Diplomstudiengang Wirtschaftswissenschaften Diplomarbeit Inhalte und Umsetzungsaspekte sozialer Verantwortung von Unternehmen vorgelegt von: Imke Pattberg Betreuender Gutachter: Dr. Bernd Siebenhüner Zweiter Gutachter: Dr. Martin Müller Oldenburg, den 22. April 2004 Inhaltsverzeichnis 1. Einführung………………………………………………………...3 2. Soziale Verantwortung von Unternehmen – theoretische Betrachtung………………………..……………………………..4 2.1 Soziale Verantwortung von Unternehmen – Begriffliche Klärung………………………………………………………………….9 2.2 Bereiche der sozialen Verantwortung von Unternehmen……11 2.2.1 Arbeitsbedingungen………………………………………………………...13 2.2.2 Menschenrechte…………………………………………………………….15 2.2.3 Gesellschaft………………………………………………………………...17 2.2.4 Umweltschutz………………………………………………………………19 2.3 Kommunikation und Umsetzung der sozialen Verantwortung von Unternehmen……………………………………………………21 2.3.1 Teilnahme an internationalen, nationalen oder regionalen Institutionen…..30 2.3.2 Teilnahme an Richtlinien für eine nachhaltige Berichterstattung………….35 2.3.3 Teilnahme an zertifizierungsfähigen sozialen Standards…………………..38 2.4 Zusammenfassung………………………………………………….39 3. Soziale Verantwortung von Unternehmen – praktische Betrachtung anhand der Analyse von zwei exemplarischen Unternehmen und Hypothesen…..……..40 3.1 Vorstellung des Bewertungsrasters und der Hypothesen…………………………………………………………...43 3.2 Anwendung des Bewertungsrasters anhand von Beispielunternehmen……………………………………………….43 3.2.1 BASF……………………………………………………………………….58 3.2.2 Neckermann………………………………………………………………...65 3.3 Auswertung der Ergebnisse und Überprüfung der Hypothesen…………………………………………………………...81 3.4 Zusammenfassung………………………………………………….82 4. Fazit und Ausblick……………………………………………...83 4.1 Zusammenführung der theoretischen und praktischen Ergebnisse……………………………………………………………89 4.2 Resultierende Potentiale durch die Umsetzung von sozialer Verantwortung von Unternehmen ……………………………….92 4.3 Ausblick……………………………………………………………….94 Abbildungsverzeichnis Abbildung 1: Die UN Global Compact Prinzipien………………………………..23 Abbildung 2: Die Ziele des WBCSD……………………………………………...26 Abbildung 3: Die Ziele der CSR Europe Kampagne……………………………...28 Abbildung 4: Anforderungen an eine Nachhaltigkeitsberichterstattung…………..31 Abbildung 5: Die GRI Berichtselemente………………………………………….33 Abbildung 6: Qualitätsprinzipien für den Aufbau und den Unterhalt eines betrieblichen Verantwortlichkeitsmanagements nach AA1000……………………………………………………….37 Abbildung 7: Organisation des Nachhaltigkeitsmanagements in der BASFGruppe………………………………………………………………57 Abbildung 8: Mainstreaming CSR in the Last Five Years: Analysis by Size of Firm....................................................................................................72 Abbildung 9: Percentage of GFT250 companies with a corporate report by sector……………………..…………………………………………73 Abbildung 10: Community Issues in Which MNEs Are Active…………………....76 Abbildung 11: Community Issues in Which MNEs Are Active: Distinctions by Sector……………………………………………………………….76 Abbildung 12: MNE Investment in CSR: Increases over Last Five Years….……...79 Abbildung 13: Prägende Informationsquellen deutscher Bürger bzgl. sozialer Verantwortung deutscher Unternehmen.…………………………...80 Abbildung 14: Inhalte der sozialen Verantwortung von Unternehmen…………….83 Abbildung 15: Vom Verantwortungsbewusstsein zum Shareholder-Value-Effekt…………….…………………………….84 Abbildung 16: Impact of Multisector Standards and Forums on MNEs…………...88 Abbildung 17: Umsetzungsaspekte sozialer Verantwortung von Unternehmen…...88 Abbildung 18: Unternehmensinterne Potentiale……………………………………90 Abbildung 19: Unternehmensexterne Potentiale…………………………………...92 Abkürzungsverzeichnis Abb. Abbildung AG Aktiengesellschaft BCSD Business Council for Sustainable Development BDI Bundesverband der Deutschen Industrie BSI British Standards Institution bspw. beispielsweise bzgl. bezüglich bzw. beziehungsweise CAP Community Advisory Panel CC Corporate Citizenship CCC Clean Clothes Campaign CEO Chief Executive Officer CEP Council on Economic Priorities CERES Coalition of Environmentally Responsible Economies CSCC Cal Safety Compliance Corporation CSR Corporate Social Responsibility d.h. das heißt DJSI Dow Jones Sustainability Index EBNSC European Business Network for Social Cohesion EMAS Eco-Management and Audit Scheme EU Europäische Union FSC Forest Stewardship Council GC Global Compact ggf. gegebenenfalls GRI Global Reporting Initiative ICFTU International Confederation of Free Trade Unions ILO International Labour Organization ISEA Institute of Social and Ethical Accountability ISO International Organization for Standardisation NCPC National Cleaner Production Centres NGOs Non Governmental Organisations OECD Organisation for Economic Co-operation and Development PR Public Relations S. Seite SA 8000 Social Accountability 8000 SAI Social Accountability International SAM Sustainable Asset Management TCC The Copenhagen Centre UN United Nations UNDP United Nations Development Programme UNEP United Nations Environment Programme UNIDO United Nations Industrial Development Organization UNV United Nations Volunteers Vgl. Vergleich WBCSD World Business Council for Sustainable Development WCED World Commission on Environment and Development WICE World Industry Council for the Environment WWF World Wide Fund For Nature z.B. zum Beispiel 1. Einführung In den letzten Jahren gewann die Diskussion über soziale Verantwortung von Unternehmen gegenüber der Gesellschaft immer mehr an Popularität. Durch Vorfälle von bspw. Enron oder WorldCom gewann die Selbstregulierung und die soziale Verantwortung weitreichende Beachtung und steigerte das Verlangen der Gesellschaft nach mehr Transparenz seitens der multinationalen Unternehmen. Insbesondere durch das Internet, welches im Zuge der stetigen Entwicklung der Informationstechnologie immer stärker genutzt wird, ist die Verbreitung von Nachrichten einfacher, schneller und vielfältiger. Gemeinnützige Vereine, Interessensverbände und Menschen, die ein Interesse an den Aktivitäten einer Unternehmung haben, können somit durch das Internet schnell und umfassend informiert werden. Skandale, Boykotte oder ähnliches können weitaus schneller zirkuliert und verbreitet werden. Insbesondere multinationale Unternehmen wie z.B. Shell, Nike oder Dow Chemicals, haben dies in den vergangenen Jahren zu spüren bekommen. Denkt man z.B. nur an Brent Spar, Shell in Nigeria, Dow in Bhopal oder Nikes Unterlieferanten in Bangladesh. Diese Reputationsverluste und die dadurch erheblichen finanziellen Einbußen, sind einer der Gründe für den höheren Stellenwert der sozialen Verantwortung. Zum einen sollen Reputationsverluste vermieden werden, zum anderen dient es als eine Form des Risikomanagements, um finanzielle Skandale durch Umweltkatastrophen und Konsumentenboykotte zu verhindern. Ursprung dieser Diskussion und die ersten Ansätze stammen aus dem vor 15 Jahren auf der Weltkommission für Umwelt und Entwicklung veröffentlichten Brundtland-Bericht. Auf dieser Kommission wurde der Begriff der nachhaltigen Entwicklung geprägt und folgendermaßen definiert: „Nachhaltige Entwicklung ist eine Entwicklung, die den Bedürfnissen der heutigen Generation entspricht, ohne die Möglichkeiten künftiger Generationen zu gefährden, ihre eigenen Bedürfnisse zu befriedigen und ihren Lebensstil zu wählen.“ (Weltkommission 1987). Diese Definition beinhaltet die Aspekte der Bedürfnisbefriedigung, der intergenerativen und intragenerativen Gerechtigkeit als auch den integrativen Aspekt der Entwicklung von Ökonomie, Ökologie und Sozialem. Im Laufe der Zeit folgten weitere Konferenzen wie z.B. die Konferenz für Umwelt und Entwicklung in Rio de Janeiro 1992 und zehn Jahre später der UN-Weltgipfel zur Nachhaltigkeit in Johannesburg. Ziel dieser Zusammenkünfte 1 von Regierungen, Unternehmen und NGOs (Non Governmental Organisations) war die Diskussion über Lösungen für weltweite Folgeprobleme aus Bevölkerungswachstum, Globalisierung und zunehmender Ungleichheit. Es entwickelten sich unterschiedliche Agenden (z.B. die Agenda 21) und Konventionen (z.B. die Klimakonvention), die konkrete Annäherungen zu einer Lösung aufweisen. Des Weiteren wurde auf die Verantwortung der Unternehmen hingewiesen, die international immer mehr in den Vordergrund zu treten scheint. Die drei Säulen der Nachhaltigkeit – Ökonomie, Ökologie, Soziales – sollen an Bedeutung gewinnen und innerhalb der Unternehmen internalisiert werden. Rückblickend ist festzustellen, dass bzgl. der ökologischen Komponente einige Fortschritte zu vermerken sind. Unternehmen, insbesondere in Europa, haben sich freiwillig externen Öko-Audits unterzogen, neue Märkte für ökologischere Produkte erschlossen oder Emissionen teilweise erheblich senken können. Die soziale Dimension der Nachhaltigkeit scheint jedoch noch in den Anfängen zu stecken. Zweifelsohne bereitet sie Schwierigkeiten in ihrer Umsetzung, ist aber bzgl. der globalen Gleichberechtigungsdiskussion einer der wichtigsten Herausforderungen, die sich Unternehmen stellen müssen. Unternehmen finden sich in der heutigen Zeit in einer Art „Weltarena“ als Akteur wieder, in der sie ihre Betriebsabläufe und insbesondere ihre Zukunftsfähigkeit sicherstellen müssen. Somit müssen sie sich den kommunikativen Herausforderungen in dieser Arena stellen und sich mit der Frage beschäftigen, inwieweit sie Problemverursacher oder Problemlöser sind. Je nach ideologischer oder weltanschaulicher Einstellung der Anspruchsgruppen wird diese Frage unterschiedlich beantwortet. Ein guter Ansatzpunkt zum Umgang mit Stakeholdern ist der Einbezug des Verantwortungsgefühls in die Unternehmensstrategie. Unternehmen, die diese Bedeutung erkannt haben, bezeichnen sich als so genannte „Corporate Citizens“ und ihr Streben nach sozialer Verantwortung als so genannte „Corporate Citizenship“ oder „Corporate (Social) Responsibility“. Sie versuchen dadurch einen so genannten Stakeholder Dialog zu erwirken.1 1 Der Begriff Stakeholder wurde von Edward R. Freeman geprägt und bezeichnet in diesem Sinne jemanden „ […] who can effect or is effected by the achievement of a firm’s objectives“ (Freeman 1984: 40). Das Ziel eines Stakeholder Dialoges ist es, diese Interessengruppen zu konsultieren, ihre Bedürfnisse zu berücksichtigen und wenn möglich zu befriedigen. 2 Feste Definitionen von „Corporate Social Responsibility“ und „Corporate Citizenship“ sind jedoch nicht zu finden. Ungeklärt ist auch, was genau heutzutage unter diesen Begriffen verstanden wird. Was genau beinhaltet die soziale Verantwortung eines Unternehmens und wie kann ein Unternehmen sozial verantwortlich handeln? Was sind die genauen Inhalte dieser Diskussion und wie ist es den Unternehmen möglich diese konsequent und erfolgreich umzusetzen? Diese Fragen sollen im Laufe dieser Arbeit untersucht werden und den derzeitigen Stand der Debatte um die soziale Verantwortung von Unternehmen aufzeigen. Die Arbeit ist damit folgendermaßen gegliedert: Zu Anfang wird das Thema auf theoretischer Ebene beleuchtet (Kapitel 2) und die Schwierigkeiten bei dem Versuch eine eindeutige Definition zu finden dargestellt (Kapitel 2.1). Anschließend werden die einzelnen Bereiche der sozialen Verantwortung erarbeitet (Kapitel 2.2) und daraufhin die verschiedenen Kommunikationsformen anhand ausgesuchter Beispiele für Unternehmen erläutert (Kapitel 2.3). Das anschließende Kapitel (Kapitel 3) widmet sich der praktischen Seite. Es werden zwei Unternehmen anhand ihrer Nachhaltigkeitsberichte und Internetpräsenz auf die soziale Verantwortung hin untersucht (Kapitel 3.2). Später folgt dann eine Analyse von themenspezifischen Hypothesen. Das abschließende Kapitel (Kapitel 4) beschäftigt sich mit der Zusammenführung des theoretischen und praktischen Teils. Durch diesen Zusammenschluss der Erkenntnisse aus den beiden Kapiteln wird der Weg, der in die die momentane Diskussion führt aufgezeigt (Kapitel 4.2). Dies soll dazu dienen, die tatsächlichen Inhalte und Umsetzungsaspekte sozialer Verantwortung von Unternehmen herauszufiltern und seine Potentiale aufzuzeigen (Kapitel 4.2). Ein anschließender Ausblick erörtert schließlich die zukünftigen Perspektiven des Konzepts. 3 2. Soziale Verantwortung von Unternehmen – theoretische Betrachtung Zur Klärung des Begriffes gesellschaftlicher Verantwortung wird in diesem Kapitel ein theoretisches Fundament entwickelt. Einleitend ist zu bemerken, dass der Begriff „Corporate Citizenship“ und nicht „Corporate Social Responsibility“ verwendet wurde, um eine Einheit in den Begriffen und Definitionen beizubehalten. Anfänglich wird der definitorische Rahmen des Themengebietes Corporate Citizenship festgelegt (2.1), um dann auf die einzelnen sozialen Bereiche von Corporate Citizenship und deren Umgang eingehen zu können (2.2). Weiterhin spielt laut Definition aus 2.1 die Kommunikation eine entscheidende Rolle in der Umsetzung von gesellschaftlicher Verantwortung von Unternehmen und wird deshalb näher in Kapitel 2.3 beleuchtet. 2.1 Soziale Verantwortung von Unternehmen - Begriffliche Klärung Bereits im 19. Jahrhundert bemühten sich Unternehmer z.B. Universitäten, Forschungseinrichtungen sowie Sport-, Freizeit- und Kultureinrichtungen zu finanzieren. Gemäß Logan resultiert diese philanthropische Tradition aus zwei Kernmotiven: „Firstly, the ethical imperative, often articulated by religious fellowships, that those who have wealth and power should help those that do not, and so charitable giving was expected of wealthy industrialists. Secondly, there is an element of social investment in which the business would gain long-term benefits, from having first class schools, technical institutes and universities in their city.” (Logan 2001: 17). Diese Aktivitäten, die zum damaligen Zeitpunkt von Unternehmern als einzelne Person ausgingen und nicht von der gesamten Unternehmung, wurden jedoch aufgrund der zunehmenden Aktivitäten des Nationalstaates be- bzw. verdrängt, indem dieser versuchte, „ […] Unterstützungsleistungen für sozial Benachteiligte im Rahmen sozialstaatlicher Regelungen zu ‚monopolisieren’“ (Ringlstetter/ Schuster 2002: 173). Trotz dieser Entwicklungen wurde von Unternehmern weiterhin verlangt, ein Teil ihres Vermögens an die Bürger „zurückzugeben“. Die zweite Phase der Entstehung begann durch die verstärkte Einflussnahme von Verbraucherverbänden und die Thematisierung umweltbezogener Fragestellungen Mitte 4 des 20. Jahrhunderts. Das führte dazu, dass externe Interessen außerhalb der marktlichen Beziehungen eines Unternehmens zu einer nachhaltigeren Berücksichtigung führten. Durch die voranschreitende Globalisierung wurde das Thema immer weiter in den Vordergrund gestellt und führte zunehmend zu dem Konzept vom Unternehmen als „kooperativen Bürger“, so wie es im heutigen Forschungsfeld diskutiert wird. Unternehmen werden hier prinzipiell als Teil der Gesellschaft betrachtet, wobei diese genau wie andere Bürger auch gesellschaftliche Freiheiten, aber auch Rechte und Pflichten haben. Bei Brink geht es bei „ […] der gesellschaftspolitischen Verantwortung – wie sie vor dem Hintergrund der Globalisierung auch in den kontinentaleuropäischen Managementtheorien diskutiert wird – […] um einen spezifisch unternehmerischen Verantwortungsbegriff, der aus dem Macht- und Freiheitsbegriff erwächst und als nationales Korrektiv von freien Märkten bzw. multinationalen Unternehmen verstanden wird, um moralischen Verwerfungen entgegenzuwirken.“ (Brink 2002: 37). Weiterhin sagt er, dass es die Aufgabe der Wirtschaft sei „ […] die Bedingungen für freiheitliches Leben zu schaffen.“ (Brink 2002: 37) und somit sei ein freiheitliches Wirtschaftssystem die Voraussetzungen für die Forderung einer gesellschaftlichen Verantwortung. Unter diesem Konzept subsumieren sich verschiedene Ideen, die, wie schon einleitend bemerkt, eine eindeutige Definition erschweren. Corporate Social Responsibility, Corporate Governance, Corporate Giving, Corporate Volunteering und ähnliche Begriffe werden oftmals in einem Atemzug genannt ohne einen genaueren Eindruck zu bekommen wo die Unterschiede dieser Begriffe liegen. Definitionen dieses neuartigen Managementkonzepts können durch unterschiedliche Kulturen, geschichtliche Entwicklungen und von Person zu Person anders aufgefasst werden und bilden dementsprechend eine große Bandbreite an immer wieder differierenden theoretischen Ansätzen und Meinungen. Um einen ersten Eindruck zu erlangen dient folgende Auswahl von Definitionen dem besseren Verständnis von Corporate Citizenship: 1. "Corporate Citizenship (CC) beschreibt die Rolle des Unternehmens als ‚Bürger’ im Gemeinwesen, dessen ‚bürgerschaftliches’ Engagement strategisch in die Unternehmensentwicklung eingebunden ist." (Damm/ Lang 200: 19). 5 2. Corporate Citizenship "[…] ist der Versuch, ein Unternehmen auf möglichst vielfältige Weise positiv mit dem Gemeinwesen zu verknüpfen, in dem es tätig ist. Das Unternehmen soll sich wie ein guter Bürger für die Gemeinschaft engagieren, es soll ein good Corporate Citizen (Bürger) sein" (Westebbe 1995: 13). 3. „Corporate Citizenship ist das gesamte koordinierte, einer einheitlichen Strategie folgende und über die eigentliche Geschäftstätigkeit hinausgehende Engagement eines Unternehmens zur Lösung gesellschaftlicher Probleme. Wesentliches Element von Corporate Citizenship ist die bewußte und gezielte Kommunikation des gesellschaftlichen Engagements gegenüber möglichst vielen Zielgruppen.“ (Westebbe 1995: 17). Diese Definitionen lassen einen eindeutigen Planungscharakter erkennen. Corporate Citizenship gilt demnach als ein Managementkonzept auf strategischer sowie auf operativer Ebene. Es ist weiterhin festzustellen, dass alle Aussagen vom Unternehmen als „Bürger“ sprechen und es die Aufgabe für jedes Unternehmen ist, dieser Rolle gegenüber der Gesellschaft gerecht zu werden. Dies soll freiwillig anhand von auf Verantwortung beruhenden Unternehmensentwicklung bzw. Strategien stattfinden, Unternehmensphilosophie/ die -kultur Teil der sind. Auf strategischer Ebene sollen Leitlinien – bspw. in Form eines „Code of Conduct“ oder einer Unternehmenspolitik – entwickelt werden, um dann auf operativer Ebene Maßnahmen zu entwickeln, umzusetzen und zu kommunizieren. Das Konzept des Corporate Citizenship soll als aktiver, antizipativer und präventiver Prozess verstanden werden, der versucht, so viele Stakholderbedürfnisse wie möglich zu befriedigen. Zu den Zielgruppen gehören z.B. Mitarbeiter, Kunden, Aktionäre, Regionen, aber auch Lieferanten, Universitäten, die Medien und ähnliches. Dementsprechend vielseitig sind auch die Aufgabenstellungen und Instrumente, die unter dem Begriff Corporate Citizenship vereinigt werden können. Auf diesen Punkt wird näher in Kapitel 2.2 und 2.3 eingegangen. Corporate Citizenship (CC) wird somit von Unternehmen geleistet, die gesellschaftliche Verantwortung übernehmen und sich sozial engagieren. Sie verstehen sich als aktive Mitglieder der Gesellschaft und gestalten das soziale Umfeld mit. 6 Corporate Social Responsibility (CSR) ist ein Begriff der häufig im selben Zusammenhang genannt wird. Er bezeichnet die weltweite Verantwortung von Unternehmen als Teil der globalen Gesellschaft. Umweltverträglichkeit der Produktion, fairer Handel und soziale Standards die für alle Mitarbeiter Geltung besitzen, sollen gesichert werden. Dieser Begriff stellt die grundsätzlich existierende Verantwortung gegenüber der weltweiten Gesellschaft und nicht nur der umliegenden Bürger der Unternehmen dar. Laut dem Grünbuch zur sozialen Verantwortung von Unternehmen wird CSR als ein Konzept definiert, „dass den Unternehmen als Grundlage dient, auf freiwilliger Basis soziale Belange und Umweltbelange in ihre Unternehmenstätigkeit und in die Wechselbeziehungen mit den Stakeholdern zu integrieren. Sozial verantwortlich handeln heißt nicht nur, die gesetzlichen Bestimmungen einhalten, sondern über die bloße Gesetzeskonformität hinaus ‚mehr’ investieren in Humankapital, in die Umwelt und in die Beziehungen zu anderen Stakholdern.“ (Europäische Kommission 2001: 8). Der Unterschied der beiden Begriffe liegt nun darin, dass CC das Unternehmen als aktiven Bürger innerhalb der lokalen Gesellschaft mitsamt all seinen Pflichten ansieht. CSR ist hingegen die grundsätzliche Erkenntnis über die weltweite soziale Verantwortung eines jeden Unternehmens. Es ist festzustellen, dass eine deutliche Abgrenzung der Begriffe schwer in der Wirtschaftswelt zu finden ist. Zunehmend werden beide Begriffe von den Unternehmen gleichgestellt verwendet, wodurch die Aufstellung einer allgemeingültigen Definition erschwert wird. Weitere Begriffe, die in der Diskussion um die soziale Verantwortung der Unternehmen verhäuft auftauchen sind „Corporate Volunteering“ und „Corporate Giving“. Bei ersterem werden die Mitarbeiter eines Unternehmens direkt in ein soziales Projekt einbezogen. Unternehmen stellen ihre Mitarbeiter für das bürgerschaftliche Engagement frei oder es werden Projekte initiiert, bei denen die Beschäftigten für einen begrenzten Zeitraum mitwirken. Mit dem Begriff „Corporate Giving“ hingegen wird das Spendenwesen und Sponsoring eines Unternehmens zusammengefasst. Diese beiden Begriffe sind jedoch oftmals ein Teil des Grundkonzeptes um CC und CSR und dienen somit eher als ein Instrument zur Umsetzung. Eine nähere Erläuterung der einzelnen Instrumente folgt in den nachstehenden Kapiteln. 7 „Corporate Governance“ die „Art und Weise der Unternehmensführung und – überwachung“ (Peemöller 2000: 653) wird ebenfalls zunehmend mit der gesellschaftlichen Verantwortung von Unternehmen in Zusammenhang gebracht.2 Ziel ist es, eine optimale Form der Führung innerhalb des gesetzlichen Rahmens zu erlangen, die sich mit internen sowie externen Kontroll- und Überwachungsmechanismen eines Unternehmens beschäftigt. Dementsprechend wird Corporate Governance als verantwortliche Führung von Unternehmen verstanden und stellt einen weiteren Teil der sozialen Verantwortung dar. CC genauso wie CSR orientieren sich an der seit einigen Jahren geführten Nachhaltigkeitsdebatte und dem damit verbundenen „Triple-Bottom-Line Prinzip“. Die drei Säulen der Nachhaltigkeit – ökonomisch, ökologisch, sozial – bilden im TripleBottom-Line Prinzip drei unterschiedlichen Arten von Kapital: Geldkapital, Natur(umwelt)kapital und Sozialkapital. Nachhaltige Unternehmen müssen gemessen an allen drei Kapitalformen erfolgreich sein und diese gleichberechtigt behandeln (vgl. Elkington 1997). Konkret wird argumentiert, dass z.B. nur zufriedene Mitarbeiter, die unter vernünftigen sozialen und umweltfreundlichen Bedingungen arbeiten, zu langfristigen Produktivitätssteigerungen in der Lage sind. Wichtig zu beachten beim „Triple Bottom Line Prinzip“ ist die langfristige Planungsebene. Für Reinhold Kopp, Generalbevollmächtigter und Leiter der Regierungsbeziehungen der Volkswagen AG, ist „[…] Corporate Social Responsibility also […] die Konkretisierung der Nachhaltigkeit im sozialen Bereich. Wir sehen uns eingebettet in dieses magische Dreieck aus ökonomischer Verantwortung, ökologischer Verantwortung und sozialer Verantwortung. Wir haben diese drei Ziele zu integrieren, in ein gegenseitig stabiles System zu bringen" (Kopp 2002: 28). McIntosh, Thomas, Leipziger und Coleman sehen „Corporate Citizenship, as a progression from CSR” und dementsprechend “[…] seen as a fuller understanding of the role of business in society.” (McIntosh/ Thomas/ Leipziger/ Coleman 2003: 16). Folglich ist festzuhalten, dass bei einer genaueren Betrachtung des Begriffs des Corporate Citizenships drei Einflussgrößen zu berücksichtigen sind: Corporate Social 2 Verstärkt wurde dies durch Wirtschaftsskandale wie Enron und Worldcom oder aktuell Parmalat wobei die Rechenschaftspflicht als auch die Verantwortung von Unternehmen, Geschäftsführung und Vorständen hier die Hauptaspekte bilden. 8 Responsibility (CSR), Sustainable Development und Corporate Governance. Sie alle haben zu der Entwicklung von Corporate Citizenship maßgeblich beigetragen und bilden das Gerüst für den definitorischen Rahmen. Welche thematischen Bereiche nun genau zu der sozialen Verantwortung von Unternehmen gehören wird im folgenden Abschnitt näher betrachtet. 2.2 Bereiche der sozialen Verantwortung von Unternehmen Die gesellschaftliche Verantwortung von Unternehmen kann viele unterschiedliche Ausprägungen haben. Manche Aspekte beleuchten z.B. die Verpflichtungen gegenüber der umliegenden Gemeinde. Andere hingegen fühlen sich durch ihren Produktionsstandort verpflichtet sich um die Einhaltung der Menschenrechte zu bemühen und dafür Sorge zu tragen, dass keine so genannten „Sweatshops“ in Dritte Welt Ländern durch eventuelle Zuliefererverträge unterstützt werden.3 Je nach dem, in welchem gesellschaftlichen Umfeld sich das Unternehmen befindet und welche Art von Stakeholder es konsultiert, sind unterschiedliche soziale Belange von Bedeutung und resultieren schließlich in unterschiedlichen Aktivitäten in diesen Bereichen. Im Laufe der letzten Jahre haben sich zahlreiche Institutionen sowie NGOs mit der sozialen Verantwortung von Unternehmen auseinandergesetzt und sich Gedanken darüber gemacht, welche Themen in den sozialen Verantwortungsbereich der Unternehmen fallen und wie sie sich innerhalb dieser engagieren können. In der Brundtland-Definition, welche der Ursprung des Nachhaltigkeitsgedankens ist, wird besonderer Wert auf die intragenerationale Verteilungsgerechtigkeit zwischen arm und reich, genauso wie zwischen Nord und Süd gelegt (vgl. Weltkommission 1987). Dabei benennt diese Definition nicht nur konkrete soziale Problemfelder wie Langzeitarbeitslosigkeit und Massenarmut, sondern fordert auch einen langfristig wirksamen Schutz der sozialen Kohärenz einer Gesellschaft. 3 Ein Sweatshop (schweißtreibende Fabrik) ist eine Fabrik, üblicherweise in einem Entwicklungsland oder einem Land der "Dritten Welt", wo Menschen für einen sehr geringen Lohn, welcher in den meisten Fällen weit unter dem Mindestlohn liegt, arbeiten. Vgl.: http://www.sweatshops.org 4 Vgl.: http://www.csreurope.org 9 CSR Europe ein Netzwerk europäischer Unternehmen, bemüht sich, Dialoge zwischen Unternehmen, Politik und NGOs bzgl. CSR zu organisieren.4 CSR Europe unterteilt die Verantwortungsbereiche eines Unternehmens in Arbeitsplatz, Gemeinwesen, Ethik, Menschenrechte, Umwelt und Markt (vgl. CSR Europe 2003: 6-7). Die Global Reporting Initiative (GRI), welche konkrete Leitlinien für die Erstellung von Nachhaltigkeitsberichten aufgestellt hat, sieht die Schwerpunkte in folgenden Kategorien: direkte ökonomische Auswirkungen, Umwelt, Arbeitsbedingungen und angemessene Arbeit, Menschenrechte, Gesellschaft und Produktverantwortung (vgl. Global Reporting Initiative 2002: 31).5 Für den Global Compact (GC), eine von UN-Generalsekretär Kofi Annan wertorientierte Plattform für institutionelle Lernprozesse, sind wiederum Menschenrechte, Arbeitsstandards und Umweltschutz von höchster Priorität (vgl. Global Compact 2003: 6).6 Daraus resultierend definiert jedes Unternehmen seine eigenen Prioritätenbereiche. So stellt z.B. Jörg Hartmann von der BASF Aktiengesellschaft insbesondere „Grundrechte und Gesetze, Marktverhalten, Lobbying, Wirtschafts- und Unternehmensethik, kulturelle Identitäten, Geschlechtergleichstellung, Kommunikation, Dialog, funktionierende Regionen und mehr“ (Hartmann 2001: 39-40) in den Vordergrund. Es existieren noch weitaus mehr unterschiedliche Einschätzungen, jedoch lassen sie sich in die vier Hauptkategorien: ▪ Arbeitsbedingungen, ▪ Menschenrechte, ▪ Gesellschaft und ▪ Umweltschutz einteilen. Obwohl die Punkte Arbeitsbedingungen und Menschenrechte eng miteinander verknüpft sind, werden zwei Kategorien gebildet, da verhindert werden soll, dass der 5 Vgl.: http://www.globalreporting.org Vgl.: http://www.unglobalcompact.org 7 Vgl.: ILO: http://www.ilo.org, BauA: http://www.baua.de 6 10 Aspekt der Arbeitsbedingungen als weniger wichtig empfunden wird, als der der Menschenrechte. Den Rahmen für beide Bereiche bildet die UN-Deklaration der Menschenrechte (vgl. United Nations 1948), aus denen auch die einzelnen ILO Konventionen entstanden sind. 2.2.1 Arbeitsbedingungen Dieser Bereich beschäftigt sich mit dem Humankapital des Unternehmens – den Arbeitnehmern. Nur durch angemessene Arbeitsbedingungen hat das Unternehmen die Möglichkeit, das gesamte Potential ihrer Arbeitnehmer zu nutzen und somit bessere Chancen gegenüber der Konkurrenz sowie Wettbewerbsvorteile zu generieren. Dieser Aspekt lässt sich in fünf Teilbereiche einteilen: ▪ Gesundheits- und Arbeitsschutz Hier wird die Verantwortung eines jeden Unternehmens für angemessene Gesundheitsund Arbeitsschutzmaßnahmen aller Arbeitnehmer Sorge zu tragen in den Vordergrund gestellt. Neben der deutschen gesetzlichen Verpflichtung zur Durchführung von Maßnahmen des Arbeitsschutzes zur Verbesserung der Sicherheit und des Gesundheitsschutzes der Beschäftigten bei der Arbeit (vgl. Arbeitsschutzgesetz 1996), ist auch eine darüber hinausgehende freiwillige Verpflichtung zur Verringerung von z.B. Betriebsunfällen für jedes Unternehmen Teil der sozialen Verantwortung. Dies kann am effektivsten durch ein Gesundheits- und Sicherheitsmanagementsystem innerhalb des Unternehmens gewährleistet werden. Hierfür ist es z.B. erforderlich, dass Maschinen regelmäßig gewartet und adäquate Sicherheitsvorkehrungen getroffen werden. Des Weiteren sind kontinuierliche Schulungen zu diesem Thema notwendig und ebenso die Einrichtung von Gesundheits- und Sicherheitskomitees, in denen Management und Angestelltenvertreter ihren Platz haben. Innerhalb dieser Komitees ist es wiederum möglich, konkrete Grundsätze oder Programme zu Themen wie bspw. HIV/Aids zu entwickeln, in denen der Umgang mit der Krankheit geregelt wird oder aber auch Lehrgänge über den korrekten Umgang mit Maschinen angeboten werden, um die Unfallrate auf ein Minimum reduzieren zu können. 