Hintergrund: Das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen – kurz IQWiG – und seine Aufgaben Qualität und Wirtschaftlichkeit sind zwei entscheidende Faktoren, um das deutsche Gesundheitswesen auch künftig leistungsfähig zu erhalten. Um dieses Ziel zu erreichen, ist es wichtig, die Vor- und Nachteile medizinischer Leistungen für Patientinnen und Patienten objektiv zu überprüfen. Das ist seit 2004 die Aufgabe des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen, kurz IQWiG genannt. Ende 2009 hat das IQWiG zum ersten Mal den Auftrag bekommen, Kosten-NutzenBewertungen von Arzneimitteln durchzuführen, also deren Wirtschaftlichkeit zu bewerten. Eine Kosten-Nutzen-Bewertung bedeutet, dass man die Kosten eines Medikamentes dem Nutzen für Patientinnen und Patienten (z.B. die Linderung von Beschwerden) gegenüberstellt. Dies macht man immer im Vergleich zu anderen Behandlungsmethoden. Ist ein Medikament, das doppelt so teuer ist wie ein anderes, beispielsweise auch doppelt so wirksam? Was ist demzufolge ein angemessener Preis für ein Medikament, den die gesetzlichen Krankenkassen zahlen sollten? Da eine Kosten-Nutzen-Bewertung im Sinne der Patientinnen und Patienten geschehen sollte, muss man in Erfahrung bringen, welche Nutzenaspekte eines Arzneimittels für sie von Bedeutung sind und welche weniger wichtig erscheinen. Beispielsweise kann ein Medikament zwar schnelle Besserung bringen, aber mit einer bestimmten Nebenwirkung verbunden sein, die die Patientin oder der Patient lieber vermeiden möchte – in diesem Fall würde sie oder er sich vielleicht eher für ein Medikament entscheiden, dessen Wirkung weniger schnell einsetzt, diese Nebenwirkung aber nicht hat. Aus diesem Grund versucht das IQWiG in Erfahrung zu bringen, welche Aspekte einer Behandlung für die Patientinnen und Patienten die wichtigsten sind. Analytic Hierarchy Process (AHP) - Ein Verfahren, um zu erfahren, welche Aspekte für Menschen mit Depressionen bei der Behandlung wichtig sind Wenn es um den Nutzen einer Behandlung geht, sind die Vorlieben der Patientinnen und Patienten von großer Bedeutung. Oft weiß man aber gar nicht auf Anhieb, was diesen bei der Behandlung am wichtigsten ist. Analytic Hierarchy Process (AHP) ist ein Verfahren, das entwickelt wurde, um zu erfahren, welche Rolle verschiedene Aspekte bei komplexen Entscheidungen spielen. Der englische Begriff "Analytic Hierarchy Process" heißt übersetzt „analytischer Hierarchieprozess“. Das bedeutet, dass in einer Art von Rangfolge das Gewicht verschiedener Aspekte mathematisch analysiert wird. AHP ist ein Verfahren, das in den 70er Jahren des vergangenen Jahrhunderts entwickelt wurde und auf mathematischen und psychologischen Prinzipien basiert. Wenn jemand beispielsweise plant, ein Auto zu kaufen, gibt es verschiedene Aspekte, die die Entscheidung beeinflussen können: Wünscht sie oder er sich einen günstigen Wagen? Legt sie oder er Wert auf eine bestimmte Farbe? Oder zählt vor allem die Sicherheit? AHP ist ein Verfahren, das zeigt, wie derartige Aspekte gegeneinander abgewogen und gewichtet werden. So lässt sich nicht nur darstellen, was für einen einzelnen Menschen bei der Entscheidung von Bedeutung ist, sondern auch für eine größere Gruppe von Menschen. Bei einer Depression heißt das, dass für die Patientin oder den Patienten wichtige Aspekte einer Depressionsbehandlung – beispielsweise die Linderung der depressiven Verstimmung, das Ausmaß bestimmter unerwünschter Wirkungen und der Aufwand der Behandlung – so strukturiert werden, dass ein Gefüge mit verschiedenen Ebenen entsteht. Die Befragten werden dann aufgefordert, immer paarweise zwei Aspekte miteinander zu vergleichen und zu entscheiden, welcher Aspekt wichtiger für sie ist. Indem nacheinander alle Aspekte der Behandlung auf diese Weise direkt miteinander verglichen werden, lässt sich die relative Bedeutung eines Aspekts ermitteln. So erfährt man, was für Patientinnen und Patienten bei der Behandlung zählt. Im Rahmen einer AHP-Patientenbefragung im IQWiG werden Patientinnen und Patienten gebeten, wie zuvor beschrieben, jeweils zwei Aspekte der Depressionsbehandlung direkt miteinander zu vergleichen. Alle paarweisen Vergleiche zusammengenommen sagen etwas darüber aus, wie einzelne Aspekte von einer Patientin oder einem Patienten gewichtet werden. Wenn man wiederum die Einschätzungen verschiedener Patientinnen und Patienten zusammennimmt, erfährt man, welche Aspekte für wie viele Menschen bei der Depressionsbehandlung wie wichtig sind. Diese Informationen sind für das IQWiG von großer Bedeutung, wenn es darum geht, den Nutzen und die Kosten einer Behandlung zu bewerten. Wie läuft die AHP-Befragung konkret ab? Die Befragung findet in einer Gruppe von 15 bis 20 Personen in den Räumen des IQWiG in Köln statt. Geplanter Termin für die Befragung ist der 25. März 2010 (nachmittags). Das IQWiG finanziert diese Untersuchung selbst und erstattet den Teilnehmenden die entstehenden Reisekosten. Die Befragung wird ungefähr 2 Stunden dauern. Vor der Befragung erhalten die Teilnehmenden Informationen über den Inhalt der Befragung und können Fragen stellen. Dann liest ein Moderator nacheinander einzelne Fragen vor und bittet die Teilnehmenden, jeweils zwei alternative Ergebnisse einer Behandlung mit Antidepressiva zu vergleichen. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer antworten mithilfe eines elektronischen Moduls, auf dem die entsprechenden Wahlmöglichkeiten einfach und unkompliziert auszuwählen sind. Ein Moderator wird die Befragung leiten und den Teilnehmenden bei Bedarf Hilfestellung leisten. Die erhobenen Informationen werden absolut vertraulich behandelt und anonymisiert ausgewertet.