Praktikum Chemie für Mediziner und Zahnmediziner 97 8. Studieneinheit Lernziele • Charakteristische Reaktionen von Alkoholen und Carbonylverbindungen (Aldehyden, Ketonen, Carbonsäuren und Carbonsäurederivaten) • Nachweisreaktionen für Aldehyde und Ketone Stichworte zur theoretischen Vorbereitung Alkohole, Aldehyde, Carbonsäurechloride, Ketone, Carbonsäuren, Carbonsäureanhydride, Carbonsäureester, Aldoladdition, Carbonsäureamide, Aldolkondensation, Keto-Enol- Tautomerie, saure und alkalische Hydrolyse von Estern, Verseifung von Fetten. Praktische Punkte Herstellung von Acetylsalicylsäure (ASS). Überprüfung des hergestellten Produktes auf seine Reinheit durch Schmelzpunktbestimmung. Weniger als 5° Abweichung vom korrekten Wert: 1 Punkt; 5°-10° Abweichung: 0.5 Punkte. Gliederung 8.1 Oxidierbarkeit von Alkoholen (Versuch in Zweiergruppen) 8.2 Aldoladdition (Versuch in Zweiergruppen) 8.3 Keto-Enol-Tautomerie (Versuch in Zweiergruppen) 8.4 Fettverseifung (Versuch in Achtergruppen) 8.5 Bildung von Säureester I (Versuch in Zweiergruppen) 8.5.1 Herstellen des Salicylsäuremethylester 8.5.2 Herstellen des Essigsäurepentylester 8.6 Bildung von Säureestern II, Herstellung von Acetylsalicylsäure (Versuch in Achtergruppen) 8.6.1 Acetylierung von Salicylsäure 8.6.2 Enolprobe zur Überprüfung der Reinheit der dargestellten Acetylsalicylsäure 8.6.3 Schmelzpunktsbestimmung zur Überprüfung der Reinheit der dargestellten Acetylsalicylsäure 98 Achte Studieneinheit 8.1 Oxidierbarkeit von Alkoholen Dieser Versuch ist in Zweiergruppen durchzuführen. Versuchsdurchführung im Abzug! Benötigte Geräte drei Reagenzgläser im Reagenzglasständer Reagenzglasklammer vier Pasteurpipetten Benötigte Lsgg./Reinsubstanzen Gst.-Symbole R-Sätze S-Sätze 2 N Schwefelsäure (H2SO4) C 35 26-30-36/37/39-45 0.1 N Kaliumpermanganatlösung (KMnO4) Xn, N 22-50/53 60-61 Ethanol (C2H5OH) F 11 7-16 2-Propanol [CH3CH(OH)CH3] F, Xi 11-36-67 7-16-24/25-26 tert.-Butanol [(CH3)3COH] F, Xn 11-20 9-16 Arbeitsvorschrift 1. Geben Sie in drei mit A, B und C beschriftete Reagenzgläser jeweils 30 Tropfen 2 N H2SO4. 2. Setzen Sie zu A 30 Tropfen Ethanol, zu B 30 Tropfen 2-Propanol und zu C 30 Tropfen tertButanol zu (Achtung: tert.-Butanol hat einen Schmelzpunkt von 25º. Liegt die Verbindung fest vor, dann stellen Sie die offene(!) Flasche zuvor in ein Gefäß mit heißem Wasser, um tert.Butanol zu schmelzen. Passen Sie auf, dass kein Wasser in die Flasche gelangt!) 3. Setzen Sie jedem Reagenzglas 5 Tropfen KMnO4-Lösung zu und homogenisieren Sie die Inhalte der Reagenzgläser durch Schütteln. Was beobachten Sie nach ca. 5 Minuten? Tragen Sie Ihre Beobachtungen in die unten stehende Tabelle ein. 4. Entsorgung: Überschüssige KMnO4-Lösung: N Schwermetall-Abfall. Zeigen die mit den Alkoholen gefüllten Reagenzgläser noch die charakteristische Farbe von KMnO4, dann geben Sie tropfenweise Ethanol hinzu, bis die Farbe verschwindet. Geben Sie diese Lösungen zum Lösungsmittel-Abfall und spülen Sie alle benutzten Glasgeräte mit entionisiertem Wasser aus. Hartnäckige Rückstände ggf. mit der Bürste entfernen. Ethanol + KMnO4 2-Propanol + KMnO4 tert. Butanol + KMnO4 Praktikum Chemie für Mediziner und Zahnmediziner 99 Auswertung