5 Das Abgaskonzept für Motoren mit Direkteinspritzung 5.1 Die Breitband-Lambda-Sonde (LSU) Die unterschiedliche Gemischzusammensetzung in den verschiedenen Betriebszuständen eines Otto-Direkteinspritzmotors wirkt sich auch auf die Abgaszusammensetzung aus. Es treten Lambdawerte von 0,7 – ca. 3 auf. Deshalb kann die bereits bekannte Spannungssprung-Lambda-Sonde nicht mehr verwendet werden. Die Breitband-Lambda-Sonde ermöglicht die Erfassung von Lambdawerten von = 0,7 bis = 3. 51 5.1.1 Aufbau des Sensorelements: 12 Schematischer Aufbau der planaren Breitband-Lambdasonde Nummer Erklärung Nummer Erklärung 1 Abgas 7 Referenzzelle 2 Abgasrohr 8 Sauerstoff-Pumpzelle 3 Heizer 9 Poröse Schutzschicht 4 Regelelektronik 10 Gaszutrittsloch 5 Referenzluftkanal 11 Poröse Diffusionsbarriere 6 Messspalt (10...50m) 12 Poröse Platinelektrode Durch den planaren (schichtweisen) Aufbau des Sondenelements können mehrere Funktionen in einem Messelement untergebracht werden. Pumpzelle (8) und Referenzzelle (7) bestehen aus einer Zirkondioxid-Keramik (ZrO2). In die porösen Platinelektroden wurde ebenfalls ZrO2 eingelagert. Die Sonde liefert erst bei einer Betriebstemperatur von mindestens 600 ... 800° C ein brauchbares Signal. Damit diese Temperatur auch bei niedrigeren Abgastemperaturen schnell erreicht wird, ist die Sonde mit einem integrierten Heizelement versehen (3). 52 Die Referenzzelle und die Pumpzelle sind Nernst-Konzntrationszellen. Um die Funktionsweise des Sondenelements verstehen zu können, müssen die Abläufe an der Nernstzelle klar sein. 5.1.2 Abläufe an der Nernstzelle Abgasseite Legende: Pt: Platin; ZrO2: Zirkoniumdioxid; Y2O3: Yttriumtrioxid Die Nernstspannung UN entsteht dadurch, dass sich an der Elektrode Abgasseite und der Elektrode Luftreferenz unterschiedlich hohe Sauerstoffkonzentrationen einstellen. Entscheidend dafür ist, dass der Sauerstoff, der sowohl im Abgas als auch in der Luft als O2-Molekül vorkommt, ionisiert wird. Dies erfolgt bei Temperaturen von 600...800 °C durch die katalytische Wirkung der Platin-Zirkoniumdioxid-Elektroden. Je größer der Sauerstoffionenunterschied zwischen den beiden Elektroden, desto größer wird die Nernstspannung UN. Umgekehrt lässt sich diese Zelle als „Pumpzelle“ verwenden, wenn man an die Elektroden eine Pumpspannung UP anlegt 53 Durch die Polarität der Pumpspannung kann die Bewegungsrichtung der Sauerstoffionen gesteuert werden. In der oberen Abbildung wird auf diese Weise Sauerstoff aus dem Hohlraum „abgepumpt“. Der Pumpstrom besteht aus den wandernden Sauerstoffionen. Auf diese Weise kann im Hohlraum eine Sauerstoffkonzentration, die Lambda = 1 entspricht, eingestellt werden. 