertet die Entwicklung der vergangenen Jahre auch als Zeichen einer Enttabuisierung. „Heute ist es weniger ein Makel, wenn jemand an einer Depression erkrankt“, sagt der hessische Landeschef Michael Hübner. „Auch werden Anzeichen für eine depressive Störung viel eher erkannt.“ Hübner betont die guten Therapiemöglichkeiten: „Bei einer frühen Behandlung sinkt die Gefahr, dass eine Depression einen chronischen Verlauf nimmt.“ Nach Expertenmeinung werden Depressionen im Kindes- und Jugendalter aber noch immer zu oft übersehen. Typische Merkmale sind extreme Stimmungsschwankungen, Antriebsarmut, vermindertes Selbstvertrauen, Konzentrationsprobleme sowie psychosomatische Symptome wie Schlafstörungen. Im Regelfall ist eine ambulante Behandlung angemessen, nur bei gravierenden Indikationen wie Suizidgefahr empfiehlt sich eine stationäre Behandlung. Die immense Steigerungsrate stationärer Behandlungen sieht die Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie (DGKJP) als Ergebnis einer verbesserten Diagnostik. Im Verhältnis zur Häufigkeit der Erkrankung sei die zunehmende Zahl der Klinikaufenthalte aber eher noch gering, die meisten depressiven Kinder und Jugendlichen würden gar nicht oder ambulant behandelt. Adäquate Behandlungsangebote gibt es bei spezialisierten Psychotherapeuten oder Fachärzten für Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie. Enge Zusammenarbeit soll Klinikaufenthalte vermeiden Die DAK-Gesundheit bietet jungen Erwachsenen bei psychischen Erkrankungen kompetente Hilfe durch regionale Spezialistennetzwerke an. Bundesweit hat die Krankenkasse 30 besondere Verträge abgeschlossen, die eine frühzeitige Diagnostik und eine qualitativ hochwertige Behandlung gewährleisten. Eine enge Zusammenarbeit zwischen Kliniken, ambulanten Fachärzten und Psychotherapeuten soll stationäre Krankenhausaufenthalte vermeiden. Weitere Informationen zu den Spezialistennetzwerken gibt es im Internet unter www.dak.de/spezialistennetzwerk. Die DAK-Gesundheit ist mit 6,3 Millionen Versicherten die drittgrößte gesetzliche Krankenkasse in Deutschland. Tabelle: Die Zahl der stationären Behandlungen in Hessen im Verhältnis zum Bund Jahr 2012 2011 2010 2009 2008 2007 2006 2005 2004 2003 2002 2001 2000 Hessen 768 698 511 396 339 310 265 229 259 239 246 206 117 Bund 12.567 11.055 9773 7572 6885 6316 5369 4417 4176 3930 3378 2905 2145 Anteil 6,1 % 6,3 % 5,2 % 5,2 % 4,9 % 4,9 % 4,9 % 5,2 % 6,2 % 6,1 % 7,3 % 7,1 % 5,5 %