Psychische Auffälligkeiten!? Eine Gratwanderung im geschlechter-bewussten Umgang mit Jugendlichen in der pädagogischen Arbeit Freitag, 4. April 2014 9:00 – 16:00 Uhr Ort: Treffpunkt Röthelheimpark Schenkstr. 111, Erlangen Wir freuen uns Sie heute zum Fachtag Psychische Auffälligkeiten – Eine Gratwanderung im Geschlechter bewussten Umgang mit Jugendlichen in der pädagogischen Arbeit begrüßen zu können. Mein Name ist Cornelia Höschele, ich bin seit 22 Jahren als städtische Gleichstellungsbeauftragte in Erlangen tätig. Das Fachforum emanzipatorische Mädchenarbeit unterstützen wir fachlich und organisatorisch. In losen Abständen bieten wir Multiplikatorinnenfortbildungen an. Seit vielen Jahren für Männer und Frauen. Diesmal in Kooperation mit dem AK Jungen der Stadt ER. Wir haben mit diesem Fachtag ein Thema aufgegriffen, das viele Kolleginnen und Kollegen im Alltag bewegt und zur Zeit in verschiedenen fachlichen Kontexten diskutiert wird. Wir wollen einen Beitrag dazu leisten dieses Thema mit dem geschlechtersensiblen Blick anzureichern. Gerade in der pädagogischen Arbeit wissen wir, dass wir als Person mit all unseren Facetten in der Interaktion mit den Kinder und Jugendlichen arbeiten. D. H. auch das Geschlecht und unsere Bilder von Mädchen und Jungen, Frauen und Männern unser Handeln prägen. Wenn wir nun die Geschlechterbrille aufsetzen, stecken wir immer in einem Dilemma: Die einfache Gegenüberstellung von Jungen und Mädchen, Frauen und Männern reproduziert alte bzw. produziert neue Festschreibungen. Gleichheit der Geschlechter und individueller Unterschiedlichkeit innerhalb eines Geschlechts drohen aus dem Blick zu geraten. Wenn wir die Unterschiedlichkeit fokussieren, kommt eine Vielfalt bei Mädchen und Jungen (jeweils im Vergleich mit Personen des eigenen Geschlechts) in den Blick. Wir fragen dann mehr auch nach den Individuen. Welche Jungen, welche Mädchen? Dafür lauten die neuen Schlagwörter. Diversity und Intersektionalität. Mit diesen Themen haben wir uns in verschiedenen Fortbildungen zu Gender Kompetenz beschäftigt. Vor 10 Jahren habe wir hier, als es noch das kleine Easthouse war eine Fortbildung zu Genderkompetenz veranstaltet. Wir freuen uns, dass wir die Kooperation nun mir dem neu gestalteten Treffpunkt Röthelheimpark fortsetzen können. Vielen Dank Herr Renninger. Wenn wir geschlechterbewusst handeln wollen, geht es um Fragen der 1 Haltung - Selbstreflexion - Selbstreflexion ist in pädagogischen Berufen besonders gefragt, da ich als Person, in meiner Beziehung zu den Kindern und Jugendlichen gefragt bin. Ich muss meine Bewertungen hinterfragen 2 Wissen –Differenzwissen1 - Es gibt zwar „viele Geschlechterdifferenzen, aber keine geschlechtsspezifischen Unterschiede, die universell gelten.“2 3 Analyse - Das Geschlecht in Beziehung zu anderen situationsstrukturierenden Anforderungen setzen3 Dabei bewältigen wir zwei Gratwanderungen - Geschlechterbewusst handeln ohne neu zu stereotypisieren 1 Sigrid Metz-Göckel: Gender Mainstreaming und Geschlechterforschung – Gegenläufigkeiten und Übereinstimmungen. Ein Diskussionsbeitrag, in: Zeitschrift für Frauenforschung und Geschlechterstudien, 21.Jg. Heft 2u.3,Bielefeld 2003, S. 40 – 47, S.43 2 a.a.O.,S.45 3 a.a.O.,S.99 - Problembewusst in bezug auf psychische Auffälligkeiten sein , ohne zu stigmatisieren und ein Problem zu erzeugen bzw. zu verstärken Wie kann das Gelingen? Einen Beitrag kann der kollegiale Austausch leisten. Und auf Fachtagen wie diesen können wir uns daneben mit Fach- und Erfahrungswissen auseinandersetzen. Als Ziele des Fachtages haben wir formuliert, Selbstreflexion stärken, Meine Handlungskompetenz erweitern, Ressourcenorientierte Arbeit weiterentwicklen. Und Netzwerke zu knüpfen und zu formulieren, wo es Lücken im Netzwerk gibt, wo es Informations- und Fortbildungsbedarfe gibt etc. Und natürlich braucht es spezielle Angebote für Jungen und