Inhalte und Umsetzungsaspekte sozialer Verantwortung

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Diplomstudiengang
Wirtschaftswissenschaften
Diplomarbeit
Inhalte und Umsetzungsaspekte sozialer Verantwortung von
Unternehmen
vorgelegt von:
Imke Pattberg
Betreuender Gutachter: Dr. Bernd Siebenhüner
Zweiter Gutachter: Dr. Martin Müller
Oldenburg, den 22. April 2004
Inhaltsverzeichnis
1. Einführung………………………………………………………...3
2. Soziale Verantwortung von Unternehmen – theoretische
Betrachtung………………………..……………………………..4
2.1 Soziale Verantwortung von Unternehmen – Begriffliche
Klärung………………………………………………………………….9
2.2 Bereiche der sozialen Verantwortung von Unternehmen……11
2.2.1
Arbeitsbedingungen………………………………………………………...13
2.2.2
Menschenrechte…………………………………………………………….15
2.2.3
Gesellschaft………………………………………………………………...17
2.2.4
Umweltschutz………………………………………………………………19
2.3 Kommunikation und Umsetzung der sozialen Verantwortung
von Unternehmen……………………………………………………21
2.3.1
Teilnahme an internationalen, nationalen oder regionalen Institutionen…..30
2.3.2
Teilnahme an Richtlinien für eine nachhaltige Berichterstattung………….35
2.3.3
Teilnahme an zertifizierungsfähigen sozialen Standards…………………..38
2.4 Zusammenfassung………………………………………………….39
3. Soziale Verantwortung von Unternehmen – praktische
Betrachtung anhand der Analyse von zwei
exemplarischen Unternehmen und Hypothesen…..……..40
3.1 Vorstellung des Bewertungsrasters und der
Hypothesen…………………………………………………………...43
3.2 Anwendung des Bewertungsrasters anhand von
Beispielunternehmen……………………………………………….43
3.2.1
BASF……………………………………………………………………….58
3.2.2
Neckermann………………………………………………………………...65
3.3 Auswertung der Ergebnisse und Überprüfung der
Hypothesen…………………………………………………………...81
3.4 Zusammenfassung………………………………………………….82
4. Fazit und Ausblick……………………………………………...83
4.1 Zusammenführung der theoretischen und praktischen
Ergebnisse……………………………………………………………89
4.2 Resultierende Potentiale durch die Umsetzung von sozialer
Verantwortung von Unternehmen ……………………………….92
4.3 Ausblick……………………………………………………………….94
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1:
Die UN Global Compact Prinzipien………………………………..23
Abbildung 2:
Die Ziele des WBCSD……………………………………………...26
Abbildung 3:
Die Ziele der CSR Europe Kampagne……………………………...28
Abbildung 4:
Anforderungen an eine Nachhaltigkeitsberichterstattung…………..31
Abbildung 5:
Die GRI Berichtselemente………………………………………….33
Abbildung 6:
Qualitätsprinzipien für den Aufbau und den Unterhalt
eines betrieblichen Verantwortlichkeitsmanagements
nach AA1000……………………………………………………….37
Abbildung 7:
Organisation des Nachhaltigkeitsmanagements in der BASFGruppe………………………………………………………………57
Abbildung 8:
Mainstreaming CSR in the Last Five Years: Analysis by Size of
Firm....................................................................................................72
Abbildung 9:
Percentage of GFT250 companies with a corporate report by
sector……………………..…………………………………………73
Abbildung 10:
Community Issues in Which MNEs Are Active…………………....76
Abbildung 11:
Community Issues in Which MNEs Are Active: Distinctions by
Sector……………………………………………………………….76
Abbildung 12:
MNE Investment in CSR: Increases over Last Five Years….……...79
Abbildung 13:
Prägende Informationsquellen deutscher Bürger bzgl. sozialer
Verantwortung deutscher Unternehmen.…………………………...80
Abbildung 14:
Inhalte der sozialen Verantwortung von Unternehmen…………….83
Abbildung 15:
Vom Verantwortungsbewusstsein zum
Shareholder-Value-Effekt…………….…………………………….84
Abbildung 16:
Impact of Multisector Standards and Forums on MNEs…………...88
Abbildung 17:
Umsetzungsaspekte sozialer Verantwortung von Unternehmen…...88
Abbildung 18:
Unternehmensinterne Potentiale……………………………………90
Abbildung 19:
Unternehmensexterne Potentiale…………………………………...92
Abkürzungsverzeichnis
Abb.
Abbildung
AG
Aktiengesellschaft
BCSD
Business Council for Sustainable Development
BDI
Bundesverband der Deutschen Industrie
BSI
British Standards Institution
bspw.
beispielsweise
bzgl.
bezüglich
bzw.
beziehungsweise
CAP
Community Advisory Panel
CC
Corporate Citizenship
CCC
Clean Clothes Campaign
CEO
Chief Executive Officer
CEP
Council on Economic Priorities
CERES
Coalition of Environmentally Responsible Economies
CSCC
Cal Safety Compliance Corporation
CSR
Corporate Social Responsibility
d.h.
das heißt
DJSI
Dow Jones Sustainability Index
EBNSC
European Business Network for Social Cohesion
EMAS
Eco-Management and Audit Scheme
EU
Europäische Union
FSC
Forest Stewardship Council
GC
Global Compact
ggf.
gegebenenfalls
GRI
Global Reporting Initiative
ICFTU
International Confederation of Free Trade Unions
ILO
International Labour Organization
ISEA
Institute of Social and Ethical Accountability
ISO
International Organization for Standardisation
NCPC
National Cleaner Production Centres
NGOs
Non Governmental Organisations
OECD
Organisation for Economic Co-operation and Development
PR
Public Relations
S.
Seite
SA 8000
Social Accountability 8000
SAI
Social Accountability International
SAM
Sustainable Asset Management
TCC
The Copenhagen Centre
UN
United Nations
UNDP
United Nations Development Programme
UNEP
United Nations Environment Programme
UNIDO
United Nations Industrial Development Organization
UNV
United Nations Volunteers
Vgl.
Vergleich
WBCSD
World Business Council for Sustainable Development
WCED
World Commission on Environment and Development
WICE
World Industry Council for the Environment
WWF
World Wide Fund For Nature
z.B.
zum Beispiel
1. Einführung
In den letzten Jahren gewann die Diskussion über soziale Verantwortung von
Unternehmen gegenüber der Gesellschaft immer mehr an Popularität. Durch Vorfälle
von bspw. Enron oder WorldCom gewann die Selbstregulierung und die soziale
Verantwortung weitreichende Beachtung und steigerte das Verlangen der Gesellschaft
nach mehr Transparenz seitens der multinationalen Unternehmen. Insbesondere durch
das Internet, welches im Zuge der stetigen Entwicklung der Informationstechnologie
immer stärker genutzt wird, ist die Verbreitung von Nachrichten einfacher, schneller
und vielfältiger. Gemeinnützige Vereine, Interessensverbände und Menschen, die ein
Interesse an den Aktivitäten einer Unternehmung haben, können somit durch das
Internet schnell und umfassend informiert werden. Skandale, Boykotte oder ähnliches
können weitaus schneller zirkuliert und verbreitet werden. Insbesondere multinationale
Unternehmen wie z.B. Shell, Nike oder Dow Chemicals, haben dies in den vergangenen
Jahren zu spüren bekommen. Denkt man z.B. nur an Brent Spar, Shell in Nigeria, Dow
in Bhopal oder Nikes Unterlieferanten in Bangladesh. Diese Reputationsverluste und
die dadurch erheblichen finanziellen Einbußen, sind einer der Gründe für den höheren
Stellenwert der sozialen Verantwortung. Zum einen sollen Reputationsverluste
vermieden werden, zum anderen dient es als eine Form des Risikomanagements, um
finanzielle Skandale durch Umweltkatastrophen und Konsumentenboykotte zu
verhindern.
Ursprung dieser Diskussion und die ersten Ansätze stammen aus dem vor 15 Jahren auf
der Weltkommission für Umwelt und Entwicklung veröffentlichten Brundtland-Bericht.
Auf dieser Kommission wurde der Begriff der nachhaltigen Entwicklung geprägt und
folgendermaßen definiert: „Nachhaltige Entwicklung ist eine Entwicklung, die den
Bedürfnissen der heutigen Generation entspricht, ohne die Möglichkeiten künftiger
Generationen zu gefährden, ihre eigenen Bedürfnisse zu befriedigen und ihren
Lebensstil zu wählen.“ (Weltkommission 1987). Diese Definition beinhaltet die
Aspekte der Bedürfnisbefriedigung, der intergenerativen und intragenerativen
Gerechtigkeit als auch den integrativen Aspekt der Entwicklung von Ökonomie,
Ökologie und Sozialem. Im Laufe der Zeit folgten weitere Konferenzen wie z.B. die
Konferenz für Umwelt und Entwicklung in Rio de Janeiro 1992 und zehn Jahre später
der UN-Weltgipfel zur Nachhaltigkeit in Johannesburg. Ziel dieser Zusammenkünfte
1
von Regierungen, Unternehmen und NGOs (Non Governmental Organisations) war die
Diskussion über Lösungen für weltweite Folgeprobleme aus Bevölkerungswachstum,
Globalisierung und zunehmender Ungleichheit. Es entwickelten sich unterschiedliche
Agenden (z.B. die Agenda 21) und Konventionen (z.B. die Klimakonvention), die
konkrete Annäherungen zu einer Lösung aufweisen. Des Weiteren wurde auf die
Verantwortung der Unternehmen hingewiesen, die international immer mehr in den
Vordergrund zu treten scheint. Die drei Säulen der Nachhaltigkeit – Ökonomie,
Ökologie, Soziales – sollen an Bedeutung gewinnen und innerhalb der Unternehmen
internalisiert werden.
Rückblickend ist festzustellen, dass bzgl. der ökologischen Komponente einige
Fortschritte zu vermerken sind. Unternehmen, insbesondere in Europa, haben sich
freiwillig externen Öko-Audits unterzogen, neue Märkte für ökologischere Produkte
erschlossen oder Emissionen teilweise erheblich senken können. Die soziale Dimension
der Nachhaltigkeit scheint jedoch noch in den Anfängen zu stecken. Zweifelsohne
bereitet sie Schwierigkeiten in ihrer Umsetzung, ist aber bzgl. der globalen
Gleichberechtigungsdiskussion einer der wichtigsten Herausforderungen, die sich
Unternehmen stellen müssen.
Unternehmen finden sich in der heutigen Zeit in einer Art „Weltarena“ als Akteur
wieder, in der sie ihre Betriebsabläufe und insbesondere ihre Zukunftsfähigkeit
sicherstellen müssen. Somit müssen sie sich den kommunikativen Herausforderungen in
dieser Arena stellen und sich mit der Frage beschäftigen, inwieweit sie
Problemverursacher
oder
Problemlöser
sind.
Je
nach
ideologischer
oder
weltanschaulicher Einstellung der Anspruchsgruppen wird diese Frage unterschiedlich
beantwortet. Ein guter Ansatzpunkt zum Umgang mit Stakeholdern ist der Einbezug des
Verantwortungsgefühls in die Unternehmensstrategie. Unternehmen, die diese
Bedeutung erkannt haben, bezeichnen sich als so genannte „Corporate Citizens“ und ihr
Streben nach sozialer Verantwortung als so genannte „Corporate Citizenship“ oder
„Corporate (Social) Responsibility“. Sie versuchen dadurch einen so genannten
Stakeholder Dialog zu erwirken.1
1
Der Begriff Stakeholder wurde von Edward R. Freeman geprägt und bezeichnet in diesem Sinne
jemanden „ […] who can effect or is effected by the achievement of a firm’s objectives“ (Freeman 1984:
40). Das Ziel eines Stakeholder Dialoges ist es, diese Interessengruppen zu konsultieren, ihre Bedürfnisse
zu berücksichtigen und wenn möglich zu befriedigen.
2
Feste Definitionen von „Corporate Social Responsibility“ und „Corporate Citizenship“
sind jedoch nicht zu finden. Ungeklärt ist auch, was genau heutzutage unter diesen
Begriffen verstanden wird. Was genau beinhaltet die soziale Verantwortung eines
Unternehmens und wie kann ein Unternehmen sozial verantwortlich handeln? Was sind
die genauen Inhalte dieser Diskussion und wie ist es den Unternehmen möglich diese
konsequent und erfolgreich umzusetzen?
Diese Fragen sollen im Laufe dieser Arbeit untersucht werden und den derzeitigen
Stand der Debatte um die soziale Verantwortung von Unternehmen aufzeigen. Die
Arbeit ist damit folgendermaßen gegliedert:
Zu Anfang wird das Thema auf theoretischer Ebene beleuchtet (Kapitel 2) und die
Schwierigkeiten bei dem Versuch eine eindeutige Definition zu finden dargestellt
(Kapitel 2.1). Anschließend werden die einzelnen Bereiche der sozialen Verantwortung
erarbeitet (Kapitel 2.2) und daraufhin die verschiedenen Kommunikationsformen
anhand ausgesuchter Beispiele für Unternehmen erläutert (Kapitel 2.3).
Das anschließende Kapitel (Kapitel 3) widmet sich der praktischen Seite. Es werden
zwei Unternehmen anhand ihrer Nachhaltigkeitsberichte und Internetpräsenz auf die
soziale Verantwortung hin untersucht (Kapitel 3.2). Später folgt dann eine Analyse von
themenspezifischen Hypothesen.
Das abschließende Kapitel (Kapitel 4) beschäftigt sich mit der Zusammenführung des
theoretischen und praktischen Teils. Durch diesen Zusammenschluss der Erkenntnisse
aus den beiden Kapiteln wird der Weg, der in die die momentane Diskussion führt
aufgezeigt (Kapitel 4.2). Dies soll dazu dienen, die tatsächlichen Inhalte und
Umsetzungsaspekte sozialer Verantwortung von Unternehmen herauszufiltern und seine
Potentiale aufzuzeigen (Kapitel 4.2). Ein anschließender Ausblick erörtert schließlich
die zukünftigen Perspektiven des Konzepts.
3
2. Soziale Verantwortung von Unternehmen –
theoretische Betrachtung
Zur Klärung des Begriffes gesellschaftlicher Verantwortung wird in diesem Kapitel ein
theoretisches Fundament entwickelt. Einleitend ist zu bemerken, dass der Begriff
„Corporate Citizenship“ und nicht „Corporate Social Responsibility“ verwendet wurde,
um eine Einheit in den Begriffen und Definitionen beizubehalten. Anfänglich wird der
definitorische Rahmen des Themengebietes Corporate Citizenship festgelegt (2.1), um
dann auf die einzelnen sozialen Bereiche von Corporate Citizenship und deren Umgang
eingehen zu können (2.2). Weiterhin spielt laut Definition aus 2.1 die Kommunikation
eine entscheidende Rolle in der Umsetzung von gesellschaftlicher Verantwortung von
Unternehmen und wird deshalb näher in Kapitel 2.3 beleuchtet.
2.1 Soziale Verantwortung von Unternehmen - Begriffliche
Klärung
Bereits im 19. Jahrhundert bemühten sich Unternehmer z.B. Universitäten,
Forschungseinrichtungen
sowie
Sport-,
Freizeit-
und
Kultureinrichtungen
zu
finanzieren. Gemäß Logan resultiert diese philanthropische Tradition aus zwei
Kernmotiven: „Firstly, the ethical imperative, often articulated by religious fellowships,
that those who have wealth and power should help those that do not, and so charitable
giving was expected of wealthy industrialists. Secondly, there is an element of social
investment in which the business would gain long-term benefits, from having first class
schools, technical institutes and universities in their city.” (Logan 2001: 17). Diese
Aktivitäten, die zum damaligen Zeitpunkt von Unternehmern als einzelne Person
ausgingen und nicht von der gesamten Unternehmung, wurden jedoch aufgrund der
zunehmenden Aktivitäten des Nationalstaates be- bzw. verdrängt, indem dieser
versuchte, „ […] Unterstützungsleistungen für sozial Benachteiligte im Rahmen
sozialstaatlicher Regelungen zu ‚monopolisieren’“ (Ringlstetter/ Schuster 2002: 173).
Trotz dieser Entwicklungen wurde von Unternehmern weiterhin verlangt, ein Teil ihres
Vermögens an die Bürger „zurückzugeben“.
Die zweite Phase der Entstehung begann durch die verstärkte Einflussnahme von
Verbraucherverbänden und die Thematisierung umweltbezogener Fragestellungen Mitte
4
des 20. Jahrhunderts. Das führte dazu, dass externe Interessen außerhalb der
marktlichen
Beziehungen
eines
Unternehmens
zu
einer
nachhaltigeren
Berücksichtigung führten. Durch die voranschreitende Globalisierung wurde das Thema
immer weiter in den Vordergrund gestellt und führte zunehmend zu dem Konzept vom
Unternehmen als „kooperativen Bürger“, so wie es im heutigen Forschungsfeld
diskutiert wird. Unternehmen werden hier prinzipiell als Teil der Gesellschaft
betrachtet, wobei diese genau wie andere Bürger auch gesellschaftliche Freiheiten, aber
auch Rechte und Pflichten haben.
Bei Brink geht es bei „ […] der gesellschaftspolitischen Verantwortung – wie sie vor
dem
Hintergrund
der
Globalisierung
auch
in
den
kontinentaleuropäischen
Managementtheorien diskutiert wird – […] um einen spezifisch unternehmerischen
Verantwortungsbegriff, der aus dem Macht- und Freiheitsbegriff erwächst und als
nationales Korrektiv von freien Märkten bzw. multinationalen Unternehmen verstanden
wird, um moralischen Verwerfungen entgegenzuwirken.“ (Brink 2002: 37). Weiterhin
sagt er, dass es die Aufgabe der Wirtschaft sei „ […] die Bedingungen für freiheitliches
Leben zu schaffen.“ (Brink 2002: 37) und somit sei ein freiheitliches Wirtschaftssystem
die Voraussetzungen für die Forderung einer gesellschaftlichen Verantwortung.
Unter diesem Konzept subsumieren sich verschiedene Ideen, die, wie schon einleitend
bemerkt, eine eindeutige Definition erschweren. Corporate Social Responsibility,
Corporate Governance, Corporate Giving, Corporate Volunteering und ähnliche
Begriffe werden oftmals in einem Atemzug genannt ohne einen genaueren Eindruck zu
bekommen wo die Unterschiede dieser Begriffe liegen. Definitionen dieses neuartigen
Managementkonzepts
können
durch
unterschiedliche
Kulturen,
geschichtliche
Entwicklungen und von Person zu Person anders aufgefasst werden und bilden
dementsprechend eine große Bandbreite an immer wieder differierenden theoretischen
Ansätzen und Meinungen.
Um einen ersten Eindruck zu erlangen dient folgende Auswahl von Definitionen dem
besseren Verständnis von Corporate Citizenship:
1. "Corporate Citizenship (CC) beschreibt die Rolle des Unternehmens als ‚Bürger’
im Gemeinwesen, dessen ‚bürgerschaftliches’ Engagement strategisch in die
Unternehmensentwicklung eingebunden ist." (Damm/ Lang 200: 19).
5
2. Corporate Citizenship "[…] ist der Versuch, ein Unternehmen auf möglichst
vielfältige Weise positiv mit dem Gemeinwesen zu verknüpfen, in dem es tätig
ist. Das Unternehmen soll sich wie ein guter Bürger für die Gemeinschaft
engagieren, es soll ein good Corporate Citizen (Bürger) sein" (Westebbe 1995:
13).
3. „Corporate Citizenship ist das gesamte koordinierte, einer einheitlichen Strategie
folgende und über die eigentliche Geschäftstätigkeit hinausgehende Engagement
eines Unternehmens zur Lösung gesellschaftlicher Probleme. Wesentliches
Element von Corporate Citizenship ist die bewußte und gezielte Kommunikation
des gesellschaftlichen Engagements gegenüber möglichst vielen Zielgruppen.“
(Westebbe 1995: 17).
Diese Definitionen lassen einen eindeutigen Planungscharakter erkennen. Corporate
Citizenship gilt demnach als ein Managementkonzept auf strategischer sowie auf
operativer Ebene. Es ist weiterhin festzustellen, dass alle Aussagen vom Unternehmen
als „Bürger“ sprechen und es die Aufgabe für jedes Unternehmen ist, dieser Rolle
gegenüber der Gesellschaft gerecht zu werden. Dies soll freiwillig anhand von auf
Verantwortung
beruhenden
Unternehmensentwicklung
bzw.
Strategien
stattfinden,
Unternehmensphilosophie/
die
-kultur
Teil
der
sind.
Auf
strategischer Ebene sollen Leitlinien – bspw. in Form eines „Code of Conduct“ oder
einer Unternehmenspolitik – entwickelt werden, um dann auf operativer Ebene
Maßnahmen zu entwickeln, umzusetzen und zu kommunizieren.
Das Konzept des Corporate Citizenship soll als aktiver, antizipativer und präventiver
Prozess verstanden werden, der versucht, so viele Stakholderbedürfnisse wie möglich
zu befriedigen. Zu den Zielgruppen gehören z.B. Mitarbeiter, Kunden, Aktionäre,
Regionen, aber auch Lieferanten, Universitäten, die Medien und ähnliches.
Dementsprechend vielseitig sind auch die Aufgabenstellungen und Instrumente, die
unter dem Begriff Corporate Citizenship vereinigt werden können. Auf diesen Punkt
wird näher in Kapitel 2.2 und 2.3 eingegangen.
Corporate Citizenship (CC) wird somit von Unternehmen geleistet, die gesellschaftliche
Verantwortung übernehmen und sich sozial engagieren. Sie verstehen sich als aktive
Mitglieder der Gesellschaft und gestalten das soziale Umfeld mit.
6
Corporate Social Responsibility (CSR) ist ein Begriff der häufig im selben
Zusammenhang genannt wird. Er bezeichnet die weltweite Verantwortung von
Unternehmen als Teil der globalen Gesellschaft. Umweltverträglichkeit der Produktion,
fairer Handel und soziale Standards die für alle Mitarbeiter Geltung besitzen, sollen
gesichert werden. Dieser Begriff stellt die grundsätzlich existierende Verantwortung
gegenüber der weltweiten Gesellschaft und nicht nur der umliegenden Bürger der
Unternehmen dar. Laut dem Grünbuch zur sozialen Verantwortung von Unternehmen
wird CSR als ein Konzept definiert, „dass den Unternehmen als Grundlage dient, auf
freiwilliger Basis soziale Belange und Umweltbelange in ihre Unternehmenstätigkeit
und in die Wechselbeziehungen mit den Stakeholdern zu integrieren. Sozial
verantwortlich handeln heißt nicht nur, die gesetzlichen Bestimmungen einhalten,
sondern über die bloße Gesetzeskonformität hinaus ‚mehr’ investieren in Humankapital,
in die Umwelt und in die Beziehungen zu anderen Stakholdern.“ (Europäische
Kommission 2001: 8).
Der Unterschied der beiden Begriffe liegt nun darin, dass CC das Unternehmen als
aktiven Bürger innerhalb der lokalen Gesellschaft mitsamt all seinen Pflichten ansieht.
CSR ist hingegen die grundsätzliche Erkenntnis über die weltweite soziale
Verantwortung eines jeden Unternehmens. Es ist festzustellen, dass eine deutliche
Abgrenzung der Begriffe schwer in der Wirtschaftswelt zu finden ist. Zunehmend
werden beide Begriffe von den Unternehmen gleichgestellt verwendet, wodurch die
Aufstellung einer allgemeingültigen Definition erschwert wird.
Weitere Begriffe, die in der Diskussion um die soziale Verantwortung der Unternehmen
verhäuft auftauchen sind „Corporate Volunteering“ und „Corporate Giving“. Bei
ersterem werden die Mitarbeiter eines Unternehmens direkt in ein soziales Projekt
einbezogen. Unternehmen stellen ihre Mitarbeiter für das bürgerschaftliche Engagement
frei oder es werden Projekte initiiert, bei denen die Beschäftigten für einen begrenzten
Zeitraum mitwirken. Mit dem Begriff „Corporate Giving“ hingegen wird das
Spendenwesen und Sponsoring eines Unternehmens zusammengefasst. Diese beiden
Begriffe sind jedoch oftmals ein Teil des Grundkonzeptes um CC und CSR und dienen
somit eher als ein Instrument zur Umsetzung. Eine nähere Erläuterung der einzelnen
Instrumente folgt in den nachstehenden Kapiteln.
7
„Corporate Governance“ die „Art und Weise der Unternehmensführung und –
überwachung“
(Peemöller
2000:
653)
wird
ebenfalls
zunehmend
mit
der
gesellschaftlichen Verantwortung von Unternehmen in Zusammenhang gebracht.2 Ziel
ist es, eine optimale Form der Führung innerhalb des gesetzlichen Rahmens zu
erlangen,
die
sich
mit
internen
sowie
externen
Kontroll-
und
Überwachungsmechanismen eines Unternehmens beschäftigt. Dementsprechend wird
Corporate Governance als verantwortliche Führung von Unternehmen verstanden und
stellt einen weiteren Teil der sozialen Verantwortung dar.
CC genauso wie CSR orientieren sich an der seit einigen Jahren geführten
Nachhaltigkeitsdebatte und dem damit verbundenen „Triple-Bottom-Line Prinzip“. Die
drei Säulen der Nachhaltigkeit – ökonomisch, ökologisch, sozial – bilden im TripleBottom-Line Prinzip drei unterschiedlichen Arten von Kapital: Geldkapital,
Natur(umwelt)kapital und Sozialkapital. Nachhaltige Unternehmen müssen gemessen
an allen drei Kapitalformen erfolgreich sein und diese gleichberechtigt behandeln (vgl.
Elkington 1997). Konkret wird argumentiert, dass z.B. nur zufriedene Mitarbeiter, die
unter vernünftigen sozialen und umweltfreundlichen Bedingungen arbeiten, zu
langfristigen Produktivitätssteigerungen in der Lage sind. Wichtig zu beachten beim
„Triple Bottom Line Prinzip“ ist die langfristige Planungsebene.
Für Reinhold Kopp, Generalbevollmächtigter und Leiter der Regierungsbeziehungen
der Volkswagen AG, ist „[…] Corporate Social Responsibility also […] die
Konkretisierung der Nachhaltigkeit im sozialen Bereich. Wir sehen uns eingebettet in
dieses
magische
Dreieck
aus
ökonomischer
Verantwortung,
ökologischer
Verantwortung und sozialer Verantwortung. Wir haben diese drei Ziele zu integrieren,
in ein gegenseitig stabiles System zu bringen" (Kopp 2002: 28). McIntosh, Thomas,
Leipziger und Coleman sehen „Corporate Citizenship, as a progression from CSR” und
dementsprechend
“[…] seen as a fuller understanding of the role of business in
society.” (McIntosh/ Thomas/ Leipziger/ Coleman 2003: 16).
Folglich ist festzuhalten, dass bei einer genaueren Betrachtung des Begriffs des
Corporate Citizenships drei Einflussgrößen zu berücksichtigen sind: Corporate Social
2
Verstärkt wurde dies durch Wirtschaftsskandale wie Enron und Worldcom oder aktuell Parmalat wobei
die Rechenschaftspflicht als auch die Verantwortung von Unternehmen, Geschäftsführung und
Vorständen hier die Hauptaspekte bilden.
8
Responsibility (CSR), Sustainable Development und Corporate Governance. Sie alle
haben zu der Entwicklung von Corporate Citizenship maßgeblich beigetragen und
bilden das Gerüst für den definitorischen Rahmen.
Welche thematischen Bereiche nun genau zu der sozialen Verantwortung von
Unternehmen gehören wird im folgenden Abschnitt näher betrachtet.
2.2 Bereiche der sozialen Verantwortung von Unternehmen
Die gesellschaftliche Verantwortung von Unternehmen kann viele unterschiedliche
Ausprägungen haben. Manche Aspekte beleuchten z.B. die Verpflichtungen gegenüber
der
umliegenden
Gemeinde.
Andere
hingegen
fühlen
sich
durch
ihren
Produktionsstandort verpflichtet sich um die Einhaltung der Menschenrechte zu
bemühen und dafür Sorge zu tragen, dass keine so genannten „Sweatshops“ in Dritte
Welt Ländern durch eventuelle Zuliefererverträge unterstützt werden.3 Je nach dem, in
welchem gesellschaftlichen Umfeld sich das Unternehmen befindet und welche Art von
Stakeholder es konsultiert, sind unterschiedliche soziale Belange von Bedeutung und
resultieren schließlich in unterschiedlichen Aktivitäten in diesen Bereichen.
Im Laufe der letzten Jahre haben sich zahlreiche Institutionen sowie NGOs mit der
sozialen Verantwortung von Unternehmen auseinandergesetzt und sich Gedanken
darüber gemacht, welche Themen in den sozialen Verantwortungsbereich der
Unternehmen fallen und wie sie sich innerhalb dieser engagieren können.
In der Brundtland-Definition, welche der Ursprung des Nachhaltigkeitsgedankens ist,
wird besonderer Wert auf die intragenerationale Verteilungsgerechtigkeit zwischen arm
und reich, genauso wie zwischen Nord und Süd gelegt (vgl. Weltkommission 1987).
Dabei benennt diese Definition nicht nur konkrete soziale Problemfelder wie
Langzeitarbeitslosigkeit und Massenarmut, sondern fordert auch einen langfristig
wirksamen Schutz der sozialen Kohärenz einer Gesellschaft.
3
Ein Sweatshop (schweißtreibende Fabrik) ist eine Fabrik, üblicherweise in einem Entwicklungsland
oder einem Land der "Dritten Welt", wo Menschen für einen sehr geringen Lohn, welcher in den meisten
Fällen weit unter dem Mindestlohn liegt, arbeiten. Vgl.: http://www.sweatshops.org
4
Vgl.: http://www.csreurope.org
9
CSR Europe ein Netzwerk europäischer Unternehmen, bemüht sich, Dialoge zwischen
Unternehmen, Politik und NGOs bzgl. CSR zu organisieren.4 CSR Europe unterteilt die
Verantwortungsbereiche eines Unternehmens in Arbeitsplatz, Gemeinwesen, Ethik,
Menschenrechte, Umwelt und Markt (vgl. CSR Europe 2003: 6-7).
Die Global Reporting Initiative (GRI), welche konkrete Leitlinien für die Erstellung von
Nachhaltigkeitsberichten aufgestellt hat, sieht die Schwerpunkte in folgenden
Kategorien: direkte ökonomische Auswirkungen, Umwelt, Arbeitsbedingungen und
angemessene Arbeit, Menschenrechte, Gesellschaft und Produktverantwortung (vgl.
Global Reporting Initiative 2002: 31).5
Für den Global Compact (GC), eine von UN-Generalsekretär Kofi Annan
wertorientierte
Plattform
für
institutionelle
Lernprozesse,
sind
wiederum
Menschenrechte, Arbeitsstandards und Umweltschutz von höchster Priorität (vgl.
Global Compact 2003: 6).6
Daraus resultierend definiert jedes Unternehmen seine eigenen Prioritätenbereiche. So
stellt z.B. Jörg Hartmann von der BASF Aktiengesellschaft insbesondere „Grundrechte
und Gesetze, Marktverhalten, Lobbying, Wirtschafts- und Unternehmensethik,
kulturelle
Identitäten,
Geschlechtergleichstellung,
Kommunikation,
Dialog,
funktionierende Regionen und mehr“ (Hartmann 2001: 39-40) in den Vordergrund.
Es existieren noch weitaus mehr unterschiedliche Einschätzungen, jedoch lassen sie sich
in die vier Hauptkategorien:
▪ Arbeitsbedingungen,
▪ Menschenrechte,
▪ Gesellschaft und
▪ Umweltschutz einteilen.
Obwohl die Punkte Arbeitsbedingungen und Menschenrechte eng miteinander
verknüpft sind, werden zwei Kategorien gebildet, da verhindert werden soll, dass der
5
Vgl.: http://www.globalreporting.org
Vgl.: http://www.unglobalcompact.org
7
Vgl.: ILO: http://www.ilo.org, BauA: http://www.baua.de
6
10
Aspekt der Arbeitsbedingungen als weniger wichtig empfunden wird, als der der
Menschenrechte. Den Rahmen für beide Bereiche bildet die UN-Deklaration der
Menschenrechte (vgl. United Nations 1948), aus denen auch die einzelnen ILO
Konventionen entstanden sind.
2.2.1 Arbeitsbedingungen
Dieser Bereich beschäftigt sich mit dem Humankapital des Unternehmens – den
Arbeitnehmern. Nur durch angemessene Arbeitsbedingungen hat das Unternehmen die
Möglichkeit, das gesamte Potential ihrer Arbeitnehmer zu nutzen und somit bessere
Chancen gegenüber der Konkurrenz sowie Wettbewerbsvorteile zu generieren. Dieser
Aspekt lässt sich in fünf Teilbereiche einteilen:
▪ Gesundheits- und Arbeitsschutz
Hier wird die Verantwortung eines jeden Unternehmens für angemessene Gesundheitsund Arbeitsschutzmaßnahmen aller Arbeitnehmer Sorge zu tragen in den Vordergrund
gestellt. Neben der deutschen gesetzlichen Verpflichtung zur Durchführung von
Maßnahmen des Arbeitsschutzes zur Verbesserung der Sicherheit und des
Gesundheitsschutzes der Beschäftigten bei der Arbeit (vgl. Arbeitsschutzgesetz 1996),
ist auch eine darüber hinausgehende freiwillige Verpflichtung zur Verringerung von
z.B. Betriebsunfällen für jedes Unternehmen Teil der sozialen Verantwortung.
Dies kann am effektivsten durch ein Gesundheits- und Sicherheitsmanagementsystem
innerhalb des Unternehmens gewährleistet werden. Hierfür ist es z.B. erforderlich, dass
Maschinen regelmäßig gewartet und adäquate Sicherheitsvorkehrungen getroffen
werden. Des Weiteren sind kontinuierliche Schulungen zu diesem Thema notwendig
und ebenso die Einrichtung von Gesundheits- und Sicherheitskomitees, in denen
Management und Angestelltenvertreter ihren Platz haben. Innerhalb dieser Komitees ist
es wiederum möglich, konkrete Grundsätze oder Programme zu Themen wie bspw.
