Schilddrüse und Hashimoto-Tyreoiditis

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Gesundheitsgespräch
Die Schilddrüse - kleines Organ mit großer Wirkung
Sendedatum: 11.02.2017
Expertin:
Prof. Dr. C. Renate Pickardt, Internistin und Endokrinologin des Hormon- und
Stoffwechselzentrums München
Die Schilddrüse greift in praktisch alle Vorgänge des Wachstums, der
Entwicklung, der Reifung und des Stoffwechsels ein. Ihre Fehlfunktion kann
sowohl Müdigkeit und Abgeschlagenheit hervorrufen, als auch für Unruhe bis
hin zum Herzrasen verantwortlich sein. Oft klagen die Patienten auch über
Verdauungsschwierigkeiten und Konzentrationsprobleme.
Schilddrüsenerkrankungen lassen sich heute bereits frühzeitig erkennen und
gut behandeln - wenn auch nicht heilen.
Dem Text liegt ein Interview mit Prof. Dr. C. Renate Pickardt, Internistin und
Endokrinologin des Hormon- und Stoffwechselzentrums München, zugrunde.
Jod-Verwaltung im Körper: Aufbau und Funktion der Schilddrüse
Ein unscheinbares Organ "redet" überall mit: Die Schilddrüse greift in praktisch
alle Vorgänge des Wachstums, der Entwicklung, der Reifung und des
Stoffwechsels ein.
Steckbrief Schilddrüse
Sie hat in etwa die Form eines Schmetterlings, dessen Körper vor und dessen
Flügel beidseits der Luftröhre liegen.
Bei Frauen hat sie ein Volumen von unter 18 ml, bei Männern unter 25 ml.
Von außen ist eine gesunde Schilddrüse in der Regel nicht sichtbar. Nur bei
langen, schlanken Hälsen bemerkt man sie beim Schlucken.
Die Schilddrüse besteht aus kleinen Bläschen (Follikeln). Die Zellen in der
Bläschen-Hülle produzieren Hormone. Die Bausteine dafür erhalten sie über
das Blut.
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Schilddrüsenhormone
Man unterscheidet zwei Schilddrüsenhormone:
• Thyroxin: wegen seiner vier Jod-Atome T4 genannt.
• Thrijodthyronin: wegen seiner der drei Jod-Atome T3 genannt.
Diese Hormone machen ihren Einfluss im ganzen Körper geltend. Wenn sie in
der richtigen Menge vorhanden sind, geht es dem Menschen gut.
Überfunktion und Unterfunktion
Die Hypophyse (Hirnanhangdrüse) ist verantwortlich dafür, dass nicht zu viele
und nicht zu wenige Schilddrüsenhormone ausgeschüttet werden. Die
Hirnanhangdrüse produziert das Hormon TSH, das die Schilddrüse steuert.
• Steigt der TSH-Spiegel in der Schilddrüse an, so gibt das Organ
vermehrt Hormone an den Blutkreislauf ab.
• Sind ausreichend Schilddrüsenhormone im Blut vorhanden, drosselt die
Hypophyse ihre TSH-Produktion, und damit verringert auch die
Schilddrüse ihre Hormonausschüttung.
Bei Schilddrüsenerkrankungen führt ein Zuviel an Schilddrüsenhormonen
(Überfunktion) zu einer Unterdrückung der Signale der Hirnanhangdrüse, d.h.
TSH sinkt ab. Ein Zuwenig (Unterfunktion) führt zu einer Zunahme der Signale
der Hypophyse, d.h. TSH steigt an und regt die Schilddrüse an. So lassen sich
Störungen der Schilddrüsenfunktion an dem TSH-Spiegel wie an einem
Verstärker früh erkennen.
Schilddrüsenunterfunktion
• Sie kann zur Verzögerung von Wachstum und geistiger Entwicklung,
schlimmstenfalls bis zum Kretinismus bei Ungeborenen und Kleinkindern
führen.
• Sie ist verantwortlich für die Verlangsamung der Bewegungsabläufe und
geistigen Beweglichkeit, aber auch für Antriebsminderung und
Konzentrationsstörungen.
• Sie kann auch den Anstieg der Blutfette, die Verlangsamung der
Kreislaufvorgänge, nicht selten spürbare Gewichtszunahme, verminderte
Wärmeproduktion bzw. Kälteempfindlichkeit auslösen.
Schilddrüsenüberfunktion
• Sie beschleunigt die Stoffwechselvorgänge und verursacht dadurch
motorische Unruhe, unkonzentrierte Hektik, ineffektive
Antriebssteigerung.
• Sie kann auch zur Gewichtsabnahme und beschleunigte Darmtätigkeit
führen und gesteigerte Wärmeproduktion auslösen.
