Carolin Widmann Sharon Kam Tanja Tetzlaff Antti Siirala

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Portrait Carolin Widmann 3
Carolin Widmann
Sharon Kam
Tanja Tetzlaff
Antti Siirala
Samstag
23. November 2013
20:00
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Portrait Carolin Widmann 3
Carolin Widmann Violine
Sharon Kam Klarinette
Tanja Tetzlaff Violoncello
Antti Siirala Klavier
Samstag
23. November 2013
20:00
Pause gegen 20:30
Ende gegen 21:45
Gefördert durch das Kuratorium KölnMusik e.V.
Programm
Béla Bartók 1881 – 1945
Sonate für Violine solo Sz 117 (1944)
Tempo di ciaconna
Fuga
Melodia
Presto
Pause
Olivier Messiaen 1908 – 1992
Quatuor pour la fin du Temps (1940/41)
für Violine, Klarinette, Violoncello und Klavier
I
Liturgie de cristal: Bien modéré
IIVocalise, pour l’Ange qui annonce la fin du Temps:
Robuste, modéré
III Abîme des oiseaux: Lent, expressif et triste
IV Intermède: Décidé, modéré, un peu vif
V Louange à l’Éternité de Jésus
VI Danse de la fureur, pour les sept trompettes
VIIFouillis d’arcs-en-ciel, pour l’Ange qui annonce la fin
du Temps
VIII Louange à l’immortalité de Jésus
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ZU DEN WERKEN DES HEUTIGEN KONZERTS
Innovativ und von archaischer Kraft –
Béla Bartóks Sonate
für Violine solo Sz 117
Das hätte Béla Bartók dem jungen Geiger Yehudi Menuhin mal
lieber nicht schreiben sollen: »Die Vierteltöne sind nur als Farbeffekte gedacht, daher ohne organische Bedeutung, und können
weggelassen werden.« Es ging um das Finale seiner Sonate für
Violine solo, die Menuhin bei Bartók in Auftrag gegeben hatte.
Menuhin, wohl besorgt um den Ruf seiner sauberen Intonation,
nahm Bartók beim Wort und spielte in der Uraufführung am 26.
November 1944 in New York die »bereinigte« Fassung des Finales – eine vom Komponisten notierte, konventionell chromatische Alternative, also ohne Mikrotöne. Damit wurde das Werk
seiner größten Innovation beraubt. Denn sehr wahrscheinlich
ist Bartóks Rückzieher auf die Angst zurückzuführen, sein Werk
werde ohne Zugeständnisse nicht gespielt. Mit fatalen Folgen
für den weiteren Verlauf der Aufführungsgeschichte. Der bereits
todkranke Komponist erlebte zwar noch die Uraufführung, starb
allerdings am 26. September 1945 an den Folgen seiner Leukämieerkrankung und hinterließ keine Fassung letzter Hand. Erst
1955 kam es zur Uraufführung der Originalversion. Rudolf Kolisch
spielte sie bei den Darmstädter Ferienkursen. Bis heute glauben
Musiker, sich zwischen beiden Versionen entscheiden zu können. Dass aber die Vierteltöne und Mikrointervalle im Finale »zur
Substanz der Komposition gehören und dass sie einen wesentlichen Aspekt der Grundidee des Satzes darstellen«, das unterstrich der Musikwissenschaftler Peter Petersen schon 1981. »Man
vergewaltigte die Natur durch die Zwölftonteilung der Oktave«,
schrieb Bartok einmal. Erst 1994 wurde erstmals die ursprüngliche Fassung publiziert. Selbstverständlich spielt Carolin Widmann, deren Herz ebenso für die Moderne schlägt wie für die
zeitgenössische Musik, am heutigen Abend das Original.
Béla Bartók schrieb die Violinsolosonate Sz 117, sein letztes
Kammermusikwerk, im Exil in den USA. Im Oktober 1940 hatte
er mit seiner Ehefrau die Heimat Ungarn verlassen und sich in
New York niedergelassen. Ihm waren die zunehmende Macht
der Nationalsozialisten und der Faschisten und der Aufstieg
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der Rechtsradikalen in Ungarn zuwider. Durch seine Leukämieerkrankung geschwächt, tat er sich aber schwer in der
Fremde, geriet in eine Schaffenskrise. Die Musik dieser Zeit,
wie das 1943 komponierte Konzert für Orchester, vereint jedoch
beides: tiefe Verzweiflung und energisch zur Schau gestellte
Heiterkeit und Optimismus. Menuhin berichtet, das Exil habe
Bartók zum »Unbehausten, Ausgestoßenen« gemacht. »Ich
wusste, dass es ihm finanziell schlecht ging«, schrieb er in seinen Lebenserinnerungen, »dass er zu stolz war, um Almosen
anzunehmen – und dass er der größte zeitgenössische Komponist war. Ich verlor keinen Augenblick und bat ihn schon am
ersten Nachmittag, als wir uns kennenlernten, etwas für mich
zu schreiben«.
Bartók ließ sich nicht lange bitten. Er bewunderte Menuhins
Geigenkunst. Er hatte ihn in einem Konzert seine erste Sonate
für Violine und Klavier Sz 75 sowie Bachs Sonate für Violine
solo BWV 1005 spielen gehört. Diese Kombination inspirierte
Bartók. In seiner eigenen Violinsolosonate bezieht er sich vielschichtig auf Bach: auf die berühmte Chaconne der d-MollPartita, auf die Fugentechnik, auf den Wechsel ungerader und
gerader Taktarten zwischen den Sätzen, auf die Synthese eines
mehrstimmigen und tänzerischen Stils. Das Werk ist viersätzig
wie die drei Violinsolosonaten Bachs, an zweiter Stelle stehen
hier wie dort eine vierstimmige Fuge. Aber die expressive Verdichtung ist in Bartóks Sonate verzweifelter, schmerzlicher und
voller dissonanter Grenzgänge. Der Kopfsatz steht im Tempo di
ciaccona, im Aufbau orientiert sie sich aber an der Sonatenform.
Auf die klanglich krasse Fuge, die in ihrer Gewalt und Wucht an
Beethoven’sche Fugati erinnert, folgt der unendlich schmerzvolle, als Melodia bezeichnete dritte Satz. Sein Melos ist melancholisch, aber er wird durch unterschiedliche Spieltechniken
immer wieder ins Geräuschhafte gebogen: durch Pizzicati der
linken Hand, jaulende Glissandi, pfeifende Flageoletts.
