Abendprogramm Konzerthausorchester Berlin 08.09.2013

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M US I K FEST BERLIN 2 0 13
M us i k f e st
Berlin
3 0 . Au g u s t – 1 8 . S e p t e m b e r 2 0 1 3
Berliner Festspiele in Zusammenarbeit mit der Stiftung Berliner Philharmoniker
Bildnachweise
Titel:Versteinerung eines Ammoniten (Crioceratites emerici),
eines marin lebenden Kopffüßlers, aus dem Barremium (vor 130,7 bis 126,3 Mio. Jahren),
Fundort: Gard, Frankreich
S. 11Witold Lutosławski, Stuttgart
Sammlung Witold Lutosławski, Paul Sacher Stiftung, Basel © Hugo Jehle, Marquardtstr. 37, Stuttgart
S. 12 Benjamin Britten 1974 im Red House in seinem Musikzimmer © Edward Morgan
S. 14 Ilan Volkov © Iceland Orchestra
S. 15 Konzerthausorchester Berlin © Felix Broede
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Musik fest Berlin 2013 5
Sonntag 08. September
Konzertprogramm
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Essay
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Komponisten
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Interpreten
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Musikfest Berlin 2013 Programmübersicht
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Musikfest Berlin 2013 im Radio
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Impressum
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Bitte schalten Sie Ihr Mobiltelefon vor Beginn des Konzerts aus.
Das Konzert wird von Kulturradio vom rbb aufgezeichnet.
Sendung am 27. Oktober um 20:04 Uhr
Kulturradio vom rbb ist in Berlin über
UKW 92,4 MHz, Kabel 95,35 und digital auf www.kulturradio.de zu empfangen.
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ProgrammSonntag 08. September
20:00 Uhr
Konzerthaus Berlin
Witold LutosŁawski (1913–1994)
Jeux vénitiens (1960–1961)
19:00 Uhr
Ludwig van Beethoven-Saal
Einführung mit
Dr. Dietmar Hiller
BENJAMIN BRITTEN (1913–1976)
Konzert für Klavier und Orchester op. 13 (1938, rev. 1945)
für Kammerorchester
I.Toccata
II.Waltz
III.Impromptu
IV.March
Pause
BENJAMIN BRITTEN
Sinfonia da Requiem op. 20 (1940)
I.Lacrymosa
II. Dies irae
III. Requiem aeternam
LEOŠ JANÁčEK (1854–1928)
Taras Bulba
Rhapsodie für Orchester
Nach einer Novelle von Nikolai Gogol (1915–18)
I. Andrijs Tod
II. Ostaps Tod
III. Prophezeiung und Tod Taras Bulbas
BENJAMIN GROSVENOR Klavier
KONZERTHAUSORCHESTER BERLIN
ILAN VOLKOV Leitung
Eine Veranstaltung des Konzerthaus Berlin in Kooperation
mit Berliner Festspiele / Musikfest Berlin
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Essay
Schönes Spiel und bitterer Ernst
Benjamin Britten und Witold Lutosławski wurden 1913 geboren, im letzten
Jahr des Friedens vor dem ersten modernen Krieg mit seinen verheerenden
Materialschlachten. Beide waren Wunderkinder, lernten schnell, komponierten mit leichter Hand und brauchten Krisen, um zur Verbindlichkeit eines
eigenen Stils zu finden. In ihrer Ästhetik schlugen sie verschiedene Wege
ein; die musikalische Avantgarde, die Lutosławski als anspornendes Gegenüber schätzte, lag für Britten außerhalb seiner stilistischen Bestrebungen.
Dennoch respektierten sie sich nicht nur, sondern schlossen Anfang der
Sechzigerjahre eine Freundschaft, die bis an Brittens Lebensende hielt. Zwei
Gemeinsamkeiten trugen die gegenseitige Sympathie: die entschiedene
Opposition gegen Krieg und diktatorische Gewalt, und die Tatsache, dass
beide wichtige Festivals für Gegenwartsmusik mit initiierten und leiteten:
Britten das von ihm und Peter Pears 1948 gegründete Aldeburgh Festival,
Lutosławski den Warschauer Herbst, den Treffpunkt der Moderne seit 1956.
Jeux vénitiens
Lutosławskis „Venezianische Spiele“ gehören in den Umkreis der Kompositionen, mit denen er sich Anfang der Sechzigerjahre auch in Aldeburgh
vorstellte. Geschrieben wurde das Werk für ein Konzert, das die Krakauer
Philharmonie am 24. April 1961 im Rahmen der Biennale von Venedig im
Teatro La Fenice gab. Der Komponist betonte immer wieder, dass er den
Titel allein wegen des Uraufführungsortes gewählt hatte. Dennoch enthält
er bedeutsame Hinweise auf Substanz und Konzeption des Werkes. Zum ersten Mal komponierte Lutosławski nach dem Prinzip des „gelenkten Zufalls“.
Das heißt: Die einzelnen Stimmen sind zwar genau notiert, die Musiker aber
handeln als Individuen. „Jeder führt seinen Part so frei aus, als ob er ihn
allein spiele; die rhythmischen Werte dienen nur als Anhalt“, merkt er an. Für
das Tempo wird eine Bandbreite angegeben, die exakte Ausgestaltung von
Pausen und Zäsuren liegt ebenso wie die expressive Auffassung in der Verantwortung des Einzelnen. Gleichzeitig gespielte Parts sind so gefasst, dass
unerwünschte Effekte, die den rhythmischen Reichtum (zer-)stören könnten,
ausgeschlossen sind. Einen solch begrenzt aleatorischen Zusammenhang
ordnet Lutosławski in der Regel einer Instrumentengruppe zu, der er außerdem einen genau definierten und strukturierten Tonvorrat zuweist. So formt
jede Gruppe ein innerlich stärker oder geringer bewegtes Klangfeld aus, im
Verhältnis mehrerer Gruppen zueinander bilden sich Klangkraftfelder, die
aufeinander einwirken. Mit diesem Verfahren ließen sich, so Lutosławski,
besondere Teile, nicht aber größere Werke als ganze ausgestalten.
In den „Jeux vénitiens“ wendet er es im ersten und letzten der vier Sätze an.
