Apel, K.-O.: Transformation der Philosophie, Bd. 2

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Hansen, Probleme, Möglichkeiten und Gefahren von Erfolgsbeurteilung in der Sozialen Arbeit
Rezensionen
Literatur
Ortmann, F.: Öffentliche Verwaltung und Sozialarbeit. Weinheim, München 1994
Apel, K.-O.: Transformation der Philosophie, Bd. 2: Das Apriori der Kommunikationsgemeinschaft. FrankfurtIM. 1973
Ortmann, F.: Technologische oder dialektische Planung? In: Ders. (Hrsg.): Sozialplanung für wen? Neuwied, Darmstadt 1976, S. 99-159
Berger, H.: Untersuchungsmethode und soziale Wirklichkeit. 3. Auflage, König.
steintrs. 1985
Reis, c.: "New Public Management" im Rahmen der Produktion von Dienstleistungen. In: Nachrichtendienst des Deutschen Vereins für öffentliche und private
Fürsorge, 77 (1997),S. 318-323
Brülle, H./C. Reis/H.-C. Reis: "Public Management" - auf dem Weg zur "postbürokratischen Verwaltung"? In: Nachrichtendienst des Deutschen Vereins für öffentliche und private Fürsorge, 76 (1996), S. 185-193
Fitz-Winter, K./G. Lachnit: Leistungsbeschreibung und Selbstevaluation in Tagesgruppen. In: Nachrichtendienst des Deutschen Vereins für öffentliche und private Fürsorge, 77 (1997), S. 109-111
Salomon, A.: Soziale Diagnose. 2. Auflage, Berlin 1927
Treptow, R.: Wozu vergleichen? In: Ders. (Hrsg.).: Internationaler Vergleich und
Soziale Arbeit. Rheinfeiden, Berlin 1996, S. 1-22
Gehres, W.: Wirkungen von Heimunterbringung. In: Neue Praxis, 27 (1997),
S. 176--181
Gildemeister, R./G. Robert: "Ich geh da von einem bestimmten Fall aus ... " - In:
JakoblWensierski 1997, S. 23-38
Hollenstein, E.: Wirkungsanalysen in der ambulanten Erziehungshilfe: eine Evaluationsstudie in der Erziehungsbeistandschaft. In: Neue Praxis, 23 (1993),
S.346--360
Jakob, G./H.-J. v. Wensierski (Hrsg.): Rekonstruktive Sozialpädagogik. Weinheim,
München 1997
Jakob, G./H.-J. v. Wensierski: Rekonstruktive Sozialpädagogik. In: Dies. 1997,
S. 7-22
Kahle, E.: Managen oder Verwalten? Neue Wege der Führung sozialer Einrichtungen. Lüneburg 1995
Landesjugendamt Hessen: Jugendhilfeplanung in Hessen. Kassel 1995 (Empfehlungen des Landesjugendhilfeausschusses zur Jugendhilfeplanung in Hessen)
Luhmann, N./K. E. Schorr: Das Technologiedefizit in der Erziehung und die
Pädagogik. In: Dies (Hrsg.): Zwischen Technologie und Selbstreferenz. FrankfurtIM. 1982, S. 11-40
Meehan, E. J.: Praxis des wissenschaftlichen Denkens. Reinbeck bei Hamburg 1995
Meineke, c./W. Meyer: "Es fährt ein Zug nach Irgendwo". In: BSJ-Jahrbuch 1996,
Marburg 1997, S. 39-56
Meinhold, M.: Was heißt "Qualitätssicherung" bei sozialen Dienstleistungen? In:
Widersprüche, 14 (1994), H. 53, S. 41-49
Olk, Th.: Abschied vom Experten. Weinheim und München 1986
Oppen, M.: Qualitätsmanagement. Berlin 1995
Ortmann, F.: Neue Steuerungsformen der Sozialverwaltung und soziale Arbeit. In:
Nachrichtendienst des Deutschen Vereins für öffentliche und private Fürsorge,
76 (1996), S. 62-67
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REZENSIONEN
Gertrud M. Backes: Alter(n) als ,gesellschaftliches Problem'? - Zur Vergesellschaftung des Alter(n)s im Kontext der Modernisierung. Opladen: Westdeutscher Verlag, 1997.