Bei welchem der Alkohole handelt es sich um einen primären, bei welchem um einen sekundären und bei welchem um einen tertiären Alkohol? Erklären Sie Ihre Beobachtungen anhand der Oxidierbarkeit der verschiedenen Alkohole. Welche Produkte können durch Oxidation von primären und welche durch Oxidation von sekundären Alkoholen gebildet werden? Oxidationsteilgleichungen in saurer Lösung. Formulieren Sie die entsprechenden 100 Achte Studieneinheit 8.2 Aldoladdition Dieser Versuch ist in Zweiergruppen durchzuführen. Versuchsdurchführung im Abzug! Benötigte Geräte ein Reagenzglas im Reagenzglasständer ein 250 mL Becherglas pro Achtergruppe eine Pasteurpipette Benötigte Lsgg./Reinsubstanzen Gst.-Symbole R-Sätze S-Sätze 2 N Natronlauge (NaOH) C 35 26-36/37/39-45 Ethanol (C2H5OH) F 11 7-16 Aceton (CH3COCH3) F, Xi 11-36-66-67 9-16-29 Benzaldehyd (C6H5CHO) Xn 22 24 Arbeitsvorschrift 1. Füllen Sie das Becherglas etwa zu einem Drittel mit Eis (Eisbad, eines pro Achtergruppe). 2. Geben Sie (pro Zweiergruppe) 30 Tropfen Benzaldehyd, 30 Tropfen Aceton, ca. 100 Tropfen Ethanol und 60 Tropfen 2N NaOH in der genannten Reihenfolge in ein Reagenzglas und homogenisieren Sie durch Schütteln. 3. Nach ca. 1 Minute trübt sich die Lösung. Stellen Sie das Reagenzglas ins Eisbad, um das Produkt auszukristallisieren. 4. Entsorgung: Reste im Arbeitsgefäß und im Reaktionsreagenzglas N Lösungsmittel-Abfall. Spülen Sie alle benutzten Glasgeräte mit wenig Ethanol aus (N LM-Abfall) und geben Sie die Waschlösung ebenfalls zum Lösungsmittel-Abfall. Spülen Sie die Geräte abschließend mit entionisiertem Wasser (N Ausguss). Auswertung Welcher Reaktand agiert in der vorliegenden Aldoladdition als CH-acide Verbindung und welcher als Carbonyl-Komponente? Um welche Verbindungen handelt es sich bei A und B? O O H O + [NaOH] H O A 2 + [NaOH] B Praktikum Chemie für Mediziner und Zahnmediziner 101 Wenn die Produkte der Aldoladdition mit Säure versetzt werden, kommt es zur Aldolkondensation. Um welche Verbindungen handelt es sich bei a und b? A [H+] a B [H+] b 102 Achte Studieneinheit 8.3 Keto-Enol-Tautomerie Dieser Versuch ist in Zweiergruppen durchzuführen. Versuchsdurchführung im Abzug! Benötigte Geräte zwei Reagenzgläser im Reagenzglasständer zwei Pasteurpipetten Reagenzglasklammer Spatel Benötigte Lsgg./Reinsubstanzen Gst.-Symbole R-Sätze S-Sätze 0.1 M Kupfersulfat-Lösung (CuSO4) N 52/53 61 Brom, wässrige Lösung (Br2) T, C, N 26-35-50 7/9-26-45-61 Acetessigester (CH3COCH2COOCH2CH3) - - - Dichlormethan (CH2Cl2) Xn 40 23.2-24/25-36/37 Natriumacetat (CH3COONa) - - - Arbeitsvorschrift 1. Geben Sie in zwei Reagenzgläser (A und B) jeweils 30 Tropfen Acetessigester. 2. Geben Sie zu A tropfenweise Brom-Lösung und achten Sie auf Farbänderungen. Hinweis: Brom addiert sich elektrophil an die C=C-Bindung von Enolen, wodurch die gelbe Farbe des Broms verschwindet. Diese Entfärbung gelingt solange, bis die gesamte Ketoform in die Enolform umgewandelt wurde und letztere mit Brom reagiert hat. 3. Geben Sie zu B eine Spatelspitze Natriumacetat und 30 Tropfen CuSO4-Lösung und homogenisieren Sie durch Schütteln. Was beobachten Sie? Geben Sie anschließend 30 Tropfen CH2Cl2 zu und schütteln Sie. Was beobachten Sie? 4. Entsorgung: die Reste von CH2Cl2, Acetessigester, Reaktionsansätze N Lösungsmittel-Abfall. Heben Sie die CuSO4-Lösung für den nächsten Versuch auf. Spülen Sie alle Glasgeräte zunächst mehrfach mit wenig(!) Ethanol aus (N LM-Abfall). Spülen Sie anschließend die Glasgeräte mit entionisiertem Wasser.