Herzgesundheit Hand auf’s Herz: Alles OK bei Ihnen? Zum Einstieg: Bitte ernst nehmen Herzinsuffizienz ist keineswegs nur für alte Menschen ein Thema. Zwar sind ältere Personen weitaus häufiger betroffen, jedoch kann jeder einzelne gerade in jungen Jahren 1. Basiswissen: Was ist eine Herzinsuffizienz? viel dafür tun, das persönliche Erkrankungsrisiko zu minimieren. Und auch im mittleren Formen der Herzinsuffizienz Lebensabschnitt lässt sich durch eine Änderung des Lebensstils noch viel erreichen. Symptome einer Herzschwäche Sollten Sie unsicher sein, ob Sie vielleicht bereits eine chronische Herzschwäche ent- Diagnose und Ursachen wickeln, machen Sie umgehend einen Termin bei Ihrem Hausarzt. Je früher die Erkrankung Mögliche Folgen und Komplikationen diagnostiziert wird, desto besser kann sie therapiert werden. Dadurch verbessern sich Lebensqualität und Lebenserwartung gleichermaßen. Wenn bei Ihnen eine Herzinsuffizienz festgestellt wird, sollten Sie sich gründlich über die Erkrankung mit all ihren Facetten informieren. Diese Broschüre vermittelt Ihnen wichtiges Basiswissen und gibt Tipps zur Prävention 2. Herzgesunde Lebensweise Bewegung und zum Leben mit der Erkrankung. Auch im Krankheitsfall besteht kein Grund, den Kopf Ihr Ernährungsplan hängen zu lassen. Ihr Arzt wird die Therapie individuell auf Ihr Krankheitsbild abstimmen. Strategien für weniger Stress Und Sie selbst können durch eine herzgesunde Lebensweise einen wesentlichen Beitrag leisten für ein positives Lebensgefühl – packen Sie es an! Alles Gute wünscht Ihnen Ihre pronova BKK 3. 4 6 8 10 12 14 16 17 18 20 Leben mit der Herzschwäche Änderung der Lebensweise Die Krankheit akzeptieren 22 24 26 Was sonst noch wichtig ist: Ihr persönlicher Risikotest Nützliches 28 30 Zum Einstieg: Bitte ernst nehmen Herzinsuffizienz: mehr als nur eine Erkrankung des Herzens Eine Herzinsuffizienz oder Herzschwäche bedeutet eine Einschränkung der Herzfunktion, die langfristig erhebliche gesundheitliche Risiken birgt. Nicht nur die körperliche Belastbarkeit verringert sich und macht den Alltag beschwerlicher. Auch die Auswirkungen auf das Gehirn können gravierend sein. Nicht Herz und Hirn Bei einer eingeschränkten Herztätigkeit wird auch die Hirnleistung in Mitleidenschaft gezogen. Die Betroffenen haben ein deutlich erhöhtes Risiko für Schlaganfälle, die dann weitere schwere körperliche und geistige Einschränkungen nach sich ziehen können. Darüber hinaus beeinträchtigt eine Herzschwäche die gesamte Hirnleistung: Die Reaktionszeit verlängert sich und das Denken verändert sich schleichend. Die genauen Ursachen sind noch nicht bis ins Letzte erforscht. Das Deutsche Zentrum für Herzinsuffizienz der Universitätsklinik Würzburg führt eine Beobachtungsstudie durch unter dem Titel „Herz und Hirn“ zur genaueren Untersuchung der Zusammenhänge. Man erhofft sich Erkenntnisse, die zu neuen Behandlungsmethoden führen können, um Gehirnveränderungen vorzubeugen. Im Rahmen der Studie werden neuropsychologische Tests durchgeführt und Bildaufnahmen des Gehirns ausgewertet. zuletzt leidet unter der Krankheit das Seelenleben: Verstimmungen, Ängste und Depressionen treten vermehrt auf, was wiederum einen negativen Einfluss auf die Herzleistung hat. Die Prognose für den Verlauf der chronischen Herzschwäche kann sich dadurch trotz Medikation verschlechtern. 4 Herz und Seele Das Herz gilt in vielen Kulturen als Sitz der Seele. Tatsächlich beeinflusst eine gestörte Herzfunktion das Seelenleben in vielfältiger Weise. Zunächst können akut auftretende Symptome wie Atemnot erhebliche Ängste hervorrufen. Dazu häufen sich bei einer fortgeschrittenen Herzschwäche Alltagsprobleme: Viele kleine alltägliche Dinge wie Einkaufen, körperliche Arbeiten oder Arztbesuche können nicht mehr selbstständig erledigt werden. Die Betroffenen sind zuneh- mend auf Hilfe angewiesen. Unternehmungen fallen schwerer, gerade ältere Patienten bleiben häufiger zu Hause. Eine soziale Isolation kann die Folge sein. Dazu gesellen sich Zukunftsängste: Die Gedanken kreisen um die Frage, wie der weitere Verlauf der Erkrankung aussehen wird. All dies kann echte Depressionen hervorrufen, die die Lebenserwartung bei Herzpatienten verkürzen können. 5 Kapitel 1. Was ist eine Herzinsuffizienz? Wenn das Herz nicht mehr in der Lage ist, unseren Körper ausreichend mit Blut zu versorgen, spricht man von einer Herzinsuffizienz, einer Herzmuskelschwäche oder auch schlicht von einer Herzschwäche. Koronare Herzerkrankungen und ein unbehandelter Bluthochdruck sind in etwa 70 Prozent aller Fälle Ursachen einer Herzinsuffizienz. Hierbei handelt es sich um eine ernste chronische Erkrankung mit weitreichenden Folgen: Auf Dauer bleiben nämlich alle Organe sowie das Gehirn unterversorgt mit Sauerstoff und wichtigen Nährstoffen. Als Folge lassen sowohl die körperliche als auch die geistige Leistungsfähigkeit mehr und mehr nach. Auch das Seelenleben wird in Mitleidenschaft gezogen, Depressionen treten häufiger auf. obere Hohlvene Pulmonalkappe Aorta (Hauptschlagader) Lungenarterie linker Vorhof (l. Artrium) Lungenvenen Aortenklappe Mitralklappe rechter Vorhof (r. Atrium) Trikuspidalklappe rechte Kammer (r. Ventrikel) untere Hohlvene 6 linke Kammer (r. Ventrikel) Etwa zwei bis drei Millionen Menschen in Deutschland leiden an einer Herzschwäche. Die Krankheit tritt vermehrt ab dem 60. Lebensjahr auf, stark erhöht ist das Risiko einer Erkrankung dann ab dem 