In ihrer soziologischen Analyse geht es Gertrud Backes um dem "Zusammenhang
von Alter(n) und Gesellschaftsentwicklung" . Sie begreift den aktuellen Umgang der
Gesellschaft mit Alter(n) als Herausforderung an gesellschaftliche Entwicklung und
soziologische Analyse. Ausgangspunkt ihrer Analyse ist die bislang unzureichende,
eher punktuelle und unsystematische Thematisierung, nicht nur in der öffentlichen
und politischen Alltagsdiskussion, sondern auch in den mit Alter und Altern befaßten gerontologischen Teildisziplinen. Backes weist nach, daß weder die Soziale Gerontologie (siehe Kapitel 2) noch die dort oder in der Mutterdisziplin Soziologie verortete Alter(n)ssoziologie (siehe Kapitel 3) schlüssige Beschreibungen und Analysen der Vergesellschaftung des Alter(n)s als Prozeß im Kontext der Modernisierung
aufweisen. Noch immer werden Alter und Altern als primär individuelle und soziale
Probleme beschrieben. Wenn die gesellschaftliche Bedeutung thematisiert wird, geschieht dies meist in Form einer polarisierenden Diskussion von Alter als (gesellschaftliche) Last versus Ressource. Veränderungen, die im Zuge des demographischen Wandels und des Alter(n)sstrukturwandels anstehen oder bereits eingetreten
sind, werden nicht problemadäquat erfaßt. Dies kann - so die Autorin - als ein Be743
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leg ihrer These einer normativen wie instrumentellen Unbestimmtheit im Umgang
mit Alter(n) gelten. Der aktuellen Diskussion und wissenschaftlichen Bearbeitung
des Themas setzt sie eine "konzeptionell-theoretische und empirische Diagnose und
Analyse der modernen Alter(n)sproblematik in ihrer nicht nur individuellen und sozialen, sondern vor allem gesellschaftlichen Bedeutung" (S. 27) entgegen. Es geht ihr
um Altern im Kontext (und das heißt auch als ein Teil) des Strukturwandels moderner Gesellschaften und um eine grundlegende Analyse des sozialen Konstruktionsprozesses gesellschaftlicher Bedingungen und Entwicklungen.
"gesellschaftsverträglichen" Vergesellschaftung des Alter(n)s. Diese erscheinen angesichts derzeitiger ökonomisch-politischer Strukturen (z. B. entsprechender Verrechtlichung) kaum durchsetzbar. Deutlich wird: Eine Lösung ist nur vorstellbar im
Kontext einer veränderten Gestaltung des Lebensverlaufs, die tiefgreifende gesellschaftliche Veränderungsprozesse voraussetzt. Sozialpolitik wäre in eine aktive GeseIlschaftspolitik umzugestalten, die stärker als bisher die Lebenslagen von
Alter(n)sgruppen aufeinander zu beziehen hätte.
Auf dem Hintergrund der Diskussion in Gerontologie und Soziologie (Kapitel 2 und
3) entwickelt Backes ein empirisch begründetes Analysekonzept. Zur Frage des Verhältnisses von Alter(n) und Gesellschaft macht sie soziologische Ansätze fruchtbar,
die bislang in dieser Perspektive und im Sinne von Theorien mittlerer Reichweite
(Merton) nicht genutzt worden sind. Hierzu gehören z. B. Konzepte sozialen Wandels in verschiedenen gesellschaftlichen Bereichen, Theorie sozialer Probleme und
Anomietheorie. "Vergesellschaftung" und "soziales/gesellschaftliches Problem"
dienen als Analyseschlüssel. Dabei werden Ziele und Mittel der Vergesellschaftung
unterschieden. Als wesentliche alter(n)srelevante Vergesellschaftungsziele bei uns
werden Werte zugrunde gelegt, die für moderne rechts- und sozialstaatlich konzipierte Gesellschaften typisch sind: soziale Sicherheit, Freiheit und Gerechtigkeit bilanziert über die Generationen und im Lebensverlauf. Typische Mittel zur Erreichung dieser Ziele im Alter sind derzeit (noch) die Institution Ruhestand mit den
(primär) aus Erwerbsarbeit abgeleiteten Ansprüchen der sozialen Sicherheit und
"späten Freiheit" sowie die dem Generationenvertrag implizite Idee sozialer Gerechtigkeit.
Zur Analyse von Zielen und Mitteln einer Vergesellschaftung des Alter(n)s betreibt
Backes eine weitere konzeptionelle Entwicklung und Fundierung: zum einen im
Hinblick auf die Bedingungsanalyse - im Sinne einer Kontext- und Prozeßanalysedurch Ansätze des sozialen Wandels auf relevanten Objektebenen, wie Familie, Arbeit, Alter (Kapitel 5), zum anderen im Hinblick auf den konkreten Ablauf des Vergesellschaftungsprozesses des Alter(n)s (Kapitel 5 und 7) durch die Nutzung anomietheoretischer Elemente und den Begriff des sozialen und gesellschaftlichen Problems (s. u.). Deutlich wird, daß im Vergeselischaftungsprozeß des Alter(n)s eine
Ziel-Mittel-Diskrepanz entsteht, die zu einem gesellschaftlichen Alter(n)sproblem
- im Sinne historisch inadäquater Vergesellschaftung - führt, solange sich keine angemessenen Bewältigungsformen (neue Vergesellschaftungsweisen) durchsetzen.
