ESSVERHALTEN DER DEUTSCHEN Inhaltsverzeichnis Einführung 3 1. Wie steht´s mit dem Essen? 4 1.1.Richtige Nahrung 4 1.2. Falsche Ernährung macht die Menschen dick 5 1.3. Fast Food 7 2. Negative Folgen der Fehlernährung 9 2.1. Krankwerden als Folge der Fehlernährung 9 2.1.1. Mangelkrankheiten 9 2.1.2. Spezifische Krankheiten (Ess-Störungen) 9 2.1.2.1. Übergewicht als neue Volkskrankheit der Deutschen 9 2.1.2.2. Anorexie und Bulimie 11 2.2. Deutsche Aussehensstereotype als Ursache der psychologisch- 11 physiologischen Probleme der Deutsche 2.2.1. Schönheitsideal in Deutschland 11 2.2.2. Wer schön sein will, muss leiden 13 3. Wie ist das Gewichtsproblem zu lösen? 14 3.1. Bewegung und Sport 14 3.2. Diät als Problemlösung 14 3.2.1. Diätformen 15 3.3. Verhaltensänderung 16 Abschluss 19 Literaturverzeichnis 20 Glossar 21 Anhang (Präsentation) Einführung Warum nehmen wir Nahrung zu uns? Die Nahrung ist die energetische und stoffliche Grundlage für alle Stoffwechselvorgänge. Leben ist nur unter ständigem Verbrauch von Energie möglich. Die wichtigsten Vorgänge, die im Organismus des Menschen Energie verbrauchen, können unterschieden werden in mechanische, osmotische und chemische Arbeit. Unser Organismus verbraucht ständig Energie, Eiweißstoffe, Fette, Kohlenhydrate, Vitamine und Minerallstoffe. „Man ist, was man isst“ – so sagte einmal der Philosoph Ludwig Feuerbach. Das ist richtig, und darum ist es sehr wichtig zu wissen, wann, wie viel und was der Mensch essen soll. Eine richtige Ernährung hilft dem Menschen, gesund zu bleiben. Eine falsche Ernährung führt oft zu schweren Krankheiten. Es ist wichtig über die richtige und falsche Ernährung zu wissen. Die einen haben zu viel davon, die anderen wissen nicht, woher sie es nehmen sollen: das tägliche Brot. Es gibt Länder, wo die Menschen, besonders Kranke und Kinder, an Hunger sterben, weil es an den Grundnahrungsmitteln fehlt. In den westlichen Überflussgesellschaften dagegen haben die Menschen Gesundheitsprobleme, weil sie zu viel essen und deshalb an Übegewicht leiden. Die Menschen müssen um ihre Ernährung sorgen, um gesund zu bleiben. Nach Prognosen von Meinungsforschungsinstituten1 werden sich die Lebensverhältnisse in Deutschland auf Grund des technischen Fortschritts weiter in Richtung vermehrte Freizeit, höheren Verdienst und verminderte körperliche Aktivität entwickeln. Man verbindet diese Lebensverhältnisse mit weiterhin zunehmender Über- und Fehlernährung. Der Trend zur Produktion und zum Verzehr höherwertiger und „bequemer“ Lebensmittel wird sich fortsetzen. Wie funktioniert das? Der Mensch und seine Krankheiten. – Mannheim: Meyers Lexikonverl., 1994. – S. 294. 1 Die Trends und Möglichkeiten im Ernährungsverhalten des durchschnittlichen Verbrauchers werden in drei Hauptrichtungen gehen, die sich am besten mit den Schlagworten Fertigkost, Esskultur und gesunde Ernährung charakterisieren lassen. 1. Wie steht´s mit dem Essen? 1.1. Richtige Nahrung Richtig essen. Was versteht man darunter? Es ist sehr wichtig, wenn man die richtige Nahrung beachtet. „Eine gesunde Ernährung ist die Voraussetzung für eine gute körperliche und geistige Leistungsfähigkeit und eine der wichtigsten Grundlagen der Gesundheit überhaupt. Die Abhängigkeit der Gesundheit von der Ernährung ist am deutlichsten dann zu erkennen, wenn ein allgemeiner Mangel an Nahrungsmitteln besteht“.2 Was soll man essen, um gesund zu bleiben? Ein arbeitender Mensch braucht täglich 2000 bis 4000 Kalorien. Diese Kalorien kann man in Brot, Gemüse, Fleisch, Obst und anderen Lebensmitteln finden. Dabei ist es aber auch wichtig, dass man täglich eine bestimmte Menge Eiweiß, Fett und Kohlenhydrate erhält“. Kolenhydrate und Fette sind wichtige Energielieferanten, die Eiweiβstoffe vor allem Baustoffe. Außerdem