Gliederung: 1. Stand der Konsumsoziologie 1.1. Konsum als soziologische Kategorie 1.2. Die Entwicklung der Konsumsoziologie 2. Soziale Grundlagen des Konsumverhaltens 2.1. Zur Mikrofundierung der Konsumsoziologie 2.2. Konsumentensozialisation 3. Konsumverhalten und Sozialstruktur 4. Konsument und Machtbeziehungen 5. Konsument und Güterhorizont 5.1. Konsumstil und Lebensstil 6. Aspekte der Konsumgesellschaft 6.1. Konsum und Wertewandel 7. Kritik an der Konsumgesellschaft Universität Rostock Institut für Soziologie und Demographie HS: Konsumsoziologie Leitung Dr. Claudia Neu Referentin Christina Westphal Text: Günter Wiswede: Konsumsoziologie eine vergessenen Disziplin Der Text von Günter Wiswede gliedert sich in die sechs Teile: Stand der Konsumsoziologie, soziale Grundlagen des Konsumentenverhaltens, Konsumverhalten und Sozialstruktur, Konsument und Machtbeziehungen, Konsument und Güterhorizont und Aspekte der Konsumgesellschaft. In meinem Vortrag werde ich nun versuchen die wichtigsten Ideen des Textes zusammenzufassen. 1. Stand der Konsumsoziologie 1.1. Konsum als soziologische Kategorie Konsum => sämtliche Verhaltensweisen, die auf die Erlangung und private Nutzung wirtschaftlicher Güter und Dienstleistungen gerichtet sind. - unter versch. Gesichtspunkten zu betrachten: als Vorgang der Einkommensverwendung, als Vorgang der Marktentnahme, als Vorgang der Nutzung dieser Güter durch den Konsumenten bzw. durch den Haushalt. - Prozesscharakter: Konsum und Konsumentenverhalten = Abfolge verschiedener Stadien: Bedürfnisentstehung, Bedürfnisreflexion und Bedarfsfeststellung; Kriterienwahl und -gewichtung für die Beschaffungs- und Nutzenentscheidung; Informationssuche und -auswertung mit anschließender Wahlentscheidung; Durchführung des Kaufs (Beschaffung); eigentlicher Konsum (Gebrauch, Verbrauch, Nutzung oder Demonstration); Entsorgung bzw. Tausch, Verschenken, Verkaufen usw.; Weichenstellung für künftigen Bedarf. Für soziologische Betrachtung ist es sinnvoll, Konsum nicht nur auf bloßes Kaufverhalten zu reduzieren, sondern die Einbettung (embeddedness) in gesellschaftliche Randbedingungen zu sehen, die den Blick auf die Verflechtung von Konsum und Lebensstil eröffnet = Konsum tritt als „sozial konstruierter Sachverhalt“ in Erscheinung. Was ist „sozial“ am Konsum?Der Begriff ist sozial imprägniert, d.h. in versch. Kulturen/ Gesellschaften sowie in versch. hist. Zeitspannen bezeichnet der Begriff unterschiedliches. zwei Perspektiven der Sozialität: 1) soziale Formung des Konsums: Konsumverhalten und Konsummuster sind durch soziale Bedingungen und Einflussgrößen geformt d.h. Verhaltensmuster und Konsumstile sind Ausdruck einer sozialen Prägeform => in Sozialisationsprozessen vermittelt und angeeignet 2) soziale Ausrichtung des Konsums: Konsumverhalten zu wesentlichen Teilen auf andere gerichtet und an ihrer tatsächlichen oder vorgestellten Reaktion orientiert. D.h. Konsum ist soziales Handeln im Sinne Max Webers 1.2. Die Entwicklung der Konsumsoziologie soziologisch orientierte Konsumforschung zersplittert, unentwickelt und sozialkritisch geprägt => Sphäre der Produktion (Arbeit, Beruf, Betrieb) stellt(e) vordringlicheres Problem der Soziologie dar wichtigste Entwicklungslinien: 50er Jahre: Entstehen etlicher