Wolfgang Herrlitz ATLAS ZUR DEUTSCHEN GRAMMATIK Duitse taal en cultuur Universiteit Utrecht 2004 1 2 INHALTSVERZEICHNIS 0 Einleitung 4 1.0 Texte und Sätze 6 2.0 Analyse deutscher Sätze 8 2.1 2.2 2.3 2.4 2.5 2.6 2.7 2.8 2.9 2.10 2.11 2.12 8 10 12 14 16 20 24 26 28 30 32 34 3.0 4.0 Satzglieder Wortarten Flexion Erster Ausflug: Groß- und Kleinschreibung Wortstellung Wertigkeit des Verbs Art der Ergänzungen Satzbaupläne Präpositionen Kongruenz Zusammengesetzte Sätze Zweiter Ausflug: Kommasetzung Analyse deutscher Satzglieder 36 3.1 Kongruenz in Nominalphrasen 3.2 Rektion der Präpositionen 38 40 Analyse van Bedeutungen 42 4.1 Modalverben 42 3 0 Einleitung Die Karten eines Atlas benutzt man, um sich in einem Land, einem Gebiet, einer Stadt zu orientieren: Ein Atlas informiert über Landschaftsformen ebenso wie über Verkehrsverbindungen, menschliche Siedlungen, Vegetation, Industrialisierung, Entfernungen, besondere Bauten usw. usw. Er erreicht diese Orientierung, indem er mit Hilfe bestimmter Symbole ausgewählte Eigenschaften eines bestimmten Gebietes in ihrem räumlichen Zusammenhang (man könnte auch sagen: in ihrer räumlichen Struktur) anschaulich darstellt. Die 'besonderen Verdienste' eines Atlas werden deutlich, wenn man sich überlegt, was er nicht leistet: beispielsweise sagt er einem nicht, wohin man reisen will. Er gibt keinerlei Gebrauchsanweisungen fur die Durchführung einer Reise oder den Bau einer Verkehrsverbindung. Er veranschaulicht nur ausgewählte Aspekte und läßt alles Andere fort: es ist nicht möglich, eine Weltwetterkarte mit einem Stadtplan von Chicago in einer Darstellung zu kombinieren. Ein Atlas der deutschen Grammatik hat vergleichbare Eigenschaften und Aufgaben. Auch er orientiert anschaulich über ausgewählte Merkmale der deutschen Sprache in ihrem grammatischen Zusammenhang; zur Grammatik werden dabei vor allem der Aufbau der Sätze und der Aufbau der Wörter gezählt. Aber: Mit einem Atlas allein lernt man nicht Auto fahren! Auch dieser Grammatikatlas gibt keine Anweisungen für das Verfassen spannender Bücher; auch er ist kein Lehrbuch für des schnelle und leichte Erlernen der deutschen Sprache. Aber: er hilft dabei. Er hilft, das unübersichtliche Gelände der Wörter und Sätze der deutschen Sprache zu ordnen. Und er übt auf ausgewählten Gebieten der deutschen Grammatik eine Orientierungsfunktion aus: Wer z.B. Probleme mit der Deklination der attributiv gebrauchten Adjektive hat, dem bietet er einen anschaulichen Einblick in die hier geltenden Regeln; und wer unsicher ist, was Begriffe wie 'Deklination', 'attributiv', 'Adjektiv' bedeuten, der erhält ebenfalls von ihm eine Auskunft. Die Auswahl der dargestellten Gebiete muss sich nach den Bedürfnissen der Benutzer richten. Dieser Atlas der deutschen Grammatik ist bestimmt für Niederländer, die nach vier bis fünf Jahren Schulunterricht im Fach Deutsch mit dem Germanistikstudium beginnen. Eine Untersuchung geschriebener Texte dieser Studenten hat ergeben, dass ihre Fehler sich im Durchschnitt folgendermaßen auf vier Hauptkategorien verteilen: Grammatik Semantik/Stil Zeichensetzung Rechtschreibung 38 % 24 % 25 % 14 % Innerhalb der Hauptkategorie 'Grammatik' ist die Unterverteilung: Deklinationsfehler 31 %, Verstöße gegen die Wertigkeit des Verbs 16 %, Genusfehler 11 %, Satzbaufehler 11 %. Der Atlas wird vor allem die Gebiete darstellen, auf denen häufig Fehler gemacht werden, die also offenbar für niederländische Studenten des Faches Deutsch besonders problematisch sind. 4 0 Einleitung Ein Atlas enthält Landkarten und Stadtpläne in verschiedenen Maßstäben. Das Besondere dieses Atlas der deutschen Grammatik besteht darin, dass er ausgewählte grammatische Problemgebiete nicht nur erläutert, sondern auch in Zeichnungen bildlich darstellt. Er heißt auch Atlas, weil er ebenfalls Karten enthält, aber nicht von Ländern und Erdteilen, sondern vom Aufbau von Sätzen und Wörtern. Darüber hinaus erläutert er grammatische Begriffe (deutsch und niederländisch) und verweist auf entsprechende Kapitel in wichtigen Handbüchern (Dudengrammatik, Schülerduden, Kompendium der deutschen Grammatik). Auf diese Weise liefert er besonders anschaulich Einsichten in 'problematische' Gebiete des Aufbaus von Sätzen und Wörtern, der Zeichensetzung, der Rechtschreibung und der Bedeutungslehre und macht dadurch diese Problemgebiete besprechbar und analysierbar. Dieser indirekte Weg über die Analyse der eigenen Schreibprobleme verspricht dann einen positiven Einfluss auf die eigene Schreibfähigkeit. 5 1.0 Texte und Sätze Genre (Textsorte) Text Satz Satz Satz Satz Satz Satz Satz 6 1.0 Texte und Sätze Sprachliche Äußerungen erhalten ihre Bedeutung in einem größeren Zusammenhang, den wir Text nennen: Sie sind Frage oder Antwort in einem Dialog, Mitteilung in einem Bericht, Anrede oder Gruß in einem Brief, Behauptung in einer Argumentation usw. Wir gebrauchen Sprache in Texten; und diese Texte können so lang sein wie die zwei Bände eines Romans oder auch so kurz wie ein Witz. Texte haben bestimmte Eigenschaften: Sie sind mündlich oder schriftlich, monologisch oder dialogisch, haben einen bestimmten Aufbau und eine übliche Länge, sie haben auch inhaltliche Merkmale und verfolgen bestimmte Ziele (z.B. wollen sie jemanden unterhalten, informieren oder überzeugen). Aufgrund dieser Eigenschaften können sie in Gruppen eingeteilt werden, zu denen dann Texte mit denselben Merkmalen zählen; diese Gruppen werden Textsorten (oder auch: Genres) genannt. Solche Textsorten sind Briefe, Gedichte, Berichte, Komödien, Romane, Witze, wissenschaftliche Artikel, Kaufverträge, Gesetze usw. usw. Man kann sagen: ein Text ist ein Exemplar einer Textsorte (eines Genres), deren Eigenschaften er aufweist. Ein Text ist ein Witz, wenn er die Merkmale dieses Genres zeigt. Usw. Der Vergleich von Texten und Häusern veranschaulicht vielleicht, was wir erklären wollen. Häuser haben bestimmte Eigenschaften, aufgrund derer sie zu bestimmten Haustypen (Sorten, Genres) gehören: Walmdachhäuser, Flachdachhäuser. Hochhäuser, Reihenhäuser usw. Jedes Haus gehört einem bestimmten Typ an, dessen Eigenschaften es aufweist. Unabhängig von ihrem Typ haben alle Häuser eine Eigenschaft gemeinsam: ob riesig oder winzig - sie bestehen aus einzelnen Zimmern (mindestens aus einem). Vergleichbares können wir bei Texten sehen: sie bestehen aus Sätzen (oft ganz vielen, aber mindestens aus einem), gleichgültig, zu welcher Textsorte sie gehören. Ob Roman oder Sonett, Vertrag oder Witz, immer gilt: Texte sind aus Sätzen konstruiert. Während nun Texte von ihrem Muster – der Textsorte, dem Genre – her organisiert werden, sind Sätze von Regeln bestimmt, und diese Regeln können in einer Grammatik beschrieben werden. In der Grammatik finden wir also die Regeln, die für die Sätze einer Sprache gelten. 