dürfen in unserer Nahrung die nötigen Vitamine und Mineralien nicht fehlen. Unter der Bedingung, dass der Mensch sich aus der reichlich zur Verfügung stehenden Auswahl von Nahrungsmitteln schmackhaft und abwechslungsreich ernährt, besteht keine Gefahr für seine Gesundheit. Mensch und Tier verbrennen die aufgenommene Nahrung. Auf diese Weise gewinnen sie die Energie und die Kraft für ihre Leistungen. Der Nahrungsbedarf wird deshalb in Kalorien gemessen. Die Ernährungsphysiologen haben Schade G. Einführung in die deutsche Sprache der Wissenschaften. - Berlin: E.Schmidt, 1977. - S.62. 2 ausgerechnet3: Der Nahrungsbedarf beträgt bei einem erwachsenen Menschen bei leichter körperlicher Arbeit im Durchschnitt 2300 Kalorien. Bei mittelschwerer Arbeit steigt der Verbrauch auf 3000 Kalorien, und bei schwerer körperlicher Arbeit sind es etwa 4000 Kalorien. Der Mensch muss aber nicht nur essen, sondern auch trinken. Er braucht täglich etwa zweieinhalb Liter Flüssigkeit. Dabei darf man nicht vergessen, dass in allen Lebensmitteln mehr oder weniger Flüssigkeit enthalten ist. In vielen Ländern gibt es spezielle Institute für Ernährung 4. Diese Institute beschäftigen sich mit Ernährungsproblemen. Sie veröffentlichen auch Bücher über gesunde Ernährug. Es erscheinen unter ihrer Leitung Kochbücher mit guten und interessanten Rezepten. Dadurch kann jeder die Kunst erlernen, richtig zu essen. 1.2. Falsche Ernährung macht die Menschen dick Wie kommt es, dass jeder dritte Jugendliche in Deutschland übergewichtig ist? Die Ernährungsexperten haben die Faktoren des Dickwerdens veröffentlicht.5 Ein Grund ist die chemische Zusammensetzung der Nahrungsmittel. Während 100 g russischer Joghurt im Durchschnitt 55 kcal haben, liegt dieser Wert bei deutschem bei gut 90 kcal. Doch könnte man ja in Deutschland einfach nur halb so viel Joghurt essen wie in Russland, und schon wäre das Problem gelöst. Wie russische Studenten schlafen die deutschen lieber aus anstatt zu frühstücken. Doch die fehlende Mahlzeit wird zu Mittag nachgeholt. In der Mensa sind die Portionen riesig, da isst man sich oft mehr als satt. Mittlerweile werden in allen Mensen sind Salatbuffets angeboten. Dort finden sich zu leichten grünen Blättern und vitaminreichen bunten Gemüsen fette Dressings, Fetakäse und olivenöltriefende Pasta. Der als kalorienarm geplante Salatteller ist schnell genauso gewichtig, wie alle anderen Gerichte. Ebenda, S.63. Журавлева Е.В., Рабинович Ф.М. Рассказы на немецком языке для аудирования. – М.: Просвещение, 1972. – С. 70-71. 5 Kirschnick A. Dick in der Disco // vitamin de. – 2004. – № 21. – S.17. 3 4 Die wirklichen Dickmacher sind die in den Lebensmitteln industriell stark verarbeiteten Kohlenhydrate. Pommes, Chips, Pizza und Kekse sollen nicht nur gut schmecken, sie sollen auch anregen, weiter zu essen. Alle diese Produkte haben einen manipulierten Stärke- und Sirupanteil, der besonders schnell als umgewandelter Zucker ins Blut gelangt. Echte Dickmacher sind zuckerhaltige Limonaden und süße Obstsäfte. Die Gewichtszunahme ist garantiert. Ein weiterer wichtiger Faktor bei der Gewichtszunahme ist der deutsche Wunsch nach Gemütlichkeit. Die anheimelnde Atmosphäre in der Mensa – rauchen erlaubt! – verlockt dazu, auch nach dem Essen noch stundenlang mit den Kommilitonen zu plaudern, dabei Kaffee zu trinken und Kinderschokolade zu essen. In Deutschland hat man eben nicht nur beim Studieren, sondern auch bei den Pausen alle Zeit der Welt. Sitzen und Essen vor dem Fernseher. Auf diese Gemütlichkeit will niemand verzichten. Beispiel Fußballabend: Mit einer Flasche Rotwein, Bier, Chips und Schokolade. Ein aktiver Fußballer verbrennt in einer Halbzeit rund 1000 Kilokalorien. Als passiver Fernsehzuschauer nimmt man dagegen die gleiche Energiemenge