Theater KOSMOS Spielplan 2009 Die Mountainbiker von Volker Schmidt Premiere: 26. Februar 2009 Kaspar Häuser Meer von Felicia Zeller Premiere: 23. April 2009 Die Gottesbelästigung von Richard Bean Deutschsprachige Erstaufführung Premiere: 01. Oktober 2009 Benefiz von Ingrid Lausund Österr. Erstaufführung Premiere: 19. November 2009 KOSMOSplus Eine Friseuse von Sergej Medwedjew Österr. Erstaufführung KOSMOSProjekt 2009 / 2010 Die 7 Todsünden Auftragsarbeit an 7 AutorInnen Die Mountainbiker Manfred und Albert sind „Mountainbiker“ – gutsituierte Wohlstandsmenschen aus dem Speckgürtel der Städte, materiell abgesichert und fest verankert in ihrem Beruf, ihrer Familie, ihrem sozialen Umfeld. Manfred, der mit seiner Frau Anna und Tochter Lina am Stadtrand ein gesittetes Familienleben inklusive gepflegtem Garten und sonntäglichem Abendessen führt, unterhält als Gynäkologe seit fünf Jahren ein heimliches Liebesverhältnis mit einer Patientin. Sein Freund Albert, Chef einer Werbeagentur, hat ständig wechselnde Freundinnen und will, seit er die Kostümbildnerin Franziska kennen gelernt hat, endlich einmal Verantwortung übernehmen. Ihren Alltagssorgen begegnen die beiden nach Feierabend regelmäßig mit waghalsigen Mountainbiketouren in der Natur. Es gibt allerdings Grund zur Sorge. Denn Manfreds Frau Anna benimmt sich in letzter Zeit seltsam. Auf der verzweifelten Suche nach einem tieferen Sinn unter der Oberfläche ihres vermeintlich idyllischen Vorstadtlebens widersetzt sie sich zunehmend allen bürgerlichen Vorstellungen von Moral und verstört Familie, Freunde und Nachbarn. Als sie schließlich mit dem 15-jährigen Thomas, der durch das Zeichnen von Toten seinem eigenen Lebenssinn auf die Spur zu kommen versucht, sexuell aufgeladene Selbsterfahrungsrituale vollzieht, ist das Maß ihrer gesellschaftlichen Verfehlungen voll und fordert am Ende ein Opfer. Nach dem Vorbild der „Bakchen“ des Euripides lässt Volker Schmidt zwei unversöhnliche Lebensprinzipien aufeinanderprallen: die rational-konfrontative männliche Haltung der Mountainbiker und Annas emotional-einheitssuchende Selbstaufgabe. Mit tiefgründiger Leichtigkeit durchleuchtet er in seinem mehrfach ausgezeichneten Stück das Sinnvakuum unserer Wohlstandsgesellschaft. „Die Mountainbiker“ war der große Gewinner des Heidelberger Stückemarktes 07. Neben dem renommierten Autorenpreis gewann es auch den Publikumspreis und überzeugte somit Jury wie Zuschauer. Theater KOSMOS Produktion Die Mountainbiker von Volker Schmidt Regie: Augustin Jagg, Ausstattung: Vazul Matusz, Licht: Stefan Pfeistlinger, Musik: Herwig Hammerl, Premiere: Do. 26. Februar 2009 Volker Schmidt Geboren am 26. April 1976 (Klosterneuburg) Maturaabschluss am Bundesgymnasium Klosterneuburg Schauspielausbildung am Konservatorium der Stadt Wien Fortbildung über Stanislawski, Meyerhold an der staatl. Theaterakademie St. Petersburg Method Acting Training in Kopenhagen mit Robert Castle (Lee Strasburg Insitute New York) Autorenpreis & Publikumspreis des Heidelberger Stückemarktes 2007 Einladung zum Stückemarkt desTheatertreffens Berlin Dramatikerstipendium des Bundeskanzleramtes STELLA 2008, Darstellende.Kunst.Preis für junges Publikum Nestroy-Preisträger 2008 Schmidt -Schauspieler, Regisseur, Autor und Schlagzeuger- ist ein Name, den man sich merken muss. "Die Mountainbiker", beim letzten Heidelberger Stückefestival mit Haupt- und Publikumspreis bedacht, ist ein Text mit Tempo, Witz und Geist, mit pointierten Dialogen und einer fein abgestimmten Balance zwischen weiblicher Tragik und männlicher Komik. FAZ KASPAR HÄUSER MEER Wo waren die Betreuer vom Jugendamt? Warum haben die verantwortlichen Sozialarbeiter die Situation falsch eingeschätzt und nicht eingegriffen? Die deutsche Autorin Felicia Zeller hat mit Kaspar Häuser Meer ein Stück geschrieben, das ausschließlich im Jugendamt spielt und die Perspektive dreier Sozialarbeiterinnen einnimmt. Ihr Alltag zwischen Besuchen bei den "-Klienten", wie die Problemfamilien genannt werden und der bürokratischen Verwaltung der Fälle ist von ständiger Überforderung geprägt. Das nicht zu bewältigende