5.1.3 Vorgänge in der Messzelle Aufgrund der Referenzluftkanal Unterschiede (5) und dem in der zum Sauerstoffkonzentration Abgas hin nur durch zwischen eine poröse Diffusionsbarriere getrennten Messspalt (6) entsteht zwischen den Platinelektroden eine Spannung. Das Prinzip der Messung beruht darauf, den Lambdawert im Messspalt (6) genau auf = 1 zu halten. Dies entspricht einer Referenzspannung URef von 450 mV. Eine elektronische Regelschaltung erkennt die Abweichung von diesem Spannungswert und beaufschlagt die Pumpzelle (8) mit einer entsprechenden Pumpspannung Up, die dieser Änderung entgegenwirkt. Aufgrund dieser Pumpspannung fließt durch die Pumpzelle der Pumpstrom Ip. Je nach Polarität fließen Sauerstoffionen in den Messspalt hinein oder heraus. Größe und Richtung des Pumpstromes sind ein Maß für die Sauerstoffkonzentration im Abgas, wie dem untenstehenden Diagramm entnommen werden kann. Zum besseren Verständnis ist daneben die Kennlinie der Referenzzelle (7) abgebildet. 54 Bei einer mageren Abgaszusammensetzung steigt der Lambdawert im Messspalt. Als Folge sinkt die Referenzspannung unter 450 mV. Die Regelelektronik beaufschlagt die Pumpzelle mit einer Spannung Up, so dass ein positiver Pumpstrom fließt. Infolge davon wandern Sauerstoffionen vom Messspalt in den Abgasstrom. Bei fettem Abgas steigt die Referenzspannung über 450 mV. Jetzt reagiert die Regelelektronik mit einer entgegengesetzten Spannung, so dass ein negativer Pumpstrom erzeugt wird. Sauerstoffionen werden durch Diffusionsvorgänge in den Messspalt gedrückt. Liegt der -Wert bei 1 muss kein Sauerstoff transportiert werden. Entsprechend fließt kein Pumpstrom. Die Regelelektronik erkennt die Änderung des Pumpstroms durch den Spannungsabfall Us an einem Messwiderstand. 5.2 Der Drei-Wege-Vorkatalysator Er befindet sich im Abgaskrümmer und erreicht durch seine motornahe Anordnung schnell seine Betriebstemperatur. Dadurch beginnt er schneller mit der Abgasreinigung und die strengen Abgasgrenzwerte könne eingehalten werden. 5.2.1 Aufgabe des Vorkatalysators Er wandelt die bei der Verbrennung entstehenden Schadstoffe in unschädliche Stoffe um. Die genauen Vorgänge im Katalysator werden als bekannt vorausgesetzt und deshalb an dieser Stelle nur kurz erwähnt. 55 5.2.2 Homogen-Betrieb mit Lambda = 1 Die Kohlenwasserstoffe (HC) und die Kohlenmonoxide (CO) oxidieren mit dem Sauerstoff (O) der Stickoxide (NOx) zu Wasser (H2O) und Kohlendioxid (CO2). Gleichzeitig werden dadurch die Stickoxide zu Stickstoff (N2) reduziert. 5.2.3 Schichtladungs- und Homogen-Mager-Betrieb mit Lambda > 1 Die Kohlenwasserstoffe und die Kohlenmonoxide oxidieren vorzugsweise mit dem im Abgas reichlich vorhandenen Sauerstoff und nicht mit dem Sauerstoff der Stickoxide. Deshalb werden die Stickoxide von einem Drei-Wege-Katalysator im Magerbetrieb nicht in Stickstoff umgewandelt. Sie strömen zum NOx-Speicherkatalysator. 5.3 Abgastemperatursensor 56 Das Sensorelement ist ein Messwiderstand mit einem negativen Temperaturkoeffizienten (NTC). Er hat einen Messbereich von – 40 – 1000°C. Anhand des Temperatursignals errechnet das Motorsteuergerät die Temperatur im NOx – Speicherkatalysator. Dies ist erforderlich, weil: - der NOx – Speicherkatalysator nur bei einer Betriebstemperatur zwischen 250°C und 500°C Stickoxide abspeichern kann. Deshalb darf auch nur in diesem Temperaturbereich in den Schichtladungs- und Homogen-Mager-Betrieb geschaltet werden. - auch der Schwefel im NOx – Speicherkatalysator zwischengespeichert wird. Um den Schwefel wieder aus den Speicherplätzen zu lösen, muss die Temperatur im Speicherkatalysator mindestens 650° C betragen. Diese Vorgänge werden in den Kapiteln 5.4.3, 5.4.4 und 5.6.1, 5.6.2 noch genauer beschrieben. 