Disposition Das Alte Museum präsentiert sich in der Tradition des „Preußischen Klassizismus“ als langgestreckter, blockhafter Bau, bekrönt von einer rechteckigen Kuppelummantelung mit Skulpturenpostamenten.1 Die eigentliche Monumentalität des Gebäudes wird durch eine seiner Zeit einzigartige Säulenvorhalle, mit achtzehn ionischen Säulen, aufgehoben.2 Abb. 1 Berlin, Altes Museum Die Erschließung des Museums erfolgt über eine vorgelagerte Freitreppe , die den Museumsbesucher direkt in die Säulenvorhalle führt.3 Die Schaufassade auf den Schlossplatz gerichtet, gibt keinen Hinweis darauf, daß es sich bei dem als „Kunsttempel“ entworfenen, aufgesockelten Gebäude um einen mehrgeschossigen Nutzbau handelt. Erst beim Umschreiten entfaltet sich die volle Dimensionierung des Bauwerks. Das vierflügelig angelegte Museum, dessen Mitteltrakt die Rotunde und zwei Innenhöfe aufnimmt, zeigt in der Seiten- und Rückansicht erst seine eigentlichen Ausmaße. Der sich über insgesamt fünf Geschosse erhebende Bau, deutet mit einer gleichmäßigen Fensterreihung nur drei Geschosse an. Diese gliedern sich in ein voll ausgebildetes Sockelgeschoss und zwei Obergeschosse, in denen die Verwaltungs- und Ausstellungsräume untergebracht sind. Nicht ablesbar an der Fassadengestaltung sind das Dach- und Kellergeschoss.4 1 Der „Preußische Klassizismus“ oder „Hellenistische Stil“, wie er auch genannt wurde, setzte mit dem Tod Friedrich II. (1786) ein. Unter dem Architekten Langhans, entwickelte sich der Stil über die Entwürfe und Bauten des preußischen Oberbaurates David Gilly, seines Sohnes Friedrich Gilly und des Architekten Heinrich Gentz zu einem reifen Klassizismus, in dessen Tradition Schinkel steht . 2 Die Verwendung achtzehn ionischen Säulen stellten zur Bauzeit des Museums eine Besonderheit dar. Üblicher war die Ausstattung der Gebäude mit der dorischen Säulenordnung (Vgl. Brandenburger Tor, Neue Wache u.a.). Suckale verweist in diesem Zusammenhang auf die vitruvianische Zuordnung der ionischen Säule zu Minerva, der Göttin der Wissenschaft und Künste. Vgl. Suckale, Robert, Kunst in Deutschland. Von Karl dem Großen bis Heute, Köln 1998, S. 460. 3 Als Vorbild für die Säulenhalle ist die Athener Stoa Poikile zu nennen. Die Stoa war eine Philosophen schule, die 300 v. Chr. Von Zenon von Kition in Athen gegründet und nach ihrem Versammlungsort, einer Wandelhalle an der Agora benannt wurde. Die Stoa dienten den Stoikern als Wandelgang, um ihre Gedanken zu entwickeln und zu verbreiten. Vgl. Störig, Hans Joachim. Kleine Weltgeschichte der Philosophie, Stuttgart 1990, S. 192f. Ähnlich war die Säulenhalle des Alten Museums gedacht, als die Vorhalle noch eine Einheit mit dem heutigem, verglasten Vestibül bildete. Der Besucher sollte sich zwischen den dort aufgestellten Büsten und Statuen bedeutender Männer, der Meditation hingeben. 4 Hinsichtlich der Benennung eines Kellergeschosses kam es in der Vergangenheit immer wieder zu Missverständnissen. In den Quellen und Archivalien wurde das Sockelgeschoss oftmals mit dem Kellergeschoss verwechselt. So schreibt u.a. Spiero, sie hätte Briefe und Bautagebücher des Alten Museums in dem Kellerraum unter der Freitreppe gefunden. (Vgl. Spiero, Sabine, Schinkels Altes Museum in Berlin. Seine Baugeschichte von den Anfängen bis zur Eröffnung, in: Jahrbuch der Preußischen Das Kellergeschoss befindet sich in der Fundamentebene, die sich durch ein zweischaliges, in Kalkstein ausgeführtes Mauerwerk von der im Sockelgeschoss einsetzenden Ziegelbauweise abhebt. Die genaue Lage des Kellers lässt sich u.a. durch den markanten „Rücksprung“ bzw. Sockel aus Kalkstein verorten, der im gesamten Kellerbereich erkennbar ist. Das auf einem Pfahlrost gegründete Kalksteinfundament des Gebäudes springt, von der obersten Bohlenlage des Rostes ausgehend, zweimal zurück.5 Mit einer Raumhöhe von rund 2,45m muß der Keller ca. 2m über dem Pfahlrost liegen.6 Die im Kellergeschoss deutlich erkennbare Sockelzone, durchschnittlich 70cm hoch, wäre zweiten identisch mit Rücksprung dem der Fundamentmauern. Der Keller erstreckt sich über die gesamte Grundfläche des Gebäudes, wobei heute einzelne Abb.kein 2 Zeichnung Wand a/b Kellergeschoss Bereiche nicht zugänglich sind. So existiert direkter Zugang zu der Ebene unter der Rotunde, der unter dem Vestibül und unter der Säulenvorhalle, ausgenommen ein kleiner Raum (Raum 0.25) in der südwestlichen Ecke des Gebäudes (Vgl. Plan BBR