Mädchen. Bedarf es weiterer Fortbildungen, mit welchen Themen …?? Als Gleichstellungsbeauftragte nehme ich für unsere weiteren Aktivitäten gerne Anregungen auf. Bzw. gebe Anregungen in der Verwaltung und an die Politik weiter. Die fachliche Grundlage für den Tag möchten wir mit dem Vortrag „Psychische Auffälligkeiten im Jugendalter – Normale Entwicklungsphänomene oder Störung? legen. Herzlich willkommen Herr Dr. Roesche, der dieses Thema im workshop 4 vertiefen wird. Zu den anderen Workshops begrüße ich Frau Grimm und Frau Dr. Bezold von der Uni Klinik zum Thema Mädchen - Jungen Anzeichen psychischer Gefährdung, Frau Schmuck, Supervisorin bei der Stadt Erlangen zur Selbstfürsorge, Frau Siegritz von der Beratungsstelle für Mädchen und Frauen mit Gewalterfahrungen –zu Traumata – Hintergrundwissen und Handlungsmöglichkeiten. Durch den Tag führt Sie Natalie Golob, Moderatorin aus Nürnberg, herzlich willkommen. Wir möchten den Tag dokumentieren. Deshalb werden wir auch ein paar Fotos machen. Die gesamte Dokumentation mit der schriftlichen Fassung der Vorträge finden Sie demnächst im Internet. Wir senden Ihnen den link zu. [email protected] Programm 9:30 Uhr Begrüßung und Einstimmung in den Tag mit der Moderatorin Natalie Golob, Nürnberg 10:15 - 11:15 Uhr Vortrag und Diskussion Psychische Auffälligkeiten im Jugendalter – Normale Entwicklungsphänomene oder Störung? Dr. Axel Rösche, Facharzt für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Nürnberg 11:30 - 11:45 Uhr Kaffeepause 11:45 - 13:15 Uhr Workshops 13:15 - 14:00 Uhr Mittagsimbiss 14:00 - 15:30 Uhr Ergebnisse der Workshops Information und Vernetzung 15:30 - 16:00 Uhr Abschlussrunde und Ausblick workshops 1 Mädchen/Jungen: Anzeichen psychischer Gefährdungen im pädagogischen Alltag erkennen und Handlungsmöglichkeiten entwickeln Jennifer Grimm, Dr. Mareile Bezold, Uni Klinik Erlangen, Kinder- und Jugendabteilung für Psychische Gesundheit 2 Selbstfürsorge: Eigene Ressourcen mobilisieren -Unterstützung und Abgrenzung Franziska Schmuck, Supervisorin Stadt Erlangen 3 Traumata: Hintergrundwissen und Handlungsmöglichkeiten für die pädagogische Praxis (weg von falschen Zuschreibungen) Claudia Siegritz, Fachberaterin für Psychotraumatologie, Beratungsstelle für Mädchen und Frauen mit sexuellen Gewalterfahrungen 4 Psychische Auffälligkeiten im Jugendalter: Normale Entwicklungsphänomene oder Störung? Dr. Axel Rösche, Facharzt für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Nürnberg Leitende Fragen Was sind psychische Gefährdungen, denen wir im pädagogischen Alltag begegnen? Welche Krankheiten verbergen sich dahinter? Wie kann ich verhindern, selbst in die hilflose Rolle gedrängt zu werden? Was kann ich tun, was können „Hilfsmittel“ sein, wo sind meine Grenzen? Was ist im Alltag noch tragbar, was ist kritisch, was wird klinisch – Gratwanderungen? Was heißt das für den geschlechterbewussten Umgang? Welches sind Helfer/innen im Netzwerk Wo sind Lücken – Bedarfe? Im Fachforum für emanzipatorische Mädchenarbeit sind vertreten Mädchentreff JEM Mädchentreff Villa Lernstube Michael Vogelstraße Offene Jugendsozialarbeit und Jugendsozialarbeit an/mit Schulen des Stadtjugendamtes Erlangen Notruf – Beratungsstelle für Frauen mit sexuellen Gewalterfahrungen Gesundheitsamt Fachakademie für Sozialpädagogik , Baiersdorf Gleichstellungsstelle Stadt Erlangen kontakt:[email protected] PsychischeȱAuffälligkeitenȱ imȱJugendalter Normale Entwicklungsphänomene oder Störung ? Fachtag in Erlangen, 4. April 2014 A. Rösche Einleitung • • • • • • • • Eigene Adoleszenz? Eigene Kinder? Klienten/Patienten? Umgang mit psychischen Auffälligkeiten? Normal bei normaler Adoleszenz? Auffällig bei Adoleszenzkrise? Psychische Störung? Fließende Übergänge? Entwicklungspsychologieȱ derȱAdoleszenzȱ(1) • • • • Regressive & progressive Strebungen Erhebliche Verunsicherung Adoleszenz als Phase der Beschämung Diskrepanz zw. Selbstbild & Ich-Ideal Entwicklungspsychologieȱ derȱAdoleszenzȱ(2) • • • • • • • Körperliche Veränderungen Psychische Veränderungen Abstrakt-formales Denken Identität Selbstwert & Selbstvertrauen Soziale Rollenübernahme Ablösung von Primärfamilie Entwicklungspsychologieȱ derȱAdoleszenzȱ(3) • • • • • • • Hinwendung zur Peer Group Intime Beziehungen Übernahme von Verantwortung Selbstreflexion & Introspektion Persönl. Ziele, Lebensentwurf, berufl. Orientierung Sozialer & ökonom. Status eines EW Weltbild, Lebensphilosophie, moral. Prinzipien Bewältigungsformenȱweibl.