Essen und Trinken – Umsetzung 225 Essen und Trinken – Umsetzung 1 Einführung .........................................................................................................................225 2 Übersicht: Bausteine, Lernziele, Zeit, Hilfsmittel............................................................227 3 Übersicht: Folien ...............................................................................................................228 4 Leitfäden und Ergänzende Informationen zu den Bausteinen.......................................229 4.1 Baustein 1: Vorstellung..............................................................................................229 4.2 Baustein 2: Bedarf und Bedürfnis ..............................................................................231 4.3 Baustein 3: Aufgabe der Ernährung ..........................................................................235 4.4 Baustein 4: Energie und Körpergewicht.....................................................................239 4.5 Baustein 5: Nährstoffdichte .......................................................................................243 4.6 Baustein 6: Ernährungskreis......................................................................................245 4.7 Baustein 7: 10 Regeln der richtigen Ernährung .........................................................247 4.8 Baustein 8: Angebote und Hilfsmittel .........................................................................249 1 Einführung Die Seminareinheit „Essen und Trinken" ist als einführende Gruppenveranstaltung konzipiert, die sich ausdrücklich an alle Rehabilitand(inn)en richtet. Ziel der Einheit ist es, • die Teilnehmer(innen) über die Entstehungszusammenhänge des individuellen Eßverhaltens zu sensibilisieren und zu erreichen, daß sie ein Gespür für die gesundheitliche Qualität von Lebensmitteln erhalten. • den Teilnehmer(inne)n wichtige Basiskenntnisse über Ernährung zu vermitteln, so daß sie bewußt Ernährungsentscheidungen treffen können, die ernährungsphysiologische Kriterien einbeziehen. • bei den Teilnehmer(inne)n verbreitete Erwartungshaltungen abzubauen, wie z.B.: „Ernährungsberatung verdirbt mir den Appetit" und „Es ist im Grunde egal, was ich esse, Hauptsache es schmeckt". Im Vordergrund der Seminareinheit steht also weniger die Wissensvermittlung als vielmehr die Sensibilisierung und Motivation. Untersuchungen zeigen, daß gerade im Ernährungsbereich die rei- ne Wissensvermittlung kaum (oder gar nicht) zu einem veränderten Ernährungsverhalten führt. Eine umfassende Wissensvermittlung und Motivierung ist in einer Seminareinheit bei einem heterogenen Teilnehmerkreis mit unterschiedlichen Vorkenntnissen sicher nur näherungsweise zu erreichen. Daher beschränkt sich diese Seminareinheit auch auf die wesentlichen Inhalte und verzichtet bewußt auf ernährungsphysiologische Details. Methodisch versucht diese Seminareinheit immer, den Bezug zu konkreten Lebensmitteln herzustellen, und vermeidet die Definition abstrakter Fachbegriffe. Durch eine repräsentative Erhebung im März 1989 wurde festgestellt, daß die deutsche Bevölkerung die Begriffe „Essen" und „Ernährung" nicht synonym versteht. Darum sollte in dieser Seminareinheit auch möglichst häufig von „Essen" gesprochen werden, wobei sich der Begriff „Ernährung" natürlich nicht vermeiden läßt. Der Begriff „Essen" deckt offensichtlich auch die emotionalen Bezüge ab, während der Begriff „Ernährung" eher kognitive Aspekte umfaßt. Darauf nimmt z.B. der erste Unterrichtsschritt durch Thematisierung des Leibgerichts Rücksicht. 226 Gesundheitsbildungsprogramm für die medizinische Rehabilitation Die Einheit sollte von einer(einem) didaktisch geschulten und in bezug auf die Thematik ausreichend qualifizierten Referenten(in) durchgeführt werden. Der(die) Referent(in) hat sowohl moderierende und begleitende als auch referierende Aufgaben. Da das Gespräch in der Gruppe mit einer hohen Selbstbeteiligung im Vordergrund steht, sollten die Referent(inn)en über praktische Erfahrungen mit Gruppenarbeit verfügen (vgl. „Grundlagen der Gesundheitsbildung“, Abschnitt 3.2.2). Die Seminareinheit besteht aus insgesamt acht Bausteinen. Baustein 1 (Vorstellung) erfüllt eine wichtige didaktische Funktion, indem gleich zu Beginn eine entspannte und partnerschaftliche Atmosphäre hergestellt werden sollte. Dieser Baustein ist durch eine hohe Teilnehmerorientierung charakterisiert und bildet eine wesentliche Grundlage für die Motivierung der Seminarteilnehmer(innen). Darüber hinaus lernen die Teilnehmer(innen) den Unterschied zwischen individuellem Bedürfnis und körperlichem/psychischem Bedarf kennen (Baustein 2), werden mit dem Begriff der Kalorie (Nahrungsenergie) vertraut (Bausteine 3 und 4), und können die energieliefernden Nährstoffe zuordnen (Bausteine 5 und 6). Gleichzeitig erkennen sie, daß die ernährungsphysiologische Qualität der Lebensmittel durch Mikronährstoffe definiert ist (Baustein 3). In Baustein 7 lernen die Teilnehmer(innen) verschiedene Regeln für eine gesunde Ernährung kennen. Im abschließenden Baustein 8 (Angebote und Hilfsmittel) werden den Teilnehmer(inne)n vertiefende Angebote zur Seminareinheit „Essen und Trinken“ während sowie nach der Rehabilitation vorgestellt. Die Rückmeldung der Teilnehmer(innen) zu inhaltlicher, didaktischer und formaler Gestaltung der Seminarstunde dient dem(der) Referenten(in) zur Überprüfung seiner(ihrer) eigenen Arbeit und leistet einen wichtigen Beitrag im Rahmen der Qualitätssicherung. Die Zeitangaben pro Baustein sind eine grobe Orientierung. Da die meisten Bausteine teilnehmerorientierte Unterrichtsschritte enthalten, hängt es immer von der Gruppe und dem(der) Referenten(in) ab, wieviel Zeit tatsächlich benötigt wird. Die meisten Bausteine enthalten optionale Unterrichtsschritte, um den Referent(inn)en die Schwerpunktsetzung innerhalb eines Bausteins zu erleichtern. Sie sind durch eine kleinere Schriftgröße ausgewiesen. Die höheren Zeitangaben im Leitfaden beziehen sich auf die geschätzte Durchführungszeit, wenn alle optionalen Schritte einbezogen sind. Die Zeitdauer für die Durchführung des gesamten Seminars kann aufgrund des Baukastenprinzips flexibel gehandhabt werden. Je nach Konzeption der Gesundheitsbildung in der Einrichtung kann die Seminareinheit als Minimalversion in einer Stunde durchgeführt werden. Darüber hinaus ist aber auch eine zeitliche Erweiterung auf mindestens 90 Minuten möglich. Ein einstündiges Seminar (60 Minuten) könnte folgendermaßen konzipiert werden: Bausteine 1 (Vorstellung), 3 (Aufgabe der Ernährung), 4 (Energie und Körpergewicht), 5 (Nährstoffdichte), 6 (Ernährungskreis) sowie Baustein 8 (Angebote und Hilfsmittel), alle Bausteine jeweils ohne optionale Schritte. Stehen 90 Minuten zur Verfügung, könnten die optionalen Schritte ebenfalls einbezogen werden. Alternativ besteht die Möglichkeit, anstatt der optionalen Unterrichtsschritte die Bausteine 2 und 7 zu der zuvor beschriebenen einstündigen Version hinzuzunehmen. Eine Überprüfung des Lernerfolgs im Sinne einer Wissensprüfung ist für diese Einheit nicht vorgesehen. Damit soll der Tatsache Rechnung getragen werden, daß Änderungen im Ernährungsverhalten auf einer veränderten Motivationsstruktur und wesentlich weniger auf gelernten, kognitiven Inhalten basieren. Wenn am Ende dieser Seminareinheit die Teilnehmer(innen) mehrheitlich motiviert sind, sich weiter mit dem Thema auseinanderzusetzen und ggf. an den Vertiefungen zu den Themen „Figurprobleme" oder „Gewichtsabnahme" teilzunehmen, dann ist das wesentliche Ziel des Seminars erfüllt. Im Folgenden werden die Umsetzungsvorschläge zu den insgesamt acht Bausteinen im Einzelnen beschrieben. Weitere inhaltliche Hintergrundinformationen können dem Sachtext entnommen werden. Essen und Trinken – Umsetzung 227 2 Übersicht: Bausteine, Lernziele, Zeit, Hilfsmittel Nr. Baustein Lernziel Zeit Hilfsmittel 1 Vorstellung Die Teilnehmer(innen) kennen sich, den(die) Referenten(in) und das Thema der Seminareinheit. 