HIV/Aids zu entwickeln, in denen der Umgang mit der Krankheit geregelt wird oder
aber auch Lehrgänge über den korrekten Umgang mit Maschinen angeboten werden,
um die Unfallrate auf ein Minimum reduzieren zu können.
11
Hilfe für die Entwicklung und Umsetzung solcher Managementsysteme bieten z.B. die
„Guidelines for Occupational Health Management Systems” der International Labour
Organization (ILO) oder der nationale Leitfaden für Arbeitsschutzmanagementsysteme
der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA).7 Wichtig in diesem
Zusammenhang
ist
der
vorsorgende
Aspekt
der
Gesundheits-
und
Sicherheitsmanagementsysteme, der es den Unternehmen erlaubt frühzeitig negativen
Ereignissen entgegenwirken zu können und so das Vertrauen der Mitarbeiter in das
Unternehmen zu stärken.
▪ Lohn und Zusatzleistungen
Der Aspekt des Lohns und die etwaigen Zusatzleistungen für die Arbeitnehmer sind
insbesondere
für
Unternehmen
von
Bedeutung,
die
Produktionsstandorte
in
Entwicklungsländern unterhalten. Hier sollte auf die Einhaltung des von der ILO
festgesetzten Mindestlohns geachtet werden, welcher die Kosten für Wohnung, Kleider
und Essen decken sowie zusätzliche Ausgaben ermöglichen sollte. Weiterhin sollte es
Teil der sozialen Verantwortung von Unternehmen sein, bestimmte Zusatzleistungen,
wie z.B. Krankenversicherung, Rentenvorsorge, Kinderbetreuung oder flexible
Arbeitszeiten anzubieten.
Durch diese Maßnahmen kann die Zufriedenheit und somit auch die Motivation der
Mitarbeiter erhöht werden, woraus wiederum Vorteile für das Unternehmen erwachsen.
An günstigen Produktionsstandorten, wie z.B. in Entwicklungsländern, sollten sich
Zusatzleistungen mit bspw. den Auswirkungen der Kinderarbeit beschäftigen. In diesem
Fall könnte das Unternehmen vormittags die Ausbildung der Kinder finanzieren und am
Nachmittag die Arbeit zur Unterstützung der Familie stattfinden.
▪ Chancengleichheit am Arbeitsplatz
Ein weiterer Aspekt der eines jeden Unternehmens sollte die Sicherstellung der
Chancengleichheit insbesondere bei Anstellung, Beförderung und Vertragsbeendigung
unabhängig von Rasse, sozialer Klasse, Geschlecht, Religion, Behinderung,
Gewerkschafts- oder Parteizugehörigkeit sein. Diesbezüglich könnten z.B. konkrete
Gleichstellungsgrundsätze und -programme sowie Überwachungssysteme zur Sicherung
12
deren Einhaltung und deren Ergebnisse eingeführt werden. Frauenquoten sind ein
weiteres Instrument zur Erlangung dieser Chancengleichheit. Oftmals werden diese von
Frauenförderungsprogrammen begleitet, die bei der Erlangung einer Führungsposition
im Unternehmen behilflich sein sollen.
▪ Aus- und Weiterbildung
Die Aus- und Weiterbildung der Arbeitnehmer bildet ebenfalls einen wichtigen Aspekt
in der Generierung von neuem Arbeitspotential. Durch gut geschulte Arbeitskräfte kann
das Unternehmen eine große Bandbreite an Vorteilen gewinnen und daraus wiederum
seine Wettbewerbsposition festigen. Unternehmen haben die Möglichkeit diese Vorteile
z.B. durch die Freistellung ihrer Arbeitnehmer für spezifische Seminare oder
Workshops zu erlangen. Des Weiteren könnten Unterstützungsprogramme zur
Sicherung der Beschäftigungsfähigkeit von Angestellten oder auch zur Beendigung der
Karriere eingeführt werden. Durch konkrete Aus- und Weiterbildungsprogramme kann
unter anderem die Unternehmensphilosophie stärker eingeprägt und somit auch
konsequenter gelebt werden. Hierdurch soll außerdem die Fähigkeit eines lebenslangen
Lernens vermittelt und das erneute Begehen von Fehlern vermieden werden.
▪ Arbeitgeber-Arbeitnehmer-Beziehungen
Grundsätzlich sollte hier das Recht auf Vereinigungsfreiheit gewährleistet sein und
Mitarbeitern das Recht auf Mitgliedschaft in einer Gewerkschaft zugesprochen werden.
Diese sollten von Unternehmen akzeptiert werden. Zur gemeinschaftlichen Lösung von
Problemen gilt darüber hinaus ein stetiger Dialog als Voraussetzung. Gleichzeitig wird
so Unzufriedenheiten vorgebeugt. Dementsprechend sollten auch Entlassungen oder
Restrukturierungsmaßnahmen
gewerkschaftlichen
Vertreter
zuvor
mit
abgestimmt
einem
werden,
Betriebsrat
um
oder
einem
Ungerechtigkeiten
auszuschließen. Bestimmte Verfahren zur Information, Beratung und Verhandlungen
über Veränderungen im Berichtszeitraum sollen den Angestellten zur Verfügung stehen.
Insgesamt werden unternehmensinterne und personalbezogene Bereiche berührt.
Werden Maßnahmen zur Verbesserung der internen Arbeitssituation erst einmal
geschaffen,
erwachsen
daraus
Vorteile
bzgl.
der
Produktivität,
der
Motivationssteigerung und allgemeinen Zufriedenheit sowie interner verbesserter
Kommunikation. Auf diese Vorteile wird näher in Kapitel 4.2 eingegangen.
13
2.2.2 Menschenrechte
Durch
die Auswirkungen
des Zweiten
Weltkriegs
proklamierte
die UNO-
Generalversammlung am 10. Dezember 1948 die Allgemeine Erklärung der
Menschenrechte, die auf dem Grundsatz beruht, dass alle Menschen gleiche und
unveräußerliche Rechte besitzen, die auf der ihnen gemeinsam innewohnenden Würde
basieren (vgl. United Nations 1948). Im Laufe der Jahre entwickelten sich weitere
internationale
sowie
regionale
Abkommen.
Daraus
resultierend
stieg
die
Erwartungshaltung an die Wirtschaft und Unternehmen wurden angehalten, sich an die
international verkündeten Menschenrechte zu halten und diese zu unterstützen. Des
Weiteren sollen Unternehmen dafür Sorge tragen, dass ihr eigenes unternehmerisches
Handeln sich nicht an Menschenrechtsverletzungen beteiligt bzw. diese gar fördert.
Unter dem Aspekt der Menschenrechte fallen z.B. der strikte Verzicht auf Kinderarbeit,
Zwangsarbeit und Arbeitsverpflichtungen genauso wie Disziplinarverfahren in jeglicher
Form.
Ein Unternehmen, welches sich als Corporate Citizen verhält, sollte Sweatshops
vermeiden bzw. keine Verträge mit diesen schließen. Denn in diesen Fabriken, die
vorwiegend in Entwicklungsländern anzutreffen sind, werden die international
anerkannten Menschenrechte nicht ausreichend umgesetzt. Falls ein Unternehmen einen
solchen unterhalten sollte und sich aus Reputationsgründen zur Schließung entscheidet,
hat das Unternehmen die Aufgabe die Konsequenzen, wie z.B. Arbeitslosigkeit der
ehemaligen Arbeiter, zu tragen und somit sich auch für die Klärung dieser einzusetzen.
Unternehmen haben weiterhin die Möglichkeit durch Training von Angestellten auf
Grundsätze und Verfahren zur Beachtung aller Menschenrechte aufmerksam zu
machen, die für die Geschäftstätigkeit relevant sind, im Verantwortungsbereich der
Organisation liegen und somit Teil des Leitgedankens der Sozialen Verantwortung sind.
Der Aspekt der Menschenrechte sollte ebenfalls Teil der Unternehmensphilosophie/kultur sein, um die tatsächliche Umsetzung dieses Gedankenguts innerhalb der
Organisation auch gewährleisten zu können. Denn z.B. durch Workshops in diesem
Bereich kann die soziale Kompetenz der Mitarbeiter verbessert werden und in den
alltäglichen unternehmerischen Entscheidungen mit einfließen. Außerdem ist es
notwendig alle Zuliefer- und Abnehmerbetriebe auf ihre Menschrechtseinhaltung zu
überprüfen und dann bei eventueller Nichteinhaltung Verträge zu kündigen, wobei dem
14
Stakeholder Dialog immer oberste Priorität zugeordnet werden muss. Unternehmen
sollten ihre Position dazu nutzen, positive Auswirkungen im betroffenen Unternehmen
zu bewirken und Missstände in gemeinschaftlicher Arbeit zu beheben. Eine radikale
Kündigung könnte das unternehmerische Risiko für das Zuliefererunternehmen eher
noch verschlimmern.
2.2.3 Gesellschaft
Jedes Unternehmen ist Teil seines eigenen Umfelds. Es muss sich mit den Belangen und
Bedürfnissen seiner Anwohner, die in diesem Falle die Stakeholder Gruppe
widerspiegelt, auseinandersetzen. Teil der Gesellschaft zu sein ist das Hauptziel des
Corporate Citizenship Konzepts und kann global, national oder auch regional
geschehen. Je nachdem, welche Stakeholder in der Region des Unternehmens
angesiedelt sind, hat dies Einfluss auf den Nutzen verschiedener Projekte. Ein
Arbeitnehmer in Indien hat z.B. andere Bedürfnisse als ein Angestellter in Deutschland.
Variierend muss das Unternehmen in der Lage sein diese unterschiedlichen Anliegen zu
erkennen, dementsprechend damit umzugehen und differierende Entscheidungen zu
fällen. Es sind fünf Unterscheidungen zu treffen:
▪ Spenden und Partnerschaften (Corporate Giving)
Das wesentliche Merkmal des Corporate Giving, auch häufig mit Spenden- und
Stiftungswesen gleichgesetzt, ist die kostenlose Überlassung
von Gütern und
Leistungen des Unternehmens. Je nachdem, was das Unternehmen gewerblich
vermarktet, kann dies zu nicht kostendeckenden Konditionen oder kostenfrei gespendet
werden. Geld- und Sachzuwendungen und Nutzungsgestattungen genauso wie
Dienstleistungen können hier als Instrumente dienen. Spenden sind zum größten Teil an
soziale, kulturelle oder andere gemeinnützige Einrichtungen adressiert. Hier wird keine
Gegenleistung verlangt, sondern ein Imagegewinn für das Unternehmen intendiert.
Beim Sponsoring hingegen wird eine Gegenleistung vom Geförderten verlangt. Dies
kann z.B. durch die Nennung des Fördernden auf der Webseite des Geförderten
geschehen. Durch das Stiftungswesen schafft das Unternehmen schließlich eine Art
Durchführungsorganisation für ihr soziales Engagement. Diese Einrichtungen erhalten
ihr Vermögen von den Unternehmen, sind aber rechtlich unabhängige Einheiten, deren
15
Zweck allein in der Förderung des Gemeinwohls liegt. „Die Errichtung einer
gemeinnützigen Stiftung und deren erfolgreiche Tätigkeit können aus Sicht des
Konzeptes des Corporate Citizenship, der Entwicklung und Stärkung einer spezifischen
Corporate
Identity,
der
Unternehmenskultur
und
der
strategischen
Unternehmenskommunikation zusammenfassend als positiv bzw. diese insgesamt
fördernd angesehen werden“ (Weger 2000). Der Imagegewinn des Unternehmens spielt
hier jedoch oftmals die Hauptrolle, insbesondere wenn die Stiftung den Namen des
Unternehmens trägt.
▪ Engagement von Mitarbeitern im Gemeinwesen (Corporate Volunteering)
Den Angestellten selbst kann die Möglichkeit gegeben werden, sich sozial außerhalb
des Unternehmens zu engagieren. Das so genannte Corporate Volunteering bezeichnet
den persönlichen Einsatz der Mitarbeiter. Diese erbringen eine produktive Leistung, die
Anderen außerhalb des Unternehmens dient. Zum einen kann dies durch so genannte
Secondment-Programme geschehen, bei denen Mitarbeiter für ausgesuchte Non-ProfitProjekte freigestellt werden um sozialen Arbeiten nachgehen zu können. Janning und
Bertjes (vgl. Janning/ Bertjes 1999) verweisen hier beispielhaft auf den in den USA von
Unternehmen praktizierten „day of caring“, der einmal jährlich stattfindet und
Mitarbeitern genau diese Möglichkeit gibt. Zum anderen gibt es die Möglichkeit der
ehrenamtlichen Tätigkeit. Unternehmer können hier z.B. in lokalen Gremien
mitarbeiten und so ehrenamtlich tätig werden. Dies sollte von den Unternehmen
gefördert werden, um so externe Lerneffekte im sozialen Bereich der Arbeitnehmer zu
unterstützen, die sich dann wiederum positiv auf das soziale Verhalten innerhalb des
Unternehmens auswirken. Eine andere Form ist das gemeinschaftliche Volunteering
einer gesamten Abteilung oder einer großen Gruppe Mitarbeiter. Hierbei kann es sich
z.B.
um
das
Renovieren
einer
öffentlichen
Einrichtung
oder
eine
Umweltsäuberungsaktion handeln. Ziel ist es die Teamfähigkeit zu fördern und einen
gemeinnützigen Zweck zu erreichen.
▪ Existenzgründungs- und Beschäftigungsförderung
Unternehmen
ist
Existenzgründungen
es
auch
in
möglich,
ihrer
Einfluss
Region
bzgl.
auszuüben.
der
Arbeitsplätze
Teilweise
und
beschäftigen
Großunternehmen ganze Stadtteile und haben dementsprechend eine weitreichende
Verantwortung gegenüber diesen Menschen und somit auch der gesamten städtischen
16
Wirtschaftslage.
Vorstellbar
wären
Projekte
und
Programme
bzgl.
Arbeitsplatzschaffung, die in Gemeinden mit hoher Arbeitslosigkeit von großem Vorteil
sind. Die Förderung kleiner und mittelständischer Unternehmen könnte ebenfalls Inhalt
eines Wirtschaftsförderungsprojektes sein und die lokale Wirtschaftslage stärken. Des
Weiteren können sie Einfluss auf die Anzahl der Existenzgründungen haben, indem sie
z.B.
nachbarschaftsnahe
Zulieferer
bestimmter
Produkte
suchen,
die
dem
Großunternehmen eine just-in-time Produktion und geringere Transportkosten
ermöglichen können.
▪ Bestechung und Korruption
Grundsätzlich
sollten
Unternehmen
Bestechung
und
Korruption
konsequent
entgegenwirken. Es sollten Grundsätze, Verfahren/ Managementsysteme sowie
Einhaltungsmechanismen, die dieses Themengebiet betreffen, eingeführt werden, um
jegliche Versuche unterbinden zu können. Der Dialog mit lokalen Anspruchsgruppen ist
ein wichtiger Aspekt, da insbesondere in diesem Bereich sehr viel Vertrauen geschaffen
werden kann, wenn Verfahren zur Bestechungs- und Korruptionsvermeidung im
Unternehmen offen gelegt werden. Funktioniert dies nicht, werden die Medien und
Stakeholder ihre, für das Unternehmen und seinen Erfolg, Konsequenzen ziehen. Ein
Weg diese Gefahr zu verringern, besteht z.B. in der Teilnahme an Institutionen, wie z.B.
Transparency International, die sich mit der Bekämpfung von Korruption beschäftigen
und die Entwicklung von Richtlinien in der Unternehmung, die Dinge wie Annahme
von Geschenken von z.B. Lieferanten definieren, Verkaufs- und Kaufsstrategien
festlegen und Marketingmaßnahmen überwachen.8
▪ Politische Unterstützung
Große Unternehmen können einen großen Einfluss auf die Politik ausüben, indem sie
z.B. an politischen Debatten teilnehmen oder aber auch Geldspenden an politische
Parteien und Institutionen tätigen. Hier ist es notwendig, konkrete Grundsätze,
Verfahren/ Managementsysteme und Einhaltungsmechanismen einzurichten, die sich
mit politischen Lobbying und politischen Beiträgen auseinandersetzen.
8
9
Vgl.: http://www.transparency.org
Vgl.: ISO 14000 Reihe: http://www.iso.ch, EMAS Verordnung: http://www.emas-logo.de
17
2.2.4 Umweltschutz
Der Bereich des Umweltschutzes ist seit einem wesentlich längeren Zeitraum in der
Diskussion und dementsprechend in Industrieländern weiter entwickelt. Nach der
Weltkommission Umwelt und Entwicklung (WCED) 1987 und der darauf erstmaligen
Einführung des Begriffs der nachhaltigen Entwicklung durch den Brundtland-Bericht,
konzentrierten sich Wirtschaft, Politik und NGOs vermehrt auf den ökologischen
Bereich und versuchten durch Entwicklung von zahlreichen Konzepten die akuten
weltweiten Umweltprobleme zu lösen. Es lag auf der Hand, dass die Wirtschaft
aufgrund des immer stärker werdenden öffentlichen Drucks nun umdenken und
Maßnahmen zur Verringerung der Umweltbelastungen beitragen musste.
Für jedes Unternehmen, welches sich dem Konzept des Corporate Citizenships widmet,
ist
es
unumgänglich
auch
ökologische
Themen
zu
berücksichtigen.
Schadstoffverringerungen, Abfallwirtschaft, Ressourcenschonung und ökologische
Produktionsverfahren sind nur einige der zahlreichen Maßnahmen, die ein ökologisch
bewusstes Unternehmen zu berücksichtigen hat. Unternehmen sollten versuchen, das
Konzept des Produktkreislaufmanagements umzusetzen. Auf diese Weise wird eine
größere
Kontrolle
Abfallaufkommen
und
der
ein
besserer
Produkte
Überblick
gewonnen
und
über
das
Schadstoff-
und
Verbesserungsmöglichkeiten
aufgewiesen.
Inzwischen hat die Mehrheit der Unternehmen konkrete Umweltmanagementsysteme
entwickelt und eingeführt, die für einen reibungslosen Ablauf innerhalb der
Organisation sorgen. Z.B. durch die Teilnahme an Normen, wie die ISO 14000 oder die
EMAS-Verordnung, die extern überprüft und zertifiziert werden, haben Unternehmen
an Glaubwürdigkeit und Vertrauen gewonnen.9 Des Weiteren werden die Unternehmen
durch die Teilnahme an diesen Normen dazu verpflichtet, einen regelmäßigen UmweltBericht zu veröffentlichen, der alle Umweltbelastungen aber auch Verbesserungen in
diesem Bereich auflistet. Den Bürgern wird folglich die Möglichkeit gegeben, einen
Einblick in die ökologische Komponente des Unternehmens zu bekommen und ein
höheres Vertrauen aufzubauen. Unter anderem besteht auch die Möglichkeit, sich an
bestimmten Institutionen, wie z.B. dem Forest Stewardship Council (FSC) zu
18
beteiligen.10 Diese nichtstaatliche, gemeinnützige Organisation setzt sich für eine
ökologische und sozial verantwortliche Nutzung der Wälder dieser Erde ein und wird
weltweit
von
Umweltorganisationen,
Gewerkschaften,
Interessensvertreter
einheimischer Völker und zahlreichen Unternehmen aus der Forst- und Holzwirtschaft
unterstützt.
Ziel
ist
es,
einen
Beitrag
zur
Verbesserung
der
weltweiten
Waldbewirtschaftung zu leisten. Anhand einer Plattform wird versucht, einen Konsens
über nachhaltige Waldwirtschaft zu erlangen. Hieraus werden dann konkrete
Bewirtschaftungsstandards
entwickelt
und
Vermarktungsmechanismen
von
entsprechend erzeugten Waldprodukten abgeleitet. Diesem dient ein FSC-Siegel,
welches auf den entsprechenden Produkten abgebildet ist. Nur Waldbesitzer die eine
externe Zertifizierung erfolgreich bestanden haben, dürfen ihr Holz mit diesem Siegel
kennzeichnen. Ebenfalls wird durch weitere Prüfungen sichergestellt, dass auch bei der
Weiterverwertung kein nicht-zertifiziertes Holz mit zertifiziertem Holz gemischt wird.
So soll gewährleistet werden, dass der Verbraucher auch tatsächlich Holz aus einer
nachhaltigen
Waldbewirtschaftung
erworben
hat.
Mitglieder
unterstützen
die
Organisation hauptsächlich durch finanzielle Hilfe in Form von Spenden, können sich
aber auch durch eine aktive Mitgliedschaft an Arbeitsgruppen der Organisation mit
entsprechendem Stimmrecht beteiligen.
Haben die Unternehmen die einzelne Bereiche des gesellschaftlichen Engagements und
ihren Verantwortungsbereich analysiert, ihre einzelnen Stakeholder bestimmt und sich
für bestimmte Aktionen entschieden, ist es von entscheidender Bedeutung ihre
Bereitschaft als „Corporate Citizen“ zu kommunizieren. Nur durch Kommunikation und
einen stetigen Dialog mit Anspruchsgruppen und Regierungen ist es Unternehmen
möglich, das Konzept des Corporate Citizenship umzusetzen und sich auch tatsächlich
als Bürger in der Gesellschaft eingliedern zu können. Die einzelnen Kommunikationsund Umsetzungsmöglichkeiten werden im folgenden Kapitel untersucht.
10
Vgl.: http://www.fsc-deutschland.de
19
2.3 Kommunikation und Umsetzung der sozialen
Verantwortung von Unternehmen
Corporate Citizenship bedeutet laut Definition „die Zuwendung des Unternehmens zur
Öffentlichkeit“ (Behrent 2003: 32) und somit auch zu jeglichen Formen der Medien.
Folglich wird dieses Konzept bzw. das Leitbild gerne in die Sparte der Public Relations
integriert. Unternehmen sind durch die Skandalsuche der Medien häufig Gegenstand
kritischer
Berichterstattung
und
werden
infolgedessen
sehr
vorsichtig
mit
Veröffentlichungen bestimmter Themenbereiche umgehen. Geht ein Unternehmen mit
Themen wie z.B. der Einrichtung bestimmter ethischer Standards innerhalb der
Organisation an die Öffentlichkeit, wird dies oft als reine Werbeaktion tituliert. Tun sie
dies jedoch nicht, wird ihnen vorgeworfen, sich nicht um diese Aspekte kümmern zu
wollen.
Für Michael Behrent, Kommunikationsberater für Unternehmen und Organisationen,
ergeben sich für Corporate Citizenship drei kommunikative Dilemmata:
„▪ Das Glaubwürdigkeits-Dilemma: Wer seine guten Absichten betont, dem glaubt
man nicht.
▪ Das Aufmerksamkeits-Dilemma: Bad news are good news. Es gelingt nur schwer,
ein Bewußtsein über das Engagement zu schaffen. Dagegen kommt jede Verfehlung
leicht zu großer Publizität.
▪ Das Leadership-Dilemma: Egal wie viel man tut, es wird immer zu wenig sein.“
(Behrent 2003: 33).
Um
diesen
Dilemmata
erfolgreich
entgegenwirken
zu
können,
muss
die
Kommunikation mit den jeweiligen Anspruchsgruppen oberste Priorität haben. Es
müssen Vorurteile beiseite geräumt und Überzeugungsarbeit geleistet werden. Dies
sollte nicht durch große, aufwendige Auftritte innerhalb der Medienwelt stattfinden,
sondern angemessen und konkret mit den Stakeholdern diskutiert und kommuniziert
werden. Weiterhin ist im Bereich der Kommunikation zu beachten, dass
Nachhaltigkeitsberichte nur von einer kleinen interessierten Gruppe der Gesellschaft
wahrgenommen bzw. gelesen werden (vgl. ECC Group 2002: 11) und somit
Unternehmen auch dieses Dilemma beachten und zugleich beseitigen sollten. Bzgl. der
genauen Umsetzung von Corporate Citizenship sind im Laufe der letzten Jahre
zahlreiche Institutionen hervorgegangen, die eine große Anzahl verschiedener Arten
20
von Richtlinien, Standards, Codes of Conducts und Managementsystemen anbieten.
Aus diesem Grund ist es notwendig, einen Zusammenhang zwischen dieser Vielfalt
herauszuarbeiten, um so eine angemessene Umsetzung von sozialer Verantwortung in
der Praxis gewährleisten zu können.
Laut McIntosh, Thomas, Leipziger und Coleman repräsentieren genau acht globale
Initiativen die Bemühungen um die Umsetzung von Corporate Citizenship am besten:
der UN Global Compact, die Global Reporting Initiative, die OECD Guidelines for
Multinational Enterprises, die ILO Conventions, die ISO 14000 Reihe, die Global
Sullivan Principles, der AccountAbility 1000S sowie der Social Accountability 8000
Standard (vgl. McIntosh/ Thomas/ Leipziger/ Coleman 2003: 98-99). Diese Initiativen
werden von den meisten Unternehmen anerkannt und umgesetzt, da sie multi-sektoral
sind und somit von Unternehmen in den unterschiedlichsten Branchen umgesetzt
werden können. Einige sollen beispielhaft in diesem Kontext erläutert werden, da sie
eine innovative organisationale Antwort auf die Corporate Citizenship Diskussion
bieten. Es werden drei verschiedene Formen der Teilnahme an diesen Institutionen
unterschieden, die in den folgenden Abschnitten näher erläutert werden.
2.3.1 Teilnahme an internationalen, nationalen oder regionalen
Institutionen
International existieren zahlreiche Institutionen, die sich mit dem Thema Corporate
Citizenship auseinandersetzen und Vorschläge zu einer optimalen Umsetzung dieses
Konzeptes entwickeln. Viele dieser Einrichtungen dienen als Diskussionsplattform für
Unternehmen, die sich gesellschaftlich engagieren und ihre Erfahrungen in Netzwerken
austauschen wollen. Sie sollen dabei als eine Art „Thinktank“ fungieren, in denen
Erfolge und Misserfolge als Grundlage für einen gemeinschaftlichen organisatorischen
Lernprozess dienen, der für die Entwicklung sowie Weiterentwicklung eines konkreten
Corporate Citizenship Konzepts unumgänglich ist. Diese Einrichtungen werden in den
meisten Fällen von zahlreichen Unternehmen sowie Vertretern von NGOs unterstützt,
so dass auch gewährleistet werden kann, dass diese Anspruchsgruppen ihre Bedürfnisse
zur Aussprache bringen können. Aus Übersichtlichkeitsgründen soll hier exemplarisch
21
auf vier Institutionen eingegangen werden, unterteilt in international, europaweit und
national.11
▪ International: Global Compact und WBCSD
Durch die Initiative
des UN-Generalsekretärs Kofi Annan wurde 1999 auf dem
Weltwirtschaftsforum in Davos der so genannte UN Global Compact vorgestellt.12
Dieser
Pakt,
geltend
zwischen
den
Vereinten
Nationen
und
zahlreichen
Wirtschaftsunternehmen, soll für eine stärkere Zusammenarbeit zwischen den Vereinten
Nationen, der Wirtschaft und anderen gesellschaftlichen Gruppen sorgen und für die
Durchsetzung zentraler Ziele der UNO nutzbar gemacht werden. Die Teilnehmer des
Global Compacts beinhalten die UN (Secretary-General’s Office, Officer of the High
Commissioner for Human Rights, ILO, UNEP, UNDP), die International Confederation
of Free Trade Unions (ICFTU), mehr als ein Dutzend transnationale NGOs wie z.B.
Amnesty International und der WWF und zahlreiche Wirtschaftsunternehmen. Die
teilnehmenden Unternehmen werden dazu aufgefordert, sich neun Prinzipien zu Eigen
zu machen und diese freiwillig in ihre Unternehmenspolitik zu verankern. Zusätzlich
wird erwartet, dass die Teilnahme und Unterstützung öffentlich bekundet wird, z.B. in
Jahresberichten oder Presseerklärungen. Sie ergeben sich aus der „Allgemeinen
Erklärung
der
Menschenrechte“13,
der
„Erklärung
der
Internationalen
Arbeitsorganisation über grundlegende Prinzipien und Rechte bei der Arbeit“14 sowie
aus dem Weltsozialgipfel von Kopenhagen 199515 und dem Umweltgipfel von Rio
199216. Die einzelnen Prinzipien lauten:
11
Vgl. hierzu weitere Institutionen wie z.B. OECD-Leitsätze für multinationale Unternehmen
(http://www.oecd.org); Principles for Global Corporate Responsibility von der ICCR
(http://www.iccr.org); The Caux Round Table (http://www.cauxroundtable.org); The Global Sullivan
Principles (http://www.globalsullivanprinciples.org).
12
Vgl.: http://www.unglobalcompact.org
13
Vgl.: Resolution 217 A (III) der Generalvollversammlung vom 10. Dezember 1948. Abrufbar unter
http://www.uno.de
14
Vgl.: http://www.ilo.org
15
Dieser Weltgipfel für soziale Entwicklung vom 6–12.März 1995 in Kopenhagen befasste sich
vorrangig mit der Armutsbekämpfung. Er endete mit der „Kopenhagener Deklaration für soziale
Entwicklung“. Vgl.: http://www.un.org/Depts/german/wirtsozentw/socsum/socsum1.htm
16
Ziel war es, die Weichen für eine weltweite nachhaltige Entwicklung zu stellen, nachdem mit dem
Brundtland-Bericht erstmals die Idee einer solchen Entwicklung zur Diskussion stand. Es kamen fünf
Dokumente zustande, die von vielen Seiten als ein erfolgreicher Schritt für eine globale Umwelt- und
Entwicklungspartnerschaft gesehen werden. Vgl.: http://www.unep.org
22
UN Global Compact Prinzipien
Menschenrechte
1. Die Wirtschaft soll die international verkündeten Menschenrechte in ihrem
Einflussbereich unterstützen und achten und
2. sicherstellen, dass sie nicht zum Komplizen von Menschenrechtsverletzungen
wird.
Arbeitsbeziehungen
3. Die Wirtschaft soll die Vereinigungsfreiheit wahren und die wirksame
Anerkennung des Rechts auf Tarifverhandlungen gewährleisten sowie ferner auf
4. die Beseitigung aller Formen der Zwangs- oder Pflichtarbeit,
5. die tatsächliche Abschaffung der Kinderarbeit und
6. die Beseitigung von Diskriminierung in Beschäftigung und Beruf hinwirken.
Umwelt
7. Die Wirtschaft soll umsichtig an ökologische Herausforderungen herangehen,
8. Initiativen zur Förderung eines verantwortlicheren Umgangs mit der Umwelt
durchführen und
9. sich für die Entwicklung und Verbreitung umweltfreundlicher Technologien
einsetzen.
Abbildung 1: Die UN Global Compact Prinzipien (eigene Darstellung, vgl. Global Compact
2003).
Des Weiteren sollen Unternehmen Belege aus ihrer Geschäftstätigkeit für ihr
Engagement im Global Compact auf der Internetseite des Paktes veröffentlichen, um so
einerseits anderen Unternehmen nachahmenswerte Beispiele zu liefern und andererseits
NGOs und der interessierten Öffentlichkeit Gelegenheit zur Stellungnahme zu geben.
Beim Gründungstreffen am 26.07.2001 in New York haben 40 Unternehmen
teilgenommen, darunter acht deutsche Wirtschaftsunternehmen. Bis Ende 2001 steigerte
sich die Zahl der mitwirkenden Firmen auf über 500.
Die Mitgliedsunternehmen werden dazu aufgefordert, mindestens einmal jährlich ihre
Erfahrungen auf dem Gebiet des Corporate Citizenships zu dokumentieren und diese
dann auf der UN Global Compact Webseite zu veröffentlichen. So entsteht ein
Sammelbecken mit „good practice“ Beispielen, mit deren Hilfe jedes Unternehmen
Lernprozesse in Gang setzen kann. Der Global Compact sieht sich dementsprechend als
ein Lernforum (Learning Forum) an, der durch eine ständige Kommunikation mit all
23
seinen Mitgliedern zu einem Konsens über „good practices“ kommen will. Diese
Praktiken werden dann zu konkreten „case studies“ (Fallstudien) ausgearbeitet, auf der
Webseite veröffentlicht und sollen daraufhin als eine umfassende Quelle des Lernens
für andere Unternehmen und für alle interessierten Stakeholder dienen. John Ruggie,
der am Entwicklungsprozess des Paktes maßgeblich beteiligt war, ist der Meinung dass
„The hope and expectation is that good practices will help to drive out bad ones through
the power of dialogue, transparency, advocacy and competition.” (Ruggie 2002: 32).
McIntosh, Thomas, Leipziger und Coleman stellen weiterhin heraus, dass „The
Learning Network helps participants share information, derive new insights and develop
innovative approaches on the basis of various company experiences.“ (McIntosh/
Thomas/ Leipziger/ Coleman 2003: 181).
Festzuhalten ist, dass die Teilnahme am Pakt auf freiwilliger Basis beruht und der UN
Global Compact kein rechtlich bindender Verhaltenskodex ist. Des Weiteren werden
Geschäftspraktiken und Verhaltensweisen internationaler Wirtschaftsunternehmen nicht
überwacht. Dementsprechend ist der Global Compact „ […] als ein internationales
Forum konstruiert, um den Austausch von Erfahrungen und Erkenntnissen über Wege
zur Vermeidung oder Beseitigung von negativen Auswirkungen der Globalisierung im
Bereich der Menschenrechte, der Arbeit und des Umweltschutzes zu ermöglichen.“
(Klee, J./ Klee, U.C. 2003: 45). Den teilnehmenden Unternehmen wird außerdem die
Gelegenheit geboten, sich weltweit als verantwortungsbewusstes Unternehmen zu
profilieren, da die Vereinten Nationen insbesondere in den Entwicklungsländern einen
guten Ruf genießen. Durch die Veröffentlichung der Fallstudien einzelner
Mitgliedsunternehmen auf der Webseite des Paktes ist daher ein Imagegewinn zu
erwarten, der außerdem die Aufmerksamkeit der Medien auf sich ziehen könnte. Für
Stakeholder könnte die Teilnahme der Unternehmen an diesem Pakt weiterhin ein
Zeichen für die Bemühungen um „Good Corporate Citizenship“ sein und so ein
verstärktes Investitionsinteresse zur Folge haben.