ȱ &ȱmännl.ȱAdoleszenten • Weibl.: eher internalisierende Verarbeitung • Männl.: eher externalisierende Verarbeitung Formenȱdesȱ Zusammenbruchs • Verlängerte Adoleszenz • Überanpassung • Eingefrorene Entwicklung o Aktiv: o Passiv: autodestruktives Agieren konsequente Verweigerung • Psychotische Dekompensation Gegenübertragung • • • • • • • • • • Loyalitätsverrat Rivalität um den Jgdl. Allmachtsphantasien Aggressive Haltungen & negative Übertragung Eltern Altersangemessene Frustrationen Ablösung Eigene Jugend Sexuelle Gegenübertragung Neid WieȱkannȱichȱAuffälligkeitenȱ einordnen?? • Ausbildung, Weiterbildung, Fortbildung, Selbsterfahrung, Erfahrung • Lebenswelt des Jgdl. (aktuell und früher) mit Ressourcen & Belastungen o o o o o o o Familie Schule/Ausbildung Freizeit & Freunde 4 S (sex, suicide, spirit, substances) Körperliche Krankheiten Belastungen Ressourcen Interventionsmöglichkeitenȱ (1) • Gespräch im Alltag • Vernetzung • Helfersysteme: o Schulpsychologischer Dienst: • N: 0911 – 231 – 9051 • FÜ: 0911 – 974 – 1665 • ER: 09131 - 862877 o Ki – Jgdl. – Notdienst: o Ki – Jgdl. – Telefon: („Nummer gegen Kummer“) 0911 – 231 – 3333 0800 – 1110333 Interventionsmöglichkeitenȱ (2) • Helfersysteme (Forts.): o o o o o o Drogenberatung: 0911 – 231 – 3425 Krisendienst Mfr.: 0911 – 42 48 550 Telefonseelsorge: 0800 – 1110111 JH – Maßnahmen Beratungsstellen Amb. Jugendpsychiatr. Notfallkontakt: • KJPP N: 0911 – 398 – 2800 • KJPP ER: 09131 – 8533001 (Pforte der Kopfklinik) Interventionsmöglichkeiten (3) • Helfersysteme (Forts.): o o o o Ambulante jugendpsychotherapeut. Behandlung Ambulante jugendpsychiatr. Behandlung Teilstationäre jugendpsychiatr. Behandlung Stationäre jugendpsychiatr. Behandlung Weiterbildung • www.bag-traumapaedagogik.de • Fortbildungsverteiler der KJPP N über: [email protected] • www.kinderanalytisches-institut.de • www.psychoanalyseausbildung.de • Eintragung in Fortbildungs-Mailing-List über: [email protected] Literatur • Fegert et al.:Adoleszenzpsychiatrie. Schattauer 2009 • Seiffge-Krenke: Psychotherapie und Entwicklungspsychologie. Springer 2009 • Seiffge-Krenke: Therapieziel Identität. Klett-Cotta 2012 3V\FKLVFKH*HIlKUGXQJHQLP SlGDJRJLVFKHQ$OOWDJHUNHQQHQ +DQGOXQJVP|JOLFKNHLWHQHQWZLFNHOQ )DFKWDJDP 'U0%H]ROGXQG-*ULPP .LQGHU XQG-XJHQGDEWHLOXQJIU3V\FKLVFKH*HVXQGKHLW 8QLYHUVLWlWVNOLQLNXP(UODQJHQ (SLGHPLRORJLH /DXWQDWLRQDOHUXQGLQWHUQDWLRQDOHU6WXGLHQOHLGHQ HWZDHLQ)QIWHOGHU.LQGHUXQG-XJHQGOLFKHQ ZHOWZHLWDQSV\FKLVFKHQ6W|UXQJHQ %HLUXQG GHU.LQGHUXQG-XJHQGOLFKHQLQ 'HXWVFKODQG-XQJHQ!0lGFKHQILQGHQVLFK $QKDOWVSXQNWHIUSV\FKLVFKH$XIIlOOLJNHLWHQYJO.LQGHU XQG-XJHQGJHVXQGKHLWVVXUYH\.L**6 $JHQGD :HOFKHQSV\FKLVFKHQ*HIlKUGXQJHQEHJHJQHQ ,KQHQLPSlGDJRJLVFKHQ$OOWDJPLW.LQGHUQXQG -XJHQGOLFKHQ" :HOFKHSV\FKLVFKHQ6W|UXQJHQN|QQHQVLFKGDKLQWHU YHUEHUJHQ" 3lGDJRJLNXQG3V\FKLDWULH3V\FKRWKHUDSLH" .RQNUHWH+DQGOXQJVP|JOLFKNHLWHQXQGLKUH *UHQ]HQ" (LQIOXVVIDNWRUHQ± (UOHEHQXQG9HUKDOWHQ 8PZHOWHLQIOVVH /HUQHUIDKUXQJHQ $QIRUGHUXQJHQ +HUDXVIRUGHUXQJHQ $NWXHOOHV(UOHEHQ XQG9HUKDOWHQ (QWZLFNOXQJVDXIJDEHQ %LRORJLVFKHVSV\FKRORJLVFKHV (QWZLFNOXQJVDOWHU 6WUXNWXU)XQNWLRQGHV *HKLUQV .