Aminosäuren und Peptide Dr. Katja Arndt Institut für Biologie III http://www.molbiotech.uni-freiburg.de/ka K. M. Arndt, 2007 Genetischer Code Basentriplets codieren für Aminosäuren K. M. Arndt, 2007 Aminosäuren Definition: Aminosäuren (Aminocarbonsäuren) sind eine Klasse kleiner organischer Moleküle mit mindestens einer Carboxylgruppe (–COOH) und mindestens einer Aminogruppe (–NH2). = Aminocarbonsäuren • 20 Aminosäuren über Basentriplets codiert, spezifische t-RNA vorhanden. • Weitere Aminosäuren durch Modifikation erzeugt K. M. Arndt, 2007 Amino-Carbonsäuren • einfachste Aminosäure, enthält nur Carboxyl- und Aminogruppe • α-Aminosäuren: Aminogruppe befindet sich am 2. Kohlenstoffatom, einschließlich Carboxyl- Kohlenstoffatom einfachster Vertreter: Glycin (proteinogen) meist synonym für proteinogene Aminosäuren (Bausteine sämtlicher Proteine allen Lebens auf der Erde • • • • • • β-Aminosäuren: Aminogruppe befindet sich am 3. Kohlenstoffatom einfachster Vertreter: β- Alanin. γ- Aminosäuren: Aminogruppe befindet sich am 4. Kohlenstoffatom einfachster Vertreter: γAminobuttersäure (GABA) K. M. Arndt, 2007 Aminosäuren = SYNONYM für eine Gruppe von α-Aminosäuren (hauptsächlich L-α-Aminosäuren): die proteinogenen Aminosäuren. Die proteinogenen Aminosäuren sind die Bausteine sämtlicher Proteine allen Lebens auf der Erde. Sie sind neben den Nukleinsäuren Grundbausteine des Lebens. Aminosäuren = L-α-Aminosäuren = = proteinogene Aminosäuren = Standardaminosäuren Einfachster Vertreter ist Glycin. K. M. Arndt, 2007 Biologisch relevante Aminosäuren Die Aminosäuren einer Klasse unterscheiden sich durch ihre Seitenkette, die auch Aminosäurerest oder kurz Rest (bzw. R ) genannt wird. K. M. Arndt, 2007 Chiralität Chiralität = Bild kann durch Drehung nicht mit dem Original zur Deckung gebracht werden kann. • Beispiel: Hände, nur durch eine Spiegelung und nicht nur durch eine einfache Drehung auf sich selbst abgebildet werden. • Ist der Rest R verschieden von den anderen Substituenten die sich am Kohlenstoff mit der Amino-Gruppe befinden, so ist dieses Kohlenstoffatom chiral und es existieren von der entsprechenden Aminosäure zwei Enantiomere. ÎEnantiomere (Stereoisomere) • Enthält der Aminosäurerest weitere chirale Kohlenstoffatome, so erhöht sich die Zahl der möglichen Enantiomere der entsprechenden Aminosäure. K. M. Arndt, 2007 L- und D-Aminosäuren Bis auf die Aminosäure Glycin existieren von jeder dieser Aminosäuren zwei Enantiomere. Dabei ist nur eines der beiden Enatiomere proteinogen und zwar die "linksdrehende" L-Aminosäure Proteinogene (proteinaufbauende) Aminosäuren sind L-Aminosäuren Der Mensch selbst nutzt 20 proteinogene Aminosäuren: •12 im menschlichen Organismus durch Mikoorganismen synthetisierte • 8 essentielle "Rechtsdrehende" D-Aminosäuren kommen in Lebewesen vereinzelt vor. Sie werden dann aber unabhängig vom proteinogenen Stoffwechsel synthetisiert und bleiben daher nichtproteinogen. Sie werden z.B. in der bakteriellen Zellwand und kurzen bakteriellen Peptiden wie Valinomycin (siehe Carrier) eingebaut. K. M. Arndt, 2007 Aminosäuren R kann sehr unterschiedlich sein: hydrophob - hydrophil groß - klein