Es ist wichtig festzuhalten, dass der Global Compact keine Garantie für ein
ganzheitliches verantwortungsvolles Handeln der Unternehmung geben kann.
Insbesondere deswegen nicht, weil seine Mitgliederzahl in den letzten Jahren so
drastisch gestiegen ist und dadurch die Glaubwürdigkeit abgenommen hat. Ferner
können Mitgliedsunternehmen zwar „good practices“ in manchen Gebieten aufweisen,
24
in anderen sind aber oftmals „bad practices“ zu erkennen. Für manche Unternehmen
kann somit die Mitgliedschaft auch aus rein strategischen Gründen von Vorteil sein, da
sie durch die Teilnahme an diesen Prinzipien die Möglichkeit haben öffentlichem Druck
und Kritik entgegenzuwirken. Werden die neun Prinzipien somit nicht ernsthaft
umgesetzt, wird sich dies in einer zunehmenden öffentlichen Kritik ausdrücken und der
UN Global Compact Firmen von der Teilnahme ausschließen, wie dies auch in manchen
Fällen bereits geschehen ist.
Die grundsätzliche Kritik am Global Compact stammt aus dem Lager der traditionellen
Opposition gegen multinationale Unternehmen und lautet, dass der Pakt „unvermeidlich
die Integrität und Neutralität der Vereinten Nationen aushöhlt.“ ( Klee, J./ Klee, U.C.
2003: 52). Des Weiteren fällt auf, dass insbesondere die Anzahl der teilnehmenden
Unternehmen in den letzten Jahren stark gestiegen ist und dies Teil eines generellen
Glaubwürdigkeitsproblems ist. Kritiker sind der Meinung, dass „[…] viele
Unternehmen sich nur zum Schein am Global Compact beteiligen, um ihr Renommee
durch die Verbindung mit den Vereinten Nationen aufzupolieren, ohne wirklich zu
Änderungen in ihrer Unternehmensführung bereit zu sein.“ (Klee, J./ Klee, U.C. 2003:
52). Außerdem wird die Freiwilligkeit der Teilnahme und Befolgung der Prinzipien
kritisiert. Viele Unternehmen erachten eine Teilnahme lediglich aus PR-Gründen für
wichtig. Dementsprechend wird von der Opposition ein so genannter „Code of Conduct
for Transnational Corporations“ gefordert, der eine strikte Überwachung und
Regulierung vorsieht. Da dies jedoch über die finanziellen und institutionellen
Kapazitäten der Vereinten Nationen hinausgehen würde, wird von diesem Schritt
Abstand genommen.
Der World Business Council for Sustainable Development (WBCSD) hat seinen
Ursprung in dem Zusammenschluss des Business Council for Sustainable Development
(BCSD) in Genf und dem World Industry Council for the Environment (WICE) in
Paris.17 Inzwischen sind mehr als 170 internationale Unternehmen Mitglieder des 1995
17
Vgl.: http://www.wbcsd.ch
25
gegründeten Councils, die aus mehr als 35 Ländern und 20 unterschiedlichen Branchen
stammen. Des Weiteren existiert ein Netzwerk von 45 nationalen und regionalen
Geschäftsräten und Partnerorganisationen in 40 verschiedenen Ländern, welches somit
über 1000 global verteilte Führungskräfte einbezieht. Das Ziel des WBCSD ist
Marktführerschaft zu erreichen, um so als Katalysator zu einer nachhaltigen
Entwicklung beizutragen und die Rolle von Ökoeffizienz, Innovation und
gesellschaftlicher Unternehmensverantwortung voranzubringen. In Anlehnung an die
Ergebnisse der Konferenz in Rio und der Agenda 21 ist es das Ziel des WBCSD die
Zusammenarbeit von Wirtschaft, Regierung und NGOs zu verstärken und formuliert
dementsprechend vier Ziele seiner Arbeit:
Ziele des WBCSD
1. Marktführerschaft im Bereich der nachhaltigen Entwicklung.
2. Teilnahme an der Politikentwicklung, um auch geeignete Rahmenbedingungen
für Unternehmen gewährleisten zu können, die sich effektiv mit der
nachhaltigen Entwicklung auseinandersetzen möchten.
3. Austausch von best practices unter den Mitgliedern, um Fortschritt zeigen zu
können.
4. Beitrag für eine nachhaltige Zukunft in Entwicklungs- und Schwellenländern
durch die globale Wirkungsbreite des WBCSD gewährleisten.
Abbildung 2: Die Ziele des WBCSD (eigene Darstellung, vgl. http://www.wbcsd.org).
Eine Mitgliedschaft ist durch Einladung durch den Vorstand des WBCSD für
Unternehmen möglich, die sich zu einer nachhaltigen Entwicklung verpflichtet haben.
Diese Mitgliedsunternehmen verpflichten sich zur Unterstützung des WBCSD, indem
sie ihr Wissen und ihre Erfahrungen sowie Humanressourcen zur Verfügung stellen.
Des Weiteren werden sie dazu aufgefordert nicht nur den ökologischen Bereich durch
Berichte zu dokumentieren, sondern in Zukunft alle drei Bereiche der Nachhaltigkeit
offen zu legen. Die CEOs der Mitgliedsunternehmen fungieren als Ratsmitglieder und
somit als Verfechter der WBCSD-Politik. Für die teilnehmenden Unternehmen wird
eine Hilfestellung geboten, den „business case“ für nachhaltige Entwicklung
voranzutreiben, ihre Wettbewerbsfähigkeit dadurch zu steigern und effektiv an
politischen Entwicklungen in diesem Gebiet mitarbeiten zu können. Ihnen wird ein
26
Netzwerk geboten, welches die Möglichkeit bietet, Erfahrungen auszutauschen und
einen Lernprozess in Gang zu setzen.
▪ Europaweit: CSR Europe
CSR Europe, ehemals EBNSC (European Business Network for Social Cohesion),
wurde im Oktober 1996 gegründet, im Anschluss an die „European Declaration of
Business against Social Exclusion“.18 Diese hatte die verstärkte Wahrnehmung der
sozialen Verantwortung zum Ziel und wurde vom früheren Präsidenten der
Europäischen Kommission Jacques Delors und 20 Unternehmen initiiert.
CSR Europe ist ein unternehmensgesteuertes, europäisches Netzwerk, bestehend aus
über 45 Mitgliedsunternehmen und mehr als 15 nationalen Partnerorganisationen. Es hat
die Aufgabe, Verbindungen zwischen einzelnen Firmen zu knüpfen und einen
Erfahrungsaustausch im Bereich der Förderung und der praktischen Umsetzung von
sozialer
Verantwortung
zu
ermöglichen.
Corporate
Citizenship
soll
in
die
Unternehmenspolitik integriert werden, um so Rentabilität, nachhaltiges Wachstum und
menschlichen Fortschritt miteinander vereinigen zu können. CSR Europe fordert die
Unternehmen auf, ihre Arbeitsplätze anregender zu gestalten, die Zahl der Arbeitsplätze
zu erhöhen und sozialen Ausschluss zu verhindern. Dabei gibt es gleichzeitig
Hilfestellung
bei
der
Umsetzung
dieser
Anliegen.
Es
werden
Netzwerke,
Benchmarking, maßgeschneiderte Kapazitätsbildungsprogramme und Veranstaltungen
zur Verfügung gestellt, um so einen aktiven Informationsfluss gewährleisten zu können.
Desweiteren werden „best practices“, Managementinstrumente und europäische
Forschungsergebnisse angeboten.
CSR Europe arbeitet mit mehr als 15 nationalen Partnerorganisationen in mehr als ein
Dutzend europäischer Länder zusammen. Diese haben die Aufgabe auf nationaler und
regionaler Ebene die soziale Verantwortung von Unternehmen zu stärken und
anzutreiben. Mehr als fünftausend Unternehmen in Europa werden durch diese
Initiativen erreicht.
18
Vgl.: http://www.csreurope.org
TCC wurde von der dänischen Regierung im Jahr 1998 als Mittler zwischen Regierungen,
Unternehmen, Sozialpartnern, Vertretungen und zivilgesellschaftlichen Organisationen gegründet. Vgl.:
http://www.copenhagencentre.org
19
27
Beim Gipfeltreffen des Europäischen Rates in Lissabon im März 2000 wurde ein
besonderer Appell an das unternehmerische und soziale Verantwortungsbewusstsein der
Wirtschaft hinsichtlich „best practices“ zu lebenslangem Lernen, Arbeitsorganisation,
Chancengleichheit, sozialer Einbeziehung und nachhaltiger Entwicklung gerichtet. CSR
Europe und TCC (The Copenhagen Centre)19 bekannten sich zur Leitung einer
Europäischen Unternehmenskampagne, deren Ziel darin besteht, über eine halbe
Million Geschäftsleute bis zum Jahre 2005 für CSR zu mobilisieren. Weitere Ziele der
Kampagne bestehen darin:
Ziele der CSR Europe Kampagne
▪ Menschen zusammenzubringen und zu würdigen, was sich mit der neuen Art
unternehmerischen Handelns erreichen lässt.
▪ Das Bewusstsein zu schärfen und das Konzept der sozialen Verantwortung der
Unternehmen
durch
Schulungsmaßnahmen,
Managementwerkzeuge
und
Wissensaustausch umzusetzen.
▪ Die Debatte über die soziale Verantwortung auszuweiten und Partnerschaften
zwischen Unternehmen und Stakeholdern zu entwickeln.
Abbildung 3: Die Ziele der CSR Europe Kampagne (eigene Darstellung, vgl.
http://www.csrcampaign.org).
Jedes europäische Unternehmen kann Mitglied von CSR Europe werden und
verpflichtet sich mit dieser Teilnahme, die von CSR Europe aufgestellten Prinzipien zu
befolgen und der CSR einen der höchsten Stellenwerte im Unternehmen einzuräumen.
Ähnlich wie beim UN Global Compact werden die genauen CSR-Aktivitäten der
einzelnen Unternehmen nicht überprüft oder bewertet. CSR Europe stellt lediglich eine
Plattform
und
bestimmte
Managementwerkzeuge
zur
Verfügung,
die
zum
Erfahrungsaustausch und Lernprozess dienen soll, jedoch niemandem die konkrete
Umsetzung vorschreibt. „Our role in this procedure is to help and support them on their
way towards becoming more socially and environmentally responsible.” (CSR Europe
2004).
28
▪ National: econsense
econsense – Forum nachhaltige Entwicklung - ist die deutsche Partnerorganisation von
CSR Europe und ist eine Initiative führender national und global agierender
Unternehmen und Organisationen der deutschen Wirtschaft, die das Leitbild der
nachhaltigen Entwicklung in ihrer Unternehmensstrategie integriert haben.20 Das Forum
wurde im Sommer 2000 auf Initiative des Bundesverbandes der Deutschen Industrie
(BDI) in Berlin gegründet und wird von seinen Mitgliedsunternehmen getragen. Es hat
die Aufgabe, mit Unternehmen, Regierung und NGOs politische Lösungsstrategien zur
nachhaltigen Entwicklung zu entwerfen und diese an die Unternehmen zur Umsetzung
weiterzuleiten. Das Forum versteht sich als „Thinktank“ der deutschen Wirtschaft und
will Trendsensor und Diskussionsplattform, Ideenwerkstatt und Ansprechpartner auf
nationaler bzw. internationaler Ebene sein.
Dementsprechend
ist
econsense
als
Dialog
konzipiert,
der
alle
relevanten
gesellschaftlichen Akteure einbezieht. Hintergrund ist die Überzeugung, dass es sich bei
unternehmerischer sozialer Verantwortung um einen permanenten Verständigungs-,
Such- und Lernprozess handelt, der transparent geführt werden muss. Konkret will das
Forum Denkanstöße liefern, mit gezielten Aktivitäten Corporate Citizenship
unterstützen, Lösungsmöglichkeiten diskutieren und somit zur Umsetzung des
Nachhaltigkeitskonzepts beitragen. Verschiedene Veranstaltungsformen sind hierfür
vorgesehen: z.B. Workshops, Podiumsdiskussionen und Konferenzen zur Erörterung
übergreifender Fragen und zum Informationsaustausch. Als gemeinsame Plattform dient
ein Dialogforum von Unternehmen, Politik und Stakeholdern.21
20
Vgl.: http://www.econsense.de
Eine Auflistung von good practices der teilnehmenden Wirtschaftsunternehmen bei econsense in dem
Bereich der nachhaltigen Entwicklung ist unter folgender Webseite zu finden:
http://www.econsense.de/de/standpunkt/praxisbeispiele.html
22
Weitere Richtlinien für eine Nachhaltigkeitsberichterstattung sind unter anderem vom Institut für
ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW, http://www.ioew.de), Institut für Markt – Umwelt –
Gesellschaft (imug, http://www.imug.de), SustainAbility (http://www.sustainability.com), ACCA
(Association of Chartered Certified Accountants, http://www.enviroreporting.com) entwickelt worden.
21
29
Durch die Teilnahme an internationalen oder auch nationalen Institutionen, wird es
Unternehmen zunehmend ermöglicht, Erfahrungen auszutauschen, um so zu einer
erfolgreicheren Umsetzung des Konzepts zu gelangen. Da es momentan noch keine
einheitlichen Konzepte über den Umgang mit Corporate Citizenship gibt, stellt diese
Form der Teilnahme an Diskussionsplattformen einen geeigneten Weg zur Erkennung
der gesellschaftlichen Bedürfnisse und ihrer geeigneten Befriedigung dar. Des Weiteren
wird durch die Bekanntmachung einer solchen Teilnahme in der Öffentlichkeit die
Ernsthaftigkeit der Unternehmen bzgl. dieses Themas verdeutlicht. Kein Unternehmen
betreibt freiwillig einen Mehraufwand, wenn es ihm nicht darum ginge eine
glaubwürdige Diskussionsbasis mit seinen Anspruchsgruppen aufzubauen. Jedoch sollte
an dieser Stelle nicht vergessen werden, dass durch eine solche Teilnahme die
Unternehmen Wettbewerbsvorteile gegenüber ihren Konkurrenten generieren können.
Daher nimmt es einen wichtigen Stellenwert zu mehr Glaubwürdigkeit bzgl. der
Gesellschaft ein und sollte somit von Unternehmen in seiner Bedeutsamkeit und
Wirkung nicht unterschätzt werden.
2.3.2 Teilnahme an Richtlinien für eine nachhaltige Berichterstattung
Der nächste Schritt bzgl. erhöhter Glaubwürdigkeit und insbesondere Kommunikation
von sozialer Verantwortung ist der einer nachhaltigen Berichterstattung. Auf diesem
Gebiet existieren aufgrund der Neuheit wenige Erfahrungen. In den Jahren nach dem
ersten Weltgipfel in Rio de Janeiro 1992 gab es zwar umfassende Ansätze bei der
Entwicklung
von
Nachhaltigkeitsberichterstattungsprinzipien.
Es
ist
jedoch
anzumerken, dass gerade in dieser Anfangsphase sich die Berichte lediglich auf den
Sektor der Umweltberichterstattung beschränkten, wie es z.B. die EMAS-Verordnung
und die ISO 14000 Reihe vorsehen.
Da ein angemessener Nachhaltigkeitsbericht jedoch vorsieht, ökonomische, ökologische
und soziale Belange gleichrangig zu betrachten, ist es ein Anliegen vieler Unternehmen
ihre Aktivitäten in diesem Bereich für die breite Öffentlichkeit zu kommunizieren.
Folglich haben sich im Laufe der letzten Jahre zahlreiche Richtlinien entwickelt, die den
Unternehmen Hilfestellung bieten wollen.22
30
Der Prozess der Berichterstattung ist allgemein als ein kontinuierlicher Such-, Lern- und
Verständigungsprozess
zu
verstehen
(vgl.
Wild
2002:
95).
Die
Nachhaltigkeitsberichterstattung dient zur Reflexion der eigenen Situation und der
Auseinandersetzung
mit
der
gesellschaftlichen
Verantwortung.
„Ein
Nachhaltigkeitsbericht ist für den internen Lernprozess und den gesellschaftspolitischen
Dialog ein wichtiges Instrument, um Transparenz nach innen und außen herzustellen,
aber auch das eigene Handeln im Kontext der Aktionsfelder des Unternehmens
glaubwürdig und überprüfbar aufzuzeigen“ (Wild 2002: 95-96). Weiterhin wird in drei
grundlegende Anforderungen an eine solche Nachhaltigkeitsberichterstattung unterteilt:
Anforderungen an eine Nachhaltigkeitsberichterstattung
1. Transparenz und Glaubwürdigkeit, worüber Vertrauen begründet werden kann.
2. Bereitschaft zur öffentlichen Diskussion, die einen kritischen Dialog möglich macht.
3. Beteiligung von Anspruchsgruppen, wodurch eine Überprüfung des
unternehmerischen Handelns ermöglicht wird
Abbildung 4: Anforderungen an eine Nachhaltigkeitsberichterstattung (eigene Darstellung, vgl.
Wild 2002: 99).
Von entscheidender Bedeutung für einen Nachhaltigkeitsbericht ist die Verankerung des
Leitbilds des Corporate Citizenship in der gelebten Unternehmenskultur. Handeln die
Organisationsmitglieder nicht nach diesem Prinzip, ist das Risiko eines reinen PRBerichts sehr hoch und die Glaubwürdigkeit anzuzweifeln. Dementsprechend muss die
Wahrnehmung der Verantwortung eines Unternehmens Gegenstand des Berichts sein
und nicht nur die Aspekte aufgeführt werden, die das Unternehmen in ein positives Bild
rücken (vgl. Wild 2002: 100). Durch eine derartige Berichterstattung wird gleichzeitig
eine höhere Transparenz des unternehmerischen Engagements geschaffen, welche
wiederum einen Erfolgsfaktor für das Unternehmen darstellt.
Konkrete Leitlinien zur Erstellung eines solchen Berichts sollen Unternehmen bei dieser
Aufgabe helfen und eine gewisse Einheitlichkeit und Glaubwürdigkeit gewährleisten,
die einen besseren Vergleich der tatsächlichen Corporate Citizenship Projekte
ermöglichen sollen. Aus Übersichtlichkeitsgründen soll hier auf die Organisation
31
eingegangen werden, die von den meisten Unternehmen weltweit favorisiert wird – der
Global Reporting Initiative.23
Die Initiative wurde 1997 von der Coalition of Environmentally Responsible
Economies (CERES) ins Leben gerufen und ist im Jahre 2002 unabhängig geworden.24
Sie ist ein offizieller Partner der UNEP und kooperiert mit dem UN Global Compact.25
Ihre Aufgabe liegt in der Entwicklung von Richtlinien für Nachhaltigkeitsberichte, für
Unternehmen, Regierungen und NGOs. Es werden zahlreiche Anspruchsgruppen aus
unterschiedlichen Bereichen miteinbezogen, um so einen umfassenden Dialog
gewährleisten zu können. Die Richtlinien werden an Unternehmen getestet, um
Erkenntnisse für Verbesserungen zu sammeln und so die Möglichkeit zu haben, sich
immer näher einem Optimum anzunähern.
„Die Global Reporting Initiative (GRI) ist ein langfristiger, viele Stakeholder
einbeziehender, internationaler Prozeß, dessen Auftrag es ist, einen weltweit
anwendbaren Leitfaden der Nachhaltigkeitsberichterstattung zu entwickeln und zu
verbreiten. Der GRI Leitfaden ist für die freiwillige Anwendung durch Organisationen
gedacht, die über die wirtschaftlichen, ökologischen und gesellschaftlichen Aspekte
ihrer Tätigkeiten, Produkte und Dienstleistungen Bericht erstatten wollen. Das Ziel des
GRI Leitfadens ist es, berichterstattende Organisationen und ihre Stakeholder bei der
Gliederung und dem Verstehen von Beiträgen der berichterstattenden Organisationen
zur nachhaltigen Entwicklung zu unterstützen.“ (Global Reporting Initiative 2002: 1).
Die Initiative bietet eine hohe Flexibilität bzgl. der Anwendung des Leitfadens.
Organisationen haben die Möglichkeit, einen rudimentären Ansatz zu wählen, der mit
einer teilweisen Befolgung der Prinzipien beginnt und in einer vollständigen
Anwendung endet. Des Weiteren können Organisationen den so genannten „inaccordance report“ anwenden, um auf einem hohen Niveau Bericht zu erstatten und sich
in diesem Bereich als führend auszuzeichnen (vgl. Global Reporting Initiative 2002:
23
Vgl.: http://www.globalreporting.org
Vgl.: http://www.ceres.org
25
Vgl.: http://www.unep.org
26
Vgl. : einzelne Auflistung und nähere Erläuterungen der GRI-Prinzipien in Anhang I.
24
32
12). Die GRI sieht 11 Prinzipien als unabdingbar für eine ausgewogene und
angemessene Berichterstattung über die ökonomische und gesellschaftliche Leistung
einer Organisation an: Transparenz, Einbeziehung, Überprüfbarkeit, Vollständigkeit,
Relevanz, Nachhaltigkeitskontext, Genauigkeit, Neutralität, Vergleichbarkeit, Klarheit
und Aktualität.26
Des Weiteren führt die Global Reporting Initiative in ihren Leitlinien konkrete
Berichtselemente auf, welche in einem Nachhaltigkeitsbericht aufgeführt werden
sollten. Diese sind im Folgenden:
Die GRI Berichtselemente
1. Vision und Strategie: Dieser Abschnitt umfasst sowohl eine Stellungnahme zur
Nachhaltigkeitsvision und –strategie der berichterstattenden Organisation als auch
eine Stellungnahme der Geschäftsführung.
2. Profil: Dieser Abschnitt gibt einen Überblick über die berichterstattende
Organisation und beschreibt den Bereich des Berichtsinhalts. Er bietet den Lesern
damit einen Kontext für das Verständnis und die Bewertung der folgenden
Informationen
im
restlichen
Bericht.
Dieses
Kapitel
enthält
auch
Kontaktinformationen zum Unternehmen.
3. Governance Strukturen und Managementsysteme: Dieser Abschnitt gibt einen
Überblick
über
Governance
Strukturen,
übergreifende
Grundsätze
und
Managementsysteme, die von der berichterstattenden Organisation geschaffen
wurden, um deren Vision einer nachhaltigen Entwicklung zu erfüllen und ihre
Leistung
zu
managen.
(Leistungsindikatoren)
Im
auf
Gegensatz
die
dazu
Ergebnisse
bezieht
und
sich
den
Abschnitt
Umfang
5
der
Unternehmensaktivitäten. Die Diskussion des Engagements von Stakeholdern stellt
einen wesentlichen Teil jeder Beschreibung von Governance Strukturen und
Managementsystemen dar.
4. Der GRI Content Index: Hier wird der von der GRI geforderte Inhalt in Form
einer Tabelle wiedergegeben. Dabei wird für jedes Element dessen Lage im Bericht
und betreffende Indikatoren identifiziert.
5. Leistungsindikatoren: Dieser Abschnitt stellt die Kern- und Zusatzindikatoren für
GRI-basierte Berichte dar.
Abbildung 5: Die GRI Berichtselemente (eigene Darstellung, vgl. Global Reporting Initiative
2002: 33-41).
33
Bzgl. der Leistungsindikatoren ist anzumerken, dass zwar ökonomisch und ökologisch
relevante Themenbereiche quantitativ messbar und somit auch anschaulich vergleichbar
sind, soziale Aktivitäten jedoch schwierig in Kennzahlen beschreibbar und oftmals in
qualitativen Daten vorhanden sind. Es ist zwar möglich z.B. Frauen- und
Behindertenquoten aufzulisten und diese anhand von konkreten Zahlen auf einen
bestimmten Zeitraum zu beobachten, aber die Intensität der Dialoge zwischen
Unternehmen und Anspruchsgruppen und deren Problemlösungsbereitschaft im
gesellschaftlichen Bereich, sind oftmals schwer in Zahlen zu beschreiben. Für jedes
Unternehmen stellt sich somit die Aufgabe, diese Aspekte so verständlich wie möglich
darzustellen und an Beispielen zu verdeutlichen. Es liegt im Auge des Betrachters, wie
er diese Themen bewertet und inwiefern daraus Vertrauen in das Unternehmen entsteht.
Neben diesen Vorteilen durch die Einhaltung der Richtlinien bemerkt Allen White von
der GRI die zahlreichen Missverständnisse bzgl. des Inhalts, der Anwendung sowie
Anwendbarkeit dieser Richtlinien (vgl. White 2003). Dies sei jedoch weiterhin nicht
überraschend, da die Organisation noch relativ jung sei (vgl. White 2003).
Zusammenfassend stellt er fest, dass „ […] sustainability reporting is in its infancy,
gradually identifying a set of core issues while remaining open to new ones such as
corporate governance and payments to host governments by resource companies.”
(White 2003).
Es ist somit zu beachten, dass der Anfangsphase der GRI-Leitlinienentwicklung gewisse
Kritikpunkte eingeräumt werden müssen. Sie stellen zwar ein Grundgerüst zur
Verfügung, bedürfen jedoch einiger Veränderungen, wenn es zu konkreten Inhalten
kommt. Da sie keine Standards festlegen, sondern nur verlangen, dass bestimmte
Punkte im Bericht abgedeckt werden müssen, bestehen Spielräume in ihrer Umsetzung.
Die Qualität der präsentierten Daten wird nicht festgelegt. Dementsprechend ist zu
erkennen, dass zahlreiche Unternehmen die GRI- zusammen mit den AA1000Richtlinien (näheres dazu in Abschnitt 2.3.3) verknüpfen, um die Relevanz, die Regelund Zweckmäßigkeit sowie die Vollständigkeit mit einbeziehen zu können. Unabhängig
davon, welche Form der Berichterstattung ein Unternehmen wählt, gilt dieser Bereich
als Grundstein eines Vertrauensaufbaus mit der Öffentlichkeit. Hält ein Unternehmen
sich
an
extern
entwickelte
Leitlinien
zur
korrekten
Umsetzung
eines
34
Nachhaltigkeitsberichts und lassen lässt es sich seine erhobenen Daten von externen
Gutachtern beglaubigen, ist der Weg zu einem Vertrauensaufbau geebnet.
2.3.3 Teilnahme an zertifizierungsfähigen sozialen Standards
Die dritte Komponente der Kommunikation und Umsetzung der gesellschaftlichen
Verantwortung bildet die Teilnahme an zertifizierungsfähigen sozialen Standards. Aus
dem ökologischen Bereich ist dies bereits ein sehr weit verbreitetes Phänomen und
innerhalb der Wirtschaft ein sehr beliebtes Instrument des Reputationsaufbaus und der
Integration von spezifischen Managementsystemen. In den meisten Fällen werden die
EMAS-Verordnung und die ISO 14000 Reihe angewandt, die sich dadurch auszeichnen,
dass sie die Implementierung eines Umweltmanagementsystems in das Unternehmen
und seine regelmäßige Überprüfung durch einen externen Gutachter vorsehen. Erst nach
der erfolgreichen externen Auditierung wird dem teilnehmenden Unternehmen ein
Zertifikat ausgehändigt, mit dem es dann in der Öffentlichkeit bekunden kann, dass es
ein funktionierendes Umweltmanagementsystem etabliert hat.
Die sozialen Aspekte werden in der EMAS-Verordnung und der ISO 14000 Reihe nicht
behandelt. Dementsprechend haben sich im Laufe der letzten Jahre einige
zertifizierungsfähige Standards im sozialen Bereich entwickelt. Sie bieten, im
Unterschied zu der bloßen Teilnahme an Institutionen und deren Prinzipien (wie in
Kapitel 2.3.1 näher erläutert wurde), die strikte Befolgung der Richtlinien und deren
Einhaltung, welche durch eine externe Überprüfung einer unabhängigen Organisation in
regelmäßigen Abständen kontrolliert wird. Beispielhaft sollen hier der SA 8000 und der
AA 1000 Standard inklusive dem AA100AS Assurance Standards näher betrachtet
werden.
▪ Social Accountability 8000 (SA 8000)
SA 8000 ist eine weltweite Norm für die Auditierung und Zertifizierung, die gegenüber
Kunden und anderen Interessengruppen die Übernahme sozialer Verantwortung
darlegt.27 Sie wird größtenteils im Bereich der Supply Chain angewandt und befasst sich
mit den Arbeitsbedingungen und Rechten von Mitarbeitern. Der Standard orientiert sich
27
Vgl.: http://www.cepaa.org
35
dabei an den Standards der ILO und wurde 1997 durch die Social Accountability
International (SAI), vormals Council on Economic Priorities (CEP), ins Leben gerufen.
Die SAI gilt als gemeinnützige Organisation, die sich der Entwicklung, Einführung und
des freiwillig zertifizierbaren Sozial- und Ethik-Standards gewidmet hat. Ziel ist es, von
den Unternehmen zu verantwortende bzw. zu beeinflussende soziale Probleme zu
bewältigen.
Infolgedessen
werden
bestimmte
Erfordernisse
für
soziale
Bewertungsregeln von der SA 8000 festgelegt. Diese gliedern sich in neun Punkte:
Verbot der Kinderarbeit, Zwangsarbeit, Diskriminierung, Disziplinarmaßnahmen,
Mindeststandard von Gesundheit und Sicherheit, Recht auf Vereinigungsfreiheit,
angemessene Arbeitszeiten, Vergütung und Erstellung eines Managementsystem nach
SA 8000.28
Insgesamt gesehen orientiert sich der Ablauf der Norm stark am Ablauf der ISO 14000
Reihe. Der Zertifizierungsprozess gliedert sich in drei Stufen: Der Annahme, der
Implementierung und der Leistungsmessung. Durch die Teilnahme an diesem Standard
verpflichtet sich das Unternehmen die SA 8000 Bestimmungen einzuhalten und
innerhalb eines Jahres die Zertifizierung bei einem akkreditierten Zulassungsprüfer zu
beantragen. Bei einer erfolgreichen Zertifizierung wird dem Unternehmen ein Zertifikat
ausgestellt, welches grundsätzlich drei Jahre gültig ist, wobei alle sechs Monate eine
Inspektion durch das Zertifizierungsunternehmen stattfindet.
▪ AA 1000
Das Institute of Social an Ethical Accountability ISEA (AccountAbility) präsentierte
1999 eine erste Version der AA 1000-Norm und hat sich zum Ziel gesetzt, diese
Richtlinie zum führenden Managementstandard für die betriebliche Verantwortlichkeit
zu entwickeln.29 Diese Norm gilt als ein Prozessstandard für die Bilanzierung,
Auditierung und Berichterstattung von sozialer Verantwortung von Unternehmen.
Zentraler Bestandteil ist die Einbeziehung der relevanten Stakeholder während allen
Phasen des Prozesses. Dementsprechend wurde bei der Entwicklung großer Wert auf
die Zusammenarbeit von Unternehmen und den relevanten Anspruchsgruppen gelegt.
28
Vgl.: einzelne Aufgliederung der Bewertungsregeln in Anhang I.
Vgl.: http://www.accountability.org.uk
30
Vgl.: http://www.sustainability.com
29
36
Im Jahr 2002 wurde der Standard aufgrund der gemachten Erfahrungen überarbeitet und
infolgedessen mit fünf eigenständigen Modulen zur Serie AA 1000S erweitert. Eine
Unternehmung, ob kommerziell, Not-For-Profit oder staatlich, unterzieht sich bei
AA1000 einem Prozess der kontinuierlichen Verbesserung. Der Prozess umfasst die
Werte-
bzw.
Neudefinition,
die
Entwicklung
von
ethischen
und
sozialen
Leistungszielen, den Stakeholderdialog und die Kommunikation der Ziele und
Leistungen. Die Unternehmung kann Inhalt und Umfang des Prozesses gemäß seinen
individuellen Bedürfnissen und Möglichkeiten selber bestimmen. Sind die relevanten
Anspruchsgruppen definiert, sollen diese gemäß AA1000 in Entscheidungsprozesse
einbezogen werden. Von der Unternehmung wird eine aktive Rolle erwartet, um den
Dialog mit Mitarbeitern, Kunden, Zulieferern, lokalen Gemeinschaften, Regierungen,
NGOs und Aktionären auf kontinuierlicher Basis zu führen. Dieser Prozess soll zur
Systematisierung des Stakeholderengagements verhelfen und dadurch die Qualität und
Glaubwürdigkeit der veröffentlichten Informationen verbessern.
AA1000 beschreibt acht Qualitätsprinzipien für den Aufbau und den Unterhalt eines
betrieblichen Verantwortlichkeitsmanagements. Diese sind hier entsprechend ihres
Inhalts gruppiert:
Qualitätsprinzipien für den Aufbau und den Unterhalt eines
betrieblichen Verantwortlichkeitsmanagements nach AA1000
▪ Umfang und Prozess:
- Vollständigkeit
- Materialität
- Regelmäßigkeit
▪ Informationen:
- Inhaltliche Qualität der zu erhebenden Informationen
- Zugänglichkeit der Informationen
- Formale Qualität der abgegebenen Informationen
▪ Kontinuierliche Prozessentwicklung:
- Systemintegration
- Kontinuierliche Verbesserung
Abbildung 6: Qualitätsprinzipien für den Aufbau und den Unterhalt eines betrieblichen
Verantwortlichkeitsmanagements nach AA1000 (eigene Darstellung).
37
Der Prozess folgt einem definierten Aktivitätenzyklus mit fünf Elementen:
1. Planung (Planning)
2. Bilanzierung (Accounting)
3. Auditierung und Berichterstattung (Auditing and Reporting)
4. Integration (Embedding)
5. Stakeholderdialog (Stakeholder Dialogue)
Wichtiger Bestandteil des Prozesses ist die Berichterstattung. Im März 2003 erfolgte im
Rahmen
der
AA1000S-Weiterentwicklung
die
Lancierung
des
Berichterstattungsstandards als Modul Nummer zwei. AA1000AS baut dabei
vollumfänglich auf die GRI-Richtlinien für Nachhaltigkeitsberichterstattung auf. Er
setzt sich aus den folgenden drei Prinzipien zusammen (vgl. AccountAbility 2003: 14):
- Vollständigkeit
- Materialität
- Regelmäßigkeit und Zweckmäßigkeit
Ein effektives Verantwortlichkeitsmanagement nach AA1000 bewirkt in erster Linie ein
steigendes Vertrauen der beteiligten Partner verbunden mit einer verbesserten
Reputation. Damit erhöht sich das Leistungspotential des gesamten Systems. Risiken
können früher erkannt und dadurch gesenkt werden. Die Effekte werden verstärkt, je
konsequenter das Grundprinzip der betrieblichen Verantwortlichkeit angewandt wird.
