Friedrich-Schiller-Universität Jena Populationsstruktur

Werbung
Friedrich-Schiller-Universität Jena
Biologisch-Pharmazeutische Fakultät
Institut für Ökologie
Populationsstruktur, Wanderverhalten und Habitatnutzung der
Gelbbauchunke (Bombina variegata) im Nationalpark Hainich /
Thüringen
Masterarbeit
zur Erlangung des Grades eines
Master of Science
vorgelegt von
Madlen Schellenberg
aus Gotha
Jena, März 2016
Gutachter
Prof. Dr. habil. Günter Köhler
Dr. Dierk Conrady
Inhalt
Abkürzungen..............................................................................................................................I
Zusammenfassung ................................................................................................................... II
Abstract ...................................................................................................................................IV
1
Einleitung ........................................................................................................................... 1
2
Untersuchungsgebiet ......................................................................................................... 4
3
2.1
Gebietscharakteristik ................................................................................................... 4
2.2
Historische Aspekte der Landnutzung ......................................................................... 7
2.3
Auswahl der Probeflächen und Untersuchungsgewässer ............................................ 9
Material und Methoden .................................................................................................. 12
3.1
Untersuchungszeitraum ............................................................................................. 12
3.2
Erfassung der Gelbbauchunken ................................................................................. 12
3.2.1
Fangmethoden .................................................................................................... 13
3.2.2
Individualerkennung ........................................................................................... 13
3.2.3
Schätzung der Populationsgröße ........................................................................ 15
3.2.4
Altersbestimmung............................................................................................... 18
3.2.5
Geschlechterbestimmung.................................................................................... 18
3.2.6
Vermessung und Wägung................................................................................... 19
3.2.7
Dispersion, Wanderverhalten und Ortstreue ...................................................... 19
3.2.8
Erfassung der Reproduktion ............................................................................... 20
3.3
4
Habitatanalyse ............................................................................................................ 21
3.3.1
Charakterisierung des Landlebensraumes .......................................................... 21
3.3.2
Bestimmung von Gewässerfunktionstypen ........................................................ 22
3.3.3
Ermittelte Parameter an den Gewässern ............................................................. 22
3.3.4
Ermittlung der Gewässerpräferenz bei der Laichablage..................................... 24
3.4
Wetterdaten ................................................................................................................ 25
3.5
Statistische Auswertung ............................................................................................. 25
Ergebnisse ........................................................................................................................ 27
4.1
Gewässerkartierung ................................................................................................... 27
4.2
Populationsstruktur .................................................................................................... 30
4.2.1
Fang-und Individuenzahlen ................................................................................ 30
4.2.2
Populationsgröße und Überlebensraten .............................................................. 32
4.2.3
Altersstruktur ...................................................................................................... 34
4.2.4
Geschlechterverhältnis........................................................................................ 35
4.2.5
Körpergrößen und Körpergewichte .................................................................... 36
4.3
5
6
Ortsbeziehungen ........................................................................................................ 46
4.3.1
Dispersion ........................................................................................................... 46
4.3.2
Ortstreue ............................................................................................................. 47
4.3.3
Aktionsdistanzen und Wanderstrecken .............................................................. 48
4.4
Phänologie und Reproduktion ................................................................................... 51
4.5
Habitatanalyse ............................................................................................................ 57
4.5.1
Landlebensraum.................................................................................................. 57
4.5.2
Gewässer............................................................................................................. 58
4.5.2.1
Gewässer-Funktionstypen ............................................................................. 58
4.5.2.2
Ermittelte Parameter ...................................................................................... 59
4.5.2.3
Laichgewässerpräferenz ................................................................................ 72
Diskussion ........................................................................................................................ 74
5.1
Populationsstruktur .................................................................................................... 74
5.2
Ortsbeziehungen ........................................................................................................ 84
5.3
Phänologie und Reproduktion ................................................................................... 89
5.4
Habitatanalyse ............................................................................................................ 91
Naturschutzfachliche Empfehlung .............................................................................. 105
Literatur ................................................................................................................................ 108
Abbildungen .......................................................................................................................... 119
Tabellen ................................................................................................................................. 121
Abkürzungen
AG
ANOVA
ca
CI
cm
df
FFH
FH
FIS
g
GIS
GLM
GPS
h
ha
HB
ID
juv
KG
km
KRL
m
m²
Max
Min
Mitt.
mündl.
MW
n
N
NLP
NN
NRW
NVA
p
P
Range
RG
rho
SchL
sd
SEM
SS
sub
t
TLUG
Aufenthaltsgewässer
Analysis of variance
circa
Konfidenzintervall
Zentimeter
Freiheitsgrade
Fauna-Flora-Habitat
Fanghäufigkeit
Fachinformationssystem
Gramm
Geografisches
Informationssystem
Generalized Linear Model
Global Positioning System
Stunde
Hektar
Untersuchungsfläche
„Hinterberg“
Identifikationsnummer
juvenile Gelbbauchunke(n)
Körpergewicht
Kilometer
Kopf-Rumpf-Länge
Meter
Quadratmeter
Maximum
Minimum
Mitteilung
mündlich
Mittelwert
Stichprobenzahl
geschätzte Populationsgröße
Nationalpark
Nullniveau (mittlerer
Meeresspiegel)
Nordrhein-Westfalen
Nationale Volksarmee
Irrtumswahrscheinlichkeit
Fangwahrscheinlichkeit
Spanne (Min - Max)
Reproduktionsgewässer
Korrelationskoeffizient
Schieblehre
Standardabweichung
Standardfehler
Untersuchungsfläche
„Silbersee“
subadulte Gelbbauchunke(n)
Prüfgröße des t-Testes
Thüringer Landesanstalt für
Umwelt und Geologie
TÜP
u.a.
UAV
UG
V
Veg
vgl.
W
X²
ZI
φ
°
°C
%
♂♂
♀♀
Truppenübungsplatz
unter anderem
Unmanned Aerial Vehicle
(Drohne)
unbesiedeltes Gewässer
Prüfgröße des gepaarten
Mann-Whitney-U Testes
Vegetation
Vergleich
Prüfgröße des einfachen
Mann-Whitney-U Testes
Prüfgröße des Chi²-Testes
Untersuchungsfläche „Zirkel“
Überlebensrate
Grad
Grad Celsius
Prozent
Männchen
Weibchen
I
Zusammenfassung
Die Gelbbauchunke (Bombina variegata) gehört dem Anhang II der Fauna-Flora-HabitatRichtlinie an und zählt damit zu den Tierarten von gemeinschaftlichem Interesse für Europa.
Die
Bestände
der
Art
gehen
deutschlandweit
zurück,
weshalb
bundesweite
Naturschutzmaßnahmen vonnöten sind. Um die Effektivität solcher Maßnahmen zu
gewährleisten, müssen Untersuchungen an Populationen der Art und deren Lebensräumen
durchgeführt werden.
In der vorliegenden Arbeit untersuchte ich die Struktur, das Wanderverhalten und die
Habitatnutzung einer Gelbbauchunken-Population im Nationalpark Hainich in Thüringen. Die
betreffende Population wurde bereits in den 1990er Jahren untersucht, weshalb eine
Bewertung der Bestandsentwicklung möglich war. Für die individuelle Wiedererkennung
wurde das Bauchmuster der Tiere fotografisch erfasst und am Computer ausgewertet
(Programm AmphIdent). Mithilfe einer Fang-Wiederfang-Methodik und der Anwendung
eines geschlossenen Populationsmodelles wurde für das Jahr 2014 eine Populationsgröße von
262 Gelbbauchunken geschätzt. 156 dieser Tiere konnten individuell erfasst werden. Der
Bestand hat sich folglich seit 1998 und 1999 etwa halbiert.
Die adulten Unken zeigten eine Überlebensrate von durchschnittlich 77 % innerhalb
eines Sommers. Das Geschlechterverhältnis war zu Gunsten der Männchen verschoben und
zeigte keine zeitlichen Schwankungen. Weibliche Unken waren größer und signifikant
schwerer als Männchen. Die Messung der Körpergröße mittels einer Schieblehre erbrachte
hierbei signifikant kleinere Werte als die Messung am Computer, wobei die Tiere in einer
Petrischale fixiert wurden. Die Alterszusammensetzung der Population bestand zur Hälfte aus
adulten Unken und zur Hälfte aus frisch metamorphosierten Jungtieren. Subadulte Tiere
wurden kaum registriert, was auf eine geringe Reproduktion der Vorjahre schließen lässt. Die
Reproduktion des Jahres 2014 brachte knapp 350 Jungtiere hervor und fand lediglich in den
beweideten Flächen des Untersuchungsgebietes statt.
Die räumliche Verteilung der Gelbbauchunken war stark auf die südlichen Flächen des
Gebietes beschränkt, welche unter extensiver Beweidung standen. Innerhalb der Kernzone des
Nationalparkes konnten keine Unken nachgewiesen werden, obwohl hier im Jahr 1998 die
meisten Tiere erfasst wurden. Die Einstellung der extensiven Beweidung und die
vorangeschrittene natürliche Sukzession werden als Grund hierfür verstanden. Von den
wiedergefangen Individuen zeigten 95 % eine Ortsbindung an ein spezielles Gewässer oder
II
Zusammenfassung
einen Gewässerkomplex. Maximale Wanderstrecken beliefen sich auf 600 m, wobei
weibliche Tiere signifikant weiter wanderten als männliche.
Gelbbauchunken bevorzugten temporäre Laichgewässer, welche 1- bis 2-mal während
der
Sommermonate
austrockneten.
Laichgewässer
waren
im
Vergleich
zu
Aufenthaltsgewässern signifikant kleiner, flacher, stärker besonnt und schwächer bewachsen.
Zusätzlich wurden in den Laichgewässern signifikant höhere Wassertemperaturen sowie
bessere Wasserqualitäten (pH-Wert, Leitfähigkeit, Sauerstoffgehalt) ermittelt. Die Parameter
Vegetation, Besonnung, Konkurrenz und Leitfähigkeit wirkten sich signifikant auf die Anzahl
abgelegter Eier in den Laichgewässern aus und erscheinen somit als besonders
ausschlaggebend für die Laichgewässerwahl durch Bombina variegata.
Hinsichtlich
der
Stärkung
der
Population
sollten
zukünftig
geeignete
Schutzmaßnahmen durchgeführt werden, welche in den natürlichen Sukzessionsverlauf der
aquatischen und terrestrischen Habitate der Gelbbauchunke eingreifen. Eine besondere
Beachtung sollte hierbei der Erhaltung vorhandener Laichgewässer zukommen. Nur auf diese
Weise kann die Reproduktion der Population gefördert und der Bestand mittelfristig erhalten
werden. Langfristig sollte das Vorkommen der Gelbbauchunke mit den Beständen an der
Werra und Nesse vernetzt werden. Hierdurch wird eine Abwanderung der Tiere aus dem
Nationalpark begünstigt und ein aufkommender Interessenkonflikt abgeschwächt.
III
Abstract
The yellow-bellied toad (Bombina variegata) belongs to the appendix II of the Habitats
Directive and is thus one of the animal species of community interest for Europe. The species
faces a rapid decline throughout Germany, which is why nationwide conservation measures
are needed. To ensure the effectiveness of such measures studies must be conducted on
populations and their habitats.
Therefore, in the present study I examined the structure, migratory behavior and
habitat use of a yellow-bellied toad population in the National Park Hainich in Thuringia. The
population has already been studied in the 1990s. Thus, an assessment of population trend
was possible. For individual identification of the toads I recorded their belly patterns
photographically and analyzed them on the computer (software AmphIdent). Using a capturerecapture method a population size of 262 toads was estimated for 2014. 156 of these animals
could be registered individually. Hence, the population approximately has halved since 1998
and 1999.
The adult toads showed a survival rate of 77 % over the summer month. The sex ratio
of the population was shifted in favor of males and showed no seasonal fluctuations. Female
toads were larger and significantly heavier than males. The measurement of body size by use
of a caliper rule yielded significantly lower values than the measurement on the computer,
where the animals where fixed in a Petri dish. The age-composition of the population was half
adult toads and half newly metamorphosed juveniles. Subadult animals were hardly
registered, suggesting a low reproduction in previous years. The reproduction of 2014
generated nearly 350 juveniles and only took place in the grazed plots of the study area.
The spatial distribution of the yellow-bellied toads was heavily restricted to the
southern areas of the region, where extensive grazing was conducted. Within the core zone of
the National Park no toads could be detected, although this area showed most toads in 1998.
The termination of the extensive grazing and the ongoing natural succession seem to be the
reason for that. 95 % of the recaptured individuals showed a site fidelity to particular ponds or
pond complexes. Maximum walking distances added up to 600 m, with females walking
significantly longer distances than males.
Yellow-bellied toads preferred temporary spawning ponds which dried up once or
twice during the summer months. Compared to residency ponds those for spawning were
significantly smaller, shallower, more exposed to the sun and showed less vegetation. In
IV
Abstract
addition, I determined significantly higher water temperatures and better water quality (pH,
conductivity, oxygen content) in the spawning ponds. The parameters vegetation, sun
exposure, competition and conductivity had a significant effect on the number of laid eggs in
the ponds and thus appear to be most decisive for the choice of spawning ponds by Bombina
variegata.
Regarding the preservation of the population appropriate conservation measures
should be carried out, which intervene in the natural succession of the aquatic and terrestrial
habitat of the yellow-bellied toad. Special attention should be paid on the preservation of
existing spawning ponds. Only in this way the reproduction of the population can be
enhanced and thus, the stock preserved in the midterm. In the long term the yellow-bellied
toad population should be connected to populations along the rivers Werra and Nesse. This
would result in a dispersal of animals out of the National Park and would weaken an emerging
conflict of interest.
V
1 Einleitung
Amphibien reagieren äußerst sensibel auf sich ändernde Umweltbedingungen (CORN, 2005).
Ihre semipermeable Haut und ihre ektotherme Lebensweise machen sie extrem abhängig von
den Bedingungen ihrer Umwelt (WELLS, 2007). Werden Lebensräume zerstört, verändert oder
verschmutzt, kann man die Folgen dieser Handlungen an Bestandsrückgängen von
Amphibienpopulationen erkennen. Amphibien gelten daher als Indikatoren für die Intaktheit
und „Gesundheit“ eines Ökosystems (WAKE, 1991). Der seit den 1980er Jahren verzeichnete
weltweite Rückgang der Amphibien (STUART, 2004; MCCALLUM, 2007) ist somit wie der
sprichwörtliche “Kanarienvogel in der Kohlenmine”, der in seinem Käfig von der Stange fällt,
sollte der Sauerstoff knapp werden. Ein Hinweis, schnellstmöglich etwas gegen die drohende
Gefahr zu unternehmen.
Die
Gelbbauchunke,
Bombina
v.
variegata
(LINNAEUS,
1758)
(Amphibia,
Bombinatoridae) (Abbildung 1) ist eine der europäischen Arten, deren Bestände im letzten
Jahrhundert stark zurückgegangen sind (NÖLLERT, 1996). Ihr Verbreitungsraum erstreckt sich
von Frankreich im Westen, über die ukrainischen Karpaten im Osten, bis nach Italien im
Süden (GOLLMANN & GOLLMANN, 2002; NÖLLERT & GÜNTHER, 1996). Die nördliche
Verbreitungsgrenze ist nach SCHLEGEL (2000) das Weserbergland in Niedersachsen.
Abbildung 1.1 Adulte Gelbbauchunke (Bombina variegata). Charakteristisch für die Art sind die gelbschwarz gefleckte Bauchunterseite und die herzförmigen Pupillen.
Vor allem in Deutschland ist die Art vom Rückgang bedroht. In der Roten Liste
Deutschland wird sie als „stark gefährdet“ eingestuft (KÜHNEL et al., 2009). Im Freistaat
Thüringen erlitt Bombina variegata in den letzten 30 Jahren besonders starke
Bestandseinbußen, weshalb sie in der Roten Liste Thüringen als „vom Aussterben bedroht“
1
Einleitung
geführt wird (NÖLLERT et al., 2011). Aktuell sind nur noch 15 Vorkommen bekannt, wovon
die meisten nur wenige Einzeltiere aufweisen (SERFLING et al., 2014). Da sich Thüringen an
der nordwestlichen Verbreitungsgrenze der Art befindet, sind die hiesigen Bestände von
besonderem naturschutzfachlichem Wert.
Die wichtigste Ursache für die Gefährdung der Art ist, wie bei den meisten
Amphibienarten, die Zerstörung ihrer Lebensräume, vor allem die Vernichtung von
Gewässern (GOLLMANN & GOLLMANN, 2002). Viele Stillgewässer werden im Rahmen der
landwirtschaftlichen Nutzung, durch Flächentrockenlegung sowie durch die Absenkung des
Grundwasserspiegels zerstört. Dies trifft besonders auf Klein- und Kleinstgewässer zu, in
welchen sich Gelbbauchunken bevorzugt ansiedeln. Ursprüngliche Lebensräume der Art, wie
überschwemmte Bach- und Flussauen, Wildsuhlen und Windwürfe in Quellbereichen, sind in
unserer mitteleuropäischen Kulturlandschaft kaum noch zu finden. Diese Biotope bieten der
Art neben hohem Strukturreichtum auch ein geeignetes Maß an Dynamik. Als Pionierart
bevorzugen Gelbbauchunken Lebensräume die durch regelmäßige Störungen in ihr
Initialstadium (Pionierstadium) zurückversetzt werden. Da diese jedoch auf natürliche Weise
kaum noch entstehen, ist die Art auf Sekundärlebensräume anthropogenen Ursprungs
angewiesen. Heute findet man Gelbbauchunken daher vorwiegend in Kies- und Tongruben,
Wagenspuren und auf Truppenübungsplätzen (GOLLMANN & GOLLMANN, 2002).
Ein solcher Sekundärlebensraum war Untersuchungsgegenstand der vorliegenden
Arbeit. Der ehemalige Truppenübungsplatz „Kindel“, im westlichen Thüringen, beherbergt
eine Gelbbauchunken-Population, welche in den 1990er Jahren erstmals untersucht wurde.
Nach dem Abzug der sowjetischen Truppen wurde die Fläche für Naturschützer zugänglich
und von BELLSTEDT et al. (1994) hinsichtlich der vorherrschenden Fauna untersucht. Laut den
Ergebnissen dieser Bestandsschätzung siedelte im Gebiet die zu dieser Zeit individuenstärkste
Gelbbauchunken-Population Deutschlands (BELLSTEDT et al., 1994). Das Befahren mit
schweren Kettenfahrzeugen schuf auf dem Gelände ein reich strukturiertes Mosaik aus
Kleingewässern und Landlebensräumen verschiedener früher Sukzessionsstadien. Die
Gelbbauchunken, ihrer natürlichen Lebensräume weitgehend beraubt, fanden hier optimale
Lebensbedingungen. Durch die Stilllegung des militärischen Übungsbetriebes im Jahr 1990
und die einsetzende natürliche Sukzession im Gebiet, ging der Bestand der Art jedoch in den
darauffolgenden Jahren stark zurück. SERFLING (1998) konnte einen Bestandsrückgang von
25 % innerhalb von fünf Jahren nach Aufgabe der militärischen Nutzung nachweisen. Seither
wurde die betreffende Gelbbauchunken-Population nicht detailliert untersucht.
Dennoch wächst das Interesse an Bombina variegata stetig. Neben der Listung als
bedrohte Tierart in Deutschland steht die Gelbbauchunke in der gesamten Europäischen
2
Einleitung
Union unter besonderem Rechtsschutz. Sie gehört zu den Tierarten von gemeinschaftlichem
Interesse, für deren Erhaltung besondere Schutzgebiete im NATURA-2000-Netz eingerichtet
werden müssen (NATURA 2000, 2009). Die Art ist damit im Anhang II der „Richtlinie zur
Erhaltung der natürlichen Lebensräume sowie der wildlebenden Tiere und Pflanzen“ (FFHRichtlinie) aufgeführt (BMU, 1992). Neben dem Schutz der natürlichen Lebensräume der Art
werden auch der Verbund einzelner Vorkommen sowie das Anlegen neuer Lebensräume
angestrebt.
Um die Effektivität solcher Naturschutzmaßnahmen gewährleisten zu können und die
Bestände langfristig zu sichern, sind Langzeitstudien an Populationen der betreffenden Art
unerlässlich. Ziel meiner Studie war es daher die Gelbbauchunken-Population auf dem
„Kindel“ populationsökologisch zu untersuchen und deren Status nach 25 Jahren ohne
militärische Nutzung zu bewerten. Durch den Vergleich mit den Ergebnissen der beiden
vorangegangenen Studien in den 1990er Jahren konnte ein Trend der Bestandsentwicklung
dieser Gelbbauchunken-Population aufgezeigt werden. Neben der Schätzung der aktuellen
Populationsgröße, wurde auch der strukturelle Aufbau der Population untersucht. Anzeichen
struktureller Veränderungen können Hinweise auf die Reaktionsnorm der Population
hinsichtlich Habitatveränderungen geben (SY, 1998). Eine entscheidende Rolle spielt
außerdem die Reproduktion einer Population. Sie hilft das langfristige Überleben abschätzen
zu können. Untersuchungen zu Dispersion und Wanderverhalten helfen die Raumansprüche
und das Ausbreitungspotential einer Art zu bestimmen. Für den Verbund vorhandener
Vorkommen und die Neuschaffung geeigneter Lebensräume für die Gelbbauchunke, sind
solche Informationen zwingend erforderlich.
Ein
weiterer
Schwerpunkt
meiner
Untersuchung
lag
auf
der
genauen
Charakterisierung des Lebensraumes und der von den Gelbbauchunken besiedelten Gewässer
im Gebiet. Ich bestimmte, welche Bedingungen ein Gewässer vorweisen muss, um von der
Art
besiedelt
zu
werden.
Unterschiede
zwischen
Reproduktionsgewässern
und
Aufenthaltsgewässern wurden analysiert. Der Erfolg der Reproduktion in den untersuchten
Gewässern
erlaubte
es
Aussagen
über
die
Bedingungen
eines
geeigneten
Reproduktionsgewässers für die Art zu treffen. Da sich die im Zuge der FFH-Richtlinie
geforderten Maßnahmen für den Erhalt der Gelbbauchunke auf die Anlage neuer
Gewässerkomplexe konzentrieren, können die durch die Arbeit gewonnen Erkenntnisse
enormen Wert für den angewandten Naturschutz der Art haben. Die Informationen über die
Gelbbauchunken-Population auf dem „Kindel“ helfen zukünftige Naturschutzmaßnahmen in
diesem Bereich zu planen und können so entscheidend zum Schutz der Art in Thüringen
beitragen.
3
2 Untersuchungsgebiet
2.1 Gebietscharakteristik
Das Untersuchungsgebiet befand sich auf dem ehemaligen Truppenübungsplatz (TÜP)
„Kindel“ im Westen des Freistaates Thüringen (51° 1' 0.01", 10° 26' 9.92"). Es war
Bestandteil des 7513 ha großen Nationalparkes Hainich und Teil des Naturparkes EichsfeldHainich-Werratal. Der ehemalige TÜP „Kindel“ befindet sich im südlichen Teil des
Nationalparkes. Im Norden grenzt er an den von Nordwest nach Südost verlaufenden
Höhenzug Hainich, welcher von den Städten Mühlhausen, Bad Langensalza und Eisenach
eingegrenzt wird. Der Hainich wird dem Naturraum Hainich-Dün-Hainleite zugeordnet
(HIEKEL et al., 2004). Das Untersuchungsgebiet umfasste mit 619 ha nur rund ein Viertel des
gesamten ehemaligen TÜP (Abbildung 2.1). Die nächstgelegene Stadt Eisenach befand sich
etwa 8 km in südwestlicher Richtung.
Abbildung 2.1 Lage des Untersuchungsgebietes im Wartburgkreis. Karte erstellt im FIS der TLUG.
Kartengrundlage: Geobasisdaten des Thür. Landesamtes für Vermessung und Geoinformation.
4
Untersuchungsgebiet
Das untersuchte Gebiet lag im Einzugsgebiet der Nesse, welche mit den
Flusssystemen der Hörsel und der Werra großflächige Vernetzungsmöglichkeiten für
Amphibienpopulationen darstellen. Die heute nur noch in wenigen Bereichen vorkommenden
Auen dieser Flüsse boten der Gelbbauchunke einst wichtige Primärhabitate (MEY, 1988; MEY
& SCHMIDT, 2002).
Geologisch war das Untersuchungsgebiet durch Oberen Muschelkalk geprägt. Der
ehemalige TÜP bildet einen Teil der Südwestflanke des Hainich-Massives und ist durch eine
zum Teil flachwellige, mit Kuppen und Flachrücken ausgestattete Geländeausformung
charakterisiert. Die Oberfläche des Untersuchungsgebietes zeigte einen solchen Flachrücken,
welcher von Süden von etwa 269 m über NN in Richtung Norden bis etwa 399 m über NN
anstieg.
Der Großteil des Untersuchungsgebietes (82 %) zeigte Böden vom Typ einer flach bis
mittelgründigen Kalkton-Rendzina (FIS TLUG, 2014). Diese Böden zeichnen sich durch hohe
Anteile an lehmig, kalkhaltigem Ton und einen unausgeglichenen Wasserhaushalt aus. Neben
einem Wechsel aus Vernässung und Austrocknung zeigen sie eine geringe Wasserhaltekraft.
Das Niederschlagswasser versickert in Karstspalten im Muschelkalk und tritt nur an wenigen
Stellen, in Form von Quellen, wieder zu Tage. Weitere Teile des Untersuchungsgebietes
besaßen grundwasserbeeinflusste Böden (Anmoorgley, 8 % der Fläche) und Staunässeboden
(Pseudogley, 8 % der Fläche). Brauner Auenboden aus lehmig-sandigen Talsedimenten
(Vega) fanden sich auf knapp 2 % der Fläche. Die Böden des Gebietes wurden durch das
Befahren der Fläche mit tonnenschweren Kettenfahrzeugen während der militärischen
Nutzung stellenweise stark verdichtet.
Eine daraus resultierende Besonderheit des Gebietes war die Vielzahl an Klein- und
Kleinstgewässern, welche sich nach starken Regenfällen bildeten (Abbildung 2.2 d, e). Diese
führten je nach Größe nur periodisch Wasser und waren stark niederschlagsabhängig. Im
Südwesten des Untersuchungsgebietes lag der Silbersee, das größte Standgewässer des
Nationalparkes. Neben diesen anthropogen geschaffenen Gewässern fanden sich vereinzelt
Quellen, Quellbäche und Schichtwasseraustritte, welche auch bei Trockenheit Wasser führten.
Die Vegetation des Gebietes wurde durch jahrelange extensive militärische und
landwirtschaftliche Nutzung geprägt. Es handelte sich bei dem Untersuchungsgebiet um eine
Grünland-Offenfläche mit eingestreuten Gehölz- und Gebüschflächen unterschiedlichen
Verbuschungsgrades (Abbildung 2.2 a, b).
5
Untersuchungsgebiet
a
b
c
d
e
Abbildung 2.2 Gebietscharakteristische Habitatstrukturen im Untersuchungsgebiet. Offenfläche mit
unterschiedlichem Verbuschungsgrad (a, b); beweidete Offenfläche (c); Kleingewässer (d, e)
6
Untersuchungsgebiet
Besonders im Norden setzten sich vermehrt strukturreiche Waldränder und
Gebüschkomplexe mit Arten wie Schlehe (Prunus spinosa), Weißdorn (Crataegus spec.) und
Hartriegel (Cornus spec.) durch. Im Süden hingegen dominierten Grünlandbereiche, welche
durch extensive Schaf- und Ziegenbeweidung offen gehalten werden (Abbildung 2.2 c). Auf
dem Großteil der Fläche fand sich ein Mosaik aus mesophilem Grünland frisch bis mäßig
feuchter Ausprägung (FIS TLUG, 2014). Die stark vom Relief bewegten, südexponierten
Flächen wiesen vermehrt Trocken- und Halbtrockenrasenflächen auf. Dominante Arten waren
hier Gewöhnliche Fieder-Zwenke (Brachypodium pinnatum), Echter Schafschwingel (Festuca
ovina), Wiesen-Flockenblume (Centaurea jacea) und Gemeine Schafgarbe (Achillea
millefolium). In Bereichen, die stark durch den militärischen Übungsbetrieb beansprucht
wurden, fanden sich Offenböden.
Klimatisch unterlag der untersuchte Raum einem subatlantischen Einfluss mit
durchschnittlich 680 mm Jahresniederschlag und einer Jahresmitteltemperatur von 9°C
(EXPLORATORIEN ZUR FUNKTIONELLEN BIODIVERSITÄTSFORSCHUNG (2014), STATION HEG03
(2008 - 2014), PHILIPPS UNIVERSITÄT MARBURG). Innerhalb der Untersuchungsfläche kann es
jedoch durch den Südabfall zu erheblichen Differenzierungen im Mikroklima kommen. Die
Standorttrockenheit wird an den südexponierten Hängen wesentlich verstärkt (KLAUS &
REISINGER, 1995).
2.2
Historische Aspekte der Landnutzung
Im Untersuchungsgebiet erfolgten bereits 1871, während der Kaiserzeit, erste militärische
Übungen (KÖBIS, 2000). Der Truppenübungsplatz „Kindel“ wurde in den 1930er Jahren von
der deutschen Wehrmacht eingerichtet. Hierfür wurden Flächen aufgekauft und Wälder
gerodet. Der Name „Kindel“ geht auf die Kleinsiedlung „Künkelhof“ im Süden des Gebietes
zurück, deren landwirtschaftliche Flächen in den Übungsplatz einbezogen wurden (KLAUS &
REISINGER, 1995; Abbildung 2.2). Das Militärgelände diente zunächst als Erprobungs- und
Schießplatz für in Eisenach gefertigte Artilleriegeschütze und zum Erproben von Panzern.
Nach Ende des Zweiten Weltkrieges wurde der Platz von der Sowjetarmee übernommen und
mehrfach
erweitert.
Insgesamt
erreichte
der
TÜP
eine
Fläche
von
2230
ha
(NATIONALPARKVERWALTUNG HAINICH, 2014). Die Sowjetarmee nutzte die Fläche als
Panzerschieß- und Militärflugplatz. Es wurden großflächig Schießbahnen mit befestigten
Trassen und flankierenden Gräben angelegt und Stellungslöcher per Hand ausgehoben
(BELLSTEDT, 1994; KÖBIS, 2000). Diese prägen noch heute das Bild der Landschaft. Durch
die politischen Veränderungen in der DDR wurde der Übungsbetrieb auf dem „Kindel“ zum
7
Untersuchungsgebiet
Jahresende 1989 eingestellt und im Jahre 1991 zogen die sowjetischen Truppen ab. Das
Gebiet ging 1993 im Zuge der Konversion alter militärischer Liegenschaften in den Besitz des
Freistaates
Thüringen
über
und
wurde
1995
erstmalig
unter
Schutz
gestellt
(NATIONALPARKVERWALTUNG HAINICH, 2014). Die Flächen nördlich der Bundesstraße 84
wurden mit der Gründung des Nationalparkes Hainich 1997 in diesen einbezogen.
Abbildung 2.3 Truppenübungsplatz „Kindel“ im Jahr 1945. Rot markiert: Kleinsiedlung „Künkelhof“
(Pfeil) und ungefähre Lage des Untersuchungsgebietes (Linie). Luftbild: 1:25000, Thüringer
Landesvermessungsamt.
Über die Landnutzung des Gebietes vor 1900 liegen kaum Informationen vor. Der
südliche Teil der Fläche, nahe der B84, stand vermutlich schon früher unter
landwirtschaftlicher Nutzung (KLAUS & REISINGER, 1995). Während der militärischen
Nutzung wurde das Gebiet großflächig mit Schafen beweidet. Besonders in den südlichen
Bereichen, in denen die Schießbahnen errichtet wurden, wurde Wanderschäferei betrieben
(mdl. Mitt. der Schäfer). Im nördlichen Teil der Fläche befanden sich zu Zeiten der
Wehrmacht noch vereinzelt Waldflächen, welche durch den Übungsbetrieb jedoch stark
geschädigt waren (KÖBIS, 2000). Diese letzten Baumbestände entfernte die Sowjetarmee
durch Einschläge im Jahr 1968 (KÖBIS, 2000). Anschließend ließen sie auch diese Flächen
beweiden. Durch die Beweidung und den militärischen Übungsbetrieb selbst (Befahrung,
Entbuschungsaktionen) wurde die Fläche offen gehalten. Nach der Gründung des
Nationalparkes im Jahr 1997 wurde die landwirtschaftlich genutzte Fläche gemäß den
8
Untersuchungsgebiet
Vorgaben des Nationalparkgesetzes sukzessiv reduziert. Ab 2003 stellte der Nationalpark die
Beweidung auf den nördlichen Flächen komplett ein (NATIONALPARKVERWALTUNG HAINICH,
2010). Diese Flächen werden seither der natürlichen Sukzession überlassen. In den südlichen
Bereichen werden aktuell noch 146 ha extensiv mit Schafen und Ziegen beweidet.
2.3 Auswahl der Probeflächen und Untersuchungsgewässer
Nach der ersten Begehung des Untersuchungsgebietes wurde dieses in ein weiteres und ein
engeres Untersuchungsgebiet eingeteilt. Diese Einteilung erfolgte anhand der Eignung des
Lebensraumes für die Gelbbauchunke.
Das weitere Untersuchungsgebiet hatte eine Fläche von 619 ha und schloss alle
Flächen des engeren Untersuchungsgebietes ein (Abbildung 2.3). Im Norden und Osten
grenzte das Gebiet an Waldflächen, im Süden und Westen an die Nationalparkgrenze. Es
wurde so gewählt, dass möglichst die gesamte für Gelbbauchunken geeignete Offenfläche des
„Kindels“ einbezogen wurde.
Abbildung 2.4 Das weitere Untersuchungsgebiet (grün) und das engere Untersuchungsgebiet (blau)
mit den drei Teilflächen. Äußere rote Linie (fett) - Nationalparkgrenze, innere rote Linie (dünn) Grenze der Kernzone. Karte erstellt im FIS der TLUG. Kartengrundlage: Geobasisdaten des Thür.
Landesamtes für Vermessung und Geoinformation.
9
Untersuchungsgebiet
Das engere Untersuchungsgebiet stellte das Gebiet dar, welches im Laufe dieser
Untersuchung intensiver betrachtet wurde. Es wurde vor der ersten Begehung in die drei
Teilgebiete „Zirkel“ (ZI), „Hinterberg“ (HB) und „Silbersee“ (SS) gegliedert (Abbildung 2.3).
Mithilfe von Orthofotos aus dem Jahr 2012 (Maßstab 1:2500, FIS TLUG, 2014) wurden
naturräumliche und anthropogene Gegebenheiten bestimmt, welche sich zur Eingrenzung der
Gebiete eigneten. Das Teilgebiet SS umfasste eine Fläche von 136 ha. Die Teilgebiete HB
und ZI besaßen Flächengrößen von 204 ha und 83 ha.
Vom 08. bis 20. Mai 2014 fand eine Kartierung aller Gewässer im weiteren
Untersuchungsgebiet statt. Hierfür lief ich die Flächen systematisch ab und erfasste alle
vorhandenen Wasserkörper mithilfe eines GPS-Gerätes (Trimble® TNJ31, Genauigkeit 10
m). Jedes Gewässer erhielt eine Identifikationsnummer (ID), bestehend aus der Abkürzung
des Gebietsnamens (ZI, HB, SS) und einer fortlaufenden vierstelligen Nummer. So erhielt das
erste kartierte Gewässer im Teilgebiet Zirkel beispielsweise die ID ZI0001. Ausgedruckte
Orthofotos
des
Untersuchungsgebietes
(Maßstab
1:2500)
wurden
hierbei
als
Orientierungshilfe genutzt.
Zusätzlich wurde das gesamte Untersuchungsgebiet vom 24. April bis 06. Mai 2014
mittels eines UMV (Unmanned Aerial Vehicle) Oktokopters (HiSystems©) in einer Höhe von
50 m beflogen. Mithilfe einer Kompaktkamera als optischer Sensor im visuellen Bereich
konnten Orthofotos mit einer Auflösung von 4000 x 3000 Pixeln aufgenommen werden
(MUSTAFA et al., 2014). Durch diese Art der Kartierung konnten Gewässer in einem relativ
großen Gebiet mit vergleichsweise geringem Zeitaufwand ermittelt werden. Gewässer, welche
ich während der Begehung im Feld übersehen habe, flossen auf diese Weise trotzdem in die
Untersuchung ein. Die Kartierung wurde durch das Thüringer Institut für Nachhaltigkeit und
Klimaschutz (ThINK) im Auftrag der Thüringer Landesanstalt für Umwelt und Geologie
(TLUG) durchgeführt. Die entstandenen Orthofotos wurden anschließend von Martin
Weißenborn im Auftrag der Nationalparkverwaltung Hainich interpretiert. Alle kartierten
Gewässer wurden nochmals im Feld verifiziert und genau abgegrenzt. Auf diese Weise
entstand ein genauer Überblick der vorhandenen Klein- und Kleinstgewässer im Lebensraum
der Gelbbauchunke auf dem „Kindel“.
Während der Kartierung im Feld wurden erste Charakteristika der Gewässer notiert.
Diese
beinhalteten
den
Gewässertyp
(Graben,
Pfütze,
Fahrspur,
Tümpel),
die
Vegetationsbedeckung (stark bewachsen, schwach bewachsen, vegetationslos) und die
geschätzte Größe der Gewässer. Anhand dieser Informationen wurde die Eignung der
Gewässer für die Gelbbauchunke eingeschätzt. Diese Einschätzung basierte auf meinen
eigenen Erfahrungen, die ich während vorheriger Arbeiten mit der Art gesammelt habe, sowie
10
Untersuchungsgebiet
auf Literaturangaben (BARANDUN & REYER, 1997; GOLLMANN & GOLLMANN, 2002 u.a.). Für
die detaillierte Gewässeranalyse (Abschnitt 3.3.3) wurde anschließend eine realisierbare
Anzahl an geeigneten Gewässern ausgewählt. In diese Auswahl wurden alle Gewässer
eingeschlossen, in denen im Zuge des jährlichen Amphibien-Monitorings des Nationalparkes
in diesem Gebiet bis 2013 Gelbbauchunken nachgewiesen werden konnten. Des Weiteren
habe ich alle Gewässer einbezogen, welche laut SERFLING (1998) im Jahr 1998 von Unken
besiedelt wurden.
Die Methode der gezielten Auswahl von Untersuchungsgewässern anhand von
arttypischen Charakteristika („purposive sampling“ nach KREBS, 1999) wurde gewählt, da der
Fokus der Arbeit auf einer aussagekräftigen Bestandsschätzung der Gelbbauchunke lag und
somit möglichst viele der besiedelten Gewässer im Gebiet einbezogen werden sollten.
Während der fortlaufenden Untersuchung wurden in regelmäßigen Abständen weitere
Gewässer im näheren Umkreis der Untersuchungsgewässer auf die Besiedlung durch Unken
untersucht.
