Das Plus-Energie-Haus LISI Abbildung 1: Das LISI-Haus (Quelle: https://www.flickr.com/photos/solardecathlonaut2013/9615672090/in/album-72157635274311456/) 1 Fallbeispiel LISI-Haus Abstract Im folgenden Fallbeispiel wird ein Gebäude gezeigt, das in seiner Jahresbilanz mehr Energie produziert, als es für seinen Betrieb benötigt. Es handelt sich dabei um das „LISI-Haus“, einen Prototyp, der für den bedeutendsten Hochschulwettbewerb im Bereich des solaren und nachhaltigen Bauens, den Solar Decathlon 2013, geplant und gebaut wurde. Damit hat nicht nur erstmals eine österreichische Universität an diesem Wettbewerb teilgenommen, sondern diesen auch gewonnen. Dargestellt werden im Detail das Gebäudekonzept, die Grundlagen für den PlusEnergie-Standard, die Haustechnik sowie Nutzerkomfort und Aspekte des ökologischen Bauens. Lernziele Lernende können nach dieser Lerneinheit anhand des Beispielgebäudes ... Begriffe wie Plus-Energie-Standard definieren das Gebäudekonzept beschreiben die einzelnen Komponenten des Plus-Energie-Konzeptes benennen und erläutern den Wandaufbau darstellen die einzelnen Aspekte der Nachhaltigkeit begründen das Steuerungs- und Beleuchtungskonzept erläutern die Haustechnik in ihrer Gesamtheit erklären die Besonderheiten des Raum- und Energiekonzeptes analysieren 2 Fallbeispiel LISI-Haus Inhaltsverzeichnis Abstract ..................................................................................................................... 2 Lernziele .................................................................................................................... 2 1 Einleitung.......................................................................................................... 4 2 Was waren die Vorgaben? ..................................................................................5 3 Planung und Entwicklung des Gesamtkonzeptes ............................................... 7 4 Gebäudekonzept .............................................................................................. 8 5 Gebäudehülle ................................................................................................... 10 6 5.1 Gedämmte Bauteile ................................................................................. 10 5.2 Dämmung ................................................................................................ 11 5.3 Fenster ..................................................................................................... 12 5.4 Verschattung ............................................................................................ 12 Haustechnik ..................................................................................................... 13 6.1 Gebäudesteuerung ................................................................................... 15 6.2 Beleuchtung ............................................................................................. 15 6.3 Nutzerfreundlichkeit ................................................................................ 15 7 Das Plus-Energie-Konzept ............................................................................... 16 8 Welche Materialien wurden verwendet? .......................................................... 17 9 Wie war der Bauablauf? ................................................................................... 17 9.1 Vorfertigung der Bauelemente ................................................................. 17 9.2 Aufbau...................................................................................................... 18 9.2.1 Fundament, Bodenmodule und „Service-Kern“ .................................. 18 9.2.2 Außenwandmodule, Dach und Fenster .............................................. 19 9.2.3 Gestaltung der Außenflächen, Installationen .....................................20 10 9.3 Wärmebrückenfreies Bauen .....................................................................20 9.4 Luft- und Winddichtheit ...........................................................................20 Zertifizierung ................................................................................................... 21 Quellen .....................................................................................................................22 Abbildungsverzeichnis ..............................................................................................22 Tabellenverzeichnis .................................................................................................. 23 Impressum ................................................................................................................24 3 Fallbeispiel LISI-Haus 1 Einleitung Das „LISI (Living Inspired by Sustainable Innovation)-Haus“ wurde von einer Gruppe von Student_innen unter der Leitung von Assistenzprofessorin DI Dr. Karin Stieldorf (Technische Universität Wien) geplant und gebaut, und zwar für den bedeutendsten Hochschulwettbewerb im Bereich des solaren und nachhaltigen Bauens, den Solar Decathlon 2013. Damit hat nicht nur erstmals eine österreichische Universität an diesem Wettbewerb teilgenommen, sondern diesen auch gewonnen. Initiatorin Karin Stieldorf Assistenzprofessorin DI Dr. Karin Stieldorf ist die international bekannteste Österreicherin im Bereich solare und ökologische Architektur und forscht am Institut für Architektur und Entwerfen an der Technischen Universität Wien. Sie gilt als Pionierin im Bereich des nachhaltigen Bauens. 