Der AA1000AS Assurance Standard gelangt zunehmend an Bedeutung und wird
oftmals ergänzend zu den GRI Richtlinien verwendet, um deren Schwäche insbesondere
in Bezug auf die Materialität auszugleichen. Problematisch am AA1000AS Standard ist
der Zusammenhang zwischen Materialität und Vollständigkeit, da dies oftmals in das so
genannte „Carpet Bombing Syndrom“ ausufern kann (vgl. SustainAbility/ UNEP 2002:
31). Zum einen verlangt der Standard das nur materielle Daten in den Bericht eingehen
sollten, zum anderen wird eine Vollständigkeit der Daten verlangt. Des Weiteren kann
ein Bereich für eine Stakeholdergruppe relevant sein, wohingegen eine andere
Stakeholdergruppe diesen als vollkommen irrelevant betrachtet (z.B. Lieferanten und
Mitarbeiter). Dies kann ggf. in einer Fülle von Daten enden, die möglichst gut
darzustellen und in den Bericht einzubinden sind, ohne die Relevanz oder die
Vollständigkeit von den GRI Richtlinien gefordert, zu schädigen.
38
2.4 Zusammenfassung
Im Laufe des vorangegangen Kapitels wurden die einzelnen Bereiche der sozialen
Verantwortung von Unternehmen – Arbeitsbedingungen, Menschenrechte, Gesellschaft
und Umweltschutz – herausgearbeitet und präziser dargestellt. Sozial verantwortliche
Unternehmen engagieren sich je nach ihrer Situation und ihren Anspruchsgruppen
innerhalb dieser einzelnen Bereiche, um ihre Rolle als „good corporate citizen“ gerecht
werden zu können. Um diese Aktivitäten auch gegenüber den jeweiligen Stakeholdern
so glaubhaft wie möglich darstellen zu können, nehmen diese Unternehmen an
bestimmten Institutionen, Richtlinien und Standards teil. Es wird nicht nur das
Engagement bestätigt, sondern es bietet den Unternehmen weiterhin Hilfestellungen im
Gebiet der Nachhaltigkeitsberichterstattung sowie weitere Ausbaumöglichkeiten im
kontinuierlichen Lernprozess des Corporate Citizenship. Ein konkreter „business case“,
d.h. Konzepte darüber, inwiefern Corporate Citizenship Aktivitäten im Zusammenhang
mit der Unternehmensperformance stehen, existiert zu diesem Thema noch nicht.
Ebenfalls herrscht keine Einigkeit über die genaue Umsetzung der sozialen
Verantwortung. Durch die Teilnahme an Institutionen wie dem UN Global Compact,
WBCSD oder CSR Europe können jedoch „best practices“ ausgetauscht und
gemeinsame Erfahrungen in diesem Gebiet zur Weiterentwicklung genutzt werden.
Im folgenden Kapitel wird dementsprechend die praktische Seite der sozialen
Verantwortung von Unternehmen näher betrachtet. Nach der theoretischen Debatte soll
die Untersuchung zwei ausgewählter Unternehmen den tatsächlichen Stand der
Nachhaltigkeitsberichterstattung und somit der konkreten Inhalte und Umsetzung von
Corporate Citizenship darstellen.
39
3. Soziale Verantwortung von Unternehmen –
praktische Betrachtung anhand der Analyse von zwei
exemplarischen Unternehmen und Hypothesen
Zur Überprüfung der theoretischen Grundlagen und aus Verständlichkeitsgründen
sollen in diesem Kapitel die Unternehmen BASF AG (Badische Anilin- & Soda-Fabrik)
und Neckermann Versand AG als Beispielunternehmen herangeführt werden. Die
Auswahl des Unternehmens BASF erfolgte aufgrund des Ratings der britischen
Unternehmensberatung SustainAbility und der UNEP (vgl. SustainAbility/ UNEP
2002).30 BASF wurde innerhalb dieser Analyse als eines der zehn vorbildlichsten
Firmen hinsichtlich der Nachhaltigkeitsberichterstattung aufgelistet (vgl. SustainAbility/
UNEP 2002: 23).31 Die Neckermann Versand AG beschreibt ein Unternehmen welches
erst kürzlich den Gedanken der sozialen Verantwortung in die Unternehmensstrategie
aufgenommen hat. Dementsprechend werden in der Durchführbarkeit des Ansatzes
Mängel
ersichtlich.
Der
Schwerpunkt
der
Untersuchung
liegt
auf
der
Nachhaltigkeitsberichterstattung und deren Analyse.
Die Untersuchung erfolgt nach bestimmten Kriterien, die in Abschnitt 3.1 näher
erläutert und im späteren Verlauf (Abschnitt 3.2) verschiedenen Hypothesen
gegenübergestellt werden. Dies soll die Möglichkeit eröffnen nähere Erkenntnisse im
Gebiet des Corporate Citizenships aufzufinden und deren Durchführbarkeit zu testen.
Dem theoretischen Teil folgt nun die praktische Durchführbarkeit der CC-Theorie
anhand von BASF und Neckermann.
3.1 Vorstellung des Bewertungsrasters und der Hypothesen
Das
hier
verwendete
Bewertungsraster
zur
Untersuchung
der
vorliegenden
Nachhaltigkeitsberichte lehnt sich an den theoretischen Teil der Arbeit (Kapitel 2) an
und unterteilt sich dementsprechend in sechs Bereiche:
▪ Kurze Beschreibung des Unternehmens
Zu Beginn werden Größe des Unternehmens (Mitarbeiterzahl, Anzahl der Standorte,
Umsatz), Produktpalette und Internationalität kurz beschrieben. Dies soll einen
31
Vgl.: Ranking in Anhang II.
40
Überblick darüber geben, in was für einer Branche sich das Unternehmen befindet. Dies
ist notwendig, um bei der späteren Hypothesenanalyse darüber zu geben, inwiefern
Corporate Citizenship ein branchen- bzw. unternehmensgrößenabhängiges Phänomen
ist.
▪ Vorliegende Berichte
Hier werden die einzelnen Berichte genannt, die in die Bewertung mit eingeflossen
sind.
▪ Dreidimensionalität der Berichte
Dieser Bereich beschäftigt sich mit der Berücksichtigung aller drei Komponenten der
Nachhaltigkeit – ökonomische Stabilität, ökologische Verträglichkeit, soziale
Gerechtigkeit – durch die Unternehmen. Die in Abschnitt 2.2 genannten Bereiche der
sozialen Verantwortung von Unternehmen werden hier dahingehend untersucht, ob
konkrete Projekte zur Umsetzung bzw. Förderung dieser Bereiche existieren. Dieser
Untersuchungsschritt ist notwendig, um später bewerten zu können, inwiefern die
Corporate Citizenship Projekte nur im eigenen Aktivitätenbereich des Unternehmens
liegen oder ob sie über die eigenen Grenzen des Unternehmens hinausgehen.
▪ Kommunikationsformen
Hier wird die Kommunikation der Unternehmen gegenüber seinen Stakeholdern
untersucht. Die Teilnahmen an internationalen, nationalen oder regionalen Institutionen,
an Richtlinien für eine nachhaltige Berichterstattung und an zertifizierungsfähigen
sozialen Standards werden genauer analysiert und auf ihre konkrete Umsetzung hin
überprüft. Ebenfalls wird hier der Aspekt der Präsenz der Berichte untersucht. Dieser
beleuchtet,
wie
leicht
es
für
die
einzelnen
Stakeholdergruppen
ist,
Unternehmensberichte einzusehen und in welcher Form diese Möglichkeit besteht. Ist
es z.B. möglich die Berichte im Internet herunterzuladen oder sie in gedruckter und
gebundener Form zu bestellen? Wie schnell werden diese zugesandt? Können so alle
relevanten Stakeholder erreicht werden?
▪ Nachhaltigkeitsmanagementsysteme und Codes of Conduct
Zusätzlich wird untersucht, ob spezifische Managementsysteme basierend auf dem
gesellschaftlichen Verantwortungskonzept entwickelt und eingeführt wurden. Sind ggf.
41
Nachhaltigkeitsaspekte in die Unternehmensleitlinien eingeflossen bzw. existiert ein
Code of Conduct, der die soziale Verantwortung des Unternehmens gegenüber seiner
Umwelt und somit deren organisatorische Entscheidungen und Aktivitäten regeln kann.
Mit Hilfe dieses Untersuchungsschrittes wird später argumentiert inwiefern Corporate
Citizenship Teil des Marketings bzw. des PR-Bereichs des Unternehmens ist oder eine
eigenständige Funktion im Unternehmen besitzt. Ferner soll geklärt werden, ob durch
Codes of Conduct und/ oder Nachhaltigkeitsmanagementsysteme der Gedanke der
sozialen Verantwortung eines Unternehmens in die Organisation integriert wird oder
vielmehr als weiteres Wettbewerbsinstrument dient.
▪ Zielsetzungen für die Zukunft
Im letzten Bereich wird die Frage untersucht, ob Lernprozesse zu erkennen sind. Gibt es
konkrete Zielsetzungen für die Zukunft und Überlegungen wie diese umgesetzt werden
sollen? Wurde durch vergangene Zielsetzungen etwas erreicht und gelernt?
Neben der Vorgehensweise zur Bewertung und Untersuchung der vorliegenden Berichte
werden weiterhin Hypothesen aufgestellt, die als Leitfaden der Untersuchung dienen
sollen. Diese lauten:
▪ Corporate Citizenship ist ein branchen- und größenspezifisches Phänomen. Manche
Branchen, wie z.B. die Pharma-, Chemie- oder Ölindustrie, stehen stärker unter
öffentlicher Kritik als z.B. die Medienindustrie. Multinational agierende Unternehmen
stehen ebenfalls mehr im Visier der Gesellschaft, als mittelständische Unternehmen.
Dementsprechend ist die Nachhaltigkeitsberichterstattung in diesen Branchen häufiger
anzutreffen als in anderen.
▪ Corporate Citizenship Aktivitäten gehören dem PR-Bereich eines Unternehmens an
und sind ein weiteres Marketinginstrument. Sie dienen hauptsächlich dem
Reputationsaufbau und der Risikominimierung. Sie sind ein kurzfristiges zeitweiliges
Phänomen, welche besonders in Krisensituationen angewandt werden.
▪ Corporate Citizenship Programme beschäftigen sich ausschließlich mit dem
Aktivitätenbereich des Unternehmens. D.h., dass z.B. Unternehmen aus der
Chemiebranche insbesondere nahe gelegene Forschungseinrichtungen, wie z.B.
Universitäten und Schulen fördern, um so neue Erkenntnisse in diesem Bereich
potenzieren zu können und diese für ihre Zwecke zu nutzen.
▪ Corporate Citizenship Programme sind kosten- und zeitintensiv.
42
▪ Die eigentlichen Adressaten dieser Programme, die Stakeholder, nehmen zu wenig bis
gar keine Notiz vom Unternehmen als guten Bürger.
Mit Hilfe des Bewertungsrasters und der Hypothesen werden nun einzelne Berichte
untersucht und ihre Ergebnisse gegenübergestellt.
3.2 Anwendung des Bewertungsrasters anhand von
Beispielunternehmen
3.2.1 BASF
▪ Kurze Beschreibung des Unternehmens
Die BASF ist eines der führenden multinationalen Chemieunternehmen der Welt mit
Hauptsitz
in
Ludwigshafen.
Produktionsstandorte
in
39
Es
hat
Kunden
Ländern
und
in
mehr
über
als
160
170
Ländern,
Tochter-
und
Beteiligungsgesellschaften. Die Mitarbeiterzahl liegt bei 89.389 (Stand 31.12.2002) und
im Jahr 2001 betrug der Umsatz 32,5 Milliarden Euro. Die Produktpalette des
Unternehmens umfasst Chemikalien, Kunststoffe, Veredlungsprodukte, Pflanzenschutz
und Ernährung sowie Öl und Gas. Das breite Spektrum an Chemikalien wird in einem
Produktionsverbund hergestellt. Das Unternehmen ist insbesondere durch die
Produktion
von
Chemikalien
stark
der
Öffentlichkeit
ausgesetzt
und
ist
dementsprechend verpflichtet, für die Aufklärung der Unternehmensaktivitäten in der
Gesellschaft Sorge zu tragen.
▪ Vorliegende Berichte
Die
folgenden
Informationen
beruhen
auf
den
Berichten
„Gesellschaftliche
Verantwortung 2000. Wir nehmen unsere Verantwortung ernst“, „Gesellschaftliche
Verantwortung 2001. Werte schaffen Wert. Mit Daten und Fakten 2002“, „Umwelt,
Sicherheit, Gesundheit 2000. Mit Daten und Fakten 2001“, „Umwelt, Sicherheit,
Gesundheit 2002. Ständige Verbesserung ist unser Ziel“, „Daten und Fakten 2003.
BASF-Gruppe“
und
einzelne
Daten
von
der
Webseite
des
Unternehmens
(http://www.basf.de).
43
▪ Dreidimensionalität der Berichte
Der Nachhaltigkeitsbericht der BASF besteht aus zwei separaten Berichten. Zum einen
werden soziale Themengebiete im Bericht „Gesellschaftliche Verantwortung 2001“
behandelt, zum anderen der ökologische Bereich des Unternehmens im Bericht
„Umwelt, Sicherheit, Gesundheit 2002“. Die ökonomische Dimension ist in beiden
Teilen vertreten, wird aber präziser im Finanzbericht dargestellt. Die bei der
Entwicklung und Identifizierung benutzten Kennzahlen und Indikatoren zur Messung
der sozialen Aspekte, wurden insbesondere durch folgende Institutionen, bzw. deren
Veröffentlichungen, berücksichtigt: der Sustainability Assessment Questionnaire
(Nachhaltigkeitsbewertungs-Fragebogen) der schweizerischen SAM32, welcher dem
Dow Jones Sustainability Group Index33 zu Grunde liegt, der Unternehmensfragebogen
der Bank Sarasin & Cie.34, der Leitfaden der GRI, die Veröffentlichung
„Communicating Corporate Social Responsibility“ von CSR Europe35, die Prinzipien
des UN Global Compact, die Konventionen der ILO sowie die Fragebögen der
Unternehmensbewertungsfirmen IMUG Research36, Eiris37 und Oekom Research38.
Außerdem war für die Entwicklung der Bericht „Trust Us - The Global Reporters“ von
SustainAbility, London hilfreich. Im Folgenden werden die einzelnen sozialen Bereiche
(siehe Kapitel 2.2) beleuchtet.
▫ Arbeitsbedingungen
Laut Bericht ist es Ziel der BASF die Rate der Arbeitsunfälle bis 2012 um 80% zu
verringern. Dies soll insbesondere durch Programme und Maßnahmen für die
Mitarbeiter geschehen, die an den Standorten nach deren Bedürfnissen entwickelt und
umgesetzt werden sollen. Am Standort Greenville/ Ohio wurde z.B. ein so genannter
„Champion Process“ eingeführt, der von jedem Mitglied der Standortleitung verlangt,
die persönliche Verantwortung für einen Teilaspekt des Sicherheitsprogramms am
Standort zu übernehmen. Am Standort Ludwigshafen existiert eine eigene Abteilung für
Arbeitsmedizin
und
Gesundheitsschutz,
welche
für
die
Sicherstellung
der
arbeitsmedizinischen Betreuung der Mitarbeiter und die weltweite Koordination und
32
Vgl.: Sustainable Asset Management; http://www.sam-group.com
Dieser ist, neben dem FTSE4Good Index, einer führenden Nachhaltigkeitsindizes. Vgl.:
http://www.sustainability-indexes.com
34
Vgl.: http://www.sarasin.ch/sarasin
35
Vgl.: http://www.csreurope.org/publications/_page3327.aspx
36
Vgl.: http://www.imug.de
37
Vgl.: http://www.eiris.org
38
Vgl.: http://www.oekom.de
33
44
Revision der Arbeitsmedizin in den BASF-Gruppengesellschaften verantwortlich ist.
Diese orientiert sich hierbei an den Unternehmensleitlinien, in denen sich die BASF zu
ihrer Verantwortung für den Gesundheitsschutz von Mitarbeitern, Nachbarn,
Anwendern und Kunden bekennt, der freiwilligen Initiative der chemischen Industrie
„Responsible Care“ sowie den nationalen Gesetzen der Länder mit BASF-Standorten.39
Im Bereich Lohn und Zusatzleistungen geht BASF in ihren Berichten speziell auf die
Altersversorgung
ein.
Resultierend
aus
den
Unsicherheiten
mit
staatlichen
Alterssicherungssystemen in Industrieländern hat sich BASF für eine Bereitstellung
einer betrieblichen Altersversorgung entschieden. Das Unternehmen weist darauf hin,
dass in den USA unter anderem auch so genannte Sparpläne zur betrieblichen
Altersversorgung zählen.40 Durch die schwerwiegenden Folgen des Enron-Bankrotts ist
diese Form jedoch sehr in die Kritik geraten. BASF verspricht innerhalb der Berichte,
dass dies bei ihrer Altersversorgung nicht möglich sei, da sie den Firmenbeitrag
ausschließlich in bar zahle und dieser dann in die Anlage eingebracht werde, die der
Mitarbeiter für seine Eigenerträge auswählt. Diese Form der betrieblichen
Altersversorgung ist Teil der zusätzlichen Leistungen und Angebote für Mitarbeiter der
BASF.
Hierzu
gehören
Krankenversicherung,
außerdem
medizinische
eine
Unfall-/
Leistungen
durch
Invaliditätsversicherung,
eigene
medizinische
Einrichtungen, flexible Arbeitszeiten (freiwillige Umwandlung in Teilzeit, Jobsharing),
Erfolgsbeteiligung,
Zuschüsse),
Erziehungsurlaub/
Programm
Kinderbetreuung
zur
Elternzeit,
Rehabilitation
(Unterstützung
externer
nach
Wohnung
Sucht
Angebote).41
oder
(Werkswohnung/
Krankheit
Anzumerken
ist,
und
dass
Leistungen dieser Art von Standort zu Standort variieren können und nicht gleichzeitig
angeboten werden. Anhand der BASF Berichterstattung ist es nicht ersichtlich, welche
Leistungen an welchen Standorten angeboten werden. Die Unterschiede können durch
verschiedene gesetzliche und gesellschaftliche Bedingungen in den einzelnen Ländern
auftreten. Es wird nicht ersichtlich, welche Leistungen für alle Mitarbeiter weltweit
gelten, was an Standorten in Entwicklungsländern angeboten wird, welchen
39
Vgl.: http://www.americanchemistry.com
Hier zahlt der Mitarbeiter einen bestimmten Prozentsatz des Entgelts in den Sparplan ein und das
Unternehmen stockt diesen dann um einen darauf abgestimmten Firmenbeitrag auf. Der Mitarbeiter kann
sich hier zwischen 18 verschiedenen Anlagefonds entscheiden und diese beliebig mischen. Erleichtert
wird die Entscheidungsfindung durch ein spezielles elektronisches Unterstützungs- und
Weiterbildungsprogramm, das über PC oder Internet nutzbar ist und von der Zeitschrift „Pension &
Investments“ für seine Nutzerfreundlichkeit einen Preis verliehen bekam.
41
Vgl.: Anhang II
40
45
Berufsgruppen diese Leistungen vorenthalten sind und warum generell Unterschiede
bestehen.
In Folge des eingeführten Ideenmanagements werden Anregungen von Mitarbeitern mit
Prämien belohnt, die die Effizienz der Abläufe steigern, den Materialeinsatz
vermindern, den Umweltschutz verbessern und die Sicherheit erhöhen. Hierzu dient ein
Vorschlagswesen, welches in vielen Gruppengesellschaften und Regionen existiert.
Der Frauenanteil im Unternehmen beträgt insgesamt 19% (Stand 2001) – im mittleren
Management sind 16,8% und im oberen Management 6,4% tätig.42 Da im stärkeren
Maße besonders Frauen vor der Alternative „Kinder oder Beruf“ stehen, versucht BASF
durch innovative Arbeits- und Elternzeitregelungen bessere Rahmenbedingungen zum
Ausgleich zwischen Berufs- und Familienleben zu schaffen. Wie vorher schon erwähnt,
setzen sie diesbezüglich verstärkt auf Teilzeitarbeitsprogramme oder ähnliches.
Weiterhin hat der Vorstand 1999 eine verstärkte Förderung von Frauen für
Führungspositionen beschlossen. Es wurde festgelegt, dass Auszeiten und zeitweilige
Teilzeitbeschäftigung sich nicht negativ auf die Karrierechancen auswirken dürfen. In
den USA sind Mitarbeiterinnen z.B. seit einigen Jahren in der „Women & Business
Issues Group“ (Gruppe Frauen und Beruf) tätig, die von der BASF unterstützt wird. Das
Unternehmen weist jedoch darauf hin, dass keine direkte Frauenquote existiert. Die
Besetzung der Stellen ist eine Frage der Qualifikation und nicht des Geschlechts. Des
Weiteren existieren Anti-Diskriminierungsprogramme, die sich mit der Benachteiligung
von Frauen, Behinderten und bestimmten ethnischen Gruppen beschäftigen.43 Es ist
anzumerken, dass nicht alle Gruppengesellschaften diese Programme durchführen. Es
ist ebenfalls nicht ersichtlich, welche Gruppengesellschaften in welchem Umfang diese
Programme anbieten. Ferner ist der Umfang dieser Programme im Bereich der
Diskriminierung immer noch limitiert und schließt Religion, sexuelle Orientierung etc.,
nicht ein.
Im Bereich der Aus- und Weiterbildung investiert die BASF-Gruppe jährlich über 100
Millionen
Euro
und
bietet
weltweit
Trainingszentren
zu
einer
besseren
praxisorientierten Qualifizierung an. Ein Beispiel dafür ist das Programm „Distance
42
43
Vgl.: Anhang II
Vgl.: Anhang II
46
MBA Sponsorship“, welches in Japan 2001 ins Leben gerufen wurde. Hier wird
teilnehmenden Mitarbeitern die Möglichkeit gegeben berufsbegleitend übergreifende
Kenntnisse zu erwerben, die für ihre weitere berufliche und persönliche Entwicklung
wichtig sind. Ein weiteres Beispiel ist das E-Learning, das vom Arbeitsplatz aus per
Computernetzwerk absolviert werden kann und den BASF-Mitarbeitern die Möglichkeit
gibt, sich weiterzuentwickeln. In Brasilien führt BASF z.B. seit 1998 ein so genanntes
„Citizenship Program“ durch, welches Angestellten grundlegende Schulkenntnisse wie
Lesen und Schreiben vermittelt und gleichzeitig die Allgemeinbildung und die
Fähigkeit trainiert, sich als Bürger in der Gemeinschaft zu bewegen. Außerdem werden
z.B. in Pakistan die College-Gebühren für bis zu zwei Kinder von Mitarbeitern, die
mindestens fünf Jahre bei BASF gearbeitet haben, vom Unternehmen übernommen oder
in Amerika z.B. zehn College-Stipendien an besonders begabte Kinder von Mitarbeitern
vergeben. Inwiefern diese Programme allgemeingültig für alle strukturschwachen
Regionen gelten ist anhand der Berichte nicht zu erkennen.
Gewerkschaften dienen dem Schutz der Arbeitnehmerinteressen und spielen bei einem
multinationalen Unternehmen wie der BASF eine wichtige Rolle, insbesondere im
Rahmen der sozialen Verantwortung gegenüber seinen Arbeitnehmern. In diesem
Zusammenhang ist z.B. 1995 ein so genannter „Euro-Dialog“ ins Leben gerufen
worden, der eine Arbeitnehmervertretung auf der Ebene der europäischen BASFGruppengesellschaften
darstellt.
Diese
gewährleistet
einen
besseren
Informationsaustausch unter den einzelnen nationalen Arbeitnehmervertretern und
ermöglicht Interessen auf europäischer Ebene besser abzustimmen und zu koordinieren.
Außerdem
existiert
ein
Gruppengesellschaften),
Konzernbetriebsrat
ein
(Betriebsräte
Gesamtbetriebsrat
aller
deutschen
(Betriebsräte
einer
Gruppengesellschaft), ein Betriebsrat (Arbeitnehmervertretung an einem Standort),
betriebliche Vertrauensleute (Ansprechpartner vor Ort), ein Sprecherausschuss der
leitenden
Angestellten
(Vertretung
der
Angestellteninteressen),
ein
Konzernsprecherausschuss (Sprecherausschüsse der Gruppengesellschaften) sowie
Schwerbehinderten-Vertrauensleute und eine Jugend- und Auszubildenden-Vertretung.
Diese Einrichtungen werden in der Berichterstattung jedoch lediglich als Beispiele aus
Deutschland und Europa aufgelistet und sind nicht als allgemeingültige Einrichtungen
weltweit zu verstehen. Wie dies im Einzelnen in Entwicklungsländern aussieht wird
nicht beschrieben.
47
▫ Menschenrechte
Grundsätzlich bekennt sich BASF zu den neun Prinzipien des UN Global Compact und
den international anerkannten Arbeitsstandards. Dementsprechend sind Kinderarbeit,
Zwangsarbeit und Disziplinarverfahren strengstens untersagt. Um aber auch in
Entwicklungsländern, in denen BASF mehrere Standorte betreibt, die Förderung der
Menschenrechte umzusetzen, hat BASF z.B. in Zusammenarbeit mit der ILO und der
„Employers Federation of Pakistan“ im November 2001 und April 2002 zwei Seminare
für Frauen in Pakistan zu diesem Thema organisiert. Ziel dieser Workshops war es,
unter Arbeitnehmerinnen das Bewusstsein für Menschenrechte zu fördern und sie darin
zu bestärken, diese im Arbeitsalltag einzufordern. Mehr als 60 Frauen aus
unterschiedlichen Bereichen nahmen an dem Programm teil. In den Berichten ist jedoch
nicht aufgeführt, wie viele Arbeitnehmerinnen der BASF-Standort in Pakistan
insgesamt hat, inwiefern diese Anzahl einzuschätzen ist und wie sich diese Seminare
nachträglich ausgewirkt haben. Eine Untersuchung, ob tatsächlich mehr Rechte
eingefordert wurden, wäre sinnvoll.
Das Unternehmen fordert nicht nur die Einhaltung der Menschenrechte innerhalb seines
eigenen Konzerns, sondern auch von seinen Lieferanten. Sollte z.B. festgestellt werden,
dass ein Lieferant gegen geltende Arbeits- oder Sicherheitsstandards im Sinne von
Responsible Care verstößt, behält sich BASF das Recht vor, unter Berücksichtigung der
jeweiligen Landesgegebenheiten den Vertrag zu kündigen. Um solchen Fällen
vorbeugen zu können, wurde von BASF eine Sicherheitsmatrix entwickelt und
eingeführt. Innerhalb dieser Matrix werden die Produkte nach ihren chemischen
Eigenschaften in unterschiedliche Gefährlichkeitsklassen (Klassen A, B und C) und die
Lieferanten in drei verschiedene Klassen (OECD-Länder, herauf- oder herabgestufte
Länder und alle Nicht-OECD-Länder) eingestuft.44 Mit Hilfe dieses Instruments kann
das Unternehmen potentielle Risikolieferanten erkennen und ggf. strengere Audits
durchführen. Entspricht ein Lieferant nicht den Anforderungen der BASF, gibt das
Unternehmen Hilfestellung bei der Problembewältigung und beginnt dann mit dem
Einkauf der Ware.45
44
Vgl.: Anhang II
Ein konkretes Beispiel eines chinesischen Zulieferers, der bestimmte Auflagen nicht erfüllen konnte, ist
auf S. 51 des Berichts „Gesellschaftliche Verantwortung 2001. Werte schaffen Wert“ zu finden.
45
48
In diesem Bereich der Untersuchung ist ebenfalls anzumerken, dass sich BASF in ihrem
Bericht „Gesellschaftliche Verantwortung 2000“ der Diskussion für die Hilfe
ehemaliger Zwangsarbeiter im Zweiten Weltkrieg stellt. Das Unternehmen weist darauf
hin, dass in diesem Zusammenhang im Februar 1999 mit 15 weiteren großen deutschen
Unternehmen die Stiftungsinitiative „Erinnerung, Verantwortung der Zukunft“
gegründet worden ist, dessen Mittel in eine Bundesstiftung zu Gunsten ehemaliger
Zwangsarbeiter
und
anderer
Geschädigter
des
NS-Regimes
einfließen.
Der
Vorstandsvorsitzende der BASF begründet das Engagement folgendermaßen: „Das
Unternehmen BASF wie auch ich persönlich bedauern die Leiden, die Zwangsarbeitern
während der Zeit des Dritten Reiches zugefügt worden sind, und die Nachteile die diese
Menschen damals erleiden mussten. (…) Als Menschen und als Mitarbeiter können wir
Geschehenes nicht ungeschehen machen, aber wir können uns dafür einsetzen, dass
solches Unrecht nicht wieder geschieht.“ (BASF 2000a: 47).46
▫ Gesellschaft
Im Bereich des Spendenwesens und der Partnerschaften unterstützt BASF gemeinsame
Projekte, Stipendien und Fonds, indem es im Jahr 2001 z.B. 1,7 Millionen Euro an die
Yeosu-Stipendien-Stiftung in Korea spendete oder den Sino-German Research &
Development Fund unterstützte. In diesem Zusammenhang ist auch die Förderung von
wissenschaftlichen Wettbewerben wie z.B. „Jugend forscht“ oder „Chemieolympiade“
genauso wie die finanzielle und materielle Hilfe von BASF für Universitäten und
Schulen beispielhaft zu nennen. Das „Projeto Crescer“ in Brasilien, das 14- bis 18jährigen Jugendlichen aus sozial schwachen Familien bessere Zukunftschancen
ermöglichen soll, wurde von BASF vor 20 Jahren ins Leben gerufen. Die Jugendlichen
erhalten zum einen eine Ausbildung für ihr späteres Berufsleben, die auch ein
Schulstipendium und Hilfestellung bei der Orientierung auf dem Arbeitsmarkt umfasst.
Zum anderen wird bei wöchentlichen Workshops zu Gesundheits- und Sozialthemen die
Allgemeinbildung geschult. Dieses Projekt wird nicht nur durch finanzielle Mittel
unterstützt, sondern auch durch das Mitwirken und das Engagement der BASFMitarbeiter und ihrer Angehörigen.47
46
Vgl.: http://www.basf.de/de/ueber/dialog/zwangsarbeiter/
Weitere Beispiele in diesem Bereich sind z.B. die Ausrichtung eines Fußballturniers im Rahmen der
Special Olympics 2001 durch BASF und seinen Mitarbeitern oder aber auch die Unterstützung von sechs
so genannten „Medical Camps“ und „Dental Camps“ in Indien, bei denen sich Nachbarn im Umfeld
kostenlos medizinisch bzw. zahnmedizinisch behandeln lassen können.
47
49
Programme zur bezahlten Freistellung ehrenamtlich aktiver Mitarbeiter existieren
weltweit in jeder vierten Gruppengesellschaft – jede fünfte ermöglicht unbezahlte
Freistellung. Durch eine interne „Mandatsträgerregelung“ der BASF AG in Deutschland
ist bspw. festgelegt, dass Mitarbeiter auf Antrag von der Arbeit freigestellt werden,
wenn es für die Ausübung ihres Ehrenamtes nötig ist. Dies geschieht bei voller
Bezahlung, um finanziellen Nachteilen vorzubeugen.48 Welche Gruppengesellschaften
dieses Angebot tatsächlich anbieten ist anhand der Berichte nicht ersichtlich. In den
USA existiert allerdings ein Freiwilligen-Förderprogramm („Volunteer Grant Awards
Program“), bei dem Mitarbeiter Fördermittel für den Verein oder die Organisation
beantragen können, in der sie tätig sind.49 In der Regel sind dies Vereine, die
wohltätigen, sozialen, kulturellen oder künstlerischen Zwecken dienen. Hier sollte
darauf hingewiesen werden, dass Mitarbeiter offensichtlich nicht regelmäßig die
Möglichkeit haben, freiwillig zu arbeiten und keine systematische Strategie hierzu
vorhanden ist. In manchen Unternehmen existieren zu diesem Zweck bspw. fest
etablierte Programme, in denen jeder Mitarbeiter ohne die Stellung eines Antrages
monatlich eine gewisse Anzahl an Stunden Freiwilligenarbeit nachgehen darf.
Des Weiteren beschäftigt sich das Unternehmen mit dem Thema der deutschen
Problematik am Arbeitsmarkt und engagiert sich auf diesem Gebiet z.B. mit Hilfe der
„Initiative für Beschäftigung!“. Die Initiative wurde 1998 in einer gemeinsamen Aktion
der Bertelsmann Stiftung, der IG Bergbau, Chemie, Energie und der BASF ins Leben
gerufen. Es entstanden 19 regionale Netzwerke in ganz Deutschland, in denen Vertreter
aus Gewerkschaft, Verbänden, Kammern, Politik, Kirchen, Vereinen und Wissenschaft
zusammenarbeiten und Lösungen für das Arbeitsmarktproblem erarbeiten. Bundesweit
konnten mindestens 6.200 Beschäftigungsverhältnisse geschaffen und 80.000 Menschen
qualifiziert, informiert und geschult werden. Aufgrund dieser positiven Bilanz wurde
das Projekt bis 2005 verlängert. Die finanzielle Unterstützung betrug 2001 rund 19,5
Millionen Euro. Zwei Drittel dieser Summe umfasste Spendengelder, der Rest wurde
48
2001 waren bei der BASF AG über 500 Beschäftigte ehrenamtlich tätig. Mehr als 300 davon in der
Politik. Im Rahmen der Teilnahme am UN Global Compact und in Zusammenarbeit mit den United
Nations Volunteers (UNV) wurde außerdem mit BASF eine Partnerschaft eingegangen, bei der BASFMitarbeiter zur befristeten freiwilligen Mitarbeit in Entwicklungsprojekten verschiedener UNOrganisationen oder ihrer Partner entsandt werden sollen.