5-10 min 2 Bedarf und Bedürfnis Die Teilnehmer(innen) erleben, daß es beim Essen und Trinken einen Unterschied zwischen dem Bedarf einerseits und dem individuellen Bedürfnis andererseits gibt. 15-25 min Flipchart, Stifte Overheadprojektor Folie ET2 Abdeckblatt 3 Aufgabe der Ernährung Die Teilnehmer(innen) können die grundsätzliche Aufgabe der Ernährung erklären. 15-20 min Flipchart, Stifte Abdeckblatt Overheadprojektor Folie ET3 Folie ET4 Folie ET5 Folie ET6 Folie ET7 4 Energie und Körpergewicht Die Teilnehmer(innen) können den Zusammenhang zwischen Energieaufnahme und Körpergewicht erklären. 10-15 min Flipchart, Stifte Vorlagen für die Teilnehmer(innen) zur Berechnung des BMI 5 Nährstoffdichte Die Teilnehmer(innen) verstehen, was unter dem ernährungsphysiologischen Wert von Lebensmitteln verstanden wird. 10-15 min Overheadprojektor Folie ET8 Folie ET9 Folie ET10 Flipchart, Stifte 6 Ernährungskreis Die Teilnehmer(innen) können den Ernährungskreis der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) erklären und für jedes Segment konkrete Lebensmittel mit hoher Nährstoffdichte angeben. 10-15 min Overheadprojektor Folie ET11 Faltblatt zum Ernährungskreis Flipchart, Stifte 7 10 Regeln der richtigen Ernährung Die Teilnehmer(innen) kennen die 10 Regeln für eine richtige Ernährung der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) und können diese jeweils auch begründen. 15-20 min Ggf. Infoblatt der DGE und Ansichtsexemplar „Ernährungsbericht“ Overheadprojektor Folie ET12 Faltblatt mit 10 Regeln der DGE Flipchart, Stifte 8 Angebote und Hilfsmittel Die Teilnehmer(innen) kennen Angebote und Hilfsmittel, die sie während und nach der Rehabilitation nutzen können. 10-15 min Informationsmaterial der Einrichtung Flipchart, Stifte Broschüren zum Thema Ansichtsexemplare ausgewählter Literatur Karton, Stifte Overheadprojektor Folie ET1 228 Gesundheitsbildungsprogramm für die medizinische Rehabilitation 3 Übersicht: Folien Seminareinheit “Essen und Trinken” Gliederung ET1 Zutatenliste der Natur für Bananen (100g) 12 Gründe für Essen & Trinken 80 Kalorien 93% Kohlenhydrate 6% Eiweiß 0% Fett 1 Der gute Geschmack 20% 2 Der gesundheitliche Wert 17% 3 Der hohe Vitamingehalt 15% 4 Der niedrige Fettgehalt 9% 5 Das appetitliche Aussehen 8% 6 Der niedrige Kaloriengehalt 8% 7 Die frische Natürlichkeit 8% 8 Der angemessene Preis 5% Kalzium 9 Milligramm 9 Die gute Haltbarkeit 4% Eisen 0,5 Milligramm 10 Die einfache Zubereitung 3% 11 Der süße Geschmack 2% 12 Die richtige Verpackung 1% ET2 Zutatenliste der Natur für Seelachs (100g) Energiegehalt von je 100 Gramm: Leberwurst 1 Gramm 0 Gramm Ballaststoffe 0 Gramm Kalzium 14 Milligramm Eisen 1 Milligramm Phosphor 300 Milligramm Jod 200 Mikrogramm Vitamin B1 88 Mikrogramm Vitamin C 0 Mikrogramm Pommes Frites Vollkornbrot ET5 2 Gramm 28 Milligramm Jod 3 Mikrogramm Vitamin B1 44 Mikrogramm Vitamin C 12 Mikrogramm ET4 100 g Pommes Frites = 250 Kalorien in 4% 46% 50% Eiweiß Fett Kohlenhydrate 100 g Vollkornbrot = 177 Kalorien in 250 Kalorien, davon 4% Eiweiß 50% Fett 46% Kohlenhydrate 12% 177 Kalorien, davon 12% Eiweiß 6% Fett 82% Kohlenhydrate 6% 82% Eiweiß ET6 ET5 19 Gramm Ballaststoffe 65 Kalorien, davon 22% Eiweiß 48% Fett 30% Kohlenhydrate 18 Gramm Kohlenhydrate Kohlenhydrate ET3 425 Kalorien, davon 13% Eiweiß 87% Fett 0% Kohlenhydrate Trinkmilch Fett 0 Gramm ET4 ET1 Eiweiß 1 Gramm Fett Phosphor ET2 85 Kalorien 0% Kohlenhydrate 91% Eiweiß 7% Fett Eiweiß Fett Kohlenhydrate ET7 ET8 ET6 ET7 ET8 Ernährungskreis Die 10 Regeln der DGE der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) 1 7 6 Fette und Öle Fisch, Fleisch und Eier Getreide, Getreideprodukte und Kartoffeln Milch und Milchprodukte 5 2 Getränke Gemüse und Hülsenfrüchte 4 Obst 3 ET9 ET10 ET9 ET12 ET11 ET10 1. Vielseitig, aber nicht zuviel 2. Wenig Fett und fettreiche Lebensmittel 3. Würzig, aber nicht salzig 4. Wenig Süßes 5. Viel Vollkornprodukte 6. Reichlich Gemüse, Kartoffeln und Obst 7. Wenig tierisches Eiweiß 8. Trinken mit Verstand 9. Öfters kleinere Mahlzeiten 10. Schmackhaft und schonend zubereiten ET11 ET12 Essen und Trinken – Umsetzung 229 Leitfaden Baustein 1: Vorstellung 5-10’ Lernziel: Die Teilnehmer(innen) kennen sich, den(die) Referenten(in) und das Thema der Seminareinheit. Themen Inhalt und möglicher Ablauf Begrüßung Die Teilnehmer(innen) werden begrüßt, der(die) Referent(in) stellt sich mit Name, Berufsbezeichnung und Aufgabe in der Reha-Einrichtung vor. Hinweise Das Thema der Seminareinheit wird genannt. Vorstellungsrunde Die Teilnehmer(innen) stellen sich mit Vor- und Zuname vor. Nach Abschluß der Vorstellungsrunde werden die Teilnehmer(innen) gebeten, ihr Namensschild zu schreiben und vor sich aufzustellen. Seminarübersicht Verteilen von Karton und Stiften zur Erstellung von Namensschildern. Der(die) Referent(in) gibt eine Übersicht Folie ET1 auflegen und gegebeüber den geplanten Inhalt der Seminar- nenfalls ergänzen. stunde und fragt die Teilnehmer(innen) nach ihren Wünschen und eventuellen Ergänzungen. Gliederung Seminareinheit “Essen und Trinken” ET1 230 Gesundheitsbildungsprogramm für die medizinische Rehabilitation Ergänzende Informationen zu Baustein 1: Vorstellung Themen Didaktik Beispiele Begrüßung Ziel ist es, gleich zu Beginn der Seminarstunde eine vertrauensvolle Atmosphäre zu gewährleisten, um die Teilnehmer(innen) zu interessieren und zur aktiven Mitgestaltung zu motivieren. „Ich begrüße sie herzlich zu dem heutigen Gesundheitsseminar. Mein Name ist (...). Ich bin (...) in dieser RehaEinrichtung.“ Der(die) Referent(in) sollte von Anfang an verdeutlichen, daß es nicht um einen Vortrag zum Thema Essen und Trinken geht, sondern daß die Teilnehmer(innen) wesentlich in den Ablauf der Seminarstunde eingebunden sind. „In diesem Seminar stehen Ihre persönlichen Erfahrungen zum Thema Essen und Trinken im Vordergrund. Deshalb ist es erwünscht, daß Sie Ihre Überlegungen in die Seminarstunde einbringen und wir gemeinsam darüber sprechen können. Scheuen Sie sich bitte nicht nachzufragen, wenn Ihnen etwas unklar bleibt.“ Kommentare „Sie haben sich vielleicht schon Gedanken gemacht, was Sie in dieser Seminarstunde erwartet. Sie alle haben vielfältige Erfahrungen mit Essen und Trinken. (...)