2015 wurde sie für den Sieg des Teams Austria mit dem Plus-Energie-Haus LISI beim internationalen Wettbewerb Solar Decathlon 2013 in den USA mit dem Goldenen Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich ausgezeichnet. Quelle: bmvit, http://www.hausderzukunft.at/results.html/id8055 Was bedeuten Plus-Energie und solares Bauen? Plus-Energie bedeutet, dass Gebäude über ein Jahr gerechnet mehr Energie erzeugen, als sie verbrauchen. Diese Gebäude sind in das Versorgungsnetz eingebunden, das heißt, je nach Bedarf oder Ertrag beziehen oder liefern sie Energie. Im Gesamten wird mehr Energie in das Netz abgegeben als daraus bezogen oder zumindest eine ausgeglichene Bilanz erzielt. Im Allgemeinen ist es in den zentralen Wintermonaten am schwierigsten, eine Plus-Energie-Bilanz zu erzielen. Die Bezeichnung als Plus-Energie-Gebäude ist ausschließlich bei Nutzung erneuerbarer Energie zulässig. Solares Bauen bedeutet, Gebäude mit minimalem Energiebedarf zu bauen, bei denen das Potenzial der Sonne passiv und aktiv optimal genutzt wird. Dieses Ziel kann durch verschiedene Komponenten und Maßnahmen erreicht werden, wie z. B. durch PV-Anlagen auf den Dächern. 2013 wurden für den Solar Decathlon aus etwa 200 Einreichungen 20 Universitäten ausgewählt, um zu zeigen, dass das von ihnen geplante Gebäude auch im Betrieb alle Anforderungen erfüllt. Alle Prototypen werden zehn Tage lang öffentlich auf ihre Alltagstauglichkeit getestet und in zehn Kategorien bewertet. Was ist der Solar Decathlon? Der Solar Decathlon („Solarer Zehnkampf“) ist ein Wettbewerb im Bereich des solaren und nachhaltigen Bauens, an dem Universitäten aus der ganzen Welt teilnehmen können. Alle zwei Jahre veranstaltet das US-Energieministerium (US Department of Energy, DOE) diesen Wettbewerb, der als der anspruchsvollste und wichtigste in diesem Bereich gilt. http://www.solardecathlon.gov/ 4 Fallbeispiel LISI-Haus Die Beschreibung aller Teilnehmer_innen 2013 finden Sie unter: http://www.solardecathlon.gov/past/2013/pdfs/2013_visitors_guide.pdf 2 Was waren die Vorgaben? In diesem Fallbeispiel waren nicht die Vorgaben und Wünsche eines Bauherrn maßgeblich, sondern jene des Wettbewerb-Veranstalters, des US Department of Energy. Gefordert war von den Student_innen, Gebäude zu entwerfen, die Folgendes erfüllen: Das Gebäude muss mit einem architektonischen Konzept und herausragendem Design überzeugen, ausschließlich mit Solarenergie betrieben werden, nicht nur energieeffizient, sondern auch kostengünstig sein, eine hohe Wohnqualität bieten, wobei die Raumtemperatur 22–24 °C und die Luftfeuchtigkeit 40–55 % betragen sollte. Was sind die Kriterien im Solar Decathlon? Architektur [Architecture] – 100 Punkte Bewertet werden Ästhetik, Idee und architektonische Integration der Technologien. Der Beitrag soll zeigen, dass man sowohl solare als auch energetische Aspekte mit architektonischen Standards erfolgreich zusammenbringen kann. Technologische Umsetzung [Engineering] – 100 Punkte Gebäudehülle und Gebäudetechnik werden nach Funktionalität, Effizienz, Innovation, Robustheit und Ökonomie bewertet. Marktfähigkeit [Market Viability] – 100 Punkte In die Bewertung der Marktfähigkeit fließen mehrere Aspekte mit ein. Zum einen müssen die verwendeten Materialien und Rohstoffe auf dem Markt für jedermann erhältlich sein. Zum anderen wird das Gebäude auf seine Wirtschaftlichkeit hin analysiert und bewertet. Wohnwert, Baubarkeit und Flexibilität sind die Kriterien. Des Weiteren spielt die Einhaltung von Terminen, Regeln und der Bauordnung eine Rolle. Öffentlichkeitsarbeit [Communications] – 75 Punkte Der Solar Decathlon ist nicht nur ein Wettbewerb, sondern auch ein öffentliches Event. Im Vordergrund der Öffentlichkeitsarbeit steht die Vermittlung des Projektes und dessen Themen an ein breites Publikum durch eine Website und Führungen vor Ort. Die Führungen werden anhand ihres Inhalts, Brandings, Hand-outs, ihrer Originalität, Angemessenheit und ihrer Organisation beurteilt, während die Website lediglich anhand des Inhalts, der Brandings und des Designs bewertet wird. 5 Fallbeispiel LISI-Haus Thermische Behaglichkeit [Comfort Zone] – 100 Punkte Der Aspekt der thermischen Behaglichkeit bezieht sich auf die Fähigkeit des Hauses, die Raumtemperatur und Luftfeuchtigkeit zu kontrollieren und innerhalb gewisser Grenzwerte zu halten. Dabei sollte die Raumtemperatur 22–24 °C betragen und die Luftfeuchtigkeit 40–55 %. Technische Ausstattung [Appliances] – 100 Punkte In diesem Teil des Wettbewerbs sollen die Teams zeigen, dass ihre Häuser genug Energie produzieren, damit diverse Haushaltsgeräte und andere elektronische Geräte angeschlossen werden können. Um einen herkömmlichen Stromverbrauch zu simulieren, müssen neben dem Betrieb des Kühlschranks (1 bis 4 °C) und des Gefrierschranks (-28,9 bis -15 °C) auch täglich Waschmaschine (min. 43,3 °C), Trockner und Geschirrspüler (48,9 °C) benutzt werden. Warmwasser [Hot Water] – 100 Punkte Dieser Bewerb soll zeigen, dass das gesamte notwendige Warmwasser eines Gebäudes über solar gewonnene Energie erzeugt werden kann. Hierzu wird in den Tests die durchschnittliche Wassermenge und Temperatur während des Duschens simuliert. Zweimal täglich müssen die Teams 15 Gallons (= 56,8 l) heißes Wasser (110 °F / 43,3 °C) in weniger als zehn Minuten liefern. Lichtkonzept [Lighting Design] – 75 Punkte Beurteilt wird hier die Tageslicht- und Kunstlichtqualität. Beide Lichtkonzepte sollten so gestaltet sein, dass am Tag keine Elektrizität verbraucht werden muss. Das Kunstlicht wird anhand der Angemessenheit, Lichtszenarien, Integration, Steuerung und Außenbeleuchtung beurteilt, während die Tageslichtqualität anhand der