49
Bei mindestens 40 Stunden, die ein Mitarbeiter sich für sein Ehrenamt engagiert, zahlt BASF 250 US$
und ab 100 Stunden 500 US$ an die Organisation.
50
für Sponsoring und eigene Umfeldprojekte aufgewandt.50
Der Bereich Bestechung und Korruption wurde im Bericht nicht näher beleuchtet. Es
wird jedoch darauf hingewiesen, dass bis Ende 2001 nahezu alle Gruppengesellschaften
der BASF in den verschiedenen Regionen einen für ihre Mitarbeiter verbindlichen
Verhaltenskodex erstellt haben. Dieser berücksichtigt die lokalen Gesetze und verlangt
von den Mitarbeitern eine eigenverantwortliche Einhaltung. Ein Verstoß gegen Gesetze
kann sowohl weitreichende arbeitsrechtliche, als auch strafrechtliche Konsequenzen für
die Mitarbeiter haben.51 Bei rechtlichen Zweifeln hinsichtlich des eigenen Verhaltens
oder ihres Arbeitsumfelds steht den Mitarbeitern eine Hotline mit einer unabhängigen
Anwaltskanzlei für Informationen, Anregungen oder Bedenken zur Verfügung. In
diesem Zusammenhang nennt das Unternehmen auch die kartellrechtlichen Verstöße im
Vitamingeschäft vor 1999, in die acht weitere Vitaminhersteller involviert waren.52
Positiv ist in diesem Zusammenhang anzumerken, dass BASF dieses Vergehen
eingesteht und bekundet, aus seinen Fehlern gelernt zu haben. Durch neue Maßnahmen
sollen zukünftig Verstöße in diesem Bereich verhindert, bzw. erkannt und notfalls
entsprechende Rechtsmittel eingeleitet werden. Welchen Mitteln sich BASF bedient, ist
nicht ersichtlich.
Auf politischer Ebene ist der Besuch der Enquete-Kommission des Deutschen
Bundestages „Globalisierung der Weltwirtschaft“ im Stammwerk Ludwigshafen 2001
als beispielhaft zu bewerten. Hier wurde der Informationsaustausch über die Gestaltung
einer nachhaltigen Globalisierung zwischen Vertretern der Unternehmensspitze sowie
BASF-Experten und Politikern in den Vordergrund gestellt. Weiterhin hat sich das
Unternehmen 2001 am deutsch-chinesischen Hochtechnologie-Dialogforum in Beijing/
China beteiligt, bei dem es das CLEARFIELD®-Produktionssystem präsentierte. Das
System
verbindet
Herbizide
einer
bestimmten
Wirkstoffklasse
mit
speziell
50
Vgl. Anhang II
Näheres zum deutschen Verhaltenskodex der BASF unter http://www.basf.de/de/corporate/overview
52
Neben BASF wurden La Roche, Merck, Aventis, Solvay, Daiichi, Eisai und Takeda beschuldigt, die
Märkte für Vitaminprodukte unter sich aufgeteilt und die Preise abgestimmt zu haben. Die Unternehmen
hatten zwischen September 1989 und Februar 1999 Absprachen getroffen, die es ihnen erlaubten die
Preise von Vitaminprodukten künstlich hoch zu halten und so ihr Jahreseinkommen nahezu zu
verdoppeln. Die Europäische Kommission verhängte daraufhin 2001 ein Bußgeld von 296 Millionen
Euro gegen BASF. Da BASF jedoch, laut eigener Aussage in seinen Berichten, die Verantwortung für
diese Verstöße übernommen hat und gleichzeitig umfassend mit der EU-Kommission zu ihrer Aufklärung
beigetragen hat, sieht es das Bußgeld als unangemessen hoch an und hat dementsprechend Rechtsmittel
gegen diesen Bescheid eingelegt.
51
51
entwickeltem Saatgut und könnte somit für Chinas Landwirtschaft von großem
Interesse sein. Ebenfalls fand die Diskussion über den Emissionshandel Einzug in die
Unternehmensplanung. BASF bezieht eine klare Stellung gegen die Einführung von
handelbaren Emissionszertifikaten auf Ebene der Unternehmen. Da bereits durch
effektive Innovationen im Bereich der CO2-Reduzierung große Erfolge in den letzten
Jahren verbucht werden konnten, würden weitere Reduzierungen, wie sie von der EU
geplant werden, Schwierigkeiten bereiten. Dementsprechend wäre die Einführung der
Emissionszertifikate mit finanziellen Aufwendungen verbunden. Aufgrund dieser
Meinung steht BASF im besonders hohen Maß in der Kritik der Gesellschaft. Kritische
Meinungen werden hier insbesondere in dem Bereich der NGOs geäußert, da sich
Organisationen dieser Art für den Emissionshandel aussprechen.
Im Bereich des Stakeholder Dialoges ist BASF in so genannten „Community Advisory
Panels“ (CAPs) oder auch Nachbarschaftsforen genannt, involviert.53 Vertreter des
Unternehmens setzen sich in regelmäßigen Abständen, meist alle zwei bis vier Monate,
mit engagierten Bürgern zusammen. Diskutiert werden problematische Themen, die den
umliegenden Anwohnern Sorgen bereiten. Diese Bürger vertreten Interessen
unterschiedlicher gesellschaftlicher Gruppen am Standort wie z.B. die Interessen von
Schulen,
Umweltverbänden,
sozialen
Einrichtungen,
des
Gesundheitswesens,
Handwerks, Gewerbes und der Behörden.
▫ Umweltschutz
In ökologischer Hinsicht hat sich das Unternehmen dem Responsible Care Gedanken
verpflichtet, welches auf eine weltweite Initiative der chemischen Industrie zurückgeht.
Diese fordert eine kontinuierliche Verbesserung in den Bereichen Umweltschutz,
Produktverantwortung,
Arbeitssicherheit,
Gefahrenabwehr und Transportsicherheit.
Gesundheitsschutz,
54
Anlagensicherheit,
Dementsprechend werden von BASF
strenge Audits und Kontrollen durchgeführt, um einen hohen Standard an allen
Produktionsstätten gewährleisten zu können. Das Ergebnis dieser Audits wird mit Hilfe
einer Risikomatrix dargestellt, um später sichtbar zu machen, ob die Sicherheits- und
Umweltleistungen eines Betriebs ausreichen.55 Wird ein erhöhtes Risiko festgestellt,
53
Vgl. : Anhang II
Vgl.: http://www.americanchemistry.com
55
Vgl.: Anhang II
54
52
werden mit den Verantwortlichen vor Ort Maßnahmen erarbeitet, die zur
Gefahrenreduzierung führen und durch Folge-Revisionen kontrolliert werden.56
Weiterhin stellt BASF unter Berücksichtigung des Kyoto-Protokolls von 1997 Ziele zur
Reduktion der weltweiten Emissionen in Luft und Wasser auf.57 Anzumerken ist jedoch,
dass alle Emissionen im Bezug zum Vorjahr (2001) gestiegen sind. BASF begründet
dies mit vorangegangenen Akquisitionen und die Inbetriebnahme von Neuanlagen. Um
ihre Ziele dennoch erreichen zu können, sind verschiedene Einzelmaßnahmen und
Projekte zu innovativen, emissionssparenden Anlagen geplant und teilweise schon
umgesetzt.58
Ein
weiteres
strategisches
Instrument,
welches
von
BASF
und
der
Unternehmensberatung Roland Berger + Partner entwickelt worden ist, ist die
Ökoeffizienz-Analyse. Mit Hilfe dieses Instruments ist es möglich, bei Produkten und
Prozessen Kosten und Umweltauswirkungen gemeinsam, innerhalb eines so genannten
Ökoeffizienz-Portfolios, betrachten zu können, um dann unter verschiedenen
Alternativen die „ökoeffizienteste“ auszusuchen. Das Grundprinzip besteht darin, den
gesamten Weg eines Produktes bzw. eines Prozesses „von der Wiege bis zur Bahre“ zu
bewerten und daraufhin eine ökologische Entscheidung zu treffen und zu realisieren.59
Im Rahmen der Anlagensicherheit und Gefahrenabwehr hat BASF eine verbindliche
Richtlinie für alle Standorte entwickelt, die ein fünfstufiges Betrachtungssystem für
Sicherheit, Gesundheit und Umweltschutz (SGU-Betrachtungen) vorgibt. Zuzüglich
werden im Rahmen der Anlagenplanung alle Aspekte von Anlagensicherheit,
Arbeitssicherheit, Gesundheitsschutz und Umweltschutz berücksichtigt. Außerdem
existiert
ein
Gefahrenabwehr-Managementsystem,
welches
alle
weltweiten
Gruppengesellschaften und Jointventures sowie Lieferanten, Kunden, benachbarte
Unternehmen und Städte und Gemeinden im Umfeld einbezieht. Dieser Bereich gilt als
56
2002: 138 Umweltschutz- und Sicherheitsrevisionen an 74 Standorten; Audits auf dem Gebiet der
Arbeitsmedizin und des Gesundheitsschutzes an 44 Standorten; 2000: 141 Umweltschutz- und
Sicherheitsrevisionen an 82 Standorten
57
Diese beinhalten die Reduzierung der Treibhausgasemissionen je Tonne Verkaufsprodukt um 10%,
Luftfremde Stoffe um 40%, Stickstoff-Emissionen in das Wasser um 60%, Emissionen organischer Stoffe
in das Wasser um 60% und Schwermetall-Emissionen in das Wasser um 30% bis 2012.
58
eine Auflistung der einzelnen Emissionen in Luft und Wasser ist abrufbar unter
http://www.berichte.basf.de/umweltbericht
59
Näheres zur Ökoeffizienz-Analyse unter
http://corporate.basf.com/de/sustainability/oekoeffizienz/?id=iNnWe4ow3bcp2H und in BASF 2001: 21.
53
gut abgesichert, da Umweltskandale Teil des finanziellen Risikomanagements sind.
Wäre dies nicht der Fall müsste BASF in Fällen dieser Art hohe Strafen sowie einen
starken Imageverlust hinnehmen.
▪ Kommunikationsformen
Berichte wie Finanzberichte, Nachhaltigkeitsberichte oder Broschüren zu bestimmten
Themengebieten sind im Internet auf der Webseite des Unternehmens einzusehen. Es
besteht so die kostenlose Möglichkeit diese im pdf-Format herunterzuladen. Die
Zusendung einer gedruckten Ausgabe per Post aufgrund vorangegangener Bestellung,
erfolgt schnell und problemlos.
Die Berichterstattung gilt bei BASF als entscheidender Bestandteil und wird
unumgänglich für weitere Lernprozesse des Unternehmens angesehen. „Was wir nicht
kommunizieren können, das können wir auch nicht realisieren.“ sagt Prof. Dr. Jürgen
Strube, Vorstandsvorsitzender der BASF (BASF 2001: 56). Das Unternehmen will
durch einen offenen Dialog mit der Gesellschaft Transparenz schaffen, Meinungen
austauschen sowie Verständnis und Vertrauen schaffen. Ihre eigens entwickelte
Definition von Dialog lautet: „ […] dem jeweils anderen ein anschauliches Bild dessen
zu vermitteln, was man tut oder zu tun beabsichtigt, um eine Bewertung dieses Tuns zu
ermöglichen und für diese Bewertung durch den anderen wieder offen zu sein, eine
solche Bewertung zu respektieren und sie in weitere Entscheidungen einfließen zu
lassen.“ (BASF 2000a: 54). Inwieweit die Stakeholder durch Dialoge nun tatsächlich
Entscheidungsprozesse der BASF beeinflussen, ist anhand der Berichte nicht eindeutig
zu klären.
▫ Teilnahme an internationalen, nationalen oder regionalen Institutionen
Seit dem 26.07.2000 ist BASF Mitglied im UN Global Compact und verpflichtet sich
dementsprechend zur Einhaltung und Umsetzung der neun Prinzipien. Dabei wird
besonderer Wert auf die Einhaltung der international verkündeten Menschenrechte und
sozialer Mindeststandards, das Recht auf Mitarbeitervertretungen, Durchführung von
Anti-Diskriminierungsprogrammen und
verbesserten Umweltschutz gelegt. Diese
Aspekte sollen durch Aktivitäten und Programme wie sie z.B. im Abschnitt
Dreidimensionalität der Berichte erläutert wurden und insbesondere durch die
54
Einführung und Umsetzung von Grundwerten in Form von Leitlinien erreicht werden.60
Des Weiteren engagiert sich BASF im Lernforum des Paktes. Auf der Webseite des UN
Global Compact sind drei Fallstudien, fünf konkrete Beispiele und zwei Projekte des
Unternehmens einzusehen.61 Hierbei handelt es sich um die Präsentation der
Ökoeffizienz-Analyse,
der
Einführung
eines
Nachhaltigkeitsrats
als
neues
Managementinstrument sowie Beispiele der Umsetzung der Prinzipien in Indien,
Brasilien und Pakistan. Ein konkretes Projekt in diesem Kontext ist z.B. in
Zusammenarbeit mit UNEP, UNIDO und NCPC (National Cleaner Production Centres)
entstanden. Hierbei wird marokkanischen Textilfärbereien geholfen, effizienter und
zugleich umweltfreundlicher zu arbeiten. Eine von BASF entwickelte Software
ermöglicht es kleinen mittelständischen Unternehmen, die Ökoeffizienz ihrer
Arbeitsprozesse zu untersuchen und daraufhin Verbesserungsmöglichkeiten zu
entwickeln. Bisher geben BASF-Mitarbeiter Hilfestellung bei diesem Projekt. In
Zukunft werden ebenfalls Mitarbeiter von UNEP/ UNIDO in diesen Themen geschult,
damit diese dann das Analyseinstrument für den breiten Einsatz in Entwicklungsländern
weiterentwickeln und auch anwenden können.
Des Weiteren ist BASF Mitglied im WBCSD und verpflichtet sich hiermit seine
Erfahrungen und sein Wissen an andere Mitgliedsunternehmen weiterzugeben und
Projekte des WBCSD zu unterstützen.
Seit Anfang 2004 ist BASF ebenfalls Mitglied von CSR Europe und seit einem etwas
längerem Zeitraum Mitglied bei der Partnerorganisation econsense. Auch hier, ähnlich
wie beim Global Compact, stellt BASF sein Instrument der Ökoeffizienz-Analyse zur
Verfügung und trägt somit zum Prinzip eines „Thinktanks“ bei.
▫ Teilnahme an Richtlinien für eine nachhaltige Berichterstattung
BASF bestätigt den Gebrauch der GRI-Leitlinien und engagiert sich aktiv bei der
Weiterentwicklung dieser Richtlinien. Ihr Bericht ist zwar nicht ein „in-accordance“Bericht, er orientiert sich jedoch stark an der von der GRI beschriebenen
60
Näheres zu der genauen Umsetzung der neun UN Global Compact Prinzipien auf
http://www.basf.de/de/corporate/sustainability/sustainable_development/global_compact/?id=YEpa94XI
Obsf2CI
61
Vgl.:
http://www.unglobalcompact.org/Portal/?NavigationTarget=/roles/portal_user/companies/Companies/nf/c
ompanySearch
55
Vorgehensweise. Die Berichtselemente Vision und Strategie, Profil, Governance
Strukturen und Managementsysteme werden in den BASF-Berichten eindeutig
umgesetzt. Der GRI Content Index wird jedoch gar nicht umgesetzt wohingegen einige
entscheidende Leistungsindikatoren anhand von Grafiken und erläuternde Erklärungen,
wie z.B. die Frauenquote oder konkrete Emissionen von Treibhausgasen, anschaulich
dargestellt werden.62 Für ihre Nachhaltigkeitsberichterstattung 2001 hat das
Unternehmen den deutschen Umwelt-Reporting Award der Wirtschaftsprüferkammer
Deutschland erhalten.63 Des Weiteren wurden beide Berichte – „Gesellschaftliche
Verantwortung 2001“ und „Umwelt, Sicherheit, Gesundheit 2002“ – vom
Wirtschaftsprüferunternehmen Deloitte & Touche extern auf die Richtigkeit der
veröffentlichten Informationen überprüft und verifiziert.
▫ Teilnahme an zertifizierungsfähigen sozialen Standards
BASF nimmt weder am AA1000 noch am SA 8000 Standard teil. Es ist jedoch darauf
hinzuweisen, dass das Unternehmen an der ISO 14000 Reihe sowie der EMAS
Verordnung teilnimmt. In diesem Zusammenhang ist die ökologische Komponente
durch externe Prüfinstanzen zertifiziert. Die soziale Seite der Nachhaltigkeit wird bei
diesen Verfahren nicht integriert. Laut den Berichten werden eigene Sozialaudits
kontinuierlich durchgeführt, die gewährleisten sollen, dass die international anerkannten
Menschenrechte vom eigenen Unternehmen genauso wie von allen Lieferanten
eingehalten werden.
▪ Nachhaltigkeitsmanagementsysteme und Codes of Conduct
BASF hat im Juni 2001 einen so genannten Nachhaltigkeitsrat eingeführt, der aus einem
Vorstandsmitglied, sieben weiteren Führungskräften und dem Leiter des Internationalen
Lenkungskreises Nachhaltigkeit besteht. Ziel des Rates ist es, die Repräsentation des
Nachhaltigkeitsthemas nach innen und außen darzustellen und bei dem Beschluss von
Strategien sowie der Etablierung entsprechender Instrumente mitzuwirken. Der Rat ist
bspw. ebenfalls für den Inhalt der Nachhaltigkeitsberichte verantwortlich. Der
Internationale Lenkungskreis Nachhaltigkeit ist für die Entwicklung der Strategien und
Pflege der Instrumente zuständig und berichtet dem Nachhaltigkeitsrat. Diesem
Lenkungskreis
62
63
arbeiten
verschiedene
Projektteams
aufgabenbezogen
zu.
Das
Vgl.: einige ausgewählte Grafiken in Anhang II
Vgl.: http://www.wpk.de
56
Sustainability-Center
bildet
die
Schaltstelle
zwischen
Nachhaltigkeitsrat,
Internationalem Lenkungskreis, Projektteams, Facheinheiten und den einzelnen BASFStandorten.
Seine
Aufgabe
liegt
in
der
Koordination
der
verschiedenen
unternehmensinternen Projekte und Teams. Gleichzeitig ist er inhaltlich für die
Nachhaltigkeitskommunikation der BASF-Gruppe und für die externe Kooperation mit
z.B. Umweltverbänden, Wirtschaftsverbänden und Initiativen wie dem Global Compact
verantwortlich.64
Nachhaltigkeitsrat
Vorstandsmitglied, sieben Bereichsleiter sowie der Leiter des Lenkungskreises
Internationaler Lenkungskreis Nachhaltigkeit
ÖKOLOGIE
ÖKONOMIE
SOZIALES
Zehn Führungskräfte aus unterschiedlichen Regionen, Geschäftsbereichen und Funktionen
Sustainability-Center
Projektteam 1
Projektteam 2
….
Abbildung 7: Organisation des Nachhaltigkeitsmanagements in der BASF-Gruppe (vgl.
BASF 2001: 15).
Des Weiteren sind im Rahmen der Vision 2010 sechs Grundwerte entwickelt und
eingeführt worden, welche die Einstellungen und zukünftige Maßnahmen zur
Zielerreichung widerspiegeln. Diese sind im Einzelnen: Nachhaltiger Erfolg, Innovation
im Dienste ihrer Kunden, Sicherheit, Gesundheit, Umweltschutz, Interkulturelle
Kompetenz, Gegenseitiger Respekt und offener Dialog sowie Integrität.65 Die
Grundwerte und Leitlinien sind insgesamt in 13 Sprachen übersetzt und werden jedem
Mitarbeiter überreicht. Außerdem werden die Werte durch Diskussionsveranstaltungen
und Workshops an die unterschiedlichen Aufgabengebiete in den einzelnen Ländern
angepasst. Es entsteht ein Wertemanagement, welches wiederum ein entscheidender
Bestandteil der BASF-Unternehmensethik darstellt. Die Grundwerte der BASF bestehen
64
Zur Zeit existieren vier Projektteams mit dem Themengebieten Integration sozialer Faktoren in das
bestehende weltweite Umwelt-, Sicherheits- und Gesundheitsaudit, Sustainable Development in Kundenund Lieferantenbeziehungen, Integration sozialer Faktoren in die Ökoeffizienz-Analyse und
Implementierung von Nachhaltigkeitskriterien in Investitionsentscheidungen der BASF.
65
Vgl.: http://www.basf.de/de/corporate/overview/ und Anhang II
57
somit aus drei Teilen: der Vision 2010, welche darstellt wohin sich das Unternehmen in
den kommenden Jahren entwickeln will, die sechs Grundwerte sowie konkrete
Leitlinien, die das Handeln im Unternehmensalltag entsprechend der Grundwerte
festlegen.66
▪ Zielsetzungen für die Zukunft
In den vorliegenden Berichten werden für die nächsten Jahre konkrete Ziele genannt.
Durch die Erkenntnis, dass immer mehr Kunden erfahren möchten, unter welchen
Arbeitsbedingungen ihre Produkte entwickelt und produziert werden, hat sich BASF die
Beantwortung der Fragen zum Ziel gesetzt. Des Weiteren soll bei jeglichen
Einkaufsvorgängen darauf geachtet werden, dass im Sinne des UN Global Compacts
neben Umwelt- und Sicherheitsstandards auch soziale Mindeststandards eingehalten
werden. In diesem Zusammenhang sollen neben ökologischen Kriterien in den
gruppenweiten Standortrevisionen auch soziale Kriterien mit einfließen. Diese liegen
konzeptionell schon vor und sollen 2002 detaillierter bearbeitet werden. Auch in die
Ökoeffizienz-Analyse sollen soziale Parameter integriert werden, die bereits in
Zusammenarbeit mit dem Ökoinstitut in Freiburg und der Universität Karlsruhe
ausgewählt wurden und nun mit verschiedenen Anspruchsgruppen auf ihre
Praxistauglichkeit überprüft werden sollen. Weiterhin soll der Frauenanteil innerhalb
des Unternehmens sowie die Anzahl weiblicher Führungskräfte gesteigert werden. Wie
dies jedoch genau geschehen soll wird nicht beschrieben.
In ökologischer Hinsicht sollen grundsätzlich jegliche schädigenden Emissionen
drastisch reduziert werden. Z.B. ist die Reduktion organischer Stoffe in das Wasser um
60% bis 2012 in diesen Bereich einzuordnen. Im selben Zusammenhang sollen
weiterhin die Anzahl der Arbeitsunfälle mit Ausfalltagen (Reduzierung um 80% bis
2012) und die der Transportunfälle (Reduzierung um 70% bis 2012) verringert werden.
Viele Aspekte werden jedoch in diesem Bereich nicht genannt, wie z.B. die zukünftige
Strategie
im
Stakeholder
Dialog,
klare
Strategien
bzgl.
des
Gleichberechtigungsmanagements (nicht nur die Frauenförderung, sondern auch z.B.
religiöse Gleichstellung) oder auch der zukünftige Umgang mit den direkt
angrenzenden Nachbarn.
66
Vgl.: http://www.basf.de/de/corporate/overview/ und Anhang II
58
3.2.2 Neckermann
▪ Kurze Beschreibung des Unternehmens
Die Neckermann Versand AG ist der drittgrößte deutsche und fünftgrößte europäische
Versandhandel mit Sitz in Frankfurt am Main. Seit 1984 ist das Unternehmen
Tochtergesellschaft der KarstadtQuelle AG und bildet dort, zusammen mit Quelle, das
umsatzstärkste Geschäftsfeld.67 Zweimal jährlich erscheint ein Katalog mit rund 1.500
Seiten, welcher mehr als 110.000 Artikelpositionen umfasst und eine Auflagenhöhe von
jeweils sieben Millionen Exemplaren hat. Seit 1995 ist es auch möglich, alle Waren
über Internet zu bestellen. Neckermann selber besitzt einige Tochtergesellschaften im
In- sowie europäischen Ausland, die mit einer Mitarbeiterzahl von 7.541 (Stand 2002)
einen Umsatz von 2,44 Milliarden Euro (Stand 2002) erwirtschaften. Die Neckermann
Versand AG weist einen Umsatz von 1,524 Milliarden Euro (Stand 2002) und eine
Mitarbeiterzahl von 6.057 (Stand 2002) auf.
▪ Vorliegende Berichte
Im Rahmen dieser Untersuchung liegen die Berichte „Nachhaltigkeit bei Neckermann.
Umwelterklärung
2001“,
„Umweltfakten
2002“,
„Umweltfakten
2003“,
„KarstadtQuelleAG. Verantwortlich Handeln“ sowie die Informationen auf der
Internetseite (www.neckermann.de) des Unternehmens vor.
▪ Dreidimensionalität der Berichte
▫ Arbeitsbedingungen
Neckermann bekundet in seinen Berichten, dass die Aus- und Weiterbildung, die
Mitarbeiterförderung sowie die Unterstützung der Führungskräfte bei der Ausübung
ihrer Führungsaufgaben ein wichtiger Bestandteil bei der Umsetzung der sozialen
Nachhaltigkeit ist. Es werden innerbetrieblicher Unterricht in Form von Projekten,
Seminaren
und
Schulungen
angeboten,
genauso
wie
Förderkreise
für
den
Führungsnachwuchs. Wie Gesundheits- und Arbeitsschutzmaßnahmen im Unternehmen
aussehen, wird in den Berichten nicht erläutert. Auch die genaueren Gehalt und
Zusatzleistungen sowie Arbeitgeber- und Arbeitnehmerbeziehungen werden nicht
behandelt. Lediglich in den Sozialstandards wird auf die Einhaltung von Sicherheit und
Gesundheitsschutz, eine angemessene Entlohnung, dem Recht auf Vereinigungsfreiheit
67
Vgl.: http://www.karstadtquelle.com
59
sowie Diskriminierungsverbot hingewiesen.68 Ob es jedoch Managementsysteme zur
Regelung dieser Aspekte oder konkrete Umsetzungsmaßnahmen gibt ist nicht zu
erkennen.
▫ Menschenrechte
In diesem Bereich bemüht sich die Neckermann Versand AG durch die Aufstellung
sozialer Standards um die Einhaltung der international anerkannten Menschenrechte.
Diese Standards gelten nicht nur für das eigene Unternehmen, sondern ebenfalls für die
Zulieferer aus Entwicklungsländern. Das Unternehmen hat erkannt, dass gerade in
diesen Ländern auf die Einhaltung geachtet werden muss und diese zusätzlich durch
stichprobenartige Sozialaudits überprüft werden sollte. Dies erfolgte erstmalig im April
2001 in Indonesien bei wichtigen Textilproduzenten unter der Zuhilfenahme von
Mitarbeitern des CSCC (Cal Safety Compliance Corporation) und lokaler indonesischer
Mitarbeiter.69 Laut Bericht sind weitere Audits in diesem Bereich geplant, doch über
ihren genauen Zeitpunkt, Standort und Durchführungsrahmen wird kein Aufschluss
gegeben. In diesem Zusammenhang räumt das Unternehmen ein, dass durch die ersten
Audits Defizite in den Bereichen der Arbeitszeitregelung, Entlohnung, Sicherheit und
Umwelt aufzufinden waren. In dem Bereich Kinderarbeit sind keine Defizite zu Tage
gekommen. Dementsprechend erarbeiteten Prüfer und Lieferanten gemeinsam
termingebundene Verbesserungsmaßnahmen, deren Ergebnisse im nächsten Bericht
veröffentlicht werden sollen. Welche konkreten Verstöße in den jeweiligen
Zulieferunternehmen im Einzelnen entdeckt worden sind und wie diese nun gelöst
werden sollen, wird in den Berichten nicht näher beschrieben.70
▫ Gesellschaft
Auf diesen Aspekt der sozialen Verantwortung wird in den Neckermann Berichten nur
unzulänglich eingegangen. Weder Zahlen oder Aktivitäten im Spendenbereich werden
68
Vgl. : Anhang III
CSCC ist eine amerikanische Organisation, die ein Konzept zur Kontrolle der sozialen Verantwortung
von Zulieferern in der Bekleidungsindustrie entwickelt hat und dieses zusammen mit Unternehmen aus
dieser Branche umsetzt. Vgl.:http://www.cscc-online.com
70
KarstadtQuelle wurde 2001 von der Clean Clothes Campaign (CCC) vorgeworfen, dass Arbeiter in
Indonesien zu Überstunden gezwungen würden und bis zu 82 Stunden in der Woche arbeiten müssten. In
den Berichten sowie auf der Webseite wird nicht auf diese Vorwürfe eingegangen. 1999 wurde CCC ins
Leben gerufen. Ihr Ziel ist mit Hilfe von Konsumenten den Druck auf die großen Markenfirmen und
Großverteiler zu erhöhen, damit sich diese an einen genau definierten Verhaltenskodex halten. Dieser
Kodex beinhaltet unter anderem: Menschenwürdige Arbeitsbedingungen, keine Kinderarbeit,
Gewerkschaftsfreiheit sowie existenzsichernde Löhne für die Arbeiter in der Textilindustrie der
Entwicklungsländer. Vgl.: http://www.cleanclothes.org
69
60
aufgelistet noch über ein eventuelles Engagement der Mitarbeiter im Gemeinwesen
berichtet. Die Aspekte der Existenzgründungs- und Beschäftigungsförderung,
Bestechung und Korruption sowie politische Unterstützung sind ebenfalls nicht
Gegenstand der Berichterstattung. Die fehlende Transparenz in einem Bereich, der am
meisten von Skandalen durchzogen ist und deshalb unbedingt Teil eines
Nachhaltigkeitsberichts sein sollte, bedeutet für eine Vielzahl von Unternehmen und
somit auch für Neckermann negative Auswirkung bzgl. des Image und der
Glaubwürdigkeit.
▫ Umweltschutz
Seit 1990 engagiert sich Neckermann im Bereich des Umweltschutzes. Das
Unternehmen verabschiedete bereits ein Jahr später Umweltleitlinien sowie ein
unternehmenseigenes Öko-Zeichen, welches besonders energie- und wassersparende
Elektrogroßgeräte auszeichnet. Das Unternehmen bewertet seine umweltrelevanten
Tätigkeiten und Produkte anhand definierter Kriterien. Die zu bewertenden Bereiche
sind
Handelswaren,
Transporte,
Verpackungen
und
Werbemittel,
die
auf
Ressourcenverbrauch, Einsatz umweltkritischer Stoffe und Produktionsverfahren
untersucht werden. Des Weiteren stellt das Unternehmen jährlich drei verschiedene
Öko-Bilanzen auf, die sich in die Bereiche Ware, Werbemittel und Standort aufteilen.
Anhand dieser Auflistungen werden bestimmte Kennzahlen veröffentlicht, die dem
Unternehmen z.B. bei der Stärken-Schwächen-Analyse, Formulierung und Verfolgung
von quantifizierten Umweltzielen und der Darlegung der kontinuierlichen Verbesserung
im betrieblichen Umweltschutz dienen sollen.
Schwerpunkt
des
Neckermann
Umweltprogramms
bildet
die
so
genannte
Sortimentsoptimierung, wobei es sich um einen schrittweisen Austausch von ökologisch
problematischen Produkten gegen umweltverträglichere handelt, wie z.B. bei
Tropenholz, Echtpelze, FKW-haltige Kühlgeräte oder PVC-Artikel. Um dieses Ziel
umsetzen zu können wurde z.B. ein so genannter Öko-Pass zur Erfassung der
produktspezifischen,
ökologischen
Kriterien
eingeführt.
Außerdem
soll
eine
regelmäßige Auswertung der Daten sowie Einflussnahme auf Materialien und
Herstellungsverfahren, ein kontinuierlicher Dialog mit Lieferanten sowie eine jährliche
sortimentsspezifische Schulung für jeden Einkaufsbereich zur Zielerreichung führen.
61
Des Weiteren wurden von der Neckermann Versand AG drei verschiedene
Umweltzeichen eingeführt. Der Umwelt-Button macht auf mindestens eine spezielle
Eigenschaft aufmerksam, die den Artikel im Vergleich zu anderen mit gleichem
Gebrauchsnutzen als besonders umweltverträglich auszeichnet. Ein Artikel mit dem so
genannten UmweltPrädikat, ein weiters von Neckermann eingeführtes Label, bietet
mehrere deutliche Umweltvorteile im Vergleich zu anderen Artikeln mit gleichem
Gebrauchsnutzen. Das Mode-Programm Beautiful World enthält letztlich ausschließlich
Textilien aus 100% Naturfaser. Es stellt sich jedoch die Frage, weshalb das
Unternehmen seine eigenen Labels entworfen hat und sich nicht den bereits allgemein
gültigen Standards angeschlossen hat. Durch diese Vorgehensweise Neckermanns geht
ein Teil der Glaubwürdigkeit verloren und das Vertrauen in die Produkte zurück.
▪ Kommunikationsformen
Berichte und Broschüren zum Unternehmen sind auf der Homepage einzusehen. Es
besteht die Möglichkeit diese als pdf-Format herunterzuladen sowie sie in gebundener
Form zu bestellen. Die Zusendung der Materialien kann jedoch einige Zeit in Anspruch
nehmen.
▫ Teilnahme an internationalen, regionalen oder nationalen Institutionen
Das Unternehmen ist weder Mitglied im WBCSD, UN Global Compact, CSR Europe
oder econsense. Es engagiert sich jedoch im FSC, indem es einer der Förderer ist und
dementsprechend versucht, bei allen Holzartikeln des Sortiments auf eine nachhaltige
Forstwirtschaft zu achten und Produkte mit einem FSC-Siegel zu erwerben. Im Jahr
2001 konnten über 100 verschiedene FSC-Artikel in Haupt- und Spezialkatalogen
angeboten werden. Ein weiterer Ausbau dieser Produktpalette ist geplant. Des Weiteren
vertreibt Neckermann Teppiche mit dem so genannten RUGMARK-Siegel und
unterstützt auf diese Art die Ziele einer internationalen Initiative gegen illegale
Kinderarbeit in der Teppichindustrie.71 Kunden wird so die Möglichkeit gegeben sich
für Produkte aus einer nachhaltigen Herstellung zu entscheiden.
