Agrarwissenschaftliches Gymnasium Justus von Liebig Belegarbeit Im Fach Agrarwirtschaft mit Biologie Thema: Alpakas in Deutschland und deren landwirtschaftlicher Nutzen Verfasser: Maria Schneider Kurs: AG 12/2 Ma Betreuer: Frau Brumme Bewertung: Ort, Datum: Inhaltsverzeichnis VORWORT............................................................................................................................................................ 3 1. EINORDNUNG & GESCHICHTE ................................................................................................................. 4 1.1. 1.2. 1.3. 2. EINORDNUNG ........................................................................................................................................... 4 GESCHICHTE ............................................................................................................................................. 4 URSPRUNGSLÄNDER UND VERBREITUNG.................................................................................................. 5 AUSSEHEN UND KÖRPERBAUMERKMALE ....................................................................................... 5 2.1. 2.2. 2.3. 3. AUSSEHEN ALLGEMEIN ............................................................................................................................. 5 HUACAYA-ALPAKA ................................................................................................................................ 5 SURI-ALPAKA ......................................................................................................................................... 6 HALTUNG ..................................................................................................................................................... 6 3.1. 3.2. 3.3. 3.4. 4. (BESONDERE) VERHALTENSWEISEN.......................................................................................................... 6 FLÄCHENANSPRUCH ................................................................................................................................. 6 UNTERBRINGUNG ..................................................................................................................................... 7 HERDENMANAGEMENT ............................................................................................................................. 7 FÜTTERUNG ................................................................................................................................................ 7 4.1. 4.2. 5. SOMMERFÜTTERUNG ................................................................................................................................ 7 WINTERFÜTTERUNG ................................................................................................................................. 8 FORTPFLANZUNG ..................................................................................................................................... 8 5.1. 5.2. 5.3. 5.4. 5.5. 6. GESCHLECHTSREIFE / ZUCHTREIFE ........................................................................................................... 8 FORTPFLANZUNG ...................................................................................................................................... 8 TRÄCHTIGKEIT ......................................................................................................................................... 9 GEBURT .................................................................................................................................................... 9 NEUGEBORENENPFLEGE UND FOHLENSTERBLICHKEIT ........................................................................... 9 ZUCHT ......................................................................................................................................................... 10 6.1. 6.2. 6.3. 7. ZUCHTZIELE ........................................................................................................................................... 10 ZÜCHTER ................................................................................................................................................ 10 VERBÄNDE ............................................................................................................................................. 