11 Hilfe für die Entwicklung und Umsetzung solcher Managementsysteme bieten z.B. die „Guidelines for Occupational Health Management Systems” der International Labour Organization (ILO) oder der nationale Leitfaden für Arbeitsschutzmanagementsysteme der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA).7 Wichtig in diesem Zusammenhang ist der vorsorgende Aspekt der Gesundheits- und Sicherheitsmanagementsysteme, der es den Unternehmen erlaubt frühzeitig negativen Ereignissen entgegenwirken zu können und so das Vertrauen der Mitarbeiter in das Unternehmen zu stärken. ▪ Lohn und Zusatzleistungen Der Aspekt des Lohns und die etwaigen Zusatzleistungen für die Arbeitnehmer sind insbesondere für Unternehmen von Bedeutung, die Produktionsstandorte in Entwicklungsländern unterhalten. Hier sollte auf die Einhaltung des von der ILO festgesetzten Mindestlohns geachtet werden, welcher die Kosten für Wohnung, Kleider und Essen decken sowie zusätzliche Ausgaben ermöglichen sollte. Weiterhin sollte es Teil der sozialen Verantwortung von Unternehmen sein, bestimmte Zusatzleistungen, wie z.B. Krankenversicherung, Rentenvorsorge, Kinderbetreuung oder flexible Arbeitszeiten anzubieten. Durch diese Maßnahmen kann die Zufriedenheit und somit auch die Motivation der Mitarbeiter erhöht werden, woraus wiederum Vorteile für das Unternehmen erwachsen. An günstigen Produktionsstandorten, wie z.B. in Entwicklungsländern, sollten sich Zusatzleistungen mit bspw. den Auswirkungen der Kinderarbeit beschäftigen. In diesem Fall könnte das Unternehmen vormittags die Ausbildung der Kinder finanzieren und am Nachmittag die Arbeit zur Unterstützung der Familie stattfinden. ▪ Chancengleichheit am Arbeitsplatz Ein weiterer Aspekt der eines jeden Unternehmens sollte die Sicherstellung der Chancengleichheit insbesondere bei Anstellung, Beförderung und Vertragsbeendigung unabhängig von Rasse, sozialer Klasse, Geschlecht, Religion, Behinderung, Gewerkschafts- oder Parteizugehörigkeit sein. Diesbezüglich könnten z.B. konkrete Gleichstellungsgrundsätze und -programme sowie Überwachungssysteme zur Sicherung 12 deren Einhaltung und deren Ergebnisse eingeführt werden. Frauenquoten sind ein weiteres Instrument zur Erlangung dieser Chancengleichheit. Oftmals werden diese von Frauenförderungsprogrammen begleitet, die bei der Erlangung einer Führungsposition im Unternehmen behilflich sein sollen. ▪ Aus- und Weiterbildung Die Aus- und Weiterbildung der Arbeitnehmer bildet ebenfalls einen wichtigen Aspekt in der Generierung von neuem Arbeitspotential. Durch gut geschulte Arbeitskräfte kann das Unternehmen eine große Bandbreite an Vorteilen gewinnen und daraus wiederum seine Wettbewerbsposition festigen. Unternehmen haben die Möglichkeit diese Vorteile z.B. durch die Freistellung ihrer Arbeitnehmer für spezifische Seminare oder Workshops zu erlangen. Des Weiteren könnten Unterstützungsprogramme zur Sicherung der Beschäftigungsfähigkeit von Angestellten oder auch zur Beendigung der Karriere eingeführt werden. Durch konkrete Aus- und Weiterbildungsprogramme kann unter anderem die Unternehmensphilosophie stärker eingeprägt und somit auch konsequenter gelebt werden. Hierdurch soll außerdem die Fähigkeit eines lebenslangen Lernens vermittelt und das erneute Begehen von Fehlern vermieden werden. ▪ Arbeitgeber-Arbeitnehmer-Beziehungen Grundsätzlich sollte hier das Recht auf Vereinigungsfreiheit gewährleistet sein und Mitarbeitern das Recht auf Mitgliedschaft in einer Gewerkschaft zugesprochen werden. Diese sollten von Unternehmen akzeptiert werden. Zur gemeinschaftlichen Lösung von Problemen gilt darüber hinaus ein stetiger Dialog als Voraussetzung. Gleichzeitig wird so Unzufriedenheiten vorgebeugt. Dementsprechend sollten auch Entlassungen oder Restrukturierungsmaßnahmen gewerkschaftlichen Vertreter zuvor mit abgestimmt einem werden, Betriebsrat um oder einem Ungerechtigkeiten auszuschließen. Bestimmte Verfahren zur Information, Beratung und Verhandlungen über Veränderungen im Berichtszeitraum sollen den Angestellten zur Verfügung stehen. Insgesamt werden unternehmensinterne und personalbezogene Bereiche berührt. Werden Maßnahmen zur Verbesserung der internen Arbeitssituation erst einmal geschaffen, erwachsen daraus Vorteile bzgl. der Produktivität, der Motivationssteigerung und allgemeinen Zufriedenheit sowie interner verbesserter Kommunikation. Auf diese Vorteile wird näher in Kapitel 4.2 eingegangen. 13 2.2.2 Menschenrechte Durch die Auswirkungen des Zweiten Weltkriegs proklamierte die UNO- Generalversammlung am 10. Dezember 1948 die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte, die auf dem Grundsatz beruht, dass alle Menschen gleiche und unveräußerliche Rechte besitzen, die auf der ihnen gemeinsam innewohnenden Würde basieren (vgl. United Nations 1948). Im Laufe der Jahre entwickelten sich weitere internationale sowie regionale Abkommen. Daraus resultierend stieg die Erwartungshaltung an die Wirtschaft und Unternehmen wurden angehalten, sich an die international verkündeten Menschenrechte zu halten und diese zu unterstützen. Des Weiteren sollen Unternehmen dafür Sorge tragen, dass ihr eigenes unternehmerisches Handeln sich nicht an Menschenrechtsverletzungen beteiligt bzw. diese gar fördert. Unter dem Aspekt der Menschenrechte fallen z.B. der strikte Verzicht auf Kinderarbeit, Zwangsarbeit und Arbeitsverpflichtungen genauso wie Disziplinarverfahren in jeglicher Form. Ein Unternehmen, welches sich als Corporate Citizen verhält, sollte Sweatshops vermeiden bzw. keine Verträge mit diesen schließen. Denn in diesen Fabriken, die vorwiegend in Entwicklungsländern anzutreffen sind, werden die international anerkannten Menschenrechte nicht ausreichend umgesetzt. Falls ein Unternehmen einen solchen unterhalten sollte und sich aus Reputationsgründen zur Schließung entscheidet, hat das Unternehmen die Aufgabe die Konsequenzen, wie z.B. Arbeitslosigkeit der ehemaligen Arbeiter, zu tragen und somit sich auch für die Klärung dieser einzusetzen. Unternehmen haben weiterhin die Möglichkeit durch Training von Angestellten auf Grundsätze und Verfahren zur Beachtung aller Menschenrechte aufmerksam zu machen, die für die Geschäftstätigkeit relevant sind, im Verantwortungsbereich der Organisation liegen und somit Teil des Leitgedankens der Sozialen Verantwortung sind. Der Aspekt der Menschenrechte sollte ebenfalls Teil der Unternehmensphilosophie/kultur sein, um die tatsächliche Umsetzung dieses Gedankenguts innerhalb der Organisation auch gewährleisten zu können. Denn z.B. durch Workshops in diesem Bereich kann die soziale Kompetenz der Mitarbeiter verbessert werden und in den alltäglichen unternehmerischen Entscheidungen mit einfließen. Außerdem ist es notwendig alle Zuliefer- und Abnehmerbetriebe auf ihre Menschrechtseinhaltung zu überprüfen und dann bei eventueller Nichteinhaltung Verträge zu kündigen, wobei dem 14 Stakeholder Dialog immer oberste Priorität zugeordnet werden muss. Unternehmen sollten ihre Position dazu nutzen, positive Auswirkungen im betroffenen Unternehmen zu bewirken und Missstände in gemeinschaftlicher Arbeit zu beheben. Eine radikale Kündigung könnte das unternehmerische Risiko für das Zuliefererunternehmen eher noch verschlimmern. 2.2.3 Gesellschaft Jedes Unternehmen ist Teil seines eigenen Umfelds. Es muss sich mit den Belangen und Bedürfnissen seiner Anwohner, die in diesem Falle die Stakeholder Gruppe widerspiegelt, auseinandersetzen. Teil der Gesellschaft zu sein ist das Hauptziel des Corporate Citizenship Konzepts und kann global, national oder auch regional geschehen. Je nachdem, welche Stakeholder in der Region des Unternehmens angesiedelt sind, hat dies Einfluss auf den Nutzen verschiedener Projekte. Ein Arbeitnehmer in Indien hat z.B. andere Bedürfnisse als ein Angestellter in Deutschland. Variierend muss das Unternehmen in der Lage sein diese unterschiedlichen Anliegen zu erkennen, dementsprechend damit umzugehen und differierende Entscheidungen zu fällen. Es sind fünf Unterscheidungen zu treffen: ▪ Spenden und Partnerschaften (Corporate Giving) Das wesentliche Merkmal des Corporate Giving, auch häufig mit Spenden- und Stiftungswesen gleichgesetzt, ist die kostenlose Überlassung von Gütern und Leistungen des Unternehmens. Je nachdem, was das Unternehmen gewerblich vermarktet, kann dies zu nicht kostendeckenden Konditionen oder kostenfrei gespendet werden. Geld- und Sachzuwendungen und Nutzungsgestattungen genauso wie Dienstleistungen können hier als Instrumente dienen. Spenden sind zum größten Teil an soziale, kulturelle oder andere gemeinnützige Einrichtungen adressiert. Hier wird keine Gegenleistung verlangt, sondern ein Imagegewinn für das Unternehmen intendiert. Beim Sponsoring hingegen wird eine Gegenleistung vom Geförderten verlangt. Dies kann z.B. durch die Nennung des Fördernden auf der Webseite des Geförderten geschehen. Durch das Stiftungswesen schafft das Unternehmen schließlich eine Art Durchführungsorganisation für ihr soziales Engagement. Diese Einrichtungen erhalten ihr Vermögen von den Unternehmen, sind aber rechtlich unabhängige Einheiten, deren 15 Zweck allein in der Förderung des Gemeinwohls liegt. „Die Errichtung einer gemeinnützigen Stiftung und deren erfolgreiche Tätigkeit können aus Sicht des Konzeptes des Corporate Citizenship, der Entwicklung und Stärkung einer spezifischen Corporate Identity, der Unternehmenskultur und der strategischen Unternehmenskommunikation zusammenfassend als positiv bzw. diese insgesamt fördernd angesehen werden“ (Weger 2000). Der Imagegewinn des Unternehmens spielt hier jedoch oftmals die Hauptrolle, insbesondere wenn die Stiftung den Namen des Unternehmens trägt. ▪ Engagement von Mitarbeitern im Gemeinwesen (Corporate Volunteering) Den Angestellten selbst kann die Möglichkeit gegeben werden, sich sozial außerhalb des Unternehmens zu engagieren. Das so genannte Corporate Volunteering bezeichnet den persönlichen Einsatz der Mitarbeiter. Diese erbringen eine produktive Leistung, die Anderen außerhalb des Unternehmens dient. Zum einen kann dies durch so genannte Secondment-Programme geschehen, bei denen Mitarbeiter für ausgesuchte Non-ProfitProjekte freigestellt werden um sozialen Arbeiten nachgehen zu können. Janning und Bertjes (vgl. Janning/ Bertjes 1999) verweisen hier beispielhaft auf den in den USA von Unternehmen praktizierten „day of caring“, der einmal jährlich stattfindet und Mitarbeitern genau diese Möglichkeit gibt. Zum anderen gibt es die Möglichkeit der ehrenamtlichen Tätigkeit. Unternehmer können hier z.B. in lokalen Gremien mitarbeiten und so ehrenamtlich tätig werden. Dies sollte von den Unternehmen gefördert werden, um so externe Lerneffekte im sozialen Bereich der Arbeitnehmer zu unterstützen, die sich dann wiederum positiv auf das soziale Verhalten innerhalb des Unternehmens auswirken. Eine andere Form ist das gemeinschaftliche Volunteering einer gesamten Abteilung oder einer großen Gruppe Mitarbeiter. Hierbei kann es sich z.B. um das Renovieren einer öffentlichen Einrichtung oder eine Umweltsäuberungsaktion handeln. Ziel ist es die Teamfähigkeit zu fördern und einen gemeinnützigen Zweck zu erreichen. ▪ Existenzgründungs- und Beschäftigungsförderung Unternehmen ist Existenzgründungen es auch in möglich, ihrer Einfluss Region bzgl. auszuüben. der Arbeitsplätze Teilweise und beschäftigen Großunternehmen ganze Stadtteile und haben dementsprechend eine weitreichende Verantwortung gegenüber diesen Menschen und somit auch der gesamten städtischen 16 Wirtschaftslage. Vorstellbar wären Projekte und Programme bzgl. Arbeitsplatzschaffung, die in Gemeinden mit hoher Arbeitslosigkeit von großem Vorteil sind. Die Förderung kleiner und mittelständischer Unternehmen könnte ebenfalls Inhalt eines Wirtschaftsförderungsprojektes sein und die lokale Wirtschaftslage stärken. Des Weiteren können sie Einfluss auf die Anzahl der Existenzgründungen haben, indem sie z.B. nachbarschaftsnahe Zulieferer bestimmter Produkte suchen, die dem Großunternehmen eine just-in-time Produktion und geringere Transportkosten ermöglichen können. ▪ Bestechung und Korruption Grundsätzlich sollten Unternehmen Bestechung und Korruption konsequent entgegenwirken. Es sollten Grundsätze, Verfahren/ Managementsysteme sowie Einhaltungsmechanismen, die dieses Themengebiet betreffen, eingeführt werden, um jegliche Versuche unterbinden zu können. Der Dialog mit lokalen Anspruchsgruppen ist ein wichtiger Aspekt, da insbesondere in diesem Bereich sehr viel Vertrauen geschaffen werden kann, wenn Verfahren zur Bestechungs- und Korruptionsvermeidung im Unternehmen offen gelegt werden. Funktioniert dies nicht, werden die Medien und Stakeholder ihre, für das Unternehmen und seinen Erfolg, Konsequenzen ziehen. Ein Weg diese Gefahr zu verringern, besteht z.B. in der Teilnahme an Institutionen, wie z.B. Transparency International, die sich mit der Bekämpfung von Korruption beschäftigen und die Entwicklung von Richtlinien in der Unternehmung, die Dinge wie Annahme von Geschenken von z.B. Lieferanten definieren, Verkaufs- und Kaufsstrategien festlegen und Marketingmaßnahmen überwachen.8 ▪ Politische Unterstützung Große Unternehmen können einen großen Einfluss auf die Politik ausüben, indem sie z.B. an politischen Debatten teilnehmen oder aber auch Geldspenden an politische Parteien und Institutionen tätigen. Hier ist es notwendig, konkrete Grundsätze, Verfahren/ Managementsysteme und Einhaltungsmechanismen einzurichten, die sich mit politischen Lobbying und politischen Beiträgen auseinandersetzen. 8 9 Vgl.: http://www.transparency.org Vgl.: ISO 14000 Reihe: http://www.iso.ch, EMAS Verordnung: http://www.emas-logo.de 17 2.2.4 Umweltschutz Der Bereich des Umweltschutzes ist seit einem wesentlich längeren Zeitraum in der Diskussion und dementsprechend in Industrieländern weiter entwickelt. Nach der Weltkommission Umwelt und Entwicklung (WCED) 1987 und der darauf erstmaligen Einführung des Begriffs der nachhaltigen Entwicklung durch den Brundtland-Bericht, konzentrierten sich Wirtschaft, Politik und NGOs vermehrt auf den ökologischen Bereich und versuchten durch Entwicklung von zahlreichen Konzepten die akuten weltweiten Umweltprobleme zu lösen. Es lag auf der Hand, dass die Wirtschaft aufgrund des immer stärker werdenden öffentlichen Drucks nun umdenken und Maßnahmen zur Verringerung der Umweltbelastungen beitragen musste. Für jedes Unternehmen, welches sich dem Konzept des Corporate Citizenships widmet, ist es unumgänglich auch ökologische Themen zu berücksichtigen. Schadstoffverringerungen, Abfallwirtschaft, Ressourcenschonung und ökologische Produktionsverfahren sind nur einige der zahlreichen Maßnahmen, die ein ökologisch bewusstes Unternehmen zu berücksichtigen hat. Unternehmen sollten versuchen, das Konzept des Produktkreislaufmanagements umzusetzen. Auf diese Weise wird eine größere Kontrolle Abfallaufkommen und der ein besserer Produkte Überblick gewonnen und über das Schadstoff- und Verbesserungsmöglichkeiten aufgewiesen. Inzwischen hat die Mehrheit der Unternehmen konkrete Umweltmanagementsysteme entwickelt und eingeführt, die für einen reibungslosen Ablauf innerhalb der Organisation sorgen. Z.B. durch die Teilnahme an Normen, wie die ISO 14000 oder die EMAS-Verordnung, die extern überprüft und zertifiziert werden, haben Unternehmen an Glaubwürdigkeit und Vertrauen gewonnen.9 Des Weiteren werden die Unternehmen durch die Teilnahme an diesen Normen dazu verpflichtet, einen regelmäßigen UmweltBericht zu veröffentlichen, der alle Umweltbelastungen aber auch Verbesserungen in diesem Bereich auflistet. Den Bürgern wird folglich die Möglichkeit gegeben, einen Einblick in die ökologische Komponente des Unternehmens zu bekommen und ein höheres Vertrauen aufzubauen. Unter anderem besteht auch die Möglichkeit, sich an bestimmten Institutionen, wie z.B. dem Forest Stewardship Council (FSC) zu 18 beteiligen.10 Diese nichtstaatliche, gemeinnützige Organisation setzt sich für eine ökologische und sozial verantwortliche Nutzung der Wälder dieser Erde ein und wird weltweit von Umweltorganisationen, Gewerkschaften, Interessensvertreter einheimischer Völker und zahlreichen Unternehmen aus der Forst- und Holzwirtschaft unterstützt. Ziel ist es, einen Beitrag zur Verbesserung der weltweiten Waldbewirtschaftung zu leisten. Anhand einer Plattform wird versucht, einen Konsens über nachhaltige Waldwirtschaft zu erlangen. Hieraus werden dann konkrete Bewirtschaftungsstandards entwickelt und Vermarktungsmechanismen von entsprechend erzeugten Waldprodukten abgeleitet. Diesem dient ein FSC-Siegel, welches auf den entsprechenden Produkten abgebildet ist. Nur Waldbesitzer die eine externe Zertifizierung erfolgreich bestanden haben, dürfen ihr Holz mit diesem Siegel kennzeichnen. Ebenfalls wird durch weitere Prüfungen sichergestellt, dass auch bei der Weiterverwertung kein nicht-zertifiziertes Holz mit zertifiziertem Holz gemischt wird. So soll gewährleistet werden, dass der Verbraucher auch tatsächlich Holz aus einer nachhaltigen Waldbewirtschaftung erworben hat. Mitglieder unterstützen die Organisation hauptsächlich durch finanzielle Hilfe in Form von Spenden, können sich aber auch durch eine aktive Mitgliedschaft an Arbeitsgruppen der Organisation mit entsprechendem Stimmrecht beteiligen. Haben die Unternehmen die einzelne Bereiche des gesellschaftlichen Engagements und ihren Verantwortungsbereich analysiert, ihre einzelnen Stakeholder bestimmt und sich für bestimmte Aktionen entschieden, ist es von entscheidender Bedeutung ihre Bereitschaft als „Corporate Citizen“ zu kommunizieren. Nur durch Kommunikation und einen stetigen Dialog mit Anspruchsgruppen und Regierungen ist es Unternehmen möglich, das Konzept des Corporate Citizenship umzusetzen und sich auch tatsächlich als Bürger in der Gesellschaft eingliedern zu können. Die einzelnen Kommunikationsund Umsetzungsmöglichkeiten werden im folgenden Kapitel untersucht. 10 Vgl.: http://www.fsc-deutschland.de 19 2.3 Kommunikation und Umsetzung der sozialen Verantwortung von Unternehmen Corporate Citizenship bedeutet laut Definition „die Zuwendung des Unternehmens zur Öffentlichkeit“ (Behrent 2003: 32) und somit auch zu jeglichen Formen der Medien. Folglich wird dieses Konzept bzw. das Leitbild gerne in die Sparte der Public Relations integriert. Unternehmen sind durch die Skandalsuche der Medien häufig Gegenstand kritischer Berichterstattung und werden infolgedessen sehr vorsichtig mit Veröffentlichungen bestimmter Themenbereiche umgehen. Geht ein Unternehmen mit Themen wie z.B. der Einrichtung bestimmter ethischer Standards innerhalb der Organisation an die Öffentlichkeit, wird dies oft als reine Werbeaktion tituliert. Tun sie dies jedoch nicht, wird ihnen vorgeworfen, sich nicht um diese Aspekte kümmern zu wollen. Für Michael Behrent, Kommunikationsberater für Unternehmen und Organisationen, ergeben sich für Corporate Citizenship drei kommunikative Dilemmata: „▪ Das Glaubwürdigkeits-Dilemma: Wer seine guten Absichten betont, dem glaubt man nicht. ▪ Das Aufmerksamkeits-Dilemma: Bad news are good news. Es gelingt nur schwer, ein Bewußtsein über das Engagement zu schaffen. Dagegen kommt jede Verfehlung leicht zu großer Publizität. ▪ Das Leadership-Dilemma: Egal wie viel man tut, es wird immer zu wenig sein.“ (Behrent 2003: 33). Um diesen Dilemmata erfolgreich entgegenwirken zu können, muss die Kommunikation mit den jeweiligen Anspruchsgruppen oberste Priorität haben. Es müssen Vorurteile beiseite geräumt und Überzeugungsarbeit geleistet werden. Dies sollte nicht durch große, aufwendige Auftritte innerhalb der Medienwelt stattfinden, sondern angemessen und konkret mit den Stakeholdern diskutiert und kommuniziert werden. Weiterhin ist im Bereich der Kommunikation zu beachten, dass Nachhaltigkeitsberichte nur von einer kleinen interessierten Gruppe der Gesellschaft wahrgenommen bzw. gelesen werden (vgl. ECC Group 2002: 11) und somit Unternehmen auch dieses Dilemma beachten und zugleich beseitigen sollten. Bzgl. der genauen Umsetzung von Corporate Citizenship sind im Laufe der letzten Jahre zahlreiche Institutionen hervorgegangen, die eine große Anzahl verschiedener Arten 20 von Richtlinien, Standards, Codes of Conducts und Managementsystemen anbieten. Aus diesem Grund ist es notwendig, einen Zusammenhang zwischen dieser Vielfalt herauszuarbeiten, um so eine angemessene Umsetzung von sozialer Verantwortung in der Praxis gewährleisten zu können. Laut McIntosh, Thomas, Leipziger und Coleman repräsentieren genau acht globale Initiativen die Bemühungen um die Umsetzung von Corporate Citizenship am besten: der UN Global Compact, die Global Reporting Initiative, die OECD Guidelines for Multinational Enterprises, die ILO Conventions, die ISO 14000 Reihe, die Global Sullivan Principles, der AccountAbility 1000S sowie der Social Accountability 8000 Standard (vgl. McIntosh/ Thomas/ Leipziger/ Coleman 2003: 98-99). Diese Initiativen werden von den meisten Unternehmen anerkannt und umgesetzt, da sie multi-sektoral sind und somit von Unternehmen in den unterschiedlichsten Branchen umgesetzt werden können. Einige sollen beispielhaft in diesem Kontext erläutert werden, da sie eine innovative organisationale Antwort auf die Corporate Citizenship Diskussion bieten. Es werden drei verschiedene Formen der Teilnahme an diesen Institutionen unterschieden, die in den folgenden Abschnitten näher erläutert werden. 2.3.1 Teilnahme an internationalen, nationalen oder regionalen Institutionen International existieren zahlreiche Institutionen, die sich mit dem Thema Corporate Citizenship auseinandersetzen und Vorschläge zu einer optimalen Umsetzung dieses Konzeptes entwickeln. Viele dieser Einrichtungen dienen als Diskussionsplattform für Unternehmen, die sich gesellschaftlich engagieren und ihre Erfahrungen in Netzwerken austauschen wollen. Sie sollen dabei als eine Art „Thinktank“ fungieren, in denen Erfolge und Misserfolge als Grundlage für einen gemeinschaftlichen organisatorischen Lernprozess dienen, der für die Entwicklung sowie Weiterentwicklung eines konkreten Corporate Citizenship Konzepts unumgänglich ist. Diese Einrichtungen werden in den meisten Fällen von zahlreichen Unternehmen sowie Vertretern von NGOs unterstützt, so dass auch gewährleistet werden kann, dass diese Anspruchsgruppen ihre Bedürfnisse zur Aussprache bringen können. Aus Übersichtlichkeitsgründen soll hier exemplarisch 21 auf vier Institutionen eingegangen werden, unterteilt in international, europaweit und national.11 ▪ International: Global Compact und WBCSD Durch die Initiative des UN-Generalsekretärs Kofi Annan wurde 1999 auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos der so genannte UN Global Compact vorgestellt.12 Dieser Pakt, geltend zwischen den Vereinten Nationen und zahlreichen Wirtschaftsunternehmen, soll für eine stärkere Zusammenarbeit zwischen den Vereinten Nationen, der Wirtschaft und anderen gesellschaftlichen Gruppen sorgen und für die Durchsetzung zentraler Ziele der UNO nutzbar gemacht werden. Die Teilnehmer des Global Compacts beinhalten die UN (Secretary-General’s Office, Officer of the High Commissioner for Human Rights, ILO, UNEP, UNDP), die International Confederation of Free Trade Unions (ICFTU), mehr als ein Dutzend transnationale NGOs wie z.B. Amnesty International und der WWF und zahlreiche Wirtschaftsunternehmen. Die teilnehmenden Unternehmen werden dazu aufgefordert, sich neun Prinzipien zu Eigen zu machen und diese freiwillig in ihre Unternehmenspolitik zu verankern. Zusätzlich wird erwartet, dass die Teilnahme und Unterstützung öffentlich bekundet wird, z.B. in Jahresberichten oder Presseerklärungen. Sie ergeben sich aus der „Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte“13, der „Erklärung der Internationalen Arbeitsorganisation über grundlegende Prinzipien und Rechte bei der Arbeit“14 sowie aus dem Weltsozialgipfel von Kopenhagen 199515 und dem Umweltgipfel von Rio 199216. Die einzelnen Prinzipien lauten: 11 Vgl. hierzu weitere Institutionen wie z.B. OECD-Leitsätze für multinationale Unternehmen (http://www.oecd.org); Principles for Global Corporate Responsibility von der ICCR (http://www.iccr.org); The Caux Round Table (http://www.cauxroundtable.org); The Global Sullivan Principles (http://www.globalsullivanprinciples.org). 12 Vgl.: http://www.unglobalcompact.org 13 Vgl.: Resolution 217 A (III) der Generalvollversammlung vom 10. Dezember 1948. Abrufbar unter http://www.uno.de 14 Vgl.: http://www.ilo.org 15 Dieser Weltgipfel für soziale Entwicklung vom 6–12.März 1995 in Kopenhagen befasste sich vorrangig mit der Armutsbekämpfung. Er endete mit der „Kopenhagener Deklaration für soziale Entwicklung“. Vgl.: http://www.un.org/Depts/german/wirtsozentw/socsum/socsum1.htm 16 Ziel war es, die Weichen für eine weltweite nachhaltige Entwicklung zu stellen, nachdem mit dem Brundtland-Bericht erstmals die Idee einer solchen Entwicklung zur Diskussion stand. Es kamen fünf Dokumente zustande, die von vielen Seiten als ein erfolgreicher Schritt für eine globale Umwelt- und Entwicklungspartnerschaft gesehen werden. Vgl.: http://www.unep.org 22 UN Global Compact Prinzipien Menschenrechte 1. Die Wirtschaft soll die international verkündeten Menschenrechte in ihrem Einflussbereich unterstützen und achten und 2. sicherstellen, dass sie nicht zum Komplizen von Menschenrechtsverletzungen wird. Arbeitsbeziehungen 3. Die Wirtschaft soll die Vereinigungsfreiheit wahren und die wirksame Anerkennung des Rechts auf Tarifverhandlungen gewährleisten sowie ferner auf 4. die Beseitigung aller Formen der Zwangs- oder Pflichtarbeit, 5. die tatsächliche Abschaffung der Kinderarbeit und 6. die Beseitigung von Diskriminierung in Beschäftigung und Beruf hinwirken. Umwelt 7. Die Wirtschaft soll umsichtig an ökologische Herausforderungen herangehen, 8. Initiativen zur Förderung eines verantwortlicheren Umgangs mit der Umwelt durchführen und 9. sich für die Entwicklung und Verbreitung umweltfreundlicher Technologien einsetzen. Abbildung 1: Die UN Global Compact Prinzipien (eigene Darstellung, vgl. Global Compact 2003). Des Weiteren sollen Unternehmen Belege aus ihrer Geschäftstätigkeit für ihr Engagement im Global Compact auf der Internetseite des Paktes veröffentlichen, um so einerseits anderen Unternehmen nachahmenswerte Beispiele zu liefern und andererseits NGOs und der interessierten Öffentlichkeit Gelegenheit zur Stellungnahme zu geben. Beim Gründungstreffen am 26.07.2001 in New York haben 40 Unternehmen teilgenommen, darunter acht deutsche Wirtschaftsunternehmen. Bis Ende 2001 steigerte sich die Zahl der mitwirkenden Firmen auf über 500. Die Mitgliedsunternehmen werden dazu aufgefordert, mindestens einmal jährlich ihre Erfahrungen auf dem Gebiet des Corporate Citizenships zu dokumentieren und diese dann auf der UN Global Compact Webseite zu veröffentlichen. So entsteht ein Sammelbecken mit „good practice“ Beispielen, mit deren Hilfe jedes Unternehmen Lernprozesse in Gang setzen kann. Der Global Compact sieht sich dementsprechend als ein Lernforum (Learning Forum) an, der durch eine ständige Kommunikation mit all 23 seinen Mitgliedern zu einem Konsens über „good practices“ kommen will. Diese Praktiken werden dann zu konkreten „case studies“ (Fallstudien) ausgearbeitet, auf der Webseite veröffentlicht und sollen daraufhin als eine umfassende Quelle des Lernens für andere Unternehmen und für alle interessierten Stakeholder dienen. John Ruggie, der am Entwicklungsprozess des Paktes maßgeblich beteiligt war, ist der Meinung dass „The hope and expectation is that good practices will help to drive out bad ones through the power of dialogue, transparency, advocacy and competition.” (Ruggie 2002: 32). McIntosh, Thomas, Leipziger und Coleman stellen weiterhin heraus, dass „The Learning Network helps participants share information, derive new insights and develop innovative approaches on the basis of various company experiences.