Leseprobe - VH

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Kompensationsanlage
voll, einen cos  anzustreben, der einen Wert von annähernd 1 hat. Die gesamte zugeführte Leistung wird dann
nahezu ausgenutzt.
Aufgabe 3:
Welcher im Versorgungsnetz fließende Strom führt
in der Verbraucheranlage zu einer nutzbaren Leistung?
Eine volle Ausnutzung der zugeführten Leistung erfolgt
dann, wenn in der Zuleitung zum elektrischen Verbrauchsmittel kein Blindstrom, sondern nur Wirkstrom fließt. Dieses lässt sich erreichen, wenn dem Stromkreis ein Kondensator hinzugefügt wird, in dem ein kapazitiver Blindstrom
(d. h., ein Strom, der der Spannung um 90° vorauseilt)
fließt, der so groß ist, dass er den induktiven Blindstrom
ausgleicht (kompensiert).
 Wirkstrom lW
 Gesamtstrom l
 Blindstrom lB
3.
Ausführungen von
Kompensationsanlagen
Bei der Realisierung von Blindstromkompensationsanlagen werden drei unterschiedliche Arten ausgeführt.
Bei der Einzelkompensation wird jedem induktiven elektrischen Verbrauchsmittel eine Kondensatoreinheit parallel
geschaltet. Das elektrische Verbrauchsmittel und die Kondensatoreinheit sind fest miteinander verbunden.
Bild 6: Zeitlicher Zusammenhang zwischen induktivem und
kapazitivem Blindstrom
Während im induktiven Widerstand ein positiver Strom
fließt, fließt gleichzeitig im kapazitiven Widerstand ein
gleich großer negativer Strom. Während der Strom im
induktiven Widerstand negativ ist, fließt ein positiver
Strom im kapazitiven Widerstand. Die Summe dieser beiden Blindströme ist zu jedem Zeitpunkt 0. Dadurch ist
sichergestellt, dass dem Versorgungsnetz nur noch Wirkstrom entnommen wird.
Beim Einschalten des elektrischen Verbrauchsmittels wird
gleichzeitig der Kondensator mit ans Netz geschaltet.
Diese Art der Kompensation wird häufig vorgesehen,
wenn nur einzelne größere elektrische Verbrauchsmittel
kompensiert werden sollen, ansonsten aber eine Kompensation der Gesamtanlage nicht vorgesehen ist, und
bei Leuchtstofflampen.
Dieses ist z. B. der Fall, wenn in einem Betrieb nur ein
geringer Blindstrombedarf vorhanden ist, aber häufiger
ein großes Schweißgerät benutzt wird, das einen sehr
„schlechten“ cos  hat.
In dem in diesem Ausbildungsheft betrachteten Tischlereibetrieb findet für die Leuchtstofflampenleuchten die
Einzelkompensation Anwendung. Es sind Leuchten mit
zwei Lampen eingesetzt, die in Duoschaltung betrieben
werden.
Durch die Verwendung kompensierter Leuchten in Duoschaltung wird der stroboskopische Effekt (Flimmereffekt)
der Lampen erheblich vermindert.
Bild 7: Zeigerdiagramm bei vollkommen kompensiertem Blindstrom
Bei der Betrachtung des Zeigerdiagramms erkennt man,
dass bei gleicher Größe von kapazitivem Blindstrom lC und
induktivem Blindstrom lL diese beiden Ströme sich gegenseitig aufheben. Der Gesamtstrom I entspricht dann dem
Wirkstrom lW.
Elektro03_22.indb 6
Bei der Gruppenkompensation wird für mehrere elektrische Verbrauchsmittel, die gleichzeitig geschaltet werden, eine gemeinsame Kondensatoreinheit vorgesehen.
Ihre Größe ist so bemessen, dass sie den induktiven Blindstrom der gesamten elektrischen Verbrauchsmittelgruppe
kompensieren kann.
Der Kondensator wird zusammen mit den elektrischen
Verbrauchsmitteln eingeschaltet und ausgeschaltet.
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Kompensationsanlage
Da solche gemeinsam geschalteten Gruppen in der Tischlerei nicht vorhanden sind, findet diese Art der Kompensation in diesem Betrieb keine Verwendung.
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Aufgabe 4:
Nennen Sie die drei wichtigen Arten der Kompensation.
Bei der Zentralkompensation wird eine Kompensationsanlage aufgebaut, die für die Kompensation aller elektrischen Verbrauchsmittel ausgelegt ist. Sie besteht aus
mehreren kleineren Kondensatoreinheiten und einem
Blindstromregler, der je nach Blindstrombedarf eine bestimmte Anzahl von Kondensatoreinheiten einschaltet.
Bild 10 zeigt das Übersichtsschaltbild des Hauptstromkreises. Aus Bild 11, → S. 8 ist der Anschluss des Reglers ersichtlich.
Pause
„Hier ist eine Arbeitsunterbrechung
sinnvoll möglich“
4.
Bild 8: Anschluss der Kompensationskondensatoren bei Einzelkompensation
Blindleistungskompensation im
Tischlereibetrieb
Im betrachteten Tischlereibetrieb befinden sich Holzbearbeitungsmaschinen und andere Einrichtungen, die
durch Drehstrommotoren angetrieben werden. Sie sind
in folgender Tabelle aufgeführt.