Im ersten ruft ein scharfer signalartiger Klang den Auftritt der acht verschiedenen Abschnitte auf. Jeder hat seinen Eigenklang, seine Eigenzeit,
sein eigenes Maß an innerer Bewegung. Sie wechseln sich rondoartig ab.
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Die Rolle des Ritornells übernimmt ein Abschnitt, den jedes Mal eine andere
Kombination aus Blas- und Streichinstrumenten in unterschiedlicher Länge
ausführt; die meist ruhigeren Episoden sind anderen Instrumentengruppen
übertragen. Den zweiten Satz notierte Lutosławski auch hinsichtlich des
Zusammenspiels genau aus. In den Raumflug kurzer, rascher Streicher­motive
werfen die anderen Instrumente mit zunehmender Dichte Einzeltöne ein,
bis sich die Verhältnisse zwischen den ausführenden Gruppen und in den
Tonlagen verkehren. Im dritten Satz hebt sich das Solo der ersten Flöte vom
übrigen Ensemble ab, dessen Begleitung an Intensität gewinnt. Das Hauptstück aber wird mit dem letzten und längsten Satz erreicht. Mehrere Klang­formationen schieben sich darin immer dichter an- und übereinander. Die
Dramatik, die dadurch entsteht, mündet in eine Art von „großem Gelächter“. So löst sich das Klangdrama wie in einer Commedia dell’arte, die in
Venedig zwar nicht ihren Ursprung, aber eine starke Tradition hatte.
Ein anders Spiel: Brittens Klavierkonzert
Samuel Hynes nannte die Künstler, die sich in Großbritannien während der
Dreißigerjahre Gehör verschafften, die „Auden-Generation“ – nach dem
wohl bedeutendsten Dichter unter ihnen. Neben Auden selbst rechnete er
ihr u.a. George Orwell, Graham Greene, Christopher Isherwood und den
Komponisten Benjamin Britten zu. Sie sahen sich in ein „Zeitalter der Angst“
(Auden) geworfen, das ihr Lebensgefühl und ihren Lebensentwurf bestimmte. Die drohende Eskalation der Politik, die von Deutschland ausging, spürten sie voraus. Auden zog im Januar 1939 mit seinem Freund Christopher
Isherwood in die USA, Britten folgte ihnen drei Monate später mit seinem
Partner Peter Pears. Brittens Kompositionen im heutigen Programm rahmen
diesen existenziellen Schritt. Das Klavierkonzert schrieb er im Frühjahr 1938
um die Zeit, als Hitler seine „Heimat“ Österreich dem Deutschen Reich einverleibte, die „Sinfonia da Requiem“ entstand 1940 in den USA.
Form und Tonsprache des Klavierkonzerts reflektieren die britische Tradition,
aus welcher der junge Komponist manche Inspiration zog, sie stehen aber
vor allem der französischen Musik der späten 1920er-Jahre, besonders dem
musikantischen Stil Francis Poulencs nahe. Auch er brachte gerne barocke
Genres wie die virtuose Toccata und die Kettenvariationen der Passacaglia
mit Gesellschaftsmusik wie dem Walzer und dem Marsch zusammen. Die
brillante Schreibweise für das Klavier im ersten Satz – die Virtuosität – greift
dort auch auf das Orchester über. Sie erhält ihren Kontrast in kantablen
Passagen mit einem leichten Einschlag von Salonton im zweiten, mit traurigschöner Expressivität im dritten Satz. In dessen erstem Abschnitt erscheint
beides: erst der gesangliche Gedanke, der in den nachfolgenden Variationen
durch alle Klanglagen des Orchesters wandert, danach das Figurenwerk, das
in seinen Akkordbrechungen das charakteristische Helldunkel von Dur und
Moll erzeugt. Elemente des freien, quasi improvisatorischen und des strukturell gebundenen Stils arbeitet Britten ineinander; er nennt den Satz ein
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Essay
Impromptu und gibt ihm die strenge Form einer Passacaglia. Damit fasst er
einen Wesenszug des ganzen Werkes zusammen. Mit dem ersten Satz, der
Toccata, bezieht er sich auf eine Spielform des Barock, verleiht ihr jedoch
durch klar gezeichnete Themen bestimmte Konturen. Eines setzt sich durch;
es nimmt den Marschcharakter des Finales vorweg und breitet sich in Variationsketten aus. Drängende und akzentuierte, kantige Bewegungen greifen
ineinander. Der Solist agiert als treibende Kraft und als Mitgerissener der
Ereignisse, die keinen Stillstand dulden. Im Gesamtwerk gibt die Toccata die
Perspektiven vor und dient als Ouvertüre zu einer Tanzszene, dem Walzer, so
wie danach der dritte Satz die Atmosphäre schafft, in die der finale Marsch
aus der Tiefe kommend vordringt.
Britten komponierte den dritten Satz neu, als er das Konzert 1945 revidierte. Er ersetzte die ursprüngliche Kombination von Rezitativ und Arie, die
hauptsächlich eine Trauermusik auf den Tod der Mutter war. Die Passacaglia
lockert den persönlichen Bezug, objektiviert ihn und ordnet dadurch die expressiven Gewichte im Werk neu. Das Marsch-Finale rückt in seiner Wirkung
nahe an Gustav Mahlers Sätze dieses Genres, in denen stets das Mitleiden
mit dem geschundenen Leben mitschwingt. Es wurde vermutet, Britten
habe mit dem zweiten Satz, dem Walzer, auf den „Anschluss“ Österreichs
an Deutschland reagiert. Entstehungsgeschichtlich gibt es dafür keine Belege. Die musikalische Trinität von Walzer, Passacaglia und Marsch nach dem
Spiel der Toccata aber legt diese Deutung im Sinne der „Auden-Generation“
nahe.
Symphonisches Requiem
Politisch-gesellschaftliches und persönliches Erleben ließen sich für die
„Auden-Generation“ nicht trennen. Was im Bereich von Macht und Öffentlichkeit geschah, zeichnete den Individuen, selbst den kritischen, ihren Weg
vor. Entsprechend erschienen ihnen die privaten Schicksale in den Resonanzraum der Weltgeschichte projiziert und hallten von dort verstärkt wider.