75. Lebensjahr. Dennoch ist eine Herzschwäche keine unvermeidbare Alterserscheinung. Gerade in jungen und mittleren Jahren ist es wichtig, durch eine gesunde Lebensweise das Herz zu kräftigen und es fit zu halten. Da Symptome wie Müdigkeit, Atemnot oder Wassereinlagerungen oft nicht ernst genommen werden oder nicht eindeutig zuzuordnen sind, bleibt eine Herzschwäche leider nur allzu oft lange Zeit unerkannt. Hören Sie auf die Signale Ihres Körpers und nehmen Sie sie ernst! Denn je früher eine Herzschwäche erkannt wird, desto wirksamer kann die Krankheit therapiert, ihr Verlauf verlangsamt und die Lebensqualität verbessert werden. Das Herz Der Blutkreislauf Die Arbeit des gesunden Herzens ist elementar für unser Leben. Der Herzmuskel ist ein starker Hohlmuskel. Die rechte und die linke Herzhälfte, die durch eine Scheidewand voneinander getrennt sind, bestehen jeweils aus einer Herzkammer und einem Vorhof. Dazwischen liegende Herzklappen öffnen und schließen sich wie Ventile und lenken das Blut durch den großen Körper- und den kleinen Lungenkreislauf. Der sogenannte Sinusknoten, eine Zellansammlung in der rechten Vorhofwand, steuert den Herzschlag durch elektrische Impulse. Dieses Reizbildungssystem arbeitet eigenständig und passt den Herzschlag immer den jeweiligen Erfordernissen an: Im Ruhezustand schlägt das Herz etwa 60- bis 70-mal, bei körperlicher Anstrengung entsprechend schneller. Im Rhythmus von Anspannung und Entspannung pumpt der Herzmuskel das Blut durch unseren Körper. Dabei führen die Arterien das Blut vom Herzen weg, die Venen leiten es wieder zurück. ç Während der Diastole, der Entspannungsphase, nehmen die Herzkammern Blut aus den zugehörigen Vorhöfen auf. Die Vorhöfe ziehen sich leicht zusammen, die entsprechenden Klappen öffnen sich. Die linke Herzkammer füllt sich mit dem in der Lunge mit Sauerstoff angereicherten Blut aus dem linken Vorhof. Die rechte Kammer nimmt das verbrauchte Blut, das über die Venen zum Herzen zurück transportiert wird, aus dem rechten Vorhof auf. ç Dann folgt die Systole, die Anspannungs- oder Auswurfphase. Der Herzmuskel zieht sich kräftig zusammen, die Klappen öffnen sich und das Blut wird aus der linken Herzkammer durch die Hauptschlagader (Aorta) in den Körperkreislauf gepumpt. Von der Aorta aus verzweigen sich die Blutbahnen immer weiter in feinste Gefäße. So gelangen Sauerstoff und Nährstoffe in alle Zellen. Im Gegenzug wird verbrauchtes Blut durch die Venen zum Herzen zurückgeführt. Gleichzeitig wird das sauerstoffarme Blut aus der rechten Kammer mittels der Lungenschlagader in den Lungenkreislauf weiter geleitet. Hier wird das mitgebrachte Kohlendioxid über feinste Lungenbläschen ausgeschieden und im Gegenzug Sauerstoff aufgenommen. 7 Komplexes Krankheitsbild mit unterschiedlichen Ausprägungen: Formen der Herzinsuffizienz Eine Herzschwäche meint immer eine Einschränkung der Herzfunktion. Die Erkrankung verläuft in den allermeisten Fällen chronisch: Zu Beginn macht sie sich nur leicht bemerkbar, etwa mit gelegentlicher Atemnot unter Anstrengung. Im weiteren Verlauf verstärken sich die Symptome, vermehrte Krankenhausaufenthalte können die Folge sein. Manchmal verschlechtert sich die Herzleistung innerhalb von Minuten oder wenigen Stunden rapide. Hier handelt es sich um eine akute Herzschwäche, also einen medizinischen Notfall. Rufen Sie sofort einen Notarzt (Rufnummer 112) – jede Minute zählt! 8 Chronische Herzschwäche Je nach Art der Einschränkung der Herzfunktion unterscheidet man verschiedene Formen der Herzinsuffizienz: L inksherzinsuffizienz: Die Pumpfähigkeit der linken Herzkammer ist gestört. Die Organe können nicht ausreichend mit sauerstoffreichem Blut versorgt werden. Rechtsherzinsuffizienz: Der Transport des sauerstoffarmen Blutes zur Lunge bleibt unzureichend, wenn die rechte Herzhälfte nur eingeschränkt arbeitet. Globale Herzinsuffizienz: Beide Herzhälften sind erkrankt. Systolische Herzinsuffizienz: Diese Funktionsstörung wird auch als Auswurfstörung bezeichnet, da das Herz nicht mehr in der Lage ist, die erforderliche Menge Blut aus der Herzkammer in den Blutkreislauf zu befördern. Eine zu große Restmenge Blut bleibt im Herzen zurück. Diastolische Herzinsuffizienz: Bei dieser Füllungsstörung verliert der Herzmuskel an Elastizität. In der Entspannungsphase (Diastole) dehnen sich die Herzkammern zu wenig aus und können nicht genügend Blut aufnehmen. Vier Stufen der Herzinsuffizienz Bei der chronischen Herzschwäche unterscheidet man je nach Schweregrad vier Stadien gemäß der New York Heart Association (NYHA): NYHA 1 Eine Herzinsuffizienz ist zwar bekannt, verursacht jedoch keinerlei Einschränkung bei alltäglicher körperlicher Belastung. NYHA 2 Keine Beschwerden im Ruhezustand, jedoch leichte Einschränkungen der körperlichen Leistungsfähigkeit. Symptome wie Atemnot und Erschöpfung bei starker Belastung. NYHA 3 Erhebliche Einschränkungen bereits bei alltäglicher Belastung. Selbst Gehen in der Ebene führt zu Atemnot. Aber noch keine Beschwerden im Ruhezustand. NYHA 4 Symptome schon im Ruhezustand. Auch leichte körperliche Aktivitäten verursachen erhebliche Beschwerden. Bettlägerigkeit. 