11 LANDWIRTSCHAFTLICHER NUTZEN ............................................................................................... 12 7.1. 7.2. 7.3. 7.4. 7.5. 7.6. PREISE FÜR ZUCHTTIERE ........................................................................................................................ 12 PREISE FÜR ROHWOLLE UND ENDPRODUKTE.......................................................................................... 12 SCHUR .................................................................................................................................................... 12 ALPAKAFASER UND IHRE VEREDLUNG ................................................................................................... 13 LANDWIRTSCHAFTLICHER NUTZEN UND ENTWICKLUNGSMÖGLICHKEITEN IN DEUTSCHLAND ............... 13 WIRTSCHAFTLICHKEIT ........................................................................................................................... 14 8. RESÜMEE ................................................................................................................................................... 15 9. QUELLENNACHWEIS.............................................................................................................................. 16 9.1. 9.2. ZITATE.................................................................................................................................................... 16 FOTONACHWEIS ...................................................................................................................................... 16 10. LITERATURNACHWEIS ..................................................................................................................... 16 11. SELBSTÄNDIGKEITSERKLÄRUNG ................................................................................................. 17 12. ANLAGENVERZEICHNIS ................................................................................................................... 17 Vorwort „Große schwarze Augen, vorwitzige Fledermausohren und samtweiches [...] Kuschelfell.“ So beschrieb Martina Kurtz in ihrem Artikel in der Bildzeitung (31.12.2002, Seite 5) die wundervollen Tiere, von denen diese Belegarbeit handeln soll. Alpakas als landwirtschaftliche Nutztiere stellen in Peru einen bedeutenden Wirtschaftszweig dar. Ca. 3 Millionen Alpakas produzieren dort eine der hochwertigsten Wollfasern der Welt. Seit mehr als 20 Jahren werden diese Tiere auch in Deutschland gehalten, zumeist als Hobbytiere. Seit Ende der 90er Jahre gibt es Halter, welche die Zucht von Alpakas als Landwirtschaft im Haupt- oder Nebenerwerb oder als Gewerbe betreiben. Da diese Tiere sicher nicht jedem, der diesen Text liest, ein Begriff sind, wird die Arbeit als erstes sich mit der Einordnung, der Geschichte und dem artspezifischem Aussehen der Alpakas beschäftigen. Erst danach geht die Arbeit der Frage nach dem landwirtschaftlichen Nutzen dieser Tiere nach und stellt deren Haltung, Fortpflanzung und Zucht dar. Deutlich wird dabei die erhebliche Abweichung zu anderen hier heimischen Nutztieren. Da es wenige deutsche Bücher und Veröffentlichungen gibt, wurden viele Informationen dieser Arbeit durch eine Umfrage an Halter in Deutschland gesammelt. 49 Fragebögen wurden verschickt und die Umfrage auf einer Internetseite veröffentlicht. 22 ausgefüllte Bögen konnten in der Arbeit ausgewertet werden. (sie liegen als Anlage bei) 1. Einordnung & Geschichte 1.1. Einordnung Das Alpaka ist ein Säugetier. Es gehört zu den Wiederkäuern, hat aber nicht wie Rind oder Schaf harte Klauen aus Horn, sondern Schwielensohlen. Die Familie der Kameliden ist die einzige heute lebende Familie der Unterordnung Schwielensohler. Die Familie der Kameliden ist in zwei Gattungen eingeteilt. Die Altweltkameliden, zu denen Dromedar und Trampeltier gehören, und die Neuweltkameliden, welche Vikunja (Lama vicugna), Guanako (Lama guanacoe), Lama (Lama glama) und Alpaka (Lama pacos) umfassen. In einigen Texten werden Lama und Alpaka als zwei Arten bezeichnet. Doch da sie untereinander fruchtbare Nachkommen zeugen können, welche man Huarizo nennt, wirkt diese Auffassung nicht unbedingt logisch. Einleuchtender klingt, das man die Art Lama nennt, was auch die lateinischen Namen bestätigen, und somit Alpaka und Lama Unterarten sind. Vikunja und Guanako sind die heute noch wild lebenden Vorfahren von Lama und Alpaka. Das Lamas eindeutig von Guanakos abstammen, ließ sich nachweisen, da sie den gleichen Zahntyp haben. Alpakas haben einen Zahntyp, der dem junger Vikunjas ähnelt. Man nahm anfangs an, das Alpakas eine Kreuzung zwischen Vikunja und Guanako oder Lama sind. Inzwischen hat man mit Hilfe von Genuntersuchungen heraus gefunden, daß die Alpakas von den Vikunjas abstammen. 