historisch-morphologischer Analysen der Wohlstandsgesellschaft (ähnliche Ansätze heute im Zusammenhang mit Lebensstil – Analysen wieder aufgegriffen) 60er Jahre: Rubrik „soziokulturelle Determinanten des Konsumverhaltens“ =>Arbeiten empirisch gehaltvoll, jedoch an pragmatischen Themenstellungen des Marketings orientiert, sowie einseitiges Erkenntnisinteresse 70er Jahre: kurzfristige Blüte der Konsumsoziologie; entstandene Arbeiten blieben aber weitestgehend folgenlos und begründeten keinen eigenständigen soziologischen Forschungsbereich 80er und 90er Jahre: Wiederaufleben konsumsoziologischer Themen im Zusammenhang mit der Lebensstil-Forschung: Annäherungen zur Konsumsoziologie sind insofern gegeben, als das das Lebensstilkonzept von vielen Soziologen im wesentlichen über Konsumstile definiert wird. + Erkenntnisse konsumtiver Einzelbereiche: Ernährung und Gesundheit, ökologisches Konsumverhalten, exzessives (abweichendes) Konsumverhalten (Drogenkonsum), Wohnen und Einrichten usw. 2. Soziale Grundlagen des Konsumverhaltens 2.1. Zur Mikrofundierung der Konsumsoziologie Fragen zur Struktur, Dynamik und Bedeutungswandel des Konsums bedürfen einer Mikrofundierung durch geeignete Verhaltens- und Handlungstheorien z.B. Habermas` „Theorie des kommunikativen Handelns“: Unterscheidung zwischen sozialen und nicht-sozialen Handlungssituationen. Nicht soziale Handlungssituationen unterliegen einer instrumentellen Rationalität; im Bereich des Konsumhandelns im sog. Gebrauchswert bzw. Grundnutzen von Konsumgütern angelegt. Soziales Handeln entweder strategisch oder kommunikativ strategisches H. = Güterverwendung, die unterschiedliche Status- und Machtpositionen ausdrückt kommunikatives H. = durch Konsens gekennzeichnet, verständigungsorientiert: d.h. signalisiert lebensweltliche Verständigungsprozesse im Hinblick auf Sinn und Bedeutungszusammenhänge => symbolischer Interaktionismus: Spezifische Konsumstile sowie Produkte, sind als Symbole der Verständigung zu interpretieren, die der Veranschaulichung, Stabilisierung und Veränderung relevanter Unterscheidungen einer Kultur dienen. Lerntheoretischer Zugang Konsumverhalten wird in seinen Konsequenzen (pos. oder neg. Sanktionen) erklärt, die ein bestimmtes Verhaltensmuster verstärken und in der Folge zur Gewohnheitsbildung, zur Generalisierung (z.B. Vertrauen in einen Anbieter) oder Diskriminierung führen. - Konsumtive Verstärkungsprozesse erfolgen durch drei Belohnungsarten: 1) Objektbelohnung: Erwerb und Benutzung eines Konsumgutes stiftet positive Anreize (das Produkt erweist sich als funktionstüchtig) 2) Sozialbelohnung: Kauf und insbesondere Verwendung der Güter wird von anderen belohnt ( soziale Anerkennung oder Neidgefühle) 3) Selbstbelohnung: Anschaffung oder Nutzung des konsumgutes wird durch internalisierte Standards gebilligt (Genugtuung, ökologisch orientiertes Konsumverhalten zu praktizieren) Rational Choice Ansatz Anwendung einer Wert-Erwartungs-Theorie => Entscheidungsverhalten von Individuen von zwei Faktoren abhängig: 1) Wert der Handlungskonsequenzen, 2) subjektive Wahrscheinlichkeit, mit der bestimmte Konsequenzen erwartet werden. geht zu sehr von einer Verhaltensfigur eines rational handelnden Akteurs aus, der gerade im Konsumbereich eher zum unwahrscheinlicheren Fall wird. Empirische Forschung weist aus, dass Konsumenten ihr Entscheidungsverhalten vielfach erst hinterher rationalisieren. Erlebnisrationalität der Erlebnisgesellschaft nicht abwägend, sondern spontan initiiert und von erheblichen Unsicherheiten begleitet. 