Kontrollierbarkeit und Atmosphäre bewertet wird. Weitere Aspekte sind die Beleuchtung des Arbeitsplatzes und die Außenwirkung des Hauses bei Nacht. Energieeinspeisung [Net-Metering] – 150 Punkte Dieser Bewerb dient dazu, nachzuweisen, dass die Sonne sämtliche notwendige Energie für den täglichen Bedarf eines Zwei-Personen-Haushaltes lieferen kann. Jedes Haus muss zumindest mit einer ausgeglichenen Energiebilanz betrieben werden, zusätzlich wird die Einspeisung des Überschusses in das lokal vorhandene Stromnetz gemessen. Das Team mit dem meisten Überschuss beim Net-Metering gewinnt. Home Entertainment – 100 Punkte Im Rahmen des Teilwettbewerbs sind zwei Dinnerpartys und ein Kinoabend abzuhalten, bei dem jedes Team Mitglieder anderer Teams in sein Haus einlädt und auch von ihnen bewertet wird. (Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Solar_Decathlon, bearbeitet) 6 Fallbeispiel LISI-Haus 3 Planung und Entwicklung des Gesamtkonzeptes Eine besondere Herausforderung für die jungen Planer_innen bestand sicherlich darin, dass nicht nur ein überzeugendes architektonisches Konzept sowie ein PlusEnergie-Konzept auszuarbeiten waren, sondern das Gebäude und auch der Bauablauf so detailliert geplant werden mussten, dass es innerhalb von zehn Tagen aufgebaut werden konnte und bewohnbar war. Dies erforderte eine präzise Planung besonders hinsichtlich der maximalen Abmessungen der Bauteile und Module, die durch die Containergrößen gegeben waren, sowie hinsichtlich der Anschlüsse und der haustechnischen Anlagen. Der Planungsprozess dauerte zwei Jahre. Im Sinne einer integralen Planung wurden Haustechniker_innen, Statiker_innen und Fachfirmen einbezogen. Die Student_innen brachten ebenfalls jeweils das Wissen ihrer Fachgebiete ein. Integrale Planung bedeutet vernetztes und ganzheitliches Planen. Das Ziel der integralen Planung ist es, eine optimierte Gesamtlösung für die zahlreichen Einzelziele zu finden. Bei der Auswahl des Teams sollten zumindest folgende drei Dinge bedacht werden: 1. 2. 3. dass alle Kompetenzen verfügbar sind, dass die Anzahl der Beteiligten möglichst niedrig gehalten wird, dass klare Strukturen für die Zusammenarbeit gegeben sind. Im konkreten Fall konnte naturgemäß die Anzahl der Beteiligten nicht niedrig gehalten werden, ging es doch darum, dass Studierende gemeinsam ein außergewöhnliches Gebäude entwerfen, planen und am Wettbewerbsort aufbauen. Dementsprechend bestand das Team aus 46 Personen, die aus 18 Fachbereichen kamen und auf ganz Österreich verteilt waren. Entsprechend komplex war der Planungsprozess, der nur durch klare Strukturen für die Zusammenarbeit bewältigt werden konnte. Das Planungsteam in Kürze Initiiert und geleitet wurde das Projekt LISI von Prof. Karin Stieldorf. Unterstützt wurde sie dabei von den beiden Projektmanagern DI Claus Schnetzer und DI Gregor Pils. Neben der TU Wien (Architektur und Elektrotechnik) waren die Fachhochschule Salzburg (Holztechnologie, Holzbau, Design und Produktmanagement), die Fachhochschule St. Pölten (Medientechnologie) und das Austrian Institute of Technology (AIT) (Haustechnik) beteiligt. Bei der TU Wien, der Initiatorin dieses Projektes, lagen die Gesamtkoordination sowie die Entwicklung des Konzeptes. Studierende des Fachbereichs Architektur übernahmen darüber hinaus die Planung des Gebäudes, die Koordination von Bau, Planung und Abgaben und waren das Bindeglied zu allen weiteren Fachbereichen. Auch für Brandschutz, Sicherheit, Gebäudesimulation und Automation waren Studierende der TU Wien zuständig. Studierende der FH Salzburg unterstützten die Planung von Tragstruktur und Innenraum – besonders in der Entwicklung innovativer Materialien. HolzbauStudent_innen mit viel praktischer Erfahrung koordinierten den Prozess der Vorfertigung. 7 Fallbeispiel LISI-Haus Studierende der FH St. Pölten wiederum waren verantwortlich für Videoproduktionen und die Gebäudeautomation. Die technische Gebäudeausstattung wurde in Zusammenarbeit mit dem AIT entwickelt, unterstützt von Simulationen. In der Klimakammer des AIT wurde der Haustechnikraum 1:1 mit allen wesentlichen Komponenten nachgebaut und getestet. Die Kommunikation erfolgte über Mail und Social Media, in regelmäßigen Teamsitzungen in kleinen Gruppen wurden laufend aktuelle Aufgaben besprochen und organisiert. Darüber hinaus stand ein Projektbüro an der TU Wien zur Verfügung. 4 Gebäudekonzept Ziel war es, ein Gebäude mit Plus-Energie-Standard und hohem Nutzerkomfort zu entwerfen. Zugleich sollte es hohen ökologischen Anforderungen genügen. Entsprechend den Wettbewerbsvorgaben wurde das LISI-Haus für einen ZweiPersonen-Haushalt konzipiert. Die Wohnfläche beträgt rund 60 m2. Wohnnutzfläche 58,68 m2 Gesamte Innenfläche 60,69 m2 Bruttogeschoßfläche 84 m2 Bebaute Fläche inkl. Terrassen 201 m2 Tabelle 1: Gebäudedaten im Überblick (Quelle: Solar Decathlon Team Austria 2013) Im Zentrum liegt der Koch- und Wohnbereich mit einem anschließenden „ServiceKern“, der Bad, Schlafzimmer und die gesamte Haustechnik auf kleinstem Raum beinhaltet. Die maximale Raumausnützung zeigt sich unter anderem auch darin, dass sämtlicher Stauraum in die Wände integriert ist. Ein Grundriss findet sich unter http://www.solardecathlon.at/wpcontent/uploads/teamaustria_lisi_projectfolder_de.pdf , Seite 19. Das architektonische Konzept basiert auf dem Anspruch, größtmögliche Flexibilität zu schaffen sowie eine maximale Raumausnützung zu erreichen. Erreicht wurde dies unter anderem dadurch, dass die auf der Nord- und Südseite gelegenen dreiflügeligen Glastüren in die Wand geschoben werden können: Auf diese Weise wird der 