Mitgliederbrief-06

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Fachverband Ethik e.V.
Landesverband Baden-Württemberg
26. 04. 2006
(1. Vorsitzender: Klaus Goergen)
Sehr geehrte Mitglieder des Fachverbands, liebe Kolleginnen und Kollegen!
Nachdem die Landestagung unseres Fachverbands in der Akademie Esslingen zum Thema
"Terror und Moral" vorüber und ein neuer Vorstand gewählt ist, erlauben Sie mir bitte einen
kleinen Bericht.
Mit über 40 Teilnehmerinnen und Teilnehmern, unter ihnen der Bundesvorstand des
Fachverbands und Vertreter der Regierungspräsidien Stuttgart und Tübingen, war die Tagung
sehr gut besucht. Das brisante Thema der Tagung bot denn auch Anlass genug für spannende
und kontroverse Diskussionen, die am Freitag bis spät in die Nacht hinein und am Samstag in
den Arbeitsgruppen fortgesetzt wurden.
Die beiden Referenten, von denen zu hoffen gewesen war, dass sie gegensätzliche
Sichtweisen des Terrorismus zum Ausdruck bringen und so die Diskussion zuspitzen würden,
waren sich überraschend einig in der Einschätzung der Bedrohlichkeit islamistischen Terrors.
Herr Dr. Köpfer vom Landesamt für Verfassungsschutz belegte anschaulich die sukzessive
propagandistische Wirkung islamistischer Kreise und Frau Dr. Damir-Geilsdorf, Orientalistin
an der Universität Gießen, ergänzte mit der Dokumentation religiöser und politischer
Rekrutierungsstrategien für Selbstmordattentäter. Einig waren sich beide Referenten auch im
Warnen vor einer Verwechslung oder Vermengung von friedfertigem Islam mit aggressivem
Islamismus.
Die Ergebnisse der Arbeitsgruppen vom Samstagvormittag belegten eindrucksvoll, wie das
Thema 'Terror' didaktisch plausibel und methodisch elegant im Ethikunterricht behandelt
werden kann.
Wer von Ihnen einen atmosphärischen oder inhaltlichen Eindruck von der Tagung gewinnen
möchte, kann auf der Homepage unseres Verbands - www.fv-ethik.de - einige optische
Impressionen bekommen und den Vortrag "Terror und Moral" nachlesen.
Die Mitgliederversammlung bestätigte den bisherigen Vorstand, neu gewählt wurden die
beiden Beisitzerinnen Frau Dorothea Schnabel (Gymnasium Bad-Urach) und Frau Susanne
Dannecker (Theodor-Heuss-Schule, Reutlingen). Der Dank des Verbandes geht an die beiden
bisherigen Beisitzerinnen, Frau Hiltrud Hainmüller und Frau Alexandra Wernet.
Einzelheiten der Wahl entnehmen Sie bitte dem Protokoll der Mitgliederversammlung in
Anlage 1.
Die Aussprache bei der Mitgliederversammlung ergab u.a., dass sich der Vorstand verstärkt
um die Integration der Ethik-Lehrkräfte an den allgemein bildenden Gymnasien und den
Realschulen im Land in den Fachverband bemühen soll; dass der Vorstand versuchen soll,
ein Gespräch mit dem neuen Kultusminister Rau zu führen und dass die Mitglieder des
Verbands zukünftig auch wieder 'echte' und nicht nur 'elektronische' Post vom Vorstand
erhalten werden.
So viel in aller Kürze von unserer Landestagung. Erlauben Sie mir noch einen letzten
Hinweis.