sauer, basisch geladen - ungeladen polar- apolar ... K. M. Arndt, 2007 Hydrophobe Aminosäuren Cα K. M. Arndt, 2007 Cystein: Disulfidbrücken Die Aminosäure Cystein besitzt eine Thiolgruppe –SH, die sehr leicht mit einer zweiten Thiolgruppe zu einem Disulfid, dem Cystin reagieren kann: O H O H C N C H H O CH2 S H H + O H C O H CH2 C O H N C H N C H H O H H CH2 S H S H O H C + N C H + 2H + 2e CH2 S Disulfidbrücke Cystin K. M. Arndt, 2007 Polare Aminoäsuren K. M. Arndt, 2007 Geladene Aminosäuren Basisch / positiv geladen Sauer / negativ geladen K. M. Arndt, 2007 Gruppierung der Aminosäuren nach Eigenschaften K. M. Arndt, 2007 Essenzielle Aminosäuren für den Menschen Leucin (L) Phenylalanin (F) Tryptophan (W) Methionin (M) Isoleucin (I) Lysin (K) Valin (V) Threonin (T) (Bei Kindern: Arginin (R)) Merksatz für essentielle Aminosäuren (L-F-W-M-I-K-V-T) Leider fehlen wichtige Moleküle im Körper vieler Tiere. K. M. Arndt, 2007 Nicht-proteinogene Aminosäuren 1. Aminosäuren - Aminosäuren, die nicht in Proteine eingebaut werden - Bsp.: 3,4-Dihydroxyphenylalanin (DOPA) (Neurotransmitter) OH NH3 OH NH3 O O O OH O Tyrosin 3,4-Dihydroxyphenylalanin γ-Aminobutyrat (inhibitorischer Neurotransmitter) NH3 O O O Glutamat O - CO2 O H3N O γ-Aminobutyrat K. M. Arndt, 2007 Säure-Base Eigenschaften Zwitterion kann als Säure oder als Base reagieren Î Aminosäuren sind Ampholyte und besitzen Puffereigenschaften In saurer Lösung nimmt COO−-Gruppe ein Proton auf Îdas Zwitterion reagiert zum Kation. In alkalischer Lösung gibt die NH3+-gruppe ein Proton ab Î das Zwitterion wird zum Anion. O H O H2N H R O O H3N H R ÎEs handelt sich dabei um Protolysegleichgewichte, der Lage vom pH-Wert abhängt K. M. Arndt, 2007 Glycin bei verschiedenen pH-Werten COOH H3N R H Monokation: überwiegt bei pH< 1 + OH +H COO H3N R H + OH +H Zwitterion: überwiegt bei pH = 6 1. Aminosäuren COO H2N R H Monoanion: überwiegt bei pH > 13 K. M. Arndt, 2007 Titrationskurve von Histidin K. M. Arndt, 2007 Säure-Base Gleichgewicht Säure Base K. M. Arndt, 2007 Isoelektrischer Punkt 1. Aminosäuren - IEP: c(Anion) = c(Kation) → alle Ladungen neutralisiert - Berechnung: Mittelwert der beiden pKa-Werte pK1 + pK2 ___________ pI = 2 - Ausnahme: bei Aminosäuren mit basischer oder saurer Seitenkette K. M. Arndt, 2007 Proteinogene Aminosäuren Übersicht K. M. Arndt, 2007 Nachträgliche Veränderungen der Aminosäuren (Posttranslationale Modifikationen) K. M. Arndt, 2007 Peptidbindung Carboxylgruppe der einen Aminosäure reagiert mit der Aminogruppe der anderen Aminosäure unter Wasserabspaltung. Es handelt sich dabei wie bei einer Veresterung um eine Kondensationsreaktion. H H N C C H O + O H H H H N C C CH3 O H H Glycin H H Alanin H O H H N C C H O N C C O CH3 O H H + O H Glycylalanin K. M. Arndt, 2007 Aminosäure Kette Syntheserichtung des Proteins im Ribosom K. M. Arndt, 2007 Translation K. M. Arndt, 2007 Peptidbindung Röntgenstrukturuntersuchungen: • C-N-Abstand in der Peptidgruppe ist mit 132 pm kleiner als der in einer C-N-Bindung in Aminen (147 pm). • Alle an der Peptidbindung beteiligten Atome liegen in einer Ebene. • Keine freie Drehbarkeit um die C-N-Achse. Deutung: Doppelbindung in