50 m2 große Wohnbereich um die angrenzenden Höfe, also insgesamt um 43 m2, erweitert. Die Privatsphäre bleibt durch einen textilen Vorhang gewahrt, der zugleich Verschattungselement ist und vor sommerlicher Überhitzung schützt. Wird er zur Seite geschoben, stellen die Bewohner_innen maximale Offenheit her. 8 Fallbeispiel LISI-Haus Die großen Fensterfronten bieten nicht nur viel Tageslicht, sie ermöglichen auch solare Gewinne im Winter und eine optimale Querlüftungsmöglichkeit. Die Flexibilität findet sich neben dem Raumkonzept auch in der Möglichkeit, das Gebäude in späteren Ausführungen zu erweitern, so sind grundsätzlich eine Aufstockung sowie eine räumliche Erweiterung des Erdgeschoßes möglich. Das Haus ist außerdem so geplant, dass es mit geringen Adaptionen der Wärmedämmung in unterschiedlichen Klimazonen funktioniert. Und nicht zuletzt ist Teil des Konzeptes die Möglichkeit des schnellen Auf- und Abbaus und eines neuerlichen Wiederaufbaus. Entsprechend dem Motto „Living Inspired by Sustainable Innovation“ wurden vorrangig hochwertige und lokale Materialien verwendet. Der Einbau eines Kühlschrankes, „bei dem Verdunstungskälte dafür sorgt, dass Obst und Gemüse frisch bleiben“, und vertiefte Pflanzenbeete im Außenbereich, die automatisch über eine Regenwassersammlung bewässert werden und nicht mittels Elektropumpe, entsprechen ebenfalls dem Motto und unterstützen das Plus-Energie-Konzept. Abbildung 2: Konstruktion LISI-Haus (Quelle: © Solar Decathlon Team Austria, alle Rechte vorbehalten) 9 Fallbeispiel LISI-Haus 5 5.1 Gebäudehülle Gedämmte Bauteile Die Tragkonstruktion ist in Holzkastenbauweise ausgeführt, in ihren Hohlräumen befindet sich die Dämmschicht aus Zellulose. Der Aufbau der gedämmten Bauteile ist folgender: Außenwand und Dachelemente Außen(beplankung) Konstruktion 15 mm DHF-Platte KVH 7,5 cm / 30 cm bzw. 6 cm / 24 cm Innen: OSB 15 mm Bodenelemente Windpapier KVH 6 cm/24 cm Druckimprägnierte Lärchenschalung Innen: OSB 15 mm Tabelle 2: Aufbau der gedämmten Bauteile des LISI-Hauses (Quelle: Isocell 2013) Was ist Windpapier? Windpapier ist eine Spezialpappe aus einem Gemisch aus Zellulose- und Wollfasern. Es ist diffusionsoffen, feuchtigkeitsregulierend und rezyklierbar. Ursprünglich wurde im Holzbau die Bezeichnung „Windpapier“ für ein Material verwendet, welches aus Papier bestand und mit einer Schicht aus Öl weitgehend wasserundurchlässig gemacht wurde. Vertiefung zu Holzrahmenbau Im Holzrahmenbau bestehen die tragenden Konstruktionsteile aus Vollholz oder Holzwerkstoffen. Verwendet werden können Vollholzprofile; diese weisen im Allgemeinen eine Breite von 6 bis 12 cm bei einer Gefachtiefe von 14 bis über 20 cm auf. Bei Verwendung von Brettschichtholz kann eine sehr schlanke Ausführung mit einer Profilbreite von beispielsweise 4 cm erzielt werden. Der Holzrahmenbau ermöglicht schlanke Konstruktionen mit sehr günstigen U-Werten, gute Nachhaltigkeitskriterien in Verbindung mit Dämmstoffen aus nachwachsenden Rohstoffen sowie vielfältige Gestaltungsmöglichkeiten für den Architekten. Dämmstoffe im Holzständer-/Holzrahmenbau Es kann jedes Dämmmaterial verwendet werden, das sich für die Einpassung in ein vorgerichtetes Holztragwerk eignet. Besonders sinnvoll sind Matten, die sich bei der Verarbeitung den Maßen des Rastersystems mit geringen Abweichungen anpassen. Noch einfacher kann Einblasdämmung sein, die in die Gefache eingeblasen wird. Befestigung im Holzständer-/Holzrahmenbau Die Dämmung muss so eingepasst werden, dass eine dauerhafte Formbeständigkeit gegeben ist und die Materialien sich nicht in einzelnen Bereichen auf Dauer verdichten und dadurch im oberen Bereich ein Luftraum entsteht. 10 Fallbeispiel LISI-Haus U-Werte im Holzständer-/Holzrahmenbau Mit Holzständerkonstruktionen lassen sich hervorragende U-Werte erreichen. Da die Dämmung über nahezu die gesamte Wanddicke wirksam sein kann, ist das mit relativ günstigen Wanddicken möglich. Wird Vakuumdämmung eingesetzt, können Wände im Passivhaus-Standard mit Konstruktionsdicken von etwa 20 cm erreicht werden. (Quelle: Schulze Darup, Fassadendämmsyteme Holzbau, www.e-genius.at) 5.2 Dämmung Alle zu dämmenden Bauteile (Außenwände, Dach- und Bodenelemente) wurden bereits in der Vorfertigungsphase gedämmt (siehe Isocell 2013). Insgesamt wurden 3.500 kg Zellulose verbaut. Verarbeitet wurden lose Zellulosefasern und Matten, die durch Einblasen mittels Lanze oder Düse bzw. manuell in die Gefache eingebracht wurden. Abbildung 3: Vorfertigung der gedämmten Bauteile (Quellen: links: https://www.flickr.com/photos/solardecathlonaut2013/8637666718/in/album-72157633212852192/; rechts: https://www.flickr.com/photos/solardecathlonaut2013/8636559355/in/album72157633212852192/) Vertiefung zu Zellulose Rohstoffe und Herstellung Zellulose ist ein Hauptbestandteil von Pflanzenfasern und wird z. B. für die Papierherstellung genutzt. Für den Dämmstoff wird vor allem Altpapier verwendet. Dabei wird sortiertes Zeitungspapier zerfasert und anschließend Schädlings- und Brandschutzmittel wie beispielsweise Borsalz beigesetzt. Für die Herstellung von Zellulosefaserplatten ist der Energieaufwand deutlich höher als für lose Zellulose. Anwendungsbereiche Zellulose wird in Form von Platten und Schüttungen eingesetzt, vor allem als lose Einblasdämmung (Zellulosefaserflocken) und Stopfwolle gewinnt sie immer mehr an Bedeutung. Die Wärmeleitfähigkeit beträgt = 0,040 bis 0,045 W/mK. Verarbeitung/Praxishinweise Bei der losen Einbringung kann man zwischen dem Nass- und dem Trockenverfahren unterscheiden. Beim Trockenverfahren (dem häufigsten Einsatzgebiet) wird die trockene Substanz durch eine kleine Öffnung in den zu dämmenden Zwischenraum eingeblasen. 