“ (McIntosh/ Thomas/ Leipziger/ Coleman 2003: 181). Festzuhalten ist, dass die Teilnahme am Pakt auf freiwilliger Basis beruht und der UN Global Compact kein rechtlich bindender Verhaltenskodex ist. Des Weiteren werden Geschäftspraktiken und Verhaltensweisen internationaler Wirtschaftsunternehmen nicht überwacht. Dementsprechend ist der Global Compact „ […] als ein internationales Forum konstruiert, um den Austausch von Erfahrungen und Erkenntnissen über Wege zur Vermeidung oder Beseitigung von negativen Auswirkungen der Globalisierung im Bereich der Menschenrechte, der Arbeit und des Umweltschutzes zu ermöglichen.“ (Klee, J./ Klee, U.C. 2003: 45). Den teilnehmenden Unternehmen wird außerdem die Gelegenheit geboten, sich weltweit als verantwortungsbewusstes Unternehmen zu profilieren, da die Vereinten Nationen insbesondere in den Entwicklungsländern einen guten Ruf genießen. Durch die Veröffentlichung der Fallstudien einzelner Mitgliedsunternehmen auf der Webseite des Paktes ist daher ein Imagegewinn zu erwarten, der außerdem die Aufmerksamkeit der Medien auf sich ziehen könnte. Für Stakeholder könnte die Teilnahme der Unternehmen an diesem Pakt weiterhin ein Zeichen für die Bemühungen um „Good Corporate Citizenship“ sein und so ein verstärktes Investitionsinteresse zur Folge haben. Es ist wichtig festzuhalten, dass der Global Compact keine Garantie für ein ganzheitliches verantwortungsvolles Handeln der Unternehmung geben kann. Insbesondere deswegen nicht, weil seine Mitgliederzahl in den letzten Jahren so drastisch gestiegen ist und dadurch die Glaubwürdigkeit abgenommen hat. Ferner können Mitgliedsunternehmen zwar „good practices“ in manchen Gebieten aufweisen, 24 in anderen sind aber oftmals „bad practices“ zu erkennen. Für manche Unternehmen kann somit die Mitgliedschaft auch aus rein strategischen Gründen von Vorteil sein, da sie durch die Teilnahme an diesen Prinzipien die Möglichkeit haben öffentlichem Druck und Kritik entgegenzuwirken. Werden die neun Prinzipien somit nicht ernsthaft umgesetzt, wird sich dies in einer zunehmenden öffentlichen Kritik ausdrücken und der UN Global Compact Firmen von der Teilnahme ausschließen, wie dies auch in manchen Fällen bereits geschehen ist. Die grundsätzliche Kritik am Global Compact stammt aus dem Lager der traditionellen Opposition gegen multinationale Unternehmen und lautet, dass der Pakt „unvermeidlich die Integrität und Neutralität der Vereinten Nationen aushöhlt.“ ( Klee, J./ Klee, U.C. 2003: 52). Des Weiteren fällt auf, dass insbesondere die Anzahl der teilnehmenden Unternehmen in den letzten Jahren stark gestiegen ist und dies Teil eines generellen Glaubwürdigkeitsproblems ist. Kritiker sind der Meinung, dass „[…] viele Unternehmen sich nur zum Schein am Global Compact beteiligen, um ihr Renommee durch die Verbindung mit den Vereinten Nationen aufzupolieren, ohne wirklich zu Änderungen in ihrer Unternehmensführung bereit zu sein.“ (Klee, J./ Klee, U.C. 2003: 52). Außerdem wird die Freiwilligkeit der Teilnahme und Befolgung der Prinzipien kritisiert. Viele Unternehmen erachten eine Teilnahme lediglich aus PR-Gründen für wichtig. Dementsprechend wird von der Opposition ein so genannter „Code of Conduct for Transnational Corporations“ gefordert, der eine strikte Überwachung und Regulierung vorsieht. Da dies jedoch über die finanziellen und institutionellen Kapazitäten der Vereinten Nationen hinausgehen würde, wird von diesem Schritt Abstand genommen. Der World Business Council for Sustainable Development (WBCSD) hat seinen Ursprung in dem Zusammenschluss des Business Council for Sustainable Development (BCSD) in Genf und dem World Industry Council for the Environment (WICE) in Paris.17 Inzwischen sind mehr als 170 internationale Unternehmen Mitglieder des 1995 17 Vgl.: http://www.wbcsd.ch 25 gegründeten Councils, die aus mehr als 35 Ländern und 20 unterschiedlichen Branchen stammen. Des Weiteren existiert ein Netzwerk von 45 nationalen und regionalen Geschäftsräten und Partnerorganisationen in 40 verschiedenen Ländern, welches somit über 1000 global verteilte Führungskräfte einbezieht. Das Ziel des WBCSD ist Marktführerschaft zu erreichen, um so als Katalysator zu einer nachhaltigen Entwicklung beizutragen und die Rolle von Ökoeffizienz, Innovation und gesellschaftlicher Unternehmensverantwortung voranzubringen. In Anlehnung an die Ergebnisse der Konferenz in Rio und der Agenda 21 ist es das Ziel des WBCSD die Zusammenarbeit von Wirtschaft, Regierung und NGOs zu verstärken und formuliert dementsprechend vier Ziele seiner Arbeit: Ziele des WBCSD 1. Marktführerschaft im Bereich der nachhaltigen Entwicklung. 2. Teilnahme an der Politikentwicklung, um auch geeignete Rahmenbedingungen für Unternehmen gewährleisten zu können, die sich effektiv mit der nachhaltigen Entwicklung auseinandersetzen möchten. 3. Austausch von best practices unter den Mitgliedern, um Fortschritt zeigen zu können. 4. Beitrag für eine nachhaltige Zukunft in Entwicklungs- und Schwellenländern durch die globale Wirkungsbreite des WBCSD gewährleisten. Abbildung 2: Die Ziele des WBCSD (eigene Darstellung, vgl. http://www.wbcsd.org). Eine Mitgliedschaft ist durch Einladung durch den Vorstand des WBCSD für Unternehmen möglich, die sich zu einer nachhaltigen Entwicklung verpflichtet haben. Diese Mitgliedsunternehmen verpflichten sich zur Unterstützung des WBCSD, indem sie ihr Wissen und ihre Erfahrungen sowie Humanressourcen zur Verfügung stellen. Des Weiteren werden sie dazu aufgefordert nicht nur den ökologischen Bereich durch Berichte zu dokumentieren, sondern in Zukunft alle drei Bereiche der Nachhaltigkeit offen zu legen. Die CEOs der Mitgliedsunternehmen fungieren als Ratsmitglieder und somit als Verfechter der WBCSD-Politik. Für die teilnehmenden Unternehmen wird eine Hilfestellung geboten, den „business case“ für nachhaltige Entwicklung voranzutreiben, ihre Wettbewerbsfähigkeit dadurch zu steigern und effektiv an politischen Entwicklungen in diesem Gebiet mitarbeiten zu können. Ihnen wird ein 26 Netzwerk geboten, welches die Möglichkeit bietet, Erfahrungen auszutauschen und einen Lernprozess in Gang zu setzen. ▪ Europaweit: CSR Europe CSR Europe, ehemals EBNSC (European Business Network for Social Cohesion), wurde im Oktober 1996 gegründet, im Anschluss an die „European Declaration of Business against Social Exclusion“.18 Diese hatte die verstärkte Wahrnehmung der sozialen Verantwortung zum Ziel und wurde vom früheren Präsidenten der Europäischen Kommission Jacques Delors und 20 Unternehmen initiiert. CSR Europe ist ein unternehmensgesteuertes, europäisches Netzwerk, bestehend aus über 45 Mitgliedsunternehmen und mehr als 15 nationalen Partnerorganisationen. Es hat die Aufgabe, Verbindungen zwischen einzelnen Firmen zu knüpfen und einen Erfahrungsaustausch im Bereich der Förderung und der praktischen Umsetzung von sozialer Verantwortung zu ermöglichen. Corporate Citizenship soll in die Unternehmenspolitik integriert werden, um so Rentabilität, nachhaltiges Wachstum und menschlichen Fortschritt miteinander vereinigen zu können. CSR Europe fordert die Unternehmen auf, ihre Arbeitsplätze anregender zu gestalten, die Zahl der Arbeitsplätze zu erhöhen und sozialen Ausschluss zu verhindern. Dabei gibt es gleichzeitig Hilfestellung bei der Umsetzung dieser Anliegen. Es werden Netzwerke, Benchmarking, maßgeschneiderte Kapazitätsbildungsprogramme und Veranstaltungen zur Verfügung gestellt, um so einen aktiven Informationsfluss gewährleisten zu können. Desweiteren werden „best practices“, Managementinstrumente und europäische Forschungsergebnisse angeboten. CSR Europe arbeitet mit mehr als 15 nationalen Partnerorganisationen in mehr als ein Dutzend europäischer Länder zusammen. Diese haben die Aufgabe auf nationaler und regionaler Ebene die soziale Verantwortung von Unternehmen zu stärken und anzutreiben. Mehr als fünftausend Unternehmen in Europa werden durch diese Initiativen erreicht. 18 Vgl.: http://www.csreurope.org TCC wurde von der dänischen Regierung im Jahr 1998 als Mittler zwischen Regierungen, Unternehmen, Sozialpartnern, Vertretungen und zivilgesellschaftlichen Organisationen gegründet. Vgl.: http://www.copenhagencentre.org 19 27 Beim Gipfeltreffen des Europäischen Rates in Lissabon im März 2000 wurde ein besonderer Appell an das unternehmerische und soziale Verantwortungsbewusstsein der Wirtschaft hinsichtlich „best practices“ zu lebenslangem Lernen, Arbeitsorganisation, Chancengleichheit, sozialer Einbeziehung und nachhaltiger Entwicklung gerichtet. CSR Europe und TCC (The Copenhagen Centre)19 bekannten sich zur Leitung einer Europäischen Unternehmenskampagne, deren Ziel darin besteht, über eine halbe Million Geschäftsleute bis zum Jahre 2005 für CSR zu mobilisieren. Weitere Ziele der Kampagne bestehen darin: Ziele der CSR Europe Kampagne ▪ Menschen zusammenzubringen und zu würdigen, was sich mit der neuen Art unternehmerischen Handelns erreichen lässt. ▪ Das Bewusstsein zu schärfen und das Konzept der sozialen Verantwortung der Unternehmen durch Schulungsmaßnahmen, Managementwerkzeuge und Wissensaustausch umzusetzen. ▪ Die Debatte über die soziale Verantwortung auszuweiten und Partnerschaften zwischen Unternehmen und Stakeholdern zu entwickeln. Abbildung 3: Die Ziele der CSR Europe Kampagne (eigene Darstellung, vgl. http://www.csrcampaign.org). Jedes europäische Unternehmen kann Mitglied von CSR Europe werden und verpflichtet sich mit dieser Teilnahme, die von CSR Europe aufgestellten Prinzipien zu befolgen und der CSR einen der höchsten Stellenwerte im Unternehmen einzuräumen. Ähnlich wie beim UN Global Compact werden die genauen CSR-Aktivitäten der einzelnen Unternehmen nicht überprüft oder bewertet. CSR Europe stellt lediglich eine Plattform und bestimmte Managementwerkzeuge zur Verfügung, die zum Erfahrungsaustausch und Lernprozess dienen soll, jedoch niemandem die konkrete Umsetzung vorschreibt. „Our role in this procedure is to help and support them on their way towards becoming more socially and environmentally responsible.” (CSR Europe 2004). 28 ▪ National: econsense econsense – Forum nachhaltige Entwicklung - ist die deutsche Partnerorganisation von CSR Europe und ist eine Initiative führender national und global agierender Unternehmen und Organisationen der deutschen Wirtschaft, die das Leitbild der nachhaltigen Entwicklung in ihrer Unternehmensstrategie integriert haben.20 Das Forum wurde im Sommer 2000 auf Initiative des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI) in Berlin gegründet und wird von seinen Mitgliedsunternehmen getragen. Es hat die Aufgabe, mit Unternehmen, Regierung und NGOs politische Lösungsstrategien zur nachhaltigen Entwicklung zu entwerfen und diese an die Unternehmen zur Umsetzung weiterzuleiten. Das Forum versteht sich als „Thinktank“ der deutschen Wirtschaft und will Trendsensor und Diskussionsplattform, Ideenwerkstatt und Ansprechpartner auf nationaler bzw. internationaler Ebene sein. Dementsprechend ist econsense als Dialog konzipiert, der alle relevanten gesellschaftlichen Akteure einbezieht. Hintergrund ist die Überzeugung, dass es sich bei unternehmerischer sozialer Verantwortung um einen permanenten Verständigungs-, Such- und Lernprozess handelt, der transparent geführt werden muss. Konkret will das Forum Denkanstöße liefern, mit gezielten Aktivitäten Corporate Citizenship unterstützen, Lösungsmöglichkeiten diskutieren und somit zur Umsetzung des Nachhaltigkeitskonzepts beitragen. Verschiedene Veranstaltungsformen sind hierfür vorgesehen: z.B. Workshops, Podiumsdiskussionen und Konferenzen zur Erörterung übergreifender Fragen und zum Informationsaustausch. Als gemeinsame Plattform dient ein Dialogforum von Unternehmen, Politik und Stakeholdern.21 20 Vgl.: http://www.econsense.de Eine Auflistung von good practices der teilnehmenden Wirtschaftsunternehmen bei econsense in dem Bereich der nachhaltigen Entwicklung ist unter folgender Webseite zu finden: http://www.econsense.de/de/standpunkt/praxisbeispiele.html 22 Weitere Richtlinien für eine Nachhaltigkeitsberichterstattung sind unter anderem vom Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW, http://www.ioew.de), Institut für Markt – Umwelt – Gesellschaft (imug, http://www.imug.de), SustainAbility (http://www.sustainability.com), ACCA (Association of Chartered Certified Accountants, http://www.enviroreporting.com) entwickelt worden. 21 29 Durch die Teilnahme an internationalen oder auch nationalen Institutionen, wird es Unternehmen zunehmend ermöglicht, Erfahrungen auszutauschen, um so zu einer erfolgreicheren Umsetzung des Konzepts zu gelangen. Da es momentan noch keine einheitlichen Konzepte über den Umgang mit Corporate Citizenship gibt, stellt diese Form der Teilnahme an Diskussionsplattformen einen geeigneten Weg zur Erkennung der gesellschaftlichen Bedürfnisse und ihrer geeigneten Befriedigung dar. Des Weiteren wird durch die Bekanntmachung einer solchen Teilnahme in der Öffentlichkeit die Ernsthaftigkeit der Unternehmen bzgl. dieses Themas verdeutlicht. Kein Unternehmen betreibt freiwillig einen Mehraufwand, wenn es ihm nicht darum ginge eine glaubwürdige Diskussionsbasis mit seinen Anspruchsgruppen aufzubauen. Jedoch sollte an dieser Stelle nicht vergessen werden, dass durch eine solche Teilnahme die Unternehmen Wettbewerbsvorteile gegenüber ihren Konkurrenten generieren können. Daher nimmt es einen wichtigen Stellenwert zu mehr Glaubwürdigkeit bzgl. der Gesellschaft ein und sollte somit von Unternehmen in seiner Bedeutsamkeit und Wirkung nicht unterschätzt werden. 2.3.2 Teilnahme an Richtlinien für eine nachhaltige Berichterstattung Der nächste Schritt bzgl. erhöhter Glaubwürdigkeit und insbesondere Kommunikation von sozialer Verantwortung ist der einer nachhaltigen Berichterstattung. Auf diesem Gebiet existieren aufgrund der Neuheit wenige Erfahrungen. In den Jahren nach dem ersten Weltgipfel in Rio de Janeiro 1992 gab es zwar umfassende Ansätze bei der Entwicklung von Nachhaltigkeitsberichterstattungsprinzipien. Es ist jedoch anzumerken, dass gerade in dieser Anfangsphase sich die Berichte lediglich auf den Sektor der Umweltberichterstattung beschränkten, wie es z.B. die EMAS-Verordnung und die ISO 14000 Reihe vorsehen. Da ein angemessener Nachhaltigkeitsbericht jedoch vorsieht, ökonomische, ökologische und soziale Belange gleichrangig zu betrachten, ist es ein Anliegen vieler Unternehmen ihre Aktivitäten in diesem Bereich für die breite Öffentlichkeit zu kommunizieren. Folglich haben sich im Laufe der letzten Jahre zahlreiche Richtlinien entwickelt, die den Unternehmen Hilfestellung bieten wollen.22 30 Der Prozess der Berichterstattung ist allgemein als ein kontinuierlicher Such-, Lern- und Verständigungsprozess zu verstehen (vgl. Wild 2002: 95). Die Nachhaltigkeitsberichterstattung dient zur Reflexion der eigenen Situation und der Auseinandersetzung mit der gesellschaftlichen Verantwortung. „Ein Nachhaltigkeitsbericht ist für den internen Lernprozess und den gesellschaftspolitischen Dialog ein wichtiges Instrument, um Transparenz nach innen und außen herzustellen, aber auch das eigene Handeln im Kontext der Aktionsfelder des Unternehmens glaubwürdig und überprüfbar aufzuzeigen“ (Wild 2002: 95-96). Weiterhin wird in drei grundlegende Anforderungen an eine solche Nachhaltigkeitsberichterstattung unterteilt: Anforderungen an eine Nachhaltigkeitsberichterstattung 1. Transparenz und Glaubwürdigkeit, worüber Vertrauen begründet werden kann. 2. Bereitschaft zur öffentlichen Diskussion, die einen kritischen Dialog möglich macht. 3. Beteiligung von Anspruchsgruppen, wodurch eine Überprüfung des unternehmerischen Handelns ermöglicht wird Abbildung 4: Anforderungen an eine Nachhaltigkeitsberichterstattung (eigene Darstellung, vgl. Wild 2002: 99). Von entscheidender Bedeutung für einen Nachhaltigkeitsbericht ist die Verankerung des Leitbilds des Corporate Citizenship in der gelebten Unternehmenskultur. Handeln die Organisationsmitglieder nicht nach diesem Prinzip, ist das Risiko eines reinen PRBerichts sehr hoch und die Glaubwürdigkeit anzuzweifeln. Dementsprechend muss die Wahrnehmung der Verantwortung eines Unternehmens Gegenstand des Berichts sein und nicht nur die Aspekte aufgeführt werden, die das Unternehmen in ein positives Bild rücken (vgl. Wild 2002: 100). Durch eine derartige Berichterstattung wird gleichzeitig eine höhere Transparenz des unternehmerischen Engagements geschaffen, welche wiederum einen Erfolgsfaktor für das Unternehmen darstellt. Konkrete Leitlinien zur Erstellung eines solchen Berichts sollen Unternehmen bei dieser Aufgabe helfen und eine gewisse Einheitlichkeit und Glaubwürdigkeit gewährleisten, die einen besseren Vergleich der tatsächlichen Corporate Citizenship Projekte ermöglichen sollen. Aus Übersichtlichkeitsgründen soll hier auf die Organisation 31 eingegangen werden, die von den meisten Unternehmen weltweit favorisiert wird – der Global Reporting Initiative.23 Die Initiative wurde 1997 von der Coalition of Environmentally Responsible Economies (CERES) ins Leben gerufen und ist im Jahre 2002 unabhängig geworden.24 Sie ist ein offizieller Partner der UNEP und kooperiert mit dem UN Global Compact.25 Ihre Aufgabe liegt in der Entwicklung von Richtlinien für Nachhaltigkeitsberichte, für Unternehmen, Regierungen und NGOs. Es werden zahlreiche Anspruchsgruppen aus unterschiedlichen Bereichen miteinbezogen, um so einen umfassenden Dialog gewährleisten zu können. Die Richtlinien werden an Unternehmen getestet, um Erkenntnisse für Verbesserungen zu sammeln und so die Möglichkeit zu haben, sich immer näher einem Optimum anzunähern. „Die Global Reporting Initiative (GRI) ist ein langfristiger, viele Stakeholder einbeziehender, internationaler Prozeß, dessen Auftrag es ist, einen weltweit anwendbaren Leitfaden der Nachhaltigkeitsberichterstattung zu entwickeln und zu verbreiten. Der GRI Leitfaden ist für die freiwillige Anwendung durch Organisationen gedacht, die über die wirtschaftlichen, ökologischen und gesellschaftlichen Aspekte ihrer Tätigkeiten, Produkte und Dienstleistungen Bericht erstatten wollen. Das Ziel des GRI Leitfadens ist es, berichterstattende Organisationen und ihre Stakeholder bei der Gliederung und dem Verstehen von Beiträgen der berichterstattenden Organisationen zur nachhaltigen Entwicklung zu unterstützen.“ (Global Reporting Initiative 2002: 1). Die Initiative bietet eine hohe Flexibilität bzgl. der Anwendung des Leitfadens. Organisationen haben die Möglichkeit, einen rudimentären Ansatz zu wählen, der mit einer teilweisen Befolgung der Prinzipien beginnt und in einer vollständigen Anwendung endet. Des Weiteren können Organisationen den so genannten „inaccordance report“ anwenden, um auf einem hohen Niveau Bericht zu erstatten und sich in diesem Bereich als führend auszuzeichnen (vgl. Global Reporting Initiative 2002: 23 Vgl.: http://www.globalreporting.org Vgl.: http://www.ceres.org 25 Vgl.: http://www.unep.org 26 Vgl. : einzelne Auflistung und nähere Erläuterungen der GRI-Prinzipien in Anhang I. 24 32 12). Die GRI sieht 11 Prinzipien als unabdingbar für eine ausgewogene und angemessene Berichterstattung über die ökonomische und gesellschaftliche Leistung einer Organisation an: Transparenz, Einbeziehung, Überprüfbarkeit, Vollständigkeit, Relevanz, Nachhaltigkeitskontext, Genauigkeit, Neutralität, Vergleichbarkeit, Klarheit und Aktualität.26 Des Weiteren führt die Global Reporting Initiative in ihren Leitlinien konkrete Berichtselemente auf, welche in einem Nachhaltigkeitsbericht aufgeführt werden sollten. Diese sind im Folgenden: Die GRI Berichtselemente 1. Vision und Strategie: Dieser Abschnitt umfasst sowohl eine Stellungnahme zur Nachhaltigkeitsvision und –strategie der berichterstattenden Organisation als auch eine Stellungnahme der Geschäftsführung. 2. Profil: Dieser Abschnitt gibt einen Überblick über die berichterstattende Organisation und beschreibt den Bereich des Berichtsinhalts. Er bietet den Lesern damit einen Kontext für das Verständnis und die Bewertung der folgenden Informationen im restlichen Bericht. Dieses Kapitel enthält auch Kontaktinformationen zum Unternehmen. 3. Governance Strukturen und Managementsysteme: Dieser Abschnitt gibt einen Überblick über Governance Strukturen, übergreifende Grundsätze und Managementsysteme, die von der berichterstattenden Organisation geschaffen wurden, um deren Vision einer nachhaltigen Entwicklung zu erfüllen und ihre Leistung zu managen. (Leistungsindikatoren) Im auf Gegensatz die dazu Ergebnisse bezieht und sich den Abschnitt Umfang 5 der Unternehmensaktivitäten. Die Diskussion des Engagements von Stakeholdern stellt einen wesentlichen Teil jeder Beschreibung von Governance Strukturen und Managementsystemen dar. 4. Der GRI Content Index: Hier wird der von der GRI geforderte Inhalt in Form einer Tabelle wiedergegeben. Dabei wird für jedes Element dessen Lage im Bericht und betreffende Indikatoren identifiziert. 5. Leistungsindikatoren: Dieser Abschnitt stellt die Kern- und Zusatzindikatoren für GRI-basierte Berichte dar. Abbildung 5: Die GRI Berichtselemente (eigene Darstellung, vgl. Global Reporting Initiative 2002: 33-41). 33 Bzgl. der Leistungsindikatoren ist anzumerken, dass zwar ökonomisch und ökologisch relevante Themenbereiche quantitativ messbar und somit auch anschaulich vergleichbar sind, soziale Aktivitäten jedoch schwierig in Kennzahlen beschreibbar und oftmals in qualitativen Daten vorhanden sind. Es ist zwar möglich z.B. Frauen- und Behindertenquoten aufzulisten und diese anhand von konkreten Zahlen auf einen bestimmten Zeitraum zu beobachten, aber die Intensität der Dialoge zwischen Unternehmen und Anspruchsgruppen und deren Problemlösungsbereitschaft im gesellschaftlichen Bereich, sind oftmals schwer in Zahlen zu beschreiben. Für jedes Unternehmen stellt sich somit die Aufgabe, diese Aspekte so verständlich wie möglich darzustellen und an Beispielen zu verdeutlichen. Es liegt im Auge des Betrachters, wie er diese Themen bewertet und inwiefern daraus Vertrauen in das Unternehmen entsteht. Neben diesen Vorteilen durch die Einhaltung der Richtlinien bemerkt Allen White von der GRI die zahlreichen Missverständnisse bzgl. des Inhalts, der Anwendung sowie Anwendbarkeit dieser Richtlinien (vgl. White 2003). Dies sei jedoch weiterhin nicht überraschend, da die Organisation noch relativ jung sei (vgl. White 2003). Zusammenfassend stellt er fest, dass „ […] sustainability reporting is in its infancy, gradually identifying a set of core issues while remaining open to new ones such as corporate governance and payments to host governments by resource companies.” (White 2003). Es ist somit zu beachten, dass der Anfangsphase der GRI-Leitlinienentwicklung gewisse Kritikpunkte eingeräumt werden müssen. Sie stellen zwar ein Grundgerüst zur Verfügung, bedürfen jedoch einiger Veränderungen, wenn es zu konkreten Inhalten kommt. Da sie keine Standards festlegen, sondern nur verlangen, dass bestimmte Punkte im Bericht abgedeckt werden müssen, bestehen Spielräume in ihrer Umsetzung. Die Qualität der präsentierten Daten wird nicht festgelegt. Dementsprechend ist zu erkennen, dass zahlreiche Unternehmen die GRI- zusammen mit den AA1000Richtlinien (näheres dazu in Abschnitt 2.3.3) verknüpfen, um die Relevanz, die Regelund Zweckmäßigkeit sowie die Vollständigkeit mit einbeziehen zu können. Unabhängig davon, welche Form der Berichterstattung ein Unternehmen wählt, gilt dieser Bereich als Grundstein eines Vertrauensaufbaus mit der Öffentlichkeit. Hält ein Unternehmen sich an extern entwickelte Leitlinien zur korrekten Umsetzung eines 34 Nachhaltigkeitsberichts und lassen lässt es sich seine erhobenen Daten von externen Gutachtern beglaubigen, ist der Weg zu einem Vertrauensaufbau geebnet. 2.3.3 Teilnahme an zertifizierungsfähigen sozialen Standards Die dritte Komponente der Kommunikation und Umsetzung der gesellschaftlichen Verantwortung bildet die Teilnahme an zertifizierungsfähigen sozialen Standards. Aus dem ökologischen Bereich ist dies bereits ein sehr weit verbreitetes Phänomen und innerhalb der Wirtschaft ein sehr beliebtes Instrument des Reputationsaufbaus und der Integration von spezifischen Managementsystemen. In den meisten Fällen werden die EMAS-Verordnung und die ISO 14000 Reihe angewandt, die sich dadurch auszeichnen, dass sie die Implementierung eines Umweltmanagementsystems in das Unternehmen und seine regelmäßige Überprüfung durch einen externen Gutachter vorsehen. Erst nach der erfolgreichen externen Auditierung wird dem teilnehmenden Unternehmen ein Zertifikat ausgehändigt, mit dem es dann in der Öffentlichkeit bekunden kann, dass es ein funktionierendes Umweltmanagementsystem etabliert hat. Die sozialen Aspekte werden in der EMAS-Verordnung und der ISO 14000 Reihe nicht behandelt. Dementsprechend haben sich im Laufe der letzten Jahre einige zertifizierungsfähige Standards im sozialen Bereich entwickelt. Sie bieten, im Unterschied zu der bloßen Teilnahme an Institutionen und deren Prinzipien (wie in Kapitel 2.3.1 näher erläutert wurde), die strikte Befolgung der Richtlinien und deren Einhaltung, welche durch eine externe Überprüfung einer unabhängigen Organisation in regelmäßigen Abständen kontrolliert wird. Beispielhaft sollen hier der SA 8000 und der AA 1000 Standard inklusive dem AA100AS Assurance Standards näher betrachtet werden. ▪ Social Accountability 8000 (SA 8000) SA 8000 ist eine weltweite Norm für die Auditierung und Zertifizierung, die gegenüber Kunden und anderen Interessengruppen die Übernahme sozialer Verantwortung darlegt.27 Sie wird größtenteils im Bereich der Supply Chain angewandt und befasst sich mit den Arbeitsbedingungen und Rechten von Mitarbeitern. Der Standard orientiert sich 27 Vgl.: http://www.cepaa.org 35 dabei an den Standards der ILO und wurde 1997 durch die Social Accountability International (SAI), vormals Council on Economic Priorities (CEP), ins Leben gerufen. Die SAI gilt als gemeinnützige Organisation, die sich der Entwicklung, Einführung und des freiwillig zertifizierbaren Sozial- und Ethik-Standards gewidmet hat. Ziel ist es, von den Unternehmen zu verantwortende bzw. zu beeinflussende soziale Probleme zu bewältigen. Infolgedessen werden bestimmte Erfordernisse für soziale Bewertungsregeln von der SA 8000 festgelegt. Diese gliedern sich in neun Punkte: Verbot der Kinderarbeit, Zwangsarbeit, Diskriminierung, Disziplinarmaßnahmen, Mindeststandard von Gesundheit und Sicherheit, Recht auf Vereinigungsfreiheit, angemessene Arbeitszeiten, Vergütung und Erstellung eines Managementsystem nach SA 8000.28 Insgesamt gesehen orientiert sich der Ablauf der Norm stark am Ablauf der ISO 14000 Reihe. Der Zertifizierungsprozess gliedert sich in drei Stufen: Der Annahme, der Implementierung und der Leistungsmessung. Durch die Teilnahme an diesem Standard verpflichtet sich das Unternehmen die SA 8000 Bestimmungen einzuhalten und innerhalb eines Jahres die Zertifizierung bei einem akkreditierten Zulassungsprüfer zu beantragen. Bei einer erfolgreichen Zertifizierung wird dem Unternehmen ein Zertifikat ausgestellt, welches grundsätzlich drei Jahre gültig ist, wobei alle sechs Monate eine Inspektion durch das Zertifizierungsunternehmen stattfindet. ▪ AA 1000 Das Institute of Social an Ethical Accountability ISEA (AccountAbility) präsentierte 1999 eine erste Version der AA 1000-Norm und hat sich zum Ziel gesetzt, diese Richtlinie zum führenden Managementstandard für die betriebliche Verantwortlichkeit zu entwickeln.29 Diese Norm gilt als ein Prozessstandard für die Bilanzierung, Auditierung und Berichterstattung von sozialer Verantwortung von Unternehmen. Zentraler Bestandteil ist die Einbeziehung der relevanten Stakeholder während allen Phasen des Prozesses. Dementsprechend wurde bei der Entwicklung großer Wert auf die Zusammenarbeit von Unternehmen und den relevanten Anspruchsgruppen gelegt. 28 Vgl.: einzelne Aufgliederung der Bewertungsregeln in Anhang I. Vgl.: http://www.accountability.org.uk 30 Vgl.: http://www.sustainability.com 29 36 Im Jahr 2002 wurde der Standard aufgrund der gemachten Erfahrungen überarbeitet und infolgedessen mit fünf eigenständigen Modulen zur Serie AA 1000S erweitert. Eine Unternehmung, ob kommerziell, Not-For-Profit oder staatlich, unterzieht sich bei AA1000 einem Prozess der kontinuierlichen Verbesserung. Der Prozess umfasst die Werte- bzw. Neudefinition, die Entwicklung von ethischen und sozialen Leistungszielen, den Stakeholderdialog und die Kommunikation der Ziele und Leistungen. Die Unternehmung kann Inhalt und Umfang des Prozesses gemäß seinen individuellen Bedürfnissen und Möglichkeiten selber bestimmen. Sind die relevanten Anspruchsgruppen definiert, sollen diese gemäß AA1000 in Entscheidungsprozesse einbezogen werden. Von der Unternehmung wird eine aktive Rolle erwartet, um den Dialog mit Mitarbeitern, Kunden, Zulieferern, lokalen Gemeinschaften, Regierungen, NGOs und Aktionären auf kontinuierlicher Basis zu führen. Dieser Prozess soll zur Systematisierung des Stakeholderengagements verhelfen und dadurch die Qualität und Glaubwürdigkeit der veröffentlichten Informationen verbessern. AA1000 beschreibt acht Qualitätsprinzipien für den Aufbau und den Unterhalt eines betrieblichen Verantwortlichkeitsmanagements. Diese sind hier entsprechend ihres Inhalts gruppiert: Qualitätsprinzipien für den Aufbau und den Unterhalt eines betrieblichen Verantwortlichkeitsmanagements nach AA1000 ▪ Umfang und Prozess: - Vollständigkeit - Materialität - Regelmäßigkeit ▪ Informationen: - Inhaltliche Qualität der zu erhebenden Informationen - Zugänglichkeit der Informationen - Formale Qualität der abgegebenen Informationen ▪ Kontinuierliche Prozessentwicklung: - Systemintegration - Kontinuierliche Verbesserung Abbildung 6: Qualitätsprinzipien für den Aufbau und den Unterhalt eines betrieblichen Verantwortlichkeitsmanagements nach AA1000 (eigene Darstellung). 