Nicht erst im virtuosen, flirrenden, rasenden Finale brechen sich
immer wieder die archaische Wucht, die rhythmische Vielfalt,
die eigentümlichen tonalen Verhältnisse der ungarischen Volksmusik Bahn, die Bartóks Idiom prägen. Letzteres ist die Frucht
bedeutender musikethnologischer Forschungen. Bartók hatte
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die Mühen langer Reisen unter anderem durch das Gebiet des
damaligen Ungarns und den Balkan auf sich genommen, um
an authentischen Orten dörflicher Volksmusik zu lauschen, sie
zu phonographieren und dann akribisch zu transkribieren. »Das
Studium all dieser Bauernmusik war deshalb von entscheidender Bedeutung für mich, weil sie mich auf die Möglichkeit einer
vollständigen Emanzipation von der Alleinherrschaft des bisherigen Dur- und Moll-Systems brachte«, schrieb er einmal, »denn
der weitaus überwiegende und gerade wertvollere Teil des Melodienschatzes ist in den alten Kirchentonarten gehalten und zeigt
außerdem mannigfaltigste und freieste rhythmische Gebilde und
Taktwechsel«.
Unauslöschliches Licht,
unvergänglicher Frieden –
Olivier Messiaens »Quartett auf
das Ende der Zeit«
Gehen wir drei Jahre zurück. Zum 15. Januar 1941 in einer unbeheizten Baracke des deutschen Kriegsgefangenenlagers »Stalag VIII A« bei Görlitz: Kalt ist es, eisig, die etwa 400 Menschen
bibbern, frieren, hungern, dürsten. Sie lauschen angespannt
einer Uraufführung. Es erklingt das Quatuor pour la fin du Temps
­(Quartett auf das Ende der Zeit), das der französische Komponist
Olivier Messiaen hier, an diesem trost- und hoffnungslosen Ort,
für sich und drei mitgefangene Musiker geschrieben hat. Messiaen, der seinen Kriegsdienst als Sanitäter absolvierte, ist hier
seit der deutschen Besetzung Frankreichs im Mai 1940 interniert.
Das Stück beginnt, entführt die Gefangenen in eine exotische
Klangwelt: Klarinette und Geige singen wie Amsel und Nachtigall um die Wette, Klavier und Cello sorgen für eine farbige,
meditative Grundierung. Geistige Nahrung und etwas Wärme in
brutalen, menschenfeindlichen Zeiten. »Die Kälte war scharf, das
Lager im Schnee versunken. Das Cello von Etienne hatte nur drei
Saiten«, berichtete der Komponist später. Nie aber habe man
seiner Musik jemals wieder mit solcher Aufmerksamkeit zugehört. Dass es zu diesem denkwürdigen Konzert kam, verdankte
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Messiaen einem musikliebenden deutschen Offizier, der ihm
Schreibzeug und einen Arbeitsraum besorgt hatte.
Messiaen folgte in seinem Quartett keinem klassischen Formmodell. Die acht suitenartig gereihten, klar voneinander abgesetzten Sätze sind programmatische Meditationen über die göttliche Schöpfung, die Apokalypse und den Gottessohn. Die Zahl
Acht ist dabei kein Zufall: »Sieben ist die vollkommene Zahl; der
siebente, von Gott gewollte Sabbatruhetag heiligt die in sechs
Tagen vollbrachte Schöpfung«, schreibt Messiaen im Vorwort zur
Partitur, »dieser siebente, der Tag der Ruhe, dehnt sich aus in die
Ewigkeit und wird zum achten des unauslöschlichen Lichts und
des unvergänglichen Friedens«.
Messiaen, tiefgläubiger Katholik, dem die phantastisch-poetischen Bilder der Bibel viel bedeuteten, widmete sein Quartett
dem Engel der Apokalypse, der das Ende der Zeit verkündet. Im
Titel und in den Überschriften des zweiten, sechsten und siebten Satzes bezieht er sich auf das zehnte Kapitel der Offenbarung des Johannes: »Und ich sah einen andern starken Engel
vom Himmel herabkommen, mit einer Wolke bekleidet, und der
Regenbogen auf seinem Haupt und sein Antlitz wie die Sonne
und seine Füße wie Feuersäulen«, heißt es dort, »und der Engel,
den ich stehen sah auf dem Meer und auf der Erde, hob seine
rechte Hand auf zum Himmel und schwor bei dem, der da lebt
von Ewigkeit zu Ewigkeit«. Und weiter: »Es soll hinfort keine Zeit
mehr sein, sondern in den Tagen, wenn der siebente Engel seine
Stimme erheben und seine Posaune blasen wird, dann ist vollendet das Geheimnis Gottes.«
Der Untergang der Welt fällt in der Apokalypse zusammen mit
dem Beginn der Ewigkeit. Aber Messiaens Ewigkeit beginnt nicht
erst am Jüngsten Tag. Trotz seiner desolaten Situation komponierte er dank unerschütterlichem Gottvertrauen keine schreiende Anklage, sondern ein abgeklärtes Werk über die Ewigkeit, das zärtlich, menschlich, liebevoll endet. Die »musikalische
Sprache ist ihrem Wesen nach immateriell, geistig, katholisch«,
schreibt der Komponist im Vorwort, »die Modi, die melodisch und
harmonisch eine Art tonale Allgegenwart erzeugen, führen den
Hörer zur Ewigkeit im Raum oder im Unendlichen. Besondere
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Rhythmen jenseits aller Metren tragen entscheidend dazu bei,
das Zeitempfinden zu dehnen«.
Von Satz zu Satz wechseln die Besetzungen, von voller Vierstimmigkeit (I, II, IV, VI, VII) über Duos (V, VIII) bis zum Solovortrag (III).
Vogelstimmen, faszinierende Farb-Klang-Wirkungen und ein
schier unermesslicher metrisch-rhythmischer Kosmos prägen
das Quartett genauso wie formale Vielfalt. Im abschließenden
»Lobgesang auf die Unsterblichkeit Jesu«, der »extrêmement
lent« zu spielen ist, scheint sich musikalisch die Loslösung von
Zeit und Raum zu vollziehen.