7 2.0 Analyse deutscher Sätze SATZBAU: ZERLEGUNG IN SATZGLIEDER der Herr mit dem Hut legt die ungeputzten Stiefel auf den Tisch der Herr mit dem Hut legt die ungeputzten Stiefel auf den Tisch der Herr mit dem Hut Legt die ungeputzten Stiefel Abstrakt: SATZ Nominalphrase nom Verbalphrase Verb fin Nominalphrase akk auf den Tisch Präpositionalphrase Schematisch: S NPn VP Vfin Funktionen im Satz: Subjekt NPa Objekt PP adverbiale Bestimmung Prädikat ERLÄUTERUNG S NPn Npa Vfin PP VP Satz (Satzglied) Nominalphrase im Nominativ Nominalphrase im Akkusativ finite Verbform Präpositionalphrase Verbalphrase Subjekt Onderwerp Prädikat Gezegde Objekt voorwerp Zin (zinsdeel) Naamwoordelijk deel in de eerste naamval Naamwoordelijk deel in de vierde naamval Persoonsvorm van het werkwoord constituent met een voorzetsel werkwoordelijk deel Akkusativ Objekt Lijdend voorwerp Dativ Objekt Meewerkend voorwerp Genitiv Objekt Voorwerp in de 2e naamval Adverbiale Bestimmung bijwoordelijke bepaling 8 2.0 Analyse deutscher Sätze Wie die Sätze einer Sprache aus Wörtern und Wortgruppen zusammengesetzt sind, ist eine der Kernfragen jeder Grammatik: Immerhin hängt die Korrektheit und Verständlichkeit sprachlicher Äußerungen zu einem guten Teil davon ab, ob man diese Ordnung der Sätze beherrscht oder nicht. Den Satzbau (man sagt auch: die Syntax) einer Sprache kann man unter drei Fragestellungen beschreiben: (a) Aus welchen Teilen (man sagt auch: Satzgliedern) besteht ein Satz? (b) In welcher Reihenfolge sind die Satzglieder im Satz geordnet, welche Wortstellung gilt also in einer Sprache? (c) Welche Abhängigkeiten bestehen zwischen den Teilen des Satzes (also beispielsweise zwischen einem bestimmten Verb und der Wahl der Objekte: 'Schlagen erfordert ein Akkusativobjekt')? In den folgenden Abschnitten werden alle drei Fragen besprochen und im Grundsatz beantwortet. 2.1 Satzglieder Sätze lassen sich durchgängig in zwei Teile einteilen: einen Teil, dessen Kern von einem Nomen (wie Haus, Otto, Konzept) oder Pronomen (wie ich, sie, diese, welcher) gebildet wird; dieser Teil wird Nominalphrase genannt und durch den Nominativ (den ersten Fall) gekennzeichnet; einen Teil, dessen Kern von der Personalform (der finiten Verbform) eines Verbs (wie sagt, rief, kann, hatte) gebildet wird; dieser Teil wird Verbalphrase genannt. Die Nominalphrase im Nominativ gilt als ein Satzglied, das neben seinem Kern eine ganze Reihe von anderen Teilen enthalten kann: Artikel (der, ein), Attribute (ein altes Haus, der Hut meines Vaters), Relativsätze (der Wagen, der neu ist). Die Verbalphrase dagegen kann aus mehreren Satzgliedern bestehen: Sie kann weitere Nominalphrasen enthalten, etwa im Akkusativ (im vierten Fall: begrüßt den Freund), im Dativ (im dritten Fall: hilft dem Fremden) und im Genitiv (im zweiten Fall: gedenkt der Schwester). Sie kann zudem auch Präpositionalphrasen umfassen (also Nominalphrasen mit einer Präposition davor: geht nach Hause, an deren Stelle auch ein Adverb treten kann: geht fort). Die Nominalphrase im Nominativ spielt im Satz die Rolle des Subjekts (es hat die syntaktische Funktion Subjekt). Die Nominalphrasen im Akkusativ, Dativ und Genitiv haben die Funktion von Objekten des Satzes. Die Präpositionalphrasen und Adverbien haben die Funktion von adverbialen Bestimmungen. Vom Standpunkt der Logik ist seit der Antike festgestellt worden, dass mit dem Subjekt von Aussagesätzen auf den Gegenstand der Aussage verwiesen wird, während die Verbalphrase die Funktion des Prädikats einnimmt, mit dem eine Aussage über den Gegenstand der Äußerung vollzogen wird. DUDEN 4 (1998) §§ 1095 ff. §§ 1103 ff. Der einfache Satz Die Satzglieder SCHÜLERDUDEN (1998) §§ 439 ff. §§ 471 ff. Einfache und zusammengesetzte Sätze Die Satzglieder 9 2.2 Wortarten S NPn VP Vfin Funktionen im Satz: Subjekt NPa PP Objekt adverbiale Bestimmung Prädikat Der Herr mit dem Hut legt die ungeputzten Stiefel auf den Tisch ERLÄUTERUNG V N PRO ART ADJ PRÄP ADV KONJ Verb - werkwoord Nomen (Substantiv) - zelfstandig naamwoord Pronomen - voornaamwoord Artikel - lidwoord Adjektiv - bijvoegelijk naamwoord Präposition - voorzetsel Adverb - bijwoord Konjunktion - voegwoord 10 2.2 Wortarten Wörter sind Spezialisten. Im Satz erfüllen sie ganz bestimmte Aufgaben, und aufgrund dieser Aufgaben werden sie (übrigens schon von den „alten Griechen“) in Gruppen eingeteilt: Wörter mit denselben Aufgaben im Satz gehören derselben Wortart an, und diesen Aufgaben entsprechend haben die Wörter einer Wortart auch bestimmte Merkmale gemeinsam. Verben V bilden den Kern von Verbalphrasen. In jedem vollständigen Satz muss mindestens eine Verbform vorkommen. Nomina N (= Substantive) bilden den Kern von Nominalphrasen und ergänzen in dieser Rolle das Verb. Wie viele Nomina in einem Satz stehen müssen, hängt von der Art des Verbs ab. Pronomina PRO (er, der, dieser, jener, jeder, wer, welcher, usw.) können die Stelle eines Nomens einnehmen; sie können auch Fragesätze und Relativsätze einleiten oder die Rolle eines Bestimmungswortes (= Artikel) erfüllen. Artikel ART (Bestimmungswörter) leiten eine Nominalphrase ein; diese Aufgabe kann auch durch ein Pronomen übernommen werden. Adjektive ADJ fügen einer Nominalphrase nähere Informationen hinzu (sie können dies tun, müssen es aber nicht); sie können auch neben bestimmten Verben (wie sein) einen Teil der Verbalphrase bilden (prädikativ gebrauchte Adjektive). Adverbien ADV fügen der Verbalphrase nähere Informationen hinzu (auch sie können stehen, müssen aber nicht). Präpositionen PRÄP bilden den Kern einer Präpositionalphrase. Konjunktionen KONJ leiten Sätze (Hauptsätze und Nebensätze) ein. DUDEN (1998) §§ 121 ff. Die Wortarten SCHÜLERDUDEN (1998) §§ 24 ff. Wort- und Formenlehre 11 2.3 Flexion Verben Substantive Adjektive Partikel 12 2.3 Flexion Im Deutschen sind – wie bei den anderen indogermanischen Sprachen auch – die Wörter der Wortarten Verb, Nomen, Pronomen und Adjektiv veränderbar. Diese Veränderungen drücken inhaltliche Unterschiede aus – z.B. Singular (Einzahl) und Plural (Mehrzahl) oder Präsens (Gegenwart) und Präteritum (Vergangenheit) -, sie können aber auch für bestimmte Beziehungen im Satz stehen – z.B. 1. Person oder Dativ (3. Fall). Diese Veränderung der Wörter nennt man Flexion; bei den Verben spricht man auch von Konjugation, bei den Nomina, Pronomina und Adjektiven von Deklination. Konjugation der Verben: Personalformen (finite Formen): 1., 2. und 3. Person im Singular und im Plural Nominale Formen (infinite Formen): Infinitiv, Partizip Tempusformen (Zeitformen): Präsens und Präteritum (sowie zusammengesetzte Zeitformen) Indikativ und Konjunktiv Aktiv und Passiv (zusammengesetzt) Deklination der Nomina und Pronomina: Vier Fälle (Kasus) – 1. Nominativ, 2. Genitiv, 3. Dativ, 4. Akkusativ – in Singular und Plural Deklination der Adjektive: Vier Fälle – wie die Nomina, aber mit Doppelformen Steigerung – Positiv, Komparativ, Superlativ Die Wörter aller anderer Wortarten haben keine Flexion, sie sind also unveränderlich (deswegen werden sie auch unter dem Begriff Partikel zusammengefasst). DUDEN (1998) §§ 121 ff. Die Wortarten SCHÜLERDUDEN (1998) §§ 24 ff. Wort- und Formenlehre 13 2.4 Erster