11
3 Material und Methoden
3.1 Untersuchungszeitraum
Die Freilanduntersuchungen an der Gelbbauchunken-Population fanden zwischen Mai und
Oktober 2014 statt. Zwischen dem 08. Mai und dem 06. September wurde die Fläche mit
wenigen Ausnahmen täglich begangen. Der letzte Beobachtungstag war der 02. Oktober
2014. Insgesamt stand die Untersuchungsfläche an 119 Tagen unter Beobachtung.
Der Zeitraum der Untersuchung wurde so gewählt, dass die Hauptaktivitätsperiode der
Unken abgedeckt wurde. Diese beginnt nach SY & GROSSE (1998) in Thüringen etwa Anfang
Mai. Da sich das Erscheinen der Unken nach der Überwinterung jedoch witterungsabhängig
um einige Wochen verschieben kann (GOLLMANN & GOLLMANN, 2002), wurde die Fläche
bereits in den Monaten März und April stichprobenartig abgesucht.
3.2 Erfassung der Gelbbauchunken
Ein Ziel der Studie war die Schätzung der absoluten Populationsgröße der Gelbbauchunke im
Untersuchungsgebiet. Sie ist Voraussetzung um Populationsschwankungen zu bewerten und
den Status der Art im Gebiet beurteilen zu können. Ich wandte eine Fang-WiederfangMethode an, welche sich vielfach zur Schätzung von Populationsgrößen bewährt hat (KREBS,
1999; SEBER, 1982). Fang-Wiederfang-Methoden liefern allein durch die Menge ihrer Daten
weitaus präzisere und weniger verzerrte Ergebnisse als einfache Zählmethoden (SOUTHWOOD,
1978). Neben der Populationsgröße können Aussagen zu Überlebensraten, Dispersion und
Wanderverhalten der Tiere getroffen werden. Die Aufnahme von Individualdaten (Größe,
Gewicht, Geschlecht, Alter) ermöglichte es zusätzlich, den Zustand der Population zu
beurteilen. An jedem der Untersuchungsgewässer wurde in einem 14-tägigen Rhythmus ein
Fangtermin durchgeführt. Obwohl angestrebt wurde die Abstände zwischen wiederholten
Fängen an einem Gewässer konstant zu halten, konnte dies durch wechselnde
Witterungsverhältnisse und die Wasserführung der Gewässer nicht immer eingehalten
werden. Die kürzeste Dauer zwischen zwei Fangterminen betrug fünf Tage, die längste 21
Tage. Die Fänge fanden ganztägig statt (ca. 09.00 Uhr - 20.00 Uhr). An Tagen mit
witterungsbedingt hoher Aktivität der Tiere (nach starken Regenfällen) wurde das Gebiet
zusätzlich nachts begangen.
12
Material und Methoden
3.2.1 Fangmethoden
Die Gelbbauchunken wurden je nach Größe des Gewässers mit Keschern oder mit der Hand
abgefangen. Für große Gewässer und Gräben nutzte ich einem Teichkescher (rund,
Durchmesser 40 cm) mit einer Länge von 1.5 m. Für kleinere Gewässer erwies sich ein
Aquarienkescher (viereckig, 20 x 15 cm) als praktisch. Bei flachen, vegetationslosen
Gewässern fing ich die Tiere per Hand. In solch kleinen Gewässern konnten Unken zusätzlich
„blind“ gefangen werden, indem der Gewässerboden und der Gewässerrand abgetastet
wurden. Dies erwies sich als sehr effektiv, da sich die Tiere häufig in Lücken oder im
Sediment versteckten.
Alle Untersuchungsgewässer wurden stets mit gleicher Intensität abgesucht, weshalb
die Suche in großen Gewässern wesentlich mehr Zeit in Anspruch nahm als in kleinen. Wie
von MÖLLER (1992) empfohlen, suchte ich jedes Gewässer mehrfach hintereinander ab. Nach
dem erstmaligen Abfangen aller Tiere und einer Pause wurde das Gewässer ein zweites oder
drittes Mal komplett abgesucht. Hierbei konnten in den meisten Fällen noch zuvor entwischte
oder übersehene Tiere gefangen werden. Neben den Gewässern wurde auch das Landhabitat
in unmittelbarer Nähe zum Untersuchungsgewässer (< 5 m) nach Gelbbauchunken abgesucht.
Die gefangenen Unken bewahrte ich in einem Plastikeimer mit 10 Liter
Fassungsvermögen und einem Wasserstand von wenigen Zentimetern auf. Während der
Untersuchung wurden die Tiere feucht gehalten, um eine Überhitzung zu vermeiden. Keines
der Tiere wurde länger als zwei Stunden aufbewahrt. Nach abgeschlossener Untersuchung
entließ ich die Unken in ihr Ursprungsgewässer.
3.2.2 Individualerkennung
Die individuelle Unterscheidung gefangener Tiere ist für Fang-Wiederfang-Methoden
unverzichtbar. Die Verwendung äußerer Merkmale der Tiere, welche eine eindeutige
Identifizierung zulassen, sollte der Anbringung künstlicher Marken stets vorgezogen werden.
Äußere Merkmale haben den Vorteil, dass das Verhalten und das weitere Schicksal eines
Individuums nicht beeinflusst werden und ethische Bedenken in jedem Fall ausgeschlossen
werden können (HENLE, 2000). Bei der Gelbbauchunke hat sich die fotografische Erfassung
des Bauchmusters durchgesetzt (vgl. GOLLMANN & GOLLMANN, 2002; KAISER & MÖLLER,
2000; MARCHAND, 1993; MÖLLER, 1992; SEIDEL, 1988; SY, 1998). Dieses ist spätestens nach
der ersten Überwinterung der Tiere vollständig ausgeprägt und bleibt ein Leben lang
unverändert (BARANDUN, 1995; HABBEL, 1995). Es ist daher möglich Unken über Jahre
13
Material und Methoden
hinweg zu identifizieren. Das Verfahren ist zudem im Gelände praktikabel und für die Tiere
schmerzfrei und relativ stressarm.
Für die fotografische Erfassung im Feld nutzte ich eine digitale Kompaktkamera
(Panasonic© Lumix DMC - TZ10) mit einem Normalobjektiv (DC Vario-Elmar 1:3.3 - 6.4,
24 mm). Damit sich die Tiere während der Aufnahmen nicht bewegen konnten und um ein
komplettes Abbild des Bauchmusters zu erhalten, fixierte ich die Tiere in einer Petrischale aus
Glas (Höhe 2 cm, Durchmesser 10 cm) (Abbildung 3.1). In dem Deckel der Petrischale
befestigte ich einen 1 cm dicken Schwamm, welcher vor jeder Aufnahme angefeuchtet wurde.
Diese Methode hat sich im Feld als sehr praktikabel und schnell erwiesen. Während des
gesamten Handlings der Tiere trug ich Gummihandschuhe. Dies diente dem Schutz der
empfindlichen Haut der Unken. Nach HACHTEL et al. (2009) trägt es zusätzlich dazu bei, dass
die potentielle Ausbreitung des Amphibien-bedrohenden Chytrid-Pilzes (Batrachochytrium
dendrobatidis) vermindert wird.
Abbildung 3.1 Adulte Gelbbauchunke in einer Petrischale während der Bauchmusterfotografie. ID
des Tieres und Messskala für spätere Bestimmung der Kopf-Rumpf-Länge (KRL) auf Petrischale
angebracht.
Jeder registrierten Gelbbauchunke wurde eine fortlaufende ID, bestehend aus
Buchstaben und Nummern, zugeordnet. Diese wurde mit einem wasserlöslichen Stift auf die
Petrischale geschrieben und mitfotografiert. Zusätzlich wurden Fundort (Gewässernummer),
Bildnummer, Datum, Uhrzeit, Lufttemperatur und Luftfeuchtigkeit aufgenommen und in
einem Feldprotokoll notiert. Die Lufttemperatur und die relative Luftfeuchtigkeit bestimmte
ich mit einem Sekunden-Hygrometer (Testoterm© Testo 601, -200 - +800°C, 2.0 - 29 % rF
Genauigkeit 0.1°C und ± 2 % rF).
14
Material und Methoden
Die Auswertung der individuenspezifischen Bauchmuster erfolgte am PC mit der
Wiedererkennungssoftware
AmphIdent
(MATTHE,
2008).
Hierfür
wurden
alle
Bauchmusterfotos nacheinander eingelesen, abgespeichert und mit einer internen Datenbank
abgeglichen. Ähnelte ein eingelesen Foto einem bereits vorhandenen Bauchmuster aus der
Datenbank, handelte es sich um einen Wiederfang. Diese Information wurde in einer externen
Datenbank abgespeichert. Gemeinsam mit einer verknüpften MS Office Excel Datei, welche
Aussagen über den Fundort, das Fangdatum und die Individualdaten eines Tieres enthielt,
entstand so ein genauer Überblick aller registrierten Unken im Untersuchungsgebiet. Diese
Form der Auswertung hatte den Vorteil, dass keine Identifizierung im Feld, beispielsweise
über einen Fotokatalog, erfolgen musste. Die genutzte Software hat sich zudem bei FangWiederfang-Daten von Amphibien als verlässlich herausgestellt (vgl. HÖPFER, 2014;
NEUBECK & BRAUKMANN, 2014). DRECHSLER et al. (2015) konnten bei einer Studie am
Kammmolch (Triturus cristatus) eine Fehlerquote unter 1 % nachweisen.
Nach der Auswertung der Fangdaten wurde für jedes Tier eine individuelle
Fanghistorie erstellt, welche als Grundlage für die computergestützte Auswertung der
Populationsschätzung diente (Abschnitt 3.2.3). Die hierfür notwendige Dateneingabe erfolgte
im Windows-Editor im Format nach OTIS et al. (1978).
Im Folgenden bezeichnete ich die Anzahl registrierter Individuen stets als „ x Unken
oder Tiere“. Beide Begriffe wurden synonym verwendet. Als „x Fänge“ bezeichnete ich eine
unbestimmte Anzahl an Unken, welche insgesamt x-mal gefangen wurden.
3.2.3 Schätzung der Populationsgröße
Populationsschätzungen mittels Fang-Widerfang-Methoden basieren auf dem Prinzip, dass
sich in der untersuchten Population eine bekannte Zahl markierter Individuen befindet. An
den darauffolgenden Fangtagen lässt sich die Populationsgröße aus dem Verhältnis von
markierten zu unmarkierten Tieren schätzen (HENLE, 2000). Überlebensraten werden aus dem
„Verlust“ markierter Tiere geschätzt (SEBER, 1982). Die Schätzung der Populationsgröße
errechnet sich wie folgt (SOUTHWOOD, 1978):
15
Material und Methoden
Ni =
Mi . n i
mi
Ni:
Gesamtzahl der Individuen in der Population zum Zeitpunkt des i-ten Fangtages
Mi:
Anzahl markierter Individuen in der Population am (i-1)-ten Fangtag
ni:
Gesamtzahl gefangener Individuen am i-ten Fangtag
mi:
Anzahl bereits markierter Individuen am i-ten Fangtag
Die Hauptschwierigkeit bei Fang-Wiederfang-Studien liegt in der Auswahl der
passenden, auf theoretischen Modellen basierenden, Datenanalyse. Das Fangdesign und die
Datenanalyse sollten aufeinander abgestimmt sein und bereits bei der Planung der
Untersuchung festgelegt werden (SOUTHWOOD, 1978). Da der Fangerfolg in meiner Studie
jedoch nicht vorhersehbar war, versuchte ich nach der Datenerhebung eine passende
Schätzmethode auf die erhobenen Daten anzuwenden. Besonders berücksichtigt habe ich
dabei, dass die vom Modell gestellten Grundannahmen nicht verletzt werden, da dies den
Hauptgrund von über- oder unterschätzten Populationsgrößen darstellt (HENLE, 2000). Ich
berechnete die Populationsgröße nach drei verschiedenen Methoden:
1) kumulative Methode
2) Programm „Jolly“
3) Programm „Capture“
Bei der kumulativen Methode ergab sich die Populationsgröße aus der Anzahl der
fotografisch erfassten und damit individuell markierten Tiere. Hierbei handelte es sich um die
Mindestpopulationsgröße.
Die angewandte Jolly-Seber Schätzmethode (JOLLY, 1965; SEBER, 1965) wurde
mithilfe des Programmes „Jolly“ (POLLOCK et al., 1990) durchgeführt. Hierbei wurden
Populationsgrößen für jeden Fangtermin separat geschätzt. Diese Methode hat den Vorteil,
dass von einer offenen Population ausgegangen wird, in der Immigration, Emigration,
Natalität
und
Mortalität
angenommen
werden
(JOLLY,
1965).
Die
wichtigsten
Grundannahmen sind nach POLLOCK et al. (1990):
16
Material und Methoden
1) Alle Individuen haben zum Fangzeitpunkt i die gleiche Fangwahrscheinlichkeit.
2) Alle markierten Individuen überleben mit gleicher Wahrscheinlichkeit bis zum
nächsten Fangtermin i + 1.
3) Markierungen können nicht verloren gehen oder übersehen werden.
4) Eine homogene Durchmischung der Population nach dem Fangereignis ist gegeben.
5) Emigration ist permanent.
Die wichtigsten Modelle im Programm „Jolly“ sind Modell A mit zeitspezifischen
Überlebensraten und Fangwahrscheinlichkeiten, Modell B mit konstanten Überlebensraten
und zeitspezifischen Fangwahrscheinlichkeiten sowie Modell D mit konstanten Parametern
(POLLOCK et al., 1990). Das passende Modell wurde mithilfe von „Goodness-of-fit“-Tests
(Chi² nach PEARSON, 1900) und „Likelihood-ratio-type“-Tests ausgewählt. Ein Problem
dieser Methode ist, dass die Schätzung der Populationsgröße empfindlich auf Verletzungen
der Grundannahmen reagiert und eine hohe Fangwahrscheinlichkeit der Tiere vorausgesetzt
wird (HENLE, 2000). CAROTHERS (1973) weist darauf hin, dass besonders die gleiche
Fangwahrscheinlichkeit aller Individuen ein unerreichbares Ideal in natürlichen Populationen
darstellt.
Aus diesem Grund habe ich eine weitere, robustere Methode für geschlossene
Populationen angewandt. Diese wurde mithilfe des Programmes „Capture“ (WHITE et al.
1978) berechnet. Da bei dieser Methode davon ausgegangen wird, dass sich die
Populationsgröße nicht ändert (OTIS et al., 1978), wurde eine Größenschätzung für die
gesamte Fangperiode durchgeführt. Der Vorteil dieser Methode liegt darin, dass Schätzungen
unter der Annahme ungleicher Fangwahrscheinlichkeit durchführbar sind (OTIS et al., 1978).
Die Grundannahmen der Modelle sind im Vergleich zur Jolly-Seber-Methode folglich
weniger restriktiv. Die verbleibenden Grundannahmen der Modelle lauten nach OTIS et al.
(1978):
1) Die Population ist geschlossen.
2) Markierungen können nicht verloren gehen oder übersehen werden.
3) Eine homogene Durchmischung der Population nach dem Fangereignis ist gegeben.
OTIS et al. (1978) betrachten drei Gründe von ungleicher Fangwahrscheinlichkeit in
natürlichen Populationen und beschreiben diese durch die folgenden Modelle:
17
Material und Methoden
1) zeitliche Variation und Unterschiede zwischen den Fangtagen - Modell Mt (time)
2) Verhaltensänderungen der Tiere nach dem Erstfang - Modell Mb (behavior)
3) Heterogenität aufgrund von individuellen Unterschieden zwischen den Tieren Modell Mh (heterogenity)
Diese drei Modelle und deren Kombinationen (Mth, Mtb, Mbh etc.) standen im Programm
„Capture“ zur Verfügung. Die Auswahl des passenden Modelles erfolgte über „Goodness-offit“-Tests und „Likelihood-ratio-type“-Tests.
Da es nicht möglich war die Teilflächen des Untersuchungsgebietes an einem Tag zu
beproben,
wurden
mehrere
aufeinanderfolgende
Fangtage
zu
einem
Fangereignis
zusammengefügt. Dies hilft die zeitliche Variation so gering wie möglich zu halten (WHITE,
1982). Die Teilfläche „Hinterberg“ (HB) wurde für die Berechnung der Populationsgröße in
„Capture“ und „Jolly“ aufgrund der Größe und der Anzahl der Gewässer nochmals unterteilt.
Es ergaben sich 12 Fangereignisse für den Bereich HB_1, acht für den Bereich HB_2 und
neun für den Bereich SS. Die Populationsgrößen wurden für alle drei Bereiche separat
ausgewertet und später addiert. In die Berechnungen wurden nur adulte und subadulte
Gelbbauchunken einbezogen.
3.2.4 Altersbestimmung
Hinsichtlich des Alters der Tiere unterschied ich zwischen adulten, subadulten und juvenilen
Tieren. Das Alter wurde hierbei anhand der Größe (Kopf-Rumpf-Länge) der Tiere
abgeschätzt. Nach KAPFBERGER (1984) und SY & GROSSE (1998) bezeichnete ich Tiere mit
einer Kopf-Rumpf-Länge von mindestens 30 mm als adult. Tiere in dieser Größenklasse mit
Brunftschwielen wurden als Männchen, alle anderen als Weibchen, gewertet. Unken, welche
kleiner als 30 mm waren, die aufgrund ihres Fangzeitpunktes und ihrer Größe jedoch
mindestens
einmal
überwintert haben mussten, wurden
als
subadult
bezeichnet.
Metamorphosierte Jungtiere vor ihrer ersten Überwinterung bezeichnete ich als juvenil.
3.2.5 Geschlechterbestimmung
Die Bestimmung der Geschlechter der Tiere erfolgte, angelehnt an GOLLMANN & GOLLMANN
(2002), KAPFBERGER (1982) und SY & GROSSE (1998), anhand der nur bei männlichen Tieren
auftretenden Brunftschwielen. Diese sind über die gesamte Saison sichtbar, auch wenn der
Pigmentierungsgrad zum Ende der Aktivitätsperiode leicht abnimmt (SY, 1998). Bei
18
Material und Methoden
Wiederfängen wurde die Geschlechtszuordnung durch Abgleichen der fotografisch erfassten
Bauchmuster nochmals überprüft.
Die beiden Geschlechter wurden hinsichtlich ihrer Körpergrößen und –gewichte
statistisch verglichen. Des Weiteren wurde das Geschlechterverhältnis der Population
berechnet. Juvenile und subadulte Tiere fanden für die Geschlechterbestimmung keine
Berücksichtigung.
3.2.6 Vermessung und Wägung
Die registrierten Gelbbauchunken wurden gewogen und vermessen. Adulte Tiere wog ich mit
einer digitalen Taschenwaage (Kern© CM 320-1, max. 320 g) auf 0.1 g genau. Für Subadulte
und Juvenile nutzte ich eine digitale Taschenwaage (Kern© CM 60 - 2N, max. 60 g) mit einer
Genauigkeit von ± 0.01 g. Um die Tiere am Wegspringen zu hindern, platzierte ich sie in
einem Plastikgefäß mit Deckel, welches mit der Waage tariert wurde. Da die Waagen erst ab
Juni zur Verfügung standen, konnten 15 Gelbbauchunken nicht gewogen werden. Es handelte
sich um Tiere der ersten beiden Fangtage, welche später nicht wiedergefangen wurden.
Die Bestimmung der Kopf-Rumpf-Länge (KRL) erfolgte durch zwei verschiedene
Methoden. Ich maß die Tiere mithilfe einer Schieblehre (Kinzo©, 0 - 150 mm, Genauigkeit ±
0.05 mm) von der Schnauzenspitze bis zum Kloakenrand. Hierbei achtete ich darauf, dass die
Tiere locker in der Hand lagen. Mit dem Mittelfinger übte ich einem sanften Druck auf den
Rücken der Tiere aus, sodass diese ihre Wirbelsäule nicht krümmen konnten. Diese Methode
birgt jedoch auch bei geübten Bearbeitern das Risiko, dass die Messwerte um einige
Millimeter streuen (Messfehler bis 15 % nach SEIDEL, 1988). Verlässlichere Ergebnisse erhält
man, wenn man die Tiere während der Messung an eine Unterlage drückt (KUHN, 1997;
SEIDEL, 1988). Aus diesem Grund vermaß ich die Tiere zusätzlich in der Petrischale. Hierzu
wurde auf der Schale eine Messskala von 4 cm angebracht, welche bei der Identifizierung der
Tiere mitfotografiert wurde (Abbildung 3.1). Anhand der Fotos wurden die Unken später am
PC im Programm AmphIdent vermessen. Die Messskala diente hierbei als Referenz. Die
Ergebnisse beider Methoden wurden statistisch verglichen. Juvenile Tiere maß ich lediglich
mit der Schieblehre, da ich diese nicht individuell erfasste.
3.2.7 Dispersion, Wanderverhalten und Ortstreue
Aussagen zu Wanderdistanzen und Raumnutzungen von Arten spielen eine entscheidende
Rolle in der Populationsökologie (BEGON et al., 1997). Besonders für den angewandten
19
Material und Methoden
Arten- und Naturschutz ist es wichtig, die Raum- und Habitatansprüche einer Art genau zu
kennen, bevor man Naturschutzmaßnahmen plant (JACOB et al., 2009). Da ich den Fundpunkt
jedes gefangenen Tieres protokollierte, konnte ich die räumliche Verteilung der Individuen im
Untersuchungsgebiet (Dispersion) und die Nutzungsintensität der drei Teilbereiche genauer
untersuchen. Für jede wiedergefangene Unke konnten außerdem Aktionsdistanz und
Wanderstrecke
ermittelt
werden.
Die
Aktionsdistanz
bezeichnete
hierbei
nach
SCHWERDTFEGER (1979) die maximale Distanz zwischen zwei Fundpunkten eines Tieres
(Luftlinie). Für die Wanderstrecke addierte ich die Distanzen zwischen den einzelnen
Fundpunkten. Der Schwerpunkt dieser Betrachtungsweise lag hierbei nicht auf der physischen
Leistung der Unken, sondern auf deren Ortsbeziehungen. Alle Distanzen wurden im
Programm GISterm (Disy Informationssysteme) vermessen. Das Relief fand dabei keine
Berücksichtigung, was zu einer Unterschätzung der tatsächlichen Entfernungen führt.
Für die Betrachtung der Ortstreue wurden alle mindestens 1-mal wiedergefangenen
Gelbbauchunken in drei Kategorien eingeteilt:
Kategorie a:
Das Tier wurde stets in demselben Gewässer gefangen.
Kategorie b:
Das Tier wurde an mindestens zwei verschiedenen Gewässern,
aber stets in demselben Gewässerkomplex, gefangen.
Kategorie c:
Das Tier wurde in mindestens zwei Gewässerkomplexen
gefangen.
Als ortstreu wurden Tiere der Kategorien „a“ und „b“ angesehen (MÖLLER, 1992; SY, 1998).
3.2.8 Erfassung der Reproduktion
Die
Untersuchungsgewässer
wurden
1-mal
wöchentlich
auf
Laich,
Larven
und
metamorphosierte Jungtiere kontrolliert. An Tagen nach starken Regenfällen kontrollierte ich
die Gewässer täglich. Die abgelegten Eier wurden mittels eines Handzählgerätes gezählt. Da
die Weibchen der Gelbbauchunke Laichklumpen mit nur etwa 10 - 40 Eiern ablegen
(HABBEL, 1995) und diese bevorzugt in flachen Bereichen der Gewässer positionieren
(GOLLMANN & GOLLMANN, 2002), ist ein vollständiges Zählen des Laiches meist problemlos
möglich. Waren Gewässer nach Regenfällen zu stark getrübt und der Laich dadurch nicht
sichtbar, wurde an den darauffolgenden Tagen gezählt. Um eine doppelte Zählung zu
vermeiden wurden stets neu abgelegte Eier erfasst.
20
Material und Methoden
Larven und metamorphosierte Jungtiere zählte ich ebenfalls mit dem Handzählgerät.
Die Larven wurden in drei Kategorien eingeteilt: klein (1 - 2 Wochen alt), mittel (2 - 4
Wochen alt) und groß (< 4 Wochen alt, mit sichtbar ausgeprägten Hintergliedmaßen).
Metamorphosierte Jungtiere wurden als solche bezeichnet, wenn die Vordergliedmaßen
durchgebrochen waren.
Als „erfolgreiche Reproduktion“ wertete ich, wenn metamorphosierte Jungtiere am
Gewässer nachweisbar waren. Wurden große Larven nachgewiesen, bei denen davon
auszugehen war, dass sie vor der nächsten Untersuchung die Metamorphose abschließen
würden, wurde dies ebenfalls als „erfolgreiche Reproduktion“ gewertet. Ein frühzeitiges
Beenden der Entwicklung der Larven, etwa durch Fressfeinde oder das Austrocknen des
Gewässers, wurde als „kein Reproduktionserfolg“ gewertet.
Als Laichereignis bezeichnete ich einen Zeitraum von wenigen Tagen intensiver
Laichaktivität, dem ein längerer Zeitraum ohne Laichaktivität folgte.
3.3 Habitatanalyse
Der zweite Schwerpunkt der Arbeit lag auf dem Lebensraum der Gelbbauchunke im
Untersuchungsgebiet. Neben einer Charakterisierung des Landlebensraumes betrachtete ich
alle Untersuchungsgewässer hinsichtlich ihrer physischen, chemischen und biologischen
Parameter. Es wurde untersucht, ob das jeweilige Gewässer von Gelbbauchunken besiedelt
und
ob
es
zur
Reproduktion
genutzt
wurde.
Dadurch
konnten
Aussagen
zur
Gewässerpräferenz der Art getroffen und die hierfür verantwortlichen Parameter bestimmt
werden.
3.3.1 Charakterisierung des Landlebensraumes
Der
Landlebensraum
der
Gelbbauchunke
wurde
durch
Informationen
aus
dem
Fachinformationssystem (FIS) Naturschutz der Thüringer Landesanstalt für Umwelt und
Geologie (TLUG) bewertet. Vorhandene Biotoptypen und deren Anteile an der Gesamtfläche
wurden für die drei Teilflächen berechnet. Im Freiland notierte ich Versteck- und
Überwinterungsmöglichkeiten im Umkreis der Untersuchungsgewässer. Hierbei orientierte
ich mich an dem ABC-Bewertungsbogen zur Beurteilung der Habitatqualität für die
Gelbbauchunken der Thüringer Landesanstalt für Umwelt und Geologie.
21
Material und Methoden
3.3.2 Bestimmung von Gewässerfunktionstypen
Anhand der Nutzung der Gewässer durch die Gelbbauchunke teilte ich die Gewässer in
Funktionstypen ein. Nach WAGNER (1996) wurden drei Gewässer-Funktionstypen
unterschieden:
„Aufenthaltsgewässer“ (AG)
Gewässer, in denen adulte und subadulte
Gelbbauchunken, jedoch keine Entwicklungsstadien der
Art, festgestellt wurden.
„Reproduktionsgewässer“ (RG)
Gewässer, in denen Entwicklungsstadien der Art
festgestellt wurden. RG ohne Reproduktionserfolg
wurden als „nicht reproduktiv“, solche mit mehr als 100
Larven als „sehr reproduktiv“ und alle weiteren als
„mäßig reproduktiv“ eingestuft.
„Unbesiedelte Gewässer“ (UG)
Gewässer die keinerlei Funde der Art zeigten.
Die Bezeichnungen Reproduktionsgewässer und Laichgewässer wurden synonym verwendet.
3.3.3 Ermittelte Parameter an den Gewässern
Es ist bekannt, dass die Gelbbauchunke spezifische Anforderungen an ihre Laichgewässer
stellt und sich diese von den Aufenthaltsgewässern der Art unterscheiden (vgl. BARANDUN &
REYER, 1998; GOLLMANN & GOLLMANN, 2002; KAPFBERGER, 1982). Um herauszufinden,
welche Bedingungen ein Laichgewässer bieten sollte, verglich ich die von der Art genutzten
Aufenthalts- und Reproduktionsgewässer im Untersuchungsgebiet hinsichtlich verschiedener
Parameter. Für die Charakterisierung der Gewässer habe ich folgende Parameter an jedem
Gewässer aufgenommen:
- Gewässergröße (m²)
- Gewässertiefe (m)
- Vegetationsbedeckung (%)
- Besonnungsgrad (%)
- Wassertemperatur (°C)
- pH-Wert
- elektrische Leitfähigkeit (µS cm-1)
- Sauerstoffsättigung (mg/L)
- Begleitfauna (Amphibien, Prädatoren)
22
Material und Methoden
Die Größe der Untersuchungsgewässer bestimmte ich einmalig anhand von Orthofotos
(20 x 20 cm, 2012), welche etwa zum Gewässerhöchststand im Frühjahr (März - April)
aufgenommen wurden. Die Vermessung wurde am PC durchgeführt (GISterm, Disy
Infomationssysteme). Kleine ephemere Gewässer wurden im Feld mithilfe eines Zollstockes
vermessen.
Die Wassertiefe von Klein- und Kleinstgewässern kann innerhalb einer Saison stark
schwanken, weshalb ich diese 1-mal wöchentlich aufnahm. Da ich eine verlässliche Messung
über einen langen Zeitraum garantieren wollte, brachte ich zu Beginn der Untersuchung in
jedem der Gewässer eine Holzlatte mit einer Messskala an (Abbildung 3.2). Auf diese Weise
konnte der Wasserstand immer an derselben Stelle im Gewässer bestimmt werden. Da ich
diesen außerdem von dem Gewässerrand abgelesen konnte, wurde eine Störung des sensiblen
Habitats verhindert.
Die Vegetationsbedeckung der Gewässer wurde nach MÜHLENBERG (1993) 14-tägig
geschätzt. Als Vegetationsbedeckung wurde hierbei der flächenmäßige Anteil des Gewässers
(in %) bestimmt, welcher mit Vegetation bewachsen war. Für submerse und emerse
Vegetation wurde eine separate Schätzung durchgeführt. In die Auswertung flossen nur
Vegetationsbedeckungen aus den Aufnahmen im Juli ein, da die Bedeckung in diesem Monat
am höchsten war und somit den maximalen Bewuchs darstellte.
Um Aussagen zum Besonnungsgrad der Gewässer treffen zu können, schätzte ich den
Anteil der Gewässeroberfläche (in %), welcher nicht durch Gehölze oder Vegetation
beschattet wurde.
Die Wassertemperatur (°C) ermittelte ich bei jeder Begehung mit einem Combo Tester
(HANNA® Instruments HI 98129/130, Genauigkeit ± 0.05°C) wenige Zentimeter unterhalb
der Wasseroberfläche. Da sich die Wassertemperatur jedoch mit dem Tagesverlauf stark
ändert, sind diese Werte von der Zeit der Begehung abhängig und für einen statistischen
Vergleich unbrauchbar. Aus diesem Grund zeichnete ich die Wassertemperatur in 11
Gewässern zusätzlich durch Data Logger (HOBO Pendant® UA-002-08, Genauigkeit ±
0.53°C) auf. Diese Temperatursensoren wurden an der tiefsten Stelle der Gewässer befestigt
(Abbildung 3.2). Die Aufzeichnungen fanden vom 25. Juni 2014 bis 30. September 2014, alle
10 Minuten, synchron in den 11 Gewässern statt. Ausgewertet wurde der Zeitraum vom 08.
Juli bis 30. September 2014, da die meisten Gewässer zuvor trocken lagen. Die Logger
wurden mithilfe der Software HOBOware (Version 3.3.1, Onset Computer Corporation)
programmiert und ausgelesen. Für die Datenverarbeitung bestimmte ich Tages- und
Nachtmittelwerte, Minima und Maxima sowie die Temperaturspanne (Range) eines jeden
Gewässers.
23
Material und Methoden
a
b
Abbildung 3.2 Aufnahme der Wassertiefe und Wassertemperatur in den Gewässern. Holzlatte mit
Messskala zur Bestimmung der Wassertiefe (a), Data Logger zur Aufzeichnung der Wassertemperatur
(b)
Für die Charakterisierung des chemischen Milieus in den Untersuchungsgewässern
bestimmte ich 14-tägig den pH-Wert, die elektrische Leitfähigkeit (µS cm-1) und den
Sauerstoffgehalt (mg/L) des Wassers. Der pH-Wert und die elektrische Leitfähigkeit wurden
mit dem Combo Tester (HANNA® Instruments HI 98129/130, Genauigkeit 0.01 pH)
gemessen. Die Menge an gelöstem Sauerstoff bestimmte ich mit einem MultiparameterMessgerät (WTW OxiCal® SL 315i, Genauigkeit ± 0.5 %).
Neben den chemischen und physischen Parametern untersuchte ich die Gewässer
außerdem auf das Vorhandensein von Konkurrenten und Prädatoren der Gelbbauchunke,
beziehungsweise ihrer Entwicklungsstadien. Das Vorhandensein konkurrierender AnurenArten, beispielsweise des Europäischen Laubfrosches (Hyla aborea), wurde notiert.
Potentielle Prädatoren wurden in die Gruppen Insektenlarven (Ordnungen: Odonata,
Coleoptera) und Molche (Gattungen: Triturus, Lissotriton, Ichthyosaura) eingeteilt.
3.3.4 Ermittlung der Gewässerpräferenz bei der Laichablage
Aus der Gesamtheit der ermittelten Parameter sollten diese herausgefiltert werden, welche für
die Intensität des Laichens an den Gewässern verantwortlich waren. Hierfür wandte ich eine
nicht-lineare Regressionsanalyse an. Die Anzahl abgelegter Eier in den Gewässern stellte die
abhängige Variable dar, während die diversen Parameter die erklärenden Variablen
darstellten. Da es sich bei der Anzahl abgelegter Eier um Zähldaten handelte, nutzte ich ein
log-lineares Regressionsmodell. Bei dem genutzten GLM („Generalized Linear Model“)
wurde die Überdispersion berücksichtigt und eine Korrektur der Fehlerverteilung
vorgenommen. Das GLM basierte auf dem Prinzip der „Maximum-Likelihood“, das heißt es
wurde nach der Parameterkombination gesucht, welche die Varianz innerhalb der Daten am
24
Material und Methoden
besten erklärt. Als optimale Parameter galten diejenigen Werte, mit denen die
Regressionsgleichung zu konstruieren war, die für bestimmte x-Werte die tatsächlich
beobachteten y-Werte der Stichprobe mit höchstmöglicher Wahrscheinlichkeit ermitteln
konnte. Hierfür wurde das Grundmodell, welches alle Parameter enthielt, nach dem Prinzip
der „Sparsamkeit“ („Principle of parsimony“) schrittweise vereinfacht. Erst wenn sich im
Laufe
der
Vereinfachung
die
Wahrscheinlichkeit
für
eine
möglichst
exakte
Regressionsschätzung der Stichprobe nicht mehr steigern ließ, wurde die Vereinfachung
abgebrochen und diejenigen Parameter-Schätzwerte, als optimale Schätzwerte akzeptiert (=
finales Modell). Die Parameter des finalen Modelles galten als entscheidende Kriterien für die
Wahl eines Laichgewässers durch die Gelbbauchunke.
In die Analyse flossen alle untersuchten Gewässer der Teilflächen HB und SS (n = 82)
ein. Hinsichtlich der Gewässerparameter bezog ich alle neun untersuchten Gewässerparameter
ein (Abschnitt 3.3.3). Zusätzlich flossen die Informationen zu der Austrocknungshäufigkeit
der Gewässer ein. Die Parameter Vegetationsbedeckung (emers und submers) und Besonnung
wurden für die Analyse in Proportionaldaten umgewandelt (÷ 100), da sie in Prozent
aufgenommen wurden.
3.4 Wetterdaten
Für den gesamten Untersuchungszeitraum standen Wetterdaten der Station HEG03 (HainichDün Grünland, 50° 59' 53.13", 10° 25' 58.62") der Biodiversitäts-Exploratorien
(EXPLORATORIEN
ZUR FUNKTIONELLEN
BIODIVERSITÄTSFORSCHUNG, 2014) zur Verfügung.
Die Messstation befand sich etwa 1.4 km südwestlich des Untersuchungsgebietes. Es wurden
Tagesdaten für Lufttemperatur (°C, Messung 2 m über dem Boden), Niederschlag (mm) und
relative Luftfeuchtigkeit (%, Messung 2 m über dem Boden) ausgewertet. Anhand der
Wetterdaten untersuchte ich, ob die Laichereignisse der Gelbbauchunke mit den
Niederschlagsmengen korrelierten und ob sich Niederschlag und Tagesmitteltemperatur auf
die Anzahl registrierter Unken auswirkten.
3.5 Statistische Auswertung
Die Untersuchung auf signifikante Unterschiede zwischen Gruppen erfolgte bei einer
Normalverteilung der Daten (Shapiro-Wilk Test: p > 0.05) und einer Varianzhomogenität (FTest: p > 0.05) mittels eines klassischen t-Testes. Dieser prüft, ob die Mittelwerte zweier
unabhängiger Stichproben aus der gleichen Grundgesamtheit stammen. Waren die beiden
25
Material und Methoden
Datenmengen nicht normalverteilt und/oder varianzhomogen, griff ich auf den MannWhitney-U Test zurück. Hierbei werden die Mediane zweier Stichproben verglichen.
Die im Untersuchungszeitraum erfassten Daten wurden in MS Office Excel 2010
verwaltet und ausgewertet. Die Populationsschätzungen wurden mit den in Abschnitt 3.2.3
genannten Programmen durchgeführt. Alle statistischen Berechnungen führte ich im
Programm R (Version i386 3.1.2) durch.
26
4 Ergebnisse
4.1 Gewässerkartierung
Durch die im Abschnitt 2.3 erklärten Methoden konnten im weiteren Untersuchungsgebiet
insgesamt 1972 Gewässer identifiziert werden (Abbildung 4.1). Während der Begehung der
Untersuchungsfläche gelang es mir 1131 dieser Gewässer zu kartieren. Weitere 841 Gewässer
wurden durch die Drohnen-basierte Befliegung identifiziert.
Abbildung 4.1 Kartierte Gewässer im Untersuchungsgebiet (n = 1972). Karte erstellt im FIS der
TLUG. Kartengrundlage: Geobasisdaten des Thür. Landesamtes für Vermessung und
Geoinformation.
27
Ergebnisse
Betrachtet man die Verteilung der kartierten Gewässer im Untersuchungsgebiet so
wird deutlich, dass die Teilfläche ZI die meisten Gewässer aufwies. Auf dieser Fläche
befanden sich viele große Gewässer, welche stark bewachsen und teilweise versumpft waren.
In der Teilfläche SS existierten nur wenige Gewässer, welche stark verstreut lagen. Die
Auswirkungen der starken Hangneigung des Untersuchungsgebietes, welche von Norden nach
Süden hin abfiel, wurden in der Teilfläche HB sichtbar. Auf dieser Fläche kartierte ich
vornehmlich Gräben, welche durch das ablaufende Niederschlagswasser gefüllt wurden.