I 52). Extrahiert man die nicht begehbaren Bereiche aus dem Grundriss, scheint der Keller den Mitteltrakt und die Innenhöfe wie eine Klammer zu umschließen (Vgl. Plan Raumnummern). Entsprechend der vierflügeligen Anlage des Museums, gliedert sich der heute insgesamt 1705,6qm große, zugängliche Bereich des Kellergeschosses in einen Nord-, Süd-, Westund Osttrakt. Auffällig ist dabei die spiegelbildliche Konzeption der Räume. Den Südtrakt Kunstsammlungen“, Bd. 55, 1934, S. 44f.) Es muß davon ausgegangen werden, daß die Autorin nicht den heutigen Keller meinte, sondern die vom Sockelgeschoss zugänglichen Räume unter der Freitreppe und dem Vestibül mit „Keller“ bezeichnete. In dieser Untersuchung wird unter „Keller“ das unter dem Sockelbereich liegende Geschoss bezeichnet. 5 Der zweite Rücksprung liegt ca. 85cm unter dem heutigen Fußbodenniveau. Derzeit läuft es eine Untersuchung mit Probebohrungen, ob es sich bei dem Fundamentausbildung, um ein Streifenfundament handeln könnte. 6 Technische Universität Berlin, Institut für Baugeschichte, Architekturtheorie und Denkmalpflege (Hg.), Altes Museum Berlin. Pfahlrostgründung und Fundament. Vorbericht über die baubegleitenden Untersuchungen von Januar bis Juli 2000, Berlin 2000. ausgenommen, dem die Säulenvorhalle vorgelagert ist, findet jeder Raum, an der Mittelachse gespiegelt, sein Pendant auf der gegenüberliegenden Seite. Das größte Raumvolumen besitzen die in Nord-Süd-Richtung verlaufenden Ost- und Westflügel, deren rund 310qm große Grundfläche durch eine offene Pfeilerstellung in sieben Joche unterteilt ist. In nördlicher Richtung wurde jeweils ein kleiner Raum in die Flügel eingestellt. Zum nördlichen Ende schließen sie mit dem Zugang zu einem weiteren kleinen Raum und dem Treppenhaus ab. In südlicher Richtung bieten Ost- und Westflügel die einzige Erschließungsmöglichkeit zu den Räumen des Südtrakts sowie den in der südwestlichen Ecke liegenden Raum unter der Säulenvorhalle. Die im Süden liegenden rund 130qm großen Räume, ebenfalls durch eine Doppelpfeilerstellung gegliedert, sind in nicht drei Joche miteinander verbunden. Der langgestreckte, querverlaufende Flügel des Nordtraktes ist in drei Räume unterteilt, Innenhöfen die durch einen liegenden zu den Laufgang miteinander verbunden sind. Der mittlere Bereich des Nordtraktes ist mit 227,6qm flächenmäßig der größte und liegt vis-àvis der Rotunde. Er nimmt einen kleinen, eingestellten Raum auf. Die beiden flankierenden Räume sind Abb. 3 Grundriss Raum 25 mit rund 145qm kleiner dimensioniert. Ihnen gegenüber liegen nochmals zwei kleine Räume, die durch einen Gang verbunden sind, der über eine Stiege jeweils zu den Innenhöfen führt. Neben diesen beiden Stiegen zu den Innenhöfen, erfolgt die heutige Erschließung des Kellergeschosses über insgesamt vier Haupttreppenhäuser, die ebenfalls im Nordtrakt untergebracht sind. Zwei der Haupttreppenhäuser mit je einer mehrläufigen, gemauerten Wendeltreppe befinden sich im nördlichen Bereich des Mitteltrakts und schrauben sich spindelartig an der westlichen und östlichen Seite der Rotundenwand bis in das Dachgeschoss. Die beiden weiteren Haupttreppenhäuser, auch als Fluchtwege ausgewiesen, liegen in der nordwestlichen und nordöstlichen Ecke des Gebäudes. Auch sie nehmen mehrläufige Treppen auf, die in die oberen Etagen führen. Das auf den ersten Blick komplizierte Wegesystem des Kellergeschosses kann nicht mit seiner derzeitigen Nutzung als Standort für Klima-, Heizungs- und Lüftungsanlagen in Verbindung stehen. In allen Räumen, ausgenommen dem kleinen Raum (Raum 0.25) in der südwestlichen Ecke des Kellers, befinden sich klima- und heizungstechnische Installationen. Aus diesem Grund sind auch große Bereiche der Räume nicht begehbar (Abb. 10). Die Nutzung des Kellers als Standort für haustechnische Anlagen wirkt sich positiv auf den Erhaltungszustand der Räume aus. Alle Kellerräume sind verputzt und weiß gestrichen. Außerdem herrscht durch die abgehende Wärme der Heizanlagen und Luftwäscher ein fast „sommerlich“ zu nennendes, konstantes Raumklima, das die Räume trocken hält und gleichzeitig schwerwiegenden Feuchteschäden entgegenwirkt. Nur stellenweise steigt die Feuchtigkeit von der Gründung in das Mauerwerk auf oder dringt seitlich in die Fundamentmauern ein. Im Vergleich zu anderen Kellerräumen von Gebäuden dieser Epoche befindet sich der Museumskeller in einem außerordentlich guten Erhaltungszustand. K.S.