Ausflug: Groß- und Kleinschreibung GROSSSCHREIBUNG DER SUBSTANTIVE die ungeputzten Stiefel NP ART ADJ Nominalphrase N Artikel Adjektiv GROSS GROSS der Herr mit dem Hut NP ART N PP PRÄP NP ART GROSS N GROSS ERLÄUTERUNGEN ADJ Art N NP PP PRÄP Nomen Adjektiv - bijvoegelijk naamwoord Artikel - lidwoord Nomen, Substantiv - zelfstandig naamwoord, substantief Nominalphrase - nominale constituent, naamwoordelijk deel Präpositlonalphrase - constituent met een voorzetsel Präposition - voorzetsel 14 2.4 Erster Ausflug: Groß- und Kleinschreibung Die Großschreibung folgt im Deutschen drei Regeln: Regel I Das erste Wort eines Satzes wird groß geschrieben. Dies gilt auch für Satze, die einem Doppelpunkt folgen, nicht jedoch für Teilsätze (Nebensätze) eines Satzgefüges oder für Sätze nach einem Semikolon ( ; ). Regel II Pronomina der Anrede Du, Dein, Sie, Ihr werden groß geschrieben. Regel III Das Nomen (= Substantiv) wird groß geschrieben. Allein Regel III ist in einem breiten Grenzbereich undeutlich und bedarf daher einer Reihe von Erläuterungen: - Nomina als Kerne van Nominalphrasen, die von Wörtern aus anderen Wortarten abgeleitet sind, werden ebenfalls groß geschrieben: das Gute, das Lesen, die Fortgeschrittenen, das Drum und Dran, ohne Wenn und Aber. - Nomina, die nicht Kern von Nominalphrasen und deswegen in eine andere Wortart übergetreten sind, werden klein geschrieben: anfangs, mitten, dienstags; dank seines Briefes, laut seiner Aussage. DUDEN 4 (1998) §§ 106 - 111 Großschreibung DUDEN 1 (1980) S. 30-35 Groß- und Kleinschreibung 15 2.5 Wortstellung STELLUNGSMUSTER Stellungsmuster I KON VERBfin denn I Vorfeld Opa II schenkt III Mittelfeld Oma ein Buch zum Geburtstag Oma denkt lange über Opa nach Stellungsmuster II KON VERBfin warum denkt Opa lange über Oma nach? Opa Oma ein Buch zum Geburtstag schenken? will hau ab! Stellungsmuster III KON VERBfin weil Opa Oma ein Buch zum Geburttag schenken will dass Oma lange über Opa nachdenkt REIHENFOLGE DER SATZGLIEDER (dass) Opa (dass) Opa Oma über Oma ein Buch zum Ge- schenken burtstag 16 nach - denkt will 2.5 Wortstellung Die Stellung der Satzglieder im deutschen Satz orientiert sich an der Personalform des Verbs (= der finiten Verbform); hier gibt es drei Grundmuster, die wieder mit den Satzarten 'Aussagesatz', 'Fragesatz', 'Ausrufesatz' und 'Nebensatz' zusammenhängen: Stellungsmuster I: Die finite Verbform steht nach dem ersten Satzglied an zweiter Position; dieses Muster findet man in Aussagesätzen als Hauptsätzen. Stellungsmuster II: Die finite Verborm steht in der ersten Position des Satzes; dieses Muster findet man in Fragesätzen und Ausrufesätzen. Stellungsmuster III: Die finite Verbform steht in der letzten Position des Satzes; dieses Muster ist kennzeichnend für Nebensätze, die von einer Konjunktion oder einem Pronomen eingeleitet werden. Konjunktionen und Fragepronomina beanspruchen übrigens in diesen Mustern keine eigene Position: Sie können vor die Muster I und II treten, ohne mitgezählt zu werden. Das Deutsche kennt - anders als beispielsweise das Englische - keine feste Reihenfolge der Satzglieder. Wohl aber gibt es eine Ordnung der Satzbestandteile zwischen den Polen 'ganz dicht bei der finiten Verbform' und 'ganz weit weg van der finiten Verbform': Die trennbaren Partikel der Verben (wie in aus-gießen, fort-laufen, nach-denken) steht ganz nah bei der finiten Verbform; die infiniten Verbformen (wie in ist weggelaufen, wird gehen, muß verschwinden) stehen etwas weiter weg; dann folgen Präpositionalobjekte (P. denkt an X) und vom Verb geforderte Ortsbestimmungen (P. fahrt nach Hamburg); Akkusativobjekte nehmen eine Mittelposition ein, dann folgen etwas weiter weg Dativobjekte und schließlich mit der größten Entfernung zum Verb Subjekte. Diese Ordnung bestimmt die Stellung der Satzteile, und zwar van rechts nach links: ganz rechts im Satz trennbare Verbpartikel, dann infinite Verbformen usw. In den drei Stellungsmustern sieht dies im Normalfall so aus: Stellungsmuster I Opa will Oma ein Buch zum Geburtstag schenken Oma denkt lange über Opa nach Stellungsmuster II Will Opa Oma ein Buch zum Geburtstag schenken? Warum denkt Opa lange über Oma nach? Stellungsmuster III ..., dass Opa Oma ein Buch zum Geburtstag schenken will ..., dass Oma lange über Opa nachdenkt Van dieser Ordnung kann durchaus abgewichen werden (ein Buch will Opa Oma zum Geburtstag schenken); solche Abweichungen führen in der Regel zur Hervorhebung des Satzteiles, der aus seiner normalen Position nach links verschoben wurde; diese Hervorhebung muss vom Textzusammenhang her gerechtfertigt sein. Dabei sind 'freie Angaben' relativ leicht ohne große Akzentveränderungen im Satz verschiebbar; dagegen liegt die Stellung der finiten Verbformen so fest, wie dies in den drei Stellungsmustern angegeben ist. DUDEN 4 (1989) §§ 1390 ff. Wortstellung im Satz SCHÜLERDUDEN (1998) §§ 541 - 544 Zur Stellung der Satzglieder 17 2.5 Wortstellung INVERSION Der Vater schenkt seinem Sohn ein Buch zum Geburtstag Ein Buch schenkt der Vater seinem Sohn zum Geburtstag. Seinem Sohn schenkt der Vater ein Buch zum Geburtstag. Zum Geburtstag schenkt der Vater seinem Sohn Bin Buch I – Vorfeld II III – Mittelfeld AUSKLAMMERUNG Otto lädt Ottilie zu dem Fest, das sie so freudig erwartete, ein Otto lädt Ottilie zu dem Fest ein, das sie so freudig erwartete Otto lädt Ottilie ein zu dem Fest, das sie so freudig erwartete ____________VERBfin____________PARTverb/ VERBinfin usw.___________ Ausklammerung I - Vorfeld II III - Mittelfeld IV - Nachfeld REIHENFOLGE DER INFINITIVE .. .weil Emil singt .. .weil Emil singen geht .. .weil Emil singen gehen kann .. .weil Emil singen gehen können muss V1 V1- V2 V1 - V2 - V3 V1 - V2 - V3 - V4 Emil muss abends ein Lied singen gehen können ERLÄUTERUNGEN V VERBfin VERBinfin PARTverb Verb - werkwoord finite Verbform (Personalform) - persoonsvorm van een werkwoord infinite Verbform - werkwoord, onbepaalde wijs trennbare Verbpartikel (Verbpräfix) - partikel bij een werkwoord Infinitiv - werkwoord, onbepaalde wijs Inversion - inversie 18 2.5 Wortstellung Im Deutschen gilt als feste grammatische Regel: Im Vorfeld eines Satzes kann nur ein Satzglied stehen (dabei werden Konjunktionen KONJ nicht mitgezählt). Wenn also ein anderes Satzglied als die NP im Nominativ (das Subjekt) ins Vorfeld gesetzt wird, dann muss die NPn ins Mittelfeld rücken. Diese Vertauschung der Plätze nennt man Inversion. Sie ist im Deutschen – wie im Niederländischen, aber anders als im Englischen obligatorisch. Wenn am Anfang des Satzes (sozusagen ganz links) nicht des Subjekt, sondern ein Objekt (im Dativ oder Akkusativ) steht, so entsteht für deutschlernende Ausländer häufiger ein Problem: Sie beginnen den Satz trotzdem mit einem Nominativ, weil sie die Kasus van der normalen Ordnung der Satzteile abhängig machen und nicht - wie unbedingt notwendig - von ihrer Funktion als Dativ- oder Akkusativobjekt. Ein zweites Problem ist die Ausklammerung: Unter bestimmten Bedingungen ist es