5.4 Der NOx-Speicherkatalysator Er ist an der gleichen Stelle verbaut, wie ein herkömmlicher Drei-WegeHauptkatalysator. Er beinhaltet die Funktion eines Drei-Wege-Katalysators und kann zusätzlich Stickoxide einspeichern. 5.4.1 Aufgabe Im Homogen-Betrieb bei Lambda = 1 arbeitet der NOx-Speicherkatalysator wie ein herkömmlicher Drei-Wege-Katalysator. 57 Im Schichtladungs- und Homogen-Mager-Betrieb bei Lambda > 1 kann er die Stickoxide nicht mehr umwandeln. Der Sauerstoff für den Oxidationsvorgang von Kohlenmonoxid und den Kohlenwasserstoffen wird in diesem Fall nicht von den Stickoxiden abgespalten, sondern dem hohen Restsauerstoffanteil im Abgas entnommen. Daher müssen die Stickoxide gespeichert werden. Ist die Speicherfähigkeit erschöpft, wird eine Regeneration eingeleitet. Wegen der chemischen Ähnlichkeit zu den Stickoxiden wird aber auch der im Kraftstoff enthaltene Schwefel eingelagert. 5.4.2 Funktionsweise Neben den aus dem Drei-Wege-Katalysator bekannten Beschichtungen Platin, Rhodium und Palladium hat der NOx-Speicherkatalysator Bariumoxid als vierte Beschichtung. Damit können Stickoxide im Magerbetrieb zwischengespeichert werden. Die Beschichtung zur NOx-Speicherung und die Beschichtung des Dreiwegekatalysators können auf einem gemeinsamen Träger aufgebracht sein. Die NOx-Konvertierung geschieht im Speicherkatalysator allerdings nicht kontinuierlich, sondern läuft in drei Schritten ab: Einlagerung, Auslagerung, und Konvertierung (Umwandlung). 5.4.3 Die Einlagerung Dabei werden die Stickoxide an der Platinbeschichtung zu Stickstoff- dioxid oxydiert und reagieren dann mit dem Bariumoxid und Sauerstoff zu Bariumnitrat. Somit werden die während des Mager-Betriebs entstehenden Stickoxide gespeichert. Reaktionsgleichung: 2 BaO + 4 NO2 +O2 2 Ba(NO3)2 Das NOx-Steuergerät erkennt aufgrund der Signale des NOx-Sensors, wann der Katalysator gesättigt und die Einlagerungsphase beendet ist. 58 5.4.4 Die Auslagerung und Konvertierung (Regeneration) Mit zunehmender Menge an gespeicherten Stickoxiden nimmt die Fähigkeit weiter Stickoxide zu binden, ab. Es muss regeneriert werden, d.h. die eingelagerten Stickoxide müssen entfernt und konvertiert werden. Dazu wird kurzzeitig auf leicht fetten Homogenbetrieb (Lambda < 1). Die Vorgänge für die Auslagerung des NOx und Konvertierung in N2 und CO2 laufen getrennt ab. Die Auslagerung erfolgt im Beispiel durch die im fetten Abgas reichlich vorhandenen CO-Moleküle. Zuerst wird das Bariumnitrat durch das Kohlenmonoxid wieder zu Bariumoxid reduziert. Dadurch wird Kohlendioxid und Stickstoffmonoxid freigesetzt. Durch das Rhodium und Platin werden die Stickoxide zu Stickstoff und das Kohlenmonoxid zu Kohlendioxid oxydiert. Reaktionsgleichungen: Auslagerung: Ba(NO3)2 + 3 CO 3 CO2 + BaO + 2 NO Konvertierung: 2 NO + 2 CO N2 + 2 CO2 5.5 Der NOx-Sensor Er ist direkt hinter dem NOx-Speicherkatalysator in das Abgasrohr geschraubt. Mit ihm wird der Stickoxid- und der Sauerstoffanteil im Abgas bestimmt und an das Steuergerät für den NOxSensor gesendet. 