Hand auf`s Herz:

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Herzgesundheit
Hand auf’s Herz:
Alles OK bei Ihnen?
Zum Einstieg: Bitte ernst nehmen
Herzinsuffizienz ist keineswegs nur für alte Menschen ein Thema. Zwar sind ältere
Personen weitaus häufiger betroffen, jedoch kann jeder einzelne gerade in jungen Jahren
1.
Basiswissen:
Was ist eine Herzinsuffizienz? viel dafür tun, das persönliche Erkrankungsrisiko zu minimieren. Und auch im mittleren
Formen der Herzinsuffizienz Lebensabschnitt lässt sich durch eine Änderung des Lebensstils noch viel erreichen.
Symptome einer Herzschwäche
Sollten Sie unsicher sein, ob Sie vielleicht bereits eine chronische Herzschwäche ent-
Diagnose und Ursachen
wickeln, machen Sie umgehend einen Termin bei Ihrem Hausarzt. Je früher die Erkrankung
Mögliche Folgen und Komplikationen
diagnostiziert wird, desto besser kann sie therapiert werden. Dadurch verbessern sich
Lebensqualität und Lebenserwartung gleichermaßen. Wenn bei Ihnen eine Herzinsuffizienz festgestellt wird, sollten Sie sich gründlich über die Erkrankung mit all ihren
Facetten informieren.
Diese Broschüre vermittelt Ihnen wichtiges Basiswissen und gibt Tipps zur Prävention
2.
Herzgesunde Lebensweise
Bewegung
und zum Leben mit der Erkrankung. Auch im Krankheitsfall besteht kein Grund, den Kopf
Ihr Ernährungsplan
hängen zu lassen. Ihr Arzt wird die Therapie individuell auf Ihr Krankheitsbild abstimmen.
Strategien für weniger Stress
Und Sie selbst können durch eine herzgesunde Lebensweise einen wesentlichen Beitrag
leisten für ein positives Lebensgefühl – packen Sie es an!
Alles Gute wünscht Ihnen
Ihre pronova BKK
3.
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Leben mit der Herzschwäche
Änderung der Lebensweise
Die Krankheit akzeptieren
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Was sonst noch wichtig ist:
Ihr persönlicher Risikotest Nützliches
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Zum Einstieg: Bitte ernst nehmen
Herzinsuffizienz:
mehr als nur eine
Erkrankung des Herzens
Eine Herzinsuffizienz oder Herzschwäche
bedeutet eine Einschränkung der Herzfunktion,
die langfristig erhebliche gesundheitliche
Risiken birgt. Nicht nur die körperliche
Belastbarkeit verringert sich und macht den
Alltag beschwerlicher. Auch die Auswirkungen
auf das Gehirn können gravierend sein. Nicht
Herz und Hirn
Bei einer eingeschränkten Herztätigkeit wird auch die
Hirnleistung in Mitleidenschaft gezogen. Die Betroffenen haben ein deutlich erhöhtes Risiko für Schlaganfälle, die dann weitere schwere körperliche und geistige
Einschränkungen nach sich ziehen können. Darüber
hinaus beeinträchtigt eine Herzschwäche die gesamte
Hirnleistung: Die Reaktionszeit verlängert sich und
das Denken verändert sich schleichend. Die genauen
Ursachen sind noch nicht bis ins Letzte erforscht. Das
Deutsche Zentrum für Herzinsuffizienz der Universitätsklinik Würzburg führt eine Beobachtungsstudie
durch unter dem Titel „Herz und Hirn“ zur genaueren
Untersuchung der Zusammenhänge. Man erhofft sich
Erkenntnisse, die zu neuen Behandlungsmethoden
führen können, um Gehirnveränderungen vorzubeugen.
Im Rahmen der Studie werden neuropsychologische
Tests durchgeführt und Bildaufnahmen des Gehirns
ausgewertet.
zuletzt leidet unter der Krankheit das Seelenleben: Verstimmungen, Ängste und Depressionen
treten vermehrt auf, was wiederum einen
negativen Einfluss auf die Herzleistung hat.
Die Prognose für den Verlauf der chronischen
Herzschwäche kann sich dadurch trotz
Medikation verschlechtern.
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Herz und Seele
Das Herz gilt in vielen Kulturen als Sitz der Seele. Tatsächlich beeinflusst eine gestörte Herzfunktion das
Seelenleben in vielfältiger Weise. Zunächst können
akut auftretende Symptome wie Atemnot erhebliche
Ängste hervorrufen. Dazu häufen sich bei einer fortgeschrittenen Herzschwäche Alltagsprobleme: Viele
kleine alltägliche Dinge wie Einkaufen, körperliche
Arbeiten oder Arztbesuche können nicht mehr selbstständig erledigt werden. Die Betroffenen sind zuneh-
mend auf Hilfe angewiesen. Unternehmungen fallen
schwerer, gerade ältere Patienten bleiben häufiger zu
Hause. Eine soziale Isolation kann die Folge sein. Dazu
gesellen sich Zukunftsängste: Die Gedanken kreisen um
die Frage, wie der weitere Verlauf der Erkrankung aussehen wird. All dies kann echte Depressionen hervorrufen, die die Lebenserwartung bei Herzpatienten verkürzen können.
5
Kapitel
1.
Was ist eine
Herzinsuffizienz?
Wenn das Herz nicht mehr in der Lage ist, unseren Körper ausreichend mit Blut
zu versorgen, spricht man von einer Herzinsuffizienz, einer Herzmuskelschwäche
oder auch schlicht von einer Herzschwäche. Koronare Herzerkrankungen und ein
unbehandelter Bluthochdruck sind in etwa 70 Prozent aller Fälle Ursachen einer
Herzinsuffizienz. Hierbei handelt es sich um eine ernste chronische Erkrankung
mit weitreichenden Folgen: Auf Dauer bleiben nämlich alle Organe sowie das
Gehirn unterversorgt mit Sauerstoff und wichtigen Nährstoffen. Als Folge lassen
sowohl die körperliche als auch die geistige Leistungsfähigkeit mehr und mehr
nach. Auch das Seelenleben wird in Mitleidenschaft gezogen, Depressionen
treten häufiger auf.
obere Hohlvene
Pulmonalkappe
Aorta (Hauptschlagader)
Lungenarterie
linker Vorhof (l. Artrium)
Lungenvenen
Aortenklappe
Mitralklappe
rechter Vorhof (r. Atrium)
Trikuspidalklappe
rechte Kammer (r. Ventrikel)
untere Hohlvene
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linke Kammer
(r. Ventrikel)
Etwa zwei bis drei Millionen Menschen in Deutschland leiden an einer Herzschwäche. Die Krankheit tritt vermehrt
ab dem 60. Lebensjahr auf, stark erhöht ist das Risiko einer Erkrankung dann ab dem 75. Lebensjahr. Dennoch ist
eine Herzschwäche keine unvermeidbare Alterserscheinung. Gerade in jungen und mittleren Jahren ist es wichtig,
durch eine gesunde Lebensweise das Herz zu kräftigen und es fit zu halten.