In der Geschichte um Brittens „Sinfonia da Requiem“ spiegelt sich die Ver­
quickung auf fast bizarre Weise. Der Komponist widmete das Werk dem
Andenken seiner Eltern. Der Vater war 1934, die Mutter, in Brittens Erziehung
die Prägende, 1937 gestorben. Das Gedenkwerk entstand jedoch in deutlicher Distanz – räumlich (in den USA) und zeitlich.
Der Auftrag für die „Sinfonia da Requiem“ aber kam von offizieller Seite. Das
japanische Kaiserhaus wollte das 2 600 Jahre lange Wirken seiner Dynastie
feiern und bat angesehene Komponisten um Werke zum Fest. Britten nahm
an, reichte ein Exposé ein. Der Auftrag wurde bestätigt, der Komponist
lieferte pünktlich, erhielt aber nach einem halben Jahr die Auskunft, die
Symphonie werde nicht aufgeführt, sie eigne sich wegen des christlichen
Inhalts und des elegischen Charakters nicht für die Feierlichkeiten. Tatsächlich gehören Totenmessen, gesungen oder instrumental, nicht zur Spezies
der Jubelmusiken.
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Die Widmung an die Eltern nennt den emotionalen Anlass des Werkes. Nicht
weniger deutlich aber antwortet die Symphonie auf die Kriegswirklichkeit ihrer Entstehungszeit. Sie beginnt mit dem „Lacrymosa“, in dem einst Mozarts
Requiem abbrach. Im Text aus der Sequenz der lateinischen Totenmesse,
aus welcher der Satztitel stammt, ist vom „tränenreichen“ Jüngsten Tag die
Rede, an dem die Menschen zur Rechenschaft vor Gott gerufen werden. Das
ist eher an die Mächtigen der Welt als an geliebte Eltern gesprochen. Nach
den harten Weltgerichtsuhr-Schlägen des Anfangs schaffen die Pauken die
rhythmische Basis eines imaginären Trauerzugs, dem zwei Themen individuelle Kontur verleihen: die Kantilene, die sich aus einem Klagemotiv im
Cello entwickelt, im Fagott fortsetzt und von dort ins Orchester ausstrahlt,
und der Kontrastgedanke des Altsaxophons, der sich in ruhigerem Zeitmaß,
aber weiteren Sprüngen bewegt. Gegen Ende des Satzes häuft sich eine
Wendung, die als Vokabel aus Gustav Mahlers Symphonien bekannt ist:
das Umfärben eines Klanges von Dur nach Moll, Hell-Dunkel auf engstem
Raum. Den zweiten Satz bezog Britten auf den Anfang der Sequenz aus
dem Requiem. Das „Dies irae“, die Vision vom letzten Weltgericht, inspirierte
schon manches musikalische Katastrophengemälde. Britten komponierte
das symphonische Mittelstück, als rückte die apokalyptischen Kavallerie
gleich legionenweise an. Nur einmal wird der unablässige Sturm des Reiter­
marsches gebrochen, wenn das Altsaxophon vor dem Hintergrund eines
Militärmarsches an die Klage-Kantilene aus dem ersten Satz erinnernt. Aber
er kehrt wieder. Am Ende zerstiebt, zerfällt er wie ein Goya’sches Traumbild.
Externer Auftrag, persönliche Trauer und Reaktion auf die Zeitgeschichte
verbinden sich in diesem Werk und schaffen die Intensität einer Tonsprache,
die sich an zwei bedeutenden, von den Nationalsozialisten verfemten Ausdrucksmusikern orientiert, an Gustav Mahler und Alban Berg, dessen Violin­
konzert, ein instrumentales Requiem, Britten 1936 bei der Uraufführung
in Barcelona tief beeindruckte. An Mahler gemahnt neben dem Dur-MollPendeln der Charakter des ersten Satzes. An Berg erinnern unter anderem
die Verwendung des Altsaxophons, das sonst kaum zu symphonischen Ehren
kam, und die gebrochene Schönheit des letzten Satzes, der sich in einem
langen Decrescendo aus der Welt des Greifbaren entfernt.
Vox belli
Krieg herrschte in Europa, als Leoš Janáček seine Konzertrhapsodie „Taras
Bulba“ nach einer Erzählung von Nikolai Gogol komponierte. Auch sie handelt vom Krieg, vom osteuropäischen Parallelfall zum Dreißigjährigen, konfessionell aufgeladen und grausam durchgefochten wie jener. Politisch ging
es um die Machtverteilung zwischen den polnischen Königen, den russischen
Zaren, dem osmanischen Sultanat und um die Freiheit unabhängiger Völker
wie der Kosaken und der Tataren. Der Glaubensstreit entbrannte am Verhältnis zwischen der orthodoxen Kirche, dem Islam, zu dem sich Türken und
Tataren bekannten, und dem Katholizismus, dem sich einige Würdenträger
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Essay
der südrussischen Kirche anschlossen. Die Kosaken fühlten sich als Wahrer
von Rechtgläubigkeit und Freiheit, die für sie hieß: keine Unterwerfung unter
die (katholischen) polnischen Fürsten, keine Unterwerfung unter den (isla­
mischen) Sultan, enge Allianz mit den (orthodoxen) Mächtigen Russlands.
Den Kosaken-Hetman Taras Bulba beschreibt Gogol als Haudegen mit geradliniger Moral, festem Glauben und ausgeprägter Rauflust. Er hatte zwei
Söhne. Der Ältere, Ostap, war ein Vatersohn, Kampf, Ehre und ein kräftiger Trunk gingen ihm über alles. Der andere, Andri, der Liebling der Mutter,
träumte nebenbei noch von der Liebe – ausgerechnet die Tochter eines
polnischen Wojwoden, des Erzfeinds aller Kosaken, hatte es ihm angetan.