Arbeitspensum, die lastende Verantwortung und das Gefühl, immer zu spät zu kommen, führen zu einem Zustand von Handlungsunfähigkeit - und das, wo Handeln ständig und dringend gefordert ist. "Scheitern beschreibt hier nicht einen Skandal, sondern ist auszuhaltender Teil der Arbeit: Helfen mit Risiko." Felicia Zellers Stück "Kaspar Häuser Meer" ist Sprachmusik über und aus unserer gesellschaftlichen Wirklichkeit. Kein Sozialdrama, kein Betroffenheitsschmus, sondern Theaterkunst." (Aus der Laudatio von Hartmut Krug, Verleihung des Publikumspreises an Felicia Zeller bei den Mülheimer Theatertagen 2008 Regie: Hubert Dragaschnig Geplanter Premierentermin: 23. April 2009 FELICIA ZELLER Geboren 1970 in Stuttgart, arbeitet als Theaterautorin und Medienkünstlerin. 1998 Diplom an der Filmakademie Baden-Württemberg. 1999 Ilse-Langner-Stipendium für Dramatikerinnen. 1999/2000 Hausautorin am Theater Rampe in Stuttgart. Weitere Preise und Stipendien. Nach Aufenthalten in London, Gießen und Australien lebt sie zur Zeit in Berlin-Neukölln. Medienprojekte, Teilnahme an Festivals, Kolumnen für die Stuttgarter Zeitung, Leseperformances. Für Kaspar Häuser Meer erhielt sie 2008 bei den 33. Mülheimer Theatertagen den Publikumspreis. Auswahl Stücke: Wenn ich was anderes machen würde, würde ich vielleicht nicht immer ans Geld denken (2004), ICH TASCHE (2003), Triumph der Provinz (2002), Club der Enttäuschten (2001), Bier für Frauen (2000), Im Café Tassl (1999), Vom Heinrich Hödel und seiner nassen Hand (1995-99), Tot im SuperRiesenAquarium (1996), immer einen hund gehabt/plane crazy (1928) (1992) DIE GOTTESBELÄSTIGUNG von Richard Bean Deutschsprachige Erstaufführung Laura, 24, landet als frisch gebackene Entwicklungshelferin im Schwellenland Tambia. Keith, der ebenso routinierte wie desillusionierte Mittvierziger mit reichlich Erfahrungen aus Entwicklungsprojekten rund um den Globus, weist sie im Hauptquartier der Hilfsorganisation ein. Bald wird das britische Girlie konfrontiert mit der schwer durchschaubaren Konkurrenz zwischen verschiedenen Glaubensrichtungen und überlieferten Stammeskulten, mit schwelenden Konflikten und offenen Auseinandersetzungen zwischen Christentum und Islam, „Kleptokratie“ und Vetternwirtschaft. Kulturenclash und überraschend tabuloses Denken unter traditionellen Schleiern: Laura muss ihre Vorstellungen vom Schwellenland und von ihrer Rolle darin revidieren, muss sich Keith gegenüber behaupten und sich Provokationen und Annäherungsversuche des jungen Einheimischen, der ihr als Leibwächter zur Seite gestellt wird, vom Leib halten. Und Keiths Geliebte, die unter der Burka High-Heels trägt, ist auch schwer einzuordnen…Ein böses Stück mit todernstem Thema, respektlos und hoch explosiv. Und das sagte die Presse zur Uraufführung in London, Bush Theatre, November 2003 »Beans neues Stück ist sein bislang bestes, aber auch gewagtestes.« (The Times) »Ein brutal witziges, brandaktuelles Stück – 4 Sterne« (The Guardian) »Wärmstens empfohlen als ein Abend provokativ unbändigen Spaßes« (The Stage) Regie: Stephan Kasimir Geplanter Premierentermin: 1. Oktober 2009 RICHARD BEAN Richard Bean wurde 1956 in East Hull geboren. Nach der Schule arbeitete er in einer Brotfabrik bevor er das Studium der Psychologie an der Loughborough University aufnahm. Danach arbeitete er als Psychologe, unter anderem mehrere Jahre beratend für NGOs, war Modell und stand-up comedian. Er begann relativ spät Stücke zu schreiben, legte aber dann ein hohes Tempo vor: innerhalb von 4 Jahren schrieb er sechs Bühnenstücke und einige Hörspiele. Einige seiner Stücke, darunter auch Honeymoon Suite wurden im Royal Court Theatre und Almeida Theatre London uraufgeführt. Richard Bean wurde bereits für etliche renommierte Preise nominiert und gewann 2002 den George Devine Award und 2006 den Critics' Circle Award for Best Play. Im Jahr 2001 war Richard Bean Writer in Residence beim The National Theatre. Sein Stück THE GOD BOTHERERS – Die Gottesbelästigung – ist auf etlichen Bühnen in England, Australien und am New Yorker Broadway zu sehen. Benefiz Österr. Erstaufführung