allein mit 2 Litern Bier zu sich. Natürlich gehen auch deutsche Jugendliche gerne tanzen. Eine Gelegenheit, bei der viel Energie verbraucht werden könnte. Finanziell abgesichert können sie auβer dem Eintritt in die Disco auch noch das eine oder andere leckere Getränk leisten. Alkohol enthält jedoch nicht nur Umdrehungen, sondern auch Kalorien: ein Glas Wein 150 kcal, ein Glas Bier 215 kcal, ein Wodka 120kcal. Der bei immerhin 38 Prozent der Jugendlichen verbreitete Haschischkonsum regt den Appetit an, so dass sich viele um Mitternacht in der Imbissbude neben der Disko häufig noch einen kleinen Snack gönnen: Pommes mit Mayonnaise, Megadoppelburger, Döner Kebab. Da kann man noch so viel tanzen, diese Kalorien arbeitet man nicht ab. An Sonntagen lieben es deutsche Studenten, sich zum Frühstück oder zum Brunch zu verabreden. Dies artet besonders aus, wenn man sich in einem Cafe trifft: man bezahlt einen Pauschalpreis für das Frühstücksbuffet und für das Geld muss man schlieβlich ordentlich reinhauen. Für die Jugendlichen ist das späte Abendessen und das Unterwegs-Essen auch üblich. 1.3. Fast Food Die schnellen Snacks von der Ecke sind der große Renner: Deutschlands junge Esser lieben Hamburger und Currywurst. Zu den typischen Fast Food-Gerichten zählen Hamburger, Brat- und Currywurst, Hotdogs und Pizza. Die Fast Food-Restaurants werden bevorzugt von Kindern und Jugendlichen, die sich von der ungezwungenen Atmosphäre angezogen fühlen, besucht. Die Zunahme an solchen Restaurantketten hat die Befürchtung geweckt, dass es hierdurch neben einem Verfall der Esskultur auch zu Gesundheitsschäden durch unausgewogene Nährstoffzufuhr kommen kann. Diese Befürchtung besteht zu Recht, wenn man sich ausschließlich mit Fast Food ernährt. Nach den Ausrechnungen der Ernährungsexperten6 deckt ein Hamburger mit einer Portion Pommes frites und einem Colagetränk etwa 30% des Tagesenergiebedarfs eines 10- bis 12-jährigen Kindes. Der entsprechende Eiweißbedarf wird zu 45% gedeckt, der Bedarf an essentiellen Fettsäuren und an Calcium zu 25% sowie an Eisen zu 15%. Eine Bratwurst anstelle des Hamburgers führt zu ähnlichen – meist ungünstigeren – Werten bei höherem Fettgehalt. Fast Food-Gerichte sind daher im Durchschnitt als energiereich, überwiegend fettreich und auch salzreich einzustufen. Sie enthalten keineswegs alle essentiellen Nährstoffe, die zur Gesunderhaltung erforderlich sind. Durch gelegentlichen Verzehr typischer Fast Food-Mahlzeiten sind dennoch keine gesundheitlichen Störungen zu erwarten, wenn daneben eine abwechslungsreiche Ernährung mit Vollkornerzeugnissen, Frischgemüse und Obst praktiziert wird. Eine einseitige Fast Food-Ernährung wäre dagegen ein Ernährungsfehler, wobei besonders ins Gewicht fällt, dass Ernährungsfehler bei Kindern und Jugendlichen meist die Weichen für falsches Ernährungsverhalten auf Lebenszeit Wie funktioniert das? Der Mensch und seine Krankheiten. – Mannheim: Meyers Lexikonverl., 1994. – S. 294. 6 stellen und dass die Entscheidung für eine vernüftige oder unvernüftige Ernährung auf lange Sicht auch eine Entscheidung für Gesundheit oder Krankheit ist. Und was taugt Fast Food wirklich? “Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung sagt: Es kommt auf die gesamte Ernährung an. Fest steht: Fast food ist häufig fettig und arm an Vitaminen, Mineral- und Ballaststoffen. Eine Currywurst hat mehr Fett als ein Hamburger, ein Döner oder Pommes rot-weiß (mit Mayonnaise und Ketchup). Man soll Fast Food nicht in großen Mengen essen, dafür öfter Obst, Gemüse und Produkte ohne Fett“.7 7 Fast food // Juma. -1995. - № 2. - S.22. 