71
1995 wurde diese Initiative gemeinsam von indischen NGOs, deutschen und internationalen
Hilfswerken und der Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit initiiert. Sie vergibt ein international
registriertes Siegel für Teppiche, die nach RUGMARK-Kriterien geknüpft wurden. Dabei wird
insbesondere auf die Kontrolle und Zertifizierung der Produktion vor Ort und auf Sozialprogramme für
(ehemalige) Kinderarbeiter und deren Familien gelegt. Vgl.: http://www.rugmark.de
62
▫ Teilnahme an Richtlinien für eine nachhaltige Berichterstattung
Die Neckermann Nachhaltigkeitsberichterstattung erfolgt nicht in Anlehnung an die
GRi-Richtlinien und auch an keiner anderen Leitlinie dieser Art. Sie geht in diesem
Zusammenhang jedoch allen gesetzlichen Verpflichtungen zur Offenlegung bestimmter
Themengebiete nach. Genauso publiziert sie einen dem Rahmen der ISO 14000 und
EMAS entsprechenden Umweltbericht.
▫ Teilnahme an zertifizierungsfähigen sozialen Standards
Im Rahmen der Einführung eines Umweltmanagementsystems ließ sich Neckermann
dieses zum einen durch die ISO 14000 Reihe und zum anderen durch EMAS
zertifizieren und veröffentlicht dementsprechend kontinuierlich Umweltberichte mit
allen relevanten Daten. An extern zertifizierten sozialen Standards, wie AA1000 oder
SA 8000 nimmt das Unternehmen nicht teil. Es wird jedoch darauf hingewiesen, dass
seit August 2000, im Rahmen der Einführung der Beschaffungs- und Verhaltensregeln,
Sozialaudits
bei
Lieferanten
und
Subunternehmen,
insbesondere
in
Entwicklungsländern, durchgeführt werden. Diese Audits werden von Mitarbeitern der
prüferfahrenen amerikanischen CSCC und lokalen standortbezogenen Mitarbeitern
durchgeführt.
▪ Nachhaltigkeitsmanagementsysteme und Codes of Conduct
1990 begann Neckermann mit dem Aufbau eines Umweltmanagementsystems, ließ
dieses 1997 überprüfen und entsprach damit den Vorschriften der ISO 14000 Reihe.
Dementsprechend wurden alle relevanten Bereiche für ein funktionierendes
Umweltmanagementsystem eingeführt und unterliegen somit stetiger Verbesserung und
Erweiterung. Die wichtigsten Aufgaben dieses Managementsystems liegen in der
Festlegung der Umweltpolitik, der Formulierung von Umweltzielen und –maßnahmen,
Information der Mitarbeiter und der Öffentlichkeit, regelmäßige Erfassung, Prüfung und
Bewertung der Umweltaspekte, Festlegung von Verantwortlichkeiten und Abläufen,
Einflussnahme auf Produktionsprozesse sowie Berücksichtigung des Umweltschutzes
bei der Beschaffung neuer Produkte. Die ökologischen Aspekte werden anhand dieses
Systems erfolgreich berücksichtigt. Die soziale Komponente ist jedoch kein Bestandteil
des
Managementsystems.
Somit
kann
auch
hier
nicht
von
einem
Nachhaltigkeitsmanagementsystem gesprochen werden. Neckermann engagiert sich
63
durch einige Projekte auch im sozialen Bereich, steht aber, nach eigenem Bekunden,
erst am Anfang.
Der Neckermann-Vorstand hat 1991 Umweltleitlinien verabschiedet, die sich in sechs
verschiedene Bereiche unterteilen.72 Hierbei geht es darum, dass Umweltschutz ein
gleichrangiges Unternehmensziel darstellen, sowie Teil der Verantwortung gegenüber
Mitarbeitern, Kunden und Anteilseignern sein soll. Es gilt, die einzelnen
Aufgabengebiete der Unternehmensbereiche umweltverträglicher zu gestalten und bei
der Auswahl der Produkte auf deren umweltschonende Herstellung, Gebrauch bzw.
Verbrauch und deren Entsorgung zu achten. In diesen Bereich fällt ebenfalls das
Problem der Katalogherstellung, bei der in besonders hohem Maße auf Umweltaspekte
wie z.B. das Recyceln des Papiers geachtet werden muss. Des Weiteren wird festgelegt,
dass Mitarbeitern durch Schulungen und Informationen ein umweltbewussteres Handeln
beigebracht und dass die Öffentlichkeit über Maßnahmen zum Schutz der Umwelt
sachlich informiert werden soll.
Anfang Juli 2000 verabschiedete der Neckermann-Vorstand als Bestandteil der
Einkaufsbedingungen konkrete Beschaffungs- und Verhaltensregeln.73 Die sozialen,
selbst
auferlegten
Standards
gesundheitsschädigenden
Zwangsarbeit
oder
der
oder
beinhalten
das
sklavenartigen
ausbeuterischen
Verbot
der
Kinderarbeit,
und
ausbeuterischen,
das
Menschenwürde
Verbot
der
verletzende
Gefängnisarbeit. Auch der ökologische Aspekt ist Bestandteil dieser Einkaufsstandards.
Dieser befasst sich mit der umweltschonenden Gestaltung der Produktentwicklung, der
Arbeitsorganisation von Produktion bis Vertrieb sowie die Einhaltung der in
Deutschland und der EU geltenden Umweltvorschriften. Diesem Code of Conduct
liegen maßgeblich internationale Konventionen und Verträge zugrunde, wie z.B. im
sozialen Bereich die Konventionen der ILO. Im ökologischen Bereich geltend ist das
Washingtoner Artenschutzabkommen, das Montrealer Protokoll über Stoffe zum OzonAbbau und die Kriterien des FSC. Anzumerken ist, dass diese Sozial- und
Umweltstandards stichprobenweise von unabhängigen Prüfunternehmen sowie durch
eigenes Personal überprüft werden. Bei einer Nichteinhaltung wird die Neckermann AG
die Geschäftsbeziehungen mit sofortiger Wirkung beenden, falls eine entsprechende
72
73
Vgl.: Anhang III
Vgl.: Anhang III
64
Lösung nicht zu finden ist. Neckermann erklärt weiterhin, dass die Einführung und
Anwendung dieser Standards dem Grundsatz der Verhältnismäßigkeit folgt. D.h. je
nach Entwicklungsstand des Produktionslandes und der Lieferanten kann die
Durchsetzung ein längerer Prozess sein und muss ggf. bei der Umsetzung berücksichtigt
werden.
▪ Zielsetzungen für die Zukunft
Im Bericht „Nachhaltigkeit bei Neckermann. Umwelterklärung 2001“ ist eine genaue
Auflistung der einzelnen Umweltmaßnahmen abgebildet. Innerhalb dieser werden die
Zuständigkeiten, der einzuhaltende Termin für die Vollendung dieser Maßnahmen und
der derzeitige Status beschrieben. Im sozialen Bereich ist eine Auflistung mit konkreten
Zielsetzungen für die Zukunft jedoch nicht erfolgt. Es wird lediglich darauf
hingewiesen, dass das Unternehmen erst am Anfang steht und weitere Aktionen in
diesem Bereich in den nächsten Jahren folgen werden. Auf welche Art und Weise dies
geschehen soll, wird nicht weiter erklärt.
3.3 Auswertung der Ergebnisse und Überprüfung der
Hypothesen
Werden nun die einzelnen Aspekte der Berichte von BASF und Neckermann
zusammenfassend betrachtet, lassen sich einige Schlüsse für die Umsetzung sozialer
Verantwortung von Unternehmen gegenüber der Gesellschaft erkennen. Trotz diverser
Unterschiede, weisen sie doch beide eine ähnliche Richtung auf. Aufgrund der
vorherigen Untersuchung wird ein Resümee für die vorgestellten Berichte gezogen.
Auch hier wird aus Gründen der Übersichtlichkeit nach den einzelnen Schritten des
Bewertungsrasters unterteilt.
▪ Kurze Beschreibung der Unternehmen
BASF ist eines der weltweit größten Chemiekonzerne, Neckermann der drittgrößte
Versandhandel in Deutschland. Die beiden untersuchten Unternehmen stammen somit
aus zwei unterschiedlichen Branchen. Dementsprechend weisen sie unterschiedliche
Ausgangssituationen und Motivationsfaktoren für die Einführung von Corporate
Citizenship Aktivitäten auf. Der ökologische Aspekt in der Chemiebranche ist einer der
wichtigsten, wohingegen der Versandhandel als ein nicht produzierendes Gewerbe mit
65
diesen Aspekten weniger konfrontiert wird. Bei beiden Branchen ist zu beachten, dass
gerade
die
Produktionsstandorte,
bzw.
Zuliefererunternehmen
in
den
Entwicklungsländern bzgl. ihrer ökologischen sowie sozialen Bedingungen überprüft
werden sollten, um durch eventuelle Missstände nicht einen medienwirksamen Skandal
zu verursachen. Die Größe des Unternehmens, der Grad der Internationalität sowie die
Branche in der es agiert könnten somit mit dem Ausmaß der Corporate Citizenship
Aktivitäten eines Unternehmens zusammenhängen. Dieser Aspekt wird näher in der
späteren Analyse der vorher aufgestellten Hypothesen untersucht.
▪ Vorliegende Berichte
Die Aufmachung der untersuchten Berichte ist sehr unterschiedlich. BASF unterteilt
seine Nachhaltigkeitsberichterstattung zum einen in Umwelt-, Sicherheit- und
Gesundheitsaspekte und zum anderen in soziale Aspekte der gesellschaftlichen
Verantwortung. Im Durchschnitt hat der Bericht über die gesellschaftliche
Verantwortung 78 Seiten, der über Umwelt, Sicherheit und Gesundheit umfasst 82
Seiten. Neckermann veröffentlichte einen Bericht mit 74 Seiten im Jahr 2001. In den
Jahren 2002 sowie 2003 wurden kürzere Broschüren mit jeweils 7 Seiten mit einzelnen
Fakten über den Verlauf im Nachhaltigkeitsbereich des Unternehmens herausgegeben.
Laut einer Studie der ECC Group ist erkannt worden, dass Leser sich im Durchschnitt
lediglich 30 Minuten für das Lesen eines Nachhaltigkeitsbericht Zeit nehmen (vgl. ECC
Group 2002: 12). Unternehmen sollten bei der Berichterstattung somit darauf achten,
die Berichte für interessierte Leser strukturiert, möglichst kurz und gut verständlich zu
gestalten.
Die englische Unternehmensberatung SustainAbility hat neben der Qualität von
Nachhaltigkeitsberichten auch die Quantität, sprich die Länge der einzelnen Berichte
untersucht. Demnach war 2000 ein Bericht durchschnittlich noch 59 Seiten lang, bereits
zwei Jahre später stieg diese Zahl jedoch auf durchschnittlich 86 Seiten (vgl.
SustainAbility/ UNEP 2002: 31). Dieses Phänomen bezeichnen sie in ihrem Bericht als
eines der Hauptsymptome für das so genannte „ Carpet Bombing Syndrome“, welches
die Überflutung der Leser mit Informationen beschreibt (vgl. SustainAbility/ UNEP
2002: 31). Der Organisation ist ebenfalls aufgefallen, dass neben der steigenden
Quantität jedoch nicht die Qualität der Berichte gestiegen ist, was sie z.B. mit der
steigenden Anzahl der Richtlinien-Indikatoren der GRI in Zusammenhang bringen (vgl.
66
SustainAbility/ UNEP 2002: 31). Laut der Umfrage der ECC Group liegt das Optimum
bei 31 bis 50 Seiten eines Nachhaltigkeitsberichts (45,3% der Befragten waren dieser
Meinung), obwohl immer noch 24% bis zu 100 Seiten für erträglich halten (vgl. ECC
Group 2002: 21).
Bei BASF könnte der Grund für die Länge der Berichte sein, dass sie zum einen nach
den GRI-Richtlinien verfahren und zum anderen durch die Teilnahme an weiteren
zertifizierungsfähigen Standards, wie z.B. EMAS und ISO 14000, einen breiten Katalog
an Informationen veröffentlichen müssen. Des Weiteren könnte hier die Ungewissheit
über die richtige Umsetzung von sozialer Verantwortung ausschlaggebend sein.
Grundsätzlich besteht das Problem, dass Unternehmen eine Vielzahl an Informationen
veröffentlichen wollen, um den Aspekt der Vollständigkeit gewährleisten zu können.
Diese Auffassung führt jedoch zu dem oben bereits erwähnten „Carpet Bombing
Syndrome“. Neckermann verpflichtet sich zwar nicht zum Gebrauch der GRIRichtlinien, erfüllt aber die Auflagen von EMAS sowie ISO 14000 und präsentiert
somit in ihren Berichten eine große Bandbreite an ökologischen Informationen.
▪ Dreidimensionalität der Berichte
Die
BASF
Berichterstattung
umfasst
alle
drei
Aspekte
der
Nachhaltigkeitsberichterstattung, indem sie eine klare Gliederung der einzelnen
Bereiche umsetzt und so die Verständlichkeit erhöht. Es werden zahlreiche Beispiele
angeführt, konkrete Zahlen und Fakten genannt, aber auch einzelne Fehler eingeräumt,
wie z.B. die kartellrechtlichen Vorfälle im Vitamingeschäft von 1999. Dies zeigt dem
Leser, dass auch ein weltweit agierendes Unternehmen Fehler begeht, sich aber der
Verantwortung stellt und Instrumente entwickelt, die erneute Vorfälle in diesem Bereich
verhindern sollen. Anzumerken ist jedoch, dass das aufgeführte Beispiel in den Medien
bekannt war und BASF somit dazu Stellung nehmen musste. Weitere unbekannte Fehler
wurden in den Berichten nicht genannt.
Auf die einzelnen sozialen Bereiche einer unternehmerischen Verantwortung wird in
Form von einzelnen Kapiteln in den Berichten eingegangen. Weiterführende Hinweise
ermöglichen den Zugang zu tiefergehenden Informationen. Das Unternehmen versucht
durch seine Berichterstattung den Lesern sein Verständnis von sozialer Verantwortung
zu vermitteln. „Auch in Zukunft wird gesellschaftlich verantwortliches Handeln zum
67
Erfolg der BASF beitragen, weil unsere Mitarbeiter den Erfolg gemeinsam schaffen, das
gesellschaftliche Umfeld die Rahmenbedingungen unserer wirtschaftlichen Aktivitäten
bestimmt, faires Verhalten am Markt und die Achtung der Menschenrechte für das
Vertrauen unserer Kunden, Geschäftspartner und der Gesellschaft unabdingbar sind, ein
offener Dialog es uns ermöglicht, Akzeptanz für unser Tun zu schaffen und im
Widerstreit der Meinungen dazuzulernen.“ (BASF 2000a: 1). BASF deckt somit alle
relevanten Bereiche einer Nachhaltigkeitsberichterstattung ab und bietet dahingehend
allen Lesern einen Überblick über die konkrete Umsetzung sozialer Verantwortung des
Unternehmens gegenüber der Gesellschaft.
Die Neckermann Versand AG unterteilt ihre Berichterstattung ebenfalls in die drei
Hauptkategorien. Es ist jedoch ein deutlicher Schwerpunkt im ökologischen Bereich zu
erkennen – dieser Bereich umfasst von den insgesamt 74 Seiten bereits 47 wohingegen
der soziale sowie der ökonomische Teil des Berichts lediglich jeweils 8 Seiten
einnehmen. Dieses Ungleichgewicht könnte auf die Verpflichtung zur Veröffentlichung
eines Umweltberichts durch die Teilnahme an EMAS und ISO 14000 zurückgeführt
werden. Insbesondere der soziale Bereich umfasst lediglich die Ausbildung der
Mitarbeiter und die Einführung von Sozialstandards und deren Auditierung. Somit ist
zwar ein Teil des Bereichs der Arbeitsbedingungen und der Menschenrechte abgedeckt,
es werden jedoch kaum weitere Erläuterungen zu anderen Verpflichtungen wie z.B.
Förderung
der
anliegenden
Gemeinde
oder
konkrete
Projektvorhaben
zur
gesellschaftlichen Verantwortung gemacht. Positiv anzumerken ist, dass Neckermann in
seinem Bericht eingesteht bei den ersten sozialen Audits in Produktionsstätten in
Entwicklungsländern Defizite entdeckt zu haben. Das Unternehmen versucht diese mit
den Zulieferern zu beheben um zukünftige Geschäftsbeziehungen nicht zu gefährden.
Im nächsten Nachhaltigkeitsbericht sollen die Ergebnisse dieser Zusammenarbeit
veröffentlicht werden. Der Ansatz für einen aussagekräftigen Nachhaltigkeitsbericht ist
bei Neckermann zu erkennen. Zukünftig sollte aber vermehrt auf den sozialen Bereich
eingegangen werden.
▪ Kommunikationsformen
Die verschiedenen Kommunikationsformen sozialer Verantwortung sind bei den
untersuchten Unternehmen sehr unterschiedlich. BASF unterstützt auf internationaler
sowie regionaler Ebene aktiv mehrere Initiativen wie z.B. den WBCSD, UN Global
68
Compact oder econsense. Mit Hilfe dieser Plattformen wird der Austausch von „best
practices“ ermöglicht. Lernprozesse bzgl. der eigenen sozialen Verantwortung
gegenüber der Gesellschaft können so unterstützt werden. Außerdem wird das
Vertrauen der Gesellschaft in diese Aktionen gestärkt. In den Berichten der BASF wird
genauer beschrieben in welchem Zusammenhang das Unternehmen zu diesen
Organisationen steht und wie ihre Projekte konkret aussehen. So ist es dem
Unternehmen
möglich
auf
politischer
Ebene
aktiv
zu
werden
und
unternehmensrelevante Themen auf diesem Weg mitgestalten zu können. Auch der
Umgang mit Stakeholdern kann durch die Teilnahme an bestimmten Institutionen zu
einem effektiveren Meinungsaustausch führen. Somit ist zu erkennen, dass BASF die
gesellschaftliche Verantwortung gegenüber seinen Stakeholdern übernimmt und
versucht, durch die Beteiligung an bestimmten Initiativen mit ihnen einen konstruktiven
Dialog einzugehen. Der Vorsitzende des BASF-Vorstands ist davon überzeugt, dass
„[…] Transparenz und Gesprächsbereitschaft […] zu den wichtigsten Vorbedingungen
für eine nachhaltig zukunftsverträgliche Entwicklung [gehören], die kein Teil der
globalisierten Gesellschaft allein herbeiführen kann.“ (BASF 2001: 5).
Neckermann hingegen engagiert sich kaum in diesem Bereich. Die Kommunikation
beschränkt sich hauptsächlich auf den ökologischen Bereich. Es werden zwar Produkte
mit FSC- sowie RUGMARK-Siegel in der Produktpalette angeboten und somit
Institutionen dieser Art indirekt unterstützt, ein Engagement bei Institutionen, die als
Dialogforum agieren ist nicht zu erkennen.
▪ Nachhaltigkeitsmanagementsysteme und Codes of Conduct
Zu untersuchen, ob ein Nachhaltigkeitsmanagement tatsächlich existiert und welchem
Zwecke es dient, ermöglicht die Erkenntnis, welchen Stellenwert die soziale
Verantwortung innerhalb des Unternehmens einnimmt und inwiefern der Gedanke der
Nachhaltigkeit bereits Teil der alltäglichen Unternehmensentscheidungen geworden ist.
BASF gründete 2001 ein Nachhaltigkeitsmanagement, das sich mit allen strategischen
und operativen Aspekten nachhaltigkeitsbezogener Themengebiete beschäftigt. Es
entstanden Projektteams, die konkrete Problemlösungen erarbeiten und so die
gesellschaftliche Verantwortung auf operativer Ebene umsetzen. Weiterhin stellt BASF
aber auch heraus, dass Nachhaltigkeit für sie kein Selbstzweck ist, sondern einen
69
entscheidenden Wettbewerbsvorteil gegenüber Konkurrenten generiert (vgl. BASF
2001: 14). „Denn nur wenn die BASF ihren Erfolg und Wert mit einem
Nachhaltigkeitsmanagement tatsächlich steigern kann, wird Nachhaltigkeit auch
langfristig Eingang in den Unternehmensalltag finden.“ (BASF 2001: 14). Ein
Instrument für die erfolgreiche Umsetzung bilden die Grundwerte und die dazu
gehörigen Leitlinien des Unternehmens – der Code of Conduct. Diese sollen die
Entscheidungen der Organisation im Unternehmensalltag regeln und den Gedanken des
nachhaltigen Handelns eines jeden Mitarbeiters fördern. BASF hat somit den
Nachhaltigkeitsgedanken konsequent in sein Unternehmen integriert. Durch die
Einführung
des
Nachhaltigkeitsmanagements
in
unternehmensalltägliche
Entscheidungen kann dem Leitbild der sozialen Verantwortung nachgegangen werden.
Neckermann
besitzt
ein
durch
Umweltmanagementsystem.
Es
EMAS
und
existiert
ISO
jedoch
14000
zertifiziertes
kein
eindeutiges
Nachhaltigkeitsmanagement. Ökologische Handlungen und Entscheidungen des
Unternehmens werden zwar eindeutig geregelt, die sozialen Aspekte werden willkürlich
getroffen. Anzumerken ist in diesem Zusammenhag, dass neben den Umweltleitlinien
so genannte Sozialstandards im Bereich der Beschaffung der Neckermann Versand AG
existieren. Sie orientieren sich an den wesentlichen Aussagen der ILO-Konventionen
und können als ein Schritt „in die richtige Richtung“ angesehen werden. Das
Unternehmen selbst sieht seine Bemühungen lediglich als einen Anfang an: „Die
Sicherstellung der Menschenwürde und die Herstellung sozialer Gerechtigkeit sind
übergreifende und globale Aufgaben der Gegenwart und Zukunft. Unser Bestreben ist
es, im Interesse der Nachhaltigkeit diese Aufgaben bestmöglich zu erfüllen. Das kann
nicht in einem Schritt erfolgen. Sondern Baustein für Baustein. Auf diesem Weg
befinden wir uns.“ (Neckermann 2001: 59). Es bleibt daher abzuwarten, inwiefern sich
das Unternehmen auf diesem Gebiet weiterentwickelt.
▪ Zielsetzungen für die Zukunft
Die BASF begann 2000 mit ihrer umfassenden Nachhaltigkeitsberichterstattung, indem
es für die Bereiche Ökonomie, Ökologie und Soziales jeweils einen Bericht
veröffentlichte. Ein Jahr später folgte ein weiterer Bericht, der sich kaum vom
vorherigen Bericht unterschied. Hier wurden lediglich einzelne Kennzahlen aktualisiert
und die Zielsetzungen von 2000 überprüft. Die konkreten Projekte, die in diesem
70
Zusammenhang in den Berichten näher erläutert werden, sind überwiegend dieselben
von ein paar Ausnahmen abgesehen. Sechs verschiedene Ziele wurden im BASF
Bericht „Gesellschaftliche Verantwortung 2000“ formuliert, die im kommenden Jahr
erreicht werden sollten. Erreicht wurde die Aufnahme in den DJSI sowie die
partnerschaftliche Kooperation mit einer UN-Sonderorganisation. Ziele über die
Erstellung eines Verhaltenskodex in allen Gruppengesellschaften, Integration sozialer
Komponenten in Standortrevisionen und Ökoeffizienz-Analyse sowie die stetige
Verbesserung des Aktienprogramms konnten teilweise realisiert werden. Es existieren
bereits Programme zur Umsetzung dieser Ziele, die jedoch noch auf ihre Tauglichkeit
hin überprüft werden müssen. Die Ergebnisse dieser Umsetzung und die der neu
gesteckten Ziele werden im nächsten Bericht nachzulesen sein. Innerhalb dieses kurzen
Zeitraumes ist es verständlich, dass nicht alle Ziele erreicht wurden. Jedoch ist z.B. die
Zielsetzung einer Integration sozialer Komponenten in die Ökoeffizienz-Analyse ein
ehrgeiziges und wünschenswertes Ziel.
Neckermann hat sich besonders in ökologischer Hinsicht Ziele für die Zukunft gesetzt,
die seit dem letzten Bericht teilweise umgesetzt wurden. Sozialen Aspekten wird hier
jedoch wenig Raum eingeräumt. Verbesserungen bzw. eine größere Anwendung ihrer
Sozialaudits sind zwar geplant, wie dies jedoch genau geschehen soll und welche
konkreten Projekte zu welchem Zeitpunkt in Angriff genommen werden sollen ist aus
den Berichten nicht ersichtlich. Hier bedarf es Nachholarbeit, um eine höhere
Transparenz in Zukunft gewährleisten zu können.
Durch die Analyse der Berichte ist es nun möglich die zuvor aufgestellten Hypothesen
im Bereich des Corporate Citizenships näher zu betrachten und ihre Aussagekraft zu
analysieren.
▪ Corporate Citizenship ist ein branchen- und größenspezifisches Phänomen.
Laut einer Studie der Weltbank vom Oktober 2003 sind Corporate Citizenship
Aktivitäten insbesondere unter den weltgrößten Unternehmen verhäuft anzutreffen.
71
Mainstreaming CSR in the Last Five Years:
Analysis by Size of Firm
Over $15 bilion
$2,5 - $14,9 billion
Under $2,5 billion
annual revenue
0%
10%
20%
30%
40%
Percentage in each size category identifying
mainstreaming as "most important" change
Abbildung 8: Mainstreaming CSR in the Last Five Years: Analysis by Size of Firm
(The World Bank Group 2003: 23).
Obwohl anhand dieser Grafik nicht nach Branchen unterschieden wird, kommt die
Studie zu der Aussage, dass die verarbeitende Industrie (manufacturing industry), wie
z.B. die Elektronik- oder Kleidungsbranche ihr Stakeholder Engagement in den letzten
Jahren genauso wie ihre CSR-Revisionen gegenüber der Zulieferern verstärkt hat (vgl.
The World Bank Group 2003: 23). Der extrahierende Sektor (extractive sector), der sich
insbesondere aus Öl-, Gas- und Bergbaubranche zusammensetzt, weist hingegen einen
Ausbau der Sozialauswirkungseinschätzung zur Komplimentierung der bereits
etablierten ökologischen Unternehmenspraktiken auf (vgl. The World Bank Group
2003: 23) . Des Weiteren wurde festgestellt, dass die Agrarindustrie (agribunsiness), die
Branchen wie z.B. Kaffee-, Tee- oder Bananenanbau umfasst, innerhalb des westlichen
Europas eine zunehmende Verantwortung gegenüber Zuliefererrevisionen und
Schulungen bzgl. CSR relevanten Themengebieten aufweist (vgl. The World Bank
Group 2003: 23). In der KPMG Studie von 2002 über Corporate Sustainability
Reporting ist dieses Phänomen ebenfalls zu erkennen.
72
Percentage of GFT250 companies with a corporate report
by sector (1999, 2002)
Other services (10)
Construction & building materials (1)
Finance, securities & insurance (67)
Trade & retail (42)
Metals, engineering & other manufacturing (10)
Communication & media (17)
Food & beverage (8)
Utilities (19)
Oil & gas (19)
Automotive (15)
Electronics & computers (25)
Pharmaceuticals (7)
Transport (2)
Chemicals & synthetics (5)
Forestry, pulp & paper (2)
Mining (1)
0%
20%
40%
60%
80%
100%
120%
2002 ( ) Total number of GFT250 companies in sector in 2002
1999
Abbildung 9: Percentage of GFT250 companies with a corporate report by sector
(Vgl. KPMG 2002: 10).
Anhand Abb. 9 ist eindeutig zu erkennen, dass die Branchen, die vermehrt unter
Beobachtung
der
Medien
und
der
Bevölkerung
stehen,
am
häufigsten
Nachhaltigkeitsberichte veröffentlichen.
Auch an der vorangegangen Analyse der Nachhaltigkeitsberichte wird deutlich, dass
BASF
sich
bisher
weitaus
mehr
Bemühungen
im
Bereich
der
Nachhaltigkeitsberichterstattung und Kommunikation seiner Aktivitäten gemacht hat,
als Neckermann. Als weltweiter Konzern, der zudem in einer sehr umstrittenen Branche
73
agiert, ist es notwendig, sich mit der Diskussion um die soziale Verantwortung zu
beschäftigen und auseinanderzusetzen.
Aktivitäten im Bereich des Corporate Citizenship scheinen somit vorrangig von
transnationalen, großen Unternehmen vorgenommen zu werden, die dem Druck der
Öffentlichkeit ausgesetzt sind.
▪ Corporate Citizenship Aktivitäten gehören dem PR-Bereich eines Unternehmens
an und sind ein weiteres Marketinginstrument.
Der
Begriff
Public
Relations
wird
oft
synonym
mit
dem
Begriff
der
Öffentlichkeitsarbeit verwendet und weist unzählige und somit auch unterschiedliche
Definitionen auf. Laut dem Gabler Wirtschaftlexikon besteht „weit gehend Einigkeit
[…]
in
der
allgemein-theoretischen
Charakterisierung
des
PR-Prozesses
(Öffentlichkeitsarbeit i.w.S.) als alle Maßnahmen, die das Ansehen der PR-betreibenden
Institution (Wirtschaftsverbände, Behörden Regierungsstellen, Unternehmen, etc.) in
der Öffentlichkeit fördern und eine potentielle Interessenidentität des Trägers mit der
Zielgruppe herstellen sollen.“ (Gabler Wirtschaftslexikon 2000: 2552). Laut dieser
Definition könnte Corporate Citizenship bei vielen Unternehmen als ein solches PRInstrument verstanden werden und auch dementsprechend Teil der Marketingabteilung
sein. André Habisch sagt jedoch, „dass von bürgerschaftlichem Engagement nur dort
gesprochen werden kann, wo Bürger sich gemeinsam für den Aufbau ihres
Gemeinwesens engagieren und somit ein Stück ‚Soziale Ordnung’ konstituieren [und]
diese Qualifizierung hat ganz genauso auch für die Aktivität von Unternehmen
Gültigkeit, die sich als Bürger für ihr Gemeinwesen engagieren.“ (Habisch 2003a: 52).
Dementsprechend hat z.B. der Verkauf von kinderarbeitsfreien Teppichen, Kleidung
ohne gefährliche Produktionsstoffe oder besonders umweltschonender Produkte nichts
mit bürgerschaftlichem Engagement zu tun, obwohl sie dem Bereich der Verantwortung
zuzuordnen und im PR-Bericht erwähnenswert sind. Vielmehr dienen sie zur
Abdeckung eines bestimmten Marktsegmentes durch den Anbieter und einer
bestimmten Käuferschicht im Wettbewerb (vgl. Habisch 2003a: 52). Auch Michael
Behrent stellt fest, dass Corporate Citizenship immer häufiger unter PR-Verdacht gerät
nach dem Motto: „Die tun nur so!“ (vgl. Behrent 2003: 32). Um diesen Vorwürfen
entgegenwirken zu können bezeichnet er Corporate Citizenship als strategische PR – als
74
„Gestaltung der Beziehungen zum Umfeld des Unternehmens, erweitert allerdings um
ein inhaltliches Bekenntnis zur eigenen Verantwortung.“ (Behrent 2003: 33). Somit
befinden sich Corporate Citizenship Aktivitäten häufig in Kommunikationsabteilungen,
welche jedoch aus Image- sowie Durchsetzbarkeitsgründen zu eigenständigen
Corporate Citizenship Abteilungen umorganisiert werden sollten.
Beide zuvor untersuchten Unternehmen gehen in ihren Berichten auf die von Habisch
beschriebene Produkte ein und werben somit auch für die nachhaltigkeitsverträglichen
Eigenschaften dieser Produkte. Jedoch ist auch anhand der Berichte zu erkennen, dass
bereichsübergreifende Kooperationsprojekte zwischen dem Unternehmen und Partnern
aus einem anderen gesellschaftlichen Bereich vorhanden sind und durchgeführt werden.
Diese
Aktivitäten
zeigen,
dass
Corporate
Citizenship
nicht
nur
Teil
der
Öffentlichkeitsarbeit ist, sondern integrierter Bestandteil der täglichen Entscheidungen
des Unternehmens. Nur dann hat das Unternehmen tatsächlich die Möglichkeit
Reputation und Glaubwürdigkeit aufzubauen. Insbesondere BASF zeigt durch den
eingeführten
Nachhaltigkeitsrat
und
das
darauf
aufbauende
Nachhaltigkeitsmanagementsystem diesbezüglich Engagement. Corporate Citizenship
ist hier nicht mehr nur Öffentlichkeitsarbeit. „Die primäre Aufgabe der PR ist es, für das
Unternehmen zu antworten, d.h. zu kommunizieren, in verschiedensten Formen und mit
unterschiedlichsten Zielgruppen; Corporate Social Responsibility orientiert sich primär
am konkreten Handeln.“ (Gocke/ Kunde/ Hartmann 2003: 114).
▪ Corporate Citizenship Programme beschäftigen sich ausschließlich mit dem
Aktivitätenbereich des Unternehmens.
Laut der Weltbankstudie beschäftigen sich multinationale Unternehmen (MNEs =
multinational enterprises) in unterschiedlicher Gewichtung aktiv mit folgenden sozialen
Themengebieten:
75
Community Issues in Which MNEs Are Active
Other
Regional development
Indigenous peoples and land rights
Human and civil rights
National/local labor standards
Poverty eradication
Regional Environment
Community health
Education and training
0%
10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%
Percentage of respondents
Abbildung 10: Community Issues in Which MNEs Are Active (The World Bank Group
2003: 20).
Der Punkt „education and training“ bezieht sich in diesem Zusammenhang zumeist auf
die Bedürfnisse der Arbeitnehmer und bildet zugleich den Hauptaspekt im sozialen
Engagement der Unternehmen. Dies ist nicht all zu erstaunlich, da jegliche
Weiterbildungen der eigenen Arbeitnehmer sich zumeist positiv auf die Arbeit und
somit auf das gesamte Unternehmen auswirken.
Die folgende Grafik, die soziale Themengebiete in einzelne Branchen – Agrar-,
extrahierende und verarbeitende Branche – unterteilt, gibt einen weiteren Einblick
darüber, ob Unternehmen Projekte innerhalb ihres eigenen Aktivitätenbereichs
unterstützen.