“ Vorstellungs- Das Aufstellen von Namensrunde schildern ermöglicht eine persönlichere Bezugnahme der Referentin bzw. des Referenten auf Beiträge der Teilnehmer(innen) sowie der Teilnehmer(innen) untereinander. „Ich möchte Ihnen nun vorschlagen, daß wir eine kurze Vorstellungsrunde machen, in der Sie Ihren Namen nennen und – wenn Sie dies möchten – uns erzählen, warum und seit wann Sie hier sind. Ich habe hier außerdem Karton für Namensschilder mitgebracht. (...)“ Handelt es sich um eine geschlossene Gruppe, die bereits andere Seminareinheiten zusammen erlebt hat, kann die Vorstellungsrunde entfallen. Seminarübersicht Eine Übersicht über die Inhalte des Seminars ermöglicht es den Teilnehmer(inne)n, sich bereits zu Beginn der Stunde auf das Seminar einzustellen. „Ich habe Ihnen auf dieser Folie eine Übersicht zusammengestellt, wie ich mir die heutige Seminarstunde vorstelle. (...)“ Die Folie ET1 „Gliederung“ ist von den Referent(inn)en in Abhängigkeit der geplanten Seminarstunde zu ergänzen. Das Einbeziehen der Vorstellungen und Wünsche der Teilnehmer(innen) erfordert Flexibilität, sowie die Bereitschaft und Fähigkeit zur Improvisation, da möglicherweise Themen angesprochen werden, für die in den Bausteinen kein Material enthalten ist. „Haben Sie darüber hinaus spezielle Fragen, Anregungen oder Wünsche, auf die wir in der Einheit näher eingehen sollen?“ Auf keinen Fall sollte der(die) Referent(in) Vorschläge der Teilnehmer(innen) abfragen, wenn er(sie) diese nicht integrieren will, da dies demotivierend wirkt. Essen und Trinken – Umsetzung 231 Leitfaden Baustein 2: Bedarf und Bedürfnis 15-25’ Lernziel: Die Teilnehmer(innen) erleben, daß es beim Essen und Trinken einen Unterschied zwischen dem Bedarf einerseits und dem individuellen Bedürfnis andererseits gibt. Themen Inhalt und möglicher Ablauf Hinweise Das Leibgericht Die Teilnehmer(innen) nennen ihr persönliches Leibgericht und erläutern kurz, wann und wo sie es zum ersten Mal gegessen haben. Nennungen auf dem Flipchart notieren; bei gleichen Nennungen evtl. eine Strichliste führen. ✍ Im gemeinsamen Gespräch mit den Teilnehmer(inne)n sollte möglichst hervorgehoben werden: • das Leibgericht aus der Kindheit, verbunden mit Erinnerungen • das besondere Rezept; ein besonderer Geschmack, geknüpft an besondere Situationen oder Festtage etc. Essensauswahl und Bedürfnis Der(die) Referent(in) thematisiert den Lebensmittelüberfluß heute im Vergleich zu Notzeiten früher (Auswahlmöglichkeit aus vielfältigem Angebot versus begrenztes Angebot). Die Teilnehmer(innen) nennen Kriterien, Antworten auf dem Flipchart nodie für sie bei der Essensauswahl eine tieren (Motivliste erstellen). Rolle spielen. Gesundheitliche Motive Der(die) Referent(in) erläutert die wichtigsten Gründe für die Essensauswahl der bundesdeutschen Bevölkerung auf der Grundlage einer Befragung, die im Jahr 1989 in den alten Bundesländern durchgeführt wurde. Es wurden u.a. folgende Gründe genannt: • Hoher Vitamingehalt • Niedriger Fettgehalt • Guter Geschmack • Appetitliches Aussehen. Folie ET2 auflegen und den rechten Bereich mit den Zahlenangaben abdecken. Die vorab erstellte Motivliste der Teilnehmer(innen) wird anhand der Folie ET2 mit den Durchschnittsmotiven der deutschen Bevölkerung verglichen (Nennungen, Rangfolge). Rechten Bereich der Folie ET2 aufdecken. Die Teilnehmer(innen) diskutieren, welche Bedeutung gesundheitliche Motive für die Essensauswahl haben. Es sollte deutlich werden, daß • gesundheitliche Motive bei der Essensauswahl nicht an erster Stelle genannt werden • andere Motive implizit auch unter gesundheitlichen Aspekten gewählt werden können 12 Gründe für Essen & Trinken 1 Der gute Geschmack 20% 2 Der gesundheitliche Wert 17% 3 Der hohe Vitamingehalt 15% 4 Der niedrige Fettgehalt 9% 5 Das appetitliche Aussehen 8% 6 Der niedrige Kaloriengehalt 8% 7 Die frische Natürlichkeit 8% 8 Der angemessene Preis 5% 9 Die gute Haltbarkeit 4% 10 Die einfache Zubereitung 3% 11 Der süße Geschmack 2% 12 Die richtige Verpackung 1% ET2 ✍ 232 Themen Gesundheitsbildungsprogramm für die medizinische Rehabilitation Inhalt und möglicher Ablauf • als gesundheitlich bezeichnete Motive (Abnehmen) oft soziale oder ästhetisch begründete Motive sind. Nahrungsaufnahme und Bedarf Der(die) Referent(in) erläutert die biologische Funktion der Nahrungsaufnahme: • Ursprüngliche Angewiesenheit der Lebensexistenz auf Essen und Trinken (Energie- und Nährstoffzufuhr) ist angesichts des reichen Angebotes an Nahrung in Vergessenheit geraten • Zusammenhang von Überfluß und Übergewicht. Aufgabe der Ernährungsberatung Der(die) Referent(in) erläutert kurz die spezielle Aufgabe der Ernährungsberatung. Hinweise Essen und Trinken – Umsetzung 233 Ergänzende Informationen zu Baustein 2: Bedarf und Bedürfnis Themen Didaktik Beispiele Kommentare Das Leibgericht Die Teilnehmer(innen) an einem „Ernährungsseminar“ erwarten häufig, daß ihnen einerseits ihre falsche Ernährung vorgehalten wird und ihnen andererseits "Diätvorschläge" aufgezwungen werden. Dieser latenten Befürchtung wird entgegengewirkt, da über die Thematisierung des Leibgerichtes zunächst auf die emotionale Beziehung des Essens abgehoben wird. Es ist von Vorteil, wenn zu Beginn der Seminareinheit jede(r) Teilnehmer(in) sein(ihr) Leibgericht nennt, auch um die aktive Beteiligung von den ersten Minuten an zu fördern. „Zum Einstieg in unser heutiges Thema ‘Essen und Trinken’ möchte ich Sie zunächst bitten, mir Ihr persönliches Leibgericht zu nennen und – falls Sie sich daran noch erinnern können – kurz zu erläutern, wo und wann Sie es zum ersten Mal gegessen haben. (...)“ Vgl. Sachtext, Kapitel 1.2.1 und 1.2.2. Essensauswahl und Bedürfnis Gesundheitliche Motive Alternativ können zwei Teilnehmer(innen), die von dem (der) Referenten(in) vorgeschlagen werden, die Geschichte ihres Leibgerichtes erzählen. Vgl. Sachtext, Kapitel 3.2.3. Durch diesen Schritt werden die Teilnehmer(innen) aufgefordert, sich selbst ihre Eßmotive und damit den Bedürfnisaspekt bei der Nahrungsaufnahme bewußt zu machen. Dazu dient auch der Vergleich mit den repräsentativen Untersuchungsergebnissen. „Sie sehen, der gute Geschmack steht in der HitListe der Deutschen an erster Stelle, denn 20% aller Bürgerinnen und Bürger stellen diesen Auswahlgrund an die erste Stelle. Schlußlicht in den Auswahlgründen für Lebensmittel ist die Verpackung. Sie können nun entscheiden, ob ihre Gründe ‘aus der Reihe fallen’ oder ob auch Sie eher ‘typisch deutsch’ reagieren. (...)“ Die Teilnehmer(innen) erkennen, daß – entgegen ihrer Erwartung und auch der oft über die Werbung suggerierten Annahme – die Essensauswahl nicht primär und ausschließlich durch gesundheitliche Motive beeinflußt wird. „Ein Gesichtspunkt sollte uns aber auffallen: Zwar messen 17% der Deutschen dem gesundheitlichen Wert des Essens eine wichtige Bedeutung bei, doch die Gesundheit steht bei der Lebensmittelauswahl nicht an erster Stelle. 83%, also die überwiegende Mehrheit, hat andere, wichtigere Gründe, um 234 Themen Gesundheitsbildungsprogramm für die medizinische Rehabilitation Didaktik Beispiele Kommentare sich ihr Essen auszuwählen. Bei einigen dieser Motive (wie z.B. ‘hoher Vitamingehalt’, oder ‘niedriger Kaloriengehalt’) kann die Gesundheit auch eine Rolle spielen, muß dies aber nicht zwingend.