|USHUOLFKH *HVXQGKHLW %HZlOWLJXQJV VWUDWHJLHQ %UDLQVWRUPLQJ« 5LVLNHQ":DQQ ZLUGHWZDV]XU *HIlKUGXQJ" %LWWHQRWLHUHQ6LH DXIMHHLQHP=HWWHO *HIlKUGXQJHQ 5LVLNHQGLH6LHDXV ,KUHU$UEHLWDXV LKUHP$OOWDJPLW .LQGHUQXQG -XJHQGOLFKHQ NHQQHQ 8QGZDQQZLUGHLQ 5LVLNRIDNWRUÄVW|UHQG³" Ä*HVXQG³YVÄSDWKRORJLVFK³" <KEd/EhhD /s^Ϯϱ͘Ϭϭ͘ϮϬϭϰ'ƌŝŵŵ (QWZLFNOXQJSV\FKLVFKHU$XIIlOOLJNHLWHQ 8PZHOWHLQIOVVH 1HJDWLYH/HUQHUIDKUXQJHQ %HODVWHQGH /HEHQVHUHLJQLVVH (QWZLFNOXQJVDXIJDEHQ %LRORJLVFKHVSV\FKRORJLVFKHV (QWZLFNOXQJVDOWHU 6WUXNWXU)XQNWLRQGHV *HKLUQV $QIRUGHUXQJHQ hEHUIRUGHUXQJHQ Ä*HVW|UWHV³ DNWXHOOHV(UOHEHQ XQG9HUKDOWHQ .|USHUOLFKH (UNUDQNXQJHQ '\VIXQNWLRQDOH %HZlOWLJXQJVVWUDWHJLHQ 9 H U K D O W H Q ( U / H E H Q * H I K O H $XVZLUNXQJ DXI$OOWDJ /HLGHQV GUXFN .LQG 8PZHOW $XVZLUNXQ JDXI (QWZLFNOXQ JVDXIJDEHQ 6\PSWRPH 6\PSWRP 6\PSWRP 6\QGURPH ]% 'HSUHVVLYH 6W|UXQJ $'+6HWF 6W|UXQJ 3V\FKLVFKH6W|UXQJXQG(QWZLFNOXQJ 3V\FKLVFKH6W|UXQJ %HHLQIOXVVXQJYRQ ,QIRUPDWLRQVYHUDUEHLWXQJ 'HQNHQ )KOHQ +DQGHOQ9HUKDOWHQ 0DQJHOQGHÄ3DVVXQJ³ *HQGHUDVSHNW« 3UlYDOHQ]± *HQGHUDVSHNW« $OWHU *HVFKOHFKW -DKUH -DKUH -DKUH -DKUH ([WHUQDOLVLH UHQGH $XIIlOOLJNHL WHQ -XQJHQ 0lGFKHQ ,QWHUQDOLVLH UHQGH $XIIlOOLJNHL WHQ -XQJHQ 0lGFKHQ (UJHEQLVVHDXV GHU%(//$ 6WXGLH LP.LQGHUXQG -XJHQG *HVXQGKHLWV VXUYH\ .L**6 /s^Ϯϱ͘Ϭϭ͘ϮϬϭϰ'ƌŝŵŵ .678, 98.8060:69 5LVLNRIDNWRUHQLPVR]LDOHQ8PIHOG (OWHUOLFKH9RUEHGLQJXQJHQ +HUNXQIWGHU(OWHUQDXV;/ ]%.ULPLQDOLWlWHWF <=.=YRQ6HLWHQGHU0XWWHU XQGRGHUGHV9DWHUV $OWHU-DKUHEHL*HEXUWE]Z'DXHU GHU3DUWQHUVFKDIW0RQDWHEHL.RQ]HSWLRQ 5LVLNRIDNWRUHQLPVR]LDOHQ8PIHOG 6R]LR|NRQPLVFKHU 6WDWXV - - /EHL*HEXUWGHV.LQGHV ">$!!3HUVRQHQ5DXPE]Z P*HVDPWZRKQIOlFKH "!GHU(OWHUQNHLQHDEJHVFKORVVHQH %HUXIVDXVELOGXQJ 5LVLNRIDNWRUHQLPVR]LDOHQ8PIHOG (OWHUQ ?&.)JHPlJHVLFKHUWHU 'LDJQRVH %/$KlXILJHUXQGODQJDQKDOWHQGHU 6WUHLW7UHQQXQJHPRWLRQDOH.XࡇKOH @$.=PLWHLQHU'DXHU YRQPHKUDOVHLQHP-DKUZLH]%$UEHLWVORVLJNHLWFKURQLVFKH .UDQNKHLW "=LP8PJDQJPLWGHQ /HEHQVHUHLJQLVVHQGHVOHW]WHQ-DKUHVZLH]%9HUOHXJQXQJ 5FN]XJ5HVLJQDWLRQ'UDPDWLVLHUXQJ QDFK(VVHUHWDO 5LVLNRIDNWRUHQLPVR]LDOHQ8PIHOG $;8$<;ZHQLJ VR]LDOH.RQWDNWHXQGZHQLJ+LOIHEHLGHU%HWUHXXQJGHV .LQGHV (OWHUOLFKHV;! 8 :9 ,8.89 % .:A9< ( ,QWHUQDOLVLHUHQGH6W|UXQJHQ 'HSUHVVLRQHQ bQJVWH (VVVW|UXQJHQ Î0HKU0lGFKHQDOV-XQJVEHWURIIHQ &DYHRIWVSlWHUNDQQWGDVFKFKWHUQHVUXKLJHV ]XUFNKDOWHQGHV9HUKDOWHQYRQ8PZHOWRIWDOV SRVLWLYHPSIXQGHQZLUG ,QWHUQDOLVLHUHQGH6W|UXQJHQ 'HSUHVVLRQHQ 6\PSWRPDWLNDOWHUV XQGHQWZLFNOXQJVDEKlQJLJ .ODVVLVFKXQGYDEHLlOWHUHQ.LQGHUQ-XJHQGOLFKHQ 7UDXULJH*UXQGVWLPPXQJ ,QWHUHVVHORVLJNHLW+RIIQXQJVORVLJNHLW*UEHOQ $QWULHEVORVLJNHLW $EHUDXFK N|USHUOLFKHQ6\PSWRPHVWDUNH8QUXKH$JJUHVVLRQHQ 3UR]HQWDOOHU-XQJHQXQG3UR]HQWDOOHU0lGFKHQOHLGHQ ELV]XLKUHP*HEXUWVWDJPLQGHVWHQVHLQPDOXQWHU 'HSUHVVLRQHQ .LQGHVDOWHU0lGFKHQ-XQJHQ -XJHQGDOWHU0lGFKHQ-XQJHQ 'HSUHVVLRQHQVLQGGHU]HLWGLHEHGHXWHQGVWH8UVDFKHIUGHQ9HUOXVWYRQ /HEHQVMDKUHQRKQHJHVXQGKHLWOLFKH(LQVFKUlQNXQJHQ ,QWHUQDOLVLHUHQGH6W|UXQJHQ 'HSUHVVLRQHQ = .$/ YHUPHKUWHV:HLQHQZLUNHQ WUDXULJ6WLPPXQJVODELOLWlW DXVGUXFNVDUPHV*HVLFKW 6SLHOXQOXVWXQGDXIIlOOLJHV 6SLHOYHUKDOWHQPDQJHOQGH )DQWDVLH .RQ]HQWUDWLRQVSUREOHPH 6FKXOYHUVDJHQ /1P 1 )* / * )1& =*&1 ),)) :H -) / -Q % $ 1*1 + &- - P,/& 8$ .$;9ࡇ; !$:$ =@)% 0$$ : :& #1: , /)&) # /ࡇ) . 5,% II 0P1.ࡇ11 L 3 &/, 0/&53 & )) (&/& ࡇ :/&, 5/ K ?&$$B$; 0$/@; =C &@ &@+ ! 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SSV mit oppositionellem, aufsässigem Verhalten (F 91.3). Kombinierte SSV und der Emotionen (F92). 8@ //&, "@ /1 4)* ,)P*, 4*: -Q / - 1 *)K - ) * %&0H 3 , * *, 82 //&, "@ - .&/@$/.) ), 4 0& % /&1P1&)1 $13 *) $0& % 1T $,&3 )P- )= P1 /& 1)T 0H)1 -1/H)3 8J //:$@@$$+/: 0J" 83 %(0/J 2G,K 3 </ *- /*) 0 !%3 #A/GH$ / H % & +,- +,J" 8&,//: 41&1 :*) !G:& =1,R = +/& :Æ J" 8>,? " A//:$N </ & : A,)&0% $ A/ ))*1B*))(3 0!"3A " //:/ 0N = * 3 ) ) $ Ù :) / , ( ! 