Bulba und seine Söhne ziehen mit den Ihren gegen die Polen. Sie belagern
Dubno, hinter dessen Mauern auch des Wojwoden Töchterlein hungert; sie
schickt nach Andri, der kommt und wechselt die Fronten. Beim Ausbruch
aus der Stadt wird er von den Seinen gejagt, vom Vater schließlich erschossen. Janáčeks erstes Stück aus der Kosakentrilogie zeichnet die Szene nach:
den Liebestraum, den Gang durch den geheimen Tunnel in die Stadt, die
Ankunft in der Kirche, den Weg durch die öden, von Toten und Verhungernden gesäumten Straßen, die Begegnung mit der traurigen Schönen, die
leidenschaftliche Liebe, die Kriegsfanfaren und den Tod. Im Spiel des Schicksals mit Taras Bulba war dies der erste Streich. Er führte ihn selbst.
Den zweiten führten die Polen. Beim Gemetzel vor Dubno gerät Ostap in
die Hände der Feinde. Der Vater besticht einen Juden, dass er ihn ins Gefängnis zu seinem Sohn schmuggle. Doch er erlebt nur noch die Folterung
und Hinrichtung seines Ältesten. Janáčeks Musik beschwört anfangs das
Morgengrauen im doppelten Wortsinn. Ein charakteristisches Quarten­motiv
erscheint als Klangfiguration in der Harfe und als grob einschlagende Geste
in den Streichern. Später symbolisiert es in hartnäckiger Wiederholung
Ostaps Gang zum Richtplatz. Ein Marschmotiv kennzeichnet die Atmos­
phäre von Kampf und Krieg. Über das Quartenmotiv erhebt sich in der Mitte
Ostaps Thema. Eine fiese Mazurka meint die polnischen Zuschauer des
Exekutionsspektakels. Schrille Töne der kleinen Klarinette deuten Ostaps
Schmerzensruf, Paukenschläge Taras’ Antwort an.
Der dritte Streich der Tragödie trifft Taras selbst. Er gerät in die Gewalt der
Polen. Sie wollen ein Exempel statuieren und ihn öffentlich verbrennen. An
einen Baum gefesselt, unter sich den Scheiterhaufen, verabschiedet er sich
mit einer großen Vision. Die mächtige Apotheose in Janáčeks Schlussstück
meint mit ihrer hymnischen Breite, mit Orgel und Glocken als Requisiten
des Heiligen diese großrussische Vision. Zum Glück spricht Musik nicht in
wörtlichen Bedeutungen. Aus kleinen Motivzellen, deren Gestik der Melodik
slawischer Sprachen abgelauscht ist, entwickelte Janáček die Dramatik seiner Stücke und gab ihnen eine Form, in welcher der Inhalt der literarischen
Vorlage über sich selbst hinausgetragen wird. Die Tragödie erscheint als Morgenröte großer Hoffnung. Bei Beethoven nannte man dies „Menschheitston“.
Habakuk Traber
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Biografien
Komponisten
Witold Lutosławski
Wie lässt sich in neuer Musik eine anschauliche Form organisieren? Auf diese grundlegende Frage fand der polnische Komponist Witold Lutosławski (1913–1994) im Alter
von fast 50 Jahren eine schlagend einfache Lösung. Er
entwickelte ein aus zwei Teilen bestehendes Modell. Auf
eine vorbereitende Phase, in der zerstreute Elemente
allmählich zusammengeführt werden, folgt eine zweite,
die in einem kontinuierlichen Prozess auf einen Höhepunkt zuläuft. Dieses „Zwei-Phasen-Modell“ entspricht
zwei besonderen Fähigkeiten Lutosławskis, die unter den
Komponisten der Musik nach 1945 nur selten anzutreffen sind: die Fähigkeit zur bündigen Gestaltung großer
Zusammenhänge und Zeitstrecken und die Fähigkeit zur
dramatischen Zuspitzung. Dieses Modell liegt zahlreichen
großen Werken Lutosławskis zu Grunde, oft auf mancherlei Weise modifiziert, aber dennoch erkennbar.
deutlich zu spüren. Manch älterer Fernsehzuschauer wird
sich noch an die rhythmisch prägnante Titelmusik des
früheren „ZDF-Magazins“ erinnern, die aus diesem Werk
stammt.
Von der Mitte der 1950er Jahre an änderte sich
Lutosławskis Tonsprache grundlegend. Er fand Anschluss
an die internationale Avantgarde und nahm serielle und
aleatorische Techniken auf. Die Aleatorik, der Umgang
mit dem Element des Zufalls in der Musik, fand auf besonders originelle und produktive Weise Eingang in sein
Schaffen. Lutosławski entwickelte das Verfahren der so
genannten „kontrollierten Aleatorik“. In seinen Partituren
gibt er hierbei innerhalb von kurzen, Bausteinen gleichenden Segmenten wesentliche Elemente wie Tonhöhen, den
Rahmen, in dem sich das Tempo bewegen soll, oder die Artikulation vor. Andere Elemente aber wie die exakte Wahl
Lutosławski stammt aus einem musikbegeisterten War- des Tempos, die Dauer von Pausen oder die Anzahl von
schauer Elternhaus. Schon als Kind fühlte er, wie er sich
später erinnerte, ein inneres Verlangen nach Musik. Mit
sechs Jahren bat er um Klavierunterricht, den er auch erhielt. Später kamen Geigen- und schließlich Kompositionsunterricht hinzu. Von 1931 bis 1937 studierte Lutosławski
dann Klavier und Komposition am Warschauer Konservatorium, zu Beginn für zwei Jahre gleichzeitig auch Mathematik. Bei Ausbruch des Zweiten Weltkrieges wurde
Lutosławski zur Armee eingezogen. Er geriet kurz in deutsche Gefangenschaft, konnte aber fliehen und fand dann
in Warschau Unterschlupf. Seinen Lebensunterhalt während der deutschen Besatzung verdiente sich Lutosławski
mit Auftritten als Pianist in heimlichen Konzerten und
in verschiedenen Cafés. Nach Kriegsende beteiligte sich
Lutosławski dann in verschiedenen Positionen am Wiederaufbau des Musiklebens im Verband der polnischen Komponisten, dessen Präsidium er später bis 1993 angehörte.
In der ersten Zeit nach dem Krieg komponierte Lutosławski
überwiegend Gebrauchsmusik, er fand aber bald auch zu
autonomem Komponieren. Sein Schaffen der 1950er Jahre steht dabei unter dem Einfluss der Musik Béla Bartóks.