37 Der Prozess folgt einem definierten Aktivitätenzyklus mit fünf Elementen: 1. Planung (Planning) 2. Bilanzierung (Accounting) 3. Auditierung und Berichterstattung (Auditing and Reporting) 4. Integration (Embedding) 5. Stakeholderdialog (Stakeholder Dialogue) Wichtiger Bestandteil des Prozesses ist die Berichterstattung. Im März 2003 erfolgte im Rahmen der AA1000S-Weiterentwicklung die Lancierung des Berichterstattungsstandards als Modul Nummer zwei. AA1000AS baut dabei vollumfänglich auf die GRI-Richtlinien für Nachhaltigkeitsberichterstattung auf. Er setzt sich aus den folgenden drei Prinzipien zusammen (vgl. AccountAbility 2003: 14): - Vollständigkeit - Materialität - Regelmäßigkeit und Zweckmäßigkeit Ein effektives Verantwortlichkeitsmanagement nach AA1000 bewirkt in erster Linie ein steigendes Vertrauen der beteiligten Partner verbunden mit einer verbesserten Reputation. Damit erhöht sich das Leistungspotential des gesamten Systems. Risiken können früher erkannt und dadurch gesenkt werden. Die Effekte werden verstärkt, je konsequenter das Grundprinzip der betrieblichen Verantwortlichkeit angewandt wird. Der AA1000AS Assurance Standard gelangt zunehmend an Bedeutung und wird oftmals ergänzend zu den GRI Richtlinien verwendet, um deren Schwäche insbesondere in Bezug auf die Materialität auszugleichen. Problematisch am AA1000AS Standard ist der Zusammenhang zwischen Materialität und Vollständigkeit, da dies oftmals in das so genannte „Carpet Bombing Syndrom“ ausufern kann (vgl. SustainAbility/ UNEP 2002: 31). Zum einen verlangt der Standard das nur materielle Daten in den Bericht eingehen sollten, zum anderen wird eine Vollständigkeit der Daten verlangt. Des Weiteren kann ein Bereich für eine Stakeholdergruppe relevant sein, wohingegen eine andere Stakeholdergruppe diesen als vollkommen irrelevant betrachtet (z.B. Lieferanten und Mitarbeiter). Dies kann ggf. in einer Fülle von Daten enden, die möglichst gut darzustellen und in den Bericht einzubinden sind, ohne die Relevanz oder die Vollständigkeit von den GRI Richtlinien gefordert, zu schädigen. 38 2.4 Zusammenfassung Im Laufe des vorangegangen Kapitels wurden die einzelnen Bereiche der sozialen Verantwortung von Unternehmen – Arbeitsbedingungen, Menschenrechte, Gesellschaft und Umweltschutz – herausgearbeitet und präziser dargestellt. Sozial verantwortliche Unternehmen engagieren sich je nach ihrer Situation und ihren Anspruchsgruppen innerhalb dieser einzelnen Bereiche, um ihre Rolle als „good corporate citizen“ gerecht werden zu können. Um diese Aktivitäten auch gegenüber den jeweiligen Stakeholdern so glaubhaft wie möglich darstellen zu können, nehmen diese Unternehmen an bestimmten Institutionen, Richtlinien und Standards teil. Es wird nicht nur das Engagement bestätigt, sondern es bietet den Unternehmen weiterhin Hilfestellungen im Gebiet der Nachhaltigkeitsberichterstattung sowie weitere Ausbaumöglichkeiten im kontinuierlichen Lernprozess des Corporate Citizenship. Ein konkreter „business case“, d.h. Konzepte darüber, inwiefern Corporate Citizenship Aktivitäten im Zusammenhang mit der Unternehmensperformance stehen, existiert zu diesem Thema noch nicht. Ebenfalls herrscht keine Einigkeit über die genaue Umsetzung der sozialen Verantwortung. Durch die Teilnahme an Institutionen wie dem UN Global Compact, WBCSD oder CSR Europe können jedoch „best practices“ ausgetauscht und gemeinsame Erfahrungen in diesem Gebiet zur Weiterentwicklung genutzt werden. Im folgenden Kapitel wird dementsprechend die praktische Seite der sozialen Verantwortung von Unternehmen näher betrachtet. Nach der theoretischen Debatte soll die Untersuchung zwei ausgewählter Unternehmen den tatsächlichen Stand der Nachhaltigkeitsberichterstattung und somit der konkreten Inhalte und Umsetzung von Corporate Citizenship darstellen. 39 3. Soziale Verantwortung von Unternehmen – praktische Betrachtung anhand der Analyse von zwei exemplarischen Unternehmen und Hypothesen Zur Überprüfung der theoretischen Grundlagen und aus Verständlichkeitsgründen sollen in diesem Kapitel die Unternehmen BASF AG (Badische Anilin- & Soda-Fabrik) und Neckermann Versand AG als Beispielunternehmen herangeführt werden. Die Auswahl des Unternehmens BASF erfolgte aufgrund des Ratings der britischen Unternehmensberatung SustainAbility und der UNEP (vgl. SustainAbility/ UNEP 2002).30 BASF wurde innerhalb dieser Analyse als eines der zehn vorbildlichsten Firmen hinsichtlich der Nachhaltigkeitsberichterstattung aufgelistet (vgl. SustainAbility/ UNEP 2002: 23).31 Die Neckermann Versand AG beschreibt ein Unternehmen welches erst kürzlich den Gedanken der sozialen Verantwortung in die Unternehmensstrategie aufgenommen hat. Dementsprechend werden in der Durchführbarkeit des Ansatzes Mängel ersichtlich. Der Schwerpunkt der Untersuchung liegt auf der Nachhaltigkeitsberichterstattung und deren Analyse. Die Untersuchung erfolgt nach bestimmten Kriterien, die in Abschnitt 3.1 näher erläutert und im späteren Verlauf (Abschnitt 3.2) verschiedenen Hypothesen gegenübergestellt werden. Dies soll die Möglichkeit eröffnen nähere Erkenntnisse im Gebiet des Corporate Citizenships aufzufinden und deren Durchführbarkeit zu testen. Dem theoretischen Teil folgt nun die praktische Durchführbarkeit der CC-Theorie anhand von BASF und Neckermann. 3.1 Vorstellung des Bewertungsrasters und der Hypothesen Das hier verwendete Bewertungsraster zur Untersuchung der vorliegenden Nachhaltigkeitsberichte lehnt sich an den theoretischen Teil der Arbeit (Kapitel 2) an und unterteilt sich dementsprechend in sechs Bereiche: ▪ Kurze Beschreibung des Unternehmens Zu Beginn werden Größe des Unternehmens (Mitarbeiterzahl, Anzahl der Standorte, Umsatz), Produktpalette und Internationalität kurz beschrieben. Dies soll einen 31 Vgl.: Ranking in Anhang II. 40 Überblick darüber geben, in was für einer Branche sich das Unternehmen befindet. Dies ist notwendig, um bei der späteren Hypothesenanalyse darüber zu geben, inwiefern Corporate Citizenship ein branchen- bzw. unternehmensgrößenabhängiges Phänomen ist. ▪ Vorliegende Berichte Hier werden die einzelnen Berichte genannt, die in die Bewertung mit eingeflossen sind. ▪ Dreidimensionalität der Berichte Dieser Bereich beschäftigt sich mit der Berücksichtigung aller drei Komponenten der Nachhaltigkeit – ökonomische Stabilität, ökologische Verträglichkeit, soziale Gerechtigkeit – durch die Unternehmen. Die in Abschnitt 2.2 genannten Bereiche der sozialen Verantwortung von Unternehmen werden hier dahingehend untersucht, ob konkrete Projekte zur Umsetzung bzw. Förderung dieser Bereiche existieren. Dieser Untersuchungsschritt ist notwendig, um später bewerten zu können, inwiefern die Corporate Citizenship Projekte nur im eigenen Aktivitätenbereich des Unternehmens liegen oder ob sie über die eigenen Grenzen des Unternehmens hinausgehen. ▪ Kommunikationsformen Hier wird die Kommunikation der Unternehmen gegenüber seinen Stakeholdern untersucht. Die Teilnahmen an internationalen, nationalen oder regionalen Institutionen, an Richtlinien für eine nachhaltige Berichterstattung und an zertifizierungsfähigen sozialen Standards werden genauer analysiert und auf ihre konkrete Umsetzung hin überprüft. Ebenfalls wird hier der Aspekt der Präsenz der Berichte untersucht. Dieser beleuchtet, wie leicht es für die einzelnen Stakeholdergruppen ist, Unternehmensberichte einzusehen und in welcher Form diese Möglichkeit besteht. Ist es z.B. möglich die Berichte im Internet herunterzuladen oder sie in gedruckter und gebundener Form zu bestellen? Wie schnell werden diese zugesandt? Können so alle relevanten Stakeholder erreicht werden? ▪ Nachhaltigkeitsmanagementsysteme und Codes of Conduct Zusätzlich wird untersucht, ob spezifische Managementsysteme basierend auf dem gesellschaftlichen Verantwortungskonzept entwickelt und eingeführt wurden. Sind ggf. 41 Nachhaltigkeitsaspekte in die Unternehmensleitlinien eingeflossen bzw. existiert ein Code of Conduct, der die soziale Verantwortung des Unternehmens gegenüber seiner Umwelt und somit deren organisatorische Entscheidungen und Aktivitäten regeln kann. Mit Hilfe dieses Untersuchungsschrittes wird später argumentiert inwiefern Corporate Citizenship Teil des Marketings bzw. des PR-Bereichs des Unternehmens ist oder eine eigenständige Funktion im Unternehmen besitzt. Ferner soll geklärt werden, ob durch Codes of Conduct und/ oder Nachhaltigkeitsmanagementsysteme der Gedanke der sozialen Verantwortung eines Unternehmens in die Organisation integriert wird oder vielmehr als weiteres Wettbewerbsinstrument dient. ▪ Zielsetzungen für die Zukunft Im letzten Bereich wird die Frage untersucht, ob Lernprozesse zu erkennen sind. Gibt es konkrete Zielsetzungen für die Zukunft und Überlegungen wie diese umgesetzt werden sollen? Wurde durch vergangene Zielsetzungen etwas erreicht und gelernt? Neben der Vorgehensweise zur Bewertung und Untersuchung der vorliegenden Berichte werden weiterhin Hypothesen aufgestellt, die als Leitfaden der Untersuchung dienen sollen. Diese lauten: ▪ Corporate Citizenship ist ein branchen- und größenspezifisches Phänomen. Manche Branchen, wie z.B. die Pharma-, Chemie- oder Ölindustrie, stehen stärker unter öffentlicher Kritik als z.B. die Medienindustrie. Multinational agierende Unternehmen stehen ebenfalls mehr im Visier der Gesellschaft, als mittelständische Unternehmen. Dementsprechend ist die Nachhaltigkeitsberichterstattung in diesen Branchen häufiger anzutreffen als in anderen. ▪ Corporate Citizenship Aktivitäten gehören dem PR-Bereich eines Unternehmens an und sind ein weiteres Marketinginstrument. Sie dienen hauptsächlich dem Reputationsaufbau und der Risikominimierung. Sie sind ein kurzfristiges zeitweiliges Phänomen, welche besonders in Krisensituationen angewandt werden. ▪ Corporate Citizenship Programme beschäftigen sich ausschließlich mit dem Aktivitätenbereich des Unternehmens. D.h., dass z.B. Unternehmen aus der Chemiebranche insbesondere nahe gelegene Forschungseinrichtungen, wie z.B. Universitäten und Schulen fördern, um so neue Erkenntnisse in diesem Bereich potenzieren zu können und diese für ihre Zwecke zu nutzen. ▪ Corporate Citizenship Programme sind kosten- und zeitintensiv. 42 ▪ Die eigentlichen Adressaten dieser Programme, die Stakeholder, nehmen zu wenig bis gar keine Notiz vom Unternehmen als guten Bürger. Mit Hilfe des Bewertungsrasters und der Hypothesen werden nun einzelne Berichte untersucht und ihre Ergebnisse gegenübergestellt. 3.2 Anwendung des Bewertungsrasters anhand von Beispielunternehmen 3.2.1 BASF ▪ Kurze Beschreibung des Unternehmens Die BASF ist eines der führenden multinationalen Chemieunternehmen der Welt mit Hauptsitz in Ludwigshafen. Produktionsstandorte in 39 Es hat Kunden Ländern und in mehr über als 160 170 Ländern, Tochter- und Beteiligungsgesellschaften. Die Mitarbeiterzahl liegt bei 89.389 (Stand 31.12.2002) und im Jahr 2001 betrug der Umsatz 32,5 Milliarden Euro. Die Produktpalette des Unternehmens umfasst Chemikalien, Kunststoffe, Veredlungsprodukte, Pflanzenschutz und Ernährung sowie Öl und Gas. Das breite Spektrum an Chemikalien wird in einem Produktionsverbund hergestellt. Das Unternehmen ist insbesondere durch die Produktion von Chemikalien stark der Öffentlichkeit ausgesetzt und ist dementsprechend verpflichtet, für die Aufklärung der Unternehmensaktivitäten in der Gesellschaft Sorge zu tragen. ▪ Vorliegende Berichte Die folgenden Informationen beruhen auf den Berichten „Gesellschaftliche Verantwortung 2000. Wir nehmen unsere Verantwortung ernst“, „Gesellschaftliche Verantwortung 2001. Werte schaffen Wert. Mit Daten und Fakten 2002“, „Umwelt, Sicherheit, Gesundheit 2000. Mit Daten und Fakten 2001“, „Umwelt, Sicherheit, Gesundheit 2002. Ständige Verbesserung ist unser Ziel“, „Daten und Fakten 2003. BASF-Gruppe“ und einzelne Daten von der Webseite des Unternehmens (http://www.basf.de). 43 ▪ Dreidimensionalität der Berichte Der Nachhaltigkeitsbericht der BASF besteht aus zwei separaten Berichten. Zum einen werden soziale Themengebiete im Bericht „Gesellschaftliche Verantwortung 2001“ behandelt, zum anderen der ökologische Bereich des Unternehmens im Bericht „Umwelt, Sicherheit, Gesundheit 2002“. Die ökonomische Dimension ist in beiden Teilen vertreten, wird aber präziser im Finanzbericht dargestellt. Die bei der Entwicklung und Identifizierung benutzten Kennzahlen und Indikatoren zur Messung der sozialen Aspekte, wurden insbesondere durch folgende Institutionen, bzw. deren Veröffentlichungen, berücksichtigt: der Sustainability Assessment Questionnaire (Nachhaltigkeitsbewertungs-Fragebogen) der schweizerischen SAM32, welcher dem Dow Jones Sustainability Group Index33 zu Grunde liegt, der Unternehmensfragebogen der Bank Sarasin & Cie.34, der Leitfaden der GRI, die Veröffentlichung „Communicating Corporate Social Responsibility“ von CSR Europe35, die Prinzipien des UN Global Compact, die Konventionen der ILO sowie die Fragebögen der Unternehmensbewertungsfirmen IMUG Research36, Eiris37 und Oekom Research38. Außerdem war für die Entwicklung der Bericht „Trust Us - The Global Reporters“ von SustainAbility, London hilfreich. Im Folgenden werden die einzelnen sozialen Bereiche (siehe Kapitel 2.2) beleuchtet. ▫ Arbeitsbedingungen Laut Bericht ist es Ziel der BASF die Rate der Arbeitsunfälle bis 2012 um 80% zu verringern. Dies soll insbesondere durch Programme und Maßnahmen für die Mitarbeiter geschehen, die an den Standorten nach deren Bedürfnissen entwickelt und umgesetzt werden sollen. Am Standort Greenville/ Ohio wurde z.B. ein so genannter „Champion Process“ eingeführt, der von jedem Mitglied der Standortleitung verlangt, die persönliche Verantwortung für einen Teilaspekt des Sicherheitsprogramms am Standort zu übernehmen. Am Standort Ludwigshafen existiert eine eigene Abteilung für Arbeitsmedizin und Gesundheitsschutz, welche für die Sicherstellung der arbeitsmedizinischen Betreuung der Mitarbeiter und die weltweite Koordination und 32 Vgl.: Sustainable Asset Management; http://www.sam-group.com Dieser ist, neben dem FTSE4Good Index, einer führenden Nachhaltigkeitsindizes. Vgl.: http://www.sustainability-indexes.com 34 Vgl.: http://www.sarasin.ch/sarasin 35 Vgl.: http://www.csreurope.org/publications/_page3327.aspx 36 Vgl.: http://www.imug.de 37 Vgl.: http://www.eiris.org 38 Vgl.: http://www.oekom.de 33 44 Revision der Arbeitsmedizin in den BASF-Gruppengesellschaften verantwortlich ist. Diese orientiert sich hierbei an den Unternehmensleitlinien, in denen sich die BASF zu ihrer Verantwortung für den Gesundheitsschutz von Mitarbeitern, Nachbarn, Anwendern und Kunden bekennt, der freiwilligen Initiative der chemischen Industrie „Responsible Care“ sowie den nationalen Gesetzen der Länder mit BASF-Standorten.39 Im Bereich Lohn und Zusatzleistungen geht BASF in ihren Berichten speziell auf die Altersversorgung ein. Resultierend aus den Unsicherheiten mit staatlichen Alterssicherungssystemen in Industrieländern hat sich BASF für eine Bereitstellung einer betrieblichen Altersversorgung entschieden. Das Unternehmen weist darauf hin, dass in den USA unter anderem auch so genannte Sparpläne zur betrieblichen Altersversorgung zählen.40 Durch die schwerwiegenden Folgen des Enron-Bankrotts ist diese Form jedoch sehr in die Kritik geraten. BASF verspricht innerhalb der Berichte, dass dies bei ihrer Altersversorgung nicht möglich sei, da sie den Firmenbeitrag ausschließlich in bar zahle und dieser dann in die Anlage eingebracht werde, die der Mitarbeiter für seine Eigenerträge auswählt. Diese Form der betrieblichen Altersversorgung ist Teil der zusätzlichen Leistungen und Angebote für Mitarbeiter der BASF. Hierzu gehören Krankenversicherung, außerdem medizinische eine Unfall-/ Leistungen durch Invaliditätsversicherung, eigene medizinische Einrichtungen, flexible Arbeitszeiten (freiwillige Umwandlung in Teilzeit, Jobsharing), Erfolgsbeteiligung, Zuschüsse), Erziehungsurlaub/ Programm Kinderbetreuung zur Elternzeit, Rehabilitation (Unterstützung externer nach Wohnung Sucht Angebote).41 oder (Werkswohnung/ Krankheit Anzumerken ist, und dass Leistungen dieser Art von Standort zu Standort variieren können und nicht gleichzeitig angeboten werden. Anhand der BASF Berichterstattung ist es nicht ersichtlich, welche Leistungen an welchen Standorten angeboten werden. Die Unterschiede können durch verschiedene gesetzliche und gesellschaftliche Bedingungen in den einzelnen Ländern auftreten. Es wird nicht ersichtlich, welche Leistungen für alle Mitarbeiter weltweit gelten, was an Standorten in Entwicklungsländern angeboten wird, welchen 39 Vgl.: http://www.americanchemistry.com Hier zahlt der Mitarbeiter einen bestimmten Prozentsatz des Entgelts in den Sparplan ein und das Unternehmen stockt diesen dann um einen darauf abgestimmten Firmenbeitrag auf. Der Mitarbeiter kann sich hier zwischen 18 verschiedenen Anlagefonds entscheiden und diese beliebig mischen. Erleichtert wird die Entscheidungsfindung durch ein spezielles elektronisches Unterstützungs- und Weiterbildungsprogramm, das über PC oder Internet nutzbar ist und von der Zeitschrift „Pension & Investments“ für seine Nutzerfreundlichkeit einen Preis verliehen bekam. 41 Vgl.: Anhang II 40 45 Berufsgruppen diese Leistungen vorenthalten sind und warum generell Unterschiede bestehen. In Folge des eingeführten Ideenmanagements werden Anregungen von Mitarbeitern mit Prämien belohnt, die die Effizienz der Abläufe steigern, den Materialeinsatz vermindern, den Umweltschutz verbessern und die Sicherheit erhöhen. Hierzu dient ein Vorschlagswesen, welches in vielen Gruppengesellschaften und Regionen existiert. Der Frauenanteil im Unternehmen beträgt insgesamt 19% (Stand 2001) – im mittleren Management sind 16,8% und im oberen Management 6,4% tätig.42 Da im stärkeren Maße besonders Frauen vor der Alternative „Kinder oder Beruf“ stehen, versucht BASF durch innovative Arbeits- und Elternzeitregelungen bessere Rahmenbedingungen zum Ausgleich zwischen Berufs- und Familienleben zu schaffen. Wie vorher schon erwähnt, setzen sie diesbezüglich verstärkt auf Teilzeitarbeitsprogramme oder ähnliches. Weiterhin hat der Vorstand 1999 eine verstärkte Förderung von Frauen für Führungspositionen beschlossen. Es wurde festgelegt, dass Auszeiten und zeitweilige Teilzeitbeschäftigung sich nicht negativ auf die Karrierechancen auswirken dürfen. In den USA sind Mitarbeiterinnen z.B. seit einigen Jahren in der „Women & Business Issues Group“ (Gruppe Frauen und Beruf) tätig, die von der BASF unterstützt wird. Das Unternehmen weist jedoch darauf hin, dass keine direkte Frauenquote existiert. Die Besetzung der Stellen ist eine Frage der Qualifikation und nicht des Geschlechts. Des Weiteren existieren Anti-Diskriminierungsprogramme, die sich mit der Benachteiligung von Frauen, Behinderten und bestimmten ethnischen Gruppen beschäftigen.43 Es ist anzumerken, dass nicht alle Gruppengesellschaften diese Programme durchführen. Es ist ebenfalls nicht ersichtlich, welche Gruppengesellschaften in welchem Umfang diese Programme anbieten. Ferner ist der Umfang dieser Programme im Bereich der Diskriminierung immer noch limitiert und schließt Religion, sexuelle Orientierung etc., nicht ein. Im Bereich der Aus- und Weiterbildung investiert die BASF-Gruppe jährlich über 100 Millionen Euro und bietet weltweit Trainingszentren zu einer besseren praxisorientierten Qualifizierung an. Ein Beispiel dafür ist das Programm „Distance 42 43 Vgl.: Anhang II Vgl.: Anhang II 46 MBA Sponsorship“, welches in Japan 2001 ins Leben gerufen wurde. Hier wird teilnehmenden Mitarbeitern die Möglichkeit gegeben berufsbegleitend übergreifende Kenntnisse zu erwerben, die für ihre weitere berufliche und persönliche Entwicklung wichtig sind. Ein weiteres Beispiel ist das E-Learning, das vom Arbeitsplatz aus per Computernetzwerk absolviert werden kann und den BASF-Mitarbeitern die Möglichkeit gibt, sich weiterzuentwickeln. In Brasilien führt BASF z.B. seit 1998 ein so genanntes „Citizenship Program“ durch, welches Angestellten grundlegende Schulkenntnisse wie Lesen und Schreiben vermittelt und gleichzeitig die Allgemeinbildung und die Fähigkeit trainiert, sich als Bürger in der Gemeinschaft zu bewegen. Außerdem werden z.B. in Pakistan die College-Gebühren für bis zu zwei Kinder von Mitarbeitern, die mindestens fünf Jahre bei BASF gearbeitet haben, vom Unternehmen übernommen oder in Amerika z.B. zehn College-Stipendien an besonders begabte Kinder von Mitarbeitern vergeben. Inwiefern diese Programme allgemeingültig für alle strukturschwachen Regionen gelten ist anhand der Berichte nicht zu erkennen. Gewerkschaften dienen dem Schutz der Arbeitnehmerinteressen und spielen bei einem multinationalen Unternehmen wie der BASF eine wichtige Rolle, insbesondere im Rahmen der sozialen Verantwortung gegenüber seinen Arbeitnehmern. In diesem Zusammenhang ist z.B. 1995 ein so genannter „Euro-Dialog“ ins Leben gerufen worden, der eine Arbeitnehmervertretung auf der Ebene der europäischen BASFGruppengesellschaften darstellt. Diese gewährleistet einen besseren Informationsaustausch unter den einzelnen nationalen Arbeitnehmervertretern und ermöglicht Interessen auf europäischer Ebene besser abzustimmen und zu koordinieren. Außerdem existiert ein Gruppengesellschaften), Konzernbetriebsrat ein (Betriebsräte Gesamtbetriebsrat aller deutschen (Betriebsräte einer Gruppengesellschaft), ein Betriebsrat (Arbeitnehmervertretung an einem Standort), betriebliche Vertrauensleute (Ansprechpartner vor Ort), ein Sprecherausschuss der leitenden Angestellten (Vertretung der Angestellteninteressen), ein Konzernsprecherausschuss (Sprecherausschüsse der Gruppengesellschaften) sowie Schwerbehinderten-Vertrauensleute und eine Jugend- und Auszubildenden-Vertretung. Diese Einrichtungen werden in der Berichterstattung jedoch lediglich als Beispiele aus Deutschland und Europa aufgelistet und sind nicht als allgemeingültige Einrichtungen weltweit zu verstehen. Wie dies im Einzelnen in Entwicklungsländern aussieht wird nicht beschrieben. 47 ▫ Menschenrechte Grundsätzlich bekennt sich BASF zu den neun Prinzipien des UN Global Compact und den international anerkannten Arbeitsstandards. Dementsprechend sind Kinderarbeit, Zwangsarbeit und Disziplinarverfahren strengstens untersagt. Um aber auch in Entwicklungsländern, in denen BASF mehrere Standorte betreibt, die Förderung der Menschenrechte umzusetzen, hat BASF z.B. in Zusammenarbeit mit der ILO und der „Employers Federation of Pakistan“ im November 2001 und April 2002 zwei Seminare für Frauen in Pakistan zu diesem Thema organisiert. Ziel dieser Workshops war es, unter Arbeitnehmerinnen das Bewusstsein für Menschenrechte zu fördern und sie darin zu bestärken, diese im Arbeitsalltag einzufordern. Mehr als 60 Frauen aus unterschiedlichen Bereichen nahmen an dem Programm teil. In den Berichten ist jedoch nicht aufgeführt, wie viele Arbeitnehmerinnen der BASF-Standort in Pakistan insgesamt hat, inwiefern diese Anzahl einzuschätzen ist und wie sich diese Seminare nachträglich ausgewirkt haben. Eine Untersuchung, ob tatsächlich mehr Rechte eingefordert wurden, wäre sinnvoll. Das Unternehmen fordert nicht nur die Einhaltung der Menschenrechte innerhalb seines eigenen Konzerns, sondern auch von seinen Lieferanten. Sollte z.B. festgestellt werden, dass ein Lieferant gegen geltende Arbeits- oder Sicherheitsstandards im Sinne von Responsible Care verstößt, behält sich BASF das Recht vor, unter Berücksichtigung der jeweiligen Landesgegebenheiten den Vertrag zu kündigen. Um solchen Fällen vorbeugen zu können, wurde von BASF eine Sicherheitsmatrix entwickelt und eingeführt. Innerhalb dieser Matrix werden die Produkte nach ihren chemischen Eigenschaften in unterschiedliche Gefährlichkeitsklassen (Klassen A, B und C) und die Lieferanten in drei verschiedene Klassen (OECD-Länder, herauf- oder herabgestufte Länder und alle Nicht-OECD-Länder) eingestuft.44 Mit Hilfe dieses Instruments kann das Unternehmen potentielle Risikolieferanten erkennen und ggf. strengere Audits durchführen. Entspricht ein Lieferant nicht den Anforderungen der BASF, gibt das Unternehmen Hilfestellung bei der Problembewältigung und beginnt dann mit dem Einkauf der Ware.45 44 Vgl.: Anhang II Ein konkretes Beispiel eines chinesischen Zulieferers, der bestimmte Auflagen nicht erfüllen konnte, ist auf S. 51 des Berichts „Gesellschaftliche Verantwortung 2001. Werte schaffen Wert“ zu finden. 45 48 In diesem Bereich der Untersuchung ist ebenfalls anzumerken, dass sich BASF in ihrem Bericht „Gesellschaftliche Verantwortung 2000“ der Diskussion für die Hilfe ehemaliger Zwangsarbeiter im Zweiten Weltkrieg stellt. Das Unternehmen weist darauf hin, dass in diesem Zusammenhang im Februar 1999 mit 15 weiteren großen deutschen Unternehmen die Stiftungsinitiative „Erinnerung, Verantwortung der Zukunft“ gegründet worden ist, dessen Mittel in eine Bundesstiftung zu Gunsten ehemaliger Zwangsarbeiter und anderer Geschädigter des NS-Regimes einfließen. Der Vorstandsvorsitzende der BASF begründet das Engagement folgendermaßen: „Das Unternehmen BASF wie auch ich persönlich bedauern die Leiden, die Zwangsarbeitern während der Zeit des Dritten Reiches zugefügt worden sind, und die Nachteile die diese Menschen damals erleiden mussten. (…) Als Menschen und als Mitarbeiter können wir Geschehenes nicht ungeschehen machen, aber wir können uns dafür einsetzen, dass solches Unrecht nicht wieder geschieht.“ (BASF 2000a: 47).46 ▫ Gesellschaft Im Bereich des Spendenwesens und der Partnerschaften unterstützt BASF gemeinsame Projekte, Stipendien und Fonds, indem es im Jahr 2001 z.B. 1,7 Millionen Euro an die Yeosu-Stipendien-Stiftung in Korea spendete oder den Sino-German Research & Development Fund unterstützte. In diesem Zusammenhang ist auch die Förderung von wissenschaftlichen Wettbewerben wie z.B. „Jugend forscht“ oder „Chemieolympiade“ genauso wie die finanzielle und materielle Hilfe von BASF für Universitäten und Schulen beispielhaft zu nennen. Das „Projeto Crescer“ in Brasilien, das 14- bis 18jährigen Jugendlichen aus sozial schwachen Familien bessere Zukunftschancen ermöglichen soll, wurde von BASF vor 20 Jahren ins Leben gerufen. Die Jugendlichen erhalten zum einen eine Ausbildung für ihr späteres Berufsleben, die auch ein Schulstipendium und Hilfestellung bei der Orientierung auf dem Arbeitsmarkt umfasst. Zum anderen wird bei wöchentlichen Workshops zu Gesundheits- und Sozialthemen die Allgemeinbildung geschult. Dieses Projekt wird nicht nur durch finanzielle Mittel unterstützt, sondern auch durch das Mitwirken und das Engagement der BASFMitarbeiter und ihrer Angehörigen.47 46 Vgl.: http://www.basf.de/de/ueber/dialog/zwangsarbeiter/ Weitere Beispiele in diesem Bereich sind z.B. die Ausrichtung eines Fußballturniers im Rahmen der Special Olympics 2001 durch BASF und seinen Mitarbeitern oder aber auch die Unterstützung von sechs so genannten „Medical Camps“ und „Dental Camps“ in Indien, bei denen sich Nachbarn im Umfeld kostenlos medizinisch bzw. zahnmedizinisch behandeln lassen können. 47 49 Programme zur bezahlten Freistellung ehrenamtlich aktiver Mitarbeiter existieren weltweit in jeder vierten Gruppengesellschaft – jede fünfte ermöglicht unbezahlte Freistellung. Durch eine interne „Mandatsträgerregelung“ der BASF AG in Deutschland ist bspw. festgelegt, dass Mitarbeiter auf Antrag von der Arbeit freigestellt werden, wenn es für die Ausübung ihres Ehrenamtes nötig ist. Dies geschieht bei voller Bezahlung, um finanziellen Nachteilen vorzubeugen.48 Welche Gruppengesellschaften dieses Angebot tatsächlich anbieten ist anhand der Berichte nicht ersichtlich. In den USA existiert allerdings ein Freiwilligen-Förderprogramm („Volunteer Grant Awards Program“), bei dem Mitarbeiter Fördermittel für den Verein oder die Organisation beantragen können, in der sie tätig sind.49 In der Regel sind dies Vereine, die wohltätigen, sozialen, kulturellen oder künstlerischen Zwecken dienen. Hier sollte darauf hingewiesen werden, dass Mitarbeiter offensichtlich nicht regelmäßig die Möglichkeit haben, freiwillig zu arbeiten und keine systematische Strategie hierzu vorhanden ist. In manchen Unternehmen existieren zu diesem Zweck bspw. fest etablierte Programme, in denen jeder Mitarbeiter ohne die Stellung eines Antrages monatlich eine gewisse Anzahl an Stunden Freiwilligenarbeit nachgehen darf. Des Weiteren beschäftigt sich das Unternehmen mit dem Thema der deutschen Problematik am Arbeitsmarkt und engagiert sich auf diesem Gebiet z.B. mit Hilfe der „Initiative für Beschäftigung!