-11. Vorbemerkungen 1.1 Musikalische Elemente im Samba Um im Rahmen des Arrangements die lateinamerikanische Musik mit der Rockmusik verbinden zu können, sollen hier kurz die Merkmale der beiden Stilrichtungen umrissen werden. Zur Beschreibung des Samba bietet sich in diesem Fall Antonio Adolfos „Brazilian Music Workshop“ an, in dem der Autor Anweisungen zur praktischen Umsetzung brasilianischer Musikstile gibt, zumal Tom Jobim selbst ihn mit folgendem Zitat ehrte: „Es ist sehr schwierig, der Welt unsere Musik beizubringen. Antonio Adolfo hat einen Sinn für die Zusammenhänge, wie ihn nur große Pädagogen haben. Ich bewundere diesen Mann und seine Arbeit sehr.“1 Der Instrumentalstil des Samba, der Samba-Choro, wird demnach traditionell mit folgender Besetzung gespielt: Flöte, Cavaquinho (gitarrenartig), Bandolim (mandolinenartig), Akustikgitarre, siebensaitige Akustikgitarre, sowie Pandeiro (ähnlich einem Tamburin), Surdo (große Basstrommel), Schlagzeug, Shakers und Bass. 2 Darüberhinaus werden auch oft Klavier und Orgel, sowie zahlreiche andere Percussioninstrumente wie etwa Cuíca (Reibetrommel), Agogo oder Repinique (kleine Trommel) mit einbezogen. Das folgende beispielhafte Sambapattern zeigt die vier rhythmischen Parameter gemäß Adolfo:3 Die vereinfachte Basslinie (simplified bass line) ist in Halben gehalten, was auch erklärt, warum ein Samba zumeist im 2/2-Takt notiert wird. Die vereinfachte und die punktierte Basslinie bleiben stets gleich, genauso wie der Grundpuls in Achteln (basic pulse). Für die Akzentsetzung gibt es hingegen unendlich viele Möglichkeiten. So können auch verschiedene Akzentpattern gleichzeitig verwendet werden, um eine Polyrhythmik entstehen zu lassen. Eine mögliche Verteilung der musikalischen Elemente innerhalb der traditionellen Sambagruppe sähe folgendermaßen aus: Die Melodie wird von der Flöte oder vom Bandolim übernommen, während Gitarren bzw. Cavaquinhos das harmonische Fundament bilden. Der Grundpuls wird mit Shakern, Hi-Hat oder Becken gespielt. Der Bassist ist, unterstützt durch die Bass Drum des Schlagzeugers und die Surdo, für die Basslinie (bass line bzw. simplified bass line) zuständig. Außerdem setzt der Adolfo A. – „Brazilian Music Workshop“, Umschlagrückseite Adolfo A. – „Brazilian Music Workshop“, S. 23 3 notiert gemäß a.a.O., S. 30, Patterns for Samba and Bossa Nova, Beispielpattern #1 1 2 -2Schlagzeuger mit Rim-Shots auf der Snare, das Pandeiro sowie die Gitarren rhythmische Akzente (accent).4 Wichtig ist, dass sich die Instrumentalisten absprechen, welche Funktion(en) sie übernehmen, um starke Überlappungen, die das Arrangement undurchsichtig klingen lassen, genauso wie Lücken zu vermeiden. Was der einzelne Musiker zu spielen hat, hängt also primär davon ab, wie die musikalischen Elemente im Arrangement verteilt sind, wobei dadurch oft das geflügelte Wort „weniger ist mehr“ zum Tragen kommt. Zur abschließenden Veranschaulichung habe ich hier ein kurzes Arrangement für eine Sambacombo in Minimalbesetzung geschrieben, bei der sich die Aufgaben jedes Instrumentes gut erkennen lassen:5 4 5 a.a.O., S.23 frei arrangiert gemäß den Empfehlungen Adolfos, a.a.O., S. 30ff