So verdankt etwa Lutosławskis Konzert für Orchester
(1950–54) vieles dem Vorbild Bartóks, gleichzeitig ist aber
auch die eigenständige schöpferische Kraft Lutosławskis
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Biografien
Komponisten
Benjamin Britten
Wiederholungen bleiben den Ausführenden überlassen.
Vor allem wenn mehrere solcher Bausteine übereinander
geschichtet sind, wird jede rhythmisch-metrische Eindeutigkeit aufgehoben und es entstehen Klangkomplexe von
faszinierender Farbigkeit und Intensität. Der Ablauf eines
Werkes folgt dabei aber immer dem Gestaltungswillen
des Komponisten, nur Details variieren von Aufführung zu
Aufführung. Das erste Werk, in dem die kontrollierte Aleatorik und das zweiphasige Form­modell zusammen exemplarisch ausgeformt sind, ist das Streichquartett aus
dem Jahr 1964, das mittlerweile zu einem viel gespielten
Klassiker der neuen Quartettliteratur geworden ist.
Benjamin Britten wurde am 22. November 1913 in Lowestoft, einem kleinen Ort in Suffolk an der Ostküste
Englands, geboren. Britten zeigte schon sehr früh eine
erstaunliche musikalische Begabung und begann bereits in seinem fünften Lebensjahr zu komponieren. Mit
sieben Jahren erhielt er Klavier-, drei Jahre später auch
Bratschenunterricht. 1927 wurde Britten dem Komponisten Frank Bridge vorgestellt, bei dem er ernsthaften
Kompositionsunterricht erhielt. Bridge führte Britten in
die in England kaum bekannte neue Musik seiner Zeit von
Skrjabin bis zur Schönberg-Schule ein. Er förderte seinen
Schüler so, dass diesem später das reguläre Komposi­
tionsstudium in London kaum noch etwas geben konnSpätestens seit diesem Werk galt Lutosławski als einer der te. Immerhin konnte Britten hier in seinem gleichzeitigen
führenden Schöpfer der neuen Musik. Er erhielt repräsen- Klavierstudium seine pianistische Technik zur Konzertreife
tative Kompositionsaufträge, internationale Einladungen entwickeln. 1933 beendete er seine Studien und schon im
zu Konzerten – 1963 hatte er begonnen, eigene Werke zu folgenden Jahr wurde eins seiner Werke, die „Phantasy“
dirigieren –, leitete Kompositionskurse und hielt Vorträge. für Oboenquartett, erfolgreich im Ausland aufgeführt.
Große Interpreten wie Mstislav Rostropowitsch, Krystian
Zimerman oder Anne-Sophie Mutter baten ihn um neue 1935 nahm Britten den Auftrag an, Musik zu einigen von
Werke und setzten sich für sie ein. Der 80. Geburtstag der britischen Postgesellschaft produzierten, sozial engades Komponisten wurde 1993 in der ganzen Musikwelt gierten Dokumentarfilmen zu schreiben. Durch diese Armit Konzerten, Festivals und Auszeichnungen begangen. beit kam er mit dem Dichter W. H. Auden zusammen, desAm 7. Februar 1994 verstarb Lutosławski kurz nach seinem sen politisches Denken und soziales Bewusstsein B
­ ritten
81. Geburtstag in seiner Heimatstadt Warschau.
stark beeinflussten. In Zusammenarbeit mit A
­ uden entstanden einige anklagende, bitter ironische Chorwerke,
in denen sich auch der überzeugte Pazifismus des Komponisten äußerte. Als Auden England 1939 den Rücken
kehrte und sich in
den USA niederließ, folgte ihm bald
auch der von seiner
Heimat enttäuschte Britten. Dabei
wurde er von dem
Tenor Peter Pears
be­
gleitet, der sein
kongenialer,
viele
Werke inspirierender
Interpret und Lebenspartner werden
sollte. Noch dominierte allerdings die
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Leoš Janáček
Instrumentalmusik in Brittens Schaffen und in den USA
kamen gewichtige Orchesterwerke hinzu, das Violinkonzert und die „Sinfonia da requiem“.
In der Fremde merkte Britten bald, wie tief er in seiner
Heimat verwurzelt war. So entschlossen er und Peter
Pears sich zur Rückkehr und reisten im März 1942 zurück in das vom Krieg gezeichnete Großbritannien. Als
Kriegsdienstverweigerer wurde er nicht eingezogen, wohl
aber verpflichtet, zahlreiche Konzerte auch vor einem
der Musik eigentlich fern stehendem Publikum zu geben.
Mit dem Bemühen um größere Einfachheit und breitere
Verständlichkeit scheinen Brittens Werke dieser Zeit diese
Umstände zu reflektieren.
„Den ganzen Vormittag erklang das Klavier, allerdings in
einer ungewöhnlichen Weise. Janáček hämmerte so laut,
wie es überhaupt möglich war, und zumeist bei ständig
gehobenem Pedal mit dem Finger immer wieder ein und
dasselbe Motiv von ein paar Tönen aus dem Klavier hervor.
(…) Aus der Verve, mit der er spielte, war herauszufühlen,
wie stark er von der Gefühlskraft des Motivs erregt und
hingerissen wurde.“ An dieser Erinnerung eines Zeitgenossen an die Arbeitsweise Leoš Janáčeks (1854–1928) ist
nicht nur das Hervorheben der prägnanten Kurzmotive
bemerkenswert, die für das Schaffen des Komponisten so
charakteristisch ist. In ihr wird auch das Bild eines genialen Dilettanten entworfen und tatsächlich fehlen solche
Züge der Gestalt des großen Komponisten nicht.
1944 begann der Komponist mit der Arbeit an der Oper,
die sein Hauptwerk werden sollte: „Peter Grimes“, dem
Drama eines Außenseiters. Das Datum der enthusiastisch
aufgenommen Uraufführung der Oper, der 7. Juni 1945,
bezeichnet einen Wendepunkt in der Geschichte der britischen Oper, die sich von da an quasi aus dem Nichts zu
einer lebendigen Kunstform entwickelte. Mit einer Reihe
von Kammeropern und Werken für große Bühnen hatte
Britten selbst maßgeblichen Anteil an dieser Entwicklung.