2. Negative Folgen der Fehlernährung 2.1. Krankwerden als Folge der Fehlernährung 2.1.1. Mangelkrankheiten Die Nahrung muss so zusammengesetzt sein, dass sie einerseits den Energiebedarf deckt und andererseits alle Stoffe enthält, die der Körper braucht. Dazu gehören die Grundstoffe (Fette, Eiweißstoffe und Kohlenhydrate) sowie Vitamine und Mineralstoffe. „Bei der Ernährung steht im Vordergrund, dass die Nahrung alle Stoffe enthalten muss, die der Organismus je nach Lebensalter und auf die Dauer benötigt, dass sie aber wohlschmeckend und den jeweiligen ästhetischen (kulturellen) Ansprüchen angepasst sein soll“. 8 Der Körper muss auch ständig verschiedene Vitamine aufnehemen. Auf solche Weise kann man sich von solchen Krankheiten wie Skorbut, Rachitis, Pellagra und Beriberi hüten. Vitamine können vom menschlichen Körper nicht oder nur in unzureichender Menge hergestellt werden. In winzigen Mengen erzielen sie große Wirkungen und verhindern Mangelkrankheiten. 2.1.2. Spezifische Krankheiten (Ess-Störungen) 2.1.2.1. Übergewicht als neue Volkskrankheit der Deutschen Die Gesundheitspolitiker in Deutschland schlagen Alarm: Die Menschen werden immer dicker. In Deutschland sind rund 60% der Erwachsenen (58% der Männer und 42% der Frauen), 30% der Jugendlichen und 40% der Schulkinder übergewichtig. Nach den Materialien der Zeitschrinft „vitamin de“9 ist das Der Gesundheits-Brockhaus. – Mannheim: Brockhaus, 1990. – S. 227. Teschner R. Essen ohne Maß, Sitzen ohne Ende – Die neuen Dicken // vitamin de. – 2004. – № 21.– S.16. 8 9 durchschnittliche Körpergewicht gleichaltriger Jugendlicher im Laufe einer Generation um 20% gestiegen! Das Problem des Übergewichts steht darin, dass andere Krankheiten dadurch abgelöst werden. Dazu zählen folgenschwere Herz-Kreislauf- Erkrankungen, Erkrankungen des Bewegungsapparates (Gelenke, Wirbelsäule) sowie Diabetes. Epidemiologen von Harvard School of Public Health haben einen eindeutigen Zusammenhang zwischen Übergewicht und Erektionsstörungen nachgewiesen10. Statistisch gesehen hatten fettleibige Männer, die sich wenig bewegten, ein 2,5-mal (bei Männern unter 55 Jahren sogar ein viermal) höheres Risiko als sporttreibende Normalgewichtige. Krankhaftes Übergewicht (Adipositas) hat im Wesentlichen zwei Ursachen: Ungesunde Ernährung so wie akuter Bewegungsmangel. Eine hedonistische Lebensweise, soziale Probleme wie niedriges Einkommen und Arbeitslosigkeit aber auch Berufs-Stress begünstigen das Dickwerden. Das Normalgewicht ist eine relative Einheit. Aber jeder Deutsche weiβ, wie er seinen persönlichen BMI (Body Mass Index) ausrechnen kann. Das Körpergewicht in kg geteilt durch die Körpergröβe in m². Ein BMI von 20 – 25 gilt als normal, wer darüber liegt, ist übergewichtig, ab einem Wert von 30 gilt man als fettleibig. Das Gewichtsproblem der Deutschen ist also sogar berechenbar, doch es wird viel zu wenig thematisiert (im Vergleich zu Russland). A. Kirschnik schreibt in ihrem Artikel „Dick in der Disco“: „In Russland ist jedes Mädchen stolz, wenn sie ihren Freundinnen die Körperregionen präsentieren kann, an denen sie gerade abgenommen hat. Anders in Deutschland. Diäten sind ein bisschen wie Geschleckhtskrankheiten, man spricht darüber mit seinem Arzt und sonst mit niemandem. Auβerdem zählen doch vor allem die „inneren Werte“ eines Menschen, es geht niemanden etwas an, wie viel ein innerlich hochwertiger Mensch wiegt“.11 10 11 Pfunden machen schlaff // Psychologie heute. – 2006. – № 10. – S. 29. Kirschnik A. Dick in der Disco // vitamin de. – 2004. – № 21.– S.17. 