“ Nahrungsaufnahme und Bedarf Die Teilnehmer(innen) lernen, daß bei der Nahrungsaufnahme nicht nur die unterschiedlichen Eßbedürfnisse, sondern auch der physiologische Bedarf eine Rolle spielen. Aufgabe der Ernährungsberatung Dieser Arbeitsschritt sollte nur durchgeführt werden, falls zeitliche Ressourcen vorhanden sind. Vgl. Sachtext, Kapitel 1.1.1. „(...) Eine wichtige Aufgabe der Ernährungsberatung besteht darin, uns bei der Veränderung unserer Eßbedürfnisse behilflich zu sein. Diese Unterstützung ist insbesondere dann sinnvoll, wenn unsere persönlichen Eßbedürfnisse zu einer für den Bedarf unseres Körpers ungünstigen Lebensmittelauswahl führen. (...)“ Essen und Trinken – Umsetzung 235 Leitfaden Baustein 3: Aufgabe der Ernährung 15-20’ Lernziel: Die Teilnehmer(innen) können die grundsätzliche Aufgabe der Ernährung erklären. Themen Inhalt und möglicher Ablauf Hinweise Nahrung als Lebensgrundlage Die Teilnehmer(innen) schätzen, wieviel Tonnen ein Mensch in seinem Leben ißt und trinkt. Schätzungen auf dem Flipchart notieren. Die Teilnehmer(innen) überlegen, welche körperlichen und psychischen Funktionen des Menschen von der Ernährung abhängig sind. Evtl. kann Folie ET3 als Hilfe eingesetzt werden, um die Funktionen zu benennen (zunächst die rechte Seite abdecken). ✍ Falls keine Schätzungen erfolgen, soDer(die) Referent(in) konkretisiert die Anga- gleich die Zahlen selbst nennen. ben der Teilnehmer(innen) in Zahlen und anhand eines Beispiels. Funktionen der Energieaufnahme Nährstoffe und ihre Bedeutung B-Vitamine Befinden, Leistungsfähigkeit Kalzium Knochenaufbau, -stabilität Vitamin A Haut, Schleimhäute, Sehen Vitamin C Abwehrkräfte, Bindegewebe Vitamin B1 Konzentration, Nervensystem Folsäure Rote und weiße Blutzellen Vitamin D Skelettbrüchigkeit Eisen Mattigkeit, Kopfschmerzen, Blutbildung Kalium, Magnesium Muskelspannung, Herzrhythmus Kalzium, Fluorid Zahngesundheit Zink Appetit, Wundheilung Jod Energiestoffwechsel (Grundumsatz) Ballaststoffe Verdauung, Verstopfung ET3 Im anschließenden Gruppengespräch sollen die Teilnehmer(innen) möglichst viele körperliche und psychische Funktionen nennen, wie z.B.: • • • • • • Makro- und Mikronährstoffe Antworten auf dem Flipchart notieren. Leistungsfähigkeit Konzentration Befindlichkeit (Stimmungslage) Verdauungstätigkeit Knochenstabilität Muskeltätigkeit Die Teilnehmer(innen) nennen möglichst viele Nährstoffe, die der Mensch benötigt. Zunächst Folie ET4 auflegen, Zutatenliste der Natur für Bananen (100g) 80 Kalorien 93% Kohlenhydrate 6% Eiweiß 0% Fett Anhand der Beispiele „Banane“ und „Seelachs“ erläutert der(die) Referent(in) die Unterschiedlichkeit des Nährstoffgehaltes in Lebensmitteln. Eiweiß Fett Kohlenhydrate 1 Gramm 0 Gramm 19 Gramm Ballaststoffe 2 Gramm Kalzium 9 Milligramm Eisen 0,5 Milligramm Phosphor Jod 28 Milligramm 3 Mikrogramm Vitamin B1 44 Mikrogramm Vitamin C 12 Mikrogramm ET4 dann Folie ET5. ✍ 236 Themen Gesundheitsbildungsprogramm für die medizinische Rehabilitation Inhalt und möglicher Ablauf Hinweise Zutatenliste der Natur für Seelachs (100g) 85 Kalorien 0% Kohlenhydrate 91% Eiweiß 7% Fett Eiweiß 18 Gramm Fett Kohlenhydrate Ballaststoffe 1 Gramm 0 Gramm 0 Gramm Kalzium 14 Milligramm Eisen Phosphor 1 Milligramm 300 Milligramm Jod 200 Mikrogramm Vitamin B1 88 Mikrogramm Vitamin C 0 Mikrogramm ET5 Kalorien und Energiequellen Der(die) Referent(in) erläutert den Begriff der Kalorie: • Abstrakte Maßeinheit zur Bestimmung der Energiemenge • Energiebedarf des Menschen (Grundumsatz, Arbeitsumsatz) • Energiequellen (Nährstoffe: Eiweiß, Fett, Kohlenhydrate; Alkohol) Der(die) Referent(in) veranschaulicht den Zusammenhang von Energie und Energiequelle am Beispiel verschiedener Lebensmittel: • • • • Leberwurst Trinkmilch Pommes Frites Vollkornbrot. Die graphische Darstellung der Energiequellen für Pommes Frites und Vollkornbrot dient der weiteren Veranschaulichung. Folie ET6 auflegen und erläutern. Energiegehalt von je 100 Gramm: Leberwurst 425 Kalorien, davon 13% Eiweiß Trinkmilch 65 Kalorien, davon 22% Eiweiß 48% Fett 30% Kohlenhydrate 87% Fett 0% Kohlenhydrate Pommes Frites 250 Kalorien, davon Vollkornbrot 177 Kalorien, davon 12% Eiweiß 6% Fett 82% Kohlenhydrate 4% Eiweiß 50% Fett 46% Kohlenhydrate ET6 Folie ET7 auflegen. 100 g Pommes Frites = 250 Kalorien in 4% 46% 50% Eiweiß Fett Kohlenhydrate 100 g Vollkornbrot = 177 Kalorien in 12% 6% 82% Eiweiß ET7 Fett Kohlenhydrate Essen und Trinken – Umsetzung 237 Ergänzende Informationen zu Baustein 3: Aufgabe der Ernährung Themen Didaktik Beispiele Kommentare Nahrung als Lebensgrundlage Die kumulative Rechnung der Nahrungsmenge in Tonnen für ein ganzes Leben soll nachdrückich veranschaulichen, daß eine riesige Menge an Flüssigkeit und Lebensmitteln mit den darin enthaltenen Inhaltsstoffen durch den menschlichen Körper geschleust werden. Zugleich soll verdeutlicht werden, daß es langfristig zu Bedarfsdeckungslücken kommen muß, wenn auch nur etwas zu wenig oder etwas zu viel Nahrung aufgenommen wird. „Ich möchte Sie zunächst bitten, einmal zu schätzen, wieviel Tonnen jeder von uns in seinem Leben ist und trinkt. Was schätzen Sie? (...) Jeder Mensch ißt und trinkt in seinem Leben ungefähr 1.000 mal soviel wie er selbst wiegt, das sind rund 75.000 Kilogramm oder 75 Tonnen. Dies entspricht dem Gewicht von mehr als 80 VWGolf.“ Die Berechnung von 75 Tonnen als „Lebensleistung“ bei der Nahrungs- und Flüssigkeitsaufnahme geht von einer vereinfachten Rechnung aus: Täglich 3 Kilogramm feste und flüssige Nahrung ergibt ca. 1.000 Kilogramm pro Jahr bei einer durchschnittlichen Lebenser wartung von 75 Jahren = 75 Tonnen. Funktionen der Energieaufnahme Die Teilnehmer(innen) sollen begreifen, • daß die Energieaufnahme Voraussetzung für die umfassenden physischen und psychischen Funktionen des Körpers ist und • daß bei einer lückenhaften oder falschen Zusammensetzung des Essens auf Dauer nicht mehr alle Funktionen wahrgenommen werden können. Makro- und Mikronährstoffe Die Teilnehmer(innen) sollen die wichtigsten Nährstoffe kennenlernen. Die Vielzahl der Nährstoffe soll veranschaulichen, daß der Körper ein komplexes Gefüge darstellt. Oberbegriffe wie Kohlenhydrate, Eiweiß, Vitamine, Fett und Mineralstoffe sollten genannt und erläutert, die Unterscheidung von Makround Mikronährstoffen eingeführt werden. Am Beispiel des Vitaminmangels können die Teilnehmer(innen) lernen, daß die Nährstoffe im Körper unterschiedlich lange gespeichert werden und sich deshalb Defizite unterschiedlich schnell bemerkbar machen können. Informationen hierzu finden sich im Sachtext, Kapitel 1.1.1 und 1.1.2. „(...) Ungefähr 40 Nährstoffe sind lebensnotwendig. Dazu zählen allein schon 13 verschiedene Vitamine, viele Mineralstoffe und Spurenelemente. Und diese Nährstoffe sind tatsächlich in unserer Nahrung enthalten. Leider hat es uns die Natur nicht so einfach gemacht, und in jedes Nahrungsmittel alle Nährstoffe in der richtigen Menge hineingetan. (...)