Community Issues in which MNEs Are Active:
Distinctions by Sector
Poverty
eradication
Extractive
Regional
development
Agribusiness
Manufacturing
Indigenous
peoples and
landrights
0%
20%
40%
60%
80%
Abbildung 11: Community Issues in which MNEs Are Active:
Distinctions by Sector (The World Bank Group 2003: 21).
76
Neben der Beachtung der einheimischen Völker (indigenous peoples) und der damit
verbundenen Grundstücksrechte (landrights) sowie der regionalen Entwicklung
(regional development), wird demnach im extrahierenden sowie im Agrarsektor Wert
auf Armutsbekämpfung (poverty eradication) gelegt. Dies ist dadurch erklärbar, dass
diese Sektoren landabhängig sind und vorwiegend in Entwicklungsländern agieren, in
denen Landpachten nicht genau definiert werden und die Rechte der einheimischen
Völker stärker in der Diskussion stehen als in anderen Ländern (vgl. The World Bank
Group 2003: 20). Durch das Engagement in diesen Bereichen können Missstände
behoben und daraus resultierend die Wirtschaftlichkeit des Unternehmens gesteigert
werden. Des Weiteren gehört es zur so genannten „license to operate“ sich mit dem
Aspekt der Armutsbekämpfung zu befassen und Maßnahmen hierzu durchzuführen.
Besonders im extrahierenden Sektor wird diesem Segment Priorität zugeordnet.
Außerdem ist der Agrarsektor z.B. abhängig von der lokalen Wasserversorgung und
vom Transportnetzwerk des Landes in dem es produziert. Dementsprechend befassen
sich diese Unternehmen in einem hohen Maß an regionalen Entwicklungsprogrammen
um diese Aspekte gewährleisten zu können.
In den Berichten der BASF und Neckermann AG ist dies ebenfalls zu beobachten. In
beiden
Unternehmen
wird
der
Mitarbeiteraus-
sowie
weiterbildung
viel
Aufmerksamkeit zugeteilt. BASF unterstützt in diesem Zusammenhang durch z.B.
Spenden, Workshops für Kinder und Stipendien, die Ausbildung und Forschung im
Chemiebereich. Dies lässt deutlich Rückschlüsse darüber ziehen, dass BASF bewusst in
potentielle neue Arbeitskräfte investiert, um diese dann in späteren Jahren für sich
gewinnen zu können. Die Sozial- und Umweltaudits beider Unternehmen, die im
eigenen sowie in Zuliefererunternehmen durchgeführt werden, liegen eindeutig im
eigenen Aktivitätenbereich. So konnten Risiken verringert und gleichzeitig Vertrauen
aufgebaut werden. Projekte, die nicht mit dem Unternehmen in Verbindung gebracht
werden können, sind in beiden Berichten nicht zu finden.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass im Bereich des Corporate Citizenship,
hauptsächlich Projekte ins Leben gerufen werden, die auch mit dem Unternehmen und
seiner Tätigkeit in Einklang stehen. Josef Wieland drückt dies folgendermaßen aus: „So
gesehen ist Corporate Citizenship ein Konzept der strukturierten Vernetzung mit dem
für das Unternehmen relevanten Umfeld. […] Unternehmen engagieren sich dort, wo
77
sie aktiv sind. Ihre Mitarbeiter realisieren Projekte mit Menschen, mit denen sie enge
Verbindungen unterhalten oder lancieren. Aktivitäten in Themenfeldern, die für das
Unternehmen relevant sind oder relevant werden können. Die Entscheidungen darüber
sind immer auch Opportunitätserwägungen bestimmt.“ (Behrent 2003: 28).
Es stellt sich jedoch die Frage, ob diese Entwicklung positiv zu bewerten ist.
Hauptgrund für Corporate Citizenship Aktivitäten sollte die „licence to operate“ sein,
um auch langfristig die Unternehmensexistenz zu sichern. „Es geht maßgeblich um die
Sicherung der ‚licence to operate’, um die Förderung der Akzeptanz unternehmerischen
Handelns bei Kunden und Gesellschaft, indem in dem Unternehmen soziale,
ökonomische und ökologische Ziele gleichberechtigt verfolgt und systematisch
miteinander verknüpft werden.“ (Hamschmidt 2003: 5).
▪ Corporate Citizenship Programme sind kosten- und zeitintensiv.
Durch den zusätzlichen Aufwand bei der Entwicklung und Einführung von Corporate
Citizenship Programmen ist es unumgänglich, zusätzliche finanzielle Mittel
aufzuwenden und einen erhöhten Zeitaufwand in Kauf zu nehmen. Die Frage ist, ob
dieser Mehraufwand in Relation zu seinen Ergebnissen und daraus resultierenden
Vorteilen steht oder ob diese Aktivitäten überhaupt durch eine Kosten-Nutzen-Analyse
beschreibbar sind.
Es ist offensichtlich, dass die Offenlegung ökonomischer, ökologischer sowie sozialer
Informationen eine höhere Transparenz gegenüber den Stakeholdern schafft. Diese soll
dann
wiederum
für
mehr
Vertrauen
und
Reputation
sorgen
und
z.B.
Wettbewerbsvorteile ermöglichen. Je nach dem inwiefern sich neue Chancen eröffnen,
rentiert sich dieser Mehraufwand. Hauptaspekt bildet jedoch auf langfristiger Ebene die
Sicherung der Unternehmensexistenz. „Unabhängig von ethischen Fragestellungen ist
Corporate Citizenship Zukunftsvorsorge und Risikomanagement.“ (Behrent 2003: 31).
Leider konnte durch die vorangegangene Analyse der Berichte nicht genau festgestellt
werden, in welcher Höhe die Kosten von Corporate Citizenship Programmen liegen.
BASF veröffentlichte Zahlen im Spenden und Sponsoring Bereich, es wurden jedoch
keine Werte für den Aufwand im Nachhaltigkeitsbereich offen gelegt. Neckermann
verzichtete auf die Angabe von Werten dieser Art.
78
Es ist jedoch zu erkennen, dass Corporate Citizenship von einer stetig wachsenden
Anzahl von Unternehmen wahrgenommen bzw. praktiziert wird, was sich anhand von
konkreten Projekten äußert. Dies lässt den Schluss zu, dass nicht-quantifizierbare,
langfristige Ziele, den Hauptaspekt darstellen.
Eine Studie der Weltbank unternahm eine Befragung an Unternehmen, die Aufschluss
über die Veränderungen durch den Umgang mit externen Standards und interner
Firmenpolitik geben sollte. Anhand der folgenden Grafik ist deutlich zu erkennen, dass
insbesondere ein Personal- und Budgetzuwachs sowie ein Zuwachs der Zeit für
Führungskräfte das Resultat von Corporate Citizenship Projekten sind.
MNE Investment in CSR: Increases over Last Five
Years
Increase in senior management (CEO, CFO,
COO) time
Budget increase
Staff increase
64%
66%
68%
70%
72%
74%
76%
Percentage of respondents
Abbildung 12: MNE Investment in CSR: Increases over Last Five Years (The World
Bank Group 2003: 13).
Auch KPMG hat in seiner Studie über Nachhaltigkeitsberichterstattung herausgefunden,
dass bereits 45 % der Global Fortune Top 250 Unternehmen einen Umwelt-,
Sicherheits-, Gesundheits-, Sozial- oder Nachhaltigkeitsbericht veröffentlichen, wobei
der Trend zu einem kombinierten Bericht dieser drei Arten geht (vgl. KPMG 2002: 6).
Daraus kann ersehen werden, dass ein Großteil der multinationalen Unternehmen die
Potentiale der Umsetzung von sozialer Verantwortung erkannt hat und der
Mehraufwand an Kosten für diese Aktivitäten sich für die Unternehmen rentiert.
▪ Die Stakeholder, nehmen unzureichend bis gar keine Notiz vom Unternehmen als
guten Bürger.
In
dem
Jahr
2003
führte
die
Universität
St.
Gallen
eine
Studie
zur
Unternehmensverantwortung durch. Insgesamt haben demnach 26% der deutschen
79
Bürger wenige Male und 16% der Bürger mehrmals Berichte dieser Art eingesehen.
Laut der Studie konnten von den 16% lediglich 1,6% genauere Fragen bzgl. des
Berichtsinhaltes beantworten (vgl. Institut für Wirtschaftsethik Universität St. Gallen
2003: 15). Dementsprechend sagt die Studie weiterhin, dass sich sehr wahrscheinlich
weitaus weniger als angegeben mit diesen Berichten auseinandergesetzt haben (vgl.
Institut für Wirtschaftsethik Universität St. Gallen 2003: 15). Des Weiteren wurde
festgestellt, dass der Unternehmensbericht als Informationsquelle bei lediglich 32% der
Befragten ihr persönliches Bild bzgl. des Unternehmens besonders stark geprägt hat
(vgl. Institut für Wirtschaftsethik Universität St. Gallen 2003: 15).
Prägende Informationsquellen deutscher Bürger bzgl.
sozialer Verantwortung deutscher Unternehmen
83%
90%
80%
70%
78%
61%
60%
50%
32%
40%
32%
30%
20%
10%
0%
Radio
Internet
Unternehmensbericht
Tageszeitungen
Fernsehen
Abbildung 13: Prägende Informationsquellen deutscher Bürger bzgl. sozialer
Verantwortung deutscher Unternehmen (Institut für Wirtschaftsethik Universität
St. Gallen 2003: 29).
Im besonders hohen Maß prägen Tageszeitungen und Fernsehen sowie das Radio die
Meinung der Bevölkerung (vgl. Institut für Wirtschaftsethik Universität St. Gallen
2003: 15). Zu beachten ist jedoch, dass insbesondere die Hauptmedien vorzugsweise
negative Ereignisse ansprechen. Dementsprechend sollten Unternehmen darauf achten,
die Medien mit den positiven Eigenschaften ihrer Corporate Citizenship Projekte
vertraut zu machen und ihnen Informationen zukommen zu lassen. In Kapitel 2.3 wurde
darauf hingewiesen, dass Unternehmen „[…] gerade dadurch zum Objekt der
journalistischen Fehlersuche und mithin zum Gegenstand kritischer Berichterstattung
[…] werden.“ (Behrent 2003: 32). Dementsprechend ist die Mehrzahl auch nicht an
einer breiten Veröffentlichung seines Engagements interessiert (vgl. Behrent 2003: 32)
80
und sieht den Hauptaspekt von Corporate Citizenship in den Aktivitäten innerhalb des
Risikomanagement.
Die teilweise sehr ungenauen Vorstellungen der Bürger über den tatsächlichen Stand
der Corporate Citizenship Diskussion, müssen durch die Unternehmen behoben werden.
Sie sollten in größerem Maße die Hauptmedien nutzen, um die Bürger als eigentliche
Adressaten für Nachhaltigkeitsberichte auch tatsächlich erreichen zu können.
3.4 Zusammenfassung
In diesem Kapitel wurden die Berichte der BASF und Neckermann AG anhand
bestimmter Kriterien untersucht. So konnten Rückschlüsse auf die Inhalte und
Umsetzung sozialer Verantwortung gezogen werden.
BASF stellte sich als ein Unternehmen heraus, dass sich seiner gesellschaftlichen
Verantwortung in vielen Bereichen bewusst ist und dementsprechend versucht dieser
nachzukommen.
Ein
Großteil
seiner
Kommunikation
basiert
auf
Nachhaltigkeitsberichten. Die Unternehmung versucht einen Dialog mit seinen
Anspruchsgruppen zu führen und durch die Teilnahme an bestimmten Institutionen, wie
zum Beispiel dem UN Global Compact oder econsense, mit Hilfe von Lernforen und
„best practices“ stetig dazuzulernen.
Neckermann dagegen befindet sich erst am Anfang dieses Prozesses. Einige Ansätze in
diese Richtung, wie zum Beispiel die Einführung von Sozial- und Umweltaudits im
eigenen Unternehmen und in Entwicklungsländern sind bereits zu erkennen. Es bleibt
jedoch abzuwarten, ob die Erkenntnis über eine tatsächliche Verantwortung gegenüber
der Gesellschaft bereits in die Unternehmensentscheidungen konsequent umgesetzt
worden ist. Bisher beteiligt sich das Unternehmen weder an bestimmten Institutionen,
Richtlinien oder sozialen zertifizierungsfähigen Standards, noch
existiert ein
Nachhaltigkeitsmanagement.
Durch die Analyse der Nachhaltigkeitsberichte konnten außerdem die aufgestellten
Hypothesen bekräftigt bzw. widerlegt werden. Demnach scheinen zumindest
multinationale Unternehmen, die in Branchen wie der Pharma-, Chemie- oder Öl- und
81
Gasindustrie agieren, eine praktische Umsetzung des Corporate Citizenships
durchzuführen. Bei Unternehmen dieser Art (siehe BASF) sind Corporate Citizenship
Projekte
nicht
Teil
der
Public
Relations,
sondern
gelten
als
Bestandteil
unternehmensalltäglicher Entscheidungen und Teil der Unternehmensphilosophie.
Unternehmen die Corporate Citizenship als Teil des Marketings/PRs ansehen, werden
mit den Konsequenzen der Gesellschaft konfrontiert, wie z.B. Shell mit Brent Spar. Die
Inhalte der Projekte befinden sich überwiegend im Aktivitätenbereich des
Unternehmens – also Bereiche die direkt etwas mit dem Unternehmen zu tun haben.
Diese verursachen zwar weitere Kosten und beinhalten einen bestimmten Zeitaufwand.
Sie generieren jedoch ebenfalls Wettbewerbsvorteile, Reputation und Glaubwürdigkeit.
Unternehmen
sollten
vorsichtig
auf
öffentliche
Medien
bzgl.
ihrer
Informationsverbreitung eingehen. Die Gesellschaft fordert zwar eine stärkere Präsenz
in diesem Bereich, das Risiko eines Skandals für Unternehmen, die weniger nachhaltig
agieren
als
angegeben,
ist
hier
jedoch
sehr
hoch.
Ebenso
erreichen
Nachhaltigkeitsberichte nicht alle Anspruchsgruppen und gelten somit in Bezug auf die
Nachhaltigkeitsberichterstattung als unzureichend. Der Stakeholder Dialog ist hier die
effektivste Methode die Bedürfnisse der Bürger zu befriedigen.
Im abschließenden Kapitel wird der theoretische Teil (Kapitel 2) mit dem praktischen
Teil (Kapitel 3) dieser Arbeit verknüpft. Dies soll helfen, die tatsächlichen Inhalte und
Umsetzungsaspekte der sozialen Verantwortung von Unternehmen herauszufiltern und
zeigt die Richtung, den die Diskussion um Corporate Citizenship momentan einschlägt.
82
4. Fazit und Ausblick
Anhand der vorangegangenen Analyse ausgesuchter Nachhaltigkeitsberichte und
Hypothesen konnte die praktische Seite der sozialen Verantwortung von Unternehmen
untersucht werden. Im abschließenden Kapitel wird nun der theoretische Teil mit dem
praktischen Teil dieser Arbeit zusammengeführt. Die Ausarbeitung der Inhalte
(Abschnitt 4.1) zeigt noch unausgeschöpfte Potentiale der Unternehmen auf. Das
ermöglicht auch die Vorteile einer Umsetzung des Corporate Citizenship Gedankens
aufzuzeigen (Kapitel 4.2). Der Abschluss dieser Arbeit zeigt die zukünftigen
Entwicklungen in diesem Berech.
4.1 Zusammenführung der theoretischen und praktischen
Ergebnisse
Durch
die
Betrachtung
der
vorangegangenen
Diskussion
über
die
soziale
Verantwortung von Unternehmen und die Analyse der Nachhaltigkeitsberichterstattung
der BASF und Neckermann AG, lässt sich eine gewisse Abfolge von Gemeinsamkeiten
und bestimmten Handlungen für Unternehmen zu den Inhalten und der Umsetzung
dieses Konzeptes erkennen.
▪ Inhalte der sozialen Verantwortung von Unternehmen
Die Inhalte gliedern sich, wie in Kapitel 2 schon näher erläutert wurde, in vier
Teilbereiche – Arbeitsbedingungen, Menschenrechte, Gesellschaft und Umweltschutz.
Inhalte der sozialen Verantwortung von Unternehmen
Arbeitsbedingungen
Menschenrechte
Gesellschaft
Umweltschutz
Abbildung 14: Inhalte der sozialen Verantwortung von Unternehmen (eigene Darstellung).
Bei der Untersuchung der Nachhaltigkeitsberichte von BASF und Neckermann ist diese
Einteilung ebenfalls zu erkennen. Dementsprechend besteht bzgl. der Bereiche ein
83
Konsens zwischen theoretischer und praktischer Ebene. Es soll jedoch darauf
hingewiesen werden, dass Corporate Citizenship Aktivitäten abhängig von der
jeweiligen Situation des Unternehmens sind. D.h., dass Themen für das jeweilige
Unternehmen im Vordergrund stehen, die für ihre Branche eine besondere Bedeutung
haben. Dies bestätigt unter anderem Michael Behrent, indem er sagt: „Ein Unternehmen
kann nur in seinen spezifischen Kompetenzfeldern, also im Zusammenhang mit seinen
Kernleistungen und in Beziehung zu seinen Stakeholdern glaubwürdig Verantwortung
wahrnehmen.“ (Behrent 2003: 28).
▪ Umsetzung der sozialen Verantwortung von Unternehmen
Bei der Umsetzung der sozialen Verantwortung von Unternehmen ist weder in
theoretischer noch in praktischer Hinsicht ein allgemeingültiges Konzept zu erkennen.
Da die Unternehmen in ihrem jeweiligen Umfeld unterschiedliche Strategien verfolgen,
ist es schwierig eine für alle Bereiche zutreffende Lösung zu entwickeln. Brink
unternahm dennoch den Versuch den Prozess einer effektiven Umsetzung von sozialer
Verantwortung von Unternehmen theoretisch zusammenzufassen:
Vom Verantwortungsbewusstsein zum
Shareholder-Value-Effekt
Verantwortungsbewusstsein
Verantwortungsfähigkeit
Verantwortungsbereitschaft
Stakeholderanalyse
Gesellschaftspolitisch multinationale
Verantwortung
Unternehmenstransaktion
Corporate Social Performance
Sozialreporting
Corporate Performance
Shareholder-Value-Effekt
Abbildung 15: Vom Verantwortungsbewusstsein zum Shareholder-Value-Effekt
(Brink, 2002: 63).
84
Als erstes muss das Verantwortungsbewusstsein, die -fähigkeit und -bereitschaft der
Individuen und der gesamten Institution gestärkt und internalisiert werden, um eine
einwandfreie Umsetzung des Konzepts gewährleisten zu können. Daraufhin wird eine
Stakeholderanalyse durchgeführt, die alle relevanten Anspruchsgruppen aufzeigt,
Informationen über diese generiert und mögliche Gewichtungen vornimmt. Durch diese
Analyse wird gesellschaftspolitisch multinationale Verantwortung seitens des
Unternehmens gegenüber der Gesellschaft übernommen. Eine unternehmerische
Transaktion wird in diesem Kontext als „[…] jedwede langfristig orientierte
unternehmerische Aktion verstanden, die einen Investitionscharakter hat, wie z.B. eine
Strategie oder eine M&A-Transaktion“ (Brink 2002: 15). Diese wird wiederum durch
die Corporate Social Performance (CSP) an die Anspruchsgruppen kommuniziert. „CSP
describes the process and the outcomes engaged in by a firm to meet those
responsibilities and manage its social environment“ (Lerner/ Fryxell 1988: 951). Die
CSP wird dann durch das Sozialreporting, also durch die Erstellung und
Veröffentlichung von Nachhaltigkeitsberichten dargestellt und führt zu einer
Verbesserung der Corporate Performance (CP). „Die CP beschreibt, wie sich die CSROrientierung in ökonomischen Daten niederschlägt bzw. untersucht, ob die Verfolgung
von gesellschaftspolitischer Verantwortung den ökonomischen Unternehmenserfolg
nachhaltig sichern kann.“ (Brink 2002: 53). Diese Performance kann sich daraufhin
positiv auf den Shareholder-Value-Effekt auswirken und höhere Gewinne für das
Unternehmen generieren.
Neben dieser theoretischen Ausarbeitung der Umsetzung von sozialer Verantwortung
hat
sich
das
SIGMA-Project
mit
der
praktischen
Umsetzung
eines
Nachhaltigkeitsmanagements auseinandergesetzt.74 Diese Institution ist 1999 durch die
Unterstützung des UK Department of Trade and Industry75 entstanden und ist eine
Partnerschaft der British Standards Institution (BSI)76, des Forum for the Future77 und
AccountAbility78. Im September 2003 wurden die so genannten SIGMA-Guidelines
veröffentlicht, die einen konkreten „Management Framework“ präsentieren. Dieser ist
für alle Unternehmen anwendbar und soll eine Hilfestellung zur Umsetzung eines
74
Vgl.: http://www.projectsigma.com
Vgl.: http://www.dti.gov.uk
76
Vgl.: http://www.bsi-global.com
77
Vgl.: http://www.forumforthefuture.org.uk
78
Vgl.: http://www.accountability.org.uk
75
85
Nachhaltigkeitsmanagements bieten. Dieser zyklische Managementprozess beschreibt
vier Phasen (Leadership and Vision, Planning, Delivery und Monitor, Review and
Report), welche für die Umsetzung von Nachhaltigkeitsaspekten innerhalb der
organisationalen Prozesse eines Unternehmens durchgeführt werden sollten.79 Es ist
möglich, in diesen Zyklus zu verschiedenen Phasen einzusteigen und diesen, je nach
dem
in
welcher
Situation
sich
das
Unternehmen
befindet
oder
welche
Managementsysteme bereits existieren, in unterschiedlichen Geschwindigkeiten zu
durchlaufen. Dabei sollen gleichzeitig die fünf Kapitale – Natur-, Finanz-, Sozial-,
Human- und Produktionskapital – einer ständigen Verbesserung (enhancement) und
Aufrechterhaltung (maintenance) unterliegen. Dieses gesamte System ist umschlossen
mit dem Prinzip der Verantwortung gegenüber den Stakeholdern und der Verwaltung
der fünf Kapitale (vgl. The SIGMA Project 2003: 4).
Bei der Analyse der BASF- und Neckermann-Berichte wurde deutlich, dass lediglich
BASF ein Nachhaltigkeitsmanagement eingeführt hat. Dieses ist vom Unternehmen
eigenständig entwickelt und durchgeführt worden. Es trägt dazu bei, alle
unternehmerischen Entscheidungen im Einklang mit dem Nachhaltigkeitsgedanken zu
treffen. Neckermann hingegen hat diesen Schritt noch nicht unternommen und weist
dementsprechend Defizite in der Umsetzung und somit auch der Transparenz des
Unternehmens auf. Für den Bürger bleiben einige Fragen, insbesondere im sozialen
Bereich, ungeklärt und könnten in der Gesellschaft zu Glaubwürdigkeitsproblemen
führen.
Festzuhalten ist, dass innerhalb der Debatte um die Umsetzung der sozialen
Verantwortung von Unternehmen der Aufbau eines Nachhaltigkeitsmanagementsystems
von großer Bedeutung ist. Ökonomische, Ökologische und Soziale Aspekte werden
gleichberechtigt berücksichtigt und tragen zu der Umsetzung sozialer Gerechtigkeit bei.
Laut Michael Behrent verlängert „ ‚Corporate Citizenship’ […] zwar die Reihe der
Modellierungsansätze ‚weicher’ Faktoren um einen weiteren Begriff, macht ihn jedoch
zu einem konkreten und zentralen Bestandteil eines Leitbildes sowie zu einem
übergeordneten Orientierungsrahmen für ein Unternehmen und sein Management. Er
bietet einen ganzheitlichen Handlungshorizont für alle denkbaren Aspekte möglicher
79
Vgl.: Grafik des SIGMA Management Frameworks in Anhang I.
86
Beziehungen zu Stakeholdern und für eine unternehmenspolitische Sinngebung.“
(Behrent 2003: 26).
In der Theorie existieren zahlreiche Ansätze für derartige Managementsysteme, es
besteht hier aber oftmals die Schwierigkeit, diese auch für alle Unternehmen
allgemeingültig anwendbar zu gestalten. Das SIGMA-Project scheint in diesem
Zusammenhang Lösungsansätze zu bieten.
Des Weiteren bildet die Kommunikation einen notwendigen Aspekt bzgl. der
Umsetzung von sozialer Verantwortung. Sie soll zu erhöhter Transparenz des
Unternehmens gegenüber den Stakeholdern führen, die daraufhin ein höheres Vertrauen
gegenüber dem Unternehmen aufbaut.
Aus theoretischer Sicht bestehen zahlreiche Möglichkeiten die Verantwortung
gegenüber der Gesellschaft zu kommunizieren, wie bspw. die Teilnahme an
internationalen, nationalen oder regionalen Institutionen, die Teilnahme an Richtlinien
für eine nachhaltige Berichterstattung und/oder die Teilnahme an zertifizierungsfähigen
sozialen Standards (siehe Kapitel 2.3.).
In praktischer Hinsicht veröffentlichen heutzutage viele multinationale Unternehmen
einen Nachhaltigkeitsbericht, der sich häufig (siehe BASF) an den GRI-Richtlinien
orientiert. Außerdem nimmt die Mehrzahl dieser Unternehmen unter anderem am UN
Global Compact und am WBCSD teil. Europäische Unternehmen engagieren sich
häufig an CSR Europe und auf nationaler Ebene an seinen Partnerorganisationen wie
z.B. econsense in Deutschland. Die Studie der Weltbank über die soziale
Verantwortung der Unternehmen unterstreicht diesen Trend. Sie stellt fest, dass unter
den
zahlreichen
Veröffentlichungen
von
Standards
und
Foren
einzelne
herauskristallisiert werden können, die multinationale Unternehmen beeinflussen und
von ihnen auch umgesetzt werden. (siehe Abbildung 16).
87
Impact of Multisector Standards and
Forums on MNEs
AA1000
SA 8000
Ethical Trading Initiative
OECD Guidelines
Global Compact
ILO Core Conventions
WBCSD
GRI
ISO 14000
0%
10%
20%
30%
40%
50%
Percentage of respondents
Abbildung 16: Impact of Multisector Standards and Forums on MNEs (The World
Bank Group 2003: 14).
Die Umsetzung sozialer Verantwortung von Unternehmen gliedert sich somit in den
Aufbau eines Nachhaltigkeitsmanagements und die Kommunikation der jeweiligen
Aktivitäten in diesem Bereich (siehe Abbildung 17), wie sie bereits in Kapitel 2.3. näher
beschrieben wurden. Denn wie es Michael Behrent ausdrückt, wird „ein Corporate
Citizenship Engagement […] nur glaubwürdig sein, wenn dieses Engagement
transparenten Grundsätzen und Managementregeln unterliegt.“ (Behrent 2003: 28).
Umsetzungsaspekte sozialer Verantwortung von
Unternehmen
Aufbau eines NachhaltigkeitsManagementsystems
Kommunikation der sozialen
Verantwortung
Abbildung 17: Umsetzungsaspekte sozialer Verantwortung von Unternehmen
(eigene Darstellung).
88
Es stellt sich jedoch die Frage, aufgrund welcher Anreize Unternehmen dieses Konzept
umsetzen. Diesem Aspekt wird im folgenden Abschnitt Aufmerksamkeit geschenkt.
4.2 Resultierende Potentiale durch die Umsetzung von sozialer
Verantwortung von Unternehmen
Durch
die
immer
schneller
und
effektiver
werdenden
Informations-
und
Kommunikationstechnologien wird der Druck, den die Öffentlichkeit auf Unternehmen
ausüben kann, immer größer. Skandale, wie z.B. der Fall Enron oder der
Bilanzfälschungsskandal von WorldCom zeigen, dass die Unternehmen durch die
Medien Schäden wie z.B. deutliche Kursverluste und im schlechtesten Fall den Bankrott
hinnehmen mussten. Durch die Einbeziehung der entsprechenden Anspruchsgruppen
und der Berücksichtigung ihrer Bedürfnisse können Unternehmen, die aufgrund ihrer
Branche sehr häufig in der öffentlichen Kritik stehen, solchen Imageschädigungen
entgegenwirken. Aber nicht nur die Vermeidung von Skandalen und deren meist
schwerwiegenden Folgen sind ein Grund für gesellschaftliches Engagement. Auch
konkrete
Wettbewerbsvorteile
sowie
die
langfristige
Sicherung
der
Unternehmensexistenz sind hier von entscheidender Bedeutung. Unternehmen haben
daher ein unmittelbares Interesse ihren Gewinn durch Corporate Citizenship Aktivitäten
zu steigern, aber auch ein konstitutionelles Interesse an „guten Spielregeln“. D.h. z.B.
der relativen Stärke ihres Wirtschaftsstandortes, der Reputation ihrer Branche oder der
Qualität des gesellschaftlichen Umfelds, in der sie auch in Zukunft ihre
Wettbewerbsfähigkeit unter Beweis stellen können (vgl. Habisch 2003a: 62).
Anzumerken ist, dass Unternehmen durch das gesellschaftliche Engagement auch
immer „etwas Gutes“ für sich selbst tun, indem sie z.B. an einem weniger korrupten
Umfeld arbeiten, um ihre Wettbewerbsfähigkeit auch in Zukunft unter Beweis stellen zu
können oder ihre Bildungs- und Ausbildungssituation zu verbessern. Zukünftig soll
auch der so genannte „War for Talents“ gewonnen werden.
In diesem Zusammenhang sollen in den folgenden Unterpunkten zwei Graphiken dazu
dienen, die unternehmensinternen Potentiale und die unternehmensexternen Potentiale
von Corporate Citizenship im Einzelnen aufzugliedern.
89
▪ Unternehmensinterne Potentiale
Die problemlose Umsetzung von Veränderungsprozessen gilt als die größte
Herausforderung
eines
jeden
Managements.
Häufig
kommt
es
in
diesen
Umbruchphasen zu großen Widerständen, die in vielen Fällen zur Konsultation einer
Unternehmensberatung führen. Die Beratungsfirma agiert als außenstehende und somit
oft aus Sicht der Mitarbeiter als störende Partei, die Probleme beheben soll. In
zahlreichen Fällen kommt es jedoch noch zu mehr Problemen und Verunsicherungen
seitens der Mitarbeiter. Hinzu kommt, dass nicht nur die Mitarbeiter zur Bewältigung
der Komplexität einen stetigen Lernzyklus durchlaufen müssen, sondern auch die
Organisationsstruktur muss sich permanent an veränderte Bedingungen anpassen. Durch
die Einführung von Corporate Citizenship Aktivitäten können Widerstände aus der
Organisation gemildert bzw. gänzlich umgangen werden, indem ein notwendiger
organisatorischer Veränderungsprozess von den Organisationsmitgliedern selber in
Gang gesetzt und umgesetzt wird.
Insgesamt können durch Aktivitäten wie z.B. durch Corporate Volunteering, Family
Volunteering oder Secondment-Programme, Mitarbeiter motiviert werden und so
zahlreiche Vorteile für das Unternehmen entstehen.
Unternehmensinterne Potentiale
▪ erhöhte Mitarbeitermotivation und Arbeitszufriedenheit
▪ stärkere Identifikation der Mitarbeiter mit dem Unternehmen
▪ stärkere Ausprägung von Teamgeist und Unternehmenskultur
▪ erhöhte soziale Kompetenz der Mitarbeiter
▪ erhöhte Veränderungsbereitschaft (Change Management)
▪ verbesserte Produktivität
Abbildung 18: Unternehmensinterne Potentiale (eigene Darstellung).
Diese Vorteile von Corporate Citizenship Aktivitäten zeigte auch die Analyse der
Nachhaltigkeitsberichte der BASF und Neckermann AG. Z.B. durch bestimmte
Zusatzleistungen,
betrieblicher
Altersvorsorge
oder
Freistellungen
für
Ehrenamtaktivitäten außerhalb des Unternehmens, wie es die BASF anbietet, werden
90
die Mitarbeiter an das Unternehmen gebunden und das Risiko, diese gut ausgebildeten
Fachleute zu verlieren verringert.80
▪ Unternehmensexterne Potentiale
Außerhalb des Unternehmens sind Corporate Citizenship Projekte insbesondere für den
Vertrauens- und Reputationsaufbau einer Organisation von enormer Bedeutung. Das
Sponsoring von gemeinnützigen Vereinen oder relevanten NGOs, der stetige Dialog mit
Anspruchsgruppen und die Stärkung der anliegenden Gemeinde der verschiedenen
Standorte des Unternehmens haben die Aufgabe, die Bürger davon zu überzeugen, dass
das Unternehmen seine soziale Verantwortung gegenüber der Gesellschaft erkannt hat
und sich diesen Aufgaben stellt. Ist das Vertrauen erst einmal hergestellt, wird das
Unternehmen seine Wettbewerbsposition effektiver verteidigen bzw. ausbauen können.
Des Weiteren hat das Unternehmen die Möglichkeit, durch einen stetigen Dialog mit
allen relevanten Stakeholdern Wissen zu generieren und Lernprozesse in Gang zu
setzen. All diese Aspekte führen letztendlich zu einer Erhöhung der wirtschaftlichen
sowie politischen Stabilität des Unternehmens.
80
Die Fluktuationsrate liegt derzeit nur für die BASF AG in Ludwigshafen vor. Demnach betrug die
Quote der so genannten „ungewollten Abgänge“ 2000 sowie 2001 nur ein Prozent.