2.1.2.2. Anorexie und Bulimie Maßvoll essen ist vernünftig, hungern ist falsch! Während man wächst, darf man seinem Körper nicht wichtige Nährstoffe entziehen, denn das hat bleibende Schäden zur Folge. Ein Körper, den man zu sehr hungern lässt, „ernährt“ sich schlieβlich von sich selbst und zerstört dabei unwiderruflich eigene Organe wie die Nieren und die Leber. Das Ausprobieren von Diäten kann vorübergehend harmlos sein. Eine langfristige Essstörung wie Magersucht (Anorexie) oder Fress-BrechVerhalten (Bulimie) ist aber lebensgefährlich! Anorexie drückt sich aus in einer unverständlichen panischen Angst vor dem Dickwerden und bzw. vor der Nahrungsaufnahme. Man denkt sich eine strenge Diät aus und magert dann blitzschnell ab. Bulimie wird von einem permanenten Hungerzusstand (wenn ein Sattsignal nach dem Essen nicht kommt) und bzw. von der unkontrollierbaren Nahrungsaufnahme charakterisiert. Beide Erkrankungen kann man nur mit Hilfe einer intensiven Psychotherapie bewältigen. In Deutschland gibt es viele Kliniken, die verschiedene störungsspezifische und wissenschaftlich überprüfte Therapiemaßnahmen für Patienten sogar mit stark chronifizierten Essstörungen anbieten können.12 2.2. Deutsche Aussehensstereotype als Ursache der psychologischphysiologischen Probleme der Deutsche 2.2.1. Schönheitsideal in Deutschland Sie hat eine Wespentaille, einen üppigen Busen und Beine bis zum Himmel. Er ist stark, durchtrainiert, hat volles Haar und ein makelloses Gesicht: Die weltbekannten Puppen Barbie und Ken sind nur zwei Beispiele dafür, wie die Vorstellungen von Schönheit bereits in der Kindheit geprägt werden können. 12 Ess-Störungen bewältigen ist möglich! // Psychologie heute. – 2006. – № 10. – S.13. Schön ist ein schlanker und jungendlicher Körper, straffe und reine Haut sowie ebenmäβige Gesichtszüge. Und in Deutschland? Gibt es so etwas wie ein „deutsches“ Schönheitsideal? Stehen die Deutschen besonders auf blonde Haare und blaue Augen? Diese Vorstellung tauchte bereits in den mittelalterlichen Heldensagen auf und wurde zuletzt als angeblicher „ldealtyp der nordischen Rasse“ von den Nazionalsozialisten verherrlicht. Das Schönheitsideal der Deutschen ist heute das aller westlichen Industrienationen. Deutsche Frauen sollten demnach schlank, sportlich und weiblich sein, Männer dagegen kräftig, dabei aber ebenfalls schlank und sportlch. So flimmert es zumindest jeden Tag über die Fernsehbildschirme. Nach einer Umfrage der Harvard University13 unter 3.500 Frauen beklagen 68 Prozent von ihnen, dass „Werbung und Medien einen unrealistischen Maβstab setzen, den die meisten Frauen nie erreichen können“. Wie die Mehrzahl der Deutschen tatsächlich aussieht, liegt vom ldeal oft weit entfernt. Und auch die individuelle Vorstellung von Schöheit ist oft facettenreicher, als die engen Vorgaben der Kosmetik- und Werbeindustrie. Das Schönheitsideal hat sich über die Jahrhunderte so oft gewandelt, dass man es besser nicht allzu ernst nehmen soll. So dürften die Modelle des Malers Peter Paul Rubens heute wohl schwerlich einen Vertrag für den Laufsteg bekommen. Doch zu Zeiten Rubens galten volle Hüften und sogar ein Doppelkinn als sexy. Dann kam das Korsett und damit die „Sanduhrfigur“ (d.h. schmale Taille und viel Busen) nach Deutschland. Nach den Entbehrungen des zweiten Wektkrieges durfte es in den 1950er und 1960er Jahren bei Männern wie Frauen ruhig wieder etwas mehr sein. Aus heutiger Sicht war Sex-symbol Marilyn Monroe mit Kleidergröβe 44 keineswegs schlank. Mit der Emanzipationsbewegung der 1970er Jahre wurde für die deutschen Frauen das Kinderkriegen zur Nebensache, folglich kamen auch weibliche Formen aus der Mode. Die Engländerin „Twiggy“ steht exemplarisch für den Typ dieser Zeit – mager und knabenhaft. Sie wurde mit Püplichusen D. German Beauty: Schönheitsideal in Deutschland // vitamin de. – 2006. – № 30. – S.26. 13 dieser Figur das erste Supermodel überhaupt. Später wurde wieder auf mehr Brust Wert gelegt. Schlank zu sein, ist in Deutschland weiterhin im Trend, weil damit generell positive Eigenschaften wie Gesundheit und Leistungsfähigkeit assoziiert werden. 