5.5.1 Aufbau des NOx-Sensors Er besteht aus zwei Kammern, zwei Pumpzellen, mehreren Elektroden und einer Heizung. Die Pump- und Referenzzellen bestehen aus Zirkoniumdioxid. Dieser Stoff hat die Eigenschaft, dass bei negativen einer angelegten Sauerstoffionen Spannung von der die Minus- elektrode zur Pluselektrode wandern können. 59 5.5.2 Funktion des NOx-Sensors Die Funktion des NOx-Sensors basiert auf der Sauerstoffmessung und lässt sich von einer Breitband-Lambdasonde ableiten. Mit ihm wird im Homogen-Betrieb die Funktion der Breitband-Lambdasonde kontrolliert. Im Magerbetrieb ist er für die Messung des NOx-Anteils im Abgas zuständig. Dieser soll im Folgenden näher betrachtet werden. 5.5.3 Bestimmung des Lambda-Wertes in der ersten Kammer Ein Teil des mageren Abgases strömt in die 1. Kammer. Wie bei der planaren Breitband-Lambdasonde beruht das Prinzip der Messung darauf, den Lambda-Wert in der 1. Kammer genau auf Lambda = 1 zu halten. Auf diese Weise stellt man in der 1. Kammer ein Abgas mit definiertem Sauerstoffanteil her. Dies ist wichtig für die spätere Bestimmung des Stickoxidanteils, da in dieser „geeichten“ Abgasmenge je nach Sättigungsgrad des Speicherkatalysators mehr oder weniger Stickoxide enthalten sein können. Da der Lambda-Wert im Abgas beim Schichtladungsbetrieb größer 1 ist, wird vom Steuergerät eine Spannung so angelegt, dass die negativ geladenen Sauerstoffionen „abgepumpt“ werden. Die Größe des dabei fließenden Ionenstroms (Pumpstroms) ist ein Maß für den Lambdawert im Abgas. In den Abbildungen sind fälschlicherweise Sauerstoffmoleküle dargestellt. Tatsächlich müssen es aber 2-fach negativ geladene Sauerstoffionen sein, denn nur geladene Teilchen diffundieren in der Pumpzelle aufgrund der angelegten Spannung von einer Elektrode zur anderen. 60 5.5.4 Bestimmung des NOx-Anteils in der zweiten Kammer Die Abgase mit dem nun definierten Lambda-Wert = 1 (sauerstofffreies Abgas) strömen dann von der 1. in die 2. Kammer. Dort werden die NO x-Moleküle im Abgas an einer speziellen Elektrode katalytisch in N2-Moleküle und O2-Ionen aufgespaltet. Da zwischen den Elektroden der 2. Pumpzelle eine gleichmäßige Spannung von Abgas 450 mV anliegt, wandern die negativ geladenen Sauerstoff- Ionen von der inneren zur äußeren Elektrode. Der dabei fließende Sauerstoffpumpstrom ist ein Maß für den Sauerstoffanteil in der 2. Kammer. Da der Sauerstoffpumpstrom verhältnisgleich zum Stickoxidanteil im Abgas ist, kann so die Stickoxidmenge bestimmt werden. Wird eine bestimmte Schwelle an Stickoxiden überschritten, ist die Speicherfähigkeit des NOx-Speicherkatalysators erschöpft und es wird eine NOx-Regeneration eingeleitet (siehe Kapitel 5.6.1). Wird die Schwelle in immer kürzeren Zeitabständen überschritten, ist der Speicherkatalysator vom Schwefel belegt und es wird eine Schwefel-Regeneration eingeleitet (siehe Kapitel 5.6.2). Die Speicherfähigkeit des NOx-Speicherkatalysators ist stark temperaturabhängig. Sie erreicht ein Maximum im Bereich von 300 ... 