91
Unternehmensexterne Potentiale
▪ erhöhter Reputations- und Vertrauensaufbau sowie Imagegewinn bei Anwohnern,
Wirtschaft, Politik, Medien, Überwachungsbehörden
▪ erhöhte Kooperationsbereitschaft im lokalen Umfeld
▪ stärkerer Konsens in der Zivilgesellschaft über Lösungen mit Blick auf kritische
Herausforderungen
▪ verstärkte Kundenbindung
▪ erhöhte Attraktivität als Arbeitgeber und das bedeutet bessere Chancen im
so genannten „War for Talents“
▪ Gewinnung zusätzlicher Informationen und Know-How (z.B. in der F&E und im
Ökologiebereich von großem Vorteil)
▪ mittel- und langfristige positive Beeinflussung der Standortqualität
▪ eine Art informelle Versicherung (z.B. Vorteile bei der Erteilung von Genehmigungen
oder behördlichen Auflagen, Senkung des Kreditrisikos, geringere Prämien)
▪ Vermeidung von Risiken
▪ größere Anzahl an Shareholdern, Investoren (z.B. durch Aufnahme in den
FTSE4Good und/ oder DJSI)
▪ Vorteile bei ausländischen Direktinvestitionen (CC hier als Instrument zur Sicherung
der konstitutionellen Interessen)
▪ besserer Einfluß auf Politikkontakte und Lobbying
▪ Erhöhung der wirtschaftlichen und politischen Stabilität
Abbildung 19: Unternehmensexterne Potentiale (eigene Darstellung).
Auch diese Vorteile sind anhand der Analyse in Kapitel 3 deutlich zu erkennen. BASF
hat z.B. die Möglichkeit durch das Sponsoring von Forschungseinrichtungen externes
Wissen zu generieren und dies für seine Zwecke zu nutzen. Auch der stetige Dialog mit
Anspruchsgruppen durch die von BASF eingeführten Nachbarschaftsforen (CAPs)
verhelfen dem Unternehmen eventuelle Boykotte seitens der Konsumenten im Voraus
zu verhindern. Die von Neckermann durchgeführten Sozial- und Umweltaudits in
Entwicklungsländern sind ebenfalls Teil der Risikominimierung und dienen dem Zweck
des Vertrauensaufbaus, wodurch wiederum Kunden gewonnen werden können.
Wie wird sich die Debatte um die soziale Verantwortung von Unternehmen gegenüber
der Gesellschaft in Zukunft entwickeln und was bedeutet das für die Unternehmen?
Dieser Frage wird abschließend nachgegangen.
92
4.2 Ausblick
Zu Beginn dieser Arbeit wurde die Frage gestellt, welche Bereiche die soziale
Verantwortung von Unternehmen beinhaltet und wie diese umgesetzt werden.
Zusammenfassend wurde nun festgestellt, dass zahlreiche Institutionen sich mit diesem
Thema auseinandersetzen und dementsprechend viele Ansätze existieren. Jedoch ist
anhand der vorangegangenen Analyse eine Richtung aufgezeigt worden, den die
Diskussion in Zukunft einschlagen könnte.
Anhand zahlreicher Studien, wie z.B. die der Weltbank, KPMG oder SustainAbility ist
eindeutig der Trend zur Nachhaltigkeitsberichterstattung zu erkennen. Immer mehr
Unternehmen orientieren sich an den GRI-Richtlinien und veröffentlichen in
kontinuierlichen Abständen Informationen über ihre Aktivitäten im Bereich der sozialen
Verantwortung. Erst kürzlich veröffentlichte BASF seinen neuen Unternehmensbericht.
Im Gegensatz zum vorherigen besteht dieser nicht aus drei verschiedenen Berichten –
Finanz-, Umwelt- und Sozialbericht –, sondern aus einem, alle Bereiche integrierenden
Bericht (vgl. BASF 2003b). Er weist einen erneuten Fortschritt innerhalb der BASF
Berichterstattung dahingehend auf, dass z.B. einzelne GRI-Kennzahlen präzise
aufgelistet sind (vgl. BASF 2003b: 69) und sich der Umfang des Berichts verringert
hat.81
Das
belegt
den
erneuten
Lernprozess
des
Unternehmens,
der
als
Grundvoraussetzung für die zukünftige Entwicklung im Bereich der sozialen
Verantwortung gilt.
Es
kann
davon
ausgegangen
werden,
dass
zukünftig
die
Bedeutung
der
Nachhaltigkeitsberichterstattung noch weiter steigen wird und sich dementsprechend
die Anzahl der berichtenden Unternehmen erhöht. Die GRI-Richtlinien gelten als das
zentrale Instrument auf diesem Gebiet und werden sich zukünftig weiterhin einem
kontinuierliche Lern- und Veränderungsprozess unterziehen. Dementsprechend hat die
GRI sich zum Ziel gesetzt, in Zukunft verstärkt mit Institutionen wie z.B. dem UN
Global Compact, der ILO, der SA 8000, AA1000 und der ISO 14000
zusammenzuarbeiten
(vgl.
Global
Reporting
Initiative
2003:
7).
Zertifizierungsmöglichkeiten sind jedoch nicht vorgesehen und auch gar nicht gewollt,
81
Im Bericht „Gesellschaftliche Verantwortung 2001“ waren es noch 78 Seiten und im Bericht „Umwelt,
Sicherheit, Gesundheit 2002“ 82 Seiten. Im Unternehmensbericht 2003, der alle drei Aspekte der
Nachhaltigkeit gleichermaßen integriert berücksichtigt, sind es lediglich 69 Seiten.
93
da die Organisation davon überzeugt ist, dass die Aktivitäten dieser Art im Bereich der
sozialen Verantwortung von Unternehmen freiwillig bleiben müssen. Darüber herrschen
unterschiedliche Meinungen und so besteht momentan die Diskussion, ob der Staat mit
Hilfe von Gesetzen Unternehmen zu der Veröffentlichung seiner sozialen Aktivitäten
im Corporate Citizenship Bereich zwingen sollte. Durch einen gesetzlichen Rahmen,
wie er z.B. in Frankreich und auch demnächst in Großbritannien für AGs bereits
vorgeschrieben ist, würden die Glaubwürdigkeit der Informationen und das Vertrauen in
die Unternehmen effektiver sichergestellt werden.
Neben den bereits fest etablierten Institutionen wie dem UN Global Compact oder dem
WBCSD, ist auch die Teilnahme an weiteren Institutionen, wie z.B. Transparency
International, in der Zukunft unablässig. Denn nur durch diese Institutionen können
Lernprozesse vorangetrieben werden.
Weiterhin versuchen zahlreiche Unternehmen durch erhöhte Transparenz das Vertrauen
der Bürger zu gewinnen. Sie können sich nicht mehr ihrer sozialen Verantwortung
gegenüber der Gesellschaft entziehen, da sie ansonsten gravierende Imageschädigungen
und daraus folgende finanzielle Verluste hinnehmen müssten. Der Weg, diese
Verantwortung in das Unternehmen und speziell in das Management zu integrieren ist
zwar ein langer und schwieriger Prozess, er impliziert jedoch viele Potentiale für das
Unternehmen.
Björn Stigson, Präsident des WBCSD, sieht die Aufgabe der Unternehmen heutzutage
folgendermaßen: „ […] business is not divorced from the rest of society. Companies are
an integral part of the societies and communities in which they operate. And business
cannot continue to generate wealth if the society around it fails.” (Stigson 2003).
94
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Anhang I
Die GRI Berichterstattungsprinzipien
1. Transparenz: Die vollständige Offenlegung von Prozessen, Verfahren und Annahmen der
Berichterstellung ist für die Glaubwürdigkeit eines Berichts unerlässlich.
2. Einbeziehung: Die Organisation sollte ihre Stakeholder systematisch einbeziehen, um die
Qualität ihrer Berichte kontinuierlich zu präzisieren und zu erhöhen.
3. Überprüfbarkeit: Berichtete Daten und Informationen sollten auf eine Weise erfasst,
zusammengestellt, analysiert und offen gelegt werden, die es internen oder externen Auditoren
ermöglicht, deren Zuverlässigkeit zu attestieren.
4. Vollständigkeit: Alle Informationen, die für den Adressaten wichtig sind, um die
Nachhaltigkeitsleistung einer Organisation zu beurteilen, sollten in einer Form im Bericht
erscheinen, die mit den für den Bericht angegebenen Bilanzierungsgrenzen, dem angegebenen
Bereich und dem Zeitraum, auf den sich der Bericht bezieht, konsistent ist.
5. Relevanz: Relevanz ist der Grad der Bedeutung, die einem besonderen Aspekt, Indikator
oder einer Information zugemessen wird. Sie stellt die Schwelle dar, ab der Information so
bedeutsam wird, dass über sie berichtet werden sollte.
6. Nachhaltigkeitskontext: Die Organisation sollte versuchen, ihre Leistung in den größeren
Kontext ökologischer, gesellschaftlicher oder anderer Grenzen oder Einschränkungen zu stellen.
7. Genauigkeit: Bezieht sich auf das Erreichen eines bestimmten Grades an Exaktheit der
berichteten Informationen. Ziel ist eine niedrige Fehlerquote zu erreichen, damit die Nutzer ihre
Entscheidung auf Basis von sehr verlässlichen Informationen treffen können.
8. Neutralität: Berichte sollten Vorurteile und Verzerrungen in der Wahl und der Darstellung
von Informationen vermeiden. Sie sollten um eine ausgewogene Darstellung der
Unternehmensleistung bemüht sein.
9. Vergleichbarkeit: Einmal gewählte Grenzen und Bereiche sollten bei der Berichterstattung
beibehalten werden.
10. Klarheit: Informationen sollten in der Form verfügbar gemacht werden, dass sie eine
größtmögliche Anzahl von Stakeholdern ansprechen und dabei ein geeigneter Detaillierungsgrad
aufrechterhalten wird.
11. Aktualität: Berichte sollten regelmäßig veröffentlicht werden, um die Bedürfnisse der
Adressaten zu erfüllen und den Charakter der Informationen zu entsprechen.
Quelle: Global Reporting Initiative 2002: 20-27.
Erfordernisse für soziale Bewertungsregeln nach SA 8000
1.
Kinderarbeit: Die Norm verbietet Kinderarbeit und sieht vor, dass Unternehmen Geldmittel
für die Bildung der Kinder bereitstellen müssen, die möglicherweise ihre Arbeit aufgrund des
Standards verlieren.
2.
Zwangsarbeit: Die Norm verbietet Zwangsarbeit, die als Arbeit definiert ist, die nicht
freiwillig angenommen wurde und für deren Einsatz keine Entlohnung vorgesehen ist. Von
den Mitarbeitern kann weiterhin nicht verlangt werden, ihre Papiere zu hinterlegen oder eine
„Anzahlung“ als Bedingung für die Einstellung, zu leisten.
3.
Gesundheit und Sicherheit: Unternehmen müssen einen Mindeststandard für ein sicheres
und gesundes Arbeitsumfeld sicherstellen. Hierzu gehört z.B. die Bereitstellung von
Trinkwasser, Aufenthaltsräumen, entsprechende Sicherheitsausrüstung und die Durchführung
notwendiger Ausbildungen.
4.
Vereinigungsfreiheit: Das Recht der Mitarbeiter eine Gewerkschaft zu gründen oder sich
einer
anzuschließen
bleibt
gesichert.
Ebenso
muss
gewährleistet
werden,
dass
gemeinschaftliche Verhandlungen ohne Angst vor Bestrafungen abgehalten werden können.
5. Diskriminierung: Es wird keine Diskriminierung aufgrund von Rasse, Gesellschaftsklasse,
Nationalität, Religion, Behinderung, Geschlecht, sexueller Orientierung, Gewerkschafts- oder
politischer Zugehörigkeit geduldet.
6. Disziplinarmaßnahmen: Psychischer, physischer und verbaler Missbrauch oder deren
Duldung sowie Nötigung der Mitarbeiter sind verboten.
7.
Arbeitszeiten: Die maximale Arbeitszeit pro Woche beträgt 48 Stunden und mindestens ein
Tag in der Woche bleibt frei. Es dürfen weiterhin nur bis zu 12 Überstunden pro Woche
geleistet werden, wobei diese mit einem höheren Stundensatz oder einer Prämie vergütet
werden.
8.
Vergütung: Der Lohn muss mindestens dem gesetzlichen Mindestsatz entsprechen und
ausreichend sein, um den Grundbedarf zu decken plus eines zusätzlich frei verfügbaren
Einkommens.
9. Managementsysteme: Das Management erfüllt die Anforderungen an den Standard SA
8000, überprüft regelmäßig die Einhaltung und kommuniziert die Ergebnisse an die
Mitarbeiter. Eine geeignete Dokumentation belegt die Umsetzungen der Anforderungen und
bei Abweichungen
werden
angemessene Korrekturmaßnahmen eingeleitet.
In
der
Verantwortung des Unternehmers liegt auch die Sicherstellung dieser Standardanforderungen
bei seinen Zulieferern.
Quelle: eigene Darstellung, vgl. http://www.cepaa.org/SA8000/SA8000.htm
Die Top 50 Unternehmen des SustainAbility/ UNEP Rankings
2002 (Quelle: SustainAbility/ UNEP 2002: 23)
Rank
Company
Business Sector
1
2
3
4
5
6
The Co-operative Bank
Novo Nordisk
BAA
BT Group
Rio Tinto
Royal Dutch/ Shell Group
Financial Services
Pharmaceuticals
Airport Management
IT & telecommunications
Mining
Oil, gas & renewables
7
8
9
32
33
BP
Bristol-Myers Squibb
ITT Flygt
South African Breweries
BASF
Volkswagen Group
WMC
CIS Co-operative
Insurance
Baxter International
Cable & Wireless
Ricoh Japan
Kirin Brewery
Chiquita Brands
International
United Utilities
Suncor Energy
BC Hydro
Eskom
Matsushita Electric Group
Manaaki Whenua
British Airways
SAS Group
Alcan
General Motors
Henkel
Kesko
Novartis International
Unilever
34
35
RWE
Bayer
36
Deutsche Telekom
Procter & Gamble
Swiss Re
Toyota Motor Corporation
BMW Group
Tesco
AWG
Danone Group
Siemens
Electricity & water utilities
Pharmaceuticals &
chemicals
IT & telecommunications
Consumer products
Finance and insurance
Automotive
Automotive
Food retail & distribution
Water utilities
Food & beverages
Industrial & consumer
electronics
Forest products
Electronics
Electricity utilities
Energy, water, waste &
communication
Finance & insurance
Textiles & apparel
12
14
15
16
17
18
20
21
22
26
28
29
30
39
40
41
42
44
45
47
48
Aracruz Celulose
Sony Corporation
TEPCO
Suez
49
50
Credit Suisse Group
adidas-Salomon
Country
Score
%
120
118
116
114
107
104
61
60
59
58
55
53
Oil, gas & renewables
Pharmaceuticals
Fluid technology
Beverages & leisure
Chemicals
Automotive
Mining
Financial Services
UK
Denmark
UK
UK
UK
Netherlands/
UK
UK
USA
Sweden
South Africa
Germany
Germany
Australia
UK
103
96
95
95
95
94
94
91
53
49
48
48
48
48
48
46
Pharmaceuticals
IT & telecommunications
Electronics
Beverages
Agriculture
USA
UK
Japan
Japan
USA
89
88
87
86
85
45
45
44
44
43
Water/ Electricity utility
Oil, gas & renewables
Electricity utility
Electricity utility
Electronics
Environmental Research
Air transport
Air transport
Aluminium products
Automotive
Consumer products
Food retail & logistics
Pharmaceuticals
Consumer products
UK
Canada
Canada
South Africa
Japan
New Zealand
UK
Sweden
Canada
USA
Germany
Finland
Switzerland
Netherlands/
UK
Germany
Germany
83
82
81
81
81
81
80
80
79
78
77
77
76
75
42
42
41
41
41
41
41
41
40
40
39
39
39
38
73
72
37
37
Germany
USA
Switzerland
Japan
Germany
UK
UK
France
Germany
72
72
72
71
70
69
68
68
67
37
37
37
36
36
35
35
35
34
Brazil
Japan
Japan
France
66
66
64
62
34
34
33
32
Switzerland
Germany
61
57
31
29
Der SIGMA Management Framework
Quelle: The SIGMA Project 2003: 5.
Anhang II: Daten und Leitlinien der BASF AG
Regionale Verteilung der Mitarbeiter 2000-2002
2002
Europa
davon Deutschland
davon BASF
Aktiengesellschaft
Nordamerika
Südamerika
Asien, Pazifischer
Raum, Afrika
62.103
50.320
38.361
Anteil
in %
69,5
56,3
42,9
63.339
50.939
39.354
Anteil
in %
68,4
55,0
42,5
13.331
5.097
8.858
14,9
5,7
9,9
14.531
5.749
8.926
15,7
6,2
9,7
89.389
2001
92.545
2000 Anteil in
%
68.861
66,7
54.356
52,6
17.331
6.913
10.168
16,8
6,7
9,8
103.273
Quelle: eigene Darstellung, Vgl. BASF 2001: 25.
Entwicklung der Personalkosten
Personalkosten Millionen €
Löhne und Gehälter
Soziale Abgaben und
Aufwendungen für
Altersversorgung und
Unterstützung
davon für Altersversorgung
2002 Veränderung
in %
4.751
- 2,2
1.224
4,6
2001 Veränderung 2000
in %
4.858
- 8,5 5.307
1.170
- 9,2 1.289
424
5.975
372
6.028
14,0
- 0,9
- 7,2
401
- 8,6 6.596
Quelle: eigene Darstellung, Vgl. BASF 2001: 27.
Arbeitszeiten und Urlaub in
Vollzeitbeschäftigungsverhältnis
Arbeitszeit (Stunden/Woche)
Deutschland
Europa (ohne Deutschland)
Nordamerika
Südamerika
Asien, Pazifischer Raum, Afrika
20 02
Min. Max.
37,5 40,0
35,0 44,0
37,5 48,0
40,0 45,0
35,8 48,0
20 01
20 00
Min. Max. Min. Max.
37,5 40,0 37,5 40,0
33,9 45,0 35,0 41,0
37,5 48,0 40,0 48,0
40,0 48,0 40,0 47,5
35,0 48,0 35,0 42,0
Urlaub (Tage/Jahr)
20 02
Min. Max.
30,0 30,0
20,0 35,0
14,0 23,0
12,0 30,0
7,0
32,0
Deutschland
Europa (ohne Deutschland)
Nordamerika
Südamerika
Asien, Pazifischer Raum, Afrika
20 01
Min. Max.
28,0 30,0
20,0 35,0
14,0 23,0
12,0 30,0
7,0
32,0
20 00
Min. Max.
30,0 30,0
20,0 39,0
11,0 20,0
15,0 30,0
12,0 30,0
Quelle: eigene Darstellung, Vgl. BASF 2001: 26.
Leistungen und Angebote für Mitarbeiter (über die jeweils
gültigen gesetzlichen Mindeststandards hinausgehend)
(1) Anteil der
Gruppengesellschaften mit diesen
Leistungen
(2) Gesamtzahl der Beschäftigten
dieser Gruppengesellschaften*
Unfall-/Invaliditätsversicherung
Betriebliche Altersversorgung
Krankenversicherung
Medizinische Leistungen durch
eigene medizinische
Einrichtungen**
Flexible Arbeitszeiten (freiwillige
Umwandlung in Teilzeit, Jobsharing)
Erfolgsbeteiligung
Erziehungsurlaub/Elternzeit
Wohnung
(Werkswohnung/Zuschüsse)
Programm zur Rehabilitation nach
Sucht oder Krankheit
Kinderbetreuung: Unterstützung
externer Angebote
20 02
(1)
(2)
92%
75%
85%
57%
89.700
84.200
85.000
79.000
20 01
(1)
(2)
20 00
(1)
(2)
95%
78%
85%
74%
90.958
85.927
82.104
83.522
93%
82%
76%
59%
88.500
86.500
79.500
78.000
46%
71.397
51%
72.000
41% 65.100
51%
79%
33%
75.739
83.874
51.419
47%
46%
35%
62.500
71.000
52.500
38% 73.700
30%
71.587
34%
71.500
18%
61.899
17%
62.500
52% 76.200
* In einigen Fällen gelten die Angebote und Leistungen nicht für alle Beschäftigten der jeweiligen
Gruppengesellschaft.
** Der Wert für das Jahr 2001 bezieht Leistungen ein, die in Zusammenarbeit mit externen Einrichtungen
erfolgten. Die Angabe für 2002 umfaßt ausschließlich interne medizinische Leistungen.
Quelle: eigene Darstellung, Vgl. BASF 2001: 29.
Durchschnittliche Anzahl der Weiterbildungstage pro
Mitarbeiter (ohne Auszubildende)
2002
3,0
2,9
3,3
2,3
4,3
3,3
Alle befragten Gesellschaften
Deutschland
Europa (ohne Deutschland)
Nordamerika
Südamerika
Asien, Pazifischer Raum, Afrika
2001
3,0
2,7
3,2
3,0
3,4
3,8
2000
3,4
3,4
4,4
1,8
3,2
3,2
Quelle: eigene Darstellung, BASF 2001: 28.
Anti-Diskriminierungsprogramme
Anteil der BASF-Gruppengesellschaften mit
Programmen gegen die Benachteiligung von
Frauen
Behinderten
bestimmten ethnischen Gruppen
2001
48,0%
46,0%
33,0%
2000
48,1%
41,0%
39,0%
Quelle: BASF 2001: 47.
Sicherheitsmatrix
→ Anhand dieser Matrix werden die Risiken beim Rohstoffeinkauf
betrachtet
Lieferantenrisiko
1
A
Produktrisiko
B
C
Quelle: BASF 2001: 51.
2
3
Sicherer Bereich II
Geringes Risiko
Sicherer Bereich
I
Potentiell
erhöhtes Risiko
Spenden und Sponsoring der BASF-Gruppe
2000
nach Zwecken, 100% = 27 Millionen €
11%
Wissenschaft
18%
Beschäftigungsförderung
9%
Sonstiges
2%
Schulen und Ausbildung
23%
27%
Sport
Kultur
10%
Karitative Zwecke
Quelle: BASF 2000a: 38.
Spenden und Sponsoring der BASFGruppe 2001
nach Zwecken, 100 % = 19,5 Millionen € (Vorjahr: 27 Millionen €)
Wissenschaft
12%
24%
Beschäftigungsförderung
12,50%
Sonstiges
Schulen und Ausbildung
11%
Sport
20%
Kultur
3%
Quelle: BASF 2001: 41.
17,50%
Karitative Zwecke
Spenden und Sponsoring der BASFGruppe 2002
nach Zwecken, 100 % = 15,7 Millionen € (Vorjahr: 19,5 Millionen €)
5%
Wissenschaft
13%
Beschäftigungsförderung
32%
9%
Sonstiges
Schulen und Ausbildung
Sport
14%
Kultur
24%
3%
Karitative Zwecke
Quelle: BASF 2001: 8 im Beiheft Daten und Fakten 2002.
Chancengleichheit und Diversity* 2002
Aktivitäten zur Chancengleichheit und Förderung der Frauen
davon Förderung von Frauen in Führungspositionen und/oder
Maßnahmen zur gezielten Rekrutierung von Frauen
Aktivitäten zur Förderung der Vereinbarkeit von Familie und Beruf
Aktivitäten zur Unterstützung von kultureller Vielfalt und Integration
67 %
31 %
67 %
60 %
* Die Aktivitäten wurden in dieser Form erstmals für das Jahr 2002 abgefragt.
Quelle: BASF 2001: 9 im Beiheft Daten und Fakten 2002.
Belegschaftsprofil 2002
(Vorjahreszahlen Klammern)
Beschäftigte gesamt
Mittleres Management
Oberes Management
20 02
Männer
Frauen
80,6%
19,4%
(81,0%) (19,0%)
82,9%
17,1%
(83,2%) (16,8%)
93,8%
6,2%
(93,6%) (6,4%)
Quelle: BASF 2001: 9 im Beiheft Daten und Fakten 2002.
20 01
Männer
Frauen
81,0%
19,0%
(80,9%) (19,1%)
83,2%
16,8%
(81,3%) (18,7%)
93,6%
6,4%
(93,5%)
(6,5%)
Umsetzung des Compliance-Programms in den
Regionen 2002
(Anteil der Gruppengesellschaften)
Eigener Verhaltenskodex
(1) Anzahl der Mitarbeiter, für die ein
Verhaltenskodex gilt
(2) Anteil an der Gesamtzahl der
Mitarbeiter in der Region (Prozent)
Deutschland
Europa (ohne Deutschland)
Nordamerika
Südamerika
Asien, Pazifischer Raum, Afrika
geschaffen
(1)
(2)
50.320
5.770
13.003
5.063
8.629
82.785
100
49,0*
97,5
99,3
97,4
92,6
* Die übrigen Gruppengesellschaften werden voraussichtlich bis zum Jahresende 2003 einen eigenen
Verhaltenskodex einführen.
Quelle: BASF 2001: 10 im Beiheft Daten und Fakten 2002.
CAPs der BASF-Gruppe 2001
40
35
30
25
20
15
10
5
0
Asien, Pazifik
Quelle: BASF 2001: 58.
Europa, Westasien,
Afrika
Nord- und
Südamerika
CAPs der BASF-Gruppe 2002
50
40
30
20
10
0
Asien, Pazifik
Europa, Afrika
Nord- und
Südamerika
Quelle: BASF 2001: 11 im Beiheft Daten und Fakten 2002.
Grundwerte und Leitlinien der BASF
1. Nachhaltiger Erfolg
Nachhaltiger wirtschaftlicher Erfolg im Sinne von Sustainable Development ist
Voraussetzung für all unsere Aktivitäten. Wir sind den Interessen unserer Kunden,
Anteilseigner sowie unserer Mitarbeiter verpflichtet und übernehmen Verantwortung in
der Gesellschaft.
→ Leitlinien
Wir streben eine starke Markt- und Finanzposition an, die es uns ermöglicht, das
Unternehmen erfolgreich und unabhängig mit eigener, unverwechselbarer Identität zu
erhalten.
Im Durchschnitt der Konjunkturzyklen erwirtschaften wir für die BASF-Gruppe eine
Gesamtkapitalrendite von mindestens zehn Prozent vor Ertragsteuern und Zinsen. Wir
erwarten von unseren Arbeitsgebieten und Gesellschaften weltweit einen Beitrag
entsprechend den vereinbarten Zielen.
Der Verbund ist eine der Stärken der BASF. Wir können unsere Produkte damit
kostengünstig, ressourcenschonend und umweltverträglich herstellen. Die Optimierung
der Verbundstrukturen ist daher eine ständige Aufgabe.
Wir vergüten unsere Mitarbeiter markt- und leistungsbezogen mit am wirtschaftlichen
Erfolg orientierten Entgelten und Sozialleistungen.
Wir leisten durch unsere wirtschaftlichen Aktivitäten sowie durch die gezielte
Förderung von humanitären, sozialen und kulturellen Anliegen einen positiven Beitrag
zur gesellschaftlichen Entwicklung
2. Innovation im Dienste unserer Kunden
Wir fühlen uns der Zufriedenheit unserer Kunden verpflichtet. Wir entwickeln
Produkte, Verfahren und Dienstleistungen auf hohem wissenschaftlichen und
technischen Niveau und mobilisieren unsere Ressourcen zu Gunsten einer erfolgreichen
Partnerschaft mit unseren Kunden.
→ Leitlinien
Wir gestalten den wissenschaftlich-technischen Fortschritt aus führender Position mit,
entwickeln zukunftsweisende Produkte und Technologien und nutzen Synergieeffekte
aus unserem Forschungsverbund.
Wir suchen die Herausforderungen in den Veränderungen der Märkte, der Wissenschaft
und der Gesellschaft und nutzen sie als Chance zum wertsteigernden Wachstum.
Wir optimieren durch gemeinsame Entwicklungsarbeit mit unseren Kunden unsere
Produkte und Dienstleistungen so, daß unsere Kunden die an sie gestellten
Anforderungen
erfüllen können.
Wir messen regelmäßig die Kundenzufriedenheit. Hinweise unserer Kunden und
Partner nutzen wir konsequent zur Verbesserung unserer Geschäftsprozesse.
Wir liefern keine Produkte zur Herstellung von Drogen oder Chemiewaffen und
nehmen keine Eingriffe in die menschliche Keimbahn vor.
3. Sicherheit, Gesundheit, Umweltschutz
Wir handeln verantwortungsvoll im Sinne von Responsible Care®. Wirtschaftliche
Belange haben keinen Vorrang gegenüber Sicherheit, Gesundheits- und Umweltschutz.
→ Leitlinien
Wir fordern und fördern das Sicherheits-, Gesundheits- und Umweltbewußtsein aller
Mitarbeiter und streben kontinuierliche Verbesserungen durch Zielvereinbarungen an.
Wir erzeugen Produkte, die sicher herzustellen, zu verwenden, wiederzuverwerten oder
zu entsorgen sind.
Wir unterstützen unsere Kunden im Bemühen um eine sichere und umweltfreundliche
Weiterverarbeitung der Produkte.
Wir minimieren die Belastung von Mensch und Umwelt bei Herstellung, Lagerung,
Transport, Vertrieb, Verwendung und Entsorgung unserer Produkte.
4. Interkulturelle Kompetenz
Wir fördern kulturelle Vielfalt innerhalb der BASF-Gruppe und arbeiten als Team
zusammen. Interkulturelle Kompetenz ist unser Vorteil im globalen Wettbewerb.
→ Leitlinien
Wir wollen persönlich und fachlich geeignete Mitarbeiter aus allen Kulturen und
Nationalitäten gewinnen, die sich engagiert für die Ziele und Werte unseres
Unternehmens einsetzen.
Führungsnachwuchs gewinnen wir aus allen BASF-Gesellschaften und bilden ihn
bevorzugt aus den eigenen Reihen heran.
Wir diskriminieren niemanden wegen Nationalität, Geschlecht, Religion oder anderer
persönlicher Merkmale.
5. Gegenseitiger Respekt und offener Dialog
Wir gehen fair und respektvoll miteinander um. Wir suchen den offenen,
vertrauensvollen Dialog im Unternehmen, mit unseren Geschäftspartnern und
relevanten gesellschaftlichen Gruppen. Wir ermutigen unsere Mitarbeiter, ihre
Kreativität und ihr Potential für den gemeinsamen Erfolg einzubringen.
→ Leitlinien
Unsere Kommunikation im Unternehmen, mit unseren Geschäftspartnern, Nachbarn
und gesellschaftlich relevanten Meinungsbildnern ist durch einen offenen und
sachlichen Dialog geprägt.
Mitarbeiter werden rechtzeitig durch offene Information und Kommunikation, auch
über Hierarchie- und Einheitsgrenzen hinweg, in Arbeits- und Entscheidungsprozesse
eingebunden.
Führungskräfte und ihre Mitarbeiter oder Teams vereinbaren Ziele und Prioritäten und
legen die Verantwortlichkeiten und Befugnisse fest.
Wir bieten Voraussetzungen, die Eigeninitiative und unternehmerisches Handeln
stärken. Führungskräfte sprechen regelmäßig mit ihren Mitarbeitern über ihre berufliche
Weiterentwicklung und fördern ihre Lernbereitschaft.
Wir stehen zu betrieblicher Partnerschaft mit den Arbeitnehmervertretungen und
arbeiten in gegenseitiger Achtung vertrauensvoll mit ihnen zusammen. Die Form der
Kooperation beachtet die international anerkannten grundlegenden Arbeitsstandards und
orientiert sich an den jeweiligen Landesgegebenheiten.
6. Integrität
Wir handeln in Übereinstimmung mit unseren Worten und Werten. Wir achten die
Gesetze und respektieren die allgemein anerkannten Gebräuche der Länder, in denen
wir tätig sind.
→ Leitlinien
Jede Führungskraft muß ihrer Vorbildfunktion gerecht werden und sich an unserer
Vision und unseren Grundwerten orientieren.
Wir unterlassen Handlungen, die ungesetzlich sind und den fairen Wettbewerb
behindern.
Die Interessen der BASF haben bei unseren Tätigkeiten Vorrang vor persönlichen
Interessen. Wir schützen Firmeneigentum gegen Mißbrauch.
Jede Gruppengesellschaft erstellt auf der Basis der für die BASF-Gruppe geltenden
Grundwerte und Leitlinien ihren Verhaltenskodex unter Berücksichtigung der Gesetze
und allgemein anerkannten Gebräuche. Sie sorgt dafür, daß alle Mitarbeiter
entsprechend informiert sind und der Kodex zur Grundlage ihres Handelns wird.
Jeder Mitarbeiter hat auf der Grundlage des jeweiligen Verhaltenskodex die
Gelegenheit, sich in vertraulicher Weise Rat und Hilfe zu holen, wenn sich in seinem
Arbeitsumfeld Hinweise auf rechtlich zweifelhafte Vorgänge ergeben.
Quelle: http://www.basfe.de/de/corporate/overview/
Mitarbeiter nach Regionen 2003
Anteil an Gesamt Gruppe
Europa
davon Deutschland
davon BASF Aktiengesellschaft
Nordamerika
Südamerika
Asien, Pazifischer Raum, Afrika
2003
60.541
48.997
37.054
12.494
4.976
9.148
87.159
Anteil in %
69,5
56,2
42,5
14,3
5,7
10,5
100,0
2002 Anteil in %
62.103
69,5
50.320
56,3
38.361
42,9
13.331
14,9
5.097
5,7
8.858
9,9
100,0
89.389
Quelle: BASF 2003b: 58.
Belegschaftsprofil 2003
Beschäftigte gesamt
Management & Professionals
Senior Executives*
20 03
Männer
Frauen
80,8 %
19,2 %
82,1 %
17,9 %
94,8 %
5,2 %
20 02
Männer
Frauen
80,6 %
19,4 %
82,9 %
17,1 %
96,4 %
3,6 %
* Zu den Senior Executives zählen alle Führungskräfte, die vom Vorstand ernannt werden.
Quelle: eigene Darstellung, Vgl. BASF 2003b: 59
Personalkosten 2003
Millionen EUR
Löhne und Gehälter
Soziale Abgaben und Aufwendungen für
Altersversorgung und Unterstützung
davon für Altersversorgung
2003
4.654
Veränderung %
-2,0
1.237
433
1,1
2,1
5.891
-1,4
Spenden, Sponsoring und eigene Projekte
der BASF-Gruppe 2003
13,1 Millionen € (Vorjahr: 15,7 Millionen €)
Wissenschaft
9,1%
12,4%
Beschäftigungsförderung
14,9%
Sonstiges
Schulen und Ausbildung
23,1%
Sport
14,8%
Kultur
3,7%
22%
Quelle: BASF 2003b: 64.
Karitative Zwecke
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