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Selbstfürsorge: x Wie sorge ich im Moment für mich selbst, in der Arbeit und privat? x Woraus kann ich gut Kraft schöpfen? Wo sind meine Tankstellen in und außerhalb der Arbeit? x Wie gut kann ich in belastenden Situationen für mich sorgen? Wie genau schaffe ich das? x Welche Situationen bringen mich aus der inneren Balance für mich zu sorgen? x Wie und wo möchte ich in Zukunft besser für mich sorgen? Eigene Bedürfnisse: x Welche Bedürfnisse habe ich in der Arbeit? Welche Bedürfnisse werden im Moment nicht berücksichtigt bzw. erfüllt? x Welche Bedingungen brauche ich, damit es mir gut geht und ich professionelle Arbeit leisten kann? x Welche kann ich mir selber erschaffen in meiner Arbeit, damit es mir gut geht? x Wo möchte ich in Zukunft mehr Achtsamkeit bezüglich meiner Bedürfnisse zeigen? Glaubenssätze: x Darf ich für mich sorgen? Darf ich für mich sorgen, auch wenn es anderen schlecht geht? x Darf ich meine eigenen Bedürfnisse vor die der anderen stellen, oder stelle ich sie oft zurück? x Darf ich mich abgrenzen? Darf ich Nein sagen? x Mache ich diesbezüglich Unterschiede gegenüber Frauen und Männern? x Wie geht es mir mit meiner eigenen Bedürftigkeit und wie mit der von anderen? x Welche Glaubenssätze stehen mir im Wege in Balance zu bleiben, mich abzugrenzen, für mich zu sorgen? Selbstfürsorge – Persönlichkeit Selbstwahrnehmung, Aufmerksamkeit gegen mich selbst Selbst Akzeptanz Disziplin Genuss auf Ernährung, Bewegung und Pausen achten sich Freiräume schaffen Selbstdefinition Kontrolle von Situationen Vertrauen in mich und andere … Selbstfürsorge – Methode Bsp. Bewusst Atmen Phantasiereise Meine Grenzen wahrnehmen und achten Seil um mich herum legen Karten auf denen Dinge stehen, die mich unter Druck setzen können ins Innere nehmen oder bewusst außerhalb ablegen Methode eignet sich für die geschlechterbewusste Arbeit Traumata: Hintergrundwissen und Handlungsmöglichkeiten für die pädagogische Praxis (Referentin: Claudia Siegritz) In diesem Workshop beschäftigten wir uns im ersten Teil mit den Grundinformationen zum Thema „Trauma“. · Was ist ein Trauma · was passiert für die/den Betroffenen in einer traumatischen Situation · was erlebt das Opfer auf der Wahrnehmungs- und auf der Handlungsebene · Wir setzten uns mit der Kernsymptomatik der akuten Belastungssituation · und dem Verlaufsmodell psychischer Traumatisierung auseinander. Trauma wird folgendermaßen definiert: Ein psychisches Trauma ist eine Verletzung der Seele durch ein Ereignis außergewöhnlicher Bedrohung (z.B. gewalttätiger Angriff auf die eigene Person, Zeuge des gewaltsamen Todes anderer Personen, schwerer Unfall, die Diagnose einer lebensbedrohlichen Krankheit, das Erleben einer Naturkatastrophe), das bei nahezu jedem Menschen tiefgreifende Verzweiflung auslösen würde (vgl. ICD-10, 1993) Im DSM IV (1994) wird ein Trauma definiert als die Konfrontation mit einem Ereignis, bei dem die beiden folgenden Kriterien vorhanden waren: ¢ die Person erlebte, beobachtete oder war mit einem oder mehreren Ereignissen konfrontiert, die tatsächlichen oder drohenden Tod oder ¢ ernsthafte Verletzung oder eine Gefahr der körperlichen Unversehrtheit der eigenen Person oder anderer Personen beinhalten. Die Reaktion der Person umfasste intensive Furcht, Hilflosigkeit oder Entsetzen. (APA, DSM IV, 1996, 491) Körperlich, seelische oder sexualisierte Gewalt führt fast immer zu einer Traumatisierung. Entscheidend ist die Erfahrung des hilf- und wehrlosen Ausgeliefertseins, wenn weder Flucht noch Kampf zum Ende der Gewalt führen. Aber nicht jedes Ereignis, das als Trauma erlebt wird, führt zwangsläufig zu einer posttraumatische Belastungsstörung. Hierbei spielen Dauer, Häufigkeit, Art der Gewalt, Schutzmechanismen, Unterstützungssysteme, Risikobelastung etc. eine Rolle. Bei akuter Gefahr haben sich über Jahrtausende hinweg zwei Ur-Reaktionen bewährt: Kampf oder Flucht. Darauf ist das menschliche Gehirn bis heute programmiert. Durch die Ausschüttung von Botenstoffen wird der Körper in Sekundenschnelle in Handlungsbereitschaft versetzt. Das Herz schlägt schneller, der Blutdruck steigt, die Atemfrequenz beschleunigt sich, damit der Körper mit mehr Sauerstoff versorgt wird. Die Leber stellt Zucker zur