400° C. Damit ist der günstige Temperaturbereich sehr viel niedriger als beim Dreiwege-Katalysator. Aus diesem Grund müssen zwei getrennte Katalysatoren – ein motornah eingebauter DreiwegeKatalysator als Vorkatalysator und ein motorferner NOx-Speicherkatalysator als Hauptkatalysator – eingesetzt werden. Ein Problem für den NOx-Speicherkatalysator ist der Schwefelgehalt im Benzin. Der im mageren Abgas enthaltene Schwefel reagiert mit dem Bariumoxid (Beschichtungsmaterial) zu Bariumsulfat. Die für die NOx-Speicherung verfügbare Menge an Speichermaterial nimmt daher mit der Zeit ab. Das Bariumsulfat ist sehr temperaturbeständig und wird daher nur zu einem geringen Teil bei der NOxRegeneration abgebaut. Bei Verwendung schwefelhaltigen Kraftstoffs muss daher immer wieder entschwefelt werden. 61 5.6 Regenerationsmodus 5.6.1 Regeneration von Stickoxiden Die Regeneration erfolgt, wenn hinter dem Speicherkatalysator die Stickoxidkonzentration einen festgelegten Wert überschreitet. Das NOx-Steuergerät gibt die Information, dass der Katalysator keine Stickoxide mehr speichern kann, an das Motorsteuergerät. Der Regenerationsmodus wird eingeschaltet. Dabei wird vom mageren Schichtladungs-Betrieb in den Homogen-Betrieb umgeschaltet, wodurch der Anteil an Kohlenwasserstoff und Kohlenmonoxid im Abgas steigt. Im Speicherkatalysator verbinden sich beide mit dem Sauerstoff der Stickoxide und aus den Stickoxiden entsteht Stickstoff. Der NOx-Speicherkatalysator kann im Schichtladungs-Betrieb bis zu 90 Sekunden lang Stickoxide speichern. Danach erfolgt eine ca. 2 Sekunden dauernde Regeneration. 5.6.2 Regeneration von Schwefel Die Regeneration von Schwefel ist aufwändiger, weil Schwefel temperaturbeständiger ist und bei der Stickoxid-Regeneration im Katalysator verbleibt. Eine Entschwefelung wird vorgenommen, wenn die Speicherfähigkeit des NOx-Speicherkatalysators in immer kürzeren Zeitabständen erschöpft ist. Das Motorsteuergerät erkennt daraus, dass die Speicherplätze vom Schwefel belegt sind und Stickoxide nicht mehr gespeichert werden können. 62 Dann wird ab einer fahrzeugspezifischen Mindestgeschwindigkeit für ca. 2 Minuten in den Homogen-Betrieb geschaltet und durch Zündzeitpunktverstellung in Richtung „spät“ die Temperatur des Speicher-Katalysators auf über 650 °C erhöht. Erst dann reagiert der eingespeicherte Schwefel zu Schwefeldioxid (SO2). Fahrten mit hoher Last und Drehzahl führen automatisch zur Entschwefelung, weil dabei im Homogen-Betrieb gefahren wird und der NOx-Speicherkatalysator die notwendige Entschwefelungstemperatur erreicht. 5.7 Benzindirekteinspritzung und schwefelfreier Kraftstoff Um den Kraftstoff- verbrauch und die Abgasemissionen durch die Schwefel-Regeneration so gering wie möglich zu halten, sollte möglichst ein schwefelfreier Kraftstoff getankt werden. Neben den mittlerweile angebotenen schwefelreduzierten Kraftstoffen ist der von der Firma Shell entwickelte Kraftstoff 63 „Shell Optimax“ mit einer ROZ von 99 als einziger wirklich schwefelfreier Kraftstoff an den Tankstellen erhältlich. Die Einführung schwefelfreien Kraftstoffs (Schwefelgehalt unter zehn ppm) eröffnet besonders für