“. Die Initiative wurde 1998 in einer gemeinsamen Aktion der Bertelsmann Stiftung, der IG Bergbau, Chemie, Energie und der BASF ins Leben gerufen. Es entstanden 19 regionale Netzwerke in ganz Deutschland, in denen Vertreter aus Gewerkschaft, Verbänden, Kammern, Politik, Kirchen, Vereinen und Wissenschaft zusammenarbeiten und Lösungen für das Arbeitsmarktproblem erarbeiten. Bundesweit konnten mindestens 6.200 Beschäftigungsverhältnisse geschaffen und 80.000 Menschen qualifiziert, informiert und geschult werden. Aufgrund dieser positiven Bilanz wurde das Projekt bis 2005 verlängert. Die finanzielle Unterstützung betrug 2001 rund 19,5 Millionen Euro. Zwei Drittel dieser Summe umfasste Spendengelder, der Rest wurde 48 2001 waren bei der BASF AG über 500 Beschäftigte ehrenamtlich tätig. Mehr als 300 davon in der Politik. Im Rahmen der Teilnahme am UN Global Compact und in Zusammenarbeit mit den United Nations Volunteers (UNV) wurde außerdem mit BASF eine Partnerschaft eingegangen, bei der BASFMitarbeiter zur befristeten freiwilligen Mitarbeit in Entwicklungsprojekten verschiedener UNOrganisationen oder ihrer Partner entsandt werden sollen. 49 Bei mindestens 40 Stunden, die ein Mitarbeiter sich für sein Ehrenamt engagiert, zahlt BASF 250 US$ und ab 100 Stunden 500 US$ an die Organisation. 50 für Sponsoring und eigene Umfeldprojekte aufgewandt.50 Der Bereich Bestechung und Korruption wurde im Bericht nicht näher beleuchtet. Es wird jedoch darauf hingewiesen, dass bis Ende 2001 nahezu alle Gruppengesellschaften der BASF in den verschiedenen Regionen einen für ihre Mitarbeiter verbindlichen Verhaltenskodex erstellt haben. Dieser berücksichtigt die lokalen Gesetze und verlangt von den Mitarbeitern eine eigenverantwortliche Einhaltung. Ein Verstoß gegen Gesetze kann sowohl weitreichende arbeitsrechtliche, als auch strafrechtliche Konsequenzen für die Mitarbeiter haben.51 Bei rechtlichen Zweifeln hinsichtlich des eigenen Verhaltens oder ihres Arbeitsumfelds steht den Mitarbeitern eine Hotline mit einer unabhängigen Anwaltskanzlei für Informationen, Anregungen oder Bedenken zur Verfügung. In diesem Zusammenhang nennt das Unternehmen auch die kartellrechtlichen Verstöße im Vitamingeschäft vor 1999, in die acht weitere Vitaminhersteller involviert waren.52 Positiv ist in diesem Zusammenhang anzumerken, dass BASF dieses Vergehen eingesteht und bekundet, aus seinen Fehlern gelernt zu haben. Durch neue Maßnahmen sollen zukünftig Verstöße in diesem Bereich verhindert, bzw. erkannt und notfalls entsprechende Rechtsmittel eingeleitet werden. Welchen Mitteln sich BASF bedient, ist nicht ersichtlich. Auf politischer Ebene ist der Besuch der Enquete-Kommission des Deutschen Bundestages „Globalisierung der Weltwirtschaft“ im Stammwerk Ludwigshafen 2001 als beispielhaft zu bewerten. Hier wurde der Informationsaustausch über die Gestaltung einer nachhaltigen Globalisierung zwischen Vertretern der Unternehmensspitze sowie BASF-Experten und Politikern in den Vordergrund gestellt. Weiterhin hat sich das Unternehmen 2001 am deutsch-chinesischen Hochtechnologie-Dialogforum in Beijing/ China beteiligt, bei dem es das CLEARFIELD®-Produktionssystem präsentierte. Das System verbindet Herbizide einer bestimmten Wirkstoffklasse mit speziell 50 Vgl. Anhang II Näheres zum deutschen Verhaltenskodex der BASF unter http://www.basf.de/de/corporate/overview 52 Neben BASF wurden La Roche, Merck, Aventis, Solvay, Daiichi, Eisai und Takeda beschuldigt, die Märkte für Vitaminprodukte unter sich aufgeteilt und die Preise abgestimmt zu haben. Die Unternehmen hatten zwischen September 1989 und Februar 1999 Absprachen getroffen, die es ihnen erlaubten die Preise von Vitaminprodukten künstlich hoch zu halten und so ihr Jahreseinkommen nahezu zu verdoppeln. Die Europäische Kommission verhängte daraufhin 2001 ein Bußgeld von 296 Millionen Euro gegen BASF. Da BASF jedoch, laut eigener Aussage in seinen Berichten, die Verantwortung für diese Verstöße übernommen hat und gleichzeitig umfassend mit der EU-Kommission zu ihrer Aufklärung beigetragen hat, sieht es das Bußgeld als unangemessen hoch an und hat dementsprechend Rechtsmittel gegen diesen Bescheid eingelegt. 51 51 entwickeltem Saatgut und könnte somit für Chinas Landwirtschaft von großem Interesse sein. Ebenfalls fand die Diskussion über den Emissionshandel Einzug in die Unternehmensplanung. BASF bezieht eine klare Stellung gegen die Einführung von handelbaren Emissionszertifikaten auf Ebene der Unternehmen. Da bereits durch effektive Innovationen im Bereich der CO2-Reduzierung große Erfolge in den letzten Jahren verbucht werden konnten, würden weitere Reduzierungen, wie sie von der EU geplant werden, Schwierigkeiten bereiten. Dementsprechend wäre die Einführung der Emissionszertifikate mit finanziellen Aufwendungen verbunden. Aufgrund dieser Meinung steht BASF im besonders hohen Maß in der Kritik der Gesellschaft. Kritische Meinungen werden hier insbesondere in dem Bereich der NGOs geäußert, da sich Organisationen dieser Art für den Emissionshandel aussprechen. Im Bereich des Stakeholder Dialoges ist BASF in so genannten „Community Advisory Panels“ (CAPs) oder auch Nachbarschaftsforen genannt, involviert.53 Vertreter des Unternehmens setzen sich in regelmäßigen Abständen, meist alle zwei bis vier Monate, mit engagierten Bürgern zusammen. Diskutiert werden problematische Themen, die den umliegenden Anwohnern Sorgen bereiten. Diese Bürger vertreten Interessen unterschiedlicher gesellschaftlicher Gruppen am Standort wie z.B. die Interessen von Schulen, Umweltverbänden, sozialen Einrichtungen, des Gesundheitswesens, Handwerks, Gewerbes und der Behörden. ▫ Umweltschutz In ökologischer Hinsicht hat sich das Unternehmen dem Responsible Care Gedanken verpflichtet, welches auf eine weltweite Initiative der chemischen Industrie zurückgeht. Diese fordert eine kontinuierliche Verbesserung in den Bereichen Umweltschutz, Produktverantwortung, Arbeitssicherheit, Gefahrenabwehr und Transportsicherheit. Gesundheitsschutz, 54 Anlagensicherheit, Dementsprechend werden von BASF strenge Audits und Kontrollen durchgeführt, um einen hohen Standard an allen Produktionsstätten gewährleisten zu können. Das Ergebnis dieser Audits wird mit Hilfe einer Risikomatrix dargestellt, um später sichtbar zu machen, ob die Sicherheits- und Umweltleistungen eines Betriebs ausreichen.55 Wird ein erhöhtes Risiko festgestellt, 53 Vgl. : Anhang II Vgl.: http://www.americanchemistry.com 55 Vgl.: Anhang II 54 52 werden mit den Verantwortlichen vor Ort Maßnahmen erarbeitet, die zur Gefahrenreduzierung führen und durch Folge-Revisionen kontrolliert werden.56 Weiterhin stellt BASF unter Berücksichtigung des Kyoto-Protokolls von 1997 Ziele zur Reduktion der weltweiten Emissionen in Luft und Wasser auf.57 Anzumerken ist jedoch, dass alle Emissionen im Bezug zum Vorjahr (2001) gestiegen sind. BASF begründet dies mit vorangegangenen Akquisitionen und die Inbetriebnahme von Neuanlagen. Um ihre Ziele dennoch erreichen zu können, sind verschiedene Einzelmaßnahmen und Projekte zu innovativen, emissionssparenden Anlagen geplant und teilweise schon umgesetzt.58 Ein weiteres strategisches Instrument, welches von BASF und der Unternehmensberatung Roland Berger + Partner entwickelt worden ist, ist die Ökoeffizienz-Analyse. Mit Hilfe dieses Instruments ist es möglich, bei Produkten und Prozessen Kosten und Umweltauswirkungen gemeinsam, innerhalb eines so genannten Ökoeffizienz-Portfolios, betrachten zu können, um dann unter verschiedenen Alternativen die „ökoeffizienteste“ auszusuchen. Das Grundprinzip besteht darin, den gesamten Weg eines Produktes bzw. eines Prozesses „von der Wiege bis zur Bahre“ zu bewerten und daraufhin eine ökologische Entscheidung zu treffen und zu realisieren.59 Im Rahmen der Anlagensicherheit und Gefahrenabwehr hat BASF eine verbindliche Richtlinie für alle Standorte entwickelt, die ein fünfstufiges Betrachtungssystem für Sicherheit, Gesundheit und Umweltschutz (SGU-Betrachtungen) vorgibt. Zuzüglich werden im Rahmen der Anlagenplanung alle Aspekte von Anlagensicherheit, Arbeitssicherheit, Gesundheitsschutz und Umweltschutz berücksichtigt. Außerdem existiert ein Gefahrenabwehr-Managementsystem, welches alle weltweiten Gruppengesellschaften und Jointventures sowie Lieferanten, Kunden, benachbarte Unternehmen und Städte und Gemeinden im Umfeld einbezieht. Dieser Bereich gilt als 56 2002: 138 Umweltschutz- und Sicherheitsrevisionen an 74 Standorten; Audits auf dem Gebiet der Arbeitsmedizin und des Gesundheitsschutzes an 44 Standorten; 2000: 141 Umweltschutz- und Sicherheitsrevisionen an 82 Standorten 57 Diese beinhalten die Reduzierung der Treibhausgasemissionen je Tonne Verkaufsprodukt um 10%, Luftfremde Stoffe um 40%, Stickstoff-Emissionen in das Wasser um 60%, Emissionen organischer Stoffe in das Wasser um 60% und Schwermetall-Emissionen in das Wasser um 30% bis 2012. 58 eine Auflistung der einzelnen Emissionen in Luft und Wasser ist abrufbar unter http://www.berichte.basf.de/umweltbericht 59 Näheres zur Ökoeffizienz-Analyse unter http://corporate.basf.com/de/sustainability/oekoeffizienz/?id=iNnWe4ow3bcp2H und in BASF 2001: 21. 53 gut abgesichert, da Umweltskandale Teil des finanziellen Risikomanagements sind. Wäre dies nicht der Fall müsste BASF in Fällen dieser Art hohe Strafen sowie einen starken Imageverlust hinnehmen. ▪ Kommunikationsformen Berichte wie Finanzberichte, Nachhaltigkeitsberichte oder Broschüren zu bestimmten Themengebieten sind im Internet auf der Webseite des Unternehmens einzusehen. Es besteht so die kostenlose Möglichkeit diese im pdf-Format herunterzuladen. Die Zusendung einer gedruckten Ausgabe per Post aufgrund vorangegangener Bestellung, erfolgt schnell und problemlos. Die Berichterstattung gilt bei BASF als entscheidender Bestandteil und wird unumgänglich für weitere Lernprozesse des Unternehmens angesehen. „Was wir nicht kommunizieren können, das können wir auch nicht realisieren.“ sagt Prof. Dr. Jürgen Strube, Vorstandsvorsitzender der BASF (BASF 2001: 56). Das Unternehmen will durch einen offenen Dialog mit der Gesellschaft Transparenz schaffen, Meinungen austauschen sowie Verständnis und Vertrauen schaffen. Ihre eigens entwickelte Definition von Dialog lautet: „ […] dem jeweils anderen ein anschauliches Bild dessen zu vermitteln, was man tut oder zu tun beabsichtigt, um eine Bewertung dieses Tuns zu ermöglichen und für diese Bewertung durch den anderen wieder offen zu sein, eine solche Bewertung zu respektieren und sie in weitere Entscheidungen einfließen zu lassen.“ (BASF 2000a: 54). Inwieweit die Stakeholder durch Dialoge nun tatsächlich Entscheidungsprozesse der BASF beeinflussen, ist anhand der Berichte nicht eindeutig zu klären. ▫ Teilnahme an internationalen, nationalen oder regionalen Institutionen Seit dem 26.07.2000 ist BASF Mitglied im UN Global Compact und verpflichtet sich dementsprechend zur Einhaltung und Umsetzung der neun Prinzipien. Dabei wird besonderer Wert auf die Einhaltung der international verkündeten Menschenrechte und sozialer Mindeststandards, das Recht auf Mitarbeitervertretungen, Durchführung von Anti-Diskriminierungsprogrammen und verbesserten Umweltschutz gelegt. Diese Aspekte sollen durch Aktivitäten und Programme wie sie z.B. im Abschnitt Dreidimensionalität der Berichte erläutert wurden und insbesondere durch die 54 Einführung und Umsetzung von Grundwerten in Form von Leitlinien erreicht werden.60 Des Weiteren engagiert sich BASF im Lernforum des Paktes. Auf der Webseite des UN Global Compact sind drei Fallstudien, fünf konkrete Beispiele und zwei Projekte des Unternehmens einzusehen.61 Hierbei handelt es sich um die Präsentation der Ökoeffizienz-Analyse, der Einführung eines Nachhaltigkeitsrats als neues Managementinstrument sowie Beispiele der Umsetzung der Prinzipien in Indien, Brasilien und Pakistan. Ein konkretes Projekt in diesem Kontext ist z.B. in Zusammenarbeit mit UNEP, UNIDO und NCPC (National Cleaner Production Centres) entstanden. Hierbei wird marokkanischen Textilfärbereien geholfen, effizienter und zugleich umweltfreundlicher zu arbeiten. Eine von BASF entwickelte Software ermöglicht es kleinen mittelständischen Unternehmen, die Ökoeffizienz ihrer Arbeitsprozesse zu untersuchen und daraufhin Verbesserungsmöglichkeiten zu entwickeln. Bisher geben BASF-Mitarbeiter Hilfestellung bei diesem Projekt. In Zukunft werden ebenfalls Mitarbeiter von UNEP/ UNIDO in diesen Themen geschult, damit diese dann das Analyseinstrument für den breiten Einsatz in Entwicklungsländern weiterentwickeln und auch anwenden können. Des Weiteren ist BASF Mitglied im WBCSD und verpflichtet sich hiermit seine Erfahrungen und sein Wissen an andere Mitgliedsunternehmen weiterzugeben und Projekte des WBCSD zu unterstützen. Seit Anfang 2004 ist BASF ebenfalls Mitglied von CSR Europe und seit einem etwas längerem Zeitraum Mitglied bei der Partnerorganisation econsense. Auch hier, ähnlich wie beim Global Compact, stellt BASF sein Instrument der Ökoeffizienz-Analyse zur Verfügung und trägt somit zum Prinzip eines „Thinktanks“ bei. ▫ Teilnahme an Richtlinien für eine nachhaltige Berichterstattung BASF bestätigt den Gebrauch der GRI-Leitlinien und engagiert sich aktiv bei der Weiterentwicklung dieser Richtlinien. Ihr Bericht ist zwar nicht ein „in-accordance“Bericht, er orientiert sich jedoch stark an der von der GRI beschriebenen 60 Näheres zu der genauen Umsetzung der neun UN Global Compact Prinzipien auf http://www.basf.de/de/corporate/sustainability/sustainable_development/global_compact/?id=YEpa94XI Obsf2CI 61 Vgl.: http://www.unglobalcompact.org/Portal/?NavigationTarget=/roles/portal_user/companies/Companies/nf/c ompanySearch 55 Vorgehensweise. Die Berichtselemente Vision und Strategie, Profil, Governance Strukturen und Managementsysteme werden in den BASF-Berichten eindeutig umgesetzt. Der GRI Content Index wird jedoch gar nicht umgesetzt wohingegen einige entscheidende Leistungsindikatoren anhand von Grafiken und erläuternde Erklärungen, wie z.B. die Frauenquote oder konkrete Emissionen von Treibhausgasen, anschaulich dargestellt werden.62 Für ihre Nachhaltigkeitsberichterstattung 2001 hat das Unternehmen den deutschen Umwelt-Reporting Award der Wirtschaftsprüferkammer Deutschland erhalten.63 Des Weiteren wurden beide Berichte – „Gesellschaftliche Verantwortung 2001“ und „Umwelt, Sicherheit, Gesundheit 2002“ – vom Wirtschaftsprüferunternehmen Deloitte & Touche extern auf die Richtigkeit der veröffentlichten Informationen überprüft und verifiziert. ▫ Teilnahme an zertifizierungsfähigen sozialen Standards BASF nimmt weder am AA1000 noch am SA 8000 Standard teil. Es ist jedoch darauf hinzuweisen, dass das Unternehmen an der ISO 14000 Reihe sowie der EMAS Verordnung teilnimmt. In diesem Zusammenhang ist die ökologische Komponente durch externe Prüfinstanzen zertifiziert. Die soziale Seite der Nachhaltigkeit wird bei diesen Verfahren nicht integriert. Laut den Berichten werden eigene Sozialaudits kontinuierlich durchgeführt, die gewährleisten sollen, dass die international anerkannten Menschenrechte vom eigenen Unternehmen genauso wie von allen Lieferanten eingehalten werden. ▪ Nachhaltigkeitsmanagementsysteme und Codes of Conduct BASF hat im Juni 2001 einen so genannten Nachhaltigkeitsrat eingeführt, der aus einem Vorstandsmitglied, sieben weiteren Führungskräften und dem Leiter des Internationalen Lenkungskreises Nachhaltigkeit besteht. Ziel des Rates ist es, die Repräsentation des Nachhaltigkeitsthemas nach innen und außen darzustellen und bei dem Beschluss von Strategien sowie der Etablierung entsprechender Instrumente mitzuwirken. Der Rat ist bspw. ebenfalls für den Inhalt der Nachhaltigkeitsberichte verantwortlich. Der Internationale Lenkungskreis Nachhaltigkeit ist für die Entwicklung der Strategien und Pflege der Instrumente zuständig und berichtet dem Nachhaltigkeitsrat. Diesem Lenkungskreis 62 63 arbeiten verschiedene Projektteams aufgabenbezogen zu. Das Vgl.: einige ausgewählte Grafiken in Anhang II Vgl.: http://www.wpk.de 56 Sustainability-Center bildet die Schaltstelle zwischen Nachhaltigkeitsrat, Internationalem Lenkungskreis, Projektteams, Facheinheiten und den einzelnen BASFStandorten. Seine Aufgabe liegt in der Koordination der verschiedenen unternehmensinternen Projekte und Teams. Gleichzeitig ist er inhaltlich für die Nachhaltigkeitskommunikation der BASF-Gruppe und für die externe Kooperation mit z.B. Umweltverbänden, Wirtschaftsverbänden und Initiativen wie dem Global Compact verantwortlich.64 Nachhaltigkeitsrat Vorstandsmitglied, sieben Bereichsleiter sowie der Leiter des Lenkungskreises Internationaler Lenkungskreis Nachhaltigkeit ÖKOLOGIE ÖKONOMIE SOZIALES Zehn Führungskräfte aus unterschiedlichen Regionen, Geschäftsbereichen und Funktionen Sustainability-Center Projektteam 1 Projektteam 2 …. Abbildung 7: Organisation des Nachhaltigkeitsmanagements in der BASF-Gruppe (vgl. BASF 2001: 15). Des Weiteren sind im Rahmen der Vision 2010 sechs Grundwerte entwickelt und eingeführt worden, welche die Einstellungen und zukünftige Maßnahmen zur Zielerreichung widerspiegeln. Diese sind im Einzelnen: Nachhaltiger Erfolg, Innovation im Dienste ihrer Kunden, Sicherheit, Gesundheit, Umweltschutz, Interkulturelle Kompetenz, Gegenseitiger Respekt und offener Dialog sowie Integrität.65 Die Grundwerte und Leitlinien sind insgesamt in 13 Sprachen übersetzt und werden jedem Mitarbeiter überreicht. Außerdem werden die Werte durch Diskussionsveranstaltungen und Workshops an die unterschiedlichen Aufgabengebiete in den einzelnen Ländern angepasst. Es entsteht ein Wertemanagement, welches wiederum ein entscheidender Bestandteil der BASF-Unternehmensethik darstellt. Die Grundwerte der BASF bestehen 64 Zur Zeit existieren vier Projektteams mit dem Themengebieten Integration sozialer Faktoren in das bestehende weltweite Umwelt-, Sicherheits- und Gesundheitsaudit, Sustainable Development in Kundenund Lieferantenbeziehungen, Integration sozialer Faktoren in die Ökoeffizienz-Analyse und Implementierung von Nachhaltigkeitskriterien in Investitionsentscheidungen der BASF. 65 Vgl.: http://www.basf.de/de/corporate/overview/ und Anhang II 57 somit aus drei Teilen: der Vision 2010, welche darstellt wohin sich das Unternehmen in den kommenden Jahren entwickeln will, die sechs Grundwerte sowie konkrete Leitlinien, die das Handeln im Unternehmensalltag entsprechend der Grundwerte festlegen.66 ▪ Zielsetzungen für die Zukunft In den vorliegenden Berichten werden für die nächsten Jahre konkrete Ziele genannt. Durch die Erkenntnis, dass immer mehr Kunden erfahren möchten, unter welchen Arbeitsbedingungen ihre Produkte entwickelt und produziert werden, hat sich BASF die Beantwortung der Fragen zum Ziel gesetzt. Des Weiteren soll bei jeglichen Einkaufsvorgängen darauf geachtet werden, dass im Sinne des UN Global Compacts neben Umwelt- und Sicherheitsstandards auch soziale Mindeststandards eingehalten werden. In diesem Zusammenhang sollen neben ökologischen Kriterien in den gruppenweiten Standortrevisionen auch soziale Kriterien mit einfließen. Diese liegen konzeptionell schon vor und sollen 2002 detaillierter bearbeitet werden. Auch in die Ökoeffizienz-Analyse sollen soziale Parameter integriert werden, die bereits in Zusammenarbeit mit dem Ökoinstitut in Freiburg und der Universität Karlsruhe ausgewählt wurden und nun mit verschiedenen Anspruchsgruppen auf ihre Praxistauglichkeit überprüft werden sollen. Weiterhin soll der Frauenanteil innerhalb des Unternehmens sowie die Anzahl weiblicher Führungskräfte gesteigert werden. Wie dies jedoch genau geschehen soll wird nicht beschrieben. In ökologischer Hinsicht sollen grundsätzlich jegliche schädigenden Emissionen drastisch reduziert werden. Z.B. ist die Reduktion organischer Stoffe in das Wasser um 60% bis 2012 in diesen Bereich einzuordnen. Im selben Zusammenhang sollen weiterhin die Anzahl der Arbeitsunfälle mit Ausfalltagen (Reduzierung um 80% bis 2012) und die der Transportunfälle (Reduzierung um 70% bis 2012) verringert werden. Viele Aspekte werden jedoch in diesem Bereich nicht genannt, wie z.B. die zukünftige Strategie im Stakeholder Dialog, klare Strategien bzgl. des Gleichberechtigungsmanagements (nicht nur die Frauenförderung, sondern auch z.B. religiöse Gleichstellung) oder auch der zukünftige Umgang mit den direkt angrenzenden Nachbarn. 66 Vgl.: http://www.basf.de/de/corporate/overview/ und Anhang II 58 3.2.2 Neckermann ▪ Kurze Beschreibung des Unternehmens Die Neckermann Versand AG ist der drittgrößte deutsche und fünftgrößte europäische Versandhandel mit Sitz in Frankfurt am Main. Seit 1984 ist das Unternehmen Tochtergesellschaft der KarstadtQuelle AG und bildet dort, zusammen mit Quelle, das umsatzstärkste Geschäftsfeld.67 Zweimal jährlich erscheint ein Katalog mit rund 1.500 Seiten, welcher mehr als 110.000 Artikelpositionen umfasst und eine Auflagenhöhe von jeweils sieben Millionen Exemplaren hat. Seit 1995 ist es auch möglich, alle Waren über Internet zu bestellen. Neckermann selber besitzt einige Tochtergesellschaften im In- sowie europäischen Ausland, die mit einer Mitarbeiterzahl von 7.541 (Stand 2002) einen Umsatz von 2,44 Milliarden Euro (Stand 2002) erwirtschaften. Die Neckermann Versand AG weist einen Umsatz von 1,524 Milliarden Euro (Stand 2002) und eine Mitarbeiterzahl von 6.057 (Stand 2002) auf. ▪ Vorliegende Berichte Im Rahmen dieser Untersuchung liegen die Berichte „Nachhaltigkeit bei Neckermann. Umwelterklärung 2001“, „Umweltfakten 2002“, „Umweltfakten 2003“, „KarstadtQuelleAG. Verantwortlich Handeln“ sowie die Informationen auf der Internetseite (www.neckermann.de) des Unternehmens vor. ▪ Dreidimensionalität der Berichte ▫ Arbeitsbedingungen Neckermann bekundet in seinen Berichten, dass die Aus- und Weiterbildung, die Mitarbeiterförderung sowie die Unterstützung der Führungskräfte bei der Ausübung ihrer Führungsaufgaben ein wichtiger Bestandteil bei der Umsetzung der sozialen Nachhaltigkeit ist. Es werden innerbetrieblicher Unterricht in Form von Projekten, Seminaren und Schulungen angeboten, genauso wie Förderkreise für den Führungsnachwuchs. Wie Gesundheits- und Arbeitsschutzmaßnahmen im Unternehmen aussehen, wird in den Berichten nicht erläutert. Auch die genaueren Gehalt und Zusatzleistungen sowie Arbeitgeber- und Arbeitnehmerbeziehungen werden nicht behandelt. Lediglich in den Sozialstandards wird auf die Einhaltung von Sicherheit und Gesundheitsschutz, eine angemessene Entlohnung, dem Recht auf Vereinigungsfreiheit 67 Vgl.: http://www.karstadtquelle.com 59 sowie Diskriminierungsverbot hingewiesen.68 Ob es jedoch Managementsysteme zur Regelung dieser Aspekte oder konkrete Umsetzungsmaßnahmen gibt ist nicht zu erkennen. ▫ Menschenrechte In diesem Bereich bemüht sich die Neckermann Versand AG durch die Aufstellung sozialer Standards um die Einhaltung der international anerkannten Menschenrechte. Diese Standards gelten nicht nur für das eigene Unternehmen, sondern ebenfalls für die Zulieferer aus Entwicklungsländern. Das Unternehmen hat erkannt, dass gerade in diesen Ländern auf die Einhaltung geachtet werden muss und diese zusätzlich durch stichprobenartige Sozialaudits überprüft werden sollte. Dies erfolgte erstmalig im April 2001 in Indonesien bei wichtigen Textilproduzenten unter der Zuhilfenahme von Mitarbeitern des CSCC (Cal Safety Compliance Corporation) und lokaler indonesischer Mitarbeiter.69 Laut Bericht sind weitere Audits in diesem Bereich geplant, doch über ihren genauen Zeitpunkt, Standort und Durchführungsrahmen wird kein Aufschluss gegeben. In diesem Zusammenhang räumt das Unternehmen ein, dass durch die ersten Audits Defizite in den Bereichen der Arbeitszeitregelung, Entlohnung, Sicherheit und Umwelt aufzufinden waren. In dem Bereich Kinderarbeit sind keine Defizite zu Tage gekommen. Dementsprechend erarbeiteten Prüfer und Lieferanten gemeinsam termingebundene Verbesserungsmaßnahmen, deren Ergebnisse im nächsten Bericht veröffentlicht werden sollen. Welche konkreten Verstöße in den jeweiligen Zulieferunternehmen im Einzelnen entdeckt worden sind und wie diese nun gelöst werden sollen, wird in den Berichten nicht näher beschrieben.70 ▫ Gesellschaft Auf diesen Aspekt der sozialen Verantwortung wird in den Neckermann Berichten nur unzulänglich eingegangen. Weder Zahlen oder Aktivitäten im Spendenbereich werden 68 Vgl. : Anhang III CSCC ist eine amerikanische Organisation, die ein Konzept zur Kontrolle der sozialen Verantwortung von Zulieferern in der Bekleidungsindustrie entwickelt hat und dieses zusammen mit Unternehmen aus dieser Branche umsetzt. Vgl.:http://www.cscc-online.com 70 KarstadtQuelle wurde 2001 von der Clean Clothes Campaign (CCC) vorgeworfen, dass Arbeiter in Indonesien zu Überstunden gezwungen würden und bis zu 82 Stunden in der Woche arbeiten müssten. In den Berichten sowie auf der Webseite wird nicht auf diese Vorwürfe eingegangen. 1999 wurde CCC ins Leben gerufen. Ihr Ziel ist mit Hilfe von Konsumenten den Druck auf die großen Markenfirmen und Großverteiler zu erhöhen, damit sich diese an einen genau definierten Verhaltenskodex halten. Dieser Kodex beinhaltet unter anderem: Menschenwürdige Arbeitsbedingungen, keine Kinderarbeit, Gewerkschaftsfreiheit sowie existenzsichernde Löhne für die Arbeiter in der Textilindustrie der Entwicklungsländer. Vgl.: http://www.cleanclothes.org 69 60 aufgelistet noch über ein eventuelles Engagement der Mitarbeiter im Gemeinwesen berichtet. Die Aspekte der Existenzgründungs- und Beschäftigungsförderung, Bestechung und Korruption sowie politische Unterstützung sind ebenfalls nicht Gegenstand der Berichterstattung. Die fehlende Transparenz in einem Bereich, der am meisten von Skandalen durchzogen ist und deshalb unbedingt Teil eines Nachhaltigkeitsberichts sein sollte, bedeutet für eine Vielzahl von Unternehmen und somit auch für Neckermann negative Auswirkung bzgl. des Image und der Glaubwürdigkeit. ▫ Umweltschutz Seit 1990 engagiert sich Neckermann im Bereich des Umweltschutzes. Das Unternehmen verabschiedete bereits ein Jahr später Umweltleitlinien sowie ein unternehmenseigenes Öko-Zeichen, welches besonders energie- und wassersparende Elektrogroßgeräte auszeichnet. Das Unternehmen bewertet seine umweltrelevanten Tätigkeiten und Produkte anhand definierter Kriterien. Die zu bewertenden Bereiche sind Handelswaren, Transporte, Verpackungen und Werbemittel, die auf Ressourcenverbrauch, Einsatz umweltkritischer Stoffe und Produktionsverfahren untersucht werden. Des Weiteren stellt das Unternehmen jährlich drei verschiedene Öko-Bilanzen auf, die sich in die Bereiche Ware, Werbemittel und Standort aufteilen. Anhand dieser Auflistungen werden bestimmte Kennzahlen veröffentlicht, die dem Unternehmen z.B. bei der Stärken-Schwächen-Analyse, Formulierung und Verfolgung von quantifizierten Umweltzielen und der Darlegung der kontinuierlichen Verbesserung im betrieblichen Umweltschutz dienen sollen. Schwerpunkt des Neckermann Umweltprogramms bildet die so genannte Sortimentsoptimierung, wobei es sich um einen schrittweisen Austausch von ökologisch problematischen Produkten gegen umweltverträglichere handelt, wie z.B. bei Tropenholz, Echtpelze, FKW-haltige Kühlgeräte oder PVC-Artikel. Um dieses Ziel umsetzen zu können wurde z.B. ein so genannter Öko-Pass zur Erfassung der produktspezifischen, ökologischen Kriterien eingeführt. Außerdem soll eine regelmäßige Auswertung der Daten sowie Einflussnahme auf Materialien und Herstellungsverfahren, ein kontinuierlicher Dialog mit Lieferanten sowie eine jährliche sortimentsspezifische Schulung für jeden Einkaufsbereich zur Zielerreichung führen. 