Diese Entwicklung ist soziohistorisch im Kontext des sozialen Wandels der Modernisierung zu verstehen (Kapitel 5 und 6). Eine derartige Ziel-Mittel-Diskrepanz
kann nach Backes zu einem anomieähnlichen Zustand führen, zu einer normativen
und instrumentellen Unbestimmtheit der Gesellschaft im Umgang mit dem Alter(n)
(Kapitel 6 und 7). Sie prüft die Frage, inwiefern bereits neue Vergesellschaftungsformen des Alter(n)s (bezüglich der Mittel, ggf. auch der Ziele) bestehen, die realisiert und als angemessen anerkannt werden und das gesellschaftliche Alter(n)sproblem kontrollieren, evtl. aufheben (Kapitel 7). Dabei zeigt sich eine heterogene, widersprüchliche und konflikthafte Entwicklung. Zwar bestehen Ansätze einer neuen
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Vor diesem Hintergrund verdeutlicht die Autorin ihren zweiten AnalyseschlüsselAlter(n) als soziales und gesellschaftliches Problem: Soziale Probleme im Alter sind
Ausdruck der sozial-strukturellen Differenzierung der Chancen zur Teilhabe an
Form und Qualität der Vergesellschaftung. Sie sind Folge einer Diskrepanz zwischen Vergesellschaftungszielen und dem Zugang zu relevanten Vergesellschaftungsmitteln für die betroffenen Gruppen. Eine Erklärung erfordert den Rückgriff
auf Sozialstruktur und soziale Ungleichheit, die sich in der Gesellschaft konkretisieren und im Verlauf des Lebens auf die Individuen in spezifischer Form einwirken.
Gesellschaftliche Probleme hingegen sind Ausdruck dessen, daß diese Ziel-MittelDiskrepanz sich nicht mehr auf (benachteiligte) Gruppen konzentriert, sondern in
generellerer Weise bzw. als Unvereinbarkeit und Widersprüchlichkeit der Mittel
und Ziele untereinander auftritt. Auch sie sind nur im Rückgriff auf gesellschaftlich
strukturelle Entwicklungen zu erklären. Der (derzeit problematische) Prozeß der
Vergesellschaftung ist zu verstehen im Kontext gesellschaftlicher Entwicklungen,
konkret des sozialen Wandels der Modernisierung von Alter(n) und anderer relevanter Teilbereiche, wie vor allem des Arbeitsmarktes, der Lebens- und Arbeitsverhältnisse (Lebenslagen, Lebensläufe, Lebensstile) und der Familie wie der Sozialpolitik. Innerhalb dieses Zusammenhangs (Kapitel 5) entwickelt sich - wie die
Autorin überzeugend nachweist - Alter(n) soziohistorisch vom primär individuellen
über ein primär soziales zum primär gesellschaftlichen Problem (Kapitel 6).
Damit ist die Analyse analog zum gesellschaftlichen Definitions- und Konstruktionsprozeß sozialer/gesellschaftlicher Probleme angelegt. Ausgehend von Mertons
und Blumers Konzeption sozialer bzw. gesellschaftlicher Probleme spezifiziert die
Autorin das gesellschaftliche Problem als einen besonderen Typ des "sodal problem". Damit wird implizit die Anlehnung an eine soziologisch systemtheoretische,
interaktionistische und konflikttheoretische Grundkonzeption deutlich. In diese
Definition fließt die Kontroverse um die Bedeutung objektiver vs. subjektiver Faktoren der Identifizierung eines sozialen/gesellschaftlichen Problems mit ein. Definitorische gesellschaftliche Prozesse der Identifizierung eines Problems werden in ihrer Bedeutung neben objektive gesellschaftliche Strukturen und Prozesse gesetzt,
und es wird eine beide Positionen vermittelnde Perspektive gewählt. In Analogie
und gedanklicher Weiterführung der implizit in der "theory of sodal problems" angelegten Kennzeichen eines "sodal problem" zeigt die Autorin auf, daß es sich bei
sozialen und gesellschaftlichen Problemen um zwei Typen eines "sodal problem"
handelt und daß der Übergang zwischen beiden ein fließender, gradueller ist: Es
handelt sich um ein in Bewegung befindliches, immer nur vorläufiges Gleichgewicht
zwischen Problem und Bearbeitung bzw. sozialer Kontrolle oder gesellschaftlichen
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Umgangsweisen damit. Die Entwicklungsdynamik beschreibt sie nicht als schematisch deterministische, sondern als hoch komplexes Ineinandergreifen von Alter(n)
als individuelles, soziales und gesellschaftliches Problem. Mit eingeschlossen sind
dabei zeitlich parallel und in verschiedenen gesellschaftlichen Teilsystemen versetzt
verlaufende Entwicklungen.
finitionsprozesse in Institutionen und (Sozial-)Politik beschreibt sie ebenso wie Interessenkonflikte und Aushandlungsprozesse.
Deutlich wird: Bei der Bewältigung der problematischen Vergesellschaftungsprozesse des Alter( n)s geht es nicht mehr nur um Veränderungen oder Anpassungen im
System der Rentenversicherung, der Sozialhilfe, der Altenhilfe, der Betreuung und
Versorgung mit herkömmlichen Mitteln des Sozialstaats, der sozialen Integration
und Kontrolle des Alters durch Soziale Sicherung, Soziale Arbeit und Familie. Es
geht parallel dazu - und zum Teil sogar statt dessen - vor allem um Bewältigungsmechanismen, die sich auf mehr als auf Alter(n) und die Lebenssituation alter Menschen, ihre Versorgung und Integration hin auszurichten haben, die Alter(n) in bislang nicht gekannter Weise mit anderen gesellschaftlichen· Interessen in Einklang zu
bringen haben. Es geht um eine grundlegende Neudefinition und Neuinstitutionalisierung des derzeit in anachronistischer Weise geregelten Verhältnisses von Alter(n)
und Gesellschaft und damit von Individuum (unabhängig vom Alter) und Gesellschaft, um eine neue gesellschaftsadäquate Vergesellschaftung des Alter(n)s, so die
Autorin.
