Sodbrennen Friesoythe: Saure Gefahr aus dem Magen - NWZonline.de 1 von 2 http://www.nwzonline.de/index_aktuelles_spezial_artikel.php?id=271... FRIESOYTHE, 25. Oktober 2011 Saure Gefahr aus dem Magen Sodbrennen Bindegewebsschwäche im Bauchraum frühzeitig behandeln Mehr als zehn Prozent der Bevölkerung leidet oft unter Sodbrennen. Der auch als RefluxKrankheit bezeichnete chronische Verlauf kann zu schweren Folgeerkrankungen führen. VON KLAUS HILKMANN Dr. Ralf Weise führt mit seinem Team im Friesoyther St.-MarienHospital pro Jahr rund 60 Operationen durch, um Patienten mit einer Reflux-Krankheit zu BILDER: Hilkmann helfen. FRIESOYTHE - Das typische Sodbrennen-Symptom ist ein saures Aufstoßen mit einem stechenden und brennenden Gefühl, das vom Oberbauch über das Brustbein bis zum Hals aufsteigen kann. Zudem kann auf diesem Weg saurer Mageninhalt bis in den Mund geraten. Entsprechende Beschwerden können nach einer ausgiebigen Feier mit fetten und süßen Speisen sowie ausgiebigem Alkoholverzehr eine einmalige und harmlose Reaktion des Körpers sein. Wenn Sodbrennen oder andere säurebedingte Probleme wie Magenschmerzen aber ohne ersichtlichen Grund regelmäßig auftreten, kann eine Reflux-Krankheit vorliegen, die zu den häufigsten gutartigen Erkrankungen des MagenDarm-Traktes zählt und sich ohne ärztliche Behandlung immer weiter verschlimmert. Oft heftiger Mundgeruch Dauerndes Sodbrennen verursacht neben Unwohlsein und Schmerzen auch eine Verschlechterung der Lebensqualität und der Arbeitsfähigkeit. Da der Zugang von Säure und Essensresten vom Magen in den Mund unter anderem zu heftigem Mundgeruch führt, schränken viele Betroffene ihre Sozialkontakte ein, was letztlich auch psychische Probleme verursachen kann, berichtet Dr. Ralf Weise, Chefarzt der Klinik für Allgemein- und Bauchchirurgie im St.-Marien-Hospital Friesoythe: „Bei jungen Menschen führt das mitunter dazu, dass sie allein bleiben, weil sie sich erst gar nicht trauen, einen jungen Mann oder eine junge Frau anzusprechen.“ Chronisches Sodbrennen ist in der Regel die Folge einer meistens genetisch bedingten Bindegewebsschwäche an einer besonders sensiblen Stelle im Bauchraum. Normalerweise wird die Speiseröhre so passgenau durch das direkt unter den Rippenbögen gelegene Zwerchfell geführt, dass sie sich nach dem Durchrutschen der Nahrung von selbst wieder sicher verschließt. Wenn sich das Loch für die Speiseröhre im Laufe des Lebens durch natürliche Dauerbeanspruchung vergrößert, ist der Abschluss – ähnlich wie bei einem defekten Ventil – nicht mehr sichergestellt. Dem Körper fehlt dann die natürliche Barriere gegen hochsteigende Magensäure, was dann wiederum Sodbrennen verursacht. Ohne ärztliche Hilfe wird der Bruch mit der Zeit immer größer – mit entsprechend häufigeren und heftigeren Krankheitssymptomen. Bei einem fortgeschrittenen Verlauf kann sich neben der Speiseröhre auch ein Stück des Magens durch einen unnatürlich erweiterten Durchlass im Zwerchfell nach oben drücken. Möglich ist das wegen des im Brustraum herrschenden Unterdrucks, der den Magen ohne einen Barriere-Schutz praktisch nach oben saugt, erklärt Dr. Weise: „Im Extremfall verschiebt sich der Magen in den Brustraum fast bis zur gegenüber liegenden Seite des Herzens, wobei sich der obere Magenteil mitunter nach unten gedreht hat.“ Derart drastische Auswüchse der Reflux-Krankheit seien zwar selten. Ohne eine frühzeitige Behandlung müsse damit aber im Prinzip jeder Betroffene rechnen. Dazu kommen häufig Begleitbeschwerden wie chronischer Husten, Heiserkeit, Zahnschäden oder Kehlkopfentzündungen. Nicht zuletzt erhöht sich das Risiko einer Speiseröhrenkrebs-Erkrankung. Verdacht sofort aufklären Die Therapie sollte im Verdachtsfall mit einer eingehenden Schilderung der Probleme sowie einer Untersuchung bei einem Gastroenterologen beginnen. Mittels einer Magenspiegelung kann der Arzt mögliche Veränderungen und Entzündungen im Inneren der Speiseröhre exakt auf dem Computerbildschirm erkennen, Bei Hinweisen auf andere Erkrankungen wie etwa Speiseröhrenkrebs kann der Arzt unter anderem sofort eine Gewebeprobe entnehmen, um den Verdacht aufklären zu können. Bei der Diagnose Reflux-Krankheit reicht oft zunächst eine Umstellung der Ernährungsgewohnheiten aus, so Dr. Weise: „Vielen Patienten hilft es schon, wenn sie Nahrungsmittel weglassen, die für eine Anregung der Magensäureproduktion sorgen. Mit dem Verzicht auf Kaffee, Kuchen oder Wein verschwindet häufig auch das Sodbrennen.“ Darüber hinaus kann man die Säureproduktion mit dem gezielten Einsatz von Medikamenten reduzieren, so 27.10.2011 09:51 Sodbrennen Friesoythe: Saure Gefahr aus dem Magen - NWZonline.de 2 von 2 http://www.nwzonline.de/index_aktuelles_spezial_artikel.php?id=271... Bei einer Operation wird der unnatürlich erweiterte Zwerchfell-Durchlass verengt. Zusätzlich muss ein neues Ventil zwischen Speiseröhre und Magen geschaffen werden, indem Körper eigenes Material– die Magenkuppel – als Manschette um die Speiseröhre herum gelegt wird. Dr. Ralf Weise und sein Team am St. Marien-Hospital Friesoythe führen rund 60 entsprechende Operationen pro Jahr durch: „Die Patienten können in der Regel anschließend sogar auf die zuvor eingenommenen Medikamente verzichten.“ Für den rund einstündigen Eingriff reichen als Zugänge ein paar kleine Schnitte im Oberbauch-Bereich aus. Der Patient darf bereits am Tag der Operation für kurze Zeit aufstehen. Für eine optimale Wundheilung sollte man nach der OP knapp eine Woche im Krankenhaus verbleiben. Als Folge der seit Jahren zunehmenden Reflux-Krankheit hat sich bis vor kurzem auch die Zahl einer Form des Speiseröhrenkrebses erhöht. Das dann vorliegende Adenokarzinom bildet sich im unteren Teil der Speiseröhre. 27.10.2011 09:51