9 Atemnot, Erschöpfung, Wassereinlagerungen: Symptome einer Herzschwäche Im Alltag beim Treppensteigen mal aus der Puste kommen? Das kann jedem passieren und muss nicht gleich auf eine Herzschwäche hindeuten. Typisch für den Beginn einer Erkrankung ist allerdings, dass die Symptome wie Atemnot oder Müdigkeit zunächst nur sporadisch unter besonderer körperlicher Belastung auftreten. Daher werden sie oft nicht ernst genommen. Die Erkrankung bleibt über einen längeren Zeitraum unerkannt und damit auch unbehandelt. Zu Beginn der Erkrankung versucht unser Körper die Leistungsschwäche des Herzens auszugleichen: Es werden vermehrt Hormone ausgeschüttet, die den Herzschlag beschleunigen. Der Herzmuskel wird gleichzeitig dicker und schwerer. Die Leistungsfähigkeit wird dadurch dauerhaft aber nicht verbessert, sondern zusätzlich geschwächt. Die typischen Symptome zeigen sich immer häufiger. Sie können einzeln, aber natürlich auch in Kombination auftreten, je nach Schweregrad der Erkrankung. Die verschiedenen Symptome weisen auf unterschiedliche Ausprägungen der Herzschwäche: Alarmzeichen einer akuten Herzinsuffizienz, bitte umgehend den Notarzt rufen: Extreme körperliche Schwäche, schwere Atemnot, Husten, rasselndes Geräusch in der Lunge, kaltschweißige und bläulich verfärbte Haut, Herzschmerzen, Übelkeit ç Atemnot, Kurzatmigkeit, Hustenreiz Je nach Schweregrad der Erkrankung treten Atemprobleme zunächst bei Anstrengung, später dann im Ruhezustand und flachen Liegen auf. Auch Schlafstörungen durch Atemnot gehören zum Krankheitsbild. Bei einer verminderten Leistungsfähigkeit der linken Herzkammer wird zu wenig Blut in den Körperkreislauf gepumpt. Dadurch verbleibt eine Restmenge Blut im linken Vorhof und es entsteht ein Rückstau in den Lungenkreislauf hinein. Ursache kann auch eine ausgeprägte diastolische Herzschwäche sein, bei der die Herzkammer in der Erschlaffungsphase zu wenig Blut aus dem Lungenkreislauf aufnimmt. ç Müdigkeit, Schwächegefühl, Schwindel Nicht nur die Organe, sondern auch das Gehirn bleibt bei einer verminderten Leistung der linken Herzkammer unterversorgt. Müdigkeit, Konzentrationsstörungen, Schwindel bis hin zu Bewusstseinsstörungen können die Folge sein. ç Wassereinlagerungen (Ödeme) Flüssigkeitsansammlungen treten besonders an den Knöcheln, den Fußrücken und den Schienbeinen auf. Die Socken werden als einschnürend empfunden. Drückt man mit dem Finger auf die geschwollenen Stellen, bleibt eine leichte Delle. Eine Rechtsherzschwäche bedingt einen Blutstau in den Venen. Dadurch kommt es zu Wassereinlagerungen im Gewebe. ç Appetitlosigkeit, Völlegefühl Ein Rückstau des Blutes im Bauchraum belastet Magen und Leber: Völlegefühl und Schmerzen im Bereich der Leber können die Folge sein. ç Gewichtszunahme Für außergewöhnliche Gewichtszunahmen können Flüssigkeitsansammlungen in Folge einer Rechtsherzschwäche ursächlich sein. ç Weitere Symptome Nächtlicher Harndrang, schneller Puls, Unruhe, Herzklopfen, Erweiterung der Halsvenen und feuchtkalte Haut besonders an Händen und Füßen können ebenfalls auf eine Herzschwäche hindeuten. 10 11 Diagnose und Ursachen Die Diagnose umfasst ein ausführliches Arztgespräch und verschiedene körperliche Untersuchungen. Neben koronaren Herzerkrankungen und Bluthochdruck können auch angeborene Herzfehler, Herzklappendefekte, Herzmuskelerkrankungen oder andere Ursachen zu einer Herzschwäche führen. Diagnose Eine ausführliche Anamnese steht am Beginn der Diagnose. Ihr Arzt wird Sie nach Ihren Beschwerden und Vorerkrankungen und nach Ihrer familiären Vorbelastung fragen. Erste Anhaltspunkte über das Vorliegen einer chronischen Herzinsuffizienz liefern dann das Abhören von Herz und Lunge auf Unregelmäßigkeiten und Nebengeräusche hin sowie das Messen des Blutdrucks. Routinemäßig werden außerdem die Halsvenen, die Bauchregion und die Beine im Bereich der Schienbeine und Fußknöchel auf Gewebsschwellungen überprüft. Dann folgen weitere Untersuchungen: Ursachen Einer diagnostizierten Herzschwäche gehen meist andere Grunderkrankungen voraus: çElektrokardiogramm (EKG) Mögliche Ursachen der Herzschwäche wie Rhythmusstörungen, eine koronare Herzkrankheit oder eine Vergrößerung des Herzmuskels können festgestellt werden. Ein Belastungs-EKG gibt Aufschluss über den Grad der Beeinträchtigung bei stufenweise steigender Belastung. çUltraschalluntersuchung des Herzens (Echokardiografie) Diese wichtige Untersuchung lässt erkennen, ob der Herzmuskel vergrößert oder unterentwickelt ist, zeigt eventuelle Schädigungen in den Wandabschnitten und gibt Hinweise auf einen überstandenen Herzinfarkt. Außerdem lässt sich per Ultraschall die Auswurf- und Füllungsfunktion der Herzkammern beurteilen. Auch die Herzklappen werden auf ihre Funktionsfähigkeit überprüft. 12 çLaboruntersuchungen Eine umfassende Blutuntersuchung zeigt, ob Nieren und Schilddrüse einwandfrei arbeiten. Außerdem werden Blutfettwerte, Elektrolyte, Gerinnungsfaktoren und Leberenzyme untersucht. Besonders wichtig für die Diagnose ist die Bestimmung des Biomarkers NT-proBNP. Hierbei handelt es sich um ein Eiweißhormon. Ein erhöhter Wert deutet immer auf eine Herzschwäche hin. Im Verlauf der Krankheit sind möglichst niedrige BNPWerte ein Indikator für eine erfolgreiche Therapie mit Medikamenten. çRöntgenaufnahme des Brustkorbs Nicht nur die Größe des Herzens, sondern auch Lungenerkrankungen oder Wassereinlagerungen in der Lunge können mit einer Röntgenaufnahme sichtbar gemacht werden. çKoronare Herzkrankheit Aufgrund einer Arteriosklerose (Arterienverkalkung) der Herzkranzgefäße bleibt das Herz selbst unterversorgt mit Sauerstoff und wichtigen Nährstoffen. Das Herzmuskelgewebe wird auf Dauer geschädigt, als Folge verringert sich die