Theaterpädagogisches Begleitmaterial zu Das schlaue Füchslein

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Theaterpädagogisches Begleitmaterial zu
LEOŠ JANÁČEK (1854-1928)
Das schlaue Füchslein
Oper in drei Akten
ab 12 +
Nach Rudolf Těsnohlídeks Novelle Die Abenteuer der schlauen Füchsin
Text vom Komponisten
Deutsch von Ute Becker & Alena Wagnerová
unter Verwendung der Übertragung von Max Brod
Premiere Do, 25. Okt. 2012, 19.30
Dauer 2 Stunden / eine Pause
Inhaltsverzeichnis
Vorwort
1. Opern- Knigge
4
2. Die Handlung
5
3. Der Komponist Leoš Janáček
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4. Die Figuren
9
5. Die Inszenierung
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5.1. Kostüm
10
5.2. Bühnenbild
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6. Themen im Stück
11
6.1. Verwandlung
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6.2. Ist es Märchen oder Wahrheit? (Förster, 3. Akt)
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6.3. Menschen. Tiere. Beziehungen
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7. Das schlaue Füchslein- eine Fabel ?
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8. Literatur & weblinks
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9. Kopiervorlagen
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M1: Szenen-Text Förster, Pfarrer und Schulmeister im Wirtshaus
M2: Text von Hannelore Schlaffer Ein akustischer Daseinskampf. Gedanken zum
Schlauen Füchslein
2
Vorwort
Liebe Lehrerinnen und Lehrer,
wir glauben, dass das Theater erst dann richtig beginnt, wenn man begreift.
SchülerInnen sollten auf den Theaterbesuch vorbereitet werden, damit sie ihn
genießen können.
Die vorliegende Materialsammlung zur Inszenierung der Oper "Das schlaue Füchslein"
am Stadttheater Klagenfurt soll Ihnen zur Vorbereitung des Theaterbesuchs mit Ihrer
Klasse dienen. Neben Hintergrundinformationen zur Kunstform "Oper", sowie zu
Komponist und Werk, finden sie im Rahmen einer möglichen Vor- und Nachbereitung
des Theaterbesuchs einige theaterpädagogische Anregungen, mit denen sie
bestimmte Themenkomplexe der Inszenierung mit ihren SchülerInnen praktisch
„anspielen“ können. Alle Arbeitsaufträge sind variabel für Kinder und Jugendliche ab
12 Jahren gestaltbar. Die Diskussionsanregung unter Kapitel 7 (Das schlaue Füchslein eine Fabel?) richtet sich speziell an SchülerInnen ab 16 Jahre. Den einzelnen
Arbeitsaufträgen ist jeweils angefügt, ob sie sich für die Vor- oder Nachbereitung, oder
aber für beides eignen. Alle Inhalte sind nah an der Inszenierung gehalten.
Am Ende des Begleitmaterials finden Sie Kopiervorlagen (M1 und M2) für einige
Arbeitsaufträge sowie relevante Literatur.
Viel Freude beim Ausprobieren und beim Theaterbesuch wünscht,
Elisa Weiß
Theaterpädagogin
3
1. Opern-Knigge1
Was ist eine Oper?
Oper ist die Theaterform, bei der die Emotionen der handelnden Personen durch Musik
ausgedrückt werden. Es gibt durchkomponierte Opern, in denen von Anfang bis Ende
gesungen wird, aber auch andere Formen des Musiktheaters, in denen sich
gesprochene Dialoge mit Musiknummern abwechseln wie beispielsweise in der
französischen Opéra comique, im deutschen Singspiel, in der Operette oder im Musical.
Was macht ein Komponist?
Ein Komponist erschafft musikalische Werke wie Opern, Operetten, Musicals,
Sinfonien, Konzerte, Streichquartette, Lieder, Popsongs usw. Entgegen zahlreicher
romantischer Vorstellungen ist komponieren oft harte und überaus intensive Arbeit.
Die unterschiedlichsten Komponisten haben immer wieder betont, dass komponieren
nur zu einem Prozent aus Inspiration bestehen würde, die restlichen 99% seien
Transpiration (also Schweiß)!
Was ist eine Inszenierung?