Verfügung, so dass die Muskeln und das Gehirn mehr Energie umsetzen können. Alles was zu einem Kampf nicht nötig ist, wird unterdrückt: Sexualtrieb, Müdigkeit, Hungergefühl, Verdauung und die Immunabwehr. Ist weder Flucht noch Kampf möglich, entstehen Gefühle der Hilflosigkeit, des Ausgeliefertsein bis hin zur Todesangst. Um diese Situation irgendwie „meistern“ zu können kommt es zu Freeze and fragment, also zur „Einfrierung“ und „Fragmentierung“. Der Organismus versucht sich innerlich dem Geschehen zu entziehen, indem er sich distanziert. Es kommt zu Veränderungen auf der Handlungs- und Wahrnehmungsebene wie z.B. Leerlaufhandlungen, Realitätsverkennung, verändertes Zeitempfinden… Huber bezeichnet diesen Zustand zusammenfassend als „Entfremdung vom Geschehen“ (M. Huber, Trauma und die Folgen, 2003, Seite 43). Desweiteren wird das Erlebnis fragmentiert und damit nicht mehr als zusammenhängend wahrgenommen. Bei Nachlassen des Schocks treten die Kernsymptome der akuten Belastungsreaktion auf. Diese sind erst mal eine normale Reaktion auf ein außergewöhnlich belastendes Ereignis und klingen günstigen Falls nach einigen Wochen ab. Dauern sie jedoch längerfristig an, ist die Hilfe von Fachpersonen nötig, denn es kommt dann zu einer Chronifizierung - einer Posttraumatischen Belastungsstörung. Kernsymptome der akuten Belastungsreaktion: ¢ Intrusion: sich aufdrängende, belastende Traumaerinnerungen in Form von Bildern, Flashbacks und Alpträumen ¢ Vermeidung: Vermeiden traumaassoziierter Stimulie (Orte, Aktivitäten, Stichworte) und/ oder emotionale Taubheit ¢ Hyperarousal: Übererregungssymptome wie Schlafstörungen, Schreckhaftigkeit, erhöhte Reizbarkeit, Affektintoleranz Ob ein Mensch aufgrund einer traumatischen Situation mit einer psychischen Störung reagiert, hängt meistens sehr von den persönlichen Bewältigungsmöglichkeiten, von Schutz und Risikofaktoren ab. Einige Schutzfaktoren: gute Beziehung, sicheres Bindungsverhalten, soziale Förderung, geringe lebensgeschichtliche Risikofaktoren Einige Risikofaktoren: Länge, Ausmaß und Wiederholung der Gewalt, mangelnde soziale Unterstützung, dysfunktionale Familienstruktur, Nichtglauben der Umwelt Es gibt allerdings auch Ereignisse, die fast immer zu einem psychischen Krankheitsbild führen, da diese der Inbegriff von Hilflosigkeit und Ohnmacht sind wie z.B. bei Folter oder sexueller Gewalt. Traumaverarbeitung beinhaltet: ¢ Integration der Erfahrung als unwiderruflichen Bestandteil des eigenen Lebens ¢ Akzeptanz, dass die vortraumatische von der posttraumatischen Normalität abweicht ¢ Erinnerung ist möglich ohne zwanghaft daran denken zu müssen oder von Gefühlen und Bildern überflutet zu werden ¢ Rückkehr zum Alltag und Entwicklung neuer Zukunftsperspektiven wird möglich Im zweiten Teil des Workshops wendeten wir uns der Traumapädagogik zu. Zentraler Inhalt ist eine Pädagogik, die sich vor allem durch eine bestimmte Haltung gegenüber den lebensgeschichtlich belastenden Kindern/Jugendlichen begründet. Durch die pädagogische Haltung wird eine Korrektur der Erfahrungen im traumatischen Milieu möglich gemacht. Es geht dabei nicht um Heilung oder Therapie, sondern darum, Kindern/Jugendlichen andere Erfahrungen zu ermöglichen. Dazu bedarf es bei den PädagogInnen ein Verständnis für die entwicklungspsychologischen Auswirkungen von traumatischen Belastungen im Kindesalter und erkennbare Handlungsalternativen. Traumatisierte Kinder handeln im Sinne individueller Überlebensstrategien. Überlebensstrategien sind sinnhaft erworbene Kommunikationswege des Kindes um seine Umwelt zu verstehen, einzuschätzen und handlungsaktiv zu sein. Traumapädagogische Haltung (nach Weiß) - Ihre Verhaltensweisen sind normale Reaktionen auf eine extreme Stressbelastung - Sie haben für ihre Vorannahmen, Reaktionen und Verhaltensweisen einen guten Grund - Sie haben in ihrem Leben bislang viel überstanden und geleistet - Wir unterstützen sie bei der Entwicklung eines guten Lebens durch Selbstermächtigung - Wir unterstützen sie bei der Akzeptanz ihrer Wunden, Beeinträchtigungen und Schwierigkeiten - Wir stellen unser Fachwissen zur Verfügung, sie sind die Experten für ihr Leben. Traumatisierte Kinder/Jugendliche können in Einrichtungen „nicht einfach so mitlaufen“. Die erlebten schrecklichen Erlebnisse wirken nach und die Kinder/Jugendlichen übertragen diese Erfahrungen in die aktuellen Beziehungen. „Das Vergangene ist nicht tot; es ist nicht einmal vergangen.