Messiaen war nicht nur sehr religiös, sondern immer auch unterwegs als Ornithologe, der die Ergebnisse seiner Forschungen in
seiner Musik verarbeitete. Zog Bartók durch die Länder, um in
der dörflichen Volksmusik nach Strukturelementen für den eigenen Stil zu suchen, ließ sich Messiaen – nicht nur aus religiös
gefärbter Naturverehrung – von der Vogelwelt inspirieren: »Hier
waren die komplexen Rhythmen, die nicht oktavierenden Modi,
die aleatorische Polyphonie, die Vierteltöne und Mikrointervalle,
die Klangfarben-Melodien und mathematischen Modelle organisch vereint, mit denen er sich seit Jahren beschäftigte. Die UrMusik der Natur entpuppte sich ihm als praktizierte Avantgarde.«
(Hans-Jürgen Schaal)
Das Quartett ist das erste Werk, in dem Messiaen den Vögeln
Abgelauschtes verarbeitet: inspiriert durch die Amselrufe, die
der Gefangene als Freiheitsbotschaften im Lager vernahm.
»Trotz meiner tiefen Bewunderung für die Volkslieder der Welt
glaube ich nicht, dass man in irgendeiner Menschenmusik, wie
inspiriert sie auch immer sei, Melodien und Rhythmen finden
kann, die die souveräne Freiheit des Vogelliedes besitzen«,
schrieb er einmal. »Die Vögel sind meine ersten und größten
Lehrer gewesen. Ich habe ihre Schule nie verlassen. Ich habe
begriffen, dass der Mensch viele Dinge gar nicht erfunden hat,
sondern dass viele Dinge bereits um uns herum in der Natur
existierten. Ich habe also die Vögel gewählt, andere den Synthesizer.« Am eindrücklichsten scheinen die musikalischen Vorbilder im dritten Satz »Abgrund der Vögel« auf, im großen elegischen Sologesang der Klarinette, der sich auf die Vorstellung
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bezieht, Vögel kreisten über dem Abgrund der Zeit, bevor der
Engel der Apokalypse in Erscheinung tritt. Der Mensch ist noch
gefangen in Traurigkeit und Dunkelheit. Die Vögel aber steigen
zum Licht empor.
Messiaen hat seinem Werk ausführliche programmatische
Anmerkungen vorangestellt:
I
»Liturgie aus Kristall«: »Zwischen 3 und 4 Uhr morgens das
Erwachen der Vögel: eine Amsel und eine einzelne Nachtigall improvisieren hoch oben in den Bäumen, umgeben
von klingendem Blütenstaub und von einem Lichthof aus
verlorenen Trillern. Übertragen Sie das auf die religiöse
Ebene, und Sie werden die Stille der Himmelsharmonien
vernehmen!«
II »Vokalise für den Engel, der das Ende der Zeit verkündet«:
»Der 1. und 3. Teil (sehr kurz) beschwören die Macht dieses
starken Engels mit dem Regenbogen über dem Haupt, in
eine Wolke gekleidet, wie er einen Fuß auf das Meer und
den anderen auf die Erde setzt. In der Mitte hören wir die
unfassbaren Harmonien des Himmels: im Klavier zarte Kaskaden aus Akkorden in Blau-Orange, die mit ihrem fernen
Glockenklang den quasi-gregorianischen Choral von Geige
und Cello umhüllen.«
III »Abgrund der Vögel«: »Klarinetten-Solo. Der Abgrund, das
ist die Zeit mit ihrer Traurigkeit und Müdigkeit. Die Vögel
sind das Gegenteil der Zeit. Sie sind unser Verlangen nach
Licht, nach den Sternen und Regenbögen und nach jubilierenden Stimmen!«
IV »Intermezzo«: »Ein Scherzo von äußerlicherem Charakter als
die anderen Sätze, aber mit ihnen durch einige melodische
›Anklänge‹ verbunden.«
V
»Lob auf die Ewigkeit Jesu«: »Jesus wird hier als das Wort
betrachtet. Eine große Phrase des Cellos, unendlich langsam, verherrlicht in Liebe und Ehrerbietung die Ewigkeit dieses mächtigen und süßen Wortes. Majestätisch breitet sich
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die Melodie aus wie in einer zarten und unbegrenzten Ferne.
›Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und
das Wort war Gott.‹ (Joh. 1,1)«
VI »Tanz der Raserei für die sieben Trompeten«: »In seinem
Rhythmus ist dieser Satz der charakteristischste von allen.
Die vier Instrumente ahmen unisono die Gongs und Trompeten nach: die sechs Trompeten der Apokalypse, denen
verschiedene Katastrophen folgen. Die Trompete des siebten Engels verkündet die Vollendung des Geheimnisses
Gottes. Die Verwendung von hinzugefügten Werten, Rhythmen, die sich vergrößern und verkleinern, Rhythmen, die
nicht umkehrbar sind. Musik aus Stein, aus furchterregendem, sonorem Granit, eine unwiderstehliche Bewegung
aus Stahl, ungeheure Blöcke von purpurner Raserei, von
eisiger Trunkenheit. Hören Sie besonders auf das schreckliche Fortissimo des Themas in der rhythmischen Vergrößerung und mit veränderten Registern gegen Ende des
Satzes!«
VII »Gewirr von Regenbögen für den Engel, der das Ende der
Zeit verkündet«: »Es erscheinen hier wieder Passagen aus
dem zweiten Satz. Der Engel erscheint voller Kraft, vor allem
der Regenbogen, der ihn bedeckt (der Regenbogen – das
Symbol des Friedens, der Weisheit und aller leuchtenden
und klingenden Vibration). In meinen Träumen sehe und
höre ich geordnete Melodien und Akkorde, bekannte Farben und Formen; dann, nach diesem vorübergehenden Stadium, gehe ich über ins Irreale und erleide in einer Ekstase
ein Wirbeln, ein kreisendes Miteindringen von übermenschlichen Tönen und Farben. Diese Schwerter aus Feuer, dieses
Fließen von Lava in Blau-Orange, diese brüsken Sterne: so
ist das Gewirr, so sind die Regenbögen.«
VIII »Lob auf die Unsterblichkeit Jesu«: »Ein breit angelegtes
Geigensolo, Gegenstück zum Cellosolo des fünften Satzes. Warum dieser zweite Lobgesang? Er richtet sich ganz
besonders auf die zweite Wesenheit Jesu, den Menschen
Jesus, auf das Wort, das Fleisch geworden ist, auferstanden als Unsterblicher, um uns sein Leben zu schenken. Der
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Lobgesang ist ganz und gar Liebe. Sein langsamer Aufstieg
zu extremer Höhe bedeutet das Aufsteigen des Menschen
zu seinem Gott, des Gottessohnes zu seinem Vater, des vergöttlichten Geschöpfes zum Paradies …«
Verena Großkreutz
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IM GESPRÄCH
Von alten Meistern und jungen
Talenten – Die Violinistin
Carolin Widmann im Gespräch
mit ­Guido Fischer
Im heutigen Programm stellen Sie mit Béla Bartók und Olivier Messiaen nicht nur zwei Klassiker der Moderne nebeneinander. Die
beiden Werke sind in existenzieller Not entstanden. Wie etwa das
»Quartett auf das Ende der Zeit«, das Messiaen 1941 in einem deutschen Gefangenenlager komponierte. Und Bartók hat seine Sonate
für Violine solo kurz vor seinem Tod im amerikanischen Exil geschrieben. Gewidmet hat er sie ja Yehudi Menuhin. Gibt es aus der Riege
all der legendären Geiger einen, den Sie besonders bewundern?