möglich, auch nach den Verbteilen am Satzende noch andere Satzteile anzuschließen: Otto lädt Ottilie ein zu dem Fest, das sie so freudig erwartete Ein Satzteil wird sozusagen aus der Satzklammer herausgenommen und nachgestellt. Dies ist um so leichter möglich, je umfangreicher und inhaltlich gewichtiger dieser Satzteil ist. Ein drittes Problem bildet die unterschiedliche Stellung der Verbformen in Nebensätzen (Stellungsmuster III) und in Hauptsätzen (Stellungsmuster I). In Hauptsätzen steht die Personalform des Verbs (VERBfinit) zwingend an zweiter Position; in Nebensätzen stehen die Verbformen in der Reihenfolge ihrer Abhängigkeit geordnet von rechts nach links, mit VERBfinit ganz rechts am Ende. Die Verbformen sind wie die Häute einer Zwiebel um den Kern herum geordnet; die Verbform in der äußersten Schale (= mit der höchsten Nummer) ist finit (= Personalform); in Hauptsätzen rückt sie in die Position II. DUDEN 4 (1998) § 1399 §§ 1396 ff. § 1400 §§ 1401 ff. Inversion ('Gegenstellung') Satzklammer Ausklammerung Stellung der Prädikatsteile SCHÜLERDUDEN (1998) §§ 541 ff. Zur Stellung der Satzglieder 19 2.6 Wertigkeit des Verbs VALENZ PRÄP KONJ N ART NP SATZ VERBVALENZ es regnet NPn schlagen NPn gedenken NPn sein schlafen NPn NPa NPg NPn frieren NPn auflauern NPn denken NPn sein NPa anPP ADJ NPa NPd NPn NPa geben NPn hängen PP NPa ERLÄUTERUNGEN ADJ Adjektiv - bijvoegelijk naamwoord ART Artikel - lidwoord KONJ Konjunktion - voegwoord NPn Nominalphrase im Nominativ - nominale constituent in de 1. naamval NPg im Genit1v - in de 2. naamval NPd im Dativ - in de 3. naamval NPa im Akkusativ - in de 4. naamval PP Prapositionalphrase - constituent met een voorzetsel PRÄP Präposition - voorzetsel N Nomen, Substantiv - naamwoord Valenz, Wertigkeit - valentie Ergänzung - complement 20 2.6 Wertigkeit des Verbs Verschiedene Satzteile sind van anderen abhängig: Wenn der eine Teil steht, muss auch der andere im selben Satz vorkommen. Wenn z.B. ein Artikel steht, muss ein Nomen ihm folgen (der....N); jede Präposition erfordert eine Nominalphrase (vor....NP). Die Logik dieser Abhängigkeit (Dependenz) ist: wenn a, dann b (aber nicht umgekehrt!); man sagt dann: b ist abhängig von a, oder: a hat die Valenz b. Man sagt auch: a regiert b. Jedes Verb als Kern einer Verbalphrase bestimmt, welche Nominalphrasen oder Präpositionalphrasen im selben Satz vorkommen müssen (NPn schlagen NPa). Anders als bei ART oder PRÄP kommt die Valenz nicht der Wortart Verb zu (wenn V, dann ???), sondern dem einzelnen Verb, also: wenn schlagen, dann NPn + NPa. In Anlehnung an eine Eigenschaft der chemischen Elemente spricht man von der Wertigkeit (oder auch: der Valenz) eines Verbs. Diese Wertigkeit bestimmt die Zahl und die Art der Satzteile, die in einem Satz stehen müssen, dessen Verbalphrase das betreffende Verb zum Kern hat. Einwertige Verben erfordern z.B. eine NP (NP schläft); von zweiwertigen Verben sind zwei NPs abhängig (z.B. von schlagen); von dreiwertigen drei (NPa gibt NPd NPa). Diese Valenz des Kerns der Verbalphrase bestimmt das Grundgerüst eines jeden Satzes. Die Elemente, die vom Kern des Prädikats abhängig sind, nennt man Ergänzungen; die anderen, nicht durch die Valenz gebundenen Teile eines Satzes heißen (freie) Angaben (NPn schläft sieben Tage wie ein Bär in seinem Bette). Die Valenz ist nicht für die Wortart Verb festgelegt. Sie ist nicht durch allgemeinere Regeln bestimmt, sondern kommt dem spezifischen Verb zu: Sie ist also eine Eigenschaft, die man für jedes einzelne Verb im Lexikon nachschlagen muss, wenn man sich über Zahl und Art der Ergänzungen im Unklaren ist. (In größeren Wörterbüchern kann man an den Beispielsätzen sehen, welche Valenz ein Verb hat). Weil man die Valenz jedes einzelnen Verbs beherrschen muss, gilt Deutsch als schwer zu erlernende Fremdsprache. DUDEN 4 (1998) §§ 189 ff. Die Valenz der Verben SCHÜLERDUDEN (1998) §§ 138 ff. Vollverben 21 2.6 Wertigkeit des Verbs ERGÄNZUNGEN: OBLIGATORISCH - FAKULTATIV obligatorisch NPn NPa obligatorisch NPg fakultativ überführen Der Sheriff überführt Killerkarle des Mordes Der Sheriff überführt Killerkarle *Der Sheriff überführt des Mordes *Der Sheriff überführt *überführt Killerkarle des Mordes ERLÄUTERUNGEN NPn NPg NPa Nominalphrase im Nominativ - nominale constituent in de 1. naamval im Genit1v - in de 2. naamval im Akkusativ - in de 4. naamval *XX Unakzeptable Konstruktion – onacceptabel constructie obligatorisch – verplicht fakultativ – weg te laten 22 2.6 Wertigkeit des Verbs Eine Schwierigkeit besteht darin, dass die Valenz keine Eigenschaft ist, die mit absoluter Notwendigkeit in jedem Kontext verwirklicht werden muss: Es besteht durchaus die Möglichkeit, vom Verb geforderte Ergänzungen fortzulassen: Killerkarle gesteht dem Sheriff seinen Mord Killerkarle gesteht seinen Mord Killerkarle gesteht Aber: *Killerkarle gesteht dem Sheriff Oder: *gesteht dem Sheriff seinen Mord Die mit einem * versehenen Beispiele sind nicht akzeptabel und dürfen daher nicht als grammatisch beschrieben werden. Die Ergänzungen, die nicht weggelassen werden dürfen, nennt man obligatorisch; dazu zählt immer die NPn (das Subjekt). Bei gestehen darf NPa nur zusammen mit NPd weggelassen werden, es ist in dieser Kombination also fakultativ; NPd ist immer fakultativ. Auch diese Möglichkeit zu fakultativen (also weglassbaren) Ergänzungen müssen für jedes Verb im Lexikon beschrieben werden, weil diese Weglassbarkeit nicht beliebig ist. Noch eine Schwierigkeit: Viele Verben weisen verschiedene Spielarten (Varianten) auf, die sich in der Valenz unterscheiden: Killerkarle sitzt Der Anzug sitzt Killerkarle sitzt auf dem Schemel Ottilie sitzt Otto auf dem Schoß *Linda sitzt dem Fahrrad auf dem Sattel Dieses Beispiel zeigt, dass die Valenz eng mit den spezifischen Bedeutungen verwoben ist, mit denen man ein Verb verwenden kann. Die ersten beiden Beispielsätze kann man gut im Sinne von zwei sehr speziellen Bedeutungen von sitzen verstehen. Aber gilt dies auch für die Beispiele drei und vier? Preisfrage: Warum kann man den vorletzten Satz so sagen, den letzten aber nicht? DUDEN 4 (1989) §§ 1188 ff. Die deutschen Satzbaupläne 23 2.7 Art der Ergänzungen ERGÄNZUNGEN - KERNGRUPPE Der Hund bellt Otto erkennt den Onkel Otto ist mein Onkel Emilie ist bildhübsch Paul hilft der Freundin Paul denkt an Paulinchen Köln liegt an der Donau NPn NPa NPn ADJade NPd PPobj PPade Subjekt Akkusativobjekt Gleichsetzungsnominativ adverbiale Ergänzung Dativobjekt Präpositionalobjekt adverbiale Ergänzung NPg NPa NPa NPd NPa Genitivobjekt adverbiale Ergänzung Gleichsetzungsakkusativ Pertinenzdativ Pertinenzakkusativ ERGÄNZUNGEN - RANDGRUPPE Paul gedenkt Paulinchens Die Sitzung dauert drei Stunden Otto nennt Emil einen Spinner Er tritt dem Herrn auf die Zehen Der Hund beißt ihn ins Bein ADVERBIALE ERGÄNZUNGEN Otto liegt auf der Ottomane Otto legt sich auf die Ottomane Der Winter dauert lange Emil wohnt wundervoll Der Mord geschah aus Geldmangel PPade PPade ADV ADJ PPade Ergänzung des