Richtsätze für Aufwuchsschäden an landwirtschaftlichen Kulturen

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12.06.08 W. Berger, Richtsätze für Aufwuchsschäden an landwirtschaftlichen Kulturen im Freistaat Thüringen
12.Juni 2008, Thüringer Sachverständigentag
Guteborn/Meerane
Richtsätze
für Aufwuchsschäden
an landwirtschaftlichen Kulturen
im Freistaat Thüringen
Dr. Werner Berger
Tel.: 03641 – 68 34 62
[email protected]
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12.06.08 W. Berger, Richtsätze für Aufwuchsschäden an landwirtschaftlichen Kulturen im Freistaat Thüringen
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Gliederung der Präsentation
1. Entschädigungsarten und Schadensursachen
2. Gesetzlichkeit
3. Kalkulationsgrundlagen für Richtsätze von
Aufwuchsschäden
4. Richtsätze für: Marktfrüchte
Grünland u. Feldfutter
Grasnarbenerneuerung
5. Schlußfolgerungen
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Entschädigungsarten
Nutzungsentschädigung
• Mehrjähriger oder endgültiger Flächenentzug
• Entschädigung auf Basis Deckungsbeitragsrechnung (für Fruchtart,
Fruchtfolge) abzüglich eingesparter Kosten (nur bei größeren
Teilflächen)
• Kleinere Flächen keine Einsparung, im Gegenteil entschädigungspflichtiger Mehraufwand durch Bewirtschaftungserschwernisse u.
Ertragsminderungen
• Hinzuziehung eines Sachverständigen zur Beurteilung der Betriebsnachteile (einschl. Zahlungsansprüche, Prämien) bzw. Vorzunehmen
betriebliche Anpassungen wegen Schadensminderungspflicht
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Entschädigungsarten
Aufwuchsentschädigung
• Zeitweilig eingetretene, unvorhersehbare u. kurzfristige Schäden
(Nutzungsbeschränkung <10 Mon.)
• Kleinflächige Schäden zu einem bestimmten Vegetationsstadium der
Kultur, geringe Möglichkeit der Planung zur Schadensminderung
• Anwendung von Richtsätzen bei überschaubaren Schadensfällen und
im gütigen Einvernehmen bis max. 500 €, bei größeren Schäden u. in
Konfliktfällen Sachverständigen für entschädigungspflichtige Gesamtbeurteilung hinzuziehen
• Kein Abzug von Kosteneinsparungen in Vegetationsperiode, bei
Vegetationsbeginn oder Anbauwechsel verlustsenkende Maßnahmen,
Entschädigung der Zusatzkosten u. Differenz zum Normalertrag
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Schadensursachen
Folgende Ereignisse können zu
Schäden führen:
•Unwetter (Überflutung, Hochwasser,lang
anhaltende Trockenheit, Hagel)
•Ausbrechendes Weidevieh, auf LF wechselndes
Wild, Verkehrsunfälle
•Bauliche Maßnahmen wie Leitungsverlegung,
Materialablagerung u. Zweitwege bei Straßenbau
•unsachgemäße Durchführung von Lohnarbeiten
und Fahrspuren an Gehölzen, Gräben, Gewässern
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Kalkulationsgrundlagen
• Marktfrüchte- Entschädigung des Verlustes an Umsatzerlösen (€/m²)
- Schätzung der naturalen Ertragsausfälle eines erntereifen
Bestandes einschl. Koppelprodukte
-mittlere Erzeugerpreise nach ZMP Berlin aus letzter Ernte 07
für handelsübliche Ware frei Lager des Erfassers o. MwSt.