11 Fallbeispiel LISI-Haus Zellulose kann auch in der Innendämmung eingesetzt werden: Dabei werden auf die Wandinnenseite Zellulosefasern aufgesprüht. Es entsteht so ein kapillaraktives Innendämmsystem ohne Dampfbremse. Die Angaben des Herstellers sind immer zu beachten! (Quelle: Lernfeld Dämmstoffe Praxis, www.e-genius.at) 5.3 Fenster Eingebaut wurden Hebeschiebetüren mit Dreifachverglasung. Das System für die dreiflügeligen Türen, die eine Länge von 9,2 und einer Höhe von 2,7 Metern haben, wurde speziell vom Fenster- und Türenhersteller Josko entwickelt; es erlaubt, die Fenster in die Gebäudehülle zu schieben, sodass die Süd- und die Nordfassade zur Gänze geöffnet werden können. Abbildung 4: Einbau der verglasten Hebeschiebetüren (Quellen: links: https://www.flickr.com/photos/solardecathlonaut2013/8717323373/in/album-72157633443183762/; rechts: https://www.flickr.com/photos/solardecathlonaut2013/8718447610/in/album72157633443183762/) Durch das Öffnen der verglasten Schiebetüren bilden die Veranda und der Innenwohnraum gemeinsam einen großen teilüberdachten Wohnbereich. Was alles beim Fenstereinbau im Passivhaus zu beachten ist, finden Sie im Lernfeld Passivhaus auf www.e-genius.at. 5.4 Verschattung Während im Winter die Wärmeenergie der Sonne einen wichtigen Beitrag zur Abdeckung der Heizlast liefert, ist ein besonders wichtiger Aspekt des sommerlichen Wärmeschutzes die sinnvoll angebrachte Verschattung, um die Räume vor hohen Raumtemperaturen zu schützen. Die planerische Aufgabe besteht daher darin, die Beschattung so zu gestalten, dass im Winterhalbjahr die Sonnenstrahlen so weit und so lange wie möglich durch die Glasflächen in das Gebäude gelangen und im Sommerhalbjahr daran gehindert werden. (Siehe Lernfeld Passivhaus, www.e-genius.at) 12 Fallbeispiel LISI-Haus Im LISI-Haus sind die Verschattungselemente textile weiße Vorhänge aus einem robusten, wetterfesten Material: Sie können je nach Bedarf vorgezogen werden, um Privatsphäre zu schaffen, oder sie werden zur Seite geschoben, um das Haus nach außen zu öffnen. Durch die flexiblen Verschattungselemente wird sommerliche Überhitzung verhindert, während im Winter solare Wärmegewinne gewährleistet werden. Abbildung 5: Diagramm der Verschattung (Quelle: © Solar Decathlon Team Austria, alle Rechte vorbehalten) 6 Haustechnik Die gesamte Haustechnik befindet sich in den zwei horizontalen Kernen und ist daher auf kleinstem Raum untergebracht. Der Technikraum misst lediglich 2,28 m2. Eingebaut werden mussten daher auch Geräte mit minimalem Platzbedarf. Abbildung 6: Technikraum (Quelle: https://www.flickr.com/photos/solardecathlonaut2013/9172059163/in/album-72157634402027347/) 13 Fallbeispiel LISI-Haus Bei der Auswahl der Geräte wurden aber nicht nur die Kriterien der Effizienz und Kompaktheit, sondern auch die Lebenszykluskosten aller Systemkomponenten berücksichtigt. Was sind Lebenszykluskosten? Als Lebenszyklus wird die Zeitspanne von der Herstellung der Rohstoffe über die Produktion und Nutzung bis hin zur Entsorgung eines Produkts bezeichnet. Eine Methode der Berechnung ist, neben den Anschaffungskosten auch die Kosten der Produktion und Nutzung (z. B. Wartungs- und Reparaturkosten) sowie der Entsorgung eines Produkts einzubeziehen. Installiert wurde eine kontrollierte Wohnraumlüftung mit Wärmerückgewinnung. (Vertiefende Informationen zu kontrollierter Wohnraumlüftung siehe Lernfeld Komfortlüftung, www.e-genius.at) Die effiziente Lüftungsanlage wird unterstützt durch einen funktionalen Boden: „In die Rohre unter dem Estrich kann kaltes Wasser gepumpt werden. Unter diesen Rohren strömt Luft vorbei, die dadurch abgekühlt wird, bevor sie durch Schlitze im Boden in den Wohnraum geblasen wird. Gekühlt wird außerdem mit Hilfe der Abluft der Warmwasser-Wärmepumpe: Sie erzeugt neben warmem Wasser kalte, entfeuchtete Luft, die bei Bedarf ins Haus eingeleitet werden kann.“ (http://www.solardecathlon.at) Abbildung 7: Funktionaler Boden zur Unterstützung der Lüftungsanlage (Quelle: https://www.flickr.com/photos/solardecathlonaut2013/8662930860/in/album-72157633281314018/) Die Versorgung mit Kalt- und Warmwasser für Heizung und Kühlung wird durch zwei Luft-Wasser-Wärmepumpen gewährleistet. Eine Besonderheit in diesem Gebäude ist, dass auch die Wärme des Duschwassers rückgewonnen wird; möglich wird das durch eine Duschwanne mit integriertem Wärmetauscher. „Das zuströmende kalte Wasser wird dort bereits vorgewärmt, man muss also weniger vom heißen Wasser beimischen. Auch der Warmwassertank des Hauses wird damit aufgewärmt, dadurch braucht man später weniger Energie, um Heißwasser zu erzeugen.“ (http://www.solardecathlon.at/) 14 Fallbeispiel LISI-Haus Weiterführende Informationen finden Sie auch unter: http://www.ibo.at/documents/BauZ2013_Stieldorf_000.pdf 6.1 Gebäudesteuerung Die gesamte Haustechnik ist durch ein intelligentes Informations- und Kommunikationskonzept optimal abgestimmt; dieses ermöglicht eine kontextsensitive Gebäudesteuerung und Energie-Monitoring; die Technologie dahinter heißt LISI Core – ein System, das als zentrale Drehscheibe fungiert. Es sammelt Daten von der Gebäudesteuerung und funkbasierten, energieautarken Sensoren und reagiert auf Befehle der Anwender_innen sowie auf deren Gewohnheiten. (Siehe Solar Decathlon Team Austria 2013) „Das System LISI Core ist in der Lage, Daten in Echtzeit zu sammeln und zu analysieren, wie zum Beispiel den Energieverbrauch jedes einzelnen Geräts im Haushalt. Ein Smart Meter für jedes Gerät sammelt alle verfügbaren Daten und analysiert diese, um den künftigen Verbrauch zu schätzen und mögliche Einsparungspotentiale zu ermitteln. Auch die Kontrolle über die Gerätefunktionen für alle denkbaren Szenarien im Haus ist dadurch möglich, so kann zum Beispiel der Fernseher auf Basis der Personenpräferenzen gesteuert werden.