2.2.2. Wer schön sein will, muss leiden Das Motto „schlank gleich schön“ führt bei vielen Menschen auch zu seelischen Problemen. Wie D. Püplichusen in ihrem Artikel „German Beauty“14 bestätigt, fühlen sich junge Deutsche in Bezug auf ihre Figur zunehmend unter Druck gesetzt. Um dem Ideal standhalten zu können, wird gefastet und der Körper durch exzessiven Sport übernatürlich belastet. Viele Jugendliche zwischen 14 und 18 Jahren pilgern in Fitnessstidios. Und einige, die es sich finanziell leisten können, lassen sich sogar schon beim Schönheitschirurgen das Fett absaugen oder die Brust modellieren. Ernsthaft krank werden können auch diejenigen, die mit Abführmitteln experimentieren. „Wenn sich damit die erste vermeintlichen Erfolge einstellen, kommt der Punkt, an dem man nicht mehr aufhören kann“, warnt Leonid Nedoschill, Therapeut für Essstörungen. In der Folge leiden dann viele dieser Schlankheitsfanatiker an Magersucht oder Bulimie. H. Schott. führt uns in die Diätpillen-Geschichte der BRD ein: „Nachdem im Dezember 1972 bekannt wurde, dass amphetaminhaltige Appetitzügler, die in großem Umfang als Schlankheitsmittel („Diätpillen“) eingenommen werden, süchtig machen, kündigt die US-amerikanische „Food and Drug Administration“ (FDA) Maßnahmen zur Einschränkung des Gebrauchs solcher Drogen an. In der BRD werden diese Appetitzügler zur selben Zeit rezeptpflichtig“.15 Aber sogar heute sind solche „Diätpillen“ in Deutschland sehr populär. Püplichusen D. German Beauty: Schönheitsideal in Deutschland // vitamin de. – 2006. – № 30. – S.26. 15 Schott. H. Die Chronik der Medizin. – Dortmund: Chronik Verlag, 1993. – S.549. 14 3. Wie ist das Gewichtsproblem zu lösen? 3.1. Bewegung und Sport Fast noch wichtiger für das Energiebilanz-Ausgleichen als die Ernährung wird Sport. Die Experten sagen: „Bereits mehr als ein Viertel der 20-jährigen deutschen Frauen übergewichtig. Denn schon bald nach dem 20. Geburtstag nimmt die Muskelmasse kontinuierlich ab - und damit auch der Energiebedarf“.16 Oft nehmen Frauen den Sport nicht so wichtig, schließlich fühlen sie sich auch ohne fit genug, und der Körper ist gut in Schuss. Doch wer schon früh regelmäßig die Muskeln trainiert und dann auch dabeibleibt, wird später, mit 40 oder 50, belohnt: Der Körper ist dann immer noch straff und schlank. Da müssen sich andere, die lange nichts getan haben, erst mühsam hinarbeiten. In der Regel führt die Steigerung der körperlichen Arbeit zu einer Verminderung des Gewichts. Viele Menschen bewegen sich nämlich zu wenig. Man muß allerdings bedenken, dass ein Spaziergang bei der Gelegenheit und ein bisschen Rasenmähen in den Garten nicht ausreichen, um sein Gewicht wirklich zu verringern. 3.2. Diät als Problemlösung Der Mensch soll nicht zu viel essen. Es gibt Mütter, die ihren Kindern zu viel essen geben. Diese Kinder werden sehr dick, aber das heißt nicht, dass sie gesund sind. Ihr Körper kann einfach nicht alles verarbeiten, was er bekommt. Der griechische Philosoph Sokrates sagte: „Einige menschen leben, um zu essen. Ich esse, um zu leben.“ Jetzt führen wir eine Definition der Diät ein: „Diät [griech. diaita >Lebensweise<], in der Ernährungslehre eine dem Gesunheitszustand oder einer 16 20, 30, 40, 50 – immer gut in Form! // Brigitte. 