Gelbfärbungen beim Grünen Heupferd (Tettigonia viridissima) in

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Gelbfärbungen beim Grünen Heupferd (Tettigonia viridissima) in
Unterfranken
In den Jahren 1997 und 1998 wurden auf einer ruderalisierten Grünlandparzelle
etwa 4 km südlich der Ortschaft Maßbach (Lkr. Schweinfurt) einzelne gelbe
Formen des Grünen Heupferds (Tettigonia viridissima L. f. flava NED.)
gefunden. Sämtliche Beobachtungen wurden im August an warmen bzw.
heißen Tagen gemacht, an denen die Tiere relativ aktiv und bewegungsfreudig
waren.
Die ungewöhnliche Färbung der Tiere kommt selten, aber wohl regelmäßig vor
(vgl. HARZ 1960, SMETTAN 1994, DETZEL 1998). Sie wurde zuerst im Jahr 1907
von NEDIJALKOW beschrieben (siehe CHOPARD 1951, HARZ 1960). Es handelt
sich bei dieser „Fehlfärbung“ um einen genetischen Defekt. Das Grün der bei
uns vorkommenden Tettigonia- und Decticus-Arten setzt sich nach
WIGGLESWORTH (1971, in SMETTAN 1994) aus einer Mischung zweier Farbstoffe
zusammen. Es sind normalerweise sowohl blaugrüne als auch gelbe Pigmente
(Biliverdin und Xanthophyll) verstreut in das Integument eingelagert, welche
zusammen eine Mischfärbung ergeben. Fehlt das blaugrüne Biliverdin, zeigt
sich nur die gelbe bzw. gelbbraune Farbe des Xanthophylls.
Die beobachteten Tiere unterschieden sich ansonsten weder in Körperbau noch
im Verhalten von anderen Heupferden, die ebenfalls auf der Fläche vorkamen.
Da die Tiere jedoch relativ auffällig waren, dürften sie einen gewissen Nachteil
bezüglich der Tarnung haben.
Es war bemerkenswert, dass gelbe Individuen an nahezu der selben Stelle in
zwei aufeinander folgenden Jahren gefunden wurden. Im Jahr 1997 waren es
zwei Tiere, im Jahr 1998 ein Individuum. Es könnte sich um Vererbung
innerhalb einer lokalen Population handeln, da aber keine weitere
Untersuchungen angestellt werden konnten, bleibt diese Theorie unbestätigt.
REINER BÜTTNER (2000) 1
IVL – Institut für Vegetationskunde und Landschaftsökologie
Literatur:
CHOPARD, L. (1951): Orthopteroïdes. In: Faune de France 56, LeChevalier,
Paris, 359 S.
DETZEL, P. (1998): Tettigonia viridissima (LINNAEUS, 1758). In: Detzel, P.: Die
Heuschrecken Baden-Württembergs, Ulmer, Stuttgart, 245-249
Harz, K. (1969): Geradflügler oder Orthopteren. In: Dahl, F. (Hrsg.): Die Tierwelt
Deutschlands und der angrenzenden Meeresteile nach ihren Merkmalen
und ihrer Lebensweise. Fischer, Jena, 232 S.
SMETTAN, H. (1994): Ein gelbes Grünes Heupferd (Tettigonia viridissima) in
Württemberg. Veröff. Naturschutz Landschaftspflege Bad.-Württ. 68/69,
Karlsruhe, 377-378
REINER BÜTTNER (2000) 2
IVL – Institut für Vegetationskunde und Landschaftsökologie
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