1.2. Geschichte Alpakas wie auch alle anderen Neuweltkameliden stammen aus Südamerika. Dort leben heute noch Vikunjas und Guanakos in freier Wildbahn. Sie sind die größten wild lebenden Pflanzenfresser Südamerikas. Die Domestikation von Lamas und Alpakas begann vor 7000 bis 8000 Jahren. Damit gehören sie zu den ältesten Haustierrassen. Die Bewohner Boliviens, Perus, Chiles und Argentiniens nutzten Lamas als Tragetiere und als Fleischlieferanten. Alpakas hingegen wurden in erster Linie zur Faserproduktion gehalten. Zur Blütezeit der Alpakazucht im Reich der Inkas gehörten die Tiere dem Inkaherrscher, der Kirche oder Adligen. Das Tragen von Produkten aus Alpakafaser war ein Privileg und nur bestimmten Bevölkerungsschichten vorbehalten. Auch das Fleisch der Alpakas wurde und wird verzehrt. Zumeist handelt es sich hier um Tiere, die aus Zuchtgründen selektiert wurden. Der Kot wird als Brennmaterial genutzt und auch das Leder wird verarbeitet. Für Peru ist die alpakafaserverarbeitende Industrie ein bedeutender Wirtschaftszweig. 1.3. Ursprungsländer und Verbreitung Alpakas werden auch heute in den Höhenregionen der Anden über 4300 m gehalten. Das Verbreitungsgebiet erstreckt sich über das Hochland von Peru und Bolivien bis zum Norden Chiles und Argentiniens. Die Gesamtpopulation umfasst ca. 3,3 Mio. Tiere. Davon leben ca. 2,9 Mio. in Peru, 300.000 in Bolivien, etwa 40.000 in Chile und wenige kleine Herden in Argentinien. Seit 1980 sind Alpakas auch nach Übersee exportiert worden. Mittlerweile werden sie in Kanada, USA, Australien, Neuseeland, Großbritannien, Frankreich, Schweiz, Italien, Niederlande und Deutschland gehalten. Es werden immer wieder Tiere aus den Ursprungsländern importiert, um neues genetisches Material einzubringen. Der größte Alpakabestand außerhalb Südamerikas ist in Australien mit derzeit ca. 40.000 Alpakas. In USA gibt es ebenfalls ca. 30.000 Alpakas. Der größte europäische Markt für Alpakas ist derzeit England mit ca. 8.000 Alpakas. Der Alpakabestand in Deutschland wird auf ca. 2.000 Tiere geschätzt. 2. Aussehen und Körperbaumerkmale 2.1. Aussehen allgemein Die Widerristhöhe des erwachsenen Alpakas beträgt nicht weniger als 85 cm und das Durchschnittsgewicht liegt bei 60 kg. Das Alpaka hat ein quadratisches Erscheinungsbild mit vier starken Beinen. Es ist ein graziöses, wohl proportioniertes Tier, dessen Halslänge zwei Drittel der Rückenlänge entspricht und deren Beinlänge der Länge des Halses entsprechen. Es ist bedeckt mit Fasern von Kopf bis zu den Zehenspitzen. Der Kopf ist von mittlerer Länge mit einem quadratischen Maul. Er trägt zwei aufrechte speerspitzenförmige Ohren, zwischen denen sich ein voller Haarschopf (engl. „Top Knot“) befindet. Die Augen stehen leicht aus den Augenhöhlen hervor und sind groß und rund. Alpakas werden in zwei Typen unterschieden, welche sich im Hinblick auf den Körperbau kaum unterscheiden. Der wesentliche Unterschied liegt in der Faser. Die zwei Typen nennt man Huacaya und Suri. 2.2. Huacaya-Alpaka Die Faser des Huacaya ist kürzer, flauschiger und gekräuselt. In einem idealen Huacaya-Alpaka ist ein definierter Crimp (feine Kräuselung) in der Faser sichtbar. Die Haarfollikel sind eng in der Haut angeordnet, daher weist die Faser eine hohe Dichte auf. Die Fasern sind in Bündeln zusammengefaßt. 2.3. Suri-Alpaka Das Suri hingegen besitzt langes, weitaus feineres, glänzendes und lockiges Vlies, das sich auf dem Rücken scheitelt und am Körper herunter hängt. Dies gibt dem Suri eine schmaler wirkende Statur. Die Locken können eine feine bleistiftförmige Löckchenformation aufweisen, die sich ringelt oder eine Wellenstruktur hat. Sie beginnt direkt am Hautansatz des Alpakas. Der Fasertyp der Suris kommt weit seltener vor als der des Huacayas. Nur etwas 1% aller Alpakas auf der ganzen Welt sind Suris. 