Witold Lutosławski (1913 – 1994) Witold Lutosławski, geboren und gestorben in Warschau, gilt als einer der wichtigsten Komponisten des 20. Jahrhunderts und wird oft als „Klassiker der Avantgarde“ bezeichnet. Er war ein Vertreter der neuen polnischen Expressivität und nahm damit eine Mittlerstellung zwischen serieller und aleatorischer Kompositionsweise ein. Lutosławski stammte aus musikalischer Familie und bekam als Kind zunächst privaten KlavierWitold Lutosławski und Geigenunterricht. Er studierte daraufhin am Warschauer Konservatorium Klavier und Komposition u.a. bei Witold Maliszewski, einem Schüler von Nikolai Rimski-Korsakow. Bis etwa 1945 standen seine Kompositionen zunächst unter dem neoklassizistischen Einfluss von Igor Strawinsky, gefolgt von einer Phase, in der er sich vor allem mit Volksmusik und Béla Bartók auseinandersetzte. Ab Mitte der 50er Jahre wandte sich Lutosławski zunehmend seriellen, elektronischen und experimentellen Kompositionstechniken zu, die ihn auch mit den Vorstellungen von John Cage konfrontierten. Er zählt damit zur sogenannten Polnischen Schule, der auch Krzysztof Penderecki, Tadeusz Baird, Henryk Górecki oder Krzysztof Meyer angehören. Nach einer Phase im stalinistischen Polen, in der seine freiere Komponierarbeit abgelehnt wurde und in der er sich mit Gebrauchsmusiken für Film, Rundfunk und Theater über Wasser hielt, setzte ab den sechziger Jahren zunehmend Akzeptanz ein. In seiner zweiten Lebenshälfte war Lutosławski außerdem als Dirigent und Pädagoge aktiv. Witold Lutosławskis Œuvre hat seinen Schwerpunkt in der Arbeit mit und für Orchester. Er schrieb u.a. vier Symphonien, ein Cellokonzert und ein Klavierkonzert. Unter den kammermusikalischen Werken wurde vor allem sein Streichquartett aus dem Jahr 1964 international rezipiert. Obwohl Lutosławski vor allem als Komponist von Orchestermusik bekannt wurde, inspirierte ihn die Transparenz der Kammermusik dazu, zunehmend Lust an der sinnlichen Kantilene zu entwickeln. „Ist seine Orchestermusik ein Kosmos von Farben, so ist seine Kammermusik zeichnerischer, linearer, kontinuierter“, schreibt Gottfried Eberle über das Werk des Komponisten. Deutlich wird das Zunehmen von melodischer Gestalt und motivisch-thematischer Arbeit vor allem in Werken wie der Partita für Violine und Klavier aus 1984 und der Sacher Variation für Violoncello und Klavier (1975), die im Auftrag von Rostropowitsch zum 70. Geburtstag Paul Sachers entstand. Beide Werke werden u.a. bei der LOISIARTE zu hören sein. 12