2.2. Konsumentensozialisation = Übernahme bestimmter Konsum-Muster im Rahmen von Lernprozessen Herkunftsfamilie vermittelt zentrale Werte, Normen und Einstellungen durch intrafamiliale Kommunikation entstehen Vorlieben für Produkte und Marken, Muster des Informationsverhaltens, Vertrauen oder Misstrauen gegenüber der Werbung, Preisbewusstsein und Attributionsmuster. - elterliche Modelle vorwiegend für die instrumentellen Aspekte des Konsumverhaltens bestimmend (z.B. Umgang mit Geld) - sozial-emotionale, eher expressive Komponenten eher von „peers“ geprägt 3. Konsumverhalten und Sozialstruktur im Hinblick auf die Einbettung des Konsumverhaltens in soziale Bezüge kann zwischen engerem und weiterem sozialen Kontext unterschieden werden. engeres Umfeld = Familie + relevante Bezugsgruppen weiterer sozialer Kontext = Sozialschicht, Subkulturen sowie umgreifende Sozialstruktur Kaufentscheidungen und Konsumverwendungen finden häufig im familialen Kontext statt und stellen insofern kollektive, d.h. interaktiv abgestimmte oder ausgehandelte Entscheidungen dar. Einbettung der Familie -in den übergreifenden sozial-kulturellen Kontext (Wertveränderungen, Individualisierungstendenzen, Geschlechtsrollenwandel) - in den umgreifenden sozial-strukturellen Kontext (Entstandardisierung von Familien, Pluralisierung von Lebensformen, non-familiare Haushaltstypen usw.) einbeziehen Einfluss der Ehepartner variiert mit dem Produkttyp sowie mit der Phase des Entscheidungsprozesses Zunahme autonomer Entscheidungen, bei denen die klassischen Muster der Rollentrennung verlassen werden = stärkere Rollendurchmischung Thema Geldanlage gilt nach wie vor als Männerdomäne Einfluss relevanter Bezugspersonen oder Bezugsgruppen Bezugsgruppen sind Eigen- oder Fremdgruppen, zu denen eine kognitive und/oder emotionale Beziehung besteht. Unterscheidung zwischen normativen und komparativen Funktionen: normativer Einfluss bezieht sich auf den Umstand, dass Bezugsgruppen Verhaltensnormen für angemessenes Konsumhandeln liefern und entsprechende Sanktionen für „unmögliches“ Verhalten bereitstellen komparative Funktion dient der Validierung eigener Einstellungen, Leistungen, Verhaltensstile usw. Die Bezugsgruppe liefert Verankerungspunkte, um über soziale Vergleichsprozesse Informationen über die eigene Person sowie über angemessenes Verhalten zu gewinnen positive und negative Bezugsgruppen: Individuum identifiziert sich mit positiv bewerteten Bezugsgruppen; vollzieht im Hinblick auf negative Bezugsgruppen ein Prozess der Abwehr, Distanzierung und Abhebung. Unähnlichkeiten werden in übertriebenem Maße wahrgenommen. Das Individuum versucht durch besonders artikuliertes Konsumverhalten Konformität mit der positiven Bezugsgruppe an den Tag zu legen und sich hierbei von negativ eingeschätzten Bezugsgruppen durch Distinktionsleistungen abzuheben. weiterer sozialer Kontext: häufig schichtspezifische, milieuspezifische Konsum-Muster signifikante Unterschiede weniger beim Kaufverhalten und bei den