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• Mit der Schilddrüsenüberfunktion geht oft Atemnot, die Erhöhung der
Herzfrequenz einher, die im Extremfall sogar zum Herzversagen führen
kann.
Überfunktion und Unterfunktion - Erkrankungen und ihre Ursachen
Fast jeder dritte Deutsche hat eine Schilddrüsenerkrankung – das bedeutet
aber nicht unbedingt, dass er darunter auch leidet. Ein Kropf (Struma) muss
beispielsweise nicht zu einer Beeinträchtigung des allgemeinen Wohlbefindens
führen.
Die sogenannte Jodmangelstruma ist die häufigste Schilddrüsenerkrankung bei
Erwachsenen, die älter als etwa 35 bis 40 Jahre sind. Die Gleichung
Deutschland = Jodmangelgebiet = Kropfgebiet hat sich trotz der Jodierung von
Speisesalz für heute ältere Erwachsene nicht grundlegend geändert. Kindern,
Jugendlichen und jungen Erwachsenen kommt die verbesserte Jodversorgung
aber bereits zugute, falls in den Familien konsequent Jodsalz verwendet wird.
Die häufigste Schilddrüsenerkrankung ist die Struma (Kropf)
Mit einem Kropfband läuft in Deutschland kaum noch jemand herum. Und
dennoch macht sich der Jodmangel, der in den meisten Gebieten noch besteht,
immer noch durch eine Jod-Unterversorgung der Schilddrüse bemerkbar. Da
diese den Mangel durch vermehrtes Wachstum auszugleichen versucht,
entsteht am Hals ein Kropf (Struma).
Struma ohne Knoten: Wird der Kropf nicht allein durch seine Größe zu einer
Belastung, bemerken ihn die Patienten oft nicht. Um ein weiteres Wachstum zu
verhindern und Komplikationen zu vermeiden, sollte er aber dennoch behandelt
werden.
Struma mit sogenannten heißen Knoten: Darunter versteht man Knoten an
der Schilddrüse, die unabhängig von der Hypophyse zu viele
Schilddrüsenhormone produzieren und dadurch zu einer Überfunktion führen
können.
Sogenannte kalte Knoten: Sie sind kaum sichtbar und nicht aktiv, können
jedoch in manchen Fällen einen Tumor enthalten und dadurch Auslöser eines
Schilddrüsenkarzinoms werden.
"In erster Linie gilt es abzuklären, ob sich im Kropf ein heißer oder kalter Knoten
gebildet hat. Aber auch eine Struma ohne Fehlfunktionen sollte behandelt
werden: Jod-Tabletten verhindern, dass der Kropf weiter wächst. Die
Kombination mit Schilddrüsenhormontabletten gleicht eventuell darauf
beruhende Unterfunktion aus." Prof. C. Renate Pickardt
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Autoimmunerkrankungen
Morbus Basedow: Die körpereigene Abwehr greift das Schilddrüsengewebe
an und hat eine Überfunktion zur Folge. Manche Patienten werden zusätzlich
durch Gewebeschwellungen an den Augen, Hautveränderungen und
Gelenkschmerzen belastet.
Hashimoto-Thyreoiditis: Auch bei dieser Krankheit führt der Körper einen
Kampf gegen sein eigenes Organ. Die Schilddrüse wird chronisch entzündet
und schrumpft. Es besteht die Gefahr einer Unterfunktion.
(s. auch eigenes Dossier zu Hashimoto im Anschluss)
Besondere Formen der Über- bzw. Unterfunktion
Angeborene Fehlbildungen: Manche Menschen kommen mit einer
verkleinerten oder ohne Schilddrüse zur Welt. Die dadurch ausgelöste
Unterfunktion muss beim Neugeborenen sofort behandelt werden, um
bleibende Schäden zu vermeiden.
Entzündungen: Nach einer Geburt leiden viele Frauen vorübergehend unter
einer Schilddrüsenüberfunktion. Andere Entzündungen äußern sich in einer
Unterfunktion. Als häufigste Form der Entzündung gilt jedoch die Thyreoiditis de
Quervain, bei der sich Riesenzellen in der Schilddrüse bilden. Eine
vorübergehende Überfunktion kann entstehen.
Jod in Schwangerschaft und Stillzeit
Während der Schwangerschaft und der Stillzeit sollten Frauen genügend Jod
zu sich nehmen, um den Bedarf von Mutter und Kind zu decken. Sonst besteht
die Gefahr, dass sich die Schilddrüse der Frau dauerhaft vergrößert
beziehungsweise das Kind mit einem Kropf und eventuell einer
Schilddrüsenunterfunktion zur Welt kommt. Früher hatte der Jodmangel sogar
Einfluss auf die geistige Entwicklung der Kinder. Heute lässt sich eine
Unterfunktion mithilfe der Neugeborenenuntersuchung frühzeitig feststellen und
gegebenenfalls ausgleichen.
