Einführung in die Physik II für Studierende der Naturwissenschaften und Zahnheilkunde Sommersemester 2007 VL #22 am 05.06.2007 Vladimir Dyakonov Magnetostatik: Zusammenfassung • Magnetismus ist eine Fernwirkungskraft • Es gibt Dauermagnete • Magnete haben immer einen Nord- und einen Südpol. Sie treten immer paarweise auf, es gibt keine magnetischen Monopole • Gleichnamige Pole stoßen einander ab. Ungleichnamige Pole ziehen einander an. Die Kraftwirkung nimmt mit dem Abstand ab • Die Kraftwirkung eines Magnetfeldes wird durch die magnetische Feldstärke H beschrieben. H beschreibt ein Vektorfeld,d.h. Wirkung ist in jedem Raumpunkt nach Richtung und Betrag bestimmt • Magnetfeld kann durch Feldlinien veranschaulicht werden. Feldlinien sind immer geschlossen, überkreuzen sich nicht • Die Erde ist von einem Magnetfeld umgeben. Der magnetische Südpol liegt neben dem geographischen Nordpol und wandert. 1 Magnetfeld des elektrischen Stromes 1819 Oersted: Magnetnadelablenkung durch Stromfluss Stromdurchflossener Leiter ist Wenn der abgespreizte Daumen der von einem Magnetfeld umgeben rechten Hand in die technische Stromrichtung zeigt, so gibt die Richtung der anderen Finger die Richtung des Magnetfeldes an. Magnetfeld einer Leiterschleife 2 Amperesches Gesetz Wie hängen Strom und Stärke des Magnetfeld voneinander ab? I ds ds Bei einem geschlossenen Umlauf ist die Wegsumme (Linienintegral) der magnetischen Feldstärke gleich dem umfassten Strom N-facher Umlauf N-facher Strom ŠH ds = I ŠH ds = 0 Dimension der magnetischen Feldstärke H: [H ] = I/ds = A/m (elektrische Feldstärke V/m) Amperesches Gesetz (Interpretation des Integrals) Ein elektrischer Strom ruft ein ihm proportionales Magnetfeld hervor, dessen Richtung mit der des Stromes eine Rechtsschraube bildet. ( Rechte-Hand-Regel) • Um einen beliebig geformten Leiter - sei es ein Draht, eine Metallplatte, eine Spule etc.legt man einen (Mess-)Rahmen. • Dieser "Rahmen" kann auch von beliebiger Form sein, z. B. ein Rechteck oder ein Kreis von beliebiger Größe. • Wenn durch den Leiter jetzt ein Strom fließt, verursacht dies ein Magnetfeld. • Wenn man jetzt einmal am Rahmen entlang geht und für jedes kleine Stück des Rahmens die Komponente des Magnetfelds in Richtung des kleinen Stücks aufaddiert, dann erhält man, wenn der Rahmen umrundet ist, eine Summe, die dem Strom durch den Rahmen proportional ist. 3 H- Feld eines geraden Leiters I Feldlinien kreisförmig H auf Kreis konstant H || ds r ds H Muss für alle möglichen Kreise gelten Daraus folgt H(r ) = I 2 πr Magnetfeld einer Spule 1 2 4 3 l 4 Magnetfeld einer Spule L 1 2 4 3 Spule N Windungen Länge L Amperescher Satz Rechteckförmiger Integrationsweg (1-2-3-4) 1→ 2 : H || ds ⇒ Hs1−2 = HL 2 → 3: H ⊥ ds ⇒ Hs2− 3 = 0 3→ 4: H|| ds ⇒ Hs3 − 4 = 0 H ≈ 0 3→ 4: H ⊥ ds ⇒ Hs3 − 4 = 0 ∫ H ds = HL = NIH = NI L =4→1 Magnetfeld im Inneren einer Spule Kräfte im Magnetfeld Leiter im Magnetfeld Strom 0 Leiter bleibt in Ruhe Strom ein: Leiter bewegt sich 5 • Bewegt sich die Ladung mit v , so tritt eine zusätzliche