Leistungsfähigkeit. Auch ein erlittener Herzinfarkt lässt Herzmuskelgewebe absterben und begünstigt so die Entstehung einer chronischen Herzinsuffizienz. çBluthochdruck Unter einer dauerhaften Druckbelastung wächst der Herzmuskel zunächst an. Dabei versteift er sich aber auch und verliert seine Elastizität. Als Folge füllen sich die Herzkammern während der Diastole nicht mehr ausreichend mit Blut. Bluthochdruck ist außerdem ein Risikofaktor für die Entstehung einer koronaren Herzerkrankung. çAndere Ursachen Defekte Herzklappen lassen entweder zu viel oder zu wenig Blut passieren. Eine genetisch bedingte oder erworbene Entzündung des Herzmuskels führt zu einer krankhaften Vergrößerung und einer Schwächung des Herzens. Herzrhythmusstörungen mit einer zu hohen oder zu niedrigen Herzfrequenz bedeuten eine Überlastung des Herzens. Lungenerkrankungen stören den Gasaustausch zwischen Kohlendioxid und Sauerstoff im Lungenkreislauf. Nierenerkrankungen begünstigen Wassereinlagerungen in Beinen und Lunge und erschweren die Arbeit des Herzens. Alkoholund Drogenmissbrauch schädigen das Herz langfristig. Ein allgemein ungesunder Lebensstil begünstigt die Entstehung einer Herzschwäche. 13 Mögliche Folgen und Komplikationen Die Diagnose Herzinsuffizienz sollte man nicht unterschätzen. Es handelt sich keineswegs um eine vorübergehende Krankheit. Im Gegenteil: Eine Herzschwäche ist eine chronische Erkrankung mit der Tendenz zur Verschlechterung. Aus den anfänglich leichten Beschwerden können mit der Zeit massive Einschränkungen werden. Eine frühzeitige Diagnose und Behandlung ist außerordentlich wichtig. Außerdem kann es zu einem gefährlichen Wechselspiel kommen: Zum einen ist eine Herzschwäche meist bedingt durch andere Grunderkrankungen. Zum anderen kann eine Herzschwäche wegen der mit ihr einhergehenden dauerhaften Unterversorgung des gesamten Körpers mit Sauerstoff und Nährstoffen andere Erkrankungen verstärken oder deren Entstehung begünstigen. Auch schwere Komplikationen mit Krankenhauseinweisungen sind selbst bei medikamentöser Therapie nicht ausgeschlossen. Grund genug, die Erkrankung nicht auf die leichte Schulter zu nehmen. ç Lungenstauungen ç Gefährlicher Gewichtsverlust Bei verminderter Herzleistung staut sich das Blut vor dem Herzen. Als Folge sammelt sich Flüssigkeit erst im Lungengewebe, später dann in den Lungenbläschen. Ein solches Lungenödem führt zu schwerster Atemnot, rasselnden Atemgeräuschen und Hustenanfällen mit schaumigem Auswurf. Es kann lebensbedrohlich sein. Von der sogenannten kardialen Kachexie sind etwa 10 bis 15 Prozent der Patienten mit Herzschwäche betroffen: Sie erleiden einen massiven Kräfteverfall, der sich durch einen überdurchschnittlichen Gewichtsverlust und einen erheblichen Abbau der Muskelmasse bemerkbar macht. ç Herzrhythmusstörungen Das geschwächte Herz kommt leicht aus dem Rhythmus. Das Vorhofflimmern geht häufig mit einer Herzinsuffizienz einher: Die Herzvorkammern ziehen sich schnell und unkontrolliert zusammen. Dadurch entsteht die Gefahr einer Gerinnselbildung (Thrombus). ç Nierenprobleme Eine Herzschwäche beeinträchtigt auch die Nierenfunktion: Die Nieren können den Körper nicht mehr ausreichend entgiften. Gleichzeitig steigen die Flüssigkeitsmenge im Körper und der Kaliumspiegel im Blut an. Letzteres führt zu einer Verlangsamung des Herzschlags, im Extremfall sogar zu einem Herzstillstand. ç Schlafapnoe Nächtliche Atemaussetzer führen immer wieder zu Phasen des Sauerstoffmangels. Diese belasten Herz und Nieren gleichermaßen. çDepressionen und Ängste Akute Atemnot kann erhebliche Ängste bis hin zu Todesängsten hervorrufen. Außerdem kommt es in Folge einer Herzschwäche zu einer erheblichen Einschränkung der Lebensqualität. Die Betroffenen haben oft mit Unsicherheiten und Zukunftsängsten zu kämpfen. Depressionen treten häufiger auf. ç Schlaganfall E in durch die eingeschränkte Herzleistung entstandenes Blutgerinnsel kann in das Gehirn verschleppt werden und dort zu Gefäßverstopfungen führen. Es kommt zu einem gefährlichen Schlaganfall. ç Plötzlicher Herztod Bei einer schweren Herzinsuffizienz kann es zu lebensbedrohlichem Kammerflimmern kommen. Der zuckende Herzmuskel pumpt kein Blut mehr in den Kreislauf. Die Folge ist ein plötzlicher Herztod. çChronische Atemwegserkrankungen Eine chronische Bronchitis ist eine häufige Begleiterkrankung der Herzschwäche. Beide Erkrankungen äußern sich durch Hustenanfälle. 14 15 Kapitel 2. Herzgesunde Lebensweise Durch einen gesunden Lebensstil können Sie Ihr Herz schützen und stärken. In den allermeisten Fällen ist eine Herzinsuffizienz nämlich kein unabwendbares Schicksal und auch keine zwangsläufige Alterserscheinung. Sie resultiert vielmehr aus langjährigen ungesunden Lebensgewohnheiten mit falscher Ernährung und Übergewicht, zu wenig Bewegung, zu viel Stress und einem übermäßigen Konsum an Genussgiften wie Alkohol und Nikotin. Es ist nie zu spät, sich für eine gesunde Lebensweise zu entscheiden. Auch in der Lebensmitte kann der Umstieg auf einen gesunden Lebensstil noch viel bewirken. Zu dem Ergebnis kam eine große Beobachtungsstudie über einen Zeitraum von 20 Jahren: Bei den Teilnehmern, die ihre Lebensweise im Laufe der Jahre mit Blick auf Ernährungs- und Bewegungsgewohnheiten änderten, war eine messbare Verringerung der Arterienverkalkung sowie der Wanddicke der Herzkranzgefäße nachweisbar. Damit sank das Risiko für eine spätere Herzschwäche deutlich. Egal