( N Ausguss) Praktikum Chemie für Mediziner und Zahnmediziner 103 Auswertung Formulieren Sie für Acetessigester das Keto-Enol-Gleichgewicht. O Durch welche Faktoren wird die Enolform des Acetessigesters gegenüber O Acetessigester der Ketoform stabilisiert? O Durch Reaktion von Acetessigsester mit Cu2+-Ionen entsteht der unten abgebildete Komplex. Wozu dient das Natriumacetat in der Bildung dieses Komplexes? Was sagt die Löslichkeit des Komplexes in Dichlormethan über seine Ladung aus? O O Cu O O O O 104 Achte Studieneinheit 8.4 Fettverseifung Dieser Versuch ist in Achtergruppen durchzuführen. Versuchsdurchführung im Abzug! Benötigte Geräte drei Reagenzgläser eine Reagenzglasklammer ein 250 mL Becherglas eine 2 mL Messpipette ein 150 mL Becherglas Magnetrührer mit Heizplatte ein Thermometer ein Uhrglas ein Korkstopfen eine Pasteurpipette Benötigte Lsgg./Reinsubstanzen Gst.-Symbole R-Sätze S-Sätze entionisiertes Wasser (H2O) - - - Pflanzenöl - - - Kaliumhydroxid (KOH) C 22-35 26-36/37/39-45 0.1 M Kupfersulfat-Lösung (CuSO4) N 52/53 61 2 N Natronlauge (NaOH) C 35 26-36/37/39-45 Konz. Salzsäure (HCl) C 34-37 26-36/37/39-45 Ethanol (C2H5OH) F 11 7-16 n-Heptan [CH3(CH2)5CH3] F, Xn, N 11-38-50/53-65- 9-16-29-33-60-6167 62 Arbeitsvorschrift 1. Füllen Sie das 250 mL Becherglas etwa zur Hälfte mit entionisiertem Wasser und erhitzen Sie es auf der Heizplatte des Magnetrührers auf ca. 80 oC (Wasserbad; Temperaturkontrolle mit Thermometer). 2. Füllen Sie ein Reagenzglas zu einem Viertel mit Pflanzenöl (Arbeitsgefäß). 3. Geben Sie ein KOH-Plätzchen in ein leeres Reagenzglas, setzen Sie 2 mL Ethanol zu und lösen Sie das KOH-Plätzchen durch Schütteln (ggf. Auflösung durch Erwärmen im Wasserbad beschleunigen). Geben Sie anschließend mit einer Pasteurpipette 30 Tropfen Pflanzenöl in die ethanolische KOH-Lösung und schütteln Sie die Mischung. Was beobachten Sie? 4. Stellen Sie das Reagenzglas ca. 5 min lang ins Wasserbad und schütteln Sie es gelegentlich. Füllen Sie das 150 mL Becherglas etwa zur Hälfte mit kaltem Wasser und stellen Sie das Reagenzglas zum Abkühlen hinein. Aus der gelben Lösung scheidet sich beim Erkalten das Kalium-Salz der Fettsäuren ab. Praktikum Chemie für Mediziner und Zahnmediziner 105 5. Gießen Sie die Lösung vorsichtig zum Lösungsmittel-Abfall, so dass der Feststoff im Reagenzglas verbleibt. Füllen Sie mit dem heißen Wasserbad das Reagenzglas etwa zu einem Viertel auf (Pasteurpipette verwenden) und schütteln Sie das Reagenzglas. Was beobachten Sie? 6. Geben Sie 30 Tropfen Pflanzenöl in ein leeres Reagenzglas, setzen 30 Tropfen konz. HCl zu, schütteln und erhitzen die Mischung ca. 5 min lang im Wasserbad. Stellen Sie die Mischung dann ins 150 mL Becherglas, setzen Sie nach Abkühlung 60 Tropfen n-Heptan zu, verschließen Sie das Reagenzglas mit einem Korkstopfen, und schütteln Sie die wässrige Phase mit der nHeptan-Phase etwa 2 min lang aus. 7. Nachweis von Fettsäuren: Trennen Sie die n-Heptan-Phase (Oberphase) mit einer Pasteurpipette ab und geben Sie sie auf ein Uhrglas, damit das n-Heptan verdunsten kann. Schwenken Sie dazu das Uhrglas, so dass die n-Heptan-Lösung das Glas möglichst großflächig benetzt NBeschleunigte Verdunstung. Die Fettsäure verbleibt als Film auf dem Uhrglas. 