Besitztatbeständen, sondern eher beim Verwendungs- und Nutzungsverhalten Die Möglichkeiten zur „sozialen Abhebung“ werden dabei geringer; demonstrativer Konsum befindet sich auch für die etablierten Oberschichten auf dem Rückzug. Abhebungseffekte sind dann lediglich durch „kulturelles Kapital“ möglich, d.h. durch die Betonung feiner Unterschiede im Rahmen einer Geschmackskultur kulturspezifische Konsumverhaltensweisen: Übernahme der Konvergenztheorie wird oft als Auflösung interkultureller Differenzierung interpretiert z.B. „McDonaldisierung“ die Verbreitung amerikanischer Jugendkultur, usw. Zweifel: Unterschiede der Sprache gehen mit jeweils verschiedenen Bedeutungshorizonten einher, Unterschiede des Lebensstils trotz ähnlicher Güterausstattung, Unterschiede der sozialen Einbindung und Individualisierung, Unterschiede in Werten und Einstellungen, Lebensinteressen sowie unterschiedliche Motive äußerlich gleiches Kaufverhalten kann demnach auf qualitativ anderen Motiven und Bedeutungsmustern gründen. 4. Konsument und Machtbeziehungen Konsumgütermarkt => zahlreiche Wandlungen: zunehmende Abstraktion des Marktgeschehens, Umwandlung des Verhandlungs- und Auktionsmarktes zum modernen Optionsmarkt (individuelles Aushandeln der Bedingungen nicht vorgesehen) Depersonalisiertes Marktgeschehen (z.B. Versandhandel) Differenzierung und Komplexisierung von Marktstrukturen => tragen tendenziell zur Intransparenz des Marktgeschehens bei Komplexitätsreduzierung durch die Schaffung besonderer Vertrauensverhältnisse: Garantieerklärungen, Entwicklung des Markenartikels, abstrakte Werbung usw. Geld = Mechanismus der Interaktionssteuerung => Marktmodus nicht auf Aufrechterhaltung direkter Kommunikation zwischen zwei Tauschpartnern beschränkt wachsender Wohlstand und zunehmende Marktsättigung => Märkte nicht mehr unbegrenzt aufnahmefähig => Absatzchancen der Unternehmen unsicherer => Konsumentenverhalten weniger einschätzbar => steigende Marktlagenmacht der Konsumenten -haben generell die Möglichkeit der Verweigerung, der Abwanderung oder des Widerspruchs = Gegenstrategien (z.B. Anbieterwechsel, Preisdruck, Änderung der Bedürfnisse) 5. Konsument und Güterhorizont Vieles, was das Leben in der Konsumgesellschaft „lebenswert“ macht, wird als Konsumgut auf dem Markt bereitgestellt Konsum heute nur noch zu einem geringen Teil für die Deckung des lebensnotwendigen Bedarf; eher Wahlkonsum oder Wunschkonsum Funktionalität der Güter tritt zurück; macht einer Vielzahl vornehmlich über Symbole vermittelter Nutzungsqualitäten Platz Signalcharakter von Konsumgütern und Konsumhandlungen drei Signalwirkungen: Expressfunktion = Wertausdrucksfunktion => Personen wollen ein bestimmtes Selbstwertgefühl zum Ausdruck bringen Kompetenzfunktion = mit Kontrollüberzeugungen verbunden, Konsumgüter adäquat verwenden bzw. nutzen zu können. Aspekt der Kennerschaft mit Empfinden für kleine aber signifikante Unterschiede verknüpft. Bezieht sich insbesondere auf das Verwendungsverhalten im Sinne von Geschmack und Alltagsästhetik Positionsfunktion = dient vornehmlich der Wahrung und Erreichung der Zugehörigkeit zu einer bestimmten Sozialschicht, Berufsgruppe, Subkultur oder Bezugsgruppe durch entsprechende Homogenisierung und Anpassung an Normen und Werte dieser Referenzgruppe; dient zugleich der Abhebung von sozialen Gruppierungen. 