Carolin Widmann: Es gibt da unendlich viele. Zumal ich mich
jetzt verstärkt dafür interessiere, wie die ganzen Geiger der alten
Schule agogisch und mit Vibrato gespielt haben. Von den alten
Geigern schätze ich natürlich Menuhin. Selbst in der Zeit, als er
Probleme mit seinem rechten Arm hatte, war er ein grandioser
Musiker. Und ob nun Fritz Kreisler, Mischa Elman, Bronislaw
Huberman, Ginette Neveu oder Joseph Szigeti – meine Güte, das
waren alles wirklich groß-, groß-, großartige Geiger. Beispielsweise gibt es nichts Tolleres, als wenn Jascha Heifetz das Violinkonzert von Erich Wolfgang Korngold spielt: dieser scheinbar
kühle Analytiker mit diesem heißen, brennenden Stück Korngold!
Er hat es so gespielt wie danach niemand mehr. Das war so eine
reiche Zeit, eine goldene Epoche. Aber für mich war doch Fritz
Kreisler der König. Und er ist der einzige Mensch, von dem ich
mir ein Autogramm gekauft, ersteigert habe. Er hat mich auch als
Mensch fasziniert.
Wie viele der von Ihnen genannten Jahrhundertgeiger verkörperte
Kreisler eine Musikergeneration, die durch den Zweiten Weltkrieg
ins Exil gezwungen wurde. Gleiches gilt auch für Béla Bartók. Und
seine Sehnsucht nach der Heimat spiegelt sich nicht zuletzt in seiner
Violin-Sonate wider …
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CW: Er war so unverstanden in Amerika. Mit dem optimistischen
Amerika konnte er überhaupt nichts anfangen. Das Trio Kontraste,
das er für Benny Goodman und Szigeti geschrieben hat, kam
noch halbwegs gut an wegen der Jazzelemente. Aber nun diese
Solo-Sonate. So etwas Sperriges. Dennoch finden sich in ihr
ungarisch-folkloristische Elemente und Rückbezüge auf Bach.
Diese alte europäische Kultur hat sich Bartók in seiner Sonate
herbeigesehnt. Und gleichzeitig scheint er in ihr seinen baldigen
Tod vorauszuahnen. Dieser langsame Satz der Sonate ist einer
der großartigsten der Musikgeschichte. Da steht ein Geiger oder
eine Geigerin allein auf der Bühne und spielt diese einstimmige
Melodie. Die totale Reduktion und auch totale Resig­nation. Das
ist einer der berührendsten Sätze, weil da jemand ein letztes Mal
sich ganz offenbart und die Verzweiflung eines einsamen Menschen zeigt. Aber alles ohne Panik.
Kommen wir noch einmal auf Menuhin zurück. 1998 haben Sie beim
französischen Concours International Yehudi Menuhin den von
Menuhin höchstpersönlich gestifteten Prix du Président gewonnen.
1999 kam ein weiterer Preis beim Internationalen Violinwettbewerb
»Georg Kulenkampff« in Köln hinzu. Doch ein Jahr später kamen Sie
beim Brüsseler Concours Reine Elisabeth nicht über das Halbfinale
aus …
CW: Es war so ein Fall, wo man alles versucht hat und es doch
nicht hingehauen hat. Heute kann ich das anders bewerten, da
ich ja auch auf der Seite der Lehrenden bin. Ich weiß, wie solche
Entscheidungen in der Jury getroffen werden und wie komisch
das ist, wenn jeder das gleiche Stück spielt. Ich weiß andererseits, wie unendlich glücklich ich war, als der Kritiker der Zeit,
Volker Hagedorn, über den Brüsseler Wettbewerb geschrieben
hatte. Da erwähnte er nämlich eine namenlose Geigerin, die für
ihn das interessanteste Mozart-Konzert gespielt hätte – aber
dann aus unerfindlichen Gründen rausgeflogen ist. Da habe ich
mich wirklich getraut, ihn zu fragen, ob er vielleicht mich damit
gemeint hätte? Und da wurde mir klar, dass es eben auch ein
Publikum gibt, das ganz anders entscheidet als die Jury. Daher
sagte ich mir: solange es jemanden gibt, der mich interessanter
findet als die anderen, muss ich weitermachen.
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Sie habe gerade schon Ihre Lehrtätigkeit erwähnt. Seit 2006 sind Sie
Professorin für Violine an der Musikhochschule in Leipzig. Wie sieht
der Stundenplan aus? Gibt es viel Zeitgenössisches?
CW: Ich achte darauf, dass alle Epochen vorkommen. Ich will
nicht, dass meine Studenten von der Barockmusik nur Bach
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spielen. Und statt eines Mozart-Konzerts kann es auch mal
Haydn sein. Ich habe das Glück, dass meine Studenten da inzwischen genau diese Neugier besitzen. Und sie wollen auch pro
Semester ein modernes Stück spielen. Da kann ich sie beratend
begleiten, welches zu einem bestimmten Zeitpunkt dann am
besten zu ihnen passt.
Sie sind eigentlich eine strenge Lehrerin?
CW: Das müssen Sie meine Studenten fragen. Ich glaube, ich bin
sehr streng, da ich weiß, was es erfordert, um besser zu werden.