2006. - № 7. – S. 105. bestimmten Krankheit angepasste Ernährung unter Einbeziehung des Gesamtverhaltens. Die Anwendung spezieller Diät ist zielgerichtet“.17 Es gibt verschiedene Diätformen.18 3.2.1. Diätformen Die reine Nulldiät Die extremste Reduktionsdiät zur Therapie von Übergewicht ist die Nulldiät. Bei ihr wird praktisch keine Nahrungsenergie zugeführt. Bei völligem Fasten greift der Organismus auf seine Energiereserven zurück, d.h. auf Körperfett, Körpereiweiß und Glykogen. Die modifizierte Nulldiät Um ein Defizit an Körpereiweiß zu vermeiden, werden bei der modifizierten Nulldiät mindestens 30 – 40 g qualitativ hochwertiges Eiweiß pro Tag zugeführt, z.T. zusammen mit Kohlenhydraten (mindestens 50 g pro Tag). Die tägliche Energiezufuhr liegt so zwischen 200 – 300 kcal. Die Gewichtsabnahmen sind etwas geringer als bei der reinen Nulldiät. Bei beiden Diäten muß für reichliche Flüssigkeitszufuhr. Saftfasten Beim Saftfasten besteht die Diät nur aus Kräutertee mit Honig, warmen Gemüseabkochungen und Obstsäften. Pro Tag werden etwa 50 g Kohlenhydrate sowie Vitamine und Mineralstoffe zugeführt. Molkefasten Beim Molkefasten werden pro Tag etwa 1 – 1.5 Liter Molke sowie Kräutertee, Pflanzensäfte und Mineralwasser getrunken. Die Gesamtenergiezufuhr Der Gesundheits-Brockhaus. – Mannheim: Brockhaus, 1990.-S.227. Wie funktioniert das? Der Mensch und seine Krankheiten. – Mannheim: Meyers Lexikonverl., 1994. – S. 81-84. 17 18 in Form von Molkeprotein und Milchzucker beträgt hierbei 300 – 350 kcal pro Tag. Eiweißbetonte Reduktionsdiäten Eiweißreiche Lebensmittelkuren sollen aufgrund höherer spezifischdynamischer Wirkung eine raschere Gewichtsabnahme bewirken als weniger eiweißreiche Diäten gleichen Energiegehaltes. Die sogenannte Eierkur empfiehlt gekochte Eier in großen Mengen, daneben etwas Fleisch, Obst und Gemüse. Eier zu jeder Mahlzeit sieht die kohlenhydrathaltige, fettarme, eiweißreiche Mayo-Diät vor, die wegen der Eier aber hohe Cholesterimengen enthält. Unter zahlreichen Fleischkuren empfiehlt die Banting-Diät eine eingeschränkte Flüssigkeitszufuhr. Die Kuhnsche Kur baut 2 Fischtage je Woche als eiweißreiche „Schalttage“ in insgesamt energie-, fett- und kohlenhydratreduzierte Wochenpläne ein. 3.3. Verhaltensänderung Verhaltensänderung ist lernbar. Man soll nur einige Regeln befolgen. Vergessen Sie die Superschönheit. Wer sich mit Supermodels, mit schönen Schauspielern und Schauspielerinnen vergleicht, tut sich nichts Gutes. Machen Sie sich klar, dass diese Menschen sehr seltene ästhätische Glücksfälle der Natur sind. Und oft muss selbst diesen Glücksfällen mit viel Aufwand nachgeholfen werden. Man muss mit N. Schindler19 einverstanden sein, dass es viel Selbstbewusstsein dazu gehört, sich der Modelfigur-Diktatur (als einer der Ursachen der Essstörungen) entgegenzustellen. Und dieses Selbstbewusstsein bekommt man bestimmt nicht, wenn man sich dauernd for dem Spiegel in Jammern und Wehklagen ergeht, sondern nur, wenn man was tut: Lesen, Sport, Teestündchen mit den Freunden, Malen, Musizieren oder irgendein anderes Hobby. 19 Schindler N. Nur mit Lust & Liebe! Sex/Tipps für Girls. –München: ebt, 2000. –S. 26. Soziales Kapital macht schön. Wer sich unablässig auf sich und sein Aussehen konzentriert, wird automatisch selbstkritischer. Wenn man auf andere zugeht und Interesse an ihnen zeigt, verschwinden diese Unsicherheiten allmählich. Wer beispielweise mit einer Gruppe von Freunden auf einer Party erscheint, fühlt sich weniger beobachtet und gleichzeitig aufgewertet – er zeigt, dass er über «soziales Kapital» verfügt, und wirkt in den Augen anderer als sozial kompetent und attraktiv. Der Körper ist ein Instrument. Ihr Körper ist kein Kunstobjekt, kein Gegenstand, der als solcher betrachtet und bewertet wird. Er ist das Mittel zu vielen anderen Zwecken: gehen, tanzen, arbeiten... Frauen tendieren dazu, ihr Aussehen losgelöst von sonstigen Funktionen zu betrachten, während Männer eher darauf achten, wie gut sie sich bewegen, arbeiten und funktionieren, beobachtete Steven Franzoi, Psyhologieprofessor an der Marquette University: „Wenn man seinen Körper als ein Instrument betrachtet, dann erscheint er auch als etwas, das man verändern und formen kann. Diese proaktive Haltung gibt uns selbst mehr Einfluss, wir fühlen uns nicht mehr nur passiv