Vor wenigen Tagen initiierte die Bundesministerin von der Leyen ein "Bündnis für
Erziehung" und lud dazu ausschließlich Vertreter der beiden christlichen Kirchen in
Deutschland ein. Diesen Vorgang halten wir nicht nur für ungehörig, sondern für völlig
unangemessen, wenn es tatsächlich darum gehen soll, moralische Erziehungsdefizite in einer
multikulturellen Gesellschaft durch verbesserte schulische Angebote zu bekämpfen. Der
Bundesvorstand des Fachverbands Ethik hat daher einen offenen Brief an die Ministerin
geschrieben, in dem er unsere Kritik zum Ausdruck bringt und zugleich die Bereitschaft zur
Mitarbeit an der Initiative bekundet. Diesen offenen Brief finden Sie in Anlage 2.
Nun grüße ich Sie ganz herzlich und verbleibe mit der Hoffnung auf weitere gute und
intensive Zusammenarbeit
Ihr
Klaus Goergen
Anlage 1: Protokoll Mitgliederversammlung
Anlage 2: Offener Brief des Bundesvorstands
Anlage 1
Protokoll der Mitgliederversammlung des Fachverbandes Ethik e.V.
Landesverband Baden-Württ. in der Akademie Esslingen-Zell , am 1. April 2006
Zahl der anwesenden Mitglieder: 20
Beschlussfähigkeit der Versammlung: gemäß § 8,6 der Satzung des Fachverbandes Ethik ist
"Jede Mitgliedversammlung, zu der ordnungsgemäß eingeladen wurde, beschlussfähig."
Bestimmung eines Wahlleiters: auf Vorschlag des Vorsitzenden wurde Peter Kriesel zum
Wahlleiter bestimmt (alle anwesenden Mitglieder stimmten zu). Rolf Wörner übernahm das
Protokoll.
Verlauf der Versammlung: Bericht des Vorstandes, Bericht des Kassenwarts, Diskussion
aktueller Probleme, Entlastung des Schatzmeisters, Entlastung des Vorstandes
(Je 2 Enthaltungen)
Wahl des Vorstandes: gewählt wurden :
Vorsitzender Klaus Goergen (19 Ja-Stimmen, eine Enthaltung),
Stellvertreter Hanns Frericks (14 Ja-Stimmen, eine Enthaltung, 5 Gegenstimmen),
Schatzmeister Konrad Baldrian (19 Ja-Stimmen, eine Enthaltung).
Wahl der Beisitzer: gewählt wurden:
Susanne Dannecker (15 Ja-Stimmen) und Dorothea Schnabel (14 Ja-Stimmen)
Vorgeschlagene Kandidaten: Klaus Goergen für den Vorsitz, Hanns Frericks und Susanne
Dannecker als Stellvertreter und Konrad Baldrian als Kassierer.
Wahlverfahren: Vorsitzender (Handzeichen), Stellvertreter (geheime Wahl), Kassierer
(Handzeichen).
Kandidaten für den Beisitz: Alexandra Wernet (5 Stimmen), Susanne Dannecker (15),
Dorothea Schnabel (14)
Auf die Frage des Wahlleiters an die Gewählten, ob sie die Wahl annehmen wollen,
antworteten alle mit Ja.
Der Vorstand dankte allen Teilnehmern
Dauer der Mitgliederversammlung: 13h30 - 16h30
Vorsitzender Klaus Goergen
Protokollführer: Rolf Wörner
Anlage 2
Fachverband Ethik e.V.
Bundesverband
Bundesministerin für Familie, Senioren,
Frauen und Jugend
Frau
Ursula von der Leyen
Taubenstraße 42-43
10117 Berlin
Vorstand:
Peter Kriesel (1. Vorsitzender)
Werner Fuß
(2. Vorsitzender)
Konrad Baldrian (Schatzmeister)
Beisitzer:
Heidemarie Mauß
Johanna Land
Martina Wentzkat
Offener Brief
Brandenburg/München, 23.04.06
Sehr geehrte Frau Ministerin von der Leyen,
angesichts der Gewalt gegen Ausländer und unter Jugendlichen ist ein „Bündnis für
Erziehung zu Fairness und Menschenrechten“ ein gemeinsames Anliegen aller
gesellschaftlichen Kräfte in der Bundesrepublik.
