Die Rolle des Hausarztes in der Versorgung von Menschen mit Demenz Eine Schlüsselstellung bei Diagnosestellung, Behandlung, Betreuung und Begleitung Der Hausarzt nimmt bei der Diagnosestellung wie bei der Behandlung von Demenzerkrankungen eine Schlüsselstellung ein. Schließlich suchen ein möglicherweise erkrankter Patient oder dessen Angehörige den ihnen vertrauten Hausarzt als erstes auf, wenn Symptome wie zunehmende Vergesslichkeit oder Verkennen der Realität gehäuft auftreten. Aus seiner persönlichen, oft langjährigen Kenntnis des Patienten kann der Hausarzt sich ein gutes und, wie eine Untersuchung des Zentralinstituts für seelische Gesundheit (ZI) in Mannheim nachweist, oft richtiges Bild vom Vorliegen einer Demenzerkrankung machen. Die weitere Abklärung der Erkrankung leistet der Neurologe oder Psychiater. Bestätigt sich der Erkrankungsverdacht, beginnt die zweite wesentliche Aufgabe des Hausarztes, die Betreuung und Behandlung des Erkrankten und die Begleitung des Erkrankten und seiner Angehörigen. Der Hausarzt kann über Ursachen und Folgen der Erkrankung aufklären, Behandlungsmöglichkeiten erläutern und Konsequenzen wie das Abfassen von Testamenten und Vorsorgevollmachten zur Sprache bringen. Weiter muss er die medikamentöse Behandlung koordinieren und auf mögliche Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten achten. Er sollte erkennen, ob die Verschlechterung des Zustandes des Patienten eine Folge des Krankheitsprozesses ist oder die Wirkung eines Medikamentes oder beispielsweise einer Infektion. Weiter sammelt er Facharzt- und Krankenhausberichte, um Schwerbehindertenanträge oder Einstufungen in die Pflegeversicherung zu unterstützen. Der Hausarzt koordiniert außerdem den Einsatz sozialer Dienste mit Behandlungspflege, Grundpflege und hauswirtschaftliche Versorgung. Hiermit sind wir bei der Begleitung der Angehörigen. Dabei liegt die wesentliche Aufgabe darin, eine mögliche Überforderung der pflegenden Angehörigen zu vermeiden. Wir wissen, dass stärker belastete Pflegepersonen häufiger zu aggressiven Verhaltensweisen dem Dementen gegenüber neigen, pflegende Personen, die sich weniger belastet fühlen, dagegen länger zuhause pflegen können und insgesamt seltener psychosomatisch erkranken. Hierzu müssen sie über Entlastungsangebote wie Betreuungs- und Angehörigengruppen, Häusliche Betreuungsdienste etc. informiert werden. Friedrichstr.10, 70174 Stuttgart Tel. 0711 / 24 84 96-60, Fax 0711 / 24 84 96-66 E-Mail [email protected], Internet www.alzheimer-bw.de Auch die Versorgung mit Hilfsmitteln wie Inkontinenzprodukten sollte besprochen werden. Schließlich sollte der Angehörige mit dem Hausarzt darüber sprechen können, wie schwierig und schmerzlich die Veränderungen des Erkrankten für die Umgebung sind und wie hilflos der Angehörige sich oft fühlt. Fazit: Der Hausarzt sollte dem Erkrankten und dessen Umgebung in einer Situation, in der alles Bisherige bedroht erscheint, zur Seite stehen, Verständnis für die Probleme von Erkrankten und Pflegenden haben und beiden das Gefühl vermitteln, nicht alleine in einer Situation zu stehen, die nicht zu ändern ist. Dr. Stefan Dipper, Stuttgart aus der Broschüre „Leben im Anderland“, 2009 Friedrichstr.10, 70174 Stuttgart Tel. 0711 / 24 84 96-60, Fax 0711 / 24 84 96-66 E-Mail [email protected], Internet www.alzheimer-bw.de