Insgesamt wählte ich 118 Gewässer zur näheren Untersuchung aus. Diese wurden in
19 Gewässerkomplexe eingeteilt, welche jeweils gemeinsam untersucht wurden (Abbildung
4.2) (Anhang A). Hierdurch ergab sich folgendes Bild:
„Zirkel“ (ZI):
6 Gewässerkomplexe, 36 Gewässer
„Silbersee“ (SS):
5 Gewässerkomplexe, 17 Gewässer
„Hinterberg“ (HB): 8 Gewässerkomplexe, 65 Gewässer
Abbildung 4.2 Untersuchungsgewässer (n = 118) und Gewässerkomplexe (n = 19) in den drei
Teilgebieten. Karte erstellt im FIS der TLUG. Kartengrundlage: Geobasisdaten des Thür.
Landesamtes für Vermessung und Geoinformation.
28
Ergebnisse
Die meisten der Untersuchungsgewässer waren Tümpel (Abbildung 4.3). In der Fläche
HB befanden sich, im Vergleich zu den anderen Teilflächen, anteilsmäßig die meisten Gräben
(34 %). Die Fläche ZI wies mit 33 % vergleichsmäßig viele Fahrspuren auf. Auf der Fläche
SS befand sich ein Gewässer im Quellgebiet.
Zirkel (ZI)
Hinterberg (HB)
3%
n=1
34%
n = 22
Tümpel
Fahrspur
Graben
42%
n = 27
33%
n = 12
Tümpel
64%
n = 23
Pfütze
17%
n = 11
Fahrspur
8%
n=5
Graben
Silbersee (SS)
6%
n=1
6%
n=1
Tümpel
Pfütze
Fahrspur
Graben
18%
n=3
6%
n=1
Quellgebiet
65%
n = 11
Abbildung 4.3 Übersicht der Gewässertypen und deren Anteile an der Gesamtzahl der
Untersuchungsgewässer der drei Teilflächen (HB: n = 65, ZI: n = 36, SS: n = 17).
29
Ergebnisse
4.2 Populationsstruktur
4.2.1 Fang-und Individuenzahlen
Innerhalb des Untersuchungszeitraumes konnten 517 Gelbbauchunken gefangen werden
(Tabelle 4.1). Durch die Auswertung der Bauchmuster wurden 334 GelbbauchunkenIndividuen identifiziert. Davon waren 152 Tiere adult (108 ♂♂, 44 ♀♀) und vier subadult.
Zusätzlich wurden 178 juvenile Tiere kurz nach der Metamorphose aufgenommen. Diese
wurden im Folgenden jedoch nur dann berücksichtigt, wenn die erhobenen Daten von
Interesse waren (Abschnitt 4.2.3, 4.4).
Tabelle 4.1 Anzahl der Fänge und Individuenzahlen für weibliche, männliche, subadulte und juvenile
Gelbbauchunken in den drei Untersuchungsflächen.
Gesamt
HB
SS
ZI
Individuen
334
296
38
0
(Fänge)
517
460
57
0
Adulte
152
128
24
0
(Fänge)
333
291
42
0
♂♂
108
93
15
0
(Fänge)
244
221
23
0
♀♀
44
35
9
0
(Fänge)
89
70
19
0
Subadulte
4
3
1
0
(Fänge)
6
4
2
0
Juvenile
178
165
13
0
(Fänge)
178
165
13
0
Betrachtet man nur die adulten Gelbbauchunken, war die Präsenz der Tiere im Juli am
höchsten (161 Fänge) (Abbildung 4.4). In den Monaten Juni und Juli wurden in der Summe
61 % aller Fänge durchgeführt. Im Mai und im August wurden mit jeweils 43 Fängen
wesentlich weniger Gelbbauchunken gefangen. Im September konnte nur noch 7-mal ein Tier
gefangen werden.
30
Anzahl Fänge
Ergebnisse
140
130
120
110
100
90
80
70
60
50
40
30
20
10
0
Männchen ♂♂
124
Weibchen ♀♀
58
37
31
29
23
14
12
5
Mai
Juni
Juli
August
2
September
Abbildung 4.4 Anzahl der Fänge weiblicher und männlicher Tiere verteilt auf die Monate Mai bis
September (n = 335).
Wiederfänge
Von den 156 adulten und subadulten Individuen wurden 49 % (n = 76) wiedergefangen. Etwa
die Hälfte der Tiere (51%, n = 80) wurde lediglich 1-mal im Untersuchungszeitraum
gefangen. Von den weiblichen Tieren konnten 45 % wiedergefangen werden (n = 20 von 44),
von den männlichen Tieren 52 % (n = 56 von 108). Die vier subadulten Tiere wurden alle nur
1-mal gefangen.
Die Fanghäufigkeiten der beiden Geschlechter reichten von einem Fang bis zu 10
Fängen innerhalb des Untersuchungszeitraumes (Tabelle 4.2, Abbildung 4.5). Das am
häufigsten gefangene Tier war ein Weibchen. Im Schnitt wurden männliche Tiere 2.3-mal
gefangen und weibliche Tiere 2.0-mal. Die Fanghäufigkeiten beider Geschlechter
unterschieden sich nicht signifikant voneinander (Test of equal proportions: X² = 0.511, df =
1, p > 0.05). Die detaillierten Fanghistorien der 156 adulten und subadulten Individuen
können dem Anhang B entnommen werden.
Tabelle 4.2 Fanghäufigkeiten (FH) der männlichen, weiblichen und subadulten Gelbbauchunken (n =
156)
FH
1x
2x
3x
4x
5x
6x
7x
8x
9x
10x
♂♂
♀♀
52
23
11
8
9
3
3
1
0
0
24
9
5
3
2
0
0
0
0
1
Subadulte
4
0
0
0
0
0
0
0
0
0
31
Ergebnisse
90
80
80
70
Individuenzahl
60
50
40
32
30
20
15
11
11
10
2
3
6
7
1
0
1
8
9
10
0
1
2
3
4
5
Zahl der Fänge pro Individuum
Abbildung 4.5 Fanghäufigkeiten der adulten und subadulten Individuen (n = 156, Zahl der Fänge =
339)
4.2.2 Populationsgröße und Überlebensraten
Auf Grundlage der kumulativen Berechnungsmethode lag die Mindestgröße der betrachteten
Gelbbauchunkenpopulation bei 156 Tieren, was der Anzahl der Erstfänge im gesamten
Untersuchungsgebiet entsprach (Tabelle 4.3).
Tabelle 4.3 Erst- und Wiederfangzahlen der adulten und subadulten Gelbbauchunken in den
Teilflächen HB_1, HB_2 und SS.
Fangtage Erstfänge Wiederfänge Gesamtfänge
(FT)
(EF)
(WF)
(GF)
EF/FT
WF/FT
GF/FT
HB_1
12
116
161
277
9.7
13.42
14.75
HB_2
8
15
3
18
1.88
0.38
2.25
SS
9
25
19
44
2.78
2.11
4.89
156
183
339
Gesamt
Mithilfe der Schätzmethode aus dem Programm „Capture“ konnte eine aktuelle
Populationsgröße von 262 ± 24 Tieren berechnet werden. Hierfür wurden die geschätzten
Populationsgrößen der drei Teilbereiche HB_1, HB_2 und SS addiert (Tabelle 4.4). Der
Gesamtstandardfehler wurde nach dem Gauß‘schen Fehlerfortpflanzungsgesetz aus den
Standardfehlern der Schätzwerte der einzelnen Bereiche berechnet. Für den Teilbereich ZI
konnte keine Populationsgröße geschätzt werden, da keine Gelbbauchunken registriert
wurden. Die durchschnittlich geschätzte Fangwahrscheinlichkeit betrug 0.11, also 11 %. Eine
32
Ergebnisse
relativ hohe Präzision der Schätzwerte in Tabelle 4.4 lässt sich an den vergleichsweise
geringen Standardfehlern und den engen Vertrauensbereichen erkennen.
Tabelle 4.4 Schätzwerte nach „Capture“ für die Populationsgröße (N) und die Fangwahrscheinlichkeit
(P), inklusive Standardfehler (SEM) und 95 % Konfidenzintervall (CI).
bestes
Modell
N
SEM
95% CI
P
SEM
95% CI
HB_1
M(th)
179
19
152 - 228
0.13
0.02
0.08 - 0.18
HB_2
M(h)
52
13
34 - 89
0.04
-
-
SS
M(t)
31
3
27 - 41
0.16
0.03
0.09 - 0.22
262
24
0.11
0.04
Gesamt
Die passenden Modelle waren die Modelle M(t) für Zeit, M(h) für Heterogenität und
deren Kombinationsmodell M(th). Die Wahl des Modelles M(t) deutete darauf hin, dass sich
die Fangwahrscheinlichkeit der Tiere mit der Zeit änderte, beziehungsweise zwischen den
einzelnen Fangtagen unterschied. Das Modell M(h) zeigte, dass sich die einzelnen Individuen
in ihrer Wahrscheinlichkeit gefangen zu werden unterschieden. Die Ergebnisse der
„Goodness-of-fit“-Tests, auf denen die Auswahl der drei Modelle beruhte, können dem
Anhang C entnommen werden.
Die Populationsgröße, welche nach der Jolly-Seber-Methode geschätzt wurde, lag mit
insgesamt
91
±
29
Tieren
unterhalb
der
Mindestpopulationsgröße
für
das
Untersuchungsgebiet (Tabelle 4.5). Für den Teilbereich HB_2 konnte im Programm „Jolly“
keine Schätzung durchgeführt werden. Es ergaben sich im Programm lediglich zwei gültige
Werte. Die detaillierten Schätzwerte sowie die Ergebnisse der „Goodness-of-Fit“-Tests sind
in dem Anhang C zu finden.
Tabelle 4.5 Schätzwerte nach „Jolly“ für die Populationsgröße (N) und die Fangwahrscheinlichkeit (P),
inklusive Standardfehler (SEM) und 95 % Konfidenzintervall (CI)
HB_1
bestes
Modell
N
SEM
95% CI
P
SEM
95% CI
B
70
23
24 - 116
0.35
0.08
0.19 - 0.51
HB_2
-
-
-
-
-
-
-
SS
D
21
17
13 - 55
0.23
0.07
0.09 - 0.37
91
29
0.24
0.11
Gesamt
Ausgehend von der Populationsgrößenschätzung des Programmes „Capture“ (n = 262
Unken) konnte ich durch meine Fangmethode, bezogen auf die Adulti, 58 % der vorhandenen
Gelbbauchunken im Untersuchungsgebiet fangen (n = 152). Die Anzahl registrierter
Individuen pro Monat ergab folgende Anteile an der Gesamtpopulation:
33
Anteil von berechneter Gesamtpopulation
N [%]
Ergebnisse
45
38,9
40
35
30
26,0
25
20
15
14,1
13,4
10
5
2,7
0
Mai
Juni
Juli
August
September
n = 37
n = 68
n = 102
n = 35
n=7
Abbildung 4.6 Anzahl gefangener adulter Individuen pro Monat (n) und jeweiliger Anteil an der
geschätzten Gesamtpopulation von 262 Tieren. Datenbeschriftungen der Anteile in %. Wiederfänge
desselben Individuums innerhalb eines Monates wurden nicht einbezogen.
Überlebensraten
Mithilfe des Programmes „Jolly“ konnten Überlebensraten berechnet werden. Die
durchschnittliche Überlebensrate (φ) der Adulten lag bei 0.768 (SEM 0.452). Mit einer
Wahrscheinlichkeit von 76.8 % überlebte ein Tier demnach durchschnittlich von einem
Fangtermin bis zum nächsten. Im Vergleich zur Populationsgröße sind Schätzwerte für
Überlebensraten aus „Jolly“ robust gegenüber verletzten Grundannahmen und können auch
dann genutzt werden (CAROTHERS, 1973; CORMACK, 1972).
4.2.3 Altersstruktur
Die registrierten juvenilen Tiere machten mit 53 % den größten Anteil an der GesamtIndividuenzahl der Population aus. Der Anteil adulter Tiere lag bei 46 %. Da insgesamt nur
vier subadulte Tiere registriert wurden, lag ihr Anteil bei lediglich 1 %.
Die
Alterszusammensetzung
der
Population
änderte
sich
über
die
fünf
Untersuchungsmonate (Abbildung 4.7). Der Anteil adulter Individuen fiel im Laufe der
Untersuchungsmonate ab. Während im Monat Mai ausschließlich adulte Tiere registriert
wurden, lag der Anteil adulter Tiere im September nur noch bei 4 % aller Individuen. Der
Anteil juveniler Tiere stieg von 3 % im Juli auf 95 % im September an. Unter Einbeziehung
der Juvenilen, welche gezählt, aber nicht individuell registriert wurden (Abschnitt 4.4), läge
34
Ergebnisse
der Anteil dieser Altersgruppe noch deutlich höher. Außer im Monat Mai konnte in jedem
Monat ein subadultes Tier registriert werden. Die Anteile beliefen sich auf unter 2 % der
Gesamt-Individuenzahl.
Anteil der Altersklassen an der GesamtIndividuenzahl
adult
subadult
juvenil
100%
90%
80%
70%
60%
50%
40%
30%
20%
10%
0%
Mai
Juni
Juli
August
n = 37
n = 69
n = 106
n = 41
September
n = 165
Abbildung 4.7 Verteilung der drei Altersklassen auf die Gesamt-Individuenzahl in den Monaten Mai
bis September (n = 418). Wiederfänge desselben Individuums innerhalb eines Monates wurden nicht
einbezogen.
4.2.4 Geschlechterverhältnis
Mit 108 gefangenen Männchen und 44 Weibchen ergab sich ein Geschlechterverhältnis
(♂♂/♀♀) von 2.45 zu Gunsten der Männchen. Der Männchenanteil lag bei 71 %, der der
Weibchen bei 29 %. In allen fünf Untersuchungsmonaten wurden mehr männliche als
weibliche Individuen gefangen (Abbildung 4.8). Es gab nur eine geringfügige Schwankung.
Der höchste Männchenanteil wurde im Juni festgestellt (74 %), der geringste im Mai (70 %).
35
Ergebnisse
Männchen ♂♂
Weibchen ♀♀
September
5
2
August
25
10
Juli
73
Juni
29
50
Mai
18
26
0%
10%
20%
30%
40%
50%
60%
70%
11
80%
90%
100%
Relative Häufigkeit der Geschlechter
Abbildung 4.8 Geschlechterverteilung der adulten Individuen in den Monaten Mai bis September (n =
249).
4.2.5 Körpergrößen und Körpergewichte
Methodenvergleich
Die Kopf-Rumpf-Längen (KRL) der Gelbbauchunken wurden, wie in Abschnitt 3.2.5
beschrieben, durch zwei Methoden bestimmt. Die Ergebnisse der einzelnen Messungen eines
Individuums wurden gemittelt, sodass pro Individuum nur ein Wert in die Auswertung
einfloss.
Die gemessenen Kopf-Rumpf-Längen unterschieden sich signifikant zwischen den
beiden Methoden PC und Schieblehre (SchL) (gepaarter Mann-Whitney-U Test: V = 10420, p
< 0.001, n = 304). Der Mittelwert der KRL der PC-Messung war mit 41.7 ± 4.5 mm (33.6 51.5 mm, n = 152) größer, als der Mittelwert der KRL der Schieblehren-Messung mit 38.9 ±
4.1 mm (30.0 - 48.0, n = 152).
Ein separater Vergleich männlicher und weiblicher Gelbbauchunken ergab dasselbe
Bild. Die ermittelten KRL beider Methoden unterschieden sich für beide Geschlechter
signifikant (gepaarter Mann-Whitney-U Test: ♂♂ V = 5383, p < 0.001, n = 216; ♀♀ V = 836,
p < 0.001, n = 88) (Abbildung 4.9). Die ermittelten Mediane und Mittelwerte beider
Geschlechter waren bei der PC-Messung größer als bei der Schieblehren-Messung (Tabelle
4.6).
36
Ergebnisse
Tabelle 4.6 Ermittelte Kopf-Rumpf-Längen (KRL) der adulten Gelbbauchunken mit den beiden
Methoden PC und Schieblehre (SchL). Aufgeführt sind die Mittelwerte (MW), Standardabweichungen
(sd), Mediane, Minima (Min) und Maxima (Max) sowie die Stichprobengrößen (n).
KRL [mm]
♂♂
♀♀
Methode
MW
SD
Median
Min - Max
n
PC
41.34
4.19
40.24
33.66 - 51.49
108
SchL
38.24
3.54
38.25
30.10 - 46.20
108
PC
42.62
5.00
42.32
33.97 - 51.52
44
SchL
40.63
4.94
41.23
30.00 - 48.00
44
Männchen
Weibchen
Abbildung 4.9 Vergleich der ermittelten Kopf-Rumpf-Längen für Männchen und Weibchen zwischen
den beiden Messverfahren PC und Schieblehre (SchL). Abgebildet sind die Mediane (♂♂: PC = 40.2
mm, n = 108; SchL = 38.3 mm, n = 108; ♀♀: PC = 42.3 mm, n = 44; SchL = 41.2 mm, n = 44) und
Quartile der KRL. Gepaarter Mann-Whitney-U-Test: *** = p < 0.001.
Für die folgenden Auswertungen nutzte ich die Kopf-Rumpf-Längen, welche mittels
der PC-Auswertung bestimmt wurden. Die Gründe hierfür werden in der Diskussion
(Abschnitt 5.1) näher erläutert.
Größen und Gewichte
Die weiblichen Gelbbauchunken waren signifikant schwerer als die männlichen (MannWhitney-U Test: W = 0.960, p < 0.001, n = 137). Hinsichtlich der Kopf-Rumpf-Länge
unterschieden sich die Geschlechter nicht signifikant (Mann-Whitney-U Test: W = 2744, p >
0.05, n = 152) (Abbildung 4.10).
Die 108 männlichen Gelbbauchunken hatten eine durchschnittliche Kopf-RumpfLänge von 41.34 ± 4.19 mm (33.66 - 51.49 mm, n = 108) und ein Körpergewicht von
durchschnittlich 5.8 ± 1.4 g (3.3 - 8.6 g, n = 98) (Tabellen 4.6, 4.8). Weibliche Tiere waren
durchschnittlich 42.62 ± 5.00 mm groß (33.97 - 51.52 mm, n = 44) und wogen im Schnitt 6.7
37
Ergebnisse
± 1.9 g (3.0 - 9.6 g, n = 39) (Tabellen 4.6, 4.8). Weibchen waren somit durchschnittlich 1.28
mm größer und 0.9 g schwerer als Männchen. Die Spannweite der Messwerte für die KopfRumpf-Länge betrug bei den Weibchen 17.55 mm und bei den Männchen 17.83 mm. Die
Spannweite des Körpergewichtes war bei den Weibchen mit 6.6 g größer, als bei den
Männchen mit 5.3 g. Obwohl insgesamt weitaus weniger weibliche Tiere gefangen wurden,
war die Streuung der Gewichtsdaten bei den Weibchen höher.
Die vier subadulten Individuen hatten eine durchschnittliche Größe von 26.54 ± 6.38
mm (19.80 - 35.17 mm, n = 4) und wogen im Mittel 1.9 ± 0.8 g (1.0 - 3.0 g, n = 4) (Tabellen
4.7, 4.8). Die frisch metamorphosierten Jungtiere besaßen Größen zwischen 13.30 mm und
24.50 mm mit einem Mittelwert von 15.9 ± 1.68 mm (13.30 - 24.50 mm, n = 178). Das
durchschnittliche Gewicht dieser Tiere lag bei 0.4 ± 0.15 g (0.2 - 1.6 g, n = 178).
Tabelle 4.7 Mittlere Kopf-Rumpf-Längen (KRL) der subadulten und juvenilen Individuen (n = 182).
Abgebildet sind die Mittelwerte (MW), Standardabweichungen (sd), Mediane, Minima (Min) und
Maxima (Max) sowie die Stichprobengrößen (n). KRL wurden in AmphIdent bestimmt. KRL der
Adulten in Tabelle 4.6 (PC)
KRL [mm]
MW
sd
Median
Min - Max
n
Subadulte
26.54
6.38
25.6
19.80 - 35.17
4
Juvenile
15.90
1.68
15.6
13.30 - 24.50
178
Tabelle 4.8 Mittlere Körpergewichte (KG) aller gewogenen Individuen (n = 319). Abgebildet sind die
Mittelwerte (MW), Standardabweichungen (sd), Mediane, Minima (Min) und Maxima (Max) sowie die
Stichprobengrößen (n).
KG [g]
MW
sd
Median
Min - Max
n
♂♂
5.8
1.4
5.7
3.3 - 8.6
98
♀♀
6.7
1.9
6.5
3.0 - 9.6
39
Subadulte
1.9
0.8
1.9
1.0 - 3.0
4
Juvenile
0.4
0.2
0.4
0.2 - 1.6
178
38
Ergebnisse
Abbildung 4.10 Mittlere Kopf-Rumpf-Längen (links) und Körpergewichte (rechts) der juvenilen, subadulten und adulten (♂♂,♀♀) Gelbbauchunken. Abgebildet sind
die Mediane (KRL: juvenil = 15.6 mm, n = 178; subadult = 25.6 mm, n = 4; ♂♂ = 40.2 mm, n = 108; ♀♀ = 42.3 mm, n= 44; KG: juvenil = 0.4 g, n = 178; subadult =
1.9 g, n = 4; ♂♂ = 5.7 g, n = 98; ♀♀ = 6.5 g, n = 39) und Quartile der beiden Parameter. Die Breite der Boxplots spiegelt die Stichprobengröße der Gruppe wieder.
Mann-Whitney-U Test: *** = p < 0.001.
39
Ergebnisse
Unterscheiden sich die Körpergrößen und Körpergewichte der Gelbbauchunken zwischen den
Teilflächen?
Es ist bekannt, dass sich die Körpergrößen und –gewichte von Amphibien zwischen
Populationen je nach geografischer Lage, sowie Habitattyp- und qualität unterscheiden
können (WELLS, 2007). Lokale Unterschiede innerhalb einer (Meta-)Population wurden
hingegen selten gefunden. Daher habe ich die Parameter Kopf-Rumpf-Länge und
Körpergewicht für die beiden Teilflächen HB und SS zusätzlich separat untersucht.
Adulte Gelbbauchunken waren im Teilgebiet SS größer und schwerer, als im
Teilgebiet HB (Tabelle 4.9 und 4.10). Dies galt für beide Geschlechter. Weibliche
Gelbbauchunken waren im Teilgebiet SS im Schnitt 2.8 mm größer und 1.08 g schwerer, als
im Teilgebiet HB. Männliche Gelbbauchunken im Teilgebiet SS waren durchschnittlich 0.4
mm größer und 0.85 g schwerer, als männliche Tiere im Gebiet HB.
Ein statistischer Vergleich der beiden Gebiete ergab einen signifikanten Unterschied
für die Körpergewichte der Männchen (Mann-Whitney-U Test: W = 330, p < 0.05, n = 98),
jedoch keinen für die Weibchen (Abbildung 4.11). Die Kopf-Rumpf-Längen unterschieden
sich nicht signifikant zwischen den Gebieten.
Tabelle 4.9 Mittlere Kopf-Rumpf-Längen (KRL) beider Geschlechter in den beiden Gebieten HB und
SS. Abgebildet sind die Mittelwerte (MW), Standardabweichungen (sd), Mediane, Minima (Min) und
Maxima (Max) sowie die Stichprobengrößen (n). KRL wurden in AmphIdent bestimmt.
KRL [mm]
Fläche
MW
sd
Median
Min - Max
n
♂♂
HB
40.4
4.0
39.8
31.5 - 50.0
93
SS
40.8
5.6
41.4
32.0 - 56.0
15
♀♀
HB
41.6
4.6
41.1
33.8 - 52.4
35
SS
44.4
5.8
42.5
34.0 - 53.9
9
Tabelle 4.10 Mittlere Körpergewichte (KRL) beider Geschlechter in den beiden Gebieten HB und SS.
Abgebildet sind die Mittelwerte (MW), Standardabweichungen (sd), Mediane, Minima (Min) und
Maxima (Max) sowie die Stichprobengrößen (n).
KG [g]
Fläche
MW
sd
Median
Min - Max
n
♂♂
HB
5.45
1.4
5.6
3.0 - 9.2
85
SS
6.30
1.6
6.8
3.2 - 8.9
13
♀♀
HB
6.42
1.6
6.4
3.0 - 9.3
30
SS
7.50
1.7
7.8
3.7 - 9.7
9
40
Ergebnisse
Männchen
Weibchen
Abbildung 4.11 Vergleich der mittleren Körpergewichte zwischen den Teilflächen HB und SS für
männliche und weibliche Gelbbauchunken. Abgebildet sind die Mediane (♂♂: HB = 5.6 g, n = 85; SS
= 6.8 g, n = 13; ♀♀: HB = 6.4 g, n = 30; SS = 7.8 g, n = 9) und Quartile der Körpergewichte. MannWhitney-U-Test: * = p < 0.05.
Betrachtet man die Verteilung der Kopf-Rumpf-Längen der adulten Tiere auf 10
Größenklassen in einem Diagramm (Abbildung 4.12), so erkennt man jeweils zwei Gipfel für
beide Geschlechter. Als Gipfel wird hierbei ein Bereich der Größenklassen bezeichnet, in dem
die Individuenzahlen besonders hoch sind. Für Männchen lagen die Gipfel zwischen 36 mm
und 40 mm und zwischen 42 mm und 46 mm. Bei den Weibchen waren die Gipfel weniger
deutlich, was bedeutet, dass sich die Größen der Weibchen homogener auf die 10
Größenklassen verteilten. Der erste Gipfel der Weibchen lag zwischen 36 mm und 40 mm,
der zweite zwischen 46 mm und 48 mm.
Für die Verteilung der Körpergewichte war ein ähnliches Bild erkennbar (Abbildung
4.13). Auch hier zeigten die Männchen zwei deutliche Gipfel. Der erste befand sich zwischen
den Gewichten 4 g und 5 g und der zweite zwischen den Gewichten 5.5 g und 7.5 g. Die
Gewichte der Weibchen waren auch in diesem Fall homogener verteilt. Die Gewichtsklassen
5.5 g bis 6 g und die Gewichtsklassen zwischen 8 g und 9.5 g wiesen besonders hohe
Individuenzahlen auf.
41
Ergebnisse
Männchen
Weibchen
Individuenzahl
25
20
15
10
5
0
-34
-36
-38
-40
-42
-44
KRL [mm]
-46
-48
-50
-52
Abbildung 4.12 Verteilung der Kopf-Rumpf-Längen (KRL) der vermessenen adulten Gelbbauchunken
(n = 152) auf Größenklassen. Beschriftungen der X-Achse geben die Obergrenzen der Klassen an.
Männchen
18
Weibchen
16
Individuenzahl
14
12
10
8
6
4
2
0
-3,5
-4
-4,5
-5
-5,5
-6 -6,5 -7 -7,5
Körpergewicht [g]
-8
-8,5
-9
-9,5 -10
Abbildung 4.13 Verteilung der Körpergewichte (KG) der gewogenen adulten Gelbbauchunken (n =
137) auf Gewichtsklassen. Beschriftungen der X-Achse geben die Obergrenzen der Klasse an.
Die aufgenommenen Parameter Kopf-Rumpf-Länge und Körpergewicht wurden
innerhalb der beiden Geschlechter auf eine Korrelation hin untersucht (Spearman
Rangkorrelationstest). Für beide Geschlechter konnte eine stark positive Korrelation
nachgewiesen werden (Abbildung 4.14). Der Zusammenhang der Korrelation war bei den
Weibchen (rho = 0.83, n = 39), wie auch bei den Männchen (rho = 0.70, n = 98), mit einer
Irrtumswahrscheinlichkeit von p < 0.001 hoch signifikant.
42
Ergebnisse
Abbildung 4.14 Korrelation der Kopf-Rumpf-Längen mit den Körpergewichten bei Weibchen und
Männchen. Spearman-Rangkorrelation: Weibchen: rho = 0.83, p < 0.001, n = 39; Männchen: rho =
0.70, p < 0.001, n = 98
Wachstum
Die Kopf-Rumpf-Längen und Körpergewichte der adulten Unken waren zu Beginn der
Saison, im Mai und Juni, am geringsten und stiegen ab Juli stetig an (Abbildung 4.15, 4.16).
Männchen wuchsen innerhalb der Saison durchschnittlich 1.9 mm, von im Mittel 37.2
mm im Mai auf 39.1 mm im September. Sie nahmen in diesem Zeitraum um rund 0.7 g an
Gewicht zu. Weibliche Tiere wuchsen im Schnitt um 1.2 mm, von durchschnittlich 40.1 mm
im Mai auf 41.3 mm im September und nahmen um 1.5 g an Gewicht zu.
43
Ergebnisse
Männchen ♂♂
Weibchen ♀♀
Kopf-Rumpf-Länge [mm]
44
42
40
38
36
34
32
Mai
Juni
Juli
August
September
Abbildung 4.15 Monatlich gemittelte Kopf-Rumpf-Längen der adulten Gelbbauchunken über die
Saison. Stichprobengröße: Mai: ♂♂ = 30, ♀♀ = 12; Juni: ♂♂ = 56, ♀♀ = 24; Juli: ♂♂ = 124, ♀♀ = 38;
August: ♂♂ = 30, ♀♀ = 14, September: ♂♂ = 5, ♀♀ = 2
Männchen ♂♂
Weibchen ♀♀
Körpergewicht [g]
8
7
6
5
4
3
Juni
Juli
August
September
Abbildung 4.16 Monatlich gemittelte Körpergewichte der adulten Gelbbauchunken über die Saison.
Stichprobengröße: Mai: ♂♂ = 30, ♀♀ = 12; Juni: ♂♂ = 56, ♀♀ = 24; Juli: ♂♂ = 124, ♀♀ = 38; August:
♂♂ = 30, ♀♀ = 14, September: ♂♂ = 5, ♀♀ = 2
Lässt der Gewichtsverlauf einzelner Individuen Rückschlüsse auf die Laichaktivität zu?
Exemplarisch wurde der Gewichtsverlauf von vier männlichen und drei weiblichen
Individuen untersucht (Abbildung 4.17, 4.18). Auch hier wurde ein genereller Trend der
Gewichtszunahme über die Saison deutlich. Die ermittelten Gewichte bei dem ersten Fang
waren bei allen sieben Individuen niedriger als bei dem letzten Fang.
Männliche Gelbbauchunken zeigten keine starken Gewichtsschwankungen über die
Zeit (Abbildung 4.17). Alle vier Tiere nahmen stetig leicht an Gewicht zu. Eine durch
vermehrte Rufaktivität bedingte Gewichtsabnahme während der Laichperioden konnte nicht
nachgewiesen werden. Lediglich die Unke RU00009 nahm während der letzten beiden
Laichperioden leicht ab.
44
Ergebnisse
8
Körpergewicht [g]
7
6
5
RU00008
4
RU00009
3
RU00010
2
RU00039
1
0
15.05.14
15.06.14
16.07.14
16.08.14
Abbildung 4.17 Körpergewichte von vier männlichen Gelbbauchunken (RU00008, RU00009,
RU00010, RU00039) zum Zeitpunkt der jeweiligen Fänge im Zeitraum vom 15. Mai - 11. September.
Fangzahlen: RU00039 = 5-mal; RU00008, RU00009, RU00010 = 6-mal. Orange Balken stellen Laichund Rufperioden dar.
Bei den Weibchen waren stärkere Gewichtsschwankungen zu erkennen. Alle drei
Individuen zeigten eine Gewichtszunahme zwischen der vierten und fünften Laichperiode
(Abbildung 4.18). Die Unke RU00007 zeigte einen Gewichtsverlust zwischen dem ersten
Fangereignis (07. Juni, zweite Laichperiode) und dem zweiten (12. Juni, dritte Laichperiode).
Innerhalb von fünf Tagen verlor dieses Tier um 0.8 g an Gewicht. Eine zweite
Gewichtsabnahme zeigte dieses Tier vor und nach der fünften Laichperiode. Nach der
Laichperiode wog das Tier 0.5 g weniger als zuvor. Die Unke RU00034 zeigte eine solche
Gewichtsabnahme in der vierten Laichperiode. Kurz vor der Laichperiode (08. Juli) wog das
Tier 0.3 g mehr als drei Tage später innerhalb der Laichperiode.
Körpergewicht [g]
9
8
7
RU00007
RU00032
RU00034
6
5
4
15.05.14
15.06.14
16.07.14
16.08.14
Abbildung 4.18 Körpergewichte von drei weiblichen Gelbbauchunken (RU00007, RU00032,
RU00034) zum Zeitpunkt der jeweiligen Fänge im Zeitraum vom 15. Mai - 11. September.
Fangzahlen: RU00007 = 8-mal; RU00032, RU00034 = 5-mal. Orange Balken stellen Laich- und
Rufperioden dar.
45
Ergebnisse
4.3 Ortsbeziehungen
4.3.1 Dispersion
Die räumliche Verteilung der Gelbbauchunken-Individuen im Untersuchungsgebiet war stark
„geklumpt“ (Abbildung 4.19).
Die meisten Gelbbauchunken hielten sich im Teilgebiet HB auf. Mit insgesamt 296
Individuen konnten hier 86 % aller Unken registriert werden (128 Adulte, drei Subadulte, 165
Juvenile). Auf der Fläche SS wurden 24 Adulte und ein subadultes Tier, sowie 13 juvenile
Tiere gefangen. Im Teilgebiet ZI konnten trotz intensiver Suche und wöchentlicher
Begehungen keine Gelbbauchunken nachgewiesen werden.
Die Anzahl und Funktion der besiedelten Gewässer in den Teilflächen werden in
Abschnitt 4.5.2 näher erläutert.
Abbildung 4.19 Dispersion der Gelbbauchunken im Untersuchungsgebiet.
Gelbbauchunken-Nachweis (gelb, n = 58), Gewässer ohne Nachweis (rot, n = 60)
Gewässer
mit
46
Ergebnisse
4.3.2 Ortstreue
Für die Betrachtung der Ortstreue wurden die mehrfach gefangenen Individuen (n = 77), wie
in Abschnitt 3.2.7 erklärt, in die drei Kategorien „a“, „b“ und „c“ eingeteilt.
Von den wiedergefangenen Individuen wurden 33 % (n = 25) stets in demselben
Gewässer gefangen (Kategorie „a“) (Abbildung 4.20). Der Anteil der weiblichen Tiere in
dieser Kategorie war mit 52 % (n = 11) doppelt so hoch wie der der Männchen (25 %, n = 14)
(Abbildung 4.20). Acht der 11 weiblichen Tiere aus dieser Kategorie (73 %) wurden in
Reproduktionsgewässern gefangen.
Der überwiegende Teil wiedergefangener Tiere gehörte der Kategorie „b“ an (n = 48,
62 %). Diese Tiere wechselten zwischen den Gewässern, verließen den Gewässerkomplex
jedoch nicht. Sie bewegten sich demnach in der näheren Umgebung fort. Die nähere
Umgebung hing hierbei von den Größen der Gewässerkomplexe ab, welche zwischen 26 ha
und maximal 31 ha lagen. Dieser Kategorie gehörten 70 % (n = 39) der Männchen und 43 %
(n = 9) der Weibchen an. Bei der Hälfte dieser Tiere (n = 25, 52 %) wurde ein Pendeln
zwischen Aufenthaltsgewässern und Reproduktionsgewässern nachgewiesen. Die andere
Hälfte wechselte ausschließlich zwischen verschiedenen Reproduktionsgewässern. Von den
Männchen
dieser
Kategorie
wurden
72
%
in
mindestens
zwei
verschiedenen
Reproduktionsgewässern gefangen.
Lediglich vier Individuen wurden in zwei verschiedenen Gewässerkomplexen
registriert (5 %) und gehörten insofern Kategorie „c“ an. Drei dieser Tiere waren Männchen,
eines ein Weibchen. Das Weibchen (RU00040) und eines der Männchen (RU00039)
wechselten vom Gewässerkomplex 5 in die 6 und legten Strecken von 225 m (♀♀) und 281 m
(♂♂) zurück. Ein anderes Männchen (RU00018) wechselte vom Gewässerkomplex 1 in die 2
und wanderte 381 m. Das dritte Männchen (RU00076) wechselte vom Komplex 19 in die 1
(303 m). Bis auf ein Individuum verblieben alle Tiere in ihren neu gewählten
Gewässerkomplexen und wurden dort mehrfach wiedergefangen. Das Männchen RU00076
kehrte nach einmaligem Fang in dem neu gewählten Gewässerkomplex in seinen
Ursprungskomplex zurück.
Angelehnt an MÖLLER (1992) galten die Kategorien „a“ und „b“ als ortstreu. 95 % der
wiedergefangen Tiere (n = 73) im Untersuchungsgebiet waren folglich ortstreu. Da alle
subadulten Gelbbauchunken lediglich 1-mal gefangen wurden, kann zu der Ortstreue dieser
Altersklasse keine Aussage getroffen werden.
47
Ergebnisse
5%
n=4
33%
n = 25
Kategorie a
Kategorie b
62%
Kategorie c
n = 48
Weibchen ♀♀
Männchen ♂♂
5%
n=3
5%
n=1
25%
n = 14
70%
n = 39
52%
n = 11
43%
n=9
Abbildung 4.20 Individuenzahlen der Kategorien „a“, „b“ und „c“ (n) und deren prozentuale Anteile an
der Gesamtzahl wiedergefangener Gelbbauchunken (n = 77).
4.3.3 Aktionsdistanzen und Wanderstrecken
Für die Individuen der Kategorien „b“ und „c“ (n = 52) konnten Aktionsdistanzen und
Wanderstrecken berechnet werden (Tabelle 4.11). Wurde ein Tier nur 1-mal wiedergefangen,
entsprach die Wanderstrecke der Aktionsdistanz.
Die mittlere Aktionsdistanz der Weibchen war mit 75 m (18 - 225 m, n = 10) um 8 %
(6 m) größer, als die der Männchen mit 69 m (11 - 381 m, n = 42). Die Weibchen zeigten
außerdem mit durchschnittlich 114 m (18 - 275 m, n = 10) eine größere Wanderstrecke, als
die Männchen mit 101 m (14 - 606 m, n = 42). Die Unterschiede zwischen den Geschlechtern
waren statistisch jedoch nicht signifikant (Mann-Whitney-U Test, Aktionsdistanz: W = 237, p
> 0.05, n = 52, Wanderstrecke: W = 238, p > 0.05, n = 52) (Abbildung 4.21).
Die minimalen und maximalen Aktionsdistanzen und Wanderstrecken wurden von
männlichen Tieren zurückgelegt. Die bereits genannte Gelbbauchunke RU00018 hatte mit
381 m die größte Aktionsdistanz. Die Gelbbauchunke RU00076, welche nach ihrem
48
Ergebnisse
Komplexwechsel in ihren Ursprungsgewässerkomplex zurückkehrte, legte mit insgesamt 606
m die längste Wanderstrecke zurück.
Tabelle 4.11 Mittlere Aktionsdistanzen und Wanderstrecken für wiedergefangene männliche und
weibliche Gelbbauchunken (n = 52). Abgebildet sind die Mittelwerte (MW), Standardabweichungen
(sd), Mediane, Standardfehler (SEM), Minima (Min) und Maxima (Max) sowie die Stichprobengrößen
(n). Hohe sd erklären sich durch starke Unterschiede zwischen den Individuen.