“ Vgl. Sachtext, Kapitel 2.3. Die Beispiele „Banane“ und „Seelachs“ zeigen, daß die Lebensmittel unterschiedliche Nährstoffe in unterschiedlicher Konzentration enthalten. Ein Mangel an Vitamin B12 wirkt sich im Körper schleichend aus und äußert sich nach einiger Zeit in unspezifischen Symptomen. Erst nach etlichen Jahren sind weitreichende Folgen (z.B. Blutarmut bzw. Anämie) deutlich erkennbar. 238 Themen Gesundheitsbildungsprogramm für die medizinische Rehabilitation Didaktik Kalorien und Den Teilnehmer(inne)n sollte Energieklar werden, daß „Kalorien“ quellen eine abstrakte Maßeinheit sind, d. h. in der Nahrung Kalorien immer an Nährstoffe (Kohlenhydrate, Fett, Eiweiß) und Alkohol gebunden sind. Beispiele „(...) Neben den speziellen Nährstoffen, die unser Körper in kleinen oder sogar winzigen Mengen für die Fülle an Spezialfunktionen benötigt, brauchen wir täglich natürlich auch eine bestimmte Menge an Energie. Diese Die Beispiele sollen die Her- Energie wird - wie Ihnen kunft der Nahrungsenergie in ganz sicher bekannt ist - in den verschiedenen Lebens- Kalorien gemessen. Kalorien braucht der Körper, um mitteln veranschaulichen. Wärme zu erzeugen, um Dabei sollte der hohe Kaloriengehalt des Fettes betont Muskelarbeit zu leisten. Die Kalorien sind sozusagen der werden. Kraftstoff, mit dem Arbeit verrichtet und Wärme erzeugt wird. Diesen Kraftstoff kann der Körper auch speichern. Das ist eine sinnvolle Erfindung der Natur, weil unsere Vorfahren nicht jeden Tag ausreichend zu essen hatten. (...)“ Kommentare Auf die Einführung des Begriffes "Joule" oder "Kilo-joule" wird verzichtet, da sich diese international vereinbarte Maßeinheit im Ernährungsbereich nicht durchgesetzt hat. Angaben in Kilojoule werden von den Verbraucher(inne)n als unübersichtlich und ungewohnt angesehen (vgl. Sachtext, Kapitel 2.1). Der Begriff „Joule“ sollte jedoch erklärt werden, wenn er von einzelnen Teilnehmer(inne)n angesprochen wird. Essen und Trinken – Umsetzung 239 Leitfaden Baustein 4: Energie und Körpergewicht 10-15’ Lernziel: Die Teilnehmer(innen) können den Zusammenhang zwischen Energieaufnahme und Körpergewicht erklären. Themen Inhalt und möglicher Ablauf Hinweise Kalorienbedarf Die Teilnehmer(innen) schätzen, wieviele Kalorien in bestimmten Lebensmitteln sind wie z.B. Zurufe der Teilnehmer(innen) für das jeweilige Lebensmittel sammeln und anschließend – falls notwendig – korrigieren. • • • • • • • Tafel Schokolade (ca. 600) Hühnerei (ca. 80) Große Flasche Bier (ca. 240) Portion Pommes Frites (ca. 400) Kilo Champignons (ca. 140) 250-Gramm-Paket Butter (ca. 2.000) 1 Liter Mineralwasser (keine). Die Teilnehmer(innen) schätzen ihren individuellen Kalorienbedarf am Tag. Individueller Energieverbrauch Auf Zuruf die geschätzte individuelle Kalorienzahl pro Tag angeben lassen. Wenn die Teilnehmer(innen) keine Antworten geben, fortfahren. Ansonsten Nennungen, die zwischen 1.500 und 2.500 (Frauen) bzw. 2.000 und 3.000 (Männer) Kalorien liegen, bestätigen. Der(die) Referent(in) bespricht mit den Teilnehmer(inne)n, daß der Energieverbrauch eine individuelle Größe ist, vor allem vom Bewegungsumsatz abhängt und sich an die Lebenssituation anpassen kann: • Problematisierung der tabellarischen Nennung von Grundumsatz und Arbeitsumsatz in Abhängigkeit von Körpergröße, Geschlecht und/oder Schwere der Berufstätigkeit • Anpassung des Energieverbrauches am Beispiel von Diäten • Körpergewicht als Orientierung, ob zuviele oder zuwenig Kalorien aufgenommen werden. Normalgewicht Die Teilnehmer(innen) schätzen ihr persönliches Normalgewicht ein. Formeln auf ein Flipchartblatt aufDer(die) Referent(in) stellt die Berechzeichnen. nungen des Normalgewichtes anhand • der Broca-Formel • des Body-Mass-Index (BMI) vor und erläutert Vor- und Nachteile der einzelnen Berechnungsformeln. ✍ Die Teilnehmer(innen) berechnen selbst Vorlage zur Berechnung des BMI ihr Gewicht anhand des BMI. an alle Teilnehmer(innen) verteilen. 240 Gesundheitsbildungsprogramm für die medizinische Rehabilitation Themen Inhalt und möglicher Ablauf Kalorienbilanz und Gewicht Der(die) Referent(in) erläutert den Zusammenhang von Kalorienbilanz und Körpergewicht. Folgende Aspekte sollen den Teilnehmer(inne)n verdeutlicht werden: • Der menschliche Körper verarbeitet die Kalorien aus Fett und Kohlenhydraten unterschiedlich: Kohlenhydrathaltige Lebensmittel haben zumeist ein großes Volumen, sie sättigen gut und werden nicht nennenswert in Fett umgewandelt. Fett hat doppelt soviele Kalorien. Fetthaltige Lebensmittel haben meist ein kleines Volumen, sie sättigen nicht anhaltend genug und können unmittelbar im Körper gespeichert werden. • Fettkalorien beeinflussen entscheidend die Gewichtsregulation. Hinweise Essen und Trinken – Umsetzung 241 Ergänzende Informationen zu Baustein 4: Energie und Köpergewicht Themen Didaktik Beispiele Kalorienbedarf Ziel dieses Arbeitsschrittes ist es, den Begriff der Kalorie bei einer hohen Beteiligung der Teilnehmer(innen) weiter zu konkretisieren. „(...) Bitte schätzen Sie doch einmal, wie viele Kalorien in bestimmten Lebensmitteln enthalten sind. Wie viele Kalorien hat z.B. eine Tafel Schokolade? (...)“ Individueller Energieverbrauch In diesem Arbeitsschritt sollte der(die) Referent(in) verdeutlichen, daß „(...) Unser Körper hat den Auftrag, unter allen Umständen das Leben und die Lebensfunktionen zu sichern. In Hungersnöten, aber auch wenn wir freiwillig hungern, wie bei einer Diät zum Beispiel, spart der Körper, um das Überleben zu sichern. Im Extremfall schafft es der menschliche Körper mit 50% weniger Kalorien auszukommen. Zunächst nehmen wir zwar an Gewicht ab, aber das geht nicht grenzenlos. Immer stärker wird gespart und immer langsamer geht das Gewicht herunter. (...)“ Durch den Einsatz sogenannter „Ganz-KörperKalorimeter“, bei denen der gesamte Energieaustausch über 24 Stunden gemessen wird, wurde folgendes festgestellt: Wenn zwei gleich große Menschen die gleiche Leistung auf einem Fahrrad erbringen, dann verbrauchen sie durchaus unterschiedlich viele Kalorien. Vor diesem Hintergrund sind feste Tabellenwerte zur Bestimmung des individuellen Energieverbrauchs problematisch, auch wenn sie Aspekte wie Körpergröße, Geschlecht und/oder Schwere der Berufstätigkeit berücksichtigen. „Ich möchte Sie nun bitten, einmal zu überlegen, bei wievielen Kilogramm Ihr Normalgewicht Ihrer Meinung nach liegt. Was glauben Sie? (...)