Fünf Schauspieler proben eine Wohltätigkeitsveranstaltung für ein afrikanisches Schulprojekt. Sie sind nicht prominent - aber überaus motiviert. Es soll darum gehen, Spendenbereitschaft zu wecken. Wie aber funktioniert das: unterhaltsam über Not und Elend in Afrika reden? Sollte man noch einen „echten“ Afrikaner engagieren, damit die Botschaft authentischer rüberkommt? Reden werden geprobt, Wirkungen analysiert, ein Diavortrag wird vorbereitet. Welche Bilder bieten sich an, welche gilt es unbedingt zu vermeiden? Mitunter kommt während der Probe echte Betroffenheit auf und droht, das Spiel der mehr oder weniger professionellen Akteure auszuhebeln. Natürlich stellt sich auch hier die Konkurrenzfrage: Wer steht gerade im Rampenlicht, und wer bekommt warum welche Rede- und Spielanteile? Wo bleibt bei allem Engagement die Kunst und was macht eigentlich die Palme auf der Probebühne? --- Die fünf Benefiz-Akteure versuchen krampfhaft locker zu bleiben, schließlich soll alles professionell ablaufen. Und so verheddern sie sich heillos in Pauschalisierungen, Vorurteilen und anscheinend unvermeidlichen politisch korrekten Vermeidungsstrategien. Bis zu einer für alle Beteiligten unvermuteten Wendung ... Regie: Augustin Jagg Geplanter Premierentermin: 19. November 2009 INGRID LAUSUND Studium von Schauspiel und Regie an der Theaterakademie in Ulm. 1992 Mitbegründerin des Theaters Ravensburg, an dem in den nächsten Jahren eine Reihe von Lausunds Stücken uraufgeführt werden. 1997 entwickelt Ingrid Lausund mit russischen Studenten der Theaterakademie Almaty in Kasachstan „Glücksfelder“, ein Stück über das Leben während und nach Glasnost. Die Produktion tourt durch die ehemalige Sowjetunion und kommt 1998 nach München. Einladung zu „Theaterformen“ und anderen europäischen Festivals. 1999 Gastprofessur am Mozarteum in Salzburg. Während der Intendanz von Tom Stromberg ist Ingrid Lausund Hausautorin und regisseurin am Deutschen Schauspielhaus Hamburg, parallel arbeitet sie am Schauspiel Köln. Das Theater KOSMOS brachte mit Hysterikon und Bandscheibenvorfall bereits sehr erfolgreich zwei österreichische Erstaufführungen von Ingrid Lausund auf die Bühne. Ingrid Lausund lebt als freie Autorin und Regisseurin in Berlin. Eine Friseuse Österr. Erstaufführung Irina, „eine Blondine mit ganz schwarzen Augenbrauen“, betreibt in der russischen Provinz einen Friseursalon und träumt vom einfachen Familienglück. Den Mann dazu glaubt sie gefunden zu haben, nur sitzt er noch im Gefängnis. Seit einem halben Jahr schreiben sie sich heiße Liebesbriefe, und Irina kann den Tag seiner Entlassung kaum erwarten. Sie will mit ihrem Jewgeni nach Moskau gehen, er hat die nötigen Kontakte dort und wird sie in einem piekfeinen Friseurladen unterbringen. So schreibt er jedenfalls, und warum sollte sie ihm nicht glauben. Der Herr Staatsanwalt, dem sie jede Woche die Haare schneidet, warnt sie zwar, aber Irina lässt keine Zweifel zu. Sie hält Jewgeni die Treue, auch als Viktor sie zu umwerben beginnt, ein rührend tollpatschiger Feuerwehrmann. Jeden Tag bringt er ihr Blumen vorbei oder ein Geschenk, und schließlich macht er ihr einen Heiratsantrag, aber Irina lehnt ab, denn sie hat ja ihren Jewgeni. Als dieser endlich auftaucht, ist Irina überglücklich, doch dann beginnt die Katastrophe. --- Irina erzählt ihre Geschichte so erfrischend naiv und gutgläubig, dass sie unfreiwillig komisch wirkt. Die Komik wird zum Horror, der Horror zum Witz, und alles hat etwas wunderbar Illusionistisches. Ein bezauberndes, leichtes Stück über eine Frau, die einfach kein Opfer sein will. SERGEJ MEDWEDJEW Sergej Medwedjew, geboren 1960 in Rostow am Don (Südrussland), studierte Physik und war als Ingenieur tätig. Seit 1995 arbeitet er als Journalist und schreibt Texte für Rockbands. Von 2003 bis 2007 war er Herausgeber einer regionalen Tageszeitung. Seit zwei Jahren schreibt er Theaterstücke und ist damit sehr erfolgreich. "Die Friseuse" wurde bereits mit verschiedenen Preisen ausgezeichnet, unter anderem 2007 beim Moskauer Festival „New Drama“. Sergej Medwedjew lebt mit seiner Familie in Rostow.