Eine Inszenierung ist die Erscheinungsform, in der ein bestehendes Werk auf der
Bühne »in Szene gesetzt« wird, und umfasst Bühne, Kostüme, Beleuchtung und Regie,
also die Führung der einzelnen Personen auf der Bühne. Sie ist eine Interpretation des
vorliegenden Werkes, vermittelt also immer auch die persönliche Sichtweise des
jeweiligen Regieteams auf ein Stück. Das gleiche Stück kann so durch Bühnenbild,
Kostüme und die künstlerische Darstellung der Sänger völlig unterschiedlich aussehen
und auf diese Weise immer wieder neue Aspekte ein und desselben Stückes erlebbar
machen. Ein Theaterwerk lebt nur aus der Interpretation durch lebendige Menschen in
einem Theaterraum. Ohne sie ist es nicht mehr als ein Stapel bedruckter oder
beschriebener Blätter.
1
http://www.komische-oper-berlin.de/oper-entdecken/opernfibel/
4
Was macht ein Musikalischer Leiter ?
Der musikalische Leiter erarbeitet zusammen mit dem Orchester und dem Chor in
zahlreichen Proben die musikalische Interpretation eines Werkes. Während einer
Opernaufführung oder während eines Konzerts führt er mittels einer Art
Zeichensprache Musiker und Sänger durch das Stück. Zur Erhöhung der Deutlichkeit
seiner Zeichen dirigiert er mit einem dünnen, langen Dirigentenstab. Eine
Opernaufführung leitet er aus dem Orchestergraben.
Was ist ein Akt?
Als Akt bezeichnet man in einem Stück einen Hauptabschnitt der Handlung. Wie ein
Roman in Kapitel unterteilt ist, gliedert sich die Geschichte, die in einer Oper erzählt
wird, in mehrere Akte. Viele Opern und Operetten sind in drei Akte geteilt. Nur selten
enthält eine Oper mehr als fünf Akte.
Was ist ein Chor?
Neben den Solisten steht in fast allen Stücken des Musiktheaters auch ein Chor auf der
Bühne. Er ist ein wichtiger Teil eines Opernabends. Er verkörpert nicht selten ein
Kollektiv innerhalb einer Opernhandlung: das Volk, die Gesellschaft, etc. Je nach Stück
oder Inszenierung tritt dieses Kollektiv als Masse oder als Gruppe einzelner Individuen
auf.
2. Die Handlung
ERSTER AKT
Aus einer inneren Unruhe heraus ist der Förster einmal mehr in den Wald geflohen und
will nicht zurück nach Hause. Unklar über sein derzeitiges Leben und die Gefühle zu
seiner Frau, legt er sich erschöpft vom Grübeln nieder. Der Wald um ihn herum wird
lebendig. Als er beim Erwachen Schlauköpfchen entdeckt, fängt er sie und nimmt sie
mit nach Hause. Die Försterin ist über den neuen Gast alles andere als glücklich. Herr
Lapak schüttet Schlauköpfchen sein Herz aus: Ihm mangle es wie jedem
Hausbewohner an Liebe. Schlauköpfchen erinnert sich an ihre Beobachtungen im
Wald, wo bei vielen Waldbewohnern nur Beziehungsstreit und Geschlechterkampf auf
der Tagesordnung stünden.
5
Die ungehobelten Försterkinder Frantik und Pepik behandeln Schlauköpfchen wie ein
Tier. Das will sie sich nicht bieten lassen und verwundet Pepik, woraufhin der Förster
sein Schlauköpfchen bestraft. Die Hennen sind ihrerseits dem strengen Regiment des
Hahnes unterworfen, was Schlauköpfchen zum Eingreifen herausfordert. Als sie dem
Hahn an den Schweif geht und eine Revolution entfacht, zieht sie einmal mehr den
Zorn der Försterin auf sich, die ihren Mann auffordert, er möge den renitenten Gast
erschießen. Doch Schlauköpfchen
kann fliehen.
ZWEITER AKT
Endlich wieder frei, sucht Schlauköpfchen eine Bleibe und vertreibt Herrn Dachs trotz
wüster Drohungen aus seinem Lager, um sich dort selbst auszubreiten. Pfarrer,
Schulmeister und Förster können in der Liebe nicht so, wie sie wollen, und ziehen sich
daher gegenseitig auf. Der Förster verspottet den Schulmeister wegen seiner
unglücklichen Liebe zu Terynka und der Pfarrer soll versetzt werden, was Anlass zu
Gerüchten gibt. Schulmeister und Pfarrer lenken das Gespräch auf den Fang des
Försters, der zugeben muss, dass er ihn nicht habe halten können.
