Unser Gehirn gsundbleibn im Winter gsundbleibn im Winter Gewinnspiel Unvorstellbar: 100 Milliarden Nervenzellen Das gefährlichste Organ am Menschen ist der Kopf, meinte der Ein weiser Satz Döblins, wenn man sich vorstellt, wie viel Geniales, aber auch Brutales und Krankes dem menschlichen Kopf – besser gesagt dem Gehirn – entsprungen ist. 14 Im Laufe der menschlichen Entwicklung hat sich das Gehirn vom Steuerungsorgan für Lebensfunktionen zur hochsensiblen und leistungsfähigen Denkfabrik entwickelt. Es wiegt ca. 1,5 kg, besteht zu 80% aus Wasser und ist weich wie Pudding. Obwohl das Gehirn nur etwa 4% des Körpergewichts ausmacht, ist es ein Energiefresser. 20% des gesamten Energieverbrauchs geht zu seinen Lasten. Über den Blutkreislauf werden ununterbrochen Glukose und Sauerstoff, die wichtigsten Energieträger, in das Gehirn transportiert. Auf Störungen reagiert es empfindlich. Fehlt Glukose, dann sterben bereits nach drei Minuten die ersten Gehirnzellen ab, fehlt Sauerstoff, dann sind wir schon nach 10 Sekunden bewusstlos. Unser Gehirn ist im Schädelknochen von einer gallertartigen Masse umgeben, die es vor Erschütterungen schützt. Ein heftiger Schlag auf den Kopf kann zu einer Gehirnerschütterung führen, bei der Gehirnzellen absterben. Geschädigte Gehirnzellen können nicht erneuert werden, allerdings können andere Zellen deren Aufgabe übernehmen. Entwicklungsgeschichtlich ist das Stammhirn, eine Verlängerung des Rückenmarks, der älteste Teil. Hier werden Vorgänge wie Atmung und Herzschlag gesteuert, ohne dass wir uns darüber Gedanken machen müssen. Das Stammhirn kontrolliert Reflexe wie Husten, Schlucken oder Erbrechen. Das Stammhirn ist auch Knotenpunkt zwischen Rückenmark und Gehirn, alle Informationen aus dem Körper laufen hier zusammen. An das Stammhirn schließt das Kleinhirn an. Hier befindet sich die Steuerzentrale für gewollte und automatische Bewegungen, z.B. das Werfen eines Balls oder Klavierspielen, und es hilft uns, das Gleichgewicht zu halten. Differenzierte Empfindungen Die Entscheidung, welche Wichtigkeit ein Sinneseindruck für den Moment hat, wird im Kleinhirn, genauer im Thalamus, gesteuert. Im Thalamus entscheidet sich, ob wir ein geparktes Traumauto bewundern oder genau vor diesem zur Seite springen, weil wir es beim überqueren der Straße übersehen haben. Mit dem Thalamus sind mehrere Gehirnregionen verbunden. Eine davon ist die Amygdala und hier passiert etwas, das uns vom Tier unterscheidet. Jeder Sinneseindruck wird mit einem Gefühl gekoppelt. Während bei Tieren die primitive Reaktion wie Schmerzempfinden vorherrscht, sind wir in der Lage, diese Empfindungen durch Gefühlseindrücke stärker zu differenzieren. Unterhalb des Thalamus befindet sich der Hypothalamus. Eine seiner Funktionen ist die Steuerung der Körpertemperatur. Außerdem ist er für unse- ren Hormonhaushalt verantwortlich. Durch Ausschütten von Stresshormonen ermöglicht er uns den lebensrettenden Sprung vor dem herannahenden Auto auf den Gehsteig. Ein Anhängsel des Hypothalamus ist die Hypophyse, die in Zusammenarbeit mit dem Hypothalamus den Hormonhaushalt regelt und auch selbst Hormone produziert. Eine weitere Drüse in dieser Gehirnregion ist die Zirbeldrüse, die aufgrund der Lichtintensität unseren Tag- und Nachtrhythmus steuert. Das Großhirn spannt sich wie ein Schirm über die vorgenannten Gehirnregionen, macht ca. 85% der gesamten Hirnmasse