“ (Solar Decathlon Team Austria 2013) 6.2 Beleuchtung „Durch einen Radaraktivitätsmelder kann, je nach Präsenz einer Person in einem Raum, Licht und Entertainment automatisch an- beziehungsweise ausgeschalten werden. Wenn kein Bedarf besteht, wird auch keine Energie verbraucht. Zusätzlich misst das System die Reflexion des Lichtes am Boden, die daraus resultierende Helligkeit im Raum und kombiniert diese Daten mit der jeweiligen Tageszeit. Dazu gehört eine automatische Beleuchtungssteuerung während des Kochens oder auch Fernsehens, sobald man sich auf der Couch niederlässt.“ (Solar Decathlon Team Austria 2013) 6.3 Nutzerfreundlichkeit „Ein interaktives Benutzerhandbuch zeigt den Bewohnern durch audiovisuelle Szenarien, wie sich die Energieströme des Hauses unter sich verändernden Bedingungen optimal nutzen lassen.“ Die Bewohner_innen können die Gebäudesteuerung mittels Tablet bedienen. (Solar Decathlon Team Austria 2013) Wichtige Aspekte waren eine einfache Inbetriebnahme und Bedienung der Haustechnik sowie ein geringer Wartungsbedarf. 15 Fallbeispiel LISI-Haus 7 Das Plus-Energie-Konzept Die Basis für das Plus-Energie-Konzept sind im Wesentlichen die am Dach installierte PV-Anlage, die hocheffiziente Gebäudehülle, ein optimiertes Haustechniksystem sowie effiziente Haushaltsgeräte. Besonderes Augenmerk wurde darauf gelegt, dass alle eingesetzten Komponenten nicht nur als einzelne Bausteine energieeffizient sind, sondern als gesamtes System optimal funktionieren. Wärmepumpe 14 % Trinkwasser-Wärmepumpe 12 % Lüftungsgerät 7% Pumpen und Steuerung 2% Beleuchtung 8% Entertainment 7% Haushaltsgeräte inkl. Kochen 37 % Tabelle 3: Anteile ausgewählter Komponenten am Energieverbrauch (Quelle: Solar Decathlon Team Austria 2013) Auf dem 80 m2 großen Flachdach wurden 57,75 m2 Photovoltaikfläche auf einer speziellen Unterkonstruktion bei 5° Neigung installiert. Die Anlage besteht aus 35 polykristallinen Siliziummodulen mit einer Leistung von 8,62 kWp; das ergibt eine jährliche Stromproduktion von ca. 13.000 kWh. Damit kann der gesamte Bedarf (Heizung, Kühlung, Warmwasser, Haushaltsgeräte und Beleuchtung) abgedeckt werden. Die Regelungsstrategie zielt darauf ab, Stromerzeugung und Eigennutzung zeitlich so nah wie möglich zu korrelieren. Der nicht benötigte Strom wird in das Netz eingespeist. (Siehe dazu Solar Decathlon Team Austria 2013.) Österreich, Wien USA, Kalifornien, Irvine Heizungsbedarf 9,7 kWh/m2a 2,7 kWh/m2a Kühlungsbedarf 5,6 kWh/m2a 10,6 kWh/m2a Sollwert Temperatur 21,7–24,4 °C 21,7–24,4 °C Jährlicher Bedarf 5.722 kWh 5.468 kWh Jährliche Produktion 8.104 kWh 1.275 kWh Tabelle 4: Standortbezogene Kennwerte (Quelle: Solar Decathlon Team Austria 2013) 16 Fallbeispiel LISI-Haus 8 Welche Materialien wurden verwendet? Verwendet wurden hochwertige und vorrangig lokale Materialien. Das Haus besteht zu 97 % aus Holz. „Praktisch alles in dem Haus besteht aus dem ökologischen, CO2neutralen Baustoff Holz oder sogar aus Holzabfällen, wie etwa die Sessel aus Sägemehl und Rinden.“ Der Anteil der pflanzlichen Stoffe liegt bei mehr als 95 %, während Kunststoffe und Metall nur bei ca. 1 % liegen. „Aufgrund der ökologischen Materialwahl wurden 70–122 kg CO2 pro 1 m² Bodenfläche eingespart.“ (Solar Decathlon Team Austria 2013) 9 Wie war der Bauablauf? Das LISI-Haus wurde im Oktober 2013 im Rahmen des Wettbewerbs aufgebaut, danach wieder abgebaut, nach Österreich verschifft und in der „Blauen Lagune“ in der Nähe von Wien wieder aufgebaut. 9.1 Vorfertigung der Bauelemente Vorfertigung bedeutet, dass ein großer Teil der Bauarbeiten nicht auf der Baustelle stattfindet, sondern in der Produktionshalle eines Betriebs durchgeführt wird. Diese Verlagerung bedeutet, dass die Bauteile witterungsunabhängig und mit einem hohen Genauigkeitsgrad hergestellt werden können. Im konkreten Fall wurden die Bauteile von der Firma Weissenseer aus Kärnten gemeinsam mit den Student_innen vorgefertigt und Außenwände, Dach- und Bodenelemente ebenfalls bereits gedämmt. Dieses Video zeigt einzelne Schritte aus der Vorfertigung des LISIHauses: http://www.solardecathlon.at/lisi-construction-video/?lang=de Anschließend wurde das Haus von den Student_innen in einer ehemaligen Produktionshalle probeweise zusammengebaut. Nach Fertigstellung wurden die Bauelemente, technisches Equipment etc. in Container verladen und nach Kalifornien zum Wettbewerbsort verschifft. 17 Fallbeispiel LISI-Haus 9.2 Aufbau Abbildung 8: Aufbauschritte LISI-Haus (Quelle: © Solar Decathlon Team Austria, alle Rechte vorbehalten) 9.2.1 Fundament, Bodenmodule und „Service-Kern“ In den Tagen 1 bis 3 wurden nach dem Einrichten der Baustelle zur Standsicherheit Bodenanker gesetzt, das Fundament gebaut und die vier gedämmten Bodenmodule montiert. Auf die Bodenmodule wurden die beiden horizontalen, aussteifenden Kerne aufgesetzt. Damit standen Küche und Technikraum auf ihrer vorherbestimmten Position. Siehe dazu dieses Video: http://www.solardecathlon.at/lisi-constvideo1/?lang=de Beim Wiederaufbau in der „Blauen Lagune“ bei Wien wurde als Fundament ein fünfteiliger Ponton aus Holz eingesetzt. Dieser Prototyp des Marine-Architekten Paul Schöpf kam hier erstmals zum Einsatz. 