Da Symptome wie Müdigkeit, Atemnot oder Wassereinlagerungen oft nicht ernst genommen werden oder nicht
eindeutig zuzuordnen sind, bleibt eine Herzschwäche leider nur allzu oft lange Zeit unerkannt. Hören Sie auf die
Signale Ihres Körpers und nehmen Sie sie ernst! Denn je früher eine Herzschwäche erkannt wird, desto wirksamer
kann die Krankheit therapiert, ihr Verlauf verlangsamt und die Lebensqualität verbessert werden.
Das Herz
Der Blutkreislauf
Die Arbeit des gesunden Herzens ist elementar für
unser Leben. Der Herzmuskel ist ein starker Hohlmuskel. Die rechte und die linke Herzhälfte, die durch eine
Scheidewand voneinander getrennt sind, bestehen
jeweils aus einer Herzkammer und einem Vorhof.
Dazwischen liegende Herzklappen öffnen und schließen sich wie Ventile und lenken das Blut durch den
großen Körper- und den kleinen Lungenkreislauf. Der
sogenannte Sinusknoten, eine Zellansammlung in der
rechten Vorhofwand, steuert den Herzschlag durch
elektrische Impulse. Dieses Reizbildungssystem arbeitet eigenständig und passt den Herzschlag immer
den jeweiligen Erfordernissen an: Im Ruhezustand
schlägt das Herz etwa 60- bis 70-mal, bei körperlicher
Anstrengung entsprechend schneller.
Im Rhythmus von Anspannung und Entspannung
pumpt der Herzmuskel das Blut durch unseren Körper.
Dabei führen die Arterien das Blut vom Herzen weg,
die Venen leiten es wieder zurück.
ç Während der Diastole, der Entspannungsphase,
nehmen die Herzkammern Blut aus den zugehörigen Vorhöfen auf. Die Vorhöfe ziehen sich leicht
zusammen, die entsprechenden Klappen öffnen
sich. Die linke Herzkammer füllt sich mit dem in
der Lunge mit Sauerstoff angereicherten Blut aus
dem linken Vorhof. Die rechte Kammer nimmt das
verbrauchte Blut, das über die Venen zum Herzen
zurück transportiert wird, aus dem rechten Vorhof
auf.
ç Dann folgt die Systole, die Anspannungs- oder
Auswurfphase. Der Herzmuskel zieht sich kräftig
zusammen, die Klappen öffnen sich und das Blut
wird aus der linken Herzkammer durch die Hauptschlagader (Aorta) in den Körperkreislauf gepumpt.
Von der Aorta aus verzweigen sich die Blutbahnen
immer weiter in feinste Gefäße. So gelangen Sauerstoff und Nährstoffe in alle Zellen. Im Gegenzug
wird verbrauchtes Blut durch die Venen zum Herzen zurückgeführt. Gleichzeitig wird das sauerstoffarme Blut aus der rechten Kammer mittels
der Lungenschlagader in den Lungenkreislauf
weiter geleitet. Hier wird das mitgebrachte Kohlendioxid über feinste Lungenbläschen ausgeschieden und im Gegenzug Sauerstoff aufgenommen.
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Komplexes Krankheitsbild
mit unterschiedlichen Ausprägungen:
Formen der
Herzinsuffizienz
Eine Herzschwäche meint immer
eine Einschränkung der Herzfunktion. Die Erkrankung verläuft in den allermeisten
Fällen chronisch: Zu Beginn
macht sie sich nur leicht
bemerkbar, etwa mit gelegentlicher Atemnot unter Anstrengung. Im weiteren Verlauf
verstärken sich die Symptome,
vermehrte Krankenhausaufenthalte können die Folge
sein.
Manchmal verschlechtert sich die
Herzleistung innerhalb von Minuten
oder wenigen Stunden rapide. Hier
handelt es sich um eine akute Herzschwäche, also einen medizinischen
Notfall.
Rufen Sie sofort einen Notarzt
(Rufnummer 112) – jede Minute zählt!
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Chronische Herzschwäche
Je nach Art der Einschränkung der Herzfunktion unterscheidet man
verschiedene Formen der Herzinsuffizienz:
L inksherzinsuffizienz:
Die Pumpfähigkeit der linken Herzkammer ist gestört.
Die Organe können nicht ausreichend mit sauerstoffreichem Blut versorgt werden.
Rechtsherzinsuffizienz:
Der Transport des sauerstoffarmen Blutes zur Lunge
bleibt unzureichend, wenn die rechte Herzhälfte nur
eingeschränkt arbeitet.
Globale Herzinsuffizienz:
Beide Herzhälften sind erkrankt.
Systolische Herzinsuffizienz:
Diese Funktionsstörung wird auch als Auswurfstörung
bezeichnet, da das Herz nicht mehr in der Lage ist,
die erforderliche Menge Blut aus der Herzkammer
in den Blutkreislauf zu befördern. Eine zu große Restmenge Blut bleibt im Herzen zurück.
Diastolische Herzinsuffizienz:
Bei dieser Füllungsstörung verliert der Herzmuskel
an Elastizität. In der Entspannungsphase (Diastole)
dehnen sich die Herzkammern zu wenig aus und
können nicht genügend Blut aufnehmen.
Vier Stufen der Herzinsuffizienz
Bei der chronischen Herzschwäche unterscheidet man je nach Schweregrad
vier Stadien gemäß der New York Heart Association (NYHA):
NYHA 1
Eine Herzinsuffizienz ist zwar bekannt, verursacht jedoch
keinerlei Einschränkung bei alltäglicher körperlicher Belastung.
NYHA 2
Keine Beschwerden im Ruhezustand, jedoch leichte
Einschränkungen der körperlichen Leistungsfähigkeit.
Symptome wie Atemnot und Erschöpfung bei starker Belastung.
NYHA 3
Erhebliche Einschränkungen bereits bei alltäglicher Belastung.
Selbst Gehen in der Ebene führt zu Atemnot. Aber noch keine
Beschwerden im Ruhezustand.
NYHA 4
Symptome schon im Ruhezustand. Auch leichte körperliche
Aktivitäten verursachen erhebliche Beschwerden. Bettlägerigkeit.
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Atemnot, Erschöpfung, Wassereinlagerungen:
Symptome einer
Herzschwäche
Im Alltag beim Treppensteigen mal aus der Puste kommen?
Das kann jedem passieren und muss nicht gleich auf eine
Herzschwäche hindeuten. Typisch für den Beginn einer
Erkrankung ist allerdings, dass die Symptome wie Atemnot
oder Müdigkeit zunächst nur sporadisch unter besonderer
körperlicher Belastung auftreten. Daher werden sie oft nicht
ernst genommen. Die Erkrankung bleibt über einen längeren
Zeitraum unerkannt und damit auch unbehandelt.