8. Nachweis von Glycerin: Geben Sie zur wässrigen Lösung im Reagenzglas 2 N NaOH bis das Reagenzglas zu etwa einem Viertel gefüllt ist. Setzen Sie nun einige Tropfen 0.1 N CuSO4Lösung zu und beobachten Sie die Farbe der Lösung. Die Bildung einer dunkelblauen Lösung ist auf die Bildung eines Komplexes zwischen Cu2+ und Glycerin zurückzuführen. 9. Geben Sie die mit dem Öl benetzte Pasteurpipette zum Glasabfall. Spülen Sie alle verbleibenden Lösungen mit viel Wasser in den Ausguss, reinigen Sie die Glasgeräte, die mit dem Öl in Kontakt kamen, mit Bürste und Seife und spülen Sie zum Abschluss mit entionisiertem Wasser. Auswertung Welche Reaktion läuft zwischen dem Öl und der ethanolischen KOH-Lösung ab. Welche Rolle spielt die Salzsäure bei der Spaltung des Öls in Fettsäure und Glycerin? 106 Achte Studieneinheit 8.5 Bildung von Säureester Dieser Versuch wird in Zweiergruppen durchgeführt. Je zwei Zweiergruppen stellen den Essigsäurepentylester her und je zwei Zweiergruppen den Salicylsäuremethylester. 8.5.1 Herstellen von Salicylsäuremethylester Benötigte Geräte Reagenzglas Reagenzglasklammer Magnetrührer mit Heizplatte Wasserbad 2 mL Messpipette Benötigte Lsgg./Reinsubstanzen Gst.-Symbole R-Sätze S-Sätze Salicylsäure Xn 22-41 22-24-26-39 Methanol F,T 11-23/24/25- 16-36/37-45-7 39/23/24/25 Konz. Schwefelsäure C 35 26-30-45 Arbeitsvorschrift 1. Geben Sie in das Reagenzglas 1 mL Methanol mit einer kleinen Spatelspitze Salicylsäure. Mischen Sie die beiden Substanzen gut. 2. Geben Sie vorsichtig 2 Tropfen konz. Schwefelsäure zu. Stellen Sie das Reagenzglas in ein mit Wasser gefülltes Becherglas und erhitzen es bis zum Sieden auf der Heizplatte. 3. Nach wenigen Minuten tritt der Geruch von Salicylsäuremethylester auf. Führen Sie eine Geruchsprobe durch. Auswertung Geben Sie die Reaktionsgleichung und den Mechanismus für die Veresterung an. Praktikum Chemie für Mediziner und Zahnmediziner 107 8.5.2 Herstellen von Essigsäurepentylester Benötigte Geräte zwei Reagenzgläser Reagenzglasklammer Pasteurpipette eine 2 mL Messpipette Wasserbad Reagenzglasständer Magnetrührer mit Heizplatte Benötigte Lsgg./Reinsubstanzen Gst.-Symbole R-Sätze S-Sätze Essigsäure (50 % ig) C 23.2-26-36/37/39- 34 45 Amylalkohol (1-Pentanol) Xn 10-20 2-24/25 Konz. Schwefelsäure C 35 26-30-45 Ethanol F 11 16-7 Arbeitsvorschrift 1. Geben Sie in das Reagenzglas 3 mL Amylalkohol und 3 mL Essigsäure (50 %ig). Mischen Sie die beiden Substanzen gut. 2. Geben Sie vorsichtig 1 mL konz. Schwefelsäure zu. Stellen Sie das Reagenzglas in ein mit Wasser gefüllten Becherglas und erhitzen Sie bis zum Sieden. 3. Nehmen Sie das Reagenzglas aus dem Wasserbad und lassen es abkühlen. 