Andererseits muss ich gar nicht so streng sein, da meine Studenten so fleißig sind und viel von ihnen selber kommt, so dass ich
nicht die Autorität rauskehren muss. Wichtig ist mir stets, dass
es keine Disziplin um der Disziplin wegen geben darf. Schließlich ist es ein Privileg, sich mit dieser großen Kunst beschäftigen
zu dürfen. Die Strenge kommt aus der Freude an der Materie, an
der Musik. Genau das versuche ich zu vermitteln. Ich würde mich
niemals über einen Studenten lustig machen, wie es ja früher oft
bei den älteren Lehrergenerationen der Fall war. Die Motivation,
die aus der Materie kommt, reicht aus. Außerdem denke ich, dass
die jungen Musiker sich bewusst darüber sind, wie schwierig der
Markt ist. Daher muss ich sie in ihrem Eifer schon mal ein wenig
bremsen und sage ihnen: Geht auch mal einen Abend ins Kino
oder ins Theater. Schaut Euch an, was draußen los ist.
Welchen Einfluss hat umgekehrt die Arbeit mit den Studenten auf Ihr
Denken und Spiel?
CW: Einen sehr großen, da ich allein schon jeden Tag mit unterschiedlichstem Repertoire konfrontiert werde. Und wenn ein Student wieder ein Stück ausgegraben hat, ist das natürlich auch für
mich ein Erlebnis. Sei es nun ein Werk des Messiaen-Freundes
André Jolivet oder vom Dresdner Barockkomponisten Johann
Paul von Westhoff. Doch auch über das Verbalisieren von technischen Abläufen wird einem noch bewusster, was man eigentlich tut und was auch alles geht. Ich bin keine Dogmatikerin, was
die Technik angeht. Jeder muss auf der Basis des musikalischen
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Ideals die Technik für sich finden. Jeder Körper ist anders und
jeder kommt aus einer unterschiedlichen Richtung, von einem
anderen Lehrer. Und auf dieser Basis muss man arbeiten.
Schaut man sich allein Ihren Tourkalender 2013 an, waren Sie wieder einmal als musikalische Mehrkämpferin unterwegs. Immerhin
haben Sie als Solistin und Kammermusikerin beispielsweise die
große »B«-Fraktion Bach, Brahms, Berg, Bartók und Boulez gespielt.
Außerdem standen drei Violinkonzerte zur Uraufführung an, von
denen eines davon Salvatore Sciarrino für Sie geschrieben hat. Wie
lange braucht es überhaupt, bis es zwischen Ihnen und einem Stück
funkt?
CW: Es ist wie bei Menschen. Es ist ganz unterschiedlich. Und
der Vergleich hinkt wirklich nicht, dass es wie bei Menschen ist.
Manche Stücke sind zunächst sehr spröde nach außen und sehr
sperrig, störrisch. Man denkt sich dann: Come on, ich bin doch
eigentlich ganz freundlich. Ich will Dir doch nur helfen und ich
versuche Dich gut zu spielen. Und auf einmal öffnen sie sich. Bei
einigen Werken passiert das sofort. Bei anderen hingegen kann
es aber auch erst im Konzert passieren. Und manche Stücke sind
einfach nur Blender. Solche Exemplare findet man eben auch bei
den Menschen.
Und was liegt aktuell auf Ihrem Schreibtisch?
CW: Ganz schön viel. Ich habe gerade die Noten eines Violinkonzerts des Böhmen Johann Baptist Vanhal bekommen. Dann
habe ich mir die Urtext-Ausgabe des Violinkonzerts von Brahms
gekauft. Ganz bodenständig also. Und Jürg Wyttenbach, ein
ganz toller Schweizer Komponist, von dem ich erst im Juni sein
Violinkonzert uraufgeführt habe, hat mir ein altes, jetzt umgearbeitetes Solo-Stück zugeschickt. Ballade heißt es. Irgendwann
will ich es in meine Recitalprogramme einbauen. Es gibt viele
Werke, die mich faszinieren und die ich unbedingt spielen will.
Aber ich möchte dafür immer die richtige Gelegenheit abwarten.
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Biographien
Carolin Widmann
In München geboren, wurde Carolin
Widmann bei Igor Ozim in Köln, bei
Michèle Auclair in Boston und bei David
Takeno an der Guildhall School of Music
and Drama in London ausgebildet. Als
Solistin konzertierte Carolin Widmann
mit dem Gewandhaus-Orchester Leipzig, dem Orchestre National de France,
dem Orchestra dell’Accademia Nazionale di Santa Cecilia, dem TonhalleOrchester Zürich, dem ORF Radio-Symphonieorchester Wien, dem BBC Symphony Orchestra London,
dem London Philharmonic Orchestra und dem China Philharmonic Orchestra Peking unter Dirigenten wie Riccardo Chailly,
Sir Roger Norrington, Sylvain Cambreling, Vladimir Jurowski,
Emmanuel Krivine, Peter Eötvös und Heinz Holliger.
Carolin Widmann ist regelmäßiger Gast bei den renommierten Festivals in Luzern, Schleswig-Holstein und Salzburg, beim
Enes­cu-Festival in Bukarest, dem Festival d’Automne à Paris
sowie bei den Kammermusikfestivals in Lockenhaus, Heimbach
und Jerusalem. In der Saison 2012/13 debütierte Carolin Widmann mit Hans Abrahamsens Doppelkonzert beim Royal Danish
Orchestra (unter Sir Simon Rattle) in Kopenhagen sowie bei der
Tschechischen Philharmonie unter der Leitung von Ingo Metzmacher in Prag. Des Weiteren war sie »Artist in Residence« bei
den Duisburger Philharmonikern. Im April dieses Jahres spielte
sie die Uraufführungen des Violinkonzerts »Giorno velato presso
il lago nero« von Salvatore Sciarrino (in München mit dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks unter der Leitung von Jonathan Nott) sowie des Violinkonzerts unbalanced
instability von Dieter Amann (mit dem WDR Sinfonieorchester
Köln bei den Wittener Tagen für neue Kammermusik), das sie
anschließend auch beim Lucerne Festival (mit dem Orchester der
Lucerne Festival Academy unter Pablo Heras-Casado) und erst
kürzlich erneut mit dem WDR Sinfonieorchester in der Kölner
Philharmonie aufführte.
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Enge musikalische Partnerschaften verbinden sie mit den Pianisten Dénes Várjon und Alexander Lonquich, mit denen sie
Aufnahmen von Werken Schuberts und Schumanns einspielte.
Gleich Carolin Widmanns Debüt-CD Reflections I wurde 2006 mit
dem Jahrespreis der Deutschen Schallplattenkritik ausgezeichnet. Seither veröffentlichte sie verschiedene Kammermusik-Einspielungen von Schubert bis Xenakis – allesamt mit größtem Lob
von der nationalen wie internationalen Presse und renommierten
Preisen – wie dem Diapason d’or und dem Preis der deutschen
Schallplattenkritik – honoriert. Ihre jüngste Einspielung von Morton Feldmans Violin and Orchestra mit dem hr-Sinfonieorchester
unter der Leitung von Emilio Pomárico erschien im März dieses
Jahres.