Ortes Ergänzung der Richtung Ergänzung der Zeit Ergänzung der Art und Weise Ergänzung des Grundes Ergänzung des Grundes ERLAUTERUNGEN ADE - ADV adverbiale Ergänzung - bijwoordelijk complement des Ortes - van plaats der Richtung - van richting der Zeit - van tijd der Art und Weise - van modaliteit des Grundes - van causaliteit Akkusativobjekt - lijdend voorwerp Dativobjekt - meewerkend voorwerp Gleichsetzungsnominativ - naamwoordelijk deel van het gezegde Genitivobjekt - voorwerp in de 2e naamval Präpositionalobjekt - voorzetselvoorwerp Subjekt - onderwerp Adverb - bijwoord 24 2.7 Art der Ergänzungen Ergänzungen sind - im Unterschied zu den freien Angaben - Satzglieder, die von der Valenz des Verbs, das den Kern der Verbalphrase bildet, gefordert werden. Dabei treten eine Reihe von Ergänzungen häufig auf, die man Kerngruppe nennen kann: Das spezifische Verb bestimmt, wie diese Ergänzungen zum Grundgerüst eines Satzes kombiniert werden vergleiche dazu das folgende Kapitel: Satzbaupläne. Der Unterschied zwischen Präpositionalobjekten und adverbialen Ergänzungen wird in Kapitel 2.9 erklärt. Neben der Kerngruppe gibt es eine Randgruppe van Ergänzungen, die von verhältnismäßig wenigen, selten vorkommenden Verben gefordert werden. Noch eine Bemerkung am Rande: Das Besondere an Pertinenzdativen und -akkusativen besteht darin, dass sie durch ein Possessivpronomen ersetzt werden können: der Hund beißt mir/mich ins Bein steht neben der Hund beißt in mein Bein. Subjekte, Akkusativobjekte und adverbiale Ergänzungen können auch in der Form von Nebensätzen auftreten: Man spricht dann van Subjektsätzen, Objektsätzen, Adverbialsätzen. Es gibt Verben, die einen Objektsatz erfordern: Otto sagt, dass er Ottilie bewundert. In der Regel aber können Ergänzungen alternativ als Nomina, als Pronomina oder als Sätze realisiert werden. Adverbiale Ergänzungen lassen sich nach ihrem Inhalt weiter unterteilen: Ergänzungen des Ortes und der Richtung Ergänzungen der Zeit Ergänzungen der Art und Weise Ergänzungen des Grundes Es gehört zur Valenz vieler Verben, dass sie eine inhaltlich bestimmte Untergruppe der adverbialen Ergänzungen erfordern: Bewegungsverben machen eine Richtungsergänzung notwendig (der Zug fährt nach Hamburg). DUDEN 4 (1998) §§ 1103 ff. Satzglieder SCHÜLERDUDEN (1998) §§ 471 ff. Die Satzglieder 25 2.8 Satzbaupläne PLÄNE I S NPn VP Otto schläft V PLÄNE II S NPn Der Präsident begnadigt ihn Otto denkt an Ottilie Ottilie ist wundervoll Der Zug fahrt nach Köln Ottilie ist ein Luder Killerkarle lauert ihm auf VP V NPa PPobj ADJade PPade NPn NPd PLÄNE III S NPn Otto verschenkte es an sie Otto ist van Ottilie angetan Ottilie schenkt Otto eine Rose Er hängt ihn an ihn Ottilie ist Otto egal VP V NPa PPobj NPd NPa NPd ERLÄUTERUNGEN ADJade Adjektiv als adverbiale Ergänzung - bijvoegelijk naamwoord als bijwoordelijk complement NPn Nominalphrase im Nominativ - nominale constituent in de 1e naamval NPd Nominalphrase im Dativ - in de 3e naamval NPa Nominalphrase im Akkusativ - in de 4e naamval PPade Präpositionalphrase als adverbiale Ergänzung - constituent met een voorzetsel als bijwoordelijk complement PPobj Präpositionalphrase als Präpositionalobjekt - als voorzetselvoorwerp 26 PPobj ADJade NPa PPade ADJade 2.8 Satzbaupläne Nach ihrer Valenz lassen sich die Verben in Gruppen ordnen, die durch eine typische Kombination von Ergänzungen charakterisiert sind. Solche typischen Kombinationen von Ergänzungen werden Satzbaupläne genannt: diese Pläne entwerfen das Grundgerüst des Satzes, in dem ein bestimmtes Verb den Kern der Verbalphrase bildet, Der Verbvalenz entsprechend, ist dieses Grundgerüst durch die Zahl, aber auch durch die Art der Ergänzungen charakterisiert, Satzbaupläne werden im Lexikon für jedes Verb entworfen; verwandte Verben erhalten identische Satzbaupläne. Auf der Landkarte (auf der Seite links) werden die zwölf häufigsten Pläne aufgeführt, nämlich ein einwertiger Plan (Pläne I), sechs zweiwertige Pläne (Pläne II) und fünf dreiwertige Pläne (Pläne III). In all diesen Bauplänen kann eine NPn eine NPa und eine PPADE durch einen Nebensatz (= Subjektsatz, Objektsatz, Adverbialsatz) ersetzt werden, Die Grundstruktur der Pläne wird dadurch nicht verändert, sondern nur variiert. Neben den von den Satzbauplänen geforderten Ergänzungen kann ein Satz auch freie Angaben enthalten; diese werden nicht von der Valenz des jeweiligen Verbs gefordert, sondern auf der Grundlage allgemeiner Regeln der Verbalphrase des Satzes hinzugefügt. Freie Angaben haben die Funktionen von adverbialen Bestimmungen (die die Verbalphrase näher charakterisieren): Otto schläft unter dem Tisch drei Stunden fest weil er müde ist - Raumangabe - Zeitangabe - Angabe der Art und Weise - Angabe des Grundes Freie Angaben können die Form von Adjektiven/Adverbien, von Präpositionalphrasen oder von Nebensätzen erhalten. DUDEN 4 (1998) §§ 1188 ff. Die deutschen Satzbaupläne SCHÜLERDUDEN (1998) §§ 471 ff. Die Satzglieder 27 2.9 Präpositionen TRENNBARES VERBPRÄFIX _________ an - machen Otto macht das Feuer an PRÄPOSITIONALOBJEKT _________ denken an Emil denkt an NPa a Emilie PRÄPOSITIONALE ERGÄNZUNG _________ fahren Ottilie PPade fährt an die See PRÄPOSITIONALE ANGABE PPada an einem schönen Morgen trinken trinkt Peter seinen Morgenkaffee ERLÄUTERUNGEN PPade PPada Verbpräfix, Verbpartikel - partikel bij een werkwoord Präpositionalobjekt - voorzetselvoorwerp Präpositionale Ergänzung - bijwoordelijk complement met voorzetsel Präpositionale Angabe - bijwoordelijke bepaling met voorzetsel 28 2.9 Präpositionen Präpositionen stellen ein besonderes Problemgebiet dar, weil sie auf vier unterschiedliche Weisen in Sätzen verwendet werden; folgende Beispiele veranschaulichen diese vier Gebrauchsmuster: Otto macht das Feuer an Emil denkt an Emilie Ottilie fahrt an dle See An einem wunderschönen Morgen trinkt Peter seinen Morgenkaffee Im ersten Beispiel ist an trennbares Präfix des Verbs anmachen; dieses an sieht aus wie eine Präposition, ist aber tatsächlich Teil des (zusammengesetzten) Verbs. Im zweiten Beispiel ist an Kern der Präpositionalphrase an Emilie; hier muss man also von einer Präposition sprechen. Das Besondere an dieser Präpositionalphrase besteht darin, dass die spezifische Präposition an vom Verb gefordert wird (denken.. .an) und nicht durch eine andere ersetzt werden kann (*denken unter, *denken bei etc.). Diesen Typ der Präpositionalphrase nennt man Präpositionalobjekt. Im dritten Beispiel ist die Präposition an Kern der Präpositionalphrase an die See. Im Unterschied zum Präpositionalobjekt ist hier die Wahl der Präposition nicht durch das Verb eingeschränkt: Ottilie fährt nach Hamburg, zum Strand, auf die Zugspitze, unter die Elbe etc. Diesen Typ der Präpositionalphrase nennt man präpositionale Ergänzung. Ebenso wie bei den Präpositionalobjekten handelt es sich hier um Ergänzungen, die von der Valenz des Verbs gefordert werden. In Beispiel vier leitet die Präposition an eine Präpositionalphrase ein, die unabhängig