61 Des Weiteren wurden von der Neckermann Versand AG drei verschiedene Umweltzeichen eingeführt. Der Umwelt-Button macht auf mindestens eine spezielle Eigenschaft aufmerksam, die den Artikel im Vergleich zu anderen mit gleichem Gebrauchsnutzen als besonders umweltverträglich auszeichnet. Ein Artikel mit dem so genannten UmweltPrädikat, ein weiters von Neckermann eingeführtes Label, bietet mehrere deutliche Umweltvorteile im Vergleich zu anderen Artikeln mit gleichem Gebrauchsnutzen. Das Mode-Programm Beautiful World enthält letztlich ausschließlich Textilien aus 100% Naturfaser. Es stellt sich jedoch die Frage, weshalb das Unternehmen seine eigenen Labels entworfen hat und sich nicht den bereits allgemein gültigen Standards angeschlossen hat. Durch diese Vorgehensweise Neckermanns geht ein Teil der Glaubwürdigkeit verloren und das Vertrauen in die Produkte zurück. ▪ Kommunikationsformen Berichte und Broschüren zum Unternehmen sind auf der Homepage einzusehen. Es besteht die Möglichkeit diese als pdf-Format herunterzuladen sowie sie in gebundener Form zu bestellen. Die Zusendung der Materialien kann jedoch einige Zeit in Anspruch nehmen. ▫ Teilnahme an internationalen, regionalen oder nationalen Institutionen Das Unternehmen ist weder Mitglied im WBCSD, UN Global Compact, CSR Europe oder econsense. Es engagiert sich jedoch im FSC, indem es einer der Förderer ist und dementsprechend versucht, bei allen Holzartikeln des Sortiments auf eine nachhaltige Forstwirtschaft zu achten und Produkte mit einem FSC-Siegel zu erwerben. Im Jahr 2001 konnten über 100 verschiedene FSC-Artikel in Haupt- und Spezialkatalogen angeboten werden. Ein weiterer Ausbau dieser Produktpalette ist geplant. Des Weiteren vertreibt Neckermann Teppiche mit dem so genannten RUGMARK-Siegel und unterstützt auf diese Art die Ziele einer internationalen Initiative gegen illegale Kinderarbeit in der Teppichindustrie.71 Kunden wird so die Möglichkeit gegeben sich für Produkte aus einer nachhaltigen Herstellung zu entscheiden. 71 1995 wurde diese Initiative gemeinsam von indischen NGOs, deutschen und internationalen Hilfswerken und der Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit initiiert. Sie vergibt ein international registriertes Siegel für Teppiche, die nach RUGMARK-Kriterien geknüpft wurden. Dabei wird insbesondere auf die Kontrolle und Zertifizierung der Produktion vor Ort und auf Sozialprogramme für (ehemalige) Kinderarbeiter und deren Familien gelegt. Vgl.: http://www.rugmark.de 62 ▫ Teilnahme an Richtlinien für eine nachhaltige Berichterstattung Die Neckermann Nachhaltigkeitsberichterstattung erfolgt nicht in Anlehnung an die GRi-Richtlinien und auch an keiner anderen Leitlinie dieser Art. Sie geht in diesem Zusammenhang jedoch allen gesetzlichen Verpflichtungen zur Offenlegung bestimmter Themengebiete nach. Genauso publiziert sie einen dem Rahmen der ISO 14000 und EMAS entsprechenden Umweltbericht. ▫ Teilnahme an zertifizierungsfähigen sozialen Standards Im Rahmen der Einführung eines Umweltmanagementsystems ließ sich Neckermann dieses zum einen durch die ISO 14000 Reihe und zum anderen durch EMAS zertifizieren und veröffentlicht dementsprechend kontinuierlich Umweltberichte mit allen relevanten Daten. An extern zertifizierten sozialen Standards, wie AA1000 oder SA 8000 nimmt das Unternehmen nicht teil. Es wird jedoch darauf hingewiesen, dass seit August 2000, im Rahmen der Einführung der Beschaffungs- und Verhaltensregeln, Sozialaudits bei Lieferanten und Subunternehmen, insbesondere in Entwicklungsländern, durchgeführt werden. Diese Audits werden von Mitarbeitern der prüferfahrenen amerikanischen CSCC und lokalen standortbezogenen Mitarbeitern durchgeführt. ▪ Nachhaltigkeitsmanagementsysteme und Codes of Conduct 1990 begann Neckermann mit dem Aufbau eines Umweltmanagementsystems, ließ dieses 1997 überprüfen und entsprach damit den Vorschriften der ISO 14000 Reihe. Dementsprechend wurden alle relevanten Bereiche für ein funktionierendes Umweltmanagementsystem eingeführt und unterliegen somit stetiger Verbesserung und Erweiterung. Die wichtigsten Aufgaben dieses Managementsystems liegen in der Festlegung der Umweltpolitik, der Formulierung von Umweltzielen und –maßnahmen, Information der Mitarbeiter und der Öffentlichkeit, regelmäßige Erfassung, Prüfung und Bewertung der Umweltaspekte, Festlegung von Verantwortlichkeiten und Abläufen, Einflussnahme auf Produktionsprozesse sowie Berücksichtigung des Umweltschutzes bei der Beschaffung neuer Produkte. Die ökologischen Aspekte werden anhand dieses Systems erfolgreich berücksichtigt. Die soziale Komponente ist jedoch kein Bestandteil des Managementsystems. Somit kann auch hier nicht von einem Nachhaltigkeitsmanagementsystem gesprochen werden. Neckermann engagiert sich 63 durch einige Projekte auch im sozialen Bereich, steht aber, nach eigenem Bekunden, erst am Anfang. Der Neckermann-Vorstand hat 1991 Umweltleitlinien verabschiedet, die sich in sechs verschiedene Bereiche unterteilen.72 Hierbei geht es darum, dass Umweltschutz ein gleichrangiges Unternehmensziel darstellen, sowie Teil der Verantwortung gegenüber Mitarbeitern, Kunden und Anteilseignern sein soll. Es gilt, die einzelnen Aufgabengebiete der Unternehmensbereiche umweltverträglicher zu gestalten und bei der Auswahl der Produkte auf deren umweltschonende Herstellung, Gebrauch bzw. Verbrauch und deren Entsorgung zu achten. In diesen Bereich fällt ebenfalls das Problem der Katalogherstellung, bei der in besonders hohem Maße auf Umweltaspekte wie z.B. das Recyceln des Papiers geachtet werden muss. Des Weiteren wird festgelegt, dass Mitarbeitern durch Schulungen und Informationen ein umweltbewussteres Handeln beigebracht und dass die Öffentlichkeit über Maßnahmen zum Schutz der Umwelt sachlich informiert werden soll. Anfang Juli 2000 verabschiedete der Neckermann-Vorstand als Bestandteil der Einkaufsbedingungen konkrete Beschaffungs- und Verhaltensregeln.73 Die sozialen, selbst auferlegten Standards gesundheitsschädigenden Zwangsarbeit oder der oder beinhalten das sklavenartigen ausbeuterischen Verbot der Kinderarbeit, und ausbeuterischen, das Menschenwürde Verbot der verletzende Gefängnisarbeit. Auch der ökologische Aspekt ist Bestandteil dieser Einkaufsstandards. Dieser befasst sich mit der umweltschonenden Gestaltung der Produktentwicklung, der Arbeitsorganisation von Produktion bis Vertrieb sowie die Einhaltung der in Deutschland und der EU geltenden Umweltvorschriften. Diesem Code of Conduct liegen maßgeblich internationale Konventionen und Verträge zugrunde, wie z.B. im sozialen Bereich die Konventionen der ILO. Im ökologischen Bereich geltend ist das Washingtoner Artenschutzabkommen, das Montrealer Protokoll über Stoffe zum OzonAbbau und die Kriterien des FSC. Anzumerken ist, dass diese Sozial- und Umweltstandards stichprobenweise von unabhängigen Prüfunternehmen sowie durch eigenes Personal überprüft werden. Bei einer Nichteinhaltung wird die Neckermann AG die Geschäftsbeziehungen mit sofortiger Wirkung beenden, falls eine entsprechende 72 73 Vgl.: Anhang III Vgl.: Anhang III 64 Lösung nicht zu finden ist. Neckermann erklärt weiterhin, dass die Einführung und Anwendung dieser Standards dem Grundsatz der Verhältnismäßigkeit folgt. D.h. je nach Entwicklungsstand des Produktionslandes und der Lieferanten kann die Durchsetzung ein längerer Prozess sein und muss ggf. bei der Umsetzung berücksichtigt werden. ▪ Zielsetzungen für die Zukunft Im Bericht „Nachhaltigkeit bei Neckermann. Umwelterklärung 2001“ ist eine genaue Auflistung der einzelnen Umweltmaßnahmen abgebildet. Innerhalb dieser werden die Zuständigkeiten, der einzuhaltende Termin für die Vollendung dieser Maßnahmen und der derzeitige Status beschrieben. Im sozialen Bereich ist eine Auflistung mit konkreten Zielsetzungen für die Zukunft jedoch nicht erfolgt. Es wird lediglich darauf hingewiesen, dass das Unternehmen erst am Anfang steht und weitere Aktionen in diesem Bereich in den nächsten Jahren folgen werden. Auf welche Art und Weise dies geschehen soll, wird nicht weiter erklärt. 3.3 Auswertung der Ergebnisse und Überprüfung der Hypothesen Werden nun die einzelnen Aspekte der Berichte von BASF und Neckermann zusammenfassend betrachtet, lassen sich einige Schlüsse für die Umsetzung sozialer Verantwortung von Unternehmen gegenüber der Gesellschaft erkennen. Trotz diverser Unterschiede, weisen sie doch beide eine ähnliche Richtung auf. Aufgrund der vorherigen Untersuchung wird ein Resümee für die vorgestellten Berichte gezogen. Auch hier wird aus Gründen der Übersichtlichkeit nach den einzelnen Schritten des Bewertungsrasters unterteilt. ▪ Kurze Beschreibung der Unternehmen BASF ist eines der weltweit größten Chemiekonzerne, Neckermann der drittgrößte Versandhandel in Deutschland. Die beiden untersuchten Unternehmen stammen somit aus zwei unterschiedlichen Branchen. Dementsprechend weisen sie unterschiedliche Ausgangssituationen und Motivationsfaktoren für die Einführung von Corporate Citizenship Aktivitäten auf. Der ökologische Aspekt in der Chemiebranche ist einer der wichtigsten, wohingegen der Versandhandel als ein nicht produzierendes Gewerbe mit 65 diesen Aspekten weniger konfrontiert wird. Bei beiden Branchen ist zu beachten, dass gerade die Produktionsstandorte, bzw. Zuliefererunternehmen in den Entwicklungsländern bzgl. ihrer ökologischen sowie sozialen Bedingungen überprüft werden sollten, um durch eventuelle Missstände nicht einen medienwirksamen Skandal zu verursachen. Die Größe des Unternehmens, der Grad der Internationalität sowie die Branche in der es agiert könnten somit mit dem Ausmaß der Corporate Citizenship Aktivitäten eines Unternehmens zusammenhängen. Dieser Aspekt wird näher in der späteren Analyse der vorher aufgestellten Hypothesen untersucht. ▪ Vorliegende Berichte Die Aufmachung der untersuchten Berichte ist sehr unterschiedlich. BASF unterteilt seine Nachhaltigkeitsberichterstattung zum einen in Umwelt-, Sicherheit- und Gesundheitsaspekte und zum anderen in soziale Aspekte der gesellschaftlichen Verantwortung. Im Durchschnitt hat der Bericht über die gesellschaftliche Verantwortung 78 Seiten, der über Umwelt, Sicherheit und Gesundheit umfasst 82 Seiten. Neckermann veröffentlichte einen Bericht mit 74 Seiten im Jahr 2001. In den Jahren 2002 sowie 2003 wurden kürzere Broschüren mit jeweils 7 Seiten mit einzelnen Fakten über den Verlauf im Nachhaltigkeitsbereich des Unternehmens herausgegeben. Laut einer Studie der ECC Group ist erkannt worden, dass Leser sich im Durchschnitt lediglich 30 Minuten für das Lesen eines Nachhaltigkeitsbericht Zeit nehmen (vgl. ECC Group 2002: 12). Unternehmen sollten bei der Berichterstattung somit darauf achten, die Berichte für interessierte Leser strukturiert, möglichst kurz und gut verständlich zu gestalten. Die englische Unternehmensberatung SustainAbility hat neben der Qualität von Nachhaltigkeitsberichten auch die Quantität, sprich die Länge der einzelnen Berichte untersucht. Demnach war 2000 ein Bericht durchschnittlich noch 59 Seiten lang, bereits zwei Jahre später stieg diese Zahl jedoch auf durchschnittlich 86 Seiten (vgl. SustainAbility/ UNEP 2002: 31). Dieses Phänomen bezeichnen sie in ihrem Bericht als eines der Hauptsymptome für das so genannte „ Carpet Bombing Syndrome“, welches die Überflutung der Leser mit Informationen beschreibt (vgl. SustainAbility/ UNEP 2002: 31). Der Organisation ist ebenfalls aufgefallen, dass neben der steigenden Quantität jedoch nicht die Qualität der Berichte gestiegen ist, was sie z.B. mit der steigenden Anzahl der Richtlinien-Indikatoren der GRI in Zusammenhang bringen (vgl. 66 SustainAbility/ UNEP 2002: 31). Laut der Umfrage der ECC Group liegt das Optimum bei 31 bis 50 Seiten eines Nachhaltigkeitsberichts (45,3% der Befragten waren dieser Meinung), obwohl immer noch 24% bis zu 100 Seiten für erträglich halten (vgl. ECC Group 2002: 21). Bei BASF könnte der Grund für die Länge der Berichte sein, dass sie zum einen nach den GRI-Richtlinien verfahren und zum anderen durch die Teilnahme an weiteren zertifizierungsfähigen Standards, wie z.B. EMAS und ISO 14000, einen breiten Katalog an Informationen veröffentlichen müssen. Des Weiteren könnte hier die Ungewissheit über die richtige Umsetzung von sozialer Verantwortung ausschlaggebend sein. Grundsätzlich besteht das Problem, dass Unternehmen eine Vielzahl an Informationen veröffentlichen wollen, um den Aspekt der Vollständigkeit gewährleisten zu können. Diese Auffassung führt jedoch zu dem oben bereits erwähnten „Carpet Bombing Syndrome“. Neckermann verpflichtet sich zwar nicht zum Gebrauch der GRIRichtlinien, erfüllt aber die Auflagen von EMAS sowie ISO 14000 und präsentiert somit in ihren Berichten eine große Bandbreite an ökologischen Informationen. ▪ Dreidimensionalität der Berichte Die BASF Berichterstattung umfasst alle drei Aspekte der Nachhaltigkeitsberichterstattung, indem sie eine klare Gliederung der einzelnen Bereiche umsetzt und so die Verständlichkeit erhöht. Es werden zahlreiche Beispiele angeführt, konkrete Zahlen und Fakten genannt, aber auch einzelne Fehler eingeräumt, wie z.B. die kartellrechtlichen Vorfälle im Vitamingeschäft von 1999. Dies zeigt dem Leser, dass auch ein weltweit agierendes Unternehmen Fehler begeht, sich aber der Verantwortung stellt und Instrumente entwickelt, die erneute Vorfälle in diesem Bereich verhindern sollen. Anzumerken ist jedoch, dass das aufgeführte Beispiel in den Medien bekannt war und BASF somit dazu Stellung nehmen musste. Weitere unbekannte Fehler wurden in den Berichten nicht genannt. Auf die einzelnen sozialen Bereiche einer unternehmerischen Verantwortung wird in Form von einzelnen Kapiteln in den Berichten eingegangen. Weiterführende Hinweise ermöglichen den Zugang zu tiefergehenden Informationen. Das Unternehmen versucht durch seine Berichterstattung den Lesern sein Verständnis von sozialer Verantwortung zu vermitteln. „Auch in Zukunft wird gesellschaftlich verantwortliches Handeln zum 67 Erfolg der BASF beitragen, weil unsere Mitarbeiter den Erfolg gemeinsam schaffen, das gesellschaftliche Umfeld die Rahmenbedingungen unserer wirtschaftlichen Aktivitäten bestimmt, faires Verhalten am Markt und die Achtung der Menschenrechte für das Vertrauen unserer Kunden, Geschäftspartner und der Gesellschaft unabdingbar sind, ein offener Dialog es uns ermöglicht, Akzeptanz für unser Tun zu schaffen und im Widerstreit der Meinungen dazuzulernen.“ (BASF 2000a: 1). BASF deckt somit alle relevanten Bereiche einer Nachhaltigkeitsberichterstattung ab und bietet dahingehend allen Lesern einen Überblick über die konkrete Umsetzung sozialer Verantwortung des Unternehmens gegenüber der Gesellschaft. Die Neckermann Versand AG unterteilt ihre Berichterstattung ebenfalls in die drei Hauptkategorien. Es ist jedoch ein deutlicher Schwerpunkt im ökologischen Bereich zu erkennen – dieser Bereich umfasst von den insgesamt 74 Seiten bereits 47 wohingegen der soziale sowie der ökonomische Teil des Berichts lediglich jeweils 8 Seiten einnehmen. Dieses Ungleichgewicht könnte auf die Verpflichtung zur Veröffentlichung eines Umweltberichts durch die Teilnahme an EMAS und ISO 14000 zurückgeführt werden. Insbesondere der soziale Bereich umfasst lediglich die Ausbildung der Mitarbeiter und die Einführung von Sozialstandards und deren Auditierung. Somit ist zwar ein Teil des Bereichs der Arbeitsbedingungen und der Menschenrechte abgedeckt, es werden jedoch kaum weitere Erläuterungen zu anderen Verpflichtungen wie z.B. Förderung der anliegenden Gemeinde oder konkrete Projektvorhaben zur gesellschaftlichen Verantwortung gemacht. Positiv anzumerken ist, dass Neckermann in seinem Bericht eingesteht bei den ersten sozialen Audits in Produktionsstätten in Entwicklungsländern Defizite entdeckt zu haben. Das Unternehmen versucht diese mit den Zulieferern zu beheben um zukünftige Geschäftsbeziehungen nicht zu gefährden. Im nächsten Nachhaltigkeitsbericht sollen die Ergebnisse dieser Zusammenarbeit veröffentlicht werden. Der Ansatz für einen aussagekräftigen Nachhaltigkeitsbericht ist bei Neckermann zu erkennen. Zukünftig sollte aber vermehrt auf den sozialen Bereich eingegangen werden. ▪ Kommunikationsformen Die verschiedenen Kommunikationsformen sozialer Verantwortung sind bei den untersuchten Unternehmen sehr unterschiedlich. BASF unterstützt auf internationaler sowie regionaler Ebene aktiv mehrere Initiativen wie z.B. den WBCSD, UN Global 68 Compact oder econsense. Mit Hilfe dieser Plattformen wird der Austausch von „best practices“ ermöglicht. Lernprozesse bzgl. der eigenen sozialen Verantwortung gegenüber der Gesellschaft können so unterstützt werden. Außerdem wird das Vertrauen der Gesellschaft in diese Aktionen gestärkt. In den Berichten der BASF wird genauer beschrieben in welchem Zusammenhang das Unternehmen zu diesen Organisationen steht und wie ihre Projekte konkret aussehen. So ist es dem Unternehmen möglich auf politischer Ebene aktiv zu werden und unternehmensrelevante Themen auf diesem Weg mitgestalten zu können. Auch der Umgang mit Stakeholdern kann durch die Teilnahme an bestimmten Institutionen zu einem effektiveren Meinungsaustausch führen. Somit ist zu erkennen, dass BASF die gesellschaftliche Verantwortung gegenüber seinen Stakeholdern übernimmt und versucht, durch die Beteiligung an bestimmten Initiativen mit ihnen einen konstruktiven Dialog einzugehen. Der Vorsitzende des BASF-Vorstands ist davon überzeugt, dass „[…] Transparenz und Gesprächsbereitschaft […] zu den wichtigsten Vorbedingungen für eine nachhaltig zukunftsverträgliche Entwicklung [gehören], die kein Teil der globalisierten Gesellschaft allein herbeiführen kann.“ (BASF 2001: 5). Neckermann hingegen engagiert sich kaum in diesem Bereich. Die Kommunikation beschränkt sich hauptsächlich auf den ökologischen Bereich. Es werden zwar Produkte mit FSC- sowie RUGMARK-Siegel in der Produktpalette angeboten und somit Institutionen dieser Art indirekt unterstützt, ein Engagement bei Institutionen, die als Dialogforum agieren ist nicht zu erkennen. ▪ Nachhaltigkeitsmanagementsysteme und Codes of Conduct Zu untersuchen, ob ein Nachhaltigkeitsmanagement tatsächlich existiert und welchem Zwecke es dient, ermöglicht die Erkenntnis, welchen Stellenwert die soziale Verantwortung innerhalb des Unternehmens einnimmt und inwiefern der Gedanke der Nachhaltigkeit bereits Teil der alltäglichen Unternehmensentscheidungen geworden ist. BASF gründete 2001 ein Nachhaltigkeitsmanagement, das sich mit allen strategischen und operativen Aspekten nachhaltigkeitsbezogener Themengebiete beschäftigt. Es entstanden Projektteams, die konkrete Problemlösungen erarbeiten und so die gesellschaftliche Verantwortung auf operativer Ebene umsetzen. Weiterhin stellt BASF aber auch heraus, dass Nachhaltigkeit für sie kein Selbstzweck ist, sondern einen 69 entscheidenden Wettbewerbsvorteil gegenüber Konkurrenten generiert (vgl. BASF 2001: 14). „Denn nur wenn die BASF ihren Erfolg und Wert mit einem Nachhaltigkeitsmanagement tatsächlich steigern kann, wird Nachhaltigkeit auch langfristig Eingang in den Unternehmensalltag finden.“ (BASF 2001: 14). Ein Instrument für die erfolgreiche Umsetzung bilden die Grundwerte und die dazu gehörigen Leitlinien des Unternehmens – der Code of Conduct. Diese sollen die Entscheidungen der Organisation im Unternehmensalltag regeln und den Gedanken des nachhaltigen Handelns eines jeden Mitarbeiters fördern. BASF hat somit den Nachhaltigkeitsgedanken konsequent in sein Unternehmen integriert. Durch die Einführung des Nachhaltigkeitsmanagements in unternehmensalltägliche Entscheidungen kann dem Leitbild der sozialen Verantwortung nachgegangen werden. Neckermann besitzt ein durch Umweltmanagementsystem. Es EMAS und existiert ISO jedoch 14000 zertifiziertes kein eindeutiges Nachhaltigkeitsmanagement. Ökologische Handlungen und Entscheidungen des Unternehmens werden zwar eindeutig geregelt, die sozialen Aspekte werden willkürlich getroffen. Anzumerken ist in diesem Zusammenhag, dass neben den Umweltleitlinien so genannte Sozialstandards im Bereich der Beschaffung der Neckermann Versand AG existieren. Sie orientieren sich an den wesentlichen Aussagen der ILO-Konventionen und können als ein Schritt „in die richtige Richtung“ angesehen werden. Das Unternehmen selbst sieht seine Bemühungen lediglich als einen Anfang an: „Die Sicherstellung der Menschenwürde und die Herstellung sozialer Gerechtigkeit sind übergreifende und globale Aufgaben der Gegenwart und Zukunft. Unser Bestreben ist es, im Interesse der Nachhaltigkeit diese Aufgaben bestmöglich zu erfüllen. Das kann nicht in einem Schritt erfolgen. Sondern Baustein für Baustein. Auf diesem Weg befinden wir uns.“ (Neckermann 2001: 59). Es bleibt daher abzuwarten, inwiefern sich das Unternehmen auf diesem Gebiet weiterentwickelt. ▪ Zielsetzungen für die Zukunft Die BASF begann 2000 mit ihrer umfassenden Nachhaltigkeitsberichterstattung, indem es für die Bereiche Ökonomie, Ökologie und Soziales jeweils einen Bericht veröffentlichte. Ein Jahr später folgte ein weiterer Bericht, der sich kaum vom vorherigen Bericht unterschied. Hier wurden lediglich einzelne Kennzahlen aktualisiert und die Zielsetzungen von 2000 überprüft. Die konkreten Projekte, die in diesem 70 Zusammenhang in den Berichten näher erläutert werden, sind überwiegend dieselben von ein paar Ausnahmen abgesehen. Sechs verschiedene Ziele wurden im BASF Bericht „Gesellschaftliche Verantwortung 2000“ formuliert, die im kommenden Jahr erreicht werden sollten. Erreicht wurde die Aufnahme in den DJSI sowie die partnerschaftliche Kooperation mit einer UN-Sonderorganisation. Ziele über die Erstellung eines Verhaltenskodex in allen Gruppengesellschaften, Integration sozialer Komponenten in Standortrevisionen und Ökoeffizienz-Analyse sowie die stetige Verbesserung des Aktienprogramms konnten teilweise realisiert werden. Es existieren bereits Programme zur Umsetzung dieser Ziele, die jedoch noch auf ihre Tauglichkeit hin überprüft werden müssen. Die Ergebnisse dieser Umsetzung und die der neu gesteckten Ziele werden im nächsten Bericht nachzulesen sein. Innerhalb dieses kurzen Zeitraumes ist es verständlich, dass nicht alle Ziele erreicht wurden. Jedoch ist z.B. die Zielsetzung einer Integration sozialer Komponenten in die Ökoeffizienz-Analyse ein ehrgeiziges und wünschenswertes Ziel. Neckermann hat sich besonders in ökologischer Hinsicht Ziele für die Zukunft gesetzt, die seit dem letzten Bericht teilweise umgesetzt wurden. Sozialen Aspekten wird hier jedoch wenig Raum eingeräumt. Verbesserungen bzw. eine größere Anwendung ihrer Sozialaudits sind zwar geplant, wie dies jedoch genau geschehen soll und welche konkreten Projekte zu welchem Zeitpunkt in Angriff genommen werden sollen ist aus den Berichten nicht ersichtlich. Hier bedarf es Nachholarbeit, um eine höhere Transparenz in Zukunft gewährleisten zu können. Durch die Analyse der Berichte ist es nun möglich die zuvor aufgestellten Hypothesen im Bereich des Corporate Citizenships näher zu betrachten und ihre Aussagekraft zu analysieren. ▪ Corporate Citizenship ist ein branchen- und größenspezifisches Phänomen. Laut einer Studie der Weltbank vom Oktober 2003 sind Corporate Citizenship Aktivitäten insbesondere unter den weltgrößten Unternehmen verhäuft anzutreffen. 71 Mainstreaming CSR in the Last Five Years: Analysis by Size of Firm Over $15 bilion $2,5 - $14,9 billion Under $2,5 billion annual revenue 0% 10% 20% 30% 40% Percentage in each size category identifying mainstreaming as "most important" change Abbildung 8: Mainstreaming CSR in the Last Five Years: Analysis by Size of Firm (The World Bank Group 2003: 23). Obwohl anhand dieser Grafik nicht nach Branchen unterschieden wird, kommt die Studie zu der Aussage, dass die verarbeitende Industrie (manufacturing industry), wie z.B. die Elektronik- oder Kleidungsbranche ihr Stakeholder Engagement in den letzten Jahren genauso wie ihre CSR-Revisionen gegenüber der Zulieferern verstärkt hat (vgl. The World Bank Group 2003: 23). Der extrahierende Sektor (extractive sector), der sich insbesondere aus Öl-, Gas- und Bergbaubranche zusammensetzt, weist hingegen einen Ausbau der Sozialauswirkungseinschätzung zur Komplimentierung der bereits etablierten ökologischen Unternehmenspraktiken auf (vgl. The World Bank Group 2003: 23) . Des Weiteren wurde festgestellt, dass die Agrarindustrie (agribunsiness), die Branchen wie z.B. Kaffee-, Tee- oder Bananenanbau umfasst, innerhalb des westlichen Europas eine zunehmende Verantwortung gegenüber Zuliefererrevisionen und Schulungen bzgl. CSR relevanten Themengebieten aufweist (vgl. The World Bank Group 2003: 23). In der KPMG Studie von 2002 über Corporate Sustainability Reporting ist dieses Phänomen ebenfalls zu erkennen. 72 Percentage of GFT250 companies with a corporate report by sector (1999, 2002) Other services (10) Construction & building materials (1) Finance, securities & insurance (67) Trade & retail (42) Metals, engineering & other manufacturing (10) Communication & media (17) Food & beverage (8) Utilities (19) Oil & gas (19) Automotive (15) Electronics & computers (25) Pharmaceuticals (7) Transport (2) Chemicals & synthetics (5) Forestry, pulp & paper (2) Mining (1) 0% 20% 40% 60% 80% 100% 120% 2002 ( ) Total number of GFT250 companies in sector in 2002 1999 Abbildung 9: Percentage of GFT250 companies with a corporate report by sector (Vgl. KPMG 2002: 10). Anhand Abb. 9 ist eindeutig zu erkennen, dass die Branchen, die vermehrt unter Beobachtung der Medien und der Bevölkerung stehen, am häufigsten Nachhaltigkeitsberichte veröffentlichen. Auch an der vorangegangen Analyse der Nachhaltigkeitsberichte wird deutlich, dass BASF sich bisher weitaus mehr Bemühungen im Bereich der Nachhaltigkeitsberichterstattung und Kommunikation seiner Aktivitäten gemacht hat, als Neckermann. Als weltweiter Konzern, der zudem in einer sehr umstrittenen Branche 73 agiert, ist es notwendig, sich mit der Diskussion um die soziale Verantwortung zu beschäftigen und auseinanderzusetzen. Aktivitäten im Bereich des Corporate Citizenship scheinen somit vorrangig von transnationalen, großen Unternehmen vorgenommen zu werden, die dem Druck der Öffentlichkeit ausgesetzt sind. ▪ Corporate Citizenship Aktivitäten gehören dem PR-Bereich eines Unternehmens an und sind ein weiteres Marketinginstrument. Der Begriff Public Relations wird oft synonym mit dem Begriff der Öffentlichkeitsarbeit verwendet und weist unzählige und somit auch unterschiedliche Definitionen auf. Laut dem Gabler Wirtschaftlexikon besteht „weit gehend Einigkeit […] in der allgemein-theoretischen Charakterisierung des PR-Prozesses (Öffentlichkeitsarbeit i.w.S.) als alle Maßnahmen, die das Ansehen der PR-betreibenden Institution (Wirtschaftsverbände, Behörden Regierungsstellen, Unternehmen, etc.) in der Öffentlichkeit fördern und eine potentielle Interessenidentität des Trägers mit der Zielgruppe herstellen sollen.“ (Gabler Wirtschaftslexikon 2000: 2552). Laut dieser Definition könnte Corporate Citizenship bei vielen Unternehmen als ein solches PRInstrument verstanden werden und auch dementsprechend Teil der Marketingabteilung sein. André Habisch sagt jedoch, „dass von bürgerschaftlichem Engagement nur dort gesprochen werden kann, wo Bürger sich gemeinsam für den Aufbau ihres Gemeinwesens engagieren und somit ein Stück ‚Soziale Ordnung’ konstituieren [und] diese Qualifizierung hat ganz genauso auch für die Aktivität von Unternehmen Gültigkeit, die sich als Bürger für ihr Gemeinwesen engagieren.“ (Habisch 2003a: 52). Dementsprechend hat z.B. der Verkauf von kinderarbeitsfreien Teppichen, Kleidung ohne gefährliche Produktionsstoffe oder besonders umweltschonender Produkte nichts mit bürgerschaftlichem Engagement zu tun, obwohl sie dem Bereich der Verantwortung zuzuordnen und im PR-Bericht erwähnenswert sind. Vielmehr dienen sie zur Abdeckung eines bestimmten Marktsegmentes durch den Anbieter und einer bestimmten Käuferschicht im Wettbewerb (vgl. Habisch 2003a: 52). Auch Michael Behrent stellt fest, dass Corporate Citizenship immer häufiger unter PR-Verdacht gerät nach dem Motto: „Die tun nur so!“ (vgl. Behrent 2003: 32). Um diesen Vorwürfen entgegenwirken zu können bezeichnet er Corporate Citizenship als strategische PR – als 74 „Gestaltung der Beziehungen zum Umfeld des Unternehmens, erweitert allerdings um ein inhaltliches Bekenntnis zur eigenen Verantwortung.“ (Behrent 2003: 33). Somit befinden sich Corporate Citizenship Aktivitäten häufig in Kommunikationsabteilungen, welche jedoch aus Image- sowie Durchsetzbarkeitsgründen zu eigenständigen Corporate Citizenship Abteilungen umorganisiert werden sollten. Beide zuvor untersuchten Unternehmen gehen in ihren Berichten auf die von Habisch beschriebene Produkte ein und werben somit auch für die nachhaltigkeitsverträglichen Eigenschaften dieser Produkte. Jedoch ist auch anhand der Berichte zu erkennen, dass bereichsübergreifende Kooperationsprojekte zwischen dem Unternehmen und Partnern aus einem anderen gesellschaftlichen Bereich vorhanden sind und durchgeführt werden. Diese Aktivitäten zeigen, dass Corporate Citizenship nicht nur Teil der Öffentlichkeitsarbeit ist, sondern integrierter Bestandteil der täglichen Entscheidungen des Unternehmens. Nur dann hat das Unternehmen tatsächlich die Möglichkeit Reputation und Glaubwürdigkeit aufzubauen. Insbesondere BASF zeigt durch den eingeführten Nachhaltigkeitsrat und das darauf aufbauende Nachhaltigkeitsmanagementsystem diesbezüglich Engagement. Corporate Citizenship ist hier nicht mehr nur Öffentlichkeitsarbeit. „Die primäre Aufgabe der PR ist es, für das Unternehmen zu antworten, d.h. zu kommunizieren, in verschiedensten Formen und mit unterschiedlichsten Zielgruppen; Corporate Social Responsibility orientiert sich primär am konkreten Handeln.