Jodierung von Speisesalz: Viel Nutzen, keine Gefahr
Erst seit den achtziger Jahren hat sich die Jodversorgung der deutschen
Bevölkerung verbessert. Durch jodiertes Speisesalz und Mineralstofffütterung
an Nutztiere lässt sich der "natürliche" Jodmangel weitgehend ausgleichen.
Eine Jodierung von Trinkwasser wurde zwar angedacht, ist aber in Deutschland
nicht erlaubt. Kritiker befürchten negative Folgen durch zu hohe
Jodkonzentrationen in Speisen. Um einen Jodüberschuss zu vermeiden, wurde
Kochsalz als Jodträger gewählt.
"Die Dosis, die durch jodiertes Speisesalz erreicht wird, kann die Entstehung
eines Kropfes zwar verhindern, eine Überfunktion aber nicht verschlechtern. Im
Gegenteil: Auch bei einer Überfunktion wächst eine jodverarmte Schilddrüse
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schneller als notwendig. Auch bei der Immunthyreopathie Typ Hashimoto
braucht die Schilddrüse Nahrungsjod, um aus den Hormonvorstufen die
Hormone Thyroxin und Trijodthyronin zu bilden." Prof. C. Renate Pickardt
Der TSH-Wert: Diagnose von Schilddrüsenerkrankungen
Fast alle Erkrankungen der Schilddrüse lassen sich heute diagnostizieren,
bevor sie zu körperlichen Symptomen einer Fehlfunktion führen. Erstes
Anzeichen dafür ist oft ein veränderter TSH-Wert. Nimmt der Hausarzt im
Gesundheitscheck Blut ab, wird die TSH-Bestimmung meist mit veranlasst.
"Alle anderen Untersuchungen der Schilddrüse sollte allerdings ein Fachmann
vornehmen, da Fachkenntnisse zur Beurteilung des Schilddrüsengewebes und
der spezielleren Blutbefunde notwendig sind." Prof. C. Renate Pickardt
Wann sollte man seine Schilddrüse untersuchen lassen?
Dank der Gesundheitsuntersuchung beim Hausarzt wird ein großer Teil der
Schilddrüsenerkrankungen rechtzeitig erkannt und kann dann auch behandelt
werden. Therapeutisch sollte man nur dann eingreifen, wenn sich die
Schilddrüse sicht- und fühlbar vergrößert.
"Natürlich könnte man vielleicht noch ein bisschen früher Erkrankungen
feststellen. Aber wenn der Betroffene keine Beschwerden hat, hätte er von
dieser Erkenntnis keinen Vorteil. Die einzige Ausnahme ist die Struma, der
Kropf. Hier kann man zur Prävention Jod empfehlen." Prof. C. Renate Pickardt
Hashimoto-Thyreoiditis
Da heute die Autoimmunerkrankung Hashimoto-Thyreoiditis auch bei jungen
Menschen häufiger wird (bei Frauen deutlich häufiger als bei Männern), ist es
sinnvoll, die Schilddrüse während der Schwangerschaft zu untersuchen. Denn
in der Frühschwangerschaft steigt der Schilddrüsenhormonbedarf sofort an,
und Frauen mit einer Hashimoto-Thyreoiditis können den erhöhten Bedarf nicht
decken. Der dadurch neu auftretende Schilddrüsenhormonmangel ist für die
Mutter und für Wachstum und Entwicklung des Föten nachteilig.
So läuft die Diagnose ab
Nachdem der behandelnde Arzt die medizinische Vorgeschichte abgefragt hat,
betrachtet er die Halsregion und tastet die Schilddrüse ab. Dabei wertet er die
Daten der Blutuntersuchung aus, die auch auf eine Autoimmunentzündung
hindeuten können. Die Ultraschalluntersuchung dient der Feststellung
eventueller Veränderungen der Gewebestruktur und Durchblutung der
Schilddrüse bzw. Knotenbildung. Wenn sich im Ultraschall Knoten von mehr als
1 ml Volumen zeigen, wird ein Szintigramm notwendig.
