Dr. Helge Siemens hsiemens@csu-­‐koenigsplatz.de Gentechnik – was können und was dürfen wir? Umfrage aus dem Januar 2015: “82% der über 16-­‐jährigen in Deutschland sorgen sich über den Einsatz von Gentechnik in der LandwirtschaF” “56% geben unumwunden zu, keine Ahnung zu haben – nur 7% kennen sich nach eigenen Angaben gut mit Gentechnik aus” FAZ vom 20.07.15 „Die Bürger sind eigentlich nicht ängstlicher [als andernorts]. In der öffentlichen Debatte wird in Deutschland aber das Negative stärker betont als in manchen anderen Ländern. Und da liegt auch die Verantwortung der Politik. Wir müssen berechtigte Sorgen sehr ernst nehmen, dürfen aber nicht zu stark auf Stimmungen reagieren.“ Johanna Wanka, Bundesministerin für Bildung und Forschung Zellen - die kleinste Einheit des Lebens • Cellula, lateinisch: Kämmerchen 100 x 5x • = 10-100 Billionen Zellen 100 000 000 000 000 • 4 Millionen km viele verschiedene Zelltypen Lebensdauer von Zellen Manche Zellen begleiten uns ein Leben lang – auf sie müssen wir besonders acht geben! Haarfollikelzellen Hirnareale für das Gedächtnis, Augensinneszellen Andere Zellen unterliegen großen Belastungen und müssen stetig erneuert werden! Lungenoberfläche: ca. 8 Tage Leber: ca. 8 Monate Dünndarm: ca. 2 Tage Dickdarm: ca. 8 Tage Herzmuskel Knochen: ca. 30 Jahre Rote Blutkörperchen: ca. 120 Tage (und etwa 1.600 km) Zellen - rekordverdächtig Die größte menschliche Zellen ist die weibliche Eizelle: ca. 120 µm Sie ist mit guten Augen gerade so zu erkennen. 0,12 mm Die kleinsten menschlichen Zellen sind die „weißen Blutkörperchen“ oder Lymphozyten: 4 – 6 µm Die längste menschliche Zelle (das Neuron) kann bis zu 1 m lang werden. Der Bauplan der Zelle Mitochondrien Kra@werke der Zelle, gewinnen Energie, verbrennen dazu Zucker Zellkern Schaltzentrale der Zelle, hier lagert das Erbgut (die DNA) EndoplasmaJsches ReJkulum WerkstaN der Zelle, hier entstehen u.a. FeNe, Steroide und Proteine Zellmembran Schutzmantel der Zelle Golgi-­‐Apparat Müllentsorgung und Ausleitsystem der Zelle, produziert die Zellmembran Ribosomen Maschinen der Zelle, hier werden Proteine gebildet Die DNA • A T C G G C Enthält die gesamte Erbinformation • Doppelhelix aus ca. 3 Milliarden Basen (A, T, C, G) • 3000 Bücher, je 1000 Seiten, mit je 1000 Buchstaben • Wertvolle Werke • Dürfen den Zellkern nicht verlassen • Präsenzbibliothek Gene als Grundlage für Proteine • Genom (Gesamtheit aller Gene), Proteom (Gesamtheit aller Proteine) • Der Mensch hat schätzungsweise 22.000 Gene • Nicht alle enthalten Baupläne für Proteine • Aber manche Bauanleitungen können verschieden interpreJert werden (Splicing) • Proteine können nachträglich verändert werden (Anhängen von ModifikaJonen wie Zucker) • Zudem gibt es ca. 200 Zelltypen mit unterschiedlichen ProteinkomposiJonen Genom idenJsch Anwendungen der Biotechnologie: was können wir? Bereiche der Biotechnologie Experten: „Die selben Bedenken gab es auch schon bei der medizinischen Anwendung von Gentechnik.” Die Fakten 1/2 • In der Medizin wird gentechnik permanent und ohne Bedenken eingesetzt - gentechnisch hergestelltes Insulin - Vitamin C - Vaterschaftstest - Blutgerinnungsfaktor (Bluterkrankheit) - Somatotropin (Behandlung von Kleinwüchsigen), … • Einsatz in Pflanzen ist genauso möglich - Schädlingsresisten - Trockenheitstoleranz - Salztoleranz • „Eine Zulassung erfolgt nach den höchst möglichen Sicherheitsstandards…” (BMBF) Die Fakten 2/2 • …Die EU erlaubt den Anbau, die Staaten können aber per Ausstiegsklausel selbst verbieten • Einziges aktuelles Beispiel bei uns: Mais resistent gegen Maiszünsler – bakterieller Wirkstoff, wirkt nur gegen Insekten • OECD: bis 2030 “Durchbruch” in der Gesellschaft • Bewältigung der Welternährung > Brasilien, Indien, China… Aktuelle Entwicklungen • Hybridzüchtungen wie die Tomoffel • Einsatz von Gentechnik, um Chemie zu vermeiden • Bessere Ausbeute, höhere Robustheit (Klimawandel, slazigere Böden, mehr Menschen…) • Pflanzen als Detkontaminationshelfer für metallhaltige Böden (z.B. Cadmium…) • Pommes ohne Acrylamid • Pflanzen zur einfacherern Biokraftstoff- und Bioplastikgewinnung • Erforschung des Gerstengenoms (Mais und Weizen bereits bekannt) • Produktion von Medikamenten (z.B. Anti HIV) • Genetic Firewalls Gentechnik und TTIP Deutschland und die EU haben relaJv strenge Regeln, die der USA sind eher lax Allerdings: die Kennzeichnungspflicht für gentechnisch-­‐ veränderte LebensmiNel in der EU ist lückenha@. KoaliJonsvertrag: "Wir treten für eine EU-­‐Kennzeichnungspflicht für Produkte von Tieren, die mit genveränderten Pflanzen gefüNert wurden, ein" Quelle: BUND Gentechnik und TTIP Auch in Deutschland wird viel mit genverändertem Mais und Soja gefüNert. Ein wesentlicher Teil davon stammt aus den USA. Unternehmen wie Monsanto und Co. würde die EU Regularien gern lockern. KriJker haben Angst, dass Zulassungsverfahren und Kennzeichnungsregeln ‚harmonisiert’ werden. Kein Land der Erde baut mehr gentechnisch veränderte Pflanzen an als die USA. USA: 70 Millionen Hektar 44% der Ackerfläche EU: 150.000 Hektar 0,1% der Ackerfläche 92% davon in Spanien.