“ (William Faulkner, Requiem für eine Nonne, 1951) Erster Ansatzpunkt ist die Schaffung der Ebene des sicheren Ortes, d.h. die Kinder/Jugendlichen haben ihre Welt bisher als unsicher erlebt. Von daher sollte die Institution zu einem sicheren Ort für sie werden, indem es einschätzbare, bewältigende Lebensraum- und Alltagsbedingungen gibt. Dafür nötig sind die entsprechenden Rahmenbedingungen. . Durch die pädagogische Arbeit können Kinder lernen, dass innere und äußere Sicherheit einen Schutz vor erneuten Traumatisierungen bedeuten kann. Sicherheit wird hergestellt durch Verlässlichkeit, durch Einhaltung von Vereinbarungen, Versprechen oder angekündigter Konsequenzen. Traumatische Erfahrungen beeinträchtigen die Entwicklung zentraler Bestandteile der Persönlichkeit wie Selbstkonzept, das Körperschema, die Beziehungs- und Bindungsfähigkeit. Ein Kernstück der Traumapädagogik ist die Selbstbemächtigung. Selbstbemächtigung fördert die Befreiung von Abhängigkeit und Ohnmacht Die Unterstützung zur Selbstbemächtigung beinhaltet (nach Weiß): Die Förderung des Selbstverstehens (Psychoedukation) Die Unterstützung der Selbstakzeptanz (welche Copingstrategien? / Frage: „Du tust das weil?“ statt „Warum?“) Die Sensibilisierung für Körperempfindungen Die Förderung der Selbstregulation (Lernen zu bemerken und zu unterbrechen) Die Förderung der Körperwahrnehmung „Ich glaube, das Wichtigste, das alle Professionellen mentaler Gesundheit wissen müssen, ist nicht, wie man das komplizierte Verhalten interpretieren, sondern wie man jemandem helfen kann, auf einem ausgeglichenen Kiel zu stehen, bzw. in einen physiologischen Zustand zu kommen, in dem er/sie seine Sinne zusammen halten kann“ (Bessel van der Kolk in Weiß, S. 12) Verwendete Literatur: Anderssen-Reuster Bausum/Besser/Kühn/Weiß (Hrsg) Boon/Steele/van der Hart Butollo/Krüsmann/Hagl Fischer/Riedesser Huber Reddemann Rothschild Sachsse Weiß/Friedrich/Picard/Ding Achtsamkeit in der Psychotherapie und Psychosomatik Traumapädagogik Traumabedingte Dissoziation bewältigen Leben nach dem Trauma Lehrbuch der Psychotraumatologie Trauma und die Folgen Imagination als heilsame Kraft Der Körper erinnert sich Traumazentrierte Psychotherapie „Als wär ich ein Geist, der auf mich runter schaut“- Dissoziation und Traumapädagogik 1 SelbstverletzendesVerhalten FachtagErlangen.4.April2014 Dr.AxelRösche 1.Einleitung: x x x x StörungsbildBPSundSymptomSVV Könnenzusammenauftreten,müssenesabernicht(Rettungsleitstelle:16J.altesMädchen nachSchnittverletzungenamUA:„Doktor,mirhamdasoaBorderlinerin.“) Mehrzahlnichtsuizidalbegründet 7%der15Ͳ16Jährigen(11%Mädchen,3%Jungen) 2.Definition: x x x x x AbsichtlicheunddirekteSchädigungvonKörpergewebe(indirekt:z.B.Alkohol,Drogen) Gründesozialnichtanerkanntoderakzeptiert(akzeptiert:z.B.Piercing) KeinesuizidaleIntention Wiederholungstendenz(habituell) Formen: o MajorselfͲmutilation(z.B.Enukleation,Amputation,Kastration),i.d.R.beiPsychosen undakutenIntoxikationen o Stereotypic selfͲmutilation (ritualisiert ohne erkennbare Funktion), häufig bei Intelligenzminderung o SuperficialormoderateselfͲmutilation,häufigbeiStörungenderImpulskontrolleund der Affektregulation (Störung des Sozialverhaltens (40%) und BPS (35%)), bei Essstörungen(40%),beiSubstanzmissbrauch SichͲSchneiden,ͲKratzenund–Ritzen ÜberdosierungvonTbl.oderDrogen