- für Nebenprodukte mit Futterverwendung anteilige Kosten bis
zum ersten Lagerort , als Preis unterstellt
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Richtsätze für Erlösausfälle bei Marktfrüchten (Auswahl)
Produkt
E-Weizen
A-Weizen
Brotweizen
Futterweizen
WW Monopol
WW Bussard
Futtergerste
Braugerste
Roggen
Verhältnis
Preis in €/dt2) 3)
Korn/ Stroh1) / HauptKnolle/ Futter- 2) frucht
Rübe
ware
1
0,8
22,5
1
0,8
21,0
1
0,8
20,5
1
0,8
19,6
1
0,8
24,0
1
0,8
23,5
1
0,8
18,5
1
0,7
22,1
1
0,9
19,0
Stroh/
Futterware
3,0
3,0
3,0
3,0
3,0
3,0
3,0
3,0
3,0
Ertragsstufe
niedrig
Verlust
Erlösausfall
dt/ha
50
50
50
50
50
50
50
40
50
€/m²
0,125
0,117
0,115
0,110
0,132
0,130
0,105
0,097
0,109
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Anpassung des Entschädigungsbetrages
Bei abweichenden Ertragsausfällen und nicht
übereinstimmenden Preisen folgende Berechnung:
Schadensbetrag (€)=
{(Ertragsverlust Hauptprodukt [dt/ha] * Erzeugerpreis
Hauptprodukt [€/dt] + Ertragsverlust Koppelprodukt [dt/ha] *
Kosten Koppelprodukt [€/dt])}/ 10000 [m²/ha] * Schadensfläche [m²]
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Kalkulationsgrundlagen
• Grünland und Feldfutter- Entschädigung der Kosten für Beschaffung
von Ersatzfuttermitteln mit gleichem Futterwert (€/10 MJ NEL, €/m²)
- Bruttoerträge der zu ersetzenden Futterpflanzen
- Trockenmasseverluste (Ernte-, Konservierungs- u. Weideverluste
je nach Nutzungsintensität)
- Ertragsanteile (%) der Aufwüchse
- durchschnittliche Energiekonzentration (MJ NEL/kg TM) aus
landesweiten Futtermitteluntersuchungen der TLL
- ZMP-Großhandelsabgabepreis für Futtergerste (22,3 €/dt) im
Mittel von Ernte 07- März 08,
- Herstellungskosten für Heu v. GL (mittleres Ertragsniveau),
abzügl. Flächenzahlungen zuzügl. Transportkosten (20km)
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Kalkulationsgrundlagen
Ersatzbeschaffungskosten von Futtergerste u. Wiesenheu
Art
ME
Zukauf
Futtergerste
Wiesenheu
-Energiegehalt
MJ NEL/kg TM1)
bei 85,5% TM2)
MJ NEL/kg OM
MJ NEL/kg OM 3)
- Preis bzw. Herstellungs EUR/dt OM
Beschaffungskosten
EUR/10 MJNEL
8,08
6,91
24,2 4)
0,35
1) nach DLG-Futterwerttabellen
2) Basis für ZMP- Großhandelsabgabepreis
3) mittlerer Energiegehalt bei Ankauf nach BRW Grünland
4) ZMP-Großhandelsabgabepreis, Ernte 07- März 08, 22,3EUR/dt , zuzüglich Transportkosten
von 0,65 EUR/dt für 20km Entfernung von Station zum Hof u. Schrotkosten v. 1,25 EUR/dt
5) Herstellungskosten Heu abzügl. Flächenzahlungen=13,1 EUR/dt (BRW, TLL 07) zuzüglich
Transportkosten 2,60 EUR/dt für 20km vom Lieferer zum Hof (BRW, TLL 06/07)
4,24
15,7 5)
0,37
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Parameter für die Nutzung von Grünland und Ackerfutter
Nutzungsart
TM- Gehalt TM- Verluste
z. Ernte
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(Auswahl)
Energiedichte
Futtermittel
%
%
MJNEL/kg TM
Hutung, Streuwiese
25
20
5,0
Wiese- 2 Schnitte
23
20
5,2
Wiese- 4 Schnitte
19
20
5,9
Standweide
23
20
5,5
Portionsweide
20
10
5,9
Feld- u. Kleegras
18
15
6,1
Mais (HF)
32
15
6,6
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Ertragsanteile der Aufwüchse von Grünland und Feldfutter
Nutzungsart
Ertragsanteile (%) nach Aufwüchsen
1.
2.
100 /60
0/40
Wiese- 2 Schnitte
70
30
Wiese- 3 Schnitte
40
35
25
Wiese- 4 Schnitte
40
30
15
15
Standweide
100
Umtriebsweide
35
30
20
15
Portionsweide
10
30
20
15
Feld- u. Kleegras
40
30
20
10
Luzernegras
45
35
20
Hutung, Streuwiese
3.