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Szintigramm: Mit Strahlen den Knoten auf der Spur
Im Rahmen eines Szintigramms werden dem Patienten schwach radioaktive
Substanzen in den Körper gespritzt. Sie reichern sich in der Schilddrüse an und
zwar umso stärker, je aktiver die jeweilige Region ist. Dadurch können die Ärzte
zwischen normal funktionierenden, nicht funktionierenden "kalten" und
überfunktionierenden "heißen" Knoten unterscheiden. Regelmäßige
Szintigramme zur Verlaufskontrolle bei bestehenden Schilddrüsenknoten lehnt
Prof. Pickardt ab:
"Das ist eine Frage der Strahlenhygiene. Jährliche Untersuchungen sind bei
den heutigen diagnostischen Möglichkeiten nicht notwendig. Ein weiteres
Szintigramm ist nur dann sinnvoll, wenn sich daran eine Therapie, wie z.B. eine
Radiojod-Behandlung anschließt und man vorher genau wissen will, mit
welcher Dosis man arbeiten muss." Prof. C. Renate Pickardt
Vorsicht bei Herzerkrankungen mit und ohne Herzrhythmusstörungen!
Leidet ein Schilddrüsenpatient auch an einer schweren anderen Erkrankung, so
tritt für manche Ärzte die Schilddrüsenfehlfunktion in den Hintergrund - mit
möglicherweise fatalen Folgen.
"Bei Herzrhythmusstörungen wird bei der Abklärung häufig ein jodhaltiges
Kontrastmittel gespritzt. Dieses enthält mehr als die tausendfache Menge des
täglichen Bedarfs an Jod. Hat der Patient bereits eine
Schilddrüsenüberfunktion, verschlechtert sich sein Zustand dadurch, und er
wird schwerer behandelbar." Prof. C. Renate Pickardt
Tabletten, Operation oder Radiojod-Therapie? Therapiemöglichkeiten
Die meisten Schilddrüsenerkrankungen lassen sich nicht im eigentlichen Sinne
heilen. So müssen Menschen, die an einer Schilddrüsenunterfunktion leiden,
für den Rest ihres Lebens täglich eine Tablette zu sich nehmen. Stimmt die
Dosis, sind sie dadurch in ihrer Lebensqualität jedoch nicht beeinträchtigt.
Menschen mit einem Kropf müssen ihr Leben lang täglich eine Tablette mit Jod
zu sich nehmen, um eine Verschlimmerung zu verhindern. Liegt bereits eine
Unterfunktion vor, so geben die Ärzte das Hormon L-Thyroxin. Es entspricht
einem der körpereigenen Schilddrüsenhormone.
"Bei einer Unterfunktion ist funktionsfähiges Schilddrüsengewebe verloren
gegangen. Dieser Verlust lässt sich nicht heilen, nur ausgleichen. Da der
Schilddrüsenhormonbedarf - außer während der Schwangerschaft - bei
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stabilem Gewicht ziemlich konstant bleibt, kann man den Patienten durch die
Substitution eine gute Lebensqualität ermöglichen." Prof. C. Renate Pickardt
Nebenwirkung der Thyroxin-Behandlung
Da die Hormon L-Thyroxin Behandlung für längere Zeit geplant ist, sollte die
Tablette möglichst keine Nebenwirkung haben. Schilddrüsenhormone
verursachen keinen Magensäureüberschuss, den gastro-ösophagealen Reflux.
Er hat eigentlich eine anatomische oder andere Ursache. Aber: Manche
Beistoffe können eine Beschwerdesymptomatik bei einem Einzelnen mit Reflux
auslösen. Deswegen sollte der Patient den behandelnden Hausarzt oder
Spezialarzt detailliert befragen.
Die Grenzen der medikamentösen Therapie
Auch Schilddrüsenüberfunktionen werden zunächst medikamentös behandelt in der Regel aber nicht länger als ein Jahr. Die Patienten erhalten dabei Mittel,
die die Hormonproduktion hemmen. Nach dem Ende der Medikation müssen
die Ärzte den weiteren Verlauf beobachten. Bei Überfunktionen vom Typ
Morbus Basedow kommt es vor, dass die Krankheit während der
medikamentösen Therapie zum Stillstand kommt.
Therapie heißer Knoten
"Heiße Knoten" jedoch bleiben ein dauerhaftes Risiko. Treten nach dem Ende
der Medikamentengabe wieder Krankheitsschübe auf, müssen die
entsprechenden Regionen entfernt beziehungsweise ausgeschaltet werden.
Dazu hat der Arzt zwei Möglichkeiten: Operation oder Radiojod-Therapie.
Radiojod-Therapie: Kurz und schmerzlos
Bei der Radiojod-Therapie trinkt der Patient eine Flüssigkeit, die radioaktives
Jod enthält. Es reichert sich in der Schilddrüse an und macht dort die
überproduzierenden Areale funktionsunfähig. Für den restlichen Körper ist die
Substanz ungefährlich. Zur Behandlung begibt sich der Patient für drei bis
sieben Tage in die Strahlenstation einer Klinik. Besuch dort ist nicht möglich.