Mit ihrem Ansatz greift sie anerkannte Kritikpunkte an bisherigen Konzepten zur
Analyse sozialer Probleme und des Alter(n)s auf, und es gelingt ihr in überzeugender Weise, die hieraus entwickelten Forderungen einzulösen: So geschieht die makrosoziologische Fundierung durch die Anbindung an Theorien sozialen Wandels
und der Modernisierung (z. B. der Familie, des Sozialstaats). Der Forderung nach
theoretischen, allerdings nicht abstrakten, sondern praxistauglichen und operationalisierbaren Termini wirq durch Begriffe wie "normative und instrumentelle Unbestimmtheit" hinsichtlich der neu zu bestimmenden Vergesellschaftung des AIter(n)s entsprochen. Ziele (Sicherheit, Freiheit, Gerechtigkeit) und Mittel (Ruhestand, Altersgrenze, Rente, sonstige soziale Sicherung, Familie) lassen sich dabei vor
dem Hintergrund konkreter gesellschaftlicher Verhältnisse und Prozesse (insbesondere des Sozialstaats) bestimmen und in ihrem historischen Veränderungsprozeß erfassen. Die Forderung nach prozeßhafter Beschreibung im Kontext gesellschaftlicher Entwicklung wird eingelöst (siehe z. B. Mertons Konzept der "modes of adaptation"). Indem sie die Vergesellschaftungsziele Sicherheit, Freiheit und Gerechtigkeit vor dem Hintergrund einer konkreten historischen Gesellschaft ableitet und in
der Entwicklung ihrer sozialstaatlichen Konjunkturen zumindest teilweise nachzeichnet, entspricht die Autorin der Forderung, die politische Dimension der Entwicklung und Bearbeitung sozialer und gesellschaftlicher Probleme zu untersuchen.
Der Forderung nach Verbindung subjektiver und objektiver Faktoren bei der Entwicklung und Bearbeitung sozialer bzw. gesellschaftlicher Probleme entspricht sie,
indem sie sowohl gesellschaftliche Strukturen und Verhältnisse als auch subjektiv
geleitete Prozesse der Definition und des Handelns berücksichtigt. Entsprechend
sieht sie die Lösung weder im Sinne eines technischen Problems noch als rein politischen oder sonstigen Aushandlungsprozeß. Strukturelle Voraussetzungen und De-
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Mit der vorliegenden Arbeit wird nicht nur eine fundierte kritische Analyse des Entwicklungsstandes der Gerontologie und Alter(n)ssoziologie (Kapitel 2 und 3) vorgelegt. Das von Backes entwickelte soziologisch-analytische Rahmenkonzept (insbes. Kapitel 4 ff.) bietet erstmalig eine systematische und umfassende Grundlage für
eine fundierte und vielschichtige Analyse des Verhältnisses von Alter(n) und Gesellschaft. Seine empirische Überprüfung liegt exemplarisch mit dieser Arbeit bereits vor. Insgesamt belegt Backes anhand zahlreicher Veränderungen bisher scheinbar allgemeingültiger Alter(n)sformen und -normen (z. B. Deinstitutionalisierung
des Lebenslaufs, Pluralisierung von Lebensweisen und Lebenslagen auch im Alter)
überzeugend, daß demographischer Wandel und Alter(n)sstrukturwandel selbst
Folge, Ergebnis und Kennzeichen wie gleichzeitig Bedingung weiterer Modernisierung von Gesellschaft sind. Erst im Zusammenhang mit anderen Prozessen der Modernisierung werden sie zu einem gesellschaftlichen Problem.
Darüber hinaus enthält das Konzept vielfältige Anknüpfungspunkte für eine weitergehende Analyse des bislang zu undifferenziert behandelten Verhältnisses von
Alter(n) und Gesellschaft. Die von Backes konsequent und beeindruckend aufgezeigte Komplexität der Problemgenese wirft ein Licht auf die notwendige Komplexität der Problembearbeitung. Neben klassischen und neuen Instrumenten des Sozialstaates sind übergreifende kulturelle, politische und ökonomische Veränderungen erforderlich, auch wenn ein Abschied von der Hoffnung auf eingespielte (einfachere) Bearbeitung und "Lösbarkeit" bisher primär sozialer Alter(n)sprobleme
schwerfällt. Dies ermöglicht zugleich eine aus meiner Sicht wünschenswerte wie notwendige Entideologisierung der aktuellen sozialpolitischen Diskussion um die vermeintlichen "Folgeprobleme" des demographischen Wandels. Indem die Alter(n)sproblematik als Vergesellschaftungsproblem und nicht mehr nur als Problem des AIter(n)s oder als primär demographisches Problem begriffen wird, zeigt sich die gesamtgesellschaftliche Herausforderung für Politik und für andere gesellschaftliche
Systeme (wie Ökonomie, Arbeitsmarkt, kulturelles System). Für die aktuelle Sozialpolitikdiskussion bedeutet dies eine Qualifizierung, so daß die Möglichkeiten
und Grenzen einer rein auf die Sozialpolitik fixierten Problembearbeitung deutlich
werden.