Beim Anblick einer Sonnenblume gesteht sich der Schulmeister ein, heillos in Terynka
verliebt zu sein. Der Pfarrer wiederum erinnert sich schmerzlich an seine
Liebessehnsüchte: Immer wieder gerate er wegen Frauen in schreckliche Nöte. Auch
der Förster hat sich wieder auf die Suche nach seinem Schlauköpfchen begeben –
erfolglos. Schlauköpfchen hingegen begegnet unerwartet Goldrücken. Goldrücken
imponiert die Selbstständigkeit Schlauköpfchens erst recht, als er deren Geschichte
von der Gefangenschaft und Flucht hört. Ihr gelingt es, die eigenen Ängste zu
überwinden – er weiß und gesteht: Sie sei seine wahre Liebe. Sofort verbreiten sich
wilde Gerüchte über die Beziehung der beiden: Doch sie geben sich ganz offiziell das
Ja-Wort.
DRITTER AKT
Der herumstreunende Háraschta behauptet gegenüber dem Förster, er werde Terynka
bald heiraten. Dieser reagiert erstaunt, warnt Háraschta vor Wildereien – und legt
selbst eine Falle. Als Goldrücken und Schlauköpfchen mit ihren Kindern die Falle
entdecken, halten sie den plumpen Versuch, sie zu fangen für einen schlechten Scherz.
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Vielmehr malen sie sich ein Leben mit noch vielen weiteren Kindern aus. Háraschta –
noch immer auf der Suche nach geeigneter Beute – entdeckt Schlauköpfchen. Sie
nimmt den Kampf auf, gewinnt Oberwasser. Ziellos schießt Háraschta mit seinem
Gewehr umher und tötet Goldrücken und Schlauköpfchen. Zu Hause kommt der Förster
noch immer nicht los von seinen Erinnerungen an Schlauköpfchen. Mit seiner Frau
spricht er nur das Nötigste. Sie haben längst ihre Beziehung im Alltag begraben. Als der
Schulmeister von Terynkas Hochzeit erfährt, will er nie etwas für sie empfunden
haben. Die Briefe des Pfarrers aus seiner neuen Pfarrei sprechen von dessen Heimweh.
Der Förster macht sich erneut auf die Suche nach Schlauköpfchen – und erinnert sich
wehmütig an die Liebe zu seiner Frau, als beide noch gemeinsam im Wald nach Pilzen
suchten. Er bricht zusammen und glaubt, Schlauköpfchen wieder zu sehen, muss aber
erkennen, dass das vielleicht bereits ein Kind von ihr ist. Der Förster ist noch einsamer
geworden.
3. Der Komponist Leoš Janáček
* 3. Juli 1854 in Hukvaldy/ Tschechien; † 12. August 1928 in Moravská
Ostrava/Tschechien
Janáček wurde 1854 geboren. Darin liegt das ganze Paradox. Diese große
Persönlichkeit der modernen Musik ist vier Jahre älter als Puccini, sechs Jahre älter als
Mahler, zehn Jahre älter als Richard Strauss. Lange komponierte er Werke, die sich
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aufgrund seiner Abneigung gegen die Übertreibungen der Romantik lediglich durch
ihren ausgeprägten Traditionalismus auszeichnen. Immer unzufrieden, säumt er sein
Leben mit zerrissenen Partituren; erst um die Jahrhundertwende findet er seinen
eigenen Stil. In den zwanziger Jahren erscheinen seine Kompositionen auf den
Programmen der Konzerte moderner Musik neben Strawinsky, Bartók, Hindemith;
doch er ist dreißig, vierzig Jahre älter als sie. Während er in seiner Jugend ein
einzelgängerischer Konservativer war, wird er im Alter zum Neuerer. Aber er bleibt
immer allein. Denn obwohl er mit den großen Modernen solidarisch ist, unterscheidet
er sich von ihnen. Zu seinem Stil hat er ohne sie gefunden, seine Modernität hat einen
anderen Charakter, eine andere Genese, andere Wurzeln.