von der Valenz des zweiwertigen Verbs trinken ist; entsprechend nennt man diesen Typus präpositionale Angabe. D UDEN 4 (1998) SCHÜLERDUDEN (1998) §§ 796 ff. Trennbare Verbpräfixe (Verbpartikel) §§ 1139 ff. Präpositionalobjekt, präpositionale Ergänzungen und Angaben §§ 64 f. §§ 522 ff. Feste und unfeste Zusammensetzungen Präpositionalgruppen 29 2.10 Kongruenz KONGRUENZ SUBJEKT - FINITE VERBFORM ich______ 1.Pers.Sg .. sing e die Männer 3.Pers.Pl. sing en KONGRUENZ DES GENUS Paul Mask Friseur Frieda Fem Vorsitzende KONGRUENZ NOMEN - PRONOMEN Otto 3.Pers.Sg.Mask er Emilie 3.Pers.Sg.Fem sie ERLÄUTERUNG Pers Sg Pl Mask Fem Neut Person - persoon van de persoonsvorm Singular - enkelvoud Plural - meervoud Maskulinum - manneljjk Femininum - vrouwelijk Neutrum - onzijdig Kongruenz - congruentie Genus - geslacht Pronomen - voornaamwoord Subjekt - gezegde finite Verbform - persoonsvorm van het werkwoord Nomen - naamwoord 30 2.10 Kongruenz Das Verb, das als Kern einer Verbalphrase dient, muss konjugiert, d.h. als finite Verbform nach Tempus (Zeit), Modus (Indikativ oder Konjunktiv/Wirklichkeits- oder Möglichkeitsform) , Person und Numerus (Singular/Einzahl oder Plural/Mehrzahl) bestimmt werden. Dabei können Person und Numerus nur in Übereinstimmung (in Kongruenz) mit dem Subjekt des Satzes gewählt werden: Peter liebt Petersilie. Manchmal ist es schwierig, den Numerus des Subjekts zu bestimmen. Problemfälle sind mehrteilige Subjekte: Aufzählungen ohne Konjunktion oder mit und, sowie gelten als Plural der Vorsitzende und sein Stellvertreter traten zurück. Sammelbezeichnungen, bei denen eine inhaltliche Mehrzahl in der Form eines Singulars auftritt: Hier ist die Form des Singular entscheidend - die Zuhörerschaft applaudierte, aber die Zuhörer applaudierten. Gleichsetzungsnominative, van denen einer im Singular und einer im Plural steht: Hier ist immer - unabhängig van der Wortstellung - der Plural ausschlaggebend - die Spenden waren uns eine große Hilfe, ihre einzige Freude sind die Tiere. Subjekt mit Attribut: Attribute haben keinen Einfluß auf die Kongruenz: eine Reihe großer Probleme kommt auf uns zu; 50% des Exports gehen ins Ausland. Platzhalter-es, das neben dem 'eigentlichen' Subjekt im Satz vorkommt und dieses in der ersten Position des Satzes als Platzhalter vertritt, beeinflusst die Kongruenz nicht: es lagen die alten Germanen... . Dagegen ist das es als unpersönliches Subjekt für die Kongruenz ausschlaggebend: es gibt hier viele Germanen. Kongruenz in Bezug aufs Genus (das grammatische Geschlecht) besteht in Gleichsetzungskonstruktionen: Gleichsetzungsnominativ Ingrid ist Friseuse Gleichsetzungsakkusativ Otto schimpft Ottilie eine Betrügerin. Kongruenz in Bezug auf Genus, Person und Numerus besteht zwischen einem Pronomen und dem Nomen, auf das sich das Pronomen bezieht: Otto schämt sich seiner Untaten, er errötet. DUDEN 4 (1998) §§ 1282 ff. Grammatische Kongruenz 31 2.11 Zusammengesetzte Sätze SATZGEFÜGE Gliedsatz: S NP VP V weiß Otto Relativsatz: S dass sein Auto rostet S NP VP NP das Auto S das alt ist V rostet INHALTSSATZ S NP VP S V Dass Ottilie kommt, beruhigt Otto NP PPobj S Otto weiß, dass Ottilie kommt S Otto denkt daran, dass Ottilie kommt ADVERBIALSATZ S NP VP V Otto weint, PPada weil Ottilie ihm zürnt ERLÄUTERUNGEN Satzverbindung - nevenschikking Satzgefüge - onderschikking Hauptsatz - hoofdzin Nebensatz, Gliedsatz - bijzin Adverbialsatz - bijwoordelijke bijzin Objektsatz - voorwerpszin Subjektsatz - onderwerpszin Relativsatz - betrekkelijke bijzin 32 2.11 Zusammengesetzte Sätze Sätze können zu komplexeren Einheiten zusammengesetzt werden. Bei diesen zusammengesetzten Sätzen unterscheidet man zwischen Satzverbindungen und Satzgefügen. Unter Satzverbindungen versteht man lockerere Verknüpfungen van Sätzen, z.B. in Aufzählungen oder mit und koordinierten Reihen. Satzgefüge dagegen stellen hierarchische Gebilde aus Überordnung und Unterordnung, aus Haupt- und Nebensätzen dar; diese Unterordnung entsteht dadurch, dass ein Satz Teil eines anderen ist und dadurch zum Nebensatz (zum Gliedsatz) wird. Für den Aufbau van Satzgefügen gibt es grundsätzlich zwei Möglichkeiten: Ein Nebensatz wird Teil der Nominalphrase eines übergeordneten Satzes und erläutert diese näher: Das Auto, das alt ist, rostet. Diese Nebensatze nennt man Relativsätze. Sie haben die Funktion eines Attributs. Ein Nebensatz tritt an die Stelle der Nominalphrase eines übergeordneten Satzes: Otto weiß, dass sein Auto rostet. Je nach der Funktion der ersetzten Nominalphrase nennt man diese Nebensatze Subjektsätze, Objektsätze oder Adverbialsätze. Subjekt- und Objektsätze sind Teil des van der Valenz des Verbs geforderten Grundgerüsts des Satzes; Adverbialsätze dagegen vertreten freie Angaben. Relativsatze werden typischerweise durch ein Relativpronomen (der, die, das; welcher, welche, welches; wer, was) oder Relativpartikeln (wo, wie, wohin, woher, wodurch) eingeleitet; alle Relativpronomina kongruieren in Genus und Numerus mit dem Nomen, für das sie stehen (vgl.2.10). Subjekt- und Objektsätze ersetzen Nominalphrasen, die als valenzgebundene Ergänzungen zum Grundgerüst des übergeordneten Satzes gehören; deswegen hat sich der Name Inha1tssatz eingebürgert. Nach der Form lassen sich hier drei Typen unterscheiden: Indirekte Fragesatze, die mit einem Fragepronomen oder -partikel eingeleitet werden: Otto fragt, wann Ottilie komme. Satze, die mit dass (oder auch wenn, als, wie) eingeleitet werden: Otto sagt, dass Ottilie kommt. Infinitive mit und ohne zu: Otto bittet Ottilie zu kommen. Hierher gehören auch Infinitivkonstruktionen, die traditionell als zusammengesetzte Verbformen angesehen werden: Emil muss kommen, Emilie geht schwimmen. Adverbialsätze ersetzen Nominalphrasen in Präpositionalphrasen, die als freie, also nicht valenzgebundene Angaben im übergeordneten Satz fungieren. An die Stelle der Präposition tritt hier eine Konjunktion, die all diese Satze einleitet und ein bestimmtes inhaltliches Verhältnis (des Raumes, der Zeit, der Art und Weise, des Grundes im weiten Sinne) ausdrückt. Es ist üblich, Adverbialsätze nach der Bedeutung der einleitenden Konjunktion in Gruppen einzuordnen. DUDEN 4 (1998) §§ 1315 ff. §§ 1317 ff. §§ 1321 ff. §§ 1334 ff. §§ 1364 ff. Satzverbindungen und Satzgefüge Typik der Nebensätze Relativsätze Inhaltssätze Verhältnissätze SCHÜLERDUDEN (1998) §§ 560 ff. Der zusammengesetzte Satz 33 2.12 Zweiter Ausflug: Kommasetzung AUFZÄHLUNGEN Komma Er ist in der Lage, die Aufgabe zu lösen Kein Komma Er kann die Aufgabe lösen Er beschloss, sich zu stellen Er beschloss zu fliehen Ich bitte Sie, nicht zu reden Sie haben den Mund zu halten Wir wollen versuchen, dies zu erklären Wir wollen dies zu erklären versuchen Der schönste Sieg ist, sich selbst zu besiegen Sich selbst zu besiegen ist der schönste Sieg Komma ERLÄUTERUNGEN Hauptsatz - hoofdzin Hilfsverb - hulpwerkwoord Infinitiv - werkwoord, onbepaalde wijs Subjekt - onderwerp 34 2.12 Zweiter Ausflug: Kommasetzung Aus dem