Folgen des Klimawandels für die Entwicklungsländer Die Auswirkungen der Erderwärmung für das Klima können mit Hilfe von Computersimulationen abgeschätzt werden. Bis zum Jahr 2100 kann die globale Erwärmung je nach angenommenem Szenarium bis zu weiteren 4 Grad Celsius im globalen Mittel betragen. Zusammen mit der heute bereits realisierten globalen Erwärmung von etwa 0,8 Grad Celsius entspräche dies in etwa dem Temperaturunterschied von der letzten Eiszeit bis heute. Es würde sich also um eine für die Menschheit bislang einmalig rasante globale Klimaänderung handeln. Die globale Erwärmung hat eine Zunahme des atmosphärischen Wasserdampfs zur Folge sowie einen verstärkten Wasserdampftransport von den Ozeanen zu den Kontinenten. Dies führt zu einer Zunahme des Niederschlags über den Landgebieten. Regional sind die Niederschlagsänderungen jedoch sehr verschieden. Dabei fällt generell mehr Niederschlag in hohen Breiten und in Teilen der Tropen, während die regenärmeren Subtropen noch weiter austrocknen. Damit vergrößern sich die Unterschiede zwischen den feuchten und trockenen Klimaten auf der Erde. Hierdurch wird sich die Situation in den halbtrockenen Gebieten der Erde, wie etwa in der Sahelzone, weiter verschärfen. Hungersnöte und Migration wären die Folgen. Andererseits werden sich aber auch die asiatischen Monsunregen verstärken. Dies wird immer häufiger zu sintflutartigen Regenfällen und zu Überschwemmungen führen. Davon betroffen werden vor allem die Länder des asiatischen Sommermonsuns, aber auch die Länder des Wintermonsuns sein. Anstieg des Meeresspiegels Als Folge der globalen Erwärmung wird der Meeresspiegel ansteigen - zum einen infolge der Wärmeausdehnung der Meere (thermische Expansion) und zum anderen infolge der Eisschmelze. Der Anstieg des Meeresspiegels aufgrund der thermischen Expansion kann bis zum Jahr 2100 etwa einen halben Meter betragen. Falls die großen Eispanzer Grönlands oder der Antarktis schmelzen sollten, wären noch deutlich stärkere Anstiege zu erwarten. So würde beispielsweise ein komplettes Abschmelzen des grönländischen Eispanzers den Meeresspiegel um weltweit sieben Meter ansteigen lassen. Allerdings ist strittig, wie schnell dies passieren kann. Man muss aber davon ausgehen, dass der Meeresspiegelanstieg bis 2100 im schlimmsten Fall durchaus 1-1,5 Meter betragen kann. Dieses hätte gerade für die Entwicklungsländer verheerende Auswirkungen, da viele Gebiete in etwa auf Meeresniveau liegen. Als Beispiele seien hier die Inseln im Indischen Ozean und auch Bangladesch genannt. Erhebliche Teile von Bangladesch würden bei einem Anstieg von 1,5 Meter im Meer versinken. Ähnliches gilt für viele Inseln in den tropischen Meeren. Dramatische Auswirkungen durch sehr starke Wirbelstürme Der höhere Meeresspiegel birgt aber noch andere Gefahren: Gerade in den Entwicklungsländern sind die Küstenregionen immer wieder von Flutwellen bedroht. Diese können entweder durch tropische Wirbelstürme (Taifune, Hurrikane) ausgelöst werden oder durch Seebeben in Form von Tsunamis. Der Tsunami vom 26. Dezember 2004, der über 230.000 Todesopfer in Südasien forderte, hat diese Bedrohung nur zu deutlich gemacht. Der Tsunami wäre bei einem deutlich höheren Meeresspiegel noch um ein Vielfaches verheerender gewesen. Ähnliche Überlegungen gelten für tropische Wirbelstürme. Man denke an den Hurrikan Katrina, der New Orleans überflutete. Seine Auswirkungen wären ebenfalls weitaus katastrophaler gewesen, selbst wenn der Meeresspiegel nur um einen halben Meter höher wäre. Außerdem werden sich vermutlich tropische Wirbelstürme infolge der globalen Erwärmung intensivieren. Ihre Anzahl muss jedoch nicht zwangsläufig zunehmen. Es sind aber gerade die heftigen tropischen Wirbelstürme, die dramatische Auswirkungen haben. Eine größere Anzahl von sehr starken Wirbelstürmen führt also zu einer weiteren Bedrohung für die Küstenländer. Stärkere Winde führen zu höheren Flutwellen, und auch die mit den Wirbelstürmen