Aktionsdistanz [m]
♂♂
♀♀
MW
69
sd
76
Median
46
SEM
12
Min - Max
11 - 381
n
42
75
63
54
20
18 - 225
10
101
118
65
18
14 - 606
42
114
91
97
29
18 - 275
10
Wanderstrecke [m]
♂♂
♀♀
Abbildung 4.21 Vergleich der Aktionsdistanzen (links) und Wanderstrecken (rechts) der
wiedergefangenen Männchen (n = 42) und Weibchen (n = 10). Abgebildet sind die Mediane
(Aktionsdistanzen: ♀♀ 54 m, n = 10; ♂♂ 46 m, n = 42; Wanderstrecken: ♀♀ 97 m, n = 10; ♂♂ 65 m, n
= 42) und Quartile der beiden Parameter.
Die überwiegende Zahl der Männchen legte Aktionsdistanzen zwischen 1 m und 50 m
(Abbildung 4.22) und Wanderstrecken zwischen 1 m und 100 m zurück (Abbildung 4.23). Ein
geringer Teil der männlichen Individuen zeigte Aktionsdistanzen über 150 m oder wanderte
Strecken über 200 m. Die Hälfte der weiblichen Tiere zeigte ebenfalls Aktionsdistanzen
zwischen 1 m und 50 m. Die andere Hälfte legte Distanzen zwischen 51 m und 250 m zurück.
Ein ähnliches Bild zeigt sich auch bei den Wanderstrecken der Weibchen. Rund die Hälfte der
Weibchen wanderte insgesamt weiter als 50 m.
49
Ergebnisse
Weibchen
Männchen
25
Individuenzahl
20
15
10
5
0
0
-50
-100
-150
-200
-250
-300
-350
-400
Aktionsdistanz [m]
Abbildung 4.22 Aktionsdistanzen der wiedergefangenen adulten Gelbbauchunken (n = 52).
Beschriftungen der X-Achse geben die Obergrenzen der Klassen an.
Weibchen
Männchen
18
16
Individuenzahl
14
12
10
8
6
4
2
0
0
-50
-100 -150 -200 -250 -300 -350 -400 -450 -500 -550 -600 -650
Wanderstrecken [m]
Abbildung 4.23 Wanderstrecken der wiedergefangenen adulten Gelbbauchunken (n = 52).
Beschriftungen der X-Achse geben die Obergrenzen der Klassen an.
Korrelierte die Länge der Wanderstrecke mit der Anzahl der Wiederfänge eines Individuums?
Es war davon auszugehen, dass die Wanderstrecke eines Tieres mit der Anzahl seiner Fänge
korrelierte. Ob es einen Zusammenhang beider Parameter gab, wurde durch einen
Korrelationstest (Spearman-Rangkorrelationstest) untersucht. Hierbei stellte ich einen hoch
signifikanten Zusammenhang zwischen beiden Parametern fest (rho = 0.57, p < 0.001, n = 52)
(Anhang D). Diese positive Korrelation wurde auch bei einer separaten Untersuchung beider
Geschlechter nachgewiesen.
50
Ergebnisse
4.4 Phänologie und Reproduktion
Phänologie und witterungsbedingte Aktivität
Die ersten adulten und subadulten Gelbbauchunken wurden am 21. Mai registriert. Mit einer
mittleren Tagestemperatur von 20.4°C war dies der erste sehr warme Tag der Saison. Die
Temperaturen in der Nacht blieben erstmals im Mai über 15°C (Abbildung 4.24). Sehr hohe
Niederschlagsmengen von bis zu 25 mm (28. Mai) und bleibend warme Temperaturen führten
ab Ende Mai zu vermehrten Fängen (Abbildung 4.24). In den folgenden Monaten wurden
besonders an Tagen mit hohen Lufttemperaturen und einer hohen Luftfeuchtigkeit viele
Individuen gefangen. Für beide Parameter konnte eine positive Korrelation mit der Anzahl
gefangener Gelbbauchunken an den Begehungstagen festgestellt werden (SpearmanRangkorrelationstest: Lufttemperatur: rho = 0.25, p > 0.05, n = 34; Luftfeuchte: rho = 0.28, p
> 0.05, n = 34). Diese waren allerdings nicht signifikant.
Vom 01. bis 30. Juni fielen täglich durchschnittlich 1.3 mm Niederschlag, womit der
Juni zu dem trockensten Monat der Saison wurde (Tabelle 4.12). Während dieser Trockenheit
war die Aktivität der Unken minimal, weshalb wenige Individuen registriert wurden.
Außerdem fanden in dieser Zeit kaum Laichablagen statt (Abbildung 4.25). Im Juli wurden,
witterungsbedingt, die meisten Gelbbauchunken registriert. Die letzten Tiere konnte ich am
02. September fangen.
Tabelle 4.12 Monatlich gemittelte Tages-Klimadaten für das Untersuchungsgebiet. Zeitraum der
Messung: 01. Mai - 30. September.
Monate
Mai
Juni
Juli
August
September
Niederschlagsmenge [mm]
4.5
1.3
4.8
4.3
2.0
Lufttemperatur [°C]
12.4
15.7
19.2
15.7
14.6
rel. Luftfeuchte [%]
80.7
77.1
78.3
81.8
91.3
51
Ergebnisse
Unkenzahl
Laichablage
Maximaltemperatur
Minimaltemperatur
35
35
30
30
25
20
20
15
10
15
Lufttemperatur [°C]
Anzahl Unkenfänge
25
5
10
0
5
-5
0
01.05.14
-10
21.05.14
10.06.14
30.06.14
20.07.14
09.08.14
29.08.14
Abbildung 4.24 Gefangene adulte und subadulte Gelbbauchunken (n = 339), Laichperioden (= Rufperioden) sowie tägliche Minimal- und Maximaltemperaturen für
den Zeitraum vom 01. Mai bis 15. September 2014.
52
Ergebnisse
Unkenzahl
Laichablage
Niederschlag
35
50
45
30
Anzahl Unkenfänge
25
35
30
20
25
15
Niederschlag [mm]
40
20
15
10
10
5
5
0
01.05.14
0
21.05.14
10.06.14
30.06.14
20.07.14
09.08.14
29.08.14
Abbildung 4.25 Gefangene adulte und subadulte Gelbbauchunken (n = 339), Laichperioden (= Rufperioden) sowie tägliche Niederschlagsmengen für den Zeitraum
vom 01. Mai bis 15. September 2014.
53
Ergebnisse
Reproduktion
Im Jahr 2014 konnten im Untersuchungsgebiet zwei Hauptlaichphasen mit fünf einzelnen
Laichperioden abgegrenzt werden (Tabelle 4.13). Innerhalb dieser Zeit wurden insgesamt
mindestens 4536 Eier abgelegt.
Tabelle 4.13 Übersicht der Laichperioden im Untersuchungsgebiet im Jahr 2014.
Datum
Dauer [d]
Anzahl
abgelegter
Eier
1
21.05. - 26.05
6
1188
2
04.06. - 07.06
4
444
3
12.06. - 13.06.
2
801
4
09.07. - 15.07.
7
1882
5
30.07. - 07.08
8
221
27
4536
Hauptlaichphase Laichperiode
1
2
Kräftige Niederschläge in der Woche vom 21. bis 26. Mai führten zu den ersten
Laichablagen der Gelbbauchunken (Abbildung 4.26). In dieser ersten Laichperiode wurden
mindestens 1188 Eier abgelegt. Die darauffolgenden 12 Tage waren niederschlagsarm,
weshalb einige der genutzten Laichgewässer bereits am 10. Juni trocken fielen und deren
Larven starben. Erneuter Niederschlag am Folgetag (11. Juni) löste die letzte JuniLaichperiode aus. Vom 12. Juni bis 07. Juli herrschte Trockenheit im Untersuchungsgebiet.
Mit Ausnahme der Gewässer HB0271 und HB0039 und dem Gewässer im Quellgebiet
(SS0061) trockneten alle Reproduktionsgewässer für mindestens 10 Tage aus. Dies hatte den
Verlust der Reproduktion der ersten Hauptlaichphase (2433 Eier) zur Folge. Bis zu diesem
Zeitpunkt waren nur an den Gewässern HB0079, HB0289 und HB0202 vereinzelt
metamorphosierte Tiere registriert worden.
Die nächsten ergiebigen Niederschläge fielen am 08. und 09. Juli (> 82 mm). Die
Unken legten an den nachfolgenden sieben Tagen 1882 Eier (4. Laichperiode). Die letzte
Laichperiode endete am 07. August. Im Juli, August und September fiel ausreichend
Niederschlag, sodass die Laichgewässer nicht erneut austrockneten.
54
Ergebnisse
Anzahl abgelegter Eier
Niederschlag
1400
50
45
1200
1000
35
30
800
25
600
20
15
400
Niederschlag [mm]
Anzahl abgelegter Eier
40
10
200
5
0
01.05.14
01.06.14
01.07.14
01.08.14
0
01.09.14
Abbildung 4.26 Anzahl abgelegter Eier (n = 4536) und tägliche Niederschlagsmengen im Zeitraum
vom 01. Mai bis 01. September.
Die meisten Eier wurden in den Gewässern der benachbarten Gewässerkomplexe 1
und 19 abgelegt (siehe Abbildung 4.2, 24 % in 1, 28 % in 19). Weitere 21 % aller Eier
deponierten die Unken in den Gewässern des Komplexes 6. In dem Komplex 19 wurden fünf
Gewässer zur Reproduktion genutzt, in den Komplexen 1 und 6 jeweils sechs Gewässer. Alle
diese Komplexe befanden sich in der Teilfläche HB. Hier konnten 96 % der Eier gefunden
werden.
Von den 152 adulten Individuen wies ich 133 (88 %) mindestens 1-mal während der
Laichperioden in einem Reproduktionsgewässer nach. Geht man davon aus, dass es sich
hierbei um den Teil der Population handelte, welcher an der Reproduktion teilnahm,
reproduzierten 92 % der Männchen (n = 99) und 77 % der Weibchen (n = 34). Der Anteil der
Weibchen, welcher ausschließlich in Aufenthaltsgewässern gefangen wurde, lag mit 23 %
über dem der Männchen (8 %). Dabei muss berücksichtigt werden, dass Individuen, welche
nicht an der Reproduktion teilnahmen und sich daher eventuell an Land aufhielten, eine
geringere Wahrscheinlichkeit hatten gefangen zu werden. Der reproduzierende Teil der
Population kann daher geringer sein.
Bei den weiblichen Tieren die wahrscheinlich reproduzierten (n = 34) wurden 20
wiedergefangen. 13 dieser Tiere traf ich in mindestens zwei verschiedenen Laichperioden
innerhalb eines Reproduktionsgewässers an. Dies ließ vermuten, dass Weibchen mehrfach
55
Ergebnisse
während einer Saison laichten. Verpaarungen wurden 5-mal beobachtet. Dabei handelte es
sich 2-mal um dasselbe Männchen (RU0005), jedoch nie um dasselbe Weibchen.
Reproduktionserfolg
Von den insgesamt über 4500 abgelegten Eiern und über 2800 Larven fiel rund die Hälfte der
Trockenheit zum Opfer.
Einige der Laichgewässer trockneten bereits 20 Tage nach der ersten Laichperiode aus
(10. Juni). Die restlichen Gewässer führten maximal 40 Tage Wasser, was für die
Entwicklung der meisten Gelbbauchunken-Larven nicht ausreichte. Diese brauchen, je nach
Bedingungen, für die Entwicklung vom Ablaichen bis zur Metamorphose durchschnittlich ein
bis
drei
Monate
(GOLLMANN
&
GOLLMANN,
2002).
Dennoch
konnten
im
Untersuchungsgebiet bereits nach 34 Tagen (24. Juni) vereinzelt metamorphosierte Jungtiere
gefunden werden. Der überwiegende Teil der Larven der ersten Hauptlaichphase vertrocknete
jedoch (Abbildung 4.27).
Die in der zweiten Hauptlaichphase abgelegten Eier (> 2000) hatten gute
Überlebenschancen, da die Gewässer im Juli, August und September durchweg Wasser
führten. Die ersten Jungtiere dieser Hauptlaichphase wurden am 14. August registriert. Sie
durchlebten ihre Entwicklung in 35 Tagen. Die Jungtiere der ersten Generation hatten bis dato
schon gut ausgeprägte Bauchmuster entwickelt, was als sicheres Unterscheidungsmerkmal zu
den frisch metamorphosierten Tieren diente. Die meisten Jungtiere wurden Anfang September
registriert (> 200). Insgesamt konnten bis zum 01. Oktober 350 Jungtiere gezählt werden, von
denen wie in Abschnitt 4.2.1 gezeigt 178 individuell registriert wurden.
Die Larven der letzten Laichperiode im August wurden bis Mitte November in den
Gewässern angetroffen (MEY, mdl. Mitt.). Diese hatten ihre Entwicklung nach über 100
Tagen noch nicht beendet. Ob diese Larven vor dem Winter metamorphosierten, ist ungewiss.
Der größte Mortalitätsfaktor der Entwicklungsstadien der Gelbbauchunke im
Untersuchungsgebiet war das Austrocknen der Gewässer. Eine Prädation der Larven und Eier
konnte nur selten direkt beobachtet werden. Im Gewässer HB0201 wurden am 27. Juli drei
adulte Kammmolche beim Fressen von Unkenlaich beobachtet. In den Gewässern HB0202
und HB0075 wurden gelegentlich große Gelbbauchunken-Larven beim Fressen von frischem
Unkenlaich gesichtet. Außerdem konnten in dem weichen Boden um die Gewässer Spuren
von Vögeln und räuberischen Säugetieren (Marder, Waschbär) entdeckt werden. Dies lässt
auf eine Prädation der Larven durch diese Tiergruppen schließen.
56
Ergebnisse
a
b
Abbildung 4.27 Trockenes Reproduktionsgewässer HB0079 am 24. Juni (a) und vertrocknete
Amphibienlarven (u.a. Gelbbauchunke) im Gewässer HB0102, die durch erneuten Regen sichtbar
wurden (b).
4.5 Habitatanalyse
4.5.1 Landlebensraum
Der Landlebensraum der Gelbbauchunken im Untersuchungsgebiet umfasste eine Offenfläche
mit eingestreuten Gebüsch- und Waldflächen.
Auf allen drei Teilflächen befanden sich in dem direkten Umfeld der Gewässer
zahlreiche Versteckmöglichkeiten, wie beispielsweise Steinhaufen, Totholz und Erdspalten.
Diese dienten den Tieren als Versteckmöglichkeit und boten Schutz bei Trockenheit und
starker Sonneneinstrahlung. Keines der untersuchten Gewässer lag weiter als 100 m von
Gebüschflächen und/oder Waldflächen entfernt. Neben geeigneten Überwinterungsquartieren
stellten diese Unterschlupfmöglichkeiten dar, welche wahrscheinlich auch während der
Sommermonate von den Gelbbauchunken genutzt wurden.
Die Biotoptypen unterschieden sich in ihren Anteilen an der Gesamtfläche auf den drei
Teilflächen (Tabelle 4.14). Während fast 9 % der Teilfläche ZI mit Standgewässern bedeckt
war, wiesen HB und SS unter 2 % Gewässer auf. Auch die Vegetation unterschied sich. Die
Fläche SS wies einen hohen Anteil von Trocken- und Halbtrockenrasen auf und nur kleine
Flächen mit frisch bis mäßig feuchtem mesophilem Grünland. Dieser Biotoptyp machte auf
den Flächen ZI und HB hingegen den größten Anteil aus.
57
Ergebnisse
Tabelle 4.14 Prozentuale Anteile der Biotoptypen an den Gesamtflächen der Teilflächen ZI, HB und
SS.
Teilflächen
Biotoptyp
ZI [%]
HB [%]
SS [%]
8.3
<2
<2
5
<2
<2
<2
12
38
mesophiles Grünland, frisch
bis mäßig trocken
0
4
22
mesophiles Grünland, frisch
bis mäßig feucht
65
74
16
kleine Standgewässer (< 1 ha)
Waldflächen > 1 ha
Trocken - / Halbtrockenrasen,
basiphil
4.5.2 Gewässer
4.5.2.1 Gewässer-Funktionstypen
In 58 der insgesamt 118 untersuchten Gewässer konnte die Gelbbauchunke nachgewiesen
werden (Tabelle 4.15). Der Nachweis der Art erfolgte durch gefangene Tiere oder den Fund
von Entwicklungsstadien (Eier, Larven). 60 der 118 Gewässer (51 %) waren unbesiedelt. 32
Gewässer (37 %) dienten der Art zum Laichen. Von diesen konnte in 24 Gewässern eine
erfolgreiche Reproduktion nachgewiesen werden und in acht Gewässern blieb sie aus. Diese
acht Gewässer nutzen die Gelbbauchunken nur während der ersten Hauptlaichphase. Nach der
Austrocknung der Gewässer wurden sie nicht erneut zum Laichen genutzt, weshalb die
Reproduktion
dort
insgesamt
fehlschlug.
26
Gewässer
dienten
der
Art
als
Aufenthaltsgewässer. In diesen konnten zwar vereinzelt rufende Männchen vernommen
werden, es wurden jedoch nie Entwicklungsstadien gefunden.
Tabelle 4.15 Untersuchungsgewässer (n = 118) eingeteilt in Gewässer-Funktionstypen.
unbesiedelte
Gewässer
Aufenthaltsgewässer
(AG)
Definitionskriterium
ohne Unken
Gewässerzahl
60
Funktionstyp
Reproduktionsgewässer (RG)
nicht
reproduktiv
mäßig
reproduktiv
sehr
reproduktiv
ohne
Entwicklungsstadien
ohne
Reproduktionserfolg
> 100
Larven
< 100
Larven
26
8
6
18
58
Ergebnisse
Die meisten besiedelten Gewässer befanden sich im Teilgebiet HB. In 50 der 65
Untersuchungsgewässer (77 %) konnten in diesem Gebiet Unken nachgewiesen werden.
Außerdem befanden sich 29 der 32 Reproduktionsgewässer in diesem Gebiet. Im Teilgebiet
SS wurden acht von 17 untersuchten Gewässern (47 %) durch die Unken besiedelt. In vier
Gewässern wurde gelaicht. Drei dieser Gewässer zeigten eine erfolgreiche Reproduktion.
Hierzu zählte auch das Gewässer im Quellgebiet (SS0061), welches, aufgrund des gleich
bleibenden Wasserstandes, annähernd konstante Bedingungen bot.
Hinsichtlich der Gewässertypen spielten Gräben, Tümpel und Fahrspuren eine
entscheidende Rolle für die Gelbbauchunken im Untersuchungsgebiet (Tabelle 4.16). Gräben
stellten den Gewässertyp dar, welcher prozentual am häufigsten von Unken besiedelt wurde
(54 %). Bei Tümpeln, Fahrspuren und Pfützen waren je knapp ein Drittel der untersuchten
Gewässer besiedelt. Für die Reproduktion der Unken spielten Fahrspuren die wichtigste Rolle
(41 % der Eier).
Tabelle 4.16 Anzahl der Untersuchungsgewässer (n = 118) aufgeteilt auf die Gewässertypen sowie
deren Anteile an der Zahl gefangener Individuen (n = 156) und der Zahl abgelegter Eier (n = 4536).
Fahrspur
Tümpel
Graben
Pfütze
Quellbereich
Anzahl
26
61
24
6
1
von Gesamt
(n = 118)
22%
52%
20%
5%
1%
mit Unken
7
27%
18
30%
13
54%
2
33%
1
100%
Unken-Individuen
40
63
43
6
4
von Gesamt
(n = 156)
26%
40%
27%
4%
3%
Anzahl Eier
1855
1655
496
491
66
von Gesamt
(n = 4536)
41%
36%
11%
11%
1%
4.5.2.2 Ermittelte Parameter
Die Gewässerparameter wurden aufgenommen, um die Untersuchungsgewässer genau zu
charakterisieren und eventuelle Unterschiede zwischen den Gewässer-Funktionstypen zu
finden. Die Mittelwerte aller Messungen sind in Tabelle 4.17 für die Reproduktionsgewässer
(RG) und die Aufenthaltsgewässer (AG) zusammengefasst. Die ermittelten Werte aller
Gewässer der beiden Funktionstypen AG und RG wurden statistisch verglichen.
59
Ergebnisse
Alle neun ermittelten Parameter unterschieden sich signifikant zwischen den
untersuchten Gewässern des Funktionstypes RG (n = 32) und denen des Funktionstypes AG
(n = 24) (Tabelle 4.17, Abbildung 4.28). Die Ergebnisse werden im Folgenden für alle
Parameter separat erläutert. Die ermittelten Parameter der 118 Untersuchungsgewässer sind
im Anhang E zu finden. Eine exemplarische Auswahl von Gewässern beider Funktionstypen
finden sich im Anhang F.
Tabelle 4.17 Mittlere Parameter aller besiedelten Untersuchungsgewässer zusammengefasst für die
Funktionstypen (F-typ) RG (n = 32) und AG (n = 24). Aufgeführt sind die Mittelwerte (MW), Mediane,
Minima (Min), Maxima (Max) sowie die Anzahl der Messungen und die Ergebnisse der Statistik (p <
0.05 = *, p < 0.01 = **, p < 0.001 = ***).
Parameter
F- typ
MW
Median
Min - Max
Messungen
Größe
[m³]
RG
38.1 ± 55.8
13.1
3.2 - 223.2
32
AG
103.7 ± 142.3
65.1
5.8 - 671.3
24
Tiefe
[cm]
RG
19.0 ± 17.3
14
3 - 108
491
AG
40.1 ± 16.9
40
7 - 89
347
Besonnung
[%]
RG
96 ± 10
100
60 - 100
32
AG
87 ± 14
90
50 - 100
24
Veg_emers
[%]
RG
24 ± 20
20
0 - 60
32
AG
46 ± 21
50
10 - 90
24
Veg_submers
[%]
RG
18 ± 20
10
0 - 80
32
AG
53 ± 25
50
10 - 90
24
RG
8.66 ± 0.37
8.62
7.90 - 9.89
257
AG
8.42 ± 0.27
8.44
7.81 - 9.54
193
Leitfähigkeit
[µs]
RG
342 ± 146.6
311
71 - 940
257
AG
437 ± 126.9
427
161 - 764
193
O2
[mg/L]
RG
8.0 ± 3.0
7.9
0.7 - 14.7
153
AG
7.2 ± 2.7
7.4
1.6 - 12.9
118
Temperatur
[°C]
RG
18.2 ± 4.0
17.6
8.5 - 35.0
97920
AG
16.9 ± 2.6
16.5
10.7 - 24.0
36720
pH
t-Test
(p)
MannWhitney-U
Test (p)
-
**
-
***
-
**
-
***
-
***
-
***
-
***
*
-
-
***
60
Ergebnisse
Abbildung 4.28 Vergleich der ermittelten Parameter zwischen Aufenthaltsgewässern (AG, n = 24)
und Reproduktionsgewässern (RG, n = 32). Dargestellt sind die Mediane (können Tabelle 4.17
entnommen werden) und Quartile der einzelnen Parameter. Ausreißer wurden in den Diagrammen
Größe, Tiefe und pH entfernt. Mann-Whitney-U Test/ t-Test: *** = p < 0.001, ** = p < 0.01,* = p < 0.05.
61
Ergebnisse
Zwei Gewässer des Funktionstypes AG wurden in der statistischen Auswertung
ausgeschlossen. Hierbei handelte es sich um zwei sehr flache Pfützen, in welchen einmalig je
ein Tier gefunden wurde. Die Anzahl der Messungen (Stichprobenzahl) unterschieden sich
zwischen den Funktionstypen, da die Anzahl der Gewässer unterschiedlich war.
Gewässergröße
Die Aufenthaltsgewässer (AG) waren mit durchschnittlich 103.7 ± 142.3 m² (5.8 - 671.3 m², n
= 24) signifikant größer als die Reproduktionsgewässer (RG) mit einer Größe von im Mittel
38.1 ± 55.8 m² (3.2 - 223.2 m², n = 32) (Mann-Whitney-U Test: W = 578, p < 0.01, n = 56).
Die sehr reproduktiven Gewässer (Abschnitt 4.5.2.1) zeigten Größen von 5 m² bis 35
m² (Abbildung 4.29). In kleinere und größere Gewässer laichten die Gelbbauchunken
ebenfalls ab, jedoch war die Reproduktion dort nicht so erfolgreich (mäßig reproduktive
Gewässer). Die meisten der sehr reproduktiven Gewässer (63 %) gehörten den Größenklassen
von 5 m² bis 15 m² an und waren somit Klein- bis Kleinstgewässer.
nicht reproduktiv (n = 8)
mäßig reproduktiv (n = 16)
sehr reproduktiv (n = 8)
6
5
Anzahl
4
3
2
1
0
-5
-10
-15
-20
-25
Größe [m²]
-30
-35
> 35
Abbildung 4.29 Verteilung der Reproduktionsgewässer (n = 32) auf acht Größenklassen.
Beschriftungen der X-Achse geben die Obergrenzen der Klassen an.
Gewässertiefe und Permanenz
Mit einer mittleren Wassertiefe von 40 ± 16.9 cm (7 - 89 cm, n = 24, 347 Messungen) waren
die Aufenthaltsgewässer (AG) signifikant tiefer als die Reproduktionsgewässer (RG) mit
durchschnittlich 19 ± 17.3 cm Wassertiefe (3 - 108 cm, n = 32, 491 Messungen) (MannWhitney-U Test: W = 144418, p < 0.001, n = 838).
62
Ergebnisse
Die Aufenthaltsgewässer trockneten zwischen kein (58 %) und 1-mal (42 %) während
der Saison (01. Mai - 01. Oktober) aus.
Die meisten Reproduktionsgewässer (75 %) hatten Wassertiefen unter 24 cm
(Abbildung 4.30). Sehr reproduktive Gewässer besaßen Tiefen zwischen 7 cm und 31 cm, mit
einem Mittelwert von 15 cm. Sie trockneten 1- bis 2-mal während der Saison aus. Einige der
mäßig reproduktiven Gewässer waren über 48 cm tief und führten auch dann Wasser, wenn
die flacheren Gewässer bereits trocken lagen. Die meisten nicht reproduktiven Gewässer (62
%) hatten Wassertiefen unter 7 cm, weshalb sie im Schnitt 3-mal austrockneten. Sie wurden
von den Gelbbauchunken nach der Trockenheit im Juni gemieden.
nicht reproduktiv (n = 8)
mäßig reproduktiv (n = 16)
sehr reproduktiv (n = 8)
7
6
Anzahl
5
4
3
2
1
0
-12
- 24
-36
Tiefe [cm]
-48
> 48
Abbildung 4.30 Verteilung der Reproduktionsgewässer (n = 32) auf acht Klassen anhand der
mittleren Wassertiefen. Beschriftungen der X-Achse geben die Obergrenzen der Klassen an.
Die größte Menge an Eiern wurde in Gewässer abgelegt, welche 1-mal während der
Saison austrockneten (Abbildung 4.31). Insgesamt konnte ich in Gewässern die 1- oder 2-mal
austrockneten 71 % aller Eier finden. In den Gewässern die häufiger als 2-mal austrockneten,
wurden 24 % der Eier gefunden. Permanente Gewässer, welche dauerhaft Wasser führten,
enthielten die geringste Menge an Eiern (5 %).
63
Ergebnisse
40
Anzahl abgelegter Eier
[%]
35
30
25
20
15
10
5
0
0
1
2
3
n=3
n = 16
n=6
n=2
4
n=2
5
n=3
Austrocknungen
Abbildung 4.31 Prozentualer Anteil der insgesamt abgelegten Eier (n = 4536) in den
Reproduktionsgewässern (n = 32) in Abhängigkeit von der Austrocknungshäufigkeit.
Besonnung
Der Grad der Besonnung eines Gewässers entscheidet mit darüber wie stark und wie schnell
sich der Wasserkörper aufwärmt. Ich nahm den Besonnungsgrad der Gewässer auf, um zu
untersuchten, ob die Gelbbauchunke zum Laichen stark besonnte Gewässer bevorzugt.
Die Reproduktionsgewässer (RG) waren im Schnitt zu 96 ± 10 % (60 - 100 %, n = 32)
besonnt. Die Aufenthaltsgewässer (AG) zeigten Besonnungsgrade von durchschnittlich 87 ±
14 % (50 - 100 %, n = 24) und waren signifikant schwächer besonnt als die RG (MannWhitney-U Test: W = 218, p < 0.01, n = 56) (Abbildung 4.28).
Die Mehrzahl der RG (78 %) war maximal, also zu 100 %, besonnt. Sieben der 32
Gewässer waren zum Teil von Gehölzen beschattet.
29 % der AG waren maximal besonnt. 40 % zeigten Besonnungsgrade von 90 %. Sehr
stark oder komplett beschattete Gewässer wurden von den Gelbbauchunken sowohl als RG,
als auch als AG gemieden.
Vegetation
Hinsichtlich der Vegetationsbedeckung zeigten sich Unterschiede zwischen den GewässerFunktionstypen
(Abbildung
4.32).
Aufenthaltsgewässer
(AG)
zeigten
Vegetationsbedeckungen von durchschnittlich 46 ± 21 % (10 - 90 %, n = 24) emers und
64
Ergebnisse
53 ± 25 % (10 - 90 %, n = 24) submers und waren signifikant stärker bewachsen als
Reproduktionsgewässer (RG) (Mann-Whitney-U Test: emers: W = 584, p < 0.001, n = 56;
submers: W = 661.5, p < 0.001, n = 56) (Abbildung 4.28). Die Reproduktionsgewässer waren
emers im Schnitt zu 24 ± 20 % (0 - 60 %, n = 32) bewachsen und submers zu 18 ± 20 % (0 80 %, n = 32).
Vier der 24 AG hatten submerse und emerse Vegetationsbedeckungen unter 30 %. Der
Großteil der AG war submers zu mehr als 60 % und emers zu 30 - 60 % bewachsen.
Keines der RG besaß eine emerse Vegetationsbedeckung über 60 %. Die meisten RG
(44 %) zeigten emerse und submerse Bedeckungen unter 30 %. Sehr reproduktive Gewässer
waren weniger stark bewachsen als die mäßig reproduktiven Gewässer (Abbildung 4.32).
Dies wurde besonders bei der submersen Vegetationsbedeckung deutlich. Diese lag bei den
sehr reproduktiven Gewässern im Schnitt bei nur 2.5 %, da zwei Drittel der Gewässer
komplett vegetationslos waren.
65
HB0079
HB0201
HB0136
HB0202
HB0289
HB0097
HB0021
HB0039
HB0061
HB0075
SS0003
HB0101
HB0102
HB0107
HB0108
HB0140
HB0200
HB0099
HB0271
HB0278
HB0282
HB0290
SS0061
SS0084
HB0081
HB0135
HB0139
HB0204
HB0206
HB0275
HB0285
HB0286
HB0020
HB0080
HB0083
HB0095
HB0096
HB0109
HB0138
HB0203
HB0279
HB0283
HB0284
HB0052
HB0059
HB0060
HB0063
HB0082
HB0240
HB0241
HB0110
HB0291
SS0081
SS0009
SS0082
SS0085
HB0079
HB0201
HB0136
HB0202
HB0289
HB0097
HB0021
HB0039
HB0061
HB0075
SS0003
HB0101
HB0102
HB0107
HB0108
HB0140
HB0200
HB0099
HB0271
HB0278
HB0282
HB0290
SS0061
SS0084
HB0081
HB0135
HB0139
HB0204
HB0206
HB0275
HB0285
HB0286
HB0020
HB0080
HB0083
HB0095
HB0096
HB0109
HB0138
HB0203
HB0279
HB0283
HB0284
HB0052
HB0059
HB0060
HB0063
HB0082
HB0240
HB0241
HB0110
HB0291
SS0081
SS0009
SS0082
SS0085
Ergebnisse
100%
sehr reproduktiv
mäßig reproduktiv
nicht reproduktiv
bewachsener Bereich
Aufenthaltsgewässer
90%
80%
70%
60%
50%
40%
30%
20%
10%
0%
100%
90%
80%
70%
60%
50%
40%
30%
20%
10%
0%
vegetationsloser Bereich
Abbildung 4.32 Emerse (oben) und submerse (unten) Vegetationsbedeckung der besiedelten Gewässer (n = 56). Legende und Beschriftungen gelten für beide
Diagramme.
66
Ergebnisse
Chemische Parameter
Die
chemischen
Parameter
pH-Wert,
Leitfähigkeit
und
Sauerstoffgehalt
wurden
aufgenommen, um die Wasserqualität der besiedelten Gewässer zu bestimmen.
Die ermittelten pH-Werte aller untersuchten Gewässer waren leicht basisch. Der
mittlere pH-Wert der Aufenthaltsgewässer (AG) von 8.42 ± 0.27 (7.90 - 9.89, n = 24, 257
Messungen) war signifikant niedriger als der mittlere pH-Wert der Reproduktionsgewässer
(RG) von 8.66 ± 0.37 (7.81 - 9.54, n = 32, 193 Messungen) (Mann-Whitney-U Test: W =
15358, p < 0.001, n = 450) (Abbildung 4.28).
Die Leitfähigkeit in den AG war mit durchschnittlich 437 ± 126.9 µs (161 - 764 µs, n
= 24, 193 Messungen) signifikant höher als in den RG mit durchschnittlich 342 ± 146.6 µs
(71 - 940 µs, n = 32, 257 Messungen) (Mann-Whitney-U Test: W = 34776, p < 0.001, n =
450) (Abbildung 4.28). In den RG befanden sich 75 % der Werte im Bereich zwischen 281 µs
und 430 µs. Bei den AG wurden die meisten Werte im Bereich zwischen 360 µs und 524 µs
aufgenommen.
Der mittlere Sauerstoffgehalt war in den RG mit 8.0 ± 3.0 mg/L (0.7- 14.7 mg/L, n =
32, 153 Messungen) signifikant höher als in den AG mit 7.2 ± 2.7 mg/L (1.6 - 12.9 mg/L, n =
24, 118 Messungen) (Students t-Test: t = -2.29, df = 269, p < 0.05, n = 271) (Abbildung 4.28).
Hinsichtlich der chemischen Parameter Leitfähigkeit und Sauerstoffgehalt konnten in
den RG, im Vergleich zu den Werten der AG, somit günstigere Bedingungen ermittelt
werden.
Wassertemperatur
Mithilfe der Data Logger fand eine kontinuierliche Aufnahme der Wassertemperatur in 11
Untersuchungsgewässern
statt.
Hierdurch
konnte
ich
für
jedes
Gewässer
Tagesdurchschnittstemperaturen berechnen. Diese wurden für die Gewässer der beiden
Funktionstypen AG und RG zusammengefasst und wie in Abbildung 4.33 gezeigt, verglichen.
Die mittlere Tagesdurchschnittstemperatur lag in den RG mit 18.2 ± 4.0°C (8.5 35.0°C, n = 8, 97920 Messungen) signifikant über der der AG mit 16.9 ± 2.6°C (10.7 24.0°C, n = 3, 36720 Messungen) (Mann-Whitney-U-Test: W = 1493207689, p < 0.001, n =
11 Gewässer, 134640 Messungen) (Tabelle 4.18). Die Temperaturwerte der Gewässer sind im
Anhang G aufgeführt.
67
Ergebnisse
Abbildung 4.33 Tagesdurchschnittstemperaturen für 11 Gewässer der beiden Funktionstypen RG (n
= 8) und AG (n = 3). Mediane (RG = 17.6°C, n = 97920; AG = 16.5°C, n = 36720) und Quartile der
Wassertemperaturen über den Zeitraum vom 08. Juli bis 30. September. Mann-Whitney-U Test: *** =
p < 0.001.
Neben
Temperaturmittelwerten
des
ganzen
Tages
berechnete
ich
die
Temperaturmittelwerte bezogen auf eine Einteilung des Tages in AM (von 24.00 - 12.00 Uhr)
und PM (von 12.00 - 24.00 Uhr). Hierbei stellte ich fest, dass sich die AM-Werte der
Gewässer der beiden Funktionstypen RG und AG nicht signifikant voneinander unterschieden
(Mann-Whitney-U Test: W = 18885591, p > 0.05, n = 11 Gewässer, 67320 Messungen)
(Abbildung 4.34). Die mittlere Temperatur der AM-Werte der RG lag mit 17.6 ± 3.2°C nur
minimal über der der AG mit 17.4 ± 2.7°C. Die mittleren PM-Werte hingegen waren in den
RG (20.6 ± 4.2°C) signifikant höher als in den AG (18.0 ± 2.8°C) (Mann-Whitney-U Test: W
= 25479335, p < 0.001, n = 11 Gewässer, 67320 Messungen). Die Temperaturdifferenz der
AM-Werte lag mit durchschnittlich 0.1°C Unterschied zwischen den RG und den AG deutlich
unter derer der PM-Werte mit einer Differenz von 2.4°C. Die AM-Werte können als
Nachttemperaturen gesehen werden, weshalb sie wesentlich geringer sind als die PM-Werte.
Da die Reproduktionsgewässer signifikant kleiner, flacher und besonnter waren als die
Aufenthaltsgewässer, konnten diese höhere PM-Werte erreichen. In der Nacht glichen sich die
Temperaturen der Gewässer beider Funktionstypen weitestgehend an. Die starke Besonnung
der RG äußerte sich zudem in einer hohen Temperaturspanne (Range). Diese lag bei den RG
im Mittel bei 26.5°C (8.5 - 35.0°C, n = 8, 97920 Messungen) und bei den AG bei 13.3°C
(10.7 - 24.0°C, n = 3, 36720 Messungen) (Tabelle 4.17). Sowohl die höchste
Maximaltemperatur (35.0°C, HB0097), als auch die niedrigste Minimaltemperatur (8.5°C,
SS0061) wurde in Reproduktionsgewässern gemessen (Anhang G).
68
Ergebnisse
Abbildung 4.34 Vergleich der AM (24.00 - 12.00 Uhr) und PM (12.00 - 24.00 Uhr) Temperaturen für
11 Gewässer der beiden Funktionstypen RG (n = 8) und AG (n = 3). AM-Werte mit einer Differenz von
0.1°C zwischen den Funktionstypen (RG: n = 48960, AG: n = 18360), PM-Werte mit 2.4°C Differenz
(RG: n = 48960, AG: n = 18360). Mann-Whitney-U Test: ***= p < 0.001.
Tabelle 4.18 Mittlere Temperaturen in den 11 Gewässern der Funktionstypen (F-typ) RG (n = 8) und
AG (n = 3). Aufgeführt sind die Minima (Min), Maxima (Max), Temperaturspanne (Range) und
Mittelwerte (MW) sowie die Anzahl der Messungen (n) und der Zeitraum der Messung in Tagen [d].
