Der beste Platz der Welt, nach Felicitas Hoppe Das Meer ist nicht am Meer, sondern von den Bergen aus erkennbar Wer den Spycher-Literaturpreis gewinnt, hat das Recht und die Pflicht zum freien Wohnrecht in Chalets und Patrizierwohnungen des Walliser Städtchens Leuk. Die deutsche Schriftstellerin Felicitas Hoppe, in Hameln geboren und heute wohnhaft in Berlin, eine erprobte Reisende, ist auch schon einmal auf einem Frachter um die Welt gefahren. Als sie 2004 zur Spycher-Preisträgerin erkoren wurde, war der Furchtlosen die Anfahrt mit der Eisenbahn durch den Lötschbergtunnel schon nicht ganz geheuer. Aber am anderen Ende fand sie, überrascht über ihre aufkeimende Liebe zum Gebirge, einen Ort, den sie den „besten Platz der Welt“ nennt: Auf einem Plateau über der Rhône, wo viel Wein wächst, in einer alten, frisch renovierten Einsiedelei, neben der Ringackerkapelle. Entstanden ist in dieser Umgebung ein literarisches Kleinod: In luftiger, leichter und versponnener Art und Weise, wie in ihrem „Johanna“-Roman, an dem sie dort oben schrieb, erfindet Felicitas Hoppe entlang autobiografischer Momente Mythen und Schicksale, kühn fabuliert sie auf der Suche nach Wahrheit Märchen und Historien zusammen. „Denn bis heute“, schreibt sie etwa in ihrer sehr verspielten und immer wieder auch fein ironischen Erzählung „Der beste Platz“, „ist wenig bekannt, dass, wer wirklich den Ozean sehen will, egal ob atlantisch oder pazifisch, hinauf in die Walliser Berge muss, weil sich das Meer nicht vom Meer aus erkennen lässt. Erst von hier oben lässt sich begreifen, was die Versenkung in einen Anblick bedeutet, während man unten, von Bewegung und Wellen umzingelt, nichts betrachten kann, weil alles vorüberzieht.“ Inspiriert von der Landschaft, vermischt die Autorin virtuos Modernes mit Archaischem, verwebt überlieferte Geschichten mit eigenen 1 Ihr literarisches Kleintheater in Zürich Josefstrasse 106 | 8005 Zürich | 044 271 50 81 | 076 371 50 72 | www.sogar.ch Erinnerungen. Ein Mister Notwimper erzählt ihr die unglaubliche Geschichte seines Vorfahren Edward Whymper, des legendären Erstbezwingers des Matterhorns, ein Bruder Andreas, ein mönchischer Cicerone, gibt Legenden von einem „Tiefmattenfuchs“ und zwölf ungerechten Richtern zum Besten, die nachts in der Kapelle mit Totenschädeln und Gebeinen zu kegeln belieben, oder sie denkt sie an ihre Tante, deren Stimme sie immer wieder hört – und die schon von jenem Platz schwärmte. Als Besucherin und Fremde in den Schweizer Bergen wandelt Felicitas Hoppe zwischen der realen und ihrer imaginierten Welt umher und trifft dabei immer wieder auf sich selber. Felicitas Hoppes wunderbares Kabinett- und Zauberkunststück, haben die Schauspielerin Regula Imboden, der Komponist und Sänger Javier Hagen und der Fotograf Marco Volken inszeniert. Mit ihren unterschiedlichen künstlerischen Ausdrucksformen tauchen sie in Hoppes Fantasie- und Sprachwelten ein; Ausgangspunkt ist ihr eigenes Unterwegssein, ihre spezifische Beziehung zum Wallis, das Entdecken des Fremden und Vertrauten. So ist eine maritime Liebesgeschichte aus den Bergen an das Leben entstanden, welches durch das Erzählen von Geschichten erst zu einem Ganzen wird. Der junge, aus Barcelona stammende Tenor und Countertenor Javier Hagen ist der Gegenspieler der Erzählerin; er assoziiert mit seinen Kompositionen und seinem Gesang diese Begegnungen und verbindet elektronische Klänge mit sporadischen Alltagsgeräuschen als Kontrapunkt zu seiner sängerischen Live-Performance. Einer eigenen Komposition folgen auch die Bilder von Marco Volken; sie begleiten die Erzählerin auf ihrer Reise und vermitteln dem Zuschauer dokumentarische, aber auch assoziative Momentaufnahmen der Orte, verweben wie die Textvorlage Vertrautes mit Fremdem, Moderne mit Tradition. Der Raum wird durch die Bilder auch zu Hoppes Sprachraum, zum Projektionsraum ihrer Phantasie- und Innenwelten. Inspiriert von ihrer Erzählform und ihren Geschichten, in denen sich die 2 Ihr literarisches Kleintheater in Zürich Josefstrasse 106 | 8005 Zürich | 044 271 50 81 | 076 371 50 72 | www.sogar.ch Autorin auf eine Reise zwischen den Welten begibt, konzentriert sich die einfache Bühnenumsetzung auf ihre Sprache und die Bilder, die sie umgeben. So erzählen sie die Geschichte einer durch die Welt reisenden Schreibenden, die stets von ihrer Kreativität und schöpferischen Kraft begleitet wird. Der beste Platz der Welt von Felicitas Hoppe Spiel, Idee, Konzept: Regula Imboden Musikkonzept und Gesang: Javier Hagen Bilder: Marco Volken Koproduktion: imbodenproduction und sogar theater Uraufführung: 30. September 2010 weitere Vorstellungen: 1.-5.120.2010 3 Ihr literarisches Kleintheater in Zürich Josefstrasse 106 | 8005 Zürich | 044 271 50 81 | 076 371 50 72 | www.sogar.ch