Fachverband Ethik e.V. www.fv-ethik.de Peter Kriesel (Vorsitzender) Libellenweg 4 14776 Brandenburg/H. Tel./Fax 03381-662898 [email protected] Werner Fuß (stv. Vorsitzender) An der Würm 12 81247 München Tel./Fax 089-8114480 [email protected] Bericht Hans Graef Austr. 6/1 74626 Bretzfeld 0794695434 [email protected] 2007-11-11 Betr.: Pressebericht Jahrestagung Fachverband Ethik Erfolgreiche Jahrestagung des Fachverbands Ethik in Magdeburg Bundesverband der Ethiklehrer befasst sich mit kontroversen Menschenbildern Der Fachverband Ethik, der Bundesverband der Ethiklehrer in Deutschland, tagte am Wochenende in Magdeburg. Im Zentrum der Bundestagung stand die Frage der ethischen Konsequenzen kontroverser „Menschenbilder aus Naturwissenschaften, Philosophie und Religion“. Fachwissenschaftler stellten die jeweiligen Konzepte vom Menschen im Spannungsfeld von Biomedizin, religiöser Mythen, Globalisierung und individueller Freiheitsethik vor. Mit Peter Krisel (Brandenburg) und Werner Fuß (München) wurde der alte Vorstand einstimmig in seiner Funktion bestätigt. Zuvor gedachte man des Verbandsgründers Konrad Baldrian, der kurz vor seinem Tod zum Ehrenmitglied ernannt wurde. Am Freitag referierte der erfolgreiche Buchautor Dr. Michael Schmidt-Salomon von der Giordano-Bruno-Stiftung über „Das säkulare Menschenbild des evolutionären Humanismus“. Dabei kritisierte er die Irritationen durch archaisch-religiöse Weltbildapparate und stellte dem die Fundierung des Menschen durch evolutionäre Weltbilder als Begründung des modernen Humanismus gegenüber. Ausführlich wurde der Vortrag des Molekularbiologen Dr. Burkhard Jandrig vom Max-Delbrück-Zentrum für molekulare Medizin in Berlin diskutiert, der den aktuellen Stand vorstellte. Durch den wissenschaftlichen Fortschritt ergeben sich fundamentale ethische Probleme für die Verantwortung der Mediziner, der Wissenschaftler und für die Weltgesellschaft hinsichtlich des Eingriffs in die Genetik und Lebensschicksale. Weitere Schwerpunkte wurden in Fachgruppen bearbeitt: Dr. Bernd Rolf vom Fachverband Philosophie befasste sich mit dem Problem des „freien Willens – Illusion oder Realität“. Im Spannungsfeld zwischen (traditioneller) Philosophie und (aktueller) Neurophysiologie ergeben sich moralische Fragen der Individualität, der Ich-Identität und des modernen Freiheitsbegriffs. Die Hirnforschung sieht die Willensfreiheit als teilweise determiniert an – woraus sich fundamentale philosophische Fragen ergeben. Der Referent Peter Schönhöffer von Attac-Deutschland beleuchtete das Menschenbild einer anderen Globalisierung, wo der Mensch nicht zum Homo oeconomicus verkommt, sondern selbst bestimmt, sozial aktiv und human die Zukunft der Erde gestaltet. Unterrichtspraktische Vorschläge für die Klassen 5 bis 13 stellte Werner Fuß beim Thema „Menschenbilder in der medizinischen Ethik“ vor – vor der Geburt, danach und bis zum Tod hat die moderne Medizin unter Infragestellung traditioneller Werte ihre Eingriffsmöglichkeiten fundamental erweitert. Bei der Mitgliederversammlung erstattete der Vorstand ebenso seinen umfangreichen Jahresbericht ab wie die Vertreter der Landesverbände. In vielen Bundesländern ist Ethik heute ein anerkanntes Lehrfach, sei es als „Lebensgestaltung, Ethik und Religionskunde“ oder als „Werte und Normen“. Sehr unterschiedlich sieht es mit der Lehrerversorgung und – ausbildung sowie der Fortbildung aus. Der Fachverband fordert weiterhin die nach der Verfassung erforderliche Gleichstellung der Ethik mit dem Unterrichtsfach Religion und einen Ausbau dieser ethisch-philosophischen Erziehung in allen Schularten und –stufen, was den Anforderungen einer zunehmend säkularen europäischen Wertegesellschaft entsprechen würde. Neu in der Vorstand gewählt wurden als Kassiererin Stefanie Wölk (NordrheinWestfalen) und als Beisitzer neben Martina Wentzkat (Sachsen-Anhalt) Ulrike Frontzek (Hessen) und Alexandra Wernet (Baden-Württemberg). Am Sonntagmorgen lauschten die Teilnehmer gebannt dem abschließenden Vortrag des Berliner Ethikers Peter Kriesel „Menschenbilder in Mythen“, der bei seinem visuellen Spaziergang durch die Kulturgeschichte des Orients und Texte der Antike den Kontext religiöser Menschenbilder erhellte. Diese mythologischen Bilder aus der Kunstgeschichte standen auch bei einer kulturellen und biografischen Führung durch seine Heimatstadt Madgeburg im Vordergrund, wo er interessante Einblicke in die Historie von Otto dem Großen bis zum Priesterseminar in DDR-Zeiten gab. Der Tagungsort Roncalli-Haus, benannt nach Papst Johannes XXIII., liegt inmitten der von sakralen und anderen historischen Gebäuden geprägten Altstadt der Landeshauptstadt. In zwei Jahren werden die Ethiklehrer ihren nächsten Bundeskongress durchführen, im nächsten Jahr finden Landestagungen statt. FOTO des Vorstands (von links): Peter Kriesel (1.Vors.), Stefanie Wölk (Kasse), Werner Fuss (2. Vors.), Alexandra Wernet und Stefanie Frontzek (Beisitzerinnen)