Die Arbeit bietet zahlreiche Anknüpfungspunkte für weitere gerontologische, sozialpolitikwissenschaftliche und auch über das Thema "Alter(n)" hinausgehende soziologische Forschung (etwa zu sozialen/gesellschaftlichen Problemen). So wird bewußt die Binnenperspektive des "Alters" als Lebensphase verlassen, indem Alter
und Altem als gesellschaftliche Strukturmerkmale betrachtet werden. Die Arbeit
stellt einen m. E. bedeutsamen, längst ausstehenden Beitrag zur Sozialstrukturanalyse dar, die eine bedeutende Leerstelle soziologischer Gesellschaftsanalyse füllt
und das Thema "Alter(n)" stärker in die soziologische Analyse einführen wird. Sie
gibt somit entscheidende Anregungen zur Beförderung einer auch in der Soziologie
bisher weitgehend vernachlässigten Thematik. Im Sinne einer Sozialstrukturanalyse
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wird Alter(n) als konstitutives Merkmal der Gesellschaftsstruktur und -entwicklung
begriffen. Damit wird der Weg zu einer Gesellschaftsanalyse beschritten, die sowohl
nach den Auswirkungen des "Alterns der Gesellschaft" und damit einer zunehmenden und qualitativ sich wandelnden Gruppe älterer und alter Menschen auf die gesamte Gesellschaft fragt, wie auch die Rückwirkungen der gesellschaftlichen Modernisierung auf die Lebenslagen älterer und alter Menschen thematisiert.
an den "sperrigen Gegenstand ,Staat'" (S. 13) aus feministischer Sicht bereits geschehen ist, und zwar insbesondere (1.) auf der ideengeschichtlichen Ebene mit kritischem Blick auf den staatstragenden Gesellschaftsvertrag, (2.) auf der nationalstaatlichen Ebene und ihren Auseinandersetzungen mit insbes. der männlichen
Staatsbürgerschaft, schließlich (3.) auf der Policy-Ebene und (4.) auf der strukturellen Ebene u. a. mit der Absicht der Analyse der staatstypischen "männerbündischen
Strukturen" (Eva Kreisky) (S. 13). Gleichzehig wurde deutlich, daß eine Erforschung des Staates nicht ohne die Analyse seines "alter ego" (S. 13), der Privatheit,
sinnvoll möglich ist. Feministisch-politikwissenschaftliche Ansätze, die damit einhergehende Fragen bearbeiten - wie etwa die nach dem geschlechtsspezifischen
Handeln des Staates, der sich von einer durch Emotionalität und Fürsorge gekennzeichneten Privatsphäre absetzt -, weisen auf Defizite im herrschenden politikwissenschaftlichen Malestream hin. Gleichzeitig verweisen sie auf die noch recht dürftigen empirischen Kenntnisse in weiten Feldern dieser Thematik (etwa die in politischen Institutionen wirksamen Geschlechterasymmetrien) und die Fruchtbarkeit
der jüngsten Kontroversen in der politischen Theorie für empirische Forschungen
über Staat und Privatheit. Jenseits aller Kontroversen in der feministischen Debatte
erscheint der Staat hier in seiner zentralen, ambivalenten Rolle "einerseits als Garant gleicher Grundrechte und Freiheiten, andererseits aber auch als eine Institution, die die Rechte der Frauen häufig beschneidet und sie auf tradierte Rollenmuster festzulegen sucht." (S. 15)
Prof. Dr. Gerhard Naegele, Köln
Brigitte KerchnerlGabriele Wilde (Hg.) (1997): Staat und Privatheit. Aktuelle Studien
zu einem schwierigen Verhältnis, Opladen: Leske & Budrich, ISBN 3-8100-16659
Herausgeberinnen und Autorinnen des Readers gehen von folgenden Grundüberlegungen aus: "Gemeinhin gilt die Trennung von Staat und Privatheit als Kennzeichen der Modeme. Ob man den Staat nun für einen Garanten von Freiheit und
Gleichheit hält oder für einen alles kontrollierenden Leviathan - immer erscheint er
als ein öffentlicher Ort, der durch politische und rechtliche Verfahren geregelt ist.