5.1. Konsumstil und Lebensstil Lebensstil-Konzept im Rahmen der Ungleichheitsforschung; sollte dazu dienen, ältere Formen der Schichtenbildung, die eher aus der Erwerbssphäre resultierten, zu ersetzen oder zu ergänzen. Affinität zur Konsumforschung weil Lebensstile häufig über Konsumstile definiert => Konsumverhalten als brauchbarer Indikator für Lebensstil Vorstellung individualisierter, weitgehend entstrukturierter Lebensläufe => der subjektive Gestaltungsfaktor gewinnt an Dominanz. Stilisierungschancen sowie Neigung zur Stilisierung in der Gesellschaft unterschiedlich verteilt => abhängig von der sozialen Lage Konsumstil = Teilklasse des Lebensstils => weniger Kaufverhalten sondern Verwendungsund Nutzungsverhalten angesprochen. Konsumsoziologie Unterschied zwischen Lebensstandard und Lebensstil Lebensstandard = quantitative Größe im Sinne der Güterausstattung Lebensstil = besondere Form der Verwendung dieser Güter im Haushalt 6. Aspekte der Konsumgesellschaft Begriff des Verbrauchers, wie wir ihn heute verstehen erst seit relativ kurzer Zeit. = epochaltypische Kategorie, deren Erscheinen nur vor dem Hintergrund einer bestimmten historischen Konstellation zu deuten ist Drei Entwicklungsphasen der Konsumgesinnung: 1) die Traditionskultur, 2) die Arbeitskultur, 3) die Konsumkultur Konsumgesinnung = weitgehend kollektiv geteilte Werthaltung bzw. Einstellung im Hinblick auf Konsumhandlungen und Konsumgüter zu 1) vorindustrielle überwiegend durch geronnene, religiöse Gebote sanktioniert; es besteht tiefe Scheu an der tradierten Lebensführung Änderungen vorzunehmen, die zu einem Wandel des Konsumstils führen könnten => Konsumstil von den Vorvätern übernommen. Regeln der Orientierung, die Ansammlung der Selbstverständlichkeit einer Kultur sind transparent genug und Kriterien für die Bemessung des Wertes oder Unwertes, des Gehörigen und des Ungehörigen stets offenkundig. Konsum = Sicherung der Existenz und entspricht einer einfachen Werthaltung: notwendig-entbehrlich-überflüssig abgesehen von ein paar Privilegierten) zu 2) Arbeit wird zum Mittelpunkt des Lebensvollzugs und der Sinnerfüllung Ziel ist nicht Standard des Konsums sondern ein Standard der Akkumulation Bei Konstanthaltung oder gar Einschnürung des Konsums weitet sich das Erwerbsstreben aus und führt damit im äußeren Ergebnis zur Kapitalbildung, im Gesamtergebnis dann zur Entfaltung des Kapitalismus. Arbeitskultur enthält den keim zur radikalen Veränderung der Konsumgesinnung: der geschaffene Produktionsapparat stößt eines Tages so viele Güter aus, die letztlich nur durch Konsumsteigerungen abgebaut werden können. zu 3) Konsumaskese keine treibende Kraft mehr Güter dienen weniger der Sättigung viele Bedürfnisse treten als nicht tilgbar in Erscheinung Wandel der Konsumgesinnung lässt sich deutlich am veränderten Verhältnis von Arbeitszeit und Freizeit ablesen Massenkonsum d.h. fast alle Konsumgüter sind für viele oder gar alle erreichbar trotz Massenproduktion entsteht das Bedürfnis nach Differenzierung und Individualisierung Annäherung von Konsummustern: Einebnung von Unterschieden zwischen Stadt- und Landbevölkerung, nachlassende Spezifität von Konsumverhaltensweisen bestimmter