verbundenen Niederschläge werden sich erhöhen. Letzteres wird zusätzlich Überschwemmungen verursachen. Gefahr zunehmender Dürre Es ist aber auch möglich, dass viele Entwicklungsländer unter zunehmender Dürre leiden werden. Dies betrifft vor allem Länder, die im Innern der Kontinente liegen. Damit wird sich in diesen Ländern die zum Teil ohnehin schon kritische Trinkwasserversorgung weiter verschlechtern. Neben der Sahelzone betrifft dies andere afrikanische Länder wie etwa Äthiopien. In Asien werden vor allem Länder wie Afghanistan, Pakistan, Indien und auch China betroffen sein. Das Kyoto-Protokoll: ein erster wichtiger Schritt Die Klimaproblematik steht inzwischen an oberster Stelle auf der Agenda der Weltpolitik. Am 10. Dezember 1997 haben die Vertragsstaaten der Rahmenkonvention der Vereinten Nationen zu Klimaänderungen einstimmig das so genannte Kyoto-Protokoll angenommen. Die Industrieländer verpflichten sich darin, ihre Treibhausgasemissionen um im Mittel 5,2 Prozent (bezogen auf die Emission im Jahre 1990) bis zur Periode 2008 bis 2012 zu mindern. Mit der Ratifizierung Russlands im Februar 2005 ist das Kyoto-Protokoll völkerrechtlich verbindlich. Die Europäische Union muss im Mittel um 8 Prozent reduzieren, stärker als die USA mit 7 Prozent oder Japan mit 6 Prozent. Russland soll nur stabilisieren, und Norwegen darf gar zulegen. Diese unterschiedlichen Minderungssätze sind Resultat nachweislich unterschiedlicher Bedingungen aber auch teilweise Folge des Verhandlungsgeschicks einzelner Länder. Die USA lehnen allerdings bisher die Mitwirkung am Kyoto-Prozess mit seinen verbindlichen Zielen ab. Und auch die Schwellenländer, wie etwa China oder Indien, sind im Kyoto-Protokoll nicht berücksichtigt. Dabei haben die USA und China zusammen einen Anteil an den weltweiten Kohlendioxid-Emissionen von etwa 40 Prozent. Den aus Sicht der Klimaforscher notwendigen Klimaschutz liefert das Kyoto-Protokoll in der gegenwärtigen Form keineswegs. Um gravierende Klimaänderungen in den nächsten hundert Jahren zu vermeiden, müsste der Ausstoß von Treibhausgasen auf ein Bruchteil (weniger als 10 Prozent) des heutigen Ausstoßes bis zum Jahr 2100 reduziert werden. Erneuerbare Energien verstärkt einsetzen In der Zukunft muss daher der Einführung der regenerativen Energien mehr Gewicht beigemessen werden. Denn nur diese, insbesondere die Sonnenenergie, stehen unbegrenzt zur Verfügung. Da das Klima nur auf unsere langfristige Strategie reagiert, kann der Umbau der Wirtschaft in Richtung der erneuerbaren Energien allmählich innerhalb der nächsten hundert Jahre erfolgen. Wichtig ist aber, dass wir heute bereits alle Energiesparpotenziale ausschöpfen und den Weg der Reduzierung der Treibhausgasemissionen beschreiten. Insofern ist das Kyoto-Protokoll ein erster, wichtiger Schritt in die richtige Richtung. Wenn wir heute die Weichen für eine nachhaltige Entwicklung stellen, dann ist dies auch in ökonomischer Hinsicht sinnvoll. Denn es ist insgesamt billiger, Vorsorge zu treffen, als die sich in der Zukunft häufenden klimabedingten Schäden zu begleichen. Nach einer kürzlich erschienenen Studie des ehemaligen Chefökonomen der Weltbank Nicholas Stern könnte der globale Klimawandel eine weltweite Rezession auslösen. Darüber hinaus sollten wir nicht mit unserem Planeten experimentieren, da die Vergangenheit immer wieder gezeigt hat, dass vielerlei Überraschungen möglich sind. So wurde beispielsweise das Ozonloch über der Antarktis von keinem Wissenschaftler vorhergesagt. Dabei war die ozonschädigende Wirkung der Fluorchlorkohlenwasserstoffe (FCKW) schon lange bekannt. Das Klimasystem ist ein nichtlineares System, das bei starken Auslenkungen verblüffende Lösungen bereithalten kann. (Autor: Mojib Latif, Ozeanzirkulation und Klimadynamik - Maritime Meteorologie, Leibniz-Institut für Meereswissenschaften, Kiel) Quelle: http://www.bundesregierung.de/Content/DE/EMagazines/evelop/049/t1-klimawandelentwicklungslaender.html