3. Haltung 3.1. (besondere) Verhaltensweisen Grundlage einer artgerechten Haltung und Fütterung müssen immer arttypische Verhaltensweisen sein. Am Verhalten läßt sich ablesen, ob es dem Tier gut geht und es sich wohl fühlt. Alpakas sind Steppentiere mit einem starken Sozialverhalten und Herdentrieb. Daher ist an erster Stelle zu nennen, daß diese Tiere ausschließlich in Gruppen von mindestens 2 Tieren gehalten werden sollten. In der Herde werden stabile Sozialgefüge gebildet. Damit werden Rangkämpfe weitestgehend vermieden. Geschlechtsreife Hengste dulden jedoch keinen anderen geschlechtsreifen Hengst in der Herde ihrer Stuten. daher werden sogenannte „Junggesellen- und Hengstherden“ gebildet. Im Normalfall spucken Alpakas, anders als es im Volksmund behauptet wird, fast ausschließlich auf Artgenossen. Nur einige Tiere spucken auf Menschen. Dabei handelt es sich meist um fehlgeprägte Tiere, z.B. aus Tiergärten. Ursache dafür ist die Gewöhnung an Menschen und das sie somit als Artgenossen betrachtet werden. Spucken ist für Alpakas eine Ausdrucksform. Sie setzen damit Prioritäten, zeigen Dominanz, klären das Rangverhältnis oder drücken Angst und Unbehagen aus. 3.2. Flächenanspruch Für Neuweltkameliden, die älter als 6 Monate sind, ist eine Fläche von 1.000 qm Weide für die ersten 2 Tiere gesetzlich vorgeschrieben, für jedes weitere Tier kommen 100 qm dazu. Züchterverbände empfehlen eine Besatzdichte von 10-15 Tieren pro Hektar. 3.3. Unterbringung Das dichte Vlies schützt Neuweltkameliden hervorragend vor Kälte und großen Temperaturschwankungen, doch auf Feuchtigkeit reagieren sie empfindlich. Es muß ihnen daher die Möglichkeit gegeben werden, sich bei anhaltender Nässe und bei Regen in einen trockenen, zugfreien Unterstand zurückzuziehen. Hierfür können dreiseitig geschlossene Unterstände, vorhandene Stallgebäude oder Stallneubauten genutzt werden. Die meisten Halter in Deutschland nutzen wetterfeste Unterstände oder schon existierende Ställe. Als Mindestgröße für einen Stall bzw. Unterstand werden 4 qm für 2 Tiere empfohlen. Zusätzlich ist für jedes weitere ausgewachsene Tier eine Fläche von 1 qm, für Fohlen unter 6 Monaten 0,5 qm zu veranschlagen. Bei zu kleinen Unterständen besteht die Gefahr, dass rangniedrigere Tiere abgedrängt werden und der Witterung ausgesetzt sind. 3.4. Herdenmanagement Die meisten Züchter beginnen ihre Zucht mit dem Kauf von Stuten und versuchen, durch Nachzuchten ihre Herde zu vergrößern. Für die Zucht nehmen sie häufig bewährte Hengste anderer Züchter in Anspruch. Ab einer Anzahl von 8 – 10 Stuten lohnt sich die Investition in einen guten Deckhengst. Wie aus der Umfrage hervorgeht, beginnen viele Züchter jedoch mit zwei bis drei Stuten und einem Hengst. Während es auch die Möglichkeit gibt, den Hengst in der Herde zu halten, ziehen die meisten Züchter die getrennte Haltung von Stuten und Hengsten vor. Selbst aktive Deckhengste können in der Regel problemlos in einer Herde gehalten werden. Gezielte Anpaarung nach Qualität, Rasse und Farbmerkmalen ist möglich und es besteht nicht die Gefahr, dass Stuten zu früh oder von ihnen nah verwandten Tieren unplanmäßig gedeckt werden. Mit 6 Monaten werden Fohlen von ihrer Mutter abgesetzt, so daß eine weitere Herde, die Jungtierherde notwendig wird. Nach einer gewissen Zeit können Jungstuten wieder in die Stutherde gelassen werden, die Junghengste demgegenüber werden in einer eigenen Gruppe (Junggesellenherde) belassen. 4. Fütterung 4.1. Sommerfütterung Alpakas werden im Grunde extensiv gehalten. Im Sommer ernähren sie sich von dem, was sie auf der Weide finden. Bei jungem, sehr eiweißhaltigem Gras kann eine Heuzufütterung nötig sein, da Alpakas immer ausreichend Struktur im Futter zur Verfügung haben müssen. Dies ist für ihren Wiederkäuer-Magen notwendig. Stuten, welche Milch für ihr Fohlen produzieren, müssen oft zusätzlich Kraftfutter bekommen. Mittlerweile stehen den Haltern von Alpakas Kraftfutter Fertigmischungen von zwei Herstellern zur Auswahl. Daneben stellen einige Halter auch aus verschiedenen Komponenten eigene Mischungen her. Es werden Futtermischungen für Rinder oder Schafe genutzt, aber auch Schrote aus Mais oder Getreide. Wasser muß den Tieren jederzeit ausreichend zur Verfügung stehen. Die Menge welche benötigt wird schwankt aufgrund unterschiedlicher Witterungsverhältnisse, dem Gehalt an Wasser im Futter und der Leistung, die das Tier erbringen muß. In der Regel nimmt das Alpaka 70 – 80 % des benötigten Wasserbedarfs mit dem Grünfutter auf. Die Versorgung mit Mineralstoffen und Spurenelementen muß bei Alpakas ganzjährig durch Zufütterung gesichert werden, da die Tiere in ihrer südamerikanischen Heimat viel mineralstoffreichere vulkanische Böden gewohnt sind. Es stehen verschiedene Präparate zur Auswahl. Sie sollte ad libitum gegeben werden, entweder pulverförmig oder als Leckstein („Lamablock“). 