Gebiet der Satzzeichen greifen wir die Kommasetzung als besonders fehlerträchtiges Gebiet heraus. Es gibt zwei gute Gründe (und entsprechend zwei Grundregeln), ein Komma zu setzen: Kommaregel I Glieder von Aufzählungen, die nicht durch Konjunktion (wie und, oder) verbunden sind, werden durch Komma abgetrennt. Kommaregel II Teilsätze werden durch Komma abgetrennt. Diese einfachen Regeln werden dadurch schwierig, dass ihr Gebrauch bestimmten Einschränkungen unterliegt. Regel I gilt für alle Aufzählungen, unabhängig davon, ob es sich um Reihen von Wörtern, Wortgruppen, Nebensätzen oder Hauptsätzen handelt. Manchmal allerdings ist undeutlich, ob eine Aufzählung vorliegt: ein guter alter Freund. Darüber gibt der und -Test Aufschluss: Wenn und dazwischen stehen kann, liegt eine Aufzählung vor (in unserem Beispiel verläuft dieser Test negativ). Bei Regel II ist öfter mühsam zu bestimmen, was ein Teilsatz ist: Als Teilsätze im Sinne dieser Regel gelten nicht nur Nebensätze, sondern auch Appositionen (Otto, der alte Gauner), erweiterte Partizipien (von hinten getroffen, sank Otto...), erweiterte Infinitive mit zu (ich bitte dich, rasch zu gehen). Dazu gelten noch eine Reihe van Ausnahmen, die hier am Beispiel des erweiterten Infinitivs mit zu vorgeführt werden sollen: Nur der Infinitiv mit zu gilt als Teilsatz, und zwar nur dann, wenn er erweitert ist (ein um, ohne, anstatt genügt) Erweiterte Infinitive mit zu stehen allerdings ohne Komma, wenn sie von den Hilfsverben sein und haben oder von den hilfsverbähnlich gebrauchten Verben scheinen,_brauchen, pflegen, zum Teil auch drohen, versprechen abhängen: Sie haben den Befehlen zu gehorchen, sie brauchen mir nicht zu helfen. Das Komma fehlt, wenn der erweiterte Infinitiv, in mehrere Teile gespalten, mit dem Hauptsatz verschränkt wird oder wenn er als Ganzes in der Satzklammer steht: diesen Vorgang wollen wir zu erklären versuchen, wir wollen dies zu erklären versuchen. Ein Komma fehlt ebenfalls, wenn der erweiterte Infinitiv die Funktion des Subjekts im übergeordneten Satz hat und am Satzanfang steht (beide Kriterien müssen erfüllt sein): Sich selbst zu besiegen ist fein. DUDEN 1 (1990) S. 36-46 Kommasetzung 35 3.0 Analyse deutscher Satzglieder NOMINALPHRASE NP ART ADJ N NPg meines Vaters der Hut PP von meinem Vater S der meinem Vater gehört alte PRÄPOSITIONALPHRASE PP PRÄP NP ART ADJ N NPg meines Vaters der Hut PP von meinem Vater S der meinem Vater gehört alte ERLÄUTERUNGEN ADJ ART N NP PP PRÄP S Adjektiv - bijvoegelijk naamwoord Artikel - lidwoord Nomen, Substantiv - naamwoord Nominalphrase - nominale constituent Präpositionalphrase - constituent met een voorzetsel Präposition - voorzetsel Satz - zin Adjektivphrase - bijvoegelijk constituent Konjunktjon - voegwoord Genus - geslacht Numerus - getal Kasus - naamval finites Verb - persoonsvorm van een werkwoord infinite Verbform - werkwoord, onbepaalde wijs 36 3.0 Analyse deutscher Satzglieder Satzglieder können ihrer Form nach in vier Gruppen eingeteilt werden: in Nominalphrasen, deren Kern von einem Nomen oder Pronomen gebildet wird: der alte Hut meines Vaters; der nominale Kern kann durch Artikel und andere Pronomina, Zahlwörter, Adjektive links von sich und durch Genitivattribute, Präpositionalphrasen, Appositionen, Relativsätze rechts von sich ergänzt werden; in Präpositionalphrasen, in denen eine Präposition (meistens) links von einer Nominalphrase steht; in Adjektivphrasen, deren Kern von einem Adjektiv gebildet werden: so groß wie ein Riese; der Kern kann links durch Partikeln (wie so, sehr), andere Adjektive (furchtbar), Nominalphrasen (zwei Meter) und rechts beispielsweise durch vergleichende Konstruktionen ergänzt werden; in verbale Glieder, die entweder finit (singt) oder infinit (singen, singend, gesungen) sind. Übrig bleiben dann Partikel wie Konjunktionen (denn, aber, weil,...) und Verneinung (nicht) , die sich auf den ganzen Satz beziehen und deswegen weniger als seine Glieder angesehen werden können. Vor allem wegen der Kongruenz von Genus, Numerus und Kasus bilden Nominalphrasen und Präpositionalphrasen ein Problem, das im folgenden genauer besprochen werden soll. DUDEN 4 (1998) §§ 1158 ff. Der Satzgliedinnenbau SCHÜLERDUDEN (1998) §§ 545 ff. Der Innenbau von Satzgliedern 37 3.1 Kongruenz in Nominalphrasen SINGULAR Typ 0 Typ 0 Typ 0 -es - er der die alte alte Mann Mensch des Frau -er der alten Frau alten Mannes Menschen dem alten Mann Menschen den alten Mann Menschen das alte Kind des alten Kindes - em -em -er der alten Frau dem alten Kind die alte das alte Kind -es Frau Typ I Typ I Typ I PLURAL Typ 0 -e die alten Männer Frauen Autos der alten Männer Frauen Autos den alten Männern Frauen Autos die alten Männer Frauen Autos - er - e Typ I ERLÄUTERUNGEN Singular - enkelvoud Plural - meervoud Genus - geslacht Numerus - getal Kasus - naamval Adjektiv - bijvoegelijk naamwoord Pronomen - voornaamwoord Nomen - naamwoord Artikel - lidwoord Deklination - verbuiging 38 3.1 Kongruenz in Nominalphrasen In Nominalphrasen richten sich die veränderbaren (= flektierbaren) Elemente, die links vom Kern-Nomen stehen, in Genus, Numerus und Kasus nach diesem Nomen; wenn man also Artikel, andere Pronomina und Adjektive links vom Substantiv angemessen deklinieren will, dann muss man Genus, Numerus und Kasus dieses Substantivs kennen, weil sich danach ihre Deklinationsendung bestimmt. Das Genus (das grammatische Geschlecht) ist eine Eigenschaft, die im Lexikon für jedes einzelne Substantiv angegeben ist: Man muss wissen (und kann es dem Wort nicht ansehen), welches Genus ein Substantiv hat (allerdings gibt es ein paar Faustregeln: Nomina auf -ung sind Feminina etc.). Steht ein Nomen in einem bestimmten Genus, so sind auch für die vorangehenden Artikel, Pronomina und Adjektive Formen dieses Genus zu wählen: die alte Tante. Der Numerus ist eine Frage der Entscheidung: Wähle ich für ein Nomen den Plural, so müssen auch vorangehende Artikel, Pronomina und Adjektive im Plural stehen: die alten Tanten. Der Singular ist im Deutschen nicht gekennzeichnet; der Plural wird durch bestimmte Endungen und/oder durch Umlaut markiert: Tag - Tage, Gast-Gäste, Last - Lasten etc. (es gibt einige unmarkierte Plurale: Esel-Esel). Zu jedem Substantiv ist im Lexikon verzeichnet, auf welche Weise es seinen Plural bildet; auch das muss man also wissen und kann es dem Wort nicht ansehen. Der Kasus wird dem Nomen von der Valenz des regierenden Verbs oder der regierenden Präposition auferlegt (vgl. dazu Kap.2.6, 2.8 und 3.2). Die Valenz des Verbs oder die Rektion der Präposition muss man wissen oder im Lexikon nachschlagen; nach dem auferlegten Kasus richten sich dann die Endung des Nomens selbst und die Endungen all der Elemente, die links von ihm stehen. Die Deklinationsreihen der Artikel, Pronomina, Adjektive und Nomina zeigt jede Schulgrammatik. Die große Schwierigkeit liegt aber nicht in diesen Reihen und Endungen selbst, sondern in deren Zusammenspiel in der Nominalphrase: Das Adjektiv hat