Demgegenüber stellt sich die Familie als vermeintlich "natürliche" soziale Institution dar, als ein Hort selbstbestimmten Lebens mit fürsorglichen, gar "mütterlichen"
Umgangsformen (Klappentext). Mit dieser Frage setzen sich die Berliner Politikwissenschaftlerinnen aus verschiedenen Perspektiven kritisch auseinander und
stellen sie als traditionelle Vorstellungen in Frage. Hauptgegenstand des Readers
sind "das spannungsreiche Verhältnis von Staat und privatem Leben sowie die geschlechtsspezifischen Ausprägungen beider Sphären" (Klappentext). Damit mischen sich die Autorinnen aktiv in die aktuelle feministische Kontroverse über Öffentlichkeit und Privatheit. Bislang existierende theoretische Positionen werden von
ihnen kritisch aufgearbeitet und durch neue empirische und historische Ergebnisse
fundiert. "Ziel ist es, die politische Debatte über die Chancen und Grenzen staatlichen Eingreifens in das private (Frauen)Leben zu versachlichen und zu entmystifizieren." (Klappentext)
Damit haben sich die im Reader vertretenen Politikwissenschaftlerinnen - nach einer Zeit der Vorbehalte gegenüber dem Staat als Forschungsobjekt - Fragen gewidmet, die international die politische, zum Teil auch klassisch wissenschaftliche
Diskussion wie auch die feministische Wissenschaft herausgefordert haben und dies
weiterhin tun: der Frage der Trennung von Staat und Familie (s. bereits Max Weber)
oder Öffentlichkeit und Privatheit, der damit einhergehenden dichotomen Sicht auf
Frau und Mann und der in dieser Dichotomie strukturell angelegten Gewalt gegenüber Frauen und dem Privaten. Sie können auf zahlreiche vorangehende Arbeiten insbesondere innerhalb der 80er Jahre zurückgreifen, in denen die Annäherung
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Der politikwissenschaftlichen Sicht auf diese spannungsreiche, wissenschaftliche
und feministische Debatte sind die Beiträge des Readers - mit unterschiedlichen
Perspektiven und Verfahren - gewidmet. Es geht dabei um die Thematisierung von
Staat und Privatheit in der politischen Theorie (Holland-Cunz; Wilde; Ebrecht) und
in politikwissenschaftlichen Ansätzen (Sauer; Lang), um die historischen und rechtlichen Grundlagen der Staatspolitik in ihren Auswirkungen auf das private Leben
(Kerchner; Berghahn), um die Geschlechterasymmetrien im Politischen System der
Bundesrepublik Deutschland (Meyer; Koch-Baumgarten) wie auch um die geschlechtsspezifischen Auswirkungen zwischenstaatlicher Interventionen (Wasmuht) oder um die "politisch inszenierte Privatheit" in unterschiedlichen kulturellen Räumen (Wedel). Gemeinsam geht es um das Aufspüren geschlechtsspezifischer
Folgen der Konstruktion "privat versus öffentlich", der Mechanismen und Strategien, die zu einem Ausschluß von Frauen aus Staat und Politik beitragen oder öffentliche geschlechtsspezifische Positionierungen mit sich bringen. Darüber hinaus
ist es konkretes Anliegen, die "strukturelle und funktionale Verschränkung von
Staat und Privatheit am konkreten Beispiel und in der historischen und kulturellen
Varianz - theoretisch, historisch und empirisch - zu zeigen" (S. 16). Denn insbesondere den mit den Unterschieden zwichen Staat und Privatheit verbundenen Geschlechterasymmetrien gilt das Erkenntnisinteresse.
Trotz heterogener Zugriffe und Ergebnisse zeichnet sich ein Konsens hinsichtlich
des Verhältnisses von Staat und Privatheit zum einen und des Begriffs der Privatheit
zum anderen ab: So kommen die Autorinnen zu dem Ergebnis, daß die eingängigen
und selbstverständlich erscheinenden dualen Bilder von Staat und Privatheit, die
Trennung in Staat als vermeintlicher Garant von Freiheit und Gleichheit oder alles
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kontrollierende, rechtlich rational geregelte Institution zum einen und Familie bzw.
Privatheit als vermeintlich "natürlicher" Hort selbstbestimmten und von Fürsorge
umgebenen Lebens zum anderen, angesichts ihres "empirischen Gehalts in konkreten historischen Situationen und klar bezeichneten kulturellen Räumen" (S. 9) täuschen. Statt einer Fortschreibung der rigiden Dichotomisierung (s. Politische Theorie und traditionelle Politikwissenschaft) schlagen sie vor, das Verhältnis von Staat
und Privatheit "in seiner Komplexität zu interpretieren" (S. 23). Und in ihren vielschichtigen Perspektiven auf die Privatheit weisen die Autorinnen nach, daß - neben der Grenze zwischen Staat und Privatheit - auch die angebliche Macht- und politische Bedeutungslosigkeit des Privaten eine Konstruktion darstellt, daß Privatheit
politische Macht beinhaltet und eine "flexibel nutzbare, wenn auch nicht völlig beliebige, staatliche Ressource" (Sauer) darstellt.
Zusammenhänge mit einer umfassenderen gesellschaftlichen Ordnungspolitik - und
damit letztlich auch Gesellschaftspolitik - auf. Schließlich fragt er im Schlußkapitel
nach dem zukünftigen Stellenwert von Familienpolitik im Kontext des Sozialstaates
auf marktwirtschaftlicher Basis. Dabei kommt er zu dem Ergebnis, daß zukunftsrelevante Familienpolitik in übergreifende gesellschaftliche und wirtschaftliche Entwicklungstendenzen einzubetten ist, und daß es - im Sinne eines "realistischen Utopiequantums" - eines "politikwirksamen Familienbewußtseins" bedarf, um Derartiges zu bewirken.