4. Nehmen Sie vorsichtig mit der Tropfpipette eine Probe von der oberen Phase ab. Geben diese in das zweite Reagenzglas und geben ca. 2 mL Ethanol dazu. 5. Führen Sie mit diesem Reagenzglas eine Geruchsprobe durch. Auswertung Geben Sie die Reaktionsgleichung und den Mechanismus für die Veresterung an. 108 Achte Studieneinheit 8.6 Herstellung von Acetylsalicylsäure Der Name Aspirin (a + spiraed) leitet sich von der Pflanze Wiesenspierstaude (spiraed ulmaria) ab. Er wurde von der Firma Bayer als Markenname für den Wirkstoff Acetylsalicylsäure (Abk.: ASS) eingeführt. Acetylsalicylsäure ist ein Abkömmling der Salicylsäure und wurde um 1850 von dem französischen Chemiker Charles Frederick Gerhardt erstmals hergestellt. Aspirin ist ein Analgetikum, Antirheumatikum, -pyretikum und wirkt bereits in geringen Dosen gegen Schmerzen; zur antirheumatischen Therapie sind höhere Dosen erforderlich. Die Wirkung von ASS beruht auf der Hemmung der Biosynthese von Prostaglandinen (wirkt zentral u. peripher). Therapeutische Anwendung findet ASS auch als Thrombozytenaggregationshemmer bei Thromboseneigung. – ASS wird in Leber, Blut u. z.T. schon bei der Darmschleimhautpassage zu Salicylsäure hydrolysiert, worauf auch seine Toxizität beruht. Für Kinder wird von der Anwendung von ASS abgeraten. Allgemeine Nebenwirkungen (v.a. in hoher Dosierung u. bei gestörter Leberoder Nierenfunktion) sind Schädigung der Magen- u. Darmschleimhaut, Verlängerung der Blutungszeit, Hypoprothrombinämie, Thrombozytopenie, sowie gastrointestinale Blutungen. Der nachfolgende Versuch ist in Achtergruppen durchzuführen. Sie acetylieren Salicylsäure und stellen so Acetylsalicylsäure her. Dabei reagiert Essigsäureanhydrid mit der Hydroxylgruppe der Salicylsäure, dabei handelt es sich um eine Veresterung. Anschließend prüfen Sie das hergestellte Produkt auf seine Reinheit, indem Sie den Schmelzpunkt bestimmen. Praktikum Chemie für Mediziner und Zahnmediziner 109 8.6.1 Acetylierung von Salicylsäure Benötigte Geräte Waage Büchnertrichter mit Gummiring 150 mL Becherglas Saugflasche Wasserbad Messzylinder Magnetrührer mit Heizplatte Vollpipette Thermometer 5 mL Messpipette Glasstab Tropfpipette Benötigte Lsgg./Reinsubstanzen Gst.-Symbole R-Sätze S-Sätze Entionisiertes Wasser (H2O) - - - Salicylsäure Xn 22-37/38-41 26-395 Essigsäureanhydrid C 10-20/22-34 26-36/37/39-45 Phosphorsäure (H3PO4) (w=85%) C 34 26-36/37/39-45 Eisen(III)chlorid (FeCl3) Xn 22-36-38 24-26-39 Eis - - - Arbeitsvorschrift 1. Geben Sie in einem 150 mL Becherglas 2 g Salicylsäure und 5 mL Essigsäureanhydrid (ätzend!) zusammen. Geben Sie als Katalysator 4 Tropfen 85 %ige Phosphorsäure dazu. 2. Mischen Sie den Inhalt mit einem Glasstab und erwärmen Sie das Becherglas im Wasserbad auf 80°C (nicht höher!). Halten Sie die Temperatur unter gelegentlichem Umrühren für etwa 15 Minuten konstant. 3. Geben Sie langsam 4 mL Wasser zu um überschüssiges Acetanhydrid zu hydrolisieren. Halten Sie das Reaktionsgefäß im warmen Wasserbad für weitere fünf Minuten und rühren Sie gelegentlich um. 4. Geben sie weitere 40 ml Wasser hinzu und kühlen Sie das Reaktionsgefäß im vorbereiteten Eisbad ab. Kühlen Sie 10 Minuten weiter und beobachten Sie. 5. Bauen Sie eine Nutsche zum Absaugen auf, wie nachfolgende Abbildung zeigt. Verbinden Sie die Saugflasche über einen Vakuumschlauch mit einer Pumpe. 