Peptidbindung „pendelt“ zwischen C=O und C=N. Bindungszustand kann durch mesomere Grenzformeln wiedergegeben werden: H C C N O C C H C N + C -O Folge: Starrheit der Peptidstruktur, hohe Bindungsstabilität. K. M. Arndt, 2007 Peptidbindung K. M. Arndt, 2007 Erlaubte Konformationen in der Peptidkette so nicht -> K. M. Arndt, 2007 Ramachandran-Diagramm Helices in Proteinen sind rechtsgängig K. M. Arndt, 2007 Peptide Generell bezeichnet man die Anzahl der Aminosäuren, aus denen ein Peptidmolekül besteht, auch als Kettenlänge. Nach der Anzahl der Amino-Bausteine unterscheidet man: Dipeptide (2) Tripeptide (3) Oligopeptide (2-9) Polypeptide (10-100) Proteine (Makropeptide) (>100) ! Das sind grobe Abgrenzungen, da keine genaue Abgrenzung gemacht werden kann. Dipeptide Die zu den Oligopeptiden gehörenden Dipeptide entstehen als Zwischenprodukte bei der enzymatischen gesteuerten Verdauung von Proteinen (Polypeptiden). Sie werden von Dipeptidasen in Aminosäuren zerlegt. Oligopeptide Oligopeptide spielen z.B. als Bestandteile von Enzymen bei Entgiftungs-, Transport- und Stoffwechselprozessen eine Rolle K. M. Arndt, 2007 Was sind Peptide? • Organische, chemische Verbindung, die aus einer Verknüpfung mehrerer Aminosäuren hervorgeht • einzelnen Aminosäuren (ca. 50 bis 100) in definierter Reihenfolge (Sequenz) ,zu meist unverzweigten Ketten verbunden • Aminosäuren im Peptid sind über Amidbindung miteinander verknüpft • wegen großer Bedeutung der Peptide in der Biochemie & organischen Chemie heißt Bindungsform häufig auch „Peptidbindung“ • Peptide unterscheiden sich von Proteinen allein durch Größe • Trennung zwischen Peptiden & Proteinen mehr oder weniger willkürlich K. M. Arndt, 2007 Bedeutung von Peptiden • in der Natur werden Peptide in der Regel durch Proteinbiosynthese gebildet • Information über Sequenz/ Abfolge der Aminosäuren in DNA codiert • Peptide erfüllen große Anzahl an Funktionen, Wirkungsweise aber nicht immer verstanden • Beispiele für Peptide: – wirken als Hormone – zeigen entzündungshemmende oder -fördernde Wirkung – antibiotische und antivirale Peptide – opioide Peptide • Bsp.: Erythropoetin ist Peptidhormon, das Bildung & Reifung roter Blutkörperchen im Knochenmark anregt (seit vielen Jahren gentechnisch hergestellt & tritt immer wieder bei Dopingfällen im Sport auf) K. M. Arndt, 2007 Biologisch wichtige Peptide NH2 H N HOOC NH2 O O N COOH Cystein O N HOOC N O H HS Glutaminsäure H Glycin H S Dehydrierung S O HOOC GlutathionDisulfid H N N NH2 COOH H COOH O Glutathion: Tripeptid Glu-Cys-Gly Thiolgruppe –SH im Cystein ist leicht oxidierbar ⇒ Disulfid-brücke zu zweitem Glutathion-Molekül unter Abspaltung von Wasserstoff = Dehydrierung. Wirkt als Redoxsystem in Blut und Muskeln. K. M. Arndt, 2007 Biologisch wichtige Peptide Cys Tyr S Ile S Glu Cys Asn Pro Leu Gly NH2 Ocytocin: Ringförmiges Peptidhormon mit intramolekularer Disulfidbrücke, löst Kontraktionen in Gebärmutter- und Brustdrüsenmuskulatur aus. Cys Vasopressin: Tyr S Phe S Glu Cys Asn Pro Arg Gly Peptidhormon, Rückresorption von Wasser in den Nieren, Blutdrucksteigerung. NH2 Unterscheidet sich nur in zwei Aminosäuren von Ocytocin. K. M. Arndt, 2007