“ (Gocke/ Kunde/ Hartmann 2003: 114). ▪ Corporate Citizenship Programme beschäftigen sich ausschließlich mit dem Aktivitätenbereich des Unternehmens. Laut der Weltbankstudie beschäftigen sich multinationale Unternehmen (MNEs = multinational enterprises) in unterschiedlicher Gewichtung aktiv mit folgenden sozialen Themengebieten: 75 Community Issues in Which MNEs Are Active Other Regional development Indigenous peoples and land rights Human and civil rights National/local labor standards Poverty eradication Regional Environment Community health Education and training 0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100% Percentage of respondents Abbildung 10: Community Issues in Which MNEs Are Active (The World Bank Group 2003: 20). Der Punkt „education and training“ bezieht sich in diesem Zusammenhang zumeist auf die Bedürfnisse der Arbeitnehmer und bildet zugleich den Hauptaspekt im sozialen Engagement der Unternehmen. Dies ist nicht all zu erstaunlich, da jegliche Weiterbildungen der eigenen Arbeitnehmer sich zumeist positiv auf die Arbeit und somit auf das gesamte Unternehmen auswirken. Die folgende Grafik, die soziale Themengebiete in einzelne Branchen – Agrar-, extrahierende und verarbeitende Branche – unterteilt, gibt einen weiteren Einblick darüber, ob Unternehmen Projekte innerhalb ihres eigenen Aktivitätenbereichs unterstützen. Community Issues in which MNEs Are Active: Distinctions by Sector Poverty eradication Extractive Regional development Agribusiness Manufacturing Indigenous peoples and landrights 0% 20% 40% 60% 80% Abbildung 11: Community Issues in which MNEs Are Active: Distinctions by Sector (The World Bank Group 2003: 21). 76 Neben der Beachtung der einheimischen Völker (indigenous peoples) und der damit verbundenen Grundstücksrechte (landrights) sowie der regionalen Entwicklung (regional development), wird demnach im extrahierenden sowie im Agrarsektor Wert auf Armutsbekämpfung (poverty eradication) gelegt. Dies ist dadurch erklärbar, dass diese Sektoren landabhängig sind und vorwiegend in Entwicklungsländern agieren, in denen Landpachten nicht genau definiert werden und die Rechte der einheimischen Völker stärker in der Diskussion stehen als in anderen Ländern (vgl. The World Bank Group 2003: 20). Durch das Engagement in diesen Bereichen können Missstände behoben und daraus resultierend die Wirtschaftlichkeit des Unternehmens gesteigert werden. Des Weiteren gehört es zur so genannten „license to operate“ sich mit dem Aspekt der Armutsbekämpfung zu befassen und Maßnahmen hierzu durchzuführen. Besonders im extrahierenden Sektor wird diesem Segment Priorität zugeordnet. Außerdem ist der Agrarsektor z.B. abhängig von der lokalen Wasserversorgung und vom Transportnetzwerk des Landes in dem es produziert. Dementsprechend befassen sich diese Unternehmen in einem hohen Maß an regionalen Entwicklungsprogrammen um diese Aspekte gewährleisten zu können. In den Berichten der BASF und Neckermann AG ist dies ebenfalls zu beobachten. In beiden Unternehmen wird der Mitarbeiteraus- sowie weiterbildung viel Aufmerksamkeit zugeteilt. BASF unterstützt in diesem Zusammenhang durch z.B. Spenden, Workshops für Kinder und Stipendien, die Ausbildung und Forschung im Chemiebereich. Dies lässt deutlich Rückschlüsse darüber ziehen, dass BASF bewusst in potentielle neue Arbeitskräfte investiert, um diese dann in späteren Jahren für sich gewinnen zu können. Die Sozial- und Umweltaudits beider Unternehmen, die im eigenen sowie in Zuliefererunternehmen durchgeführt werden, liegen eindeutig im eigenen Aktivitätenbereich. So konnten Risiken verringert und gleichzeitig Vertrauen aufgebaut werden. Projekte, die nicht mit dem Unternehmen in Verbindung gebracht werden können, sind in beiden Berichten nicht zu finden. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass im Bereich des Corporate Citizenship, hauptsächlich Projekte ins Leben gerufen werden, die auch mit dem Unternehmen und seiner Tätigkeit in Einklang stehen. Josef Wieland drückt dies folgendermaßen aus: „So gesehen ist Corporate Citizenship ein Konzept der strukturierten Vernetzung mit dem für das Unternehmen relevanten Umfeld. […] Unternehmen engagieren sich dort, wo 77 sie aktiv sind. Ihre Mitarbeiter realisieren Projekte mit Menschen, mit denen sie enge Verbindungen unterhalten oder lancieren. Aktivitäten in Themenfeldern, die für das Unternehmen relevant sind oder relevant werden können. Die Entscheidungen darüber sind immer auch Opportunitätserwägungen bestimmt.“ (Behrent 2003: 28). Es stellt sich jedoch die Frage, ob diese Entwicklung positiv zu bewerten ist. Hauptgrund für Corporate Citizenship Aktivitäten sollte die „licence to operate“ sein, um auch langfristig die Unternehmensexistenz zu sichern. „Es geht maßgeblich um die Sicherung der ‚licence to operate’, um die Förderung der Akzeptanz unternehmerischen Handelns bei Kunden und Gesellschaft, indem in dem Unternehmen soziale, ökonomische und ökologische Ziele gleichberechtigt verfolgt und systematisch miteinander verknüpft werden.“ (Hamschmidt 2003: 5). ▪ Corporate Citizenship Programme sind kosten- und zeitintensiv. Durch den zusätzlichen Aufwand bei der Entwicklung und Einführung von Corporate Citizenship Programmen ist es unumgänglich, zusätzliche finanzielle Mittel aufzuwenden und einen erhöhten Zeitaufwand in Kauf zu nehmen. Die Frage ist, ob dieser Mehraufwand in Relation zu seinen Ergebnissen und daraus resultierenden Vorteilen steht oder ob diese Aktivitäten überhaupt durch eine Kosten-Nutzen-Analyse beschreibbar sind. Es ist offensichtlich, dass die Offenlegung ökonomischer, ökologischer sowie sozialer Informationen eine höhere Transparenz gegenüber den Stakeholdern schafft. Diese soll dann wiederum für mehr Vertrauen und Reputation sorgen und z.B. Wettbewerbsvorteile ermöglichen. Je nach dem inwiefern sich neue Chancen eröffnen, rentiert sich dieser Mehraufwand. Hauptaspekt bildet jedoch auf langfristiger Ebene die Sicherung der Unternehmensexistenz. „Unabhängig von ethischen Fragestellungen ist Corporate Citizenship Zukunftsvorsorge und Risikomanagement.“ (Behrent 2003: 31). Leider konnte durch die vorangegangene Analyse der Berichte nicht genau festgestellt werden, in welcher Höhe die Kosten von Corporate Citizenship Programmen liegen. BASF veröffentlichte Zahlen im Spenden und Sponsoring Bereich, es wurden jedoch keine Werte für den Aufwand im Nachhaltigkeitsbereich offen gelegt. Neckermann verzichtete auf die Angabe von Werten dieser Art. 78 Es ist jedoch zu erkennen, dass Corporate Citizenship von einer stetig wachsenden Anzahl von Unternehmen wahrgenommen bzw. praktiziert wird, was sich anhand von konkreten Projekten äußert. Dies lässt den Schluss zu, dass nicht-quantifizierbare, langfristige Ziele, den Hauptaspekt darstellen. Eine Studie der Weltbank unternahm eine Befragung an Unternehmen, die Aufschluss über die Veränderungen durch den Umgang mit externen Standards und interner Firmenpolitik geben sollte. Anhand der folgenden Grafik ist deutlich zu erkennen, dass insbesondere ein Personal- und Budgetzuwachs sowie ein Zuwachs der Zeit für Führungskräfte das Resultat von Corporate Citizenship Projekten sind. MNE Investment in CSR: Increases over Last Five Years Increase in senior management (CEO, CFO, COO) time Budget increase Staff increase 64% 66% 68% 70% 72% 74% 76% Percentage of respondents Abbildung 12: MNE Investment in CSR: Increases over Last Five Years (The World Bank Group 2003: 13). Auch KPMG hat in seiner Studie über Nachhaltigkeitsberichterstattung herausgefunden, dass bereits 45 % der Global Fortune Top 250 Unternehmen einen Umwelt-, Sicherheits-, Gesundheits-, Sozial- oder Nachhaltigkeitsbericht veröffentlichen, wobei der Trend zu einem kombinierten Bericht dieser drei Arten geht (vgl. KPMG 2002: 6). Daraus kann ersehen werden, dass ein Großteil der multinationalen Unternehmen die Potentiale der Umsetzung von sozialer Verantwortung erkannt hat und der Mehraufwand an Kosten für diese Aktivitäten sich für die Unternehmen rentiert. ▪ Die Stakeholder, nehmen unzureichend bis gar keine Notiz vom Unternehmen als guten Bürger. In dem Jahr 2003 führte die Universität St. Gallen eine Studie zur Unternehmensverantwortung durch. Insgesamt haben demnach 26% der deutschen 79 Bürger wenige Male und 16% der Bürger mehrmals Berichte dieser Art eingesehen. Laut der Studie konnten von den 16% lediglich 1,6% genauere Fragen bzgl. des Berichtsinhaltes beantworten (vgl. Institut für Wirtschaftsethik Universität St. Gallen 2003: 15). Dementsprechend sagt die Studie weiterhin, dass sich sehr wahrscheinlich weitaus weniger als angegeben mit diesen Berichten auseinandergesetzt haben (vgl. Institut für Wirtschaftsethik Universität St. Gallen 2003: 15). Des Weiteren wurde festgestellt, dass der Unternehmensbericht als Informationsquelle bei lediglich 32% der Befragten ihr persönliches Bild bzgl. des Unternehmens besonders stark geprägt hat (vgl. Institut für Wirtschaftsethik Universität St. Gallen 2003: 15). Prägende Informationsquellen deutscher Bürger bzgl. sozialer Verantwortung deutscher Unternehmen 83% 90% 80% 70% 78% 61% 60% 50% 32% 40% 32% 30% 20% 10% 0% Radio Internet Unternehmensbericht Tageszeitungen Fernsehen Abbildung 13: Prägende Informationsquellen deutscher Bürger bzgl. sozialer Verantwortung deutscher Unternehmen (Institut für Wirtschaftsethik Universität St. Gallen 2003: 29). Im besonders hohen Maß prägen Tageszeitungen und Fernsehen sowie das Radio die Meinung der Bevölkerung (vgl. Institut für Wirtschaftsethik Universität St. Gallen 2003: 15). Zu beachten ist jedoch, dass insbesondere die Hauptmedien vorzugsweise negative Ereignisse ansprechen. Dementsprechend sollten Unternehmen darauf achten, die Medien mit den positiven Eigenschaften ihrer Corporate Citizenship Projekte vertraut zu machen und ihnen Informationen zukommen zu lassen. In Kapitel 2.3 wurde darauf hingewiesen, dass Unternehmen „[…] gerade dadurch zum Objekt der journalistischen Fehlersuche und mithin zum Gegenstand kritischer Berichterstattung […] werden.“ (Behrent 2003: 32). Dementsprechend ist die Mehrzahl auch nicht an einer breiten Veröffentlichung seines Engagements interessiert (vgl. Behrent 2003: 32) 80 und sieht den Hauptaspekt von Corporate Citizenship in den Aktivitäten innerhalb des Risikomanagement. Die teilweise sehr ungenauen Vorstellungen der Bürger über den tatsächlichen Stand der Corporate Citizenship Diskussion, müssen durch die Unternehmen behoben werden. Sie sollten in größerem Maße die Hauptmedien nutzen, um die Bürger als eigentliche Adressaten für Nachhaltigkeitsberichte auch tatsächlich erreichen zu können. 3.4 Zusammenfassung In diesem Kapitel wurden die Berichte der BASF und Neckermann AG anhand bestimmter Kriterien untersucht. So konnten Rückschlüsse auf die Inhalte und Umsetzung sozialer Verantwortung gezogen werden. BASF stellte sich als ein Unternehmen heraus, dass sich seiner gesellschaftlichen Verantwortung in vielen Bereichen bewusst ist und dementsprechend versucht dieser nachzukommen. Ein Großteil seiner Kommunikation basiert auf Nachhaltigkeitsberichten. Die Unternehmung versucht einen Dialog mit seinen Anspruchsgruppen zu führen und durch die Teilnahme an bestimmten Institutionen, wie zum Beispiel dem UN Global Compact oder econsense, mit Hilfe von Lernforen und „best practices“ stetig dazuzulernen. Neckermann dagegen befindet sich erst am Anfang dieses Prozesses. Einige Ansätze in diese Richtung, wie zum Beispiel die Einführung von Sozial- und Umweltaudits im eigenen Unternehmen und in Entwicklungsländern sind bereits zu erkennen. Es bleibt jedoch abzuwarten, ob die Erkenntnis über eine tatsächliche Verantwortung gegenüber der Gesellschaft bereits in die Unternehmensentscheidungen konsequent umgesetzt worden ist. Bisher beteiligt sich das Unternehmen weder an bestimmten Institutionen, Richtlinien oder sozialen zertifizierungsfähigen Standards, noch existiert ein Nachhaltigkeitsmanagement. Durch die Analyse der Nachhaltigkeitsberichte konnten außerdem die aufgestellten Hypothesen bekräftigt bzw. widerlegt werden. Demnach scheinen zumindest multinationale Unternehmen, die in Branchen wie der Pharma-, Chemie- oder Öl- und 81 Gasindustrie agieren, eine praktische Umsetzung des Corporate Citizenships durchzuführen. Bei Unternehmen dieser Art (siehe BASF) sind Corporate Citizenship Projekte nicht Teil der Public Relations, sondern gelten als Bestandteil unternehmensalltäglicher Entscheidungen und Teil der Unternehmensphilosophie. Unternehmen die Corporate Citizenship als Teil des Marketings/PRs ansehen, werden mit den Konsequenzen der Gesellschaft konfrontiert, wie z.B. Shell mit Brent Spar. Die Inhalte der Projekte befinden sich überwiegend im Aktivitätenbereich des Unternehmens – also Bereiche die direkt etwas mit dem Unternehmen zu tun haben. Diese verursachen zwar weitere Kosten und beinhalten einen bestimmten Zeitaufwand. Sie generieren jedoch ebenfalls Wettbewerbsvorteile, Reputation und Glaubwürdigkeit. Unternehmen sollten vorsichtig auf öffentliche Medien bzgl. ihrer Informationsverbreitung eingehen. Die Gesellschaft fordert zwar eine stärkere Präsenz in diesem Bereich, das Risiko eines Skandals für Unternehmen, die weniger nachhaltig agieren als angegeben, ist hier jedoch sehr hoch. Ebenso erreichen Nachhaltigkeitsberichte nicht alle Anspruchsgruppen und gelten somit in Bezug auf die Nachhaltigkeitsberichterstattung als unzureichend. Der Stakeholder Dialog ist hier die effektivste Methode die Bedürfnisse der Bürger zu befriedigen. Im abschließenden Kapitel wird der theoretische Teil (Kapitel 2) mit dem praktischen Teil (Kapitel 3) dieser Arbeit verknüpft. Dies soll helfen, die tatsächlichen Inhalte und Umsetzungsaspekte der sozialen Verantwortung von Unternehmen herauszufiltern und zeigt die Richtung, den die Diskussion um Corporate Citizenship momentan einschlägt. 82 4. Fazit und Ausblick Anhand der vorangegangenen Analyse ausgesuchter Nachhaltigkeitsberichte und Hypothesen konnte die praktische Seite der sozialen Verantwortung von Unternehmen untersucht werden. Im abschließenden Kapitel wird nun der theoretische Teil mit dem praktischen Teil dieser Arbeit zusammengeführt. Die Ausarbeitung der Inhalte (Abschnitt 4.1) zeigt noch unausgeschöpfte Potentiale der Unternehmen auf. Das ermöglicht auch die Vorteile einer Umsetzung des Corporate Citizenship Gedankens aufzuzeigen (Kapitel 4.2). Der Abschluss dieser Arbeit zeigt die zukünftigen Entwicklungen in diesem Berech. 4.1 Zusammenführung der theoretischen und praktischen Ergebnisse Durch die Betrachtung der vorangegangenen Diskussion über die soziale Verantwortung von Unternehmen und die Analyse der Nachhaltigkeitsberichterstattung der BASF und Neckermann AG, lässt sich eine gewisse Abfolge von Gemeinsamkeiten und bestimmten Handlungen für Unternehmen zu den Inhalten und der Umsetzung dieses Konzeptes erkennen. ▪ Inhalte der sozialen Verantwortung von Unternehmen Die Inhalte gliedern sich, wie in Kapitel 2 schon näher erläutert wurde, in vier Teilbereiche – Arbeitsbedingungen, Menschenrechte, Gesellschaft und Umweltschutz. Inhalte der sozialen Verantwortung von Unternehmen Arbeitsbedingungen Menschenrechte Gesellschaft Umweltschutz Abbildung 14: Inhalte der sozialen Verantwortung von Unternehmen (eigene Darstellung). Bei der Untersuchung der Nachhaltigkeitsberichte von BASF und Neckermann ist diese Einteilung ebenfalls zu erkennen. Dementsprechend besteht bzgl. der Bereiche ein 83 Konsens zwischen theoretischer und praktischer Ebene. Es soll jedoch darauf hingewiesen werden, dass Corporate Citizenship Aktivitäten abhängig von der jeweiligen Situation des Unternehmens sind. D.h., dass Themen für das jeweilige Unternehmen im Vordergrund stehen, die für ihre Branche eine besondere Bedeutung haben. Dies bestätigt unter anderem Michael Behrent, indem er sagt: „Ein Unternehmen kann nur in seinen spezifischen Kompetenzfeldern, also im Zusammenhang mit seinen Kernleistungen und in Beziehung zu seinen Stakeholdern glaubwürdig Verantwortung wahrnehmen.“ (Behrent 2003: 28). ▪ Umsetzung der sozialen Verantwortung von Unternehmen Bei der Umsetzung der sozialen Verantwortung von Unternehmen ist weder in theoretischer noch in praktischer Hinsicht ein allgemeingültiges Konzept zu erkennen. Da die Unternehmen in ihrem jeweiligen Umfeld unterschiedliche Strategien verfolgen, ist es schwierig eine für alle Bereiche zutreffende Lösung zu entwickeln. Brink unternahm dennoch den Versuch den Prozess einer effektiven Umsetzung von sozialer Verantwortung von Unternehmen theoretisch zusammenzufassen: Vom Verantwortungsbewusstsein zum Shareholder-Value-Effekt Verantwortungsbewusstsein Verantwortungsfähigkeit Verantwortungsbereitschaft Stakeholderanalyse Gesellschaftspolitisch multinationale Verantwortung Unternehmenstransaktion Corporate Social Performance Sozialreporting Corporate Performance Shareholder-Value-Effekt Abbildung 15: Vom Verantwortungsbewusstsein zum Shareholder-Value-Effekt (Brink, 2002: 63). 84 Als erstes muss das Verantwortungsbewusstsein, die -fähigkeit und -bereitschaft der Individuen und der gesamten Institution gestärkt und internalisiert werden, um eine einwandfreie Umsetzung des Konzepts gewährleisten zu können. Daraufhin wird eine Stakeholderanalyse durchgeführt, die alle relevanten Anspruchsgruppen aufzeigt, Informationen über diese generiert und mögliche Gewichtungen vornimmt. Durch diese Analyse wird gesellschaftspolitisch multinationale Verantwortung seitens des Unternehmens gegenüber der Gesellschaft übernommen. Eine unternehmerische Transaktion wird in diesem Kontext als „[…] jedwede langfristig orientierte unternehmerische Aktion verstanden, die einen Investitionscharakter hat, wie z.B. eine Strategie oder eine M&A-Transaktion“ (Brink 2002: 15). Diese wird wiederum durch die Corporate Social Performance (CSP) an die Anspruchsgruppen kommuniziert. „CSP describes the process and the outcomes engaged in by a firm to meet those responsibilities and manage its social environment“ (Lerner/ Fryxell 1988: 951). Die CSP wird dann durch das Sozialreporting, also durch die Erstellung und Veröffentlichung von Nachhaltigkeitsberichten dargestellt und führt zu einer Verbesserung der Corporate Performance (CP). „Die CP beschreibt, wie sich die CSROrientierung in ökonomischen Daten niederschlägt bzw. untersucht, ob die Verfolgung von gesellschaftspolitischer Verantwortung den ökonomischen Unternehmenserfolg nachhaltig sichern kann.“ (Brink 2002: 53). Diese Performance kann sich daraufhin positiv auf den Shareholder-Value-Effekt auswirken und höhere Gewinne für das Unternehmen generieren. Neben dieser theoretischen Ausarbeitung der Umsetzung von sozialer Verantwortung hat sich das SIGMA-Project mit der praktischen Umsetzung eines Nachhaltigkeitsmanagements auseinandergesetzt.74 Diese Institution ist 1999 durch die Unterstützung des UK Department of Trade and Industry75 entstanden und ist eine Partnerschaft der British Standards Institution (BSI)76, des Forum for the Future77 und AccountAbility78. Im September 2003 wurden die so genannten SIGMA-Guidelines veröffentlicht, die einen konkreten „Management Framework“ präsentieren. Dieser ist für alle Unternehmen anwendbar und soll eine Hilfestellung zur Umsetzung eines 74 Vgl.: http://www.projectsigma.com Vgl.: http://www.dti.gov.uk 76 Vgl.: http://www.bsi-global.com 77 Vgl.: http://www.forumforthefuture.org.uk 78 Vgl.: http://www.accountability.org.uk 75 85 Nachhaltigkeitsmanagements bieten. Dieser zyklische Managementprozess beschreibt vier Phasen (Leadership and Vision, Planning, Delivery und Monitor, Review and Report), welche für die Umsetzung von Nachhaltigkeitsaspekten innerhalb der organisationalen Prozesse eines Unternehmens durchgeführt werden sollten.79 Es ist möglich, in diesen Zyklus zu verschiedenen Phasen einzusteigen und diesen, je nach dem in welcher Situation sich das Unternehmen befindet oder welche Managementsysteme bereits existieren, in unterschiedlichen Geschwindigkeiten zu durchlaufen. Dabei sollen gleichzeitig die fünf Kapitale – Natur-, Finanz-, Sozial-, Human- und Produktionskapital – einer ständigen Verbesserung (enhancement) und Aufrechterhaltung (maintenance) unterliegen. Dieses gesamte System ist umschlossen mit dem Prinzip der Verantwortung gegenüber den Stakeholdern und der Verwaltung der fünf Kapitale (vgl. The SIGMA Project 2003: 4). Bei der Analyse der BASF- und Neckermann-Berichte wurde deutlich, dass lediglich BASF ein Nachhaltigkeitsmanagement eingeführt hat. Dieses ist vom Unternehmen eigenständig entwickelt und durchgeführt worden. Es trägt dazu bei, alle unternehmerischen Entscheidungen im Einklang mit dem Nachhaltigkeitsgedanken zu treffen. Neckermann hingegen hat diesen Schritt noch nicht unternommen und weist dementsprechend Defizite in der Umsetzung und somit auch der Transparenz des Unternehmens auf. Für den Bürger bleiben einige Fragen, insbesondere im sozialen Bereich, ungeklärt und könnten in der Gesellschaft zu Glaubwürdigkeitsproblemen führen. Festzuhalten ist, dass innerhalb der Debatte um die Umsetzung der sozialen Verantwortung von Unternehmen der Aufbau eines Nachhaltigkeitsmanagementsystems von großer Bedeutung ist. Ökonomische, Ökologische und Soziale Aspekte werden gleichberechtigt berücksichtigt und tragen zu der Umsetzung sozialer Gerechtigkeit bei. Laut Michael Behrent verlängert „ ‚Corporate Citizenship’ […] zwar die Reihe der Modellierungsansätze ‚weicher’ Faktoren um einen weiteren Begriff, macht ihn jedoch zu einem konkreten und zentralen Bestandteil eines Leitbildes sowie zu einem übergeordneten Orientierungsrahmen für ein Unternehmen und sein Management. Er bietet einen ganzheitlichen Handlungshorizont für alle denkbaren Aspekte möglicher 79 Vgl.: Grafik des SIGMA Management Frameworks in Anhang I. 86 Beziehungen zu Stakeholdern und für eine unternehmenspolitische Sinngebung.“ (Behrent 2003: 26). In der Theorie existieren zahlreiche Ansätze für derartige Managementsysteme, es besteht hier aber oftmals die Schwierigkeit, diese auch für alle Unternehmen allgemeingültig anwendbar zu gestalten. Das SIGMA-Project scheint in diesem Zusammenhang Lösungsansätze zu bieten. Des Weiteren bildet die Kommunikation einen notwendigen Aspekt bzgl. der Umsetzung von sozialer Verantwortung. Sie soll zu erhöhter Transparenz des Unternehmens gegenüber den Stakeholdern führen, die daraufhin ein höheres Vertrauen gegenüber dem Unternehmen aufbaut. Aus theoretischer Sicht bestehen zahlreiche Möglichkeiten die Verantwortung gegenüber der Gesellschaft zu kommunizieren, wie bspw. die Teilnahme an internationalen, nationalen oder regionalen Institutionen, die Teilnahme an Richtlinien für eine nachhaltige Berichterstattung und/oder die Teilnahme an zertifizierungsfähigen sozialen Standards (siehe Kapitel 2.3.). In praktischer Hinsicht veröffentlichen heutzutage viele multinationale Unternehmen einen Nachhaltigkeitsbericht, der sich häufig (siehe BASF) an den GRI-Richtlinien orientiert. Außerdem nimmt die Mehrzahl dieser Unternehmen unter anderem am UN Global Compact und am WBCSD teil. Europäische Unternehmen engagieren sich häufig an CSR Europe und auf nationaler Ebene an seinen Partnerorganisationen wie z.B. econsense in Deutschland. Die Studie der Weltbank über die soziale Verantwortung der Unternehmen unterstreicht diesen Trend. Sie stellt fest, dass unter den zahlreichen Veröffentlichungen von Standards und Foren einzelne herauskristallisiert werden können, die multinationale Unternehmen beeinflussen und von ihnen auch umgesetzt werden. (siehe Abbildung 16). 87 Impact of Multisector Standards and Forums on MNEs AA1000 SA 8000 Ethical Trading Initiative OECD Guidelines Global Compact ILO Core Conventions WBCSD GRI ISO 14000 0% 10% 20% 30% 40% 50% Percentage of respondents Abbildung 16: Impact of Multisector Standards and Forums on MNEs (The World Bank Group 2003: 14). Die Umsetzung sozialer Verantwortung von Unternehmen gliedert sich somit in den Aufbau eines Nachhaltigkeitsmanagements und die Kommunikation der jeweiligen Aktivitäten in diesem Bereich (siehe Abbildung 17), wie sie bereits in Kapitel 2.3. näher beschrieben wurden. Denn wie es Michael Behrent ausdrückt, wird „ein Corporate Citizenship Engagement […] nur glaubwürdig sein, wenn dieses Engagement transparenten Grundsätzen und Managementregeln unterliegt.“ (Behrent 2003: 28). Umsetzungsaspekte sozialer Verantwortung von Unternehmen Aufbau eines NachhaltigkeitsManagementsystems Kommunikation der sozialen Verantwortung Abbildung 17: Umsetzungsaspekte sozialer Verantwortung von Unternehmen (eigene Darstellung). 88 Es stellt sich jedoch die Frage, aufgrund welcher Anreize Unternehmen dieses Konzept umsetzen. Diesem Aspekt wird im folgenden Abschnitt Aufmerksamkeit geschenkt. 4.2 Resultierende Potentiale durch die Umsetzung von sozialer Verantwortung von Unternehmen Durch die immer schneller und effektiver werdenden Informations- und Kommunikationstechnologien wird der Druck, den die Öffentlichkeit auf Unternehmen ausüben kann, immer größer. Skandale, wie z.B. der Fall Enron oder der Bilanzfälschungsskandal von WorldCom zeigen, dass die Unternehmen durch die Medien Schäden wie z.B. deutliche Kursverluste und im schlechtesten Fall den Bankrott hinnehmen mussten. Durch die Einbeziehung der entsprechenden Anspruchsgruppen und der Berücksichtigung ihrer Bedürfnisse können Unternehmen, die aufgrund ihrer Branche sehr häufig in der öffentlichen Kritik stehen, solchen Imageschädigungen entgegenwirken. Aber nicht nur die Vermeidung von Skandalen und deren meist schwerwiegenden Folgen sind ein Grund für gesellschaftliches Engagement. Auch konkrete Wettbewerbsvorteile sowie die langfristige Sicherung der Unternehmensexistenz sind hier von entscheidender Bedeutung. Unternehmen haben daher ein unmittelbares Interesse ihren Gewinn durch Corporate Citizenship Aktivitäten zu steigern, aber auch ein konstitutionelles Interesse an „guten Spielregeln“. D.h. z.B. der relativen Stärke ihres Wirtschaftsstandortes, der Reputation ihrer Branche oder der Qualität des gesellschaftlichen Umfelds, in der sie auch in Zukunft ihre Wettbewerbsfähigkeit unter Beweis stellen können (vgl. Habisch 2003a: 62). Anzumerken ist, dass Unternehmen durch das gesellschaftliche Engagement auch immer „etwas Gutes“ für sich selbst tun, indem sie z.B. an einem weniger korrupten Umfeld arbeiten, um ihre Wettbewerbsfähigkeit auch in Zukunft unter Beweis stellen zu können oder ihre Bildungs- und Ausbildungssituation zu verbessern. Zukünftig soll auch der so genannte „War for Talents“ gewonnen werden. In diesem Zusammenhang sollen in den folgenden Unterpunkten zwei Graphiken dazu dienen, die unternehmensinternen Potentiale und die unternehmensexternen Potentiale von Corporate Citizenship im Einzelnen aufzugliedern. 89 ▪ Unternehmensinterne Potentiale Die problemlose Umsetzung von Veränderungsprozessen gilt als die größte Herausforderung eines jeden Managements. Häufig kommt es in diesen Umbruchphasen zu großen Widerständen, die in vielen Fällen zur Konsultation einer Unternehmensberatung führen. Die Beratungsfirma agiert als außenstehende und somit oft aus Sicht der Mitarbeiter als störende Partei, die Probleme beheben soll. In zahlreichen Fällen kommt es jedoch noch zu mehr Problemen und Verunsicherungen seitens der Mitarbeiter. Hinzu kommt, dass nicht nur die Mitarbeiter zur Bewältigung der Komplexität einen stetigen Lernzyklus durchlaufen müssen, sondern auch die Organisationsstruktur muss sich permanent an veränderte Bedingungen anpassen. Durch die Einführung von Corporate Citizenship Aktivitäten können Widerstände aus der Organisation gemildert bzw. gänzlich umgangen werden, indem ein notwendiger organisatorischer Veränderungsprozess von den Organisationsmitgliedern selber in Gang gesetzt und umgesetzt wird. Insgesamt können durch Aktivitäten wie z.B. durch Corporate Volunteering, Family Volunteering oder Secondment-Programme, Mitarbeiter motiviert werden und so zahlreiche Vorteile für das Unternehmen entstehen. Unternehmensinterne Potentiale ▪ erhöhte Mitarbeitermotivation und Arbeitszufriedenheit ▪ stärkere Identifikation der Mitarbeiter mit dem Unternehmen ▪ stärkere Ausprägung von Teamgeist und Unternehmenskultur ▪ erhöhte soziale Kompetenz der Mitarbeiter ▪ erhöhte Veränderungsbereitschaft (Change Management) ▪ verbesserte Produktivität Abbildung 18: Unternehmensinterne Potentiale (eigene Darstellung). Diese Vorteile von Corporate Citizenship Aktivitäten zeigte auch die Analyse der Nachhaltigkeitsberichte der BASF und Neckermann AG. Z.B. durch bestimmte Zusatzleistungen, betrieblicher Altersvorsorge oder Freistellungen für Ehrenamtaktivitäten außerhalb des Unternehmens, wie es die BASF anbietet, werden 90 die Mitarbeiter an das Unternehmen gebunden und das Risiko, diese gut ausgebildeten Fachleute zu verlieren verringert.80 ▪ Unternehmensexterne Potentiale Außerhalb des Unternehmens sind Corporate Citizenship Projekte insbesondere für den Vertrauens- und Reputationsaufbau einer Organisation von enormer Bedeutung. Das Sponsoring von gemeinnützigen Vereinen oder relevanten NGOs, der stetige Dialog mit Anspruchsgruppen und die Stärkung der anliegenden Gemeinde der verschiedenen Standorte des Unternehmens haben die Aufgabe, die Bürger davon zu überzeugen, dass das Unternehmen seine soziale Verantwortung gegenüber der Gesellschaft erkannt hat und sich diesen Aufgaben stellt. Ist das Vertrauen erst einmal hergestellt, wird das Unternehmen seine Wettbewerbsposition effektiver verteidigen bzw. ausbauen können. Des Weiteren hat das Unternehmen die Möglichkeit, durch einen stetigen Dialog mit allen relevanten Stakeholdern Wissen zu generieren und Lernprozesse in Gang zu setzen. All diese Aspekte führen letztendlich zu einer Erhöhung der wirtschaftlichen sowie politischen Stabilität des Unternehmens. 