Zu Beginn der Erkrankung versucht unser Körper die Leistungsschwäche des Herzens auszugleichen: Es werden vermehrt
Hormone ausgeschüttet, die den Herzschlag beschleunigen.
Der Herzmuskel wird gleichzeitig dicker und schwerer. Die
Leistungsfähigkeit wird dadurch dauerhaft aber nicht verbessert,
sondern zusätzlich geschwächt. Die typischen Symptome zeigen
sich immer häufiger. Sie können einzeln, aber natürlich auch in
Kombination auftreten, je nach Schweregrad der Erkrankung.
Die verschiedenen Symptome weisen auf unterschiedliche
Ausprägungen der Herzschwäche:
Alarmzeichen einer akuten Herzinsuffizienz,
bitte umgehend den Notarzt rufen:
Extreme körperliche Schwäche, schwere Atemnot, Husten, rasselndes Geräusch in
der Lunge, kaltschweißige und bläulich verfärbte Haut, Herzschmerzen, Übelkeit
ç Atemnot, Kurzatmigkeit, Hustenreiz
Je nach Schweregrad der Erkrankung treten Atemprobleme zunächst bei Anstrengung,
später dann im Ruhezustand und flachen Liegen auf. Auch Schlafstörungen durch
Atemnot gehören zum Krankheitsbild. Bei einer verminderten Leistungsfähigkeit der
linken Herzkammer wird zu wenig Blut in den Körperkreislauf gepumpt. Dadurch
verbleibt eine Restmenge Blut im linken Vorhof und es entsteht ein Rückstau in den
Lungenkreislauf hinein. Ursache kann auch eine ausgeprägte diastolische Herzschwäche sein, bei der die Herzkammer in der Erschlaffungsphase zu wenig Blut aus dem
Lungenkreislauf aufnimmt.
ç Müdigkeit, Schwächegefühl, Schwindel
Nicht nur die Organe, sondern auch das Gehirn bleibt bei einer verminderten Leistung
der linken Herzkammer unterversorgt. Müdigkeit, Konzentrationsstörungen, Schwindel bis hin zu Bewusstseinsstörungen können die Folge sein.
ç Wassereinlagerungen (Ödeme)
Flüssigkeitsansammlungen treten besonders an den Knöcheln, den Fußrücken und den
Schienbeinen auf. Die Socken werden als einschnürend empfunden. Drückt man mit
dem Finger auf die geschwollenen Stellen, bleibt eine leichte Delle. Eine Rechtsherzschwäche bedingt einen Blutstau in den Venen. Dadurch kommt es zu Wassereinlagerungen im Gewebe.
ç Appetitlosigkeit, Völlegefühl
Ein Rückstau des Blutes im Bauchraum belastet Magen und Leber: Völlegefühl und
Schmerzen im Bereich der Leber können die Folge sein.
ç Gewichtszunahme
Für außergewöhnliche Gewichtszunahmen können Flüssigkeitsansammlungen in
Folge einer Rechtsherzschwäche ursächlich sein.
ç Weitere Symptome
Nächtlicher Harndrang, schneller Puls, Unruhe, Herzklopfen, Erweiterung der Halsvenen und feuchtkalte Haut besonders an Händen und Füßen können ebenfalls auf
eine Herzschwäche hindeuten.
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Diagnose und Ursachen
Die Diagnose umfasst ein ausführliches Arztgespräch
und verschiedene körperliche Untersuchungen. Neben
koronaren Herzerkrankungen und Bluthochdruck können
auch angeborene Herzfehler, Herzklappendefekte,
Herzmuskelerkrankungen oder andere Ursachen zu einer
Herzschwäche führen.
Diagnose
Eine ausführliche Anamnese steht am Beginn der Diagnose. Ihr Arzt wird Sie nach Ihren Beschwerden und
Vorerkrankungen und nach Ihrer familiären Vorbelastung fragen. Erste Anhaltspunkte über das Vorliegen einer
chronischen Herzinsuffizienz liefern dann das Abhören von Herz und Lunge auf Unregelmäßigkeiten und
Nebengeräusche hin sowie das Messen des Blutdrucks. Routinemäßig werden außerdem die Halsvenen, die
Bauchregion und die Beine im Bereich der Schienbeine und Fußknöchel auf Gewebsschwellungen überprüft.
Dann folgen weitere Untersuchungen:
Ursachen
Einer diagnostizierten Herzschwäche gehen meist andere Grunderkrankungen voraus:
çElektrokardiogramm (EKG)
Mögliche Ursachen der Herzschwäche wie Rhythmusstörungen, eine koronare Herzkrankheit oder
eine Vergrößerung des Herzmuskels können festgestellt werden. Ein Belastungs-EKG gibt Aufschluss über den Grad der Beeinträchtigung bei
stufenweise steigender Belastung.
çUltraschalluntersuchung des Herzens
(Echokardiografie)
Diese wichtige Untersuchung lässt erkennen, ob
der Herzmuskel vergrößert oder unterentwickelt
ist, zeigt eventuelle Schädigungen in den Wandabschnitten und gibt Hinweise auf einen überstandenen Herzinfarkt. Außerdem lässt sich per Ultraschall die Auswurf- und Füllungsfunktion der
Herzkammern beurteilen. Auch die Herzklappen
werden auf ihre Funktionsfähigkeit überprüft.
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çLaboruntersuchungen
Eine umfassende Blutuntersuchung zeigt, ob Nieren und Schilddrüse einwandfrei arbeiten. Außerdem werden Blutfettwerte, Elektrolyte, Gerinnungsfaktoren und Leberenzyme untersucht.
Besonders wichtig für die Diagnose ist die Bestimmung des Biomarkers NT-proBNP. Hierbei handelt
es sich um ein Eiweißhormon. Ein erhöhter Wert
deutet immer auf eine Herzschwäche hin. Im Verlauf der Krankheit sind möglichst niedrige BNPWerte ein Indikator für eine erfolgreiche Therapie
mit Medikamenten.
çRöntgenaufnahme des Brustkorbs
Nicht nur die Größe des Herzens, sondern auch
Lungenerkrankungen oder Wassereinlagerungen
in der Lunge können mit einer Röntgenaufnahme
sichtbar gemacht werden.
çKoronare Herzkrankheit
Aufgrund einer Arteriosklerose (Arterienverkalkung) der Herzkranzgefäße bleibt das Herz selbst
unterversorgt mit Sauerstoff und wichtigen
Nährstoffen. Das Herzmuskelgewebe wird auf
Dauer geschädigt, als Folge verringert sich die
Leistungsfähigkeit. Auch ein erlittener Herzinfarkt lässt Herzmuskelgewebe absterben und
begünstigt so die Entstehung einer chronischen
Herzinsuffizienz.