4.
5.
6.
15
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Richtsätze für Futterverluste vom Grünland
Nutzungsart
Grünland:
Hutung, Streuwiese
Wiese - 2 Schnitte
Wiese - 3 Schnitte
Wiese - 4 Schnitte
Standweide
Umtriebsweide
Portionsweide
(Auswahl)
Ertragsstufe mittel
BruttoNettoener- Ersatzfutterertrag
gieertrag
kosten
dt GM /ha
MJNEL/ha
€/m²
60
150
250
350
150
250
350
6000
14400
23500
31400
15200
25400
37100
0,022
0,052
0,085
0,113
0,055
0,092
0,134
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Anpassung des Entschädigungsbetrages
Bei abweichenden Ertragsverhältnissen, Energiedichten, Preisen
und Arten der Ersatzfuttermittel folgende Berechnung :
Schadensbetrag (€)=
{Bruttoertrag [dt GM/ha]* Trockenmassegehalt) zur
Nutzung/100 * (100 –Trockenmasseverluste [%])/ 100 *
Energiedichte des Futtermittels [MJNEL/kg TM] *
100kg/dt]*Beschaffungskosten des Ersatzfuttermittels
[€/dt]/Energiedichte [MJNEL/kg OM]*100 [kg/dt])}/
10000 [m²/ha] * Schadensfläche [m²]
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Beispielsrechnung für Wiese – 2 Schnitte
150 dt Grünmasse zu 100% Verlust, da Schädigung ab 1. Aufwuchs
150 dt GM/ha * 23 %TS/100 = 34,5 dt TM/ha brutto
34,5 dt TM/ha brutto * (100-20%Verluste)/100 = 27,6 dt TM/ha netto
27,6 dt TM/ha * 5,2 MJNEL Wie./kg TM *100kg/dt = 14352MJNEL/ha
rd.14400 MJNEL/ha
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Beispielsrechnung für Wiese – 2 Schnitte
150 dt Grünmasse zu 100% Verlust, da Schädigung ab 1. Aufwuchs
150 dt GM/ha * 23 %TS/100 = 34,5 dt TM/ha brutto
34,5 dt TM/ha brutto * (100-20%Verluste)/100 = 27,6 dt TM/ha netto
27,6 dt TM/ha * 5,2 MJNEL Wie./kg TM *100kg/dt = 14352MJNEL/ha
rd.14400 MJNEL/ha
0,035 €/MJNEL * 14400 MJNEL/ha = 504 €/ha
504 €/ha/10000 m²/ha = 0,05 €/m²
0,05 €/m² * 6000 m² =
300 €
22,3 €/dt Futtergerste + 0,65 €/dt Transport + 1,25
€/dt Schroten)/([6,91 MJNEL/kg OM * 100kg/dt] =
0,035 €/MJNEL
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Kalkulationsgrundlagen
• Grasnarbenerneuerung- Entschädigung für Kosten zur maschinellen
Wiederherstellung bzw. Reparatur geschädigter Grasnarben (€/m²)
- Kalkulation von Arbeitsverfahren zur Neuansaat, Nachsaat sowie zum
maschinellen oder / und manuellen Einebnen mit unterschiedlichen
Maschinen- und Gerätekombinationen
-Ermittlung des Zeitbedarfes für Arbeitsgänge (1ha, 20km H-F- Entfernung) und der Maschinenkosten nach KTBL-Datensammlung 06/07
- Kalkulation des Personalaufwandes wie Vorgehen in BRW der TLL:
Bruttolohn(TH-Entgelttarifvertrag 2008, Lohngr. 5)
8,43 €/h
Zuschlag für technologische Lohnnebenkosten
50 %
Regiestundenzuschlag (witterungsbed. Verlustzeit)
20 %
Zuschlag f. anteiligen Aufwand f. Leitung u. Verwaltung
40 %
Gesamt 21,24 €/h
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Kalkulationsgrundlagen
Saatgutkosten einer Qualitäts-Standardmischung (TLL 06/07)
(für mittlere Lagen bei hoher Nutzungshäufigkeit, jährlich vier bis fünf Nutzungen