F-typ
Min [°C]
Max [°C]
Range
[°C]
MW AM
[°C] ± sd
MW PM [°C] MW Tag [°C]
± sd
± sd
RG
8.5
35.0
26.5
17.6 ± 3.2
20.6 ± 4.2
AG
10.7
24.0
13.3
17.4 ± 2.7
18.0 ± 2.8
n
Dauer
[d]
18.2 ± 4.0
79920
83
16.9 ± 2.6
36720
83
In Abbildung 4.35 ist der Verlauf der Temperatur über den gesamten Zeitraum der
Messung exemplarisch für ein Reproduktionsgewässer (HB0079, Fahrspur) und ein
Aufenthaltsgewässer (HB0095, Graben) verdeutlicht. Zu sehen sind die stets höheren
Maximaltemperaturen und die stärkeren Temperaturschwankungen des RG (grau), im
Vergleich zu dem AG (schwarz).
69
Ergebnisse
35
RG
AG
Temperatur [°C]
30
25
20
15
10
5
05.07.14
25.07.14
14.08.14
03.09.14
23.09.14
Abbildung 4.35 Temperaturverlauf eines RG (HB0079) und eines AG (HB0095) über den Zeitraum
der Messung (08. Juli - 30. September) aufgezeichnet mit Data Loggern. Anzahl der Messungen: n =
12240 für beide Gewässer.
Konkurrenz und Prädation
Von den 32 Gewässern in denen Bombina variegata laichte, fanden sich in acht (25 %)
konkurrierende Anuren-Arten. In vier Gewässern wies ich Rana temporaria-Larven nach.
Vier weitere Gewässer zeigten Larven von Hyla aborea. Die sehr reproduktiven Gewässer
waren frei von Konkurrenten. Bei den Aufenthaltsgewässern fanden sich in 18 der 24
Gewässer (75 %) konkurrierende Anuren-Arten. Neben den oben genannten Arten wurden
Wasserfrösche nachgewiesen, die jedoch nicht genau bestimmt wurden.
Auch hinsichtlich der Prädation unterschieden sich die Gewässer-Funktionstypen
voneinander. Während sich in allen Aufenthaltsgewässern Prädatoren fanden, waren 34 % der
Laich- und Reproduktionsgewässer prädatorenfrei. Bei den sehr reproduktiven Gewässern
waren 38 % frei von Prädatoren, bei den mäßig reproduktiven hingegen keines. Der Großteil
der mäßig reproduktiven RG wies Molche auf (63 %). Bei den sehr reproduktiven RG wurden
nur in zwei Gewässern (25 %) Molche gesichtet. Nachgewiesene Prädatoren-Arten waren
Teichmolch (Lissotriton vulgaris), Bergmolch (Ichthyosaura alpestris), Kammmolch
(Triturus cristatus) sowie Larven Wirbelloser (Coleoptera, Odonata).
70
Ergebnisse
Unterschieden sich die aufgenommenen Parameter zwischen den besiedelten und
unbesiedelten Gewässern?
Um herauszufinden, ob bestimmte Eigenschaften der Gewässer dazu führten, dass die
Gelbbauchunken diese Gewässer besiedelten oder mieden, verglich ich die aufgenommenen
Parameter zwischen allen besiedelten und unbesiedelten Gewässern der beiden bewohnten
Teilflächen SS und HB (n = 80).
Ich konnte feststellen, dass die besiedelten Gewässer durchschnittlich größer, flacher,
stärker besonnt und an der Gewässeroberfläche weniger bewachsen waren als die
unbesiedelten (Anhang H). Besiedelte Gewässer zeigten außerdem bessere Wasserqualitäten,
das heißt durchschnittlich geringere elektrische Leitfähigkeiten und höhere Saustoffgehalte.
Die genannten Parameter unterschieden sich allerdings statistisch nicht signifikant zwischen
den Gewässern. Signifikante Unterschiede konnten nur für den pH-Wert und die submerse
Vegetationsbedeckung ermittelt werden. Besiedelte Gewässer waren mit durchschnittlich 33 ±
28 % (0 - 90 %, n = 56) submerser Vegetationsbedeckung signifikant schwächer bewachsen
als unbesiedelte Gewässer mit einer Vegetationsbedeckung von im Mittel 50 ± 32 % (0 - 90
%, n = 24) (Mann-Whitney-U Test: W = 482.5, p < 0.05, n = 80). Der pH-Wert der
besiedelten Gewässer lag mit durchschnittlich 8.56 ± 0.24 (8.15 - 9.13, n = 56) signifikant
über dem der unbesiedelten mit rund 8.44 ± 0.18 (8.12 - 8.85, n = 24) (Mann-Whitney-U Test:
W = 875.5, p < 0.05, n = 80).
Unterschieden sich die Gewässer auf der Teilfläche ZI von den Gewässern der anderen
Teilflächen?
Ich verglich die Parameter aller Untersuchungsgewässer (n = 118) zwischen den drei
Teilflächen, um zu untersuchen, weshalb auf der Teilfläche ZI keine Unken siedelten.
Hierbei konnte ich nur geringfügige Unterschiede zwischen den Gewässern der
Teilflächen feststellen. Die Gewässer der Teilflächen SS und ZI unterschieden sich in keinem
der neun Parameter signifikant. Unterschiede wurden lediglich zwischen den Gewässern der
Teilfläche HB und den beiden anderen Gebieten gefunden. Die Gewässer des Gebietes HB
zeigten mit durchschnittlich 8.56 ± 0.23 (8.21 - 9.13, n = 65) signifikant höhere pH-Werte als
die Gewässer in dem Gebiet SS mit 8.38 ± 0.20 (8.12 - 8.72, n = 17) (Mann-Whitney-U Test:
W= 1765.5, p < 0.001, n = 101) und in dem Gebiet ZI mit 8.35 ± 0.13 (8.09 - 8.61, n = 36)
(Mann-Whitney-U Test: W= 756, p < 0.001, n = 82). Die Menge an gelösten Sauerstoff war in
71
Ergebnisse
den Gewässern des Gebietes HB mit durchschnittlich 7.81 ± 2.23 mg/L (2.99 - 13.25 mg/L, n
= 65) höher als im Teilgebiet SS mit 6.37 ± 2.23 (4.31 - 8.90 mg/L, n = 17) (Mann-Whitney-U
Test: W = 737, p < 0.001, n = 82) und in dem Gebiet ZI mit 7.00 ± 1.69 mg/L (4.18 - 11.24
mg/ L, n = 36) (Mann-Whitney-U Test: W = 1439, p < 0.05, n = 101).
4.5.2.3 Laichgewässerpräferenz
Die Gelbbauchunken legten unterschiedlich viele Eier in die Reproduktionsgewässer. Einige
der untersuchten Gewässer wurden gar nicht zum Laichen genutzt. Um herauszufinden,
welche der untersuchten Gewässerparameter die Anzahl der abgelegten Eier in den
Gewässern am stärksten beeinflussten, wandte ich ein nicht-lineares Regressionsmodell an.
Die Anzahl der abgelegten Eier in einem Gewässer wurden von den Parametern
Vegetationsbedeckung (emers, submers), Besonnungsgrad, Konkurrenz und Leitfähigkeit
signifikant beeinflusst (Tabelle 4.19).
Die Koeffizienten der Regression (Tabelle 4.19) geben die Veränderung in der Anzahl
abgelegter Eier eines Gewässers an, wenn die jeweilige erklärende Variable (Parameter) um
eine Einheit erhöht wird. Diese Veränderung kann positiv oder negativ sein. Die Parameter
submerse und emerse Vegetationsbedeckung, Konkurrenz und Leitfähigkeit zeigten negative
Effekte auf die Anzahl der Eier eines Gewässers (Abbildung 4.36). Eine Erhöhung dieser
Parameter würde, laut des Modells, eine Erniedrigung der Anzahl abgelegter Eier in einem
Gewässer zur Folge haben. Der Besonnungsgrad zeigte hingegen einen positiven Effekt auf
die Eizahl (Abbildung 4.36).
Tabelle 4.19 Koeffizienten des finalen Modelles (GLM) für die Anzahl abgelegter Eier. Aufgeführt sind
die Schätzwerte (log-transformiert), Standardfehler (SEM), t-Werte, p-Werte und das
Signifikanzniveau (p < 0.05 = *, p < 0.01 = **, p < 0.001 = ***).
Parameter
Schätzwert
SEM
(Intercept)
10.49432
Veg_emers
-2.87991
Veg_submers
Besonnung
Konkurrenz
Leitfähigkeit
t
p
Signifikanz
2.390708
4.39
3.62E-05
***
1.3138
2.192
0.03144
*
-5.34108
1.572447
-3.397
0.00109
**
4.49652
2.227831
2.018
0.04709
*
-1.72800
0.691097
-2.5
0.01456
*
-0.00461
0.001862
-2.476
0.01553
*
Die „Residual deviance“ des Modells war mit 6419.5 bei 76 df kleiner als die „Null
deviance“ mit 13052.2 bei 81 df. Da die „Null deviance“ die Gesamtabweichung der Daten
des Modells, ohne Einbeziehung der erklärenden Variablen (Parameter), darstellte, sprach
72
Ergebnisse
dies für die Güte des Modells. Die Daten wurden durch das finale Modell, welches die oben
genannten fünf Parameter einbezieht, somit besser erklärt als ohne diese Parameter.
Abbildung 4.36 Korrelation der Eizahl der Gewässer mit den Parametern Vegetationsbedeckung
(emers, submers), Besonnung und Leitfähigkeit. Berechnete Ausgleichsgeraden in Rot.
73
5 Diskussion
5.1 Populationsstruktur
Fangzahlen und Wiederfänge
Die Zahl erfasster Gelbbauchunken hängt von der Aktivität der Tiere ab. Sind aufgrund
saisonaler oder klimatischer Bedingungen wenige Unken aktiv, wird man nur einen Teil der
Population in den Gewässern antreffen. Die Tiere halten sich in Ruhephasen überwiegend in
Verstecken im Landhabitat auf (GOLLMANN & GOLLMANN, 2002). Während der
Fortpflanzungsperiode von Mai bis August finden sich die meisten adulten Gelbbauchunken
an den Gewässern (GOLLMANN & GOLLMANN, 2002). Entsprechend registrierte ich in den
Monaten Juni und Juli die meisten Tiere.
Unabhängig von saisonalen oder klimatischen Bedingungen kann es zwischen
verschiedenen Jahren zu unterschiedlichen Fangerfolgen kommen. So konnte SY (1998) auf
einem ehemaligen Militärgelände in Nordthüringen 1997 trotz gleicher Fangintensität weniger
Gelbbauchunken fangen als im Vorjahr. Er schloss die Niederschlagsmenge als Ursache
hierfür aus und schlussfolgerte, dass sich die Tiere in manchen Jahren gar nicht, oder nur
kurzzeitig, in den Gewässern aufhalten. Eine einjährige Studie ist daher nur bedingt geeignet
Aussagen über die Struktur einer Population zu treffen.
Durch die angewandte Fangmethodik konnten in einem Monat maximal 38.9 % der
berechneten Gesamtpopulation erfasst werden. SY (1998) fing durch eine gekoppelte
Fangmethode aus Zaun- und Kescherfängen maximal 45.4 % der von ihm untersuchten
Population. MÖLLER (1992, 1996) ermittelte in derselben Population durch die gleiche
Methodik maximale Anteile bis 49 % und zeigte zudem, dass mittels Kescherfängen allein
maximal 28 % der Population erfasst werden konnten. Bei einer wiederholten Studie im
Untersuchungsgebiet sollten daher neben Kescherfängen auch Zaunfänge durchgeführt
werden.
Ein Wiederfang der Gelbbauchunken gelang bei 49 % der Tiere. Im Vergleich zu
anderen Untersuchungen an Bombina variegata ist dies gering. HÖPFER (2014) konnte in
einer kleinen Population von etwa 30 Unken 72 % der Tiere wiederfangen. KRÜGER (2006)
fing 75 % der von ihm registrierten Gelbbauchunken mehrfach. In einer Waldpopulation in
Österreich wurden 79.3 % der Männchen und 78.5 % der Weibchen wiedergefangen
74
Diskussion
(SEIDEL, 1988). Auch SY (1998) erreichte in einer Gelbbauchunken-Population von knapp
700 Tieren Wiederfangraten über 70 %. Geringe Wiederfangraten deuten darauf hin, dass ein
großer Teil der Population nicht sichtbar gemacht wurde. Wird ein Tier nur 1-mal gefangen,
ist es entweder nach dem ersten Fang verstorben, abgewandert oder hält sich dort auf, wo man
es nicht fangen kann. Letzteres scheint bei Bombina variegata am wahrscheinlichsten. Adulte
Gelbbauchunken haben eine hohe Lebenserwartung (PLYTYCZ et al., 1996) und kaum
natürliche Feinde (GOLLMANN & GOLLMANN, 2002), weshalb ich ein Sterben der Tiere
größtenteils ausschließe. Hierfür sprechen auch die hohen Überlebensraten der Population
(Abschnitt
4.2.2).
KAPFBERGER
(1982)
und
BARANDUN
(1986)
deuten
geringe
Wiederfangzahlen als eine hohe Wanderaktivität der Gelbbauchunken. Diese Annahme
korreliert allerdings nicht mit der hohen Ortstreue, welche für die Population ermittelt wurde
(Abschnitt 4.3.2). Ein Dispersal der Tiere kann nicht ausgeschlossen werden, wäre bei
Gelbbauchunken in der Fortpflanzungszeit jedoch ungewöhnlich (HEUSSER, 1958; MÖLLER,
1992; SEIDEL, 1988) und scheint für 49 % der Population unwahrscheinlich.
Übereinstimmend mit BARANDUN & REYER (1998) und HARTEL (2008) gehe ich davon aus,
dass sich die übrigen Tiere im terrestrischen Habitat aufhielten. Darauf deuten ebenfalls die
geringen Fangzahlen während der Trockenperiode im Juni.
Die Fanghäufigkeiten der Individuen unterschieden sich in meiner Untersuchung
zwischen den Geschlechtern (Männchen 2.3-mal, Weibchen 2.0-mal). Auch BARANDUN
(1997) konnte auf einem Militärgelände bei Zürich Männchen häufiger wiederfangen als
Weibchen (Männchen 4.2-mal, Weibchen 2.8-mal). Einige Jahre zuvor fing derselbe Autor in
der Kiesgrube Kirchberg (Schweiz) Männchen im Mittel 3.6-mal und Weibchen 3.0-mal
(BARANDUN, 1986). SY (1998) registrierte männliche Gelbbauchunken in Thüringen bei
Mühlhausen im Mittel 3.5-mal und Weibchen 2.8-mal. Andere Autoren wie ABBÜHL (1997)
und JACOB et al. (2009) schildern ebenfalls einen häufigeren Fang männlicher Tiere.
KAPFBERGER (1984) begründet dieses Phänomen darin, dass sich Weibchen vermehrt an Land
aufhalten und nur während der Reproduktion für wenige Tage die Laichgewässer aufsuchen.
Männchen hingegen bleiben aufgrund ihrer Territorialität im Wasser oder halten sich in der
engeren Umgebung der Gewässer auf. Dies zeigte sich auch bei meinen Untersuchungen.
Während ich Männchen teilweise über Wochen im selben Gewässer antraf, fing ich Weibchen
oft wochenlang nicht. Die Suche nach Unken sollte daher auf den gesamten Landlebensraum
ausgedehnt werden und sich nicht nur auf die nähere Umgebung der Gewässer beschränken.
Alternativ kann auch die Nutzung eines Fangzaunes hilfreich sein.
75
Diskussion
Populationsgröße
Im Rahmen der Untersuchung wurden aktuelle Populationsgrößen von 156 Tieren
(kumulative Methode) und 262 Tieren (Populationsschätzung) ermittelt. Bei der kumulativen
Populationsgröße
handelt
es
sich
um
eine
sichere
Zahl
der
mindestens
im
Untersuchungsgebiet vorhandenen Individuen. Es ist zu beachten, dass die absolute Anzahl
der Individuen in der Gesamtpopulation höher liegt (!). Tiere, die an den Untersuchungstagen
nicht erfasst werden konnten, weil sie beispielsweise in ihren Landverstecken waren, sind bei
der Schätzung der Populationsgröße nach der kumulativen Methode einzukalkulieren.
Mit der angewandten Fang-Wiederfang-Methodik und der statistischen Schätzung der
Populationsgröße sollte dieser Fehler minimiert werden. Durch das Verhältnis von markierten
zu unmarkierten Tieren wird der Teil der Population geschätzt, welcher vom Erfasser nicht
registriert wurde. Ähnlich zu der Untersuchung von SENDOR & SIMON (2000) erhielt ich
durch die Jolly-Seber-Methode für offene Populationen keine sinnvolle Schätzung (Abschnitt
4.2.2). Ich gehe davon aus, dass die Grundannahmen des Modells verletzt wurden und die
Datengrundlage für eine Auswertung im Programm „Jolly“ zu schwach war. Die Modelle
setzen
einen
großen
Stichprobenumfang,
hohe
Wiederfangzahlen
und
hohe
Fangwahrscheinlichkeiten voraus (CAROTHERS, 1973). Diese Bedingungen konnten mit
meinen Daten nicht erfüllt werden.
Wie für die Bestandsschätzung von Gelbbauchunken-Populationen üblich, nutzte ich
daher ein geschlossenes Populationsmodell (vgl. HÖPFER, 2012; MÖLLER 1992; SY 1998). Die
Geschlossenheit einer natürlichen Population wird durch die dynamischen Prozesse
Mortalität, Natalität, Emigration und Immigration verhindert. Es gibt jedoch Fälle, bei denen
eine annähernd geschlossene Population während des Erfassungszeitraumes angenommen
werden kann (SENDOR & SIMON, 2000). Die Mortalität habe ich vernachlässigt, da bei einer
Lebenserwartung von über 15 Jahren (GOLLMANN & GOLLMANN, 2002) nur ein geringer
Einfluss auf die Gesamtpopulation zu erwarten ist. Der Prozess der Natalität konnte ebenfalls
ausgeschlossen werden, da nur adulte Tiere in die Berechnung einflossen. Emigration und
Immigration
können
demgegenüber
nicht
vollkommen
ausgeschlossen
werden.
Gelbbauchunken zeigen in den Sommermonaten jedoch eine starke Bindung an vorhandene
Reproduktionsgewässer (BARANDUN, 1995; HEUSSER, 1958; SEIDEL, 1988), was auch für die
betreffende Population ermittelt wurde (Abschnitt 4.3.2).
Trotz aller Sorgfalt hinsichtlich der Erfüllung der Grundannahmen der Modelle, liefert
eine Fang-Wiederfang-Studie nur dann verlässliche Schätzungen, wenn die zeitliche und die
räumliche
Skala
der
Stichprobe
beachtet
werden
(ROYLE
et
al.,
2014).
Ein
76
Diskussion
Untersuchungszeitraum
von
wenigen
Tagen
beziehungsweise
Wochen
führt
zur
Unterschätzung des Bestandes, da sich nur ein Teil der Gelbbauchunken gleichzeitig im
Wasser aufhält (SCHMIDT, 1990; WOLF, 1988). Die von mir durchgeführten 12 Fangereignisse
über 24 Wochen gelten nach MÖLLER (1992) für eine Gelbbauchunken-Population als
ausreichend.
Eine räumlich beschränkte Stichprobe kann den Gesamtbestand einer Population
ebenfalls unterschätzen (ROYLE et al., 2014). MÖLLER (1992) konnte zeigen, dass mit
abnehmender Größe des betrachteten Ausschnittes die ermittelte Bestandsgröße kleiner wird.
Dies versuchte ich durch ein großes Untersuchungsgebiet (423 ha) und eine hohe Zahl an
beprobten Gewässern (118) abzuschwächen.
Es bleibt das Problem, dass sich die meisten Tiere im Sommer im Landlebensraum
aufhalten, wo sie nicht auffindbar sind (BARANDUN, 1986; SEIDEL, 1988). MÖLLER (1992,
1996) geht davon aus, dass sich der Anteil der Population auf bis zu 75 % beläuft (!). Dies
führt ebenfalls zu einer Unterschätzung des Gesamtbestandes. BAILEY et al. (2004)
konkludieren, dass bei Schätzungen der Populationsgröße lediglich die Größe der
„Oberflächenpopulation“ bestimmt wird. Als „Oberflächenpopulation“ bezeichnen sie den
Teil der Population, welcher vom Bearbeiter durch die angewandte Methodik erfasst werden
kann („apparente Abundanz“). Die „Superpopulation“ schließt die nicht erfassbaren
Individuen ein und ist wesentlich größer (BAILEY et al., 2004). Die geschätzte
Populationsgröße von 262 Gelbbauchunken stellt somit nur einen Anhaltspunkt dar und kann
in der Realität höher sein. Außerdem unterliegt die Größe der „Oberflächenpopulation“ einer
jährlich schwankenden Dynamik und ist neben klimatischen Faktoren auch von der
Altersstruktur und dem Geschlechterverhältnis der Population abhängig (KAPFBERGER, 1984;
MÖLLER, 1992; NIKEISCH, 1995). Um das Extinktionsrisiko der betreffenden Population
korrekt abschätzen zu können, wäre eine mehrjährige Untersuchung des Bestandes vonnöten.
Nur so können natürliche Fluktuationen in der Populationsgröße von anthropogenen
Einflüssen getrennt werden. Für die folgenden Jahre sollten daher regelmäßige
Bestandsschätzungen angestrebt werden, welche Vergleichswerte liefern.
Bestandsentwicklung
Fang-Wiederfang-Untersuchungen wurden an der betrachteten Gelbbauchunken-Population in
der Vergangenheit nicht durchgeführt. Die Bestandsentwicklung der Population kann daher
nur bedingt interpretiert werden. Populationsgrößenschätzungen liegen nur für die Jahre 1993
(BELLSTEDT et al., 1994), 1998 (SERFLING, 1998) und 1999 (MEY, 1999) vor. BELLSTEDT et
77
Diskussion
al. (1994) ermittelten für 1993 einen Mindestbestand von 3.300 Gelbbauchunken auf der
Fläche
des
Untersuchungsgebietes.
Sie
schätzten
die
Gelbbauchunken-Population,
einschließlich der Bereiche südlich des Nationalparkes und der angrenzenden Waldstücke, auf
mehr als 10.000 adulte Exemplare. Laut ihren Aussagen handelte es sich zu dieser Zeit um
den individuenstärksten Bestand der Art in Deutschland (BELLSTEDT et al., 1994). Da zu
dieser Schätzung weder eine Datengrundlage noch eine Methodik vorliegen, muss dies jedoch
kritisch betrachtet werden. Dass es sich bei der untersuchten Population während der
militärischen Nutzung um einen Massenbestand gehandelt haben muss, bringt indessen auch
MEY (1988) zum Ausdruck. Er konnte in einem milden Sommer zwischen 1978 und 1987
über 1000 adulte Unken auf einer Fläche von circa 3 ha zählen. Nach der Aufgabe der
militärischen Nutzung schätzte SERFLING (1998) den Bestand im Untersuchungsgebiet auf
etwa 750 Tiere (Sichtung von 145 Tieren an zwei Begehungen). Sie ging, wie von MÖLLER
(1992) vorgeschlagen, von einer ermittelten apparenten Abundanz von 20 % aus. MEY (1999)
schätzte den Bestand im Folgejahr auf 600 Tiere, ohne eine Methodik anzugeben. Vergleicht
man die Schätzungen, dann zeigt sich ein Bestandsrückgang der Population um etwa 77 % in
fünf Jahren (3.300 in 1993, 750 in 1998) beziehungsweise um 82 % in sechs Jahren (600 in
1999). MÖLLER (1992) gibt für sein Untersuchungsgebiet, ebenfalls ein militärisch genutztes
Gelände, einen jährlichen Bestandsrückgang von 23 % in den ersten drei Jahren nach Aufgabe
der Nutzung an. SY (1998) ermittelte nach den folgenden sechs Jahren in derselben
Population einen Rückgang um nochmals 50 %. Laut meiner Schätzung hat sich die
Population des Nationalparkes seit der letzten Untersuchung halbiert (600 in 1999, 300 in
2014). Die angewandte Methodik beinhaltete jedoch eine weitaus intensivere Erfassung der
Unken als dies bei den zuvor durchgeführten Studien der Fall war. Es muss daher von einem
noch stärkeren und insgesamt erheblichen Rückgang der Population ausgegangen werden. Die
inzwischen kritische Bestandssituation der Gelbbauchunken auf dem „Kindel“ ist somit, trotz
der erwähnten methodischen Kritikpunkte, offensichtlich.
Als Hauptgrund für den Rückgang der Population gilt die Aufgabe der militärischen
Nutzung (MEY & SERFLING, 2011; SERFLING, 1998). Durch den Wegfall der künstlichen
Dynamik verschlechterten sich die Lebensbedingungen der Gelbbauchunken auf dem
„Kindel“. Der Landlebensraum der Art hat sich durch die natürliche Sukzession von einer
Offenfläche im Initialstadium in ein teils bewaldetes und verbuschtes Biotop verwandelt.
Auch die Anzahl geeigneter Laichgewässer ist durch die voranschreitende Sukzession stark
zurückgegangen (MEY & SCHMIDT, 2002). Einen Hinweis darauf gibt die Tatsache, dass viele
der von SERFLING (1998) untersuchten Gewässerkomplexe im Jahr 2014 verlandet oder durch
zu starken Bewuchs nicht mehr für die Gelbbauchunken attraktiv waren. Ich konnte im Jahr
78
Diskussion
2014 nur noch in sechs der 26 besiedelten Gewässerkomplexe Unken nachgewiesen.
Besonders auf den nördlichen Flächen, in der Teilfläche „Zirkel“, entwickelt sich die
Landschaft entgegen den Bedürfnissen der Gelbbauchunke. Viele der ehemaligen
Laichgewässer in diesem Gebiet waren im Jahr 2014 stark von Vegetation bewachsen und
teils verlandet (Anhang J). Seit 2009 gehört dieser Bereich der Kernzone des Nationalparkes
an und steht unter Prozessschutz. Da die extensive Beweidung hier bereits im Jahr 2003
eingestellte wurde (NATIONALPARKVERWALTUNG, 2010), konnte die Sukzession seit 11
Jahren ungehindert voranschreiten.
Überlebensraten
Die im Zuge der Untersuchung berechnete Überlebensrate von durchschnittlich 78 % bezieht
sich auf die Fortpflanzungszeit, beziehungsweise auf die Zeiträume zwischen den einzelnen
Fangtagen. Die jährliche Überlebensrate sollte etwas niedriger sein, da besonders die
Überwinterung ein Mortalitätsrisiko für Amphibien darstellt (WELLS, 2007). GOLLMANN &
GOLLMANN (2002) berechneten Mindestüberlebensraten zwischen zwei Jahren von 78 % für
Männchen und 81 % für Weibchen. SY & GROSSE (1998) geben als Überlebensrate für adulte
Gelbbauchunken auf einem ehemaligen Truppenübungsplatz in Thüringen 80 % an. Auch
(DINO et al., 2010) ermittelten Überlebensraten über 80 %. Für eine hohe Überlebensrate
adulter Gelbbauchunken spricht auch die hohe Lebenserwartung der Tiere. Nicht selten
wurden in Langzeitstudien Tiere mit einem Alter von über 10 Jahren ermittelt (vgl.
GOLLMANN, 1996; PLYTYCZ & BIGAJ, 1993; SEIDEL, 1996b; SY, 1998). Der Rekord einer im
Terrarium gehaltenen Gelbbauchunke liegt bei 29 Jahren (ABBÜHL & DURRER, 1998). Es gibt
jedoch auch Untersuchungen, in denen weitaus geringere Überlebensraten ermittelt wurden.
BARANDUN et al. (1997) geben in einer Kiesgrube bei Zürich eine jährliche Überlebensrate
von 62 % an. Im südlichen Weserbergland konnten Werte von 23 - 45 % berechnet werden
(MARCHAND, 1993). Einen Hinweis darauf, dass diese gegensätzlichen Aussagen methodisch
bedingt sein könnten, gibt SY (1988). Er konnte in einem Untersuchungsjahr nur etwa 43 %
der im Vorjahr registrierten Tiere wiederfangen, während er in anderen Jahren bis zu 80 %
wiederfing. Unken die nach der Überwinterung nicht wiedergefangen wurden, könnten
abgewandert sein oder sich in anderen Bereichen des Habitats aufhalten. Der „Verlust“ eines
markierten Tieres darf nicht automatisch als dessen Tod gewertet werden. Auch in meinem
Fall könnte die Überlebensrate der Population daher höher sein.
79
Diskussion
Altersstruktur
Der
übliche
Altersaufbau
einer
Gelbbauchunken-Population
besteht
aus
frisch
metamorphosierten, juvenilen Tieren, den im Vorjahr metamorphosierten, subadulten Tieren
und den Adulten (KAPFBERGER, 1984). Die letztgenannte Gruppe besteht aus Tieren sehr
verschiedenen Alters. Der Anteil der einzelnen Altersklassen an der Gesamtpopulation hängt
von dem Reproduktionserfolg der vorangegangen Jahre, von Zu- und Abwanderung und von
der Überlebensrate der Unken verschiedenen Alters ab (GOLLMANN & GOLLMANN, 2002).
In vielen untersuchten Gelbbauchunken-Populationen machen die Altersklassen der
juvenilen und subadulten Tiere den zahlenmäßig größten Anteil aus (GOLLMANN &
GOLLMANN, 2002). NIEKISCH (1995) fand 77 % juvenile, 20 % subadulte und 3 % adulte
Tiere. Auch HOSS (1994) fand mit einem Anteil von 80 % vorwiegend Jungtiere. Eine
Gelbbauchunken-Population in den Niederlanden zeigte 86 % Jungtiere und eine Population
der
Schwesterart
Bombina
bombina
sogar
96
%
Jungtiere
(BANNIKOV,
1950;
NIEUWENHOVEN-SUNIER et al., 1965). Auch KAPFBERGER (1982) fand überwiegend juvenile
und subadulte Unken in einer Tongrube bei Nürnberg. Übereinstimmend mit diesen Autoren,
bildeten Juvenile in meiner Population die größte Altersklasse. Subadulte Tiere stellten
allerdings unter 1 % der Population dar. JAHN et al. (1996), SEIDEL (1988) und SY (1998)
ermittelten Anteile subadulter Tiere unter 5 % und schlossen auf einen geringen
Reproduktionserfolg des Vorjahres. HÖPFER (2014) konnte in einer GelbbauchunkenPopulation im Ennert bei Bonn gar keine subadulten Tiere nachweisen. Alle Autoren führen
suboptimale Fortpflanzungsbedingungen, wie fehlende Laichgewässer oder Trockenheit im
Sommer, als mögliche Gründe an. Ein geringer Reproduktionserfolg im Vorjahr wird auch für
die untersuchte Population angenommen und im Absatz „Reproduktion“ begründet.
Für Bombina variegata wurde eine verstärkte Wanderbereitschaft in den ersten zwei
bis drei Jahren nach der Metamorphose nachgewiesen (BESHKOV & JAMESON, 1980;
GOLLMANN & GOLLMANN, 2002). Es ist insofern möglich, dass sich die Subadulten vermehrt
außerhalb der Gewässerkomplexe aufhielten und daher nicht registriert wurden. Ähnliches
schildert HARTEL (2008). Ein geringer Anteil dieser Altersgruppe sollte daher nicht a priori
als erfolglose Reproduktion der Vorjahre interpretiert werden.
80
Diskussion
Geschlechterverhältnis
Das Verhältnis zwischen Männchen und Weibchen sollte in den meisten GelbbauchunkenPopulationen annähernd ausgewogen sein (BEGON et al., 1996; GOLLMANN & GOLLMANN,
2002; KAPFBERGER, 1984; SEIDEL, 1988). Gleichwohl ermittelte ich für die GelbbauchunkenPopulation des „Kindels“ ein unausgewogenes Geschlechterverhältnis zu Gunsten der
männlichen Tiere (71%). In den Studien einiger anderer Autoren zeigte sich ein ähnliches
Bild. OBERT (1976) ermittelte in einer Population bei Bonn in drei Jahren einen
Männchenanteil von 75 - 80 %. In einer Population entlang eines Flusslaufes im
Balkangebirge wurden dreimal so viele Männchen wie Weibchen nachgewiesen (76 %)
(BESHKOV & JAMESON, 1980). Auch DINO et al. (2010) fanden in seiner über 20 Jahre
andauernden Studie stets mehr männliche als weibliche Tiere. Derartige Ergebnisse spiegeln
jedoch nicht das tatsächliche Geschlechterverhältnis der Populationen wider (GOLLMANN &
GOLLMANN, 2002). Bei allen Untersuchungen, inklusive der vorliegenden Arbeit, wurde sich
bei der Unkensuche größtenteils auf die Gewässerkomplexe konzentriert. Da sich männliche
Gelbbauchunken über eine längere Zeit an den Reproduktionsgewässer aufhalten und dort
auch weitaus präsenter sind als Weibchen, wird man bei einer solchen Methodik vermehrt
Männchen fangen (KAPFBERGER, 1984; SEIDEL, 1988; NIEKISCH, 1995; SY & GROSSE, 1998).
Weibchen wandern nach der Fortpflanzung oft ab und halten sich dann im Landlebensraum
auf. Einen Hinweis hierauf gibt BARANDUN (1995), der im Verlauf der Fortpflanzungszeit an
den Laichgewässern mehr Männchen als Weibchen vorfand, während sich im Waldgebiet
mehr weibliche Unken aufhielten. Untersuchungen die größere Landlebensräume einbezogen,
zeigen in der Regel ein ausgeglichenes Geschlechterverhältnis (HERMANN, 1994; KRÜGER,
2006; MÖLLER, 1992; NIEKISCH, 1995; SEIDEL, 1988). Besonders erwähnt seien in diesem
Zusammenhang die langjährigen Untersuchungen von GOLLMANN & GOLLMANN (2002) an
einer Gelbbauchunken-Population im Wienerwald in Österreich. Bei der seit 1996 zeitweise
wöchentlich
untersuchten
Population
konnten
sie
ein
nahezu
ausgeglichenes
Geschlechterverhältnis feststellen.
Auf ein saisonal unterschiedliches Geschlechterverhältnis weist KAPFBERGER (1984)
hin. Während sie im Mai und August mehr Weibchen fing, registrierte sie im Juni und Juli,
während der Hauptreproduktionszeit der Unken, mehr männliche Tiere. In meiner Studie
konnte allerdings ein nahezu konstantes Verhältnis der Geschlechter über alle fünf
Untersuchungsmonate feststellt werden (Abschnitt 4.2.4). Auch in den Studien von SY (1998)
und HÖPFER (2014) fehlt eine saisonalen Schwankungen im Geschlechterverhältnis. Eine
mögliche Erklärung liefert die unterschiedliche Methodik. Untersucht man lediglich die
81
Diskussion
Reproduktionsgewässer, wie KAPFBERGER (1984) es tat, wird man wenig Weibchen antreffen,
da sich diese vermehrt in den Aufenthaltsgewässern aufhalten (vgl. BARANDUN, 1986;
SEIDEL, 1988; NIEKISCH, 1995). MÖLLER (1992, 1996) konnte mithilfe eines Fangzauns
zeigen, dass Weibchen die Reproduktionsgewässer nur kurzzeitig zum Laichen aufsuchen,
während sich Männchen über die gesamte Laichperiode in ihnen aufhalten. Er ermittelte daher
ein saisonal schwankendes Geschlechterverhältnis in den Reproduktionsgewässern, nicht
jedoch in den Aufenthaltsgewässern.
Größen und Gewichte
Die ermittelten Kopf-Rumpf-Längen und Körpergewichte der Gelbbauchunken auf dem
„Kindel“ bewegten sich in dem für mitteleuropäische Gelbbauchunken typischen Rahmen
(Tabelle 5.1). Die Unterschiede zwischen den Geschlechtern spiegeln den generellen Trend
bei Bombina variegata wider, der zeigt, dass weibliche Unken im Durchschnitt größer und
schwerer sind als männliche (ABBÜHL & DURRER, 1993; NÖLLERT & GÜNTHER, 1996). Das
größte und schwerste Tier, ein Weibchen, war 51.5 mm groß und wog 9.6 g. Das größte von
MEY (1989) in der Region Eisenach vermessene Tier war 55 mm groß. SY (1998) konnte im
Norden von Thüringen eine maximale Körperlänge von 45 mm und ein maximales Gewicht
von 9.5 g feststellen. Die subadulten und juvenilen Tiere zeigen annähernd dieselben Größenund Gewichtsmaße wie sie SY (1998) für diese Altersklasse bestimmte (Tabelle 5.1).
Da sich die Ergebnisse der beiden Messmethoden (Schieblehre und PC) signifikant
voneinander unterschieden, sollten Vergleiche mit Literaturwerten nur bei gleicher Methodik
durchgeführt werden. Die größeren Kopf-Rumpf-Längen bei der PC Messung erklären sich
durch die gestreckte Haltung der Tiere in der Petrischale. Auch SEIDEL (1993) stellte fest,
dass Tiere, welche er beim Messen zwischen zwei Platten fixierte bis zu 8 % größer waren,
als bei der Messung mittels Schieblehre. GOLLMANN & GOLLMANN (2002) schlussfolgern,
dass man genauere Messergebnisse erhält, wenn man die Tiere an eine feste Unterlage drückt.
Die Bestimmung der Kopf-Rumpf-Länge mittels passender Software am PC wurde in
vergangenen Studien an Bombina variegata selten durchgeführt, weshalb ausreichend
Vergleichswerte fehlen. Ich sehe darin eine praktische und zudem exakte Methode mit hohem
Potential für zukünftige Untersuchungen. Da die meisten Bearbeiter bereits mit digitaler
Bauchseitenfotografie und anschließender Auswertung am PC arbeiten, ergäbe sich kein
zusätzlicher Arbeitsaufwand. Die Vermessung der Tiere im Gelände würde entfallen, was den
Bearbeitern Zeit und den Tieren Stress erspart.
82
Diskussion
Tabelle 5.1 Vergleichswerte für Kopf-Rumpf-Längen (KRL) und Körpergewichte von Gelbbauchunken
in verschiedenen Populationen.