çBluthochdruck
Unter einer dauerhaften Druckbelastung wächst
der Herzmuskel zunächst an. Dabei versteift er
sich aber auch und verliert seine Elastizität. Als
Folge füllen sich die Herzkammern während der
Diastole nicht mehr ausreichend mit Blut. Bluthochdruck ist außerdem ein Risikofaktor für die
Entstehung einer koronaren Herzerkrankung.
çAndere Ursachen
Defekte Herzklappen lassen entweder zu viel oder
zu wenig Blut passieren. Eine genetisch bedingte
oder erworbene Entzündung des Herzmuskels
führt zu einer krankhaften Vergrößerung und
einer Schwächung des Herzens. Herzrhythmusstörungen mit einer zu hohen oder zu niedrigen
Herzfrequenz bedeuten eine Überlastung des
Herzens. Lungenerkrankungen stören den Gasaustausch zwischen Kohlendioxid und Sauerstoff
im Lungenkreislauf. Nierenerkrankungen begünstigen Wassereinlagerungen in Beinen und Lunge
und erschweren die Arbeit des Herzens. Alkoholund Drogenmissbrauch schädigen das Herz
langfristig. Ein allgemein ungesunder Lebensstil
begünstigt die Entstehung einer Herzschwäche.
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Mögliche Folgen und
Komplikationen
Die Diagnose Herzinsuffizienz sollte man nicht unterschätzen.
Es handelt sich keineswegs um eine vorübergehende Krankheit.
Im Gegenteil: Eine Herzschwäche ist eine chronische Erkrankung
mit der Tendenz zur Verschlechterung. Aus den anfänglich
leichten Beschwerden können mit der Zeit massive Einschränkungen werden. Eine frühzeitige Diagnose und Behandlung ist
außerordentlich wichtig.
Außerdem kann es zu einem gefährlichen Wechselspiel kommen:
Zum einen ist eine Herzschwäche meist bedingt durch andere
Grunderkrankungen. Zum anderen kann eine Herzschwäche wegen
der mit ihr einhergehenden dauerhaften Unterversorgung des
gesamten Körpers mit Sauerstoff und Nährstoffen andere
Erkrankungen verstärken oder deren Entstehung begünstigen.
Auch schwere Komplikationen mit Krankenhauseinweisungen sind
selbst bei medikamentöser Therapie nicht ausgeschlossen.
Grund genug, die Erkrankung nicht auf die leichte Schulter
zu nehmen.
ç Lungenstauungen
ç Gefährlicher Gewichtsverlust
Bei verminderter Herzleistung staut sich das
Blut vor dem Herzen. Als Folge sammelt sich
Flüssigkeit erst im Lungengewebe, später
dann in den Lungenbläschen. Ein solches
Lungenödem führt zu schwerster Atemnot,
rasselnden Atemgeräuschen und Hustenanfällen mit schaumigem Auswurf. Es kann
lebensbedrohlich sein.
Von der sogenannten kardialen Kachexie
sind etwa 10 bis 15 Prozent der Patienten
mit Herzschwäche betroffen: Sie erleiden
einen massiven Kräfteverfall, der sich durch
einen überdurchschnittlichen Gewichtsverlust und einen erheblichen Abbau der
Muskelmasse bemerkbar macht.
ç Herzrhythmusstörungen
Das geschwächte Herz kommt leicht aus
dem Rhythmus. Das Vorhofflimmern geht
häufig mit einer Herzinsuffizienz einher:
Die Herzvorkammern ziehen sich schnell und
unkontrolliert zusammen. Dadurch entsteht
die Gefahr einer Gerinnselbildung (Thrombus).
ç Nierenprobleme
Eine Herzschwäche beeinträchtigt auch
die Nierenfunktion: Die Nieren können den
Körper nicht mehr ausreichend entgiften.
Gleichzeitig steigen die Flüssigkeitsmenge
im Körper und der Kaliumspiegel im Blut an.
Letzteres führt zu einer Verlangsamung des
Herzschlags, im Extremfall sogar zu einem
Herzstillstand.
ç Schlafapnoe
Nächtliche Atemaussetzer führen immer
wieder zu Phasen des Sauerstoffmangels.
Diese belasten Herz und Nieren gleichermaßen.
çDepressionen und Ängste
Akute Atemnot kann erhebliche Ängste bis
hin zu Todesängsten hervorrufen. Außerdem kommt es in Folge einer Herzschwäche
zu einer erheblichen Einschränkung der
Lebensqualität. Die Betroffenen haben oft
mit Unsicherheiten und Zukunftsängsten zu
kämpfen. Depressionen treten häufiger auf.
ç Schlaganfall
E in durch die eingeschränkte Herzleistung
entstandenes Blutgerinnsel kann in das
Gehirn verschleppt werden und dort zu
Gefäßverstopfungen führen. Es kommt zu
einem gefährlichen Schlaganfall.
ç Plötzlicher Herztod
Bei einer schweren Herzinsuffizienz kann es
zu lebensbedrohlichem Kammerflimmern
kommen. Der zuckende Herzmuskel pumpt
kein Blut mehr in den Kreislauf. Die Folge ist
ein plötzlicher Herztod.
çChronische
Atemwegserkrankungen
Eine chronische Bronchitis ist eine häufige
Begleiterkrankung der Herzschwäche. Beide
Erkrankungen äußern sich durch Hustenanfälle.
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15
Kapitel
2.
Herzgesunde
Lebensweise
Durch einen gesunden Lebensstil können Sie Ihr Herz schützen und stärken. In
den allermeisten Fällen ist eine Herzinsuffizienz nämlich kein unabwendbares
Schicksal und auch keine zwangsläufige Alterserscheinung. Sie resultiert vielmehr aus langjährigen ungesunden Lebensgewohnheiten mit falscher Ernährung
und Übergewicht, zu wenig Bewegung, zu viel Stress und einem übermäßigen
Konsum an Genussgiften wie Alkohol und Nikotin.
Es ist nie zu spät, sich für eine gesunde Lebensweise zu
entscheiden. Auch in der Lebensmitte kann der Umstieg
auf einen gesunden Lebensstil noch viel bewirken. Zu
dem Ergebnis kam eine große Beobachtungsstudie über
einen Zeitraum von 20 Jahren: Bei den Teilnehmern,
die ihre Lebensweise im Laufe der Jahre mit Blick auf
Ernährungs- und Bewegungsgewohnheiten änderten,
war eine messbare Verringerung der Arterienverkalkung
sowie der Wanddicke der Herzkranzgefäße nachweisbar. Damit sank das Risiko für eine spätere Herzschwäche deutlich.
Egal in welchem Alter Sie gerade sind: Werden Sie
umgehend aktiv, nehmen Sie Ihre Lebensgewohnheiten
unter die Lupe und ziehen Sie die notwendigen Änderungen konsequent durch, auch wenn es bisweilen
schwer fällt. Als Belohnung winkt ein dauerhaftes Plus
an Gesundheit und Lebensfreude.