bei Beweidung und/oder Schnittnutzung)
Dt. Weidelgras
früh
mittel
spät
Wiesenschwingel
Wiesenlischgras
Knaulgras
Weißklee
Summe Mischung
Teilsaatmenge
kg/ha
4
5
5
6
5
3
2
30
Zuschläge für Ansaatrisiko
Zuschläge für anteilige Handaussat
bei Hanglage
Summe Saatgutkosten
Einkaufspreis1)
Kosten
€/kg
€/ha
1,8
1,9
2,1
2,4
2,1
3,2
4,7
2,37
7,20
9,50
10,50
14,40
10,50
9,60
9,40
71,1
30,0%
10,0%
42,00 kg/ha
1) Händlerangaben von Thüringen nach Preiserhebung 2007
100 €/ha
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Richtsätze für Kosten zur Neuansaat
Aufwand/ Kosten
ME
Zeitbedarf
Materialkosten (Saatgut)1)
AKh/ha
EUR/ha
2)
Neuansaat von zerstörter
Verfahren 1
Verfahren 2
Pflügen, Saatbett- Fräsen u. Drillen
bereitung, Drillen, in Kombination,
Anwalzen
Anwalzen
4,83
2,15
100
100
Grasnarbe
Verfahren 3
Grubbern, Saatbettbereitung, Drillen,
Anwalzen
3,46
100
Arbeitsverfahrenskosten
EUR/ha
280
120
200
Richtsatz
EUR/m²
0,038
0,022
0,030
1) Saatgutkosten einer Qualitäts-Standardmischung (TLL 06/07) für mittlere Lagen bei Schnitt- und
Weidenutzung, mittlerer Preis der Gräsermischung nach Erhebung bei Thüringer Händlern 2007 2,37
EUR/kg, Saatstärke mit Zuschlag für Ansaatrisiko (30%) und Zuschlag für anteilige Handaussaat bei
Hanglage (10%) 42 kg/ha,
2) enthalten sind Kosten für Arbeit und Maschinen (Abschreibung, Instandhaltung, Betriebsstoffe,
Versicherung u. Zinsansatz)
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Richtsätze für Kosten zur Nachsaat und maschinellen Reparatur
Aufwand/ Kosten
ME
Zeitbedarf
Materialkosten (Saatgut)1)
AKh/ha
EUR/ha
2)
Nachsaat von schadhafter Grasnarbe
Maschinelle
Verfahren 4
Verfahren 5
Reparatur
Einebnen, Nachsäen mit Nachsäen mit Spezial- Einebnen mit
Spezialmaschine, An- maschine, Anwalzen Gerätekombinawalzen
tion, Anwalzen
3,32
2,06
1,96
50
50
0
Arbeitsverfahrenskosten
EUR/ha
171
95
108
Richtsatz
EUR/m²
0,022
0,014
0,011
Schadensbetrag (€)=
[Richtsatz Kosten (€/m²) * Schadensfläche (m²)]
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Schlussfolgerungen
•
Mit den vorliegenden Richtsätzen wurde eine wichtige Basis für das zu
erreichende gütliche Einvernehmen im Schadensfall zwischen
Geschädigten, öffentlich bestellten und vereidigten Sachverständigen und
dem Schadensverursacher geschaffen.
• Vor der Anwendung der Richtsätze sollte stets geprüft werden, ob die
unterstellten Preis- und Kostenverhältnisse für den konkreten
Schadensfall hinreichend sind.
• Die Richtsätze liegen in einer transparenten und hierarchisch aufgebauten
Struktur vor, so dass vom Nutzer stets Eingriffe in die Kalkulationsgrundlagen vorgenommen werden können. Die anschließende Neuberechnung
der Richtsätze geschieht ohne zusätzlichen Einarbeitungsaufwand mit
Hilfe der angegebenen Formeln.
• Zukünftig beabsichtigt die TLL, die Richtsätze stets am Anfang des neuen
Jahres zu aktualisieren, um Ihnen für Ihre Arbeit zeitnahes Material zur
Verfügung zu stellen.
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