18 Fallbeispiel LISI-Haus Abbildung 9: Wiederaufbau in der „Blauen Lagune“ bei Wien (Quelle: https://www.flickr.com/photos/solardecathlonaut2013/15286321735/in/album-72157647722942636/) Mit der Weiterentwicklung dieser Fundamentkonstruktion sollen in Zukunft mehrere schwimmende Häuser entstehen. 9.2.2 Außenwandmodule, Dach und Fenster In den Tagen 4 bis 6 wurden die Außenwandmodule und die Dachmodule inklusive PV-Anlage montiert sowie diverse Installationen vorbereitet. Siehe dazu dieses Video: http://www.solardecathlon.at/construction-days-4-6-video/?lang=de Die Fensterfront hat eine Gesamtbreite von 9,2 m und eine Höhe von 2,7 m. Jeder Flügel wiegt 250 kg. Abbildung 10: Einbau der Fensterfront (Quellen: links: https://www.flickr.com/photos/solardecathlonaut2013/8718447610/in/album-72157633443183762/; rechts: https://www.flickr.com/photos/solardecathlonaut2013/8717323373/in/album72157633443183762/) 19 Fallbeispiel LISI-Haus 9.2.3 Gestaltung der Außenflächen, Installationen In den Tagen 7 bis 9, in der Schlussphase des Aufbaus, wurde die Haustechnik getestet, Verschattungselemente wurden montiert, die Inneneinrichtung fertiggestellt etc. Siehe dazu dieses Video: http://www.solardecathlon.at/construction-days-7-9-video/?lang=de Ein ausführliches Bautagebuch finden Sie unter: http://www.solardecathlon.at/category/photogalleries/page/2/?lang=de 9.3 Wärmebrückenfreies Bauen An Wärmebrücken treten gegenüber der sonstigen Fläche erhöhte oder verminderte Transmissionswärmeverluste aufgrund von geometrischen Situationen, Materialwechseln oder Durchdringungen auf. Daraus kann sich ein erhöhter Heizenergiebedarf ergeben. Zudem kann eine verringerte Oberflächentemperatur der Wandinnenseite die Folge sein, die zu Kondensation (Tauwasserbildung) in diesem Bereich und möglicherweise Schimmelbildung führen kann. Auch beim LISI-Haus wurde auf wärmebrückenreduzierte Detaillösungen geachtet. 9.4 Luft- und Winddichtheit Die wärmeübertragende Umfassungsfläche eines Gebäudes muss dauerhaft luftundurchlässig abgedichtet werden. Die Mindestanforderung an die Luftdichtheit von Passivhäusern beträgt n50 ≤ 0,6 1/h. Das bedeutet, bei einer Druckdifferenz von 50 Pascal dürfen pro Stunde nur 60 Prozent der Luft eines Gebäudes ausgetauscht werden. Hochwertige luft- und winddichte Ausführungen bewirken zahlreiche Vorteile: Vermeidung von baukonstruktiven Schäden: Werden undichte Bauteile von innen nach außen mit Luft durchströmt, kondensiert der Wasserdampf aufgrund der Abkühlung in der Konstruktion und fällt im Bauteil in Tröpfchenform an mit der Folge von Bauschäden. Funktion der Wärmedämmung: Bei Durchströmung der Dämmschicht wird die Wärmedämmfähigkeit der Konstruktion in der Praxis deutlich herabgesetzt. Luftschallschutz: Jede Leckage verschlechtert den Luftschallschutz. Gute Luftdichtheit ist daher Bestandteil des Schallschutzkonzepts. Optimierte Lüftung: Bei Undichtheiten erfolgt der Luftaustausch durch Winddruck oder Thermik, die sehr stark von der Wettersituation abhängig sind. Es stellen sich genau dann überhöhte Luftwechsel ein, wenn sie nicht erwünscht sind: bei starkem Wind und in sehr kalten 20 Fallbeispiel LISI-Haus Witterungsperioden. Während der üblichen austauscharmen Witterung weisen fast alle standardmäßigen Neubauten unabhängig von ihrer Dämmung und dem energetischen Standard nur einen Luftwechsel von etwa 0,10 1/h auf. Eine Lüftung über Undichtheiten ist also bei weitem nicht ausreichend. Für den sinnvollen Betrieb von Lüftungsanlagen muss das Gebäude luftdicht ausgeführt sein. Thermischer Komfort: Durch Undichtheiten einströmende Kaltluft führt zu Zugerscheinungen, Kaltluftseen mit der Folge von Fußkälte und zu einer unangenehmen vertikalen Temperaturschichtung in den einzelnen Räumen sowie dem gesamten Gebäude. Verringerter Heizenergieverbrauch: Aus den beschriebenen Gründen führt die Dichtheit eines Gebäudes zu einer deutlichen Energie- und Kosteneinsparung. Zum Vergleich: Die Verringerung der lüftungsbedingten Wärmeverluste, die durch die Verbesserung von 3 1/h auf 0,6 1/h erreicht wird, entspricht ca. der Dämmwirkung von 10 cm zusätzlicher Dämmschicht. (Quelle: Lernfeld Grundlagen Passivhaus, www.e-genius.at) Im LISI-Haus wurde während des Wettbewerbs in Kalifornien eine Blower-DoorMessung gemacht, sodass vor Ort das LEED-Zertifikat von einem lokalen zertifizierten Büro verliehen werden konnte. 10 Zertifizierung Das LISI-Haus wurde entsprechend den Kriterien von ÖGNB, DGNB sowie LEED zertifiziert. Vertiefende Informationen zu Gebäudezertifizierung finden Sie im Themenfeld Energieeffiziente Gebäudekonzepte / Lernfeld Ökologische Bewertungen auf www.e-genius.at. 21 Fallbeispiel LISI-Haus Quellen http://www.solardecathlon.at (30.05.2016). Huber, H. (2015): Vortrag „HOLZBAU Fachkongress“ vom 7. bis 9. Oktober 2015. https://www.bwsmesse.at/RXAT/RXAT_BWS/Presse/BWS_2015/Pressemitteilung/B WS_Vortrag-Huber.pdf?v=635799920956569358 (30.05.2016). Isocell (2013): Presseinformation. http://www.isocell.at/referenzen/isocell_referenzliste_2015_klein.pdf (30.05.2016). Österreichischer Wirtschaftsverlag GmbH (Hrsg.) (2014): Forschungsgeleitet zur Umsetzung. http://www.bauforum.at/architektur-bauforum/forschungsgeleitet-zurumsetzung-64222 (30.05.2016). Reischl, G. (2013): LISI gewinnt den Zehnkampf der Solarhäuser. In: Futurezone. http://futurezone.at/digital-life/lisi-gewinnt-den-zehnkampf-dersolarhaeuser/30.772.103 (30.05.2016). Solar Decathlon Team Austria (2013): LISI – The House. http://www.solardecathlon.at/wpcontent/uploads/teamaustria_lisi_projectfolder_de.pdf (30.05.2016). Abbildungsverzeichnis Abbildung 1: Das LISI-Haus (Quelle: https://www.flickr.com/photos/solardecathlonaut2013/9615672090/in/album -72157635274311456/)..................................................................................... 