Ist gesund und macht Spaß:
Bewegung
Ein wichtiger Eckpfeiler Ihrer persönlichen Prävention ist Bewegung. Im Idealfall bewegen
Sie sich täglich eine halbe Stunde zusätzlich. Das können Sie einfach erreichen: Fahren Sie
mit dem Rad zur Arbeit, gehen Sie abends noch mal um den Block oder beginnen Sie gezielt mit Ausdauer- und Krafttraining. Suchen Sie sich eine Sportart, die zu Ihnen passt.
Joggen, Radfahren oder Nordic Walking kann man überall und zu jeder Jahreszeit machen.
Wenn Sie ein geselliger Typ sind, schließen Sie sich einer Gruppe an. Das bringt außerdem
feste Termine mit sich. Falls Sie Kraftsport bevorzugen: Fitnessstudios gibt es inzwischen
fast überall. Haben Sie keine Berührungsängste, dort trainieren nicht nur junge und fitte
Leute in schicken Klamotten. Achten Sie aber auf eine qualifizierte Beratung. Viele einfache Übungen können Sie auch jederzeit zu Hause machen. Doch Vorsicht: Allzu häufig
bleibt es da bei guten Vorsätzen, weil immer irgendetwas dazwischenkommt. Bleiben Sie
konsequent!
Zusätzliche Bewegung kommt Ihrer Gesundheit in vielfacher Hinsicht zugute: Bewegung
schützt Sie vor Übergewicht oder hilft, die überflüssigen Pfunde wieder zu verlieren. Übergewicht ist bekanntlich ein wesentlicher Risikofaktor für Bluthochdruck und Herzerkrankungen. Ihr Kreislauf kommt in Schwung, die Organe werden besser mit Sauerstoff und
Nährstoffen versorgt. Ihre gesamte Muskulatur einschließlich des Herzmuskels wird
gestärkt. Blutfettwerte verbessern sich und das Risiko für Diabetes und Osteoporose sinkt.
Die Blutgefäße bleiben geschmeidig, dadurch wird das Herz entlastet. Und Bewegung
raubt Ihnen nicht Ihre letzten Kräfte, sondern schenkt Ihnen neue Energie und macht
einfach gute Laune!
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Ihr Ernährungsplan
Eine gesunde Ernährung steigert nicht nur Ihre Leistungsfähigkeit, sondern senkt auch Ihr Risiko für Herzerkrankungen maßgeblich. Die abwechslungsreiche Kost versorgt Ihren Körper
optimal mit allen wichtigen Nährstoffen. Der Genuss bleibt dabei
keineswegs auf der Strecke, zumal Sie mit Sicherheit schon bald
immer wieder neue Rezepte ausprobieren werden. Die Kalorienzufuhr
hält sich dabei im Rahmen, Übergewicht muss nämlich nicht sein.
Halten Sie sich einfach an den folgenden 10-Punkte-Plan.
1 Essen Sie täglich fünf Portionen
Gemüse und Obst
bst und Gemüse sind prall gefüllt mit VitaO
minen, Mineralstoffen, sekundären Pflanzenstoffen und Ballaststoffen. Eine Portion entspricht dabei etwa einer Handvoll. Wählen Sie
Gemüse der Saison, das sorgt übers Jahr für viel
Abwechslung. Einen Apfel als Notration sollten
Sie immer bei sich haben. Sie werden sehen,
nach einiger Zeit gehen Sie gar nicht mehr ohne
aus dem Haus. Übrigens kann man Gemüse auch
trinken: Experimentieren Sie einfach mal mit
verschiedenen Zutaten für Smoothies.
2 Vollkornprodukte ersetzen Brot,
Brötchen, Nudeln und Kekse
aus Weißmehl
Vollkornprodukte liefern deutlich mehr Vital-
stoffe und Ballaststoff als ihre weißen Kollegen.
Sie sättigen gut und lassen den Blutzucker nicht
so rasch ansteigen. Der Vorteil: Ihr Blutzuckerspiegel fährt nicht dauernd Achterbahn und Sie
sind weniger hungrig.
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3 Fleisch in Maßen
Fleisch enthält viele wertvolle Inhaltsstoffe,
besonders das so wichtige Vitamin B 12.
Dennoch gilt gerade der übermäßige Verzehr
von rotem Fleisch und Wurstzubereitungen als
krebserregend. Beschränkung ist hier angesagt,
ein kompletter Verzicht jedoch keinesfalls nötig.
Fleisch von Weidevieh und Wildtieren ist oft
weniger fett und reicher an Nährstoffen.
4 Milch und Milchprodukte,
ja bitte
Milch und deren Produkte sind wichtig Kalziumlieferanten. Greifen Sie ruhig zu der Variante
mit dem natürlichen Fettgehalt. Das Milchfett
enthält gesunde Fettsäuren und macht nicht
dick, solange Sie kein Milch-Junkie werden..
5 Öfter mal Fisch auf den Tisch
Gerade fette Seefische wie Hering, Lachs und
Makrele enthalten viele herzgesunde Omega3-Fettsäuren. Schon zwei Fischmahlzeiten pro
Woche senken das Risiko für Herz-KreislaufErkrankungen um bis zu 30 Prozent.
6 Reduzieren Sie Zucker und Salz
Ein dauerhaft zu hoher Blutzuckerspiegel
infolge eines hohen Zuckerkonsums schädigt die
Gefäße und fördert chronische Erkrankungen.
Salz im Übermaß bindet Flüssigkeit im Körper
und führt bei salzsensitiven Menschen zu
Bluthochdruck, der wiederum das Herz belastet.
7 Achten Sie auf gesunde Fette
Bevorzugen Sie pflanzliche Fette wie Oliven- und
Rapsöl. Sie enthalten überwiegend ungesättigte
Fettsäuren, die einen positiven Effekt auf ihre
Gesundheit haben. Verzichten Sie jedoch auf die
industriell stark verarbeitete Margarine. Auch
Nüsse und Mandeln enthalten viele gesunde
Fette für Herz und Hirn.
8 Trinken Sie richtig
Trinken Sie zwei Liter täglich. Und trinken Sie vor
allem Wasser! Es ist eine hervorragender Durstlöscher. Leitungswasser ist im Allgemeinen völlig
in Ordnung. Doch Mineralwässer können wichtige
Nährstoffe liefern, allen voran Kalzium und
Magnesium. Auch ungesüßte Tees sind empfehlenswert. Verzichten Sie jedoch auf zuckerhaltige
Getränke wie Fruchtsäfte oder Limonaden.