110 Achte Studieneinheit 6. Legen Sie ein Filterpapier in den Trichter und feuchten Sie es mit einigen Tropfen entionionisiertem Wasser an. Stellen Sie die Pumpe an und überprüfen sie den Sog. 7. Geben Sie den Inhalt des Becherglases auf das Filterpapier und saugen Sie das kristalline Produkt ab. Im Becherglas zurückbleibende Reste können mit wenig eiskalten entionisierten Wasser (ungefähr 0° C) nachgespült werden. Waschen Sie das Produkt auf der Nutsche mehrfach mit wenig eiskaltem entionisiertem Wasser, saugen Sie dazwischen jeweils gut ab. 8. Geben Sie das Produkt auf ein mit Ihrem Namen versehenes Uhrglas, lassen es im Trockenschrank bei 90°C für ca. 1 h trocknen und wiegen Sie es im Schnappdeckelglas ab und beschriften das Schnappdeckelglas mit Ihrem Kurs und Boxnummer. 9. Vergleichen Sie das Produkt mit dem Ausgangsstoff. 10. Entsorgung nach Abschluss des Gesamtversuches, nachdem alle Test wie Enol- und Schmelzpunktprobe abgeschlossen sind: Reste im Arbeitsgefäß N Lösungsmittelabfall. Spülen Sie alle benutzten Arbeitsgefäße mit wenig Ethanol aus N Lösungsmittelabfall. Spülen Sie abschließend alle Glasgeräte mit entionisiertem Wasser (NAusguss). Praktikum Chemie für Mediziner und Zahnmediziner 111 8.6.2 Durchführung der Enolprobe Benötigte Geräte zwei Reagenzgläser Tropfpipette Spatel Benötigte Lsgg./Reinsubstanzen Gst.-Symbole R-Sätze S-Sätze Acetylsalicylsäure C 10-21/22-34 36/37/39-45 Salicylsäure Xn 22-37/38-41 26-395 Eisen(III)chlorid (FeCl3) Xn 22-36-38 24-26-39 Arbeitsvorschrift Lösen Sie in dem ersten Reagenzglas eine kleine Spatelspitze Ihres Produktes, in dem zweiten eine Spatelspitze Salicylsäure in je ca. 10 mL ention. Wasser und versetzen Sie die Proben mit einer Spatelspitze FeCl3. Auswertung Geben Sie an ob es eine Violettfärbung gab und wie intensiv sie für die beiden Proben war. Worauf beruht der Test und welche Aussage können Sie damit über Ihr dargestelltes Produkt treffen? 112 Achte Studieneinheit 8.6.3 Schmelzpunktbestimmung der hergestellten Acetylsalicylsäure Der Schmelzpunkt ist ein Maß für die Reinheit einer Substanz, da Verunreinigungen ein Absinken der Schmelztemperatur bewirken. Benötigte Geräte Schmelzkapillare ( Assistenten) Schmelzpunktmessgerät ( Assistenten) Benötigte Lsgg./Reinsubstanzen Gst.-Symbole R-Sätze S-Sätze Acetylsalicylsäure C 36/37/39-45 10-21/22-34 Arbeitsvorschrift 1. Nehmen Sie ein Schmelzpunktröhrchen und drücken Sie das offene Ende in die Substanz. Drehen sie das Röhrchen um und klopfen das Röhrchen einige Male auf einer stabilen Unterlage auf damit die Substanz nach unten rutscht. Wiederholen Sie diesen Vorgang mehrere Male, bis das Schmelzpunktröhrchen etwa 2 bis 3 mm hoch mit Substanz gefüllt ist. 2. Führen Sie das Röhrchen in die Schmelzpunktapparatur ein und regeln Sie die Temperatur auf ca. 100°C. Erhöhen Sie die Temperatur langsam, pro Minute sollte die Temperatur um ca. 5°C steigen. Beobachten Sie den Schmelzvorgang durch die eingebaute Lupe und notieren Sie die Temperatur bei der gerade die gesamte Substanzmenge klar geschmolzen ist. Auswertung Tragen Sie den Wert der ermittelten Temperatur auf den Ergebniszettel ein, den Sie bei Ihrem Assistenten zusammen mit der Substanz abgeben.