Untersuchungsgebiet (Quelle)
Eigene
Untersuchung
Thüringen
(SY, 1998)
Österreich
(SEIDEL, 1988)
Bayern
(KAPFBERGER,
1984)
KRL [mm]
Körpergewicht [g]
n
MW ± sd
n
MW ± sd
♂♂
108
41.3 ± 4.2
108
5.8 ± 1.4
♀♀
44
42.6 ± 5.0
44
6.7 ± 1.9
sub
4
26.5 ± 6.4
4
1.9 ± 0.8
juv
178
15.9 ± 1.7
178
0.4 ± 0.2
♂♂
108
38.2 ± 3.5
♀♀
44
40.6 ± 4.9
sub
4
27 ± 1.7
♂♂
807
38.9 ± 2.1
807
6.0 ± 1.0
♀♀
797
39.8 ± 2.3
797
6.1 ± 1.2
sub
85
27.4 ± 2.8
85
2.2 ± 0.6
juv
125
15.9 ± 2.4
125
0.4 ± 0.2
♂♂
1910 45.0 ± 2.2
1910 5.7 ± 0.9
♀♀
2081 45.9 ± 2.6
2085 6.0 ± 1.1
Geschlecht
♂♂
38.7
♀♀
38.5
sub
21 - 29
juv
10 - 18
PC
Schieblehre
Schieblehre
Schieblehre
Schieblehre
♂♂
13
43.4 ± 0.3
13
6.0 ± 0.1
♀♀
17
46.2 ± 0.2
17
7.3 ± 0.1
juv
56
19.7 ± 0.2
Österreich
(MIESLER &
GOLLMANN, 2000)
♂♂
50
45.1
♀♀
38
48.1
Rumänien
(BĂNCILĂ et al.,
2010)
♂♂
440
41.4 ± 0.2
440
5.6 ± 1.3
♀♀
599
40.8 ± 0.2
599
5.5 ± 1.9
juv
427
17.6 ± 0.2
427
0.5 ± 0.5
NRW
(HÖPFER, 2014)
Bestimmung der
KRL
PC
Schieblehre
Die Größen- und Gewichtsunterschiede der adulten Unken zwischen den beiden
Teilgebieten SS und HB können verschiedene Gründe haben. Neben möglichen
Unterschieden in der Qualität der Habitate, welche sich in den Ernährungszuständen der Tiere
ausdrücken, könnten die Dichten der beiden Teilpopulationen eine Rolle spielen. Im
Vergleich zur Gesamtfläche fanden sich im Gebiet HB weitaus mehr von Gelbbauchunken
besiedelte Gewässer, als im Gebiet SS (80% der Unken). Hohe Populationsdichten führen zu
einer gesteigerten intraspezifischen Konkurrenz und äußern sich unter anderem in einem
geringeren Wachstum der Tiere der Population (BEGON et al,. 1996). Ein weiterer Grund kann
eine unterschiedliche Altersstruktur in den beiden Teilpopulationen sein. Durch die geringe
Zahl an verfügbaren Laichgewässern und den geringen Reproduktionserfolg im Gebiet SS,
besteht diese Teilpopulation vermutlich aus einem höheren Anteil älterer Gelbbauchunken.
83
Diskussion
Diese sind meist größer und schwerer als jüngere Unken (vgl. KAPFBERGER 1982, 1984). Eine
genetisch unterschiedliche Abstammung der Tiere der beiden Teilpopulationen, welche die
unterschiedlichen Größen erklären könnte, ist nach PFEIFFER (2014) eher unwahrscheinlich.
Die Autorin fand zwar genetisch unterschiedliche Abstammungslinien innerhalb der
„Kindel“-Population. Diese betrafen jedoch lediglich das Gebiet HB.
Bei der Verteilung der adulten Unken auf Größenklassen ergaben sich verschiedene
Gipfel, das heißt Größenklassen mit besonders vielen Tieren. Diese lagen bei 36 - 40 mm und
bei 42 - 48 mm. KRÜGER (2006) ermittelte in einer Gelbbauchunken-Population in Bayern ein
ähnliches Muster. Tiere des ersten Gipfels waren bei ihm 30 - 34 mm groß, solche des
zweiten 40 - 44 mm. Eine solche Verteilung lässt sich wahrscheinlich auf die Altersstruktur
der Population zurückführen. Die Gruppe der kleineren Individuen des ersten Gipfels sollten
jünger sein, als Tiere des zweiten Gipfels. Da das Wachstum bei Unken mit zunehmender
Größe und nach der Geschlechtsreife abnimmt, ist die Größe jedoch kein sicherer Indikator
für das Alter der Tiere (PLYTYCZ & BIGAJ, 1993; DI CERBO, 2001). Adulte Unken verbleiben
teils über Jahre hinweg in derselben Größenklasse (PLYTYCZ & BIGAJ, 1993). Es lässt sich
somit nicht sagen, um wie viele Jahre sich die Tiere der beiden Gipfel unterscheiden.
5.2 Ortsbeziehungen
Dispersion
Während die Art das Untersuchungsgebiet zur Zeit der militärischen Nutzung flächendeckend
besiedelte (BELLSTEDT et al., 1994), findet sich heute ein insulares Verteilungsbild
(Abbildung 4.19). Die starke Konzentration von Individuen im Gebiet HB ist in erster Linie
auf den hohen Gewässerreichtum zurückzuführen. Die untersuchten Gewässerkomplexe
bestanden aus jeweils 4 - 10 Einzelgewässern und deckten das von Gelbbauchunken benötigte
Spektrum an Aufenthalts- und Laichgewässern ab. Im Teilgebiet SS fehlte dieser
Gewässerreichtum, was wiederum die geringe Reproduktion und Populationsgröße in diesem
Gebiet erklären kann. Drei der fünf untersuchten Gewässerkomplexe bestanden aus nur einem
Einzelgewässer. Eine große Anzahl von Gewässern mit unterschiedlichen Eigenschaften, wie
sie sich im Teilgebiet HB findet, ermöglicht es den Gelbbauchunken ihren Laich auf
verschiedene Gewässer aufzuteilen (räumliche Risikostreuung). Auf diese Weise kann einem
Totalausfall der Reproduktion entgegen gewirkt werden, was das langfristige Überleben der
Population sichert (ABBÜHL & DURRER, 2000; HEUSSER, 1961).
84
Diskussion
Wie durch die heutige Dispersion ersichtlich wird, wirkt sich die extensive Beweidung
auf den südlichen Flächen (HB, SS) förderlich auf die Gelbbauchunken-Population aus.
Während SERFLING (1998) rund 36 % des damaligen Gelbbauchunken-Bestandes im
Teilgebiet HB feststellte, waren es 2014 fast 89 %. Die Mehrzahl der Tiere (63 %) wies sie im
Jahr 1998 im Teilgebiet ZI nach, welches zu dieser Zeit noch beweidet wurde
(NATIONALPARKVERWALTUNG, 2010). Für das Fehlen der Tiere im Jahr 2014 wird daher das
vorangeschrittene Sukzessionsstadium als Grund verstanden. Eine schlechtere Qualität oder
Eignung der Gewässer des Gebietes ZI konnte im Zuge der Untersuchung ausgeschlossen
werden (Abschnitt 4.5.2.2).
Im Jahr 2007 fand die letzte Reproduktion der Gelbbauchunken auf der Fläche ZI statt
(MEY, mdl. Mitt.; MEY & SERFLING, 2011). Durch die hohe Lebenserwartung der Art muss
davon ausgegangen werden, dass ein Teil dieser Unken noch lebt. Folglich stellt sich die
Frage, ob diese Tiere in die südlichen Bereiche abwanderten oder im Gebiet ZI verblieben
sind und auf günstige Laichbedingungen warten. Ein solches Abwarten wird bei
Gelbbauchunken angenommen, da sie sich über Jahre hinweg reproduzieren können und die
Reproduktion in Jahren ungünstiger Bedingungen aussetzen (BARANDUN & REYER, 1997).
Eine Abwanderung der Tiere ist jedoch gleichermaßen denkbar. Die Distanz zwischen den
Gewässern der drei Teilflächen beläuft sich auf 500 - 3500 m. Solche Entfernungen können
von Gelbbauchunken zurückgelegt werden (GOLLMANN et al., 2000; JACOB et al., 2009). MEY
(1999) konnte nachweisen, dass die Gelbbauchunken auf dem „Kindel“ auch zwischen den
Nationalparkflächen und den südlicheren Bereichen des Industriegebietes pendeln. Er nimmt
daher an, dass alle Subpopulationen im Untersuchungsgebiet miteinander vernetzt sind und
ein Individuenaustausch auf der gesamten Fläche des ehemaligen Truppenübungsplatzes
stattfindet (MEY, mdl. Mitt.). Die räumliche Nähe fördert den genetischen Austausch
zwischen
den
Subpopulationen
und
senkt
das
Risiko
eines
Aussterbens
der
Gesamtpopulation. Angesichts der geringen Populationsgröße auf dem „Kindel“, ist der
Bestand
jedoch
auch
bei
einer hinreichenden Vernetzung von
einem erhöhten
Extinktionsrisiko durch stochastische Zufallsprozesse betroffen.
Ortstreue
Die ermittelten Daten zur Wanderaktivität der Gelbbauchunken im Untersuchungsgebiet
geben größtenteils die Wanderbewegungen zwischen den Laichgewässern in den
Sommermonaten wieder. Binnen dieser Zeit zeigen Gelbbauchunken eine besonders starke
85
Diskussion
Ortsbindung an ihre Laichgewässer, was durch verschiedene Freilandstudien und durch
Verfrachtungsversuche belegt wurde (KAPFBERGER, 1984; MÖLLER, 1992; MÖLLER, 1996;
BARANDUN & REYER, 1997; HARTEL, 2008; JACOB et al., 2009). KAPFBERGER (1984) und
NIEKISCH (1990) beobachteten, dass die Mehrheit der adulten Tiere nach einer Verfrachtung
an ihr Ursprungsgewässer zurückkehrte, selbst wenn sie dazu Distanzen über 400 m
zurücklegen mussten. Auch in meiner Untersuchung war ein großer Teil der untersuchten
Gelbbauchunken ortstreu (95 %). In einer von MÖLLER (1992) untersuchten Population in
Nordthüringen zeigten im Jahr 1990 83 % der Tiere eine Standorttreue und im Jahr 1991 86
%. Unter 10 % der Tiere wechselten in seiner Studie den Gewässerkomplex. In meinem Fall
wechselten lediglich 5 % den Komplex (Abschnitt 4.3.2). Der Anteil ortstreuer Unken nimmt
mit dem Betrachtungszeitraum jedoch ab. Über einen Zeitraum von drei Jahren waren in der
Untersuchung von MÖLLER (1992) nur noch knapp 50 % der Tiere standorttreu. In einem
Steinbruch in Österreich zeigten 61 % der untersuchten Tiere eine Ortstreue über drei Jahre
hinweg (SEIDEL, 1988). Die Ortsbindung wird unter anderem von der Art und Lage der
vorhandenen Gewässer beeinflusst und hängt stark vom jeweiligen Habitat ab (GOLLMANN &
GOLLMANN, 2002). SY (1998) konnte beispielsweise auch nach über sieben Jahren noch 91 %
der Unken innerhalb einer Entfernung von 100 m vom Erstfundort fangen. In einer Population
in Niedersachsen wurden nach zwei Jahren noch zwei Drittel der wiedergefangenen Tiere
weniger als 20 m von ihrem alten Fundort entfernt angetroffen (HERRMANN, 1994). Für eine
zeitlich unterschiedliche Ortsbindung spricht eine Studie von HARTEL (2008). Über drei Jahre
hinweg schwankten die Anteile der ortsreuen Tiere in der Population zwischen 31 % und 51
% bei den Männchen und zwischen 27 % und 42 % bei den Weibchen.
Eine hohe Standorttreue bei einer Art wie Bombina variegata stellt zunächst einen
Widerspruch dar. Eine Pionierart, die darauf angewiesen ist neu entstehende Habitate rasch zu
besiedeln, sollte eher sehr mobil sein. Eine mögliche Erklärung liegt in der beschränkten
Betrachtung der aquatischen Lebensräume, in denen sich die Tiere nicht dauerhaft aufhalten.
In die Auswertung flossen außerdem nur mehrfach gefangene Individuen ein, welche
insgesamt nur einen sehr geringen Teil der geschätzten Gesamtpopulation ausmachten (77
Tiere von circa 300). Ob sich die an Land befindlichen Unken ebenso ortstreu verhalten, kann
auf diese Weise nicht untersucht werden. Einen Hinweis darauf, dass dem nicht so ist, gibt
HARTEL (2008). Für Tiere die sich im Reproduktionshabitat aufhielten, ermittelte er
durchschnittliche Aktionsdistanzen unter 200 m. Tiere, die er im Landhabitat fing, hatten sich
hingegen bis zu 1300 m von ihrem Ursprungsgewässer entfernt.
Eine starke Ortsbindung an ein spezielles Gewässer, zumindest während der
Reproduktionszeit, konnte besonders bei den Weibchen nachgewiesen werden. Von einem
86
Diskussion
stationären Verhalten weiblicher Unken sprechen auch BARANDUN (1995), GOLLMANN et al.
(2000), JACOB et al. (2009) und MARCHAND (1993). Sie fanden Weibchen während der
Laichperioden überwiegend in denselben Laichgewässern. GOLLMANN et al. (2000) führen
zusätzlich an, dass männliche Gelbbauchunken häufige, kleinräumige Wechsel durchführen.
Dies wurde zudem von BESHKOV & JAMESON (1980) in einem Primärhabitat der
Gelbbauchunke in Bulgarien beobachtet. HERRMANN (1994) und NIEKISCH (1995) erklären
das stationäre Verhalten eines Teiles der Männchen mit der Besetzung von Territorien in den
Laichgewässern. Die dominanten Tiere könnten weitere Männchen, besonders jüngere und
revierlose, durch intraspezifische Konkurrenz zu häufigen Wechseln zwischen den
Laichgewässern bewegen. Dies würde erklären, weshalb ein sehr hoher Anteil der Männchen
in meiner Studie (70 %) in verschiedenen Laichgewässern angetroffen wurde.
Aktionsdistanzen und Wanderstrecken
Einen weiteren geschlechtsspezifischen Unterschied ermittelte ich hinsichtlich der mittleren
Aktionsdistanzen und Wanderstrecken der Unken. Weibchen legten im Durchschnitt größere
Distanzen zwischen ihren Fundorten zurück und wanderten im Mittel längere Strecken als
Männchen (Abschnitt 4.3.3). Die Tatsache, dass insgesamt weniger Weibchen in die
Berechnung einflossen (n = 10, Vergleich Männchen: n = 42), bestärkt dieses Verhältnis
zusätzlich. Die höhere maximale Aktionsdistanz und Wanderstrecke der männlichen
Individuen bedingt sich vermutlich durch die höhere Stichprobengröße dieses Geschlechts.
Auch in Untersuchungen von MARCHAND (1993) zeichneten sich besonders die weiblichen
Unken durch häufige, weiträumige Wanderungen aus. JACOB et al. (2009) untersuchten den
Raumanspruch der Art durch eine mehrjährige Studie an vier Subpopulationen in
Niedersachsen. Sie konnten beobachten, dass Weibchen zwischen den Laichperioden weite
Strecken im Landhabitat zurücklegten. Als möglichen Grund hierfür nannten sie die Suche
nach geeigneten Nahrungshabitaten zwischen den Laichperioden. Weibchen legten dabei
innerhalb eines Jahres maximale Strecken von über 2000 m zurück. Eine Rekordstrecke von
über 5000 m wurde von einer weiblichen Unke in drei aufeinander folgenden Jahren
zurückgelegt. Die längste von einem Männchen zurückgelegte Entfernung über sieben Jahre
belief sich auf 1138 m. In gleicher Weise ermittelten MÖLLER (1992) und HARTEL (2008) für
Weibchen höhere mittlere Aktionsdistanzen sowie höhere mittlere Wanderstrecken als für
Männchen. HARTEL (2008) geht davon aus, dass weibliche Tiere besonders in regenreichen
Perioden andere Gewässerkomplexe erkunden, um deren Qualität für die Reproduktion zu
87
Diskussion
bewerten. Da die Kosten der Reproduktion für Weibchen höher sind als für Männchen
(Produktion von Eiern im Vergleich zu Spermien (HALLIDAY, 1994)), sollte ein reproduktiver
Fehlschlag für Weibchen ebenfalls kostspieliger sein. Sie sollten daher bemüht sein, neu
entstandene Gewässerkomplexe rasch aufzufinden und für die Reproduktion zu nutzen. Ist ein
Gewässer bereits durch Amphibienlarven anderer Arten besetzt, verliert es an Qualität für die
Gelbbauchunken (HEUSSER et al., 2002). Das effiziente Auffinden neuer Gewässer, was oft
nur durch lange Wanderungen möglich ist, bietet den Tieren daher Vorteile gegenüber
Konkurrenten (BARANDUN & REYER, 1998; HARTEL, 2008).
Abgesehen
von
einzelnen
Rekordstrecken,
finden
sich
in
der
Literatur
Aktionsdistanzen ≤ 200 m für die Gelbbauchunke. GOLLMANN et al. (2000) berechneten im
Wienerwald durchschnittliche Aktionsdistanzen von 200 m für Weibchen und 130 m für
Männchen. BESHKOV & JAMESON (1980) ermittelten entlang eines Flusslaufes im
Balkangebirge mit 64 m für Männchen und 20 m für Weibchen geringere Aktionsdistanzen.
In der bereits erwähnten Population in Niedersachsen zeigten männliche Tiere mittlere
Aktionsdistanzen von 79 m und Weibchen von 86 m (JACOB et al., 2009). Die von mir
berechneten Aktionsdistanzen fielen ähnlich aus (♂♂ 69 m, ♀♀ 75 m). Auch die ermittelten
durchschnittlichen Wanderstrecken der Gelbbauchunken des Untersuchungsgebietes decken
sich mit den Literaturwerten (vgl. GOLLMANN et al., 2000; GOLLMANN & GOLLMANN, 2002;
SY, 1998).
Übereinstimmend mit HARTEL (2008) gehe ich davon aus, dass die Aktionsdistanzen
und Wanderstrecken der Gelbbauchunken stark unterschätzt werden, wenn nur die
Wanderungen zwischen den Gewässern Beachtung finden. Mithilfe von Fang-WiederfangMethoden können weiträumig wandernde Individuen nur unzureichend festgestellt werden.
Ferner wurde darauf hingewiesen, dass die Wahrscheinlichkeit Individuen zu fangen sinkt, je
weiter sich diese von der Ausgangspopulation entfernen (GOLLMANN et al., 2000; SMITH &
GREEN, 2005). Darüber hinaus konnte in der Untersuchung gezeigt werden, dass die
Wanderstrecken der Tiere positiv mit ihren Fanghäufigkeiten korrelierten (Abschnitt 4.3.3).
Bei sehr geringen Fangwahrscheinlichkeiten, oder sehr kleinen Populationen, kann es daher
zu einer starken Unterschätzung der tatsächlichen Wanderstrecken der Tiere kommen. Die in
der vorliegenden und in anderen Untersuchungen ermittelten Aktionsdistanzen und
Wanderstrecken können somit nur als Minimalwerte betrachtet werden. Es muss ergänzend
dazu davon ausgegangen werden, dass sich das Migrationsverhalten und die genutzten
Aktionsräume der Unken stark in Abhängigkeit von den jährlich schwankenden
Witterungsverhältnissen und dem Sukzessionsstadium des Lebensraumes verändern (JACOB et
al., 2009). Gewässergruppen die in trockenen Jahren nicht für die Reproduktion geeignet sind,
88
Diskussion
können in regenreichen Jahren gute Reproduktionshabitate für die Art darstellen. Nur eine
langjährige Studie vermag es daher den Raumanspruch der Art korrekt abzuschätzen.
5.3 Phänologie und Reproduktion
Phänologie
In Abhängigkeit von der geografischen Lage erscheinen die ersten Gelbbauchunken nach der
Überwinterung zwischen März und Mai an den Laichgewässern (GOLLMANN & GOLLMANN,
2002). An der nördlichen Arealgrenze in Thüringen beginnt die Aktivitätsphase der Art
zwischen Ende April und Anfang Mai (MÖLLER, 1992; SY 1998). Diesen Zeitraum bestätigt
MEY (mdl. Mitt.) auch für die Gelbbauchunken des Untersuchungsgebietes. Das
verhältnismäßig späte Erscheinen der Tiere im Jahr 2014 (21. Mai) dürfte an den
Witterungsverhältnissen gelegen haben. Für die Zuwanderung zu den Laichgewässern
benötigen Gelbbauchunken frostfreie, nicht zu trockene Nächte (MÖLLER, 1996). Die
mittleren Tagestemperaturen sollten 14 - 18 °C nicht unterschreiten (NIEKISCH, 1990). Mit
regelmäßigen Nachtfrösten (bis 04. Mai) und Nachttemperaturen von häufig unter 5 °C (bis
17. Mai) war die erste Hälfte des Monates Mai im Untersuchungsjahr sehr kühl. Des Weiteren
war das Frühjahr 2014 mit durchschnittlichen Niederschlägen von nur rund 0.7 mm in den
Monaten März und April und 3.2 mm in der ersten Maihälfte, im Vergleich zu den Vorjahren,
ungewöhnlich trocken (EXPLORATORIEN
ZUR
FUNKTIONELLEN BIODIVERSITÄTSFORSCHUNG,
2014).
Reproduktion
Die Ruf- und Laichperioden der Gelbbauchunken verliefen im Untersuchungsjahr synchron
und setzten stets in leichter Verzögerung zu starken Niederschlägen ein (Abschnitt 4.4). Diese
erhöhten den Wasserstand der Gewässer oder füllten zuvor vertrocknete Gewässer auf. Ein
rasches Ablaichen bei maximalem Wasserstand erhöht die Chance, dass die Larven bis zur
Metamorphose heranwachsen. Besonders in Gebieten, in denen der Wasserstand der
Laichgewässer in Abhängigkeit zu den Niederschlägen steht, gelten ergiebige Regenfälle als
Auslöser für Ruf- und Laichaktivitäten der Gelbbauchunke (OBERT, 1976; SEIDEL, 1988;
BARANDUN, 1995). Dies konnte ich besonders nach Ende der starken Trockenheit im Juli
beobachten. Am 08. und 09. Juli fielen mit insgesamt 80 mm Niederschlag die stärksten
89
Diskussion
Regenfälle der Saison. In den darauffolgenden sechs Tagen legten die Tiere fast die Hälfte
aller Eier der Saison ab. Ähnliches beobachteten GOLLMANN et al. (1999) und MIESLER &
GOLLMANN (2000) in einer Population im Wienerwald in Österreich. Neben den
Niederschlägen spielen steigende Wassertemperaturen und die hormonelle Bereitschaft der
Unken eine Rolle für die Induktion der Laichablage (OBERT, 1973; HOSS, 1994).
Mehrere Laichperioden, wie ich sie nachweisen konnte, gelten bei Amphibien als
evolutive Anpassung an eine Reproduktion in temporären und ephemeren Kleingewässern
(HEUSSER, 1961; KAPFBERGER, 1982; SCHMIDT et al., 2015). Das opportunistische Laichen
während günstiger Witterungsbedingungen erhöht die Aussicht, dass zumindest ein Teil der
Reproduktion erfolgreich ist (zeitliche Risikostreuung). Die Anzahl und Dauer der einzelnen
Laichperioden werden dabei von den Umweltbedingungen im jeweiligen Habitat bestimmt
(SY, 1998). In ephemeren Gewässern mit stark schwankenden Wasserständen werden meist
häufige, über wenige Tage andauernde, Laichphasen ermittelt (SEIDEL, 1988). Dies
beobachtete ich in den meisten der Reproduktionsgewässer im Untersuchungsgebiet. Hier
konnten fünf, über zwei bis acht Tage andauernde, Laichperioden abgegrenzt werden.
BARANDUN (1992) schließt aus einem solchen zeitlichen Laichmuster ein hohes
Mortalitätsrisiko für Eier und Larven im Lebensraum. In permanenten oder temporären
Gewässern mit stabilem Wasserstand lassen sich hingegen wenige, lang andauernde oder gar
keine
getrennten
Laichperioden
feststellen
(BARANDUN,
1990).
In
meinem
Untersuchungsgebiet traf dies lediglich auf das Reproduktionsgewässer im Quellgebiet
(SS0061) zu. An dieser Stelle laichten die Unken während der gesamten Saison unabhängig
von äußeren Faktoren ab. Der Grund hierfür war der gleichbleibende Wasserstand des
Gewässers.
Den höchsten Mortalitätsfaktor für die Entwicklungsstadien der Gelbbauchunke stellte
die frühzeitige Austrocknung ihrer Laichgewässer dar. Knapp die Hälfte der Gelege aus dem
Jahr 2014 vertrocknete. Solche Verluste sind bei Gelbbauchunken keine Seltenheit und
eingeplant. Auf einem ehemaligen Truppenübungsplatz bei Zürich entwickelten sich in zwei
Untersuchungsjahren nur 7 % beziehungsweise 13 % des Laiches bis zur Metamorphose, 79
% beziehungsweise 37 % der Mortalität war dem Trockenfallen von Tümpeln geschuldet
(BARANDUN, 1996). Im Wienerwald in Österreich konnten sich, bedingt durch Trockenheit, in
manchen Jahren lediglich 2 % der Larven vollständig entwickeln (MIESLER & GOLLMANN,
2000). In einer Gelbbauchunken-Population im Ennert bei Bonn blieben im Jahr 2013 75 %
aller Laichereignisse erfolglos. SEIDEL (1988) beobachtete in einigen Jahren sogar das
Vertrocknen des gesamten Laiches einer Gelbbauchunken-Population. Eine erfolglose
Reproduktion gefährdet jedoch nicht unmittelbar das Überleben der Population, da sich
90
Diskussion
Unken über Jahre hinweg reproduzieren und Verluste in humiden Perioden ausgleichen
können (SEIDEL, 1988). Auch im Untersuchungsgebiet kann witterungsbedingt von einem
Wechsel aus reproduktiv erfolgreichen und erfolglosen Jahren ausgegangen werden. MEY
(mdl. Mitt.), welcher die Gelbbauchunken-Population auf dem „Kindel“ seit über 20 Jahren
beobachtet, berichtete, dass einem erfolgreichen Jahr mitunter mehrere erfolglose Jahre folgen
können. Im Vergleich zu den Vorjahren deutete er den Reproduktionserfolg im Jahr 2014 als
außergewöhnlich gut. Einen Hinweis auf eine sehr geringe oder fehlende Reproduktion in den
Jahren von 2008 - 2013 geben die Ergebnisse des jährlichen Amphibien-Monitorings des
Nationalparkes. In diesem Zeitraum konnte nur in drei der 27 besiedelten MonitoringGewässern eine Reproduktion der Art nachgewiesen werden. Diese brachte in keinem der
Jahre mehr als 10 Jungtiere pro Gewässer hervor. Hierfür spricht auch die sehr geringe
Anzahl subadulter Tiere in dieser Untersuchung.
Abgesehen von einzelnen erfolgreichen Jahren nahm der Reproduktionserfolg der
Gelbbauchunken im Untersuchungsgebiet mit der Einstellung der militärischen Nutzung
fortwährend ab (MEY, mdl. Mitt.). Als Grund wird auch hier die sukzessionsbedingte
Verschlechterung der Gewässer genannt. Zu diesen Erkenntnissen kam ebenso SY (1998),
welcher in einer Gelbbauchunken-Population auf einem ehemaligen NVA Militärgelände im
Norden Thüringens nach der Aufgabe der Nutzung kaum noch Reproduktion verzeichnete.
Darüber hinaus kann der Klimawandel zum Verlust der Fortpflanzungshabitate von Bombina
variegata beitragen. Steigende Temperaturen verbunden mit sinkenden Niederschlägen, wie
sie auch in Deutschland verzeichnet werden (DILLER & HEBECKER, 2008), können zu erhöhter
Evaporation in den Habitaten der Tiere führen. Ephemere und temporäre Gewässer, die
bevorzugten Laichgewässer der Art, sind damit zunehmender Austrocknungsgefahr ausgesetzt
(WALTHER et al., 2002; BROOKS, 2009).
5.4 Habitatanalyse
Landlebensraum
Der Landlebensraum in einem Habitat der Gelbbauchunke dient den Tieren als Aufenthaltsort
im Sommer und als Überwinterungsquartier im Winter (GOLLMANN & GOLLMANN, 2002). Da
Gelbbauchunken die meiste Zeit ihres Lebens an Land verbringen, ist die Qualität des
Landlebensraumes mindestens genauso entscheidend, wie die Qualität der Laichgewässer
91
Diskussion
(MÖLLER 1992, 1996). Schon geringe ökologische Störungen des Landlebensraumes können
zu wesentlichen Bestandseinbußen führen (SEIDEL, 1996).
Als geeigneter Landlebensraum für die Art gelten sonnenexponierte Freiflächen mit
unebenem Relief und einem reich strukturierten Mosaik aus Rohbodenstellen, lückiger
Ruderal- und Gebüschvegetation und sonnenexponierten Tümpeln (FELDMANN & SELL, 1981;
BLAB, 1986; MÖLLER, 1993; NIEKISCH, 1995; GENTHNER & HÖLZINGER, 2007). Auf den
Untersuchungsflächen besteht ein solcher terrestrischer Lebensraum, der bedingt durch die
historische Nutzung sehr vielfältig ist. Neben offenen Grünlandflächen und Ruderalflächen
finden sich auch kleine Waldstücke, welche den Tieren sowohl im Sommer, als auch im
Winter, geeignete Versteckmöglichkeiten bieten. Bei hoher Lufttemperatur und niedriger
Luftfeuchtigkeit dienen nach GOLLMANN & GOLLMANN (2002) besonders Waldflächen als
schutzbietendes Habitat. Entscheidend für die offenen Flächen ist eine gewisse
Mindestfeuchte. SY (1998) konnte die meisten Gelbbauchunken außerhalb von Gewässern an
ganzjährig feuchten bis nassen Hangbereichen finden. In meiner Untersuchung wurden Unken
während Hitze- und Trockenperioden an Land gleichermaßen an feuchten, schattigen Stellen
unter Steinen oder im Gebüsch vorgefunden. Von ähnlichen Überdauerungsstrategien
berichten NIEKISCH (1995), BARANDUN (1996) und GOLLMANN & GOLLMANN (2002).
Als Überwinterungsquartier für Gelbbauchunken hat der Wald eine große Bedeutung.
Meist verbringt Bombina variegata den Winter im Landlebensraum. Dort suchen sie im
Umfeld des Reproduktionshabitats geschützte, bodennahe Winterquartiere auf (GOLLMANN &
GOLLMANN, 2002). Infolge höherer Minimaltemperaturen, ausgeglichener Bodenfeuchte und
einem größerem Angebot an Hohlraumsystemen im Boden, sind bewaldete Landschaften
günstiger für die Überwinterung (NIEKISCH, 1995). Die angrenzenden Laubwälder im
Untersuchungsgebiet mit Fagus sylvatica als dominante Baumart bieten der Art daher gute
Überwinterungsquartiere.
Dementgegen
können
auch
Felsspalten,
Bodenrisse
oder
Gesteinsschutthaufen als Winterquartier dienen. Besonders Letzteres findet sich im
Untersuchungsgebiet recht häufig. MÖLLER (1992) fand in einem Kalkschotterhang in
unmittelbarer Nähe zum Laichgewässer versteckte Tiere und nahm diesen als Winterquartier
an.
HERRMANN
(1994)
wies
einen
mit
Gesteinsschutt
abgedeckten
Hang
als
Überwinterungsquartier der Art nach. Ferner finden sich im Untersuchungsgebiet viele
eingelassene Betonteile, Bunker und Panzerstellungen mit Versteckmöglichkeiten, welche als
Winterquartier in Betracht kommen.
92
Diskussion
Gewässer
Das Vorkommen von Organismen mit komplexen Lebenszyklen, wie Amphibien, wird oft
durch die Verteilung und Qualität ihrer Reproduktionshabitate eingeschränkt (WILBUR, 1980).
Ein Überlebensschlüssel von Amphibien ist daher die Fähigkeit der adulten Tiere
Reproduktionshabitate aufzufinden und deren Qualität dauerhaft einschätzen zu können
(SINSCH, 1991; LAURILA & AHO, 1997). Da typische Gelbbauchunken-Habitate einer
ständigen Dynamik unterliegen und daher unvorhersehbare Bedingungen bieten, ist diese
Fähigkeit bei Bombina variegata besonders wichtig.
Gewässertypen
Die häufige Besiedlung der Entwässerungsgräben durch die Gelbbauchunke kann wie folgt
erklärt werden. Gräben dienten der Art aufgrund ihrer Größe, Tiefe und Permanenz als
Aufenthaltsgewässer während der Sommermonate. Da die Gräben entlang der befestigten
Trassen verliefen und sich somit in unmittelbarere Nähe zu den bevorzugten Laichgewässern
befanden (Fahrspuren, Pfützen), konnten die Unken die Laichgewässer bei geeigneten
Bedingungen schnell aufsuchen. Darüber hinaus dienten die Gräben vermutlich als
Vernetzungs- und Ausbreitungsmöglichkeit. Besonders die Teilfläche HB wurde fast
vollständig von Gräben durchzogen, die sowohl von Ost nach West, als auch von Nord nach
Süd verliefen. Die Hangneigung des Gebietes führte des Weiteren dazu, dass die Gräben im
Süden durch ablaufendes Niederschlagswasser aus den nördlichen Bereichen gefüllt wurden.
Dadurch fanden die Unken im Süden fast durchgängig wasserführende Teilbereiche innerhalb
der Gräben.
Die große Bedeutung der Fahrspuren für die Reproduktion von Bombina variegata
wurde bereits durch KRACH (1996) diskutiert. Fahrspuren stellten in seiner Untersuchung 13
% aller untersuchten Laichgewässer, in Bezug auf Lurchvorkommen, dar. In meinem
Untersuchungsgebiet legten die Gelbbauchunken 41 % aller Eier in Fahrspuren ab.
Fahrspuren sind für die Art jedoch nur dann attraktiv, wenn sie regelmäßig befahren werden.
Die Fahrzeuge werfen den Detritus aus, verdichten den Boden und verhindern so eine
Sukzession des Gewässers (KRACH, 1996). Im Untersuchungsgebiet wird dies durch die
Fahrzeuge der Schäfer bewirkt. Die Aufgabe der Beweidung und der dadurch verursachte
Verlust der genutzten Fahrspuren im Gebiet würde das Risiko einer verminderten
Reproduktion mit sich bringen.
93
Diskussion
Ermittelte Parameter
Die Hauptgründe einer erfolglosen Reproduktion bei Bombina variegata sind Austrocknung,
Prädation und Konkurrenz (BARANDUN & REYER, 1997). Um eine erfolgreiche Reproduktion
zu gewährleisten, sollten adulte Tiere daher Laichgewässer wählen, in denen diese drei
Faktoren minimal sind. Permanente Gewässer haben aufgrund ihrer Größe und Tiefe ein sehr
geringes Austrocknungsrisiko, zeigen jedoch eine hohe Anzahl und Diversität an Prädatoren
und Konkurrenten für die Larven (LICHT, 1974; WOODWARD, 1983; BARANDUN, 1992;
BARANDUN & REYER, 1997). Temporäre Gewässer weisen hingegen kaum Prädatoren oder
Konkurrenten auf, bergen jedoch oft ein hohes Austrocknungsrisiko (BARANDUN & REYER,
1997). Gelbbauchunken stehen daher hinsichtlich der Wahl eines geeigneten Laichgewässers
vor einem Dilemma.
Für
das
Anlegen
neuer
Gewässerkomplexe
im
Zuge
laufender
Naturschutzmaßnahmen muss jedoch bekannt sein, welche Faktoren bei der Wahl der
Reproduktionsgewässer die größte Rolle spielen und welche Gewässer unter den gegebenen
Bedingungen für die Art geeignet sind. Die vorhandenen Gewässer im Untersuchungsgebiet
wurden deshalb hinsichtlich verschiedener physikalischer und chemischer Parameter
untersucht. Die ermittelten Werte können allerding lediglich als Ist-Werte gesehen werden,
welche sich sowohl im Laufe einer Saison, als auch zwischen verschiedenen Jahren stark
unterscheiden können. Durch die witterungsbedingt unvorhersehbaren Bedingungen in
Habitaten der Gelbbauchunke, liefert eine einjährige Studie lediglich einen Ausschnitt des
Gesamtbildes.
Gewässergröße
Hinsichtlich der Größe der von Gelbbauchunken besiedelten Gewässer zeigte sich, dass
Reproduktionsgewässer signifikant kleiner waren als Aufenthaltsgewässer. Bei der Wahl ihrer
Reproduktionsgewässer zeigten Gelbbauchunken eine klare Präferenz für kleine Gewässer (<
40 m²), nutzten jedoch vereinzelt auch große Gewässer (> 100 m²). Der Erfolg der
Reproduktion war in Gewässern von 5 - 15 m² am größten. Zu ähnlichen Ergebnissen kommt
auch WAGNER (1996). Von 89 untersuchten Laichgewässern zeigten 50 % Größen von 5 - 12
m². Den größten Reproduktionserfolg wies er in dieser Größenklasse nach. SY (1998)
ermittelte die höchste Anzahl abgelegter Eier in zwei aufeinander folgenden Jahren in
Tümpeln zwischen 0.1 und 15 m². Die Gelbbauchunken einer von HÖPFER (2014)
untersuchten Population im Ennert bei Bonn bevorzugten sehr kleine Laichgewässer von 2 - 5
94
Diskussion
m². Auch Untersuchungen von NIEKISCH (1995) ergaben, dass Gelbbauchunken in kleinen
und kleinsten Wasserstellen laichen und großflächige Gewässer als Laichplätze die Ausnahme
sind. Als Gründe für die Meidung großflächiger Gewässer nennt er die verstärkte
Wellenbildung und den größeren interspezifischen Konkurrenzdruck durch andere im Wasser
lebende Arten. Mit der Größe eines Gewässers nimmt meist auch dessen Tiefe zu, weshalb
die negativen Effekte tiefer Gewässer, welche im Folgenden diskutiert werden, auch für
großflächige Gewässer gelten. JAHN et al., (1996) gehen davon aus, dass die Gewässergröße
allein eine eher untergeordnete Bedeutung für die Laichablage von Bombina variegata
darstellt. Wichtig ist nach ihnen die Kombination aus Gewässergröße und –tiefe. In meinem
Untersuchungsgebiet war das größte Laichgewässer über 220 m² groß, jedoch nur knapp 30
cm tief, was diese Annahme unterstützt.
Gewässertiefe und Austrocknungshäufigkeit
Die Reproduktionsgewässer waren signifikant flacher als die Aufenthaltsgewässer. Die
erfolgreichsten Reproduktionsgewässer zeigten eine Tiefe von durchschnittlich 15 cm. Auch
MEY (1988) gibt als bevorzugte Laichplätze von Bombina variegata im Raum Eisenach
Gewässer mit Tiefen bis 20 cm an. Zu gleichen Ergebnissen kommen auch HÖPFER (2014)
und SY (1998). Die meisten Eier legten Gelbbauchunken in ihren Untersuchungen in
Gewässer mit Tiefen von 10 - 30 cm. Gewässer, welche tiefer als 80 cm waren, nutzten
Gelbbauchunken in ihren Studien nicht zum Laichen. In meinem Gebiet wurden Gewässer mit
einer Tiefe über 50 cm bereits nicht mehr für die Reproduktion, sondern lediglich als
Aufenthaltsgewässer, genutzt. KAPFBERGER (1982) konnte die Gelbbauchunke in Gewässern
mit Wassertiefen von 15 - 50 cm nachweisen. In tieferen Gewässern fehlte die Art
vollständig. Auch WAGNER (1996) und NIEKISCH (1995) beschreiben als bevorzugte
Laichhabitate Flachgewässer, deren Tiefe zwischen wenigen Zentimetern und maximal 40 cm
liegen. Tiefere Gewässer werden laut NIEKISCH (1995) von den Unken eher selten und dann
auch nur in entsprechend flachen Bereichen zum Laichen aufgesucht. Als minimale
Wassertiefe während der Laichzeit gibt er 6 cm an. Das flachste Reproduktionsgewässer in
meiner Untersuchung hatte eine durchschnittliche Tiefe von 3 cm.