“ Wichtig bei der Berechnung über den Broca-Index ist, daß nicht eine auf ein Kilogramm festgelegte Normalgewichtsangabe vorgeschlagen wird, sondern ein Bereich von +/- 10% um das Broca-Referenzgewicht. Da dieser Index bei sehr kleinen oder sehr großen Menschen zu Fehleinschätzungen führt, wird heute international und auch in Deutschland der BMI bevorzugt (vgl. Sachtext, Kapitel 2.2). Der Broca-Index sollte nur kurz besprochen werden, weil er vielen Teilnehmer(inne)n bereits bekannt ist. • Energiegehalt und Volumen unabhängige Größen sind, d.h. das Volumen sagt noch nichts über den Kaloriengehalt aus. • der Energiebedarf individuell unterschiedlich ist, weshalb auf die bisher übliche Einteilung in Tabellenform verzichtet werden sollte. • der Energiebedarf eines Menschen eine veränderbare Größe ist (Beispiel: Körperreaktion bei Diäten). Normalgewicht Die Teilnehmer(innen) sollen lernen, ihr persönliches Gewicht vor allem in bezug auf das individuelle Wohlbefinden und gesundheitliche Aspekte abzuschätzen. Es sollte verdeutlicht werden, daß die Berechnungen nach der Broca-Formel und dem BMI lediglich einen Anhaltspunkt für das Normalgewicht hinsichtlich der höchsten Lebenserwartung darstellen. Die „Normalität“ und auch das „Idealgewicht“ sind immer auch durch gesellschaftliche Normen definiert (vgl. Vertiefung Figurprobleme). Kommentare Auf das Thema „Idealgewicht“ sollte nur eingegangen werden, sofern es von den Teilnehmer(inne)n angesprochen wird. 242 Gesundheitsbildungsprogramm für die medizinische Rehabilitation Themen Didaktik Kalorienbilanz und Gewicht Die Teilnehmer(innen) sollen erkennen, welche Faktoren das Körpergewicht im wesentlichen beeinflussen. Sie lernen, daß die bis heute vielfach propagierte Kalorienbilanz wenig geeignet ist, um das Gewicht zu regulieren bzw. zu halten. Beispiele „(...) Unser Gewicht können wir nicht direkt verändern, sondern nur über die Kalorien, die wir mit den Lebensmitteln essen. Darum wollen wir uns nochmals den Kalorien zuwenden. Ganz aktuell hat die Forschung zuletzt herausgefunden, daß Anstelle einer Energiebilanz der menschliche Organis(„Zählen von Kalorien“) sollte mus die Kalorien aus Fett und Kohlenhydraten anders besser die Nährstoffbilanz verarbeitet. Kalorie ist nicht beachtet werden. gleich Kalorie! Fettkalorien kann der Körper problemlos im Fettgewebe abspeichern. Das aber gelingt mit den Kohlenhydraten normalerweise nicht so gut. Der Organismus nutzt Kohlenhydratkalorien für den ‘Lebensunterhalt’, also als vorrangige Energiequelle. Die Fettkalorien werden dadurch nicht verbraucht, sondern abgespeichert. Fett im Essen ist also der ganz entscheidende Faktor, der die Gewichtsregulation beeinflußt.“ Kommentare Fett- bzw. Kohlenhydratkalorien spielen für die Fettsäurensynthese eine besondere Rolle. In diesem Zusammenhang ist auch zu beachten, daß unter den üblichen Verzehrbedingungen nicht so viele Kohlenhydrate aufgenommen werden, daß eine Umwandlung der Kohlenhydrate in Fett geschieht. Darüber hinaus wird davon ausgegangen, daß der Gewichtsregulation auch eine genetische Komponente zugrunde liegt (vgl. Sachtext, Kapitel 2.2). Essen und Trinken – Umsetzung 243 Leitfaden Baustein 5: Nährstoffdichte 10-15’ Lernziel: Die Teilnehmer(innen) verstehen, was unter dem ernährungsphysiologischen Wert von Lebensmitteln verstanden wird. Themen Inhalt und möglicher Ablauf Hinweise Kalorien, Volumen und Der(die) Referent(in) veranschaulicht Folie ET8 auflegen. Sättigungsgefühl • den Unterschied von Kalorien und Volumen • die unterschiedlichen Auswirkungen vergleichbarer Kalorienmengen auf das Sättigungsgefühl. ET8 Durch Auflegen von Folie ET9 wird der Tagesbedarf von 2.500 Kalorien (gesamte Parkplatzfläche) mit unterschiedlichen Lebensmitteln (Autos) ausgefüllt. ET9 Nährstoffdichte Der(die) Referent(in) veranschaulicht den • Zusammenhang von Nahrungsenergie (gemessen in Kalorien) und Nährstoffgehalt • den Begriff der Nährstoffdichte: maximale Nährstoffe bei minimalen Kalorien. Folie ET10 wird auf Folie ET9 gelegt, um den Nährstoffgehalt der einzelnen Lebensmittel (Autos) zu veranschaulichen. Der Nährstoffgehalt wird über die Anzahl der einzelnen, farblich unterschiedlichen Punkte dargestellt: • • • • • Nahrungsmittelbeispiele v VDR Vitamin C (rot) Vitamin B1 (gelb) Vitamin B2 (schwarz) Eisen (blau) Calzium (grün). Die Teilnehmer(innen) beschreiben Nahrungsmittel, die gesundheitlich wertvoll und weniger wertvoll sind. ET10 Nennungen auf dem Flipchart notieren. Evtl. auch auf die Beispiele „Banane“ und „Seelachs“ aus Baustein 2 zurückgreifen. Baustein 5 ✍ Leitfaden für Referent(inn)en 244 Gesundheitsbildungsprogramm für die medizinische Rehabilitation Ergänzende Informationen zu Baustein 5: Nährstoffdichte Themen Didaktik Kalorien, Volumen und Sättigungsgefühl Der Tagesbedarf an Kalorien wird mit einem Parkplatz verglichen. Die Gesamtfläche des Parkplatzes entspricht 2.500 Kalorien. Die Lebensmittel entsprechen den – je nach Kalorienmenge – unterschiedlich großen Autos, die am Tag gegessen oder getrunken (auf dem Parkplatz geparkt) werden sollen. Die Teilnehmer(innen) lernen, daß Beispiele „Sie können Ihren Kalorienverbrauch gut mit einem Parkplatz vergleichen, auf dem Sie ihre Lebensmittel wie Autos parken. Je nachdem, ob Sie viele oder wenige Kalorien benötigen, ist ihr Kalorien-Parkplatz dann größer oder kleiner. Auf der Folie ist ein Parkplatz zu sehen, der z.B. Platz für 2.500 Kalorien hat. Beginnen wir doch jetzt einmal, verschiedene Lebensmittel zu par• der Energiebedarf des ken. Stellen Sie sich vor, daß Körpers begrenzt ist die Lebensmittel einem Auto • Lebensmittel ein unteroder Lastwagen entspreschiedliches Volumen bei chen, je nach der Kalorienvergleichbarer Energiemenge, die sie enthalten. menge aufweisen (fettreiHier ist bereits eine Tafel che oder süße Lebensmit- Schokolade geparkt. Sie setel haben viele Kalorien bei hen, daß dieses ‘Schokogeringem Volumen) ladenauto’ ganz schön viel • Sättigung vor allem Folge Parkplatz benötigt. (...)“ des Nahrungsvolumens ist. Nährstoffdichte Die Folien ET6 und ET7 sollten von dem Referenten bzw. der Referentin erläutert werden. Die Teilnehmer(innen) sollen begreifen, daß Lebensmittel mit sehr vielen Kalorien (rechte Seite der Folie) meist vergleichsweise wenig Nährstoffe beinhalten. Sie verstehen, daß die Kunst von gut und richtig „essen und trinken“ darin besteht, vor allem Lebensmittel mit einer großen Fülle an Nährstoffen zu wählen. „Wir erkennen an den Punkten, daß die Lebensmittelautos, die auf dem rechten Streifen parken, viel mehr Nährstoffe geladen haben als die auf dem linken Parkstreifen. Die Kalorienmenge eines Lebensmittels sagt also noch längst nichts über den so wichtigen Nährstoffgehalt aus. Ein extremes Beispiel: der halbe Liter Cola hat keine Nährstoffpunkte, die Apfelsinen dagegen eine ganze Menge.“ Nahrungsmittelbeispiele Es soll überprüft werden, ob die Teilnehmer(innen) den ernährungsphysiologischen Qualitätsbegriff der Nährstoffdichte (d.h. max. Nährstoffe bei min. Kalorien) verstanden haben. Falls Nahrungsmittel den falschen Kategorien zugeordnet werden, sollte der(die) Referent(in) solche Nennungen aufgreifen und in der Gruppe besprechen. „Welche Nahrungsmittel kennen Sie, die für unsere Gesundheit wertvoll sind? Welche sind unserer Gesundheit eher weniger zuträglich? (...)