in welchem Alter Sie gerade sind: Werden Sie umgehend aktiv, nehmen Sie Ihre Lebensgewohnheiten unter die Lupe und ziehen Sie die notwendigen Änderungen konsequent durch, auch wenn es bisweilen schwer fällt. Als Belohnung winkt ein dauerhaftes Plus an Gesundheit und Lebensfreude. Ist gesund und macht Spaß: Bewegung Ein wichtiger Eckpfeiler Ihrer persönlichen Prävention ist Bewegung. Im Idealfall bewegen Sie sich täglich eine halbe Stunde zusätzlich. Das können Sie einfach erreichen: Fahren Sie mit dem Rad zur Arbeit, gehen Sie abends noch mal um den Block oder beginnen Sie gezielt mit Ausdauer- und Krafttraining. Suchen Sie sich eine Sportart, die zu Ihnen passt. Joggen, Radfahren oder Nordic Walking kann man überall und zu jeder Jahreszeit machen. Wenn Sie ein geselliger Typ sind, schließen Sie sich einer Gruppe an. Das bringt außerdem feste Termine mit sich. Falls Sie Kraftsport bevorzugen: Fitnessstudios gibt es inzwischen fast überall. Haben Sie keine Berührungsängste, dort trainieren nicht nur junge und fitte Leute in schicken Klamotten. Achten Sie aber auf eine qualifizierte Beratung. Viele einfache Übungen können Sie auch jederzeit zu Hause machen. Doch Vorsicht: Allzu häufig bleibt es da bei guten Vorsätzen, weil immer irgendetwas dazwischenkommt. Bleiben Sie konsequent! Zusätzliche Bewegung kommt Ihrer Gesundheit in vielfacher Hinsicht zugute: Bewegung schützt Sie vor Übergewicht oder hilft, die überflüssigen Pfunde wieder zu verlieren. Übergewicht ist bekanntlich ein wesentlicher Risikofaktor für Bluthochdruck und Herzerkrankungen. Ihr Kreislauf kommt in Schwung, die Organe werden besser mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgt. Ihre gesamte Muskulatur einschließlich des Herzmuskels wird gestärkt. Blutfettwerte verbessern sich und das Risiko für Diabetes und Osteoporose sinkt. Die Blutgefäße bleiben geschmeidig, dadurch wird das Herz entlastet. Und Bewegung raubt Ihnen nicht Ihre letzten Kräfte, sondern schenkt Ihnen neue Energie und macht einfach gute Laune! 16 17 Ihr Ernährungsplan Eine gesunde Ernährung steigert nicht nur Ihre Leistungsfähigkeit, sondern senkt auch Ihr Risiko für Herzerkrankungen maßgeblich. Die abwechslungsreiche Kost versorgt Ihren Körper optimal mit allen wichtigen Nährstoffen. Der Genuss bleibt dabei keineswegs auf der Strecke, zumal Sie mit Sicherheit schon bald immer wieder neue Rezepte ausprobieren werden. Die Kalorienzufuhr hält sich dabei im Rahmen, Übergewicht muss nämlich nicht sein. Halten Sie sich einfach an den folgenden 10-Punkte-Plan. 1 Essen Sie täglich fünf Portionen Gemüse und Obst bst und Gemüse sind prall gefüllt mit VitaO minen, Mineralstoffen, sekundären Pflanzenstoffen und Ballaststoffen. Eine Portion entspricht dabei etwa einer Handvoll. Wählen Sie Gemüse der Saison, das sorgt übers Jahr für viel Abwechslung. Einen Apfel als Notration sollten Sie immer bei sich haben. Sie werden sehen, nach einiger Zeit gehen Sie gar nicht mehr ohne aus dem Haus. Übrigens kann man Gemüse auch trinken: Experimentieren Sie einfach mal mit verschiedenen Zutaten für Smoothies. 2 Vollkornprodukte ersetzen Brot, Brötchen, Nudeln und Kekse aus Weißmehl Vollkornprodukte liefern deutlich mehr Vital- stoffe und Ballaststoff als ihre weißen Kollegen. Sie sättigen gut und lassen den Blutzucker nicht so rasch ansteigen. Der Vorteil: Ihr Blutzuckerspiegel fährt nicht dauernd Achterbahn und Sie sind weniger hungrig. 18 3 Fleisch in Maßen Fleisch enthält viele wertvolle Inhaltsstoffe, besonders das so wichtige Vitamin B 12. Dennoch gilt gerade der übermäßige Verzehr von rotem Fleisch und Wurstzubereitungen als krebserregend. Beschränkung ist hier angesagt, ein kompletter Verzicht jedoch keinesfalls nötig. Fleisch von Weidevieh und Wildtieren ist oft weniger fett und reicher an Nährstoffen. 4 Milch und Milchprodukte, ja bitte Milch und deren Produkte sind wichtig Kalziumlieferanten. Greifen Sie ruhig zu der Variante mit dem natürlichen Fettgehalt. Das Milchfett enthält gesunde Fettsäuren und macht nicht dick, solange Sie kein Milch-Junkie werden.. 5 Öfter mal Fisch auf den Tisch Gerade fette Seefische wie Hering, Lachs und Makrele enthalten viele herzgesunde Omega3-Fettsäuren. Schon zwei Fischmahlzeiten pro Woche senken das Risiko für Herz-KreislaufErkrankungen um bis zu 30 Prozent. 6 Reduzieren Sie Zucker und Salz Ein dauerhaft zu hoher Blutzuckerspiegel infolge eines hohen Zuckerkonsums schädigt die Gefäße und fördert chronische Erkrankungen. Salz im Übermaß bindet Flüssigkeit im Körper und führt bei salzsensitiven Menschen zu Bluthochdruck, der wiederum das Herz belastet. 7 Achten Sie auf gesunde Fette Bevorzugen Sie pflanzliche Fette wie Oliven- und Rapsöl. Sie enthalten überwiegend ungesättigte Fettsäuren, die einen positiven Effekt auf ihre Gesundheit haben. Verzichten Sie jedoch auf die industriell stark verarbeitete Margarine. Auch Nüsse und Mandeln enthalten viele gesunde Fette für Herz und Hirn. 8 Trinken Sie richtig Trinken Sie zwei Liter täglich. Und trinken Sie vor allem Wasser! Es ist eine hervorragender Durstlöscher. Leitungswasser ist im Allgemeinen völlig in Ordnung. Doch Mineralwässer können wichtige Nährstoffe liefern, allen voran Kalzium und Magnesium. Auch ungesüßte Tees sind empfehlenswert. Verzichten Sie jedoch auf zuckerhaltige Getränke wie Fruchtsäfte oder Limonaden. 