Milan Kundera
Leoš Janáček erwartete mich im kleinen Garten des Konservatoriums. Er saß zwischen
Sträuchern, tausende kleiner Blüten über seinem Haupt, und dieses war ebenso weiß
und erschien mir als die größte dieser Blüten. Er lächelte, und ich erkannte sofort, dass
dies jenes Lächeln sei, welches uns das Leben als goldene Medaille für Tapferkeit vor
dem Feinde verleiht. In diesem Augenblick glaubte ich, das schlaue Füchslein sitze
gezähmt und völlig unterjocht von des Menschen Freundlichkeit in dem kleinen
Gärtchen und schleiche sich ungesehen heran, um zu unseren Füßen zu sitzen und
unsere Ränke zu belauschen. – Janáček sagte einige Worte über das Märchen, und
dann kam er ins Erzählen von seinen Wäldern dort im Walachischen, die ich nicht
kenne, sprach von seinen Studien des Vogelgezwitschers, und ich merkte, dass es ihm
gelungen ist, das Glück des Lächelns kennenzulernen.
Rudolf Tesnohlídek
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4. Die Figuren 2
Förster- Bariton
Frau Förster- Alt
Frau Pasek, Wirtin- Chorsopran
Herr Pasek, Wirt- Tenor
Schulmeister- Tenor
Lapak, der Dackel- Mezzosopran
Häher (Rabe)- Sopran
Pfarrer- Bass
Dachs- Bass
Háraschta, Hausierer- Bass
Füchsin Schlaukopf- Sopran
Fuchs Goldrücken- Sopran
Kleines Schlaufüchschen- Kindersopran
Frantik- Chorsopran
Pepik- Chorsopran
Hahn- Sopran
Specht - Alt
Mücke- Tenor
Schopfhenne- Sopran
Frosch- Kinderstimmen Sopran
Eule- Sopran
Terynka- die (unglückliche) Liebe des Schulmeisters, des Försters, des Pfarrers und
Háraschtas. Sie selbst tritt im Stück nie auf.
2 *Folgende Rollen werden von den gleichen Sänger dargestellt:
Der Pfarrer, der Dachs / Der Schulmeister, der Dackel, der Häher/ Die Försterin, Frau Pasek, Herr Pasek/ Der Hahn, der
Specht, die Mücke
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Wenn wir im Wirtshaus den Pfarrer, Schulmeister und Förster erstmals zusammen
antreffen, hat jede Figur ihre eigene Geschichte, die wir nur aus Andeutungen und
Satzfetzen erschließen können. Der Pfarrer steht kurz davor, wegen eines nicht genau
benannten, aber offenbar sexuellen Vergehens die Gemeinde zu wechseln. Der
Schulmeister ist ledig, träumt aber schon ein Leben lang von der Dorfschönheit
Terynka. Der Förster versteht sich mit der Ehefrau nicht mehr. Aber all diese
Geschichten werden im Text nur angerissen. Was nicht verbalisiert wird, eröffnet
unserer Phantasie die Musik in unzähligen kleinen, gegenläufigen und sich ständig
erneuernden Motiven und Strukturen.
Die Vergangenheit der Figuren (zur Nachbereitung) :
Laden Sie Ihre SchülerInnen dazu ein, eine der drei Figuren- Schulmeister, Pfarrer oder
Förster zu wählen und einen Monolog aus deren Perspektive zu verfassen, in der diese
aus ihre Vergangenheit erzählt. Achten Sie darauf, dass die SchülerInnen während des
Schreibens in der Ich-Form bleiben.
Anschließend können die Monologe laut gesprochen werden.
Fragen Sie die SchülerInnen inwiefern das Aufarbeiten der Vergangenheit der Figuren
das Verständnis ihrer Handlungen im Stück verändert hat.
5. Die Inszenierung
5.1. Kostüm
Eine naturalistische Darstellung von Tieren auf der Bühne kann schnell misslingen und
kitschig wirken. Die Inszenierung am Stadttheater Klagenfurt verwendet vielmehr
Materialien und Kostüme, die aus der Welt der Tiere als auch der Menschen entlehnt
sind und in ihrer Vermischung eine eigene Spielwelt vorstellen.
Diskussionsanregung zur Kostümgestaltung (zur Nachbereitung):
Geben Sie den SchülerInnen vor dem Vorstellungsbesuch den Auftrag, die Gestaltung
der Kostüme der Figuren genau anzusehen.