9 Nahrungsergänzungsmittel
sind überflüssig
Bei einer ausgewogenen Ernährung können Sie
sich das Geld für Nahrungsergänzungsmittel
sparen. Essen Sie bunt (z. B. gelbe Paprika, rote
Tomaten, grüne Zucchini, weiße Zwiebeln und
violette Auberginen in einer Mahlzeit verarbeiten) und abwechslungsreich, dann werden Sie
in der Regel keinen Mangel an Vitaminen und
Mineralstoffen haben.
10 Verzichten Sie auf Nikotin
und Alkohol
Rauchen stellt ein erhebliches Risiko für das
Entstehen einer Herzinsuffizienz dar. Die Gefäße
verengen sich, Arterienverkalkung und Bluthochdruck werden begünstigt. Die hohe Konzentration von Kohlenmonoxid verschlechtert
die Fließeigenschaften des Blutes. Das Herz
wird zunehmend geschädigt. Aufhören ist
Pflicht! Ihren Alkoholkonsum sollten Sie auf
ein Minimum beschränken.
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Strategien
gegen Stress
Andauernder Stress ist eine Gefahr für unsere Gesundheit. Unter Stress werden die Hormone Adrenalin,
Noradrenalin und Cortisol vermehrt ausgeschüttet.
Diese beeinflussen die Fließeigenschaften des Bluts
negativ und treiben Puls und Blutdruck in die Höhe.
Kein Problem, solange Stressphasen von Ruhephasen
abgelöst werden oder der positive Stress überwiegt,
der durch gern ausgeübte Tätigkeiten entstehen kann.
Dauerhafter negativer Stress jedoch macht krank und
ist oft an dem Entstehen einer Herzschwäche maßgeblich
beteiligt. Hinzu kommt, dass viele Menschen unter
Stress zu einer extrem ungesunden Lebensweise neigen
mit einem erheblichen Alkoholkonsum, Rauchen und
wenig Schlaf. Lassen Sie es gar nicht erst so weit
kommen. Beherzigen Sie folgende Tipps:
Entspannungstechniken erlernen
Versuchen Sie es doch mal mit Yoga, Tai Chi, Autogenem Training oder Progressiver Muskelentspannung
nach Jacobson. Zum Erlernen der richtigen Technik
sollten Sie zunächst einen Kurs mit einem qualifizierten Übungsleiter besuchen. Üben Sie jedoch von Anfang an auch zu Haus. Am besten starten Sie den Tag
mit ein paar entspannenden Übungen. Auch Atemtechniken helfen bei der Entspannung. Sie können
sogar jederzeit angewendet werden, etwa wenn Sie
im Berufsverkehr im Stau stehen.
Musik
Hören Sie am Ende eines langen Arbeitstags Musik
statt sich vor den Fernseher zu setzen. Klassische
Musik, besonders von Mozart und Bach, oder auch
spezielle Entspannungsmusik lassen Sie zur Ruhe
kommen.
Terminkalender entrümpeln
Nehmen Sie sich Zeit und setzen Sie Prioritäten: Man
muss nicht jedes Event mitnehmen, das irgendwo geboten wird.
Ausgleich zur Arbeit
Gesprächskulur pflegen
Schaffen Sie sich einen Ausgleich zur Arbeit. Pflegen
Sie ein Hobby, legen Sie sich einen Schrebergarten zu,
singen Sie im Chor, lernen Sie ein Instrument oder
suchen Sie eine Herausforderung beim Sport. So mancher anstrengende Arbeitstag gerät da schnell im
Vergessenheit.
Lernen Sie, die Stress-Auslöser offen zur Sprache zu
bringen. Und suchen Sie nach Lösungen. Ein klärendes
Gespräch kann manchmal Wunder wirken.
Freundschaften pflegen
Gute Freunde sind wichtig, sie haben ein offenes
Ohr für Sie und sind bereit zu gemeinsamen Unternehmungen.
Ausreichend Schlaf
Schlaf ist wichtige Regenerationszeit für Ihren Körper:
Atmung und Puls werden heruntergefahren, der Blutdruck sinkt. Dabei kann sich auch Ihr Herz erholen. Wer
dauerhaft zu wenig schläft, schadet seiner Gesundheit.
Alkohol und Medikamente
sorgen nur vermeintlich für Entspannung. Die häufige Einnahme von
Beruhigungsmitteln führt schnell in eine Abhängigkeit genauso wie das
Ertränken von Stress in Alkohol.
20
21
Kapitel
3.
Leben mit der
Herzschwäche
Der Diagnose einer chronischen Herzschwäche ist
in der Regel ein längerer Zeitraum vorausgegangen, in dem Sie immer mal wieder mit den typischen
Symptomen wie Atemnot oder frühzeitiger Ermüdung
bei kleineren körperlichen Anstrengungen zu
kämpfen hatten. Zu Beginn geht eine Herzschwäche
meist nur mit gelegentlichen Einschränkungen
einher. Doch ohne entsprechende Therapie schreitet die Erkrankung immer weiter fort, andere
Grunderkrankungen verschlimmern sich, die
Lebensqualität und die Lebenserwartung sinken
deutlich.
Die Therapie ist immer abgestimmt auf den Schweregrad der Erkrankung und hat auch andere Grunderkrankungen im Blick. Ziel der Therapie ist
zunächst die Entlastung des Herzens. Als Folge
verbessern sich die körperliche Belastbarkeit und
die Lebensqualität im Allgemeinen. Die Lebenserwartung steigt an. Allerdings bedarf eine chronische Herzinsuffizienz in der Regel auch einer
dauerhaften Medikation. Wichtig ist hierbei, dass
Sie die verordneten Medikamente regelmäßig einnehmen und nicht eigenmächtig die Dosierung verändern. Je nach Krankheitsbild werden auch
Schrittmachersysteme eingesetzt. Durch eine
Änderung des persönlichen Lebensstils hinsichtlich der Ernährungs- und Bewegungsgewohnheiten
kann jeder selbst einen erheblichen Beitrag zur
Verbesserung der Lebensqualität leisten.
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Therapie der Grunderkrankungen
Eine erfolgreiche Behandlung der Grunderkrankungen
verbessert die Prognose für den Verlauf einer chronischen Herzinsuffizienz. Hierzu gehören beispielsweise
die Senkung erhöhter Blutdruckwerte, chirurgische
Maßnahmen wie Bypassoperationen oder StentEinlagen bei koronaren Herzerkrankungen und die
Behandlung von Herzklappenfehlern und Herzrhythmusstörungen. Alkohol- oder Drogenmissbrauch
werden in Entzugskliniken therapiert.
Medikamentöse Therapie
ç Diuretika
Verschiedene Medikamentengruppen haben sich zur
Behandlung einer Herzschwäche bewährt. Es dauert
meist eine gewisse Zeit, bis die optimale Dosierung und
Kombination der Präparate gefunden wird. Verpassen
Sie nicht Ihre regelmäßigen Kontrolltermine, denn im
Verlauf der Erkrankung muss die Medikation manchmal
neu angepasst werden. Und nehmen Sie keine frei
verkäuflichen Medikamente oder sogenannte Naturheilmittel, ohne ihren behandelnden Arzt zu fragen.