Außerhalb Deutschlands wird die Radiojodtherapie ambulant durchgeführt.
"Eigentlich ist dieses Vorgehen im Ausland nicht logisch, denn so sind unter
anderem die Angehörigen und Kontaktpersonen in den ersten Tagen der
Strahlung ausgesetzt. Aus diesen strahlenhygienischen Gründen bleibt es in
Deutschland bei der stationären Radiojodbehandlung." Prof. C. Renate Pickardt
Operation oder Radiojod-Therapie?
Im Prinzip sind beide Behandlungsverfahren bei der Überfunktion gleichwertig.
Für eine Operation spricht, wenn neben den 'heißen' auch 'kalte' Knoten in der
Schilddrüse vorhanden sind. Diese lassen sich durch Radiojod nicht entfernen.
Auch sehr große Schilddrüsen, die durch die Größe ihre Nachbarorgane (Luft-
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und Speiseröhre oder den Stimmbandnerven) beeinträchtigen, sollten operativ
behandelt werden. Durch die Radiojod-Therapie geht die Größe der
Schilddrüse im Mittel nur um 30 Prozent zurück.
„Besteht kein zwingender Grund zur Operation und sind die entsprechenden
Einrichtungen vorhanden, kann der Patient frei mit entscheiden, welche
Behandlung er vorzieht. In beiden Fällen muss er anschließend das
Schilddrüsenhormon L-Thyroxin in Tablettenform zu sich nehmen, und zwar
lebenslang." Prof. C. Renate Pickardt
Unterfunktion durch Therapie der Überfunktion
Patienten mit Schilddrüsenüberfunktion tauschen mit der Therapie oft eine
Funktionsstörung gegen die andere aus: Dann entsteht häufig eine
Schilddrüsenunterfunktion, weil zu viel Schilddrüsengewebe zerstört werden
musste.
"Im Prinzip wird der Teufel mit dem Beelzebub ausgetrieben, nur dass der
Beelzebub sich besser im Zaum halten lässt. Wir können es schlicht nicht
besser. Es gibt keine andere Möglichkeit, eine Überfunktion zu kurieren bzw.
einen Rückfall komplett zu verhindern. Wir können also nur das kleinere Übel
suchen. Und da die Überfunktion zu schwerwiegenden Nebenwirkungen an
anderen Organen – wie dem Knochenapparat, und dem Herz-Kreislauf-System,
aber auch der Persönlichkeit - führen kann, nimmt man die gut behandelbare
Unterfunktion in Kauf." Prof. C. Renate Pickardt
Hashimoto Thyreoiditis – wenn das Immunsystem die
Schilddrüse angreift
Experte:
Prof. Dr. med. Felix Beuschlein, Bereichsleiter Schwerpunkt
Endokrinologische Forschung und Endokrinologische Ambulanz der
Medizinischen Klinik und Poliklinik des Klinikums der Universität München
Autorin: Beate Beheim-Schwarzbach
„Irrt“ sich das körpereigene Abwehrsystem und greift das gesunde, eigene
Gewebe an, dann führt das zu einer chronischen Entzündung. So auch bei der
Hashimoto-Erkrankung, bei der das Gewebe der Schilddrüse so stark
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geschädigt werden kann, dass sie anschließend nicht mehr ausreichend
Schilddrüsenhormon produziert – mit möglichen Konsequenzen für den
gesamten Organismus.
Dem folgenden Text liegt ein Interview mit Prof. Dr. med. Felix Beuschlein,
Bereichsleiter Schwerpunkt Endokrinologische Forschung und
Endokrinologische Ambulanz der Medizinischen Klinik und Poliklinik des
Klinikums der Universität München, zugrunde.
Die Schilddrüse – ein Kleiner und komplexer Teil des Kehlkopfes
Man spürt und sieht sie nicht, doch die Schilddrüse ist ein lebenswichtiges
Organ und besteht aus vielen Zellen. Ihren Namen hat die Schilddrüse von dem
Schildknorpel, der Teil des Kehlkopfes ist und der außen, etwas unterhalb des
Kehlknorpels liegt. Rechter und linker Lappen der Schilddrüse sind in der Mitte
verbunden, so wie der Körper eines Schmetterlings.
Die Schilddrüse setzt sich aus vielen Schilddrüsenzellen zusammen, die in
Follikeln (Bällchen) angeordnet sind. Im Inneren dieser Bällchen befindet sich
Flüssigkeit, in der das Schilddrüsenhormon gespeichert wird, das die
Schilddrüse produziert.