Der Vorteil flacher Reproduktionsgewässer liegt in der schnellen Erwärmung des
Wassers. Die Wassertemperatur hat einen erheblichen Einfluss auf den Reproduktionserfolg
von Bombina variegata und wird daher unter dem Punkt „Besonnung und Wassertemperatur“
näher betrachtet.
95
Diskussion
Neben einer hohen Wassertemperatur zeigen flache Gewässer eine geringe Permanenz
(Dauer der Wasserführung). Trocknet ein Gewässer regelmäßig aus, können Prädatoren wie
Fische, Molche oder Wirbellose keine großen Populationen aufbauen. Tiefe, permanente
Gewässer hingegen zeigen meist hohe Prädatorendichten, was die Mortalität der AnurenLarven stark erhöht (BARANDUN, 1992; ABBÜHL & DURRER, 1993; NIEKISCH, 1995;
BARANDUN & REYER, 1997; SCHMIDT et al., 2015). SCHEEL (2015) weist darauf hin, dass das
Austrocknen eines Gewässers und die damit verbundene Reduzierung der Prädatorendichte
das wichtigste Kriterium für eine erfolgreiche Reproduktion von Bombina variegata darstellt.
Dies bestätigen auch meine Ergebnisse. Rund drei Viertel aller Eier legten die
Gelbbauchunken in Gewässer ab, die 1- bis 2-mal während der Saison (Mai - Oktober)
trocken fielen. SY (1998) konnte ebenfalls den überwiegenden Teil abgelegter Eier (> 40 %)
in Gewässern finden, die 2-mal trocken fielen.
Neben der Reduzierung der Prädation verändert sich mit dem Austrocknen des
Gewässers auch die Nahrungsverfügbarkeit für Amphibienlarven. FEIL (2000) konnte in
einem experimentellen Versuch nachweisen, dass sich die Qualität und Quantität der Algen
zwischen permanenten und temporären Gewässern unterscheidet. Temporäre Gewässer zeigen
nach der Neufüllung überwiegend einzellige Algen (WILBUR & ALFORD, 1985), welche von
Amphibienlarven besser verdaut werden können als mehrzellige (PETERSON & BOULTON,
1999). Da Algen die primäre Nahrungsquelle für Gelbbauchunken-Larven bilden (GOLLMANN
& GOLLMANN, 2002), kann dies einen entscheidenden Einfluss auf deren Wachstum und
Entwicklung haben.
Regelmäßig austrocknende Gewässer bergen jedoch die Gefahr, dass Larven
vertrocknen, bevor sie die Metamorphose erreichen (BARANDUN & REYER, 1997). Amphibien
haben im Laufe ihrer Evolution Strategien entwickelt, um dieses Risiko zu minimieren. Eine
Zusammenstellung dieser kann SCHMIDT et al., (2015) entnommen werden. Trotz der Vielzahl
an Strategien, kann ein zu häufiges Austrocknen der Gewässer nicht unbegrenzt toleriert
werden. Die Wasserführung sollte mindestens so lange gewährleistet sein, bis die Larven die
Metamorphose erreichen. In meinem Fall erforderte es circa 35 Tage, bis geschlüpfte Larven
B. variegatas metamorphosierten und die Gewässer verließen. Nach GOLLMANN &
GOLLMANN (2002) benötigen Gelbbauchunkenlarven für ihr Entwicklung je nach Temperatur,
Dichte und Nahrungsverfügbarkeit zwischen ein und über drei Monaten. KAPFBERGER (1984)
wies eine mittlere Larvaldauer von 50 Tagen in Gefangenschaft nach. Unter einer
Wassertemperatur von 27 °C aufgezogene Laven brauchten nach MORAND et al. (1997)
durchschnittlich 65 Tage bis zur Metamorphose. In einem Experiment mit Aufzuchtwannen
im Freiland metamorphosierten die ersten Larven nach 43 Tagen (SCHELLENBERG, 2012).
96
Diskussion
Mögliche Ursachen für die vergleichsweise schnelle Entwicklung der Larven im
Untersuchungsgebiet könnten die hohen Wassertemperaturen und die drohende Austrocknung
gewesen sein. Es wurde mehrfach gezeigt, dass Larven B. variegatas in der Lage sind ihre
Entwicklung zu beschleunigen und so ihre Larvaldauer zu verkürzen, wenn ihr
Reproduktionsgewässer auszutrocknen droht (BÖLL, 2002; BUCHHOLZ & LINSENMAIR 1991,
SCHELLENBERG, 2012). Während eines Laborversuches metamorphosierten Larven, welche
unter Austrocknungsbedingungen gehalten wurden (sinkender Wasserstand, erhöhte
Temperatur), bereits nach 25 - 27 Tagen (BÖLL, 2002). Dieses Phänomen wird als adaptive
Reaktion auf die unvorhersehbaren Bedingungen und hohen Austrocknungsrisiken in den
Laichgewässern B. variegatas verstanden. In meiner Untersuchung konnten auf diese Weise
einige Larven der ersten Hauptlaichphase die Gewässer verlassen, bevor diese Ende Juni
trocken fielen.
Die Reproduktionsgewässer im Untersuchungsgebiet, in denen Laich und Larven
bereits zu Beginn der Fortpflanzungssaison vertrocknet waren, nutzten die Unken nicht erneut
zum Laichen. Stattdessen wurde in der zweiten Hauptlaichphase vermehrt in tiefere Gewässer
gelaicht, welche Charaktereigenschaften von Aufenthaltsgewässern aufwiesen. Dies spricht
für einen gewissen Lerneffekt der Tiere. Nach BARANDUN & REYER (1997) sind
Gelbbauchunken nicht in der Lage das Austrocknungsrisiko eines Laichgewässers
abzuschätzen, da dieses stark von den jeweiligen Witterungsbedingungen abhängt. Es hat
jedoch den Anschein, dass die Tiere im Laufe der Saison solche Gewässer meiden, in denen
die Reproduktion zuvor austrocknungsbedingt erfolglos verlief. Die Adulten scheinen sich
dann im trade-off zwischen einem hohen Austrocknungsrisiko in prädatorenfreien Gewässern
und einem geringen Austrocknungsrisiko in prädatorenreichen Gewässern für Letzteres zu
entscheiden.
Ein Totalausfall der gesamten Reproduktion eines Jahres durch das Trockenfallen der
Gewässer wurde bei B. variegata bisher nur in Habitaten nachgewiesen, in denen nicht
genügend Gewässer zur Verfügung standen (NIEKISCH, 1995). Sind die Tiere auf wenige
Gewässer angewiesen, steigt das Risiko eines Totalausfalles. Wenn jedoch ein reiches
Angebot an kürzer- und längerfristig wasserführenden Gewässern vorhanden ist, ist ein
Totalausfall durch Austrocknung unwahrscheinlich. Die Austrocknung hat in diesem Fall nur
einen geringen Einfluss auf die Bestandsgröße einer Population (FELLENBERG, 1974). Neben
regenwassergespeisten Gewässern sollten in Gelbbauchunken-Habitaten folglich auch
grundwassergespeiste Gewässer zur Verfügung stehen, welche den Mortalitätsfaktor
Austrocknung abschwächen.
97
Diskussion
Vegetation
In der Literatur werden Reproduktionsgewässer der Gelbbauchunke häufig als vegetationsarm
oder vegetationslos beschrieben, während Aufenthaltsgewässer stark von höheren Pflanzen
bewachsen sein können (BARANDUN & REYER, 1997; GOLLMANN & GOLLMANN, 2002;
NIEKISCH, 1995). Einige Autoren berichten jedoch, dass sich Bombina variegata auch in
Gewässern mit üppiger Vegetation fortpflanzt (WAGNER, 1996; ZAHN und NIEDERMEIER,
2004). Meine Ergebnisse spiegeln ein ähnliches Bild wider. Während die Oberfläche und der
Gewässerboden der Aufenthaltsgewässer im Schnitt zur Hälfte durch Vegetation bewachsen
waren, zeigten Reproduktionsgewässer im Mittel geringere Vegetationsbedeckungen
(Abschnitt 4.5.2.2). Nach der Trockenheit im Juni nutzten die Unken hingegen auch stark
bewachsene Gräben zum Laichen. Die erfolgreichste Reproduktion wurde allerdings in
komplett vegetationsfreien Gewässer nachgewiesen. Ähnliche Ergebnisse erhielten auch
SAMIETZ (1989) und WAGNER (1996). Den größten Reproduktionserfolg verzeichneten sie in
Gewässern die wenigstens teilweise vegetationslose Bereiche aufwiesen. Anhand des
Regressionsmodells konnte ich außerdem einen negativen Zusammenhang zwischen der
Vegetationsbedeckung eines Gewässers und der darin enthaltenen Eizahl ermitteln. SY (1998)
fand die meisten von Gelbbauchunken abgelegten Eier in Gewässern mit einer
Vegetationsbedeckung unter 20 %, was gut mit meinen Ergebnissen übereinstimmt.
Ein starker emerser Bewuchs der Gewässer führt unweigerlich zu einer Beschattung
der Gewässeroberfläche und somit zu einer geringeren Wassertemperatur, als in
vergleichsweise besonnten Gewässern. Die Gelbbauchunken sollten folglich gegenüber
submerser Vegetation toleranter sein als gegenüber emerser (NIEKISCH, 1995). Die Vorteile
besonnter Gewässer für die Reproduktion von Amphibien werden unter dem Punkt
„Besonnung und Wassertemperatur“ detailliert aufgeführt.
Die Vegetationsbedeckung eines Gewässers hängt häufig mit dessen Alter zusammen.
Mit steigendem Alter und voranschreitender Sukzession finden sich zunehmend höhere
Pflanzen wie Röhricht und Schwimmblattpflanzen in Gewässern (GOLLMANN & GOLLMANN,
2002). Neu entstandene Gewässer, wie frische Fahrspuren und Wildsuhlen, zeigen meist
kaum bis keine Vegetation und werden von Gelbbauchunken bevorzugt als Laichgewässer
genutzt (BÖHLER et al., 2015; WAGNER, 1996). Die von mir gefundenen Unterschiede in der
Vegetation der Gewässer-Funktionstypen können demnach durch das Alter der Gewässer
bedingt sein. Sind die Gewässer zu alt und wachsen langsam zu, suchen Gelbbauchunken
gezielt neue Komplexe auf (GROSSENBACHER et al., 1988; MEY, 1988). NIEKISCH (1995)
beobachtete, dass die Zahl der Unken eines vegetationsfreien Absatzteiches mit
98
Diskussion
zunehmendem Bewuchs rapide abnahm. Eine Hilfsaktion bei der vegetationslose Gruben von
25 cm Tiefe im Uferbereich des Gewässers geschaffen wurden, führte dazu, dass Unken diese
neuen Stellen innerhalb von zwei Tagen besiedelten und sich in derselben Saison in ihnen
reproduzierten.
Chemische Parameter
Die chemischen Parameter in einem Gewässer haben wichtige ökologische Effekte auf
Amphibiengesellschaften (FREDA, 1986) und wirken sich speziell auf das Überleben der
Larven aus (BEEBEE, 1986; GOSNER & BLACK, 1957). Diese Parameter können insofern
entscheidend darüber sein, ob ein Gewässer für Gelbbauchunken geeignet ist.
pH-Wert
Die Gelbbauchunke gilt, im Vergleich zu anderen Amphibienarten wie Hyla aborea, Rana
temporaria oder Bufo bufo, als säureempfindlicher (NIEKISCH, 1995). Negative Effekte durch
Übersäuerung sind in der Literatur nur bei vergleichsweise niedrigeren pH-Werten
dokumentiert worden. HAIDACHER & FACHBACH (1991) beschrieben Schlupfraten von 0 %
bei einem pH-Wert von 4.4. Bei pH-Werten von 4.6 - 4.8 schlüpften 60 - 90 % der Larven.
Eine negative Auswirkung zu hoher pH-Werte ist aus der Literatur nicht bekannt. Das
regelmäßige Vorkommen von Bombina variegata in Kalksteinbrüchen lässt vermuten, dass
die Art in sehr basischen Gewässern vorkommen und sich in diesen reproduzieren kann.
In den von mir untersuchten Gewässern ermittelte ich, bedingt durch die
Muschelkalkböden, leicht basische pH-Werte zwischen 7.8 und 9.9. NIEKISCH (1995) gibt
eine Spanne von 5.3 - 9.5 für Aufenthaltsgewässer an. WAGNER (1996) ermittelte innerhalb
der Gewässer einer Niedersächsischen Population pH-Werte zwischen 5.5 und 8.5. BÖHLER et
al. (2015) konnten nachweisen, dass Gewässer mit einem pH-Wert < 5 von der
Gelbbauchunke nur in Ausnahmefällen besiedelt wurden. Solche mit pH-Werten von 6.4 - 8.0
wiesen hingegen eine stabile Besiedlungswahrscheinlichkeit auf. Die untersuchten Gewässer
im Gebiet erscheinen daher hinsichtlich ihres pH-Wertes für die Gelbbauchunke geeignet.
Liegen die pH-Werte außerhalb des sauren Bereiches, schließt WAGNER (1996) einen
messbaren Einfluss auf die Funktion einzelner Gewässer für die Gelbbauchunken aus. Meine
Ergebnisse zeigten jedoch, dass die Gelbbauchunken innerhalb der für sie geeigneten pHSpanne höhere pH-Werte selektierten. Dementsprechend zeigten besiedelte Gewässer
99
Diskussion
signifikant höhere Werte als unbesiedelte und Reproduktionsgewässer signifikant höhere
Werte als Aufenthaltsgewässer. Auch die Gewässer im Teilgebiet HB, in welchem sich mit
Abstand die meisten Unken ansiedelten, zeigten durchschnittlich höhere pH-Werte als
Gewässer in den Gebieten SS und ZI. BÖHLER et al. (2015) konnten zeigen, dass die
Besiedlungswahrscheinlichkeit
sowie
die
Wahrscheinlichkeit
einer
erfolgreichen
Reproduktion mit steigendem pH-Wert ansteigt. Sie definierten den pH-Wert daher als einen
der einflussreichsten Gewässerfaktoren für diese Art.
Leitfähigkeit
Hohe Leitfähigkeiten wirken sich negativ auf das Wachstum und die Entwicklung von
Bombina
variegata-Larven
aus
(BÖLL,
2002).
Larven,
welche
unter
hohen
Ionenkonzentrationen (650 µs/L) aufwuchsen, metamorphosierten signifikant kleiner und
leichter als Larven unter günstigen Bedingungen (150 µs/L) (BÖLL, 2002). Die von mir
untersuchten Gewässer zeigten durchschnittliche Leitfähigkeiten von 437 µs/L für
Aufenthaltsgewässer und 342 µs/L für Reproduktionsgewässer und lagen somit im
unbedenklichen Bereich. Da Reproduktionsgewässer im Schnitt kleiner und flacher waren als
Aufenthaltsgewässer und somit höhere Austrocknungsrisiken aufwiesen, erwartete ich in
diesen Gewässern höhere Leitfähigkeiten. Die ermittelten niedrigeren Leitfähigkeiten sind
vermutlich durch den regelmäßigen Niederschlag bedingt, welcher in kleinen Gewässern dazu
führt, dass ein Großteil des Wassers ausgetauscht wird.
Die Leitfähigkeit gehörte zu den Parametern mit einem signifikant negativen Einfluss
auf die Anzahl abgelegter Eier in einem Gewässer. Gelbbauchunken bevorzugen folglich
Gewässer mit niedrigen Leitfähigkeiten für die Reproduktion. In der Literatur wird B.
variegata als sehr tolerant gegenüber schlechter Wasserqualität bezeichnet. Einige Autoren
erwähnen ihr Vorhandensein in organisch verschmutztem Wasser und sogar in Jauchepfützen
(FELDMANN & SELL, 1981; HEUSSER, 1961; MERTENS, 1928). In diesem Zusammenhang wird
allerdings von adulten Individuen gesprochen. Eine erfolgreiche Reproduktion ist in diesen
Gewässern schwer vorstellbar und anhand der nachgewiesenen Präferenz für geringe
Leitfähigkeiten wohl eher ungewöhnlich.
100
Diskussion
Sauerstoffgehalt
Die Konzentration an gelöstem Sauerstoff im Wasser unterschied sich zwischen den
Reproduktionsgewässern und den Aufenthaltsgewässern um durchschnittlich 0.8 mg/L. Die
höhere Konzentration in den Reproduktionsgewässern begründet sich vermutlich in der
Sauerstoffproduktion durch Algen. Die Reproduktionsgewässer waren im Schnitt kleiner und
stärker besonnt und zeigten höhere Wassertemperaturen, was das Algenwachstum und die
damit verbundene Photosynthese förderten.
Die Unterschiede sind allerdings unwesentlich für die Gelbbauchunken, da sowohl die
adulten Tiere, als auch die Larven in der Lage sind aufzutauchen und atmosphärischen
Sauerstoff zu atmen (CROWDER et al., 1998; FEDER, 1983; NOLAND & ULTSCH, 1981).
Niedrige Sauerstoffgehalte im Wasser können auf diese Weise auszugleichen werden.
WASSERSUG & SEIBERT (1975) fanden zudem, durch Studien an Larven von Rana pipiens,
Pseudacris triseriata und Bufo woodhousii, heraus, dass es keine Korrelation zwischen der
Auftauchrate und dem gelösten Sauerstoff im Wasser gibt, solange ein kritisches Level von
2.5 mg/L nicht unterschritten wird. Da die von mir ermittelten Werte durchschnittlich
zwischen 7.2 mg/L und 8.0 mg/L lagen, schließe ich den Sauerstoffgehalt als bedeutenden
Gewässerparameter für die Gelbbauchunke in meiner Studie aus.
Besonnung und Wassertemperatur
Die Besonnung und die Wassertemperatur der Gewässer stellten die wichtigsten Faktoren für
die Wahl eines Laichgewässers durch Bombina variegata dar. Es wurden signifikant höhere
Besonnungsgrade und Wassertemperaturen in den Reproduktionsgewässern nachgewiesen.
Auch die Anzahl der abgelegten Eier im Gewässer stieg mit zunehmender Besonnung an
(Abschnitt 4.5.2.3). Einen solchen Zusammenhang ermittelten BARANDUN & REYER (1997)
auch für die Wassertemperatur. Ihrer Ansicht nach sind Gelbbauchunken in der Lage
ungünstige Wassertemperaturen zum Laichen aktiv zu meiden. Auch andere Anuren-Arten
zeigen eine Präferenz für warme Laichgewässer, zum Beispiel Bufo bufo (KUHN, 1993) oder
diverse Rana-Arten (SINSCH, 1984; WOLLMUTH et al., 1987). Da die Umgebungstemperatur
bei ektothermen Lebewesen, wie Amphibien, in direktem Zusammenhang mit ihrer
Körpertemperatur steht, geht eine Erhöhung der Temperatur mit einer Erhöhung ihrer
Stoffwechselrate und somit einer Beschleunigung der meisten biochemischen Prozesse im
Körper der Tiere einher (HUEY & STEVENSON, 1979; GILLOOLY, 2001). GelbbauchunkenLarven zeigen mit dem Anstieg der Wassertemperatur erhöhte Wachstums- und
101
Diskussion
Entwicklungsraten (BÖLL, 2002; SCHELLENBERG, 2012). Dies ermöglicht ihnen schneller zu
metamorphosieren und die Bindung an den aquatischen Lebensraum mit seiner relativ hohen
Prädations- und Austrocknungsgefahr zu verkürzen (BARANDUN & REYER, 1997). Die
Besonnung eines Gewässers, welche zu einer Erhöhung der Wassertemperatur führt, ist daher
für eine Art wie Bombina variegata von besonderem Interesse. Dies konnten auch JAHN et al.
(1996) in einer der wenigen Studien in einem natürlichen Habitat der Art zeigen. Entlang
eines Flusslaufes im französischen Zentralmassiv nutzten Gelbbauchunken lediglich voll
besonnte Gewässer als Laich- und Aufenthaltsgewässer. Auf eine hohe Bedeutung einer
sonnenexponierten Lage der Gelbbauchunken-Gewässer wird auch von anderen Autoren
hingewiesen (vgl. BLAB, 1986; GOLLMANN & GOLLMANN, 2002; HARTEL et al., 2007;
MÖLLER, 1993; NIEKISCH, 1995; SEIDEL, 1993). BÖHLER et al. (2015) konnten einen linearen
Anstieg der Besiedlungswahrscheinlichkeit eines Gewässer mit der Besonnungsdauer
feststellen. Ab fünf bis sechs Stunden direkter Besonnung zeigte B. variegata eine
Besiedlungswahrscheinlichkeit von 50%.
An hohe Wassertemperaturen über 30 °C scheinen Gelbbauchunken-Larven evolutiv
angepasst zu sein (GOLLMANN & GOLLMANN, 2002; NIEKISCH, 1995). Ich konnte in den
Reproduktionsgewässern Wassertemperaturen bis 35 °C ermitteln. Auch SCHELLENBERG
(2012) konnte zeigen, dass Wassertemperaturen über 34 °C Gelbbauchunken-Larven keine
letalen Schäden zufügen. TIBOR (2007) ermittelte für adulte Gelbbauchunken eine kritische
maximale Wassertemperatur von 40.3 ± 0.2 °C, womit die Temperaturtoleranz dieser Art über
der einiger tropischer Arten liegt (vgl. HUTCHISON, 1982; MAHONEY & HUTCHINSON, 1969).
Diese hohen Temperaturen sind für die Tiere langfristig jedoch nicht optimal (HUEY &
STEVENSON, 1979). Die bevorzugten Wassertemperaturen unter Laborbedingungen liegen für
adulte Gelbbauchunken bei 20.5 - 23.3 °C (TIBOR, 2007) und für Larven bei 24.6 - 29.7 °C
(RÜHMEKORF, 1958). Dies hebt die Vielfältigkeit eines geeigneten Habitats für Bombina
variegata hervor. Neben stark besonnten, warmen Reproduktionsgewässern, sollten auch teils
beschattete Aufenthaltsgewässer mit Mikrohabitaten vorhanden sein, in die sich die adulten
Tiere an heißen Tagen zurückziehen können.
Konkurrenz und Prädation
Das Vorhandensein von Konkurrenten für B. variegata-Larven scheint ein weiteres wichtiges
Kriterium für die Wahl eines Laichgewässers zu sein. Im Untersuchungsgebiet wurden nur in
einem Viertel der Gewässer, in denen die Art laichte, andere Anuren-Arten oder deren
Entwicklungsstadien nachgewiesen. Der Reproduktionserfolg und die Anzahl abgelegter
102
Diskussion
Gelbbauchunken-Eier nahmen mit steigender Konkurrenz in den Gewässern ab (Abschnitt
4.5.2.3).
Gelbbauchunken-Larven gelten im Vergleich zu anderen heimischen Anuren-Larven
als konkurrenzschwacher (NIEKISCH, 1995). Da Arten wie Rana temporaria und Bufo bufo
bereits im März laichen, haben deren Larven zur Laichzeit der Gelbbauchunken bereits ein
Alter, indem sie Unken-Larven fressen können (HEUSSER, 1970). Neben Konkurrenten gelten
sie damit auch als Prädatoren für Gelbbachunken-Larven. NIEKISCH (1995) beobachtete, dass
Unkenlaich durch Grasfroschlarven vollständig vernichtet werden kann. Kannibalismus findet
jedoch auch intraspezifisch statt. Ich beobachtete mehrfach, wie ältere GelbbauchunkenLarven frischen Laich fraßen. Auch BUSCHMANN (2003) schilderte ein solches Verhalten.
GOLLMANN & GOLLMANN (2002) weisen jedoch darauf hin, dass Laichfraß nur unter
speziellen Bedingungen vorkommt und Gelbbauchunken-Larven auch in Vergesellschaftung
mit anderen Anuren-Arten zur Metamorphose gelangen können.
Neben Anuren-Larven stellen Molche, Coleoptera-Larven, Odonata-Larven, Vögel
und vereinzelt auch Säugetiere Prädatoren für Laich und Larven der Gelbbauchunke dar
(BARANDUN, 1995; GOLLMANN & GOLLMANN, 2002). Diese Arten können in einem kleinen
Gewässer den kompletten Fortpflanzungserfolg verhindern (NIEKISCH, 1990). Neben direktem
Fraß wird das Mortalitätsrisiko der Larven durch die reine Anwesenheit von Fressfeinden
erhöht (BÖLL, 2002). Waren Larven gekäfigten Fressfeinden ausgesetzt, reduzierten diese ihre
Aktivität und folglich ihre Nahrungsaufnahme. Die Mortalität dieser Versuchsgruppe erhöhte
sich unter Laborbedingungen um 17 % (BÖLL, 2002).
In meinen Untersuchungen stellten Prädatoren jedoch ein vergleichsweise geringes
Mortalitätsrisiko für die Larven dar. Prädatoren wurden stets in geringer Zahl und nie
permanent
in
Gewässern
festgestellt.
Bombina
variegata
reproduzierte
sich
im
Untersuchungsgebiet ebenso erfolgreich in Gewässern, in denen Prädatoren vorhanden waren.
Ähnliche Beobachtungen machten auch (BARANDUN & REYER, 1997; HARTEL et al., 2007;
KRACH, 1996; MÖLLER, 1992; SY, 1998).
103
Diskussion
Zusammenfassend sollte ein geeignetes Reproduktionsgewässer für Gelbbauchunken folgende
Parameter aufweisen:

5 - 35 m² Oberflächengröße

7 - 30 cm Wassertiefe

1 - 2 Austrocknungsvorgänge innerhalb der Sommermonate

volle Besonnung (100 % der Gewässeroberfläche)

< 30 % emerse und submerse Vegetationsbedeckung oder vegetationslos

basische pH-Werte (optimal > 8)

Leifähigkeit < 400 µs/L

Sauerstoffgehalt > 8 mg/L

mittlere Wassertemperaturen ≥ 18 °C (max. 30 °C)

frei von Konkurrenten und Prädatoren
Es
ist
zu
beachten,
dass
die
angegebenen
Gewässerparameter
je
nach
Witterungsbedingungen schwanken und es sich dabei um durchschnittliche Werte aus dem
Untersuchungsjahr handelt. Für eine Neuanlage von Gewässern für Bombina variegata ist es
zwingend erforderlich, Gewässer mit verschiedenen Eigenschaften (Größe, Tiefe etc.)
anzulegen. Dies ermöglicht es den Tieren flexibel auf die gegebenen Witterungsverhältnisse
zu reagieren und entsprechend geeignete Gewässer auszuwählen. Die Anlage von
Gewässerkomplexen
mit
mindestens
10
Reproduktionsgewässern
und
zusätzlichen
Aufenthaltsgewässern sollte angestrebt werden. Nur so kann eine räumliche Risikostreuung
gewährleistet und die intraspezifische Konkurrenz gemindert werden.
104
6 Naturschutzfachliche Empfehlung
Die Gelbbauchunken-Population des ehemaligen Truppenübungsplatzes „Kindel“ stellt auch
heute noch den individuenstärksten Bestand der Art in Thüringen dar (MEY, mdl. Mitt.). Ein
Aussterben dieser Population würde den Erhaltungszustand der Art im Freistaat maßgeblich
verschlechtern. Die Sicherung des aktuellen Bestandes und die Vernetzung des Vorkommens
mit anderen Populationen sollten daher zukünftig im Vordergrund stehen.
Individuenzahlen wie sie noch zu Beginn der 1990er Jahre in der Population
nachgewiesen wurden (BELLSTEDT et al., 1994), wird man zukünftig nicht mehr erreichen.
Ein solches Massenvorkommen von Bombina variegata konnte nur durch den militärischen
Übungsbetrieb entstehen und lässt sich durch keine andere Nutzungsform erreichen (vgl.
(NÖLLERT, 1996; SY, 1998). Dessen ungeachtet sollte der stetige, sukzessionsbedingte
Schwund der Laichgewässer im Untersuchungsgebiet mittels geeigneter Maßnahmen
reduziert werden. Da Biotoppflegemaßnahmen im Nationalpark durch den angestrebten
Prozessschutz nur bedingt möglich sind, sollte zumindest die extensive Beweidung auf den
südlichen Flächen langfristig erhalten bleiben. Durch Fraß und Tritt der Weidetiere werden
die Gewässer offen gehalten und verdichtet. Auf eine Ausgrenzung der Gewässer sollte
deshalb unbedingt verzichtet werden (!) (vgl. MÖLLER, 1992; SY, 1998). Werden
beweidungsbedingte Verluste bei der Reproduktion der Unken verzeichnet, könnte eine
saisonale Beschränkung der Beweidung Abhilfe schaffen. Die Schäfer sollten darüber hinaus
animiert werden mehr Ziegen in ihre Herden einzugliedern, da diese im Vergleich zu Schafen
Gebüscharten verbeißen (mdl. Mitt. der Schäfer) und die Sukzession somit effektiver
zurückdrängen. Das Befahren des Geländes sollte außerhalb der Fortpflanzungsmonate der
Unken kontrolliert stattfinden. Auf diese Weise können neue Fahrspuren geschaffen werden
und bestehende Laichgewässer erhalten bleiben.
Eine Neuschaffung temporärer Kleingewässer könnte im Zuge eines eventuellen
Rückbaus der noch vorhandenen Plattenwege realisiert werden. Die hierfür nötigen schweren
Fahrzeuge hinterlassen Fahrspuren und Pfützen, welche als Laichgewässer für die
Gelbbauchunke dienen können. Die Munitionsbergungsmaßnahme im Jahr 2007 zeigte, dass
die betreffende Population sehr positiv auf solche „Maßnahmen“ reagiert. Die während dieser
Aktion entstandenen Fahrspuren wurden noch im selben Jahr intensiv als Laichgewässer
genutzt (MEY & SERFLING, 2011). Ziel solcher Bemühungen sollte ein verbesserter
Reproduktionserfolg
der
Gelbbauchunken
im
Gebiet
sein.
Dies
optimiert
die
105
Naturschutzfachliche Empfehlung
Altersdurchmischung der Population, stärkt den Bestand und fördert die Ausbreitung.
Auf lange Sicht wird es nicht möglich sein die Population ohne regelmäßige
Pflegemaßnahmen zu erhalten. Daher muss eine Vernetzung zwischen der GelbbauchunkenPopulation des Nationalparkes und den noch vorhandenen Vorkommen im Umkreis
geschaffen werden. An erster Stelle sollten hierbei die Vorkommen im Bereich des südlichen
„Kindels“ (Industriegebiet), des „Hinteren Hainaer Holzes“ und entlang der Nesse genannt
werden. Diese Vorkommen sind durch die geringe Entfernung (2 - 5 km) und die
vorhandenen Tunnelanlagen an der B84 gut durch Individuen der Nationalpark-Population zu
erreichen. Während der militärischen Nutzung befand sich im südlichen „Kindel“ der
Verbreitungsschwerpunkt der Population des Truppenübungsplatzes. Durch die Bebauung
und die inzwischen stark vorangeschrittene Sukzession sind jedoch geeignete Laichgewässer
für die Art verschwunden. Die noch vorhandenen Gewässer sind im Verlandungsprozess und
für die Gelbbauchunken unattraktiv (Anhang K). Im Jahr 2014 konnte D. Mey (mdl. Mitt.)
erstmals wieder (seit 5 - 6 Jahren) eine Reproduktion im Gebiet nachweisen. Als
Laichgewässer nutzen die Gelbbauchunken Pfützen, welche bei der Verlegung eines
Kabelschachtes entstanden sind. Dies zeigt sehr deutlich, dass die noch vorhandenen
Restbestände der Art mit vergleichsweise geringem Aufwand gestärkt werden könnten. Eine
Neuanlage von Kleingewässern sollte daher in diesem Gebiet dringend erfolgen.
Des Weiteren erscheint eine Vernetzung mit den Vorkommen an der Werra bei Mihla
und Ebenshausen, etwa 10 km nordwestlich des Untersuchungsgebietes, effektiv. Das
Lauterbachtal zwischen den genannten Vorkommen bietet den Tieren eine gute Wanderroute.
Durch eine geringe Bebauung in der Landschaft und wenig frequentierte Fahrwege wird eine
Abwanderung der Tiere aus dem Nationalpark begünstigt. In den Gemeinden Berka v. d.
Hainich, Bischofroda und Lauterbach befinden sich zudem noch Reliktvorkommen der
Gelbbauchunke (MEY, mdl. Mitt.). Durch geeignete Pflegemaßnahmen, wie die Neuanlage
von
Kleingewässerkomplexen,
könnten
diese
Bestände
gestärkt
werden
und
als
Trittsteinbiotope dienen. Generell ist eine Rück- und Neubesiedlung von GelbbauchunkenHabitaten für den Erhalt der Art unerlässlich (GLANDT, 2008). Nur so kann ein genetischer
Austausch zwischen räumlich getrennten Populationen gefördert werden.
Ausgehend von den Auen der Werra und der Nesse, welche den Gelbbauchunken als
Primärlebensräume dienten, wurden alle weiteren Gebiete in Westthüringen besiedelt (MEY,
1988; MEY & SCHMIDT, 2002). Die letzten nennenswerten Vorkommen der Art in Thüringen,
ungeachtet derer auf den ehemaligen Standortübungsplätzen, befinden sich auch heute noch
entlang dieser Flusssysteme (MEY, mdl. Mitt.). Durch eine stellenweise Renaturierung der
Flüsse könnten zukünftig Lebensräume geschaffen werden, welche den Primärlebensräumen
106
Naturschutzfachliche Empfehlung
der Gelbbauchunke nahe kommen. Geeignete Folgemaßnahmen, wie beispielsweise eine
extensive Ganzjahresbeweidung durch Großvieh, könnten in den Auen eine semi-natürliche
Dynamik erzielen. Ein ähnliches Projekt wurde bereits erfolgreich an der Fulda in Hessen
durchgeführt (NEUBECK & BRAUKMANN, 2014). Diese Form des Artenschutzes, bei dem es
langfristig nur minimaler menschlicher Eingriffe bedarf, sollte zukünftig angestrebt werden.
107
Literatur
ABBÜHL, R. (1997) Zur Ökologie der Gelbbauchunke (Bombina variegata variegata L.):
Populationsdynamik, Habitats-und Verhaltensstudien als Grundlage zum Schutz.
Dissertation. Universität Basel.
ABBÜHL, R. & DURRER, H. (1993) Zum Bestand der Gelbbauchunke Bombina variegata
variegata (L.) in der Region Basel. Verh. Naturforsch. Ges., Basel 103, 73–80.
ABBÜHL, R. & DURRER, H. (1998) Modell zur Überlebensstrategie der Gelbbauchunke
(Bombina variegata). Salamandra-Bonn 34, 273–278.
ABBÜHL, R. & DURRER, H. (2000) Beobachtungen zum Paarungsverhalten der
Gelbbauchunke (Bombina variegata variegata). Zeitschrift für Feldherpetologie 7, 1727.
BAILEY, L.L., SIMONS, T.R. & POLLOCK, K.H. (2004) Spatial and temporal variation in
detection probability of Plethodon Salamanders using the robust capture-recapture
design. Journal of Wildlife Management 68, 14–24.
BĂNCILĂ, R.I., HARTEL, T., PLĂIAŞU, R., SMETS, J. & COGĂLNICEANU, D. (2010) Comparing
three body condition indices in amphibians: a case study of yellow-bellied toad
Bombina variegata. Amphibia-Reptilia 31, 558–562.
BANNIKOV, A.G. (1950) Age distribution of a population and ist dynamics in Bombina
bombina. Doklady Akademii Nauk SSSR 70, 101-103.
BARANDUN, J. (1986) Untersuchungen zum Raum-Zeit-System von Gelbbauchunken
(Bombina variegata variegata L.). Diplomarbeit. Universität Zürich.
BARANDUN, J. (1990) Reproduction of yellow-bellied toads Bombina variegata in a manmade habitat. Amphibia-Reptilia 11, 277–284.
BARANDUN, J. (1992) Reproductive flexibility in Bombina variegata (Anura: Discoglossidae).
In Proceedings of the Sixth Ordinary General Meeting of European Society of
Herpetology pp. 65–68.
BARANDUN, J. (1995) Reproductive ecology of Bombina variegata (Amphibia). Dissertation.
Universität Zürich.
BARANDUN, J. (1996) Vermehrung von Gelbbauchunken: Erkenntnisse und ihre Anwendung
im Artenschutz. Naturschutzreport 11, 56–60.
BARANDUN, J. & REYER, H.-U. (1997) Reproductive ecology of Bombina variegata:
characterisation of spawning ponds. Amphibia-Reptilia 18, 143–154.
BARANDUN, J. & REYER, H.-U. (1998) Reproductive ecology of Bombina variegata: habitat
use. Copeia, 497–500.
108
Literatur
BEEBEE, T.J. (1986) Acid tolerance of natterjack
development.Herpetological journal 1, 78–81.
toad
(Bufo
calamita)
BEGON, M., HARPER, J.L., TOWNSEND, C.R. (1996) Ecology: individuals, populations and
communities. Blackwell Scientific Publications, Oxford.
BELLSTEDT, R.,FALSTICH-WARNEYER, T., FRIEDRICH, E., SAMIETZ, J., WAGNER, L., WINTER,
R. (1994) LBP Industriegebiet Kindel bei Eisenach: Fauna. unveröff. Mskr. im
Auftrag der UTECON GmbH Berlin.
BESHKOV, V.A. & JAMESON, D.L. (1980) Movement and abundance of the yellow-bellied
toad Bombina variegata. Herpetologica 36, 365–370.
BLAB, J. (1986) Biologie, Ökologie und Schutz von Amphibien. Schriftenreihe für
Landschaftspflegen und Naturschutz. Blackwell Scientific Publications, Oxford.
BMU BUNDESMINISTERIUM FÜR UMWELT, NATURSCHUTZ, BAU UND REAKTORSICHERHEIT.
RICHTLINIE 92/43/EWG des Rates vom 21. Mai 1992 zur Erhaltung der natürlichen
Lebensräume sowie wildlebenden Tieren und Pflanze. Online im Internet: URL:
http://www.bmu.de/fileadmin/bmuimport/files/gesetze_verordnungen/egvo_egrichtlinien/application/pdf/ffh_richtlinie_9243ewg_.pdf [Stand 07.07.2014].
BÖHLER, E., SEIDT, M., ANTHES, N., STRAUB, F., HERMANN, G. (2015) Habitatpräferenzen der
Gelbbauchunke (Bombina variegata) im Waldgebiet Rammert (Baden-Württemberg)
und Konsequenzen für den Schutz der Art. Zeitschrift für Feldherpetologie 22, 171190.
BÖLL, S. (2002) Ephemere Laichgewässer: Anpassungsstrategien und physiologische Zwänge
der Gelbbauchunke (Bombina variegata) in einem Lebensraum mit unvorhersehbarem
Austrocknungsrisiko. Dissertation. Julius-Maximilians-Universität Würzburg.