Diskutieren Sie nach dem Vorstellungsbesuch, wie die Kostümgestaltung der
Klagenfurter Inszenierung an die Herausforderung der Tierdarstellung herangeht.
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5.2. Bühnenbild
Der Stücktitel prangt in hell erleuchteten Buchstaben auf einem düster wirkendem
Bretter- Verschlag der das Leben der Menschen umzäunt. Die Bühne ist geschmückt mit
verletzten, gefesselten Stofftieren, die wie die verstoßenen Lieblinge groß
gewordener Kinder anmuten.
Beobachtungsaufgabe zur Gestaltung des Bühnenbildes ( zur Nachbereitung):
Geben Sie den SchülerInnen vor dem Vorstellungsbesuch den Auftrag, das Bühnenbild
des Stücks genau anzusehen. Stellen Sie zuvor sicher, dass den Schülern bekannt ist,
was alles zum "Bühnenbild"3 gehört.
Fordern Sie die SchülerInnen nach dem Vorstellungsbesuch auf, ihre Assoziationen
zum Bühnenbild niederzuschreiben, z.B. Kindheit, Wald etc.
Diskutieren Sie dann gemeinsam, wie diese Assoziationen miteinander in Verbindung
stehen könnten und welches Licht sie auf die Themen des Stücks werfen.
6. Themen im Stück
6.1. Verwandlung
Eine Sonnenblume verwandelt sich in ein wunderschönes Mädchen, einen Förster in
einen König, eine Mücke in einen Krankenhauspatienten, der unbedingt Blut braucht.
Diese Magie, welche die Verwandlung des einen in etwas anderes bewirkt, kann
erlernt werden, indem man es versteht, mit Metapher und Vergleich umzugehen. Das
Schreiben von Gedichten bietet eine gute Möglichkeit hierzu:
Assoziationen (zur Vor- und Nachbereitung):
Sagen Sie den SchülerInnen, dass Sie ihnen gleich ein Wort nennen werden und dass
sie dann alles aufschreiben sollen, an was sie das Wort denken lässt - egal wie verrückt
es erscheinen mag. Sie geben den SchülerInnen also ein Wort wie z.B. "Wald". Die
Schüler haben eine Minute Zeit, dazu zu assoziieren. Wenn die Zeit um ist, und erst
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dann, sagen Sie den SchülerInnen, dass sie aus ihren Assoziationen ein Gedicht
schreiben und nach Wunsch andere Wörter hinzunehmen können.
Hier geht es nicht darum, strukturierte Sätze oder Gedanken zu fassen, sondern darum
eine Kollage von Assoziationen zu einem Wort zu finden.
Gefühle (zur Vor- und Nachbereitung):
Etwas mit etwas anderem zu vergleichen, also Beziehungen herzustellen, ist eine
Möglichkeit andere sehen zu lassen, was wir empfinden. Wenn jemand sagt: „Ich bin
einsam“, dann drückt dies nicht unbedingt die Einzigartigkeit seiner Erfahrung von
Einsamkeit aus. Wenn der Schulmeister im Stück aber z.B. sagt: „Ohne meinen Stock, so
ganz ohne Stütze, wie soll ich nach Hause kommen ? " (2. Akt), dann ist dies eine sehr
persönliche Beschreibung seiner Einsamkeit. Wir als Zuschauer haben dann eher die
Möglichkeit, zu verstehen, was er meint und seine Erfahrung zu teilen.
Wenn es z.B. um das Gefühl „Einsamkeit“ geht, können Sie die SchülerInnen einladen,
sich vorzustellen, sie machen ein Theaterstück, in dem es um einen Menschen geht, der
sich einsam fühlt. Die SchülerInnen sollen nun Bilder und Geräusche finden um
auszudrücken, dass der Mensch einsam ist, ohne ihn sagen zu lassen „Ich fühle mich
einsam“. Wo ist dieser Mensch? Wie viel Uhr ist es? Welche Geräusche könnte es hören?
Wie ist das Wetter? Wie ist das Licht? Ist der Mensch alleine, oder sind andere
Menschen/Tiere bei ihm?
6.2. Ist es Märchen oder Wahrheit? (Förster, 3. Akt)
Die Spuren ihrer Träume zeichnen die Figuren bis in den Tag hinein: Der Pfarrer fegt
den Badeschaum, in dem er eben noch in der Rolle des Dachses saß, vom Kopf und der
Lehrer ertappt sich mit der Frisbee-Scheibe im Mund.