„Die Schilddrüse schüttet ihr Hormon in Abhängigkeit vom Bedarf und der
Regulation durch die Hirnanhangdrüse aus, das dann über das Blut im Körper
verteilt wird und Effekte in fast allen Körperzellen erzeugt. Sowohl zu wenig
Schilddrüsenhormon als auch zu viel kann zu Erkrankungen führen.“
Prof. Dr. med. Felix Beuschlein, Bereichsleiter Schwerpunkt Endokrinologische
Forschung und Endokrinologische Ambulanz der Medizinischen Klinik und
Poliklinik des Klinikums der Universität München
Schilddrüsenhormon
Der Körper braucht das Schilddrüsenhormon u.a. für Stoffwechsel, Kreislauf
und Psyche, und in der Regel sorgen Schilddrüse und Hirnanhangdrüse dafür,
dass der Schilddrüsenhormonwert immer im normalen Bereich liegt,
ausgerichtet auf den Bedarf des Körpers. Dieses Gleichgewicht kann gestört
sein.
Größe der Schilddrüse
Heute wissen Mediziner, dass die Größe der Schilddrüse - also entweder
auffallend klein (atrophe Form) oder übermäßig vergrößert (hypertrophe Form)
kaum etwas über die Funktion des Organs aussagt. Denn große und auch
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kleine Schilddrüse können sowohl normal funktionieren, als auch eine Überbzw. Unterfunktion haben. Ärzte behandeln in jedem Fall nur die fehlgeleitete
Schilddrüsenfunktion, unabhängig davon, wie groß die Schilddrüse ist.
Struma (Kropf)
Eine allgemeine Bezeichnung für eine vergrößerte Schilddrüse ist die Struma
(umgangssprachlich: Kropf). Auslöser können Knoten sein, Jodmangel oder
eine Entzündung. Bei einer Jodmangelstruma versucht die Schilddrüse
möglichst viel des Jods aus dem Blut herauszufiltern, und das gelingt mit einer
großen Schilddrüse leichter.
Hashimoto Thyreoiditis - eine Autoimmunerkrankung der Schilddrüse
Hashimoto ist eine Autoimmunkrankheit, bei der die Schilddrüse chronisch
entzündet ist und weniger oder gar kein Hormon mehr produziert. Die
Entzündung der Schilddrüse selbst führt nur in absoluten Ausnahmefällen zu
Beschwerden und normalerweise wird sie heute durch erhöhte Antikörper
(TPO-AK) im Blut nachgewiesen. Zur Abklärung ordnen Ärzte in der Regel eine
genauere Diagnose an.
Die Ursache der Hashimoto-Erkrankung liegt in einem „Irrtum“ des
körpereigenen Abwehrsystems, das die Schilddrüse schädigt, was zu einer
chronischen Entzündung führt. Letztlich verursacht die Krankheit eine
Schilddrüsenunterfunktion, das heißt einen Mangel an Schilddrüsenhormon.
Unklar ist, warum Frauen davon wesentlich häufiger betroffen sind als Männer.
Begriffsklärung
Benannt wurde die Erkrankung nach dem japanischen Arzt Hakaru Hashimoto
(1881-1934), der sie Anfang des 20. Jahrhunderts als Erster beschrieb. Lange
Zeit vertraten Ärzte die Auffassung, die Krankheit gehe vor allem mit einer
Vergrößerung der Schilddrüse einher. Inzwischen verwenden sie eine
erweiterte Definition und verstehen unter der Hashimoto-Erkrankung
unterschiedliche autoimmune Schilddrüsenerkrankungen, alle können jedoch
längerfristig und häufig zu einer Schilddrüsenunterfunktion führen.
„Manche Schilddrüsenerkrankungen gehen eher mit einer Vergrößerung der
Schilddrüse einher, bei anderen tut sich an der Größe wenig und wieder andere
können sogar zu einem Verlust von Schilddrüsengewebe beitragen. Das nennt
man dann manchmal eine atrophe Form der autoimmunen
Schilddrüsenerkrankung.“ Prof. Dr. med. Felix Beuschlein, Bereichsleiter
Schwerpunkt Endokrinologische Forschung und Endokrinologische Ambulanz
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Häufigste Autoimmunerkrankung
Hashimoto ist in Deutschland häufiger als z.B. Rheuma, chronisch entzündliche
Darmerkrankungen oder Jugend-Diabetes (Typ 1) - warum das so ist, weiß man
noch nicht. Bekannt ist jedoch: Frauen sind ca. sechs- bis siebenfach häufiger
betroffen als Männer, und da die Krankheit in manchen Familien häufiger auftritt
als in anderen, spricht man außerdem von einem genetischen Hintergrund.
Kinder, Jugendliche, Frauen und Männer
Bei Kindern und Jugendlichen tritt die Hashimoto-Erkrankung meistens erst in
der Pubertät auf, davor sehr selten. Mit zunehmendem Alter allerdings wird sie
immer häufiger beobachtet, bei 30-jährigen ist Hashimoto bereits verbreitet.