Leoš Janáček hat als Komponist erst spät ganz zu sich
selbst gefunden. Den entscheidenden Schritt tat er mit
der Oper „Jenufa“, an der er mit Unterbrechungen fast
zehn Jahre lang von 1894 bis 1903 arbeitete. Die produktivste Phase seines Schaffens setzte aber erst 1917 ein,
als Janáček bereits über sechzig Jahre alt war. In den
folgenden Jahren bis zu seinem Tod 1928 entstanden die
meisten Werke, die wir heute mit seinem Namen verbinden. Neben seinen Opern sind das vor allem die „Sinfo1948 ließ sich Britten und Pears in Aldeburgh nieder, einer nietta“ (1926), die „Glagolitische Messe“ (1926/27) und
Kleinstadt in Suffolk, der Heimat des Komponisten. Sie die Streichquartette Nr. 1 und Nr. 2, die die Beinamen
gründeten hier ein jährlich stattfindendes Festival, das bis „Kreutzer­sonate“ und „Intime Briefe“ tragen.
heute zu den wichtigsten in Großbritannien zählt. In den
Kompositionen für das Aldeburgh Festival und für seine In- Leoš Janáček wurde am 3. Juli 1854 in die ärmlichen Verterpreten lag fortan der Schwerpunkt seines Schaffens. So hältnisse eines abgelegenen mährischen Dorfes in eine
entstanden zum Beispiel die drei Suiten für Violoncello solo Familie von Lehrern und Musikern hinein geboren. Mit elf
für Mstislav Rostropowitsch, der sie auf dem Aldeburgh Jahren schickten ihn seine Eltern nach Brno (Brünn), wo er
Festival uraufführte. Daneben nahm Britten auch einige eine höhere Schulbildung erwarb und auch musikalischen
gewichtige auswärtige Kompositionsaufträge an, wie den Unterricht erhielt. Nach Studien in Prag, wo er Antonin
für das erschütternde „War Requiem“, das zum ersten Mal Dvořak persönlich kennenlernte, und Leipzig ging Janáček
zur Wiedereröffnung der im Zweiten Weltkrieg zerstörten nach Brünn zurück. Dort gründete er 1881 eine OrgelschuKathedrale von Coventry am 25. Mai 1962 erklang. Brittens le, deren Direktor er bis 1919 blieb und aus der später das
letzte Lebensjahre waren von Krankheit überschattet. 1973 Konservatorium der Stadt hervorging.
musst er sich einer schweren Herzoperation unterziehen, Angeregt von seinem Freund František Bartoš begann
von der er sich nicht mehr richtig erholen konnte. Die Kom- Janáček bereits 1885 sich mit der Volksmusik seiner Heiposition „Phaedra“, eine Kantate für Mezzospran und klei- mat zu beschäftigen. Auf regelmäßigen Exkursionen,
nes Orchester, sollte eines seiner letzten Werke sein. Am oftmals zu Fuß, da viele Ortschaften anders gar nicht
4. Dezember 1976 starb der Komponist in Aldeburgh.
zu erreichen waren, trug Janáček gemeinsam mit Bartoš
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Biografien
Interpreten
Ilan Volkov
eine imponierende Anzahl von Liedern zusammen, die in
verschiedenen Formen von der wissenschaftlichen Edition
bis zur praktischen Ausgabe publiziert wurden. Die Auseinandersetzung mit der mährischen Volksmusik wirkte
wie ein Katalysator auf Janáčeks Schaffen, seine ehemals
oft epigonal wirkenden Kompositionen nahmen nun zusehends individuelle und originelle Züge an.
Mit der erfolgreichen Uraufführung der „Jenufa“ in Brünn
am 21. Januar 1904 wurde Janáček zu einer respektierten Persönlichkeit des Brünner Musiklebens, wo er auch
mehrere Chöre und Orchester leitete. Trotz dieses lokalen
Erfolges blieb sein Name aber außerhalb Mährens so gut
wie unbekannt. Dies änderte sich erst mit der nachgerade sensationellen Wiederaufführung der „Jenufa“ 1916 in
Prag. In kurzer Zeit folgten Aufführungen in Wien, Köln,
Berlin und New York, die Janáček internationale Anerkennung brachten. Janáček konnte sich nun ausschließlich
dem Komponieren widmen und schuf in den verbleibenden Jahren seiner reifen Meisterschaft unter anderem
vier Opern, Orchesterwerke und Kammermusik in einem
unverwechselbar eigenen, bezwingend ausdrucksstarken
Stil. Leoš Janáček starb am 12. August 1928.
Der Dirigent Ilan Volkov wurde 1976 in Tel Aviv geboren.
Er studierte Dirigieren in Jerusalem und London. Mit 19
Jahren begann er seine Karriere als Dirigent im Jugendförderprogramm der englischen Northern Sinfonia. Nach
Stationen in London und Boston übernahm er 2003 als
bis dato jüngster Chefdirigent das in Glasgow residierende BBC Scottish Symphony Orchestra. Im Jahr 2009
wechselte er zur Position des Ersten Gastdirigenten dieses Orchesters. Zur Konzertsaison 2011/12 trat Ilan Volkov
das Amt des Chefdirigenten und Musikalischen Direktors
beim Iceland Symphony Orchestra in Reykjavik an. In seiner künstlerischen Tätigkeit widmet sich Ilan Volkov mit
besonderer Verve der Musik des 20. und 21. Jahrhunderts.
Dabei ist er auch abseits vom Dirigentenpult als Organisator des Musiklebens hervorgetreten. So gründete Ilan
Volkov im vergangenen Jahr aus Anlass des 100. Geburtstages von John Cage das Festival für zeitgenössische
Musik „Tectonics“, das in diesem Jahr in zwei Städten, in
Glasgow und Reykjavik, stattfindet.
Ivan Volkov arbeitet als Gastdirigent kontinuierlich mit
zahlreichen führenden Klangkörpern zusammen. Zu ihnen
gehören unter anderem das Israel Philharmonic Orchestra, das Orchestre National de Paris, das BBC Symphony
Orchestra, das City of Birmingham Symphony Orchestra,
das WDR Sinfonieorchester Köln, das Oslo Philharmonic
Orchestra, das SWR Sinfonieorchester Baden-Baden und
Freiburg und das Ensemble Modern. Der Dirigent hat eine
große Anzahl von Werken für das Label Hyperion eingespielt und dafür herausragende Kritiken und Auszeichnungen bekommen.