Altersgruppen, geringere Rollenspezifität männlicher und weiblicher Konsummuster, Annäherungen innerhalb verschiedener Sozialschichten usw. = Tendenz zur Beliebigkeit 6.1. Konsum und Wertewandel zentrale Idee = Postmaterialismusthese =>Behauptung: insbesondere bei jüngeren Generationen ist Abkehr von materiellen Zielvorstellungen erfolgt diesbezüglicher Wertewandel nicht von allen Bevölkerungsteilen und gesellschaftlichen Gruppierungen gleichermaßen vollzogen; es handelt sich vielmehr um soziale Milieus drei Faktoren des Wertewandels im Konsumbereich : Hedonismusthese: reflektiert auf die sog. Erlebnis- und Genußorientierung des zeitgenössischen Konsums => Orientierung am Hier und Jetzt: Güter und Dienstleistungen werden danach beurteilt, in welcher Weise sie dazu beitragen können, ein schönes, erlebnisreiches Leben zu realisieren. Erlebnisorientierung variiert milieuspezifisch und altersspezifisch Genuss- und Erlebnissuche ist kein direkter Gegensatz zur Vernunft und Verantwortung zeittypische Konsumentenhaltung durch weitgehende kontrollierte und dosierte Genussorientierung charakterisiert. Tendenz zur Sublimierung (Verfeinerung) Bestreben der Konsumenten nicht nur hauptsächlich über beruflichen Status und finanzielle Möglichkeiten Distinktion zu erlangen, sondern durch Kennerschaft, Alltagsästhetik und Geschmack: durch Konsumstil, der die Zugehörigkeit zu einer bestimmten signalisiert und symbolisiert. Individualisierung: hat im Beck´schen Sinne vor allem sozial-strukturelle Implikationen dergestalt, dass eine Veränderung bisheriger sozialer Milieus und klassenkultureller Lebensformen stattfindet, die einer sozial isolierten, individuellen Biographieplanung Platz machen. Doppelgesicht: Chance der Option vs. Risiko des Scheiterns Konsumbereich: Menschen möchten einen individuell einzigartigen Konsumstil praktizieren, können dies jedoch nicht durch Einkommensbegrenzungen nicht durchgängig => es müssen individuelle Akzente gesetzt werden: (Bsp.: aufwendige Stereoanlage aber kaum Geld für Kleidung) 7. Kritik an der Konsumgesellschaft generelle Kritik: makroskopischer Ansatz: Strukturen dieser Gesellschaft werden kritisch ausgeleuchtet mikroskopischer Ansatz: Verhaltensweisen der Marktparteien werden kritisch betrachtet. Kritik am Konsumsystem selbst: angeblicher Konsumterror, Zweifel an der Funktionsfähigkeit des Marktsystems => Vorstellung von Gleichgewicht und Harmonie durch Wettbewerbsverzerrungen und Machtballungen auf dem Markt nicht möglich Trend zur „Ellenbogengesellschaft“ gefördert der Mensch unter Marktbedingungen im Prinzip materialistisch, unsolidarisch, egoistisch. mikroskopische Konsumkritik: Vorwürfe gegen die Anbieter: verfolgen ausschließlich Gewinninteresse, Vernachlässigung von Umweltproblemen, Einsatz illegitimer Mittel (z.B. Manipulation, geplante Obsoleszenz (Alterung) Vorwürfe gegen die Verbraucher: handeln zu leichtfertig und gutgläubig, informieren sich nicht angemessen, sind passivistisch, ihnen fehlt Fähigkeit zur Reflektion, reflektieren nicht genügend über ihre tatsächlichen Bedürfnisse =>Behauptung : Konsumkultur fördere anomische Zustände Passivität der Verbraucher in der Wirklichkeit nicht gegeben: aktive Formen der Freizeitgestaltung = Konsumaktivitäten mit „produktivem“ Einschlag