Insgesamt handelt es sich um ein ausgesprochen anregendes, informatives und innovatives, bisherige Perspektiven zu Staat und Privatheit kritisch hinterfragendes
Buch, das nicht nur Politologinnen und Politologen, s(;mdern auch anderen Sozialund Geisteswissenschafterlnnen wie auch praktisch in Politik und Verwaltung Tätigen zur Lektüre empfohlen werden kann.
Prof Dr. Gertrud M. Backes, Cottbus/BerUn
Max Wingen (1997): FamilienpoUtik. Grundlagen und aktuelle Probleme, Stuttgart:
Lucius & Lucius. ISBN 3-8252-1970-4, DM 39,80 / öS 294,50 / sFr 37,00
Mit seinem fast 500 Seiten langen Werk geht es dem seit langem auf den Gebieten
der Familienpolitik und Demographie ausgewiesenen Autor um die Vermittlung eines weitreichenden Grundverständnisses für die Inhalte und Problemlagen einer an
Rationalität ausgerichteten, systematischen Familienpolitik. Dies geschieht auf dem
Hintergrund einer fundierten Darstellung des sozialen Wandels familialer Lebensformen und berücksichtigt entsprechend explizit die Ausrichtung der Familienpolitik an Familienphasen und familialen Adressaten. Dabei werden die Ziele wie die
zentralen Maßnahmenfelder und ihre Instrumente sowie die entsprechenden relevanten Trägerebenen (bis hin zur EU-Ebene) im einzelnen systematisch vorgestellt.
Die Koordinierungsprobleme im föderativen Staat und die häufig nur schwer faßbaren Wirkungen und Wechselwirkungen familienpolitischen Handeins werden
ebenfalls - trotz ihrer Komplexität - in leicht nachvollziehbarer Weise thematisiert.
Dabei integriert der Autor die Gestaltung von Familienrecht und auf Familien bezogenen Bildungs- und Beratungshilfen und sozialen Diensten konzeptionell in das
breite Spektrum familienpolitischen Handels bzw. familienpolitischer Handlungsmöglichkeiten. Familienpolitik sieht der Autor auf der Basis ihrer sozialwissenschaftlichen und normativen Grundlagen als Querschnittspolitik, und er zeigt ihre
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Insgesamt zeichnet sich der Text - neben seiner umfassenden und aktuellen Sachund Detailkenntnis - dadurch aus, daß immer wieder konkrete Handlungserfordernisse und damit die Notwendigkeit sozialreformerischer Ansätze erläutert und nachvollziehbar gemacht werden. Dies gilt z. B. hinsichtlich der an Gleichberechtigung
orientierten geschlechtshierarchischen Arbeitsteilung auch innerhalb der Familie,
einer stärker an Familie orientierten Gestaltung der Erwerbsarbeit, einer familiengemäßen Einkommensgestaltung (s. Familienlasten- bzw. Familienleistungsausgleich), hinsichtlich der Sicherung familiengerechter Bedingungen des Wohnens und
der Umsetzung für Familien relevanter Normen des Kinder- und Jugendhilfegesetzes mit seinem erweiterten Aufgabenspektrum.
Das reichhaltige inhaltliche Spektrum der Arbeit wird durch entsprechend breites
und fundiertes empirisch-statistisches Datenmaterial, zum Teil mit international
vergleichenden Übersichten, abgesichert. Dies ermöglicht einen profunden, anschaulichen und zum Weiterdenken anregenden Einblick in die einzelnen Themengebiete. Durch zahlreiche weiterführende Literaturhinweise werden Leser und Leserin darin unterstützt, sich weitergehend mit (Teil-)Aspekten des umfangreichen
Themas zu beschäftigen. Der Zugang zu der umfangreichen und komplexen Thematik wird durch ein ausführliches Sachregister zusätzlich erleichtert.
Sowohl als weitreichende Basisinformation für das praktisch-politische Handeln wie
für eine weiterreichende gedankliche Befassung mit den Grundlagen der Familienpolitik (etwa im Rahmen eines Studiums) empfiehlt sich diese Arbeit als ausgesprochen vielschichtig informativ und anregend, dies insbesondere, da eine Verbindung
umfassender Information mit innovativen Perspektiven gelingt.
Prof Dr. Gertrud M. Backes, Cottbus/BerUn
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BERICHTIGUNG zu Heft 8
ZEITSCHRIFT FÜR
Thesen zur Sozialpolitik: ein Gemeinschaftsprodukt
In Heft 8, 1998, S. 525-569, veröffentlichte die ZSR die "Thesen zur Sozialpolitik in
Deutschland". Diese Thesen zur Sozialpolitik sind ein Gemeinschaftsprodukt der
Direktoren des Bremer Universitäts-Zentrums für Sozialpolitik, Prof. Dr. Stephan
Leibfried, Prof. Dr. Rainer Müller, Prof. Dr. Winfried Schmähl und Prof. Dr. Manfred G. Schmidt. Diese Thesen wurden in der Veröffentlichung vom Herausgeber
ausschließlich einem der vier Autoren, nämlich Professor Dr. Manfred G. Schmidt
zugerechnet, da mit diesem die Korrespondenz geführt wurde. Richtig hätte es somit heißen müssen:
HERAUSGEBER
UND SCHRIFTLEITUNG:
ANSCHRIFT
DER SCHRIFTLEITUNG:
44. Jahrgang
S"~;alrel,,,m
PROF. DR. FLORIAN TENNSTEDT, KASSEL· HORST HEINKE,
WIESBADEN· WOLFGANG WRUCK, WIESBADEN
MARKTPLATZ 13, 65183 WIESBADEN
NOVEMBER/DEZEMBER 1998
Heft 11/12
Thesen zur Sozialpolitik in Deutschland
Zentrum für Sozialpolitik, Universität Bremen: Prof. Dr. Stephan Leibfried, Prof.