Kraft auf, die ∝ qv – magnetische Kraft: Fmag. ist ∝ q, v, I und umgekehrt proportional zum Abstand • Magnetische Kraft wird durch das Feld (magnetisches Feld) übertragen: B:=Fmag/qv [B]=[N/Am]=[Tesla]=[T], (1Tesla=104 Gauß) vgl. [E]=[V/m], d.h. [B]=[V/m ×1/(m/s)] • Rechte Hand Regel hilft bei der Bestimmung der Richtung der Fmag. • Das Gaussche Gesetz: (Der Gesamtfluss durch eine Kugeloberfläche mit einer Punktladung im Zentrum ist proportional zur Größe der Punktladung Φ=4πkQ • Das Ampersche Gesetz: Η= I (bzw. NI für N Ströme) Stromwaage Einstellbares Magnetfeld: stromdruchflossene Spule H prop zu I Stromdurchflossener Leiter I U FL Kräfte auf Leiterschleife: Gewicht G Kraft im Magnetfeld FL H G Messung von FL als Funktion von H und I und Richtung 6 Stromwaage Ergebnis Kraft direkt proportional zu: • Magnetfeld • Stromstärke im Leiter • Länge des Leiters • Winkel zwischen Leiter und Magnetfeld minimal wenn parallel maximal wenn normal • Richtung der Kraft hängt von Stromrichtung ab Qualitativ F ∝ I L H sin( I, H ) Quantitativ F = µ 0 I L H sin( I, H ) µ0 = magnetische Feldkonstante = 4π 10-7 Vs/Am Magnetische Flussdichte (bzw. Induktion) B = µ0 H [B] = Vs/m2 = 1 T (Tesla) Einschub: Vektorprodukt I Definition für B und C ähnlich x Vektorprodukt ist eine Rechenvorschrift mit folgendem Ergebnis C ist ein Vektor (vergleiche Skalarprodukt Ergebnis ist Skalar Arbeit) C steht senkrecht auf A und B Betrag von C ist 7 Einschub: Vektorprodukt II A AxB B Rechtshändiges System Reihenfolge der Vektoren wichtig A x B = - B x A Lorentzkraft Kraftwirkung auf stromdurchflossenen Leiter (bewegte Ladungen) wird mit Kraftgesetz beschrieben. Die Kraft heisst Lorentzkraft F = IL×B Wobei L sowohl die Länge als auch Richtung des Leiters angibt. Sie wird positiv gezählt, wenn der Strom in L Richtung fließt. H.A. Lorentz 1853-1928 8 Kraft zwischen zwei parallelen Leitern Definition Ampere: Durch zwei 1m lange, parallele Leiter im Abstand von 1m fließt ein Strom der Stärke I = 1A, wenn zwischen den Leitern eine Kraft von 2 10-7 N wirkt Kraft I2 I1 B1 F1 Strom I1 erzeugt am Ort des Leiters 2 ein Magnetfeld H = I1/ 2πr bzw. ein Induktionsfeld B = µ0 I1/ 2πr r I und B sind normal zueinander, Kraft normal zu Leiter 2 in Richtung von Leiter 1: F = L2 I2 B I1 = 1 A; I2 = 1 A; L2 = 1m; r = 1m F = 2 10-7 N Amperedefinition 9 Magnetische Induktion B B = B = µ0 I1/ 2πr = 2 10-7T für 1m Drahtlänge und 1A Strom Magnetfelder: Erdmagnetfeld 50µT Kopfhörer, Telefonhörer 0.3 ..1mT Arbeitsplatz mit hohen Stromstärken 50 ..100mT Permanentmagnet: 0.1..2T Kernspintomographie 1.. 2 T höchste Magnetfelder (supraleitende E Magnet) einige T Magnetfelder haben eine biologische Wirkung: Grenzwerte, Abschirmungen Keine eindeutigen Daten über genaue Wirkungen Feldkonstanten ε0 und µ0 Die elektrische und magnetische Feldkonstante sind nicht unabhängig voneinander: ε 0µ 0 = 1 c 02 c0 Vakuumlichtgeschwindigkeit (exakt definiert) = 2.9989 108 m/s µ0 = 4π 10-7 Vs/Am exakt festgelegt über Amperedefinition ε0 kann daher berechnet werden 10