Die Medikamentengruppen kurz gefasst:
fördern die Flüssigkeitsausscheidung über die
Nieren, entlasten die Gefäße und wirken so
blutdrucksenkend.
çACE-Hemmer und Sartane
reduzieren eine Verengung der Blutgefäße und
erleichtern so die Arbeit des Herzens.
çBetablocker
hemmen die Wirkung der Stresshormone Noradrenalin und Adrenalin auf die Herztätigkeit.
Der Herzschlag verlangsamt sich, das Herz wird
entlastet.
çAldosteronantagonisten
verstärken über ein Eingreifen in den Hormonhaushalt die Wasserausscheidung.
çDigitalispräparate
enthalten den Wirkstoff des Roten Fingerhuts und
werden hauptsächlich bei Rhythmusstörungen
mit Vorhofflimmern eingesetzt.
Grippeschutzimpfung
Folgen Sie der Empfehlung Ihres Arztes und lassen Sie sich jedes Jahr
gegen Grippe impfen, denn eine mögliche Grippeinfektion bedeutet
immer auch eine zusätzliche Belastung des Herzens
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Änderung
der Lebensweise
Die Änderung des persönlichen Lebensstils ist ein wichtiger Grundpfeiler
der Therapie bei einer diagnostizierten
Herzinsuffizienz. Viel erreichen können
Sie durch eine herzgesunde Ernährung,
ausreichend Bewegung und wirksame
Stressreduzierung.
Bewegung und Sport
Während früher bei einer diagnostizierten Herzschwäche meist zu Schonung geraten wurde, weiß man heute, dass Bewegung das Herz in seiner Arbeit stärkt. Besonders günstig ist regelmäßiges Ausdauertraining. Auch moderater Kraftsport ist zu
empfehlen. Als Faustregel für die Intensität gilt: Sie sollten noch so viel Luft bekommen, dass Sie sich mit Ihrem Nachbarn unterhalten können. Schon täglich eine
halbe Stunde zusätzliche Bewegung etwa in Form eines Spazierganges oder leichter
Gartenarbeit verbessern die Leistungsfähigkeit des Herzens. Bewegung sorgt dafür,
dass die Muskelmasse erhalten bleibt oder sich sogar noch erhöht. Das wirkt einem
möglichen Muskelabbau infolge einer Herzschwäche effizient entgegen. Die Blutgefäße bleiben elastischer und erleichtern so die Herzarbeit. Außerdem verringert
maßvolles aber regelmäßiges Training auf Dauer den Ruhepuls. So kann das Herz
energiesparender arbeiten. Bewegung verbessert das Körpergefühl insgesamt und
hilft auch bei der Bewältigung seelischer Krisen.
Tipp:
Ernährung und Gewichtskontrolle
Gemüse, Obst, Vollkornprodukte, lieber Fisch als Fleisch und besser Oliven- und Rapsöl
als Schweineschmalz: Diese Grundprinzipien der Ernährung (vgl. 10-Punkte-Plan auf
S. 18/19) gelten für Gesunde und Herzpatienten gleichermaßen. In Abhängigkeit von der
Ausprägung der Erkrankung und der Therapie kommen noch andere Ernährungsempfehlungen dazu:
ç Begrenzen Sie Ihren Salzkonsum auf etwa fünf Gramm täglich. Meiden Sie sehr
salzige Lebensmittel, Fertigprodukte und salzhaltige Gewürzmischungen. Setzen
Sie zum Würzen vermehrt auf Kräuter!
ç Trinken Sie nicht mehr als zwei Liter am Tag, falls Sie zu Wassereinlagerungen
neigen. Kontrollieren Sie bei diesem Krankheitsbild täglich Ihr Gewicht. Ein rascher
Anstieg kann ein Hinweis auf Wasseransammlungen sein.
ç Reduzieren Sie Ihren Alkoholkonsum und verzichten Sie komplett auf hochprozentige Alkoholika.
ç Bestimmte Nahrungsmittel vertragen sich nicht mit einigen Medikamenten:
Vitamin-K-haltige Kost (Brokkoli, Spinat und Kohl) beeinträchtigt die Wirkung von
Marcumar, Gojibeeren verstärken die Blutungsneigung bei Marcumar-Patienten,
Grapefruitsaft verstärkt manche Blutdrucksenker, Johanniskraut und Alkohol
dagegen hemmen bestimmte Blutdrucksenker; das Capsaicin aus Chili kann Reizhusten verstärken, der als Nebenwirkung von ACE-Hemmern bekannt ist. Fragen
Sie in Zweifelsfällen Ihren Arzt.
ç Wenn Sie Übergewicht haben, reduzieren Sie dieses nachhaltig und zwar nicht
durch Crash-Diäten, sondern durch eine langfristige Ernährungsumstellung und
mehr Bewegung.
Entspannung gegen Stress
Schaffen Sie sich Ruhe-Inseln im Alltag und am
Wochenende. Verplanen Sie Ihre Zeit nicht bis ins
Letzte. Atmen Sie einfach mal tief durch oder erlernen
Sie Entspannungstechniken. Unter Stress werden
nämlich vermehrt Hormone ausgeschüttet, die auf
Dauer das Herz schädigen können.
Starten Sie Ihr Bewegungsprogramm nicht auf eigene Faust, sondern erst
nach Absprache mit Ihrem Arzt. In speziellen Herzsportgruppen trainieren
Herzpatienten unter Aufsicht erfahrener Übungsleiter. Nebenbei können
Sie hier soziale Kontakte pflegen und sich mit anderen Betroffenen austauschen. Erkundigen Sie sich nach Angeboten in Ihrer Nähe.
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Die Krankheit akzeptieren
Die Diagnose einer chronischen Herzschwäche mag
zunächst ein schwerer Schlag sein. Andererseits setzt
sie einen Schlusspunkt hinter eine lange Phase der
Unsicherheit: Endlich sind die Gründe bekannt für
Erschöpfungszustände und Atemprobleme. Und die
Ursachen können wirksam therapiert werden. Die
Symptome machen Ihnen jetzt vielleicht sogar weniger
häufig zu schaffen. Eine Herzinsuffizienz bedeutet
nämlich, gerade im Frühstadium, nicht notwendig eine
Einschränkung im Alltag. Setzen Sie sich aktiv mit
Ihrer Erkrankung auseinander und lernen Sie, auf
die Signale Ihres Körpers zu hören. Reisen, Fliegen,
Sport: Alles ist möglich und auch Ihr Sexualleben
müssen Sie nicht einschränken. Hier ein paar Tipps
für einen weitgehend unbeschwerten Alltag:
Reisen
Sexualität
Gerade bei einer leichten Herzschwäche des NYHA 1 oder 2 Grades stellen Reisen eigentlich
kein Problem dar. Denken Sie daran, einen gewissen Vorrat an Medikamenten bei sich zu
haben, falls die Reise unerwartet länger dauert oder Ihr Gepäck falsch befördert wird.
