Mit der zunehmenden Stärke des römischen Reiches gewinnt auch das Selbstbewusstsein seiner Bewohner an Gewicht. Ab dem 2 Jhdt. v. Chr. beginnt deswegen auch die systematische Bekämpfung der römischen Staatsfeinde. Als im Jahre 146 v. Chr. dann die Hauptstadt der damaligen Erbfeinde, der Karthager, dem Erdboden völlig gleichgemacht wird, scheint die Hegemonie der Römer über den Mittelmeerraum gesichert. Rom hat es zu einer Weltmacht gebracht, die damals über das größte Staatsgebiet der Welt verfügte. Aus den romanisierten Ländern kamen noch nie gekannterReichtum, Extravaganz und Luxus nach Rom, der bei vielen wahre Höhenflüge auslöste. Je mehr allerdings das Reich an Größe und Ansehen gewann, desto schwieriger wurde es, so ein ungewohnt riesiges Reich politisch zu verwalten. Denn nach wie vor stand das Reich auf den gleichen politischen Stützen der archaischen Zeit: Die Staatsorganisation des Stattstaates. Bis es endlich zu den schon längst fälligen Veränderungen des Staatsgefüges kommen sollte, werden noch knapp 200 Jahre ins Land ziehen… In der Zwischenzeit stauten sich langsam aber sich immer mehr innen- und außenpolitische Probleme im römischen Reich. Vor allem die neu hinzugekommenen Gebiete, die Provinzen, bekamen das zu spüren. Die Nobilität kaufte sich damals zu riesigen Unsummen an Geld in Ämter ein, betrieb teure Wahlkampagnen und steckte auch einen nicht geringen Betrag in Bestechung und Stimmenkauf. Das so entstandene finanzielle Loch konnten die Adligen sehr leicht ausgleichen: Sollten sie es durch ihre Kampagnen in die Politik schaffen, war ihnen ein Platz als Provinzhalter sicher. Und als solche konnten sie die dortigen Anwohner schamlos aussackeln. Durch wuchrige Steuern auf sämtliche Güter bekam man so schnell den Betrag, den man für die Wahlkampagnen verwendet hatte, wieder herein. Auch kostbare Gegenstände in den Provinzen rissen sich die Provinzhalter unter den Nagel. Dass unter solchen Umständen der Unmut der Provinzeinwohner stieg, ist verständlich. Das wohl bekannteste Beispiel für eine solche schamlose Bereicherung ist Ciceros Rede gegen Verres, der als Provinzhalter von Sizilien so ziemlich alles eingesackt hat, was nicht niet- und nagelfest war. Doch nicht nur hier hatte die Nobilität ihre Finger im Spiel. Den Großteil ihres Vermögens bezog sie durch die Betreibung sog. Latifundien. Diese Form der Landbearbeitung ist teilweise bis heute noch in Südamerika verbreitet. Das Prinzip ist einfach: Man kauft Grund und lässt ihn von Sklaven und billigen Tagelöhnern bewirtschaften. Je mehr Boden man natürlich besitzt, desto größer sind die Einnahmen. Deswegen war es nicht unüblich, auch einfach vom Staat Land zu pachten. Der Ertrag wandert fast ausschließlich in die Taschen des Großgrundbesitzers, der in der Regel nicht einmal anwesend ist, sondern in der Stadt ein aufwendiges Leben führt. Die billigen Arbeitskräfte werden mit einem absoluten Hungerlohn abgefertigt. Sie sind aber auf das Geld in der Regel mehr als angewiesen, da sie ohne Berufsausbildung normalerweise nirgendwo unterkommen. Da mit dem steigenden Staatsgebiet die Anzahl an gefangen genommenen Sklaven wächst, haben Großgrundbesitzer in diesen Zeiten ein riesiges Repertoire an Arbeitskräften. Billige Arbeitskräfte und ein riesiger Grund und Boden garantieren eine hohe Menge an Produkten, die dann auf dem Markt zu Schleuderpreisen verhökert werden. Kleinbauern, die ihr kleines, eigenes Grund Erde bewirtschaften, werden auf diese Weise natürlich konkurrenzunfähig. Viele müssen auf andere Produkte umstellen, andere verkaufen ihr Land an die Nobilität und ziehen in die Stadt. In der Regel in die Hauptstadt des Reiches: Rom. Sie verspricht als kulturelles und wirtschaftliches Zentrum am ehesten neue Zukunftschancen. Doch leider denken das viel mehr Leute, als es die Stadt verkraften kann. Rom leidet bald schon an akuter Bevölkerungsüberschuss, wächst rapide an und kommt mit dem Bau von billigen Unterkünften kaum nach. Die Disparitäten zwischen Arm und Reich nehmen ungeahnte Ausmaße an. Oft werden sogar Bürger, die sich trotz der schlechten Situation um eine Beschäftigung bemühen, durch die Wahlkämpfe und Stimmenkaufaktionen der Reichen zum Nichtstun gelockt. Wer soll schon für Geld arbeiten, wenn man auch kostenlos „Panem et circenses“ bekommen kann? Die gesellschaftlichen Probleme verschärften sich noch durch den Verfall der einstmals so gepriesenen „mos maiorum“. Der Sittenverfall erreichte im 2 Jhdt. v. Chr. seinen vorläufigen Höhepunkt. Ehen wurden eher als Mittel zum Zweck gesehen, um eventuell in höhere Kreise aufsteigen zu können. Waren sie nicht so viel versprechend konnten sie ganz einfach geschieden werden. So befindet sich das römische Reich in einer Krise, die materielle, moralische und demographische Probleme mit sich bringt. Diese Probleme schlugen sich auch in der Politik der damaligen Zeit nieder: Die Leitung des Staates war fest in den Händen der Adligen. Ämter konnte man sich erkaufen. Die Volksversammlung verliert ihre eigentliche Funktion. Auch andere Wahlen, wie z. B. in den Zenturiatskomitien waren alles andere als repräsentativ waren. Sie verfuhren noch nach dem sog. Timokratischen Verfahren, in dem die verschiedenen Stände abhängig von ihrem Vermögen dementsprechendes Gewicht bei Abstimmungen hatten. Vor allem angesichts der immer weiter steigenden Anzahl von Zugereisten, Kleinbauern, Handwerkern etc. wurden Reformen unabdingbar. Die ließen aber die meisten Adligen nicht zu. In ihrer Politik überwogen eindeutig Standesinteressen. Die Frage über politische Reformen führte letztendlich zu einem Bruch des Senats in zwei Lager: die Popularen, die einer stärkeren Machtstellung durch das Volk ins Auge fassten und die konservativen Optimaten, die auf ihrem Status quo verharrten. So verblasste auch allmählich die ehemals hochangesehene Stellung der Senatoren. Sie war in sich uneinig geworden. So sah sich das römische Volk in einer Zeit, in der alles drunter und drüber ging. Die Politiker, die den Staat eigentlich aus der Krise führen sollten, verliefen sich in Parteienhader und zeitraubende Diskussionen ohne Ergebnisse. Das Problem der Überbevölkerung durch Sklaven aus den eroberten Gebieten und besitzlos gewordenen Kleinbauern wurde nicht ausreichend behoben. Die Armen wurden immer ärmer, die Reichen immer reicher. Das Ergebnis ist nicht verwunderlich: Im Volk regte sich großer Unmut, es kam zu den sog. Bürgerkriegen, in denen sich die Römer gegenseitig, wie ihre Politiker, die Köpfe einschlugen. Alle in der Hoffnung, ihre Eigeninteressen durchzusetzen.