Im Stück lassen die Figuren ihren Worten oft Handlungen folgen, die ihre eigenen
Worte in Frage stellen, so dass der Zuschauer und auch die Figuren selbst manchmal
nicht recht wissen, was Märchen und was Wahrheit ist. Träume kennen diese Wertung
nicht und machen auch keinen Unterschied zwischen dem was wirklich und dem was
unwirklich erscheint.
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Träume (zur Vor- und Nachbereitung):
Beginnen Sie mit Ihren SchülerInnen ein Gespräch, um gemeinsam zu erforschen, wie
Träume sein können. In Träumen werden manchmal Dinge, die sonst klein sind, sehr
groß und bedrohlich, und Dinge die groß sind werden winzig wie Ameisen. In
Träumen vermischen wir alle möglichen Bilder, die scheinbar in keinem
Zusammenhang stehen. Zukunft, Vergangenheit und Gegenwart können vermischt
werden und Personen, von denen wir durch Tod oder Distanz getrennt sind, können
uns in sehr lebendiger Weise begegnen.
Sagen Sie den SchülerInnen, dass sie über einen Traum, den sie wirklich hatten,
schreiben können. Helfen Sie Ihnen in den Traum wieder einzusteigen, indem Sie
ihnen vorschlagen so zu schreiben, als ob sie an einem bestimmten Ort innerhalb der
Landschaft des Traumes wären. Dies hat außerdem den Vorteil, dass die SchülerInnen
nicht mit dem Satz enden müssen: „...und dann wachte ich auf und stellte fest, dass es
nur ein Traum war“. Wenn ein Schüler sich nicht an seine eigenen Träume erinnern
kann, dann laden Sie ihn dazu ein, Teil eines anderen Bildes zu werden und darüber
einen Traum zu erfinden.
Sie können verschiedene Bilder von bizzarer, traumähnlicher Qualität mitbringen, wie
z.B. von Chagall, Magritte. Sie können auch eine Kollage von drei Bildern machen, die
normalerweise nichts miteinander zu tun haben, wie z.B. eine Kerze, eine Schnecke
und ein Turnschuh. Wie jemand der träumt, können die SchülerInnen dann in einem
Gedicht, Verbindungen zwischen diesen drei Bildern schaffen.
Hinweis: Für die Arbeit mit persönlichen Gedichten gilt generell: Je mehr Sie bereit
sind, Ihre eigenen Erfahrungen die Sie im Schreiben von Gedichten machen, mit den
SchülerInnen zu teilen, desto mehr werden sie dies als eine gemeinsame
Forschungsreise erfahren und bereit sein, ihre eigenen Erfahrungen mitzuteilen.
Freies Assoziieren und Gedankenstrom
Fordern Sie die SchülerInnen dazu auf, fünf Minuten und ohne Unterbrechung über das
zu schreiben, was sie jetzt in diesem Moment erfahren, alles was in diesem Moment in
ihren Kopf kommt, was sie im Raum, in dem sie gerade sind, sehen, welche Geräusche
sie hören, ob ihre Hand vom Schreiben schmerzt, um wen sie sich Gedanken machen,
über die Tatsache, dass ihnen nichts einfällt, über das sie schreiben können.
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Wer möchte kann danach laut vorlesen.
Ziel dieser Übung ist es, nicht zu werten, bevor man schreibt. Um ehrliche Gedichte zu
schreiben, ist dies die Grundlage. Wortmaterial zu streichen, wenn es aufgeschrieben
ist, ist nicht schwer. Aber es ist schwer, den eigenen Reichtum zu enthüllen, wenn man
bewertet, bevor man schreibt.
Diskussionsanregung (zur Nachbereitung):
Wo im Stück scheinen Tagträume/ Sehnsüchte der Figuren durch?
Wie gehen die Figuren damit um?
Diskutieren Sie diese Fragen anhand der Szene (M1) im Anhang. Erinnern sich die
Schüler an weitere Szenen die deren Umgang mit Sehnsüchten wiederspiegeln?
6.3. Menschen. Tiere. Beziehungen
Im Stück werden Menschentypen mit Tierrollen besetzt. Aber auch in den
menschlichen Charakteren scheint der Tiercharakter durch.