“ Kommentare Grundsätzlich ist es auch möglich, anstelle des vorgeschlagenen Beispiels eine andere Form der Veranschaulichung zu wählen, wie z.B.: • Kalorienverbrauch = Kuchen, einzelne unterschiedlich große Kuchenstücke = Lebensmittel • Kalorienverbrauch = Koffer, einzelne unterschiedlich große Wäschestücke = Lebensmittel usw. Gegebenenfalls kann auch auf die Werbung hingewiesen werden, die sich meist auf Lebensmittel mit hoher Energie bei niedriger Nährstoffdichte bezieht. Essen und Trinken – Umsetzung 245 Leitfaden Baustein 6: Ernährungskreis 10-15’ Lernziel: Die Teilnehmer(innen) können den Ernährungskreis der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) erklären und für jedes Segment konkrete Lebensmittel mit hoher Nährstoffdichte angeben. Themen Inhalt und möglicher Ablauf Einführung Die Teilnehmer(innen) beschreiben den Folie ET11 auflegen und gegebeErnährungskreis der Deutschen Gesell- nenfalls Faltblätter austeilen. schaft für Ernährung (DGE): • Die 7 Bereiche entsprechen den unterschiedlichen Lebensmittelgruppen. • Aus diesen Lebensmittelgruppen können für den täglichen Bedarf verschiedene Lebensmittel ausgewählt werden. • Die einzelnen Segmente weisen eine unterschiedliche Größe auf. Die Teilnehmer(innen) nennen beispielhaft einige Lebensmittel für jedes Segment. Nährstoffdichte Die Teilnehmer(innen) diskutieren die unterschiedliche Größe der einzelnen Segmente: • Die unterschiedliche Größe der Segmente spiegelt den Nährstoffgehalt der Lebensmittel wider. • Die Größe der Sektoren hängt vom Fettgehalt (kleine Sektoren), Kohlehydrat- und Balaststoffgehalt (große Sektoren) sowie vom Nährstoffgehalt (größere Nährstoffdichte = große Sektoren) ab. Zusammenfassung Der(die) Referent(in) faßt wesentliche Aspekte abschließend zusammen: • Eine ausreichende Versorgung mit Nährstoffen ist gewährleistet, wenn aus allen Segmenten Lebensmittel für den täglichen Verzehr gewählt werden. • Durch die sinnvolle Zusammenstellung der Lebensmittel (Bevorzugung von solchen mit hoher Nährstoffdichte) können große Mengen gegessen werden und gleichzeitig Kalorien gespart werden. Hinweise Ernährungskreis der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) 1 7 6 Fisch, Fleisch und Eier Fette und Öle Getreide, Getreideprodukte und Kartoffeln Milch und Milchprodukte 5 2 Getränke Gemüse und Hülsenfrüchte 4 Obst 3 ET11 Nennungen auf dem Flipchart notieren. ✍ 246 Gesundheitsbildungsprogramm für die medizinische Rehabilitation Ergänzende Informationen zu Baustein 6: Ernährungskreis Themen Didaktik Beispiele Einführung Die Teilnehmer(innen) sollen die unterschiedlichen Lebensmittelgruppen kennenlernen und entsprechende Lebensmittel zuordnen können: „Ich habe Ihnen eine Folie Vgl. Sachtext, Kapitel 2.3. mitgebracht, die ich nun gerne mit Ihnen besprechen möchte. Auf der Folie sehen Sie den Ernährungskreis der Deutschen Gesellschaft für Ernährung. (...)“ • Brot, Getreide, Kartoffeln, Reis, Nudeln • Gemüse und Hülsenfrüchte • Obst • Getränke • Milch und Milchprodukte • Fleisch, Fleischwaren, Fisch, Geflügel, Eier • Fette und Öle. Nährstoffdichte Es soll verdeutlicht werden, daß die Lebensmittelsegmente des Ernährungskreises eine jeweils unterschiedliche Nährstoffdichte aufweisen, was bei der Zusammenstellung des Essens zu berücksichtigen ist. Die Teilnehmer(innen) sollen erkennen, daß der Ernährungskreislauf eine Hilfestellung ist, um festzustellen, wie • Kalorien gespart werden können obwohl große Mengen gegessen werden und • eine ausreichende Versorgung mit lebenswichtigen Nährstoffen gewährleistet werden kann. Zusammenfassung Die Zusammenfassung dient der Verfestigung der im Rahmen des Bausteins vermittelten Inhalte. „(...) Sie sollten versuchen, die verschiedenen Lebensmittelgruppen in den Mengenverhältnissen auf dem Teller zu haben, wie es der Ernährungskreis vorschlägt. Also, große Portionen an Gemüse, Getreideprodukten und Obst. Sparsam umgehen mit Fetten und Ölen, Fleisch und Wurstwaren. Es gibt natürlich keine Verbote, irgend etwas zu essen. Wenn Sie immer etwas häufiger von den günstigen Lebensmitteln auswählen, dann liegen Sie ‘goldrichtig’. Die Kalorien stimmen und die Nährstoffe stimmen auch.“ „Zur Abrundung der Thematik möchte ich die wesentlichen Punkte kurz zusammenfassen: (...)“ Kommentare Zur Versorgung der deutschen Bevölkerung mit Nährstoffen vgl. Sachtext, Kapitel 3.1. Essen und Trinken – Umsetzung 247 Leitfaden Baustein 7: 10 Regeln der richtigen Ernährung 15-20’ Lernziel: Die Teilnehmer(innen) kennen die 10 Regeln für eine richtige Ernährung der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) und können diese jeweils auch begründen. Themen Inhalt und möglicher Ablauf Hinweise Aufgaben der DGE Der(die) Referent(in) informiert über die Aufgaben der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE), ein vom Bundesministerium für Gesundheit geförderter eingetragener, gemeinnütziger Verein: • veröffentlicht alle 4 Jahre den Ernährungsbericht für die Bundesregierung • gibt die „Empfehlungen zur Nährstoffzufuhr“ heraus (Empfehlungen der wissenschaftlich gesicherten Tagesmenge an essentiellen Nährstoffen). Evtl. kann ein Infoblatt der DGE an die Teilnehmer(innen) verteilt werden oder auch der Ernährungsbericht als Ansichtsexemplar gezeigt werden. Die 10 Regeln Der(die) Referent(in) verteilt ein Faltblatt mit den 10 Regeln der DGE und ließt diese anschließend laut vor. Folie ET12 auflegen und gegebenenfalls Faltblatt verteilen. Die Teilnehmer(innen) überlegen zunächst für sich, welche Regeln sie bisher schon eingehalten haben und welche kaum beachtet wurden. Anschließend diskutieren die Teilnehmer(innen), welche Regeln gut und welche Regeln weniger gut eingehalten werden können und begründen dies. Die 10 Regeln der DGE 1. Vielseitig, aber nicht zuviel 2. Wenig Fett und fettreiche Lebensmittel 3. Würzig, aber nicht salzig 4. Wenig Süßes 5. Viel Vollkornprodukte 6. Reichlich Gemüse, Kartoffeln und Obst 7. Wenig tierisches Eiweiß 8. Trinken mit Verstand 9. Öfters kleinere Mahlzeiten 10. Schmackhaft und schonend zubereiten ET12 Der(die) Referent(in) moderiert die Diskussion. Begründung Die 10 Regeln werden nacheinander besprochen. Die Teilnehmer(innen) versuchen, die jeweiligen Regeln auf der Grundlage des bisher Gelernten zu begründen: Es sollte insbesondere auch auf • Flüssigkeitsbedarf pro Tag von 2 Lidie Regel 8 „Trinken mit Vertern (Empfehlung: Mineralwasserstand“ eingegangen werden. Fruchtsaftmischung) • Deckung des Bedarfs durch Getränke und feste Nahrung (Obst, Gemüse, Kartoffeln) • Thema Alkohol (Kalorienmenge, direkte Verbrennung verhindert den Verbrauch von Nahrungsfett und fördert dessen Ablagerung als Körperfett). Hilfestellung Die Teilnehmer(innen) stellen fest, welches die schwierigste Regel ist. Sie überlegen gemeinsam Hilfen, um diese Regel besser einhalten zu können. Antworten auf dem Flipchart notieren. ✍ 248 Gesundheitsbildungsprogramm für die medizinische Rehabilitation Essen und Trinken – Umsetzung 249 Ergänzende Informationen zu Baustein 7: 10 Regeln der richtigen Ernährung Themen Didaktik Aufgaben der DGE Für Teilnehmer(innen), die sich „Ich möchte Sie zunächst kurz intensiver mit Fragen des Esüber die Deutsche Gesellschaft sens und Trinkens beschäftigen für Ernährung informieren. (...)