80 Die Fluktuationsrate liegt derzeit nur für die BASF AG in Ludwigshafen vor. Demnach betrug die Quote der so genannten „ungewollten Abgänge“ 2000 sowie 2001 nur ein Prozent. 91 Unternehmensexterne Potentiale ▪ erhöhter Reputations- und Vertrauensaufbau sowie Imagegewinn bei Anwohnern, Wirtschaft, Politik, Medien, Überwachungsbehörden ▪ erhöhte Kooperationsbereitschaft im lokalen Umfeld ▪ stärkerer Konsens in der Zivilgesellschaft über Lösungen mit Blick auf kritische Herausforderungen ▪ verstärkte Kundenbindung ▪ erhöhte Attraktivität als Arbeitgeber und das bedeutet bessere Chancen im so genannten „War for Talents“ ▪ Gewinnung zusätzlicher Informationen und Know-How (z.B. in der F&E und im Ökologiebereich von großem Vorteil) ▪ mittel- und langfristige positive Beeinflussung der Standortqualität ▪ eine Art informelle Versicherung (z.B. Vorteile bei der Erteilung von Genehmigungen oder behördlichen Auflagen, Senkung des Kreditrisikos, geringere Prämien) ▪ Vermeidung von Risiken ▪ größere Anzahl an Shareholdern, Investoren (z.B. durch Aufnahme in den FTSE4Good und/ oder DJSI) ▪ Vorteile bei ausländischen Direktinvestitionen (CC hier als Instrument zur Sicherung der konstitutionellen Interessen) ▪ besserer Einfluß auf Politikkontakte und Lobbying ▪ Erhöhung der wirtschaftlichen und politischen Stabilität Abbildung 19: Unternehmensexterne Potentiale (eigene Darstellung). Auch diese Vorteile sind anhand der Analyse in Kapitel 3 deutlich zu erkennen. BASF hat z.B. die Möglichkeit durch das Sponsoring von Forschungseinrichtungen externes Wissen zu generieren und dies für seine Zwecke zu nutzen. Auch der stetige Dialog mit Anspruchsgruppen durch die von BASF eingeführten Nachbarschaftsforen (CAPs) verhelfen dem Unternehmen eventuelle Boykotte seitens der Konsumenten im Voraus zu verhindern. Die von Neckermann durchgeführten Sozial- und Umweltaudits in Entwicklungsländern sind ebenfalls Teil der Risikominimierung und dienen dem Zweck des Vertrauensaufbaus, wodurch wiederum Kunden gewonnen werden können. Wie wird sich die Debatte um die soziale Verantwortung von Unternehmen gegenüber der Gesellschaft in Zukunft entwickeln und was bedeutet das für die Unternehmen? Dieser Frage wird abschließend nachgegangen. 92 4.2 Ausblick Zu Beginn dieser Arbeit wurde die Frage gestellt, welche Bereiche die soziale Verantwortung von Unternehmen beinhaltet und wie diese umgesetzt werden. Zusammenfassend wurde nun festgestellt, dass zahlreiche Institutionen sich mit diesem Thema auseinandersetzen und dementsprechend viele Ansätze existieren. Jedoch ist anhand der vorangegangenen Analyse eine Richtung aufgezeigt worden, den die Diskussion in Zukunft einschlagen könnte. Anhand zahlreicher Studien, wie z.B. die der Weltbank, KPMG oder SustainAbility ist eindeutig der Trend zur Nachhaltigkeitsberichterstattung zu erkennen. Immer mehr Unternehmen orientieren sich an den GRI-Richtlinien und veröffentlichen in kontinuierlichen Abständen Informationen über ihre Aktivitäten im Bereich der sozialen Verantwortung. Erst kürzlich veröffentlichte BASF seinen neuen Unternehmensbericht. Im Gegensatz zum vorherigen besteht dieser nicht aus drei verschiedenen Berichten – Finanz-, Umwelt- und Sozialbericht –, sondern aus einem, alle Bereiche integrierenden Bericht (vgl. BASF 2003b). Er weist einen erneuten Fortschritt innerhalb der BASF Berichterstattung dahingehend auf, dass z.B. einzelne GRI-Kennzahlen präzise aufgelistet sind (vgl. BASF 2003b: 69) und sich der Umfang des Berichts verringert hat.81 Das belegt den erneuten Lernprozess des Unternehmens, der als Grundvoraussetzung für die zukünftige Entwicklung im Bereich der sozialen Verantwortung gilt. Es kann davon ausgegangen werden, dass zukünftig die Bedeutung der Nachhaltigkeitsberichterstattung noch weiter steigen wird und sich dementsprechend die Anzahl der berichtenden Unternehmen erhöht. Die GRI-Richtlinien gelten als das zentrale Instrument auf diesem Gebiet und werden sich zukünftig weiterhin einem kontinuierliche Lern- und Veränderungsprozess unterziehen. Dementsprechend hat die GRI sich zum Ziel gesetzt, in Zukunft verstärkt mit Institutionen wie z.B. dem UN Global Compact, der ILO, der SA 8000, AA1000 und der ISO 14000 zusammenzuarbeiten (vgl. Global Reporting Initiative 2003: 7). Zertifizierungsmöglichkeiten sind jedoch nicht vorgesehen und auch gar nicht gewollt, 81 Im Bericht „Gesellschaftliche Verantwortung 2001“ waren es noch 78 Seiten und im Bericht „Umwelt, Sicherheit, Gesundheit 2002“ 82 Seiten. Im Unternehmensbericht 2003, der alle drei Aspekte der Nachhaltigkeit gleichermaßen integriert berücksichtigt, sind es lediglich 69 Seiten. 93 da die Organisation davon überzeugt ist, dass die Aktivitäten dieser Art im Bereich der sozialen Verantwortung von Unternehmen freiwillig bleiben müssen. Darüber herrschen unterschiedliche Meinungen und so besteht momentan die Diskussion, ob der Staat mit Hilfe von Gesetzen Unternehmen zu der Veröffentlichung seiner sozialen Aktivitäten im Corporate Citizenship Bereich zwingen sollte. Durch einen gesetzlichen Rahmen, wie er z.B. in Frankreich und auch demnächst in Großbritannien für AGs bereits vorgeschrieben ist, würden die Glaubwürdigkeit der Informationen und das Vertrauen in die Unternehmen effektiver sichergestellt werden. Neben den bereits fest etablierten Institutionen wie dem UN Global Compact oder dem WBCSD, ist auch die Teilnahme an weiteren Institutionen, wie z.B. Transparency International, in der Zukunft unablässig. Denn nur durch diese Institutionen können Lernprozesse vorangetrieben werden. Weiterhin versuchen zahlreiche Unternehmen durch erhöhte Transparenz das Vertrauen der Bürger zu gewinnen. Sie können sich nicht mehr ihrer sozialen Verantwortung gegenüber der Gesellschaft entziehen, da sie ansonsten gravierende Imageschädigungen und daraus folgende finanzielle Verluste hinnehmen müssten. Der Weg, diese Verantwortung in das Unternehmen und speziell in das Management zu integrieren ist zwar ein langer und schwieriger Prozess, er impliziert jedoch viele Potentiale für das Unternehmen. Björn Stigson, Präsident des WBCSD, sieht die Aufgabe der Unternehmen heutzutage folgendermaßen: „ […] business is not divorced from the rest of society. Companies are an integral part of the societies and communities in which they operate. And business cannot continue to generate wealth if the society around it fails.” (Stigson 2003). 94 Literaturverzeichnis AccountAbility (2003): Assurance Standard AA1000, London, in: http://www.accountability.org.uk/uploadstore/cms/docs/Assurance%20Standard%20for %20Web.pdf (20.03.04). Aktion Gemeinsinn e.V. (2002): Corporate Citizenship oder bürgerschaftliches Engagement deutscher Firmen, Diskussionsforum 18. Juli 2001 im Automobilforum der Volkswagen AG Unter den Linden, Berlin. Arbeitschutzgesetz – ArbSchG (1996): Gesetz über die Durchführung von Maßnahmen des Arbeitsschutzes zur Verbesserung der Sicherheit und des Gesundheitsschutzes der Beschäftigten bei der Arbeit, in: http://bundesrecht.juris.de/bundesrecht/arbschg/gesamt.pdf (29.03.04) BASF Aktiengesellschaft (2000a): Gesellschaftliche Verantwortung 2000. Wir nehmen unsere Verantwortung ernst, Ludwigshafen. BASF Aktiengesellschaft (2000b): Umwelt, Sicherheit, Gesundheit 2000, Ludwigshafen. 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Vollständigkeit: Alle Informationen, die für den Adressaten wichtig sind, um die Nachhaltigkeitsleistung einer Organisation zu beurteilen, sollten in einer Form im Bericht erscheinen, die mit den für den Bericht angegebenen Bilanzierungsgrenzen, dem angegebenen Bereich und dem Zeitraum, auf den sich der Bericht bezieht, konsistent ist. 5. Relevanz: Relevanz ist der Grad der Bedeutung, die einem besonderen Aspekt, Indikator oder einer Information zugemessen wird. Sie stellt die Schwelle dar, ab der Information so bedeutsam wird, dass über sie berichtet werden sollte. 6. Nachhaltigkeitskontext: Die Organisation sollte versuchen, ihre Leistung in den größeren Kontext ökologischer, gesellschaftlicher oder anderer Grenzen oder Einschränkungen zu stellen. 7. Genauigkeit: Bezieht sich auf das Erreichen eines bestimmten Grades an Exaktheit der berichteten Informationen. Ziel ist eine niedrige Fehlerquote zu erreichen, damit die Nutzer ihre Entscheidung auf Basis von sehr verlässlichen Informationen treffen können. 8. Neutralität: Berichte sollten Vorurteile und Verzerrungen in der Wahl und der Darstellung von Informationen vermeiden. Sie sollten um eine ausgewogene Darstellung der Unternehmensleistung bemüht sein. 9. Vergleichbarkeit: Einmal gewählte Grenzen und Bereiche sollten bei der Berichterstattung beibehalten werden. 10. Klarheit: Informationen sollten in der Form verfügbar gemacht werden, dass sie eine größtmögliche Anzahl von Stakeholdern ansprechen und dabei ein geeigneter Detaillierungsgrad aufrechterhalten wird. 11. Aktualität: Berichte sollten regelmäßig veröffentlicht werden, um die Bedürfnisse der Adressaten zu erfüllen und den Charakter der Informationen zu entsprechen. Quelle: Global Reporting Initiative 2002: 20-27. Erfordernisse für soziale Bewertungsregeln nach SA 8000 1. Kinderarbeit: Die Norm verbietet Kinderarbeit und sieht vor, dass Unternehmen Geldmittel für die Bildung der Kinder bereitstellen müssen, die möglicherweise ihre Arbeit aufgrund des Standards verlieren. 2. Zwangsarbeit: Die Norm verbietet Zwangsarbeit, die als Arbeit definiert ist, die nicht freiwillig angenommen wurde und für deren Einsatz keine Entlohnung vorgesehen ist. Von den Mitarbeitern kann weiterhin nicht verlangt werden, ihre Papiere zu hinterlegen oder eine „Anzahlung“ als Bedingung für die Einstellung, zu leisten. 3. Gesundheit und Sicherheit: Unternehmen müssen einen Mindeststandard für ein sicheres und gesundes Arbeitsumfeld sicherstellen. Hierzu gehört z.B. die Bereitstellung von Trinkwasser, Aufenthaltsräumen, entsprechende Sicherheitsausrüstung und die Durchführung notwendiger Ausbildungen. 4. Vereinigungsfreiheit: Das Recht der Mitarbeiter eine Gewerkschaft zu gründen oder sich einer anzuschließen bleibt gesichert. Ebenso muss gewährleistet werden, dass gemeinschaftliche Verhandlungen ohne Angst vor Bestrafungen abgehalten werden können. 5. Diskriminierung: Es wird keine Diskriminierung aufgrund von Rasse, Gesellschaftsklasse, Nationalität, Religion, Behinderung, Geschlecht, sexueller Orientierung, Gewerkschafts- oder politischer Zugehörigkeit geduldet. 6. Disziplinarmaßnahmen: Psychischer, physischer und verbaler Missbrauch oder deren Duldung sowie Nötigung der Mitarbeiter sind verboten. 7. Arbeitszeiten: Die maximale Arbeitszeit pro Woche beträgt 48 Stunden und mindestens ein Tag in der Woche bleibt frei. Es dürfen weiterhin nur bis zu 12 Überstunden pro Woche geleistet werden, wobei diese mit einem höheren Stundensatz oder einer Prämie vergütet werden. 8. Vergütung: Der Lohn muss mindestens dem gesetzlichen Mindestsatz entsprechen und ausreichend sein, um den Grundbedarf zu decken plus eines zusätzlich frei verfügbaren Einkommens. 9. Managementsysteme: Das Management erfüllt die Anforderungen an den Standard SA 8000, überprüft regelmäßig die Einhaltung und kommuniziert die Ergebnisse an die Mitarbeiter. Eine geeignete Dokumentation belegt die Umsetzungen der Anforderungen und bei Abweichungen werden angemessene Korrekturmaßnahmen eingeleitet. In der Verantwortung des Unternehmers liegt auch die Sicherstellung dieser Standardanforderungen bei seinen Zulieferern. Quelle: eigene Darstellung, vgl. http://www.cepaa.org/SA8000/SA8000.htm Die Top 50 Unternehmen des SustainAbility/ UNEP Rankings 2002 (Quelle: SustainAbility/ UNEP 2002: 23) Rank Company Business Sector 1 2 3 4 5 6 The Co-operative Bank Novo Nordisk BAA BT Group Rio Tinto Royal Dutch/ Shell Group Financial Services Pharmaceuticals Airport Management IT & telecommunications Mining Oil, gas & renewables 7 8 9 32 33 BP Bristol-Myers Squibb ITT Flygt South African Breweries BASF Volkswagen Group WMC CIS Co-operative Insurance Baxter International Cable & Wireless Ricoh Japan Kirin Brewery Chiquita Brands International United Utilities Suncor Energy BC Hydro Eskom Matsushita Electric Group Manaaki Whenua British Airways SAS Group Alcan General Motors Henkel Kesko Novartis International Unilever 34 35 RWE Bayer 36 Deutsche Telekom Procter & Gamble Swiss Re Toyota Motor Corporation BMW Group Tesco AWG Danone Group Siemens Electricity & water utilities Pharmaceuticals & chemicals IT & telecommunications Consumer products Finance and insurance Automotive Automotive Food retail & distribution Water utilities Food & beverages Industrial & consumer electronics Forest products Electronics Electricity utilities Energy, water, waste & communication Finance & insurance Textiles & apparel 12 14 15 16 17 18 20 21 22 26 28 29 30 39 40 41 42 44 45 47 48 Aracruz Celulose Sony Corporation TEPCO Suez 49 50 Credit Suisse Group adidas-Salomon Country Score % 120 118 116 114 107 104 61 60 59 58 55 53 Oil, gas & renewables Pharmaceuticals Fluid technology Beverages & leisure Chemicals Automotive Mining Financial Services UK Denmark UK UK UK Netherlands/ UK UK USA Sweden South Africa Germany Germany Australia UK 103 96 95 95 95 94 94 91 53 49 48 48 48 48 48 46 Pharmaceuticals IT & telecommunications Electronics Beverages Agriculture USA UK Japan Japan USA 89 88 87 86 85 45 45 44 44 43 Water/ Electricity utility Oil, gas & renewables Electricity utility Electricity utility Electronics Environmental Research Air transport Air transport Aluminium products Automotive Consumer products Food retail & logistics Pharmaceuticals Consumer products UK Canada Canada South Africa Japan New Zealand UK Sweden Canada USA Germany Finland Switzerland Netherlands/ UK Germany Germany 83 82 81 81 81 81 80 80 79 78 77 77 76 75 42 42 41 41 41 41 41 41 40 40 39 39 39 38 73 72 37 37 Germany USA Switzerland Japan Germany UK UK France Germany 72 72 72 71 70 69 68 68 67 37 37 37 36 36 35 35 35 34 Brazil Japan Japan France 66 66 64 62 34 34 33 32 Switzerland Germany 61 57 31 29 Der SIGMA Management Framework Quelle: The SIGMA Project 2003: 5. Anhang II: Daten und Leitlinien der BASF AG Regionale Verteilung der Mitarbeiter 2000-2002 2002 Europa davon Deutschland davon BASF Aktiengesellschaft Nordamerika Südamerika Asien, Pazifischer Raum, Afrika 62.103 50.320 38.361 Anteil in % 69,5 56,3 42,9 63.339 50.939 39.354 Anteil in % 68,4 55,0 42,5 13.331 5.097 8.858 14,9 5,7 9,9 14.531 5.749 8.926 15,7 6,2 9,7 89.389 2001 92.545 2000 Anteil in % 68.861 66,7 54.356 52,6 17.331 6.913 10.168 16,8 6,7 9,8 103.273 Quelle: eigene Darstellung, Vgl. BASF 2001: 25. Entwicklung der Personalkosten Personalkosten Millionen € Löhne und Gehälter Soziale Abgaben und Aufwendungen für Altersversorgung und Unterstützung davon für Altersversorgung 2002 Veränderung in % 4.751 - 2,2 1.224 4,6 2001 Veränderung 2000 in % 4.858 - 8,5 5.307 1.170 - 9,2 1.289 424 5.975 372 6.028 14,0 - 0,9 - 7,2 401 - 8,6 6.596 Quelle: eigene Darstellung, Vgl. BASF 2001: 27. Arbeitszeiten und Urlaub in Vollzeitbeschäftigungsverhältnis Arbeitszeit (Stunden/Woche) Deutschland Europa (ohne Deutschland) Nordamerika Südamerika Asien, Pazifischer Raum, Afrika 20 02 Min. Max. 37,5 40,0 35,0 44,0 37,5 48,0 40,0 45,0 35,8 48,0 20 01 20 00 Min. Max. Min. Max. 37,5 40,0 37,5 40,0 33,9 45,0 35,0 41,0 37,5 48,0 40,0 48,0 40,0 48,0 40,0 47,5 35,0 48,0 35,0 42,0 Urlaub (Tage/Jahr) 20 02 Min. Max. 30,0 30,0 20,0 35,0 14,0 23,0 12,0 30,0 7,0 32,0 Deutschland Europa (ohne Deutschland) Nordamerika Südamerika Asien, Pazifischer Raum, Afrika 20 01 Min. Max. 28,0 30,0 20,0 35,0 14,0 23,0 12,0 30,0 7,0 32,0 20 00 Min. Max. 30,0 30,0 20,0 39,0 11,0 20,0 15,0 30,0 12,0 30,0 Quelle: eigene Darstellung, Vgl. BASF 2001: 26. Leistungen und Angebote für Mitarbeiter (über die jeweils gültigen gesetzlichen Mindeststandards hinausgehend) (1) Anteil der Gruppengesellschaften mit diesen Leistungen (2) Gesamtzahl der Beschäftigten dieser Gruppengesellschaften* Unfall-/Invaliditätsversicherung Betriebliche Altersversorgung Krankenversicherung Medizinische Leistungen durch eigene medizinische Einrichtungen** Flexible Arbeitszeiten (freiwillige Umwandlung in Teilzeit, Jobsharing) Erfolgsbeteiligung Erziehungsurlaub/Elternzeit Wohnung (Werkswohnung/Zuschüsse) Programm zur Rehabilitation nach Sucht oder Krankheit Kinderbetreuung: Unterstützung externer Angebote 20 02 (1) (2) 92% 75% 85% 57% 89.700 84.200 85.000 79.000 20 01 (1) (2) 20 00 (1) (2) 95% 78% 85% 74% 90.958 85.927 82.104 83.522 93% 82% 76% 59% 88.500 86.500 79.500 78.000 46% 71.397 51% 72.000 41% 65.100 51% 79% 33% 75.739 83.874 51.419 47% 46% 35% 62.500 71.000 52.500 38% 73.700 30% 71.587 34% 71.500 18% 61.899 17% 62.500 52% 76.200 * In einigen Fällen gelten die Angebote und Leistungen nicht für alle Beschäftigten der jeweiligen Gruppengesellschaft. ** Der Wert für das Jahr 2001 bezieht Leistungen ein, die in Zusammenarbeit mit externen Einrichtungen erfolgten. Die Angabe für 2002 umfaßt ausschließlich interne medizinische Leistungen. Quelle: eigene Darstellung, Vgl. BASF 2001: 29. Durchschnittliche Anzahl der Weiterbildungstage pro Mitarbeiter (ohne Auszubildende) 2002 3,0 2,9 3,3 2,3 4,3 3,3 Alle befragten Gesellschaften Deutschland Europa (ohne Deutschland) Nordamerika Südamerika Asien, Pazifischer Raum, Afrika 2001 3,0 2,7 3,2 3,0 3,4 3,8 2000 3,4 3,4 4,4 1,8 3,2 3,2 Quelle: eigene Darstellung, BASF 2001: 28. Anti-Diskriminierungsprogramme Anteil der BASF-Gruppengesellschaften mit Programmen gegen die Benachteiligung von Frauen Behinderten bestimmten ethnischen Gruppen 2001 48,0% 46,0% 33,0% 2000 48,1% 41,0% 39,0% Quelle: BASF 2001: 47. Sicherheitsmatrix → Anhand dieser Matrix werden die Risiken beim Rohstoffeinkauf betrachtet Lieferantenrisiko 1 A Produktrisiko B C Quelle: BASF 2001: 51. 2 3 Sicherer Bereich II Geringes Risiko Sicherer Bereich I Potentiell erhöhtes Risiko Spenden und Sponsoring der BASF-Gruppe 2000 nach Zwecken, 100% = 27 Millionen € 11% Wissenschaft 18% Beschäftigungsförderung 9% Sonstiges 2% Schulen und Ausbildung 23% 27% Sport Kultur 10% Karitative Zwecke Quelle: BASF 2000a: 38. Spenden und Sponsoring der BASFGruppe 2001 nach Zwecken, 100 % = 19,5 Millionen € (Vorjahr: 27 Millionen €) Wissenschaft 12% 24% Beschäftigungsförderung 12,50% Sonstiges Schulen und Ausbildung 11% Sport 20% Kultur 3% Quelle: BASF 2001: 41. 17,50% Karitative Zwecke Spenden und Sponsoring der BASFGruppe 2002 nach Zwecken, 100 % = 15,7 Millionen € (Vorjahr: 19,5 Millionen €) 5% Wissenschaft 13% Beschäftigungsförderung 32% 9% Sonstiges Schulen und Ausbildung Sport 14% Kultur 24% 3% Karitative Zwecke Quelle: BASF 2001: 8 im Beiheft Daten und Fakten 2002. Chancengleichheit und Diversity* 2002 Aktivitäten zur Chancengleichheit und Förderung der Frauen davon Förderung von Frauen in Führungspositionen und/oder Maßnahmen zur gezielten Rekrutierung von Frauen Aktivitäten zur Förderung der Vereinbarkeit von Familie und Beruf Aktivitäten zur Unterstützung von kultureller Vielfalt und Integration 67 % 31 % 67 % 60 % * Die Aktivitäten wurden in dieser Form erstmals für das Jahr 2002 abgefragt. Quelle: BASF 2001: 9 im Beiheft Daten und Fakten 2002. Belegschaftsprofil 2002 (Vorjahreszahlen Klammern) Beschäftigte gesamt Mittleres Management Oberes Management 20 02 Männer Frauen 80,6% 19,4% (81,0%) (19,0%) 82,9% 17,1% (83,2%) (16,8%) 93,8% 6,2% (93,6%) (6,4%) Quelle: BASF 2001: 9 im Beiheft Daten und Fakten 2002. 20 01 Männer Frauen 81,0% 19,0% (80,9%) (19,1%) 83,2% 16,8% (81,3%) (18,7%) 93,6% 6,4% (93,5%) (6,5%) Umsetzung des Compliance-Programms in den Regionen 2002 (Anteil der Gruppengesellschaften) Eigener Verhaltenskodex (1) Anzahl der Mitarbeiter, für die ein Verhaltenskodex gilt (2) Anteil an der Gesamtzahl der Mitarbeiter in der Region (Prozent) Deutschland Europa (ohne Deutschland) Nordamerika Südamerika Asien, Pazifischer Raum, Afrika geschaffen (1) (2) 50.320 5.770 13.003 5.063 8.629 82.785 100 49,0* 97,5 99,3 97,4 92,6 * Die übrigen Gruppengesellschaften werden voraussichtlich bis zum Jahresende 2003 einen eigenen Verhaltenskodex einführen. Quelle: BASF 2001: 10 im Beiheft Daten und Fakten 2002. CAPs der BASF-Gruppe 2001 40 35 30 25 20 15 10 5 0 Asien, Pazifik Quelle: BASF 2001: 58. Europa, Westasien, Afrika Nord- und Südamerika CAPs der BASF-Gruppe 2002 50 40 30 20 10 0 Asien, Pazifik Europa, Afrika Nord- und Südamerika Quelle: BASF 2001: 11 im Beiheft Daten und Fakten 2002. Grundwerte und Leitlinien der BASF 1. Nachhaltiger Erfolg Nachhaltiger wirtschaftlicher Erfolg im Sinne von Sustainable Development ist Voraussetzung für all unsere Aktivitäten. Wir sind den Interessen unserer Kunden, Anteilseigner sowie unserer Mitarbeiter verpflichtet und übernehmen Verantwortung in der Gesellschaft. → Leitlinien Wir streben eine starke Markt- und Finanzposition an, die es uns ermöglicht, das Unternehmen erfolgreich und unabhängig mit eigener, unverwechselbarer Identität zu erhalten. Im Durchschnitt der Konjunkturzyklen erwirtschaften wir für die BASF-Gruppe eine Gesamtkapitalrendite von mindestens zehn Prozent vor Ertragsteuern und Zinsen. Wir erwarten von unseren Arbeitsgebieten und Gesellschaften weltweit einen Beitrag entsprechend den vereinbarten Zielen. Der Verbund ist eine der Stärken der BASF. Wir können unsere Produkte damit kostengünstig, ressourcenschonend und umweltverträglich herstellen. Die Optimierung der Verbundstrukturen ist daher eine ständige Aufgabe. Wir vergüten unsere Mitarbeiter markt- und leistungsbezogen mit am wirtschaftlichen Erfolg orientierten Entgelten und Sozialleistungen. Wir leisten durch unsere wirtschaftlichen Aktivitäten sowie durch die gezielte Förderung von humanitären, sozialen und kulturellen Anliegen einen positiven Beitrag zur gesellschaftlichen Entwicklung 2. Innovation im Dienste unserer Kunden Wir fühlen uns der Zufriedenheit unserer Kunden verpflichtet. Wir entwickeln Produkte, Verfahren und Dienstleistungen auf hohem wissenschaftlichen und technischen Niveau und mobilisieren unsere Ressourcen zu Gunsten einer erfolgreichen Partnerschaft mit unseren Kunden. → Leitlinien Wir gestalten den wissenschaftlich-technischen Fortschritt aus führender Position mit, entwickeln zukunftsweisende Produkte und Technologien und nutzen Synergieeffekte aus unserem Forschungsverbund. Wir suchen die Herausforderungen in den Veränderungen der Märkte, der Wissenschaft und der Gesellschaft und nutzen sie als Chance zum wertsteigernden Wachstum. Wir optimieren durch gemeinsame Entwicklungsarbeit mit unseren Kunden unsere Produkte und Dienstleistungen so, daß unsere Kunden die an sie gestellten Anforderungen erfüllen können. Wir messen regelmäßig die Kundenzufriedenheit. Hinweise unserer Kunden und Partner nutzen wir konsequent zur Verbesserung unserer Geschäftsprozesse. Wir liefern keine Produkte zur Herstellung von Drogen oder Chemiewaffen und nehmen keine Eingriffe in die menschliche Keimbahn vor. 3. Sicherheit, Gesundheit, Umweltschutz Wir handeln verantwortungsvoll im Sinne von Responsible Care®. Wirtschaftliche Belange haben keinen Vorrang gegenüber Sicherheit, Gesundheits- und Umweltschutz. → Leitlinien Wir fordern und fördern das Sicherheits-, Gesundheits- und Umweltbewußtsein aller Mitarbeiter und streben kontinuierliche Verbesserungen durch Zielvereinbarungen an. Wir erzeugen Produkte, die sicher herzustellen, zu verwenden, wiederzuverwerten oder zu entsorgen sind. Wir unterstützen unsere Kunden im Bemühen um eine sichere und umweltfreundliche Weiterverarbeitung der Produkte. Wir minimieren die Belastung von Mensch und Umwelt bei Herstellung, Lagerung, Transport, Vertrieb, Verwendung und Entsorgung unserer Produkte. 4. Interkulturelle Kompetenz Wir fördern kulturelle Vielfalt innerhalb der BASF-Gruppe und arbeiten als Team zusammen. Interkulturelle Kompetenz ist unser Vorteil im globalen Wettbewerb. → Leitlinien Wir wollen persönlich und fachlich geeignete Mitarbeiter aus allen Kulturen und Nationalitäten gewinnen, die sich engagiert für die Ziele und Werte unseres Unternehmens einsetzen. Führungsnachwuchs gewinnen wir aus allen BASF-Gesellschaften und bilden ihn bevorzugt aus den eigenen Reihen heran. Wir diskriminieren niemanden wegen Nationalität, Geschlecht, Religion oder anderer persönlicher Merkmale. 5. Gegenseitiger Respekt und offener Dialog Wir gehen fair und respektvoll miteinander um. Wir suchen den offenen, vertrauensvollen Dialog im Unternehmen, mit unseren Geschäftspartnern und relevanten gesellschaftlichen Gruppen. Wir ermutigen unsere Mitarbeiter, ihre Kreativität und ihr Potential für den gemeinsamen Erfolg einzubringen. → Leitlinien Unsere Kommunikation im Unternehmen, mit unseren Geschäftspartnern, Nachbarn und gesellschaftlich relevanten Meinungsbildnern ist durch einen offenen und sachlichen Dialog geprägt. Mitarbeiter werden rechtzeitig durch offene Information und Kommunikation, auch über Hierarchie- und Einheitsgrenzen hinweg, in Arbeits- und Entscheidungsprozesse eingebunden. Führungskräfte und ihre Mitarbeiter oder Teams vereinbaren Ziele und Prioritäten und legen die Verantwortlichkeiten und Befugnisse fest. Wir bieten Voraussetzungen, die Eigeninitiative und unternehmerisches Handeln stärken. Führungskräfte sprechen regelmäßig mit ihren Mitarbeitern über ihre berufliche Weiterentwicklung und fördern ihre Lernbereitschaft. Wir stehen zu betrieblicher Partnerschaft mit den Arbeitnehmervertretungen und arbeiten in gegenseitiger Achtung vertrauensvoll mit ihnen zusammen. Die Form der Kooperation beachtet die international anerkannten grundlegenden Arbeitsstandards und orientiert sich an den jeweiligen Landesgegebenheiten. 6. Integrität Wir handeln in Übereinstimmung mit unseren Worten und Werten. Wir achten die Gesetze und respektieren die allgemein anerkannten Gebräuche der Länder, in denen wir tätig sind. → Leitlinien Jede Führungskraft muß ihrer Vorbildfunktion gerecht werden und sich an unserer Vision und unseren Grundwerten orientieren. Wir unterlassen Handlungen, die ungesetzlich sind und den fairen Wettbewerb behindern. Die Interessen der BASF haben bei unseren Tätigkeiten Vorrang vor persönlichen Interessen. Wir schützen Firmeneigentum gegen Mißbrauch. Jede Gruppengesellschaft erstellt auf der Basis der für die BASF-Gruppe geltenden Grundwerte und Leitlinien ihren Verhaltenskodex unter Berücksichtigung der Gesetze und allgemein anerkannten Gebräuche. Sie sorgt dafür, daß alle Mitarbeiter entsprechend informiert sind und der Kodex zur Grundlage ihres Handelns wird. Jeder Mitarbeiter hat auf der Grundlage des jeweiligen Verhaltenskodex die Gelegenheit, sich in vertraulicher Weise Rat und Hilfe zu holen, wenn sich in seinem Arbeitsumfeld Hinweise auf rechtlich zweifelhafte Vorgänge ergeben. Quelle: http://www.basfe.de/de/corporate/overview/ Mitarbeiter nach Regionen 2003 Anteil an Gesamt Gruppe Europa davon Deutschland davon BASF Aktiengesellschaft Nordamerika Südamerika Asien, Pazifischer Raum, Afrika 2003 60.541 48.997 37.054 12.494 4.976 9.148 87.159 Anteil in % 69,5 56,2 42,5 14,3 5,7 10,5 100,0 2002 Anteil in % 62.103 69,5 50.320 56,3 38.361 42,9 13.331 14,9 5.097 5,7 8.858 9,9 100,0 89.389 Quelle: BASF 2003b: 58. Belegschaftsprofil 2003 Beschäftigte gesamt Management & Professionals Senior Executives* 20 03 Männer Frauen 80,8 % 19,2 % 82,1 % 17,9 % 94,8 % 5,2 % 20 02 Männer Frauen 80,6 % 19,4 % 82,9 % 17,1 % 96,4 % 3,6 % * Zu den Senior Executives zählen alle Führungskräfte, die vom Vorstand ernannt werden. Quelle: eigene Darstellung, Vgl. BASF 2003b: 59 Personalkosten 2003 Millionen EUR Löhne und Gehälter Soziale Abgaben und Aufwendungen für Altersversorgung und Unterstützung davon für Altersversorgung 2003 4.654 Veränderung % -2,0 1.237 433 1,1 2,1 5.891 -1,4 Spenden, Sponsoring und eigene Projekte der BASF-Gruppe 2003 13,1 Millionen € (Vorjahr: 15,7 Millionen €) Wissenschaft 9,1% 12,4% Beschäftigungsförderung 14,9% Sonstiges Schulen und Ausbildung 23,1% Sport 14,8% Kultur 3,7% 22% Quelle: BASF 2003b: 64. Karitative Zwecke