4.2. Winterfütterung Sobald die Vegetation zurück geht, müssen den Tieren mehr Futterkonservate zugefüttert werden. In erster Linie kommt dafür Heu in Frage. Einige Halter füttern in den besonders kalten Monaten allen Tieren Kraftfutter zu. In kleinen Mengen können Futterrüben, Möhren und Obst verfüttert werden. 5. Fortpflanzung 5.1. Geschlechtsreife / Zuchtreife Es wurde schon von Stuten berichtet, die mit nur 5 Monaten geschlechtsreif waren. Wichtiger als das Alter ist für den Eintritt in der Zuchtreife das Körpergewicht, das zum Zeitpunkt des ersten Deckens mind. 2/3 ihres Körperendgewichts betragen sollte. Züchter empfehlen, Alpakastuten nicht vor 12 Monaten zu decken. Hengste sind in der Regel mit 2 Jahren zuchtreif. 5.2. Fortpflanzung Dem Deckakt geht ein mehr oder weniger langes Vorspiel voraus. Die Paarung findet im Liegen statt und dauert nach Gauly zwischen 5 und 55 Minuten. Während der gesamten Zeit wird tropfenweise Sperma abgegeben. Die Zahl der Züchter, welche eigene Deckhengste nutzen und die, welche ihre Stuten zu guten Hengsten anderer Züchter zum Decken bringen, ist, laut der Umfrage ziemlich ausgeglichen. Manche Züchter nutzen auch beide Möglichkeiten, um somit möglichst immer einen genetisch besseren Hengst für die Stute zu bekommen und den größtmöglichen züchterischen Erfolg zu erzielen. Künstliche Befruchtung und Embryotransfer werden bei Alpakas zur Zeit erforscht. Die Erfolgsquoten sind bisher jedoch sehr gering. In einigen Zuchtverbänden werden Nachzuchten aus Embryotransfer ausgeschlossen. 5.3. Trächtigkeit Die Trächtigkeitsdauer liegt bei durchschnittlich 342 – 350 Tagen. Es kommen auch Trächtigkeiten von 367 Tagen und darüber vor. In der Regel kommt ein Fohlen zur Welt, Zwillingsgeburten sind extrem selten. Trächtigkeitsuntersuchungen der Stuten werden mit Ultraschall, Hormontest oder mit dem Verhaltenstest mit Hilfe eines Hengstes vorgenommen. Dabei wird eine Stute, bei der festgestellt werden soll, ob sie tragend ist, einem Hengst zugeführt. Läßt sie ihn nicht aufspringen und wehrt ihn ab, z. B. durch ihre Körperhaltung oder Bespucken, ist sie ziemlich sicher tragend. Keine der drei Methoden liefert 100%ig sichere Ergebnisse, daher werden oftmals zwei oder sogar drei Methoden kombiniert. Der Trächtigkeitsstatus der Stuten sollte während der gesamten Tragzeit überprüft werden, denn ca. 25% aller Trächtigkeiten werden nach der Empfängnis absorbiert. 5.4. Geburt Die Geburt erfolgt in der Regel problemlos und ohne jegliche Hilfe des Menschen. Die meisten Geburten erfolgen zwischen 7 Uhr und 14 Uhr. Dies stellt eine Anpassung an die kalten Nächte in den Hochanden dar. Somit bleibt ausreichend Zeit, so daß das Junge trocknen kann. Die Neugeborenen werden nicht beleckt (anatomisch bedingt). 90-95% der Geburten verlaufen normal (Vorderendlage), Fehllagen oder Totgeburten kommen selten vor. 5.5. Neugeborenenpflege und Fohlensterblichkeit Während die Haltung von Alpakas relativ einfach ist, bedarf es bei der Neugeborenenpflege großer Aufmerksamkeit, um hohe Aufzuchtraten zu realisieren. „Mutter Natur wird die meiste Arbeit übernehmen, man sollte wissen, was normal ist, und man sollte Probleme erkennen können, die unserer Hilfe bedürfen. In 90-95% aller [...] Fälle sollte man nur die richtige Umgebung zur Verfügung stellen, das Baby korrekt versorgen und die Mutter beobachten.“ (Aus dem Vortrag „Alpaka Neugeborenenpflege in Theorie und Praxis“ von Hartwig Kraft-von Wedel) Wie bei anderen Nutztieren auch, kommt dem Kolostrum eine zentrale Bedeutung zu. Die Menge und die Qualität des Kolostrums ist je nach Stute stark unterschiedlich und genetisch bedingt. Als Ersatzkolostrum verwenden Züchter sowohl tiefgefrorenes oder pulverförmiges Alpaka- und Lamakolostrum als auch Kolostrum von Rind, Ziege und Schaf. Bei extensiverer Haltung von Alpakas in Südamerika ist eine sehr hohe Fohlensterblichkeit von bis zu 70% zu verzeichnen. Demgegenüber rechnen die Züchter in Deutschland mit einer Fohlensterblichkeit von ca. 10-20 %. Als Haupttodesursache wird die zu geringe oder gänzlich fehlende Aufnahme von Kolostrum angesehen. 