Unter anderem erhielt seine Gesamteinspielung der konzertanten Werke für
Klavier und Orchester
von Benjamin Britten den begehrten
Gramophone-Award.
M US I K FEST BERLIN 2 0 13
Benjamin Grosvenor
Konzerthausorchester Berlin
Der junge britische Pianist Benjamin Grosvenor ist eines der vielversprechendsten Talente seiner Generation.
Er wurde am 8. Juli 1992 geboren und begann im Alter
von sechs Jahren unter der Anleitung seiner Mutter, einer
Klavierlehrerin, mit dem Klavierspiel. Benjamin Grosvenor
studierte dann an der Royal Academy of Music in London.
Bereits mit elf Jahren machte er in der Musikwelt von sich
reden, als er nach Erfolgen bei vier kleineren Wettbewerben auch den von der BBC veranstalteten Young Musician
of the Year Award 2004 erhielt. Seitdem hat Benjamin
Grosvenor eine ruhig und kontinuierlich voranschreitende
Entwicklung genommen und ist vom pianistischen Wunderkind zum ernst zu nehmenden Künstler gereift. Er hat
inzwischen mit dem London Symphony Orchestra, dem
New York Philharmonic, dem Royal Philharmonic Orchestra und anderen bekannten Orchestern konzertiert und
hat dabei mit Dirigenten wie Vladimir Ashkenazy, Semyon Bychkov und Vladimir Jurowski zusammengearbeitet.
Benjamin Grosvenor gibt regelmäßig Klavierabende in
den prominentesten Konzertsälen. In Berlin war er nach
seinem Debüt im vergangenen Jahr auch im April 2013
mit einem Recital im Konzerthaus zu hören. Seit 2011
hat Benjamin Grosvenor bei einem international renommierten Klassiklabel zwei CDs mit Werken von Chopin bis
George Gershwin eingespielt, die von der Kritik mit Begeisterung aufgenommen worden sind.
Mit seinen über 12.000 Abonnenten gehört das Konzerthausorchester Berlin zu den Klangkörpern mit der größten Stammhörerschaft in ganz Deutschland. Seit seinem
ersten Auftritt im Jahr 2007 ist das Konzerthausorchester
in jedem Jahr beim Musikfest Berlin vertreten gewesen.
Das Konzerthausorchester Berlin kann mittlerweile auf
eine 60jährige Tradition zurückblicken. 1952 als Berliner
Sinfonie-Orchester (BSO) gegründet, erfuhr es seine entscheidende Profilierung in der Ära Kurt Sanderling (1960–
1977). Sanderling machte das Orchester als Chefdirigent
zu einem musikalischen Aushängeschild der DDR und
formte es zu einem der besten Klangkörper des Landes.
Solisten vom Range eines David Oistrach oder Emil Gilels
kamen gern und regelmäßig zu Konzerten nach Berlin.
Obwohl das BSO für seine Konzerte zwischen mehreren
Spielorten wechseln musste, gelang es Sanderling, eine
große Stammhörerschaft für seine erfolgreichen Abonnementreihen aufzubauen. Unter den nachfolgenden
Chefdirigenten Günter Herbig (1977–1984), Claus Peter
Flor (1984–1992), Michael Schønwandt (1992–1998) und
Eliahu Inbal (2001–2005) wurde die Reisetätigkeit des Orchesters energisch und mit großem Erfolg ausgebaut. Als
1984 als Konzerthaus wiedereröffnet wurde, erhielt das
BSO an einem der prominentesten Plätze der Stadt, dem
Gendarmenmarkt, endlich eine feste Spielstätte für seine
Konzertreihen.
15
Bedeutenden Einfluss auf das Orchester hatten die Berufungen von Michael Gielen zum Ersten Gastdirigenten
(1996) und von Eliahu Inbal zum Chefdirigenten (2001).
Beide konnten dem Orchester frische Impulse geben. Inbal leitete den mittlerweile 50jährigen Klangkörper in die
nächste Generation. Neue, junge Musiker aus allen Teilen
der Welt veränderten das Gesicht und die Strahlkraft des
BSO. Unter Inbals Stabführung absolvierte das Orchester erfolgreiche Tourneen durch Japan, China, Korea und
Spanien. Beide Dirigenten, Gielen und Inbal, wurden wegen ihrer großen Verdienste zu Ehrenmitgliedern des Orchesters ernannt.
hervorgegangenen Kammermusikensembles finden hier
einen prominenten Auftrittsort. Mit der Gründung einer
eigenen Orchesterakademie im Januar 2011 hat das Konzerthausorchester in der Amtszeit von Lothar Zagrosek
eine wichtige Initiative zur Förderung des musikalischen
Nachwuchses ergriffen.
Seit der Konzertsaison 2012/13 ist der Ungar Iván Fischer
Chefdirigent des Konzerthausorchesters. Mit Dimitrij
Kitajenko steht ihm ein international renommierter
­
Künstler im Amt des Ersten Gastdirigenten zur Seite.
Im August 2006 trat Lothar Zagrosek das Amt des Chefdirigenten an. Gleichzeitig wurde das Orchester umbenannt: Aus dem Berliner Sinfonie-Orchester wurde das
Konzerthausorchester Berlin. Der Name zeigt, wie sehr
sich das Orchester mit seiner Spielstätte identifiziert. Mit
fast 100 Konzerten pro Saison prägt es den Spielplan des
Konzerthauses, und auch die vielen aus dem Orchester
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DAS Musik fest Berlin 2013 pROGRAMMübersicht
Fr. 30.08. 20:00 Kammermusiksaal Sa. 31.08.
20:00 Philharmonie Pittsburgh Symphony Orchestra
Manfred Honeck
So. 01.09.
20:00 Philharmonie Chamber Orchestra of Europe
Pierre-Laurent Aimard
Mo. 02.09. 20:00 Philharmonie Emerson String Quartet
Mahler Chamber Orchestra
Teodor Currentzis
Di. 03.09.
