Naturstoffe für die Onkologie Professor Dr. Thomas Efferth Die Chemotherapie von bösartigen Tumoren ist in ihrer Wirksamkeit durch das häufige Auftreten von Resistenzen gegen die Medikamente sowie durch erhebliche Nebenwirkungen auf gesunde Gewebe beeinträchtigt. Es besteht daher ein dringender Bedarf an neuen Medikamenten mit verbesserter Wirkung auf den Tumor bei geringerer Toxizität. Naturstoffe aus Pflanzen stellen eine vielversprechende Quelle für neue Tumormedikamente dar. Es gibt beeindruckende Beispiele: Taxol aus der Karibischen Eibe, Vinblastin aus dem Madagaskar-Immergrün und Camptothecin aus dem Chinesischen Glücksbaum sind bereits etablierte Medikamente, die aus dem klinischen Alltag nicht mehr wegzudenken sind. Unsere Arbeitsgruppe forscht seit mehr als 10 Jahren auf dem Gebiet der Molekularen Pharmakologie pflanzlicher Naturstoffe. Wir konzentrieren uns auf die traditionellen chinesischen Medizin (TCM), da diese auf eine bereits 5000-jährige Geschichte blickt, und unwirksame Pflanzen im Laufe der Zeit aus dem Heilkräuterschatz verschwunden sind. Die Chancen neue Wirkstoffe zu identifizieren, sind daher in TCM-Kräutern besonders hoch. Tatsächlich fanden wir eine Reihe hochwirksamer, chemischer Substanzen, welche in der Zellkultur und im Tierexperiment Tumorzellen abtöten. Um Naturstoffe aus der TCM systematisch zu erforschen, haben wir eine umfassende Datenbank mit Inhaltsstoffen aus TCMPflanzen erstellt. Aus über 2000 Natursubstanzen wurden 410 ausgewählt, welche TumorZelllinien effektiv abtöten. Die chemischen Strukturen all dieser Naturstoffe sind bekannt. Gegenwärtig untersuchen wir ein für das Krebswachstum besonders wichtiges Protein, den epidermalen Wachstumsfaktor-Rezeptor. EGFR ist ein Krebsgen (Onkogen), das für die Entstehung und Aggressivität von Tumoren eine wichtige Rolle spielt. Mit bioinformatischen Methoden testen wir, welche TCM-Substanzen an die dreidimensionale Proteinstruktur der EGFR-Tyrosinkinase binden. Dieser Bereich ist für die Funktion des EGFR und damit für das Krebswachstum besonders wichtig. Unser Ziel ist es, eine neue Substanz finden, die an diese Bindetasche andockt und damit die EGFR-Funktionsfähigkeit lahmlegt. Sechsundzwanzig der 410 TCM-Substanzen weisen eine hohe Bindungsaffinität auf. Zwei besonders vielversprechende Naturstoffe wurden für die weiteren Experimente ausgewählt, welche die besten Bindungseigenschaften und die höchste Wirksamkeit gegenüber Tumorzellen aufwiesen. Von diesen beiden chemischen Substanzen wurde berechnet, an welche Aminosäuren des EGFR sie binden. Die bioinformatischen Ergebnisse werden nun experimentell mit gentechnisch veränderten Tumorzelllinien validiert, welchen das EGFR Gen übertragen wurde. Um die Signalweiterleitung des EGFR aufzudecken, welche das Krebswachstum vermittelt, werden genomweite microarray-Analysen durchgeführt. Schließlich werden Tierexperimente durchgeführt, um zu prüfen, ob die von uns gefundenen Substanzen möglicherweise für die weitere Testung in klinischen Studien mit Tumorpatienten geeignet sind. Literatur: Efferth et al., Mol Pharmacol 2003;64:382-394 Efferth et al., Trends Mol Med 2007;13:353-61. Efferth et al., Curr Med Chem 2007;14:2024-32. Konkimalla et al., Exp Rev Anticancer Ther 2007;7:317-29. Efferth et al., Mol Cancer Ther 2008;7:152-61. Konkimalla and Efferth, Comb Chem High Throughput Screen 2008;11:7-15. Efferth et al., Clin Cancer Res 2008;14:2405-12. Efferth et al., Trends Mol Med 2007;13:353-61. Efferth et al., Curr Med Chem 2007;14:2024-32. Konkimalla et al., Exp Rev Anticancer Ther 2007;7:317-29. Konkimalla et al., Nitric Oxide Biol Chem (in press) Li et al., Cancer Res (in press) Kontakt: Prof. Dr. Thomas Efferth Deutsches Krebsforschungszentrum Pharmazeutische Biologie (C015) Im Neuenheimer Feld 280 69120 Heidelberg Tel.: 06221-423426 Fax: 06221-423426 E-mail: [email protected]