6. Zucht 6.1. Zuchtziele Das Alpaka ist von den Vorfahren der Inkas seit mehr als 6.000 Jahren vor allem wegen ihrer wertvollen Faser gezüchtet worden. Man weiß heute, dass die Inkas mit der Alpakazucht weiter fortgeschritten waren, als wir es heute sind. Die wichtigsten Zuchtziele war die Feinheit, gefolgt von der Homogenität der Faser, der Dichte, der Farbreinheit und Farbvielfalt. Es sind heute 22 echte Farben und bis zu 60 Farbschattierungen bei Alpakas bekannt. Damit ist es das Fasertier mit den meisten Farbvarianten. Es ist überliefert, dass Alpakas im Inkareich von Zuchtwarten in verschiedenen, topographisch getrennten Farbherden gezüchtet wurden. Anhand von mumifizierten Alpakas (Grabbeilagen) wissen wir, dass die Alpakafaser vor mehr als 1.000 Jahren eine höhere Qualität hatte, als es sie heute generell gibt. Dem Überfall der spanischen Eroberer sind neben vielen Ureinwohnern auch ihr kulturelles Wissen (Alpakazucht) zum Opfer gefallen. Es gingen ganze Blutlinien verloren und es entstanden Kreuzungen zwischen Lama und Alpaka. Die heutigen Alpakazüchter haben sich zur Aufgabe gemacht, das Potential, das in den Alpakas steckt, wieder herauszuarbeiten. Um zum Beispiel eine Farbe reinzuzüchten, sind 12 Generationen Zucht notwendig. An zweiter Stelle wird ein guter Körperbau in der Zucht angestrebt. Dieser garantiert Gesundheit und Langlebigkeit der Tiere. Auch auf Fruchtbarkeit und Milchleistung (Aufzucht der Jungtiere) wird züchterisch Wert gelegt. 6.2. Züchter Laut Umfrage haben die angesprochenen Züchter ihr Interesse an diesen Tieren fast ausschließlich nach dem Motto „gesehen, gefallen, gekauft“ begonnen. Erst an zweiter Stelle stehen dann später Überlegungen nach Nutzen, Verarbeitung der Faser und der Eintritt in einen Verband. Meist werden die Tiere aus Betrieben anderer Bundesländern bezogen. Nach wie vor spielt der Import von Alpakas eine große Rolle. Etwa die Hälfte aller Befragten haben auch Importtiere gekauft. Der Anfangsbestand der meisten Halter waren 2 – 4 Tieren, der Zielbestand weicht jedoch sehr weit voneinander ab. (4 bis 1500 Tiere) Dies hängt davon ab, ob die Tiere als Hobby oder als Gewerbe betrachtet werden. Die Zahl der Züchter in Deutschland steigt stetig an. Seit 1999 gab es eine Art Boom an Neueinsteigern, der bis heute angehalten hat. Etwa die Hälfte der Befragten Züchter halten neben Alpakas andere Nutztiere. Die meisten von ihnen halten ihre Alpakas trotzdem als reine Herde. 6.3. Verbände In Deutschland gibt es zur Zeit zwei Verbände, in denen Alpakazüchter organisiert sind, den Verein der Freunde, Halter und Züchter von Neuweltkameliden e.V. (NWK-Verein) und den Alpaka Zucht Verband Deutschland e.V. (AZVD). Beide Verbände beschäftigen sich mit der Aufklärungsarbeit für die Alpakas und geben Rat bei Haltung, Pflege und Fütterung von Alpakas. Beide Verbände organisieren Veranstaltungen und Zuchtausstellungen. Während im NWK-Verein auch Halter und Züchter von Lamas organisiert sind und der Verband sich nicht ausdrücklich mit der Zucht von Alpakas beschäftigt, setzt sich der AZVD für die Verbesserung der gezielten Zucht sowie die Verbesserung des einheimischen Genmaterials durch konsequentes „Screening“ von Importtieren ein. Beim Screening handelt es sich um einen Mindeststandard. Dabei werden alle Importtiere tierärztlich, auf die Faserqualität und auf den Körperbau hin untersucht. Sinn und Zweck des Importscreenings ist es, den Markt vor minderwertigen bzw. zuchtuntauglichen Alpakas zu schützen. Der AZVD hat neben dem US-amerikanischen und dem kanadischen Zuchtverband als dritter Alpakazuchtverband weltweit ein Register mit nachvollziehbarer und belegbarer Abstammung aufgebaut. Jedes Tier, das in diesem Register aufgenommen ist, wird mit einem genetischen Fingerabdruck (DNA-Test) registriert. Um Nachzuchten zu registrieren, müssen beide Eltern mit DNA im AZVD registriert sein. Die Elternschaft wird dann mit Hilfe eines DNA Tests überprüft, was zu einer zuverlässigen Systematik der Zucht führt. Derzeit sind 1.300 Alpakas im AZVD registriert (Stand: Februar 2003). 