den bewertenden Blicken anderer ausgesetzt“.20 Betreiben Sie innere Kosmetik. Hüten Sie sich vor negativen Selbstgesprächen: Ersetzen Sie kritische Gedanken und Sprechweisen wie etwa „meine dicken Oberschenkel“ mit etwas Neutralerem, etwa „meine muskulösen Beine“, rät James Rosen, Psyhologieprofessor an der University of Vermont. „Konzentrieren Sie sich auf positive Aspekte Ihres Selbstbildes. Machen Sie sich klar, warum Sie für andere Menschen attraktiv oder gar begehrenswert sind – etwa weil sie Ihre Kompetenz respektieren oder Sie als warmherzige und interessante Person schätzen und lieben. Langfristig sind solche Merkmale weitaus wichtiger für die Attraktivität als physische“.21 Schönheit macht nicht glücklich. Attraktive Menschen sind nicht glücklicher als ihre weniger gut aussehenden Mitmenschen. Innere Einstellungen wie 20 21 So fühlen Sie sich attraktiver // Psychologie heute. – 2006. – № 10. – S.23. Ebenda. Optimismus und gute soziale Beziehungen sind wesentlich wichtiger für das subjektive Wohlbefinden und für langfristiges Lebensglück, ebenso wie das Streben nach selbstgesteckten Lebenszielen und Lebenssinn. Schöne Menschen mögen gelegentlich gewisse Vorteile genießen, aber alle Studien zeigen, dass sie unterm Strich nicht glücklicher sind als andere. Abschluss Das Schönheitsideal hat sich über die Jahrhunderte so oft gewandelt, dass man es besser nicht allzu ernst nehmen soll. Mit diesem Ideal verändert sich das Essverhalten. In Deutschland brennt das Thema Gewicht in beide Extremrichtungen: Zu dünn und zu dick. Die Deutsche haben verstanden, wie gefährlich diese Extremrichtungen sind. Das Übergewicht und die Magerheit sind nicht nur das Problem der überflussigen und fehlenden Kilos, sondern auch eine Voraussetzung für psychologische Probleme. Einerseits wird der Trend zu der Über- und Fehlernährung und Fast FoodKonsum in Deutschland weiter progressieren. Die Gründe dafür sind der zunehmende Wohlstand und der technische Fortschritt in Deutschland. Andererseits führt es zu verschiedenen Stressformen und bzw. zu Essstörungen. Der Mench findet sein Relaxen in der unkontrollierten Ernährungsaufnahme. Das ist ein Teufelskreis. Und der einzige Ausweg ist die richtige Nahrung. Eine gesunde Ernährung ist die wichtigste Grundlage der Gesundheit. Aber auch so wichtig sind sportliche Aktivität und Verhaltensänderung. Es ist notwendig, das Verhältnis zum Schönheitsbegriff zu verändern. Wie sagen die Deutsche selber: Wahre Schönheit kommt von innen. Schön ist für sie Selbstbewusstsein im Umgang mit dem eigenen, auch nicht perfekten Körper, eine natürliche, gesunde Ausstrahlung und eine eigene Persönlichkeit. Literaturverzeichnis 1. 20, 30, 40, 50 – immer gut in Form! // Brigitte. 2006. - № 7. 2. Der Gesundheits-Brockhaus. – Mannheim: Brockhaus, 1990. 3. Fast food // Juma. -1995. - № 2. 4. Ess-Störungen bewältigen ist möglich! // Psychologie heute. – 2006. – № 10. 5. Kirschnick A. Dick in der Disco // vitamin de. – 2004. – № 21. 6. Pfunden machen schlaff // Psychologie heute. – 2006. – № 10. 7. Püplichusen D. German Beauty: Schönheitsideal in Deutschland // vitamin de. – 2006. – № 30. 8. Schade G. Einführung in die deutsche Sprache der Wissenschaften. - Berlin: E.Schmidt, 1977. 9. Schindler N. Nur mit Lust & Liebe! Sex/Tipps für Girls. –München: ebt, 2000. 10. Schott. H. Die Chronik der Medizin. – Dortmund: Chronik Verlag, 1993. 11. So fühlen Sie sich attraktiver // Psychologie heute. – 2006. – № 10. 12. Teschner R. Essen ohne Maß, Sitzen ohne Ende – Die neuen Dicken // 13. vitamin de. – 2004. – № 21. 14. Wie funktioniert das? Der Mensch und seine Krankheiten. – Mannheim: Meyers Lexikonverl., 1994. 15. Журавлева Е.В., Рабинович Ф.М. Рассказы на немецком языке для аудирования. – М.: Просвещение, 1972.