“ wollen kann es von Vorteil sein, über die Aufgaben der Deutschen Gesellschaft informiert zu werden, auch um ggf. von dieser Stelle weitere Tips und Informationen zu erhalten. Ansprechpartner: Die 10 Regeln Im Vordergrund dieses Arbeitsschrittes steht die Informationsvermittlung an die Teilnehmer(innen). Sie sollen die Regeln kennen und einschätzen können, welche für sie persönlich einfach und weniger einfach zu verwirklichen sind. Vergleiche auch die Ausführungen sowie die Folien ET5 bis ET7 in Baustein 5 zum Thema „Nährstoffdichte“. Begründung Es ist davon auszugehen, daß die Teilnehmer(innen) die Regeln nur umsetzen, wenn sie diese im Einzelnen begründen können. Zugleich kann überprüft werden, ob die Teilnehmer(innen) die wesentlichen Inhalte der anderen Bausteine verstanden haben. Hilfestellung Die Teilnehmer(innen) können im Austausch untereinander Anregungen erhalten, wie sie mit schwierigeren Regeln umgehen können. Dies kann die individuelle Bereitschaft erhöhen, sich mit diesen Regeln stärker auseinanderzusetzen und zu versuchen, diese umzusetzen. Wichtig ist auch der Hinweis, dass Süßigkeiten bewusst zu genießen sind und nicht „neben- her“ (z.B. bei der Arbeit oder beim Fernsehen) gegessen werden sollten. Beispiele „Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung hat insgesamt 10 Regeln aufgestellt, die ich Ihnen zunächst vorlesen möchte. (...) Der 4. Tip der Deutschen Gesellschaft für Ernährung lautet ‘Wenig Süßes’. Wenn wir Süßes essen, dann mit Genuß. Der süße Geschmack ist ein angenehmes Erlebnis, das wir uns gönnen sollten. Doch süße Speisen bringen viele Kalorien. (...)“ Kommentare Deutsche Gesellschaft für Ernährung Im Vogelsgesang 40 60488 Frankfurt Durch das Eingehen auf Regel 8 soll gewährleistet werden, daß in der Seminareinheit „Essen und Trinken“ auch dem Aspekt des Trinkens Rechnung getragen wird. Zum Thema „Trinken“ vergleiche insbesondere Kapitel 3.1.3 des Sachtextes. „Welche der 10 Regeln, die Sie jetzt kennen, erfüllen Sie bereits? Welche der 10 Regeln macht Ihnen die größten Schwierigkeiten?“ Als schwierige Regeln werden von Teilnehmer(inne)n oft „weniger Fett“ (2), „würzig aber nicht salzig“ (3) und „wenig Süßes“ (4) genannt. Mögliche Hilfen können z.B. sein: • Auf versteckte Fette in Lebensmitteln achten (Käse, Wurst, Fertiggerichte) • Zum Würzen frische Kräuter und Gewürze verwenden. 250 Gesundheitsbildungsprogramm für die medizinische Rehabilitation Leitfaden Baustein 8: Angebote und Hilfsmittel 10-15’ Lernziel: Die Teilnehmer(innen) kennen Angebote und Hilfsmittel, die sie während und nach der Rehabilitation nutzen können. Themen Inhalt und möglicher Ablauf Angebote während der Der(die) Referent(in) erläutert die AnReha gebote der Rehabilitationseinrichtung. U.a. können genannt werden: Hinweise Gegebenenfalls Informationsmaterial der Einrichtung auslegen oder verteilen. • Vertiefungsangebote „Figurprobleme“ und „Gewichtsabnahme“ im Rahmen der Gesundheitsbildung • Individuelle Diätberatung • Indikationsspezifische Gruppen zur Ernährungsberatung • Kochkurse für Patient(inn)en und Angehörige. Angebote nach der Reha Die Teilnehmer(innen) nennen Einrich- Der(die) Referent(in) notiert die tungen, Institutionen und Stellen, die In- Nennungen auf dem Flipchart. formationen, Beratung und konkrete Hilfestellungen zum Thema „Ernährung“ für die Zeit nach der Entlassung aus der Rehabilitationseinrichtung anbieten. ✍ Genannt werden sollten • • • • • • Volkshochschulkurse Krankenkassen Energieversorgungsunternehmen Verbraucherzentralen Beratung bei Hausärzt(inn)en Selbsthilfegruppen. Informationsmaterial Der(die) Referent(in) verteilt an die Teilnehmer(innen) einige Broschüren zum Thema und empfiehlt ausgewählte Literatur. Bewertung Die Teilnehmer(innen) werden um Rückmeldungen zu inhaltlicher, didaktischer und formaler Gestaltung des Seminars gebeten. Verfügbare Broschüren verteilen und einige Bücher zur Ansicht auslegen. Essen und Trinken – Umsetzung 251 Ergänzende Informationen zu Baustein 8: Angebote und Hilfsmittel Themen Didaktik Beispiele Angebote während der Reha Die Vorstellung der speziellen Einrichtungsangebote soll es den Seminarteilnehmer(inne)n erleichtern, sich bei Bedarf weiter zu informieren und beraten zu lassen. „Wir haben heute nur die Grundtatsachen über Ernährung und Eßgewohnheiten besprochen. Wir haben gelernt, nach welchen einfachen Prinzipien sich ein gesunder Mensch ernähren sollte, damit er gesund bleibt, sich wohlfühlt und leistungsfähig ist. Wir haben besondere Ernährungsformen ausgespart, die bei bestimmten Krankheiten helfen können, z.B. bei Diabetes oder erhöhten Blutfettwerten. Dafür gibt es in unserer Einrichtung spezielle Gruppen, z.B. für Diabetiker. (...)“ Angebote nach der Reha Ziel ist es, daß die Teilnehmer(innen) im Anschluß an die Rückkehr nach Hause in der Lage sind, die in der Rehabilitation erhaltenen Anregungen für eine gesunde Ernährung weiter zu vertiefen und in ihren Alltag zu integrieren. Aber auch nach der Rehabilitation gibt es viele Möglichkeiten, um sich mit dem Thema ‘Essen und Trinken’ zu beschäftigen. Welche Angebote kennen Sie bereits? Falls nach einer kurzen Denkpause keine Angebote von seiten der Teilnehmer(innen) kommen, sollte der(die) Referent(in) entsprechende Angebote benennen. „Zu nennen wären hier insbesondere Kurse an der Volkshochschule, Kurse der Krankenkassen (...)“ Informationsmaterial Die Motivation der Teilnehmer(innen), sich mit dem Thema Essen auseinanderzusetzen, kann durch die Verteilung von Informationsmaterial sowie durch die Empfehlung ausgewählter Literatur gesteigert werden. Bewertung Falls genügend Zeit zur Verfügung steht, sollten – falls nötig – vor der abschließenden Bewertung des Seminars durch die Teilnehmer- Kommentare Der(die) Referent(in) sollte auch auf kommerzielle Angebote eingehen: Hohe Preise für oft unwirksame Produkte (insbesondere bei Diätprogrammen). Ratsam ist es daher, nur solche Angebote zu nutzen, die nicht mit einem Produktverkauf verbunden sind. Vgl. im Sachtext, Abschnitt 6.3 „Literaturhinweise für die Teilnehmer(innen)“ „(...) Abschließend hätte ich gerne von jedem noch eine kurze Rückmeldung, wie Ihnen das Seminar gefallen hat. Bevor wir damit anfan- 252 Themen Gesundheitsbildungsprogramm für die medizinische Rehabilitation Didaktik Beispiele (innen) Verständnisprobleme gen, sollten zunächst alle geklärt werden. Unklarheiten beseitigt werden: Haben Sie noch inhaltliche Fragen zu den besprochenen Themen? (...)“ Die Erstellung eines Mei„(...) Sicher haben Sie das nungsbildes der Teilnehmer(innen) über die Seminareinheit dient den Referent(inn)en zur Überprüfung der eigenen Arbeit und der Qualitätssicherung. Wichtig ist es, die Fragen so offen zu formulieren, daß Kritik leicht geäußert werden kann. Die Nennungen der Teilnehmer(innen) sollten nicht kommentiert werden. heutige Seminar in Ihren Stimmungen und Gefühlen sehr unterschiedlich erlebt, aber auch bezüglich dessen, was Sie hier lernen wollten, und bezüglich dessen, was Sie hier gelernt haben. (...) Welche Erfahrungen haben Sie in diesem Kurs heute gesammelt? Was hat Ihnen besonders gefallen? Was haben Sie sich anders vorgestellt? Der(die) Referent(in) sollte die Stunde mit einigen selbstkritischen und abrundenden Worten abschließen. „Wir sind nun am Ende der Seminarstunde angekommen. Besonders gut gefallen hat mir persönlich (...). Ich habe darüber hinaus viele Anregungen für Veränderungen der Seminarstunde erhalten und ich werde sicherlich einige Ihrer Vorschläge aufgreifen und umsetzen können. (...)“ Kommentare