7. Landwirtschaftlicher Nutzen 7.1. Preise für Zuchttiere Die Preise für Zuchttiere werden von den Haltern und Züchtern als sehr hoch eingeschätzt. Dies liegt sicher daran, dass die Tiere Exoten und immer noch relativ selten sind. Außerdem werden die Preise auch je nach Züchter sehr variieren, da der Markt noch keine einheitliche Struktur hat. Der Preis für eine sehr gute Zuchtstute liegt zwischen 6.000 und 15.000 Euro. Eine nicht ganz so gute Stute, welche aber durchaus noch zur Zucht geeignet ist, kann man für 4.000 bis 8.000 Euro erwerben. Selbst bei einer einfachen Hobbystute, welche hauptsächlich aus Liebe und als „Rasenmäher“ in den Garten gestellt wird, kann der Verkaufspreis mit 1.000 bis 4.000 Euro angenommen werden. Die geringsten Anschaffungskosten hat man bei einem Wallach. Sie beginnen ab 600 Euro. 7.2. Preise für Rohwolle und Endprodukte Ein Alpaka produziert jährlich zwischen 1 und 6 kg Wollfaser. Man unterscheidet zwischen der 1. Qualität, welche an der Hauptdecke sitzt, der 2. Qualität, die am Hals und an den Beinen zu finden ist und einem geringem Anteil nicht verwertbarer Faser. Ein wesentliches Kriterium für den Wert der Faser ist ihre Feinheit, Uniformität und Weichheit . Das feinste Alpaka wird als „royal alpaca“ bezeichnet, es folgen die Güteklassen Baby Alpaca, Superfine, Fine, Alpaca, Huarizo, Llama und Mixed. (14-über 30 Mikron) Die Preise, die Züchter mit ihrer Rohwolle erzielen können, variieren stark, abhängig von Qualität, Farbe und Nachfrage. Preise von 5 – 100 € pro kg können erzielt werden. In Deutschland gibt es bisher nur einen bekannten Betrieb, der Alpakafaser aufkauft und zu Endprodukten verarbeitet. Er bietet 10 € pro kg Rohwolle erster Wahl. Eine ganze Reihe von Züchtern verarbeiten ihre Faser selbst per Hand oder lagern sie, um sie später in Spezialbetrieben verarbeiten zu lassen. 7.3. Schur Alpakas werden genauso wie Schafe einmal jährlich geschoren. Bei jüngeren Tieren, welche viel Wollzuwachs haben, kann sogar zweimal jährlich geschoren werden. Ältere Tiere (ab 5- 6 Jahren) werden in der Regel alle zwei Jahre geschoren. Man unterscheidet zwei Arten der Schur, per Hand oder mit Schermaschine. Bei Verwendung der Schermaschine müssen Alpakas in der Regel fixiert werden. 14 von 22 Befragten lassen ihre Tiere scheren, während der kleinere Teil selbst schert. 7.4. Alpakafaser und ihre Veredlung Die Alpakafaser vereint in einer einzigen Faser sehr viele positive Eigenschaften und besitzt dabei kaum negative Charakteristiken. Da die Tiere in großen Höhen der Anden gehalten wurden, wo es sehr kalt sein kann, hat ihre Faser eine sehr hohe thermische Kapazität. Sie enthält mikroskopisch kleine Lufttaschen. Damit entstehen leichte Kleidungsstücke, mit hohem Isolierwert. Die Faser ist weich, geschmeidig und besitzt einen geringen Kratzfaktor. Das angenehme Gefühl beim Tragen, sagen die Halter, ist unerreicht von anderen Luxusfasern. Kleidungsstücke aus 100% Alpakas haben einen natürlichen reichen Glanz und damit einen hohen visuellen Reiz. Durch einfaches Mischen kann ein Fächer natürlicher Farben erzeugt werden. Doch auch beim Färben erhält die Faser ihren natürlichen Glanz. Die Qualität der Stoffe bewegt sich von Tweeds bis feinem Garbadinen (feiner Wollstoff). Sie ist ungewöhnlich stark und widerstandsfähig, auch wenn die Faser dünner wird. Daher ist sie ideal für die industrielle Verarbeitung. Auch der Ertrag an sauberer Wollfaser ist sehr hoch und die Faser hat einen geringeren Fettanteil als Schafwolle. Dadurch ist die Verarbeitung einfach und günstig. Die Alpakafaser muß nicht, wie die Faser von Cashmere, Kamel, Guanako oder Vikunja, enthaart werden, da die Wolle der Alpakas nur aus Unterhaaren besteht. Dies ist ein Resultat genetischer Selektion, die über Jahrhunderte durchgeführt wurde. 