Über ihre Solistentätigkeit hinaus ist Carolin Widmann seit Oktober 2006 Professorin für Violine an der Hochschule für Musik und
Theater »Felix Mendelssohn-Bartholdy« in Leipzig und seit 2012
die künstlerische Leiterin des ältesten Kammermusikfestivals
Deutschlands, der Sommerlichen Musiktage Hitzacker. Im März
dieses Jahres wurde sie bei den International Classical Music
Awards als »Artist of the Year« ausgezeichnet. Carolin Widmann
spielt eine Violine von G. B. Guadagnini aus dem Jahr 1782.
In der Kölner Philharmonie war Carolin Widman zuletzt am
15. November zu hören.
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Sharon Kam
Die Klarinettistin Sharon Kam wurde in
Israel geboren und erhielt dort Unterricht bei Eli Eban und Chaim Taub. Im
Alter von 16 Jahren gab sie ihr Orchesterdebüt mit dem Israel Philharmonic
Orchestra unter Zubin Mehta. Sie wurde
von Isaac Stern gefördert und absolvierte die Juilliard School, wo sie bei
Charles Neidich studierte. 1992 gewann
sie den Internationalen ARD-Wettbewerb in München und arbeitet seitdem mit den bedeutendsten Orchestern in den USA, Europa und
Japan.
Als Kammermusikerin arbeitet Sharon Kam mit Künstlerfreunden wie Heinrich Schiff, Christian Tetzlaff, Antje Weithaas oder
Tabea Zimmermann zusammen. Mit dem Pianisten Itamar Golan
verbindet sie eine besonders lange und erfolgreiche Zusammenarbeit. Zusammen mit Enrico Pace und Daniel Müller-Schott war
sie im Trio u. a. im Concertgebouw Amsterdam zu erleben. Häufig spielt sie im Duo mit Lars Vogt, bei dessen Festival »Spannungen« in Heimbach sie regelmäßig zu Gast ist, ebenso wie bei
anderen Festivals wie denen in Verbier, Risør, Cork und Delft.
Mit ihren zahlreichen Aufnahmen dokumentiert Sharon Kam,
dass sie sowohl in der Musik von der Klassik bis zur Moderne als
auch im Jazz zu Hause ist. Zuletzt widmete sie sich dabei insbesondere den Werken Mozarts. So spielte sie nicht nur zu dessen
250. Geburtstag im Ständetheater in Prag sein Klarinettenkonzert, das vom Fernsehen live in 33 Länder übertragen wurde, sondern erfüllte sich auch den großen Wunsch sowohl das Konzert
als auch sein Klarinettenquintett in A-Dur mit der Bassett-Klarinette aufzuzeichnen. Die hochgelobte Aufnahme (zusammen
mit der Haydn Philharmonie sowie ihren Kammermusikpartnern
Isabelle van Keulen, Ulrike-Anima Mathé, Volker Jacobsen und
Gustav Rivinus) wurde im September 2011 veröffentlicht.
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Sharon Kam wurde bereits zweimal mit dem ECHO Klassik als
»Instrumentalistin des Jahres« ausgezeichnet: 1998 für ihre
Weber-Aufnahme mit dem Gewandhausorchester Leipzig unter
Kurt Masur und im Jahr 2006 für ihre CD mit dem MDR Sinfonieorchester und Werken von Louis Spohr, Carl Maria von Weber,
Gioachino Rossini und Felix Mendelssohn Bartholdy. Die Aufnahme American Classics mit dem London Symphony Orchestra
unter der Leitung ihres Ehemannes Gregor Bühl wurde mit dem
Preis der Deutschen Schallplattenkritik ausgezeichnet. 2007 veröffentlichte sie eine CD mit der Sinfonia Varsovia mit Werken von
Julius Rietz, Max Bruch und Carl Maria von Weber. 2008 erschien
die CD Souvenirs (mit Itamar Golan) und 2009 die Einspielung der
Brahms-Sonaten und -Trios (mit Martin Helmchen).
Sharon Kam brachte zahlreiche Werke zur Uraufführung, darunter Krzysztof Pendereckis Klarinettenkonzert und Quartett sowie
Peter Ruzickas Klarinettenkonzert Erinnerung. Bei den Salzburger
Festspielen 2006 war sie mit der Uraufführung von Herbert Willis
Klarinettenkonzert zu erleben. 2011 spielte sie die Uraufführung
des Eröd-Klarinettenkonzerts zusammen mit dem TonkünstlerOrchester im Wiener Musikverein. In der vergangenen Saison
2012/13 war Sharon Kam unter anderem im Auditorium du Musée
du Louvre in Paris, in der Alten Oper Frankfurt, der Philharmonie
Essen und im Münchener Herkulessaal zu erleben. Bei uns war
sie zuletzt im November 2011 zu hören.
19
Tanja Tetzlaff
Tanja Tetzlaff verfügt über weit gefächertes Repertoire, das sowohl Standardwerke der klassischen Solo- und
Kammermusikliteratur als auch Kompositionen des 20. und 21. Jahrhunderts
umfasst. Sie studierte an der Musikhochschule Hamburg bei Bernhard
Gmelin und am Mozarteum Salzburg
bei Heinrich Schiff. Nach erfolgreichen
Teilnahmen an vielen internationalen
Wettbewerben spielte sie mit zahlreichen renommierten Orchestern, u. a. mit den Orchestern der Tonhalle Zürich, des Bayerischen Rundfunks und des Konzerthauses
Berlin, dem Koninklijk Filharmonische Orkest van Vlaanderen
und dem Orquesta Nacional de España, der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen sowie dem Orchestre Philharmonique de
Radio France, dem Orchestre de Paris und dem Cincinnati Symphony Orchestra. Dabei arbeitete sie zusammen mit namhaften
Dirigenten wie Lorin Maazel, Daniel Harding, Sir Roger Norrington, Philippe Herreweghe, Vladimir Ashkenazy, Dmitrij Kitajenko,
Paavo Järvi, Michael Gielen, Heinz Holliger und vielen anderen.