anspruchsvolle Motorkonzepte wie die Benzindirekteinspritzung neue Möglichkeiten im Blick auf Verbrauch und Emissionen. So gehen bei einem Schwefelgehalt von 150 ppm rund zwei Prozent des gesamten Kraftstoffverbrauchs auf das Konto der Entschwefelung. Theoretisch muss der Katalysator bei schwefelfreiem Kraftstoff nur noch alle 7 500 Kilometer regeneriert werden. Man kann jedoch davon ausgehen, dass der Katalysator auf dieser langen Strecke mehrmals Temperaturen über 600 Grad im normalen Fahrbetrieb erreicht und dadurch automatisch entschwefelt wird. Generell führt schwefelfreier Kraftstoff bei allen Fahrzeugen mit Katalysator – unabhängig von der Art der Einspritzung – zu reduzierten Stickoxid-, Kohlenmonoxidund Kohlenwasserstoff-Emissionen Zusammengefasst ergeben sich folgende Vorteile (auch für Saugrohreinspritzer): ein geringerer Kraftstoffverbrauch (durch seltenere Schwefel-Regenerationen) weniger Schadstoffe durch spezielle Verarbeitungsverfahren Schwefelfreiheit eine verbesserte Beschleunigung (durch ROZ 99 und Klopfsensor) weniger Ablagerungen im Motor (durch besondere Kraftstoffzusätze) 5.8 Steuergerät für den NOx-Sensor Das Steuergerät für den NOx-Sensor befindet sich beim Lupo FSI und Golf FSI am Unterboden in der Nähe des NOx-Sensors. Die nahe Anordnung soll verhindern, dass äußere Störeinflüsse die Signale des NOx-Sensors verfälschen. Im Steuergerät werden die Signale des Gebers für NOx aufbereitet und an das Motorsteuergerät weitergesendet. 64 und 5.8.1 Elektrische Schaltung (PIN-Belegung) Vom NOx-Sensor zum Steuergerät für den NOx-Sensor: 1-6 Kompensationswiderstände (Über die Kompensationswiderstände werden die Signale des Gebers für NOx angepasst und Toleranzen aus der Sensor-Fertigung ausgeglichen.) 7-8 nicht belegt 9 Sensorsignal Masse 10 NOx-Pumpstrom (A), Kammer 2 11 Lambda-Pumpstrom (mA), Kammer 1 12 Heizung (Minus) 13 Referenzzellen-Spannung 14 Heizung (Plus) Vom Steuergerät für den NOx-Sensor zum Steuergerät für Motronic: 1 NOx-Signal, Kammer 2 2 Sauerstoffanteil Lambda, Kammer 1 3 Temperatur-Geber für NOx 4 Sprungsonden-Spannung 5 Referenzzellen-Spannung 6 nicht belegt 7 Versorgungsspannung 8 Heizung (Minus) 9 Masse 10 Heizung (Plus) Fällt das Steuergerät für den NOx-Sensor aus, wird von der Regelung in eine Steuerung umgeschaltet. Wegen der Gefahr erhöhter Stickoxidemissionen wird der Schichtladungs- und der Homogen-Mager-Betrieb untersagt. 5.9 Verwendung der NOx-Sensor-Signale Aus den Signalen wird erkannt und geprüft: ob die Katalysatorfunktion in Ordnung ist ob der Lambda = 1-Regelpunkt der Vorkat-Breitband-Lambdasonde in Ordnung ist oder korrigiert werden muss. Das ist durch eine interne Schaltung im Steuergerät für NOx möglich. Mit ihr kann an den Elektroden des Gebers für NOx ein der Sprungsonde ähnliches Signal abgegriffen werden. Ein solches Signal ist im Bereich Lambda = 1 sehr genau. wann die Speicherfähigkeit des NOx-Speicherkatalysators erschöpft ist und eine NOx- oder Schwefel-Regeneration eingeleitet werden muss. Fällt das Signal des Gebers für NOx aus, wird vom Motronic-Steuergerät nur noch der Homogen-Betrieb zugelassen. 65