aus und ist entwicklungsgeschichtlich die jüngste Gehirnregion. Es ist durch eine Längsfurche geteilt, wobei jede Gehirnhälfte jeweils der gegenüberliegenden Körperhälfte zugeteilt ist. So wird die rechte Hand aus der linken Gehirnhälfte gesteuert und umgekehrt. Die beiden Hälften sind durch Balken verbunden, über die ununterbrochen Informationen ausgetauscht werden. Der Mensch besitzt ca. 100 Milliarden Nervenzellen, mehr als zwei Drittel davon sind im Gehirn zusammengefasst. Zum Vergleich: eine Biene hat 850.000 Gehirnzellen, eine Fliege 350.000. Bis zu 1 Meter lange Verbindungen Das Großhirn ermöglicht uns zu lernen, sprechen, denken etc., aber wie funktioniert der Informationsfluss? Für kurze Informationswege machen das die Nervenzellen über kleine, ca. 1 mm lange Fortsätze, den Dendriten. Müssen Informa- tionen über weitere Strecken transportiert werden, wäre die Übertragung von Zelle zu Zelle zu langsam. Dafür besitzt jede Nervenzelle eine Achse, das Axon, das bis zu einem Meter lang werden kann. Die Axone verschiedener Nervenzellen werden zu Bündeln, den Nervenbahnen, zusammengefasst. Direkt vom Gehirn aus führen zwölf Paare von Nervenbahnen zu den Muskeln und Sinnesorganen. Vom Rückenmark aus führen weitere 31 Nervenbahnen zu bestimmten Organen und Muskeln. Um sicherzustellen, dass die Informationen auch am gewünschten Ort ankommen, deutsche Schriftsteller Alfred Döblin sind die Nervenbahnen mit einer Isolierschicht umgeben, die „Kurzschlüsse“ verhindert. Bei einem epileptischen Anfall treten z.B. solche Kurzschlüsse auf. Während beschädigte Vom Rückenmark weg verästeln sich die Nervenbahnen bis zu den letzten Winkeln unseres Körpers. Die Informationsübertragung erfolgt auf zwei Bahnen: vom Gehirn zum Körper für die motorischen, bewegungs- bzw. wirkungsauslösenden Bahnen und vom Körper zum Gehirn für die sensorischen, reizweiterleitenden Nervenbahnen. Legen Sie die Hand irrtümlich auf eine heiße Herdplatte, dann würde es zu lange dauern, den Reiz zum Gehirn zu leiten, zu verarbeiten und wieder zurückzusenden. Der Reiz wird an das Rückenmark gesandt und – ohne dass das Gehirn die Information bekommt – wird der Befehl „Hand sofort zurückziehen“ an die Hand zurückgeleitet. Das nennen wir Reflex. Manche Vorgänge in unserem Körper laufen aber tatsächlich eigenständig bzw. vegetativ – Das menschliche Gehirn – viel komplenicht vom Willen xer als jeder Computerchip. gesteuert – ab. Sie Nervenzellen nicht wiederher- können die Seiten dieser Zeigestellt werden können, sind tung umblättern so oft Sie wolAxone reparabel. Dieser auto- len, aber versuchen Sie einmal matische Reparaturvorgang Ihre Verdauungsmuskeln zu dauert allerdings Monate. bewegen. Bei der Geburt gibt es nur we- Ebenso können Sie nicht vernige Verbindungen zwischen hindern, dass Ihnen vor Angst den Nervenzellen. Erst durch der Schweiß ausbricht oder das Lernen werden immer dass Sie vor Verlegenheit im neue Nervenzellenverbindun- Gesicht rot werden. gen geschaffen. Warum uns in der StresssituaJede neue Erfahrung erzeugt tion der Kloß im Hals steckt, eine neue Verbindung, wo- warum wir jemanden nicht riedurch das Gelernte gespeichert chen können, jemand anderen wird. Der wichtigste Datenlei- aus vollem Herzen lieben – ter in unserem Körper ist das kurz: wie Gefühle entstehen – Rückenmark, sozusagen die lesen Sie in der nächsten AusDaten-Autobahn. gabe von gsundbleibn. 15