Tanja Tetzlaff ist in der Saison 2013/14 bei verschiedenen Orchestern mit Cellokonzerten von Haydn, Dvořák und Schostakowitsch
zu hören. Neben einer umfangreichen Tournee mit dem Tetzlaff
Quartett ist sie auch im Trio mit Lars Vogt und Christian Tetzlaff
in Salzburg, Paris, Berlin, Neumarkt, Schwetzingen, Zürich und
Bremen zu erleben. Das Trio führt dort alle drei Klaviertrios von
Brahms auf, welche im Anschluss an die Tournee aufgenommen werden sollen. Regelmäßig konzertiert sie in renommierten
Kammermusikreihen und bei Festivals wie z. B. dem Heidelberger
Frühling und den Festivals in Bergen, Baden-Baden und Edinburgh und gehört zu der Kernbesetzung des Heimbach-Festivals
»Spannungen«. Ihre Kammermusikpartner sind hierbei u. a. Lars
Vogt, Leif Ove Andsnes, Alexander Lonquich, Antje Weithaas, Florian Donderer, Baiba und Lauma Skride und ihr Bruder Christian
Tetzlaff, mit dem sie das Tetzlaff Quartett gegründet hat. Gemein-
20
sam mit Florian Donderer organisiert sie eine Konzertreihe im
Sendesaal Bremen.
2011 erschien eine CD mit den Cellokonzerten von Wolfgang Rihm
und Ernst Toch. Des Weiteren erschienen eine CD des Tetzlaff
Quartetts mit Werken von Sibelius und Schönberg sowie eine
CD mit den Klaviertrios von Schumann, eingespielt mit Christian
Tetzlaff und Leif Ove Andsnes – beide CDs kamen in die Bestenliste der Deutschen Schallplattenkritik 2011. Mit ihrer Duopartnerin, der Pianistin Gunilla Süssmann, spielt sie regelmäßig in den
großen Konzertreihen in Deutschland und Skandinavien. Werke
von Sibelius, Grieg und Rachmaninow hat das Duo auf CD eingespielt. Zuletzt nahmen sie Sonaten von Brahms auf. Tanja Tetzlaff
spielt ein Cello von Giovanni Baptista Guadagnini aus dem Jahr
1776 und war bei uns zuletzt im Februar dieses Jahres zu Gast.
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Antti Siirala
Der mit Ersten Preisen zahlreicher
internationaler Wettbewerbe (u. a. des
Wettbewerbs in Leeds) ausgezeichnete
Finne Antti Siirala hat sich als einer
der herausragenden Pianisten seiner
Generation etabliert. Immer wieder wird
seine reiche Palette von Klangschattierungen, seine differenzierte, sangliche
Phrasierung und gestalterische Intelligenz gerühmt. Er musiziert mit namhaften Dirigenten wie Herbert Blomstedt, François-Xavier Roth, Esa-Pekka Salonen und Sakari Oramo
sowie Orchestern wie dem Deutschen Symphonie-Orchester
Berlin, den Bamberger Symphonikern, den Rundfunk-Sinfonieorchestern von HR, NDR Hannover, SWR und WDR, dem TonhalleOrchester Zürich, den Wiener Symphonikern, dem Budapest
Festival Orchestra, dem City of Birmingham Symphony Orchestra, dem Philharmonia Orchestra, dem Residentie Orkest, den
Göteborger Sinfonikern, dem Finnish Radio Symphony Orchestra, dem San Francisco Symphony Orchestra und dem NHK Symphony Orchestra Tokyo.
Der jüngste Preisträger in der Geschichte des Internationalen
Beethoven Klavierwettbewerbs Wien spielte Recitals in der Klavierreihe der Berliner Philharmoniker, beim Lucerne Festival und
beim Klavier-Festival Ruhr sowie in Konzerthäusern wie der Kölner Philharmonie, der Londoner Wigmore Hall, dem Concertgebouw Amsterdam, dem Metropolitan Museum New York und der
Tonhalle Zürich. Außerdem war Antti Siirala für drei Jahre Artistin-Residence in der Reihe »Junge Wilde« des Konzerthauses
Dortmund. Höhepunkte dieser Spielzeit sind u. a. Konzerte mit
dem RTÉ National Orchestra, Bartoks Klavierkonzert Nr. 2 mit der
Deutschen Staatsphilharmonie unter Karl-Heinz Steffens, Konzerte in der Kölner Philharmonie und dem Konzerthaus Berlin
sowie die Aufführung des Busoni-Klavierkonzertes in Helsinki.
Antti Siiralas regelmäßige Kammermusikpartner sind Jan Vogler
und das Moritzburg Ensemble, Martin Fröst, Caroline Widmann,
Christian Poltera und Lawrence Power.
22
Zuletzt erschienen Aufnahmen der drei letzten Beethoven-Sonaten und des Tripelkonzerts von Beethoven (mit The Knights, Colin
Jacobsen und Jan Vogler). Daneben erschien eine hochgelobte
Einspielung von Schuberts Forellenquintett zusammen mit neukomponierten bzw. improvisierten Variationen über das Lied von
der Forelle sowie CDs mit Werken von Brahms und SchubertTranskriptionen. Siiralas CDs wurden wiederholt vom Grammophone Magazin als Editor’s Choice ausgewählt. Antti Siirala wurde
2013 zum Professor für Klavier an der Hochschule für Musik und
Theater München ernannt.
In der Kölner Philharmonie war er zuletzt im Januar 2011 zu hören.
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KölnMusik-Vorschau
November
MI
27
18:00
Alter Wartesaal
So
24
Max Höfler Projektleitung Kunst
Thomas Taxus Beck Leitung
(Komposition)
11:00
Adriana Bastidas-Gamboa Mezzosopran
Georg Poplutz Tenor
Response 2013 Abschlusskonzert
»Labyrinth«
Kölner Kurrende
Neues Rheinisches
Kammerorchester Köln
Michael Reif Dirigent
KölnMusik gemeinsam mit dem
Westdeutschen Rundfunk
Gefördert durch das Kuratorium
KölnMusik e. V.
Harald Weiss
Requiem
»Schwarz vor Augen – und es ward
Licht«. Für Soli, Chor und Orchester
Dezember
Wolfgang Amadeus Mozart
Requiem d-Moll KV 626
vervollständigt von Franz Xaver
Süßmayr
SO
Netzwerk Kölner Chöre
gemeinsam mit KölnMusik
01
Kölner Chorkonzerte 2
11:00
Matthias Horn Bariton (Winterwanderer)
Christoph Ullrich Klavier (Krähe)
SO
Ensemble Resonanz
Ruben Gazarian Dirigent (Franz Schubert, Leiermann)
24
20:00
Die Winterreise
für Kinder ab 6
Marius Neset sax
Ivo Neame p
Petter Eldh b
Anton Eger dr
ohne Pause | Ende gegen 12:00
Kinder-Abo 2
Birds
Als 2011 der norwegische Jazz-Saxophonist Marius Neset das Debüt-Album
»Golden Xplosion« veröffentlichte,
wurde er sofort auf eine Stufe mit
Michael Brecker und vor allem mit
Landsmann Jan Garbarek gestellt. Seitdem hat Neset auch auf allen großen
Jazzfestivals der Welt mit seiner Kreativität, Phantasie und Virtuosität verblüfft.