nämlich zwei Deklinationen, den Typ 0 und den Typ I; der Deklinationstyp 0 wird gebraucht, wenn kein Artikel/Pronomen mit Endung vorausgeht: junger Freund, ein alter Mann, welch kalter Kaffee; der Deklinationstyp I wird gebraucht, wenn ein Artikel/Pronomen mit Endung vorausgeht: der junge Freund, dieser alte Mann, jener kalte Kaffee. Wenn also der bestimmte Artikel (der, die, das) oder die Pronomina dieser, welcher, jener, aller, beider, folgender. mancher, sämtlicher, solcher vorangehen, gilt Typ I; sonst gilt Typ 0. Eine Mischung von 0 und I tritt bei ein, mein, kein, irgendein auf, weil diese Wörter zum Teil keine Endung haben (also: Typ 0 – kein alter Mann), zum Teil aber wohl (also: Typ I - keinem alten Mann). DUDEN 4 (1998) §§ 374 ff. §§ 475 ff. §§ 536 ff. und 577 ff. SCHÜLERDUDEN (1998) §§ 148 ff. §§ 200 ff. §§ 267 ff. Deklination des Substantivs Deklination des Adjektivs Artikel und Pronomen Das Nomen Pronomen und Artikel Adjektiv 39 3.2 Rektion der Präpositionen PRÄPOSITIONEN MIT EINEM KASUS bis, durch, für, gegen, ohne, um PRÄP NPa aus, bei, entsprechend, nach, seit, von, zu PRÄP NPd statt, aufgrund, trotz, während, wegen PRÄP NPg PRÄPOSITIONEN MIT ZWEI KASUS Verb Bewegung an, auf, hinter, in, zwischen, neben, über, unter, vor ERLÄUTERUNGEN NPa NPd NPg PRÄP Kasus - naamval Nominalphrase im Akkusativ - nominale constituent in de 4e naamval im Dativ - ... in de 3e naamval im Genitiv - ... in de 2e naamval Präposition - voorzetsel lokal – van plaats direktional - van richting 40 3.2 Rektion der Präpositionen Präpositionalphrasen sind Nominalphrasen mit einer Präposition davor; in ihnen herrscht also genau die Kongruenz von Genus, Numerus und Kasus, wie wir sie in Kap. 3.1 besprochen haben. Als charakteristisches Merkmal tritt hier die Kasusrektion der Präposition hinzu: Jede Präposition bestimmt (regiert) den Kasus des Nomens, das als nominaler Kern mit ihr zusammen eine Präpositionalphrase bildet. Man kann Präpositionen nach dem Kasus unterscheiden, den sie regieren: Mit dem Akkusativ stehen vor allem bis, durch, für, gegen, ohne, urn. Mit dem Dativ stehen vor allem aus, bei, entsprechend, nach, seit, von, zu. Mit dem Genitiv stehen vor allem statt, aufgrund, trotz, während, wegen. Eine Schwierigkeit bilden die (häufig gebrauchten) Präpositionen, die sowohl den Dativ als auch den Akkusativ regieren: an, auf, hinter, in, neben, über, unter, vor, zwischen. Der Orientierung können hier zwei Gebrauchsmuster dienen, in denen diese Präpositionen vorkommen: Wenn diese Präpositionen in Ortsangaben (also lokal) benutzt werden, regieren sie den Dativ: auf dem Hof, in dem Garten, hinter dem Haus. Wenn dagegen die Präpositionen in Richtungsangaben (also direktional) benutzt werden, regieren sie den Akkusativ: auf den Hof, in den Garten, hinter das Haus. Wird die Präpositionalphrase von der Valenz des Verbs gefordert (ist diese Präpositionalphrase also eine adverbiale Ergänzung des Ortes oder der Richtung) , so entscheidet letzten Endes das Verb über den Kasus des Nomens in der Präpositionalphrase: Bewegungsverben erfordern Richtungsergänzungen und damit such den Akkusativ: Otto fahrt auf den Hof, in den Garten, hinter das Haus. Lokale Zustandsverben erfordern Ortsergänzungen und damit auch den Dativ: Otto steht auf dem Hof, im Garten, hinterm Haus. Die Orientierung mithilfe des lokalen und des direktionalen Gebrauchsmusters versagt dort, wo diese Präpositionen nicht mehr räumlich, sondern zeitlich oder ganz abstrakt benutzt werden: Otto kommt in zwei Tagen; Emil denkt an die Liebe. Bei nichträumlicher Bedeutung regieren an, in, neben, unter, vor und zwischen den Dativ (in fünf Jahren, vor_drei Tagen,_ an langen Abenden), auf und über den Akkusativ (über zehn Jahre, auf unterschiedliche Art). Allerdings wird in Präpositionalobjekten häufiger von dieser Faustregel abgewichen, so dass man hier - wie bei den anderen Objekten auch - die Valenz des Verbs kennen muss: denken an ihn, bestehen auf seiner Entschuldigung. DUDEN 4 (1998) §§ 677 ff. Präpositionen SCHÜLERDUDEN (1998) §§ 327 ff. Die Präposition 41 4.1 Modalverben BEDEUTUNG DER MODALVERBEN notwendig müssen objektiv Wille sollen fremd dürfen subjektiv können möglich ERLÄUTERUNGEN Modalverb - modaal (hulp-)werkwoord 42 wollen Wille eigen 4-0 Analyse von Bedeutungen Wir wollen uns hier auf die Darstellung eines Problemgebietes beschränken, das niederländischen Deutschlernern immer wiederkehrende Schwierigkeiten bereitet, nämlich auf die Analyse der Modalverben. 4.1 Modalverben Die Verben müssen, können, sollen, dürfen, wollen und mögen werden immer in Verbindung mit dem Infinitiv eines anderen Verbs benutzt: Otto muss gehen etc. Sie heißen Modalverben, weil sie etwas über den 'Wirklichkeitswert' des Sachverhaltes sagen, der im Infinitiv formuliert ist; sie drücken aus, ob der Sachverhalt notwendig oder möglich, ob er gewollt, gewünscht oder erlaubt ist. Die Bedeutung der Modalverben kann man (zunächst) in zwei Dimensionen näher bestimmen: Die erste Dimension erstreckt sich zwischen den Polen der Notwendigkeit und der Möglichkeit. Hier sind müssen und können anzusiedeln: Otto muss gehen - 'aus den objektiven Bedingungen ergibt sich die Notwendigkeit, dass Otto geht'; Otto kann gehen - 'aus den objektiven Bedingungen (zu denen auch die Fähigkeiten Ottos zählen) ergibt sich die Möglichkeit, dass Otto geht'. Die zweite Dimension erstreckt sich zwischen den Polen des fremden und des eigenen Willens. Eine Zwischenstellung zwischen diesen beiden Polen nimmt die Erlaubnis zu einer Handlung ein. Auf dieser Dimension sind sollen, können und dürfen, wollen und mögen einzuordnen; alle diese Verben modifizieren eine - im abhängigen Infinitiv ausgedrückte - Handlung: Otto soll gehen – ‚jemand anders als der Handelnde Otto (= ein Fremder) will, dass Otto geht’; Otto darf/kann gehen – ‚jemand anders gibt die Erlaubnis, dass Otto geht’; Otto möchte/will gehen – ‚der Handelnde selbst hat den Willen/den Wunsch zu gehen’. . Niederländische Deutschlerner neigen dazu, häufig dort sollen zu verwenden, wo eine objektive Notwendigkeit und nicht ein. fremder Wille gegeben ist und deswegen allein müssen gebraucht werden kann. Vielleicht helfen die folgenden Testsätze: Es ist notwendig >>> müssen Jemand will >>> sollen Es ist möglich >>> können Jemand erlaubt >>> dürfen Der Handelnde will >>> wollen, mögen Modalverben haben noch eine dritte Bedeutungsdimension, auf der sie die Einschätzung des Sprechers/Schreibers von einem bestimmten Sachverhalt ausdrücken: Otto muss in Paris sein kann bedeuten, dass es notwendig ist, dass Otto in Paris ist ( = objektive Notwendigkeit); es kann aber auch bedeuten, dass der Sprecher/Schreiber es für notwendig gegeben hält, dass Otto in Paris ist ( = subjektive Notwendigkeit). Entsprechendes gilt für können, sollen, dürfen (auch in den Konjunktivformen könnte, sollte, dürfte). In unserem Diagramm haben diese Modalverben deswegen zwei Werte, entsprechend ihrer subjektiven und ihrer objektiven Bedeutung 43