Einnahmevongefährl.GegenständenoderSubstanzen SichͲVerätzenoder–Verbrennen ÜberͲoderUnterdosierungvonnotwendigenMedikamenten(z.B.Insulin) Mit Händen gg. Gg.stände schlagen, sich Schlagen, sich Quetschen, Haut zupfen,Haareausreißen C2+++ VerzichtaufadäquateNahrungsͲundFlüssigkeitsaufnahme VerzögerungderWundheilung 3.Lokalisation: x x x x x x UA/Handgelenk OA/Ellenbogen US/Knöchel OS/Knie Hände/Finger Abdomen 2 4.Funktionen: x x x x x x x x x x Affektregulation=ErleichterungausunerträglichemseelischenZustand(Anspannung,Stress, Ärger, Wut) (Linehan: maladaptive Emotionsregulationsstrategie. Danach: Reduktion der negativen Emotionen, Gefühl von Erleichterung und innerer Ruhe, aber auch SchamͲ und SchuldgefühleundEnttäuschung) Anti–Dissoziation(vonGefühllosigkeitinsFühlenkommen) InterpersonelleBeziehungen(Behauptungvon Autonomie,Herstelleneiner Unterscheidung vomanderen) InterpersonelleBeeinflussung(Hilfesuchen,Manipulation,Aufmerksamkeiterhalten) Selbstbestrafung(Abwertung,Wutgg.sichselbst) Sensation–seeking(Aufregungschaffen,sichselbsterleben) Anti – Suizid (Ersetzen oder Vermeiden eines Suizidimpulses, Kompromissbildung, eher passiveTodeswünsche) WiedererlangenvonKontrolle DazugehörigkeitzurPeergroup FluchtundAblenkungvonProblemen KörperlicherSchmerzistleichterzuertragenalsemotionalerSchmerz 5.ÄtiologieundPathogenese: x x StörungderSerotoninͲFunktion Risikofaktoren: o UngünstigepsychosozialeEntwicklungsbedingungen: geringeemotionaleResponsivität emotionaleVernachlässigung, emotionaler,körperlicherundsexuellerMissbrauch intrafamiliäreKonflikte psychischeErkrankungen,SelbstschädigungenoderSuizidei.d.Familie o EmotionaleDysregulation: v.a.beinegativenEmotionen dissoziativeZuständemitBeeinträchtigungderGefühlswahrnehmung Schwierigkeiten beim Wahrnehmen, Bewusstmachen, Verstehen, AusdrückenundBeschreibenderGefühle o GeringeFertigkeitenzuKommunikationundInteraktion o NiedrigesSelbstwertgefühl o KomorbideStörungen: DepressiveStörungen Angststörungen+SpezifischePhobien Zwangsstörungen Substanzkonsum(Alkohol+Drogen) ExternalisierendeStörungen(Dissozialität+Impulsivität) BorderlineͲPS o Störung der Mentalisierung: Mentalisieren = Erleben und Verstehen äußerlich wahrnehmbaren Verhaltens in Zusammenhang mit inneren, mentalen Zuständen und Vorgängen (= Gefühle, Gedanken, Bedürfnisse, Wünsche, Begründungen, 3 Bedeutungen, persönliche Lebenserfahrung) und umgekehrt. Wir wissen explizit oderimplizit:AußenwahrnehmungbeeinflusstinnereRealitätundumgekehrt. 6.Umgang: x respektvolleNeugier,nichtschockiert,keineübertriebeneAnteilnahme x unaufgeregt,leidenschaftsarm x nichtabtunundernstnehmen x BewältigungeinerkrisenhafterlebtenSituation(indiesemAugenblickwichtigundvermutlich einzigerAusweg) x i.d.R.keinesuizidaleGeste x EntfernungausGruppensituation.EinflussderPeerͲGroupaufSVV? x Aufforderung, Verletzungsgegenstand abzugeben. Beachtung von Gefährdungen (u.a. GefährdungdurchgemeinsambenutzteRasierklingen) x GÜ beachten: Ärger, Traurigkeit, Ungläubigkeit, Schuldgefühle, Hilflosigkeit, Abscheu, Verachtung 7.Therapie: x x x x Zugrundeliegendepsychiatr.Störung Psychotherapie(VerstehenderzugrundeliegendenGedankenundFrustrationen) Skills(Notfallkoffer): o LauteMusikhören o Kisseno.ä.schlagen o Ort,womanlautschreienkann,aufsuchen o Kontakt+FreundeoderFamilienmitgliedoderBeratungsstelle o Briefschreiben o Gedichtschreiben o Sport o ÖffentlichenOrtaufsuchen(Kino,Theater) o Buchlesen o Tagebuchschreiben o BadnehmenoderWechseldusche o Haustierkümmern Pharmakotherapie: o GehirnaktuellinspezifischerVerfassungmitdysfunktionalerNeurotransmission o BiologischeundpsychologischeFeedbackͲMechanismen o PharmakotherapiesollGehirnfürbestimmtenZeitraumlernbereitermachen o Angst,affektiveLabilität,Impulsivität,Spannung:aNL o Depression+++,Bulimie,Flashbacks,Zwangsstörung:SSRI o StarkeStimmungsschwankungen,Aggressivität:Stimmungsstabilisator o Hoher„Ritzdruck“:niedrigpotentesNL