Symptome
Die Symptome einer Hashimoto-Erkrankung sind unspezifisch. Dazu zählen
z.B.:
• Gewichtszunahme
• geringe Belastbarkeit
• Verstopfung
• ständiges Frieren
• schuppige Haut
• Haarausfall
Deuten die Laborwerte auf eine Hashimoto-Erkrankung hin, verschwinden
diese Symptome bei Behandlung der Schilddrüsenunterfunktion.
Breites Spektrum
Hashimoto-Patienten können sehr unterschiedlich betroffen sein, manche
haben zwar erhöhte Antikörper, doch im Ultraschall sieht ihre Schilddrüse
normal aus und funktioniert ohne weiteres. Bei anderen Patienten hat die
Schilddrüse ihre Funktion aufgegeben und es liegt eine klare
Schilddrüsenunterfunktion vor. Dazwischen gibt es jede Menge
Zwischenstufen.
Schmerzen
Eine Entzündung der Schilddrüse verursacht zu 99% keine Schmerzen, denn
die Schilddrüse selbst hat - wie auch Leber und Niere - keine
Schmerzrezeptoren. Vergrößert sich jedoch in absoluten Ausnahmefällen die
Kapsel der Schilddrüse, dann kann es zu Schluckbeschwerden oder einem
Druckgefühl kommen.
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Auslöser für Hashimoto – wandernde Entzündungszellen
Auslöser einer Hashimoto-Erkrankung kann eine bakterielle oder eine
Virusinfektion sein, woraufhin das Immunsystem aktiviert wird. Möglicherweise
hat auch eine Infektion von Körperzellen stattgefunden, die ähnliche
Oberflächeneigenschaften hat wie die Schilddrüsenzelle. Dabei richtet sich das
Immunsystem zunächst gegen das Virus und schwenkt dann um auf
körpereigenen Zellen.
„Möglicherweise sind es auch genetische Hintergründe, die dazu führen, dass
das Immunsystem sich leichter dazu verleiten lässt, körpereigenes Gewebe
anzugreifen - möglicherweise ist es auch eine Kombination.“ Prof. Dr. med.
Felix Beuschlein, Bereichsleiter Schwerpunkt Endokrinologische Forschung und
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Klinikums der Universität München
Schwangerschaft
Bei einer Reihe von Frauen tritt die Hashimoto-Erkrankung nach einer
Schwangerschaft auf. Der Hintergrund: Während einer Schwangerschaft ist
eine gewisse Immunsuppression vorhanden, d.h. eine Unterdrückung des
Immunsystems – sie verschwindet nach der Geburt.
Stress
Stress gilt als weiterer möglicher Auslöser für die Hashimoto-Erkrankung, doch
Mediziner rätseln, um welche Form von Stress es sich handeln könnte. Denn
oftmals kommen Patienten nach einem schwierigen, lebensverändernden
Ereignis zum Arzt, weil es ihnen allgemein schlecht geht. Dann wird im Zuge
der Untersuchung die Hashimoto-Erkrankung festgestellt, die möglicherweise
jedoch schon jahrelang davor bestanden hat.
Ernährung
Auch hohe Mengen an Jod sollen Hashimoto auslösen können. Bekannt ist
heute aber, dass Jod nur bei genetisch vorbelasteten Patienten tatsächlich eine
Rolle spielt.
„Das heißt, es spielt für die Hashimoto-Erkrankung keine Rolle, ob man
jodiertes Speisesalz isst oder nicht. Und auch, ob man mal eine Weile an der
See verbracht hat (Jodexposition) und hin und wieder Seefisch isst.“ Prof. Dr.
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Parallelerkrankungen
Hashimoto tritt oft zusammen mit anderen Erkrankungen wie z.B. Gürtelrose
auf, bei der eine früher durchgemachte Varizella-Infektion reaktiviert wird. Ob
ein direkter Kausalzusammenhang zwischen beiden besteht, ist noch nicht
bekannt.
Bei Verdacht auf Hashimoto – Zusatzuntersuchungen
Da die Hashimoto-Erkrankung unspezifische Symptome auslöst, wird sie heute
in der Regel im Rahmen einer Blutuntersuchung festgestellt, meistens folgen
anschließend weiterführende Untersuchungen. Stellt man im Labor bei einer
Blutuntersuchung erhöhte Antikörper fest, die auf eine Hashimoto-Erkrankung
hinweisen, ordnen Ärzte in der Regel zusätzliche Untersuchungen an.