Wir begrüßen deshalb, dass Sie als Familienministerin der Debatte um die Erziehung in
Familie und Gesellschaft einen neuen Impuls gegeben und einen Platz in den Medien
verschafft haben.
Wir stimmen mit Ihnen überein, dass wir von den Familien bis in die Schulen einen breiten
Konsens über die Grundregeln eines fairen und friedvollen Zusammenlebens brauchen. Dieser
muss jedoch nicht erst neu erarbeitet werden, sondern liegt in den Menschenrechten vor und
hat in den konkreten Bildungs- und Erziehungszielen der Schulgesetze seinen Niederschlag
gefunden. Ihre Forderung, dass gute Beispiele dafür mehr in der Öffentlichkeit vorgestellt und
anerkannt werden, sollte bei den Medien aller Richtungen Gehör finden.
Sowohl die Vielfalt der religiösen, weltanschaulichen und kulturellen Wertorientierungen in
unserer Gesellschaft als auch die konkreten Konflikte unter den Jugendlichen erfordern es, bei
diesem Anliegen von Anfang an Vertreter aller Religionen und Weltanschauungen an den
runden Tisch einzuladen. Dies gebietet nicht nur Artikel 4 des Grundgesetzes, sondern es ist
auch eine Frage der Klugheit, die Weisheit aller Religionen und Kulturen und auch die
Humanisten ohne religiöses Bekenntnis bei diesem Anliegen einzubeziehen.
Denn schließlich haben gerade die Philosophie der griechischen Antike und die europäische
Aufklärung die Basis für die Durchsetzung der individuellen Menschenrechte gegen
politische und konfessionelle Absolutheitsansprüche gelegt. Und die vier ethischen
Grundregeln des Zusammenlebens, die auch in den 10 Geboten der Bibel enthalten sind,
finden wir z.B. schon vor Moses im alten Ägypten und Zweistromland sowie fünfhundert
Jahre vor Jesus bei Buddha in Indien, während fast zur selben Zeit Konfuzius in der
chinesischen Kultur die goldene Regel formuliert hat.
Die vier Gebote des „Weltethos“ und die „Goldene Regel“ gehören also zum ethischen
Weltkulturerbe. Diese gemeinsame ethische Basis aller Kulturen ist als integrative Klammer
von der Familienerziehung bis zur Bildung und Wirtschaftspolitik im Wertepluralismus
unserer Gesellschaft hervorragend geeignet.
In diesem Kontext wird klar, dass bei Ihrer wichtigen Initiative weder die Beschränkung auf
die privaten Betreiber von Kindergärten noch eine Bevorzugung des Christentums dem
bundesweiten Anliegen gerecht werden kann, da wichtige erzieherische Potenziale in unserer
Gesellschaft ungenutzt bleiben.
In diesem Sinne möchte der Fachverband Ethik, der Bundesverband der Ethiklehrkräfte seine
Bereitschaft zur Mitarbeit erklären.
Denn in den Ethikfächern befassen sich Kinder und Jugendliche unterschiedlicher Religionen,
Weltanschauungen und Kulturen systematisch mit Fragen eines fairen Zusammenlebens und
Themen wie Menschenwürde und Menschenrechte, mit gemeinsamen und unterschiedlichen
Werten und Normen, mit Gewalt und gewaltfreier Schlichtung von Konflikten in Schule und
Gesellschaft.
Unsere Fachlehrerschaft verfügt über eine reiche Kompetenz zur Gestaltung von sozialem
und ethischem Lernen sowie zur Herausbildung einer Gesprächsfähigkeit über Religionen,
Weltanschauungen und Kulturen.
Mit freundlichen Grüßen und mit guten Wünschen für die Weiterentwicklung Ihrer Initiative
Peter Kriesel und Werner Fuß
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