BROOKS, R.T. (2009) Potential impacts of global climate change on the hydrology and
ecology of ephemeral freshwater systems of the forests of the northeastern United
States. Climatic Change 95, 469–483.
BUCHHOLZ, S. & LINSENMAIR, K. E. (1991) Passen in Pfützen lebende Kaulquappen (Bsp.
Bombina
variegata)
ihre
Entwicklungsstrategie
an
sich
verändernde
Umweltbedingungen an. Verhandlungen der Deutschen Zoologischen Gesellschaft
(84. Jahresversammlung). H.-D. Pfannenstiel (e.d). Gustav Fischer Verlag, Tübingen.
BUSCHMANN, H. (2003) Hinweis auf eine räumliche Verteilung von Gelegen bei der
Gelbbauchunke (Bombina variegata). Zeitschrift für Feldherpetologie 10, 175-183.
CAROTHERS, A.D. (1973) The effects of unequal catchability on Jolly-Seber estimates.
Biometrics, 79–100.
CORMACK, R.M. (1972) The Logic of Capture-Recapture Estimates. Biometrics 28, 337.
CORN, P.S. (2005) Climate change and amphibians. Animal Biodiversity and Conservation 28,
59-67
CROWDER, W.C., NIE, M. & ULTSCH, G.R. (1998) Oxygen uptake in bullfrog tadpoles (Rana
catesbeiana). Journal of Experimental Zoology 280, 121–134.
109
Literatur
D’ANGELO, S.A., GORDON, A.S. & CHARIPPER, H.A. (1941) The role of the thyroid and
pituitary glands in the anomalous effect of inanition on amphibian metamorphosis.
Journal of Experimental Zoology 87, 259–277.
DI CERBO, A.R. (2001) Ecological studies on Yellow-bellied Toad Bombina v. variegata in
Alpine habitats. Biota 2, 17–28.
DILLER, C. & HEBECKER, J. (2008) Klimawandel in Deutschland:: Handlungsmöglichkeiten
der Regionalplanung. Standort 32, 62–70.
DINO, M., MILESI, S. & DI CERBO, A.R. (2010) A long term study on Bombina variegata
(Anura: Bombinatoridae) in the ‘Parco dei Colli di Bergamo’(North-western
Lombardy). In Atti VIII Congresso Nazionale SHI (Chieti, 22-26 settembre 2010) pp.
225–231.
DRECHSLER, A., HELLING, T. & STEINFARTZ, S. (2015) Genetic fingerprinting proves crosscorrelated automatic photo-identification of individuals as highly efficient in large
capture–mark–recapture studies. Ecology and evolution 5, 141–151.
EXPLORATORIEN ZUR FUNKTIONELLEN BIODIVERSITÄTSFORSCHUNG (2014) Instrumentierung
und Fernerkundung (Kernprojekt 3). FB 19 Umweltinformatik. Phillips-Universität
Marburg.
FEDER, M.E. (1983) The relation of air breathing and locomotion to predation on tadpoles,
Rana berlandieri, by turtles. Physiological Zoology, 522–531.
FEIL, D. (2000) Experimentelle Untersuchung zur Larvalentwicklung der Gelbbauchunke
(Bombina variegata variegata) in Gewässern unterschiedlicher Persistenz, unter
besonderer Berücksichtigung der Sukzession von Phyto- und Zooplankton.
Praktikumsbericht. Julius-Maximilian-Universität Würzburg.
FELDMANN, R. & SELL, M. (1981) Gelbbauchunke–Bombina variegata (LINNAEUS, 1758).
Die Amphibien und Reptilien Westfalens.–Abhandlungen des Landesmuseums für
Naturkunde Münster 43, 71–74.
FELLENBERG, W.O. (1974) Zwei grosse Vorkommen der Gelbbauchunke, Bombina v.
variegata (L., 1758), im Kreis Altenkirchen. Dortm. Beitr. Landeskde (Naturw. Mitt.)
7, 37–46.
FIS TLUG (2014) Fachinformationssystem der Thüringer Landesanstalt für Umwelt und
Geologie.
FREDA, J. (1986) The influence of acidic pond water on amphibians: a review. Water, Air, and
Soil Pollution 30, 439–450.
GENTHNER, H. & HÖLZINGER, J. (2007) Gelbbauchunke Bombina variegata LINNAEUS,
1758. LAUFER, H., FRITZ, K. & P. SOWIG (Hrsg., 2007): Die Amphibien und
Reptilien Baden-Württembergs. Ulmer, Stuttgart-Hohenheim, 271–292.
GILLOOLY, J.F. (2001) Effects of Size and Temperature on Metabolic Rate. Science 293,
2248–2251.
110
Literatur
GLANDT, D. (2008) Heimische Amphibien:
Paarungsrufen auf CD-ROM]. Aula-Verlag.
bestimmen-beobachten-schützen;[mit
GOLLMANN, G. (1996) Zur Populationsbiologie der Gelbbauchunke (Bombina variegata) im
Wienerwald. Naturschutzreport 11, 60-63
GOLLMANN, B. & GOLLMANN, G. (2002) Die Gelbbauchunke: von der Suhle zur Radspur.
Larenti-Verlag.
GOLLMANN, B., GOLLMANN, G. & BAUMGARTNER, C. (1999) Oviposition of yellow-belliedtoads, Bombina variegata, in contrasting water bodies. MIAUD, C & GUYETANT, R.
(Hrsg., 1999) Current studies in Herpetology. Le Bourget du Lac (SEH), 139-145.
GOLLMANN, B., GOLLMANN, G. & MIESLER, M. (2000) Habitatnutzung und Wanderungen in
einer Gelbbauchunken-Population (Bombina v. variegata). Zeitschrift für
Feldherpetologie 7, 1–16.
GOSNER, K.L. & BLACK, I.H. (1957) The effects of acidity on the development and hatching
of New Jersey frogs. Ecology, 256–262.
GROSSENBACHER, K., DALANG, T., WILDI, O. & FÜR NATURSCHUTZ, S.B. (1988)
Verbreitungsatlas der Amphibien der Schweiz. Centre suisse de cartographie de la
faune.
HABBEL, A. (1995) Ökologische Untersuchungen an Gelbbauchunke-Populationen im
Bergischen Land nach Biotop-Pflegenmaßnahmen. Diplomarbeit. Rheinische
Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn.
HACHTEL, M., SCHLÜPMANN, M., THIESMEIER, B. & WEDDELING, K. (2009) Methoden der
Amphibienerfassung–eine Übersicht. Zeitschrift für Feldherpetologie 15, 7–84.
HAIDACHER, S. & FACHBACH, G. (1991) Experimentelle Säuretoleranzanalysen von Laich und
Larven heimischer Amphibien. Salamandra 27, 108–118.
HALLIDAY, T.R. (1994) Sex and evolution. Behaviour and evolution, 150–192.
HANSSON, L. (1991) Dispersal and connectivity in metapopulations. Biological journal of the
Linnean Society 42, 89–103.
HARTEL, T. (2008) Movement activity in a Bombina variegata population from a deciduous
forested landscape. North-Western Journal of Zoology 4.
HARTEL, T., NEMES, S. & MARA, G. (2007) Breeding phenology and spatio-temporal
dynamics of pond use by the yellow-bellied toad (Bombina variegata) population: the
importance of pond availability and duration. Acta Zoologica Lituanica 17, 56–63.
HENLE,
K. (2000) Fang-Wiederfang-Methoden: Generelle Grundlagen, historische
Entwicklung und aktueller Entwicklungsstand. Beiträge zur Ökologie 4, 1–14.
HERRMANN, D. (1994) Untersuchungen zum Landhabitat und Aktionsraum der
Gelbbauchunke (Bombina v. variegata(LINNAEUS, 1758)) im südniedersächsischen
Weser- und Leine-Bergland. Diplomarbeit. Universität Hannover.
111
Literatur
HEUSSER, H. (1961) Die Bedeutung der äußeren Situation im Verhalten einiger
Amphibienarten. Rev. suisse Zool 68, 1–39.
HEUSSER, H. (1958) Markierungen an Amphibien. Vierteljahresschrift der naturforschenden
Gesellschaft Zürich 101, 189-210.
HEUSSER, H. (1970) Laich-Fressen durch Kaulquappen als mögliche Ursache spezifischer
Biotoppräferenzen und kurzer Laichzeiten bei europäischen Froschlurchen (Amphibia,
Anura). Oecologia 4, 83–88.
HEUSSER, H., LIPPUNER, M. & SCHMIDT, B.R. (2002) Laichfressen durch Kaulquappen des
Springfrosches (R ana dalmatina) und syntopes Vorkommen mit anderen AnurenArten. Zeitschrift für Feldherpetologie 9, 75–87.
HIEKEL, W., FRITZLAR, F., NÖLLERT, A. & WESTHUS, W. (2004) Die Naturräume Thüringens.
Thüringer Ministerium für Landwirtschaft, Naturschutz und Umwelt, Jena, Germany.
HOSS, U. (1994) Dynamik und Raum-Zeit-System einer Gelbbauchunken-Population. Elaphe,
Rheinbach 2, 11–12.
HÖPFER, P.E.J. (2014) Reproduktionsbiologische und naturschutzgenetische Untersuchungen
an Gelbbauchunken (Bombina variegata L. 1758) im Ennert bei Bonn. Diplomarbeit.
Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn.
HUEY, R.B. & STEVENSON, R.D. (1979) Integrating thermal physiology and ecology of
ectotherms: a discussion of approaches. American Zoologist 19, 357–366.
HUTCHINSON, V.H. (1982) Physiological ecology of the telmatobiid frogs of lake Titiaca. Nat.
Geog. Soc. Res. Reports 14, 357-361.
JACOB, A., SCHEEL, B. & BUSCHMANN, H. (2009) Raumnutzung in einer Metapopulation der
Gelbbauchunke (Bombina variegata) an ihrer nördlichen Verbreitungsgrenze.
Zeitschrift für Feldherpetologie 16, 85–102.
JAHN, K., KNITTER, H. & RAHMEL, U. (1996) Erste Ergebnisse einer Studie an der
Gelbbauchunke (Bombina variegata) in einem natürlichen Habitat im französischen
Zentralmassiv. Naturschutzreport 11, 32–46.
JOLLY, G.M. (1965) Explicit estimates from capture-recapture data with both death and
immigration-stochastic model. Biometrika, 225–247.
KAISER, A., MÖLLER, S. (2000) Monitoring an Gelbbauchunken Bombina variegata - ein
Schülerprojekt. Beiträge zur Ökologie 4, 83–89.
KAPFBERGER, D. (1982) Untersuchungen zur Ökologie der Gelbbauchunke, Bombina
variegata variegata L. 1758 (Amphibia, Anura). Diplomarbeit. Universität NürnbergErlangen.
KAPFBERGER, D. (1984) Untersuchungen zu Populationsaufbau, Wachstum und
Ortsbeziehungen der Gelbbauchunke, Bombina variegata variegata (Linnaeus, 1758).
Zoologischer Anzeiger 212, 105–116.
112
Literatur
KLAUS, S., REISINGER, E., BIEL, R., FRITZLAR, F., HAUPT, R., HIEKEL, W., NÖLLERT, A.,
WENZEL, H., WESTHUS, W. (1995) Der Hainich - ein Weltnaturerbe. Landschaftspflege
und Naturschutz in Thüringen 32 (Sonderheft), 1-32.
KÖBIS, U. (2000) Untersuchungen zur Wald- und Forstgeschichte des ehemaligen
Truppenübungsplatzes Kindel. Diplomarbeit. Fachhochschule für Forstwirtschaft
Schwarzburg.
KRACH, E. (1996) Die Bedeutung von Wagenspuren für das Überdauern von AmphibienPopulationen unter besonderer Berücksichtigung der Ansprüche der Gelbbauchunke.
Beiträge zur Naturkunde in Osthessen 32, 115-139.
KREBS, C.J. (1999) Ecological methodology. Benjamin/Cummings Menlo Park, California.
KRÜG, A. (2006) Analyse und Bewertung von Laich- und Aufenthaltsgewässern,
Populationsparametern und Wanderbewegungen einer Gelbbauchunken Population im
Lebensraumkomplex Wald um das Naturschutzgebiet Muggenbacher Tongruben.
Diplomarbeit. Fachhochschule Weihenstephan Freising.
KÜHNEL, K.-D., GEIGER, A., LAUFER, H., PODLOUCKY, R. & SCHLÜPMANN, M. (2009) Rote
Liste und Gesamtartenliste der Kriechtiere (Reptilia) Deutschlands. Naturschutz und
Biologische Vielfalt 70, 231–256.
KUHN, J. (1993) Fortpflanzungsbiologie der Erdkröte Bufo b. bufo (L.) in einer Wildflu\s
saue. Zeitschrift für Ökologie und Naturschutz 2, 10.
KUHN, J. (1997) Standardisierte Messung von Kopf-Rumpf-Länge von Anuren. Mertensiella
7, 307–314.
KUPFERBERG, S.J., MARKS, J.C. & POWER, M.E. (1994) Effects of variation in natural algal
and detrital diets on larval anuran (Hyla regilla) life-history traits. Copeia, 446–457.
LAURILA, A. & AHO, T. (1997) Do female common frogs choose their breeding habitat to
avoid predation on tadpoles? Oikos, 585–591.
LICHT, L.E. (1974) Survival of embryos, tadpoles, and adults of the frogs Rana aurora aurora
and Rana pretiosa pretiosa sympatric in southwestern British Columbia. Canadian
Journal of Zoology 52, 613–627.
LINNAEUS, C. (1758) Systema naturae, vol. 1. Systema naturae, Vol. 1.
MAHONEY, J.J., HUTCHINSON, V.H. (1969) Photoperiodal acclimation and 24-hour variations
on the chritical thermal maxima of a tropical and a temperate frog. Oecologica 2, 143161.
MARCHAND, M. (1993) Untersuchungen zur Pionierbesiedlung terrestrischer und limnischer
Habitate eines Bodenabbaugebietes im südlichen Wesertal mit besonderer
Berücksichtigung der Biologie und Ökologie der Gelbbauchunke, Bombina v.
variegata, Linnaeus 1758. Cuvillier.
MATTHE, M. (2008) AMPHIDENT Software to analyze digital photographs of amphibians
and compare ventral patterns. http://www.amphident.de/eng/index.php.
113
Literatur
MCCALLUM, M.L. (2007) Amphibian decline or extinction? Current declines dwarf
background extinction rate. Journal of Herpetology 41, 483–491.
MERTENS, R. (1928) Zur Naturgeschichte der Europäischen Unken (Bombina). Zeitschrift für
Morphologie und Ökologie der Tiere 11, 613–623.
MEY, D. (1988) Zum Vorkommen der Gelbbauchunke (Bombina variegata) bei Eisenach
(Westthüringen). Veröff. Naturkundemuseum Erfurt 7, 3-11.
MEY, D. (1999) Amphibienschutz an Straßen. unveröff. Mskr.
MEY, D. & SCHMIDT, K. (2002) Die Amphibien und Reptilien des Wartburgkreises und der
Stadt Eisenach (Thüringen). Naturschutz im Wartburgkreis 10, 46-52.
MIESLER, M. & GOLLMANN, B. (2000) Populationsstruktur, Wachstum und Fortpflanzung
der Gelbbauchunke, Bombina variegata (LINNAEUS, 1758): Ergebnisse aus einer
Ein-Jahres-Studie im Lainzer Tiergarten (Wien, Österreich). Herpetozoa, Wien 12,
45–54.
MORAND, A., JOLY, P., GROLET, O. (1997) Phenotypic variation in metamorphosis in five
anuran species along a gradient of stream influence. Comptes Rendus de l'Academie
des Sciences 320, 645-652.
MÖLLER, S. (1992) Untersuchungen zur Dispersions-und Abundanzdynamik einer
Gelbbauchunkenpopulation
(Bombina
v.
variegata.(L.))
im
Landkreis
Mühlhausen/Thür. Staatsexamensarbeit, Univ. Jena.
MÖLLER, S. (1993) Zur Lebensraumwahl und Fortpflanzungsstrategie der Gelbbauchunke
(Bombina variegata) auf einem ehemaligen Truppenübungsplatz im Landkreis
Mühlhausen. Landschaftspflege und Naturschutz Thür 30, 30–34.
MÖLLER, S. (1996) Dispersions-und Abundanzdynamik einer Population der Gelbbauchunke
(Bombina v. variegata) im nordwestlichen Thüringen. Naturschutzreport 11, 46–56.
MUSTAFA, O., MAERCKER, J., PFEIFER, C. (2014) Kartierung von Klein- und Kleinstgewässern
für die FFH-Art Gelbbauchunke im FFH-Gebiet "Hainich" mittels Drohnenbefliegung.
unveröff. Mskr. im Auftrag der Thüringer Landesanstalt für Umwelt und Geologie.
MÜHLENBERG, M. (1993) Freilandökologie, vol. 3. Auflage. Quelle and Mayer UTB fur
Wissenschaft.
NATIONALPARKVERWALTUNG HAINICH (2014) Persönliche Gespräche mit A. Henkel. Bad
Langensalza.
NATIONALPARKVERWALTUNG HAINICH (Hrsg., 2010) Pflege- und Entwicklungsplan für den
Nationalpark Hainich. unveröff. Mskr., Bad Langensalza.
NATURA 2000 (2009) Fauna-Flora-Habitatrichtlinie und Vogelschutzrichtlinie – Gebiete und
Arten in Deutschland. Online im Internet: URL : http://www.ffh-gebiete.de/ [Stand:
07.07.2014].
NEUBECK, C. & BRAUKMANN, U. (2014) Gelbbauchunke Nordhessen. Deutsche
Bundesstiftung Umwelt.
114
Literatur
NEWMAN, R.A. (1994) Effects of changing density and food level on metamorphosis of a
desert amphibian, Scaphiopus couchii. Ecology, 1085–1096.
NIEUWENHOVEN-SUNIER, L. VAN, BREE, P.J.H. VAN, DAAN, S. (1965) Notities over de
Geelbuikvuurpad Bombina variegata (linnaeus, 1758) in Nederland. Naturhistorisch
Maandblad 54, 7-14.
NIEKISCH, M. (1990) Untersuchungen zur Besiedlungsstrategie der Gelbbauchunke Bombina
v. variegata Linnaeus, 1758 (Anura, Amphibia).
NIEKISCH, M. (1995) Die Gelbbauchunke (Bombina v. variegata): Biologie, Gefährdung,
Schutz. Margraf Verlag.
NOLAND, R. & ULTSCH, G.R. (1981) The roles of temperature and dissolved oxygen in
microhabitat selection by the tadpoles of a frog (Rana pipiens) and a toad (Bufo
terrestris). Copeia, 645–652.
NÖLLERT, A. (1996) Verbreitung, Lebensraum und Bestandessituation der Gelbbauchunke
(Bombina v. variegata) in Thüringen. Naturschutzreport 11, 137–160.
NÖLLERT, A. & GÜNTHER, R. (1996) Gelbbauchunke, Bombina variegata (Linnaeus, 1758).
Die Amphibien und Reptilien Deutschlands. Gustav Fischer Verlag, Jena, Germany,
232–252.
NÖLLERT, A.,SERFLING, C., SCHEIDT, U., UTHLEB, H. (2011) Rote Liste der Lurche
(Amphibia) Thüringens. FRITZLAR, F., NÖLLERT, A., WESTHUS, W. (Hrsg., 2011)
rRote Listen der gefährdeten Tier- und Pflanzenarten, Pflanzengesellschaften und
Biotope Thüringens. Naturschutzreport 26, 61-68.
OBERT,
H.-J. (1973) Untersuchungen zur hormonalen Steuerung der Ruf-und
Paarungsaktivität bei der Rot-und Gelbbauchunke Bombina bombina (L.) und
Bombina v. variegata (L.). Zoologische Jahrbücher, Abteilung für Physiologie der
Tiere 77, 166-198.
OBERT, H.J. (1976) Die Spermatogenese bei der Gelbbauchunke (Bombina variegata
variegata L.) im Verlauf der järhlichen Aktivitatsperiode und die Korrelation zur
Paarungsfufaktivität (Discoglossidae, Anura). Z Mikrosk Anat Frosch 90, 908–924.
OTIS, D.L., BURNHAM, K.P., WHITE, G.C. & ANDERSON, D.R. (1978) Statistical inference
from capture data on closed animal populations. Wildlife monographs, 3–135.
PEARSON, K. (1900) X. on the criterion that a given system of deviations from the probable in
the case of a correlated system of variables is such that it can be reasonably supposed
to have arisen from random sampling. The London, Edinburgh, and Dublin
Philosophical Magazine and Journal of Science 50, 157–175.
PETERSON, C.G. & BOULTON, A.J. (1999) Stream permanence influences microalgal food
availability to grazing tadpoles in arid-zone springs. Oecologia 118, 340–352.
PFEIFFER, I. (2014) Genetische Analyse von Abstrichproben der Gelbbauchunke (Bombina v.
variegata) im Nationalpark Hainich / Thüringen. unveröff. Mskr. im Auftrag der
Thüringer Landesanstalt für Umwelt und Geologie.
115
Literatur
PLYTYCZ, B. & BIGAJ, J. (1993) Studies on the growth and longevity of the yellow-bellied
toad, Bombina variegata, in natural environments. Amphibia-Reptilia 14, 35–44.
PLYTYCZ, B., JOZKOWICZ, A., CHADZINSKA, M. & BIGAJ, J. (1996) Longevity of yellowbellied toads (Bombina variegata) and the efficiency of their immune system.
Naturschutzreport 11, 77–84.
POLLOCK, K.H., NICHOLS, J.D., BROWNIE, C. & HINES, J.E. (1990) Statistical inference for
capture-recapture experiments. Wildlife monographs, 3–97.
ROYLE, J.A., CHANDLER, R.B., SOLLMANN, R. & GARDNER, B. (2014) Introduction. In Spatial
Capture-recapture pp. 3–19. Elsevier.
RÜHMEKORF, E. (1958) Beiträge zur Ökologie mitteleuropäischer Salientia. Zoomorphology
47, 37–53.
SAMIETZ,
R. (1989) Vorschlag für ein ökologisch begründetes Artenschutzprogramm für die
Gelbbauchunke Bombina variegata L. Abh. Ber. Mus. Nat. Gotha 15, 68-75.
SCHEEL, B. (2015) Erhaltung von Rohbodengewässern für Gelbbauchunken. Vortrag zur
LIFE-AMPHIKULT Fachtagung, 05.-06.09.2014. Hannover.
SCHELLENBERG, M. (2012) Anpassungskapazität der Gelbbauchunke (Bombina variegata) an
Änderungen durch den Klimawandel im Steigerwald. Bachelorarbeit. FriedrichSchiller-Universität Jena.
SCHLEGEL, D. (2000) Nördlichste Vorkommen der Gelbbauchunke (Bombina v. variegata)
festgestellt? Beitr. Naturk. Niedersachsen 53, 191 – 194.
SCHMIDT, H. (1990) Registrierung der Gelbbauchunke (Bombina variegata L.) und
Untersuchung zur Populationsstärke im Kreisgebiet von Mühlhausen. Diplomarbeit
Pädagogische Hochschule Erfurt/ Mühlhausen.
SCHMIDT, B.R., ZUMBACH, S., TOBLER, U. & LIPPUNER, M. (2015) Amphibien brauchen
temporäre Gewässer. Zeitschrift für Feldherpetologie 22, 137–150.
SCHWERDTFEGER, F. (1979) Animal ecology. A text-and handbook in three parts. Volume II:
demecology. Structure and dynamics of animal populations. Verlag Paul Parey.
SEBER, G.A.F. (1965) A note on the multiple-recapture census. Biometrika 52, 249–259.
SEBER, G.A.F. (1982) The estimation of animal abundance and related parameters. Griffin
London.
SEIDEL,
B.
(1988)
Struktur,
Dynamik
und
Fortpflanzungsbiologie
einer
Gelbbauchunkenpopulation (Bombina variegata variegata L.) in einem Habitat mit
temporären Kleingewässern im Waldviertel (NÖ). Dissertation. Universität Wien.
SEIDEL, B. (1993) Bericht aus einer seit 1984 laufenden Studie über eine
Gelbbauchunkenpopulation Bombina variegata: Ein Diskussionsansatz für
feldherpetologische Studien. Salamandra 29, 6–15.
116
Literatur
SEIDEL, B. (1996) Populationsuntersuchungen an Gelbbauchunken Bombina variegata
(Bombinatoridae, Amphibia) als Beitrag zur Biodeskription. Zeitschrift für Ökologie
und Naturschutz 5, 29-36.
SENDOR, T. & SIMON, M. (2000) Schätzung der Populationsgrö \s se am Winterquartier
schwärmender Zwergfledermäuse (Pipistrellus pipistrellus): Ein Methodenvergleich.
Beiträge zur Ökologie 4, 43–52.
SERFLING, C. (1998) Erfassung und Bewertung der Vorkommen der Gelbbauchunke im
südlichen Hainich. unveröff. Mskr. im Auftrag der Thüringer Landesanstalt für
Umwelt Jena.
SERFLING, C., BRAUN-LÜLLEMANN, J., UTHLEB, H. (2014) Die Situation der Gelbbauchunke in
Thüringen. Ergebnisse aus dem FFH-Monitoring. Deutsche Gesellschaft für
Herpetologie und Terrarienkunde e.V., Vortrag zur Jahrestagung zum Lurch des
Jahres 2014, 22.-23.11.2014. Hagen.
SINSCH, U. (1984) Thermal influences on the habitat preference and the diurnal activity in
three European Rana species. Oecologia 64, 125–131.
SINSCH, U. (1991) Mini-review: the orientation behaviour of amphibians. Herpetological
Journal 1, 1–544.
SINSCH, U. & SEIDEL, D. (1995) Dynamics of local and temporal breeding assemlages in a
Bufo calamita metapopulation. Australian Journal of Ecology 20, 351–361.
SMITH, M. & GREEN, D. (2005) Dispersal and the metapopulation paradigm in amphibian
ecology and conservation: are all amphibian populations metapopulations? Ecography
28, 110–128.
SMITH-GILL, S.J. & BERVEN, K.A. (1979) Predicting amphibian metamorphosis. American
Naturalist, 563–585.
SOUTHWOOD, T.R.E. (1978) Ecological Methods: With Particular Reference to the Study of
Insect Populations. Chapman and Hall.
STUART, S.N. (2004) Status and Trends of Amphibian Declines and Extinctions Worldwide.
Science 306, 1783–1786.
SY, T. (1998) Untersuchungen zur Struktur, Dynamik und Dispersion einer GelbbauchunkenPopulation (Bombina v. variegata LINNAEUS, 1758) im nordwestlichen Thüringen
(Unstrut-Hainich-Kreis). Diplomarbeit. Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg.
SY, T. & GROSSE, W.R. (1998) Populationsökologische Langzeitstudien an Gelbbauchunken
(Bombina v. variegata) im nordwestlichen Thüringen. Zeitschrift für Feldherpetologie
5, 81–113.
TIBOR, S.O.S. (2007) Thermoconformity even in hot small temporary water bodies: a case
study in yellow-bellied toad (Bombina v. variegata). Herpetologica 1, 1–11.
VEITH, M., KLEIN, M. (1996) Zur Anwendung des Metapopulationskonzeptes auf
Amphibienpopulationen. Zeitschrift für Ökologie und Naturschutz Jena 5, 217-228.
117
Literatur
WAGNER, T. (1996) Untersuchungen zum aquatischen Lebensraum der Gelbbauchunke
Bombina v. variegata (Linnaeus, 1758), als Grundlage für Pflege-und
Entwicklungskonzepte. Naturschutzreport 11, 69–76.
WAKE, D.B. (1991) Declining amphibian populations. Science 253, 860.
WALTHER, G.-R., POST, E., CONVEY, P., MENZEL, A., PARMESAN, C., BEEBEE, T.J.,
FROMENTIN, J.-M., HOEGH-GULDBERG, O. & BAIRLEIN, F. (2002) Ecological
responses to recent climate change. Nature 416, 389–395.
WASSERSUG, R.J. & SEIBERT, E.A. (1975) Behavioral responses of amphibian larvae to
variation in dissolved oxygen. Copeia, 86–103.
WELLS, K.D. (2007) The Ecology and Behavior of Amphibians. The University of Chicago
Press Ltd. London.
WHITE, G.C. (1982) Capture-recapture and removal methods for sampling closed
populations. Los Alamos National Laboratory.
WHITE, G.C., BURNHAM, K.P., OTIS, D.L., ANDERSON., D.R. (1978) CAPTURE software to
compute estimates of capture probability and population size for closed population
capture-recapture
data.
USGS-PWRC.
http://www.mbrpwrc.usgs.gov/software/capture.shtml. [Stand 01.10.2014].
WILBUR, H.M. (1980) Complex life cycles. Annual review of Ecology and Systematics, 67–
93.
WILBUR, H.M. & ALFORD, R.A. (1985) Priority effects in experimental pond communities:
responses of Hyla to Bufo and Rana. Ecology, 1106–1114.
WOLF, T. (1988) Untersuchungen zur Autökologie und Populationsökologie der
Gelbbauchunke (Bombina variegata L.) im Kreisgebiet von Mühlhausen.
Diplomarbeit. Pädagogische Hochschule Erfurt/ Mühlhausen.
WOLLMUTH, L.P., CRAWSHAW, L.I., FORBES, R.B. & GRAHN, D.A. (1987) Temperature
selection during development in a montane anuran species, Rana cascadae.
Physiological Zoology, 472–480.
WOODWARD, B.D. (1983) Predator-prey interactions and breeding-pond use of temporarypond species in a desert anuran community. Ecology, 1549–1555.
ZAHN, A., & NIEDERMEIER, U. (2004) Zur Reproduktionsbiologie von Wechselkräte (Bufo
viridis), Gelbbauchunke (Bombina variegate) und Laubfrosch (hyla aborea) im
Hinblick auf unterschiedliche Methoden des Habitatmanagements. Zeitschrift für
Feldherpetologie 11, 41-64.
118
Abbildungen
Abbildung 1.1 Adulte Gelbbauchunke (Bombina variegata).. ............................................................... 2
Abbildung 2.1 Lage des Untersuchungsgebietes im Wartburgkreis.. .................................................... 4
Abbildung 2.2 Gebietscharakteristische Habitatstrukturen im Untersuchungsgebiet. ........................... 6
Abbildung 2.3 Truppenübungsplatz „Kindel“ im Jahre 1945. ............................................................... 8
Abbildung 2.4 Das weitere Untersuchungsgebiet und das engere Untersuchungsgebiet mit den drei
Teilflächen. .................................................................................................................... 9
Abbildung 3.1 Adulte Gelbbauchunke in einer Petrischale während der Bauchmusterfotografie. ...... 14
Abbildung 3.2 Aufnahme der Wassertiefe und Wassertemperatur in den Gewässern......................... 24
Abbildung 4.1 Kartierte Gewässer im Untersuchungsgebiet. .............................................................. 27
Abbildung 4.2 Untersuchungsgewässer und Gewässerkomplexe in den drei Teilgebieten.. .............. 28
Abbildung 4.3 Übersicht der Gewässertypen und deren Anteile an der Gesamtzahl der
Untersuchungsgewässer der drei Teilflächen. ............................................................. 29
Abbildung 4.4 Anzahl der Fänge weiblicher und männlicher Tiere verteilt auf die Monate Mai bis
September .................................................................................................................... 31
Abbildung 4.5 Fanghäufigkeiten der adulten und subadulten Individuen ........................................... 32
Abbildung 4.6 Anzahl gefangener adulter und subadulter Individuen pro Monat und jeweiliger Anteil
an der geschätzten Gesamtpopulation von 262 Tieren. ............................................... 34
Abbildung 4.7 Verteilung der drei Altersklassen auf die Gesamt-Individuenzahl in den Monaten Mai
bis September. ............................................................................................................. 35
Abbildung 4.8 Geschlechterverteilung der adulten Individuen in den Monaten Mai bis September .. 36
Abbildung 4.9 Vergleich der ermittelten Kopf-Rumpf-Längen für Männchen und Weibchen
zwischen den beiden Messverfahren PC und Schieblehre (SchL). ............................. 37
Abbildung 4.10 Mittlere Kopf-Rumpf-Längen und Körpergewichte der juvenilen, subadulten und
adulten Gelbbauchunken. ............................................................................................ 39
Abbildung 4.11 Vergleich der mittleren Körpergewichte zwischen den Teilflächen HB und SS für
männliche und weibliche Gelbbauchunken.. ............................................................... 41
Abbildung 4.12 Verteilung der Kopf-Rumpf-Längen der vermessenen adulten Gelbbauchunken auf
Größenklassen. ............................................................................................................ 42
Abbildung 4.13 Verteilung der Körpergewichte der gewogenen adulten Gelbbauchunken auf
Gewichtsklassen. ......................................................................................................... 42
Abbildung 4.14 Korrelation der Kopf-Rumpf-Längen mit den Körpergewichten bei Weibchen und
Männchen ................................................................................................................... 43
Abbildung 4.15 Monatlich gemittelte Kopf-Rumpf-Längen der adulten Gelbbauchunken über die
Saison. ......................................................................................................................... 44
119
Abbildungen
Abbildung 4.16 Monatlich gemittelte Körpergewichte der adulten Gelbbauchunken über die Saison.
................................................................................................................................ 44
Abbildung 4.17 Körpergewichte von vier männlichen Gelbbauchunken zum Zeitpunkt der jeweiligen
Fänge ......................................................................................................................... 45
Abbildung 4.18 Körpergewichte von drei weiblichen Gelbbauchunken zum Zeitpunkt der jeweiligen
Fänge ......................................................................................................................... 45
Abbildung 4.19 Dispersion der Gelbbauchunken im Untersuchungsgebiet. ....................................... 46
Abbildung 4.20 Individuenzahlen der Kategorien „a“, „b“ und „c“ und deren prozentuale Anteile an
der Gesamtzahl wiedergefangener Gelbbauchunken ................................................ 48
Abbildung 4.21 Vergleich der Aktionsdistanzen und Wanderstrecken der wiedergefangenen
Männchen und Weibchen ......................................................................................... 49
Abbildung 4.22 Aktionsdistanzen der wiedergefangenen adulten Gelbbauchunken . ......................... 50
Abbildung 4.23 Wanderstrecken der wiedergefangenen adulten Gelbbauchunken............................. 50
Abbildung 4.24 Gefangene adulte und subadulte Gelbbauchunken, Laichperioden (= Rufperioden)
sowie tägliche Minimal- und Maximaltemperaturen ................................................ 52
Abbildung 4.25 Gefangene adulte und subadulte Gelbbauchunken, Laichperioden (= Rufperioden)
sowie tägliche Niederschlagsmengen ....................................................................... 53
Abbildung 4.26 Anzahl abgelegter Eier und tägliche Niederschlagsmengen ...................................... 55
Abbildung 4.27 Trockenes Reproduktionsgewässer HB0079 am 24. Juni und vertrocknete
Amphibienlarven im Gewässer HB0102 .................................................................. 57
Abbildung 4.28 Vergleich der ermittelten Parameter zwischen Aufenthaltsgewässern und
Reproduktionsgewässern .......................................................................................... 61
Abbildung 4.29 Verteilung der Reproduktionsgewässer auf acht Größenklassen. .............................. 62
Abbildung 4.30 Verteilung der Reproduktionsgewässer auf acht Klassen anhand der mittleren
Wassertiefen.............................................................................................................. 63
Abbildung 4.31 Prozentualer Anteil der insgesamt abgelegten Eier in den Reproduktionsgewässern in
Abhängigkeit von der Austrocknungshäufigkeit. ..................................................... 64
Abbildung 4.32 Emerse und submerse Vegetationsbedeckung der besiedelten Gewässer. ................. 66
Abbildung 4.33 Tagesdurchschnittstemperaturen für 11 Gewässer der beiden Funktionstypen RG und
AG ............................................................................................................................. 68
Abbildung 4.34 Vergleich der AM und PM Temperaturen für 11 Gewässer der beiden Funktionstypen
RG und AG .............................................................................................................. 69
Abbildung 4.35 Temperaturverlauf eines RG und eines AG .............................................................. 70
Abbildung 4.36 Korrelation der Eizahl der Gewässer mit den Parametern Vegetationsbedeckung,
Besonnung und Leitfähigkeit. ................................................................................... 73
120
Tabellen
Tabelle 4.1 Anzahl der Fänge und Individuenzahlen für weibliche, männliche, subadulte und juvenile
Gelbbauchunken in den drei Untersuchungsflächen. ....................................................... 30
Tabelle 4.2 Fanghäufigkeiten der männlichen, weiblichen und subadulten Gelbbauchunken ............. 31
Tabelle 4.3 Erst- und Wiederfangzahlen der adulten und subadulten Gelbbauchunken in den
Teilflächen ........................................................................................................................ 32
Tabelle 4.4 Schätzwerte nach „Capture“ für die Populationsgröße und die Fangwahrscheinlichkeit .. 33
Tabelle 4.5 Schätzwerte nach „Jolly“ für die Populationsgröße und die Fangwahrscheinlichkeit....... 33
Tabelle 4.6 Ermittelte Kopf-Rumpf-Längen der adulten Gelbbauchunken mit den beiden Methoden
PC und Schieblehre........................................................................................................... 37
Tabelle 4.7 Mittlere Kopf-Rumpf-Längen aller gemessenen Individuen. ............................................ 38
Tabelle 4.8 Mittlere Körpergewichte aller gewogenen Individuen . .................................................... 38
Tabelle 4.9 Mittlere Kopf-Rumpf-Längen beider Geschlechter in den Gebieten. ............................... 40
Tabelle 4.10 Mittlere Körpergewichte beider Geschlechter in den Gebieten....................................... 40
Tabelle 4.11 Mittlere Aktionsdistanzen und Wanderstrecken für wiedergefangene männliche und
weibliche Gelbbauchunken .............................................................................................. 49
Tabelle 4.12 Monatlich gemittelte Tages-Klimadaten für das Untersuchungsgebiet. .......................... 51
Tabelle 4.13 Übersicht der Laichperioden im Untersuchungsgebiet im Jahr 2014. ............................. 54
Tabelle 4.14 Prozentuale Anteile der Biotoptypen an den Gesamtflächen der Teilflächen ................. 58
Tabelle 4.15 Untersuchungsgewässer eingeteilt in Gewässer-Funktionstypen. ................................... 58
Tabelle 4.16 Anzahl der Untersuchungsgewässer aufgeteilt auf die Gewässertypen sowie deren
Anteile an der Zahl gefangener Individuen und der Zahl abgelegter Eier. ....................... 59
Tabelle 4.17 Mittlere Parameter aller besiedelten Untersuchungsgewässer......................................... 60
Tabelle 4.18 Mittlere Temperaturen in 11 Gewässern der Funktionstypen RG und AG. ................... 69
Tabelle 4.19 Koeffizienten des finalen Modelles für die Anzahl abgelegter Eier. ............................... 72
Tabelle 5.1 Vergleichswerte für Kopf-Rumpf-Längen und Körpergewichte von Gelbbauchunken in
verschiedenen Populationen. ............................................................................................ 83
121
122
Herunterladen