1 Abbildung 2: Konstruktion LISI-Haus (Quelle: © Solar Decathlon Team Austria, alle Rechte vorbehalten) ...................................................................................... 9 Abbildung 3: Vorfertigung der gedämmten Bauteile (Quellen: links: https://www.flickr.com/photos/solardecathlonaut2013/8637666718/in/album72157633212852192/; rechts: https://www.flickr.com/photos/solardecathlonaut2013/8636559355/in/album72157633212852192/).................................................................................... 11 Abbildung 4: Einbau der verglasten Hebeschiebetüren (Quellen: links: https://www.flickr.com/photos/solardecathlonaut2013/8717323373/in/album72157633443183762/; rechts: https://www.flickr.com/photos/solardecathlonaut2013/8718447610/in/album72157633443183762/) .................................................................................... 12 Abbildung 5: Diagramm der Verschattung (Quelle: © Solar Decathlon Team Austria, alle Rechte vorbehalten)............................................................................... 13 Abbildung 6: Technikraum (Quelle: https://www.flickr.com/photos/solardecathlonaut2013/9172059163/in/album72157634402027347/).................................................................................... 13 Abbildung 7: Funktionaler Boden zur Unterstützung der Lüftungsanlage (Quelle: https://www.flickr.com/photos/solardecathlonaut2013/8662930860/in/album -72157633281314018/)................................................................................... 14 Abbildung 8: Aufbauschritte LISI-Haus (Quelle: © Solar Decathlon Team Austria, alle Rechte vorbehalten) ..................................................................................... 18 22 Fallbeispiel LISI-Haus Abbildung 9: Wiederaufbau in der „Blauen Lagune“ bei Wien (Quelle: https://www.flickr.com/photos/solardecathlonaut2013/15286321735/in/album -72157647722942636/) .................................................................................. 19 Abbildung 10: Einbau der Fensterfront (Quellen: links: https://www.flickr.com/photos/solardecathlonaut2013/8718447610/in/album72157633443183762/; rechts: https://www.flickr.com/photos/solardecathlonaut2013/8717323373/in/album72157633443183762/) .................................................................................... 19 Tabellenverzeichnis Tabelle 1: Gebäudedaten im Überblick (Quelle: Solar Decathlon Team Austria 2013) 8 Tabelle 2: Aufbau der gedämmten Bauteile des LISI-Hauses (Quelle: Isocell 2013) ... 10 Tabelle 3: Anteile ausgewählter Komponenten am Energieverbrauch (Quelle: Solar Decathlon Team Austria 2013)...................................................................... 16 Tabelle 4: Standortbezogene Kennwerte (Quelle: Solar Decathlon Team Austria 2013) ............................................................................................................ 16 23 Fallbeispiel LISI-Haus Impressum Herausgeber und für den Inhalt verantwortlich: e-genius Plattform zur Förderung und Entwicklung offener Bildungsmaterialien im technisch-naturwissenschaftlichen Bereich Postfach 16 1082 Wien Austria E-Mail: info(at)e-genius.at Projektleiterin: Dr. Katharina Zwiauer E-Mail: katharina.zwiauer(at)e-genius.at Fachdidaktisierung: Dr. Katharina Zwiauer Lektorat und Layout: Magdalena Burghardt, MA Mai 2016 Finanziert durch: Nutzungsbedingungen: Alle Inhalte mit Ausnahme der urheberrechtlich geschützten Abbildungen sind unter folgender Creative-Commons-Lizenz lizensiert: Creative Commons Namensnennung - Nicht kommerziell - Keine Bearbeitungen 4.0 International Lizenz. Sie dürfen: Teilen — das Material in jedwedem Format oder Medium vervielfältigen und weiterverbreiten Der Lizenzgeber kann diese Freiheiten nicht widerrufen, solange Sie sich an die Lizenzbedingungen halten. 24 Fallbeispiel LISI-Haus Unter folgenden Bedingungen: Namensnennung — Sie müssen angemessene Urheber- und Rechteangaben machen, einen Link zur Lizenz beifügen und angeben, ob Änderungen vorgenommen wurden. Diese Angaben dürfen in jeder angemessenen Art und Weise gemacht werden, allerdings nicht so, dass der Eindruck entsteht, der Lizenzgeber unterstütze gerade Sie oder Ihre Nutzung besonders. Nicht kommerziell — Sie dürfen das Material nicht für kommerzielle Zwecke nutzen. Keine Bearbeitungen — Wenn Sie das Material remixen, verändern oder darauf anderweitig direkt aufbauen, dürfen Sie die bearbeitete Fassung des Materials nicht verbreiten. Keine weiteren Einschränkungen — Sie dürfen keine zusätzlichen Klauseln oder technische Verfahren einsetzen, die anderen rechtlich irgendetwas untersagen, was die Lizenz erlaubt. Hinweise zur Namensnennung/Zitierweise: Texte: Autor_innen des Lernfelds, Titel des Lernfelds. Hrsg.: Verein e-genius, www.e-genius.at Bilder: Nennung der Rechteinhaberin/des Rechteinhabers und www.e-genius.at Haftungsausschluss: Sämtliche Inhalte auf der Plattform e-genius wurden sorgfältig geprüft. Dennoch kann keine Garantie für die Richtigkeit, Vollständigkeit, Aktualität und Verfügbarkeit der Inhalte übernommen werden. Der Herausgeber übernimmt keinerlei Haftung für Schäden und Nachteile, die allenfalls aus der Nutzung oder Verwertung der Inhalte entstehen. Die Zurverfügungstellung der Inhalte auf e-genius ersetzt keine fachkundige Beratung, die Abrufbarkeit der Inhalte ist kein Anbot zur Begründung eines Beratungsverhältnisses. e-genius enthält Links zu Webseiten Dritter. 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