Für sein Kölner Debüt bringt der Shooting-Star der Jazz-Szene sein Quartett
und das neue Album »Birds« mit.
24
Igor Levit
Foto: Florian Ganslmeier
Klavier
Freitag
13. Dezember 2013
20:00
Georg Muffat
Passacaglia g-Moll
aus: Apparatus musicoorganisticus (1690) für Orgel
Ludwig van Beethoven
Sonate für Klavier Nr. 30 E-Dur
op. 109
Frederic Rzewski
Ballad 2: Which side are you on?
aus: 4 North American Ballads
(1978 – 79)
Franz Liszt
Feierlicher Marsch zum heiligen
Gral aus Parsifal S 450 (1882),
Bearbeitung für Klavier
Franz Liszt/Ferrucio Busoni
Fantasie und Fuge über den
Choral »Ad nos, ad salutarem
undam« S 259 (1850) für Orgel.
Freie Übertragung für Klavier
(1897)
Der ECHO Rising Star 2012 Igor
Levit legt eine kometenhafte Karriere hin, auf seiner lang erwarteten Debüt-CD spielt der Pianist
gleich fünf späte BeethovenSonaten, darunter die Sonate Nr.
30 E-Dur. Seine Konzertabende
zeugen von Levits grenzenlosem Repertoire, inspirieren Kritiker zu höchstem Lob und bieten
dem Publikum Virtuosität und ein
besonderes Gespür für Klangfarben. Der Konzertabend beginnt
um 19 Uhr mit einer Einführung
durch Christoph Vratz
SO
SO
01
08
18:00
16:00
Pietro Spagnoli Graf Almaviva
Rosemary Joshua Gräfin Almaviva
Sophie Karthäuser Susanna
Konstantin Wolff Figaro
Anett Fritsch Cherubino
Isabelle Poulenard Marcellina
Thomas Walker Don Curzio / Basilio
Marcos Fink Bartolo / Antonio
Lore Binon Barbarina
Leticia Moreno Violine
Ana-Maria Vera Klavier
Camerata Vocale Freiburg
Winfried Toll Einstudierung
Richard Strauss
Sonate für Violine und Klavier
Es-Dur op. 18 TrV 151
Nominiert von L’Auditori Barcelona und
Palau de la Música Catalana
Ludwig van Beethoven
Sonate für Violine und Klavier
A-Dur op. 47
»Kreutzer-Sonate«
Freiburger Barockorchester
René Jacobs Dirigent
Maurice Ravel
Tzigane. Rapsodie de concert
Wolfgang Amadeus Mozart
Le nozze di Figaro KV 492
Zu diesem Konzert bieten wir eine
­Kinderbetreuung an.
17:00 Einführung in das Konzert durch
Oliver Binder
Gefördert durch die Europäische
Kommission
Klassiker! 2
15:00 Einführung in das Konzert durch
Bjørn Woll
MO
Rising Stars – die Stars von morgen 2
02
20:00
DO
12
Arcadi Volodos Klavier Franz Schubert
Sonate für Klavier C-Dur D 279
20:00
Jerusalem Quartet
Alexander Pavlovsky Violine
Sergei Bresler Violine
Ori Kam Viola
Kyril Zlotnikov Violoncello
Allegretto C-Dur D 346
Federico Mompou
Música callada (Auswahl)
Robert Schumann
Kinderscenen op. 15
Johannes Brahms
Streichquartett a-Moll op. 51,2
Fantasie C-Dur op. 17
Streichquartett B-Dur op. 67
19:00 Einführung in das Konzert
Dmitrij Schostakowitsch
Streichquartett fis-Moll op. 108
Piano 2
Streichquartett f-Moll op. 122
Quartetto 2
26
Mittwoch
18. Dezember 2013
20:00
Werke von
Antonio Vivaldi und
Georg Friedrich Händel
Philippe
Jaroussky
Countertenor
Orfeo 55
Nathalie Stutzmann
Alt, Leitung
Foto: EratoWarner Classics/Marc Ribes
Einen ECHO Klassik gewann in diesem Jahr Countertenor Philippe
Jaroussky als Teil der »Operneinspielung des Jahres« mit Leonardo Vincis
Barock-Oper »Artaserse«. Im 18. Jahrhundert bleibt Jaroussky auch mit
den Werken im Konzert mit Altistin Nathalie Stutzmann, die zugleich das
von ihr 2009 gegründete Kammermusik-Ensemble Orfeo 55 als Dirigentin
leitet.
Philharmonie-Hotline 0221 280 280
­koelner-­philharmonie.de
Informationen & Tickets zu allen Konzerten
in der Kölner ­Philharmonie!
Kulturpartner der Kölner Philharmonie
Herausgeber: KölnMusik GmbH
Louwrens Langevoort
Intendant der Kölner Philharmonie
und Geschäftsführer der
KölnMusik GmbH
Postfach 102163, 50461 Köln
­koelner-­philharmonie.de
Redaktion: Sebastian Loelgen
Corporate Design: hauser lacour
kommunikationsgestaltung GmbH
Textnachweis: Der Text von
Verena Großkreutz ist ein Original­­­beitrag für dieses Heft.
Fotonachweise: Giorgia Bertazzi S. 20;
Volker Beushausen S. 22; Marco Borggreve
S. 16; Maike Helbig S. 18
Gesamtherstellung:
adHOC ­Printproduktion GmbH
René Jacobs
Mozart Le nozze di Figaro
Foto: Matthias Muff
Camerata Vocale Freiburg,
Freiburger Barockorchester,
Pietro Spagnoli, Rosemary
Joshua, Sophie Karthäuser,
Konstantin Wolff, Anett
Fritsch, Isabelle Poulenard,
Thomas Walker, Marcos Fink
und Lore Binon
Sonntag
01.12.2013
18:00
koelner-philharmonie.de
0221 280 280
17:00 Einführung in das Konzert
durch Oliver Binder
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