Die Fähigkeit, sich mit nicht-menschlichem Leben zu identifizieren, jemand oder etwas
anderes zu sein, kann Erwachsene wie Kinder freier und expressiver werden lassen.
Folgende Übungen sind eine Einladung hierzu:
Tiervorstellung ( zur Vor- und Nachbereitung):
Die SchülerInnen stehen im Kreis: Jeder stellt seinen Nachbarn als ein Tier vor, ohne
das Tier zu nennen, z.B. Elsa lebt im Wald, isst gerne Kaninchen. Die anderen
SchülerInnen können Rückfragen stellen, wie z.B. „Was sind Elsas Gewohnheiten? Wie
verhält sie sich gegenüber Artgenossen? Wie verhält sie sich bei Gefahr?“
Das Tier (also der Nachbar) lauscht der Studie- man weiß nicht, ob es versteht...
Transformation Tier-Mensch (zur Vor- und Nachbereitung):
Jeder Schüler entscheidet sich für ein Tier.
In der folgenden Improvisation gehen die SchülerInnen durch den Raum und
probieren mögliche Antworten auf folgende Fragen praktisch aus:
 Wie bewegt sich dein Tier im Raum?
 Suche dir einen Ort, an dem dein Tier zu Hause ist
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 Das Tier ist müde - wie sieht das aus?
 Wie schläft es ein? (verschiedene Körperstellungen, Positionen ausprobieren)
 Wie träumt es?
 Dein Tier wird wach: Was interessiert das Tier als erstes?
 Dein Tier erlebt verschiedene Emotionen: Freude, Angst, Wut, Neugierde
 Das Tier schläft wieder ein. Es träumt, dass es zum Menschen wird.
 Der Mensch in ihm versucht den Tiercharakter zu verstecken. Der Tiercharakter
bricht aber immer wieder hervor.
 In welchen Situationen bricht der Tiercharakter hervor?
wichtig: Fordern Sie die SchülerInnen am Ende der Improvisation dazu auf, ganz
bewusst aus ihrer Rolle auszusteigen !
Anschließend: feedback
Wenn Tiere sprechen könnten.... (zur Vor -und Nachbereitung):
Lesen Sie mit Ihren SchülerInnen zur Einstimmung folgendes Zitat von Elisa Canetti:
" Immer wenn man ein Tier genau betrachtet, hat man das Gefühl, ein Mensch, der drin
sitzt, macht sich über einen lustig."
Laden Sie die SchülerInnen anschließend dazu ein, einen Text mit folgendem, sich
wiederholenden Satzanfang zu schreiben:
"Wenn Tiere sprechen könnten...."
Diskussionsanregung ( zur Nachbereitung):
Warum geht Füchsin Schlaukopf freiwillig in den Käfig des Försters (1. Akt) ?
7. Das schlaue Füchslein- eine Fabel ?
„ Die Menschenwelt soll hier nicht, wie in der Fabel, durch Tiere vorgestellt werden,
und ebenso wenig verkehren die Tiere, wie im Märchen, ganz selbstständig mit den
Menschen. Mensch und Tier verschmelzen vielmehr miteinander in einer dauernden
Metamorphose" (Schlaffer 2002, S.25, 28).
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Diskussionsanregung, ab 16 + ( zur Vor- und Nachbereitung):
Lassen Sie Ihre Schüler den vollständigen Text von H. Schlaffer im Vorfeld des
Vorstellungsbesuches lesen (M2). Nach ihrem gemeinsamen Besuch der Vorstellung
können Sie Schlaffers These in Bezug auf das Gesehene diskutieren.
8. Literatur & weblinks
McKim, Elisabeth; Steinberg, Judith 2004. Beyond Words: Writing Poems With Children.
Brookline.
Schlaffer, Hannelore 2002. Ein akustischer Daseinskampf. Gedanken zum Schlauen
Füchslein. In Janáček- Das schlaue Füchslein- Programmheft der Bayrischen Staatsoper,
S. 25-31.
von Wilpert, Gero. Sachwörterbuch der Literatur. Stuttgart.
http://www.komische-oper-berlin.de/oper-entdecken/opernfibel/
http://www.udoklinger.de/Deutsch/Fabeln/Einf.htm
9. Kopiervorlagen M1 & M2
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