Vorsicht ist allerdings geboten bei Reisen in schwülheiße Gegenden oder in größere Höhen
ab 1.500 Metern. Hier könnten Atemprobleme häufiger auftreten. Fragen Sie Ihren Arzt, ob
eine Medikamentenanpassung nötig ist. Wenn Sie an einer fortgeschrittenen Herzschwäche
leiden, ist eine ausreichende medizinische Versorgung in erreichbarer Nähe ausschlaggebend für die Wahl eines Reiseziels. Falls Sie eine Kreuzfahrt buchen möchten, erkundigen
Sie sich über die medizinische Versorgung an Bord.
Sex zu haben ist weder zu anstrengend noch gefährlich. Auch hier gilt die Regel der Bewältigung der zwei Stockwerke. Patienten mit einer schweren Einschränkung der Herzfunktion
sollten das Thema mit ihrem Arzt besprechen. Nehmen Sie sich Zeit für die Liebe: Ein ausgiebiges Vorspiel bereitet ihren Körper ganz nebenbei auf die gesteigerte Aktivität vor. Blutdrucksenker können manchmal zu Potenzstörungen führen. Sprechen Sie mit Ihrem Arzt darüber
und setzen Sie nicht eigenmächtig die Medikamente ab.
Flugreisen
Im Flugzeug enthält die Luft bei der üblichen Flughöhe von 10.000 Metern etwa 20 Prozent
weniger Sauerstoff, außerdem ist sie deutlich trockener. Dennoch gilt: Wer trotz Herzschwäche zwei Stockwerke ohne Atemnot bewältigen kann, wird auch eine Flugreise ohne Probleme
meistern. Problematisch kann allerdings die fehlende Bewegung sein, die die Bildung von
Thrombosen begünstigen kann. Treffen Sie in Absprache mit Ihrem Arzt die nötige Vorsorge.
Bei Fernreisen sollten Sie außerdem abklären, wie Sie Ihre Medikamenteneinnahme der Zeitumstellung anpassen.
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Warnsignale erkennen
Seien Sie wachsam, falls außergewöhnliche Symptome auftreten und suchen Sie baldmöglichst einen Arzt auf, wenn
ç Sie anfallartiges Herzrasen verspüren
ç Sie unter Erbrechen und Durchfall leiden
ç Sie wiederholte Schwindelattacken haben
ç Ihr Gewicht in kurzer Zeit stark ansteigt ohne eine Veränderung der
Essgewohnheiten
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Ihr persönlicher
Risikotest
Wie hoch ist Ihr persönliches Risiko? Einige Faktoren können Sie nicht beeinflussen, die meisten aber schon. Männer
haben übrigens generell ein höheres Risiko, zu erkranken.
Beantworten Sie die Fragen nach Ihren Lebensgewohnheiten
ehrlich. Falls Sie zu dem Ergebnis kommen, dass Sie einen
eher ungesunden Lebensstil pflegen: Es ist nie zu spät,
ungesunde Gewohnheiten abzulegen. Reduzieren Sie Ihren
Alkoholkonsum, hören Sie mit dem Rauchen auf,
ernähren Sie sich gesünder, bewegen
Sie sich mehr, reduzieren Sie Ihr
Gewicht, falls nötig, und lernen
Sie, mit Stress entspannter
umzugehen. So können Sie Ihr
persönliches Erkrankungsrisiko
deutlich senken.
Hier die wichtigsten Anhaltspunkte
für die eigene Risikoeinschätzung:
Meine Person
Ja
Nein
Alter über 60
Übergewicht
Vorbelastungen
Familienangehörige ersten Grades hatten vor dem 65. Lebensjahr (weiblich)
oder vor dem 55. Lebensjahr (männlich) eine Koronare Herzkrankheit,
einen Schlaganfall oder Herzinfarkt
Ihre Werte
Bluthochdruck
Erhöhte Blutfettwerte
Erhöhte Blutzuckerwerte
Großer Bauchumfang
Beschwerden
Schmerzen im Brustbereich
Gelegentlich Atemstörungen
Spürbare Müdigkeit bei Anstrengung
Druckartige Beschwerden im Brustkorb
Ihr Lebensstil
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Häufige Stresssituationen
Regelmäßiger Alkoholkonsum
Täglicher Nikotinkonsum
Ungesunde Ernährung mit wenig Obst und Gemüse
Hoher Zuckerkonsum
Kein regelmäßiger Sport
Wenig Bewegung im Alltag
Je mehr „Ja“-Antworten, desto höher ist Ihr Risiko! Wenn Sie im Bereich Lebensstil
mehr als drei Übereinstimmungen finden, ist Ihr persönliches Risiko eventuell schon
stark erhöht. Sprechen Sie mit Ihrem Hausarzt!
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Nützliches
Zur weiteren Recherche im Netz:
www.knhi.de
www.herzstiftung.de
www.herzschwaeche-info.de
Selbsthilfegruppen in Ihrer Nähe finden Sie
unter dieser Adresse:
www.herzstiftung.de/selbsthilfegruppen
Die pronova BKK bietet für bestimmte Erkrankungen wie die Koronare Herzkrankheit (KHK) spezielle Behandlungsprogramme (auch als „Disease Management Programme“ oder kurz DMP bekannt). Mit diesen Programmen wird die
medizinische Behandlung und Versorgung nachhaltig verbessert.
Mit diesem zusätzlichen Angebot möchten wir Sie und Ihre behandelnde Arztpraxis umfassend unterstützen. Das Behandlungsprogramm sorgt dafür, dass
alle für Ihre Behandlung wichtigen Fachleute optimal zusammenarbeiten und
Sie nach dem neuesten Stand der Medizin behandeln.
Die pronova BKK will Sie mit diesem Angebot außerdem darin bestärken,
aktiv an Ihrer Behandlung mitzuwirken. Wir halten darüber hinaus eine Reihe
von unterstützenden Angeboten wie z. B. umfassende Informationsmaterialien
bereit. Im Mittelpunkt stehen Sie und Ihre individuellen Bedürfnisse. Das
gemeinsame Ziel: die Wiederherstellung Ihrer Gesundheit.
Unser Team
Behandlungsprogramme
erreichen Sie unter
0221 65059-2700.
ç
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Weitere Informationen zum Thema
finden Sie auf www.pronovabkk.de im
Bereich „Leistungen“ unter dem Stichwort
„Behandlungsprogramme“. Hier haben
Sie auch die Möglichkeit, Unterlagen
anzufordern.
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Wichtige Telefonnummern:
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24-Stunden-Gesundheitsberatung
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