20:00 Philharmonie Orchester der Deutschen Oper Berlin
Donald Runnicles
Mi. 04.09.
20:00
Philharmonie Royal Concertgebouw Orchestra
Amsterdam
Daniele Gatti
Do. 05.09.
20:00
PhilharmonieRundfunk-Sinfonieorchester Berlin
Marek Janowski
Fr. 06.09. 17:30
Ausstellungsfoyer
Kammermusiksaal
Quartett der Kritiker
Fr. 06.09.
Philharmonie Symphonieorchester des
Bayerischen Rundfunks
Mariss Jansons
20:00 Sa. 07.09. 20:00 Philharmonie
So. 08.09. 20:00
Berliner Philharmoniker
Sir Simon Rattle
M US I K FEST BERLIN 2 0 13
So. 08.09.
20:00 Konzerthaus BerlinKonzerthausorchester Berlin
Ilan Volkov
Mo. 09.09.
20:00
Philharmonie Philharmonia Orchestra London
Esa-Pekka Salonen
Di. 10.09.
20:00
Kammermusiksaal Mi. 11.09.
20:00
Philharmonie Deutsches Symphonie-orchester Berlin
Tugan Sokhiev
Do. 12.09. 20:00 Philharmonie Fr. 13.09. 20:00
Sa. 14.09. 20:00
Quatuor Diotima
Berliner Philharmoniker
Alan Gilbert
Sa. 14.09.
20:00
KammermusiksaalRIAS Kammerchor
James Wood
So. 15.09.
11:00
Kammermusiksaal Philharmonia Quartett Berlin
So. 15.09. Mo. 16.09.
20:00
20:00
Philharmonie Konzerthaus Berlin Staatskapelle Berlin
Daniel Barenboim
Di. 17.09.
20:00
Kammermusiksaal
Carolin Widmann
Mi. 18.09.
20:00
Kammermusiksaal
Benefizkonzert
András Schiff
Hanno Müller-Brachmann
23
DAS Musik fest Berlin 2013 IM RADIO
Deutschlandradio Kultur
Die Sendetermine
Fr 30.08. 20:03 UhrEmerson String Quartet
Live-Übertragung
Do 05.09. 20:03 UhrRundfunk-Sinfonieorchester Berlin / Marek Janowski
Live-Übertragung
Fr 06.09. 20:03 UhrRoyal Concertgebouw Orchestra Amsterdam / Daniele Gatti
Aufzeichnung vom 04.09.
So 08.09. 20:03 UhrBerliner Philharmoniker / Sir Simon Rattle
Aufzeichnung vom 07.09.
Mi 11.09. 20:03 Uhr„Quartett der Kritiker”
Aufzeichnung vom 06.09.
Do 12.09. 20:03 UhrSymphonieorchester des Bayerischen Rundfunks /
Mariss Jansons
Aufzeichnung vom 06.09.
So 22.09. 20:03 UhrBenefizkonzert András Schiff / Hanno Müller-Brachmann
Aufzeichnung vom 18.09.
Im Anschluss an die Sendung des Konzerts:
IPPNW-Diskussionsveranstaltung „Wie ist es in Europa um die Menschenrechte bestellt?“
Aufzeichnung vom 17.09.
Di 24.09.
20:03 Uhr
Quatuor Diotima
Aufzeichnung vom 10.09.
Deutschlandradio Kultur ist in Berlin über 89,6 MHz, Kabel 97,50, digital und über Livestream auf www.dradio.de zu empfangen.
Kulturradio vom rbb
Die Sendetermine
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Sa 29.09.
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So 13.10.
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Live-Übertragung
20:04 UhrBerliner Philharmoniker / Alan Gilbert
Aufzeichnung vom 12.09.
20:04 Uhr Staatskapelle Berlin / Daniel Barenboim
Aufzeichnung vom 15.09.
20:04 UhrDeutsches Symphonie-Orchester Berlin / Tugan Sokhiev
Aufzeichnung vom 11.09.
20:04 Uhr RIAS Kammerchor / Ensemble musikFabrik / James Wood
Aufzeichnung vom 14.09.
20:04 Uhr Konzerthausorchester Berlin / Ilan Volkov
Aufzeichnung vom 08.09.
Kulturradio vom rbb ist in Berlin über 92,4 MHz, Kabel 95,35, digital und über Livestream auf www.kulturradio zu empfangen.
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Impressum
MUSIKFEST BERLIN 2013Künstlerischer Leiter: Dr. Winrich Hopp
Organisationsleitung: Anke Buckentin
Organisation: Chloë Richardson, Ina Steffan
Presse: Patricia Hofmann, Kathrin Rusch
PROGRAMMHEFTHerausgeber: Berliner Festspiele
Redaktion: Dr. Barbara Barthelmes
Mitarbeit: Anke Buckentin
Komponisten- und Künstlerbiografien: Dr. Volker Rülke
Graphik: Ta-Trung, Berlin und Christine Berkenhoff
Druck: Medialis Offsetdruck GmbH Berlin
Anzeigenservice: Runze & Casper Werbeagentur GmbH
Stand: 15. August 2013
Copyright: 2013 Berliner Festspiele und Autoren
VERANSTALTERBerliner Festspiele
Ein Geschäftsbereich der Kulturveranstaltungen
des Bundes in Berlin GmbH
Gefördert durch den Beauftragten der
Bundesregierung für Kultur und Medien.
In Zusammenarbeit mit der
Stiftung Berliner Philharmoniker
Intendant: Dr. Thomas Oberender
Kaufmännische Geschäftsführerin: Charlotte Sieben
Leitung Redaktion: Christina Tilmann
Leitung Marketing: Stefan Wollmann
Leitung Presse: Jagoda Engelbrecht
Ticket Office: Michael Grimm
Hotelbüro: Heinz Bernd Kleinpaß
Protokoll: Gerhild Heyder
Technische Leitung: Andreas Weidmann
InformationenBerliner Festspiele, Schaperstraße 24,
10719 Berlin, T +49 30 254 89 0
www.berlinerfestspiele.de, [email protected]
Kulturveranstaltungen des Bundes in Berlin GmbH,
Schöneberger Straße 15, 10963 Berlin
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