9 Nahrungsergänzungsmittel sind überflüssig Bei einer ausgewogenen Ernährung können Sie sich das Geld für Nahrungsergänzungsmittel sparen. Essen Sie bunt (z. B. gelbe Paprika, rote Tomaten, grüne Zucchini, weiße Zwiebeln und violette Auberginen in einer Mahlzeit verarbeiten) und abwechslungsreich, dann werden Sie in der Regel keinen Mangel an Vitaminen und Mineralstoffen haben. 10 Verzichten Sie auf Nikotin und Alkohol Rauchen stellt ein erhebliches Risiko für das Entstehen einer Herzinsuffizienz dar. Die Gefäße verengen sich, Arterienverkalkung und Bluthochdruck werden begünstigt. Die hohe Konzentration von Kohlenmonoxid verschlechtert die Fließeigenschaften des Blutes. Das Herz wird zunehmend geschädigt. Aufhören ist Pflicht! Ihren Alkoholkonsum sollten Sie auf ein Minimum beschränken. 19 Strategien gegen Stress Andauernder Stress ist eine Gefahr für unsere Gesundheit. Unter Stress werden die Hormone Adrenalin, Noradrenalin und Cortisol vermehrt ausgeschüttet. Diese beeinflussen die Fließeigenschaften des Bluts negativ und treiben Puls und Blutdruck in die Höhe. Kein Problem, solange Stressphasen von Ruhephasen abgelöst werden oder der positive Stress überwiegt, der durch gern ausgeübte Tätigkeiten entstehen kann. Dauerhafter negativer Stress jedoch macht krank und ist oft an dem Entstehen einer Herzschwäche maßgeblich beteiligt. Hinzu kommt, dass viele Menschen unter Stress zu einer extrem ungesunden Lebensweise neigen mit einem erheblichen Alkoholkonsum, Rauchen und wenig Schlaf. Lassen Sie es gar nicht erst so weit kommen. Beherzigen Sie folgende Tipps: Entspannungstechniken erlernen Versuchen Sie es doch mal mit Yoga, Tai Chi, Autogenem Training oder Progressiver Muskelentspannung nach Jacobson. Zum Erlernen der richtigen Technik sollten Sie zunächst einen Kurs mit einem qualifizierten Übungsleiter besuchen. Üben Sie jedoch von Anfang an auch zu Haus. Am besten starten Sie den Tag mit ein paar entspannenden Übungen. Auch Atemtechniken helfen bei der Entspannung. Sie können sogar jederzeit angewendet werden, etwa wenn Sie im Berufsverkehr im Stau stehen. Musik Hören Sie am Ende eines langen Arbeitstags Musik statt sich vor den Fernseher zu setzen. Klassische Musik, besonders von Mozart und Bach, oder auch spezielle Entspannungsmusik lassen Sie zur Ruhe kommen. Terminkalender entrümpeln Nehmen Sie sich Zeit und setzen Sie Prioritäten: Man muss nicht jedes Event mitnehmen, das irgendwo geboten wird. Ausgleich zur Arbeit Gesprächskulur pflegen Schaffen Sie sich einen Ausgleich zur Arbeit. Pflegen Sie ein Hobby, legen Sie sich einen Schrebergarten zu, singen Sie im Chor, lernen Sie ein Instrument oder suchen Sie eine Herausforderung beim Sport. So mancher anstrengende Arbeitstag gerät da schnell im Vergessenheit. Lernen Sie, die Stress-Auslöser offen zur Sprache zu bringen. Und suchen Sie nach Lösungen. Ein klärendes Gespräch kann manchmal Wunder wirken. Freundschaften pflegen Gute Freunde sind wichtig, sie haben ein offenes Ohr für Sie und sind bereit zu gemeinsamen Unternehmungen. Ausreichend Schlaf Schlaf ist wichtige Regenerationszeit für Ihren Körper: Atmung und Puls werden heruntergefahren, der Blutdruck sinkt. Dabei kann sich auch Ihr Herz erholen. Wer dauerhaft zu wenig schläft, schadet seiner Gesundheit. Alkohol und Medikamente sorgen nur vermeintlich für Entspannung. Die häufige Einnahme von Beruhigungsmitteln führt schnell in eine Abhängigkeit genauso wie das Ertränken von Stress in Alkohol. 20 21 Kapitel 3. Leben mit der Herzschwäche Der Diagnose einer chronischen Herzschwäche ist in der Regel ein längerer Zeitraum vorausgegangen, in dem Sie immer mal wieder mit den typischen Symptomen wie Atemnot oder frühzeitiger Ermüdung bei kleineren körperlichen Anstrengungen zu kämpfen hatten. Zu Beginn geht eine Herzschwäche meist nur mit gelegentlichen Einschränkungen einher. Doch ohne entsprechende Therapie schreitet die Erkrankung immer weiter fort, andere Grunderkrankungen verschlimmern sich, die Lebensqualität und die Lebenserwartung sinken deutlich. Die Therapie ist immer abgestimmt auf den Schweregrad der Erkrankung und hat auch andere Grunderkrankungen im Blick. Ziel der Therapie ist zunächst die Entlastung des Herzens. Als Folge verbessern sich die körperliche Belastbarkeit und die Lebensqualität im Allgemeinen. Die Lebenserwartung steigt an. Allerdings bedarf eine chronische Herzinsuffizienz in der Regel auch einer dauerhaften Medikation. Wichtig ist hierbei, dass Sie die verordneten Medikamente regelmäßig einnehmen und nicht eigenmächtig die Dosierung verändern. Je nach Krankheitsbild werden auch Schrittmachersysteme eingesetzt. Durch eine Änderung des persönlichen Lebensstils hinsichtlich der Ernährungs- und Bewegungsgewohnheiten kann jeder selbst einen erheblichen Beitrag zur Verbesserung der Lebensqualität leisten. 