Die Ultraschalldiagnostik gibt Hinweise auf die Größe der Schilddrüse. Ist die
z.B. sehr klein und nur noch narbig vorhanden, wird sich daran auch in Zukunft
nichts ändern.
„Man kann im Ultraschall die Durchblutungsstärke der Schilddrüse erkennen
und daraus gute Informationen über die Aktivität der Entzündung ableiten. Für
die Frage, ob der Patient Schilddrüsenhormone verordnet bekommt, oder nicht,
spielt die Größe der Schilddrüse keine Rolle.“ Prof. Dr. med. Felix Beuschlein,
Bereichsleiter Schwerpunkt Endokrinologische Forschung und
Endokrinologische Ambulanz der Medizinischen Klinik und Poliklinik des
Klinikums der Universität München
Verändertes Diagnoseverfahren
Während Ärzte früher Hashimoto auf Grund von Symptomen diagnostiziert
haben und erst anschließend eine Differentialdiagnostik z.B. mit Blutabnahme
und Ultraschall erfolgte, ist es heute meist genau umgekehrt. Auch ohne
Beschwerden wird heute oft eine Blutuntersuchung durchgeführt. Ergibt die
erhöhte Antikörper (als Hinweis auf eine Immunaktivierung gegen die
Schilddrüse), rollt die Diagnostik an.
„Es gibt immer zwei Möglichkeiten, warum eine Erkrankung häufiger wird.
Entweder sie nimmt wirklich, zum Beispiel auf Grund von Umweltfaktoren zu,
oder sie wird mit größerer Inbrunst gesucht. Bei der Hashimoto-Erkrankung ist
in Deutschland heute sicher ein gerüttelt Maß an Überdiagnostik dabei und das
ist aus meiner Sicht ein größeres Problem, als dass die Krankheit übersehen
wird.“ Prof. Dr. med. Felix Beuschlein, Bereichsleiter Schwerpunkt
Endokrinologische Forschung und Endokrinologische Ambulanz der
Medizinischen Klinik und Poliklinik des Klinikums der Universität München
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Was tun bei Hashimoto? – Therapiemöglichkeiten
Da sich die Schilddrüse nur bedingt regenerieren kann, müssen Patienten
damit rechnen, ihr Leben lang auf eine Ersatztherapie der
Schilddrüsenhormone in Tablettenform angewiesen zu sein.
In Deutschland wird eine Schilddrüsenunterfunktion nicht übersehen, denn der
für die Hashimoto-Erkrankung entscheidende TSH-Wert (= Steuerhormon der
Hypophyse, das zur Hormonproduktion anregt) wird im Rahmen fast jeder
Blutuntersuchung erhoben.
„In Deutschland wird viel Labordiagnostik gemacht, so dass ein – vielleicht auch
nur leicht - veränderter TSH-Wert wahrscheinlich deutlich häufiger
diagnostiziert als übersehen wird.“ Prof. Dr. med. Felix Beuschlein,
Bereichsleiter Schwerpunkt Endokrinologische Forschung und
Endokrinologische Ambulanz der Medizinischen Klinik und Poliklinik des
Klinikums der Universität München
Gefahr der Chronifizierung
Allein die Laborwerte als Beweis für eine Hashimoto-bedingte
Schilddrüsenunterfunktion heranzuziehen ist riskant, denn ungefähr in einem
Drittel der Fälle sind bei einer wiederholten Untersuchung die Werte wieder
normal. Eine wiederholte Untersuchung ist auch deswegen sinnvoll, weil eine
zu rasche Therapie die Gefahr einer Festschreibung der Diagnose mit sich
bringt, die Patienten im Zweifelsfall kränker als gesünder machen kann.
Medikamente
Patienten mit einer Hashimoto-Erkrankung müssen Medikamente nehmen, die
identisch mit dem Hormon Thyroxin sind, das in der Schilddrüse produziert wird.
Die Körperzellen können nicht unterscheiden, ob das Schilddrüsenhormon aus
der Ersatztherapie stammt oder vom Körper selbst produziert worden ist.
Wichtig: Das Medikament muss richtig dosiert sein, zu viel davon löst dieselben
Symptome aus wie eine Schilddrüsenüberfunktion.
Regelmäßige Kontrolle
Da das Schilddrüsenhormon eine lange Halbwertszeit hat, dauert es eine ganze
Weile, bis sich ein stabiler Zustand im Körper eingestellt hat. Deswegen sollten
Patienten, die auf Schilddrüsenhormone angewiesen sind, eine Dosis
mindestens vier Wochen ausprobieren, bevor sie zur nächsten Kontrolle gehen.
Wer stabil eingestellt ist, braucht in der Regel nur einmal im Jahr zur
Untersuchung gehen. Einer Hashimoto-Erkrankung vorbeugen kann man nicht.
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