Der Betrieb dieser Maschinen erfolgt unregelmäßig und
in unterschiedlicher Kombination.
Bild 9: Anschluss der Kompensationskondensatoren bei Gruppenkompensation
Bild 10: Anschluss der Kompensationskondensatoren bei
Zentralkompensation
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Antrieb
Leistung cos 
Abrichthobelmaschine
4,0 kW
0,83
Dickenhobelmaschine
5,5 kW
0,84
Tischkreissäge
4,0 kW
0,84
Formatkreissäge
7,5 kW
0,85
Rahmenpresse
1,1 kW
0,82
Zapfenschneider
4,0 kW
0,84
Bandschleifmaschine
5,5 kW
0,84
Plattensäge
2,2 kW
0,82
Bandsäge
2,2 kW
0,82
Kettenfräse
1,5 kW
0,79
Tischfräse
3,0 kW
0,78
Langlochbohrmaschine
1,1 kW
0,80
Ständerbohrmaschine
1,1 kW
0,80
Furnierpresse
2,2 kW
0,77
Furnierfügemaschine
0,75 kW
0,81
Späneabsauggebläse
7,5 kW
0,85
Blindleistung
Gesamtleistung:
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4.1
Kompensationsanlage
Wahl der Kompensationsart
Für die Auswahl der Kompensationsart sind verschiedene
Gesichtspunkte zu berücksichtigen.
In unserem Tischlereibetrieb handelt es sich ausschließlich um Einzelmaschinen. Die Schalter zum Ein- und Ausschalten der Maschinen sind direkt an den Maschinen
montiert. Große Maschinen werden fest angeschlossen.
Bei kleinen Maschinen erfolgt der Anschluss üblicherweise
über Industriesteckvorrichtungen.
Eine Einzelkompensation dieser Maschinen hätte zur
Folge, dass in jedem Einzelfall ein Eingriff in die werkseitige Verdrahtung der Maschine notwendig wird. Dieses
könnte Rückwirkungen bei Garantiefällen nach sich
ziehen. Außerdem kann es aus Platzgründen Probleme
bei der Montage der Kondensatoren geben. Aus diesen
Überlegungen heraus erscheint eine Einzelkompensation
wenig sinnvoll.
Eine Gruppenkompensation setzt voraus, dass mehrere
Geräte immer gleichzeitig betrieben werden, damit gemeinsam mit diesen Geräten die Kondensatoreneinheit
eingeschaltet werden kann. Diese Betriebsweise ist aber
in der Tischlerei nicht gegeben. Daher scheidet auch diese
Kompensationsart aus.
Bei der Zentralkompensation wird der Blindstrombedarf
der gesamten Anlage an der Einspeisung gedeckt. Um
die Kondensatorleistung dem tatsächlichen Bedarf anzupassen, ist bei einer zentralen Kompensationsanlage ein
Blindstromregler erforderlich, der den Blindstrombedarf
der Anlage feststellt und abhängig von diesem Bedarf
eine entsprechende Kondensatorleistung einschaltet.
Dazu enthält die Kompensationsanlage mehrere Kondensatoreinheiten kleiner Leistung, die entsprechend den
Erfordernissen ein- oder ausgeschaltet werden können.
4.2
Realisierung der Kompensationsanlage
Zur Realisierung der Kompensationsanlage wird eine
Blindleistungs-Kleinregelanlage eingesetzt. Der Blindstromregler und die Kondensatoreinheiten befinden sich
zusammen mit den notwendigen Schaltgeräten fertig
montiert in einem Schaltschrank. Es ist nur noch der elektrische Anschluss an den Verteiler herzustellen. Die Schaltung einer solchen Kleinregelanlage zeigt Bild 11.
Um die Nenndaten der Kompensationsanlage festlegen zu können, müssen die Werte der elektrischen Verbrauchsmittel bekannt sein. Die Ermittlung dieser Daten
kann auf unterschiedlichem Wege erfolgen. Bei Anlagen,
die schon länger in Betrieb sind und die nachträglich eine
Kompensationsanlage erhalten sollen, können die Leistungen durch einen Blindleistungsschreiber, der mehrere
Tage im Verteiler angeschlossen wird, ermittelt werden.
Aus der geschriebenen Leistungskurve können dann die
notwendigen Werte abgelesen werden.
In unserem Fall sollen die Werte für die Dimensionierung
der Kompensationsanlage aus den Leistungsdaten der
einzelnen Maschinen ermittelt werden. Da für die angeschlossenen Maschinen die Nennleistung und der cos 
bekannt sind, kann aus diesen Werten der Blindleistungsbedarf der Tischlerei errechnet werden. Dafür gelten folgende Formeln:
cos  =
P
S
tan  =
Q
P
Q = tan  x P
Der tan  kann aus dem cos  ermittelt werden.
Aufgabe 5:
Tragen Sie in die Tabelle, → S. 7 den Blindleistungsbedarf der einzelnen Maschinen und den Gesamtblindleistungsbedarf für die Tischlerei ein.
Bild 11: Schaltung einer Kompensationsanlage
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