22 Therapie der Grunderkrankungen Eine erfolgreiche Behandlung der Grunderkrankungen verbessert die Prognose für den Verlauf einer chronischen Herzinsuffizienz. Hierzu gehören beispielsweise die Senkung erhöhter Blutdruckwerte, chirurgische Maßnahmen wie Bypassoperationen oder StentEinlagen bei koronaren Herzerkrankungen und die Behandlung von Herzklappenfehlern und Herzrhythmusstörungen. Alkohol- oder Drogenmissbrauch werden in Entzugskliniken therapiert. Medikamentöse Therapie ç Diuretika Verschiedene Medikamentengruppen haben sich zur Behandlung einer Herzschwäche bewährt. Es dauert meist eine gewisse Zeit, bis die optimale Dosierung und Kombination der Präparate gefunden wird. Verpassen Sie nicht Ihre regelmäßigen Kontrolltermine, denn im Verlauf der Erkrankung muss die Medikation manchmal neu angepasst werden. Und nehmen Sie keine frei verkäuflichen Medikamente oder sogenannte Naturheilmittel, ohne ihren behandelnden Arzt zu fragen. Die Medikamentengruppen kurz gefasst: fördern die Flüssigkeitsausscheidung über die Nieren, entlasten die Gefäße und wirken so blutdrucksenkend. çACE-Hemmer und Sartane reduzieren eine Verengung der Blutgefäße und erleichtern so die Arbeit des Herzens. çBetablocker hemmen die Wirkung der Stresshormone Noradrenalin und Adrenalin auf die Herztätigkeit. Der Herzschlag verlangsamt sich, das Herz wird entlastet. çAldosteronantagonisten verstärken über ein Eingreifen in den Hormonhaushalt die Wasserausscheidung. çDigitalispräparate enthalten den Wirkstoff des Roten Fingerhuts und werden hauptsächlich bei Rhythmusstörungen mit Vorhofflimmern eingesetzt. Grippeschutzimpfung Folgen Sie der Empfehlung Ihres Arztes und lassen Sie sich jedes Jahr gegen Grippe impfen, denn eine mögliche Grippeinfektion bedeutet immer auch eine zusätzliche Belastung des Herzens 23 Änderung der Lebensweise Die Änderung des persönlichen Lebensstils ist ein wichtiger Grundpfeiler der Therapie bei einer diagnostizierten Herzinsuffizienz. Viel erreichen können Sie durch eine herzgesunde Ernährung, ausreichend Bewegung und wirksame Stressreduzierung. Bewegung und Sport Während früher bei einer diagnostizierten Herzschwäche meist zu Schonung geraten wurde, weiß man heute, dass Bewegung das Herz in seiner Arbeit stärkt. Besonders günstig ist regelmäßiges Ausdauertraining. Auch moderater Kraftsport ist zu empfehlen. Als Faustregel für die Intensität gilt: Sie sollten noch so viel Luft bekommen, dass Sie sich mit Ihrem Nachbarn unterhalten können. Schon täglich eine halbe Stunde zusätzliche Bewegung etwa in Form eines Spazierganges oder leichter Gartenarbeit verbessern die Leistungsfähigkeit des Herzens. Bewegung sorgt dafür, dass die Muskelmasse erhalten bleibt oder sich sogar noch erhöht. Das wirkt einem möglichen Muskelabbau infolge einer Herzschwäche effizient entgegen. Die Blutgefäße bleiben elastischer und erleichtern so die Herzarbeit. Außerdem verringert maßvolles aber regelmäßiges Training auf Dauer den Ruhepuls. So kann das Herz energiesparender arbeiten. Bewegung verbessert das Körpergefühl insgesamt und hilft auch bei der Bewältigung seelischer Krisen. Tipp: Ernährung und Gewichtskontrolle Gemüse, Obst, Vollkornprodukte, lieber Fisch als Fleisch und besser Oliven- und Rapsöl als Schweineschmalz: Diese Grundprinzipien der Ernährung (vgl. 10-Punkte-Plan auf S. 18/19) gelten für Gesunde und Herzpatienten gleichermaßen. In Abhängigkeit von der Ausprägung der Erkrankung und der Therapie kommen noch andere Ernährungsempfehlungen dazu: ç Begrenzen Sie Ihren Salzkonsum auf etwa fünf Gramm täglich. Meiden Sie sehr salzige Lebensmittel, Fertigprodukte und salzhaltige Gewürzmischungen. Setzen Sie zum Würzen vermehrt auf Kräuter! ç Trinken Sie nicht mehr als zwei Liter am Tag, falls Sie zu Wassereinlagerungen neigen. Kontrollieren Sie bei diesem Krankheitsbild täglich Ihr Gewicht. Ein rascher Anstieg kann ein Hinweis auf Wasseransammlungen sein. ç Reduzieren Sie Ihren Alkoholkonsum und verzichten Sie komplett auf hochprozentige Alkoholika. ç Bestimmte Nahrungsmittel vertragen sich nicht mit einigen Medikamenten: Vitamin-K-haltige Kost (Brokkoli, Spinat und Kohl) beeinträchtigt die Wirkung von Marcumar, Gojibeeren verstärken die Blutungsneigung bei Marcumar-Patienten, Grapefruitsaft verstärkt manche Blutdrucksenker, Johanniskraut und Alkohol dagegen hemmen bestimmte Blutdrucksenker; das Capsaicin aus Chili kann Reizhusten verstärken, der als Nebenwirkung von ACE-Hemmern bekannt ist. Fragen Sie in Zweifelsfällen Ihren Arzt. ç Wenn Sie Übergewicht haben, reduzieren Sie dieses nachhaltig und zwar nicht durch Crash-Diäten, sondern durch eine langfristige Ernährungsumstellung und mehr Bewegung. Entspannung gegen Stress Schaffen Sie sich Ruhe-Inseln im Alltag und am Wochenende. Verplanen Sie Ihre Zeit nicht bis ins Letzte. Atmen Sie einfach mal tief durch oder erlernen Sie Entspannungstechniken. Unter Stress werden nämlich vermehrt Hormone ausgeschüttet, die auf Dauer das Herz schädigen können. Starten Sie Ihr Bewegungsprogramm nicht auf eigene Faust, sondern erst nach Absprache mit Ihrem Arzt. In speziellen Herzsportgruppen trainieren Herzpatienten unter Aufsicht erfahrener Übungsleiter. Nebenbei können Sie hier soziale Kontakte pflegen und sich mit anderen Betroffenen austauschen. Erkundigen Sie sich nach Angeboten in Ihrer Nähe. 24 25 Die Krankheit akzeptieren Die Diagnose einer chronischen Herzschwäche mag zunächst ein schwerer Schlag sein. Andererseits setzt sie einen Schlusspunkt hinter eine lange Phase der Unsicherheit: Endlich sind die Gründe bekannt für Erschöpfungszustände und Atemprobleme. Und die Ursachen können wirksam therapiert werden. Die Symptome machen Ihnen jetzt vielleicht sogar weniger häufig zu schaffen. Eine Herzinsuffizienz bedeutet nämlich, gerade im Frühstadium, nicht notwendig eine Einschränkung im Alltag. Setzen Sie sich aktiv mit Ihrer Erkrankung auseinander und lernen Sie, auf die Signale Ihres Körpers zu hören. Reisen, Fliegen, Sport: Alles ist möglich und auch Ihr Sexualleben müssen Sie nicht einschränken. Hier ein paar Tipps für einen weitgehend unbeschwerten Alltag: Reisen Sexualität Gerade bei einer leichten Herzschwäche des NYHA 1 oder 2 Grades stellen Reisen eigentlich kein Problem dar. Denken Sie daran, einen gewissen Vorrat an Medikamenten bei sich zu haben, falls die Reise unerwartet länger dauert oder Ihr Gepäck falsch befördert wird. Vorsicht ist allerdings geboten bei Reisen in schwülheiße Gegenden oder in größere Höhen ab 1.500 Metern. Hier könnten Atemprobleme häufiger auftreten. Fragen Sie Ihren Arzt, ob eine Medikamentenanpassung nötig ist. Wenn Sie an einer fortgeschrittenen Herzschwäche leiden, ist eine ausreichende medizinische Versorgung in erreichbarer Nähe ausschlaggebend für die Wahl eines Reiseziels. Falls Sie eine Kreuzfahrt buchen möchten, erkundigen Sie sich über die medizinische Versorgung an Bord. Sex zu haben ist weder zu anstrengend noch gefährlich. Auch hier gilt die Regel der Bewältigung der zwei Stockwerke. Patienten mit einer schweren Einschränkung der Herzfunktion sollten das Thema mit ihrem Arzt besprechen. Nehmen Sie sich Zeit für die Liebe: Ein ausgiebiges Vorspiel bereitet ihren Körper ganz nebenbei auf die gesteigerte Aktivität vor. Blutdrucksenker können manchmal zu Potenzstörungen führen. Sprechen Sie mit Ihrem Arzt darüber und setzen Sie nicht eigenmächtig die Medikamente ab. Flugreisen Im Flugzeug enthält die Luft bei der üblichen Flughöhe von 10.000 Metern etwa 20 Prozent weniger Sauerstoff, außerdem ist sie deutlich trockener. Dennoch gilt: Wer trotz Herzschwäche zwei Stockwerke ohne Atemnot bewältigen kann, wird auch eine Flugreise ohne Probleme meistern. Problematisch kann allerdings die fehlende Bewegung sein, die die Bildung von Thrombosen begünstigen kann. Treffen Sie in Absprache mit Ihrem Arzt die nötige Vorsorge. Bei Fernreisen sollten Sie außerdem abklären, wie Sie Ihre Medikamenteneinnahme der Zeitumstellung anpassen. 26 Warnsignale erkennen Seien Sie wachsam, falls außergewöhnliche Symptome auftreten und suchen Sie baldmöglichst einen Arzt auf, wenn ç Sie anfallartiges Herzrasen verspüren ç Sie unter Erbrechen und Durchfall leiden ç Sie wiederholte Schwindelattacken haben ç Ihr Gewicht in kurzer Zeit stark ansteigt ohne eine Veränderung der Essgewohnheiten 27 Ihr persönlicher Risikotest Wie hoch ist Ihr persönliches Risiko? Einige Faktoren können Sie nicht beeinflussen, die meisten aber schon. Männer haben übrigens generell ein höheres Risiko, zu erkranken. Beantworten Sie die Fragen nach Ihren Lebensgewohnheiten ehrlich. Falls Sie zu dem Ergebnis kommen, dass Sie einen eher ungesunden Lebensstil pflegen: Es ist nie zu spät, ungesunde Gewohnheiten abzulegen. Reduzieren Sie Ihren Alkoholkonsum, hören Sie mit dem Rauchen auf, ernähren Sie sich gesünder, bewegen Sie sich mehr, reduzieren Sie Ihr Gewicht, falls nötig, und lernen Sie, mit Stress entspannter umzugehen. So können Sie Ihr persönliches Erkrankungsrisiko deutlich senken. Hier die wichtigsten Anhaltspunkte für die eigene Risikoeinschätzung: Meine Person Ja Nein Alter über 60 Übergewicht Vorbelastungen Familienangehörige ersten Grades hatten vor dem 65. Lebensjahr (weiblich) oder vor dem 55. Lebensjahr (männlich) eine Koronare Herzkrankheit, einen Schlaganfall oder Herzinfarkt Ihre Werte Bluthochdruck Erhöhte Blutfettwerte Erhöhte Blutzuckerwerte Großer Bauchumfang Beschwerden Schmerzen im Brustbereich Gelegentlich Atemstörungen Spürbare Müdigkeit bei Anstrengung Druckartige Beschwerden im Brustkorb Ihr Lebensstil 28 Häufige Stresssituationen Regelmäßiger Alkoholkonsum Täglicher Nikotinkonsum Ungesunde Ernährung mit wenig Obst und Gemüse Hoher Zuckerkonsum Kein regelmäßiger Sport Wenig Bewegung im Alltag Je mehr „Ja“-Antworten, desto höher ist Ihr Risiko! Wenn Sie im Bereich Lebensstil mehr als drei Übereinstimmungen finden, ist Ihr persönliches Risiko eventuell schon stark erhöht. Sprechen Sie mit Ihrem Hausarzt! 29 Nützliches Zur weiteren Recherche im Netz: www.knhi.de www.herzstiftung.de www.herzschwaeche-info.de Selbsthilfegruppen in Ihrer Nähe finden Sie unter dieser Adresse: www.herzstiftung.de/selbsthilfegruppen Die pronova BKK bietet für bestimmte Erkrankungen wie die Koronare Herzkrankheit (KHK) spezielle Behandlungsprogramme (auch als „Disease Management Programme“ oder kurz DMP bekannt). Mit diesen Programmen wird die medizinische Behandlung und Versorgung nachhaltig verbessert. Mit diesem zusätzlichen Angebot möchten wir Sie und Ihre behandelnde Arztpraxis umfassend unterstützen. Das Behandlungsprogramm sorgt dafür, dass alle für Ihre Behandlung wichtigen Fachleute optimal zusammenarbeiten und Sie nach dem neuesten Stand der Medizin behandeln. Die pronova BKK will Sie mit diesem Angebot außerdem darin bestärken, aktiv an Ihrer Behandlung mitzuwirken. Wir halten darüber hinaus eine Reihe von unterstützenden Angeboten wie z. B. umfassende Informationsmaterialien bereit. Im Mittelpunkt stehen Sie und Ihre individuellen Bedürfnisse. Das gemeinsame Ziel: die Wiederherstellung Ihrer Gesundheit. Unser Team Behandlungsprogramme erreichen Sie unter 0221 65059-2700. ç 30 Weitere Informationen zum Thema finden Sie auf www.pronovabkk.de im Bereich „Leistungen“ unter dem Stichwort „Behandlungsprogramme“. Hier haben Sie auch die Möglichkeit, Unterlagen anzufordern. 31 pronova BKK 67058 Ludwigshafen [email protected] www.pronovabkk.de Wichtige Telefonnummern: Servicetelefon 0441 925138–4949 Vers. 01-0716, Bilder: shutterstock.com 24-Stunden-Gesundheitsberatung 0621 53391–4911