Dr. Rainer Müller, Prof. Dr. Winfried Schmähl und Prof. Dr. Manfred G. Schmidt
F.T.
Wohlfahrtsstaaten im UmbruchGewinner und Verlierer im internationalen Vergleich
ZEITSCHRIFT FÜR SOZIALREFORM (ZSR)
Erscheinungsweise: monatlich. Verlag: Verlag Chmielorz GmbH, Marktplatz 13, 65183 Wiesbaden,
Telefon: 0611/36098-0, Telefax: 0611/301303. Verlagsleitung: Werner Augsburger, Jürgen B.
Wamser. Schriftleitung: Prof. Dr. Florian Tennstedt, Kassel. Redaktion: Regierungsrat a. D. Horst
Heinke, Assessor jur. Wolfgang Wruck, Wiesbaden, Telefon: 06 11 /3 60 98-23. Anzeigen: Karin
Irmscher, Telefon: 06 11/36098-59. Vertrieb: Gabriele Beiz, Telefon: 06 11/36098-57. Bezugspreis: Inland jährlich DM 828,- (inkl. Versandkosten und USt.). Ausland jährlich DM 842,20 inkl. Versandkosten (Binnenmarktländer-Empfänger mit Steuerbefreiung oder Drittländer) bzw. DM 901,15
inkl. Versandkosten und USt. (Binnenmarktländer-Empfänger ohne Steuerbefreiung). EinzeIheftpreis: DM 74,-. Abonnement-Kündigung mit einer Frist von 6 Monaten zum 31. 12. möglich. Bestellungen werden durch den Verlag und den Buchhandel entgegengenommen. Bankverbindung:
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BLZ 500 100 60, Konto-Nr. 1889 70-601. Zur Zeit gültige Anzeigenpreisliste Nr. 7 vom 1. Januar
1994. Druck: Druck- und Verlagshaus Chmielorz GmbH, Ostring 13, 65205 Wiesbaden-Nordenstadt.
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2229,65012 Wiesbaden, erbeterl. - Die in den Veröffentlichungen dieses Heftes vertretene Rechtsauffassung gibt nicht in jedem Falle die Auffassung der Schriftleitung wieder. - Für unverlangt eingesandte Manuskripte kann keine Gewähr übernommen werden. - Alle Rechte vorbehalten. Diese
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Die entwickelten Wohlfahrtsstaaten der westlichen Welt befinden sich derzeit in einem Anpassungswettlauf an sich rasch ändernde ökonomische Parameter. Die als
"Globalisierung" gehandelte, zunehmende nationale Entgrenzung und internationale Verflechtung ökonomischer und sozialer Beziehungen sowie weitreichende sozioökonomische Strukturveränderungen in den fortgeschrittenen kapitalistischen
Ökonomien selbst tragen je für sich dazu bei, das in den Nachkriegsjahrzehnten gewachsene wohlfahrtsstaatliche Arrangement gesellschaftlichen Bedarfsausgleichs
von Grund auf in Frage zu stellen. Dies gilt grundsätzlich, jenseits der wissenschaftlichen Debatten der letzten Jahre um "varieties of capitalism" und "worlds of welfare", für aUe wohlfahrtsstaatlich verfaßten Industrienationen gleichermaßen. Aber
sind auch die sozialpolitischen und in der Folge sozialstrukturellen Verteilungseffekte jener grundlegenden Veränderungen dieselben?
Mit eben dieser Frage nach den Gewinnern und Verlierern jüngster sozialpolitischer
Reformprozesse in westlichen Wohlfahrtsstaaten beschäftigte sich die Sektion Sozialpolitik der Deutschen Gesellschaft für Soziologie auf ihrer diesjährigen Jahrestagung am 8. und 9. Mai 1998 in Göttingen. Einer bewährten Tradition folgend, präsentiert das vorliegende Doppelheft der Zeitschrift für Sozialreform ausgewählte
Beiträge zu dieser Tagung einer breiteren Fachöffentlichkeit. Ganz verschiedenenmakrostrukturellen, institutionalistischen oder individuenzentrierten - Ansätzen
und Perspektiven folgend, machen die hier versammelten Texte auf je eigene Weise
deutlich, wie unterschiedlich sich im internationalen Vergleich sozialpolitische Reformdiskurse, -maßnahmen und -effekte darstellen. Sie offenbaren, wie soziale
Trennungslinien neu gezogen, gesellschaftliche Solidaritäten neu begründet werden.
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