Antithrombozytentherapie bei ACS in Brasilien Dr. Ribiero: In Brasilien ist es im Moment so, dass wir als Thrombozytenhemmer derzeit 600 mg Clopidogrel als Sättigungsdosis und anschließend eine Erhaltungsdosis von 75 mg verschreiben. Patienten mit PCI erhalten gemäß des DES Euro-Standards Clopidogrel plus Aspirin für bis zu 1 Jahr. Trotz der Tatsache, dass wir nicht über genügend Daten verfügen, um darüber eine endgültige Schlussfolgerung zu ziehen, geht die Diskussion zurzeit darüber, dass bei einem Patienten mit akutem Koronarsyndrom mit oder ohne PCI er es ein Jahr lang erhält. Es ist sehr wichtig, den PCI-Patienten in der stabilen Lage zu vergleichen. Vielleicht würden 6 Monate auch ausreichen, dafür liegen aber keine zuverlässigen Daten vor. Momentan gilt also, dass es bei PCI-Patienten trotz akutem Koronarsyndrom oder bei einem stabilen Patienten bis zu einem Jahr verabreicht wird. Wenn ich mich strikt an das Minimum halte, verschreibe ich für einen Monat Clopidogrel plus Aspirin und danach nur Aspirin. Bezüglich der Clopidogrel-Resistenz wird empfohlen, vor der PCI oder auch sonst zu testen, wie wirksam das Medikament ist. Auf dem internationalen Markt gibt es dafür bekanntlich viele Optionen; aber in Wirklichkeit stehen hier in Brasilien nicht alle allen Patienten zur Verfügung. Bei einigen wenigen Patienten habe ich die Möglichkeit, sie zu nutzen, doch aufgrund der Kosten können sie nicht routinemäßig eingesetzt werden. Ich denke, aufgrund der Informationsfülle in der Literatur, ist es eine Problematik mit hohem Stellenwert. Vielleicht kann eine neue Entwicklung neuer Medikamenten dieses Problem lösen, ohne dass viele Tests durchgeführt werden müssen, um diese Patienten zu identifizieren. Als Alternative, um diesen Patiententyp mit akutem Koronarsyndrom oder nach PCI zu behandeln, werden dafür die neuen Medikamenten Prasugrel und Ticagrelor auch bald in Brasilien zu haben sein. In Bezug auf Prasugrel hat sich TRITON als eine sehr wichtige Studie erwiesen, die trotz Anstieg einiger Ereignisse einen gewissen Rückgang in Stentthrombose und anderen Komplikationen zeigte. Wenn ich an die neuen Medikamente denke, bin ich mit den Ergebnissen und Informationen zu Ticagrelor eher zufrieden, da Ticagrelor wie wir wissen kein Prodrug ist, und, falls es notwendig sein sollte, dass der Patient dieses Medikament wegen einer Operation oder aus anderen Gründen absetzen muss, stellt das kein großes Problem dar, man muss nicht so lange warten. Meiner Meinung nach kann das Problem der Clopidogrel-Resistenz ganz oder teilweise gelöst werden, wenn uns in diesem Szenario neue Medikamente zur Verfügung stehen würden, und, wie ich schon sagte, Ticagrelor wäre dafür in naher Zukunft ein guter Anwärter. Wenn man an den Nutzen von beispielsweise Ticagrelor und der PLATO-Studie denkt, waren einige kleine Unterschiede in der Mortalität zu verzeichnen. Bei einer großen Anzahl von Patienten ergibt sich immer ein signifikanter P-Wert, da es sich um einen geringen Unterschied in Mortalität handelt. Diese Mortalität ist meiner Meinung nach von großer Bedeutung, da es in der täglichen Praxis das Hauptziel darstellt, allerdings behagt mir das Risiko der Blutungskomplikationen, dieser schweren Blutungskomplikationen überhaupt nicht. Es wird häufiger an andere Dinge gedacht. Schwere Blutungskomplikationen, das ist für Patient und Familie sehr, sehr problematisch. Wenn man sich die Ergebnisse der PLATO-Studie mal ganz genau anschaut, wird man mit einer schlechten Nachricht konfrontiert, nämlich der im Vergleich zu Clopidogrel erhöhten Anzahl an Ticagrelor-Patienten mit Dyspnoe. Wenn ich mich recht erinnere, ist eine definitive Antwort noch nicht gefunden, doch ist das bei diesem Präparat eine Anwendungsgrenze und zwar für Patienten mit bekannter Herzinsuffizienz, wegen diesem Anstieg an Dyspnoe.