7.5. landwirtschaftlicher Nutzen und Entwicklungsmöglichkeiten in Deutschland Der landwirtschaftliche Nutzen dieser Tiere hat heute noch keine große Bedeutung. Einige Züchter hoffen sie in Zukunft als Landschaftspfleger etablieren zu können. Außerdem hoffen sie auf höhere Rentabilität, wenn es möglich ist, Produkte aus 100% Alpakafaser in der Nähe herzustellen und zu vertreiben. Der Anteil Alpaka auf dem Naturfasermarkt wird heute auf ca. 2,5 % geschätzt. Dieser Aspekt und die guten Eigenschaften der Faser, welche viele andere Fasern übertreffen, lassen hoffen, das die Alpakafaser als kostbare Faser an Bekanntheit gewinnt und somit die Rentabilität der Tiere steigert. Es wird erwartet, daß sich Eliteherden mit Schwerpunkt Faserqualität bilden, welche landwirtschaftlich genutzt werden können. Einen 2. Markt bilden dann die Hobbytiere. Andere möchten die Tiere nur als Hobby halten, um zu verhindern, das die Tiere als Spekulationsobjekt enden. Es ist zu erwarten, das die Alpakazucht nicht den Stellenwert wie die Schafzucht erreicht, doch die Zahl der Tier in Deutschland wird sicher noch steigen. Alpakas als Fleischproduzenten können sich die Halter nicht vorstellen. Einerseits halten sie die Tiere dafür zu wertvoll, es spielen aber auch ethische Gesichtspunkte eine große Rolle. 7.6. Wirtschaftlichkeit Bisher besteht der Alpakamarkt in erster Linie aus der Zucht und dem Verkauf von Zuchttieren. Der Markt ist geschützt durch den Fakt, dass gute Zuchttiere selten sind, dass Importe aus Übersee recht aufwendig sind und dass sich die Alpakas nur relativ langsam vermehren (ein Fohlen pro Trächtigkeit, Trächtigkeitsdauer 11-11,5 Monate). Viele Züchter erhoffen sich hohe Wertzuwächse bzw. Renditen, indem ihre Herde anwächst bzw. indem sie Nachzuchten verkaufen. Dieses ist dadurch möglich, dass die laufenden Kosten pro Tier im Vergleich zu anderen Nutztierarten recht gering sind, der Wert der Tiere jedoch relativ hoch liegt. Die Faserverarbeitung in Deutschland steht bisher nicht im Vordergrund. Der Verkauf der Wollfaser deckt in den seltensten Fällen die laufenden Kosten für die Haltung. 8. Resümee Der Alpakamarkt befindet sich in Deutschland bisher in einem embryonalen Zustand. Aus diesem Grund kann die weitere Entwicklung heute noch nicht eingeschätzt werden. Hinzukommt, dass die Tiere momentan sehr in Mode sind. Wie sich diese Tendenz in einigen Jahren entwickelt, ist nicht vorherzusehen. Jedoch stellt die Alpakazucht einen Nischenmarkt in der Landwirtschaft dar. Bereits jetzt gibt es einige Züchter, welche die Alpakazucht im Haupt- oder Nebenerwerb betreiben. Von den Befragten waren es etwa 50 % und laut Zuchtverband ist die Zahl steigend. In Zeiten der Angst vor BSE, MKS und anderen Seuchen können diese extensiv gehaltenen Tiere vielleicht einen Platz in der Landwirtschaft einnehmen. Bei einer Wende zur ökologischen Pflege der Landschaft sind die Alpakas neben anderen Tierarten geeignet. Bei vielfach geforderten kurzen Wegen von Tierhaltung und Verarbeitung bis zum Nutzer (Regionalentwicklung) bieten die Alpakas gute Möglichkeiten. Die Wirtschaftlichkeit in der Zukunft hängt also davon ab, ob dies als Alternative erkannt wird. Die Ausstrahlung dieser Tiere verhindert, bei ihrem Anblick allein an den Nutzen zu denken und schließt damit bisher „Massentierhaltung“ aus. Bisher sind sie eine Bereicherung in unserer Landschaft und die Zukunftsaussichten lassen hoffen. 9. Quellennachweis 9.1. Zitate Seite 3 Kurz, Martina: Guten Tag, ich bin das neue Alpaka-Baby. In: Bild Leipzig, Montag, 30. Dezember 2002. S. 5. Seite 9 Kraft-von Wedel, Hartwig: Alpaka Neugeborenenpflege in Theorie und Praxis. Bei AZVD Stammtisch Ost, 29. März 2003 9.2. Fotonachweis Seite 3 Maria Schneider Seite 5 www.alpakastall.de Seite 6 www.alpakastall.de Seite 9 Hartwig Kraft-von Wedel Seite 15 Hartwig Kraft-von Wedel 10. Literaturnachweis Alpaka Zucht Verband Deutschland e.V. (Hrsg.): Züchterkatalog 2002/2003. 2. Auflage, Cologne, Germany, 2002. Gauly, Matthias (Hrsg.): Neuweltkameliden. Berlin und Wien: Parey Buchverlag 1997 Smith, Bradford, Timm, Karen und Long, Patrick: Llama and Alpaca Neonatal Care. Jackson, USA: Clay Press, Inc. 1996. Kraft-von Wedel, Hartwig: Faserqualität: also, meine lieben, jetzt mal fakten auf den tisch.... www.alpakas.ch (Forumbeitrag). Krieger, Maggie: The International Alpaca Standards. http://www.saltspringer.com/school/ 11. Selbständigkeitserklärung Hiermit erkläre ich, dass ich die vorliegende Arbeit selbstständig und ohne fremde Hilfe verfasst und keine anderen Hilfsmittel als angegeben verwendet habe. Insbesondere versichere ich, dass ich alle wörtlichen und sinngemäßen Übernahmen aus anderen Werken als solche kenntlich gemacht habe. Ort: Datum: ....................................... ....................................... Unterschrift: ............................................ 12. Anlagenverzeichnis Der Belegarbeit werden 24 beantwortete Fragebögen in zwei Ordnern (Teil 1 und Teil 2) beigelegt.